Sie werden bei Login in den Shop auch automatisch auf der Bauernblatt-Website eingeloggt und können sich dann zukünftig mit dem gleichen Passwort auf beiden Websites anmelden.
In den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten haben die südamerikanischen Länder im Agrarbereich „bedeutende Zugeständnisse“ gemacht. So sah es Brasiliens Botschafter Pedro Miguel da Costa e Silva am Dienstag voriger Woche in Brüssel bei einer Anhörung im Handelsausschuss des EU-Parlaments.
Die EU-Agrarwirtschaft profitiere von Zollsenkungen, für sensible Produkte gebe es Einfuhrquoten und nur „sehr eingeschränkten“ Marktzugang für die Südamerikaner, so der Diplomat. Entschieden trat da Costa e Silva Vorwürfen entgegen, die Erzeuger in den Mercosur-Staaten profitierten von unfairen Wettbewerbsvorteilen durch niedrigere Produktionsstandards. „Einige unserer Standards sind strikter als die europäischen“, so der Botschafter. Als Beispiel nannte er Vorgaben zum Schutz der natürlichen Vegetation. Im Norden Brasiliens müssten Landwirte zu diesem Zweck 20 % ihrer Fläche aus der Produktion nehmen, in der Amazonasregion seien es sogar 80 %.
Nicht stichhaltig ist aus Sicht des Brasilianers die Kritik an fehlender Nachhaltigkeit in den südamerikanischen Ländern. Zwar gebe es ein Problem mit der Entwaldung, aber dabei dürfe die Ausgangslage nicht vergessen werden: Natürliche Lebensräume umfassten 65 % von Brasiliens Staatsgebiet und damit ein Areal, das 30 % größer als die gesamte EU sei. Der Botschafter verwies zudem auf die Treibhausgasemissionen. Diese lägen in den Mercosur-Staaten pro Kopf bei durchschnittlich 2,31 t, in der EU jedoch bei 5,66 t. Brasilien decke die Hälfte seines Energiebedarfs aus Erneuerbaren Quellen, in der EU liege der Anteil bei 23 %.
Große Erwartungen an das Abkommen hat der Europäische Dachverband der Weinwirtschaft (CEEV). Die Branche setzt auf zusätzlichen Absatz in Südamerika, um Probleme wie Überproduktion und rückläufigen Konsum zu bewältigen.
Der stellvertretende Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im EU-Parlament, Norbert Lins, wiederholte, dass das Abkommen in zahlreichen anderen landwirtschaftlichen Sektoren abgelehnt werde. Laut Lins sollen bereits bestehende EU-Regelungen noch einmal einer Prüfung unterzogen werden. Er nannte die Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR).
Bereits im Vorfeld der Anhörung hatten mehrere europäische Branchenverbände gemeinsam mit den EU-Ausschüssen der Bauernverbände (Copa) und ländlichen Genossenschaften (Cogeca) moniert, dass kritische Branchenvertreter nicht eingeladen worden seien. Durch das „selektive Framing“ drohe ein unvollständiges Bild des Abkommens gezeichnet zu werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Vom Abkommen am stärksten betroffen wären laut den Verbänden die Erzeuger von Zucker, Rindfleisch, Geflügel, Mais, Eiern und Bioethanol.
Die Europaminister Frankreichs und Italiens verabschiedeten eine gemeinsame Erklärung zum Mercosur-Abkommen, die mehr Schutz vor Marktverzerrungen für die europäischen Landwirte fordert. Um den Erzeugern gleiche Wettbewerbsbedingungen zu garantieren, sollten die europäischen Gesundheits-, Umwelt- und Sozialstandards durch eigene Klauseln abgesichert werden. In Brüssel war zu hören, dass die EU-Kommission den endgültigen Vertragstext noch vor der Sommerpause vorlegen könnte. age
Im Rahmen der Qualifizierung „Kräuterkunde“ des LandFrauenverbandes drehte sich kürzlich in der Hauswirtschaftsschule in Rendsburg alles um die Schätze der Natur: 19 engagierte TeilnehmerInnen tauchten im 3. Seminar-Baustein „Kräuterkochen“ in die Welt der essbaren Wildpflanzen ein.
Wilde Kräuter schmecken nicht nur lecker – sie sind auch ein echter Hingucker auf dem Teller. Fotos: Meike von der Goltz
Getreu dem Motto „Alles, was der Garten hergibt“ wurden bekannte und weniger bekannte Kräuter wie Giersch, Gundermann, Löwenzahn und Gänseblümchen verarbeitet – und natürlich mit Neugier und Freude verkostet. Die grüne Küche zeigte sich dabei von ihrer kreativsten Seite. Ob als würziges Pesto, aromatische Grüne Soße, frischer Salat oder raffiniertes Kräuterbrötchen – die Teilnehmenden entdeckten neue Geschmackserlebnisse und alte Kräuterschätze wieder.
Das gemeinsame Kochen förderte nicht nur das Wissen über heimische Pflanzen, sondern auch den Austausch untereinander – ganz im Sinne der LandFrauenidee: Lernen, Gemeinschaft und Nachhaltigkeit. Beim gemeinsamen Mittagessen, der Verkostung aller „gezauberten“ Gerichte, konnte anschließend erlebt werden, wie vielfältig, schmackhaft und gesund heimische Wildkräuter sein können.
Mit Begeisterung und frischem Kräuterduft in der Nase gingen die Teilnehmenden am Nachmittag nach Hause – inspiriert, die wilde Küche künftig öfter auf den eigenen Speiseplan zu setzen.
Großer Kräutertag 2025
Ein Tag voller Wissen, Genuss und grüner Ideen!
Am Mittwoch, 23. Juli, auf dem Kolonistenhof, Hüttener Berge gibt es ein Fest für alle Sinne rund um die Welt der Kräuter. Es gibt ein abwechslungsreiches Programm mit Workshops, Fachvorträgen, Kräuterführungen und einem bunten Kräutermarkt. Egal ob Kräuterprofi oder Neuling – dieser Tag bietet für jeden etwas. Vorbeikommen, inspirieren lassen und die Kraft und Vielfalt unserer heimischen Pflanzen entdecken.
Möglichkeiten zur Anmeldung gibt es noch unter landfrauen-sh.de
Die schwedische Regierung hat beim Thema Wolf Ernst gemacht: Die nationale Umweltschutzbehörde ist nun damit beauftragt worden, den Referenzwert hinsichtlich der Populationsgröße für einen „günstigen Erhaltungszustand“ in Schwedens Bericht an die EU-Kommission in diesem Jahr auf 170 Wölfe abzusenken.
Der Bericht zum Zustand der Arten laut Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ist alle sechs Jahre fällig. Im letzten Bericht 2019 hatte der Wert bei 300 Einzeltieren gelegen. Bereits im Herbst 2024 hatte die Regierung in Stockholm den Schritt angekündigt. Die Reduzierung der Wolfspopulation müsse laut dem schwedischen Landwirtschaftsministerium schrittweise erfolgen, um den günstigen Erhaltungszustand zu gewährleisten und „die geschützte und lizenzierte Jagd fortzusetzen“. Ein erstes Zwischenziel ist ein Schrumpfen der Wolfspopulation auf „270 Tiere bis zur nächsten lizenzierten Jagd im Jahr 2026“, erläuterte der Chef des Agrarressorts, Peter Kullgren.
Der Referenzwert einer Art ist die Mindestzahl an Individuen, die auf nationaler Ebene als notwendig erachtet wird, um die Aufrechterhaltung des günstigen Erhaltungszustands der Art in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet langfristig zu gewährleisten.
Kritik an der Änderung kam umgehend von der größten Umwelt- und Naturschutzorganisation im Land. Laut der Schwedischen Gesellschaft für Naturschutz verstoße die Entscheidung der Regierung gegen wissenschaftliche Empfehlungen und EU-Recht. Laut den Naturschützern müsse der Referenzwert höher sein als die berechnete lebensfähige Mindestpopulation, und 170 Wölfe würden dafür nicht reichen. Die Organisation warnt davor, dass der Wolf damit langfristig aus Schweden verschwinden könnte.
Ihre langjährige Forderung nach einer fairen und verlässlichen Entschädigungspraxis im Zusammenhang mit dem Ausbau der digitalen Infrastruktur haben die Familienbetriebe Land und Forst (FLuF) bekräftigt.
Anlässlich der Anhörung im Bundestagsausschuss zur geplanten Änderung des Telekommunikationsgesetzes stellte der Verband in der Vorwoche zugleich klar, dass er den Ausbau der digitalen Infrastruktur ausdrücklich begrüße, denn dieser sei entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums und schaffe überhaupt erst die Voraussetzungen für Teilhabe und für moderne Anwendungen, zum Beispiel das Precision-Farming.
Wenn aber, wie geplant, der Netzausbau und die Errichtung der damit einhergehenden Infrastruktur den Stellenwert eines „überragend wichtigen“ öffentlichen Interesses erhielten, dann „drohen dem privaten Grundbesitz harte Einschnitte und Duldungspflichten in einem bislang nicht gekannten Ausmaß“, warnt der Verbandsvorsitzende Max von Elverfeldt. Dringenden Nachsteuerungsbedarf sieht er vor allem bei den von der technischen Entwicklung völlig überholten und aus seiner Sicht „unangemessen niedrigen“ Entschädigungsstandards. Wer Platz für unter- wie oberirdische Leitungen, Masten, Funktürme und weitere technische Infrastruktur bereitstellen müsse, „den kann man nicht, wie bisher, mit beschämend geringen Einmalzahlungen abspeisen“, so von Elverfeldt.
„Einmalzahlungen mögen für Netzbetreiber bequem sein – für viele Familienbetriebe bedeuten sie einen dauerhaften wirtschaftlichen Nachteil“, erklärte von Elverfeldt. Wenn über Jahrzehnte hinweg keine Bäume mehr gepflanzt werden dürften, Rückegassen entfielen oder der Boden nicht mehr wie gewohnt bearbeitet werden könne, dann brauche es einen Ausgleich, der dem auch gerecht werde. Die Familienbetriebe Land und Forst forderten daher angemessene wiederkehrende Zahlungen statt pauschaler Abfindungen.
An seinem 51. Tag als Landwirtschaftsminister sprach Alois Rainer (CSU) beim Deutschen Bauerntag. Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, hatte im Bauernblattintervieweinen positiven Eindruck.
Hat Landwirtschaftsminister Alois Rainer beim Bauerntag Ihre Erwartungen erfüllt? Klaus-Peter Lucht: Ich habe zum ersten Mal seit langer Zeit wieder das Gefühl, dass unsere Themen gehört werden. Landwirtschaftsminister Rainer setzt auf Kompromisse und Praxisnähe statt auf ideologische Grabenkämpfe. Das wird der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft helfen.
Welche Unterschiede haben Sie zum Amtsvorgänger Cem Özdemir (Grüne) wahrgenommen? Unter Minister Özdemir war vieles ideologiegetrieben, es ging mehr um Symbolpolitik als um praxisnahe Lösungen. Jetzt erleben wir Dialogbereitschaft und eine politische Kehrtwende. Rainer hat sich entgegen dem vorgesehenen Protokoll sogar offen zur Diskussion gestellt. Er hatte in einzelnen Punkten die Ehrlichkeit zu sagen: „Ich bin noch nicht im Thema, kommen Sie direkt auf mich zu“, das finde ich bemerkenswert.
Sehen Sie auch Konfliktpotenzial? Ganz klar beim Mindestlohn. Die Erhöhung auf knapp 15 € gefährdet arbeitsintensive Sonderkulturbetriebe. Wir haben ein alternatives Konzept mit einer Ausnahme für die Landwirtschaft vorgeschlagen. Rainer zeigt sich gesprächsbereit, aber das Bunde
Welche positiven Signale nehmen Sie mit von Alois Rainer? Als Sprecher der Verbändeplattform für Erneuerbare Antriebe freut es mich, dass Rainer die Forderung nach steuerlicher Entlastung synthetischer Kraftstoffe aufgenommen hat. Wir brauchen Kraftstoffe, die mit der bestehenden Logistikkette kompatibel sind. Elektromobilität mag für kleinere Maschinen im Hofeinsatz funktionieren, jedoch nicht für die große, moderne Landwirtschaft. Insofern ist die Offenheit gegenüber alternativen Kraftstoffen, die praxistauglich sind, ein gutes Zeichen.
Wie ist Ihr Eindruck von dem Verhältnis zwischen dem Landwirtschafts- und dem Umweltministerium? Rainer und Umweltminister Carsten Schneider (SPD) haben beim Bauerntag ein konstruktives Miteinander erkennen lassen. Rainer hat sich die Rede seines Umweltkollegen vollständig angehört, das war früher nicht selbstverständlich. Ich denke, es gibt eine realistische Chance für eine gemeinsame, praxisnahe Naturschutzpolitik. Wichtig ist auch, dass wir als Bauern die Minister sachlich fordern.
Welchen Eindruck macht der neue Umweltminister Schneider auf Sie? Er kommt aus Thüringen, versteht den ländlichen Raum und spricht nicht im Alarmmodus. Das Wort „Klimakatastrophe“ hat er nicht genutzt, sondern betont, dass Klimaschutz in die Produktionsrealität integriert werden müsse. Das ist auch unsere Forderung: Wir wollen und können Biodiversität mitproduzieren, aber wir wollen dafür auch fair bezahlt werden. Ich glaube, Schneider versteht das. Fragen: mbw
Der gesetzliche Mindestlohn soll in zwei Stufen bis 2027 auf 14,60 € pro Stunde steigen. Zum 1. Januar steigt der Mindestlohn im ersten Schritt auf 13,90 € pro Stunde. Das teilte die Mindestlohnkommission am Freitag voriger Woche in Berlin mit.
Der gesetzliche Mindestlohn von derzeit 12,82 € soll in zwei Stufen steigen. Die Mindestlohnkommission empfiehlt eine Anhebung auf 13,90 € zum 1. Januar 2026 sowie auf 14,60 € zum 1. Januar 2027. Die Empfehlung der paritätisch von den Tarifpartnern besetzten Mindestlohnkommission erfolgte einstimmig.
Verbände fordern Sonderregelung
In der Landwirtschaft stieß die Empfehlung auf Kritik. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, sprach von einer „massiven Anhebung des Mindestlohns“, der landwirtschaftliche Betriebe zum Ausstieg aus arbeitsintensiven Kulturen zwingen werde. „Wir werden dem Wettbewerbsdruck innerhalb der EU nicht standhalten können“, warnte Rukwied. Das werde zu einer weiteren Produktionsverlagerung ins Ausland führen. Der Bauernpräsident forderte erneut eine Sonderregelung für saisonal Beschäftigte in der Landwirtschaft. Gleichlautende Forderungen kamen von Landesbauernverbänden. „Betriebe mit Sonderkulturen sind in ihrer Existenz bedroht“, warnte der Geschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), Dr. Christian Weseloh. Seiner Auffassung nach ist eine differenzierte Betrachtung der Sonderkulturen bei der Mindestlohnregelung unerlässlich. Ziel müsse es sein, „sowohl soziale Gerechtigkeit als auch landwirtschaftliche Realitäten zu berücksichtigen“. Der Gesamtverband der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (GLFA) zollte der Mindestlohnkommission Anerkennung, dass sie sich nicht dem politischen Druck gebeugt habe, den gesetzlichen Mindestlohn auf 15 € anzuheben. Gleichzeitig forderte auch GLFA-Präsident Hans-Benno Wichert die Bundesregierung auf, umgehend eine Ausnahme vom gesetzlichen Mindestlohn für den Obst-, Gemüse- und Weinbau auf den Weg zu bringen. „Wer regionale und klimafreundliche Lebensmittelversorgung sowie landwirtschaftliche Vielfalt erhalten will, muss jetzt handeln“, so Wichert.
Der Zentralverband Gartenbau (ZVG) stellt die Frage, wie tragfähig diese Entscheidung tatsächlich für alle Seiten ist, insbesondere für die hoch belasteten Betriebe im Bereich der Sonderkulturen. Gerade sie hätten zuletzt noch einmal eindringlich vor den Folgen weiterer Erhöhungen gewarnt, heißt es in einer Pressemeldung des ZVG. Der ZVG hatte zuvor eigene Lösungsvorschläge gemacht: Einfrieren des Mindestlohnes auf dem aktuellen Niveau bei 12,82 € und Anhebung erst dann, wenn 80 % des gesetzlichen Mindestlohns diesen Wert übersteigen. Dieser Appell wurde nicht berücksichtigt.
Ausnahmeregelungen sind Sache der Politik
Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) verteidigt das Verhandlungsergebnis der Mindestlohnkommission zur künftigen Höhe der Lohnuntergrenze. Als Sozialdemokratin habe sie sich zwar eine stärkere Erhöhung gewünscht, sagte Bas im Deutschlandfunk. Doch gehöre die Lohnpolitik „am Ende in die Hände von Arbeitgebern und Gewerkschaften“. Die Mindestlohnkommission befasst sich nach Angaben ihrer Vorsitzenden Christiane Schönefeld nicht mit möglichen Ausnahmeregelungen beim Mindestlohn. Dies sei Sache des Gesetzgebers, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgebervereinigung, Steffen Kampeter, am Freitag voriger Woche in Berlin. Das Vorstandsmitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), Stefan Körzell, erteilte entsprechenden Forderungen eine kategorische Absage. Alle drei Vertreter kritisierten wiederholte Versuche von politischer Seite, sich in die Arbeit der Mindestlohnkommission einzumischen. Dies habe die Verhandlungen enorm erschwert.
Die Mindestlohnkommission ist politisch unabhängig. Ihre Mitglieder sind jeweils drei Vertreter der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite sowie zwei Wissenschaftler. Den Vorsitz hat das ehemalige Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, Christiane Schönefeld. Die Empfehlung muss formal vom Bundesarbeitsministerium über eine Rechtsverordnung umgesetzt werden. Dabei gibt es keinen Ermessensspielraum.age, mbw
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) würdigte in seiner Rede auf dem Deutschen Bauerntag die enorme Bedeutung der Landwirtinnen und Landwirte für die Ernährungssicherheit und Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln. Er bekannte sich zur Verantwortung des Staates, praktikable politische Lösungen für die Landwirtschaft zu schaffen. Pünktlich zum Bauerntag entfiel die Stoffstrombilanz und die Agrardiesel-Rückvergütung wurde wiedereingeführt. Zudem kündigte er an, demnächst auch alternative Kraftstoffe steuerlich zu begünstigen, konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau und einer neuen Exportstrategie vorzulegen.
Zu Beginn seiner Rede vor rund 750 Delegierten und Gästen des Deutschen Bauerntages sprach Bundeslandwirtschaftsminister Rainer den Stalleinbruch von Aktivisten der Organisation Animal Rebellion am 24. März in den landwirtschaftlichen Betrieb des Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes, Günther Felßner, in Mittelfranken an. Felßner wurde zu diesem Zeitpunkt als Kandidat für das Bundeslandwirtschaftsministerium gehandelt und zog aufgrund dieser Ereignisse zurück. Rainer betonte die Notwendigkeit, demokratische Meinungsverschiedenheiten zu akzeptieren, grenzte sich aber entschieden gegen Gewalt und Sachbeschädigung bei Protestaktionen ab.
Bürokratie belastet die Betriebe
Der Minister kritisierte die übermäßige Bürokratie in der Landwirtschaft und setzt auf einen spürbaren Abbau. Landwirte müssten wieder mehr Zeit auf dem Hof, auf dem Feld oder im Stall verbringen können, „nicht hinter dem Schreibtisch“. Rainer sieht sein Haus auf einem guten Weg durch die eigens eingerichtete Stabsstelle, die eine Neubewertung der rund 200 Vorschläge zum Bürokratieabbau vornehme, die die Länder in den vergangenen Wochen eingereicht hätten. Dem Export landwirtschaftlicher Produkte aus Deutschland will Rainer zu einem Aufschwung verhelfen, um wie Wirtschaftskraft zu stärken. Sein Ministerium arbeite an Eckpunkten für eine Exportstrategie. Die Präsenz auf Auslandsmessen solle wieder ausgedehnt werden. Sein Vorgänger Cem Özdemir (Grüne) hatte noch beschlossen, das Auslandsmesseprogramm der Agrarressorts deutlich einzuschränken.
Abbau der Tierhaltung verhindern
Die Tierhaltung in Deutschland zu erhalten, sei eine seiner großen Aufgaben, betonte Rainer vor den Delegierten in Berlin. Ein weiterer Abbau der Tierhaltung in Deutschland müsse verhindert werden, das würde nur dazu führen, die Produktion ins Ausland zu verlagern, mit unsicheren Tierhaltungsstandards. Er unterstütze den Ausbau von Tierwohlstandards, erteile aber einer Finanzierung über eine „Fleischsteuer“ eine klare Absage. Er betonte, dass er für Bestandsschutz und eine Planungssicherheit von 20 Jahren eintrete, wenn investiert werde. Zur Verschiebung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes sagte er, es müsse vom ersten Tag an funktionieren, deshalb sei eine Verschiebung auf den 1. März 2026 notwendig. Er kündigte dazu eine praxisnahe Ausgestaltung und Fachgespräche mit den Verbänden an.
Der Minister bekannte sich auch zu einem dringenden Handlungsbedarf im Pflanzenschutz. Es gehe nicht um Selbstzweck, sondern sichere Ernten und Einkommen für die Landwirtschaft. Er sprach sich dafür aus, die Zulassung für Pflanzenschutzmittelwirkstoffe zu beschleunigen, um neuen Schaderregern wie der Schilf-Glasflügelzikade künftig wirksam begegnen zu können. Zum Thema Steuerbegünstigung kündigte Rainer an, für ihn stünden auch biogene Kraftstoffe auf der Tagesordnung. Die Entwicklung dieser Kraftstoffe im Markt solle gefördert werde, um der Land- und Forstwirtschaft den Einstieg in alternative Treibstoffe zu ermöglichen. Den jungen Betriebsnachfolgern in der Landwirtschaft kündigte der Minister an, ein Politikumfeld zu schaffen, das für Hofnachfolge und sichere Investitionen stehe.mbw
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch voriger Woche der Aufhebung der Stoffstrombilanzverordnung zugestimmt. Der Beschluss erfolgte im Rahmen einer sogenannten Ministerverordnung, für die weder der Bundestag noch der Bundesrat zustimmungspflichtig sind. Die Verordnung tritt in Kraft, sobald sie im Bundesgesetzblatt verkündet worden ist.
Agrarminister Alois Rainer (CSU) sprach von einem großen Schritt zum Bürokratieabbau in der Landwirtschaft. Sein Haus setze damit einen zentralen Auftrag aus dem Koalitionsvertrag um und sorge für erste spürbare Entlastungen im landwirtschaftlichen Alltag. Damit verbunden sei eine Entlastung der Betriebe bei den Bürokratiekosten in einer Größenordnung von 18 Mio. € im Jahr. Rainer kündigte an, dass die Bundesregierung so schnell wie möglich einen neuen Anlauf für eine Novelle des Düngegesetzes unternehmen werde. Ein erster Versuch der Vorgängerregierung war in der letzten Wahlperiode im Vermittlungsausschuss gescheitert. Rainer nannte als Ziel, eine verlässliche Rechtsgrundlage zu schaffen für ein „effizientes, umweltgerechtes und zugleich praxistaugliches Nährstoffmanagement“. Im Zuge dieser Gesetzesnovelle wird es auch darum gehen, ein Instrument zu prüfen, das eine Nährstoffbilanzierung auf betrieblicher Ebene ermöglicht. Der Minister versicherte, es gehe dabei um eine bürokratiearme Regelung, die man gemeinsam mit den Beteiligten erarbeiten werde und die dem europäischen Recht genüge.
DBV fordert verursachergerechtes Düngerecht
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, begrüßte die Aufhebung der Stoffstrombilanzverordnung. Zugleich erteilte er einer Nachfolgeregelung eine Absage. „Die Stoffstrombilanz muss ersatzlos wegfallen“, so der DBV-Präsident im Vorfeld des Bauerntages. Er bekräftigte seine Forderung nach einem verursachergerechten Düngerecht: „Wir müssen heraus aus der Sippenhaft.“ Seiner Auffassung nach ist das im Rahmen der bestehenden Vorgaben machbar. Die Familienbetriebe Land und Forst bezeichneten die Ministerverordnung zur Stoffstrombilanz als „ein starkes Signal für Entlastung und für Vertrauen in die landwirtschaftliche Praxis“. Laut deren Vorsitzendem Max von Elverfeldt müsse nun die Ermächtigungsgrundlage für die Stoffstrombilanz im Düngegesetz gestrichen werden. Nur so ließen sich künftige Fehlentwicklungen verhindern. Gleichzeitig sei die Düngeverordnung zu mehr Verursachergerechtigkeit weiterzuentwickeln. „Die Stoffstrombilanz war für den Gemüsebau kein geeignetes Instrument“, stellte der Vorsitzende der Bundesfachgruppe Gemüsebau (BfG) im Zentralverband Gartenbau (ZVG), Christian Ufen, fest. Die bestehenden Regelungen zur Düngebedarfsermittlung und zur jährlichen Dokumentation der Nährstoffgaben seien bereits umfassend und zielführend.
SPD spricht von Monitoringverordnung
Auf weiteren Handlungsbedarf im Düngerecht wies SPD-Agrarsprecherin Dr. Franziska Kersten hin. Sie äußerte in einem Interview, eine Änderung des Düngegesetzes sei unerlässlich. Nötig sei eine Monitoringverordnung, um zu wissen, ob die bestehenden Düngeregeln erfolgreich seien. Man komme nicht umhin, die Nährstoffzu- und -abfuhr auf betrieblicher Ebene zu erfassen.
Droht neues Vertragsverletzungsverfahren?
Kritisch reagierten Umweltverbände, so warf der Deutsche Naturschutzring (DNR) der Bundesregierung vor, sie streiche im Eilverfahen leichtfertig ein zentrales Instrument für eine verursachergerechte Düngepolitik. Sie verabschiede sich de facto von den Zielen der EU-Wasserrahmenrichtlinie sowie der EU-Nitratrichtlinie, so DNRGeschäftsführer Florian Schöne. Die Regierung riskiere damit neue Vertragsverletzungsverfahren. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hielt Rainer vor, er mache der Agrarlobby kurz vor dem Bauerntag ein folgenschweres Geschenk. „Verursacher von Nitrateinträgen können sich jetzt noch leichter verstecken und aus der Verantwortung stehlen“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Ohne Erfassung der betrieblichen Nährstoffe werde das Düngerecht noch weniger wirksam gegen Nitrat im Grundwasser. Müller-Kraenner kündigte an, die DUH werde die Ministerverordnung bei ihrer laufenden Klage gegen die Bundesregierung vor dem Oberverwaltungsgericht Münster in Sachen Nitratbelastung vorbringen.age
„Vom Weg aus sehen wir in einiger Entfernung eine Gruppe von Tieren. Die Tiere sind mächtig und groß. Und es sind Tiere, die uns unbekannt sind. Wir sehen eine kleine Familie von Steinzeit-Tieren, die da am Waldrand stehen. Vorsichtig nähern wir uns.“ Auf diese Weise beschreibt Landschaftskünstler Wolfgang Buntrock in einer Entwurfskizze sein Landschaftskunstwerk „Steinzeit-Tiere“, das neu im Steinzeitpark Dithmarschen in Albersdorf zu sehen ist.
Die gut 4 m hohen Fantasiewesen aus Stöcken und Ästen knüpfen thematisch an das Thema steinzeitliche Jagd- und Weidetiere im Park an und ergänzen die bereits vorhandenen Darstellungen sowohl im Museum als auch in dem Gelände. „Landschaftskunst im Steinzeitpark ist neu. Wir haben hier ein Lager der Jägersteinzeit und ein Dorf der Bauernsteinzeit – die neue Tierfamilie passt in beide Zeiten“, erklärte Steinzeitparkleiter Dr. Rüdiger Kelm zum Abschluss der Arbeiten an dem einzigartigen Projekt, das mit Fördermitteln über die AktivRegion Dithmarschen (Regionalbudget) und über die VR-Bank Westküste, Heide, realisiert wurde.
Landschaftskünstler Wolfgang Buntrock ist fasziniert vom Material mit denen die Steinzeit-Tiere wild wirken, aber nicht zu wild. Foto: Iris Jaeger
Material und Bauweise spielen eine wichtige Rolle: Sie sollen die Wildheit betonen – nicht zu wild, aber wild genug. Dafür verwendet Wolfgang Buntrock trockene Stöcke und Äste von Eiche und Buche, die er und sein Baupartner Gregor Bischoff gitterförmig um ein inneres, unsichtbares Stützgerüst aus Rundstahl anordnen und mit weich geglühtem Eisendraht Stock für Stock verbinden. „Dieser Draht hat schon etwas Steinzeitliches, da es ihn heute so gar nicht mehr im Baumarkt gibt und er auch online immer schwerer zu beschaffen ist“, so Buntrock.
Bei den Hölzern handelt es sich um abgewitterte Kerneichenäste, die der Künstler und sein Baupartner für die Beine der Steinzeit-Tiere verwenden. Für den restlichen Körper kommen ebenfalls abgewitterte Buchenäste zum Einsatz. Sein Material findet der Künstler in Wäldern, dort lagen die Äste jahrzehntelang im oder auf dem Boden oder hingen abgestorben am Baum. Für die Landschaftskunst müssen die Hölzer trocknen, werden abgebürstet und zugesägt. Somit mache das Bauen der Skulpturen vor Ort nur einen kleinen Teil des Projektes aus. „Das Sammeln des Materials dauert Monate und ist mit vielen Fahrten in verschiedene Wälder verbunden“, erzählt der Landschaftskünstler. Unterstützt werde er dabei von vielen Helfern.
Und auch wenn es durch das gitterartige Zusammenfügen der Zweige so aussieht, als hätten die Werke kein Maß, dienen 1:10-Modelle als Vorgabe. „Wir messen dann schon genau, wo die Füße sitzen und wo dann nach der ersten Montage des Stockes der Schulterbereich beginnen wird. Die Beinpaare haben verschiedenen Abstände, die wir ebenfalls genau am Modell ausmessen, bevor wir bauen“, erklärt Buntrock. Jahrzehntelange Übung und ein geschärfter Blick lassen ihn und seinen Baupartner auch den richtigen Ast für die entsprechende Stelle am Körper finden, der sich durch seine Formgebung dann perfekt einfügt.
Baupartner von Wolfgang Buntrock, Gregor Bischoff, weiß mit Zange und Draht umzugehen. Foto: Iris Jaeger
Der studierte Gartenbauer und ehemals freischaffende Landschaftsarchitekt entwickelte einen Blick für Landschaft und Landschaftssituationen: „Man kann auch sagen, Landschaft ist das Thema meines Lebens“, so Buntrock. Das Besondere an dem Standort im Steinzeitpark sei, dass man aufgrund einer leichten Steigung von unten nach oben schaue, „was besonders raffiniert ist, denn dadurch wirkt Großes noch größer“. Somit seien diese letzten Exemplare einer ausgestorbenen Art eine Sensation – und zu finden sind sie im Steinzeitpark in Albersdorf.
Weitere Informationen unter steinzeitpark-dithmarschen.de und wolfgang-buntrock.de
Diese Kameraden standen Modell für die großen Landschaftskunstwerke. Foto: Iris JaegerImposant, kräftig und wild – dieser Eindruck wird durch das Material und die Bauweise verstärkt. Foto: Iris JaegerSteinzeit Tiere aus Zweigen, Wolgang Buntrock, Steinzeitpark Dithmarschen Albersdorf, Landschaftskunst Fotos: Iris JaegerStock für Stock wird aneinandergedrahtet, dadurch nimmt die Figur Gestalt an. Foto: Iris JaegerFür die Steinzeit-Tiere verwendet Wolfgang Buntrock abgewitterte Äste von Eichen und Buchen. Foto: Iris JaegerLandschaftskünstler Wolfgang Buntrock erweckte die Wesen zum Leben. Foto: Iris Jaeger
Nordöstlich vor den Toren der Landeshauptstadt Kiel befinden sich in der Region Probstei die Gemeinden Stein und Wendtorf. Die beiden idyllischen Orte punkten mit einem zauberhaften Sandstrand, flachem Wasser, tollen Kinderspielplätzen und leckeren Fischbrötchen. Seit vergangenem Herbst können Touristen und Einheimische hier auch auf einem Küstenlehrpfad an sieben Stationen ihr Wissen über das Leben an der Küste und den Lebensraum Ostsee vertiefen.
Bevor es gleich auf den Pfad geht, einige Infos zu seiner Entstehungsgeschichte: Konzipiert und umgesetzt wurde der Küstenlehrpfad im Projekt „SpaCeParti“, einem Verbundprojekt unter Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit Forschenden und Kommunen vor Ort, Naturschutzverbänden und Menschen, die an der Küste und mit der Ostsee leben.
Einweihung des Küstenlehrpfads mit Vertretern aus Wissenschaft, Gemeinden und Fischerei: (v. l.) Jan Meyer, Kai de Graaf, Christian Wagner-Ahlfs, Erik Meyer, Josephin Wolf, Lydia Redlin, Marie-Catherine Riekhof, Maike Wiener, Uwe Sturm, Birgit Rauthenberg-Sturm, Leif Rönnau, Hilke Bleidiessel-Gavran und Jürgen Wolff Foto: Felix Gross, Universität Kiel
„Mehr als zwei Jahre haben wir mit verschiedenen lokalen Gruppen zusammengearbeitet und neue Wege der Wissensvermittlung diskutiert. Eines der Ergebnisse ist der neue Küstenlehrpfad. Mit ihm wollen wir den Menschen den Naturraum Ostsee näherbringen und sie für die Herausforderungen des Ökosystems, aber auch der Küstenfischerei sensibilisieren“, betonte anlässlich der Eröffnung Prof. Marie-Catherine Riekhof, Direktorin des Center for Ocean and Society (CeOS) und Projektleiterin von „SpaCeParti“. Die finanzielle Förderung erfolgte über das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das vielfältige Informationsangebot ist multimedial aufgebaut. Neben Bildern und kurzen Erklärungen können an sieben Infotafeln insgesamt 20 digitale Inhalte über QR-Codes auf dem Smartphone abgerufen werden. So ist es möglich, einen virtuellen Rundgang auf einem Fischkutter zu unternehmen oder einen mehrteiligen Podcast mit Geophysiker Dr. Jens Schneider von Deimling über die Bedeutung des Seegrases für die Natur zu hören.
Infotafeln mit QR-Codes
Vom Parkplatz in der Steiner Dorfmitte sind es nur wenige 100 m bis zum Startpunkt am Meer. Hier tuckern am Horizont dicke Pötte vorbei, Segelschiffe tanzen auf dem Wasser, Möwen kreischen am blauen Himmel. Surfer, Kiter, Stand-up-Paddler und Wingfoiler zeigen eindrucksvoll, was sie draufhaben. Stundenlang könnte man ihnen zuschauen. Doch heute geht’s darum, während eines Spaziergangs das eigene Wissen rund um die Ostsee zu vertiefen. Also fällt der Blick auf die erste Infotafel zum Thema Strandleben gleich hinter der Wassersportschule Tatort Hawaii. Hier kann der Videoclip „Wie fühlt es sich an zu kiten?“ angeschaut werden. Infos darüber, was Seegras ist, erhält man ebenso. Von dort geht’s weiter auf der Promenade zwischen Deich und Strand entlang.
Der Küstenlehrpfad in Stein und Wendtorf informiert über den Naturraum Ostsee, die Küstenfischerei und Seegras als natürlichen Klimaschutz. Foto: Silke Bromm-Krieger
Nach wenigen Minuten kommt die nächste Tafel in Sicht. Sie beschäftigt sich mit dem Naturschutz. „Das Ökosystem an der Küste und im Meer wird durch große Mengen Müll bedroht, die in den Meeren und auch in der Ostsee landen. Lasst uns gemeinsam verhindern, dass noch mehr Plastik in die Ostsee gelangt!“, appelliert ihr Text an die Küstenbesucher. Zunächst funktioniert ausgerechnet der QR-Code zum Thema Verschmutzung nicht. Treffsicher hat sich darauf eine Möwe mit ihrer Hinterlassenschaft verewigt. Mit einem Taschentuch ist das kleine Malheur schnell behoben. Der dritte Infopunkt zur lokalen Geschichte von Mensch und Meer befindet sich auf der Brücke und Panoramaplattform im Wendtorfer Hafen. Nicht nur über die Nutzung des Seegrases in der Vergangenheit, sondern auch darüber, was in Stein und Wendtorf während des Kieler Matrosenaufstandes 1918 geschah, klärt er auf.
Von hier kann man sich zusätzlich den Museumshafen Probstei anschauen. Ein rühriger Verein mit Freunden alter Schiffe, der einer der lokalen Projektpartner des Küstenlehrpfads ist, errichtete 2006 die kleine Hafenanlage. Bis zu 14 Nachbauten von historischen Berufssegelschiffen finden dort einen Liegeplatz. Neben dem Vereinskontor liegt zudem der wohl letzte erhaltene Rumpf einer Quase, eines regionaltypischen Fischerboots aus dem 19. Jahrhundert.
Wissen zur Küstenfischerei
Nur ein Katzensprung ist es bis zur vierten Tafel „Fischfang und Netze“ bei den Kuttern der örtlichen Fischer. Sie informiert über die Entwicklung des Fischfangs über die Jahrtausende. Die Spaziergänger erfahren, dass für die Hansezeit im Mittelalter der Hering das bedeutendste Handelsgut in Europa war und die Grundlage für den Wohlstand der Ostseestädte. Zusätzlich gibt es Wissenswertes über die Fangtechniken der Fischer und Seegraswiesen als Lebensraum.
Auf der California II von Jan und Erik Meyer gibt es fangfrischen Fisch. Aktuelle Anlandetermine unter fischvomkutter.de Foto: Silke Bromm-Krieger
Dem Tagesablauf in der Küstenfischerei ist die fünfte Infotafel gewidmet. QR-Codes führen zum lokalen Fischer Leif Rönnau, der auf einer Ausfahrt seine alltäglichen Arbeitsschritte zeigt, und zu Fischer Erik Meyer. Er erklärt, wie sein Fischkutter von innen aussieht.
Bis zu diesem Standort, an dem Räucherfisch und Fischbrötchen frisch vom Kutter angeboten werden, haben die Besucher bereits einen Abschnitt der erst 2024 fertiggestellten Erlebnispromenade passiert. Entlang der Küstenlinie und eines Jachthafens reihen sich Geschäfte, Restaurants, Spielplätze und Sitzgelegenheiten aneinander. Außerdem entstanden in der modernen Marina Wendtorf, die zu den größten Sportboothäfen Norddeutschlands zählt, Ferienwohnungen mit atemberaubendem Ausblick. An diesem Hotspot lohnt es sich, eine Pause einzulegen. Wie wär’s mit einem Eis?
Naturschutzgebiet Bottsand
Anschließend geht es geradeaus auf dem Fördewanderweg bis zur Naturstation Bottsand des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) weiter. Kurz davor steht die sechste Infotafel. Sie vermittelt Wissen über die reiche Vogelwelt im Naturschutzgebiet Bottsand. Ein paar 100 m weiter heißt es dann wieder Scannen und loslegen an der letzten Station „See, Schleuse und Meer“. Sie macht darauf aufmerksam, dass sich die Küstenregion seit Jahrhunderten im Wechselspiel von Mensch und Natur stetig verändert hat. Nach einer Strecke ist damit das Ende des Küstenlehrpfads erreicht. Übrigens: Eine festgelegte Reihenfolge der Infotafeln gibt es nicht. Deshalb kann man den Pfad vom Steiner Strand zur Wendtorfer Schleuse auch umgekehrt besuchen, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Entspannt beginnt nun der Rückweg zum Parkplatz. Dafür lohnt es sich als Fußgänger, den Weg auf dem Deich für eine Weile zu verlassen und ein Stück direkt am Strand entlangzuschlendern. Hier ist die Natur urwüchsig, unberührt, menschenleer, und es duftet zart nach wilden Strandrosen. Was für ein himmlisches Idyll! Jetzt ist der perfekte Moment, das erworbene Wissen noch einmal Revue passieren zu lassen.
Die Küstenvegetation ist ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Arten und ein natürlicher Küstenschutz. Foto: Silke Bromm-Krieger
Im Gedächtnis bleibt besonders, dass die vom Menschen meist unbeachteten Seegraswiesen am Meeresgrund vor Stein und Wendtorf zu den wertvollsten und produktivsten Lebensräumen des Meeres gehören. Sie schützen die Küste, indem sie Wellen ausbremsen und den sandigen Untergrund mit ihren Wurzeln festhalten. Sie fördern die Biodiversität, speichern langfristig Kohlenstoff, sind Kinderstube für Jungfische, bieten Tieren Schutz und Nahrung und haben eine reinigende Wirkung. Deshalb ist es vonnöten, sie nicht nur zu erhalten, sondern durch Renaturierungsmaßnahmen zu erweitern. Mit einem Vorurteil hat Experte Jens Schneider von Delling ebenfalls aufgeräumt: Am Ufer angespülte Seegräser, Treibsel genannt, stinken nicht! Die mitangeschwemmten Algen sind die Übeltäter. Die schönste Erkenntnis der Tour kommt jedoch aus dem Herzen: Das Meer tut gut! Strand und Küste mit allen fünf Sinnen hautnah zu erleben und gleichzeitig etwas über die Herausforderungen dieses Naturraums zu erfahren, ist ein Erlebnis, das Lust auf Mee(h)r macht. Weitere Infos unter spaceparti.de, stein-wendtorf.de und nabu-kiel.de
Infos zur regionalen Küstenfischerei können per QR-Code abgerufen werden. Foto: Silke Bromm-KriegerWahrzeichen und Treffpunkt: Vom Küstenlehrpfad lohnt sich ein Abstecher zur Steiner Mole, die ins tiefere Wasser führt. Foto: Silke Bromm-KriegerBlick aufs Meer mit einem Kreuzfahrtschiff Foto: Silke Bromm-KriegerDer Küstenlehrpfad endet vom Steiner Strand aus an der Wendtorfer Schleuse. Foto: Silke Bromm-KriegerAn der Brücke im Wendtorfer Hafen ist eine Infotafel des Küstenlehrpfads angebracht. Foto: Silke Bromm-Krieger