Trotz einer globalen Rekordernte 2025/26 wird die weltweite Versorgung mit Weizen wahrscheinlich leicht unterdurchschnittlich ausfallen, wobei die Lagermengen auf ein Mehrjahrestief sinken dürften. Zu diesem Ergebnis kommt der Internationale Getreiderat (IGC) in seinem Bericht vom Donnerstag vergangener Woche.
Die Londoner Fachleute setzten ihre Prognose für die globale Weizenproduktion um 2,7 Mio. t auf 811 Mio. t herauf; das wären 11,3 Mio. t oder 1,4 % mehr als im Vorjahr und die bislang größte Menge aller Zeiten. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hatte die Weltweizenernte in seiner jüngsten Prognose vom 12. August etwas niedriger taxiert, nämlich auf lediglich rund 806,9 Mio. t.
Im Einzelnen sieht der IGC die EU-Weizenernte nun bei 138,8 Mio. t, was im Vergleich zur Vorhersage vom Juli einem Aufschlag von 1,6 Mio. t entspricht. Das wären 19,4 Mio. t mehr als das witterungsbedingt sehr schlechte Vorjahresergebnis und das größte Aufkommen seit 2019/20. Damals droschen die Landwirte in der Gemeinschaft noch 155 Mio. t. Die EU-Kommission hatte die diesjährige Weizenerzeugung in der Union zuletzt auf 135,6 Mio. t geschätzt.
Auch mit Blick auf die Weizenproduktion in Russland äußerten sich die Londoner Fachleute optimistischer und korrigierten ihre Voraussage um 2 Mio. t auf jetzt 93,7 Mio. t nach oben. Damit würde die Vorjahresmenge um 2,4 Mio. t übertroffen. Dagegen wurde für die Ukraine ein Abschlag von 600.000 t auf 24,5 Mio. t Weizen vorgenommen, nach einem Ergebnis von 25,4 Mio. t im vergangenen Jahr. Außerdem passte der Getreiderat seine Voraussage für den globalen Weizenverbrauch um 1,7 Mio. t auf ein Spitzenvolumen von 815,8 Mio. t nach oben an. Damit würde die Vorjahresmenge um 12,1 Mio. t oder 1,5 % übertroffen. Unter dem Strich ergab sich damit im Vergleich zur Juliprognose ein Abschlag für die globalen Endbestände der laufenden Saison von 400.000 t auf 264,3 Mio. t; damit würden die Anfangsbestände um 4,8 Mio. t abgestockt und auf das niedrigste Niveau seit 2018/19 schrumpfen. Diese Menge würde ausreichen, um den erwarteten Verbrauch für 118 Tage zu decken. Das wären vier Tage weniger als der Mittelwert der vergangenen vier Jahre.
Unterdessen erholte sich der Weizenkurs an der Terminbörse in Paris, wobei auch die Umsätze deutlich zulegten. Der aktuell meistgehandelte Matif-Future mit Fälligkeit im Dezember 2025 ging Ende vergangener Woche für 195,75 €/t aus dem Handel; das waren 2,50 €/t oder 1,3 % mehr als der Eröffnungskurs. age
ifo-Studie: Meerengen als Sicherheitsrisiko
Die Seeschifffahrt und die dazugehörige Infrastruktur haben für Deutschlands Außenhandel eine enorme Bedeutung. Rund die Hälfte des Handels mit Drittstaaten entfällt auf den Seeverkehr. Allerdings wird ein Großteil dieser Transaktionen über eine kleine Zahl globaler Drehkreuze abgewickelt. Deshalb ist die Bundesrepublik an wichtigen Meerengen und Wasserwegen stark anfällig für Blockaden oder sonstige Störungen. Das zeigt eine Studie, die vom Münchener ifo Institut im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums durchgeführt wurde.
Von besonderer geoökonomischer Bedeutung für Deutschland ist laut Studie die Seepassage über das Rote Meer inklusive Suezkanal und der Straße von Bab al-Mandab. Knapp 10 % aller Importe nach Deutschland kommen demnach über diese Route; im Jahr 2023 habe sich das darüber abgewickelte Handelsvolumen auf 136 Mrd. € belaufen. Transportiert würden vorwiegend kritische Rohstoffe sowie wichtige Vorprodukte für die Industrie.
Auch die Straße von Malakka mit einem Anteil von 8,7 % aller Importe und die Taiwanstraße mit 7,1 % hätten eine große Bedeutung für Deutschland, heißt es in der Studie. Je nach Branche könne die Abhängigkeit von einzelnen Meerengen noch deutlich höher sein, zum Beispiel bei wichtigen Rohstoffen für die Industrie. Einzelne Produkte wiesen Abhängigkeiten von mehr als 90 % auf. Im Vergleich dazu sei die Bedeutung der Straße von Hormus und des Panamakanals für den deutschen Außenhandel eher gering. Über den Panamakanal seien 2023 lediglich 0,5 % aller deutschen Importe gelaufen, über die Straße von Hormus 0,4 %.
Der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Dr. Christoph Ploß, hob hervor, dass die Sicherheitspolitik neben der klassischen Landesverteidigung auch die Wirtschaftssicherheit und dabei besonders die Schifffahrt und die Sicherung der Handelswege mitdenken müsse. Zugleich appellierte Ploß an die deutschen Unternehmen, das Geschehen aufmerksam zu beobachten und Vorsorge zu betreiben, um auf die Blockade von Meerengen vorbereitet zu sein. age