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Anselm Kiefer zu Gast im Nolde-Museum Seebüll – das ist gleich in zweierlei Hinsicht eine Besonderheit und ein Novum: Kiefer, bekannt für seine opulenten Monumentalwerke, hat über Jahrzehnte hinweg auch Aquarelle gemalt, die jetzt zum ersten Mal in Deutschland in einer Ausstellung bis zum 31. August zu sehen sind.
Zugleich markiert diese Ausstellung einen bedeutenden Moment in der fast 70-jährigen Geschichte der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde: Erstmals seit dem Tod Emil Noldes 1956 ist ein zeitgenössischer Künstler zu Gast in Seebüll. Das ist insofern eine Premiere, „da ein lebender Künstler hier noch nie ausgestellt worden ist“, betonte Museumsdirektor Dr. Christian Ring in der vergangenen Woche bei einem Presserundgang durch die Ausstellung mit dem Titel „Anselm Kiefer – Wasserfarben“, die in enger Kooperation mit der Berliner Galerie Bastian und dem Künstler selbst entstand.
Dr. Aeneas Bastian von der Berliner Galerie Bastian (li.) und Museumsdirektor Dr. Christian Ring erläutern die Ausstellung. Foto: Iris Jaeger
Gezeigt werden 21 von Anselm Kiefer selbst sorgfältig ausgewählte Aquarelle aus dem Zeitraum von 1972 bis 2016. „Diese Werke berühren tiefgründige Themen aus der Geschichte und Mythologie, letztlich auch Fragen des menschlichen Seins. Gleichzeitig bestechen die Aquarelle durch ihre Leuchtkraft der Farben, durch ihre prachtvolle Ästhetik, die in der äußeren Welt auch ihre Seelenlandschaften widerspiegelt“, beschrieb es Christian Ring. Das Ansinnen, Anselm Kiefer in Seebüll zu zeigen, sei in vielerlei Hinsicht reizvoll, so Ring weiter: wegen der stilistischen Parallelen zu Nolde, wegen der inhaltlichen Tiefe und wegen des ganz unterschiedlichen Umgangs der beiden Künstler mit Geschichte, Kunstgeschichte, Historie und Mythos. Eine Begegnung der beiden Künstler über das Medium des Aquarells, „einer Technik, die beide Künstler auf herausragende Weise prägen“, lautet es in der Ausstellungsbeschreibung.
Während Nolde mit seinen leuchtenden Farbwelten als Meister des Aquarells gilt, verhandelt Kiefer im Aquarell tiefgreifende historische und philosophische Fragen.
„Anselm Kiefer ist einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Er steht wie kein anderer mit seinem Werk für die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, mit der Frage nach Identität und Nation, nach Krieg und Holocaust. Er stellt sich mit seiner Kunst der Vergangenheit und gibt Antworten auf ethische Fragen der Gegenwart. Mit ihm zeigen wir einen Künstler in Seebüll, dessen Arbeiten weltweit Maßstäbe setzen. Seine Aquarelle sind mehr als Kunstwerke, sie öffnen ein Fenster in tiefere Dimensionen des Seins“, erläuterte Christian Ring.
„Stein der Weisen“ von Anselm Kiefer Foto: Iris Jaeger
Der unverstellte Blick auf Emil Nolde wiederum zeige eine komplexe Persönlichkeit. „Er war überzeugter Anhänger der Nationalsozialisten und zugleich Opfer der nationalsozialistischen Kunstpolitik. Seine Werke wurden 1937 in der Propaganda-Ausstellung ,Entartete Kunst‘ diffamiert, doch er hoffte weiterhin auf Anerkennung durch das NS-Regime. Nach dem Zweiten Weltkrieg glättete er diese Widersprüche in seinem Lebenslauf. Die Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde übernahm diese Sicht. Heute zeigt das Nolde-Museum Seebüll das ganze Bild: die leuchtende Kraft seiner Kunst ebenso wie die vielschichtige Biografie. Nolde und mit ihm seine Stiftung sind Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte – einer Geschichte, die lange geprägt war von Verdrängung und Beschönigung. Sein Werk und seine Rezeption sind ein bedeutender Teil der deutschen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts.“ „Es ist eine sehr fokussierte, konzentrierte Ausstellung, von Kiefer ausgesucht im Bewusstsein, dass Emil Noldes Seebüll ein einzigartiger Ort ist und dass Anselm Kiefer hier zu Gast ist, ein besonderer Besucher im Gesamtkunstwerk Noldes“, sagte Galerist Dr. Aeneas Bastian.
n diesem Aquarell thematisiert Anselm Kiefer den Morgenthau-Plan aus dem Jahr 1944. Foto: Iris Jaeger
In einem Brief an ihn habe Kiefer geschrieben: „Ich trage die Bilder Noldes seit meiner Kindheit mit mir herum. Jetzt sprach und spricht man in Deutschland wieder über ihn und die Schuld seiner ideologischen Verfehlungen während der Nazizeit. Aber die Diskussionen in den Medien berühren nicht die Werke des Künstlers. An einem bestimmten Ort meiner Bibliothek befinden sich Reproduktionen von Nolde-Aquarellen zusammen mit denen Turners. Beide sind mir Ansporn, Bewunderung.“ Mit den Aquarellen begibt sich Kiefer künstlerisch und technisch auf ein besonderes Terrain in für ihn kleinen Formaten. „Mit den Wasserfarben lässt er sich auf etwas Unkontollierbares ein, vertraut sich dem Fluss der Wasserfarben an. Die Verläufe sind nicht planbar und dem Zufall überlassen. So eindringlich die Titel und die Botschaften seiner Werke sind, so sind sie gleichzeitig auch vage und flüchtig wie die Aquarellfarben. Viele der Motive enthalten kurze Momente, Begegnungen, Eindrücke, eingefangen in den Wasserfarben“, beschreibt Aeneas Bastian die Aquarelle von Anselm Kiefer.
Die Besucher selbst könnten entscheiden, ob sie tiefer in die Bedeutung eintauchen und sich mit den existenziellen Fragen der Vergangenheit und Gegenwart auseinandersetzen wollten oder ob sie die Aquarelle aufgrund der Farbgebung, Motive und Konstraste einfach nur als schön, kraftvoll oder stark empfänden, so Bastian.
Letztlich ermögliche die Ausstellung einen inspierierenden Dialog über die Höhepunkte der Malerei mit Wasserfarben zwischen Expressionismus und Moderne über ein Jahrhundert hinweg. Oder wie Anselm Kiefer es formuliert: „Das, was wir sehen, ist nur Farbe. Und außer der Farbe fast nichts. Farbe, die verläuft, die sich mit anderen Farben fließend in Zusammenhängen vermischt und oft im gegenseitigen Kontrast und Konflikt steht. Farbe, die von der Struktur des Japan-Papiersaufgesogen wird und beharrlich in ihrer Präsenz verharrt. Bei Emil Nolde ist Farbe eine Behauptung, man könnte auch sagen, ein Schlusssatz.“
Man muss die Einflussgrößen auf den Boden kennen und verstehen, um die Maßnahmen bestimmen zu können, die die Bodenfruchtbarkeit erhöhen. Die erste Grundlage für die Bodenbildung ist das Ausgangsgestein. In Mitteleuropa, wo die Verwitterungsrate des Gesteins verhältnismäßig gering ist, spielt es eine ausschlaggebende Rolle. Der Artikel beschreibt, worauf zu achten ist.
Für jedes Ausgangsgestein ist das optimale Porenvolumen unterschiedlich. Und die Bodenporen haben den größten Einfluss auf die Wasserkapazität.
Die Bindung des Wassers im Boden erfolgt nach den Gesetzmäßigkeiten der Kapillar- und Adsorptionskräfte. Damit die Pflanze Wasser aufnehmen kann, muss sie höhere Saugspannungskräfte aufbringen als es die Kapillar- und Adsorptionskräfte im Boden sind.
Als einfaches Maß für die Wasserhaltefähigkeit eines Bodens lässt sich die Feldkapazität (FK) bestimmen. Die FK ist die Wassermenge, die ein Boden maximal gegen die Schwerkraft halten kann. Wasser, das in den feinsten Poren mit einer Saugspannung über pF 4,2 festgehalten wird, steht den Pflanzen nicht zur Verfügung. Es wird als Totwasser bezeichnet. Die FK abzüglich des Totwassers ergibt die nutzbare Feldkapazität (nFK). Das ist die für Pflanzen verfügbare Wassermenge.
Der Luft- und Wasserhaushalt hat eine Schlüsselstellung bei der Ertragsbildung.
Anhand des Ausgangsgesteins ergeben sich also die prozentualen Anteile von Luft, Wasser und mineralischer Substanz im Boden. Hinzu kommt die organische Substanz. Eine Übersicht über die Zusammensetzung eines Bodens zeigt die Abbildung.
Die Hohlräume, die zirka 45 % des Bodens ausmachen, sind in Abhängigkeit von ihrem Durchmesser mit Luft oder Wasser gefüllt.
Die weiten Grobporen über 50 µm füllen sich nach Niederschlägen mit Wasser und leiten es in den Unterboden ab. Nach ein bis zwei Tagen sind sie wieder entleert. Sie können das Wasser nicht gegen die Schwerkraft halten. Sie dienen der Bodenbelüftung und sind Lebensraum für Mikroorganismen und Pflanzenwurzeln.
In den engen Grobporen von 10 bis 50 µm versickert das Wasser nur langsam und kann somit während der Vegetationszeit noch von Pflanzen genutzt werden. Ist das Wasser aufgebraucht oder versickert, strömt Luft nach. In den Mittelporen von 0,2 bis 10 µm wird das Wasser entgegen der Schwerkraft gehalten. Zusammen mit dem Wasser in den engen Grobporen zählt es zur nutzbaren Feldkapazität. Das pflanzenverfügbare Wasser ist in diesen Poren gespeichert und versorgt die Pflanzen über den kapillaren Aufstieg mit Wasser aus tieferen Schichten. Die Wurzeln mit ihren feinen Seitenwurzeln und Wurzelhaaren können in diese Poren vordringen. In den Feinporen unter 0,2 µm ist das Bodenwasser durch Adhäsionskräfte so stark gebunden, dass es die Pflanzen nicht mehr aufnehmen können. Man spricht von Totwasser. Somit hat die Bodenart einen großen Einfluss auf die Wasserkapazität des Bodens. In der Regel gilt: Die Wasserhaltefähigkeit nimmt von Sand zu Torf zu.
Sand, Lehm, Schluff, Ton und Torf
Einen weiteren großen Einfluss auf den Boden hat das Klima. Bodenwirksame Kräfte sind hierbei insbesondere die Niederschläge, Temperatur, die relative Luftfeuchtigkeit und der Wind. Das im Boden gespeicherte Wasser wird durch die Niederschläge ergänzt. Entscheidend sind dabei die zur Versickerung kommenden Mengen. Im humiden Klima ist der Einfluss der Bodendurchfeuchtung so stark, dass die anderen Faktoren der Bodenbildung in den Hintergrund treten.
Mit zunehmender Durchfeuchtung des Bodens kommt es zur verstärkten Auswaschung von Ca, Mg, K und Na-Ionen, mit der Folge eines absinkenden pH-Werts.
Die Bedeutung des Humusgehalts
Hinzu kommt der Humusgehalt, der die Wasserspeicherfähigkeit eines Bodens positiv beeinflusst. Neben den Bodenporen und der Bodenart hat auch der Humusgehalt einen entscheidenden Einfluss auf die Wasserkapazität des Bodens. Humus beeinflusst die bodenphysikalischen Eigenschaften. Humus verklebt die mineralischen Bodenteilchen zu einem hohlraumreichen Bodenverband, wirkt stabilisierend auf das Bodengefüge und verbessert die Bodenstruktur. Vor allem der Anteil der Mittelporen erhöht sich bei zunehmendem Humusgehalt und verbessert somit die nFK.
Pflanzen haben einen weiteren wichtigen Einfluss auf die Bodenentwicklung. Nur auf bewachsenen Böden ist eine gleichmäßige Versickerung der Niederschläge möglich. Eine voll ausgebildete Pflanzendecke schützt den Boden vor Abtrag durch Wasser und Wind, wirkt ausgleichend auf die Temperatur und Feuchtigkeit.
Die oben genannten abiotischen Faktoren stehen mit den biotischen Faktoren (Pflanzen, Tiere, Mensch) in Wechselwirkung und beeinflussen im großen Maße die Bodenfruchtbarkeit, aber auch die Art der Bodenbearbeitung.
Die Bedeutung für die Praxis
Schwere Böden, toniger Lehm bis Ton, haben eine sehr hohe Wasserkapazität. Unter maritimen Witterungsbedingungen sind sie oft zu nass und weisen häufig Sauerstoffmangel auf. Sandige Böden mit ihrem hohen Anteil an Grobporen stellen den Pflanzen nur bei regelmäßig fallenden Niederschlägen (also unter maritimen Witterungsbedingungen) ausreichend pflanzenverfügbares Wasser bereit, während wiederum lehmige Böden oder Tonböden in Trockenperioden ein größeres Wasserhaltevermögen haben.
Welche Maßnahmen können zusätzlich ergriffen werden, um die Bodenfruchtbarkeit zu steigern und die Bodenstruktur zu verbessern? Was sind die zukünftigen Herausforderungen, die sich durch den Klimawandel ergeben und auf die Böden Einfluss nehmen?
Schaut man sich an, welche Punkte die Bodenfruchtbarkeit am stärksten gefährden, dann sind dies: Flächenversiegelung (1) > Erosion (2) > Schadverdichtung (3) > irreversible Ausschöpfung der Bodenvorräte (4) > Verringerung des Humusgehalts und des Bodenlebens (5) > Belastung des Bodens mit anorganischen Schadstoffen (6). Jeder Praktiker kann auf seinen Flächen vor allem die Punkte 2 bis 5 positiv beeinflussen.
Zielen wir auf die veränderten Witterungsbedingungen durch den Klimawandel ab, die sich vorwiegend in wärmeren und nassen Wintern und einer ausgeprägten Frühsommertrockenheit widerspiegeln, dann will man mit dem Bodenmanagement:
• auf sandigen Standorten die Wasserhaltefähigkeit verbessern
• auf lehmigen/tonigen Standorten möglichst den Lufthaushalt und somit das Versickern von Wasser verbessern
Gerade nach der Maisernte in nassen Jahren kann es zu Verdichtungsschäden kommen.
Beide Punkte erreicht man durch ein stabiles Bodengefüge. Je weniger der Boden bewegt wird, desto besser kann eine stabile Struktur durch die Bodenlebewesen aufgebaut werden.
Umso wichtiger ist es, bei der Bodenbearbeitung Schadverdichtungen zu vermeiden. Alle Bodenbearbeitungsmaßnahmen müssen an die Witterung und Bodenfeuchte und die Bodenart angepasst werden. Entscheidend ist, dass der Boden bei der Bearbeitung trocken ist.
In einem schadverdichteten Boden, wie im Bild links dargestellt, können Pflanzen kein ausreichendes Wurzelsystem entwickeln. Die Wurzeln wachsen nur in den Fugen. Sie können sich wesentlich schlechter mit Wasser und Nährstoffen versorgen. Die Mittelporen mit ihren strukturierten Aggregaten sind zerstört. Wasser kann weder von unten aufsteigen noch nach unten, in tiefere Bodenschichten, abgeleitet werden. Der Wasserhaushalt des Bodens ist gestört. Diese Schadverdichtungen können durch Bodenbearbeitung nicht vollständig beseitigt werden. Bodenbearbeitung schafft lediglich Grob- oder Engporen und große Klüften. Die gewünschten Mittelporen, über die die Pflanzen sich mit Wasser und Nährstoffen versorgen können, sind zerstört.
Um Schadverdichtungen vorsorglich zu verhindern, kann man folgende technische Möglichkeiten nutzen:
• Radlasten verringern
• Bereifung optimieren
• Reifendruck regulieren, Zwillingsbereifung oder Kettenlaufwerke
Um Schadverdichtungen vorsorglich zu verhindern, kann man Arbeitsverfahren anpassen:
• Boden nur bei nFK unter 80 befahren
• Transportarbeiten auf dem Acker verringern
• Bevorzugen von gezogenen anstelle von angebauten Geräten
Ferner kann im Vorwege die Tragfähigkeit des Bodens erhöht werden durch:
• Anbau von Zwischenfrüchten
• konservierende Bodenbearbeitungsverfahren
• organische statt mineralischer Düngung
• optimale pH-Werte (sorgen für eine bessere Bodenstruktur)
Der Pflug als probates Mittel?
Der Pflug ist eine alte, bewährte Methode der Bodenbearbeitung. Sie bietet Vor-, aber auch Nachteile. Wurde hier zuvor noch festgestellt, dass der Boden möglichst wenig bewegt werden sollte, um seine Struktur nicht zu zerstören, so passiert beim Einsatz des Pfluges genau das Gegenteil.
Durch die tiefe Lockerung und Durchmischung des Bodens werden Bodenstruktur und Porenkontinuität gestört, sodass ein rasches Ableiten des Wassers in tiefere Schichten eingeschränkt ist. Je stärker der Oberboden gelockert wurde, umso mehr steigt die Gefahr der Erosion sowohl durch Wind als auch durch Wasser. Zusätzlich können sich durch den Einsatz des Pflugs Schichten im Boden bilden. Bei zu nasser Bearbeitung sind ein verdichteter Untergrund und eine Schmierschicht auf dem Furchengrund die Folge. Bei erneuten Niederschlägen kann das Wasser nicht mehr so gut nach unten abgeleitet werden und in der oberen Bodenschicht verbleibt das Wasser, wie in einem Schwamm. Zudem wird mit jeder Bearbeitungsmaßnahme die Regenwurmpopulation gestört. Weniger Wasser leitende Gänge und Poren sind die Folge. Dadurch wird auch der kapillare Aufstieg und somit die Wasserversorgung der Pflanzen aus den tieferen Bodenschichten behindert.
Sollten die Niederschläge ausbleiben, ist die Nachlieferung von Wasser aus tieferen Bodenschichten gestört. Der Oberboden und somit auch die Pflanzen trocknen schneller aus. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass der Pflug vorrangig in Regionen zum Einsatz kommen sollte, wo regelmäßig Niederschläge fallen und eine ausreichende Wasserversorgung der Pflanzen darüber gesichert ist. Auf schweren Böden fördert der Pflugeinsatz die Verdunstung des Wassers, der Boden lüftet schneller ab und kann somit zügiger weiterbearbeitet werden. Auf trockenen Standorten oder bei zu erwartenden längeren Trockenphasen sollte der Einsatz des Pfluges unterbleiben. Je trockener die Bedingungen, umso geringer sollte die Intensität der Bodenbearbeitung sein.
Wann Mulchsaat praktizieren?
Verzichtet man aus oben genannten Gründen auf den Einsatz des Pflugs, kann die Mulchsaat praktiziert werden. Mit dem Grubber wird der Boden gelockert und für die Saat vorbereitet. Je nach Bearbeitungstiefe und -intensität ist der Effekt eher wie beim Einsatz des Pflugs oder näher an der Direktsaat.
Somit kann man mit dem Grubber gezielter auf die vorherrschenden Bedingungen reagieren. Grundsätzlich gilt, dass bei nicht zu intensiver und tiefer Durchmischung des Bodens die Porenkontinuität, die Regenwurmgänge und somit der kapillare Wasseraufstieg besser erhalten bleiben. Die Bodenerosion ist ebenfalls geringer als beim Einsatz des Pflugs.
Es können verschiedene Schare zum Einsatz kommen. Die Wahl des Schars ist abhängig von der Bodenart und dem Feuchtezustand des Bodens. Als Orientierungshilfe kann zugrunde gelegt werden: Arbeitstiefe ist gleich Strichabstand in Zentimetern. Auf sandigen Böden sollte der Strichabstand geringer sein als auf tonigen Böden. Da man meist nicht die Auswahl zwischen verschiedenen Grubbern hat und somit keinen Einfluss auf Anzahl der Balken und Strichabstand, kann mit der Auswahl der Schare auf die Bodenart und die Bodenbedingungen eingegangen werden.
Je sandiger und trockener ein Boden ist, desto breiter sollten sie Schare sein. Je schwerer und je nasser der Boden, umso schmaler die Schare. Schmale Schare verringern die Kontaktfläche zum Boden und damit auch den Anteil an Schmierschichten im Untergrund. Auch die Arbeitstiefe muss an die Bodenfeuchte angepasst werden. Da helfen der Spaten und ein Blick in den Boden, um zu einer Entscheidung zu kommen. Ist der Boden steif plastisch bis breiig, so ist er für eine Bodenbearbeitung zu nass. Die Arbeitstiefe sollte entsprechend flacher gewählt werden. In der Tabelle werden die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bodenbearbeitungssysteme dargestellt.
Anbau von Zwischenfrüchten
Zwischenfrüchte fördern durch ihre tiefen Wurzelsysteme die Bodendurchlüftung und verbessern die Wasserinfiltration. Sie binden zudem Nährstoffe, die sonst in das Grundwasser ausgewaschen werden könnten, und stellen diese später den Hauptfrüchten zur Verfügung. Ihr Anbau ist also nicht nur ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz, sondern auch ein Weg zu höheren Ernteerträgen. Ein bedeutender Faktor ist die Regenwurmaktivität, die durch den Anbau von Zwischenfrüchten gefördert wird. Regenwürmer tragen zur Verbesserung der Bodenstruktur bei, indem sie Gänge im Boden bilden, die die Wasserinfiltration und -speicherung verbessern. Darüber hinaus zersetzen sie organische Substanz und tragen so zur Humusbildung bei, was ebenfalls die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens erhöht. Zwischenfrüchten minimieren die Bodenerosion. Sie schützen den Boden vor Wind- und Wassererosion, indem sie den Boden bedecken und seine Struktur durch ihr Wurzelwerk stabilisieren. Damit tragen sie entscheidend zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit bei.
Die Zwischenfrüchte fördern durch ihre tiefen Wurzelsysteme die Bodendurchlüftung und verbessern die Wasserinfiltration.
Durch den Anbau von Zwischenfrüchten kann die Bodenstabilität verbessert werden. Die geeignete Zwischenfrucht für die eigenen klimatischen Bedingungen, aber auch Bodenbedingungen zu finden und entsprechend in die Fruchtfolge zu integrieren, bleibt die Herausforderung. Aber mit den zu erwartenden Veränderungen des Wetters lohnt es sich, seinen Boden resilienter gegen Witterungseinflüsse zu machen.
Fazit
Die Herausforderung der Zukunft wird es sein, im Ackerbau ein Bodenmanagement zu etablieren, das je nach Bodenart und klimatischen Bedingungen eine optimale Ausgangslage für die bestellte Kultur bietet. Der Zeitpunkt und die Art der Bodenbearbeitung sind dabei variabel einzusetzen:
Je mehr Niederschläge im Jahr fallen und je schwerer der Boden ist, desto eher ist es sinnvoll, den Pflug einzusetzen. Ist es für eine Bodenbearbeitung jedoch zu nass, gilt dies für alle Formen der Bodenbearbeitung. Je trockener die Witterungsbedingungen und je leichter der Boden, desto wichtiger ist es, die Bodenbearbeitung zu reduzieren – bis hin zur Direktsaat.
Die Wahl der Bodenbearbeitung ist an die vorherrschenden Bedingungen zur Aussaat geknüpft, doch alle weiteren genannten Punkte sind für einen resilienten Pflanzenbau grundsätzlich in das Bodenmanagement mit einzubinden.
• Vermeidung von Bodenerosion (Zwischenfrüchte/Deckfrüchte, reduzierte Bodenbearbeitung, ständig bewachsener Boden)
• Vermeidung von Bodenschadverdichtungen
• an den Standort angepasste Bodenbearbeitung
• regelmäßige Zufuhr frischer organischer Substanz (Ernährung der Bodenlebewesen (Zwischenfrüchte))
• ausgeglichene Humusbilanz
• standort- und bedarfsgerechte Düngung
• Förderung des Bodenlebens, vor allem der Regenwürmer (Zwischenfrüchte, organische Düngung)
• Verbesserung der Durchwurzelung (Fruchtfolge/Zwischenfrüchte)
Der durchschnittliche Pachtpreis für Acker und Grünland in Schleswig-Holstein ist in den vergangenen zehn Jahren nach Auswertungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) um mehr als ein Drittel auf zirka 480 €/ha angestiegen. Neuverpachtungen liegen im Durchschnitt deutlich über 500 €/ha. Kein Wunder also, dass die Diskussion über Pachtpreise ein Dauerbrenner am landwirtschaftlichen Stammtisch ist.
Neue Höchstpreise sprechen sich regional schnell herum und werfen die Frage nach der Wirtschaftlichkeit auf. Aber nur weil der Nachbar hohe Pachten zahlt, heißt das nicht, dass das auch für den eigenen Betrieb die richtige Lösung ist. Wer seine betrieblichen Zahlen kennt, kann richtig kalkulieren und teure Fehlentscheidungen vermeiden.
Betriebswachstum über Flächenpacht
Um aus der Landwirtschaft ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften, von dem eine Familie leben kann, ist eine bestimmte Betriebsgröße zwingend erforderlich. Steigende Investitionskosten, aber auch technischer Fortschritt und Strukturwandel führen dazu, dass landwirtschaftliche Betriebe wachsen. Da wenig Fläche gehandelt wird und ein Flächenkauf sehr viel Kapital bindet, erfolgt dieses Betriebswachstum sehr häufig über die Pacht von zusätzlichen Flächen. Auch in Schleswig-Holstein, in dem die Betriebe traditionell viel Eigenland aufweisen, ist mehr als die Hälfte der bewirtschafteten Fläche heute gepachtet (55 %).
Grenzpachtpreis als absolute Obergrenze
Aber was kann man für Pachtflächen eigentlich ausgeben? Können zusätzliche Pachtflächen mit den vorhandenen Arbeitskräften und Maschinen bewirtschaftet werden, orientiert sich der maximal zahlbare Pachtpreis kurz- bis mittelfristig am zusätzlich erzielbaren Deckungsbeitrag der Pachtfläche. Der Deckungsbeitrag erfasst dabei die zusätzlichen Erlöse abzüglich der variablen Produktionskosten (Saatgut, Dünger, Pflanzenschutz et cetera).
Neben der Bodengüte der Fläche sind bei der Berechnung auch Vor- und Nachteile durch den Flächenzuschnitt, das Angrenzen an selbst bewirtschaftete Flächen, Beregnungsmöglichkeiten oder die Entfernung zum Betrieb zu berücksichtigen. Während ein zusätzlicher Kilometer Entfernung im reinen Marktfruchtbau lediglich zirka 3 bis 5 €/ha mehr variable Maschinenkosten verursacht, sind es im Futterbau schnell 30 bis 40 €/ha je zusätzlichem Kilometer, da bei der Siloernte und beim Güllefahren viel Masse transportiert werden muss.
Rechnet man die Direktzahlungen hinzu und preist einen Lohnansatz für die zusätzliche Arbeit mit ein, erhält man den sogenannten Grenzpachtpreis (siehe Tabelle). Er beträgt für den Beispielbetrieb mit den unterstellten Erträgen knapp 750 €/ha für die dargestellte Beispielfruchtfolge. Der Grenzpachtpreis stellt aus betriebswirtschaftlicher Sicht die absolute Obergrenze für den Pachtpreis dar. Nach Möglichkeit sollte der Grenzpachtpreis nicht ausgeschöpft werden. Wer dennoch mehr bezahlt, bringt praktisch noch Geld für die Bewirtschaftung mit.
Grundrente als Orientierung
Auch wenn es im Einzelfall, insbesondere wenn es um wenig Fläche geht, gute Gründe gibt, sich am Grenzpachtpreis zu orientieren, müssen für eine nachhaltige Betriebsentwicklung auch die Veränderungen der Abschreibungen (durch höhere Abnutzung, schlagkräftigere Maschinen oder zusätzliche Gebäudekapazitäten) und steigende Allgemeinkosten (zum Beispiel Berufsgenossenschaft, Buchführung oder Beratung) mitberücksichtigt werden. Insbesondere wenn Grenzkostenverträge durch weitere Zupacht zum neuen Standard werden, droht die betriebliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt zu werden.
Hier kommt als Orientierungsgröße die betriebliche Grundrente ins Spiel. Die Grundrente ist der Betrag, der nach Abzug eines Lohnansatzes und einer entsprechenden Verzinsung für das Besatzkapital (Gebäude, Maschinen, Tiere, Umlaufvermögen) zur Entlohnung des Bodens und des unternehmerischen Risikos zur Verfügung steht. Die Grundrente gibt somit den nachhaltig maximal zahlbaren Pachtpreis an, der unter Berücksichtigung aller betrieblichen Kosten im Durchschnitt zahlbar ist. Im dargestellten Beispiel beträgt die Grundrente mit zirka 400 €/ha ungefähr die Hälfte des Grenzpachtpreises (siehe Tabelle).
Puffer für Risiko einplanen
Da Pachtverträge in der Regel über mehrere Jahre geschlossen werden, sind für die Berechnung der zukünftigen Grundrente realistische Preis- und Ertragserwartungen für die nächsten Jahre abzuschätzen. Wie die Grafik verdeutlicht, hat die Preiserwartung für die Zukunft erheblichen Einfluss auf den maximal zahlbaren Pachtpreis. Durchschnittszahlen der Vergangenheit können für die Abschätzung eine Orientierung liefern. Aufgrund steigender Preis- und Ertragsschwankungen wird es jedoch zunehmend schwieriger, gute Prognosen aufzustellen. Deshalb sollte, insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Pachtanteile in den Betrieben, ein gewisser Puffer für das unternehmerische Risiko eingeplant werden, da bei den üblichen Pachtverträgen mit fixem Pachtpreis sämtliche Ertrags- und Vermarktungsrisiken beim Pächter liegen. Pachtverträge mit variablem Pachtzins sind hingegen wenig verbreitet. Die Empfehlungen von Wirtschaftsberatern für den Risikopuffer liegen häufig bei 100 bis 200 €/ha. Bei einem Risikopuffer von 100 €/ha verbleibt für den Beispielbetrieb ein durchschnittlich zahlbarer Pachtpreis von zirka 300 €/ha.
Es gibt Pachtpreistreiber
Mit einem solchen Pachtpreisangebot wird man vielerorts wohl nur ein mildes Lächeln ernten. Aber warum wird in der Praxis aktuell wesentlich mehr bezahlt? Bei der Antwort auf diese Frage sind mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Einerseits gibt es zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben erhebliche Erfolgsunterschiede, wie die Kurzauswertung des Landwirtschaftlichen Buchführungsverbandes oder der Rinderreport der Landwirtschaftskammer alljährlich verdeutlichen. So haben die erfolgreicheren Marktfruchtbetriebe im Mittel der vergangenen Jahre zirka 350 €/ha mehr Grundrente als der Durchschnitt erwirtschaften können. Im Milchviehbereich sind es beim obersten Viertel sogar fast 500 €/ha mehr gewesen. Es gibt also Betriebe, die deutlich höhere Pachten zahlen können, weil sie so erfolgreich wirtschaften. Wenn weniger erfolgreichere Betriebe bei diesen Preisen blind mithalten wollen, sind Risiken vorprogrammiert.
Auch wenn der Fachkräftemangel immer stärker in der Landwirtschaft Einzug hält und viele Betriebe auf Automatisierung setzen, ist Boden für die meisten landwirtschaftlichen Betriebe weiterhin der knappste Produktionsfaktor.
Andererseits werden zum Teil höhere Pachtpreise gezahlt, weil diese durch andere Betriebszweige, zum Beispiel Tierhaltung oder Biogaserzeugung, quersubventioniert werden. Nicht selten wird auch einmal ein Teil der Pacht für Windkraftanlagen verwendet, um sich Fläche zu sichern. Hierzu ist anzumerken, dass grundsätzlich jeder Betriebszweig für sich rentabel wirtschaften sollte. Ist eine Pacht weiterer Flächen aufgrund von Vorgaben des Dünge- oder Baurechts erforderlich, kann dies zu einer deutlich höheren Zahlungsbereitschaft für Pachtflächen führen. Es sollte jedoch immer mit spitzem Bleistift kalkuliert werden, ob nicht vielleicht eine vertraglich geregelte Gülleabgabe der günstigere Weg sein kann.
Des Weiteren nimmt auch die Subventionspolitik Einfluss auf den Pachtmarkt. Neben der Basisprämie gibt es Junglandwirteprämien, Ökoregelungen sowie Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, die staatlich gefördert werden. Eigentlich sind diese Prämien für die Bewirtschafter gedacht, werden aber nicht selten, zumindest teilweise, an den Grundeigentümer durchgereicht, wie wissenschaftliche Untersuchungen und Erfahrungen aus der Praxis zeigen. Auch durch diese Regelungen werden die Pachtpreise „subventioniert“ und erhöht, was vor dem Hintergrund, dass viele Pachtverträge länger laufen als die jeweilige Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik, gefährlich sein kann. Hierbei kommt es somit auf die richtige Pachtvertragsgestaltung an.
Fazit
Auch wenn der Fachkräftemangel immer stärker in der Landwirtschaft Einzug hält, ist Boden für die meisten landwirtschaftlichen Betriebe weiterhin der knappste Produktionsfaktor. Durch den anhaltenden Strukturwandel in der Landwirtschaft ist zwar damit zu rechnen, dass weitere Flächen auf den Markt kommen werden, das Angebot an Pachtfläche wird in Schleswig-Holstein – mit regionalen Unterschieden – jedoch knapp bleiben, da durch Straßen- und Wohnungsbau, Natur- und Klimaschutzmaßnahmen (Moorvernässung, Freiflächenphotovoltaik) landwirtschaftliche Flächen wegfallen werden. Trotzdem lohnt es sich nicht, Flächen um jeden Preis zu pachten. Wer pachten will, sollte gut vorbereitet in die Verhandlungen gehen und die wirtschaftliche Situation und die Möglichkeiten seines Betriebes genau kennen. Neben dem Pachtpreis ist auch der Umgang mit der Fläche (Fruchtfolgegestaltung, Bodendruck, Düngung) wieder stärker in den Vordergrund gerückt. Wer hier mit seinem Fachwissen punkten kann und flexibel in Bezug auf Zahlungsmodalitäten, Vertragslaufzeit oder Nachbarschaftshilfe ist, hat gute Argumente, um Pachtverhandlungen für sich zu entscheiden.
Die Kreisvorstände des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein trafen sich am 11. Mai zur zweiten Landesausschusssitzung des Jahres. Vertreter aus den Kreisen Nordfriesland, Schleswig-Flensburg, Pinneberg, Herzogtum Lauenburg und Stormarn kamen zusammen, um gemeinsam über aktuelle Herausforderungen zu beraten und langfristige Projekte zu planen.
Die Versammlung startete um 10.30 Uhr im Sitzungsraum in Rendsburg. Lisa, die Sitzungsleiterin, eröffnete das Treffen mit einer Vorstellungsrunde, in der sich alle Anwesenden vorstellten. Zu Beginn stand die Genehmigung des Protokolls der ersten Landesausschusssitzung auf der Agenda, gefolgt von einer Präsentation über die aktuellen Entwicklungen innerhalb des Landesverbandes. Hierbei lag ein besonderes Augenmerk auf den personellen Veränderungen in der Geschäftsstelle.
Während der Austauschrunde „Neues aus den Kreisen“ hatten die Kreisvorstände die Gelegenheit, Probleme und Wünsche aus ihrem Kreisverband sowie bezüglich der Zusammenarbeit mit dem Landesverband zu äußern. Zu den weiteren Themen des Vormittags zählten die LaJu Service GmbH, der Förderverein und Internationales. Zudem gab es einen Kurzvortrag zur Initiative „next Generation“ des Bauernverbandes. Auch wurde über die Agrararbeit berichtet: Am vorherigen Wochenende hatte der Agrarausschuss zusammen mit einer Gruppe Landjugendlicher die Apfeltour 2.0 unternommen, um die Landwirtschaft auf Föhr zu erkunden. Darüber hinaus wurden bevorstehende Veranstaltungen wie die Sommerexkursion im Juni und die Agrarexkursion Anfang November angekündigt.
Was läuft gut und wo gibt es Verbesserungspotenzial? Die Teilnehmenden brachten ihre Einschätzungen zur Zusammenarbeit mit den Kreislandjugendverbänden und dem Landesverband zu Papier. Foto: Sören Schatt
Ein Rückblick auf die vergangenen Veranstaltungen des Landesverbandes, darunter das Kassenseminar, fand ebenfalls statt. Anschließend wurden die Termine für das laufende Jahr bekannt gegeben. Unter anderem stehen der Tag der offenen Geschäftsstelle, die dritte Landesausschusssitzung und die Landesvollversammlung an. Zudem konnten die neuen T-Shirts für die Jahresaktion, die 72-Stunden-Aktion, präsentiert werden.
Nach einer wohlverdienten Mittagspause, in der sich die Teilnehmer mit Fingerfood stärken und persönliche Gespräche führen konnten, stellte Dorthe Bährs ihre Webseite „Landwirtschaft for Future“ vor. Diese digitale Plattform, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Experten entwickelt wurde, soll eine breite Öffentlichkeit über die Themen Landwirtschaft und Ernährung informieren und den Verbrauchern die Landwirtschaft näherbringen.
Der Nachmittag gestaltete sich praktisch: In einem Workshop zu Schutzkonzepten wurden die Teilnehmer in Gruppen eingeteilt, um kritische Szenarien aus dem Landjugendalltag nachzuspielen und anschließend zu analysieren. Themen waren unter anderem der Missbrauch von Machtpositionen und das Überschreiten persönlicher Grenzen. Diese interaktive Methode regte zu Diskussionen über Verhaltenskodexe und Handlungsempfehlungen an, deren Ergebnisse in das Schutzkonzept des Landjugendverbandes einfließen werden.
Außerdem informierte der Landesvorstand über Neuigkeiten vom Landesjugendring. Am Tag zuvor hatte eine Delegation des Landesverbandes an dessen Vollversammlung teilgenommen, um den neuen Vorstand zu wählen und über aktuelle Anträge abzustimmen. Darüber hinaus wurde über vergangene Veranstaltungen des Bundes der Deutschen Landjugend berichtet, darunter die Bundesmitgliederversammlung, den Parlamentarischen Abend und den Arbeitskreis „Jugend macht Politik“.
Dorthe Bährs (stehend) von der Deichschäferei Bährs in Neufelderkoog stellte ihre Homepage „Landwirtschaft for Future“ vor, die einer breiten Öffentlichkeit die Themen Landwirtschaft und Ernährung näherbringt. Foto: Sören Schatt
In einer abschließenden Auswertungsrunde konnten die Teilnehmer mitteilen, was sie aus der Sitzung mitnahmen und welche Wünsche sie für zukünftige Sitzungen hatten.
Die Landesausschusssitzung ist ein wichtiges Gremium für den Austausch zwischen den Kreisverbänden untereinander sowie zwischen diesen und dem Landesverband. Sie ermöglicht es, die Wünsche und Bedürfnisse der Mitglieder zu berücksichtigen und ihre Fragen zu beantworten.
Die Schäden aufgrund von Gänsefraß an den Küsten Schleswig-Holsteins bleiben massiv. Landwirtinnen und Landwirte verzeichnen hohe Ertragseinbußen und fühlen sich den Vögeln ausgeliefert. Hoffnung auf Besserung gibt es wenig. Die Gänsebestände in Schleswig-Holstein erreichen immer neue Höchstwerte. Der Bestand der Nonnengänse stieg laut Jahresbericht zur biologischen Vielfalt von 300.000 im Jahr 2022 auf 312.000 im Frühjahr 2023. An Graugänsen lag der Bestand im September 2023 bei etwa 80.000 Tieren und somit um 10 % höher als 2021 und 2022. Der Bauernverband Schleswig-Holstein und zuständige Behörden gehen von weiterwachsenden Populationen aus.
Helfen sollen jagdrechtliche Anpassungen und Kompensationszahlungen. Graugänse, Kanadagänse und Nilgänse dürfen mittlerweile von Mitte Juli bis Ende Januar bejagt werden (zuvor von Anfang August bis Mitte Januar). Die Nonnengans darf von Oktober bis Ende Februar bejagt werden (zuvor nur bis Mitte Januar). Darüber hinaus ist eine landesweite Vergrämung dieser Art zwar möglich, aber nur sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind und nur außerhalb europäischer Vogelschutzgebiete und nicht auf Flächen, auf denen eine Duldung von Gänsen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes (VNS) oder andere Schutzziele (Wiesenbrüter) vereinbart wurden.
Hier kommen wir zum Thema Entschädigung. Neben dem VNS-Muster „Rastplätze für wandernde Vogelarten“ bietet das Kieler Umweltministerium im Rahmen der Weißwangengansrichtlinie eine Kompensationsmöglichkeit an für Schäden in Sommerungen, die vom 1. April bis 31. Mai auftreten. Kein einziger Antrag im Jahr 2023 und lediglich fünf Anträge im Jahr 2024 werfen jedoch die Frage auf, ob diese Förderung an der Realität vorbeizielt.
Dr. Robert Quakernack. Foto: bb
Neu aufgesetzt hat kürzlich das Kieler Landwirtschaftsministerium eine Entschädigung im Rahmen der Wildgänserichtlinie. Von zeitweise angedachten bis zu 500.000 € Gesamtbudget pro Jahr sind derzeit 350.000 € übrig geblieben. Dabei sind selbst 500.000 € mit Blick auf die tatsächlichen Schäden knapp bemessen. Die Entschädigungssätze für Grünland sind zudem so gering, dass sich Grünlandbetriebe gut überlegen werden, ob sie den Aufwand der Antragstellung inklusive Gänsemeldernutzung auf sich nehmen, zumal die Landwirte die Kosten für einen Schadenschätzer selbst tragen müssen. Forderungen aus dem Berufsstand nach einer Erhöhung der Entschädigungssätze für Grünland sind daher berechtigterweise zu prüfen.
Bei aller Kritik an der Umsetzung der Richtlinie: Das Landwirtschaftsministerium sendet das Signal, dass es die Gänsefraßproblematik angehen will und zusätzliches Geld bereitstellt – trotz klammer Kassen im Land.
Fest steht: Die Populationen der Gänse werden trotz verlängerter Jagdzeiten und Vergrämung nicht im erhofften Umfang schrumpfen. Entschädigung bleibt daher auf Sicht wohl die einzige Möglichkeit, den Konflikt zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Gänseschutz zu befrieden.
Zum kommenden Wochenende nähern sich die im Rahmen der Reifeprüfung beprobten Grünlandbestände vielerorts dem Rohfaser (XF)-Zielwert von 23 % in der Trockenmasse (TM). Die Schnitt- und Erntereife wird somit zeitnah erreicht.
Die Bedingungen für den ersten Schnitt sind gut: Anhaltend sonniges Wetter, kontinuierlich steigende TM-Erträge, stabile Zuckergehalte und nur langsam sinkende Energiewerte sprechen für eine ertragreiche Ernte und qualitativ hochwertiges Grundfutter.
Der richtige Schnittzeitpunkt ist sowohl für die Qualität des Futters als auch für den Erfolg der späteren Silierung wegweisend. Ein Rohfasergehalt von etwa 23 % in der TM gilt als Richtwert für den optimalen Erntezeitpunkt und schafft gute Voraussetzungen für die weitere Verarbeitung. Liegt der XF-Gehalt deutlich unter dem angestrebten Wert, können Strukturprobleme in der Futterration entstehen. Werden die 23 % hingegen stark überschritten, besteht die Gefahr von Verdichtungsproblemen im Silo, zudem kann eine zu späte Mahd den Futterwert negativ beeinflussen.
Die Ernte hat begonnen
Viele Landwirte nutzten die günstigen Witterungsbedingungen bereits für den ersten Schnitt des Ackergrases. Die zum Zeitpunkt der Beprobung am 8. Mai verbliebenen fünf der ursprünglich neun beprobten Ackergrasbestände erreichten Rohfaserwerte zwischen 20,8 % XF in der TM in der nördlichen Marsch und 16,9 XF in der TM im südlichen Hügelland.
Bei anhaltend hohen täglichen XF-Zunahmen von bis zu 0,4 % XF pro Tag steigen die Rohfasergehalte zum Ende der Woche voraussichtlich auf Werte zwischen 23,5 % XF in der TM in der nördlichen Marsch und 19,4 % XF in der TM im südlichen Hügelland.
Das frühlingshafte Wetter fördert das Pflanzenwachstum und schafft gute Voraussetzungen für die Grasernte. Auch in der Elbmarsch stehen die Bestände kurz vor der Erntereife.
Dauergrünland beerntet
Auch die ersten früh entwickelten Dauergrünlandbestände in der südlichen Geest, in der südlichen Marsch und im südlichen Hügelland wurden bereits geerntet. Aufgrund der gewählten Arten und Sorten entwickelt sich das Dauergrünland allgemein etwas langsamer als das Ackergras, wodurch auch der optimale Schnittzeitpunkt in der Regel erst etwas später erreicht wird.
Die Rohfaserwerte der beprobten Dauergrünlandaufwüchse lagen zum Zeitpunkt der Beprobung zwischen 20,2 % XF in der TM im südlichen Hügelland und 17,7 % XF in der TM in der nördlichen Marsch.
Zum kommenden Wochenende erreichen weitere Bestände in der nördlichen Geest und im südlichen Hügelland voraussichtlich die Schnittreife.
Gute Wachstumsbedingungen sorgen für kontinuierlich steigende TM-Erträge. Mit durchschnittlichen Werten von 40,5 dt TM/ha im südlichen Hügelland und bis zu 26,9 dt TM/ha im nördlichen Hügelland liegen die Erträge des beprobten Ackergrases auf einem hohen Niveau. Auch im beprobten Dauergrünland steigen die TM-Erträge im Vergleich zur Vorwoche deutlich auf Werte zwischen 32,4 dt TM/ha in der südlichen Geest und 18,2 dt TM/ha in der nördlichen Marsch. Trotz anhaltender Ertragssteigerungen bleiben die Entwicklungsunterschiede zwischen den nördlichen und den südlichen Regionen des Landes weiterhin bestehen.
Entsprechend der voranschreitenden Vegetation und dem steigenden Rohfaserwert sinken die Energiegehalte der Aufwüchse. Zum Zeitpunkt der Beprobung lagen die NEL-Werte beim beprobten Ackergras zwischen 7,3 MJ NEL kg/TM in der südlichen Geest und 6,7 MJ NEL kg/TM in der nördlichen Marsch. Beim beprobten Dauergrünland entwickelten sich die Energiegehalte der Bestände mit Werten zwischen 7,2 MJ NEL kg/TM in der nördlichen Marsch und in der nördlichen sowie der südlichen Geest und 6,7 MJ NEL/kg TM in der südlichen Marsch vergleichbar dem Ackergras.
Der Reifegrad eines Grünlands ist stark abhängig von dessen Artenzusammensetzung sowie von den vorherrschenden Standortbedingungen, wodurch die Reife der einzelnen Bestände auch innerhalb der Regionen noch variieren kann. Neben dem Rohfaser-Zielwert sollte auch auf die pflanzenbauliche Erntereife geachtet werden, die erreicht ist, sobald sich etwa 50 % der bestandsbildenden Triebe im Stadium des Ähren- oder Rispenschiebens befinden.
Weitergehende Informationen und Analysedaten sowie die Prognosen zum 18. Mai sind unter www.gruenlandportal-sh.de und in der kostenlosen Grünlandapp „Grünlandportal SH“ zu finden.
Das Interesse an Kompostierungsställen steige, berichtet Diplom-Agraringenieurin Sibylle Möcklinghoff-Wicke vom Innovationsteam Milch. Wie sie bei einem Webinar des Netzwerk Fokus Tierwohl erklärte, machen steigende Anforderungen an Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit in der Landwirtschaft derartige Lösungen attraktiv.
Die viel diskutierten Themenbereiche Bodenfruchtbarkeit und Humusaufbau können durch einen Kompostierungsstall (KS) gefördert werden. Zudem ist das offene, einfache Baukonzept verlockend. Eine freie Liegefläche lässt sich oft gut als Anbau oder Umbau von Altgebäuden realisieren.
Aus diesen Gründen findet man KS auf der ganzen Welt, Standard sind sie jedoch nur in Israel, wo das Klima ein ganz anderes ist. „Dort stehen 95 Prozent der Tiere in KS“, berichtet die Agraringenieurin. In Deutschland dagegen waren im Jahr 2022 nur 3,8 % der Kühe in einem KS untergebracht. „Es wird wohl eine Nische bleiben“, sagt Möcklinghoff-Wicke und nimmt eine der Herausforderungen des Systems gleich vorweg: Die Beschaffung und Pflege der Einstreu bereiten oft Schwierigkeiten. Zudem gibt es trotz der seit rund 20 Jahren laufenden Beratung zum KS bisher wenig gute Beratungsunterlagen. Unkenntnis und Falschinformationen seien weit verbreitet, teilweise würden verschiedene Systeme durcheinandergeworfen. Das Innovationsteam Milch begleitet daher Forschungsvorhaben und steht in intensivem Austausch mit den Praxisbetrieben.
Wie ein Komposthaufen muss auch der Boden im Kompostierungsstall täglich durchmischt werden. Dafür eignet sich am besten ein Grubber oder eine Fräse. Fotos: Innovationsteam Milch
Maximaler Kuhkomfort
Im KS können sich die Tiere frei bewegen und ihr natürliches Sozialverhalten mit Artgenossen ausleben, inklusive der Bildung einer Rangordnung. Der weiche, trockene Untergrund ermöglicht sicheres Laufen sowie bequemes Abliegen und Aufstehen. Das Resultat sind gesunde, langlebige Kühe, die wenig Aufmerksamkeit erfordern. Klauen und Gliedmaßen sind gesünder, Lahmheiten seltener. Die Tiere sind sauberer und fruchtbarer, die Milchleistung höher. Auch die Eutergesundheit kann positiv beeinflusst sein. „Man kann Kühe auch sehr gut in einem Liegeboxenlaufstall halten“, räumt die Beraterin ein. „Aber häufig sind die Laufbereiche hart, rutschig und nass.“ Die Abmessungen in den Liegeboxen seien oft nicht an die Tiergröße angepasst, wodurch der Liegekomfort zu gering sei. Auch Technopathien oder dicke Gelenke gebe es häufig. „Das sieht man in einem KS einfach nicht“, so Möcklinghoff-Wicke. Für sie ist der KS hinsichtlich des Tierwohls unschlagbar: „Für die Kuh ist es das Beste, was derzeit zu haben ist. Wenn wir in 20 Jahren noch eine Akzeptanz für Milchviehhaltung haben wollen, sollten wir offen sein für innovative Systeme. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir zukünftig der einzelnen Kuh mehr Platz im Stall bieten müssen.“
Aber auch der Landwirt profitiere von diesem System, nicht nur durch die „glücklichen Kühe“: Es fallen auch weniger Reparaturen an als im Liegeboxenlaufstall (LBL). Das Substrat aus dem Stall kann er gut als Dünger nutzen. Auch hinsichtlich der Düngeverordnung gibt es weniger Probleme, weil durch die Kompostierung eine Verstoffwechselung stattfindet – 1 m³ Kompost entspricht im Nährstoffgehalt etwa 4 m³ Gülle. Und es wird etwa ein Drittel weniger Ammoniak emittiert, Gerüche werden reduziert. Dieser Punkt kann für die Akzeptanz in der Gesellschaft eine Rolle spielen. Die Stallbaukosten sind etwa gleich wie beim Bau eines LBL. Man braucht zwar weniger technische Einrichtungen wie Liegeboxen, dafür aber eine größere Grundfläche.
Damit ausreichend Wasser verdunstet und die Oberfläche trocken bleibt, ist eine gute Durchlüftung wichtig. Offene Seitenwände und Ventilatoren unterstützen den Luftaustausch.
Kompostierungsstall
Ein KS wird in der Regel als klassischer Zweiraumlaufstall gebaut. Im Unterschied zum LBL zeichnet er sich durch eine große, freie Liegefläche aus. Diese ist tief eingestreut. Ein KS darf nicht verwechselt werden mit einem Kompoststall, bei dem die Einstreu schon aus fertigem Kompost besteht. Im KS dagegen werden meist Sägespäne oder Hackschnitzel verwendet. Die sich durch regelmäßiges Nachstreuen aufbauende Matte wird durch Kot und Harn sowie durch die regelmäßige Pflege in Kompost umgewandelt. „Man kann die Matte sehr lange aufbauen“, berichtet die Expertin. Den Erfahrungen nach reicht ein ein- bis zweimal jährliches Ausmisten. Der Fressgang ist befestigt und durch eine Stufe von der Liegehalle abgehoben. Der KS kann als Umbau oder Neubau realisiert werden, auch die Kombination mit einem LBL ist möglich. Er eignet sich für alle Kuhgruppen und Melktechniken – auch Melkroboter sind kein Problem. Man kann alle Tiere oder nur spezielle Gruppen im KS unterbringen, er funktioniert bei jeder Herdengröße.
In einem gepflegten Stall sind die Kühe sauber und trocken, denn die Einstreu trocknet durch die regelmäßige Bearbeitung und durch Verdunstung kontinuierlich ab. Das Risiko für ein Fehlmanagement ist hier aber deutlich höher als im LBL, denn die Liegefläche muss gut überwacht und gepflegt werden. „Das ist kein Selbstläufer-System“, betont Möcklinghoff-Wicke. „Bei sehr vielen Ställen ist das Management nicht gut, und wir erzielen nicht die Ergebnisse für die Kuh, die wir haben möchten. So eine Kompostierungsfläche ist ein lebendes Wesen, das man pflegen muss, damit es am Leben bleibt.“ Wie beim Komposthaufen im Garten wird im KS organisches Material durch Mikroorganismen abgebaut. Dabei wird das Volumen reduziert. Essenziell für die Kompostierung sind Kohlenstoff (C), Stickstoff (N), Sauerstoff (O2) und Feuchtigkeit. Die entstehende Wärme sichert eine trockene Oberfläche, Bakterien werden reduziert und das Volumen durch die Verdunstung von Wasser verkleinert.
Kostenfaktor Einstreu
Ein großer Kostentreiber sind im Kompostierungsstall die Einstreukosten. Das verwendete Material beeinflusst den Erfolg der Kompostierung stark. Vor allem das C-N-Verhältnis ist dabei ausschlaggebend. Aufgrund ihres weiten C-N-Verhältnisses sind Sägespäne, Hobelspäne oder Hackschnitzel der Goldstandard. Das Mischen mit einer anderen organischen Komponente wie Dinkelspelzen oder Miscanthus ist möglich. In der Praxis entscheiden allerdings die Verfügbarkeit und der Preis am ehesten über das verwendete Material. Wegen des großen Bedarfs ist es wichtig, sich Stammlieferanten zu sichern. Der Verbrauch ist in den Betrieben sehr unterschiedlich und rangiert von 8 bis 25 m³ pro Kuh und Jahr. „Das macht deutlich, wie gut oder schlecht das Liegeflächenmanagement gehandhabt wird“, so Möcklinghoff-Wicke. In der Beratung empfiehlt sie eine Menge von 15 bis 20 m³ Einstreu pro Kuh und Jahr. Die Preise dafür liegen je nach Region, Verfügbarkeit und Material um die 6 bis 25 €/m³. Geht man von einem Verbrauch von 18 m³ pro Kuh und einem Preis von 20 €/m³ aus, liegen die Kosten pro Kuh und Jahr bei 360 €. Das sind 150 bis 200 € mehr als im LBL. Grundsätzlich gilt: Je höher der Tierbesatz auf einer Fläche, desto mehr Material wird man brauchen. Jeder Quadratmeter Liegefläche spart etwa 0,8 m³ Einstreu. Der Einstreuverbrauch hängt aber auch von weiteren Faktoren ab, so zum Beispiel vom Liegeflächenmanagement. Das kann mit einer Be- oder Entlüftung unterflur verbessert werden. Die Witterung, die Milchleistung, die Tierart, möglicher Weidegang und das gesamte Stalldesign können die Kosten erhöhen oder senken.
Die Einstreu ist ein großer Kostenfaktor und die Beschaffung in ausreichender Menge oft eine Herausforderung. Hier sollte man ausreichende Lagerkapazitäten haben.
Die hohen Einstreukosten scheinen tatsächlich der größte Nachteil des KS zu sein, so die Agraringenieurin. Gegenrechnen könne man allerdings die geringeren Medikamenten- und Tierarztkosten wegen der verbesserten Tiergesundheit und geringere Ausbringungskosten für Gülle. Auch die Kosten für etwaige Reparaturen an den Liegeboxen fallen weg. Was die Arbeitskosten angeht, gibt es bisher wenige Untersuchungen. Dieser Posten wird von Landwirten auch unterschiedlich bewertet. Es scheint jedoch, dass die Arbeitszeit niedriger ausfällt als beim LBL und vor allem die Arbeit für die Pflege der Liegefläche durch den Maschineneinsatz weniger körperlich anstrengend ist. Auch die Zweitverwertung des entstandenen Kompostsubstrats kann die Gesamtkosten senken. Der fertige Kompost eignet sich sehr gut als Dünger. Das Nährstoffprofil ist nicht mit dem von Stallmist, Gülle, Tiefstallmist oder Grüngut-Kompost vergleichbar, es variiert zudem je nach Einstreumaterial. Insgesamt ist der Kompost jedoch feinkrümelig und mittelporig und baut eine hervorragende Humusschicht auf. Die Bodenfruchtbarkeit wird dadurch dauerhaft verbessert.
Das richtige Management
Der Boden in der Liegefläche muss regelmäßig belüftet, aufgelockert, eingeebnet und durchgemischt werden. Dadurch werden Kot und Urin eingearbeitet, es kommt Sauerstoff in den Boden und der warme Kompost gelangt an die Oberfläche, die dann besser abtrocknet. Einmal täglich sollte man diese Arbeiten gewissenhaft durchführen. Idealerweise nutzt man dafür im Wechsel einen Grubber und eine Fräse, da sie unterschiedliche Effekte haben. Einmal wöchentlich wird frisch eingestreut, zumindest über die Wintermonate. Im Sommer kann es auch vorkommen, dass zwei bis drei Monate lang gar nicht nachgestreut werden muss, weil die Oberfläche deutlich besser abtrocknet.
Von 1 m² Kompostierungsfläche können pro Tag 50 l Wasser verdunsten. Die Menge ist abhängig von der Luftgeschwindigkeit, der Temperatur und der relativen Luftfeuchte. Sommer und Winter erfordern daher ein unterschiedliches Management der Fläche. Besonders in den Wintermonaten bereitet zu hohe Feuchtigkeit in vielen Ställen Probleme. „Von November bis März ist ein KS schwierig zu managen“, räumt Möcklinghoff-Wicke ein. Pro Kuh entstehen täglich 50 bis 60 kg Kot und Harn, davon die Hälfte in der Liegefläche. Höherleistende Tiere mit einem höheren Grundumsatz benötigen auch mehr Grundfläche, damit die Oberfläche trocken gehalten wird.
Saubere Kühe, die tiefenentspannt auf der Seite liegen: Dieses Bild sieht man in Kompostierungsställen regelmäßig.
Weniger Treibhausgase
Die Emission von Treibhausgasen steht bei der Rinderhaltung immer wieder in der Diskussion. Wie sich der KS in dieser Hinsicht verhält, ist noch nicht ausreichend untersucht. Insgesamt sei die Konzentration verschiedener Gase in der Luft in den Betrieben sehr unterschiedlich, erklärt Möcklinghoff-Wicke. Das hänge wahrscheinlich mit der baulichen Situation zusammen, zum Beispiel mit der Anordnung des Futtertisches. Besonders die Werte für Methan und Ammoniak variierten stark. Hinsichtlich dieser beiden Gase scheint der KS aber gegenüber dem LBL deutlich im Vorteil zu sein. Die gasförmigen Verluste sind geringer, je besser die Kompostierung funktioniert. Die Emission von CO2 zum Beispiel erhöht sich, je feuchter das Material wird. Ein hohes C-N-Verhältnis sorgt für geringe Stickstoffverluste.
Wichtige Parameter für die Kompostierung
• C-N-Verhältnis: 20:1 bis 40:1
• Feuchtigkeit: 40 bis 55 %
• pH-Wert: 6 bis 9
• Temperatur: 43 bis 55 °C
• Dach: Neigung von 30 bis 40°, der First sollte offen und breiter als beim Liegeboxenlaufstall sein. Traufenhöhe mehr als 4,2 m
• pro Kuh mindestens 12, besser 15 m2 Platz auf der Liegefläche
• Von besonderer Bedeutung ist die natürliche Lüftung. Höhe der Seitenwände danach ausrichten, Traufen nach der Hauptwindrichtung ausrichten
• Seitenwände und First offen
• Ventilatoren sorgen für zusätzlichen Luftaustausch. Auch Unterflurbe- oder -entlüftung möglich
• Fressbereich 50 bis 80 cm höher als Liegebereich. Zu Beginn kann man mit Einstreu eine Rampe für die Tiere formen. Wenn sich die Matte langsam aufbaut, wird der Höhenunterschied kleiner.
• Tränken nur vom Fressgang aus zugänglich, um zusätzlichen Wassereintrag in die Liegefläche zu verhindern
• Übergang zum Fressbereich offen oder mit Toren, sodass die Tiere auf dem Fressgang festgesetzt werden können
Die Digitalisierung schreitet rasant voran – und mit ihr gewinnt die digitale Unterschrift immer mehr an Bedeutung. Sie ermöglicht es, Dokumente sicher und rechtsgültig zu signieren. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Welche Unterschiede gibt es und wo wird sie eingesetzt?
Vorweg: Es besteht keine Pflicht, digital zu unterschreiben. Ob auf Papier oder digital – eine Unterschrift bleibt eine Unterschrift. Während eine klassische Unterschrift aus Tinte auf Papier besteht, setzt sich eine elektronische oder digitale Unterschrift aus Daten zusammen. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) kann eine handschriftliche Unterschrift durch eine elektronische ersetzt werden, sofern dies vereinbart wurde.
Elektronisch oder digital – was ist was?
Oft werden die Begriffe „elektronische“ und „digitale“ Unterschrift synonym verwendet, doch es gibt Unterschiede: Eine elektronische Unterschrift ist ein allgemeiner Begriff für jede Unterschrift, die in digitaler Form vorliegt. Das kann zum Beispiel eine gescannte handschriftliche Unterschrift sein, ein getippter Name oder eine Unterschrift, die mit der Maus oder auf einem Touchscreen gemacht wird. Sie ersetzt eine normale Unterschrift, bietet aber keine besondere Sicherheit gegen Manipulation und keine Sicherheitsgarantien, denn sie kann mit einfachen Mitteln im Handumdrehen kopiert werden.
Die digitale Unterschrift ist eine spezielle, sichere Form der elektronischen Unterschrift. Sie basiert auf Verschlüsselungstechnologien und wird mit einem Zertifikat sowie einem kryptografischen Schlüssel erstellt. Der Begriff „Kryptografie“ setzt sich aus den griechischen Wörtern „kryptos“ und „graphein“ zusammen. Sie bedeuten „geheim“ und „schreiben“. Diese Signatur kann eindeutig einer bestimmten Person zugeordnet und auf ihre Echtheit überprüft werden. Sie funktioniert über die Public-Key-Infrastruktur (PKI): Der Unterzeichner nutzt einen privaten Schlüssel zur Signatur. Der Empfänger überprüft die Signatur mit dem öffentlichen Schlüssel. So wird sichergestellt, dass das Dokument nicht verändert wurde und tatsächlich vom angegebenen Absender stammt.
Kurz gesagt: Eine digitale Unterschrift ist sicherer als eine einfache elektronische Unterschrift, da sie vor Manipulation schützt und die Identität des Unterzeichners bestätigt. Sollten ein Dokument oder die Signatur verändert werden, würde dies sofort erkannt. Die höchste Sicherheitsstufe bietet die qualifizierte elektronische Signatur (QES), die in der EU rechtlich einer handschriftlichen Unterschrift gleichgestellt ist.
Welche Software und Hardware werden benötigt?
Um digitale Unterschriften zu nutzen, wird spezielle Software wie DocuSign oder Adobe Acrobat benötigt. Für qualifizierte Signaturen kann außerdem Hardware erforderlich sein, etwa Kartenlesegeräte oder USB-Tokens. Das sind passwortgeschützte Geräte zum Nachweis der persönlichen Identität. Vertrauenswürdige Anbieter für qualifizierte Signaturen werden von der Bundesnetzagentur gelistet – darunter Telekom, die Bundesnotarkammer, die Deutsche Post AG und D-Trust, ein Unternehmen der Bundesdruckerei.
Wo werden digitale Unterschriften eingesetzt?
Sie kommen in der Justiz, im Finanzwesen und im Gesundheitssektor zum Tragen, etwa bei der Unterzeichnung von Verträgen, Kreditanträgen oder Patientenakten. Manche Unternehmen nutzen sie für interne Genehmigungen und Arbeitsverträge. Während einfache oder fortgeschrittene elektronische Signaturen für viele Standardfälle ausreichen, ist bei bestimmten Dokumenten, wie Arbeitsverträgen oder notariellen Urkunden, eine qualifizierte elektronische Signatur vorgeschrieben.
Rechtlich werden digitale Unterschriften durch die eIDAS-Verordnung geregelt: eIDAS steht für „electronic IDentification, Authentication and Trust Services“ und legt die Anforderungen an elektronische Vertrauensdienste fest. Sie gilt für alle EU-Mitgliedstaaten und definiert drei Arten von Signaturen: die einfache elektronische Signatur (EES), die fortgeschrittene elektronische Signatur (FES) und die qualifizierte elektronische Signatur (QES). Die QES ist dabei die sicherste und hat die gleiche Rechtswirkung wie eine handschriftliche Unterschrift. In Deutschland sind zusätzlich das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) und das Vertrauensdienstegesetz (VDG) maßgeblich. Beispielsweise erlaubt § 126a BGB die Ersetzung der Schriftform durch die elektronische Form, sofern dem keine andere gesetzliche Regelung entgegensteht.
Die einfache elektronische Signatur umfasst beispielsweise eingescannte Unterschriften oder Signaturen, die auf einem Paketscanner oder Touchpad erfasst werden. Sie eignet sich für Dokumente mit geringem rechtlichem Risiko wie Empfangsbestätigungen. Allerdings kann sie leicht manipuliert werden und bietet kaum Beweiskraft. Die fortgeschrittene elektronische Signatur bietet ein höheres Sicherheitsniveau, da sie eindeutig einer Person zugeordnet und durch Authentifizierungsmechanismen geschützt ist. Sie wird vor allem für Dokumente mit erhöhtem rechtlichem Risiko eingesetzt, etwa Verträge, und gewährleistet Integrität sowie Nichtabstreitbarkeit. Die höchste Sicherheit bietet die qualifizierte elektronische Signatur, die mit einem qualifizierten Zertifikat eines anerkannten Vertrauensdienstleisters erstellt wird. Oft ist hier eine Zwei-Faktor-Authentifizierung erforderlich. Diese Signatur ist gesetzlich vorgeschrieben für Dokumente, die von allen Beteiligten auf einem Dokument eigenhändig unterschrieben werden müssen, etwa Arbeitsverträge oder notarielle Urkunden.
Die spannende Zukunft digitaler Unterschriften
Während sie sich für Unternehmen als effiziente und sichere Lösung etabliert haben, sind sie für Privatpersonen noch nicht praktikabel. Denn der Aufwand und die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Dennoch stellt sich die Frage, ob die klassische Unterschrift auf Papier langfristig Bestand haben wird oder ob digitale Signaturen irgendwann alternativlos sein werden. Bis dahin bleibt es eine individuelle Entscheidung, in welchem Umfang man sich auf die digitale Unterschrift einlässt. Fest steht: Sie ist eine zukunftsweisende Alternative zur handschriftlichen Unterschrift und wird in einer zunehmend digitalen Welt immer wichtiger.
Das „Schaufenster“ Vorgarten, die Beete um Terrasse und Sitzplatz herum sind heute überwiegend den sogenannten Zierpflanzen vorbehalten. Gemüse und Kräuter haben ihr eigenes, meist versteckteres Areal, eben den Nutzgarten. Allerdings wachsen im Bauerngarten immer schon auch Blumen zwischen den Nutzpflanzen und machen den besonderen Reiz dieser Gartenform aus. Warum nicht auch andersherum schön anzusehende Gemüse- und Kräuterpflanzen ins Zierbeet integrieren? Geeignete Kandidaten gibt es genug.
Viele Gemüsepflanzen sind vor allem durch ihr Blatt attraktiv, bei manchen ist auch die Blüte auffällig schön. Der Übergang ist fließend: Sind Gewürztagetes, Speisechrysantheme und Kapuzinerkresse nun Kräuter oder Zierpflanzen? Auch Gartenamarant (Amaranthus caudatus) kann sowohl zur Zierde wie als Nutzpflanze kultiviert werden. Essbar sind die jungen Blätter aller Formen.
Kontrast in Farbe und Form: Palmkohl mit Zinnien und Staudensonnenblumen Foto: Anke Brosius
Hoch wachsende Kohlarten, insbesondere Palmkohl und Grünkohl mit dunklem Laub (‚Hoher roter Krauser‘, ‚Redbor‘)sieht man schon heute hin und wieder in Zierbeeten. Nachbarn sind dann beispielsweise Zinnien, Staudensonnenblumen, Tagetes oder Phlox. Auch von anderen Blattgemüsen, etwa Salaten und Gartenmelde, gibt es rot- und buntblättrige Formen. Rotlaubige Gemüsepflanzen bilden einen schönen Kontrast zu grünlaubigen Stauden oder Sommerblumen. Kommen dann noch rote Blüten dazu, ist die Ergänzung perfekt. Man muss nur darauf achten, dass die Farbtöne miteinander harmonieren und sich nicht beißen, was insbesondere bei Rot- und Pinktönen leicht geschehen kann. Also: Kein leuchtendes Rot zu zartem Rosa setzen.
Farbharmonien beachten
Farbenfroh zeigt sich auch Mangold mit Stielen in Rot, Gelb oder Orange. Die Stiele der Sorte ‚Peppermint Twist‘ sind sogar pink gestreift. Bei der rotstieligen Sorte ‚Feurio‘ können auch die Blätter rötlich bis bronzefarben aussehen. Dafür braucht es allerdings viel Sonne.
Rottöne, die harmonieren: Rotblättriger Mangold mit rot blühenden Zinnien Foto: Anke BrosiusMit Salaten lassen sich immer wieder kurzfristige Lücken füllen. Foto: Anke Brosius
Dann ergänzt sich das Blatt gut mit rot blühenden Dahlien oder Zinnien. Ringelblumen passen zu rot- und gelbstieligen Formen. Zwar kommt es bei der Auswahl und Planung in erster Linie auf das Zusammenspiel von Farbe und Form an. Außerdem müssen aber selbstverständlich auch die Boden- und Lichtansprüche zusammenpassen. Und hungrige Gemüse-Starkzehrer müssen auch bei Einzelstellung im Zierbeet mit genügend Nährstoffen versorgt werden.
Für ein Zierpflanzenbeet mit Gemüse muss man nicht gleich ein ganz neues Beet anlegen. Man kann auch damit anfangen, entstehende Lücken in eingewachsenen Staudenbeeten statt nur mit einjährigen Blumen auch mit Blatt- oder Fruchtgemüse zu bepflanzen. Um den Zierbeetcharakter zu erhalten, sollten dabei eher einzelne Gemüsepflanzen zwischen Stauden und/oder Sommerblumen gesetzt werden statt ganzer Reihen wie im Nutzgarten.
Es gibt viele Salatsorten, deren Blätter so dekorativ sind, dass sie gut als kurzlebige Lückenfüller in Staudenbeete gepflanzt werden können.
Dem Salat schadet eine teilweise Beschattung durch benachbarte höhere Zierpflanzen nicht, je nach Standort ist sie sogar von Vorteil. Gestalterisch kommen Kopfsalate in kleinen Gruppen gut zur Geltung. Aber auch Pflücksalatreihen können am Rand eines Zierbeets wachsen.
Von manchen Hülsenfruchtarten gibt es besonders schön blühende Sorten. Die zweifarbigen Blüten violett blühender Erbsen (etwa ‚Graue Buntblühende‘, ‚Lila Weggiser‘, ‚Blauwschok‘) stehen denen zarter Wicken in nichts nach. Die Puffbohne ‚Crimson Flowered‘ blüht purpurviolett und bildet anschließend aufrecht stehende Schoten. Zugleich reichern Hülsenfrüchte den Boden auch im Blumenbeet mit Stickstoff an, sofern man die Wurzeln nach der Ernte im Boden belässt.
Feuerbohnen werden schon lange, oft sogar in erster Linie zur Zierde gepflanzt, etwa am Zaun oder an Sichtschutzgittern. Wenig bekannt ist, dass es auch Busch-Feuerbohnen gibt, die auch mitten ins Beet gesetzt werden können, ohne die Nachbarn zu bedrängen.
Die Puffbohne ‚Crimson Flowered‘ blüht rot. Foto: Anke Brosius
Früh zu erntendes Gemüse ergänzt sich gut mit Stauden, die erst im Spätsommer und Herbst blühen, und umgekehrt. So wird die Bildung unschöner Lücken vermieden. Oder man setzt noch einmal späte Salate wie Radicchio, wobei auch hier der Fruchtwechsel eingehalten werden sollte: also nicht immer wieder Salat an die gleiche Stelle.
Langjährige Kombinationen
Besonders gut ins Staudenbeet passen mehrjährige Pflanzen. Grünspargel kann viele Jahre lang stehen bleiben. Das fein gefiederte Laub, das sich nach Ende der Ernte im Frühsommer zeigt, ist so reizvoll, dass das Laub von Asparagus-Arten auch floristisch verwendet wird. Mehr Platz benötigt Rhabarber, er gehört zu den Solitärstauden. Reizvoll sind insbesondere rotstielige Sorten. Wenn man sie nicht herausschneidet, ist zudem die meterhohe Blüte ein Hingucker.
Auch Artischocken lassen sich sehr gut ins Staudenbeet integrieren. Sie entwickeln nicht nur – sofern man nicht alle Knospen für die Küche erntet – prachtvolle, große, violette Blüten, sondern auch die großen, graugrünen Laubblätter sind sehr attraktiv. Letzteres gilt fast mehr noch für die Cardy (Kardone), die mit ihren weißfilzigen, stark gefiederten Blättern eine regelrechte Blattschmuckstaude ist.
Die Cardy schmückt das Beet bis spät in den Herbst. Foto: Anke Brosius
Nur lässt sich die Cardy, bei der ja nicht die Blütenknospen, sondern die Blattstiele verzehrt werden, als Gemüsepflanze nur einjährig ziehen. Sobald die Pflanze zu blühen beginnt, werden die Stiele zäh. Eine Möglichkeit ist, Cardy im Staudenbeet nur im ersten Jahr zu beernten, danach darf sie als Zierstaude weiter stehen bleiben.
Meerkohl (Crambe maritima) braucht durchlässigen, eher sandigen Boden. Wo das gegeben ist, lassen sich die Pflanzen mit dem weißlich-blaugrünen Blatt und dem Blütenschleier aus vielen kleinen, weißen Blüten vielseitig kombinieren: mit Gräsern und Artemisien, mit Goldmohn als Unterpflanzung oder als Begleitstaude zu rot und rosa blühenden Strauchrosen. Um Meerkohl als Gemüse zu genießen, müssen die jungen Austriebe im Frühjahr gebleicht werden.
Viele Kräuter passen schon aufgrund ihres mehrjährigen Charakters gut ins Staudenbeet.
Salbei etwa gedeiht in sonniger, nicht zu feuchter Lage zusammen mit Lavendel, Helichrysum (Currykraut) und Küchenschellen (Pulsatilla). Dekorativ sind sowohl grünblättrige wie buntblättrige Sorten. Auch Bronzefenchel ist mindestens ebenso sehr eine Zierpflanze wie ein Gewürzkraut.
Zierstaude oder Küchenkraut? Buntlaubiger Salbei ‚Tricolor‘ Foto: Anke BrosiusBlühender Küchenlauch ist Zierlauchblüten ebenbürtig. Foto: Anke BrosiusBlühender Kerbel zwischen Pfingstrose und Akelei Foto: Anke Brosius
Die Blüten der Winterheckenzwiebel brauchen sich hinter Zierlauch nicht zu verstecken; das gilt ebenso für Schnittlauch und Schnittknoblauch, die sich auch für Beeteinfassungen eignen. Schnittlauch lässt sich dabei schön mit Federnelken kombinieren. Auch Ysop, der je nach Sorte blau, weiß oder rosa blüht, und in sonnenexponierter Lage Thymian machen sich gut als Randbepflanzung für Beetränder.
Kerbel versamt sich gern selbst. Die zarten, weißen Doldenblüten im späten Frühjahr harmonieren besonders gut mit Vergissmeinnicht, so richtig unpassend wirken sie aber eigentlich nirgends. Auch das gefiederte Laub und die gelben Doldenblüten von Dill passen als Lückenfüller fast überall. Der ausladende Liebstöckel ist im Hintergrund des Staudenbeets am richtigen Platz.
Auch Mais kann im Hintergrund eines Zierbeets stehen und zusammen mit Sonnenblumen als hohe Begrenzung beziehungsweise Sichtschutz dienen. Beide sind allerdings starke Düngerfresser. Es gibt auch eine Maissorte mit bunt gestreiften Blättern (‚Japonica‘), die jedoch aufgrund der beeinträchtigten Chlorophyllversorgung relativ schwach wächst und nur kleine Kolben mit schwarzrotem Korn bildet.
Fließende Grenzen zwischen Zier- und Nutzpflanze
Kartoffeln wurden ihrer schönen Blüte wegen in Europa anfangs als Zierpflanzen betrachtet, bevor man darauf kam, dass die Knollen der ansonsten giftigen Nachtschattengewächse essbar sind. Kartoffeln sollte man aber nur mit einjährigen Sommerblumen zusammenpflanzen. Die Wurzeln benachbarter Stauden würden beim Ausgraben der Knollen zu sehr in Mitleidenschaft gezogen.
Das gilt auch für Süßkartoffeln (Ipomoea) mit ihren sehr zierenden Blättern. Besonders die vielen buntlaubigen Sorten werden von Landschaftsgärtnern gern als einjähriger Sommerflor verwendet. Allerdings sind nicht alle Ziersorten ertragreich und/oder schmackhaft. Wenn man die Knollen essen möchte, empfehlen sich die Sorten ‚Maguerite‘ mit hellgrünem Laub und die ‚Sweet Caroline‘-Sorten mit bronzefarbenem und schwarzrotem Laub.
Rot-grüner Kontrast: Gartenmelde ‚Rote Lebeda‘ Foto: Anke Brosius
Schwierig kann es in schneckengeplagten Gärten werden. Schneckenschutzringe aus Plastik zum Schutz von Gemüsejungpflanzen werten ein Beet nicht gerade ästhetisch auf. Eine Lösung kann ein Schneckenzaun um das ganze Beet herum sein, der aber, um zu funktionieren, durchgängig frei von Bewuchs gehalten werden muss. Auch eine Einfassung aus Ysop oder Lavendel trägt zur Abwehr von Schnecken bei.
Manche Gemüse werden erst dann zur Zierpflanze, wenn der Zeitpunkt der Genussreife überschritten ist. Das gilt vor allem für Wurzelgemüse, deren Wurzel verholzt, aber auch beispielsweise für Lauch. Man kann aber überschüssige Sämlinge, statt sie zu verschenken oder zu kompostieren, an geeigneter Stelle ins Zierbeet setzen und sich dort im zweiten Jahr an den Blüten von Haferwurzel, Lauch und Pastinake erfreuen. Das filigrane Laub von Möhren bildet schon im ersten Jahr einen hübschen Hintergrund für Sommerblüher, auch wenn man die Wurzeln später herauszieht und isst.
Thymian mit Federnelken als Beeteinfassung Foto: Anke BrosiusRot-grüner Kontrast II: Rotblättriger Grünkohl Foto: Anke BrosiusManchmal sind die Stiele das zierende Element: Mangold ‚Peppermint Twist‘ Foto: Anke Brosius
Die seit Jahren andauernde Debatte um eine mögliche Teilung der bislang einheitlichen deutschen Stromgebotszone geht in die nächste Runde. Denn in dem in der Vorwoche vorgelegten „EU Bidding Zone Review“ (BZR) hat sich der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (Entso-E) für eine solche Aufteilung in insgesamt fünf Preiszonen ausgesprochen. Folge wäre, dass der Strom zwar im Süden etwas teurer, dafür im Norden aber günstiger würde. Insgesamt könnten zudem durch das dann effizientere Marktdesign pro Jahr 339 Mio. € an Kosten eingespart werden, haben die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) ausgerechnet.
Entsprechend kontrovers wurde der Bericht aufgenommen: Scharfe Kritik kam aus Bayern, Lob dagegen aus Schleswig-Holstein. Aber auch der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) und die Bundesnetzagentur (BnetzA) sehen die BZR-Empfehlungen äußerst skeptisch.
Eine Teilung der Stromgebotszonen empfehlen schon seit Langem Energieökonomen wie etwa die Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm. Die Fürsprecher argumentieren, dass dadurch das Marktdesign deutlich effizienter werden könnte. Hintergrund ist, dass im Norden sehr viel Erneuerbarer Strom produziert wird, die großen industriellen Abnehmer dagegen vor allem im Süden der Republik angesiedelt sind. Gleichzeitig fehlt es aber an den notwendigen Übertragungsnetzen, um den Strom von Nord nach Süd zu transportieren.
Daraus entstehende Fehlanreize im Stromsystem treiben teils absurde Blüten: Wenn etwa die Stromproduktion im Norden und die Nachfrage im Süden sehr hoch sind, müssen an der Küste Windkraftparks abgeregelt und dafür teure Gaskraftwerke im Süden hochgefahren werden. Zugleich gelten im Süden die gleichen, vergleichsweise niedrigen Stromkosten wie im Norden.
Pump- oder Batteriespeicherbetreiber in Bayern bekommen dann das gleiche Preissignal wie Abnehmer in Schleswig-Holstein, obwohl der günstige „Nordstrom“ bei ihnen gar nicht ankommt, aber sie speichern dennoch Strom ein und verschärfen damit das Problem weiter. In der Folge müssen Netzbetreiber regelmäßig durch manuelle Eingriffe diese Fehler „reparieren“. Dieser Redispatch verursacht Milliardenkosten und wird an die Verbraucher weitergegeben.
Bayern und Schleswig-Holstein uneinig
Laut BZR würden bei einer Teilung der Stromzonen die Strompreise in Bayern bei einer Teilung in fünf Zonen um etwa 0,13 ct/kWh steigen – die Großhandelspreise in Schleswig-Holstein dagegen um 0,8 ct/kWh sinken. Noch nicht berücksichtigt sind dabei allerdings die durch den geringer werdenden Redispatch-Bedarf bundesweit sinkenden Netzentgelte. Wie der Energieökonom Prof. Lion Hirth erklärte, sei durchaus denkbar, dass dadurch auch im Süden für die Verbraucher der Strompreis unterm Strich sinke.
Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) begrüßte erwartungsgemäß die Empfehlungen des BZR „ausdrücklich“. Grüner Wasserstoff für ganz Deutschland könnte bei sinkenden Großhandelspreisen in Schleswig-Holstein entsprechend günstiger erzeugt werden. Die im Süden dann um 0,13 ct/kWh steigenden Strompreise seien wahrlich kein Anlass, eine Deindustrialisierung herbeizureden. Zu Befürchtungen, dass der Erneuerbare-Zubau im Noden zum Erliegen komme, bestehe angesichts der etwas niedrigeren Strompreise kein Anlass. „Ich fordere die neue Bundesregierung auf, Marktwirtschaft nicht nur in Sonntagsreden zu predigen, sondern auch zu machen“, sagte der Grünen-Politiker.
Anders blickt Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) auf den Sachverhalt. „Die Idee einer Aufspaltung ist nicht nur teuer, sie ist auch ein Angriff auf den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt“, warnte er. Unterstützung für seine Position kann Aiwanger wohl von der kommenden Bundesregierung erwarten. „Der Koalitionsvertrag spricht eine deutliche Sprache: Deutschland soll eine einheitliche Strompreiszone bleiben“, sagte der Politiker der Freien Wähler. Dies dürfe nicht infrage gestellt werden.
Auch BEE und BNetzA warnen
Kritisch äußerte sich auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Seine Behörde rät dazu, „wegen der hohen Marktliquidität und Planungssicherheit für Verbraucher und Einspeiser, Wirtschaft und Industrie bei einer einheitlichen Gebotszone zu bleiben“. Stattdessen müsse vor allem der Netzausbau vorangetrieben werden.
Ähnlich sieht dies die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), Dr. Simone Peter. „Eine Teilung mag theoretisch funktionieren, hält aber dem Praxis-Check nicht stand“, sagte Peter. Sie bezeichnete die Debatte als „Geist, der besser in der Flasche bleibt“. Denn auch sie rechne mit negativen Folgen für die Preisentwicklung, Investitionen und den Ausbau der Erneuerbaren Energien. „Potenziellen geringen Vorteilen in einigen Bereichen des Kurzfristmarkts stehen deutliche Nachteile im gesamten Langfristmarkt gegenüber”, so die BEE-Präsidentin.
Ob die Teilung der Stromgebotszone tatsächlich kommt, hängt letztlich auch an der EU-Kommission. Diese könnte am Ende Berlin zu dem eigentlich ungewollten Schritt zwingen. Denn laut Brüsseler Regularien müssen EU-Mitgliedstaaten mindestens 70 % der grenzüberschreitenden Leitungen für die Übertragung in Nachbarländer zur Verfügung stellen können. Deutschland verfehlt dieses Ziel allerdings seit Jahren.