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Vermiedene Netzentgelte: Vergütung auf dem Prüfstand

Die Pläne der Bundesnetzagentur (BNetzA), die Netzentgeltkosten zu senken, indem eine Vergütung bestimmter dezentraler Anlagen schrittweise abgeschmolzen wird, sorgt in der Holzenergiebranche für Kritik. Hintergrund ist ein Festlegungsentwurf der BNetzA von Ende April, in dem die Behörde vorschlägt, die Vergütung dezentraler Erzeugungsanlagen für „vermiedene Netzentgelte“, beginnend im Jahr 2026, sukzessive bis 2029 abzubauen. Laut BNetzA-Präsident Klaus Müller sollen Verbraucher dadurch um insgesamt 1,5 Mrd. € entlastet werden.

Auf wenig Gegenliebe stößt Müller mit seinem Vorstoß erwartungsgemäß beim Fachverband Holzenergie (FVH), haben Holzkraftwerke bislang doch von dem Vergütungssystem profitiert. „Die geplante Abschmelzung der vermiedenen Netzentgelte gefährdet die Wirtschaftlichkeit dieser klimarelevanten Infrastrukturprojekte und konterkariert die Anstrengungen und Investitionen der Unternehmen“, warnte FVH-Geschäftsführer Gerolf Bücheler. Ihm zufolge befinden sich zahlreiche Holzkraftwerke in einem Transformationsprozess. „Sie investieren in die Umrüstung ihrer Anlagen zur Effizienzsteigerung und Wärmenutzung und sichern damit Grüne Jobs und die Energieversorgungssicherheit“, gibt Bücheler zu bedenken.

Angesichts des geringen Anteils Erneuerbarer Wärme findet es der FVH-Geschäftsführer kontraproduktiv, Biomasseanlagen aus dem Markt zu drängen. Es sollten stattdessen weiterhin Anreize bestehen, um den Umbau wirtschaftlich anzusichern, beispielsweise wenn Strom produzierende Anlagen an ein Fernwärmenetz angeschlossen würden.

BNetzA-Präsident Müller bezeichnete die Vergütung der vermiedenen Netzentgelte dagegen bei Vorstellung des Festlegungsentwurfs als eine nicht mehr zeitgemäße Subvention von Kraftwerken „zulasten der Verbraucher“. Laut BNetzA machen die vermiedenen Netzentgelte im bundesweiten Schnitt ungefähr 3 % der Netzkosten aus. Nach Ansicht der Behörde ist zudem die Grundannahme hinter dem Vergütungssystem nicht mehr stimmig, nämlich dass lokal produzierter Strom auch lokal verbraucht wird und daher die Netzkosten senkt. „Auch dezentral erzeugter Strom wird zunehmend über längere Strecken in die Verbrauchszentren transportiert“, argumentiert die BNetzA.

Auszahlungspreise nahezu unverändert

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Nachdem die Milchauszahlungspreise in den vergangenen drei Monaten eine leicht rückläufige Tendenz verzeichneten, konnte dieser Trend im Auszahlungsmonat April gestoppt werden. Der Milchpreisvergleich weist nahezu unveränderte Grundpreise aus. Im Durchschnitt sind die Milchpreise sogar um minimale 0,09 ct/kg angestiegen.

Dabei haben fünf Meiereien einen höheren Auszahlungspreis als im Vormonat und drei Meiereien konnten ihren Auszahlungspreis nicht halten. Der Mittelwert der Auszahlungspreise der hiesigen Meiereien liegt bei 51,49 ct/ kg. Die Spanne liegt dabei zwischen 46,90 und 54 ct/kg. Bundesweit gesehen hat Schleswig-Holstein zwar weiterhin die größte Spanne bei den Auszahlungspreisen, muss aber den höchsten Auszahlungsgrundpreis knapp einer süddeutschen Meierei überlassen. Dort werden zwischen 48,46 und 54,46 ct/ kg ausgezahlt, während die Spanne in Ostdeutschland weiter sehr klein bleibt. Hier liegt sie zwischen 49 und 50 ct/kg. In Westdeutschland bekommen die Milcherzeuger zwischen 46,81 und 52 ct/ kg ausgezahlt. Die angelieferte Milchmenge befindet sich aktuell auf ihrem Saisonhöhepunkt und hat in den vergangenen Wochen einen ordentlichen Sprung nach oben gemacht, sodass die Vorjahreslinie fast erreicht ist.

Käsenachfrage ungebrochen hoch

Die Nachfrage nach Käse wird weiterhin als sehr gut beschrieben, die Lagerbestände sind sehr jung. Dabei kommt die lebhafte Nachfrage gleichmäßig aus allen Bereichen. Die Lebensmittelindustrie zieht ihre georderten Mengen planmäßig ab und auch der Lebensmitteleinzelhandel zeigt eine ungebrochen lebhafte Nachfrage. Zusätzliche Impulse kommen derzeit aus Südeuropa. Hier wird mit dem Beginn der Urlaubssaison auch verstärkt Käse aus Deutschland nachgefragt. Und auch aus Drittländern gehen verstärkt Anfragen ein, aufgrund der geringen Lagerbestände können hier aber Anfragen nicht immer vollumfänglich bedient werden. Das Preisniveau bleibt in diesem Bereich daher auch unverändert. Auch im Butterbereich ist von einer guten und lebhaften Nachfrage die Rede. Die laufende Spargelsaison wirkt sich traditionell stimulierend auf die Butternachfrage aus. Hier ist die Stimmung dennoch etwas getrübt, da der schwächelnde Sahnebereich sich auch negativ auf die Butternotierungen auswirkt. Die Käufer spekulieren hier auf weiter fallende Preise. So gibt es zwar viele Anfragen, die Preisvorstellungen gehen aber weit auseinander. Im Zusammenspiel mit dem höheren Milchaufkommen entsteht hier etwas Preisdruck.

Magermilchpulvernachfrage lebhafter

Im Magermilchpulverbereich verbuchen die Meiereien einen deutlich höheren Auftragseingang. Offensichtlich ist den Einkäufern bewusst, dass der Höhepunkt der Milchanlieferung erreicht ist. Hier wirkt auch die Befürchtung nachfragestimmulierend, dass die Milchmenge aufgrund einer trockenheitsbedingt schlechteren Futtergrundlage wieder deutlich zurückgehen könnte. Für den Drittlandsexport wirkt der hohe Eurokurs, der in den vergangenen Tagen wieder deutlich hinzugewonnen hat, allerdings nach wie vor dämpfend. Durch die gestiegene Milchanlieferung haben die Meiereien aktuell weniger Bedarf an zusätzlicher Milch, der Spotmarktpreis für Rohmilch ist daher auf einen Wert unweit der 40-ct-Marke abgesunken. Der in die Zukunft gerichtete ife-Börsenmilchwert, der gern für die Prognose des Milchmarktes herangezogen wird, weist hingegen wieder eine positivere Stimmung auf als noch Ende des vorigen Monats. Da lag dieser Wert für alle nach vorn gerichteten Termine unter der 50-ct-Marke, aktuell haben fast alle Kontrakt-Monate wieder die ­50-ct-Marke erreicht. Da in diesen Wert die Schlusskurse der jeweiligen Börsentermine der EEX mit einberechnet werden, spiegelt er die Marktstimmungen an der EEX wider. Somit dürfte in diese positive Trendentwicklung auch die aktuelle Trockenheitssituation in mehreren EU-Ländern eingeflossen sein.

Waldpflegeverträge und Ökokonten

Am 8. Mai tagten Haupt- und Ehrenamt in der Forstabteilung in Bad Segeberg. Die Themen waren so vielfältig, wie der Wald in Schleswig-Holstein bunt ist an Baumarten. Es ging um Waldpflegeverträge, Ökokonten und weitere Geschäftsbereiche, die sich die Abteilung in den vergangenen Jahren aufgebaut hat.

Der Vorsitzende Hans-Caspar Graf zu Rantzau eröffnete und ließ Geschäftsführer Dr. Klaus Drescher Aktuelles aus der Kammer vortragen. Er berichtete unter anderem, dass das die wirtschaftliche Lage gut aussehe.

Fachbereich Forstwirtschaft in 2024

Der Abteilungsleiter Dr. Gerrit Bub kann mit seinem Team auf ein gutes und arbeitsreiches Jahr zurückblicken. Vor allem die Waldpflegeverträge standen im Fokus. Diese seien eine Erfolgsgeschichte, weil wir hier in Schleswig-Holstein viele kleine Waldbesitzende hätten, deren forstliche Zusammenschlüsse nun dafür Fördermittel erhielten, wenn die Waldbesitzer einen Waldpflegevertrag mit ihnen geschlossen hätten. Ihnen kommen die zusätzlichen vertraglichen Leistungen zur Beratung, Baumschau, Waldschutz und Biodiversitätsmaßnahmen zugute, die geförderten Forstbetriebsgemeinschaften und -verbände können durch die neuen Fördermittel Strukturmängel ausgleichen. Langfristiges Ziel ist es, die Betriebe durch Holzeinschlag und gemeinsame Vermarktung wirtschaftlicher zu gestalten und dabei auch die Biodiversität zu fördern. Das Fördervolumen betrug für die Zusammenschlussförderung über 1 Mio. €.

Ein weiteres erfolgreiches Geschäftsfeld ist laut Dr. Bub der Bereich der Ökokonten: Es wurden 12 km Knick auf den Weg gebracht und 33 ha Ersatzwald geschaffen. Weitere wachsende Geschäftsbereiche sind Baumkontrollen und die Waldbestattung. Getragen wird die Forstabteilung von insgesamt 29 Vollzeit- und zwölf Teilzeitkräften sowie einer Aushilfe.

Dr. Jörg Hittenbeck schilderte im Anschluss die Situation der Lehranstalt für Forstwirtschaft. 52 Auszubildende über alle Jahrgänge sind in Bad Segeberg eingetragen und nehmen dort an der Landesberufsschule sowie der überbetrieblichen Ausbildung teil. Damit ist die Ausbildung zum Forstwirt, verglichen mit den Vorjahren, gut ausgelastet. In der Weiterbildung gab es 74 Seminare mit knapp 900 Teilnehmenden und 1.440 Teilnehmertagen. Die Nachfrage nach technischen Lehrgängen in der Weiterbildung ist seit einigen Jahren sehr hoch und übersteigt die personellen Möglichkeiten der Lehranstalt. Dies ist aktuell noch einmal schwieriger, da die Stelle eines forstlichen Arbeitslehrers nicht besetzt werden konnte. Die Lehranstalt wird hier dankenswerterweise durch externe Ausbilder von forstlichen Partnern unterstützt. Langfristig gilt es jedoch, jemanden mit dem forstfachlichen Know-how und der Begeisterung für die Aus- und Weiterbildung zu finden.

Dr. Borris Welcker stellte die Förderung vor. 6,7 Mio. € standen im vergangenen Jahr für forstliche Maßnahmen zur Verfügung. Die Mittel wurden unter anderem für Kulturen, Nachbesserungen und Kultursicherung, aber auch für die Zusammenschlussförderung, die Bewältigung von Extremwetterfolgen und den Forstwegeausbau im waldarmen Land zwischen den Meeren verwendet.

Und wo soll es hingehen?

Wie in fast allen Lebensbereichen soll auch in der Forstabteilung die Digitalisierung voranschreiten. Seit Längerem arbeitet man daran, die forstliche Förderung auf ein digitales Antragsverfahren umzustellen. Dies gestaltet sich aktuell nicht einfach. Passende Standards gibt es bislang nicht und dort, wo es möglicherweise passende Lösungen gibt, müssen Lizenzen gekauft und Zahlungsmodalitäten geklärt werden.

Eine der Kernaufgaben der Forstabteilung ist die Beratung und Betreuung des Privat- und Kommunalwaldes im Land. Langfristige Verträge gibt es mit knapp 90 Betrieben und 13 Zusammenschlüssen, aber viele Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer nehmen die Bezirksförster für Einzelmaßnahmen und die Beratung in Anspruch. Weitere Themen für den Waldbesitz und damit auch die Forstabteilung sind der Wunsch nach Wiedervernässung von Waldmooren, der Vertragsnaturschutz und die zukünftig geforderte umfangreiche Wiederherstellung der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiete. Hier gilt es, gesellschaftliche Wünsche oder Forderungen in den Wäldern umzusetzen und Waldbesitzende bei grundlegenden Entscheidungen zu beraten und zu unterstützen.

Meisterkurs für Forstwirte

Weil Stillstand Rückschritt bedeutet, plant die Forstabteilung unter anderem eine neue Werkshalle zur Verbesserung der überbetrieblichen Ausbildung sowie einen Forstwirtschaftsmeisterkurs. Bislang mussten motivierte Forstwirte für die Meisterfortbildung in andere Bundesländer ausweichen. Angesichts eines bundesweit sehr hohen Bedarfs an Forstwirtschaftsmeistern gab es hier zuletzt erhebliche Schwierigkeiten für Nichtlandeskinder in anderen Bundesländern. Die Lehranstalt hat sich daher entschlossen, ein Angebot für Schleswig-Holstein und Hamburg auf die Beine zu stellen.

Die Entwicklung der Forstabteilung war einer von drei Bereichen der Landwirtschaftskammer, die im Rahmen der diesjährigen Klausurtagung näher durch das Ehrenamt betrachtet wurden. Als Ergebnis der Tagung werden eine Ausweitung der Kleinprivatwaldbetreuung als wünschenswert erachtet sowie die Ausweitung von Aktivitäten in potenziellen neuen Geschäftsfeldern für die Forstabteilung. Während im Kleinprivatwald auch aufgrund der strukturellen Defizite viel Holznutzungspotenzial ungenutzt bleibt, bieten CO²-Kompensation und neue Förderinstrumente für die Bereitstellung von besonderen Ökosystemleistungen neue Einkommensmöglichkeiten für Waldbesitzer. Hier gilt es, vorhandenes Wissen in der Forstabteilung auszubauen und passende Angebote für Waldbesitzende und Mittelgeber zu gestalten. 

Fazit

Auch wenn Bäume vergleichsweise langsam wachsen, wurde wieder deutlich, dass in der Forstwirtschaft viele Themen eine Rolle spielen und die Potenziale für die Waldbesitzer vorhanden sind und genutzt werden sollten.

Zwischen Rhododendren und Kunst

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Wie wunderschön – alle sind dem Motto gefolgt: White Afternoon, in Abwandlung der in vielen Städten schon oft abgehaltenen White Nights!

Nur, wofür steht „white“, also weiß, eigentlich? Dazu habe ich als Vorsitzende der Kieler LandFrauen eingangs Stichworte aus der Literatur vorgetragen; dass beispielsweise Weiß in der Farbenlehre für Reinheit, Ruhe, Ehrlichkeit, Vollkommenheit und Leichtigkeit steht. Die Farbe Weiß signalisiert aber auch den Frieden und die Ergebung. Obendrein soll Weiß gegen emotionale Verstimmungen helfen und dafür sorgen, dass man sich in schwierigen Situationen gut fühlt. Die Liebe zu diesem luftigen und engelhaften Farbton steht für eine positive Persönlichkeit und eine optimistische Zukunftsperspektive.

Stil & Gemeinschaft

So passte es gut, dass wir Kieler LandFrauen im Vorwege verabredet hatten, uns für diesen Nachmittag alle in Weiß zu kleiden – weiße, große und kleinere Hüte, Kleider, Blusen, Hosen, Handtaschen und Schuhe wurden in den heimischen Schränken entdeckt und nun „ausgeführt“, ein Vergnügen im sonnigen Mai für alle! Denn zum Kunst-Erleben in der aktuellen Ausstellung der Gerisch-Stiftung in Neumünster „Mein Freund der Baum“ blühen im Park derzeit die Rhododendren, eben auch viele in Weiß. Diese Pflanzenschönheiten, auch Rosenbäume genannt, fänden hier das flirrende Licht, wie eine der LandFrauen bemerkte, denn der ideale Standort liegt im wandernden Schatten lichter Gehölze, wie wir es im Gerischpark um die Villa Wachholtz vorfinden.

Kunst-Historie erleben

Neben den botanischen Besonderheiten hier, zu denen auch das Schicksal des Naturdenkmals der 120 Jahre alten Hängebuchengruppe zählt, erlebten wir mit der versierten Kunsthistorikerin und Kuratorin der Gerisch-Stiftung, Yanine Esquivel, und ihrer Kollegin die beeindruckende Führung durch den weitläufigen Park und alle Räume der Villa Wachholtz: die Sammlung von Kunstobjekten aus dem Gerisch-Stiftungs-Archiv und Leihgaben – mit Skulpturen, Installationen, Malereien, Grafiken. Ob das im Foyer betrachtete Ausstellungsobjekt „Warfare Canaries“ von Thorsten Brinkmann oder der beeindruckende große „Fliegenpilz“ von Carsten Höller im Buchenwald draußen, die „Gesichter“ im Souterrain, wo auch ein Porträt von Herbert Gerisch, dem Stiftungsgründer, zu sehen ist, oder der Nachklang zur 2024-Ausstellung zu Heinz Breloh in der Remise: Die Gesamtheit aller erläuterten Kunst war die Fahrt zu diesem nahen besonderen Ort in Schleswig-Holstein wert!

Der abschließende Unterhaltungspunkt galt dem Besuch der Galerie bei Brigitte Gerisch persönlich: Im dortigen Basar konnte gestöbert, gekauft, geklönt und im Cafe ­„Harry Maasz“ Kaffee getrunken werden. Ein Frühjahrserlebnis mit vielen Facetten!

Starke Turbulenzen auf den Ölsaatenmärkten

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Die Ölsaatenmärkte stehen weiter unter starkem politischen Einfluss. Besonders die Kurse des Sojakomplexes wurden im Laufe der vorigen Woche durch politische Meldungen in eine regelrechte Berg-und-Tal-Fahrt getrieben. Die Kurse für Sojabohnen an der CBoT in Chicago wurden durch den „Waffenstillstand“, den die USA und China in ihrem Handelskrieg am vorletzten Wochenende vereinbart hatten, regelrecht nach oben katapultiert. Die Händler erhofften sich, dass die Sojabohnenlieferungen nach China nun im gewohnten Umfang wiederaufgenommen werden könnten. Die Nachricht über eine Handelsvereinbarung zwischen den USA und Großbritannien sorgte ebenfalls für zusätzlichen Aufschwung, besonders bei den Sojaölkursen.

EPA schiebt Entscheidung zu Biokraftstoffen auf

Regelrecht beflügelt wurden die Sojakurse in der vorigen Woche aber durch einen Gesetzesvorstoß im US-Kongress zur Förderung von Biokraftstoffen. Die ausbleibende Entscheidung der für den Bereich Biokraftstoffe zuständigen US-Umweltbehörde EPA führte dann auch ziemlich schnell wieder zu einer gegenläufigen Kursbewegung, besser gesagt zu einem regelrechten Kurseinbruch. Denn es mehren sich die Anzeichen, dass die EPA einer Ausweitung der Biodiesel-Förderung ablehnend gegenübersteht. So hat die EPA Gerüchten zufolge der Regierung sogar empfohlen, die gesetzliche Quote für die Biodieselproduktion auf 4,65 Mrd. g (Gallonen) herabzusetzten. Die Produzenten-Allianz hatte 5,25 Mrd. g gefordert. Die EPA kündigte an, dass sich eine Entscheidung noch Monate hinziehen könnte. Damit hat die politische Unsicherheit weiter eine stark marktbeeinflussende Stellung. Der Wettermarkt tat sein Übriges zu den Kursverlusten, da aus den Hauptanbauregionen gute Entwicklungsbedingungen gemeldet wurden.

Raps im Windschatten

Während sich die Rapskurse in jüngster Vergangenheit meist von den Sojakursen abgekoppelt entwickelten, sind die politischen Verwerfungen derzeit so gravierend, dass der Raps im Windschatten der jüngsten marktpolitischen Entwicklungen mitgerissen wird, sowohl auf- als auch abwärts. In erster Linie sind es natürlich die Canolakurse in Kanada, die sehr stark von der Biodiesel-Förderung in den USA abhängen, da ein Großteil der kanadischen Canolaernte in die Biodieselproduktion für den US-Markt fließt. Die Entwicklungen in Kanada strahlen dann aus auf die hiesigen Rapskurse an der Matif, mit der Einschränkung, dass die aktuelle Trockenheit in Mittel- und Nordeuropa die Kursverluste deutlich gedämpft hat. Zum Ende der vorigen Woche konnte der Wettermarkt die Oberhand gewinnen und zog die Rapskurse wieder nach oben. In Kanada war es die knappe Verfügbarkeit alterntiger Ware, die für einen ähnlichen Erholungseffekt sorgte. Die aktuellen politischen Entwicklungen und teilweise bewusst gestreuten Unsicherheiten erfordern also eine intensive Marktbeobachtung, um geeignete Vermarktungsfenster zu erkennen. Oftmals dauern sie nur ein bis zwei Tage, wenn sie denn überhaupt auf die Erzeugerpreis-Ebene durchgereicht werden. Eine derart inszenierte politisch motivierte Volatilität der Märkte bewirkt aber auch deren Lähmung, da sie abschreckend wirkt und selbst erfahrene Marktteilnehmer zu einer abwartenden Haltung verleitet. Es bleibt also die Frage, wem mit diesem Schlingerkurs der US-Regierung überhaupt geholfen ist. Den amerikanischen Farmern jedenfalls nicht.

Erste Rübenbestände zeigen in den nächsten Tagen Reihenschluss

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Während der Eisheiligen traten in Schleswig-Holstein stellenweise Bodenfröste auf, die aber nicht zu nennenswerten Schäden in den Zuckerrüben führten.

Durch die trockene Witterung in den vergangenen Wochen sind die oberen Zentimeter des Bodens mittlerweile relativ stark ausgetrocknet. Es zeigt sich aber selbst auf der Geest in tieferen Schichten noch genügend Feuchtigkeit für das Rübenwachstum. Die Rüben wachsen dem Wasser hinterher, wodurch sich ein guter, langer Rübenkörper bilden kann. Trotzdem wäre ein Regenereignis wünschenswert, um Nährstoffe in Lösung zu bringen und pflanzenverfügbar zu machen.

In diesen Tagen werden noch letzte Herbizidbehandlungen durchgeführt. Konnten die wenigen Niederschlagsereignisse zu Ostern und Anfang Mai genutzt werden, war es sehr gut möglich, das Unkraut zu kontrollieren. Teilweise ist es aber auch trotz hoher Aufwandmengen an Metamitron nicht gelungen, alle Unkräuter zu erfassen. Auf einigen Standorten hat sich besonders der Raps bei diesen trockenen Bedingungen als sehr schwer bekämpfbar erwiesen.

Sobald die Rüben das Sechsblattstadium erreicht haben (was so gut wie überall der Fall ist), können die letzten Gaben an Kalium und Stickstoffdünger in die Rüben ausgebracht werden. Vor allem Kalium ist für die Regulation des Wasserhaushalts von zentraler Bedeutung. Sobald die Zuckerrüben ihre Reihen schließen – und das scheint auf einigen Flächen bereits Ende Mai der Fall zu sein –, stehen die ersten Blattdüngungen an. Wie bei Stickstoff und Kalium ist auch die Verfügbarkeit von Bor bei den trockenen Bodenbedingungen eingeschränkt. Die Rübe benötigt ab Reihenschluss eine Menge von zirka 450 g/ha, um einer Herz- und Trockenfäule vorzubeugen. Außerdem sollte neben Bor auch Mangan (zirka 300 g/ha) und Bittersalz (zirka 5 bis 10 kg/ha) appliziert werden.

Der Zuflug von Blattläusen in Zuckerrüben ist bis vor Kurzem noch sehr zurückhaltend gewesen. Eine Insektizidmaßnahme gegen Läuse ist zurzeit nicht erforderlich, zumal erste Marienkäfer auf den Flächen zu finden sind. Anders verhält es sich mit der Rübenfliege und den Weichwanzen. Hier waren in einigen Regionen Schleswig-Holsteins Insektizidmaßnahmen erforderlich. Wird aktuell noch über eine Behandlung nachgedacht, muss berücksichtigt werden, dass dann auch die Nützlinge (Marienkäfer, Schwebfliege, Florfliege) darunter leiden.

Was tun gegen Magen-Darm-Strongyliden?

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In einigen Betrieben steht sie vor der Tür, in anderen hat sie bereits begonnen – die Weideperiode. Mit ihr kommen jedoch auch die Weideparasiten, die durchaus in der Lage sind, erhebliche Schäden am Tier zu verursachen. Verschiedene Maßnahmen können aber effektiv dabei unterstützen, den Parasitendruck zu minimieren und das Tierwohl zu steigern.

Die Weideparasiten lassen sich grundsätzlich in Endo- und Ektoparasiten aufteilen. Ektoparasiten plagen das Rind von außen, zum Beispiel Mücken oder Zecken. Endoparasiten hingegen besiedeln ihren Wirt von innen, beispielsweise Würmer wie die Magen-Darm-Strongyliden (MDS).

Magen-Darm-Strongyliden haben einen speziellen Entwicklungszyklus. Befallene Tiere scheiden mit ihrem Kot die Wurmeier aus. Im Kothaufen auf der Weide können sich aus dem Ei nun Larven entwickeln, im Tier ist es ihnen nicht möglich. Das erste und zweite Larvenstadium (L1 und L2) findet im Kot statt. Die Dauer dieser Entwicklungsphase ist abhängig von Temperatur und Feuchtigkeit. Daher variiert sie zwischen zwei und sechs Wochen. Danach ist das dritte Larvenstadium (L3) erreicht: Die Larven kriechen aktiv aus dem Kothaufen und heften sich an Grashalme. Je nach Witterungsbedingungen können sie hier einige Wochen bis hin zu mehreren Monaten überdauern. Je kälter und feuchter es ist, desto länger überleben sie. Werden die L3 gemeinsam mit dem Gras von einem Rind aufgenommen, entwickeln sie sich im Tier über die nächsten Larvenstadien zum adulten Wurm. Die adulten MDS legen wiederum Eier, die dann mit dem Kot wieder ausgeschieden werden. Der Kreislauf beginnt von vorn.

Eine Mischbeweidung mit Schafen kann dabei helfen, den Erregerdruck auf der Weide zu minimieren. Dies liegt daran, dass einige MDS sich nur in einem speziellen Wirt entwickeln können. Besonders zwischen Pferd und Wiederkäuer finden sich besonders wenige gemeinsame Erreger.

Symptome der Magen-Darm-Strongyliden

Bei einem starken Befall mit MDS zeigen die Rinder als deutliches Symptom Durchfälle. Das Fell wird struppig und die Tiere magern rasch ab. Ebenso zeigen sich die Tiere appetitlos. Wachstumsstörungen oder verminderte Leistungen sind dann die Folge. Bei schwerem Befall können betroffene Rinder bereits nach wenigen Wochen verenden. Am meisten leiden Jungrinder in der ersten Weidesaison unter den MDS. Mit den Jahren können die Rinder aber eine gewisse Immunität gegen die Parasiten aufbauen, sofern der Erregerdruck nicht zu stark ist. Diese Tiere sind zwar nicht gänzlich frei von MDS, jedoch sind sie in der Lage, die Parasiten zum Teil selbst zu regulieren und auf einem tolerierbaren Niveau zu halten.

Weidemanagement zur Bekämpfung

Ein Befall durch MDS lässt sich in der Weidehaltung nicht unterbinden. Verschiedene Managementmaßnahmen helfen jedoch dabei, ihn auf ein Minimum zu reduzieren. Die MSD-Larven überdauern problemlos den Winter auf der Weidefläche. Daher empfiehlt es sich, die Weide vor dem Austrieb für den ersten Schnitt zu nutzen. Die Larven werden mit dem Gras von der Fläche transportiert und sterben durch die Futterkonservierung ab. Der zweite Aufwuchs kann nun bei einem sehr niedrigen Erregerdruck beweidet werden.

Besonders feuchte Weideflächen bieten den MDS gute Lebensbedingungen. Die Gefahr, dass die L3 im Sommer austrocknen, ist auf diesen Flächen gering. Daher bietet es sich an, diese Flächen eher nur für den Schnitt zu nutzen, sofern es die Befahrbarkeit zulässt, und trockenere Flächen zu beweiden. Ansonsten sollte zumindest darauf geachtet werden, dass die feuchteren Weiden vorzugsweise von älteren Tieren genutzt werden, die bereits eine gewisse Toleranz gegenüber den MDS entwickelt haben. Weisen die Weiden hingegen nur einige feuchte Stellen auf, sollten diese ausgezäunt werden.

Große Erfolge bringen Weidewechsel

Wird ein Grünlandstück Jahr für Jahr als Weide genutzt, ist der MDS-Druck entsprechend hoch. Werden die Stücke hingegen regelmäßig zwischen Schnitt- und Weidenutzung gewechselt, können keine Larvenstadien im Grasbestand oder in alten Kothaufen überdauern. Besonders effektiv ist es, sogar während der Weidesaison die Flächen zu wechseln. Natürlich spielt auch die Besatzdichte eine Rolle. Eine große Tierzahl verteilt viel Kot auf der Weidefläche und damit auch viele MDS-Eier.

Ebenso kann die Mischbeweidung mit anderen Tierarten den Erregerdruck auf der Weide minimieren. Viele MDS leben wirtsspezifisch, sie können sich also nur in einer bestimmten Tierart erfolgreich vermehren. Nur wenige Erreger fühlen sich in verschiedenen Tierarten wohl. Nimmt ein anderes Tier nun Larven einer MDS-Art auf, die spezifisch für Rinder ist, so kann sich diese Larve nicht weiterentwickeln und stirbt. Der Lebenszyklus ist unterbrochen und der Druck auf der Weide verringert sich. Aus diesem Grund kann eine Mischbeweidung von Rindern mit Schafen oder Pferden sehr sinnvoll sein. Vor allem zwischen Pferden und Wiederkäuern gibt es nur sehr wenige gemeinsame Erreger, sodass beide Tierarten stark davon profitieren.

Möglichkeiten der Behandlung

Lässt sich ein passendes Weidemanagement aufgrund betriebsspezifischer Faktoren nicht umsetzen, müssen die Rinder gegebenenfalls mit Antiparasitika gegen die MDS behandelt werden. Dies sollte jedoch nicht unüberlegt passieren. Unsachgemäße oder zu häufige Anwendungen fördern Resistenzen unter den MDS. Daher ist es zu empfehlen, vor dem Einsatz dieser Entwurmungsmittel, Kotproben der Tiere untersuchen zu lassen, um einen Befall festzustellen und die Schwere einschätzen zu können. Tiere, die keine nennenswerten Mengen an MDS-Eiern ausscheiden, müssen zumeist gar nicht behandelt werden. Besonders sinnvoll ist eine Behandlung im Herbst, zum Aufstallen. Im Stall können sich die Tiere nach der Behandlung nicht erneut über das Weidegras infizieren und der Kreislauf wird bis zur neuen Weidesaison im Tier unterbrochen. Bei der Auswahl des Antiparasitikums sollte außerdem darauf geachtet werden, dass das Präparat auch MDS im Ruhestadium abtötet.

Fazit

Um die Tiere gesund zu erhalten und die Wirtschaftlichkeit sicherzustellen, haben vor allem Maßnahmen im Weidemanagement Sinn. Durch einen minimierten Parasitendruck sind schwere Infektionen seltener und teure Behandlungen sind ebenfalls seltener notwendig. Ist der Einsatz eines Entwurmungsmittels jedoch nötig, sollten vorab Kotproben untersucht werden, um einen übermäßigen Einsatz und die damit verbundene Resistenzbildung zu unterbinden.

Getreidelagerung und -trocknung im Wandel

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Die Entwicklungen im Agrarbereich schreiten rasant voran und vielerorts zeigen sich die Folgen einer veränderten Handels- und Lagerstruktur. Der regionale Landhandel schließt zunehmend kleinere Lager, sodass landwirtschaftliche Betriebe mehr Verantwortung für die Konservierung und Lagerung ihrer Erntefrüchte übernehmen müssen.

Besonders im Druschfruchtbereich ist dies eine logistische und technische Herausforderung, zumal sich die Naturräume in Schleswig-Holstein und den umliegenden Regionen stark unterscheiden. Während Betriebe an der Küste oftmals nasse Erntegüter mit entsprechendem Trocknungsbedarf vorfinden, müssen im Landesinneren vor allem Lagerhaltungen zur Gesunderhaltung und Kühlung eingerichtet werden. Parallel steigen die Ansprüche an neue Lager- und Trocknungsanlagen. Diese müssen nicht nur hohe technische Standards erfüllen und für Mitarbeiter attraktiv sein (geringe Staub- und Lärmbelastung), sondern auch eine intuitive und verlässliche Steuerung bieten.

Trocknungsbedarf: Regionale Unterschiede

Die zurückliegenden Erntejahre in Norddeutschland machten eindrücklich deutlich, dass sich Witterungsbedingungen massiv auf die Erntefeuchte und damit den Trocknungsaufwand auswirken können. Teilweise sind die gesamten Weizenernten mit deutlich über 17 % Feuchte einzufahren, was die gängige Trocknungstechnik schnell an ihre Kapazitätsgrenzen bringt. Untersuchungen des Rationalisierungs-Kuratoriums für Landwirtschaft (RKL) zeigen, dass in normalen Jahren bis zu 70 % des Weizens an den norddeutschen Küsten getrocknet werden müssen, weitaus mehr als in vielen anderen Regionen.
Solche Zahlen spiegeln sich auch in den Anforderungen an Betriebslogistik und Trocknungsverfahren wider. Im Küstenbereich kommt es oft auf hohe Durchsatzleistungen an, da die Erntefenster klein sind und große Feuchtemengen abgebaut werden müssen. Im Binnenland hingegen wird seltener thermisch getrocknet. Hier reicht oft eine Lüftungstrocknung oder reine Belüftungskühlung aus, um den Kornhaufen stabil zu halten.

Die Lagerbelüftungstrocknung ist die energieeffizienteste Form der Getreide­trocknung. Foto: Albert Spreu

Verfahren: Dächerschachtdurchlauftrockner

Über Jahrzehnte hinweg hat sich der Dächerschachtdurchlauftrockner als leistungsstarkes und energieeffizientes Verfahren bewährt. Es gilt als klassisches Trocknungsverfahren. In Erntejahren mit stark schwankenden Feuchtegehalten geraten diese Anlagen jedoch an ihre Grenzen, weil sie eine möglichst konstante Kornfeuchte für den optimalen Betriebspunkt benötigen. Um das zu erreichen, setzen moderne Anlagenkonzepte vermehrt auf Feuchtgetreidezellen, in denen das Erntegut einige Stunden bis Tage zwischengelagert wird. Hier werden drei Effekte genutzt:

• mechanisches Mischen: Beim Ein- und Auslagern bildet sich ein Kegel- beziehungsweise Kernfluss, der die Körner durchmischt und so große Feuchtestreuungen ausgleicht.

• Homogenisierung durch Schwitzen: Die höhere Erntetemperatur im Korninneren bleibt erhalten, sodass sich das Wasser im Korn verteilt und an die Oberfläche wandern kann. Dadurch sinkt der thermische Aufwand, um diese Benetzungsfeuchte zu verdampfen.

• Feuchteausgleich zwischen den Körnern: Auch Körner mit leicht unterschiedlichem Feuchtegehalt gleichen sich gegenseitig an.

Empfehlungen für die Schwitzdauer variieren je nach Fruchtart von wenigen Stunden (zum Beispiel Raps) bis zu mehreren Tagen (zum Beispiel Bohnen). Betriebe, die in Feuchtgetreidezellen investieren, sollten sich stets an der künftigen Druschleistung ihres Mähdreschers orientieren, damit die Kapazitäten nicht in wenigen Jahren zu eng werden. Durch Homogenisierung in Feuchtgetreidezellen lassen sich maximal 15 bis 25 % Energie einsparen.

Temporäre Zwischenlager schaffen

Sind die Feuchtgetreidezellen oder Silos erschöpft, wird oft ein provisorisches Zwischenlager auf einer betonierten und leicht konvex angelegten Fläche eingerichtet. Dies ermöglicht eine kurzfristige Lagerung des Ernteguts. Es sollte allerdings hinsichtlich Regenwasserabfluss, Verunreinigungen und möglichem Schädlingsbefall streng kontrolliert werden. Als baulich günstige und flexible Variante haben sich stapelbare „Betonlegosteine“ bewährt, die in fast jedem Betonwerk anfallen. Jedoch gilt es, die Zeiträume für eine Zwischenlagerung strikt einzuhalten:

16,5 % Feuchte: maximal fünf Tage

18,5 % Feuchte: maximal drei Tage

20,5 % Feuchte: maximal ein Tag

Überschreitet man diese Grenzen regelmäßig, sollte in Kühlaggregate oder zusätzliche Trocknungskapazitäten investiert werden. Denn gerade bei höheren Feuchten steigen das Risiko des Verderbens und die Gefahr von Qualitätsverlusten rasant.

Höhere Standards, bessere Arbeitsbedingungen

In ganz Norddeutschland sind viele Getreideanlagen in die Jahre gekommen. Angesichts steigender Betriebsgrößen und -leistungen passen alte Förder- und Trocknungsleistungen oft nicht mehr zu modernen Ernteabläufen. Insbesondere für Betriebe, die in Schleswig-Holstein durch die Schließung von Lagerstandorten im Landhandel gezwungen sind, mehr eigenes Getreide selbst zu lagern, könnten der Neubau oder die Modernisierung der eigenen Anlage sinnvoll werden.

Neben der Kapazität rücken zwei Punkte stark in den Fokus:

• Staub- und Lärmemissionen: In vielen Regionen steigen die rechtlichen Auflagen, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen. Größere Annahmehallen, Absauganlagen, Schallschutz an Trocknern und Gebläsen werden wichtiger.

• Bedienkomfort und Sicherheit: Bedienpersonal kommt oft aus berufsfremden Bereichen. Einfache Steuerungen, die Fehlerquellen minimieren, sind gefragt. Es fehlen bis heute vollständig automatisierte Trocknersteuerungen, die zuverlässig Feuchtigkeitsgehalte in Echtzeit messen. Gerade in größeren Anlagen wäre das wünschenswert, um Personal zeitlich zu entlasten.

Zudem müssen alle Komponenten (Feuchtgetreidezellen, Trockner, Lagerzellen, Kühltechnik) als Gesamtsystem verstanden und konzipiert werden, um die übliche Tagesdruschmenge in 24 Stunden verarbeiten zu können. Wer neu baut, sollte daher für einen reibungslosen Wechselbetrieb immer zwei Feuchtzellen installieren.

Schallschutzhaube. Foto: Albert Spreu

Energiesparende Trocknungsalternativen

Neben den bekannten Dächerschachtdurchlauftrocknern haben sich weitere Verfahren etabliert:

• Lagerbelüftungstrocknung: geeignet für Erntegüter bis 19 % Kornfeuchte. Das Korn wird in Endlager (etwa Flachlagerhalle, Rundsilo) auf 6 bis 6,5 m Höhe geschichtet und mit hoher Luftrate (60 bis 80 m³ Luft je 1 m³ Getreide in der Stunde) belüftet. Da das Verfahren vor allem das natürliche Wasseraufnahmevermögen der Luft nutzt, ist der Energiebedarf mit 0,6 bis 0,8 kWh/kg Wasserentzug sehr gering. Das Verfahren erfordert jedoch ein gleichmäßiges Einschichten und funktioniert mit stark feuchtem Korn (über 19 %) kaum.

• Silotrockner: Rührschnecken durchmischen das Korn in einem Rundsilo, das mit erwärmter Luft beaufschlagt wird. Damit lassen sich heterogene Erntegüter gut homogenisieren und überschüssige Feuchtigkeit abführen. Spezifische Energieverbräuche liegen in der Regel etwas höher (1,3 kWh/kg Wasserentzug), sofern intensiv erwärmt wird. Silotrockner sind gerade in Verbindung mit Nahwärmekonzepten (zum Beispiel Biogas) interessant. Allerdings ist diese Bauart häufig nicht für empfindliches Saatgut oder Braugerste geeignet, da durch das fehlende Rühren in den untersten Schichten eine Überhitzung auftreten kann.

Mais: Hohe Feuchtegehalte und Qualitätsfragen

Zunehmend wandert der Körnermaisanbau nach Norden, was die Trocknungsinfrastruktur vor neue Herausforderungen stellt. Körnermais wird nicht selten mit 25 % bis 35 % Kornfeuchte geerntet und muss zügig konserviert werden. Entsprechend hohe Trocknungsleistungen sind erforderlich. Große Dächerschachtdurchlauftrockner oder stationäre Silotrockner mit Dryeration-Konzept (Vor- und Nachtrocknung mit Zwischenlagerung) sorgen hier für hohe Effizienz. Allerdings kann übermäßiges Erhitzen auf mehr als 100 °C die Proteinverdaulichkeit negativ beeinflussen – relevant für Betriebe, die den Mais für Monogastrier wie Schweine oder Geflügel nutzen. Deshalb ist ein Kompromiss zwischen rascher Trocknung (Zeit- und Energieersparnis) und Erhalt der Futterqualität zu finden.
Betriebe, die keine ausreichende Trocknungstechnik haben, greifen unter Umständen auf Feuchtmaiskonservierung (Verschlauchung) zurück, um den Druschzeitpunkt flexibel zu halten. Anschließend kann der Mais bei Gelegenheit (und Kapazität) getrocknet werden, ohne wesentliche Qualitätsverluste zu riskieren.

Provisorische Lager und Schnelltrocknungszellen

Für gelegentlich höheren Trocknungsbedarf bieten sich Schnelltrocknungszellen als Ergänzung zur Lagerhalle an. Dabei gibt es zwei Grundprinzipien:

• Rundsilo-Prinzip mit Rührschnecken: aus dem klassischen Silotrockner abgeleitet, jedoch ebenerdig in eine Halle integriert und mit einem befahrbaren Belüftungsboden

• Schrägboden mit Düsenblechen: Das Erntegut wird über eine geneigte Fläche geschüttet, die Prozessluft strömt durch perforierte Bleche. Mischtraversen lassen sogar das Trocknen von Körnermais zu.

Beide Varianten ermöglichen eine zügige Trocknung (Satztrocknungsprinzip) und können flexibel in Hallen platziert werden. Sie eignen sich jedoch nicht für über 150  Trocknungsstunden pro Jahr als Ersatz für einen Großtrockner – vielmehr dienen sie als Puffer, um hohe Feuchten oder empfindliche Fruchtarten separat zu verarbeiten.

Schnelltrocknungszelle mit Schrägboden ohne Misch­traverse. Foto: Thomas Quent
Schnelltrocknungszelle mit Rührsystem, optimal zur Körnermaistrocknung. Foto: Albert Spreu

Lagerhygiene und Schädlingsprophylaxe

Einer der Hauptgründe für Qualitätsminderung im Lager sind Schadinsekten und Milben. Grundsätzlich spielt das Kühlmanagement eine entscheidende Rolle. Bei Temperaturen unter 10 °C sind Populationen kaum lebens- oder vermehrungsfähig. Dunkle Lager verhindern zudem, dass Vögel eindringen und Kot oder Milben einschleppen.
Prophylaktisch kann Kieselgur (fossiles Gesteinsmehl) auf der obersten Kornschicht ausgebracht werden. Nach rund zwei Wochen sterben Schädlinge ab, weil die Wachsschicht in den Gelenken des Chitinpanzers aufgerieben wird. Allerdings ist Kieselgur nicht unproblematisch für die Weiterverarbeitung in Mühlen, weshalb Einsatzmengen und Deklarationspflichten zu beachten sind. Grundsätzlich trägt auch eine Vorreinigung des Druschguts entscheidend zur Schädlingsminimierung bei, indem Bruch- und Schmachtkörner ausgesiebt werden.

Eigene Anlage versus Fremdlagerung

Landhändler fahren vielerorts ihre Lagerkapazitäten zurück. Wer weiterhin flexibel sein will, steht oft vor der Entscheidung, eine neue Getreideanlage zu errichten oder bestehende Strukturen zu modernisieren. Für eine Investitionsentscheidung sind diverse Faktoren zu beachten:

• Betriebsgröße und -wachstum: Getreideanlagen sind langfristige Investitionen mit einer Nutzungsdauer von 30 Jahren und mehr. Eine zu klein dimensionierte Anlage kann den Erntefortschritt ausbremsen.

• technische Anforderungen und Auflagen: Größere Anlagen unterliegen strengeren Emissions- und Brandschutzrichtlinien.

• Betriebsorganisation: Eine eigene Anlage sichert Logistik- und Qualitätsvorteile, erfordert aber auch Personal, Wartungsaufwand und Fachwissen.

Wer den Neubaubedarf überschlägt, kalkuliert in der Praxis häufig mit einem Kennwert von rund 270 €/m3 Silo beziehungsweise 350 €/t Lagerkapazität (netto, inklusive aller Gewerke). Während Anlagen ab etwa 4.000 t Lagervermögen meist wirtschaftlich sind, sollten kleinere Betriebe genau prüfen, ob es sich rechnet oder eine Kooperation (etwa überbetriebliches Lager) sinnvoll wäre.

Zukunft: Energieeffizienz und Systemkopplungen

Angesichts steigender Energiekosten und der Forderung, fossile Brennstoffe zu reduzieren, gewinnen Konzepte an Bedeutung, die Lagerbelüftungstrocknung mit thermischen Trocknungssystemen kombinieren. Während Durchlauftrockner den Großteil der Feuchte abführen, kann das Endprodukt via Lagerbelüftung auf die gewünschte Handelsfeuchte abgesenkt werden. Der Energieverbrauch halbiert sich im Vergleich zu reinen Hochtemperaturverfahren, zumal die Lagerbelüftung nahezu vollständig mit Strom betrieben werden kann, perspektivisch auch vollständig aus Erneuerbaren Energien.
Für einzelne Betriebe mit Biogasanlage ist die Nutzung von Abwärme bereits heute gang und gäbe. Dieses Konzept kann jedoch nur so lange erfolgreich umgesetzt werden, wie die Biogasanlage am Netz ist und ausreichend Wärme liefert. Auch Hackschnitzel, Holzpellets oder andere Biomasse können als Primärenergiequelle dienen – hier stehen meist Fragen der Amortisierung und Zuverlässigkeit im Vordergrund.

Getreidelagerung und -trocknung bleiben ein Kernthema der landwirtschaftlichen Praxis, insbesondere vor dem Hintergrund steigender Betriebsgrößen, schwindender Lagerkapazitäten im Landhandel sowie immer extremerer Witterungsverläufe. Betriebe müssen sich flexibel auf verschiedene Feuchten und Fruchtarten einstellen und zugleich in moderne Anlagentechnik investieren, um Staub-, Lärm- und Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden.

Ob Neubau, Modernisierung oder Zwischenlösungen: Eine sorgfältige Planung ist entscheidend. Feuchtgetreidemanagement (einschließlich Schwitzprozessen), effiziente Trocknungsverfahren und gut durchdachte Belüftungskonzepte senken den Energiebedarf und erhöhen die Qualität des Lagerguts. So kann die eigene Getreideanlage zu einem wichtigen Baustein für die wirtschaftliche und nachhaltige Betriebsführung werden – und das nicht nur in küstennahen Regionen, sondern gleichermaßen im Landesinneren, wo sich die Logistik- und Lageranforderungen stetig wandeln. Letztlich ist jede Anlage nur so gut wie das dahinterstehende Management. Kontinuierliche Weiterbildung, regelmäßige Wartung und die Bereitschaft, das System an neue Rahmenbedingungen anzupassen, sind die Schlüssel zum Erfolg.

Fazit

Getreidelagerung und -trocknung stehen vor tiefgreifenden Veränderungen, getrieben durch den Rückzug des regionalen Landhandels, steigende betriebliche Anforderungen und extreme Witterungsbedingungen. Landwirtschaftliche Betriebe in Schleswig-Holstein übernehmen zunehmend Verantwortung für die Konservierung und Lagerung ihrer Ernte, was moderne, flexible und energieeffiziente Lösungen erfordert. Regionale Unterschiede, wie hohe Erntefeuchten an der Küste oder Kühlbedarf im Binnenland, stellen unterschiedliche logistische und technische Herausforderungen dar. Moderne Trocknungs- und Lagerkonzepte wie Lagerbelüftungstrocknung, vor allem auch in der Systemintegration mit bestehenden Anlagen, bieten Energieeinsparpotenziale von 25 bis zu 50 % und ermöglichen eine bessere Anpassung an schwankende Feuchtegehalte. Provisorische Zwischenlager und Schnelltrocknungszellen bieten Flexibilität, erfordern jedoch striktes Feuchtemanagement, um Qualitätsverluste zu vermeiden. Neue Anlagen müssen nicht nur hohe technische Standards erfüllen, sondern auch durch geringe Staub- und Lärmemissionen sowie intuitive Steuerungen überzeugen, um Mitarbeiter zu entlasten und gesetzliche Auflagen einzuhalten. Investitionsentscheidungen zwischen Eigenlagerung und Fremdlagerung hängen von Betriebsgröße, Wachstumsperspektiven und langfristiger Wirtschaftlichkeit ab. Innovative Ansätze wie die Kopplung mit Biogasanlagen oder die Nutzung Erneuerbarer Energien für Belüftungssysteme gewinnen an Bedeutung, um Energiekosten und CO2-Emissionen zu senken. Entscheidend für den Erfolg bleiben ein durchdachtes Feuchtgetreidemanagement, regelmäßige Wartung und kontinuierliche Weiterbildung. Nur so können Betriebe die Herausforderungen des Wandels meistern und ihre Getreideanlagen zu einem zentralen Baustein für eine nachhaltige und wirtschaftliche Zukunft machen.

Kreisjungzüchterschau in Dätgen

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Im Exportstall der Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) eG ging es am 30. März mit der zweiten Kreisjungzüchterschau 2025 in die nächste Runde. Bei regnerischem Wetter waren knapp 25 Kinder, Jugendliche und auch ­Oldies hoch motiviert, ihr Können unter Beweis zu stellen. Das Richteramt hatte an diesem Tag Andrea Perk aus dem Emsland in Niedersachsen inne.

Mit Luftballons, Fahnen und liebevoller Dekoration wurden Jungzüchter und Besucher im Exportstall in Dätgen begrüßt. Startschuss der Schau war um 11 Uhr mit der Begrüßung durch die erste Vorsitzende Fynja Becker und Keren Schmidt aus dem Kreisvorstand.

Junge Klassen

Wie immer machten die Kleinsten den Anfang. Die vier- bis siebenjährigen Kinder in der ersten Gruppe zeigten, dass auch die Jüngsten schon viel Potenzial haben. Die erste Klasse gewann die jüngste Teilnehmerin Freya Krabbenhöft mit ihrem Kalb „Engel“ aus der Zucht ihrer Eltern in Revensdorf, das auch Typtier der Klasse wurde. Die Vierjährige ließ sich nicht beirren, konnte viel über ihr Tier erzählen und war hoch konzentriert. Der 1b-Platz ging an Lene Kiehne aus Schwedeneck und ihr Kalb „Erbse“. Die Richterin lobte, dass sie sich nicht aus der Ruhe bringen ließ und ihr teils auch sehr unruhiges Tier sicher zu führen wusste.

In der zweiten Klasse konnte Asmus Beutin mit „Exzellente“ die Klasse für sich entscheiden. Andrea Perk lobte die entspannte Vorführung und die hohe Motivation, die Asmus anzusehen war. „Exzellente“ aus der Zuchtstätte Harder in Haßmoor konnte auch als Typtier der Klasse gewinnen. Der zweite Platz der Klasse ging an Till Dammrich aus Bredenbek mit seinem Kalb „Rosi“, der sein Tier gut in der Bewegung halten und die Fragen der Richterin ausführlich beantworten konnte.

In der dritten Klasse, in der die Elf- bis Vierzehnjährigen ihr Können zeigen konnten, wurde der Anspruch an die Jungzüchter allmählich etwas höher. Hier ließ Andrea Perk auch auf- und umstellen, um so den Wissenstand der Jungzüchter zu prüfen. Josephine Beutin aus Haßmoor mit ihrem Kalb „Einfall“ kam mit dieser Aufgabe am besten zurecht und wurde zur Siegerin der Klasse gekürt. Die Richterin lobte die Ruhe und Harmonie, mit der Josephine ihr Tier präsentierte, sowie die korrekte Arm- und Halfterführung. Ihr folgte Johann Wendell aus Beringstedt mit „SH Lemongirl“. Johann konnte seine Leistung mit seinem Jerseykalb während des Wettbewerbs kontinuierlich steigern, was Andrea Perk mit dem 1b-Platz belohnte.

Anschließend folgte mit der Siegerauswahl der jungen Klassen schon der erste Höhepunkt des Tages. Alle sechs Sieger und Reservesieger konnten hier noch einmal die Tipps und Tricks beherzigen, die die Richterin nach ihrer Entscheidung den Teilnehmern mit auf den Weg gab. Unter Applaus wurde Josephine Beutin mit „Einfall“ zur „Siegerin Jung“ gekürt. Sie habe alles perfekt umgesetzt, was die Richterin sehen wollte. Ihr folgte Asmus Beutin mit „Exzellente“ als Reservesieger.

Die Teilnehmer der Jungzüchterschau in Dätgen.

Alte Klassen

Es folgten die älteren Altersgruppen. In Klasse 4 stach der Richterin vor allem Katja Prang aus Haßmoor ins Auge, die an diesem Tag ihre erste Jungzüchterschau überhaupt bestritt. Andrea Perk betonte ihre Präsenz, mit der sie ihr Tier „Diebin“ präsentierte, sowie den ruhigen, sicheren Umgang mit dem Jungrind. Das Auf- und Umstellen konnte Katja ebenfalls tadellos umsetzen, was ihr den Klassensieg einbrachte. „Diebin“ von Thorben Harder aus Haßmoor wurde als Typtier der Klasse ausgezeichnet. Auf dem 1b-Platz konnte sich Marla Fabian aus Bendorf mit „Eider“ platzieren, die mit einer tollen Armhaltung konzentriert an ihrem Tier arbeitete.

Es folgte mit Klasse 5 die letzte Jungzüchterklasse an diesem Tag. Hier machten die anfangs etwas unruhigen Tiere die Entscheidung für Andrea Perk nicht besonders einfach. Für die Richterin stellte Fynja Becker mit „Dancingqueen“ aber eine ganz klare Spitze dar, die sich auch bei einem Tiertausch mit ihrer ruhigen und souveränen Art nicht aus der Ruhe bringen ließ. Auf dem zweiten Platz folgte Maresa Wessel mit „Naila“, die ihre gute Vorführleistung in der Endlinie noch einmal gut präsentieren konnte. Andrea Perk lobte auch ihre gute Armhaltung und die insgesamt sehr souveräne Vorführung.

In der Siegerauswahl „Alt“ wurde es anschließend sehr spannend, da alle Vorführerinnen die Richterin mit einer perfekten Präsentation ihrer Rinder von sich überzeugen konnten. Ihre Entscheidung machte Andrea Perk von wenigen Nuancen abhängig, da alle Jungzüchterinnen eine sehr gute Leistung zeigten. Der Sieg in der Altersgruppe „Alt“ ging dieses Jahr schließlich an Katja Prang mit „Diebin“. Ihr Strahlen und die Power in der Ausstrahlung und Präsenz machten für die Richterin einen feinen Unterschied zu Fynja Becker und „Dancingqueen“. Diese beiden konnten sich den Reservesieg sichern.

Anschließend durften die älteren Teilnehmer, die über 25 Jahre sind, ihre Fähigkeiten noch einmal unter Beweis stellen und am Oldie-Wettbewerb teilnehmen. Hier könne man sehen, wo die jüngeren Teilnehmer ihre Motivation und das Engagement hernähmen, lobte die Richterin die gute Vorführleistung der Oldie-Gruppe. Das Jungzüchtergen lasse einen auch als Erwachsenen nicht mehr los, wenn man einmal „infiziert“ sei, hob Andrea Perk hervor. Schließlich konnte Martin Becker aus Bredenbek mit „Zucker“ die Klasse vor Heiko Wendell-Andresen mit „Cely“ aus Beringstedt gewinnen. Die bessere Armhaltung von Martin Becker machte hier den feinen Unterschied, so die Richterin.

Die strahlende Siegerin Katja Prang (r.) mit dem besten Typtier der Schau ­„Diebin“ und Andrea Perk

Wettbewerb Beschicker

Der Beschickerwettbewerb, der im vergangenen Jahr in die Schau eingefügt wurde, wurde auch in diesem Jahr wieder durchgeführt. Bereits zu Beginn der Schau wurden vier Betriebe ausgelost, die dann ein Tier und einen Vorführer stellen mussten. Die vier Teilnehmer, die vorher noch nicht im Ring waren, konnten so mit den Tieren unvorbereitet ihr Können beweisen. Hier konnte Nicole Harder mit „Diebin“, die für den Betrieb ihres Bruders Thorben Harder aus Haßmoor startete, den Wettbewerb für sich entscheiden. Den zweiten Platz konnte Hilke Rennekamp mit „Eider“ belegen, die für den Betrieb Dirk Fabian aus Bendorf an den Start ging.

Mit der Auswahl des besten Typtieres der Schau stand die vorletzte Entscheidung des Tages an. Hier präsentierten sich noch einmal die besten fünf Typtiere der jeweiligen Klassen. Unter den kritischen Augen der Richterin wurde die „Arland“-Tochter „Diebin“ von Thorben Harder aus Haßmoor zum besten Tier der Schau gekürt.

Die letzte Entscheidung des Tages verlangte der Richterin Andrea Perk noch einmal viel Konzentration ab. Die vier Sieger und Reservesieger der Altersgruppen „Jung“ und „Alt“ durften im Ring ein letztes Mal ihr Können unter Beweis stellen. Unter rhythmischem Applaus entschied sich die Richterin aus dem Emsland für Katja Prang. Sie erklärte, dass Katja eine unglaublich tolle Ausstrahlung habe und ihr Rind wunderbar präsentieren könne, obwohl das Tier sehr oft in den Ring musste. Die glückliche Siegerin, die auch das beste Typtier der Schau am Halfter führte, strahlte am Ende des Tages mit der durchkommenden Sonne um die Wette. Insgesamt lobte Andrea Perk das hohe Niveau der Jungzüchter und die hohe Motivation, mit der die Teilnehmer ihre Tiere im Ring präsentierten.

Ansage eines Politikwechsels schürt Erwartungen

Die Regierungserklärung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) aus der vergangenen Woche ist ein Mutmacher für die Agrarbranche. Der Sauerländer betonte, dass ihm der Erhalt des ländlichen Raumes, seiner Kultur und seiner Lebensweisen wichtig sei. Ganz zentral sei die Sicherung einer vielfältigen, leistungsstarken und nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft. „Damit das gelingt, braucht es einen Politikwechsel“, so Merz.

Er vertraue den Land- und Forstwirten. Diese wüssten selbst am besten, wie sie ihre Betriebe erfolgreich führten. Die neue Bundesregierung werde deswegen vor allem auf Freiwilligkeit, Anreize und Eigenverantwortung setzen, auch hinsichtlich der Vorschläge zur Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP). Merz betonte: „Nur wenn es unseren land-, forst- und ernährungswirtschaftlichen Betrieben in all ihrer Vielfalt gut geht, gibt es eine verlässliche regionale Wertschöpfung und weiterhin eine verlässliche Versorgung der Verbraucherinnen und Verbraucher überall in Deutschland mit gesunden Lebensmitteln.“

Das sind viele schöne Worte, denen hoffentlich bald Taten folgen. Denn viel Geduld haben die Bäuerinnen und Bauern nach ihren Protesten im Winter 2023/2024 nicht mehr. Das belegt unter anderem eine kürzlich durchgeführte Umfrage im Auftrag von CropLife Europe – dem Dachverband der EU-Pflanzenschutzmittelhersteller. Demnach fühlen sich viele Praktiker von der Politik im Stich gelassen. Laut Crop­Life sind 91 % der befragten Bauern noch immer unzufrieden mit der politischen Reaktion auf die Proteste. Trotz der medialen Aufmerksamkeit und öffentlicher Sympathie hat es aus Sicht der Praktiker kaum konkrete Veränderungen in der Politik oder bei ihrem Einkommen gegeben. Oberste Priorität habe für die Landwirte die Verringerung der administrativen Überlastung. Die kürzlich veröffentlichten Vorschläge der EU-Kommission zur sogenannten Omnibus-Verordnung im Rahmen der GAP reichten hier nicht aus.

Auch auf nationaler Ebene muss mehr passieren. Die entsprechende Ansage hat Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) bereits gemacht. Kernpunkte seiner Politik seien „weniger Bürokratie, mehr Freiheit, gezielte Förderung von Innovationen und gesellschaftliche Wertschätzung“, sagte er in seiner ersten Ministerrede im Bundestag. Damit stößt er ins gleiche Horn wie Merz, bleibt aber ebenso unkonkret wie das Kapitel zur Landwirtschaft im Koalitionsvertrag.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat es bereits bei der Abschlussveranstaltung zum Dialogprozess in Rendsburg klar formuliert: „Kleinteiligkeit hat die Gesellschaft nicht glücklicher gemacht.“ Die Landesregierung wolle daher ihren Teil leisten, Erleichterungen zu schaffen.

Mit Blick auf den Neun-Punkte-Plan des Ministerpräsidenten befinden sich auf Landesebene erste Maßnahmen in Umsetzung. Auch Brüssel bewegt sich. Berlin muss nun nachziehen. Eine gute Gelegenheit für Merz und Rainer, um konkret zu werden, bietet der Deutsche Bauerntag, der Ende Juni in der Bundeshauptstadt stattfindet.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb