Die Rohölkurse haben sich mit der fortlaufenden Eskalation im Nahen Osten seit Monatsbeginn stetig nach oben bewegt. Zum Anfang der letzten Woche erreichten sie ihren vorläufigen Höchststand mit knapp 78 US-$/ bbl für die US-Sorte West-Texas-Intermediate (WTI). Grund dafür war die Befürchtung, der Iran könnte im weiteren Verlauf des Krieges die vor der iranischen Küste gelegene Straße von Hormus sperren oder verminen. Durch diese Meerenge wird ein Großteil des Öls aus der Golfregion verschifft. Man erwartete also eine deutliche Ölverknappung. Der Eingriff der USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran zu Beginn der letzten Woche bereitete diesem Aufwärtstrend ein schlagartiges Ende. Die Rohölkurse stürzten innerhalb eines Tages um 10 US-$/ bbl ab, auch weil für die Märkte dies Thema mit dem US-Einsatz und der lediglich inszenierten Antwort des Irans erst einmal beendet war. An den Rohölmärkten richtete man die Aufmerksamkeit schnell wieder auf andere Dinge wie die bevorstehende Konferenz der Opec+ und die Zollverhandlungen zwischen den USA und China.
Gas fällt ebenfalls wieder
Direkt an den Rohölpreis gekoppelt ist auch der Gaspreis. Der bedeutendste Börsenkurs für den europäischen Gashandel ist der niederländische TTF-Erdgasfuture, der an der ICE-Endex in Amsterdam gehandelt wird. Dementsprechend wurde auch dieser Kurs vom Rohöl mit nach unten gezogen. Während beim Rohöl aber in dieser Woche eher eine Seitwärtsbewegung zu verzeichnen war, fiel der Gaspreis im Wochenverlauf weiter ab und erreichte schon fast den Jahrestiefstand von Ende April. Grund für den weiteren Kursabfall des Erdgases im Vergleich zum Rohöl ist auch die saisonbedingt geringere Nachfrage nach Erdgas in Europa.
Iran großer Düngemittelproduzent
Um wieder den Bogen zur Landwirtschaft zu spannen: Bei der Herstellung von Düngemitteln spielen die Gaspreise eine sehr große Rolle, da für die Produktion viel Energie in Form von Gas benötigt wird. Somit sind auch die Düngemittelpreise vom Nahost-Konflikt betroffen und wurden von den gestiegenen Öl- und Gaspreisen mit nach oben gerissen, wenn auch mit etwas Zeitverzug. Rein theoretisch müssten die Düngerpreise nun allerdings auch wieder einbrechen, wenn der Haupt-Kostenfaktor wieder deutlich günstiger zur Verfügung steht. Allerdings gibt es da noch weitere Einflussfaktoren. So ist kaum bekannt, dass der Iran global gesehen zu den Schwergewichten in der Düngemittelproduktion, besonders in der Harnstoffproduktion, gehört. Der Iran hat mit dem Beginn der israelischen Luftangriffe die meisten seiner Harnstoff- und Ammoniakproduktionsanlagen stillgelegt. Da Israel die Erdgaslieferungen an Ägypten beispielsweise ebenfalls reduziert hat, musste dieses Land die Düngerproduktion ebenfalls drosseln. Hier tritt also eine deutliche Verknappung auf den internationalen Stickstoff-Düngemittelmärkten ein, deren Ende noch nicht absehbar ist. Ein weiteres treibendes Argument für die Düngemittelpreise in der EU sind die ab Anfang Juli einsetzenden Einfuhrzölle für russische Ware. Allerdings ist auch die Nachfrage nach Stickstoffdüngern seit der vergangenen Woche deutlich eingebrochen. Viele Nachfrager agieren zunächst abwartend. Und zu guter Letzt hat auch die chinesische Regierung die Harnstoffexportmenge für dieses Jahr um mehr als die Hälfte zurückgenommen. Es stellt sich also die spannende Frage, ob die Marktmacht der Nachfrageseite, gekoppelt mit den niedrigeren Gaspreisen, ausreicht, die Düngerpreise wieder nach unten zu drücken, oder ob sich die Düngemittelproduzenten unter dem Deckmantel der internationalen Verknappung auf dem jetzigen Niveau festbeißen.
Marktlage – für die Woche vom 30.6. bis 6.7.2025
Getreide: Weizen schloss Ende der Vorwoche an der Euronext deutlich schwächer und gab die Gewinne der kurzen Krisen-Rallye komplett wieder ab.
Raps: Das zwischenzeitlich erreichte Preisniveau wurde von einigen Erzeugern zur Vermarktung genutzt.
Futtermittel: Angesichts der nachgebenden Futtergetreide- und der auf niedrigem Niveau liegenden Sojaschrotpreise haben einige Mischfutterhersteller ihre Forderungen reduziert.
Kartoffeln: Weil neben hiesigen Frühkartoffeln auch Lagerkartoffeln und Importe vom Mittelmeer auf den Markt drängten, sanken die Preise am Frühkartoffelmarkt unter das Vorjahresniveau.
Schlachtrinder: Mit Beginn des neuen Wirtschaftsjahres war der Schlachtrindermarkt etwas ausgeglichener, die Preise stabilisierten sich in allen Kategorien.
Schlachtschweine/-sauen: Die zur Vermarktung anstehenden Tiere passten in den meisten Regionen zur aktuellen Nachfrage der Schlachtbetriebe.
Ferkel: Gegenüber der Vorwoche waren die Geschäfte schwieriger, weil die Einstallbereitschaft der Mäster spürbar nachgelassen hatte.
Milch: Die Milchanlieferung in Deutschland nahm Mitte Juni marginal zu und setzte damit ihren saisonalen Rückgang kurzzeitig aus.
Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot an frischen Lämmern nimmt weiter zu, wenn auch langsam.
Markttendenz – für die Woche vom 7. bis 13.7.2025
Getreide: In vielen Regionen ist die Getreideernte 2025 mit Wintergerste auf leichten Böden in vollem Gang, Erzeuger haben bisher deutlich weniger Getreide vertraglich gebunden als in den Vorjahren.
Raps: Der feste Euro und bessere Vegetationsbedingungen in der EU belasten die Rapskurse.
Futtermittel: Die rückläufige Preisentwicklung im Bereich der Sojaschrote führt zu Preisdruck bei Rapsschrot.
Kartoffeln: Das Frühkartoffelangebot übertrifft die Nachfrage der Verbraucher derzeit deutlich.
Schlachtrinder: Bei Schlachtkühen stehen sich Angebot und Nachfrage ausgeglichen gegenüber, die Stückzahlen haben geringfügig zugenommen, der Bedarf ist nach wie vor nur knapp zu decken.
Schlachtschweine/-sauen: Lebend- und Fleischmarkt entwickeln sich weiter auseinander, aber angebotene Schlachttiere laufen nach wie vor zügig ab.
Ferkel: Wegen der schleppenden Nachfrage wird kurzfristig mit einem moderaten Preisrückgang gerechnet.
Milch: Mit der Erholung der Preise für Verarbeitungsprodukte und Milch auf dem Spotmarkt dürfte es mit den Preisen auf Erzeugerebene weiter nach oben gehen.
Schlachtlämmer/-schafe: Kostengünstige Importe, insbesondere aus Großbritannien, belasten den Markt, deshalb kommt es zu moderaten Preisabschlägen.