Der effiziente, aber auch nachhaltige Umgang mit Pflanzenschutzmitteln ist betriebswirtschaftlich wünschenswert, politisch gewollt, rechtlich erforderlich, weil von Vorteil für den Naturhaushalt. Technische Neuerungen versprechen große Einsparpotenziale durch Spotspraytechniken. Verschiedene Start-up-Unternehmen sind hierbei Vorreiter und haben praxistaugliche, für das Grünland geeignete Geräte entwickelt. Was sie leisten, wurde auf dem Feldtag mit Maschinenvorführung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im September in Gnutz vorgeführt. Der Artikel geht auf Details dazu ein.
Pflanzenschutzmittel sind kostspielige und in der Regel hochwirksame Betriebsmittel in der Landwirtschaft. Ihr Einsatz sollte aus verschiedenen Gründen nicht leichtfertig oder nach Schema F erfolgen. Auf die Forderung der Gesellschaft nach Einsparungen der ausgebrachten Gesamtmenge müssen gute fachliche Antworten gefunden werden. Eine willkürliche und restriktive Reduzierung der auszubringenden Mengen ist fachlich nicht vertretbar. Wie aber können Aufwandmengen je Hektar reduziert und auch zukünftig gute pflanzenbauliche Ergebnisse erzielt werden?
Ein anschauliches positives Beispiel ist die wichtige Bekämpfung des Ampfers im Futterbau. Ampferarten, allen voran der Krause Ampfer, verursachen auf vielen Grünlandflächen Probleme durch schlechte Futterqualitäten und verringerte Futteraufnahme. Beim Weidegang werden die Ampferpflanzen aufgrund des Oxalsäuregehaltes selektiv stehen gelassen, was das Ampferauftreten auf diesen Flächen erhöht. Diesem Problem wird mit intensiver Handarbeit oder oft auch Flächenbehandlungen des Grünlandes mit günstigen, aber nicht immer gut wirksamen Pflanzenschutzmitteln begegnet. Jede flächige Herbizidmaßnahme kann zusätzlich auch die Kulturpflanzen schädigen und zu Wachstumsdepressionen führen.
Interessante Alternativen zur ganzflächigen Applikation im Grünland werden hier im Steckbrief unten vorgestellt. Allen drei innovativen Geräten gemein ist die sogenannte Online-Technologie. Das bedeutet, dass Kameratechnik auf dem Gerät verbaut ist und bei der Applikation Bilder generiert und ausgewertet werden. Die Kameras nehmen ein Stück vor den Düsen die Zielfläche auf und die dazugehörige Software wertet in Echtzeit aus. Ist eine Zielpflanze erkannt, werden auf genau diesem Teilstück die entsprechenden über der Zielpflanze liegenden Düsen aktiviert. Nur die Zielpflanze und ein minimaler Sicherheitspuffer um die Pflanze herum wird mit Pflanzenschutzmitteln benetzt.
Von herkömmlicher Pflanzenschutztechnik unterscheiden sich die drei Geräte durch den sehr engen Düsenabstand und den komprimierten Spritzkegel. Hierdurch kann auf sehr kleine Teilflächen bis hin zu Einzelpflanzen randscharf gespottet, also appliziert werden (siehe folgende Bildmontage).
Da ganzflächige Herbizidbehandlungen des Grünlandes in Bayern gar nicht mehr zulässig sind, kommen von hier auch gleich zwei der erfolgreichen Neuentwicklungen zum Thema Teilflächen- beziehungsweise Einzelpflanzenbehandlung im Grünland. Das dritte Gerät ist sowohl im Grünland als auch in bestimmten Ackerbaukulturen einsetzbar und stammt aus der Schweiz.
Moderne Geräte wie die hier vorgestellten ermöglichen den wirtschaftlichen Einsatz effizienterer, aber auch kostspieliger Mittel. Die Behandlung von Teilflächen bewirkt die gute Wirtschaftlichkeit. Denn die flächenbezogene Aufwandmenge (in l/ha) beträgt in etwa den Deckungsgrad der Zielpflanze plus 5 bis 10 %. Dies hängt auch von der Einstellung des Pufferbereiches der Geräte ab. In den Bildern ist die Präsentationsfläche vor den Behandlungen und nach den Behandlungen zu sehen. Auf den Demofahrten am Feldtag wurde sicherheitshalber nur Wasser appliziert. Im Nachgang hat der RumboJet 880 die gesamte Fläche mit der vollen Aufwandmenge Ranger gespottet. Hierbei konnten zirka 50 % im Vergleich zur flächigen Anwendung eingespart werden. Die Wirkung wird auf gut 95 % geschätzt, was an dem nicht optimalen Behandlungstermin gelegen haben kann.
Die Ampferpflanzen müssen eine gute und starke Rosette gebildet haben, um genug Wirkstoff aufnehmen zu können. Da dies in der Praxis nicht immer so ist, ist im nächsten Jahr auf jeden Fall eine Nachkontrolle nötig. Dann kann der verbliebene oder neu aufgelaufene Ampfer wieder gespottet werden. Wenn mit zirka 10 % Deckung gerechnet wird, beträgt das Einsparpotenzial bis zu 90 %.
Die hochpräzisen Geräte mit der Online-Technik an Bord haben ihren Preis und werden sich wohl in nächster Zeit nicht auf jedem Grünlandbetrieb finden lassen. Überbetriebliche Nutzung, beispielsweise über den Lohnunternehmer, sind jedoch nicht nur denkbar, sondern finden in Schleswig-Holstein mit gutem Erfolg statt. Aktuell wird die Technik hauptsächlich gegen Ampfer eingesetzt, obwohl auch andere Arten detektiert werden können. An der Detektion weiterer Arten wird gearbeitet.
Im Vorfeld des Feldtages in Gnutz wurde die Präsentationsfläche mit der Drohne kartiert. Mit der Drohne können Offline-Kartierungen erstellt werden, die dann über die Terminals auch auf herkömmliche Applikationstechnik übertragen werden können.
Auch herkömmliche Pflanzenschutztechnik in Kombination mit drohnengestützter Applikationskartierung, sogenannte Offline-Kartierung, kann bedeutende Einsparungspotenziale realisieren. Diese offline generierten Applikationskarten können sowohl im Grünland als auch im Ackerbau Anwendung finden. Im Grünland haben Applikationskartierungen, die ebenso bei den Online-Überfahrten gespeichert werden können, den immensen Vorteil, dass entstehende Fehlstellen bei der Nachsaat mit größeren Mengen und einer 100%igen Treffsicherheit effizient nachgesät werden können. Die Vor- und Nachteile der beiden möglichen Teilflächenapplikationssysteme, Online- und Offline-Technik, werden demnächst im Bauernblatt gegenübergestellt und diskutiert.
Fazit
Wenn die Entwicklungen der Spotspraytechnik für das Grünland im aktuellen Tempo weitergehen, werden zukünftig flächige Applikationen auf Grünlandflächen wohl die Ausnahme sein, wenn überhaupt zulässig. Die Belastung von Nichtzielflächen und dem Naturhaushalt kann damit durch die technische Präzisierung der beschriebenen Maßnahmen, und damit auch eine beeindruckende Reduzierung der Aufwandmengen je Hektar, deutlich verringert werden. Mit einer einzigen Anwendung ist es jedoch nicht getan. Eine stetige Nachkontrolle und eventuelle Nachbehandlungen gehören zum guten Pflanzenbau dazu.
Speziell für die Ampferbekämpfung im Grünland können die vorgestellten Geräte jetzt schon eine wichtige Rolle spielen. Die Nachsaat kann zukünftig deutlich optimiert werden. Die Geräteauslastung und Wirtschaftlichkeit sind vor allem in der überbetrieblichen Nutzung und bei Lohnunternehmen zu sehen. Für den nachhaltigen Integrierten Pflanzenschutz ist die neue Technik ein wichtiger Baustein, der auch den Kulturpflanzen und damit Erträgen und Qualitäten zugutekommt.
Steckbrief
Geräte mit Spotspraytechnik für den Einsatz auf Grünlandflächen im Überblick
ARA von Ecorobotix
(Schweiz)
• Maschinentyp: ARA-Präzisions-Spritze (Präzisions-Feldspritze)
• Arbeitsbreite: bis 6 m einstellbar
• Geräteanbau: Heckanbau plus Fronttank
• Gerätegewicht: 1.200 kg (ohne Tank auf
eigenen Rollen)
• Tankgewicht: 450/1.350 kg (leer/voll)
• Düsenanzahl: 156
• Kameraanzahl: 6
• Detektion: KI-basierte Echtzeiterkennung
• Geschwindigkeit max.: 7,2 km/h
• Flächenleistung: bis zu 4 ha/h –
Nachtfahrten möglich
• Besonderheit: Applikation findet unter Abschirmung statt – Beleuchtung ermöglicht störlichtarme Detektion. Zielpflanzenerkennung mithilfe von KI
RumboJet 880 von AllgäuAutomation
(Bayern)
• Maschinentyp: RumboJet 880
• Arbeitsbreite: 8,8 m
• Geräteanbau: Heckanbau
• Gerätegewicht: 1.250 kg/2.150 kg (leer/voll)
• Düsenanzahl: 88
• Kameraanzahl: 6
• Detektion: Multispektralkamera
• Geschwindigkeit max.: 10 km/h
• Flächenleistung: bis zu 8,8 ha/h –
Nachtfahrten möglich
• Besonderheit: Applikation findet unter Abschirmung statt – Beleuchtung ermöglicht störlichtarme Detektion.
RXF 600 von der Rumex GmbH (Bayern)
• Maschinentyp: RXF 600
• Arbeitsbreite: 6 m
• Geräteanbau: Frontanbau
• Gerätegewicht: 800 kg/1.000 kg (leer/voll)
• Düsenanzahl: 90
• Kameraanzahl: 3
• Detektion: KI-basierte Echtzeiterkennung
• Geschwindigkeit max.: 12 km/h
• Flächenleistung: bis zu 7,2 ha/h
• Besonderheit: Frontanbau des Applikationsgestänges zur besseren Prozessüberwachung, optionaler zusätzlicher Hecktank
Quelle: Dr. Wolfgang Pfeil, LKSH, auf Basis von Firmendaten; Fotos: Daniela Rixen, Rumex GmbH, Dr. Wolfgang Pfeil