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Aus dem Milchfett geschätzt

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Die Klimaeffizienz und dabei insbesondere der Methanausstoß von Rindern ist allgegenwärtig in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Im wissenschaftlichen Rahmen lässt sich der Methan­ausstoß von Rindern in Respirationskammern messen, wobei hier insbesondere kleine Anzahlen von Tieren beurteilt werden können. Diese Messungen lassen sich nur stark eingeschränkt in die tägliche Praxis übertragen, liefern aber wichtige Referenzwerte zur Einordnung praktikablerer Vorgehensweisen.

Eine Möglichkeit für Milchviehbetriebe, das produzierte Methan der eigenen Kühe zu beurteilen, bietet sich mittels gängiger Ergebnisse aus der Milchleistungsprüfung. Die Bewertung der Zusammensetzung des Milchfetts ermöglicht die Abschätzung des Methanausstoßes.

Zusammensetzung des Milchfetts

Das Fettsäuremuster im Milchfett ist repräsentativ für die Energieverluste, zum Beispiel durch Methan, der gefressenen Ration und kann somit zur Bewertung der Futtereffizienz herangezogen werden. Über den Gehalt an gesättigten Fettsäuren lässt sich dann der Methanausstoß abschätzen, da hier eine enge Korrelation vorliegt. So zeigt etwa der Gehalt an Palmitinsäure (C16:0) im Milchfett einen positiven linearen Zusammenhang mit dem Methanausstoß. Steigt der Palmitinsäuregehalt im Milchfett, steigt auch der Methanausstoß der Kühe. Die Schätzwerte können Hinweise auf das Gesamtgeschehen geben, aber auch für Einzeltiere ausgegeben werden.

Methanproduktion in Relation zur Milchleistung

Die Bewertung des ausgestoßenen Methans kann auf verschiedenen Ebenen dargestellt werden. Zumeist ergibt sich jedoch anstatt der Darstellung in g CH4 je Tag eine Relation zur Milchleistung, sodass die Größe g CH4/kg produzierter Milch beziehungsweise je Kilogramm energiekorrigierter Milch dargestellt wird.

Zur Einordnung sind hier noch einige Punkte zu beachten (Brade 2014): CO2-Fußabdrücke für Milch und Milchprodukte (bmel.de)):

Der Anteil für Erhaltung bleibt relativ konstant.

Je höher die Milchleistung, desto höher der Gesamtausstoß.

Je höher die Jahresleistung der Herde, desto geringer der relative Methanausstoß.

Die im folgenden dargestellte Auswertung bezieht sich vornehmlich auf den relativen Methanausstoß.

Methanausstoß der Futterkamper Milchkühe

Im Rahmen des aktuellen Fütterungsversuches (gefördert durch das Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft (MLLEV)) zur Nutzung des Futtermittelzusatzstoffes Bovaer wird sowohl historisch als auch aktuell der Methanausstoß aller Milchkühe am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer geschätzt. Die historischen Schätzungen für die Kalenderjahre 2021, 2022 und 2023 liegen nun vor. Für diese Auswertung wurden die Fettsäuremuster aller Milchkühe, die in den betreffenden Kalenderjahren an den Milchleistungsprüfungen teilgenommen haben berücksichtigt. So konnten insgesamt 5.790 Einzeltierdatensätze von 357 Erstlaktierenden und Milchkühen berücksichtigt werden. Im Mittel über die drei Jahre nahmen 161 Kühe an den insgesamt 36 Milchleistungsprüfungen teil. Etwas mehr als ein Drittel (35,5 %) der geprüften Kühe waren in der ersten, rund ein Drittel (30,1 %) in der zweiten und 17,7 % in der dritten Laktation. Die verbleibenden 16,7 % teilen sich auf die Laktationen vier bis neun auf.

Betrachtet man die Milchleistung in den ausgewerteten Jahren, ergibt sich im Mittel über die Jahre eine mittlere tägliche Milchleistung von 37 kg mit 3,98 kg Fett und 3,55 kg Eiweiß pro Kuh. Daraus ergibt sich ein mittlerer täglicher Methanausstoß von 412,5 g je Kuh und Tag (Tabelle 1). In Relation zur täglichen Milchleistung ergibt sich so eine relative Methanproduktion von 11,2 g/kg Milch. Betrachtet man nun die Jahre jeweils im Detail, ist ersichtlich, dass die jährliche Milchleistung der Futterkamper Milchkühe von 2021 bis 2023 um rund 1.600 kg angestiegen ist (Abbildung 1). Diese Entwicklung bedeutet gleichzeitig ein Absinken des relativen Methanausstoßes von 12,3 g CH4 je kg Milch auf 10,7 g CH4 je kg Milch (Abbildung 1).

Entwicklung des Methanausstoßes

Die mittlere Milchleistung der einzelnen Laktationen (erste bis achte) ist in Abbildung 2 dargestellt. Die neunte Laktation wurde hier ausgeschlossen, da nur vier Ergebnisse für diese Laktationsnummer vorlagen. In Abbildung 2 ist erkennbar, dass Erstlaktierende im Mittel Leistungen von 31,3 kg Milch in den Milchleistungsprüfungen zeigten, diese Leistung schwankte mit 5,9 kg Milch um den Mittelwert. Über die zweite Laktation mit 38,4 kg Milch je Kuh und Tag mit einer Standardabweichung von 8,4 kg Milch steigerte sich die Leistung in der dritten Laktation auf 42,3 kg Milch je Kuh und Tag (Standardabweichung: 9,8 kg Milch). In den folgenden Laktationen blieben die Leistungen ebenfalls über 40 kg Milch je Kuh und Tag und wichen im Mittel um rund 9,8 kg Milch vom Mittelwert ab. Bezieht man nun den täglichen Methanausstoß auf die mittlere tägliche Milchleistung, ergeben sich die relativen Methanmengen. Erkennbar ist in Abbildung 2, dass Erstlaktierende mit 13,1 g CH4/kg Milch den höchsten Methanausstoß aller Laktationsnummern hatten. Mit steigender Laktationsnummer und Leistung ergibt sich somit ein leicht schwankender, aber deutlich niedrigerer Methanausstoß in den einzelnen Laktationen.

Sind die Werte bekannt, was kommt dann?

Ab einer Jahresleistung von über 10.000 kg Milch sinkt nach Brade (2014) der Methanausstoß unter 15 g CH4/kg Milch. Der Anteil für Erhaltung bleibt relativ zum Körpergewicht vergleichsweise konstant und macht so mit steigender Leistung einen immer geringeren Anteil am gesamten relativen Methanausstoß aus. Die Leistungssteigerung der vergangenen drei Jahre hat somit den relativen Methanausstoß der Futterkamper Milchviehherde deutlich unter die 15 g CH4/kg Milch gebracht, wobei der Durchschnitt über die Laktationsnummern hinweg bei rund 10,5 g CH4/kg Milch lag. Macht man nun einen Schritt zurück und betrachtet den täglichen Methanausstoß ohne Relation zur Leistung, ergeben sich mit der gesteigerten Leistung auch potenziell erhöhte tägliche Mengen emittierten Methans, die sich in der vorliegenden Auswertung jedoch nicht zeigten (Tabelle 1). Die Mittelwerte lagen hier nah beieinander.

Insgesamt sind die ermittelten Werte des Methanausstoßes aus dem Fettsäuremuster des Milchfetts der Futterkamper Milchkühe vergleichbar mit bereits beschriebenen Werten. So nimmt Brade (2014) einen täglichen Methanausstoß von 424 g CH4 für Tiere mit einer Jahresleistung von 10.000 kg Milch (hier: energiekorrigiert) an, die in Futterkamp entsprechend der deutlich höheren Leistung noch unterschritten werden.

Fazit

Methan-Schätzwerte aus dem Fettsäuremuster schaffen einen Überblick über den Methanausstoß.

Hinweise auf die Futtereffizienz der Kühe sind möglich.

Bei der Einordnung muss der Unterschied zwischen täglicher Methanproduktion und Methanproduktion in Relation zur Milchleistung (energiekorrigiert oder nicht energiekorrigiert) berücksichtigt werden.

Fütterung, Haltung und das Management können evaluiert werden, um Potenziale zur Leistungssteigerung aufzudecken.

Witterung drückt Erträge und Qualitäten

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Die Getreide- und Rapsernte in Schleswig-Holstein fällt in diesem Jahr enttäuschend aus. Vor allem die Witterung hat den Ackerbauern zu schaffen gemacht, aber auch politische Einschränkungen bei Pflanzenschutz und Düngung spielen eine Rolle. Das wurde bei der Landeserntepressekonferenz am Donnerstag (22. August) in Ottendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, auf dem Betrieb von Stefan Sager deutlich.

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) betonte: „Wenn wir nicht genug Wirkstoffe haben, ist das ein Problem.“ Die „Feldzüge“ der Naturschutzverbände gegen synthetische Pflanzenschutzmittel müssten aufhören. Aus seiner Sicht sollte Schleswig-Holstein als Agrarstandort gestärkt werden, da das Thema Ernährungssouveränität an Bedeutung gewinne. In Sache Naturschutz sprach er sich für kooperative Ansätze aus, was auch die Dialogprozesse zur Zukunft der Landwirtschaft auf Bundes- und Landesebene einforderten.

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, berichtete, dass auf ihrem eigenen Betrieb in der Marsch die Weizenernte erst begonnen habe. An der Westküste seien mit bis zu 1.300 mm Niederschlag 500 mm mehr als durchschnittlich gefallen. Das erschwerte die Aussaat und das Pflanzenwachstum. „Und schlecht entwickelte Pflanzen sind anfälliger für Krankheiten“, erläuterte Volquardsen.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) berichtete, dass durch einen nassen April auch die Aussaatbedingungen für Sommerungen problematisch waren. Dazu kam ein strahlungsarmer Juni. Alle Faktoren zusammen hätten neben mäßigen Ertragen auch zu schwachen Proteingehalten geführt, sodass ein Großteil der Ernte lediglich als Futtergetreide vermarktet werden könne.

Ackerbauer Stefan Sager bestätigte die schwierigen Witterungsbedingungen. Er habe auf gut 20 % seiner Flächen Sommerweizen gedrillt. Dabei sei diese „Ausweichkultur“ in seiner Anbauplanung grundsätzlich gar nicht vorgesehen. Leider würden in diesem Jahr höhere Preise die schlechte Ernte nicht kompensieren. „Das liegt daran, dass in Amerika in diesem Jahr eine Rekordernte eingefahren wird“, erläuterte Volquardsen.

Ein ausführlicher Bericht zur Ernte-Pressekonferenz folgt kommende Woche im Bauernblatt. Zahlen zur Ernteerwartung in Schleswig-Holstein hat das Statistikamt Nord bereits veröffentlicht.

Stefan Sager

Butterpreise auf Rekordhoch

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Die Butterpreise steigen weiter steil an, am Terminmarkt kostet Butter mittlerweile etwa so viel wie im bisherigen Rekordhoch im Juni 2022. Im Herbst 2023 notierte Butter noch um 4.500 €/t, für den Augusttermin kostet die Butter nun an der EEX 7.300 €/t, danach steigen die Börsenpreise für den Oktobertermin sogar auf ein neues Allzeithoch von 7.650 €/t. Mitte August meldet die Kommission im EU-Mittel für frei gehandelte Butter Preise von 675 €/100 kg, ein Anstieg von rund 100 € in den vergangenen acht Wochen. Für Deutschland meldet die Kommission Ist-Butterpreise von 707 €/ 100 kg, im niederländischen Großhandel mussten die Einkäufer aktuell sogar 735 €/100 kg zahlen. Auch an den internationalen Märkten steigen die Butterpreise an. So ist Butter am US-Terminmarkt um fast 30 % seit Beginn des Jahres gestiegen.

Rückgang von Milchmenge und -inhaltsstoffen

In Deutschland geht die Milchanlieferung dem üblichen saisonalen Verlauf entsprechend weiter um 1,2 % zurück, dazu wird weiterhin über niedrige Gehalte an Inhaltsstoffen berichtet. Infolgedessen war wenig Rahm am Markt verfügbar, dadurch verlangsamte sich auch die Butterproduktion, die im Juni 2024 gegenüber dem Vormonat um 4,4 % zurückging. Grundsätzlich werden in Deutschland pro Jahr etwa 470.000 t Butter produziert, zirka 30 % der insgesamt gelieferten Milchmenge werden dafür eingesetzt. Der Großteil der Milch fließt aktuell in die lukrativere Frischeproduktion, dieser hohe Bedarf an Milch und Sahne für Frischeprodukte hat zu höheren Preisen für knapp werdenden Industrierahm geführt.

Etwas schwächer, aber immerhin stabil entwickelte sich der Markt für Magermilchpulver. Hier wirkte sich nach wie vor das zurückhaltende Einkaufsverhalten der deutschen Akteure aus. Zusätzlich hat auch das Kaufinteresse aus dem benachbarten Ausland zuletzt nachgelassen. Flüssige Magermilch wird mit 23 ct/kg gehandelt und damit auf dem Vorwochenniveau. Hier wirkt sich vor allem die stabile Nachfrage aus Italien stützend aus. Auch bei Schnittkäse bewegen sich die Bestände weiterhin auf einem jahreszeitlich unterdurchschnittlichen Niveau. Es kam durch diese knappe Angebotssituation, die auch durch umfangreiche Exporte an südeuropäische Kunden bedingt war, und die festen Preise an den Rohstoffmärkten zu höheren Preisforderungen.

Für Spotmilch haben die Preise Anfang August weiter zugelegt. In Deutschland stieg das Bundesmittel laut Berechnungen des ife-Institutes in der 32. Kalenderwoche um 0,8 ct auf 49,1 ct/kg. Auch in den Niederlanden zogen die Preise an, hier belief sich das Plus gegenüber der Vorwoche auf 2,0 %.

Rohstoffwert auf Rekordjagd

Dieser steile Preisanstieg für Butter schlägt sich natürlich auch im Rohstoffwert der Milch nieder. Bereits im Juni hat das ife-Institut in Kiel den Rohstoffwert wegen der stark steigenden Butterpreise deutlich nach oben korrigiert. Der aus den Börsenpreisen von Butter und Magermilchpulver ermittelte Börsenmilchwert betrug im Juni 2024 Rohmilch 45,3 ct/kg, stieg für August 2024 auf 49,7 ct/ kg Rohmilch und für September 2024 wird mit 51,1 ct/kg die psychologisch wichtige Marke von 50 ct nach oben durchbrochen. Dann steigt der Börsenmilchwert für Oktober gar auf 52,6 ct. Ähnlich hohe Kurse hat es zuletzt im Oktober 2022 gegeben. Für die Milchpreise bedeutet diese Entwicklung Potenzial für einen deutlichen Schub nach oben, der bereits teilweise realisiert wurde, wie neue Zahlen von Destatis zeigen: Der ausgezahlte Milchpreis war im Juni 2024 um 9,1 % höher als im Vorjahresmonat, im Vormonat Mai 2024 waren es erst +3,7 %.

Nach dem historisch hohen Erzeugerpreis von über 60 ct im Winter 2022/23 sank dieser auf unter 40 ct im Winter 2023/24. Nun sind 50 ct/ kg wieder in Reichweite und könnten am Ende des Jahres durchaus realisiert werden. Angesichts dieser Marktentwicklung können Milchbauern erst einmal entspannt auf die zweite Jahreshälfte blicken.

Habeck kündigt Biomassepaket an

Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck möchte die Förderung der Bioenergie reformieren. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat der Grünen-Politiker am Sonntag überraschend ein umfangreiches Biomassepaket angekündigt. „Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen“, sagte Habeck in Berlin. Dem Minister zufolge soll Bioenergie dann eingesetzt werden, „wenn wenig Wind weht und keine Sonne scheint“.

Geplant ist laut dem Minister ein Zuschlag für Anlagen, die flexibel zu Tageszeiten Strom produzieren, in denen dieser auch wirklich gebraucht wird. Auch soll Anlagen Vorzug gegeben werden, die an ein Wärme- oder Gebäudenetz angeschlossen sind. Durch die Reform möchte das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) zudem Anlagen, die vor einem Ende ihrer Förderung stehen, eine Zukunftsperspektive geben. Auch erhofft man sich, die Förderkosten insgesamt zu senken. Ein Wechsel in die neuen Konditionen soll für Anlagenbetreiber dann noch in der laufenden Periode möglich sein. Vorgesehen ist dem BMWK zufolge, die Änderungen als Teil einer Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes umzusetzen.

Von der Bioenergiebranche wurde die Nachricht mit Erleichterung aufgenommen. Das Ministerium deute die Zeichen der Zeit richtig, kommentierte die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), Dr. Simone Peter. „Biomasse ist eine unverzichtbare Flexibilitätsoption, um Schwankungen bei Wind- und Solarenergie auszugleichen“, sagte Peter. Die Vorschläge des BMWK seien geeignet, „um den Ausbau des flexiblen Bioenergie-Back-ups auszureizen“. Im ersten Halbjahr 2024 stammten laut BEE gut 9 % des gesamten deutschen Stromverbrauchs aus Biomasse. Die Bioenergie bleibe dabei hinter ihren Möglichkeiten zurück, betonte ­Peter.

Forderung nach höherem Ausschreibevolumen

Als „lange überfällig und dringend erforderlich“ bezeichnete das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) die Reformpläne. „Für viele Biomasseanlagen endet nach 20 Jahren die Förderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und im EEG wird viel zu wenig Volumen für einen Weiterbetrieb der Anlagen ausgeschrieben“, sagte HBB-Leiterin Sandra Rostek. Das Ausschreibungsvolumen im EEG müsse daher schleunigst und massiv angehoben werden. Andernfalls gingen „Tausende Anlagen“ in den kommenden Jahren vom Netz.

Aus Sicht Rosteks zu begrüßen ist, dass das BMWK nun einen flexiblen Anlagenbetrieb anreizen wolle und die Rolle von Bioenergie für die Wärmeversorgung anerkannt habe. Das HBB habe bereits in der Vergangenheit einen Flexibilitätszuschlag in Höhe 120 €/kWh vorgeschlagen. Bei der Förderung der Wärmeversorgung sollte berücksichtigt werden, dass auch Industriekunden, Schwimmbäder oder andere kommunale Einrichtungen versorgt würden. „Die Vielfalt der Wärmeversorgung durch Bioenergieanlagen muss vollumfänglich abgebildet werden“, so die Forderung des HBB.

Planungssicherheit für die Branche

Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas, kommentierte: „Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen. Lange hatte es den Anschein, als planten die Bundesregierung und vor allem das Wirtschaftsministerium die Energiewende ohne Biomasse. Umso erfreulicher ist es, dass Minister Habeck endlich die Bedeutung von Biogas für eine sichere Strom- und Wärmeversorgung erkannt hat.“ Und anscheinend auch die Dringlichkeit, so Rauh, denn Habeck verweise auf die Jahre 2004 bis 2011, in denen es den größten Anlagenzubau gegeben habe. All diese Anlagen brauchten jetzt eine Perspektive. Der Minister hebe in seinem Statement explizit die Stärken der Biomasse bei der Stromversorgung und der Bereitstellung von Wärme hervor und wolle deren Förderung verbessern. „Nun gilt es, schnell Nägel mit Köpfen zu machen und die guten Ansätze in konkrete Maßnahmen umzusetzen“, so Rauh.

Skeptisch ob der Ankündigung aus Berlin zeigte sich derweil Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. „Neue Förderbedingungen dürfen nicht wieder eine Mogelpackung aus praxisfremden Vorschriften sein“, mahnte der Vorsitzende der Freien Wähler. Biogasanlagen mit und ohne angeschlossene Wärmenetze brauchten „unverzüglich eine Perspektive und neue Einspeiseverträge, wenn die alten auslaufen“.

Mit dem Schiff zur Scheunenfete

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Drei Tage wurde bei der Scheunenfete der Landjugend Pellworm durchgefeiert. Die Party mit Watt- und Deichspielen auf der Nordseeinsel ist etwas Besonderes, den die meisten Gäste reisen mit dem Schiff an.

Schon am Sonntag vor der Scheunenfete begann der Aufbau. Jeden Tag wurde die Landmaschinenhalle von Sven Backsen am Bup­heverweg mehr und mehr partytauglich: Die Decke und die Seiten wurden für eine optimale Akustik mit Vlies abgehängt sowie der Tresen und die Tanzfläche aufgebaut. Nachdem die letzten Plakate liebevoll gemalt und der Campingplatz am Hörn für unseren Besuch vorbereitet waren, stand der Fete nichts mehr im Weg.

Besonders gefreut hat die Pellwormer Landjugend, dass viele Landjugendgruppen aus ganz Schleswig-Holstein für die Scheunenfete nach Pellworm gereist sind. Der Campingplatz am Hörn beherbergte zu Spitzenzeiten zirka 50 bis 60 Besucher. Zum Auftakt des Wochenendes am Donnerstag, 8. August, sorgten die Theaterspieler vom Fresenvereen mit ihren Sketchen für viele Lacher im Publikum. Dazu gab es Deftiges vom Grill und erfrischende Getränke. Der traditionelle Pharisäer durfte natürlich nicht fehlen, besonders guten Anklang bei Einheimischen sowie Gästen fand dabei die Pharisäer-Happy-Hour. Schließlich wurde bis spät in die Nacht zur Musik der Pellwormer DJs getanzt.

Damit die jüngeren Partygäste auch auf ihre Kosten kamen, gab es wie vor zwei Jahren am Freitagnachmittag unter der Federführung von Carmen Peters eine Kinderdisco. Wo am Abend zuvor noch die Großen ihr Tanzbein schwangen, gab es nun Stopptanz, Limbo und vielen weiteren Spiele. Um den Nachmittag abzurunden, wurden den Gästen Kaffee, Kuchen und Naschitüten zum Wohl des Fördervereins der Hermann-Neuton-Paulsen-Schule angeboten. Die Laju freute sich, dass neben Carmen auch viele Eltern halfen und zum Erfolg dieses Nachmittags beitrugen.

Am Abend sorgte die Liveband Ceenot 71, die am Abend zuvor noch auf den Husumer Hafentagen aufgetreten war, mit ihrem breiten Repertoire für gute Stimmung und eine volle Tanzfläche. Nach einer längeren Zeit ohne Livemusik auf den vergangen Scheunenfeten kam das Angebot supergut an. Schließlich übergab die Band an DJ Balu, der bis in die frühen Morgenstunden die Tanzfläche füllte. Mit den Gästen vom Festland wurde bis zur ersten Fähre gefeiert.

Am Finaltag traten zwölf Teams zu den traditionellen Deich- und Wattspielen am Hörn an. Neben der traditionellen Silofolienrutsche konnte dieses Jahr aufgrund der Gezeiten auch wieder ein Wattspiel stattfinden mit Gummistiefelzielwurf bis hin zu einem Hobby-Horsing-Parcours, der mit Steckenpferden abgeritten werden musste. Die Siegertrophäe ging an das Pellwormer Team „Auffallen durch Umfallen“ mit Kerrin Mexdorf, Stella Nommensen und Janina Bursch. Die Vorfreude auf den letzten Abend stieg, als neue Fetenbesucher vom Festland mit Bussen der Reederei NPDG eintrafen. Wieder versorgten Marco und Nadine Bütter mit ihrem Team von Büttis Schlemmerecke die Gäste bis spät in die Nacht. DJ Sanity füllte wie die Kollegen an den Abenden zuvor die Tanzfläche und spielte schließlich den Ehrensong, zu dem der Tresen allen fleißigen Helfern gehört. Für sie hieß es nach einer kurzen Nacht zum letzten Mal, den Besen zu schwingen, Becher zu spülen und aufzuräumen.

In ihrem ehrenamtlichen Einsatz waren die Lajus nicht allein. Sie hatten tolle Unterstützung von Ordnern, vom SEG-Team, Markus Stefan und seinen Kollegen, vom Hofladen Thams und der Freiwilligen Feuerwehr. Der Imbiss Achtern Dieck an der Hooger Fähre sponserte die Scheunenfeten-T-Shirts, und die Landmaschinenwerkstatt Sönke Petersen und CG Christiansen aus Mildstedt die Helfer-Pullover. Heini Büttner und Sven Backsen gaben ihr Gelände erneut für die Scheunenfete. So war die Scheunenfete wieder einen große Gemeinschaftsaktion der Insulaner.

Der Laju-Campingplatz am Hörn
Das Helfer-Team
Zwölf Teams traten bei den Watt- und Deichspielen an.
Der Tresentanz gehört traditionell allen ehrenamtlichen Helfern.

Bundesverdienstkreuz für Ulrike Röhr

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat das ehrenamtliche Engagement der ehemaligen Präsidentin des schleswig-holsteinischen LandFrauenverbandes, Ulrike Röhr, gestern mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zeichnet der Bundespräsident sowohl politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen als auch Verdienste im sozialen, karitativen und mitmenschlichen Bereich aus. Neben Ulrike Röhr wurde gestern auch Heidemarie Beiß aus Schönberg und Professor Dr. Frank Gieseler aus Schwentinental geehrt. pm

Getreideflocken für Wassersportler

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Geschätzt 90.000 Besucher zählten die California Kitesurf Masters in Sankt Peter-Ording während des fünftägigen Wassersport-Festivals Mitte August.

Das laut Veranstalter weltgrößte Kitesurf-Event wurde von einer Ausstellung rund um den Sport begleitet. Im Kitevillage aus etwa 100 Pagodenzelten präsentierten sich zahlreiche Aussteller direkt am Strand vor dem Dünengürtel. Zwischen den bekannten Pfahlbauten des Nordseebades konnten sich die überwiegend barfüßigen Besucher in dem Zeltdorf auf knapp 4 ha feinstem Strandsand über verschiedene Aspekte des Kitesports informieren, Beachware und allerlei Sportliches einkaufen und zwischendurch Streetfood genießen.

Für die Kitesportbegeisterten gab es neben den internationalen Wettbewerben jede Menge Material der verschiedensten Hersteller zum Testen und Fachsimpeln. Anschließend wurde auf den Open-Air-Partys mit bekannten DJs bis in die sternenklaren Nächte gefeiert.

Veranstalter Matthias Regber (Choppy Water) freute sich über die thematische Erweiterung im Kitesurfvillage und quetschte an der „Gutes vom Hof“-Getreidemühle unter Anleitung von Cindy Jahnke (FB Gütezeichen) Getreidekörner zu einem leckeren Basismüsli. Foto: Sandra van Hoorn

Am „Gutes vom Hof.SH“-Stand informierte Cindy Jahnke vom Fachbereich Gütezeichen der Landwirtschaftskammer über regionale Produkte und die zahlreichen Betriebe mit Direktvermarktung in Schleswig-Holstein. Damit wurde die Zielgruppe aus heimischen und touristischen Besuchern erstmals bei einem Wassersport-Event angesprochen. Die Gäste der Kitesurf-Veranstaltung nutzen am Stand die Möglichkeit, Getreidesorten zu bestimmen und daraus an der Getreidemühle ein Basismüsli zu quetschen. Auch die Fotobox wurde von den Freunden des Kitesports begeistert für kreative Gruppenbilder mit jungem Gemüse genutzt.

Während des Aufenthaltes am Stand blieb für die Besucher viel Zeit für Fragen rund um regionale Lebensmittel und ihre Herstellung. „Gutes vom Hof.SH“ ist eine Initiative des Landwirtschaftsministeriums (MLLEV) und wird mithilfe des Fachbereiches Gütezeichen der Landwirtschaftskammer realisiert.

Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg

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Das dritte Wochenende im August ist seit Jahren für das Pferdefest des Nordens reserviert. Dann treffen sich Pferdefreunde aller Disziplinen und Reitweisen auf dem Landesturnierplatz in Bad Segeberg und feiern gemeinsam ihre Liebe zu den Pferden.

Knabstrupperstute Luna mit Peppa Lee Wolf und Christine Wendtland-Meins auf Fabulas führten den Aufmarsch aller Teilnehmer am Sonnabend an. Foto: privat

In diesem Jahr waren Christine Wendtland-Meins und Cordula Prehn-Diederley als neue Breitensportbeauftragte des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein (PSH) für die Durchführung des Breitensportturniers verantwortlich. „Wir sind schon länger an den Planungen beteiligt, seit März sind wir aber in unsere neuen Ämter gewählt“, berichtet Wendtland-Meins. Ende April kam Miriam Engel-Zinßius als neue Mitarbeiterin des PSH mit ins Team. „Das lief sehr gut“, freut sich Wendtland-Meins.

Auch die verschiedenen Prüfungen für gebissloses Reiten waren sehr beliebt. Foto: Photo-Rocket

Obwohl das Turnier in diesem Jahr mitten in den Ferien lag, genau wie im nächsten Jahr, waren die Veranstalter „total zufrieden“, auch mit den Nennzahlen. „Wir vermuten, dass wir 800 Nennungen pro Tag hatten“, erklärt Wendtland-Meins, die in Altenhof, Kreis Rendsburg-Eckernförde, eine Reitanlage betreibt. Genau wusste sie es am Ende der Veranstaltung noch nicht, denn die Nennungen gingen direkt an die Verbände.

„Neben den Prüfungen im Voltigieren, der Gelassenheit und beispielsweise den frei zu gestaltenden Prüfungen gibt es noch die Mounted Games, die Working Equitation, die Westernreiter und natürlich Fahrer, die die Bühne auf dem Landesturnierplatz für das Pferdefest des Nordens nutzen.“ Dazu kommen die Sportstaffette, Führzügelwettbewerbe, Horse Agility, Hobby Horsing und die Quadrille. Ebenfalls immer mit dabei sind das Pferdestammbuch Schleswig-Holstein/Hamburg mit seinem Fohlenchampionat und der Verein Schleswiger Pferdezüchter. Daran soll auch nichts geändert werden.

Smilla Weng und Ida Remus voltigierten eine Gruppenkür zum Thema Olympia und gewannen die Prüfung. Foto: privat
Ebenfalls zur Olympiakür gehörte die Schwimmerin Hermine Willner. Foto: privat


Eine Sache aber ist der Diplom-Pädagogin aufgefallen: „Am späten Sonnabend dachten wir, dass es doch nett wäre, jetzt noch zusammenzusitzen.“ Früher habe es mal einen Schauabend gegeben, der sei über die Corona-Zeit aber in Vergessenheit geraten. Vielleicht fließt diese Idee in die Planungen für das nächste Jahr ein, denn dann wird es wieder ein Pferdefest des Nordens geben. Schleswig-Holstein habe diesbezüglich eine Art Ruf zu verteidigen, denn „mit Ingrid Thomsen als Urmutter des Breitensportturniers hatten wir immer eine Vorreiterrolle. Wir waren und sind das größte Breitensportevent in Deutschland“, weiß Wendtland-Meins.

„Wassergräben“ können auch anders genutzt werden als zum Springen. Denn hier sollten alle vier Füße des Pferdes im Wasser stehen. Foto: Photo-Rocket
Stine Solveig Künzel aus Kiel und Freya machten am Sonnabend im Führwettbewerb „Durch Dick und Dünn“ mit. Foto: Photo-Rocket
Es gab auch viele Prüfungen mit freier Übungsauswahl, in denen die Teilnehmer zum Beispiel die Lektion „Liegen“ zeigen konnten. Foto: Photo-Rocket
Verschiedene Gelassenheitsprüfungen waren auch in diesem Jahr wieder ausgeschrieben. Foto: Photo-Rocket


Deutsche Meisterschaft der Einspännerfahrer

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Nach ihrem guten Abschneiden bei der Deutschen Meisterschaft der Einspännerfahrer in München qualifizierte sich die Plönerin Ulrike Schmidt für die Weltmeisterschaft in Frankreich.

Bereits eine Woche vor Beginn der Deutschen Meisterschaft fuhr Ulrike Schmidt mit ihren Beifahrerinnen Dagmar Sachau und Bianca Lobsien aus Plön an den Chiemsee. „Wir wollten mein Pferd Nicolai schon an das etwas andere Klima in Süddeutschland gewöhnen und ihm die Möglichkeit geben, sich von dem fast 18-stündigen Transport zu erholen“, erklärt Schmidt.

Nach ein paar Tagen ging es dann „rüber“ nach München zur Olympiareitanlage, wo es noch ein Extratraining mit dem Bundestrainer Dieter Lauterbach gab. Leider bereitete Starkregen den Fahrern Probleme. „Die Prüfungsplätze waren in einem guten Zustand. Leider war der Abfahrplatz aber sehr matschig“, berichtet Schmidt.

Pünktlich zu den ersten Wettbewerben hörte der Starkregen auf. Mit ihrer Dressur war Schmidt „zufrieden, bis auf einen sehr teuren Patzer“. Der Geländeparcours sei sehr technisch und eng aufgebaut gewesen. „Dadurch kamen die eigentlichen Qualitäten meines Teams nicht so recht zum Vorschein“, erklärt die Fahrerin, denn im Vergleich zu den anderen Teilnehmern könne sie sehr hohe Endgeschwindigkeiten fahren, aber eben nicht auf kurzer Strecke. Daher entschied sie sich von Anfang an für einen dressurmäßig korrekten Parcours und war am Ende „positiv überrascht“, dass sie sich auch im Gelände platzieren konnte. Platz sieben war das gute Ergebnis.

Nur eine kurze Vorbereitung gab es vor dem abschließenden Kegelfahren am Turniersonntag, denn die inzwischen hohen Temperaturen erforderten Rücksichtnahme. „Es war ein pferdegerechter Parcours mit schönen Linien, aber auch Kniffen und Tricks“, so Schmidt, die schon beim ersten Abgehen ein sehr gutes Gefühl hatte. Eine souveräne Runde brachte ihr einen deutlichen Sieg ein. So kamen die Plöner insgesamt auf Platz fünf. Die hessischen Fahrerinnen besetzten die ersten beiden Plätze: Deutsche Meisterin wurde Anne Unzeitig vor Jessica Wächter. Bronze ging an Ciara Schubert aus Baden-Württemberg.

Nun hat Ulrike Schmidt vier Wochen Zeit, um ihrem 17-jährigen Nicolai in Schleswig-Holstein erst einmal Erholung von den Strapazen zu gönnen und dann für die Weltmeisterschaft zu trainieren. Sie wurde als Einzelfahrerin beziehungsweise als Reserve für die deutsche Mannschaftswertung nominiert. „Dort sind die Wege wieder länger und ich hoffe, unsere Stärken besser herausfahren zu können“, sagt sie. Ihr Team ist auch wieder dabei. Die drei Damen und das Pferd kennen das Gelände schon von ihrer WM-Teilnahme vor zwei Jahren und haben vor, die schleswig-holsteinischen Farben gut zu vertreten.

Dauerblühende Dahlien-Vielfalt

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Dahlien lassen sich anhand ihrer Blütenform in sage und schreibe 15 Klassen unterteilen. Die Züchtung hat weltweit eine lange Tradition, sodass es grob geschätzt mittlerweile etwa 30.000 Sorten gibt.

Das Angebot reicht dabei von niedrigen, balkonkastentauglichen Zwergformen bis hin zu mächtigen, knapp 2 m hohen Büschen. Damit bietet die Gestaltung mit Dahlien eine unvergleichliche Vielfalt an Blütenfarben und -formen. Anhand der Formen nimmt die Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen-Gesellschaft die Klassifizierung vor. In jeder dieser Klassen finden Gartenbegeisterte tolle Schätze.

Typischer Vertreter der Klasse der Kaktus-Dahlien: ,Mondeo‘. Foto: Karin Stern
,Michael Rösch‘ ist eine interessant aussehende Halskrausen-Dahlie. Foto: Karin Stern
Die ausgesprochen gut gefüllte Ball-Dahlie ,L’Ancresse‘ präsentiert sich mit einer rosafarbenen Mitte. Foto: Karin Stern
Orchideenblütige Dahlien fallen mit ihrer Extravaganz ins Auge. Foto: Karin Stern
Hirschgeweih-Dahlie ,Promise‘ strahlt in Goldgelb mit der Sonne um die Wette. Foto: Karin Stern
,Tomo‘ sieht mit den weißen Blütenblattspitzen ganz apart aus. Foto: Karin Stern
Dekorative Dahlie ,Karma Lagoon‘ punktet mit kräftigem Pink. Foto: Karin Stern


Die Klassen tragen blumige Namen wie Anemonen-, Seerosen- und Gefüllte Orchideen-Dahlien. Und der Name ist auch Programm, denn sie kommen allesamt in einem prächtigen Gewand daher. Eine Prise Extravaganz legen die Halskrausen-, Stern-, Hirschgeweih-, Kaktus- und Semi-Kaktus-Dahlien obendrauf. Die Hirschgeweih-Dahlie verdankt ihren Namen dem fransigen Flor am Ende des Blütenblattes, der an ein Geweih erinnert. Wer es lieber rund oder kugelig mag, wählt unter Päonien- und Stellar-Dahlien. Dicht gefüllt präsentieren sich Pompon- und Ball-Dahlien. Blickfänge der ganz besonderen Art finden sich unter den Sorten der Dekorativen Dahlie.

Dahlie, Montbretie und Sonnenhut harmonieren perfekt miteinander. Foto: Karin Stern

Als besonders bienenfreundlich gelten Einfache Dahlien. Dank der ungefüllten, weit geöffneten Schalenblüten sind Pollen und Nektar leicht zugänglich für Insekten. Der Einfachheit halber fasst man nicht eindeutig zuzuordnende Sorten unter Diverse Dahlien zusammen. Mignondahlien, auch Liliput- oder Beetdahlien genannt, bilden keine eigene Klasse. Unter diesem Begriff werden einfach kleinwüchsige Sorten aller Klassen zusammengefasst. Sie wachsen etwa 20 bis 40 cm hoch und blühen bereits ab Ende Juli. Die Zwerge unter den Dahlien empfehlen sich besonders für Beetrand und Staudenrabatte oder zur Bepflanzung von Schalen, Balkonkästen und Gräbern.

Einfach blühende Dahlie ,Feuerrad‘ wird gerne von Insekten aufgesucht. Foto: Karin Stern

Die Einteilung in die verschiedenen, international gültigen Klassen erfolgt übrigens rein nach der Form und dem Erscheinungsbild der einzelnen Blütenanordnung. Die Größe der Pflanze, das Blattwerk oder die Laubfarbe spielen dabei keine Rolle, dafür aber schon mal der Winkel zwischen Blüte und Stiel, die Symmetrie der inneren Blütenblätter und ihr Längenverhältnis zu den äußeren Blütenblättern. Im Regelwerk zur Klassifizierung trifft Botanik auf Mathematik. Kurzum: Die Klassifizierung kann für den Laien durchaus verwirrend sein. Doch bei der Auswahl für den Garten kommt es ja ohnehin eher auf Blütenform, Blütenfarbe und Wuchshöhe an. Dahlien passen in den Bauerngarten ebenso gut wie in moderne Pflanzungen. Sie ziehen in Einzelstellung den Blick auf sich, fügen sich aber auch prima in Gesellschaft ein. Als Pflanzpartner eignen sich Sommerblumen wie Zinnien oder Schmuckkörbchen. Unter den Stauden empfehlen sich spät blühende Arten wie Aster oder Sonnenhut. Zwischengepflanzte Ziergräser wie Federgras, Wollhaargras oder Zittergras sorgen für luftige Strukturen. Für Topf und Kübel wählt man am besten niedrige Sorten, die ohne Stütze auskommen.

Gut durchdachte Pflanzenkombinationen malen wirkungsvolle Gartenbilder. Foto: Karin Stern

Das verbindende Element aller Sorten und Klassen ist der Wunsch nach einem gut durchlässigen, frischen, nährstoff- und humusreichen Boden, möglichst sonnig und warm gelegen. Der Sortenreichtum erlaubt das Schwelgen in Farbe. Jegliche Tönung mit Ausnahme von Blau findet sich im Angebot. Die Blüten öffnen sich von Ende Juni bis in den Oktober hinein. Langstielige Sorten eignen sich ausgezeichnet für die Vase. Regelmäßiges Ausputzen von Verblühtem ist die wichtigste Pflegemaßnahme. Alle verblühten Stiele werden bis auf ein gut entwickeltes Blattpaar zurückgeschnitten. Wichtig: Hohe Sorten bis auf das dritte oder vierte Blattpaar über dem Boden zurückschneiden. Aus den Blattachseln treiben neue Blütenstängel aus.
Ende Oktober ist der Zeitpunkt gekommen, Dahlien aus dem Beet zu holen. Spätestens jedoch nach dem ersten Frost werden die Stängel über dem Boden abgeschnitten und die Knollen mit der Grabegabel ausgegraben. Sie werden über den Winter kühl und frostfrei gelagert. Manche Gärtner decken die Knollen dabei mit trockenem Sand ab. Wer mehrere Sorten pflanzt, kennzeichnet die Knollen mit einem Etikett. Ab März/April dürfen sie in mit Blumenerde gefüllten Gefäßen vorgetrieben werden (frostfrei und hell stellen). Dies verschafft ihnen einen Wachstumsvorteil, weil sie nach dem letzten Frost bereits als kräftige Pflanzen aufs Beet kommen. Dies verfrüht nicht nur die Blüte, sondern schützt auch vor hungrigen Schnecken. Frischer Dahlienaustrieb ist eine ihrer Leibspeisen. Alternativ pflanzt man die Knollen Ende April, Anfang Mai ins Freiland und sorgt für Schneckenschutz. Tipp: Kräftige Knollen lassen sich im Frühjahr vor der Pflanzung teilen. Dazu zieht man einzelne Knollen vorsichtig aus dem Ballen heraus oder teilt diesen mit einem scharfen Messer. Jedes Teilstück sollte mindestens ein Auge und einen Stängelrest aufweisen.

Trocken und frostfrei gelagert verbringen die Knollen den Winter. Sinnvoll bei mehreren Sorten: die Etikettierung. Foto: Karin Stern