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Stromkosten im Visier

Turbulente und sprunghafte Entwicklungen der Strompreise haben den Fokus auf Energieeffizienz, alternative Energiequellen und Eigenstromerzeugung verstärkt. Zudem wird durch die zunehmende Automatisierung und Technisierung der Energieverbrauch von landwirtschaftlichen Betrieben tendenziell ansteigen. Ein durchdachtes Lastmanagement ist nicht nur ein Weg, die Stromkosten zu drücken, sondern kann auch dazu beitragen, den Eigenverbrauch und die Versorgungssicherheit zu erhöhen.

Oft ist es auf einem landwirtschaftlichen Betrieb nicht offensichtlich, wofür wie viel Strom eingesetzt wird. Somit ist es nur eingeschränkt möglich, die Stromkosten einem Produkt wie Milch oder Fleisch zuzuordnen. Der Strombezug ist häufig nur für den Gesamtbetrieb und über einen längeren Zeitraum bekannt. Eine Jahresrechnung des Energieversorgers ermöglicht lediglich Vergleiche mit vorherigen Zeiträumen.

Mit einfachen mechanischen Elektrizitätszählern (umgangssprachlich Stromzählern) können bereits durch manuelle Dokumentation der Zählerstände die Tages-, Wochen- oder Monatswerte berechnet werden. Intelligente Elektrizitätszähler, sogenannte SmartMeter, erfassen dagegen automatisch Viertelstundenwerte. Abhängig vom Stromliefervertrag werden diese Werte zum Energieversorger übertragen und können vom Kunden als Datensatz angefordert werden. Eine Umstellung auf SmartMeter läuft bei Kunden mit einem jährlichen elektrischen Energieverbrauch von mehr als 10.000 kWh bereits seit 2017, sodass diese intelligenten Stromzähler bereits auf vielen Betrieben verbaut sind.

Lastgang als wichtiges Werkzeug

In der Elektrizitätswirtschaft ist es üblich, den zeitlichen Verlauf von Energiebezug oder -erzeugung als Lastgang darzustellen. Der Lastgang besteht aus Viertelstundenwerten der elektrischen Leistung. Die Abbildung 1 zeigt den Tageslastgang eines Milchviehbetriebes. Auf den ersten Blick sind dabei die zwei Melkzeiten mit hohem Leistungsbezug zu erkennen. Außerdem werden über den gesamten Tag mindestens 5 kW Leistung bezogen. Dieser Leistungswert, der innerhalb einer Zeitspanne nicht unterschritten wird, nennt sich Grundlast.

Oft werden durchschnittliche Tageslastgänge über mehrere Tage berechnet, um typische Verläufe zu erhalten. Für die Abbildung 2 wurde ein mittlerer Tageslastgang des Milchviehbetriebes für die Monate Januar und Juli gebildet. Die Grundlast ist im Januar höher als im Juli. Das liegt unter anderem an Heizbetrieben, Zirkulationspumpen und Rohrbegleitheizungen sowie dem höheren Bedarf für Beleuchtung. Der generelle Verlauf des Lastgangs bleibt dagegen ähnlich.

Für andere Betriebsformen gelten andere Zusammenhänge. In der Schweinehaltung ist bei zwangsbelüfteten Ställen die Lüftung der größte Energieverbraucher. Dabei hängt die Klimatisierung der Ställe wiederum stark von der Außentemperatur ab, sodass die Grundlast im Sommer höher ist als im Winter und die Leistungsspitze an sonnigen Tagen nachmittags auftreten wird.

Der Lastgang zeigt die Schwankungen im Leistungsbezug und kann für die Planung von eigenen Energieerzeugungsanlagen und für die Auswahl des günstigsten Liefervertrages elektrischer Energie genutzt werden.

Wie der Lastgang den Strompreis beeinflusst

Haushalte und Betriebe mit weniger als 100.000 kWh Strombedarf im Jahr werden nach dem Standard-Lastprofil abgerechnet. Dabei basieren die monatlichen Abschläge zunächst nicht auf dem tatsächlichen Verbrauch, sondern sind Schätzwerte, die einmal im Jahr nach Ablesen des Zählerstands ausgeglichen werden. Der Strompreis setzt sich dabei aus dem Arbeitspreis (Entgelt pro verbrauchter Kilowattstunde Energie) und einem pauschalen Grundpreis zusammen.

Betriebe mit einem jährlichen Strombedarf von über 100.000 kWh sind dagegen zur Registrierenden Leistungsmessung (RLM) verpflichtet. Dort hat der Lastgang maßgeblichen Einfluss auf den Strompreis. Hierbei wird statt des Grundpreises, der neben dem Arbeitspreis pro verbrauchter Kilowattstunde Energie anfällt, ein Leistungspreis in Rechnung gestellt. Dieser Leistungspreis berechnet sich aus der Leistungsspitze, sprich aus dem jährlichen Höchstwert im Lastgang. Folglich können die Stromkosten zweier Betriebe mit ähnlichem Energieverbrauch stark voneinander abweichen, wenn einer der Betriebe größere Spitzen im Lastgang aufweist. Ein Lastmanagement kann diese Leistungsspitzen gezielt verringern.

Was ist ein Lastmanagement?

Ein Lastmanagement umfasst organisatorische und technische Maßnahmen, um den Lastgang zu beeinflussen. Meist wird gesteuert, wann bestimmte Verbraucher ein- und ausgeschaltet werden, um Lastspitzen im Tagesverlauf zu verhindern oder die Nutzung von selbst erzeugter elektrischer Energie zu optimieren.

Der erste Schritt zur Umsetzung eines Lastmanagements ist die Analyse des Stromverbrauchs anhand der Lastgänge. Dann können die Leistungen der größten Verbraucher gemessen oder anhand der Typenschilder annähend ermittelt werden. Die Betriebszeiten können ebenfalls durch Messungen, aus Logdaten der Geräte bestimmt oder aus den täglichen Erfahrungen abgeschätzt werden.

Zusammen mit dem Lastgang lassen sich Zeitabschnitte identifizieren, wann der Parallelbetrieb von leistungsstarken Verbrauchern zu Lastspitzen führt. Anschließend muss festgelegt werden, welcher Betrieb von energieintensiven Verbrauchern zeitlich verschiebbar ist, ohne dass der Betriebsablauf, der Tierschutz oder die Sicherheit gefährdet werden.

Die Abbildung 3 zeigt die beanspruchte Stromstärke in Ampere eines Milchviehbetriebs am Vormittag. Auf diesem Betrieb wurde der Strombezug der einzelnen Verbraucher für eine sehr detaillierte Analyse gemessen und Verbrauchsgruppen zugeordnet. Hierbei sind die Verbraucher der Gruppen Beleuchtung, Milchgewinnung und Milchkühlung während des Melkens unabdingbar und können nicht abgeschaltet werden.

Darüber hinaus ist jedoch erkennbar, dass die Entmistung (Verbraucher für Güllerühr- und Pumptechnik) von etwa 5.15 bis 6.15 Uhr während des Melkprozesses läuft. Das führt zu einer Leistungsspitze im Lastgang, der einerseits zu einem höheren Leistungspreis (sprich höheren Stromkosten) als auch in diesem Fall zu einer Überlastung des Hauptanschlusses und damit zum Auslösen der Hauptsicherungen führt. Die Verbraucher der Entmistung sind aber nicht in dem Maße zeitabhängig wie das Melken, sodass durch ein Lastmanagement ein zeitgleicher Betrieb verhindert werden kann.

Praktische Umsetzung des Lastmanagements

Im einfachsten Fall werden die Verbraucher auf dem Betrieb manuell ein- und ausgeschaltet. Dann kann durch die Organisation der Arbeitsabläufe vermieden werden, dass mehrere leistungsstarke Verbraucher parallel betrieben werden. Je mehr Mitarbeiter auf einem Betrieb arbeiten, desto aufwendiger ist jedoch ein solch manuelles Lastmanagement.

Als erste Automatisierung bietet sich die Zeitsteuerung an. Eine Zeitschaltuhr verhindert beispielsweise, dass die Güllepumpen und Rührwerke zu den Melkzeiten eingeschaltet werden. Sollte der Stromliefervertrag unterschiedliche Arbeitspreise (Preise pro Kilowattstunde) je nach Tageszeit beinhalten, können durch das Lastmanagement auch Verbraucher, die nicht zeitkritisch sind, in die günstige Tarifzeit verschoben werden.

Bei einer gegenseitigen Verriegelung verhindert dagegen der Betrieb eines Verbrauchers das Einschalten eines anderen. Dies wird oft mit Relais und Schützsteuerungen realisiert. Da hierfür eine Verdrahtung zwischen den Steuerungen der beiden Verbraucher bestehen muss, bietet sich die gegenseitige Verriegelung nur bei nahe beieinanderstehenden Verbrauchern an.

Ein erweitertes automatisches Lastmanagement basiert auf der Messung des aktuellen Leistungsbezugs. So können einzelne Verbraucher je nach deren Priorität gezielt gesperrt werden, wenn der Gesamtleistungsbezug festgelegte Grenzen überschreitet. Auf der anderen Seite können Verbraucher gezielt eingeschaltet werden, wenn Eigenerzeugungsanlagen mehr Leistung liefern als der Gesamtbetrieb benötigt. Beispielsweise könnten Fütterungen in der Schweinehaltung, die nicht tagesrationiert, sondern ad libitum konzipiert sind, angeschaltet werden, wenn die PV-Anlage viel Leistung bereitstellt. Für die Umsetzung müssen zuverlässige Datenverbindungen zwischen der Messung, der Lastmanagement-Steuerung und den zu steuernden Verbrauchern geschaffen werden.

Fazit

Durch das gezielte Ein- und Abschalten von Verbrauchern mit einem Lastmanagement können Stromkosten gesenkt, der Hauptanschluss vor Überlastung geschützt und der Eigenverbrauchsanteil von Regenerativen Energien erhöht werden.

Eintragung und begehrte Kombiprüfung

Auf dem Hof Hellmold in Fehrenbötel, Kreis Segeberg, veranstaltete der Hannoveraner Verein Schleswig-Holstein die Fohlenschau sowie die Zuchtstutenprüfung mit Stutbuchaufnahme und Stutenschau.

Bei wechselhaftem Wetter waren zunächst die Stuten dran. Die Zuchtstutenprüfung wurde als Kombiprüfung aus Leistungsprüfung, Stutbuchaufnahme, Exterieurbewertung und Prämienvergabe durchgeführt. „Diese Prüfungsform erfreut sich bei den Züchtern trotz gegenwärtiger Rückgänge in der Pferdezucht steigender Beliebtheit“, resümierte Rudolf Drünert. Der ehemalige Vorsitzende des Hannoveraner Vereins kennt sich aus, war er doch 23 Jahre lang Mitglied des Vorstands und acht Jahre lang erster Vorsitzender. Erst in diesem Jahr hat er sich entschieden, nicht wieder zu kandidieren.

An der Zuchtstutenprüfung und Stutenschau nahmen 26 Stuten teil. Acht weitere wurden in die Zuchtbücher des Hannoveraner Verbandes neu aufgenommen. „Ich freue mich, dass auch Züchter aus Niedersachsen und Dänemark angereist sind“, befand Drünert. Als Richter fungierten der Celler Landstallmeister Dr. Axel Brockmann und der Zuchtleiter des Hannoveraner Verbandes, Ulrich Hahne, unterstützt durch den Testreiter Fabian Janda.

Die Mehrzahl der Prüfungskandidatinnen gehörte der Zuchtrichtung Dressur an. Darunter war auch eine dreijährige Tochter des V-Plus aus einer Light and Easy-Mutter aus der Zucht (Z.) und dem Besitz (B.) von Michael Schenk aus Niedersachsen. Sie punktete schon mit der besten Note für die Grundgangarten (8,17), erlangte später einen 1a-Preis sowie die Hannoveraner-Prämie und wurde schließlich Schausiegerin. Weitere sieben Stuten bekamen 1a-Preise und Prämien.

Erfolgreiche Stutenschau

Bei der Stutenschau bekam eine zweijährige Tochter des Raven aus einer Heinrich Heine-Mutter den 1a-Preis (Z. und B.: Zuchtgemeinschaft Schweig aus Kirchnüchel, Kreis Plön). Neun Teilnehmerinnen konkurrierten bei den Drei- und Vierjährigen, davon wurden fünf mit 1a-Preis und Hannoveraner-Prämie bedacht. Klassensiegerin der Dreijährigen war eine Stute von Fürst Zonik PS-Sandro Hit von der Züchtergemeinschaft Ludowig. Eine Tochter des Sir Donnerhall aus einer Dancier-Mutter wurde Klassensiegerin der Vierjährigen. Gezogen wurde sie von der Züchtergemeinschaft Savels und Menke, ausgestellt von Amelie Ratjen aus Hamburg. Bei den Springstuten siegte mit der Gesamtnote 9,0 eine Tochter von Conthargos-Cornet Obolensky (Z. und B.: Rudolf Drünert) vor einer Scolari-Lortino-Stute (Z. und B.: Marc Nörenberg aus Aasbüttel, Kreis Steinburg).

Der Gesamtsieg bei den Dressurfohlen ging an ein Hengstfohlen von Global Hope aus einer Floriscount-Akring XX-Mutter, gezüchtet von Mirko Hellmold aus Rickling, Kreis Segeberg. Fotos (2): Dieter Uschtrin

Auch die Fohlenschau war wieder ein Erfolg. „Die Atmosphäre war gewohnt familiär, mit Gelegenheit zum Fachsimpeln und zum Klönschnack unter alten Bekannten und Gleichgesinnten“, freute sich Drünert. Es waren 37 Fohlen genannt worden, 28 wurden präsentiert. Als Richter fungierten der Vorsitzende des Hannoveraner Bezirksverbandes Ostfriesland, Jörn Wedermann, und der Vermarktungsexperte des Hannoveraner Verbandes, Fabian Janda.

Die Fohlen wurden wie üblich in vier Klassen gerichtet: dressurbetonte Hengst- und Stutfohlen sowie springbetonte Hengst- und Stutfohlen. Darüber hinaus wurden Kandidaten für die Fohlenauktion des Hannoveraner Verbandes ausgewählt, die im August in Verden stattfinden wird.

Dressur- und Springfohlen

Den ersten Platz der dressurbetonten Hengstfohlen belegte ein Sohn von Global Hope-Floris­count (Z.: Mirko Hellmold aus Rickling, Kreis Segeberg). Dieses Fohlen wurde am Ende zum Gesamtsieger Dressur erklärt und mit der Goldenen Fohlenprämie des Hannoveraner Verbandes ausgezeichnet. Es folgte ein Sohn des St. Emilion-Don Frederico (Z.: Katja Ivancic aus Hamburg).

Den Klassensieg der dressurbetonten Stutfohlen erreichte eine St. Emilion-Bretton Woods-Tochter (Z.: Katrin Hagenow aus Lübeck). Reservesiegerin wurde eine Negro-Danciano-Tochter, gezüchtet vom Ausbildungs- und Dressurstall Düpenautal in Hamburg. Auf Platz drei folgte eine Schneefuß-Paramount-Tochter (Z.: Susanne Mohr aus Struvenhütten, Kreis Segeberg).

„Bei den Springfohlen war die Beteiligung etwas geringer“, berichtete Drünert. Den Klassensieg der Hengstfohlen errang ein Sohn des Diathletico aus einer Cascadello I-Mutter (Z.: Wilke Bouter aus Föhrden-Barl, Kreis Segeberg). Dieses Fohlen erreichte auch den Gesamtsieg bei den Springfohlen. Das zweitplatzierte Springhengstfohlen von Dourkhan Hero Z-Chacfly PS war erneut ein Fohlen aus der Zucht von Drünert selbst. Doch damit nicht genug: Bei den springbetonten Stutfohlen siegte eine Duplexx-Cornet Obolensky-Tochter, ebenfalls aus seiner Zucht. Hinter ihr platzierte sich eine Drummer-Valentino-Tochter des Stalls Bokhorst in Schillsdorf, Kreis Plön, vor einem Cahil-Catoki-Fohlen, gezüchtet aus einer besonders sporterfolgreichen Großmutter von Dirk Schröder aus Lentförden, Kreis Segeberg.
pm

Letzte Runde für Wurzelgemüse

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Auch im Sommer können einige Wurzelgemüsearten noch ausgesät werden. Die Wahl der geeigneten Sorte spielt dabei eine wichtige Rolle. Wer jetzt zur Samentüte greift und auf geräumten Beeten aussät, erntet bis weit in den Herbst hinein knackige Wurzeln.

Frisch vom Beet geerntet, sind Radieschen und Rettiche ein würziger Genuss. Unter der Vielzahl der Radieschensorten sind unbedingt geeignete Sommersorten wie ‚Riesenbutter‘, ‚Ilka‘, ‚Parat‘ oder ‚Vitessa‘ auszuwählen. Sie kommen mit den hohen Temperaturen zurecht, ohne in die Blüte zu gehen oder holzig zu werden. Lohnend ist auch die Aussaat der Sorte ‚Eiszapfen‘, die längliche, weiße Knollen bildet. Sie sehen aus wie zu klein geratene Rettiche. Dieses Radieschen schmeckt gedünstet sehr gut. Mit einer späterer Aussaat im August kann man mit etwas Glück die Flugzeit der Kohlfliege umgehen. Ihre Maden treten an fast allen Gemüsearten aus der Familie der Kohlgewächse auf und futtern sich munter durch die Knollen von Radieschen & Co. Tipp: Durch Gemüseschutznetze mit der geeigneten Maschenweite lässt sich ein Befall wirksam verhindern.



Schon kleine geräumte Flächen lassen sich prima für die Nachkultur nutzen.

Bei Rettichen stehen noch die Sommerrettiche wie ‚Rex‘ oder ‚Neptun‘ für eine Aussaat bis Anfang August oder die Herbst- und Winterrettiche zur Auswahl. Hier empfehlen sich die Sorten ‚Minowase Summer Cross‘, ‚Münchner Bier‘ oder ‚Runder Schwarzer Winter‘. Sie kommen von Anfang Juli bis Ende August in den Boden. Sommerrettiche benötigen acht bis zehn Wochen von der Aussaat bis zur Ernte. Für Winterrettich rechnet man etwas länger. Rettich lagert im Speichergewebe Senföle ein. Diese sind für den mitunter recht scharfen Geschmack verantwortlich. Wichtig für den erfolgreichen Anbau von Rettich ist der optimale Boden. Gut geeignet sind lockere, tiefgründige Sandböden mit hohem Humusanteil und gleichmäßiger Bodenfeuchte. Kalkhaltige, dichte Lehm- und Tonböden sind für Rettich nicht geeignet. Die Knollen formen sich auf solchen Standorte meist nicht gleichmäßig aus.

Mairübe ‚Market Express‘ eignet sich auch für den Herbstanbau.
Die Mairübe ‚Primera‘ fällt mit ihrer hübschen Farbgebung ins Auge.

Etwas unbekannter, trotzdem einen Anbauversuch wert, ist das Teltower Rübchen, eine sogenannte Herbstrübe. Die Aussaat kann noch bis Mitte August erfolgen. Auch die Herbstrübe ‚Plessis‘ empfiehlt sich für experimentierfreudige Gärtner. Die plattrunde Rübe kann sowohl im Frühjahr von April bis Mai als auch im Herbst von August bis September ausgesät werden. Auch ein Anbau im Gewächshaus ist möglich. Etwa acht bis zehn Wochen vergehen von der Aussaat bis zur Ernte, je nach Sorte und gewünschter Rübengröße.

Die Frühjahrsvariante der Herbstrübe nennt sich Mairübe. Diese wird sehr zeitig gesät und kommt nur auf eine sechswöchige Kulturdauer. Tipp: Wer noch Samen vom Frühjahr zu liegen hat, kann den Herbstanabau mit einer Aussaat bis Mitte August ausprobieren. Speiserüben schmecken gedünstet oder geschmort sowie als Salatzugabe.

Teltower Rübchen entwickeln viel Laub und schmecken jung angenehm mild.
Die runde ‚Pariser Markt‘ zählt mit 80 Tagen Kulturdauer zu den Sprintern unter den Möhren.

Für die Möhrenaussaat im Juli empfehlen sich früh reifende Sorten wie ‚Laguna‘, ‚Gonsenheimer Treib‘ oder die runde ‚Pariser Markt‘. Diese Sorten sind etwa 80 Tage nach der Aussaat erntereif. Wer rund 100 Tage auf die Ernte warten kann, sät ‚Nantaise 2‘ oder die zuckersüße ‚Flyaway‘. Beide Sorten eignen sich besonders gut für die Aussaat in der ersten Julihälfte. Als mittelfrühe Möhren bilden sie aromatischere Wurzeln aus. Die frühen Möhren punkten hingegen mit besonders zarten Wurzeln. Die Angaben zum jeweiligen Reihenabstand finden sich auf der Rückseite der Samentüte. Diese Empfehlung sollte unbedingt eingehalten werden, denn die Wurzeln benötigen ausreichend Platz für ihre Entwicklung. Im warmen Sommerboden keimen Möhren nun zügig, genügend Feuchtigkeit vorausgesetzt. Sie bevorzugen einen durchlässigen, leicht kalkhaltigen Boden. Frische organische Düngung vertragen die Wurzeln nicht. Als Nachkultur kommt der Mittelzehrer mit den noch vorhandenen Nährstoffen aus, wenn der Boden im Frühjahr gut versorgt wurde. Die späte Aussaat bietet neben der Ernte frischer Möhren im Oktober zudem den Vorteil, dass die Wurzeln von der Möhrenfliege verschont bleiben. Ihre Flugzeit ist nun vorüber.

Rettich ‚Münchner Bier‘ lagert Senföle ein und schmeckt daher recht würzig.

Rote Rüben, auch Rote Bete genannt, bevorzugen einen mittelschweren, lehmigen Boden mit wasserdurchlässiger und humoser Beschaffenheit. Dieses Wurzelgemüse darf nicht nach Spinat angebaut werden, denn beide Arten gehören zur Familie der Gänsefußgewächse. Eine Anbaupause von drei bis vier Jahren sollte eingehalten werden. Die Nährstoffansprüche der Roten Bete fallen gering aus, auch der Wärmebedarf hält sich in Grenzen. Dennoch ist ein sonnig gelegenes Beet sehr wichtig, damit die Wurzeln kein Nitrat ansammeln. Die Ernte beginnt je nach Aussaattermin, gewählter Sorte und Entwicklung ab September. Die Sorten unterscheiden sich in der Form: runde, plattrunde oder zylindrische Rüben. Plattrunde Sorten haben in der Regel eine Entwicklungszeit von 80 Tagen. Zylindrische und runde Sorten brauchen etwa drei Monate von der Aussaat bis zur Reife. Tipp: Als Baby-Beets mit nur wenigen Zentimetern Durchmesser schmecken Rote Rüben besonders zart. ‚Forono‘ und ‚Cylindra‘ liefern mit ihren walzenförmigen Wurzeln einen hohen Ertrag. Wer lieber runde Sorten mag und gern etwas mehr Farbe auf dem Tisch möchte, wählt die ‚Hula-Hoop-Mischung‘ mit je einer roten, weißen, gelben und weiß-rot geringelten Sorte. Die Farben lassen sich schon auf dem Beet erkennen, sodass die Ernte gleichfarbiger Partien möglich ist. 

Die Rote Rübe ‚Boro F1‘ bildet große, kugelrunde Rüben aus.

Fotos: Karin Stern
Herbstrüben schmecken wie Mairüben. Wer Probleme mit der Kohlfliege hat, sollte sie unter einem Schutznetz anbauen.
Radieschen ‚Eiszapfen‘ fällt mit seiner Optik etwas aus der Rolle.
Für die Sommeraussaat von Radieschen greift man zu Sorten, die sich für diesen Anbautermin eignen.
Rote Bete ‚Forono‘ liefert zuverlässig hohe Erträge.

Mit digitaler Überwachung zu mehr Tiergesundheit

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Die automatische Erkennung des Brunstverhaltens durch Erfassung und Analyse von Tierbewegung ist auf den Milchviehbetrieben seit vielen Jahren weit verbreitet. Es mag Unterschiede zwischen den einzelnen Sensorsystemen geben, aber in vielen Studien kam heraus, dass diese Systeme regelmäßig über 90 % der brünstigen Kühe erkennen. Sie funktionieren so gut, dass sich im vergangenen Jahr auch Keno Tannen zu einem solchen System entschloss. Eine Betriebsreportage.

Keno Tannen bewirtschaftet zusammen mit seinen Eltern Maike und Manfred die Tannen GbR in Ostfriesland. Der Hof liegt in unmittelbarer Nähe des Nordseeheilbades Esens-Bensersiel an der Nordseeküste direkt am Deich.

„Wir hatten bislang keine Brunsterkennung. Wenn die Kühe nach 120 Tagen noch nicht besamt waren, sind sie ins OvSynch-Programm gekommen. So konnten wir sie terminiert besamen, da die Ovulationen mittels Hormonen in einem eng begrenzten Zeitraum stattfinden. Diese Methode hat immer gut funktioniert, aber nun wollten wir unabhängiger von der Brunstbeobachtung werden und außerdem den Hormoneinsatz reduzieren“, berichtet Tannen. Der Betrieb melkt mit einem noch recht neuen Doppel-16er-Swing-over-Melkstand von Dairymaster, weshalb ein Umstieg auf Melkroboter, die ein Sensorsystem mitbringen, nicht infrage kam.

Schwerpunkt auf dem Milchvieh

Im Jahr 2018 ist Keno Tannen nach der Fachschule bei seinem Vater in die GbR eingestiegen. „Der Betrieb ist schon lange in Familienbesitz. In meiner Großelterngeneration wurden nur 30 Kühe und zehn Sauen gehalten, dann wurde immer weiter ausgebaut, bis wir dann 2018 mit damals 180 Kühen den Schwerpunkt auf das Milchvieh legten und die Sauenhaltung, immerhin 250 Sauen mit Babyferkelproduktion, ganz abschafften. Den Sauenstall haben wir komplett abgerissen und dafür einen Komfortstall für Kühe und Kälber gebaut. Jetzt konzentrieren wir uns auf unsere 220 Milchkühe und die Nachzucht“, so der junge Landwirt.

Sein Vater steht ihm mit Rat und auch Tat zur Seite, doch eigentlich ist Keno weitestgehend allein für das Tagesgeschäft verantwortlich, da Manfred Tannen sich vielfältig im Ehrenamt engagiert. Er ist Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland und seit Anfang Februar Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. „Wir haben die Arbeit optimal mit einer konkreten Aufgabenverteilung organisiert. Ich kann hier im Herdenmanagement frei agieren, aber bei wichtigen betrieblichen Entscheidungen besprechen wir uns“, so Keno Tannen.

Brunst und Abkalbungen im Fokus

So wurde die Entscheidung für die Digitalisierung mittels Sensorsystem und darüber, welches der Sensorsysteme am Markt es sein sollte, gemeinsam getroffen. Aber die Arbeit mit dem System ist Aufgabe des Junglandwirts. „Mittlerweile gibt es viele Systeme, die mittels Ohrmarke, Pedometer als Fesselband, Halsband oder Bolus außer der Brunsterkennung weitere Parameter der Tiergesundheit messen und auswerten. Auch eine Ortung der Kühe ist möglich. Uns ging es hauptsächlich um die Brunsterkennung, aber eine bessere Überwachung der Abkalber und der Frischmelker war uns auch wichtig. Nach der zweiphasigen Trockenstehzeit von sieben Wochen stallen wir die Kühe vor der Abkalbebox ein. Sie werden just in time zur Abkalbung in die Box gebracht. Danach geht es recht schnell wieder in die Herde, sofern alles gut ist. Wir haben keine extra Frischabkalbegruppen, das gibt der Stall vom Platz nicht her. Für die Frischmelkerkontrolle ist die Körpertemperatur wichtig, denn Fieber nach dem Abkalben ist immer ein Alarmzeichen für Stoffwechselerkrankungen wie Ketose und Milchfieber. Also sollte das Sensorsystem auch die Körpertemperatur messen.“

Nach anfänglicher Lernphase schätzt Keno Tannen die Arbeit mit dem Sensorsystem sehr.

Aus diesem Grund entschied er sich für das System von smaXtec. Der Sensor ist bei diesem System ein Bolus, der von der Kuh geschluckt wird. Er wird mit einem Boluseingeber verabreicht und landet im Netzmagen.

„SmaXtec hat uns zugesagt, weil es das einzige System ist, das die Körpertemperatur messen kann, das klappt richtig gut. Im Vergleich zu den anderen ist es zwar ein teures System, denn man zahlt für jeden Bolus einmalig 30 Euro und dann je Kuh monatlich drei Euro für den Service der Datensammlung, -speicherung und -auswertung. Andere Sensorsysteme bezahlt man einmalig ohne weitere Gebühr, das ist sicher auf die Dauer billiger, aber hier haben wir immer den aktuellsten Stand des Programms“, erklärt Keno Tannen.

Der Bolus enthält einen Akku, der über die Lebenszeit der Kuh hinweg halten soll und deshalb laut Unternehmen wartungsfrei ist. Der Bolus misst neben der Körpertemperatur das Trinkverhalten und die Trinkmenge, Wiederkautätigkeit, Bewegungsaktivität und auch den pH-Wert.

Eine enorme Datenflut

Und wie arbeitet es sich mit dem Sensorsystem? Keno Tannen kann mittlerweile auf neun Monate mit smaXtec blicken. „Wir sind immer noch in der Lernphase. Wir haben das System jetzt seit Mitte Juli 2023, und man muss schon sagen, es ist eine Datenflut, damit muss man erst einmal umzugehen lernen. Es gibt viele Alarmmeldungen, da darf man nicht erschrecken. Die Tiere sind ja nicht kranker als vor dem System, nur ihre Gesundheitsdaten sind sichtbarer. Trotzdem muss man entscheiden: Welche Kuh schaue ich mir sofort an, welche Kuh beobachte ich erst einmal? Das muss man erst einmal herausfinden, das braucht Zeit und Erfahrung“, so der junge Milchbauer.

„Ich schaue morgens und abends je eine halbe Stunde auf die Sensordaten. Morgens selektiere ich die auffälligen Kühe für die Melkzeit nachmittags, und abends selektiere ich sie für die Melkzeit morgens. Bei gravierenden Problemen wie einer Euterentzündung gehe ich natürlich sofort zum Tier. Das erkenne ich, weil die Fieberkurve schnell hochgeht und das Wiederkäuen abfällt. Das kann eine Coli-Mastitis sein. Kürzlich hatten wir eine Kuh mit Labmagenverlagerung, die haben wir durch smaXtec zwei Tage eher gesehen. Das ist sehr gut, denn je früher man Erkrankungen sieht, desto besser ist es für die Kuh, denn sie leidet sonst unnötig. Wir können auch sagen, dass seit Juli die Besamungen viel erfolgreicher sind, der Hormoneinsatz ist deutlich zurückgegangen. Die Brunsterkennung klappt also gut. Ebenfalls sehr zuverlässig funktioniert der Schnulleralarm: Durch die Abkalbemeldungen erfahren wir 24 Stunden vorher, dass die Kuh kalbt. Die Körpertemperatur sinkt deutlich ab, wenn der Abkalbungsprozess beginnt. So können wir sie rechtzeitig in Ruhe in die Abkalbebox einstallen.“

Bolus auch bei Weidegang

Die Tannen GbR produziert Weidemilch für die Meierei Ammerland. „Unsere Tiere kommen im Sommer auf die Weide. Mindestens 120 Tage müssen wir erfüllen, wir liegen aber weit darüber mit bis zu 180 Tagen, denn die Weiden liegen direkt um den Betrieb herum, und auch das Jungvieh und die Trockensteher sind im Sommer draußen. Der Weidegang ist auch mit smaXtec problemlos möglich, da die Messdaten permanent gespeichert werden, auch wenn die Kuh hinausgeht auf die Weide“, so Keno Tannen.

„Wir haben dann zwar kurzzeitig keinen Kontakt mehr mit dem System, aber die Daten bleiben gespeichert und sind da, wenn die Kuh wieder in Reichweite der Antenne kommt. Wir haben zwei Antennen: hier im Milchviehstall, und vorne in der Abkalbebox ist auch noch eine. Eine Antenne reicht 80 Meter im Umkreis. Man könnte auch auf der Weide noch eine Antenne installieren, aber der Bolus speichert die Daten über sechs Tage. Das heißt, wenn wir die Trockensteher, die ja die ganze Zeit über draußen bleiben, einmal die Woche zum Durchsortieren holen, sind die Daten alle da, wir können dann auch rückwirkend schauen.“

Tierarzt Dr. Jan Hendrik Steudtner (li.) sieht für Landwirte und Tierärzte großes Potenzial in der digitalen Gesundheitsüberwachung.

Früherkennung von Krankheiten

Auch sein Tierarzt Dr. Jan Hendrik Steudtner von der Tierarztpraxis Burhafe-Middels sieht große Potenziale in den digitalen Sensorsystemen. „Viele unserer Kunden nutzen mittlerweile Sensorsysteme. Diese unterstützen beim präventiven Arbeiten durch Früherkennung in den Bereichen Gesundheit, Brunst und Abkalbung. Die Systeme bieten ein gutes Früherkennungssystem für Krankheiten, denn sobald das Immunsystem auf Krankheitserreger oder Stress reagiert, verändert sich die Körpertemperatur, und das lange, bevor äußerliche Anzeichen sichtbar werden. Mit den weiteren Informationen zu Wiederkautätigkeit und Bewegungsaktivität lassen sich Fiebererkrankungen, beispielsweise Mastitis, Metritis, Atemwegserkrankungen oder andere Infektionen, gut frühzeitig erkennen. Je eher man eine Kuh behandelt, desto schneller geht es ihr wieder besser. Das bedeutet auf lange Sicht weniger Antibiotika, weniger Hormone und einfach gesündere Tiere.“

Die Daten der Sensorsysteme liegen in einer Cloud, werden von einer Künstlichen Intelligenz interpretiert und erscheinen auf dem Handy in einer App. Diese kann für Tierärzte und weitere Personen freigeschaltet werden, sodass eine Gesundheitsüberwachung der Herde sogar aus dem Urlaub möglich ist. Auch Telemedizin wäre damit möglich, sodass also der Tierarzt bereits aus der Praxis eine erste Diagnose stellen könnte.

„Aktuell kommt bei jeder Fiebermeldung noch der Tierarzt und ordnet die Therapie an, aber es wäre zukünftig wünschenswert, wenn bei leichten und eindeutigen Fällen mehr Telemedizin möglich wäre“, so Steudtner. „Wir versuchen möglichst vorbeugend zu arbeiten, die Kuh wollen wir behandeln, bevor sie wirklich klinische Symptome entwickelt. Um eine erfolgreiche Bestandsbetreuung zu gewährleisten, sind uns die Daten eine große Hilfe. Fakt ist aber auch, dass die Sensorsysteme Zeit in Anspruch nehmen. Je größer der Bestand, desto mehr Zeit muss man mit den Daten verbringen. Da ist die Frage schon berechtigt, ob man der Situation dann noch Herr wird. Speziell am Anfang sind es dann richtig viele Meldungen, die alle bewertet und sortiert werden wollen. Und es ist keinesfalls so, dass die Tierbeobachtung durch die Sensorüberwachung wegfallen kann. Im Gegenteil, der Mensch muss die Daten auswerten und die Handlungsanweisungen umsetzen. Das Sensorsystem ist also nur so gut wie der Mensch, der es bedient. Doch wer die Daten erfolgreich nutzt, profitiert von den Vorteilen: gesündere Kühe, verkürzte Krankheitsverläufe und letztlich weniger Antibiotikaeinsatz.“


Betriebsspiegel Milchviehbetrieb Tannen GbR, Ostfriesland

Milchviehbetrieb mit 220 Milchkühen

Bewirtschaftung von 150 ha Grünland, 6 ha Ackerland plus zugekauftem Mais (insgesamt 30 ha)

Meierei Ammerland, gentechnikfreie Weidemilch

Alle Futtermittel sind GVO-frei zertifiziert.

Milchleistung 10.800 l pro Kuh und Jahr, Tendenz steigend

im Nebenerwerb Vermietung von drei Ferienwohnungen

reiner Grünlandstandort, schwere Seemarsch

Familienbetrieb mit zwei fest angestellten Mitarbeitern


Der Boden unter Druck – auch im Grünland

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Die nassen Witterungsverhältnisse der vergangenen Monate erschwerten den Landwirten eine gute Grünlandbewirtschaftung ohne Schäden an Grasnarbe und Boden. Viele Flächen waren lange Zeit für Düngung, Grünlandpflege und den ersten Schnitt nicht ausreichend befahrbar. Wenn hier dennoch eine Grasernte durchgeführt wurde, sind zukünftige Ertragseinbußen durch Verdichtung des Bodens, Fahrspuren und typische Verunkrautung der Narbe vorprogrammiert.

Sowohl der Einsatz technischer Möglichkeiten als auch die Anlage von Fahrgassen im Grünland kann das Auftreten von Schäden unter diesen Bedingungen stark reduzieren. Sogar für bereits im Unterboden vorhandene Verdichtung gibt es Lösungen.

Hinsichtlich der auftretenden Witterungsextreme nehmen die Anforderungen an den Landwirt auch im Grünlandmanagement zu. Während in den vergangenen Jahren mehrfach lang anhaltende Trockenperioden zu starken Einbrüchen der Jahreserträge im Grünland führten, stellten die starken Niederschläge des vergangenen Herbstes und Winters den Landwirt wiederum vor große Probleme: Der letzte Schnitt im Herbst 2023 konnte in einigen Regionen nicht mehr eingefahren werden, und oftmals gingen die Bestände viel zu hoch in den Winter. Im Frühjahr fehlte dort noch die Befahrbarkeit, sodass weder eine Grünlandpflege noch ein Ausbringen der Gülle möglich war. Auf einigen Flächen war der Boden auch zum ersten Schnitt noch nicht ausreichend tragfähig. Eine Bodenverdichtung und die dadurch bedingte nachhaltige Schädigung der Grünlandnarbe waren teilweise unumgänglich.

Die Bodenverdichtung wiederum verschärft die Situation auf staunässegefährdeten Flächen. Bei Starkregenereignissen oder lang anhaltenden Niederschlägen kann das Wasser dort durch das Fehlen von Grobporen in der geschädigten Bodenstruktur nicht ausreichend versickern. Damit wird zum einen ein Teufelskreis aus Staunässe, mangelnder Befahrbarkeit und Schadverdichtung in Gang gesetzt. Zum anderen werden die Wasservorräte im Unterboden nicht ausreichend aufgefüllt, sodass in Trockenperioden auf verdichteten Arealen die Pflanzen früher einem Trockenstress ausgesetzt sind und damit Ertragseinbußen einhergehen. Die Devise sollte folglich lauten, Grünland nur bei optimalen Witterungsbedingungen zu befahren.

Bodenverdichtung ermitteln

Um eine Bodenverdichtung auf Grünland zu ermitteln, eignen sich unterschiedliche Methoden. Die kostengünstigste Möglichkeit ist die Spatenprobe. Dabei bewertet man den Widerstand beim Einstechen, das Verhalten beim Abwurf des Bodenblocks, den Anteil von Grobporen und auch die Verteilung der Graswurzeln. Eine genaue Anleitung zur Spatenprobe findet sich auf der Internetpräsenz der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Mit einer einfachen Bodensonde (Kosten 70 bis 100 €) kann man den Bodenwiderstand beim Einstechen erfühlen. Das Bodenpenetrometer ist mit etwa 200 € das teuerste Gerät. Hier wird der Eindringwiderstand hydraulisch gemessen und kann auf einem Manometer abgelesen werden. Eine Messung der Bodendichte ist nur bei ausreichender Bodenfeuchte sinnvoll. Deshalb empfiehlt sich eine Messung im Winterhalbjahr.

Spuren der Bewirtschaftung auf zu nassen Standorten

Verdichtung senkt Ertragspotenzial

Eine Bodenverdichtung auf Grünland kann Narbenschäden verursachen, die die Ausbreitung unerwünschter Arten wie des Kriechenden Hahnenfußes (Ranunculus repens), der Gemeinen Rispe (Poa trivialis L.) oder des Stumpfblättrigen Ampfers (Rumex obtusifolius) begünstigen. Um die Leistungsfähigkeit solcher geschädigten Grasnarben wieder zu fördern, sollte im Spätsommer eine Nachsaat vorgenommen werden.

Für den Erfolg der Nachsaat ist eine gute Wasserversorgung erforderlich. Grundsätzlich, in normalen Witterungsjahren, sind Frühjahrsnachsaaten eher dem Risiko der Trockenheit ausgesetzt. Hier ist die Nachsaat im Spätsommer von Vorteil, zudem ist die Altnarbe zu diesem Zeitpunkt eher konkurrenzschwach und eine Etablierung der Keimlinge wahrscheinlicher. Ein der Nachsaat vorausgehendes Striegeln verbessert auch im Spätsommer die Keimbedingungen für die Aussaat. Über eine spezielle Durch- oder Direktsaattechnik können wegen des stärkeren Bodenkontaktes der Saat in der Regel größere Erfolge erzielt werden als über eine Obenaufsaat.

Vermeidung von Bodenverdichtungen

Das Mittel der Wahl zur Vermeidung von Bodenverdichtungen sollte immer die Beachtung des aktuellen Bodenzustandes beim Überfahren mit schweren Maschinen sein. Gerade in den vergangenen Monaten hat sich aber gezeigt, dass dies in der Praxis nicht realisierbar ist. Somit ist ein umsichtiger und schonender Einsatz von Maschinen unumgänglich. Dabei sind hohe Fahrzeug- und Gerätegewichte bei hoher Bodenfeuchte zu vermeiden. Die technischen Möglichkeiten sind in der Tabelle zusammengefasst.

Fahrgassen auf Grünland einrichten

In anderen Kulturen sind Fahrgassen bereits Standard, auf Grünland findet das sogenannte Controlled Traffic Farming (CTF) bisher kaum Anwendung. Ziel ist das kontrollierte Befahren von Grünland. Dazu werden feste Fahrspuren für die Bewirtschaftung angelegt, auf die die Bodenverdichtung reduziert werden soll. In Dänemark konnte bereits Mitte der 2000er Jahre in einem Feldversuch im Grünland ein verminderter Ertrag auf befahrenen Flächen von rund 10 % gezeigt werden. Es sind aber auch Studien mit bis zu 60 % Ertragsminderung im Vergleich zu unbefahrenen Flächen zu finden.

Auf Grünland wäre eine Arbeitsbreite von 9 bis 12 m realisierbar, die jedoch nur dann sinnvoll ist, wenn von der Düngung bis zur Ernte diese festen Spuren genutzt werden. Eine Studie des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie des Freistaats Sachsen zeigte 2009, dass in einer Zweischnittnutzung 74 % der Fläche teilweise bis zu viermal pro Jahr von Maschinen überfahren wurden. Bei einer Vierschnittnutzung sind folglich noch mehr Überfahrten anzunehmen. In einer Studie der Universität Witzenhausen von 2012 ist durch die Einführung von Fahrgassen ein Spurflächenanteil von unter 15 % dargestellt worden. In Österreich und Dänemark laufen bereits in Maschinenringen Testläufe zur Umsetzung in der Praxis.

Schadverdichtung beheben

Um Schadverdichtung im Unterboden wieder zu lockern, können Grassland-Subsoiler eingesetzt werden. Hier erfolgt eine mechanische Lockerung mittels schlanker Zinken mit gewinkeltem Flügelschar, denen ein Scheibensech (eine Scheibe, die den zu pflügenden Erdbalken vom ungepflegten Land abschneidet) vorweg- und eine Walze nachläuft. Nach der Lockerung sollten der Boden und die Pflanzen ruhen können. Deshalb bietet sich der Herbst für diese Maßnahme an. Es ist dabei jedoch besonders wichtig, dass die Fläche gut befahrbar ist, damit der Schlepper ausreichend Traktion hat.

Bei guter Ausführung der Arbeit sind nur sehr wenige herausgerissene Soden zu finden, sodass der Eingriff bei den folgenden Arbeitsgängen nicht stört und kaum sichtbar ist. Ein Landwirt berichtet von der Anwendung des Grassland-Subsoilers, dass die Gefahr von Staunässe erheblich vermindert werde. Allerdings wird durch die Unterbodenlockerung die Mineralisation angeregt und so auch der Abbau von Kohlenstoff und Verlust von Stickstoff in Gang gesetzt. Ein Einsatz muss somit gut abgewogen werden.

Zur Tiefenlockerung können aber auch tief wurzelnde Grünlandarten eingesetzt werden. Aufgrund ihres ausgeprägten Wurzelwachstums eignen sich Rohrschwingel, Zichorie, Luzerne, Rot-, Horn- oder Steinklee besonders gut. So können sie zur Auflockerung verdichteter Bodenhorizonte beitragen, verhindern Bodenerosion und sind zudem besonders trockentolerant.

Der Grassland-Subsoiler im Einsatz

Kalkung auch auf Grünland

Laut einer Bodenzustandserhebung der landwirtschaftlich genutzten Böden in Deutschland (2018) sind zwei Drittel der Böden unter Dauergrünland unterhalb des pH-Wert-Optimums eingestuft. Eine gute Kalkversorgung stellt dabei nicht nur eine wichtige Stellschraube in der Nährstoffverfügbarkeit dar, sondern hat auch einen entscheidenden Einfluss auf das Bodengefüge und damit auf die Stabilität des Bodens.

Insbesondere auf schwereren Böden kann eine gute Versorgung mit Ca-Ionen die Tonteilchen stabilisieren und so zu einer guten Krümelstruktur beitragen. In der Folge wird der Boden tragfähiger, und die Neigung zur Verschlämmung sinkt. Auf sandigen Böden ist der Effekt weniger ausgeprägt. Aber auch hier sollte der Kalkdüngungsbedarf zur Erhaltung des optimalen pH-Bereiches (Gehaltsklasse C) im Auge behalten werden.

Fazit

Auch bei schwierigen Witterungsverhältnissen ist die Bodentragfähigkeit zu beachten, um keine Schäden in der Grünlandnarbe und dem Boden zu verursachen. Vorbeugend können einige technische Maßnahmen ergriffen werden, um den Druck auf den Boden zu vermindern. Aber auch eine optimale Versorgung mit Kalk kann ein gutes Bodengefüge erzielen. Mit einem Grassland-Subsoiler oder auch tief wurzelnden Pflanzen kann der Boden wieder aufgelockert werden.


Info

Im Bundes-Bodenschutz-Gesetz ist verankert, dass eine Bodenverdichtung insbesondere durch Berücksichtigung der Bodenart, Bodenfeuchte und des von den zur landwirtschaftlichen Bodennutzung eingesetzten Geräten verursachten Bodendrucks so weit wie möglich zu vermeiden ist (§ 17 BBodSchG).


Zuckerpreise deutlich gefallen

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In Schleswig-Holstein werden auf knapp 10.000 ha Zuckerrüben angebaut. Die im März/April 2024 gelegten Rüben präsentieren sich gut entwickelt und lassen gute Erträge erwarten, während die jungen Rübenbestände aus dem Mai schwächer sind, weil sie unter dem kühlen und feuchten Wetter gelitten haben. In der letzten Kampagne haben extrem hohe Rübenpreise den Rübenanbau sehr lukrativ gemacht. Dieser hohe Rübenpreis wurde durch sehr hohe Zuckerpreise bewirkt.

An der Terminbörse in London ist der Zuckerkurs nach dem ungewöhnlichen Höhenflug im Jahr 2023 nun deutlich gesunken, bewegt sich aber mit derzeit etwa 550 US-$/t immer noch auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Eine Ursache für diese Preiskorrektur ist auch die um rund 3 Mio. t höhere weltweite Erzeugung 2024/25, die das US-Agrarministerium in seiner halbjährlichen Vorschau auf den globalen Zuckermarkt schätzt. Insgesamt prognostiziert es eine globale Erzeugung von 186 Mio. t Zentrifugalzucker, der ein Verbrauch von weltweit knapp 179 Mio. t gegenübersteht. Pro Kopf der Weltbevölkerung wurden nach 19 kg im Jahr 2000 im Jahr 2022 dann 22,1 kg verbraucht. Treiber für weiteres Nachfragewachstum sind Länder wie China, Indien und Pakistan. Bemerkenswert ist auch der stabile Konsum von 35,1 kg pro Kopf in den EU-Ländern trotz der politischen Bemühungen, ihn zu senken durch Maßnahmen wie Zuckersteuer, Zuckerhöchstmengen in Getränken und so weiter.

Weltgrößter Produzent und Exporteur ist Brasilien. Von einer leicht rückläufigen Zuckererzeugung 2024/25 in Höhe von 44 Mio. t werden rund 34,5 Mio. t exportiert. Der brasilianische Pro-Kopf-Verbrauch von über 45 kg liegt mit in der Weltspitze. Darüber hinaus wird aus dem Zuckerrohr zu erheblichen Teilen Bioethanol hergestellt. Der jeweilige Umfang der Zucker- und Biokraftstofferzeugung wird von der Preisrelation dieser beiden Produkte bestimmt.

Zweitgrößter Produzent ist Indien mit einer leicht größeren Erzeugung 2024/25 von 34,5 Mio. t. Dem steht ein seit Jahren ebenso stetig ansteigender Verbrauch in Höhe von 32 Mio. t oder 19,1 kg pro Kopf im Jahr 2022 gegenüber. Daher wird Indien in diesem Jahr wieder als Exporteur auf dem internationalen Markt auftreten, allerdings bleiben die Ausfuhrmengen mit zirka 3,7 Mio. t erheblich hinter früheren Lieferungen von 6 bis 8 Mio. t zurück.

EU-Zuckerproduktion

In der EU-27 werden knapp 15 Mio. t Zucker aus Rüben hergestellt. Der EU-Verbrauch wird 2024/25 unverändert zu den Vorjahren auf 16,8 Mio. t geschätzt. Die EU-Importe stammen zollbegünstigt aus den sogenannten wenig entwickelten Ländern (LDC) und zuletzt auch aus der Ukraine.

Chinas Zuckererzeugung wird 2024/25 auf 10,4 Mio. t veranschlagt. Bei einem stetig wachsenden Verbrauch von insgesamt 15,7 Mio. t ist eine Importmenge von rund 5 Mio. t erforderlich, die zum größten Teil aus Thailand und Brasilien stammen. Der Pro-Kopf-Konsum hat sich in den letzten 20 Jahren auf fast 11 kg verdoppelt und steigt weiter.

Notbremse für ukrainische Importe

Für bestimmte ukrainische Agrarprodukte wurde von der EU eine seit dem 6. Juni 2024 geltende „Notbremse“ eingeführt, das heißt es werden gegebenenfalls hohe Zölle fällig. Die Notbremse tritt dann in Kraft, wenn die EU-Importmengen aus der Ukraine den Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2023 übersteigen. Sie gilt aber nur für Zucker, Eier, Geflügel, Hafer, Mais, Schrote und Honig. Die Zuckerimporte aus der Ukraine haben sich nach dem Überfall Russlands im Februar 2022 auf über 400.000 t vervielfacht. Der dreijährige Durchschnitt beträgt zirka 262.650 t Weißzucker jährlich. Von Januar bis April 2024 wurden laut Agridata der EU-Kommission aus der Ukraine rund 222.000 t Zucker oder zirka 50.000 t pro Monat geliefert, sodass bei gleich bleibendem Liefertempo inzwischen die Notbremse ausgelöst werden müsste, wie dies schon bei Hafer geschehen ist.

In der EU wird auch der tatsächlich erzielte Verkaufspreis der Zuckerindustrie erfasst. Dieser lag im April 2024 laut „DG Agri Dashboard: Sugar“ noch knapp über 800 €/t. So darf weiter die berechtigte Hoffnung auf hohe Zucker- und Zuckerrübenpreise zur Ernte 2024 gehegt werden. 

Biomasseausschreibungen erneut deutlich überzeichnet

Zum Gebotstermin am 1. April wurde die Biomasseausschreibung erneut deutlich überzeichnet. Keine Gebote wurden wie auch in den beiden vorhergehenden Runden für Biomethananlagen abgegeben. Dies teilte die Bundesnetzagentur (BNetzA) mit.

„Mit 788 eingegangenen Geboten und einer gebotenen Leistung von mehr als dem Dreifachen des Ausschreibungsvolumens verstetigt sich das Bild eines ausgeprägten Wettbewerbs bei den Ausschreibungen für Biomasseanlagen“, sagte BNetzA-Präsident Klaus Müller in Bonn. Aus der Bioenergiebranche kam dagegen Kritik an dem aus ihrer Sicht zu niedrigen Ausschreibungsvolumen.

Vor allem Bestandsanlagen bezuschlagt

Der Behörde zufolge wurden 240 MW ausgeschrieben, auf die 788 Gebote mit einer Gebotsmenge von 742 MW abgegeben wurden. Einen Zuschlag erhielten 263 Gebote mit einer Zuschlagsmenge von 243 MW. Der Großteil entfiel dabei auf Gebote für Bestandsanlagen: Ihnen erteilte die BNetzA 257 Zuschläge mit 235 MW. Auf Neuanlagen fielen dagegen nur sechs Zuschläge mit 9 MW. Erneut sanken die durchschnittlichen mengengewichteten Zuschlagswerte auf nun 17,80 ct/kWh. In der Ausschreibung vom Oktober hatte dieser Wert noch bei 18,28 ct/ kWh und in der Runde davor bei 18,92 ct/kWh gelegen.

Wie die BNetzA weiter mitteilte, gingen mehr als ein Drittel der Zuschläge, nämlich 127 Gebote mit etwa 90 MW, nach Bayern. Standorte in Niedersachsen erhielten 37 Zuschläge mit einer Leistung von 50 MW, gefolgt von Baden-Württemberg mit 37 Zuschlägen und 33 MW. Auf Platz vier landete Nordrhein-Westfalen mit 29 Zuschlägen und 26 MW.

Verbände sehen Wärmewende in Gefahr

Wenig überrascht von den Ergebnissen der Ausschreibungsrunde zeigte sich die Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie (HBB), Sandra Rostek. „Der schleichende Ausstieg aus der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas, der mit dem EEG 2023 eingeleitet wurde, trägt nun bedauerliche Früchte“, sagte Rostek. Der HBB-Leiterin zufolge erhielten wegen des niedrigen und abschmelzenden Ausschreibevolumens viele Bestandsanlagen keine Anschlussvergütungen und müssten stillgelegt werden. Zudem seien die finanziellen Anreize für eine flexiblere Fahrweise der Anlagen zu niedrig. „So gefährden wir sehenden Auges den Erfolg der Energiewende“, warnte Rostek. Vor allem mit Blick auf die Wärmenetze sei dies problematisch. Regional produzierte Wärme aus Bioenergieanlagen sei für eine fossilfreie kommunale Wärmeversorgung dringend notwendig.

Der Präsident des im HBB organisierten Fachverbandes Biogas (FvB), Horst Seide, ergänzte: „Wenn die Biogaswärme, die bei der Erzeugung von Strom in Blockheizkraftwerken ohnehin anfällt, nicht mehr zur Verfügung steht, wird es an vielen Stellen schwer werden mit der Umsetzung der Wärmewende.“ Es müssten daher das Ausschreibevolumen auf 1.800 MW pro Jahr und der Flexibilisierungszuschlag auf 120 €/kWh angehoben werden, forderte der FvB.

„Es geht immer um die Kontraste“

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Wenn sich der Grafitstaub eines Bleistiftes Schicht für Schicht über die Körnung des Papier legt, entstehen Welten. Magische Welten, ganze Geschichten, fantastisch, mitunter skurril und surreal, voller Details und Kontraste, die vom Auge des Betrachters durchwandert und entdeckt werden wollen. Ein Künstler, der diese Kunst des Bild gewordenen Grafitstaubs bis zur Perfektion beherrscht, ist der Buchillustrator und Kinderbuchautor Einar Turkowski.

Einen Einblick in seine Arbeit gab der Künstler vor Kurzem im Probstei-Museum Schönberg, wo noch bis zum 7. Juli Illustrationen aus zwei seiner aktuellen Buchprojekte ausgestellt sind. Darunter sind die gerade erst fertiggestellten kompletten Illustrationen zu einem noch unveröffentlichten Buchprojekt. Zu sehen sind aber auch einige Illustrationen aus dem zuletzt veröffentlichten Buch „Die Geheimnisse von Pinewood Hill“.

Darin geht es um einen Jungen, der mit seiner Familie von England nach Los Angeles zieht. Der Junge tut sich anfangs schwer mit der neuen Situation. Mit seinem Fahrrad unternimmt er umfangreiche Erkundungstouren in den Pinewood Hills, durch die verschlungenen Pfade der Umgebung. „Seine Ausflüge führen den jungen Chaska nicht nur an die Mauern der Filmstudios, sondern auch an den Rand der Realität“, lautet es in der Buchbeschreibung. Einar Turkowski stellt der Geschichte die entsprechenden Bilder zur Seite, die mit mystisch-surrealen Elementen die Erzählung untermalen. „Ich versuche immer, einen Rhythmus zwischen hellen und dunklen Seiten innerhalb des Buches zu schaffen. Es ist der höchste Hell-Dunkel-Kontrast, den man erreichen kann. Mein Stil ist bekannt dafür, dass ich diese dunklen Hintergründe einsetze“, erklärte der gebürtige Kieler während der Ausstellungsführung.

Kontrastreich ist diese Illustration, bei der man gut erkennen kann, wie der Künstler von hell nach dunkel arbeitet, die Papierkörnung beibehaltend.

Überhaupt gehe es immer um Kontraste: hell-dunkel, langsam-schnell, dynamisch-ruhig, viel-wenig, Struktur-Reinheit. Sein Arbeitsgerät sei ein Druckminenbleistift und wichtig sei das richtige Papier. Das zu finden, sei aber eine Wissenschaft für sich. Sein Anspruch sei es, die Papierkörnung beizubehalten. „Die schwarzen Hintergründe entstehen Schicht für Schicht, von einem hellen Grau, auf das ich immer wieder behutsam die nächste Grafitschicht lege, bis es schwarz ist“, so der Künstler, der mehrfach für seine Bilderbücher ausgezeichnet wurde und Preise erhielt. Seinen Motiven liegen Fotos und reale Szenerien zugrunde, was seinen Arbeiten trotz der surrealen Elemente eine unglaubliche Präzision verleiht.

Seinen Buchillustrationen gehen immer Skizzen voraus, „je genauer die Vorarbeit ist, desto leichter hat man es später in der Ausarbeitung“, so Turkowski. Einen Monat arbeite er an einem Bild, ein bis anderthalb Jahre an einem Buch. Ein weiteres Highlight der Ausstellung stellen seine farbig angelegten Einzelillustrationen dar, die nicht in Büchern zu finden sind und die aufgrund ihrer kolorierten Ausführung Seltenheitscharakter haben. Weitere Informationen unter einarturkowski.de

In einer Führung durch die Ausstellung im Probstei Museum Schönberg erläutert der Künstler seine Art zu arbeiten und zu zeichnen.
Fotos Diashow: Iris Jaeger/Illustrationen: Einar Turkowski
Den eigentlichen Bildern gehen immer Skizzen und Vorzeichnungen voraus. Alle Ideen und Einfälle, alle Beobachtungen und Variationen werden in einem Skizzenbuch festgehalten, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.
Eine der seltenen kolorierten Einzelillustrationen
Titel der aktuellen Ausstellung
Im Wechsel zwischen hellen und dunklen Seiten in den Büchern, zählt dieses Bild zu den hellen Illustrationen ohne schwarzen Hintergrund.
Reale Darstellungen wie die von der Unterführung treffen auf surreale Elemente
Ergänzt werden die Buchillustrationen durch kleine Fantasiegestalten
Auch freie Arbeiten wie dieses Bild mit dem Titel „Kraut und Rüben“ gehören zum künstlerischen Repertoire von Einar Turkowski.


Ein Besuch im Garten der Frauen

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Der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg wurde 1877 eröffnet. Er ist mit seinen 389 ha der größte Parkfriedhof der Welt. Seit Juli 2001 befindet sich auf dem weitläufigen Gelände ein europaweit einmaliges Projekt: der Garten der Frauen. Er ist ein Ort der Erinnerung mit historischen Grabsteinen von Gräbern bedeutender Frauen und eine letzte Ruhestätte für Frauen. Auch weibliche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind hier bestattet.

Vorbei an blühenden Rhododendronbüschen führt der Weg zum Garten der Frauen. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, und es liegt eine zauberhafte, friedvolle Stimmung in der Luft. Inmitten der pulsierenden Metropole Hamburg ist der Parkfriedhof eine Oase der Ruhe, ein Ort für Trauer, ein Ort für Stille und ein Raum, um innezuhalten, sich zu erinnern oder Gräber liebevoll zu pflegen.

Frauen, die Mitglied im Verein sind, können sich später auf den zurzeit vier aktiven Gemeinschaftsgrabanlagen bestatten lassen.

Zu diesem Zweck haben sich an diesem Tag auch Mitglieder des gemeinnützigen Vereins Garten der Frauen zusammengefunden. Sie gehören zum rund 20-köpfigen Gartenteam, das von Monika Strecker koordiniert wird. Die Frauen versorgen die Beete mit frischem Wasser, zupfen Unkraut, säubern Sitzgelegenheiten und harken die Wege. Mit Herzblut halten sie die rund 1.700 m2 große Fläche in Ordnung. Dass es diesen wunderbaren Garten auf dem Ohlsdorfer Friedhof überhaupt gibt, ist Bibliothekarin und Historikerin Dr. Rita Bake zu verdanken. Sie initiierte ihn unter Mitwirkung von Dr. Silke Urbanski und Helga Diercks-Norden (†). Den drei Gründerinnen war es wichtig, dass die historischen Leistungen von Frauen nicht in Vergessenheit geraten, sondern die Erinnerung an sie im gesellschaftlichen Gedächtnis wachgehalten wird. Für dieses Vorhaben riefen sie im Herbst 2000 den gemeinnützigen Verein Garten der Frauen ins Leben. Von seinen Mitgliedern wird der Garten ehrenamtlich gepflegt, erhalten und finanziert.

„Er ist eine Gedenkstätte, in der historische Grabsteine bedeutender Frauen aufgestellt werden. Mit einer Erinnerungsspirale wird dort außerdem der Verstorbenen gedacht, die keine Grabsteine hatten oder deren Steine entsorgt wurden. Ebenso können sich Frauen, die Mitglied im Verein sind und zu Lebzeiten einen Grabplatz erworben haben, in den Gemeinschaftsgrabflächen bestatten lassen. Mit dem Erwerb ihrer Grabstätten treten sie als Mäzeninnen zum Erhalt der historischen Grabsteine auf“, informiert Rita Bake. Der Garten sei ein ständig wachsendes Projekt. Es würden immer wieder ‚neue‘ historische Grabsteine hierher verlegt und neue Erinnerungssteine aufgestellt. Laufe die Nutzungsdauer eines für den Verein relevanten Grabes ab, erhalte dieser eine Mitteilung der Friedhofsverwaltung. Bake schaue dann, ob es noch Menschen gebe, die die Grabstätte verlängern wollten. Sei dies nicht der Fall, versuche der Verein, den Grabstein zu übernehmen. „Nach Auflösung der Grabstätten werden Grabsteine normalerweise entsorgt, geschreddert und für den Straßenbau verwendet. Das wollen wir verhindern, indem wir auf eigene Kosten die Steine bedeutender Frauen retten“, so die 72-Jährige.

Grab und Grabstein von Domenica Niehoff (1945-2009), St. Paulis großem Herz

Ein umrankter Eingangsbogen führt ins idyllische Areal. Rechts fällt der Blick auf die Grabstelle von Domenica Niehoff (1945-2009). Sie arbeitete in Hamburg zunächst als Prostituierte, später als Streetworkerin und war unermüdliche Kämpferin für die Rechte der Huren. „Domenica wurde auch ‚St. Paulis großes Herz‘ genannt. Deshalb verläuft eine Ranke aus Herzen um ihren Grabstein. Auf ihm befindet sich ebenfalls ein Akanthus-Blatt. Diese Pflanze steht symbolisch unter anderem dafür, dass eine schwere Arbeit vollbracht ist“, erklärt Rita Bake. Auch ziert ein Medaillon mit ihrem Porträt den Grabstein.

Ein Stück weiter gibt es auf einer Rasenfläche eine Erinnerungsspirale. Sie ist aus unterschiedlich gestalteten Gedenksteinen zusammengesetzt. „Das Nicht-mehr-Vorhandensein eines Grabsteines darf kein Kriterium dafür sein, diese Frauen der Welt des Vergessens zu überlassen. Die Spirale symbolisiert das wiederkehrende Leben und umfasst mehr als 60 Frauennamen“, berichtet sie.

Unvergessen: Eine Erinnerungsspirale erinnert an die Leistungen und Namen von mehr als 60 Frauen

Es wird zum Beispiel an Rosa Bartl (1884-1968) erinnert, die eine anerkannte Illusionistin und Zauberhändlerin war. Ihr Gedenkstein ist in Form eines Zylinderhuts gestaltet, der mit einer Klappe verschlossen ist. Beim Öffnen erscheint ein weißes Häschen. Ein schwarzer Basalt mit einem Licht in der Aushöhlung des Steins erinnert an die im 16. und 17. Jahrhundert in Hamburg als Hexen beschuldigten und verbrannten Frauen. Frauen, die Widerstand gegen das NS-Regime leisteten, finden sich genauso namentlich erwähnt wie Streiterinnen für Frauenrechte und Frauenbildung, Wohltäterinnen oder Künstlerinnen. Wer sich über die Lebensläufe dieser und anderer Frauen im Garten kundig machen möchte, kann Kurzbiografien auf Aluminiumtafeln vor Ort nachlesen oder vom Verein Publikationen zum Thema erwerben. Zudem liegen in einem Glashäuschen diverse Infomaterialien aus. Gleich hinter der Erinnerungsspirale lädt eine Märchenbank an einer kleinen Mauer zum Verweilen ein. Dort findet man in einer Nische ein Buch mit Erzählungen, Märchen und Gedichten über Leben und Tod.

Links vom Eingang sieht man nach wenigen Metern eine Erinnerungssäule. „Da die Erinnerungsspirale im Sommer 2021 vom Ausmaß her ihr Ende erreicht hatte, stellten wir ergänzend eine Erinnerungssäule auf, an der Medaillons aus Stein hängen, auf denen wir laufend Geburts- und Sterbedaten weiterer Frauen verewigen können“, merkt sie an.

Betroffen macht beim Rundgang ein Gedenkwürfel aus Glassteinen, der an ein trauriges Kapitel deutscher Geschichte erinnert. Er wurde im Gedenken an die verstorbenen Säuglinge und Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen errichtet, die in der NS-Zeit zwischen 1943 und 1945 auf dem Ohlsdorfer Friedhof bestattet wurden. Auch dreier älterer Mädchen, die selbst Zwangsarbeit leisten mussten, wird hier gedacht. „Frauen aus Polen, Russland, der Ukraine und 13 anderen Nationen wurden in der NS-Zeit aus ihrer Heimat verschleppt und zur Zwangsarbeit eingesetzt“, weiß Rita Bake. Diejenigen, die in dieser Zeit in Hamburg Kinder zur Welt brachten, mussten häufig schon etwa eine Woche nach der Entbindung wieder Schwerstarbeit leisten. Ihre Kinder verstarben meist durch Vernachlässigung und Unterernährung.

Ein Glaswürfel erinnert an das Schicksal verstorbener Säuglinge und Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen und an drei Mädchen, die selbst Zwangsarbeit leisten mussten.

Während des Spaziergangs sind ebenfalls knapp 90 historische Grabsteine zu besichtigen. Ein Großteil steht im musealen Bereich am Eingang. Auf einer Stele aus schwarzem Granit, an der oben ein Relief mit einer musizierenden Engelschar angebracht ist, prangt in goldfarbenen Lettern der Name Wilhelmine Marstrand. Sie lebte von 1843 bis 1903 und war eine allseits geschätzte Pianistin und Pädagogin. Sanft umspielt von Blüten des Hartriegelstrauchs und des Rhododendrons hat in einer Ecke dahinter ein lebensgroßer weiblicher Akt aus Marmor, zu dessen Füßen ein Dackel sitzt, seinen Platz gefunden. Auf der Skulptur ist unten der Nachname „Groot“ herausgearbeitet. Sie soll an Marie Groot (1898-1946) erinnern, die mit den Inhabern der Kunsthandlung Groot und dem Postkarten-Großvertrieb und Verlag Groot verwandt war. Über ihr Leben und Wirken ist nur wenig bekannt. „Deshalb steht die Statue symbolisch für all die Frauen, denen wertschätzende Erinnerung kaum zuteilwird, an die sich teilweise selbst die eigenen Familien nicht mehr erinnern“, erläutert Rita Bake.

Die Skulptur der Familiengrabstätte von Marie Groot (1898-1946) steht symbolisch für all die Frauen, denen wertschätzende Erinnerung versagt wird.

Vor einem historischen Grabstein der Antonie Milberg (1854-1908), Gründerin und Schulleiterin einer höheren Mädchenschule, liegt auf einer der zurzeit vier aktiven Gemeinschaftsgrabanlagen eine Steinwelle aus sieben Sandsteinen. Sie ist einer Wasserwelle nachempfunden. In dieser werden Namen sowie Geburts- und Sterbedaten der bestatteten Frauen eingraviert.

Mit den historischen Grabsteinen, den auf Aluminiumtafeln verewigten Viten und den Gemeinschaftsgrabanlagen schlägt der Garten der Frauen eine Brücke zwischen Leben und Tod. „Er möchte auch ein Ort sein, an dem miteinander über bereits Verstorbene gesprochen, aber auch über sich selbst und über das eigene Leben und den Tod geredet werden kann“, betont Rita Bake. Der Garten mache spürbar, was der Schriftsteller Thornton Wilder einst so formulierte: „Zwischen dem Reich der Toten und der Lebenden gibt es eine Brücke – die Liebe.“

In einem Glaspavillon im viktorianischen Stil liegen Infomaterialien zum Mitnehmen aus.
Fotos: Silke Bromm-Krieger
Der Garten wird von ehrenamtlichen Vereinsfrauen gepflegt und instandgehalten.
Historischer Grabstein von Annie Kalmar (1877-1901), Schauspielerin
Grabstein in Form eines trauernden Schwans der Bildhauerin Irmgard Kanold (1915-1976), von ihr selbst geschaffen
Historisches Grabmal der Wilhelmine Marstrand (1843-1903), Pianistin und Pädagogin


Reaktion auf die landesweiten Bauernproteste

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Die Ampel-Fraktionen haben am Dienstag (25. Juni) das angekündigte Agrarpaket beschlossen. Es bietet ordentlich Sprengstoff, denn längst nicht alle Forderungen des Berufsstands sind erfüllt. Hauptinhalte des Agrarpaktes sind die steuerliche Gewinnglättung, die wieder eingeführt werden soll, eine zusätzliche Ökoregelung für Milchviehbetriebe mit Weidehaltung und eine Novelle des Agrarorganisationen- und-Lieferketten-Gesetzes. Maßnahmen für Bürokratieabbau in der Landwirtschaft sind in Ansätzen vorhanden.

Pünktlich zum Deutschen Bauerntag, der am Mittwoch in Cottbus startete, haben sich die Koalitionsfraktionen auf ein Agrarpaket für die Landwirtschaft einigen können. Erzielt wurde der Durchbruch auf einem Treffen der Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grünen und FDP, Rolf Mützenich, Britta Haßelmann und Christian Dürr, am Dienstag in Berlin.

Vorgesehen ist die Wiedereinführung der steuerlichen Gewinnglättung für Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft. Damit sollen Gewinnschwankungen aufgrund wechselnder Witterungsbedingungen, etwa durch Dürreperioden, abgemildert werden. Für Milchviehbetriebe mit Weidehaltung soll eine zusätzliche Ökoregelung eingeführt werden. Dafür soll aber die Basisprämie nicht gekürzt werden. Stattdessen sollen nicht verausgabte EU-Mittel eingesetzt werden, die aus der kleiner werdenden Gesamtfläche resultieren.

Zudem wollen die Ampel-Fraktionen die Novelle des Agrarorganisationen-und-Lieferketten-Gesetzes in den Bundestag einbringen, um die Stellung der Landwirte in der Wertschöpfungskette zu stärken.

Eine Anwendung von Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) zur Regulierung der Milchlieferbeziehungen ist offenbar nicht geplant.

Die Umsetzung ist jetzt Aufgabe von Bund und Ländern. Ein Teil der Erleichterungen soll bereits in der kommenden Woche im Bundestag verabschiedet werden, in der letzten Sitzungswoche vor der parlamentarischen Sommerpause.

Das jetzt diskutierte Agrarpaket geht zurück auf die landesweiten Bauernproteste im Dezember und Januar, als die Bauern gegen die Streichung von Steuervergünstigungen beim Agrardiesel und der Kraftfahrzeugsteuer in einer Koalition mit dem Transportgewerbe demonstrierten. Daraufhin wurde von der Politik angekündigt, Maßnahmen zur Entlastung der Landwirte zu beschließen. 

Sekptisch äußerte sich der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, zum Agrarpaket. Es gehe in die richtige Richtung, bleibe aber weit hinter den Anforderungen der Landwirtinnen und Landwirte zurück. „Echte Entlastungen sehen anders aus“, sagte Rukwied in einer ersten Reaktion. „Unsere Landwirtinnen und Landwirte brauchen dringend Wettbewerbsgleichheit in der EU.“

Die nächsten Schritte müssten die Rücknahme weiterer Belastungen wie der Novelle des Tierschutzgesetzes und des Pflanzenschutzprogramms der Bundesregierung sein. Dann müssten eine Lösung für Erneuerbaren Agrardiesel und die Möglichkeit einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage folgen. Von einer echten Kompensation der Belastungen und Steuererhöhungen der zurückliegenden Monate sei man noch immer Lichtjahre entfernt, so der DBV-Präsident.

Anders sieht es Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Er sprach von einem „starken Paket“, das die Landwirtinnen und Landwirte nicht nur entlaste, sondern sie darüber hinaus im Markt stärke und besser gegen unlautere Handelspraktiken rüste. Mit der Einführung der steuerlichen Gewinnglättung sorge man für mehr finanzielle Planungssicherheit der Betriebe. Özdemir sprach von einem massiven Bürokratieabbau. Offene Fragen gibt es offenbar noch bei der angekündigten Ökoregelung für Milchviehbetriebe mit Weidehaltung. Özdemir zeigte sich zuversichtlich, dass die Fraktionen eine gute Lösung finden würden, diese Betriebe und damit die Artenvielfalt zu stärken. age