Sie könnten gut und gern ZukunftsBauer sein, auch wenn sie bisher nicht in der Arbeitsgruppe mitarbeiten. Aber Heiko Brüggen und Ulrike und Philipp Baus in Willingrade, Kreis Segeberg nahe Neumünster, verfolgen schon lange innovative und experimentelle Strategien – so das Projekt Strohrind von Edeka und den Anbau von Lupinen im Verbund LeguNet. Vor Kurzem fand dazu ein Feldtag bei ihnen statt.
„Wenn es den Tieren gut geht, geht es uns auch gut“ ist ein einfaches Prinzip für Heiko Brüggen, seine Lebenspartnerin Ulrike Baus und deren Sohn Philipp, die zusammen den Hof bewirtschaften. So haben sie sich schon früh für die Initiative Tierwohl entschieden, „obwohl das nie vergütet wurde, weil es für Rinder nie zu einem Programm kam“. Bis 2009 gab es auf dem Hof Milchviehhaltung, dann schaffen sie sie ab zugunsten von Bullenmast – heute 160 Mastplätze, 60 davon auf Stroh, nebenbei werden noch zehn Mutterkühe gehalten (Charolais). 2013 wurde der alte Milchviehstall um- und ein neuer gebaut, beide mit Haltungsstufe 3.
Einer der Ställe zum Großteil mit Gummimatten in den Liegeboxen beherbergt Mastrinder für ein Programm mit Kaufland. Der andere Stall ist der Strohstall für das Strohrind-Programm von Edeka Nord, in dem sich der Betrieb seit drei Jahren befindet – als einer von drei in Schleswig-Holstein. Dabei gibt es von dem Konzern den besagten Zuschlag. Voraussetzungen sind: mindestens 4 m2 pro Tier, Außenklima, GVO-freies Futter, freie Tränken, keine Milcheinkreuzungen bei den Rassen, kurze Entfernung zum Schlachthof – wobei Letzteres wegen Aufgabe des Schlachthofes Bad Bramstedt bedeutet: Danish Crown in Husum. Die meisten Absetzer kommen von einem Betrieb im Nachbarort Gönnebek – kurze Wege!
Das Paar ist im Beratungsring für Rindermast aktiv. Von den etwa 50 Mitgliedern sind es aber nur etwa 20, die die Rindermastberatung intensiv nutzen. Gute Fortbildung war und ist Voraussetzung für einen guten Mastbetrieb.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 230 ha, davon 86,5 ha Eigenland, auf dem Geestrücken. 210 ha sind Ackerland – Mais, Getreide, aber darunter 15 ha Lupinen, 6 ha Rotklee sowie 10 ha Blühwiesen. Der Rest, rund 20 ha, ist Grünland. „Wir hatten schon immer eine breite Fruchtfolge“, sagt Heiko Brüggen.
Im vierten Jahr bauen sie jetzt Lupinen an, die sie an ihre Rinder verfüttern. „Es ist eine schöne Sache, wenn man sein eigenes Futter hat und kein Rapsschrot zukaufen muss“, freut sich Ulrike Baus. Im ersten Jahr hatten sie Weiße Lupine angebaut mit 4,3 t/ha Ertrag. Dann haben sie es mit Blauer Lupine versucht – das ergab 1,1 t/ha, sodass sie wieder auf Weiße Lupine umstiegen. Für menschlichen Verzehr gibt es noch zu wenig Erfahrung, bisher ist der Alkaloidgehalt zu hoch. „Ein Pizzabäcker hatte Interesse, aber daraus wurde nichts“, so Heiko Brüggen. Vergangenes Jahr unternahmen sie zudem einen Versuch mit 5 ha Wintererbse, „die sind alle eingegangen, aber in ganz Deutschland“.
Dass sie gern experimentieren, ist offensichtlich. „Wir testen auch für andere Betriebe, die können unsere Erfahrungen nutzen“, meint Heiko. So sind sie seit zwei Jahren offizieller Demo-Betrieb für Lupinen im Verbund LeguNet – es gibt außerdem nur noch einen für Erbsen und einen für Bohnen in Schleswig-Holstein. Anfang Juli wurde dazu ein Feldtag in Willingrade veranstaltet, um dafür zu werben, mehr auf heimisches Eiweiß zu setzen. Dabei wurden unter anderem verschiedene Impfvarianten mit Knöllchenbakterien an Lupinen ausgewertet: mit Radicin, mit Torf und keine Impfung. Das Ergebnis: „Es waren keine Unterschiede in Wachstum und Ertrag zu sehen“, so Heiko Brüggen. Außerdem ging es um Unkrautbekämpfung, Sortenwahl, Schädlinge und Krankheiten.
In Sachen Erneuerbare Energien ist die Familie ebenfalls vorn dran. Auf dem Gelände wird eine 700-kW-Biogasanlage betrieben, an der Brüggen zu einem Drittel in einer GmbH beteiligt ist. Mit der Anlage werden eine Hähnchenmastanlage mit acht Ställen und 150.000 Mastplätzen eines anderen Gesellschafters beheizt sowie drei Wohnhäuser. Der Mist aus der Hähnchenmastanlage wird in der Biogasanlage verwertet. Wenn die EEG-Förderung 2028 ausläuft, möchte er mit der Gemeinde ein Programm entwickeln, damit die Anlage mit Nahwärme wirtschaftlich weiterlaufen kann. „Früher war Gas zu billig, jetzt ist die Bereitschaft größer“, sagt er. Ein Investor baut einen Solarpark auf dem Gelände, ein Windpark ist in Überlegung – „das kann man alles gut kombinieren“.
„ZukunftsBauer sind solche, die in die Zukunft denken“, so sieht es Ulrike Baus. „Wir erproben viel – Haltungsstufen, Lupinen, Erneuerbare Energien. Es geht darum: Wie kommt man als Betrieb weiter und schafft Sicherheit?“ In diesem Sinne sind viele Bauern in Schleswig-Holstein ZukunftsBauer, ob sie nun in der Arbeitsgemeinschaft mitwirken oder nicht. Die Familie Brüggen-Baus ist es allemal.