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Welche Fruchtfolge im Futterbau?

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Fruchtfolgen im Futterbau bekommen im Zuge der neuen GAP- Regelungen bei Antragstellung aufgrund des geforderten dreijährigen Fruchtwechsels auf jedem Ackerschlag (Glöz 7) eine große Bedeutung. Auf der Versuchsstation Schuby, Kreis Schleswig-Flensburg, führt die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein seit 2015 einen Streifen-Fruchtfolgeversuch mit Ackerfutterbaukulturen unter praxisüblichen Bedingungen durch.

Es zeigt sich, dass Ackergras und Winterroggen-Ganzpflanzensilage auf der Geest in Fruchtfolge den Silomais ertraglich ergänzen können. Zum Vergleich wird in langjähriger Selbstfolge angebauter Silomais herangezogen.

In der Wiederkäuerernährung ist Welsches Weidelgras ein sehr guter Ergänzungspartner zum Silomais.

Produktionstechnik und Erntezeitpunkt beachten

Silomais, Winterroggen als Ganzpflanzensilage (GPS) und Welsches Weidelgras (Ackergras) sind hinsichtlich Standortansprüchen, Bodenbearbeitung, Saatbettbereitung, Saattechnik, Saattermin, Saatstärke, Nährstoffversorgung und Pflanzenschutz nach Empfehlung anzubauen. Die in der jeweiligen Produktionsrichtung ertragssteigernden und ertragssichernden Maßnahmen sind durchzuführen.

Jede Kulturart hat zum Erntezeitpunkt eigene Ansprüche. So wird der Getreidebestand zur Ganzpflanzensilage optimalerweise zum Ende der Milchreife bis Anfang der Teigreife gehäckselt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Halmknoten grün, das Stroh beginnt mit der Gelbfärbung. Das Korn lässt sich noch mit dem Fingernagel eindrücken, es spritzt aber nicht mehr.

Der tägliche Zuwachs an Trockenmasseertrag und der Anstieg des Trockensubstanzgehaltes während der Abreife des Getreides sind bei kühler Witterung niedriger als bei warmer. Trockenphasen hingegen beschleunigen den Abreifeprozess deutlich. Angestrebt wird wie beim Silomais ein Trockensub­stanzgehalt der gesamten Winterroggenpflanze von 32 bis 35 %. In diesem Erntestadium sind noch genügend leicht lösliche Kohlenhydrate für eine gute Vergärung enthalten.

Idealerweise befindet sich der Silomais zur Ernte in der Teigreife. Beim Anritzen der Körner tritt kein milchiger Saft mehr aus, der Korninhalt ist teigartig. Der optimale Erntezeitpunkt beim Welschen Weidelgras zum ersten Schnitt ist erreicht, wenn zirka 50 % der Ähren im Bestand sichtbar sind. Für jede Kulturart ist der optimale Erntezeitpunkt immer ein Kompromiss zwischen möglichst hohen Trockenmasseerträgen und ordentlicher Abreife bei guten Silier- und Futterqualitäten.

Auf der Geest kann Winterroggen als Ganzpflanzensilage den Mais ertraglich gut ergänzen.

Fruchtfolge ohne Ertragsverluste

Die aufgezeigten Trockenmasseerträge über Jahre in Tabelle 1 zeigen, dass sowohl Welsches Weidelgras (Ackergras) als auch Winterroggen als Ganzpflanzensilage in der Fruchtfolge Mais am Geest­standort gut ergänzen. Ein breiteres Aufstellen mit mehreren Kulturen in der Fruchtfolge hat den Vorteil einer Minimierung des Ertragsrisikos, wie die vergangenen beiden Versuchsjahre 2022 und 2023 zeigen.

Es wird deutlich, dass 2022 der Witterungsverlauf während der Vegetation dem Silomais deutlich zusetzte. Niederschlagsdefizite ab Mitte Juli zur Blüte bis Ende August führten zum Ertragsabfall des Silomaises. Auch beim Welschen Weidelgras als Kultur mit hohem Wasserbedarf waren die Ertragsdepressionen deutlicher ausgeprägt. Die Getreide-GPS profitierte vom eingebrochenen Silomaisertrag im vorletzten Jahr. 2023 hingegen waren Winterroggen-GPS und Welsches Weidelgras stark von der Frühsommertrockenheit betroffen.

Silomais ist eine sehr attraktive Frucht sowohl in der Rinderfütterung als auch für die Biogaserzeugung und nimmt somit einen sehr hohen Anteil in den Fruchtfolgen auf der Geest ein.

Wichtige Frucht für Biogas

Auch für Biogasbetriebe ist Silomais eine sehr attraktive Frucht und nimmt somit einen sehr hohen Anteil in den Fruchtfolgen ein. Der Anbau von Silomais in Selbstfolge wird trotz langjährig hoher Trockenmasseerträge, wie in der Grafik dargestellt, nicht empfohlen, auch wenn reine Ertragsausfälle durch langjährigen Anbau von Mais in Selbstfolge nicht festgestellt werden konnten. Festzuhalten ist außerdem, dass der Maisanbau in Fruchtfolge keine pflanzenbaulichen Nachteile mit sich bringt.

Wird der Blick auf den Variationskoeffizienten (CV) in Tabelle 1 gerichtet, zeigt sich eine minimal höhere Ertragsstabilität bei Mais in Selbstfolge im Vergleich zu Mais in Fruchtfolge im Beobachtungszeitraum 2015 bis 2023. Der Variationskoeffizient als Maß für die relative Streuung beschreibt das Verhältnis der Standardabweichung zum Mittelwert. Winterroggen-GPS zeigt aufgrund des hohen Ertragsverlusts 2018 eine geringere Ertragsstabilität als Silomais.

Wird das Versuchsjahr 2018 in den aufgeführten Kulturen nicht berücksichtigt, liegt die Streuung der Variationskoeffizienten von Silomais in Fruchtfolge und Getreide-GPS um nur noch 1 % zugunsten des Silomais auseinander. Deutlich größere Ertragsschwankungen des Welschen Weidelgrases und folglich deutlich höhere Varianz lassen sich anhand der Erträge im Vergleich zu Silomais und Winterroggen-GPS (2015-2023) mit den zurückliegenden trockenen Jahren, hohem Wasseranspruch des Welschen Weidelgrases und geringer Wasserhaltekapazität aufgrund niedriger nutzbarer Feldkapazität (nFK) erklären.

Die Grafik zeigt die aufsummierten TM-Erträge der jeweiligen Fruchtfolgen aus den Versuchsjahren 2015 bis 2023 (letztes Versuchsjahr 2023 oben). Es wird deutlich, dass beim Anbau von Mais in Fruchtfolge keine Risiken hinsichtlich der Gesamttrockenmasseerträge zu erwarten sind. In diesem Versuch wurde eine mögliche Beweidung beziehungsweise Schnittnutzung bei günstiger Entwicklung des Ackergrases nach GPS vor Wintereintritt nicht berücksichtigt.

Wird das Augenmerk auf die Qualitäten der Kulturen gerichtet, so sind deutliche Unterschiede zugunsten vom Mais auszumachen (Tabelle 2). Die Stärkegehalte waren beim Roggen als Ganzpflanze 2023 im Vergleich zum errechneten Mittelwert über die Versuchsjahre 2015 bis 2023 (in Klammern) sehr niedrig. Insgesamt betrachtet reichten Stärke-, Energie- und Proteinwerte der Winterroggen-GPS nicht an den Qualitäten von Silomais heran.

Ackergras als wichtiges Fruchtfolgeglied

In der Wiederkäuerernährung ist Ackergras ein sehr guter Ergänzungspartner zum Silomais. Die Nutzungsintensität der Kultur hat hierbei einen entscheidenden Einfluss auf die Futterqualität. Unter Schnittnutzung sind die Qualitäten bei richtigem Management als sehr hoch einzuschätzen. Der Anbau von Gras-Leguminosen-Mischkulturen hat zudem den Vorteil des hohen Vorfruchtwerts und der Einsparung von mineralischen Stickstoffdüngern. Hinweise zur Arten- und Mischungswahl im Ackerfutterbau können auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer (www.lksh.de) abgerufen werden.

Resistenzen nicht überbewerten

In Futterbaufruchtfolgen mit Silomais, Wintergetreide-GPS und Welschem Weidelgras ist das Risiko der Herbizid-Resistenzentstehung von Weidelgräsern als ausdauerndem, mehrjährigem Ährengras mit wurzelnden Seitentrieben gering einzuschätzen. Bei normaler und angepasster Schnittnutzung des Welschen Weidelgrases in Fruchtfolge wird das Stadium der Samenreife nicht erreicht. Ein Aufbau des Samenpotenzials resistenter Biotypen im Boden ist daher sehr unwahrscheinlich; eine Vermehrung von Problem-Weidelgräsern kann ohne toleranten oder resistenten Samen nicht stattfinden.

Fazit

Aufgrund hervorragender Qualitäts- und Futtereigenschaften wird Silomais auch künftig eine große Bedeutung im Futterbau behalten. Ertraglich ergänzen Wintergetreide-Ganzpflanzensilage und Welsches Weidelgras die Fruchtfolgen für Futterbaubetriebe gut. Die Ergebnisse des langjährigen Fruchtfolgeversuchs in Schuby der Landwirtschaftskammer zeigen, dass in Maisfruchtfolgen auf der Geest mit Winterroggen-GPS und Welschem Weidelgras nicht mit Ertragseinbußen zu rechnen ist und Ertragsrisiken durch Anbau mehrerer Kulturen minimiert werden.

Gravert GbR in Lindau ausgezeichnet

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Die Kammer vergibt seit Jahrzehnten den Ehrenpreis für züchterische Leistungen, seit einigen Jahren für Innovationen und beispielhafte Tierhaltung. Im Folgenden wird einer der diesjährigen Preisträger vorgestellt, die Gravert GbR in Lindau im Kreis Rendsburg-Eckernförde.

Vorgaben von Gesellschaft und Politik, aber auch die Krisen der vergangenen Jahre schaffen immer wieder neue Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Das betrifft vor allem die Tierhaltung. Wie viele andere Wirtschaftszweige hat die Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten viele Veränderungsprozesse durchlebt.

Die Präsidentin der Landwirtschaftskammer (LKSH), Ute Volquardsen, hat zwei Betriebe ausgezeichnet, die den Wandel erfolgreich bestritten haben. Sie besuchte Anfang Juli den Milchviehbetrieb Gravert GbR und den Zuchtbetrieb seltener Rauwolliger Pommerscher Landschafe Hardy Marienfeld in Blunk im Kreis Segeberg. Beiden wurde in feierlichem Rahmen der Ehrenpreis der LKSH für beispielhafte Tierhaltung übergeben.

Timo Gravert mit einer der Seniorinnen, „Ralli 253“, im Stall

Mut haben, Neues zu wagen

„Aus Jahrhunderten stetiger Anpassung und des Wandels kann eines mit Fug und Recht festgehalten werden: Landwirtinnen und Landwirte sind Profis darin, Ideen zu entwickeln und neue Wege zu gehen“, sagte Volquardsen. „Wissenschaft, Forschung und Beratung tragen natürlich zum Entwicklungsprozess landwirtschaftlicher Neuerungen aktiv bei. Aber der Ursprung vieler Ideen entfaltet sich oft auf den landwirtschaftlichen Betrieben, meistens in Form eines Prototyps. Wir Landwirtinnen und Landwirte schrauben, tüfteln und grübeln so lange, bis wir eine Lösung für fast jedes auftretende Problem gefunden haben.“

Aber Kreativität allein schaffe keine Veränderung. Der Mut, Neues zu wagen, die Hingabe und Ausdauer seien es, die aus einer Idee eine in der Praxis anwendbare und in der Gesellschaft akzeptierte Neuerung machten. Wahrscheinlich sei es dieser eine Grundsatz, der neue Ideen hervorbringe und auf Betrieben von einer Generation zur anderen weitergegeben werde: „Geht nicht gibt es nicht!“

Die ausgezeichneten Betriebe seien sehr unterschiedlich, aber es verbinde sie die Hingabe für ihre Tiere. Beide zeigten, dass bereits kleine Maßnahmen große Wirkung erzielen könnten, sagte Volquardsen bei der Verleihung des schweren Bronzetellers und der Urkunde. Der Preis wird von der LKSH seit Jahrzehnten einmal im Jahr vergeben und ist dieses Jahr im Design generalüberholt worden.

Die Gravert GbR melkt seit 2015 mit vier Robotern, was zu deutlicher Entlastung bei den täglichen Routinen geführt hat.

Geht’s dem Menschen gut, geht’s der Kuh gut

Seit 1929 bewirtschaftet die Familie den Betrieb und hat ihn über die vergangenen Jahrzehnte in mehreren Wachstumsschritten stetig weiterentwickelt. Aktuell sind das 280 Rinder plus Nachzucht, rund 650 ha und seit 2009 eine Biogasanlage. Die Brüder Timo und Arno Gravert mit ihren Familien und ihren Eltern, drei Festangestellten und drei Auszubildenden bewirtschaften den Betrieb.

Timo Gravert ist der Kuhmensch. Anlässlich der Preisverleihung stellt er seine Schützlinge vor: „Ich liebe hübsche Kühe, aber wir wollen auch nicht in Schönheit sterben.“ Will heißen, langlebig sollen die Tiere sein, hochleistend, aber wenn sie schick sind, schadet das nicht. Sein jüngerer Brüder Arno bewirtschaftet die Biogasanlage. Die beiden vertreten sich und so gibt es auch einmal freie Tage. Beide Graverts sind stolze Familienväter und möchten Zeit mit den insgesamt elf Kindern verbringen.

Timo Gravert (li.) und Arno Gravert bilden die Gravert GbR mit Aufgabenteilung: Der eine ist Kuhmensch, der andere betreibt die Außenwirtschaft mit Biogasanlage und Unterstützung des anderen.

Nach den zahlreichen Erweiterungsbauten in den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde bewusst entschieden, aktuell keine wesentliche Bestandserweiterung vorzunehmen. Vielmehr ist es das erklärte Ziel, die Haltungsbedingungen der Tiere weiter zu verbessern und die erarbeiteten Freiräume für Mitarbeiter und Betriebsleiterfamilien zu erhalten.

Volquardsen dazu: „Ich finde es bemerkenswert, wenn man in der heutigen Zeit eines stetigen Wachstums einfach mal sagt, dass man zufrieden mit dem Erreichten ist und seine Energie eher in die Feinjustierung des Betriebes steckt. Im Hinblick auf die Tiergesundheit haben Sie in den vergangenen Jahren in neue Fußbodenbeläge investiert oder das tägliche Klauenbad eingebaut, um Mortellaro vorzubeugen. Aber auch Investitionen in Lüftungstechnik oder den Futterschieber sind Sie trotz manchmal schwieriger Wirtschaftslage mutig angegangen. Im Management haben Sie den Fokus auf die kontinuierliche Nutzung der gesammelten Daten gelegt, um frühzeitig auf Gesundheitsprobleme reagieren zu können. Da eine gesunde Herde auf gesunden Kälbern aufbaut, ist Ihr aktueller Schwerpunkt die Verbesserung der Kälberhaltung. Diese wollen Sie ab sofort mit ihrer neuen Herdenmanagerin zusammen angehen.“

Der schwere Bronzeteller ist dieses Jahr optisch generalüberholt worden.

Die zeitlichen Freiräume wurden 2015 durch den Kauf von vier Melkrobotern geschaffen und zusätzlich durch die Festanstellung der neuen Herdenmanagerin in diesem Jahr. Diese Freiräume werden genutzt für Fortbildung, Ehrenämter oder auch für die Freizeitgestaltung. Dabei spielt auch die Betriebsform GbR eine entscheidende Rolle. Durch die doppelte Führungsverantwortung und das 100%ige Vertrauen untereinander sind diese Freiräume erst möglich. Der Betrieb zeichnet sich durch ein konsequentes Tier- und Arbeitsmanagement aus, was sich auch in der Leistung widerspiegelt. Aktuell liegt diese bei 11.850 kg mit 3,86 % Fett und 3,48 % Eiweiß. Zudem hat der Betrieb sieben 100.000-l-Kühe, also Tiere, die alt werden und sich lange bester Gesundheit erfreuen.

Bedeutung der Tierhaltung in Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein ist landwirtschaftlich durch die Tierhaltung geprägt. Rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche ist Grünland. Die Rinderhaltung umfasst 934.149 Tiere mit 341.631 Milchkühen. Die übrigen sind Fleischrinder, Mutterkühe und Nachzuchten. Auf rund 920 Betrieben werden 197.600 Schafe mit anteilig 66 % Mutterschafen gehalten.

In der Milchkuhhaltung ist die vornehmliche Haltungsform der Liegeboxenlaufstall mit und ohne Laufhof, zudem hat rund die Hälfte aller schleswig-holsteinischen Milchkühe Zugang zur Weide. Schleswig-holsteinische Milchviehbetriebe lieferten 2023 rund 3 Mio. t Milch an die Meiereien.

In der Schafhaltung wird der größte Anteil der Tiere auf Weiden gehalten. Zwar werden über Winter beziehungsweise über die Lammzeit auch vermehrt Tiere aufgestallt, den überwiegenden Teil des Jahres verbringen die Mutterschafe und Lämmer dann jedoch draußen. Zu ihren Aufgaben zählen neben der Fleisch-, Milch- und Wollproduktion die Landschafts- und Deichpflege.  

Butter schütteln, Kälber füttern, Maschinen bestaunen

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Der Schulunterricht der dritten Klassen der Grundschule Schule am Meer in Büsum fand zum Tag der Milch auf dem Milchviehbetrieb Christian Hollmann in Österdeichstrich statt.

Butter gab es aus dem Glas, in dem die Schüler selbst die Milch geschüttelt hatten.

Bei herrlichem Wetter wurden die Kinder nach der Anfahrt mit dem Linienbus und einem kurzen Fußmarsch in zwei Gruppen aufgeteilt. Die „hungrigen“ Kinder durften unter Anleitung der LandFrauen Antje und Linde vom OV Büsum mit dem Butterschütteln beginnen und ihr Brot mit der selbst gemachten Butter – wahlweise verfeinert zu Kräuterbutter – direkt verzehren. Danach ging es für diese Gruppe zu den Melkrobotern, die bei den Kindern große Faszination auslösten, und dann weiter zu den Maschinen und Silos, die für das Futter benötigt werden.

Die zweite Gruppe begann den Tag mit dem Füttern der Kälber und wechselte danach zu der Kuh „Wagnis“, die für diesen Tag einen bunten Anstrich zur Erläuterung bekommen hatte. An ihr wurden nämlich der besondere Verdauungstrakt und die für die Kuh erforderliche Ernährung erklärt. Auch sonst gab es allerhand Infos rund um die Kuh und die Milch. Die Kinder hörten gespannt zu und hatten viele Fragen.

Bereits einige Tage zuvor waren Mädchen und Jungen sowie Betreuer des Naturkindergartens Hedwigenkoog vor Ort. Sie wurden in die Arbeit einbezogen, konnten Kälber füttern und Stroh streuen, und auch die eine oder andere Streicheleinheit durfte nicht fehlen. Stolz waren die Kinder auf ihre ersten Melkerfolge an der Kuh­attrappe. Krönender Abschluss war der Hoflader, auf dem alle einmal sitzen durften.

Kohl kühlen mit Köpfchen

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Für die jährliche Sommerexkursion des Agrarausschusses des Landjugendverbands war diesmal der Gemüsehandel Hagge in Neuenkirchen im Kreis Dithmarschen Anlaufpunkt. Fast 40 Personen folgten dem Aufruf zur Besichtigung, teilweise mit annähernd 180 km Anfahrtsweg.

Peter Hagge stellt die einzelnen Betriebszweige vor, zu denen neben dem Gemüsehandel die Landwirtschaft mit Mastfärsen, das Logistikunternehmen mit sechs Lkw sowie ein Unternehmen zum Haltbarmachen von Kohl gehören. Insgesamt gliedert sich der vielseitige Betrieb in sieben einzelne Unternehmen mit jeweiligem Betriebsleiter, zu denen in der Hauptsaison 110 Mitarbeiter gehören. Im Winter oder wenn nicht gerade Saison ist, sind 30 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt. Der Kern besteht aus einem jungen, dynamischen Team, das in jede Sparte Einblick hat und wo jeder jeden in seinen Aufgaben vertreten kann. Die Vermarktung geschieht jeweils zu einem Drittel direkt über regionale Wochenmärkte in der Umgebung, über den Lebensmitteleinzelhandel und über den Export in 18 Länder, wobei die meisten in der EU liegen.

Im Lager 

Die Flächenstruktur des Betriebes umfasst rund 330 ha Gemüse, darunter vor allem Kohlgewächse wie Blumenkohl, Spitzkohl, Rot- und Weißkohl, und erstreckt sich von Büsum bis Lunden. Das entspricht einer Entfernung von bis zu 30 km. Rund um Büsum werden zudem einige Hektar Biokohl angebaut und weitestgehend vor Ort direkt vermarktet. Betriebsleiter Peter Hagge machte deutlich, dass sich die Herstellungskosten, worunter auch die Erntekosten fallen, inzwischen annähernd verdoppelt haben und damit bei rund 6.200 € / ha liegen. Diese Werte waren vor fünf bis zehn Jahren undenkbar.

Die Vermarktung ist das Tagesgeschäft und muss gut geplant sein. So kann es vorkommen, dass der Grünkohl an einem Tag für 1,80 € den Hof verlässt und am darauffolgenden für 22 € (!). Schwankungen von 100 % seien ganz normal, extreme Schwankungen von 400 % aber auch bei Weitem keine Seltenheit mehr.

Die Kohlreinigungsmaschine

Ein großer Vorteil des Gemüsehandels Hagge ist die Verfügbarkeit von Kohlgemüse über das gesamte Jahr hinweg. Damit ist er gerade für die Gastronomie ein idealer Ansprechpartner und könnte seinen Mitbewerbern überlegen sein. Dies gelingt aber nur durch sechs Betriebsstätten mit Kühlräumen. Ware, die über einen längeren Zeitraum eingelagert werden soll, wird auf 0,3 bis 0,2 °C heruntergekühlt. Hierbei ist Fingerspitzengefühl gefragt, da das Gemüse sehr leicht erfrieren kann. Eingelagert wird jedoch erst ab dem 10. September, vorher kann man sicher sein, das ausschließlich frische Ware in den Verkauf geht, die am Vortag geerntet wurde.

Bei der Ernte ist Handarbeit gefragt – jeder Handgriff muss exakt sitzen, und das Gemüse ab Feld muss perfekt sein. Die Saisonarbeitskräfte werden von einem Vorarbeiter in ihre Arbeit eingewiesen. Bis zu 80 % der Arbeitskräfte waren bereits in den vergangenen Jahren als Helfende auf dem Betrieb, ein geringer Teil wechselt in jedem Jahr und muss neu eingearbeitet werden. Von November bis Juni läuft die Kohlputzmaschine, denn nur Lagerware wird geputzt. Dabei sind mindestens drei Personen an der Maschine beschäftigt.

Bestellungen gehen auf dem Betrieb bis 14 Uhr ein und müssen am nächsten Morgen in den Versand oder in die Auslieferung gehen. Daher ist das eigene Logistikunternehmen wichtig, um die Kunden zur vollen Zufriedenheit versorgen und auf Wünsche und kurzfristige Bestellungen eingehen zu können.

Im Lebensmitteleinzelhandel sei eine Zahlungsfrist von 90 Tagen Standard, erklärte Hagge. Er müsse mit seinen Produkten und den unterschiedlichen Pfandkisten immer in Vorleistung gehen, was bei einer Pfandgebühr von 3,96 € pro Kiste und einer zusätzlichen Nutzungsgebühr ganz schön zu Buche schlägt.

Eine Besonderheit, die der Brokkoli mit sich bringt, ist, dass dieser nur mit Folie versehen in den Verkauf beim LEH gehen darf. Die entsprechende Maschine musste für rund 120.000 € angeschafft werden. Allerdings ist der Brokkoli auf den Tellern im Land gern gesehen, und daher war diese Anschaffung wichtig und richtig.

Im Anschluss an die Betriebsbesichtigung kam man bei einem Hotdog vom Grill ins Gespräch.

Laura Stolley

Die Böden sind gut versorgt

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In Schleswig-Holstein sind nahezu alle Böden ausreichend mit Phosphor (P) versorgt. Allerdings ist nur ein Bruchteil vom Gesamt-P-Pool des Bodens, zirka 1 bis 3 %, sofort pflanzenverfügbar. Der Rest ist stabil an Bodenpartikel beziehungsweise in der organischen Substanz gebunden und nur schwer von den Pflanzen zu mobilisieren oder muss erst durch Mikroorganismen pflanzenverfügbar gemacht werden.

Deshalb wird üblicherweise P mineralisch ergänzt, um den Bedarf der Kulturen zeitnah zu decken, zum Beispiel als Unterfußdüngung zur Maisaussaat. Nur 5 bis 25 % des vom Bestand aufgenommenen Phosphors stammen aus der aktuellen Düngung, wobei Mineraldünger direkter als Wirtschaftsdünger wirkt. Es ist sinnvoll, über das P-Management nachzudenken.

Zwar treten bei der P-Düngung praktisch keine gasförmigen Verluste und nur geringe Auswaschungsverluste von gelöstem P auf, allerdings wird durch Starkregen und Wind an Bodenpartikel gebundener Phosphor von der Fläche abtransportiert.

Die Abbildung 1 zeigt dazu jährliche P-Verlustpotenziale für verschiedene Pfade auf, die bei Erosion und über Drainagen besonders hoch sind. In Gewässer eingetragen führt dies zu einer massiven P-Überversorgung und schlussendlich zu einem schlechten Gewässerzustand. Diesen gilt es zu vermeiden. Auf bestimmten Flächen ist das P-Verlustrisiko besonders stark ausgeprägt. Somit sind angrenzende Ökosysteme/Gewässer besonders gefährdet. Hierzu zählen vor allem Schläge mit großer Hangneigung, hohen P-Gehalten, Moorböden, Flächen mit einem hohen Wirtschaftsdüngereinsatz sowie Flächen mit einer direkten Gewässeranbindung.

Da Schleswig-Holstein auf eine Ausweisung von phosphorbelasteten Gebieten verzichtet hat, gelten bei der Düngung landesweit die verschärften bundesrechtlichen Vorgaben. Dies wird zum Beispiel bei der Anwendung von Endo-SH ersichtlich, da hier alle Schläge als P-Kulisse ausgewiesen werden. Auch wenn oft argumentiert wird, dass Punktquellen wie zum Beispiel Kläranlagen den maßgeblichen Anteil an P-Nährstoffeinträgen in Gewässer verursachten, zeigen Studien, dass auch in Schleswig-Holstein 50 bis 65 % aller P-Einträge aus der Landwirtschaft stammen (vergleiche Abbildung 2).

Boden-P mobilisieren

Besonders auf überversorgten Böden (P-Gehaltsklasse E) führt eine ausbleibende P-Düngung erst nach Jahren oder Jahrzehnten zu einem sichtbaren Ertragsrückgang. Nach Expertenmeinung sollte auf diesen Böden keine P-Düngung mehr durchgeführt werden, um potenzielle Umweltbelastungen zu reduzieren. Vielmehr gilt es, Phosphor im Boden pflanzenverfügbar zu machen.

P wird von Pflanzen nur als im Bodenwasser gelöstes Phosphat im wurzelnahen Raum aufgenommen. Die weitere Erschließung geschieht ausschließlich durch das Wachstum der Wurzeln. Dieser wurzelnahe Raum kann durch symbiontische Pilze (Mykorrhiza) bis zum fünffachen Volumen vergrößert werden.

Etwa 80 % der ackerbaulich genutzten Pflanzen sind zur Symbiose fähig, insbesondere Mais, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Luzerne, Klee und Kartoffeln. Die Pflanze gibt bestimmte Zuckerlösungen an die Pilze ab und diese schließen dafür gebundenen Phosphor für die Pflanzen auf. So können 30 bis 90 % des P-Bedarfes der Pflanze gedeckt werden, wobei die P-Mobilisierung durch Mykorrhizapilze vor allem in nährstoffärmeren und ungestörten Böden besonders hoch ist. Würde man dieses natürliche Potenzial fördern, ließen sich womöglich die umweltschädlichen Folgen der P-Düngung vermeiden, Kosten sparen und die P-Versorgung auch dort sicherstellen, wo Düngemittel nicht vorhanden sind.

Durch den Anbau von besonders geeigneten Zwischenfrüchten, wie zum Beispiel Mischungen mit Weißer Lupine oder Buchweizen, kann P für die Folgekultur aufgeschlossen werden. Kulturen mit geringer oder fehlender Mykorrhizierungsneigung ersetzen den Nutzen der Symbiose meist durch ein größeres Wurzelsystem und eine höhere Durchwurzelungsintensität. Es gibt Hinweise darauf, dass Biostimulanzien eingesetzt werden können, um die Bildung von Feinwurzeln zu fördern, was unter anderen in Demoversuchen der GWS-Nord gezeigt werden konnte. Auch eine ausreichende Kalkung kann die biologische Umsetzung organischen Materials fördern und so die P-Verfügbarkeit erhöhen.

Regional verschieden hohe P-Salden

In Schleswig-Holstein gibt es unter den Betrieben regional große Unterschiede im P-Anfall und in der P-Verfügbarkeit. Ein Transfer der Nährstoffe wäre sinnvoll: Es gibt einerseits viehstarke Regionen mit einem hohen P-Aufkommen in Form von Wirtschaftsdüngern, die innerhalb des Betriebes nicht mehr pflanzenbaulich sinnvoll ausgebracht werden können.

Die Begrenzung der P-Düngung zu hochversorgten Schlägen (über 25 mg/100 g) auf die P-Abfuhr stellt aktuell schon besonders viehstarke Milchvieh und Schweine haltende Betriebe vor Herausforderungen. Hier zeigen sich oft hohe bis sehr hohe positive P-Bilanzsalden. Ein P-Überhang wird derzeit in der Stoffstrombilanz aber noch nicht bewertet. Doch auch hier rückt mit der aktuellen Düngeverordnung und der Entwicklung des Düngemonitorings P zunehmend in den Fokus und soll im Rahmen der neuen Nährstoffbilanz in Abhängigkeit von der P-Versorgungsstufe des Bodens begrenzt werden.

Die Steigerung der Grundfutterleistung und der Einsatz P-reduzierter beziehungsweise stark P-reduzierter Kraftfuttermittel können bei gleich bleibender Viehzahl den P-Saldo reduzieren, aber auch hier sind Grenzen gesetzt. Andererseits gibt es Ackerbauregionen, in denen oft P mineralisch gedüngt wird, um das Ertragspotenzial der Pflanzen voll auszunutzen. Diese Betriebe weisen ausgeglichene bis leicht negative P-Salden auf. Jedoch ist der Vorrat an Rohphosphat zur Mineraldüngerherstellung endlich.

Daher ist ein effizienterer Umgang mit P in der Landwirtschaft geboten, indem in Schleswig-Holstein etwa P-reiche Wirtschaftsdünger aus viehstarken Regionen in Ackerbauregionen Mineraldünger ersetzen. Dies vermeidet lokale Umweltbelastungen durch zu hohe P-Aufkommen in der Fläche und in angrenzenden Ökosystemen.

Separation kann P-Recycling unterstützen

Die Separation von flüssigen Wirtschaftsdüngern stellt eine Möglichkeit dar, um den Nährstofftransfer aus Veredelungsregionen in Ackerbauregionen zu erleichtern, da die Transportwürdigkeit durch Nährstoffaufkonzentration steigt. Wie viel P letztlich nach der Separation in der festen Phase verbleibt, ist von vielen Faktoren abhängig. Je nach Ausgangssubstrat und Separationsverfahren kann ein Betrieb 15 bis 80 % des Phosphors aus dem Wirtschaftsdünger über die feste Phase exportieren, da P vorrangig an den organischen Feststoffen gebunden ist.

Bei der Nutzung als Düngemittel sollten Sperrfristen und weitere Vorgaben wie bei Gülle beachtet werden, da die feste Phase düngerechtlich als Gülle und nicht als Kompost oder Mist eingestuft wird. Weiterhin sind separierte Feststoffe als Gärsubstrat in Biogasanlagen gefragt und dabei verbleibende Gärreste in Ackerbauregionen als Düngemittel geschätzt. Ob die Separation für den einzelnen Betrieb empfehlenswert ist, kann der Entscheidungshilfe (Abbildung 3) entnommen werden.

Weitere Infos zum Thema Separation sind auch bei der Allianz für den Gewässerschutz zu finden: https://t1p.de/56sbi


Info

Mittel- bis langfristig wirkende Maßnahmen zur Reduktion von P-Austrägen aus landwirtschaftlich genutzten Flächen:

bedarfsgerechte P-Düngung

Wirtschaftsdünger regelmäßig analysieren

Unterfußdüngung statt flächiger Düngung

Abstand zu Gewässern einhalten

Anlegen von Gewässerrandstreifen (zum Beispiel Weiden für P-Rückhalt)

Fruchtfolge optimieren, Anbau von Zwischenfrüchten, Untersaaten

Bodenbearbeitung quer zum Hang

Mulch- und Direktsaat beziehungsweise Strip-Till in erosionsgefährdeten Lagen

Moorböden als Grünland nutzen


Fazit

Bei Schleswig-Holsteins Böden besteht für P eher ein Verfügbarkeits-, weniger ein Versorgungsproblem.

Schlagspezifische Maßnahmen können vor P-Einträgen in Gewässer schützen.

Mykorrhizapilze können Kulturpflanzen helfen, P verfügbar und erreichbar zu machen.

Die Separation von flüssigen Wirtschaftsdüngern hilft, P transportwürdig zu machen und so regionale P-Lasten umzuverteilen.

Kleidung, die etwas zu erzählen hat

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„Kleider machen Leute“, so lautet der Titel einer Novelle des Schweizer Dichters Gottfried Keller. Darin geht es um den Schneidergesellen Wenzel Strapinski, der sich trotz Armut gut kleidet und aufgrund seines Äußeren für einen Grafen gehalten wird. Mit Kleidung verbinden wir auch heute noch Normen, Werte, Wünsche und Ideale. Wie hat sich das über Jahrhunderte entwickelt? Und wie übertrug/überträgt sich das auf Kinder? Damit befasst sich aktuell eine Sonderausstellung auf dem Schloss Eutin mit dem Titel „Kinder in Samt und Seide“ – 400 Jahre Kindermode, gemalt und genäht.

Zu den Beständen der barocken Schlossresidenz in Eutin gehört eine umfangreiche Porträtsammlung. Auch von Kindern, die, wie Ausstellungskuratorin Dr. Sophie Borges erzählt, auf die Schlossbesucher mitunter befremdlich wirken. „Es ist ein Blick in eine völlig andere Welt und Kultur, die zum Teil schon 300 bis 400 Jahre her ist, als diese Kinder lebten. Auch war es eine völlig andere politische Welt, weshalb uns diese Kinder wohl fremd bleiben.“ Und doch sei es reizvoll gewesen, die Porträts der kleinen Persönlichkeiten plastisch werden zu lassen, die Roben und Kleider der damaligen Zeit in echt zu zeigen.

Die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Sophie Borges

Die Sammlung und Stiftung Ohm in Hamburg ist eine der bedeutensten, größten privaten Modesammlungen Europas. „Ich kenne den Sammler und Hauptleihgeber August Ohm. Er erzählte mir, dass er viele Kinderkleider habe, zum Teil 400 Jahre alt. Auf diese Weise haben wir aus unserer und seiner Sammlung Paarungen entdeckt, die die Ausstellung wirken lassen, als seien die Kinder aus den Gemälden herausgetreten und würden uns nun gegenüberstehen“, erzählt die Kuratorin.

Thematisch ist die Ausstellung in fünf Blöcke unterteilt, die zeigen, wie gelebt und gespielt wurde, was der Traum vom Kindsein bedeutete, wie Kleidung den Körper formte, aber auch was an Modetrends noch kommt und bleibt. In jedem Block wird ein Bezug zu heute mit Blick in die Zukunft hergestellt. „Wenn die Erwachsenen etwas für ihre Kinder kreiierten, Sachen für sie anfertigten und designten, dann war da ja auch immer ein Blick auf die nächste Generation, wie man sich die Zukunft ausmalte für die Kinder. Das galt für den Barock und gilt auch noch heute“, so Borges. Kleidung hatte und hat viel zu erzählen, wie zum Beispiel eine höfische Kinderrobe aus der Zeit um 1750 im ersten Themenblock „Eine tragende Rolle“.

Höfische Kinderrobe von 1750 für ein adliges Mädchen

Die schwere Qualität des kostbaren Seidenstoffes, ein hochkomplex gewebtes Blumenmuster weisen auf ein adliges Mädchen hin, das auf der Feier eindeutig als Nachfolgerin der Eltern inszeniert wurde. „Adlige Nachkommen nahmen von Geburt an eine tragende Rolle ein, die sich in den edlen Stoffen und den speziellen Schnitten der Kleidung widerspiegelte. Und je ähnlicher ihre Kleidung der ihrer Eltern war, desto deutlicher waren sie als deren Erbinnen und Erben erkennbar und wurden akzeptiert.“

Auch politische Strömungen oder gesellschaftliche Vorkommnisse spiegelten sich in der Kinderkleidung, so die Kuratorin. Und so ließ sie einen kleinen Revolutionär auf ein junges, adliges Mädchen treffen. Die Kleidung der beiden stammt aus der Zeit um 1789. Seine robuste Handwerkerkleidung gab ihn als Jakobiner zu erkennen, die phrygische Mütze war Kennzeichen der französischen Revolution, ihr zartrosafarbenes Seidenkleid verriet ihre Herkunft aus vermögenden Verhältnissen. „Das Besondere daran ist, dass so eine Handwerkerkleidung so gut wie nie überliefert wurde, so etwas hat man nicht aufgehoben, sondern nur das Seltene, Wertvolle, Besondere“, so Borges. Somit liefere der Revolutionär einen seltenen Blick in das Leben eines Kindes ohne Vermögen und Status. Ein Blick durchs Schlüsselloch in eine vergangene Welt, die viel größer war. Spannend sei es auch zu sehen, dass Kleidung früher für jedes Kind individuell angefertigt wurde, Haute Couture für jedes Kind. Heute sind es Marken und Label, die den Unterschied machen“, so Sophie Borges. Die Ausstellung ist noch bis zum 29. September zu sehen. Weitere Informationen unter schloss-eutin.de

Sonderausstellung Schloss Eutin, Kinder in Samt und Seide, 400 Jahre Kindermode
Fotos: Iris Jaeger
Anzüge für etwa vierjährige Jungs und Kleider, alle aus der Sammlung Stiftung Ohm
Foto: Iris Jaeger
Der kleine Revolutionär trifft auf ein adliges Mädchen
Foto: Iris Jaeger
Ältestes Exponat der Ausstellung: Seidene Jacke für einen zirka zwölfjährigen Jungen, gefertigt um 1660 in Amsterdam
Foto: Iris Jaeger
Erbprinz Peter Friedrich Wilhelm und Prinzessin Charlotte von Holstein-Gottorf, spätere Königin von Schweden
Foto: Iris Jaeger
Dreirad-Reitpferd, Skeleton-Suit, Gehlernhilfe – Auch vor 400 Jahren haben sich Kinder viel bewegt und gespielt, was um 1800 in spezielle Kinderkleidung mündete.
Foto: Iris Jaeger
Mäntel sind immer für draußen, für das Bewegen in der Natur und haben somit einen praktischen Aspekt. Links: Mantel für einen Jungen oder ein Mädchen, Frankreich um 1870 bis 1880, rechts: Mädchenkleid aus schwarz-weiß-rotem Mischgewebe, Sammlung Ohm
Foto: Iris Jaeger
Festkleid für ein junges Mädchen, sehr kostbares Stück, fast 300 Jahre alt. Dieses Kleid liegt in der Vitrine, denn in einigen Bereichen zerfällt der Stoff, was daran erinnert, dass Stoffe und Kleidungsstücke nicht für die Ewigkeit gemacht sind.
Foto: Iris Jaeger
Kleidchen und Paletot für einen Jungen oder ein Mädchen, Frankreich um 1860, weißer Baumwollpiqué mit Applikation in schwarzer Wolle, Sammlung Ohm
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Amalie und Friederike von Oldenburg
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Mädchenkleider für die Abenteurinnen mit Stil
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„Der neue Spielkamerad“ (1873) von Johann Julius Ferdinand Kronberg
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Zeitlose Klassiker: Matrosenanzüge
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Schloss Eutin
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Keine Pauschale Ausweitung auf alle JGS-Anlagen

Nach § 60 Wasserhaushaltsgesetz müssen Abwasseranlagen nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik errichtet, betrieben und unterhalten werden. Zu den Abwasseranlagen gehören neben den Abwasserbehandlungsanlagen auch die Anlagen zum Sammeln, Fortleiten, Einleiten und Versickern von Abwasser. In Schleswig-Holstein gibt es deshalb die Landesverordnung über die Selbstüberwachung von Abwasseranlagen und Abwassereinleitung (Selbstüberwachungsverordnung), die nun überarbeitet worden ist. Sie umfasst Vorschriften für kommunale Kläranlagen, öffentliche Kanalisationen, industrielle und gewerbliche Abwasserbehandlungsanlagen, öffentliche Regenwasserbehandlungs- und -rückhalteanlagen und neuerdings auch für Biogasanlagen.

Der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) konnte im vergangenen Jahr im Rahmen der Verbändeanhörung zu den geplanten Regelungen eine Stellungnahme abgeben. In dem damals vorgelegten Entwurf war die Formulierung im Anwendungsbereich zu den Biogasanlagen so weit gefasst, dass sämtliche JGS-Anlagen auch auf landwirtschaftlichen Betrieben von den Regelungen erfasst worden wären. Hier handelte es sich laut Umweltministerium um ein Versehen, die Vorschriften zum Umgang mit Abwasser sollten sich nur auf die Anlagenteile mit Abwasserbezug bei Biogasanlagen beziehen. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass die berufsständische Vertretung sich auch mit vermeintlich fachfremden Gesetzesvorhaben befasst und die Positionen des Berufsstandes einbringt.

Kritik an Mehraufwand

Im Rahmen des Anhörungsverfahrens hat der BVSH insbesondere die zusätzliche Bürokratie und den Aufwand für die Betreiber, aber auch für die Verwaltung kritisiert. Außerdem ist nach Ansicht des BVSH fraglich, ob durch die Regelungen zur Selbstüberwachung ein Mehrwert für den Gewässerschutz zu den bisherigen Kontrollmöglichkeiten durch die Unteren Wasserbehörden geschaffen wird. Laut Ministerium müssen aber aufgrund der rechtlichen Vorschriften aus dem Wasserrecht zwingend Kriterien für eine Selbstüberwachung vorgegeben werden und sollen nun auch die Biogasanlagen und deren Anlagenteile mit Abwasserbezug umfassen. Durch die Stellungnahme und weitergehende Nachfragen des BVSH hat das Umweltministerium im Einführungserlass klargestellt, dass es für Biogasanlagen abgeschwächte Vorschriften im Vergleich zu den anderen betroffenen Anlagen zur Selbstüberwachung gibt. Auch konnten die Anforderungen gegenüber dem Verordnungsentwurf für die Biogasanlagen abgeschwächt werden. Dennoch ergeben sich für Betreiber von Biogasanlagen und deren Anlagenteile mit Abwasserbezug ab sofort folgende Pflichten, die zum Teil bereits in den einzelnen Zulassungen verankert sein können:

– Durch bauliche, technische und organisatorische Maßnahmen soll der Anfall von verunreinigtem Niederschlagswasser minimiert werden.

– Die Anlagenteile mit Abwasserbezug müssen monatlich kontrolliert werden. Wenn ein angrenzendes Gewässer vorhanden ist, muss eine optische Prüfung des Gewässers vorgenommen werden.

– Bei einer Direkteinleitung des Abwassers muss vierteljährlich eine Probe (nach AQS-Standard) des einzuleitenden Abwassers genommen werden und auf CSB (chemischer Sauerstoffbedarf) beziehungsweise TOC (Total Organic Carbon) und pH-Wert untersucht werden. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse sind die TOC-Jahresfrachten zu berechnen.

– Die Kontrollen und Probennahmen müssen dokumentiert und bis zur nächsten Sachverständigenprüfung aufbewahrt werden, mindestens jedoch fünf Jahre. Auf Verlangen der Unteren Wasserbehörde sind die Unterlagen vorzulegen.

– Außerdem müssen detaillierte und aktuelle Entwässerungs- und Leitungspläne vorgehalten werden.

Proben bei Direkteinleitung

Mit den neuen, einheitlichen Vorschriften werden die monatlichen Kontroll- und Dokumentationspflichten, die sich aus der Anlagenverordnung (AwSV) ergeben, auch auf die Anlagenteile mit Abwasserbezug erweitert. Neu dürfte für einige Biogasanlagenbetreiber die geforderte Abwasser-Probennahme bei Direkteinleitung in ein Gewässer sein. Sie betrifft schätzungsweise ein Drittel der Biogasanlagen. Positiv zu werten ist, dass die ursprünglich monatliche Probennahme nur noch vierteljährlich vorgesehen ist und die Berichte nicht wie ursprünglich geplant jährlich an die Untere Wasserbehörde übermittelt werden müssen. 

Taube: Stoffstrombilanz ist unverzichtbar

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Anfang Juli hat der Bundesrat das Düngegesetz (DüG) mehrheitlich abgelehnt. Hauptargument der CDU-geführten Länder gegen die Stoffstrombilanz ist laut dem schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) die damit verbundene Bürokratie.

Schwarz verweist darauf, dass das Wirkungsmonitoring und die einzelbetrieblichen Nährstoffbedarfsermittlungen ähnliche Ziele verfolgten und damit eine doppelte Datenerhebung gegeben sei. Im Gegensatz zum Monitoring sei die Stoffstrombilanz-Verordnung (StoffBilV) jedoch nicht durch EU-Recht vorgeschrieben, sondern eine nationale Regelung, die nach Ansicht der elf Bundesländer und des Deutschen Bauernverbandes einen hohen bürokratischen Aufwand für Landwirtschaft und Verwaltung mit sich brächte. Ist dem so? Fünf zentrale Gründe, weshalb Düngegesetz und Stoffstrombilanzierung notwendig sind:

1. Bürokratieabbau und Datenvalidität

Im Gegensatz zu den Ausführungen der Mehrheit der Länderagrarminister ist die jetzige Düngeverordnung (DüV) das „Bürokratiemonster“ mit all den spezifischen Dünge-Bedarfswerten bis hin auf die Ebene der Sorten beim Winterweizen. Zudem sind die Bedarfswerte für die Düngung bei vielen Kulturen 10 bis 20 % zu hoch angesetzt (Taube, Berichte über Landwirtschaft 2023). Die Aufzeichnungspflicht der geltenden Düngeverordnung ist fehleranfällig und für einen wirkungsvollen Vollzug auch deshalb nicht ausreichend, weil vom Betrieb Pauschalwerte aus den Anhängen der DüV genutzt werden, die weiterhin Spielräume für Nährstoffüberschüsse zulassen.

Grundsätzlich hat eine solche Tiefe der Datenerhebung den Staat nicht zu interessieren, wenn es kostengünstigere Lösungen für den Bürger gibt. Deshalb ist die belegbasierte Stoffstrombilanz – entsprechend der Buchführung – nichts anderes als ein „Controlling“ darüber, was in den Betrieb hinein- und was herausgeht. Jedes erfolgreiche Unternehmen jenseits der Landwirtschaft nennt dieses Procedere „Controlling“ und nicht „Bürokratie“.

Die plausible Strategie im Sinne von Bürokratieabbau lautet daher: Stoffstrombilanz umgehend für alle Betriebe für Stickstoff und Phosphor verbindlich gestalten und mit dem nächsten Nitratbericht die EU-Kommission mit professioneller Unterstützung der Wissenschaft überzeugen, dass das „Bürokratiemonster“ der aktuellen DüV nicht effizient ist und durch die StoffBilV abgelöst wird.

Das ist wissenschaftlich fundiert, schafft nachhaltige Entlastung von Bürokratie und hebt den aktuellen Flickenteppich von Bundesländern mit Meldeverordnung wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein und solchen ohne Meldeverordnung im Rahmen der DüV auf. Leider haben es das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und die Bundesregierung in den letzten Jahren versäumt, diese strategische Perspektive in Richtung von weniger Aufzeichnungspflichten für die Landwirtschaft deutlich zu machen.

2. Verursachergerechtigkeit

Der landwirtschaftliche Berufsstand fordert eine stärkere Verursachergerechtigkeit. So sollen gewässerschonend wirtschaftende Betriebe von den strengeren Maßnahmen der DüV in „Roten Gebieten“ ausgenommen werden. Die EU-Kommission hat im Vertragsverletzungsverfahren wegen Nicht-Einhaltung der Nitratrichtlinie deutlich gemacht, dass sie von Deutschland dafür ein robustes, rechtssicheres, vollzugstaugliches und auf kontrollierbaren Daten beruhendes System erwartet.

Hierfür ist aus Sicht der Wissenschaft (u.a. UBA Schrift 200/2020; Wissenschaftlicher Beirat für Düngungsfragen, 2023) wie des BMEL die Stoffstrombilanz mittelfristig das entscheidende Instrument, da diese belegbasiert ist und Nährstoffströme in und aus dem Betrieb transparent und überprüfbar abbildet. Damit könnten umgehend zum Beispiel entsprechend des „120/120-Modells“ (UBA, 2020) die guten Betriebe von Auflagen in „Roten Gebieten“ befreit werden.

Durch die Ablehnung des Bundesrates vergeht wertvolle Zeit für die Umsetzung der Verursachergerechtigkeit, von der fehlenden Plausibilität einer Befreiung von Betrieben jenseits der Daten aus der Stoffstrombilanz ganz zu schweigen.

3. Fehlendes Wirkungsmonitoring

In der EU-Nitratrichtlinie heißt es: „Die Mitgliedstaaten sorgen für die Aufstellung und Durchführung geeigneter Überwachungsprogramme, damit die Wirksamkeit der in diesem Artikel vorgesehenen Aktionsprogramme beurteilt werden kann.“ Man kann darüber streiten, ob das Wirkungsmonitoring ein guter Ansatz ist. Da es jedoch noch von der letzten Bundesregierung mit der Kommission vereinbart wurde, riskiert man weiteres Ungemach, wenn erneut Verzögerungen aufträten.

4. Kompatibilität mit EU-Wasserrahmenrahmenrichtlinie

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zielt auf einen guten ökologischen und chemischen Zustand unserer Gewässer ab. Deutschland erreicht diesen Gewässerzustand vielfach nicht. Dies hat auch der neue Nitratbericht bestätigt. Deutschland befindet sich deshalb weiterhin in einem Pilotverfahren der EU-Kommission. Es droht kurzfristig ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen Nicht-Einhaltung der WRRL mit der gleichen Prozedur wie bei Nitrat. Die StoffBilV zielt auf einen effizienten Umgang von Nährstoffen, Stickstoff und Phosphor, in der Landwirtschaft ab und ist damit ein wesentlicher Baustein, um zukünftig einen guten chemischen Zustand der Gewässer zu erreichen.

Gerade die Phosphorüberschüsse der Landwirtschaft stellen jedoch ein Problem für der Zielerreichung der WRRL dar und die DüV regelt diese Überschüsse nicht. Vielmehr geht die DüV aktuell von völlig veralteten Standard-Bodenwerten für Phosphor aus, die doppelt so hoch festgesetzt sind wie es der guten fachlichen Praxis laut Verband deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA, 2018) entspricht.

Wir haben es also mit einem nahezu vollständigen Regelungsdefizit zu tun, was die Phosphor-Überschüsse und die gute fachliche Praxis sowie die Phosphor-Düngung betrifft. Dies muss umgehend geändert werden und der maximale P-Saldo entsprechend der DüV 2017 auf 4,3 kg je Hektar in der anstehenden StoffBilV begrenzt werden. Gerade im Nordwesten Deutschlands werden diese Salden mehrfach überschritten – ein völlig inakzeptabler Zustand.

5. Glaubwürdigkeit

Durch die Ablehnung des Düngegesetzes im Bundesrates, droht eine weitere, gegebenenfalls jahrelange Verzögerung mit den zuvor genannten Risiken. Der Vermittlungsausschuss würde vermutlich erst im Oktober dieses Jahres über das Düngegesetz entscheiden, also nach den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Je nach Ausgang dieser Wahlen droht eine Blockade oder ein Scheitern der Verhandlungen, sodass Teile des DüG eventuell auf die nächste Legislaturperiode geschoben würden. Das ist nicht im Sinne guter Landwirtschaft.

Nachhaltige Baumschulwirtschaft

Am 11. Juli hat die Staatssekretärin im Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV), Anne Benett-Sturies, der Landwirtschaftskammer einen Förderbescheid übergeben mit der Begründung: „Wir haben in Schleswig-Holstein im Kreis Pinneberg eines der größten geschlossenen Baumschulgebiete weltweit. Unsere Baumschulwirtschaft ist dank der hoch spezialisierten Familienbetriebe ein wichtiger Wirtschaftszweig für das Land und leistet einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. Um diese zu stärken und zukunftsfest aufzustellen, fördert die Landesregierung den Aufbau eines Modellbetriebs sowie die Einrichtung einer Koordinierungsstelle im Rahmen des Projekts ,Nachhaltige Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein‘ mit 850.000 Euro.“

Koordiniert und durchgeführt wird das Projekt durch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) am Standort Ellerhoop im Gartenbauzentrum.

Präsidentin Ute Volquardsen bedankte sich: „Ich freue mich sehr, dass die Regierungsfraktionen im Kieler Landtag ihr diesbezügliches Versprechen aus dem Koalitionsvertrag eingelöst haben und über das MLLEV über einen Zeitraum von zunächst vier Jahren 850.000 Euro in die Hand nehmen werden, um mit dem baumschulischen Berufsstand nach Wegen zu einer noch nachhaltigeren Baumschulproduktion zu suchen.“ Die Präsidentin wies auf die Herausforderungen hin, denen sich die Baumschulbetriebe ausgesetzt sähen, und betonte: „Veränderungen erfordern Wissen.“ Wissen, das oft erst generiert und dann in die Praxis eingeführt werden müsse. Dafür würden vor allem Personal und eine passende Ausstattung im Versuchswesen gebraucht. Über Letzteres, also eine geeignete Infrastruktur für Versuchsanstellungen, verfügt die Kammer in ihrem Gartenbauzentrum in Ellerhoop. Aber die Versuchsfragen sind zu zahlreich, als dass diese mit dem Personal allein angemessen bearbeitet werden könnten. Daher sei man sehr dankbar für die vor allem personelle Verstärkung, die mit den Geldern für das Projekt „Nachhaltige Baumschulwirtschaft“ nun möglich werde.

Thorsten Ufer (LKSH)) und Hendrik Averdieck (LKSH) erklären genau, wie im Projekt erprobt werden soll, mit verschiedenen Flüssigmulchen Unkraut zu unterdrücken, um Pflanzenschutzmittel einzusparen. Dabei geht es auch um die Prüfung von Ersatzsubstraten für Torf, der aus Klimaschutzgründen, um CO2 einzusparen, reduziert werden soll. Foto: Daniela Rixen
Foto: Daniela Rixen
Foto: Daniela Rixen


Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln sollen für zunächst vier Jahre ein Versuchsingenieur sowie eine gärtnerische Kraft eingestellt werden. Der Ingenieur wird eine „Koordinierungsstelle nachhaltige Baumschulwirtschaft“ etablieren. Das heißt, er wird Informationen zum aktuellen Stand nachhaltiger Verfahren und Techniken sammeln und die Übertragbarkeit in die Gehölzproduktion prüfen. Zunächst theoretisch und bei positiver Beurteilung in einem zweiten Schritt im zu installierenden „Modellbetrieb nachhaltige Baumschulwirtschaft“. Dort sollen die Verfahren und Techniken in Versuchen angelegt und überprüft werden. Erfolgreich geprüfte Verfahren und Techniken sollten dann im letzten Schritt in die baumschulische Praxis transportiert und die dortige möglichst weitreichende Umsetzung in den betrieblichen Alltag unterstützt werden, dies betonte Jan-Peter ­Beese, Abteilungsleiter Gartenbau in Ellerhop.

Damit die Praktikabilität stets gewährleistet ist, wird ein Fachbeirat aus Baumschulern, Verbänden, Beratungsringen, dem Kreis Pinneberg und dem Ministerium als Fördergeldgeber die Arbeit von Koordinierungsstelle und Modellbetrieb begleiten. Zudem sollen Versuche nicht nur im Gartenbauzentrum angelegt werden, sondern auch in einer Reihe von Leitbetrieben. Bei der Nachhaltigkeit der baumschulischen Produktion geht es um:

• Alternativen zur Unkrautregulierung mit Glyphosat,
• Wasser sparende Bewässerungsverfahren und -konzepte,
• die Nutzung torfreduzierter Substrate,
• die Prüfung der Nutzung organischer und veganer Dünger,
• den Einsatz von Mehrweg- und Recyclingprodukten statt Einweg-Kunststoffen.
• Photovoltaik und E-Mobilität in Baumschulen sollen aufgegriffen werden.

Einen besonderen Dank richtete die Präsidentin der Landwirtschaftskammer an die Befürworter dieses Projektes „Nachhaltige Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein“: Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) Landesverband Schleswig-Holstein, sowie die beiden Abgeordneten Birte Glißmann (CDU) und Dirk Kock-Rohwer (Grüne). Auch der stellvertretende Vorsitzende des BdB, Niels Reinke, machte die Bedeutung des Vorhabens für die Praxis deutlich.

Springflutfestival in Hörup

Beim Springflutfestival auf der Anlage von Familie Johannsen in Hörup, Kreis Schleswig-Flensburg gab es fünf Tage lang Springsport zu sehen. Zum Programm gehörten unter anderem das Future-Championat für fünf- und sechsjährige Pferde, Sichtungen für die Deutschen Jugendmeisterschaften, der Große Preis, ein Fohlenchampionat und eine Fohlenauktion.

Die beiden Finals im Future-Championat zählen zu den Höhepunkten des Springflutfestivals. „Die Reiter bringen ihre besten Youngster mit und lassen sogar Bundeschampionatsqualifikationen aus, um bei uns dabei zu sein“, freute sich Turnierveranstalter Stephan Johannsen.

Die Fünfjährigen absolvierten eine M*-Prüfung mit Stechen. In der finalen Runde flog Jonte Hansen mit dem Wallach Maverick so schnell und souverän über die Hindernisse, dass er verdient mit der goldenen Schleife geehrt wurde. Mit der Holsteiner Stute Margre­the von der Söhr belegte er auch den dritten Platz. Dazwischen schob sich Antonia Selina Brinkop mit ihrer Holsteiner Stute Mississippi R. „Die zwei Pferde haben das super gemacht, vor allem im Stechen. Sie sind ja noch nie gegen die Uhr gegangen. Deshalb bin ich umso glücklicher“, sagte Hansen.

Brinkop und Hansen dominierten auch das Championat der Sechsjährigen. Hier pilotierte Brinkop die Holsteiner Stute Koccu Lu zum Sieg. Das Paar war im Stechen einen Hauch schneller als Hansen und Chapeau. Geritten wurde eine M**-Springprüfung mit Stechen.

Fynn Jesse Hess gewann mit dem elfjährigen Holsteiner Hengst Centurano das erste S-Springen. Im S*-Springen siegte Ulrika Sanny. Sie saß im Sattel der neunjährigen Stute Drama Queen und fegte in Bestzeit durch den Höruper Parcours. „Das hat sehr viel Spaß gemacht und es fühlt sich an, wie in Aachen zu gewinnen“, sagte sie.

Das anschließende S**-Springen, in dem sich 20 Paare für das Stechen qualifiziert hatten, gewann Teike Carstensen. Sie kennt die Anlage der Familie Johannsen besonders gut, weil sie dort sportlich zu Hause ist. Mit dem neunjährigen Holsteiner Capricioso VA war sie nicht zu schlagen. „Capri war richtig gut drauf und sprang super. Seine große Galoppade kam ihm zugute und er hat so für mich gekämpft“, sagte Carstensen.

Am Sonntag starteten 39 Paare im Großen Preis, einem S***-Springen. Sieben von ihnen kamen ins Finale. Rolf-Göran Bengtsson, der bereits 2022 den Großen Preis in Hörup gewonnen hatte, saß im Sattel des neunjährigen Holsteiner Bundeschampions Caillan. In blitzschnellen 37,81 s kamen sie ins Ziel und waren von der Konkurrenz nicht mehr einzuholen. „Caillan ist von Natur aus ein sehr schnelles Pferd. Ich musste volles Risiko eingehen, weil ich wusste, dass ich ein starkes Starterfeld hinter mir hatte“, analysierte Bengtsson. Nun bricht der 62-Jährige bald mit der schwedischen Equipe zu den Olympischen Spielen in Paris auf.

Jens Wawrauschek und seine Stute Mava S waren die Einzigen, die der Spitzenzeit mit 37,83 s gefährlich nahe kamen: Sie belegten Platz zwei vor Jörg Naeve mit seinem bewährten Benur du Romet.

Stephan Johannsen war am Ende der Veranstaltung glücklich: „Alles hat so geklappt, wie wir es uns vorgestellt haben. Ich bin stolz auf unser ganzes Team, das Unglaubliches geleistet hat. Wir haben ein großes Familienfest über mehrere Generationen erlebt.“ pm