Fruchtfolgen im Futterbau bekommen im Zuge der neuen GAP- Regelungen bei Antragstellung aufgrund des geforderten dreijährigen Fruchtwechsels auf jedem Ackerschlag (Glöz 7) eine große Bedeutung. Auf der Versuchsstation Schuby, Kreis Schleswig-Flensburg, führt die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein seit 2015 einen Streifen-Fruchtfolgeversuch mit Ackerfutterbaukulturen unter praxisüblichen Bedingungen durch.
Es zeigt sich, dass Ackergras und Winterroggen-Ganzpflanzensilage auf der Geest in Fruchtfolge den Silomais ertraglich ergänzen können. Zum Vergleich wird in langjähriger Selbstfolge angebauter Silomais herangezogen.
Produktionstechnik und Erntezeitpunkt beachten
Silomais, Winterroggen als Ganzpflanzensilage (GPS) und Welsches Weidelgras (Ackergras) sind hinsichtlich Standortansprüchen, Bodenbearbeitung, Saatbettbereitung, Saattechnik, Saattermin, Saatstärke, Nährstoffversorgung und Pflanzenschutz nach Empfehlung anzubauen. Die in der jeweiligen Produktionsrichtung ertragssteigernden und ertragssichernden Maßnahmen sind durchzuführen.
Jede Kulturart hat zum Erntezeitpunkt eigene Ansprüche. So wird der Getreidebestand zur Ganzpflanzensilage optimalerweise zum Ende der Milchreife bis Anfang der Teigreife gehäckselt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Halmknoten grün, das Stroh beginnt mit der Gelbfärbung. Das Korn lässt sich noch mit dem Fingernagel eindrücken, es spritzt aber nicht mehr.
Der tägliche Zuwachs an Trockenmasseertrag und der Anstieg des Trockensubstanzgehaltes während der Abreife des Getreides sind bei kühler Witterung niedriger als bei warmer. Trockenphasen hingegen beschleunigen den Abreifeprozess deutlich. Angestrebt wird wie beim Silomais ein Trockensubstanzgehalt der gesamten Winterroggenpflanze von 32 bis 35 %. In diesem Erntestadium sind noch genügend leicht lösliche Kohlenhydrate für eine gute Vergärung enthalten.
Idealerweise befindet sich der Silomais zur Ernte in der Teigreife. Beim Anritzen der Körner tritt kein milchiger Saft mehr aus, der Korninhalt ist teigartig. Der optimale Erntezeitpunkt beim Welschen Weidelgras zum ersten Schnitt ist erreicht, wenn zirka 50 % der Ähren im Bestand sichtbar sind. Für jede Kulturart ist der optimale Erntezeitpunkt immer ein Kompromiss zwischen möglichst hohen Trockenmasseerträgen und ordentlicher Abreife bei guten Silier- und Futterqualitäten.
Fruchtfolge ohne Ertragsverluste
Die aufgezeigten Trockenmasseerträge über Jahre in Tabelle 1 zeigen, dass sowohl Welsches Weidelgras (Ackergras) als auch Winterroggen als Ganzpflanzensilage in der Fruchtfolge Mais am Geeststandort gut ergänzen. Ein breiteres Aufstellen mit mehreren Kulturen in der Fruchtfolge hat den Vorteil einer Minimierung des Ertragsrisikos, wie die vergangenen beiden Versuchsjahre 2022 und 2023 zeigen.
Es wird deutlich, dass 2022 der Witterungsverlauf während der Vegetation dem Silomais deutlich zusetzte. Niederschlagsdefizite ab Mitte Juli zur Blüte bis Ende August führten zum Ertragsabfall des Silomaises. Auch beim Welschen Weidelgras als Kultur mit hohem Wasserbedarf waren die Ertragsdepressionen deutlicher ausgeprägt. Die Getreide-GPS profitierte vom eingebrochenen Silomaisertrag im vorletzten Jahr. 2023 hingegen waren Winterroggen-GPS und Welsches Weidelgras stark von der Frühsommertrockenheit betroffen.
Wichtige Frucht für Biogas
Auch für Biogasbetriebe ist Silomais eine sehr attraktive Frucht und nimmt somit einen sehr hohen Anteil in den Fruchtfolgen ein. Der Anbau von Silomais in Selbstfolge wird trotz langjährig hoher Trockenmasseerträge, wie in der Grafik dargestellt, nicht empfohlen, auch wenn reine Ertragsausfälle durch langjährigen Anbau von Mais in Selbstfolge nicht festgestellt werden konnten. Festzuhalten ist außerdem, dass der Maisanbau in Fruchtfolge keine pflanzenbaulichen Nachteile mit sich bringt.
Wird der Blick auf den Variationskoeffizienten (CV) in Tabelle 1 gerichtet, zeigt sich eine minimal höhere Ertragsstabilität bei Mais in Selbstfolge im Vergleich zu Mais in Fruchtfolge im Beobachtungszeitraum 2015 bis 2023. Der Variationskoeffizient als Maß für die relative Streuung beschreibt das Verhältnis der Standardabweichung zum Mittelwert. Winterroggen-GPS zeigt aufgrund des hohen Ertragsverlusts 2018 eine geringere Ertragsstabilität als Silomais.
Wird das Versuchsjahr 2018 in den aufgeführten Kulturen nicht berücksichtigt, liegt die Streuung der Variationskoeffizienten von Silomais in Fruchtfolge und Getreide-GPS um nur noch 1 % zugunsten des Silomais auseinander. Deutlich größere Ertragsschwankungen des Welschen Weidelgrases und folglich deutlich höhere Varianz lassen sich anhand der Erträge im Vergleich zu Silomais und Winterroggen-GPS (2015-2023) mit den zurückliegenden trockenen Jahren, hohem Wasseranspruch des Welschen Weidelgrases und geringer Wasserhaltekapazität aufgrund niedriger nutzbarer Feldkapazität (nFK) erklären.
Die Grafik zeigt die aufsummierten TM-Erträge der jeweiligen Fruchtfolgen aus den Versuchsjahren 2015 bis 2023 (letztes Versuchsjahr 2023 oben). Es wird deutlich, dass beim Anbau von Mais in Fruchtfolge keine Risiken hinsichtlich der Gesamttrockenmasseerträge zu erwarten sind. In diesem Versuch wurde eine mögliche Beweidung beziehungsweise Schnittnutzung bei günstiger Entwicklung des Ackergrases nach GPS vor Wintereintritt nicht berücksichtigt.
Wird das Augenmerk auf die Qualitäten der Kulturen gerichtet, so sind deutliche Unterschiede zugunsten vom Mais auszumachen (Tabelle 2). Die Stärkegehalte waren beim Roggen als Ganzpflanze 2023 im Vergleich zum errechneten Mittelwert über die Versuchsjahre 2015 bis 2023 (in Klammern) sehr niedrig. Insgesamt betrachtet reichten Stärke-, Energie- und Proteinwerte der Winterroggen-GPS nicht an den Qualitäten von Silomais heran.
Ackergras als wichtiges Fruchtfolgeglied
In der Wiederkäuerernährung ist Ackergras ein sehr guter Ergänzungspartner zum Silomais. Die Nutzungsintensität der Kultur hat hierbei einen entscheidenden Einfluss auf die Futterqualität. Unter Schnittnutzung sind die Qualitäten bei richtigem Management als sehr hoch einzuschätzen. Der Anbau von Gras-Leguminosen-Mischkulturen hat zudem den Vorteil des hohen Vorfruchtwerts und der Einsparung von mineralischen Stickstoffdüngern. Hinweise zur Arten- und Mischungswahl im Ackerfutterbau können auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer (www.lksh.de) abgerufen werden.
Resistenzen nicht überbewerten
In Futterbaufruchtfolgen mit Silomais, Wintergetreide-GPS und Welschem Weidelgras ist das Risiko der Herbizid-Resistenzentstehung von Weidelgräsern als ausdauerndem, mehrjährigem Ährengras mit wurzelnden Seitentrieben gering einzuschätzen. Bei normaler und angepasster Schnittnutzung des Welschen Weidelgrases in Fruchtfolge wird das Stadium der Samenreife nicht erreicht. Ein Aufbau des Samenpotenzials resistenter Biotypen im Boden ist daher sehr unwahrscheinlich; eine Vermehrung von Problem-Weidelgräsern kann ohne toleranten oder resistenten Samen nicht stattfinden.
Fazit
Aufgrund hervorragender Qualitäts- und Futtereigenschaften wird Silomais auch künftig eine große Bedeutung im Futterbau behalten. Ertraglich ergänzen Wintergetreide-Ganzpflanzensilage und Welsches Weidelgras die Fruchtfolgen für Futterbaubetriebe gut. Die Ergebnisse des langjährigen Fruchtfolgeversuchs in Schuby der Landwirtschaftskammer zeigen, dass in Maisfruchtfolgen auf der Geest mit Winterroggen-GPS und Welschem Weidelgras nicht mit Ertragseinbußen zu rechnen ist und Ertragsrisiken durch Anbau mehrerer Kulturen minimiert werden.