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Ergebnisse der Landessortenversuche Ökowintergerste

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Um bereits mit der Sortenwahl von Ökowintergerste einen wichtigen Baustein im Anbau wählen zu können, lohnt ein Blick in die Auswertung der Landessortenversuche (LSV) der Landwirtschaftskammer, die im ­Folgenden dargestellt ist.

Die Wintergerste nimmt im Ökolandbau eine wichtige Stellung in Ackerbaufruchtfolgen ein. Als Winterung hat sie den Vorteil gegenüber Sommerungen, dass eine höhere Ertragssicherheit erreicht wird und sie durch eine starke Jugendentwicklung in der Lage ist, eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber Beikräutern zu entwickeln. Gleichzeitig kann nach einer frühen Ernte durchaus der Anbau von Futterfrüchten, die noch im Herbst genutzt werden sollen, in Erwägung gezogen werden.

Rückblickend hielt das Anbaujahr viele Herausforderungen bereit. Bereits mit der nassen Ernte im vergangenen Jahr musste die Praxis mit viel Durchwuchs und Spätverunkrautung umgehen, während es aber im August und September trockene Phasen gab, die für mechanische Maßnahmen Einsatzzeitpunkte ermöglichten.

Auf sehr schweren, tiefer liegenden Standorten mit hoher Niederschlagssumme verliefen dennoch die Grundbodenbearbeitung und die Saatbettbereitung nicht immer optimal aufgrund feuchter Böden und der vorangegangen Ernte unter feuchten Bedingungen. Insgesamt konnte aber die Wintergerste überwiegend im September noch gut bestellt werden, während spätere Saattermine anderer Kulturen oftmals nässebedingt nicht mehr oder sehr ungünstig realisierbar waren.

Die Entwicklung der Wintergerste vor Winter war ausreichend, bedingt durch eine hohe Wärmesumme. Zudem konnte eine weitere Bestockung nach dem kurzen Wintereinbruch Anfang Dezember ab Jahreswechsel beobachtet werden. Durch die großen Niederschlagsmengen über Winter und im Frühjahr konnte allerdings auch keine gute Wurzelentwicklung stattfinden. Zudem waren einige Bestände in der Praxis durch das von Blattläusen übertragene Gerstengelbverzwergungsvirus betroffen. Ebenso niederschlagsbedingt lagen im Frühjahr die Nmin– und Smin-Werte landesweit auf einem niedrigen Niveau. Trockenstress trat in der folgenden Entwicklung nicht auf, da bis zur Ernte ein mehr als ausreichendes Wasserangebot bestand.

Der Krankheitsdruck lag jedoch auf einem deutlich höheren Niveau als in den Vorjahren. Insbesondere ein frühes und starkes Auftreten von Rhynchosporium kostete Blattfläche und teilweise Triebe. Netzflecken traten auf und der ab Mitte Mai teilweise stark vorhandene Zwergrost begleitete von Beginn der Kornfüllung an die Bestände und reduzierte die Blattfläche.

Die Landessortenversuche der Ökowintergerste werden in Schleswig-Holstein in Lundsgaard in Kooperation mit der Pflanzenzüchtung P.H. Petersen im Norden und am Standort Futterkamp angelegt. Bedingt durch Nässe und damit verbundene Wuchsdepression wurde in Lundsgaard der Landessortenversuch dieses Jahr abgebrochen. In Futterkamp konnte der Versuch aber normal geführt und beerntet werden (siehe Tabelle 1).

Ergebnisse im Landessortenversuch

Der Ertrag des Landessortenversuches Ökowintergerste am Standort Futterkamp lag mit 32,6 dt/ha im Mittel über die Bezugssorten sehr niedrig, wobei es sehr deutliche Sortenunterschiede gab (siehe Tabelle 2). Die Grenzdifferenz von 9 % relativ liegt dabei noch im akzeptablen Rahmen. Gleichzeitig sind die ermittelten Qualitäten insgesamt auf einem akzeptablen Niveau (siehe Tabelle 3).

Die Ursachen für das niedrige Ertragsniveau sind vermutlich vielschichtig. Zum einen hätte vermutlich eine mineralische Schwefeldüngung eine bessere N-Ausnutzung gebracht. Gleichzeitig ist bei einer ausreichenden Bestandesdichte eine geringe Tausendkornmasse (TKM) mit geringer Kornzahl je Ähre erreicht worden. Das kann zum einen an einer schlechten Befruchtung liegen, zum anderen an dem sortenbedingt hohen Krankheitsdruck (Netzflecken und vor allem Zwergrost, siehe Tabelle 4), der in der Kornfüllung klar negative Auswirkungen hatte. Zudem ist bedingt durch starkes Halmknicken nicht auszuschließen, dass (Vor-)Ernteverluste aufgetreten sind.

Für den Anbau empfohlene Sorten

‚KWS Exquis‘ hat in den Versuchen mittlerweile mehrjährig überdurchschnittliche Erträge gebracht, ist dabei gesund und hat eine gute Standfestigkeit und Strohstabilität. Mit ihrer zusätzlichen Resistenz gegenüber dem blattlausübertragenen Gerstengelbverzwergungsvirus ist diese Sorte sehr geeignet für den Ökoanbau.

‚KWS Flemming‘ hat mehrjährig gute Erträge in den Versuchen gezeigt und zeichnet sich durch eine gute Gesundheit mit guter Kornqualität und positiven agronomischen Eigenschaften aus. Sie gehört damit zu den Favoriten in der Sortenwahl.

‚Julia‘ lag in Futterkamp zwar ertraglich leicht unterhalb des Durchschnittes, ist aber mit einer Resistenz gegenüber dem Gelbmosaikvirus Typ II (ohne Resistenz gegen das Milde Gerstenmosaikvirus) ausgestattet, früher reif und hat sehr günstige agronomische Eigenschaften. Aufgrund der früheren Reife ist das Halmknicken im Versuch stärker ausgeprägt. Wie auch im konventionellen Anbau ist sie eine voll empfehlenswerte Sorte.

‚Normandy‘ ist als zweizeilige Gerstensorte im nun zweiten Versuchsjahr sehr positiv aufgefallen und kann durch hohe Kornqualität, guten Ertrag und gute agronomische Eigenschaften punkten. Sie sollte daher in der Sortenwahl Berücksichtigung finden. Da zweizeilige Sorten mit um rund 10 % erhöhter Saatstärke gedrillt werden sollten und dabei stärker als mehrzeilige Sorten bestocken, eignet sie sich gut auch hinsichtlich der Unkrautunterdrückung.

Mehrjährig geprüft ohne Anbauempfehlung

‚Esprit‘ ist im ökologischen Anbau aufgrund ihrer höheren Anfälligkeit in Jahren mit höherem Zwergrostdruck im Nachteil gegenüber gesünderen Sorten. Dennoch hat sie ein sehr hohes Ertragspotenzial mit akzeptabler Qualität in Jahren mit geringerem Krankheitsdruck.

‚Melia‘ ist als lange Sorte hinsichtlich ihrer hohen Konkurrenzkraft positiv zu bewerten, hat dabei aber in Standfestigkeit und Strohstabilität deutliche Schwächen. In Futterkamp hat sie den höchsten Befall mit Zwergrost gezeigt. Auch ertraglich ist sie bislang nicht konkurrenzfähig.

Am 3. Mai zeigte der noch zögernd, aber insgesamt zufriedenstellend und gleichmäßig entwickelte Landessortenversuch Ökowintergerste sich so. Foto: Achim Seidel

‚SU Midnight‘ bietet beim Auftreten von bodenbürtigen Gelbmosaikviren des Typs II einen sicheren Schutz mit hohem Ertragspotenzial, aber in den vorigen beiden Anbaujahren hat sie durch ihre hohe Anfälligkeit für Rhynchosporium früh Triebe verloren, was sowohl bei der Bestandesdeckung als auch hinsichtlich des Ertragspotenzials negativ zu bewerten ist.

Junge Sorten in der Prüfung

Mit mittlerem Ertrag, aber sehr guter Qualität zeigte sich ‚Adalina‘. ,Integral‘ ist mit hohem Ertrag, früherer Reife und guter Strohstabilität positiv aufgefallen und besitzt zudem eine Resistenz gegenüber dem Gerstengelbverzwergungsvirus, was die Sorte für den Ökoanbau attraktiv macht. Auch interessant hinsichtlich Ertrag und Qualität ist die zweizeilige Sorte ‚KWS Donau‘, die zudem eine Eignung als Winterbraugerste aufweist (Erfüllung der Qualitätskriterien vorausgesetzt). Bislang nicht zufriedenstellende Ergebnisse hat die Sorte ‚Lioba‘ in Ertrag und Hektolitergewicht erreicht. ‚RGT Mela‘ und ‚Winnie‘ sind beide relativ langstrohige Sorten, haben gute Erträge im ersten Jahr gezeigt und fallen nicht negativ auf.

Anbau von Hybridgersten im Ökolandbau

Grundsätzlich sind Hybridsorten hinsichtlich ihrer hohen und stabilen Ertragsleistung bekannt, die sie aufgrund ihrer hohen Umweltstabilität auch unter extensiveren Anbaubedingungen erreichen. Daher wurden über nun drei Jahre Hybridgersten mitgeprüft, die alle überdurchschnittliche Ertragsleistungen zeigten.

Für den Ökoanbau empfiehlt sich in erster Linie die Sorte ‚Dakoota‘, die früher reif ist und bei gutem Hektolitergewicht eine sehr gute Standfestigkeit und gute Strohstabilität beweist. Sie entspricht in ihrem Profil damit der Weiterentwicklung der Sorte ‚Toreroo‘, die derzeit am Markt ausläuft.

Neuer, mit einem hohen Ertragsniveau, sehr hohem Bestockungsvermögen, guter Qualität und guter Blattgesundheit, ist die Sorte ‚Loona‘, die bei zu hoher Bestandesdichte aber zu Lager neigen kann. Hinsichtlich der Saatstärke hat sich gezeigt, dass die Hybriden auch mit Saatstärken von 250 kf. K./m2 einen ausreichenden Bestand etablieren und ein überdurchschnittliches Ertragsniveau erreichen. Bei sehr guten Saatbedingungen mit idealer Technik sind auch geringere Saatstärken möglich (niedrigere Saatgutkosten), jedoch muss der Beikrautdruck im Auge behalten werden.

Fazit

Das Anbaujahr war schwierig, und die Erträge in den Ökogerstenversuchen haben enttäuscht. Zur Sortenwahl sollten daher mehrjährige Ergebnisse herangezogen und die Eigenschaften der Sorten genau im Blick behalten werden, da im Ökolandbau sortenbedingte Probleme kaum zu korrigieren sind. Grundsätzlich sollte im Anbau aber der Grundnährstoffversorgung Augenmerk geschenkt werden, ebenso wie der Schwefelversorgung, um die knappe Ressource Stickstoff optimal nutzen zu können.

Mutterkühe ökologisch halten

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Warum lohnt es sich, ­Mutterkühe ökologisch zu halten? Und wie läuft eine Betriebsumstellung ab? Antworten auf diese Fragen gibt der folgende Beitrag.

Die Mehrheit der Betriebe, die im vergangenen Jahr die Umstellungsberatung durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Anspruch genommen haben, sind schwerpunktmäßig Mutterkuhbetriebe. 2023 wurden in Niedersachsen in ökologischen Betrieben und in Betrieben in Umstellung 1.700 Mutterkühe mehr gehalten als noch im Vorjahr (siehe Tabelle).

Voraussetzungen für die Umstellung

Gerade bei Mutterkuhbetrieben sind es oft kleinere Änderungen, die eine Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung ermöglichen. Mutterkühe werden in der Regel auch in konventioneller Haltung im Sommer ganztägig auf der Weide gehalten und im Winter aufgestallt. Daher kommt die konventionelle Mutterkuhhaltung bezogen auf die Haltungsbedingungen den Vorgaben der Verordnung (EU) 2018/848 über die ökologische/biologische Produktion schon sehr nahe.

Sie sieht vor, dass die Rinder Weidegang haben, wann immer es die Umstände gestatten (EU (VO) 2018/848 Anhang II Teil II 1.7.5). Es gilt also das Prinzip der Weidemaximierung, und die Tiere müssen in der Vegetationsperiode so viel Zeit wie möglich auf der Weide verbringen. Diese muss stets den Grünlandcharakter aufrechterhalten. Das bedeutet, es wächst entsprechendes Grundfutter auf, das die Tiere aufnehmen können.

Im Winter ist es möglich, die Tiere aufzustallen – auch ohne Auslauf. Die Stallvorgaben der Verordnung (EU) 2018/848 und der dazugehörigen Durchführungsverordnungen müssen eingehalten werden. Die Mindeststallfläche richtet sich nach dem Lebendgewicht der Tiere und muss während der Winteraufstallung zu jedem Zeitpunkt eingehalten werden.

Eine Mutterkuh, die 700 kg wiegt, benötigt mindestens 7 m² Stallfläche. Außerdem braucht jedes Tier eine eingestreute Liegefläche, und der Anteil von Spaltenboden darf maximal 50 % des erforderlichen Platzangebots betragen. Je nach Stallsystem weichen die Empfehlungen des Platzangebotes von den Mindestanforderungen der EU-Öko-Verordnung ab.

Die Fütterung der Tiere muss grundfutterbasiert erfolgen, was bei Mutterkühen ohnehin der Fall ist. Das Futter kommt in der Regel zum Großteil vom eigenen Betrieb. Zukauffuttermittel müssen in biologischer Qualität eingekauft werden.

Änderung der Produktionstechnik

Die Anzahl der Tiere, die maximal im ökologischen Betrieb gehalten werden können, bezieht sich auf die Fläche, die dem Betrieb zur Verfügung steht (flächengebundene Tierhaltung). Hintergrund ist, dass maximal so viel organische Düngemittel erzeugt werden, wie im Biobetrieb auch ausgebracht werden dürfen.

Alle Produktionsmittel, die zugekauft werden, müssen der Verordnung (EU) 2018/848 entsprechen und für den ökologischen Landbau zugelassen sein.

Auch der Tierzukauf muss primär über Biotiere erfolgen. Eine Ausnahmegenehmigung für den Zukauf konventioneller Zuchttiere können Landwirte nur dann beantragen, wenn keine biologischen Tiere verfügbar sind.

Mineralische Stickstoffdünger dürfen bei ökologischer Bewirtschaftung nicht mehr verwendet werden.

Nachsaaten müssen mit ökologisch zertifiziertem Saatgut erfolgen.

Je nachdem wie der Betrieb zuvor gewirtschaftet hat, können sich große oder kleine Änderungen im Betrieb und im betrieblichen Ablauf ergeben. Doch viele Betriebe halten die Vorgaben des ökologischen Landbaus bereits ein, ohne es zu wissen oder sich zertifizieren zu lassen.

Eine ausführliche Umstellungsberatung, bei der neben den produktionstechnischen auch förderrechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte geprüft werden, wird aus Mitteln der Rentenbank gefördert und von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein kostenlos angeboten. Ansprechpartner ist Björn Ortmanns, erreichbar unter Tel.: 0 43 31-94 53-327, E-Mail:­ bortmanns@lksh.de


Mutterkuhhaltung in Schleswig-Holstein

Auch in Schleswig-Holstein haben in den vergangenen Jahren viele Mutterkuhhalter den Schritt in die ökologische Bewirtschaftung vollzogen. Das Land Schleswig-Holstein unterstützt die Betriebe mit einer Flächenprämie in Höhe von 473 €/ha Dauergrünland im ersten und zweiten Jahr der Umstellung, in den Folgejahren in Höhe von 260 €/ha. Bei Flächen der Stiftung Naturschutz oder Flächen mit Kompensations- oder Ökokonto-Auflagen wird dieser Betrag um 60 €/ha gekürzt. Es erfolgt gegebenenfalls eine Verrechnung mit anderen Extensivierungsmaßnahmen wie Vertragsnaturschutz oder bestimmten Ökoregelungen. Eine Broschüre mit Informationen zur Umstellung auf Ökolandbau stellt die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein zum Download zur Verfügung: https://t1p.de/9earn

Björn Ortmanns
, Landwirtschaftskammer SH


Regen- und Brauchwasser nutzen

Eine weltweit immer knapper werdende Ressource ist Wasser. Um Trinkwasser zu sparen, können verstärkt Regen- und Brauchwasser genutzt werden. Die Umweltbelastungen der Tierhaltung und Lebensmittelproduktion zu verringern und möglichst ressourcenschonend zu arbeiten, ist die großen Herausforderung in Zeiten des Klimawandels. Welche Systeme braucht man dafür und wofür ist Regenwasser nutzbar? Mehr dazu im folgenden Beitrag.

Die Schweinehaltung benötigt viel Wasser. ln 1 kg Schweinefleisch stecken im globalen Durchschnitt knapp 6.000 l Wasser. Das ist der sogenannte Wasserfußabdruck von Schweinefleisch. Er umfasst das Tränk- und Reinigungswasser sowie den Wasserverbrauch für den Anbau des Futters.

In der Landwirtschaft gibt es grundsätzlich zwei Wasserquellen: blaues und grünes Wasser. Blaues Wasser stammt aus Flüssen und Seen oder aus dem Grundwasser. Es wird zur Bewässerung einzelner Kulturen und zum Tränken der Tiere genutzt. Grünes Wasser umfasst natürliche Niederschläge wie Regen oder Schnee. Im Gegensatz zum blauen Wasser wird das grüne Wasser nicht dem natürlichen Wasserkreislauf entnommen. Deshalb ist ein hoher Anteil an grünem Wasser gut für die Wasserbilanz eines Lebensmittels. Blaues Wasser wirkt sich hier eher ungünstig aus.

Mit durchschnittlich 700 bis 800 l/m2 Niederschlag fällt in Deutschland für die Produktion von Lebensmitteln fast überall ausreichend Regen. Bisher gibt es in Deutschland keinen flächendeckenden Wassermangel, doch im Zuge des Klimawandels entwickelt sich die Wasserverfügbarkeit regional unterschiedlich. ln einigen Regionen gab es bereits lokale oder regionale Engpässe. Weitere trockene Sommer und wenig Niederschlag im Winter würden die Wasserverfügbarkeit weiter verschlechtern. Auf der anderen Seite nehmen Starkregenereignisse zu. Es bietet sich daher an, das grüne Wasser aufzufangen und zu speichern, um es zu nutzen. Das entlastet die Trinkwasserversorgung in normalen Zeiten, aber vor allem auch in Trockenperioden.

Grünes Wasser in Zisterne auffangen

In Schweine haltenden Betrieben bieten die großen Dachflächen auf Scheunen, Lagerhallen und Ställen ideale Möglichkeiten, das Regenwasser aufzufangen. Es wird in großen Behältern, sogenannten Zisternen, gesammelt. Zisternen bestehen aus Kunststoff oder Beton und sind häufig im Boden eingelassen, um Licht und Wärme fernzuhalten. Aufgrund der Dunkelheit und der niedrigen Temperatur können sich keine Algen oder Mikroorganismen bilden. Filter im Zulauf reinigen das Regenwasser und ermöglichen eine problemlose Lagerung. Der Speicherbedarf muss für jeden Betrieb individuell berechnet werden. Wer die Größe des Regenspeichers ermitteln möchte, kann ein Online-Rechenprogramm nutzen, zum Beispiel unter https://regenwasseragentur.berlin/zisternen­groesse-berechnen/

Regenwasser kann in speziellen Zisternen unterschiedlicher Größe gespeichert werden.

Ist der Speicher voll, muss das Regenwasser entweder in das kommunale Abwassersystem eingespeist werden (meist kosten- und genehmigungspflichtig) oder besser noch in der unmittelbaren Umgebung versickern können. Diese Sickermulde hat als Bemessungsgrundlage die gesamte Dachfläche, auch wenn ein Regenspeicher vorhanden ist. Im ungünstigsten Fall, zum Beispiel bei Starkregen, muss bei gefülltem Speicher das überschüssige Wasser vollständig abgeleitet werden, da es sonst zu Überschwemmungen kommen kann.

Wofür kann man Regenwasser nutzen?

Die europäische Norm DIN EN 16941 regelt die Nutzung von Regenwasser. Regenwasser ist kalkfrei und kann überall dort eingesetzt werden, wo keine Trinkwasserqualität erforderlich ist. ln der Schweinehaltung wird es beispielsweise zur Reinigung der Ställe, zur Sprühkühlung oder Wasserverneblung bei Hitze eingesetzt, aber auch für die Reinigung von Feldspritzen, von Sozialräumen, die Toilettenspülung und die Bewässerung der Stallbepflanzung.

Erfahrungsgemäß kann etwa die Hälfte des Trinkwasserbedarfs durch Regenwasser ersetzt werden. Als Trink- und Tränkwasser ist Regenwasser jedoch nicht geeignet. Das Umweltbundesamt (UBA) schreibt auf seiner Homepage: „Auch wenn die hygienische Qualität von Regenwasser oft die Anforderungen an Badegewässer einhalten kann, ist sie nicht mit der von Trinkwasser vergleichbar.” Das Waschen von Stallkleidung und anderer Wäsche ist mit Regenwasser jedoch möglich. Ein weiterer Pluspunkt: Wegen der geringeren Wasserhärte benötigt man weniger Waschmittel.

Das UBA empfiehlt immungeschwächten Personen, in eine Wasseraufbereitungstechnik zu investieren. „Zwar werden beim Wäschewaschen mit Regenwasser durch Temperatur und Waschmittel gesundheitsgefährdende Keime in der Regel abgetötet. Beim anschließenden Spülen mit kaltem Wasser ist dies jedoch nicht sichergestellt, sodass Keime in die Wäsche übertragen werden können. Dieses Risiko kann nur durch eine geeignete Aufbereitung des Wassers oder durch anschließendes Bügeln der Wäsche ausgeschlossen werden.“

Regenwasser hat keine Trinkwasserqualität, kann aber für Reinigungszwecke verwendet werden. 

Brauchwasser als graues Wasser deklariert

ln der europäischen DIN EN 16941 ist auch die Verwendung von Grauwasser geregelt. Brauchwasser oder Grauwasser ist das Wasser, das aus Duschen, Badewannen und Handwaschbecken abfließt. Auch Wasser aus Waschmaschinen und Küchenspülen kann nach entsprechender Aufbereitung dazugehören. Es handelt sich also um leicht verschmutztes Wasser, das erst nach einer Reinigung wieder verwendet werden kann.

Brauchwasser kann ebenso wie Regenwasser für Bereiche genutzt werden, in denen keine Trinkwasserqualität erforderlich ist.

Laut Euronorm darf behandeltes Grauwasser für Toilettenspülungen und Gartenbewässerung sowie die Reinigung von Wäsche und Gegenständen genutzt werden. Die Verwendung als Trinkwasser, zur Körperhygiene sowie die direkte Nutzung ohne Aufbereitung sind verboten.

Der Einbau von Grauwassernutzungsanlagen ist laut Trinkwasserverordnung (TrinkwV) meldepflichtig, und der Betrieb muss dem zuständigen Gesundheitsamt schriftlich angezeigt werden. Das Wasser aus Dusche, Badewanne und Handwaschbecken wird in einer Grauwassernutzungsanlage gesammelt. ln einem zweistufigen Verfahren wird dieses zuerst biologisch gereinigt und anschließend durch Membranfiltration von den restlichen Schmutzpartikeln befreit. Sind die gesetzlichen Hürden genommen, bieten die Sammlung, Aufbereitung und damit Wiederverwendung von Grauwasser ein großes Einsparpotenzial von kostbarem Trinkwasser.

Wirtschaftlichkeit von Regen- und Brauchwasser

Regen- und Brauchwassernutzung ist Stand der Technik und in ganz Deutschland verfügbar. Allgemeingültige Aussagen zur Wirtschaftlichkeit sind jedoch schwierig, da jede Lösung betriebsindividuell zu betrachten ist. Generell lässt sich aber sagen: Bis zu 50 % der Trink- und Abwasserkosten können im Einfamilienhaus durch Regen- und Grauwassernutzung eingespart werden. Bei gewerblichen und öffentlichen Anlagen sind Einsparungen von über 90 % möglich.

Diese Einsparungen betreffen sowohl die Abwasser- als auch die Trinkwassermenge und deren Kosten. Je weniger Abwasser vom Betriebsgelände in die öffentliche Kanalisation gelangt, desto geringer sind die Gebühren für die energieintensive Abwasserreinigung. Jeder Kubikmeter Regenwasser, der für Reinigung und Bewässerung genutzt wird, ersetzt 1 m3 Trinkwasser, der so nicht den natürlichen Vorräten entnommen, aufbereitet und zu den Entnahmestellen der Kunden gepumpt werden muss. Langfristig spart das Geld und schont die wichtige Ressource Grundwasser.

Die Amortisationszeiten für private Regen- oder Brauchwassernutzungsanlagen liegen zwi­ schen zehn und 20 Jahren. Größere Anlagen in öffentlichen Gebäuden erreichen diese oft schon nach zehn Jahren, in der Industrie nach fünf Jahren, sodass für die Landwirtschaft von ähnlichen Amortisationszeiten ausgegangen werden kann. Generell hängt die Amortisationszeit von regionalen Faktoren wie Wasser- und Abwasserpreisen, eventuellen Förderungen und Abwassergebühren ab. Doch die Wirtschaftlichkeit ist hier nur ein Aspekt. Ebenso wichtig bei der Bewertung der Regenwassernutzung ist der ökologische Nutzen im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.

Grundstein der Bodenfruchtbarkeit

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Die optimale Einstellung des Boden-pH-Wertes ist wesentliches Instrument der Bodenfruchtbarkeit und legt die Grundlage für eine hohe Nährstoffeffizienz. Aufgrund von ablaufenden Versauerungsprozessen sowie Kalkverlusten über Auswaschung in den zurückliegenden regenreichen Monaten, der Düngung mit kalkzehrenden Mineraldüngern sowie des Entzuges mit dem Erntegut empfiehlt sich eine regelmäßige Überprüfung des Boden-pH-Wertes anhand von Bodenanalysen.

Die Überprüfung sollte anhand von Standardbodenuntersuchungen sowohl auf dem Acker- als auch auf dem Grünland erfolgen. Für Ackerböden ist ein höherer pH-Wert anzustreben als für Grünland. Die Messung des pH-Wertes erfolgt im Labor im Rahmen der Bodenuntersuchung gemäß der Methode des Verbands deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLufa) in einer Kalziumchlorid-Lösung. Der Kalkbedarf, abgeleitet über den gemessenen pH-Wert des Bodens, hängt maßgeblich von der Bodenart und insbesondere dessen Ton- und Humusgehalt ab.

Durch den Einsatz von kohlensaurem Kalk sowie Branntkalk konnten positive Auswirkungen auf verschiedene Bodenparameter, wie zum Beispiel eine verbesserte Wasser- und Luftführung, sowie eine Verbesserung der strukturellen und biomechanischen Eigenschaften auf schweren Böden der Marsch in gemeinsamen Versuchen der Landwirtschaftskammer und CAU-Kiel nachgewiesen werden.

Höherer und niedrigerer Ziel-pH-Wert

Es gilt zu beachten, dass mit steigendem Tongehalt ein höherer Ziel-pH-Wert besteht, während mit steigendem Humusgehalt niedrigere pH-Werte das Optimum abbilden. Um den Ziel-pH-Wert sicher zu erreichen und damit zu hohe oder zu geringe pH-Werte zu vermeiden, ist zur exakten Bestimmung der vorliegenden Bodenart unbedingt eine Schlämm­analyse auf die Sand-, Schluff- und Tonanteile vorzunehmen. Die Fingerprobe des Labors ist nur ein Hinweis und keine Bestimmung.

Im Bereich leichter Böden liegen die Bodenarten sehr dicht beieinander. Bereits geringe Abweichungen des Tongehaltes können eine andere Bodenart und damit andere Optima nachweisen. Den Bereich von 5 bis 17 % Tonanteil teilen sich die drei Bodenarten des lehmigen Sandes (Sl2, Sl3 und Sl4). Die durch die Schlämmanalyse bestimmte Bodenart kann auch für Analysen in den Folgejahren übernommen werden.

Die Ableitung des Kalkbedarfs (CaO) anhand der Bodenanalyse und entsprechend der Bodenart, dem pH-Wert und dem Tongehalt erfolgt auf Basis der Gehaltsklassen A bis E (Tabelle). Anzustreben ist stets die Gehaltsklasse C, die eine optimale Kalkversorgung definiert. Zur Absicherung der optimalen Versorgung ist auch in Stufe C eine Kalkdüngung notwendig (Erhaltungskalkung). In den Klassen A und B ist die Kalkversorgung der Böden vergleichsweise niedrig, sodass zur Durchführung der Gesundungskalkung höhere Kalkmengen notwendig sind (siehe Tabelle). Die höchste Klasse E weist keinen Kalkbedarf auf.

Die Wirkung der in der Praxis eingesetzten Kalkdünger ist sehr verschieden. Die Bodenart und der Zweck der Kalkung sind entscheidend für die Wahl des Kalkdüngers. In den Versorgungsstufen A und B ist das Aufkalken das Ziel, bei dem eine zügige Kalkwirkung anzustreben ist. Auch bei Böden mit hohen Ziel-pH-Werten ist eine hohe Reaktivität für eine schnelle Anhebung des pH-Wertes gewünscht.

Warum sollte man kalken?

Es sind vier Wirkungsweisen des Kalkes zu unterscheiden:

Die chemische Wirkung des Kalkes beruht auf dem Zusammenhang zwischen dem pH-Wert des Bodens und der Verfügbarkeit der Nährstoffe. Während Phosphat und Bor im schwach sauren bis neutralen Bereich (pH 6 bis 7) am besten verfügbar sind, nimmt die Löslichkeit der Spurenelemente (außer Molybdän) mit steigendem pH-Wert ab.

Die physikalische Wirkung beruht darauf, dass der Kalk Brücken zwischen den Tonteilchen bildet, es bilden sich stabile Bodenkrümel. Diese strukturverbessernde Wirkung ist besonders wichtig auf schweren Böden. Der Luft-, Wasser- und Wärmehaushalt des Bodens verbessert sich. Die Tragfähigkeit des Bodens erhöht sich. Dies ist heute besonders wichtig im Zusammenhang mit höherem Bodendruck durch immer schwerere Maschinen.

Neben dieser indirekten Wirkung durch die Bodengare werden auch Bodenlebewesen direkt durch einen optimalen pH-Wert begünstigt. Damit hat der pH-Wert einen Einfluss auf wichtige Abbau- und Umbauprozesse im Boden, Zersetzung der Erntereste, Aufbau stabiler Humusformen und somit Verbesserung der Nährstoff-Austauschkapazität

Je nach Kalkart werden dem Boden die Nährstoffe Kalzium, Magnesium, gegebenenfalls Phosphat, Schwefel sowie Spurnährstoffe zugeführt.

Eine gute Verfügbarkeit der Haupt- und Spurnährstoffe ist nur gewährleistet, wenn auch der pH-Wert im Boden im Optimum liegt. Die Ziel-pH-Werte steigen mit höheren Tongehalten des Bodens an. Hier gewinnt die strukturverbessernde Wirkung des Kalkes an Bedeutung. Jedoch gibt es damit auch eine zunehmende Immobilisierung der Spurenelemente Eisen, Mangan, Kupfer und Zink. Am stärksten ist dieser Zusammenhang beim Nährstoff Mangan festzustellen. Dies sollte bei der Spurenährstoffdüngung berücksichtigt werden.

Eine regelmäßige Überprüfung des Boden-pH-Wertes anhand von Standardbodenuntersuchungen gemäß VDLufa-­Methode in einer Kalziumchlorid-Lösung ist zu empfehlen.

Kalkwahl und Ausbringmenge

Die Kalkwirkung der in der Praxis am gängigsten eingesetzten Kalkdünger ist dabei unterschiedlich. Bei einer Aufkalkung sowie bei Böden mit hohem Ziel-pH-Wert wird eine schnelle Kalkwirkung angestrebt, um den gewünschten optimalen Zustand zügig zu erreichen. Zu diesem Zweck sind Branntkalke oder Mischkalke mit Branntkalkanteil, aber auch Coccolithenkalke (zum Beispiel Faxekalk) sehr gut geeignet, da im Vergleich zum kohlensauren Kalk (CaCO3) beim Einsatz von Branntkalk (CaO) sehr schnell eine Erhöhung des pH-Wertes erreicht wird.

Für leichte Böden und zur Erhaltungskalkung in der Versorgungsstufe C sind vor allem kohlensaure Kalke mit einer langsameren, länger anhaltenden Kalkwirkung besser geeignet. Eine zu schnelle Umsetzung würde sonst leicht zu einer Überschreitung des Ziel-pH-Wertes und damit zur Nährstofffestlegung (beispielsweise von Phosphat, Mangan) führen. Hier sind dolomitische Kalke, mit größeren Anteilen von Magnesiumcarbonat, geeignet, insbesondere dann, wenn es um die Erhaltungskalkung geht.

Auch die zusätzliche Magnesiumzufuhr ist positiv zu bewerten. Für schwere, tonreiche Böden sind die hochreaktiven Kreidekalke besser geeignet. Sie zeigen besonders bei einer Gesundungskalkung eine sehr gute Wirkung. Die Wahl des Kalkdüngemittels wird auch dadurch bestimmt, welche weiteren Nährstoffe, beispielsweise Magnesium, benötigt werden.

Die in der Bodenanalyse ausgewiesene CaO-Bedarfsmenge darf nicht mit der notwendigen Produktmenge des Kalkdüngers verwechselt werden, da die im Markt befindlichen Kalkdünger meist nicht zu 100 % CaO enthalten. Zudem ist oftmals der Neutralisationswert in % CaO für das Produkt angegeben, um auch weitere pH-Wert-wirksame Bestandteile wie beispielsweise Magnesiumoxid (MgO) mit zu berücksichtigen. Zudem liegen die meisten Kalkdüngemittel in Form von CaCO3 vor. Daher sind die in CaO angegebenen Bedarfsmengen mit dem Faktor 1,78 zu multiplizieren, um den Bedarf eines in CaCO3-Form angegebenen Kalkdüngemittels zu berechnen.

Das Düngeplanungsprogramm der Landwirtschaftskammer gibt hier Hilfestellung, da diese Angaben bereits berücksichtigt werden. Dennoch kann anhand des produktspezifischen Neutralisationswertes die benötigte Produktmenge auch manuell errechnet werden:

Kalkbedarf (dt CaO/ha) / CaO-Anteil-Neutralisationswert (t CaO/t Produkt) = Produktmenge (dt/ha).

Soll zum Beispiel ein Kalkbedarf von 10 dt CaO/ha gedeckt werden und der Neutralisationswert des eingesetzten Kalkes beträgt 50 % CaO, muss eine Gesamtproduktmenge von 20 dt/ha ausgebracht werden.

Mit besonderem Blick auf die Gesundungskalkung in den Gehaltsklassen A und B sollten maximale Kalkgaben für die gesamte Krume nicht überschritten werden. Dies sind bei leichten Böden (S, hS) 30 dt CaO/ha, bei mittleren Böden (lehmiger Sand l´S, lS, ĪS) 60 dt CaO/ ha und bei schweren Böden (sL, L) 80 dt CaO/ha. Der in den Richtwerten angegebene Kalkbedarf bezieht sich auf einen Zeitraum von drei Jahren. Überschreitet der angegebene Kalkbedarf die Maximalgabe, dann sollte die Kalkung aufgeteilt werden.

Weitere Düngeempfehlungen und Mengen sind den „Richtwerten für die Düngung 2024“ der Landwirtschaftskammer zu entnehmen. Die Kalkung kann grundsätzlich zu jeder Jahreszeit erfolgen. Da eine gute Vermischung und die Bodenstruktur schonende Ausbringung anzustreben ist, bietet sich die Ausbringung vor der Aussaat in Herbst oder Frühjahr an.

Fazit

Die Bodenfruchtbarkeit legt den Grundstein für das Ertragspotenzial eines Standortes. Um ebendiese zu fördern, lohnt sich ein Blick auf den pH-Wert und eine darauf ausgelegte Kalkdüngeplanung auf Basis der „Richtwerte für die Düngung 2024“, denn die Haupt- und Spurennährstoffe liegen in Abhängigkeit von der Bodenart zu einem spezifischen pH-Wert in pflanzenverfügbarer Form vor und können bei einem ungünstigen pH-Wert in einen Mangelzustand geraten.

Empfehlungen zum Herbizideinsatz im Winterraps 2024, Teil 1

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Schon deutlich vor dem Ernte­termin des Winterrapses wurde in diesem Jahr das zum Teil große Unkrautpotenzial auf einigen ­Flächen sichtbar. Kamille, Kornblume, Klatschmohn, Rauken und Disteln überragten einige Bestände. Vorherige Lücken, vor allem durch den Befall mit Rapserdfloh verursacht, wurden von diesen dominanten Arten genutzt. Der Artikel gibt Hinweise zur Herbizidstrategie.

Rückblickend auf die vergangenen Jahre hat sich die Strategie der Unkrautbekämpfung – von ehemals ausschließlich Bodenherbiziden in hohen Aufwandmengen – verändert, da einerseits das Portfolio der Nachauflaufherbizide größer geworden ist, aber andererseits auch, weil zusätzliche Einflussfaktoren wie Schädlingsbefall oder Witterung verstärkt an Bedeutung gewonnen haben. Somit sind für den Einsatz der Bodenherbizide und deren Intensität neben dem eigentlichen Unkraut- und Ungrasspektrum auch noch zusätzliche Aspekte relevant:

Wie gelingt eine erfolgreiche Etablierung des Rapses bei möglicher Trockenheit in der kritischen Jugendphase?

Wie stark sind der frühe Zuflug des Rapserdflohs und der damit verbundene Reifungsfraß?

Muss eventuell aufgrund der vorherigen Punkte der Raps umgebrochen werden?

Unter diesen drei Gesichtspunkten rücken die Nachauflaufherbizide stärker in den Vordergrund – mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass man auf einige Unkrautarten situativer reagieren kann, vorausgesetzt, dass das Wirkungsspektrum der Nachauflauf-Herbizide dies ermöglicht. Aber Vorsicht, nicht immer ist ein Verzicht auf Bodenwirkstoffe wie Metazachlor und/oder Clomazone ratsam! Ausschlusskriterien sind beispielsweise das Auftreten von Ackerfuchsschwanz und/oder Wegrauke.

Hier die richtige Entscheidung zu treffen, setzt einerseits Flächen-, zum anderen auch Unkrautkenntnis voraus. Die Wirkstoffe haben zum Teil ein gut abgegrenztes Wirkungsspektrum, sodass damit ein zielgenauer Einsatz möglich ist. Zusätzlich können mitunter erhebliche Herbizidkosten für nicht notwendige „Komplettlösungen“ eingespart werden. Allgemein gilt: Der Einsatz der Wirkstoffe sollte sich an den Problemunkräutern beziehungsweise Ungräsern orientieren, alles andere sind Mitnahmeeffekte. Stellvertretend werden vier Szenarien vorgestellt.

So ein massiver Besatz mit Wegrauke erschwert die Ernte ungemein.
Die Kornblume zeichnet nach dem Herbizideinsatz, die Ochsenzunge kann nur noch aufwendig mit 2,0 l/ha Stomp Aqua in der Vegetationsruhe bekämpft werden. Im Vorauflauf hätten 0,6 l/ha gereicht.
Solch starker Besatz mit Storchschnabel ist ein Fall für den Belkar Power Pack (Splitting-Anwendung erforderlich). 
Auch größere Pflanzen werden erfasst.

Szenarien mit vier Unkräutern

Ackerfuchsschwanz: Im Zuge ansteigender Resistenzentwicklung gegen blattaktive FOP und DIM kommt man am Bodenwirkstoff Metazachlor nicht vorbei. Der Einsatz beispielsweise von Fuego oder Fuego Top (+ Quinmerac gegen Klettenlabkraut, Kerbel und Gefleckten Schierling) erfordert aber ein gewisses Fingerspitzengefühl. Nachfolgende Niederschläge sichern den erforderlichen Wirkungsgrad gegen Ackerfuchsschwanz und auch Kamille-Arten. Starkregen dagegen führt zu Stress bei den Rapspflanzen, der besonders in Jahren mit hohem Rapserdflohdruck durchaus einmal kritisch werden kann. Die Rapsbestände werden kurzzeitig in ihrer Entwicklung gehemmt und können dann dem Blattfraß des Rapserdflohs nicht davonwachsen. Hier befindet man sich in einer Zwickmühle, denn ein hoher Wirkungsgrad gegen Ackerfuchsschwanz ist nahezu Pflicht, damit der Druck auf die stark resistenzgefährdeten Blattherbizide Focus Ultra und Select 240 EC nicht zu groß wird. Wo diese beiden Herbizide schon nicht mehr wirken, ist der Einsatz von Metazachlor umso bedeutender, um überhaupt den Kerb-Flo-Termin in der Vegetationsruhe zu erreichen.

Wegrauke: Wer schon einmal Raps mit durchgegangener Rauke dreschen musste, wird diese Erfahrung so schnell nicht vergessen. Sikkation ist nicht mehr erlaubt, und somit hat die Bekämpfung der Rauke-Arten eine noch viel größere Bedeutung. Die sicherste Möglichkeit gegen die Wegrauke garantiert der Wirkstoff Clomazone (zusätzlich werden zum Beispiel Klettenlabkraut und Vogelmiere erfasst, absolute Schwäche sind Kamille-Arten). Allerdings lässt sich der Wirkstoff aufgrund spezieller Clomazone-Auflagen (Übersicht 1 und 2) nicht überall problemlos einsetzen. In diesen Fällen ist eine Nachauflaufbehandlung mit Fox notwendig. Ein Splitting im frühen Stadium zeigt höhere Wirkungsgrade (ab Vierblattstadium des Rapses 0,3 l/ha, gefolgt im ES 16 mit 0,5 bis 0,7 l/ha) als die Einmalbehandlung. Eine Kombination mit Runway erreicht Zusatzleistungen gegen Kornblume, Kamille und Klatschmohn. Jahresbedingt schwierig zu handhaben sind die Bedingungen, die auch einmal einen Einsatz unmöglich machen. Mit Ausnahme von Runway und Effigo sind mit Fox keine anderen Mischungspartner möglich. Zusätzlich müssen zum Zeitpunkt der Behandlung die Rapsblätter absolut trocken sein, da es sonst zu Blattflecken, den typischen Fox-Sprenkeln, kommen kann. Zwischen der Herbizidmaßnahme und dem Einsatz eines Wachstumsreglers, Insektizids oder Gräserherbizids sollten (fünf bis) sieben Tage liegen, da sich die Wachsschicht des Rapses erst wiederaufbauen muss. In einem regenreichen Herbst oder täglich taunassen Beständen kommt man da sehr schnell an seine Grenzen. Alternativ den sehr breit wirkenden Belkar Power Pack einzusetzen, ist aufgrund der ausschließlich unterdrückenden Wirkung nur bei einem geringen Wegrauken-Besatz eine Option.

Ochsenzunge beziehungsweise Ackerkrummhals kam früher vorzugsweise auf sehr leichten Standorten vor, aber inzwischen hat die Pflanze sich auf sämtlichen Standorten mit intensivem Rapsanbau etabliert. Ihr Auftreten sollte man kennen, denn sie kann wirksam nur mit dem Wirkstoff Pendime­thalin im Stomp Aqua (weitere Stärke ist Klatschmohn) bekämpft werden. Die Bekämpfung ist am einfachsten im Vorauflauf mit 0,5 bis 0,7 l/ha Stomp Aqua als Mischpartner zu Metazachlor oder Clomazone möglich und damit um ein Vielfaches wirkungssicherer und preislich deutlich attraktiver als die Nachauflaufvariante mit 2,0 l/ ha Stomp Aqua in der Vegetationsruhe. Allein den Begriff Vegetationsruhe zu definieren, war in der Vergangenheit bei den wärmeren Wintern schwierig genug, und bis dahin haben die Ochsenzunge-/Krummhals-Pflanzen eine beachtliche Größe erreicht, sodass kein Spielraum für eine Reduzierung der Aufwandmenge gegeben ist. Beide möglichen Termine, Vorauflauf sowie Vegetationsruhe, sollten unbedingt eingehalten werden, da sonst Verträglichkeitsprobleme für die Kultur drohen. Der Einsatz des Belkar Power Packs hat in der Vergangenheit zu schwankenden Ergebnissen geführt.

Storchschnabel-Arten konnten in der Vergangenheit nur im Vorauflauf mit dem Bodenwirkstoff Dimethenamid-P, enthalten in Butisan Gold und Butisan Kombi, oder Napropamid, zum Beispiel Colzor Trio und andere, bekämpft werden. Mit der Einführung des Produkts Belkar (Wirkstoff Halauxifen-Methyl, Synonym Arylex) hat sich eine sehr gute Alternative im Nachauflauf aufgetan. Auch größere Storchschnabel-Pflanzen werden meist sicher erfasst. Aber Achtung, erfolgt kein Einsatz von Metazachlor im Vorauflauf, muss Belkar zwingend in Kombination mit Synero (Wirkstoff Aminopyralid = Runway VA) als Belkar Power Pack appliziert werden, denn Belkar solo hat eine ausgesprochene Kamille-Schwäche. In Kombination mit Synero werden Unkräuter wie Kamille, Kornblume, Klatschmohn, Hundskerbel, Klettenlabkraut und Hirtentäschel weitestgehend bekämpft. Als Bekämpfungslücke bleiben sämtliche Ungräser wie Ackerfuchsschwanz und Einjährige Rispe und so weiter.

Mögliche Spritzstrategien

Je nach Unkrautspektrum ergeben sich viele mögliche Spritzstrategien, nachfolgend werden einige vorgestellt:

• Breite Mischverunkrautung mit Wegrauke, aber ohne Ackerfuchsschwanz und Einjährige Rispe:

Basiswirkstoff Clomazone gegen Wegrauke, dann im Nachauflauf Belkar Power Pack

0,25 bis 0,3 l/ha Clomazone 360 CS im VA

0,25 l/ha + 0,25 l/ha Belkar Power Pack (Belkar + Synero) ab ES 12

Wegrauke, Hirtentäschel, Kamille, Storchschnabel-Arten, Klettenlabkraut, Kornblume, Klatschmohn, Ackerstiefmütterchen

Tipp: zwingend Synero dazu, da Clomazone und Belkar eine Kamille-Schwäche haben

• Breite Mischverunkrautung mit Wegrauke und Ackerfuchsschwanz, Einjähriger Rispe

-> Basiswirkstoffe Clomazone gegen Wegrauke und Metazachlor gegen Ackerfuchsschwanz und Rispe

1,0 l/ha Fuego + 0,25 bis 0,3 l/ha Clomazone 360 CS im VA

-> Wegrauke, Hirtentäschel/Ackerhellerkraut, Kamille, Klettenlabkraut; Lücke: Klatschmohn, Storchschnabel-Arten, Ackerstiefmütterchen, Ochsenzunge/Ackerkrummhals, Hundskerbel, (Kornblume: Nebenwirkung durch Clomazone, oft nicht ausreichend)

-> Tipp: bei stärkerem Klettenlabkraut-Druck und/oder Geflecktem Schierling sollte anstelle von Fuego alternativ Fuego Top (zusätzlich Wirkstoff Quinmerac) zum Einsatz kommen; gute Zusatzwirkung gegen Hundskerbel

Möglichkeiten, um Lücken zu schließen:

+ 0,2 l/ha Runway VA -> Kornblume, Klatschmohn; Lücke: bei Ochsenzunge/Ackerkrummhals sowie Storchschnabel-Arten und/oder

+ 0,5 bis 0,7 l/ha Stomp Aqua -> + Ochsenzunge/Ackerkrummhals, Klatschmohn oder

ab ES 12 0,25 l/ha Belkar  Storchschnabel-Arten (Hundskerbel, Klatschmohn)

2,0 bis 2,5 l/ha Butisan Kombi + 0,2 l/ha Clomazone 360 CS im VA

-> Wegrauke, Hirtentäschel, Ackerhellerkraut, Kamille, Storchschnabel-Arten, Klettenlabkraut; Lücke: Kornblume, Stiefmütterchen, Ochsenzunge/Krummhals, Hundskerbel

-> Die aufgrund der Abstandauflagen clomazonefreien Ränder/Bereiche müssen gegen Wegrauke mit Fox nachgearbeitet werden (Belkar hat nur eine unterdrückende Wirkung).

• Wegraukenfreie Standorte, aber mit Ackerfuchsschwanz

Vorauflauf (VA)

2,0 bis 2,5 l/ha Butisan Gold -> Kamille, Storchschnabel-Arten, Klettenlabkraut (normaler Besatz); Lücken: Wegrauke, Kornblume, Ackerstiefmütterchen, Ochsenzunge/Ackerkrummhals

1,5 l/ha Fuego Top + 0,2 l/ha Runway VA -> Kamille, moderater Besatz Klatschmohn, Kornblume, Ackerstiefmütterchen, Klettenlabkraut nicht immer ausreichend; Lücke: Wegrauke, ­Storchschnabel-Arten

1,5 l/ha Fuego Top + 0,5-0,7 l/ha Stomp Aqua (Kombination muss im VA fallen) -> Kamille, Ochsenzunge/Krummhals, Klatschmohn, Teilwirkung Ackerstiefmütterchen, Klettenlabkraut nicht immer ausreichend); Lücke: Wegrauke, Kornblume, Storchschnabel-Arten

-> bei Bedarf Nachlage: Splitting-Nachlage mit Fox 0,3 und 0,7 l/ha -> Wegrauke, Ackerstiefmütterchen, (Ochsenzunge/Ackerkrummhals), bei frühem Einsatz gute Teilwirkung auf Storchschnabel-Arten und/oder Runway VA 0,2 l/ha -> Kornblume, Ackerstiefmütterchen

-> 0,2 l/ha Runway ebenfalls möglich, dann aber NG 349 beachten!
(inklusive Synergismus von Fox und Runway)

• Breite Mischverunkrautung ohne Wegrauke und stärkeren Druck von Ochsenzunge/Ackerkrummhals und Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, Weidelgräser, Einjährige Rispe

ES 12: Belkar Power: 0,25 l/ha Belkar + 0,25 l/ha Synero

ES 16: 0,25 l/ha Belkar

Der Vorteil dieser bodenherbizidfreien letzten hier gezeigten Variante liegt darin, dass der Herbizideinsatz erst erfolgt, wenn der Raps sich etabliert hat. Besonders bei schwierigen Auflaufbedingungen (Trockenheit, Verschlämmung/Verkrustung der Bodenoberfläche nach Starkregen oder früher Rapserdflohzuflug) erfolgt kein zusätzlicher Stress durch Bodenwirkstoffe. Eventuell doch notwendige Rapsumbrüche wären unkomplizierter. Allerdings ist diese Variante keine Option auf Flächen mit Ackerfuchsschwanz-Besatz, besonders vor dem Hintergrund, dass vielerorts die blattaktiven Herbizide Focus Ultra und Select 240 EC beziehungsweise VextaDim resistenzbedingt schwächeln. Die Ackerfuchsschwanz-Pflanzen hätten zum optimalen Kerb-Flo-Termin eine Größe und Wurzeltiefe erreicht, dass dann auch Kerb Flo an seine Grenzen kommt.

Des Weiteren müssen die Einsatzbedingungen von Belkar beachtet werden. Nicht jede Kombination ist möglich (Übersicht 3).

Eine Übersicht über die zugelassenen Herbizide mit den dazugehörigen Auflagen und Erläuterungen findet sich auf den Seiten 7 bis 12 auf unser Homepage unter dem Link: https://t1p.de/zzr2y

Bekämpfung von Ausfallgetreide

Je nach Bodenbearbeitung, Gräserdruck und jahresbedingtem Auflaufverhalten sind ein bis zwei Anwendungen gegen Ausfallgetreide notwendig. Durch die Vor­auflaufbehandlung mit den Bodenwirkstoffen Metazachlor beziehungsweise Metazachlor + Dimethenamid-P werden einige frühzeitig auflaufende Ungräser zum Teil erfasst, Ausfallgetreide allerdings kaum.

Herrschen vor der Rapsbestellung sehr trockene Bedingungen, läuft im Vorwege wenig Ausfallgetreide auf. Dies geschieht dann meist zu einem frühen Zeitpunkt in der Kultur, sodass dann ein früher Einsatz eines FOP-Herbizids (zum Beispiel Agil S, Targa Super) notwendig wird, da sonst der Raps sehr schnell unterdrückt würde. Die Applikationen sollten erfolgen, wenn das Ausfallgetreide ein bis drei Blätter hat.

Wurde im Vorauflauf mit Clomazone gearbeitet, muss das Durchgrünen des Ausfallgetreides abgewartet werden. Für die Ausfallgetreidebekämpfung steht eine Vielzahl von Produkten aus der Gruppe der FOP zur Verfügung. Eine weitere notwendige, zweite Behandlung kann dann oft mit einem Wachstumsregler und/oder Insektizideinsatz gegen Rapserdfloh kombiniert werden. Die Wachstumsregler wirken dabei zusätzlich oft wie Additive und verbessern die Wirkstoffaufnahme. Gelistete Zusatzstoffe bringen nur bei Soloanwendungen einiger Graminizide Wirkungsverbesserungen. Bei geringem Gräserdruck ist eine spätere Einmalanwendung ausreichend.

Wegrauke und Ackerfuchsschwanz zählen zu den Problempflanzen im Raps.
Die Ausfallgerste ist hier schon eine enorme Konkurrenz zum auflaufenden Raps. Eine frühe Behandlung ist zwingend erforderlich.
Hirtentäschel und Babarakraut – beides Kreuzblütler, aber nur das Hirtentäschelkraut ist einfach zu bekämpfen.

Sommerblumentag im Gartenbauzentrum

Rund 50 Personen trafen sich zum diesjährigen Sommerblumentag im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer (LKSH) in Ellerhoop, um sich über Saisonverlauf und neue Entwicklungen auszutauschen. Erstmalig wurde dieser Tag mit der Landesvereinigung Ökologischer Landbau SH & HH e. V. gemeinsam ausgerichtet.

Dr. Felix Mahnkopp-Dirks von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn stellte Sommerblumen für den Norden vor: Eine Körkommission mit Fachleuten aus der Versuchsanstalt, Beratung und der gärtnerischen Praxis schlägt die Prüfpflanzen vor, von denen zirka 660 Sorten in der Anzucht und im Sommer im Freiland bewertet werden. Eine Auswahl von Neuheiten, die sich im norddeutschen Wetter trotz Wind und Regen mit Blütenreichtum, Ausdauer und Gesundheit bewährt haben, gab den Gärtnern Anregungen für das nächste Kulturjahr.

Von einem herausfordernden Saisonpflanzenjahr berichteten Lars Kotzam aus Gönnebek und Tara Schmidt von der Gärtnerei Jenkel in Wilstedt. Nach einem sehr guten Frühlingsblumenverkauf blieb der Verkauf der Sommerblumen nach den Eisheiligen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Tara Schmidt registrierte ein wachsendes Interesse an Gemüse, Kräutern und Stauden. Eine gute Pflanzenqualität und fundierte Beratung honorieren die Kunden. Ein besonderes Augenmerk wird in der Gärtnerei Jenkel auf das Fachpersonal gelegt, das sich auch in gemeinsamen Veranstaltungen engagiert.

Oliver Krebs aus Bexhövede bei Bremerhaven erläuterte den Weg der Gärtnerei von einem Jungpflanzen-Spezialbetrieb zu einem Gemüsepflanzen- und Kräuterbetrieb mit 80 % Bioproduktion nach EG-Ökoverordnung. Seit Kurzem werden auch Biogrünpflanzen vermarktet, der Betrieb wird zukünftig komplett auf Bio umgestellt. Die Bioumstellung gelang durch gute Beratung einfacher und vor allem viel schneller, als von den Inhabern gedacht. Allerdings sei jeder Betrieb anders, jedes Haus sei anders. Entsprechend müsse man viele Erfahrungen selbst machen.

Technikberater Ole Kock aus dem Gartenbauzentrum stellte die Herausforderungen dar, denen sich die Gärtner durch politische Ziele und die Auswirkungen der CO2-Steuer stellen müssen. Insbesondere die absehbaren Steigerungen der CO2-Steuer bis 2026 und die unsichere Zukunft danach erschweren langfristige Planungen. Insbesondere Erdgas und Heizöl werden deutlich teurer werden. Bisher günstigere Alternativen wie Holz oder Wärmepumpen erfordern auf der anderen Seite hohe Investitionen. Entsprechend muss jeder Betrieb seine Möglichkeiten individuell bewerten; dazu bietet Technikberater Ole Kock seine Unterstützung an.

Die Referenten des Sommerblumentages (v. r.): Tara Schmidt, Tobias Plagemann, Dr. Felix Mahnkopp-Dirks, Jan Runge, Ole Kock, Oliver Krebs, Lars Kotzam, auf dem Bild fehlen Mustafa Almuseitef und Andrea Querner. Foto: Carsten Bock

Entwicklungen im Pflanzenschutz stellten Mustafa Almuseitef, Tobias Plagemann, Andrea Querner und Jan Runge von der LKSH zum Abschluss dar. Bei der Ausstellung des Pflanzenpasses im Pflanzengroßhandel müssen die Vorgaben genau beachtet werden. Einige bewährte Pflanzenschutzmittel erreichen das Zulassungsende, nach Ende der Aufbrauchfrist sind eventuelle Reste entsorgungspflichtig. Hoffnungen auf Biostimulanzien als Ersatz für wegfallende Pflanzenschutzmittel lassen sich in offiziellen Versuchen häufig nicht bestätigen. Im Oktober werden Sachkundeschulungen mit dem Schwerpunkt Zierpflanzenbau im Land verteilt angeboten.

Ein Drittel der Fläche in Deutschland ist Forst

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Die Vielfalt der Böden in Deutschland ist groß. Um diese ver­schiedenen Böden sichtbar zu machen und mehr Licht in die Welt unter unseren Füßen zu bringen, wird jedes Jahr am 5. Dezember, dem internationalen Tag des Bodens, der Boden des Jahres vorgestellt. Ein Fachgremium entscheidet, welcher Boden gekürt wird. Für 2024 wurde der Waldboden zum Boden des Jahres ernannt.

Knapp ein Drittel der Fläche Deutschlands (11,4 Mio. ha) ist von Wald bedeckt. Die Böden darunter spielen mit ihren zahlreichen Funktionen und Ökosystemleistungen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt. Waldböden erfüllen mannigfaltige Funktionen für das Ökosystem Wald und sind als Pflanzenstandort und Nährstoffquelle die Grundlage produktiver und anpassungsfähiger Wälder. Sie sorgen für sauberes Trinkwasser und Regenrückhalt bei Extremniederschlägen und tragen als Kohlenstoffspeicher zum Klimaschutz bei.

Für eine Vielzahl von Organismen dienen Waldböden als Lebensraum. Atmosphärische Schadstoff- und Säureeinträge können durch sie abgepuffert werden. Faktoren wie Klima, Geologie, Lage und aufstockende Baum­artenzusammensetzung sind entscheidend für die Bodenbeschaffenheit. Die verschiedenen Baumarten sind auf unterschiedliche Bodeneigenschaften angewiesen. Wird es zu nass oder zu trocken, können Wälder nicht existieren. Durch den Klimawandel wird sich die Verbreitung der Baumarten in Zukunft verändern.

Aufbau verschiedener Waldböden

Der Waldboden ist der oberste, lockere Teil der Erdkruste, der durch Gefügebildung, Humusbildung, Verwitterung und Verlagerung von Verwitterungs- und Humifizierungsprodukten umgestaltet ist. Dies erfolgt im Lauf der Zeit unter dem Einfluss von Klima, Vegetation, Bodenlebewesen, Grundwasser, Staunässe, Geländelage und durch künstliche Maßnahmen.

Je nach Ausgangsmaterial, Intensität und Einwirkungsdauer dieser Faktoren zeigen Waldböden eine vertikale Gliederung in mehrere Bereiche mit unterschiedlichen Merkmalen. Bereiche mit gleichen Merkmalen werden als Horizonte bezeichnet. Bodentypen sind durch charakteristische Horizontfolgen (Profil) mit bestimmten chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften definiert. Waldböden als Teilbereiche von Waldökosystemen sind jedoch nur ausreichend gekennzeichnet, wenn neben dem Bodentyp auch das Ausgangsgestein sowie unter Umständen die Bodenart, die Basenversorgung und weitere Merkmale charakterisiert werden.

Vielfalt des Waldbodens

Außer sehr jungen Böden auf Erosionsstandorten und aufgeschütteten Böden ohne vorherige Bodenbildungen besitzen alle Böden unseres Klimaraums eine Prägung aus ihrer Zeit als Waldböden. Auf fast allen Flächen der planaren bis subalpinen Zonen West- und Mitteleuropas (außer auf Klippen und Ufern) hat sich Wald entwickelt und die Bodenbildung maßgeblich beeinflusst.

Der durchwurzelte Bodenraum ist bei Waldnutzung überwiegend deutlich größer als bei Grünland- und Ackernutzung. Viele Böden haben ihre Merkmale auch nach der Waldrodung oder Verheidung ganz oder teilweise beibehalten. Im Vergleich zu Böden unter landwirtschaftlicher Nutzung besitzen Waldböden eine erheblich größere Spannbreite in Wasserhaushalt, Säuregrad, Nährstoffversorgung, Grobbodengehalt und Höhenlage.

Ein Beispiel für die Vielfältigkeit der Waldböden zeigt das nebenstehende Foto eines Gleybodens. Dieser ist unter dem Einfluss von hoch anstehendem Grundwasser entstanden, die unterschiedlichen Horizonte sind gut erkennbar. Die wichtigsten Gleytypen sind durch ihren mittleren natürlichen Grundwasserstand im Profil gekennzeichnet. Darüber hinaus haben die seitliche Bewegung und der Sauerstoffgehalt des Grundwassers Einfluss auf die Typenbildung. In der Reduktionszone werden Stoffe (zum Beispiel Eisen, Mangan) durch Reduktion in Lösung gesetzt und in der Oxidationszone durch Oxidation wieder ausgefällt.

Diese Informationen über den Waldboden sind für den forstlichen Bewirtschafter vor Ort enorm wichtig, um zum Beispiel zielgerichtet Baumarten auszuwählen, die diesen extremen Bedingungen, bezogen auf den Wasserhaushalt des Bodens, standhalten können und ein zufriedenstellendes Wachstum zeigen.

Umweltbedingungen und Waldwirtschaft

Nachhaltige Waldwirtschaft muss sich an den von der Natur gegebenen Bedingungen ausrichten und erfordert daher einen naturnahen Waldbau, der die vorhandenen Naturkräfte sichert und nutzt. In zunehmendem Maße wird deutlich, dass diese Naturkräfte durch die Tätigkeit des Menschen negativ verändert werden können (Veränderung des Klimas, Veränderung des Bodens durch chemische und mechanische Überlastung).

Der Bodenschutz rückt daher bei jeglichem forstwirtschaftlichen Handeln vermehrt in den Vordergrund. Nachhaltig hohe, rationelle Holzerzeugung bei gleichzeitiger optimaler Erfüllung der Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes mit gesunden Beständen und stabilen Waldaufbauformen, die das Gleichmaß und die Stetigkeit dieser Leistungen auf Dauer sicherstellen, ist daher durch eine Bewirtschaftung der Wälder zu verwirklichen, die die ökologischen Grundlagen berücksichtigt, ihre Gefährdung erkennt und den negativen Veränderungen entgegenwirkt.

Kartoffelkurse unter Druck

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Das Kartoffelgroßhandelsgeschäft ist hierzulande nicht sehr ausgeprägt. Viele Betriebe vermarkten ihre Kartoffeln direkt ab Hof oder sie haben eine regionale Vermarktung zum Beispiel über Supermärkte aufgebaut. Hier halten sich große Preisschwankungen in Grenzen. In anderen Regionen werden zum Beispiel Abpackbetriebe beliefert, die ihre Bezahlung nach den Großhandelskursen ausrichten. Die Kurse für Kartoffeln aus der Haupternte zeigten in den vergangenen Jahren große Schwankungen. Im Frühjahr 2021 lagen die Kurse unter 10 €/dt. Im Herbst 2023 starteten sie mit über 50 €/dt. Für Frühkartoffeln liegen die Kurse zum Teil deutlich darüber. In diesem Jahr begannen die Notierungen für erste frühe Ware mit fast 90 €/dt. Für Importe aus den Mittelmeerländern lagen die Kurse zum Teil deutlich darüber. Mittlerweile sind die Notierungen auf dem Weg nach unten. Mit aktuell etwa 55 €/dt befinden sich die Kurse jedoch noch auf einem vergleichsweisen hohen Niveau. In Schleswig-Holstein wird erst Ende August, mit Beginn der Haupternte, wieder ein Großhandelspreis notiert.

Zwischenzeitlich knappes Angebot

In diesem Frühjahr war der Kartoffelmarkt nur knapp versorgt. Auch die Kartoffelernte litt im vorigen Herbst unter den nassen Bedingungen. Viele Felder konnten nicht gerodet werden. Die eingelagerte Ware hatte oft Qualitätsmängel, was zu hohen Absortierungen geführt hat. Das knappe Angebot sorgte schon im vorigen Winter für ein vergleichsweise hohes Niveau der Erzeugerpreise. In diesem Frühjahr hielt die nasse Witterung an und verzögerte die Auspflanzungen. Die hiesigen Frühkartoffeln kamen erst spät auf den Markt. Auch Importware aus dem Mittelmeerraum war knapp und europaweit gefragt. Auch wenn die Ernte zuletzt immer wieder durch Regenschauer unterbrochen wurde, nimmt das Angebot jetzt spürbar zu. Die Kartoffeln reifen jetzt rasch heran. Die Nachfrage zeigt sich ferienbedingt ruhig. Die Kurse tendieren daher saisonbeding schwächer.

Die Verbraucherpreise liegen aktuell noch über dem Niveau des Vorjahres. Nach Information der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn werden bundesweit etwa 1,70 €/kg Speisekartoffeln gezahlt. Im Vorjahr waren es zirka 10 ct/kg weniger. Mit dem Beginn der Haupternte Ende August sollten die die Kurse im Lebensmittelhandel um weitere 10 bis 15 ct/kg nachgeben.

Mehr Anbaufläche

Die bundesweite Kartoffelanbaufläche ist in diesem Jahr um 10 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dieses erhöhte Angebot sollte die Kursentwicklung im Herbst weiter abbremsen. Die bislang recht nasse Witterung lässt jedoch einen erhöhten Ausfall durch Kartoffelkrankheiten befürchten. Es gibt genügend Feldbestände, die nach extrem später Pflanzung nicht gut aussehen. Krautfäule sorgt nicht nur für Qualitätsprobleme, sondern mindert auch die Erträge. Die bislang geerntete Frühware zeigt aktuell noch gute Qualitäten. Auch die Kurse für Industriekartoffeln haben sich mittlerweile eingebremst. Am Terminmarkt in Leipzig wurden Veredelungskartoffeln im Mai noch mit über 50 €/dt notiert, mittlerweile liegt der Frontkurs bei 17,50 €/ dt. Es wird mittlerweile nur noch Vertragsware von den Fabriken abgenommen. Für frei gehandelte Ware gibt es keine Abnehmer mehr. Auch europaweit wird eine größere Kartoffelernte erwartet. Trotz der widrigen Wetterbedingungen und des knappen Saatkartoffelangebots hat sich die EU-Kartoffelanbaufläche um 2 % gegenüber dem Vorjahr erhöht. Höheren Zuwachs gab es vor allem im Industriekartoffelbereich (Pommes). In den Niederlanden kamen über 3.000 ha hinzu, in Belgien sogar 6.000 ha, so die vorläufigen Angaben. Der noch größere Zuwachs von Konsumkartoffeln in Frankreich und in Deutschland beinhaltet sowohl Konsumkartoffeln als auch Industrieware.

Aktuell verspricht die Wetterprognose trockenes und sonniges Wetter. Damit sollten auch die Rodearbeiten zügig vorankommen. Die Nachfrage nimmt bei diesen Temperaturen jedoch weiter ab. Daher sollte der Markt nur mit passenden Mengen beliefert werden. Sonst besteht die Gefahr, dass sich der Preisrückgang beschleunigt.

Experimentelle Archäologie

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Dass Flint- oder auch Feuersteine in der Steinzeit zum Feuermachen, als Werkzeug oder Waffe genutzt wurden, ist bekannt. Doch wie genau wurden die Stücke hergestellt? Wie hat man Stoffe gefärbt oder Bronze gegossen? Was ist Brettchenweberei und wie hat sie funktioniert? Fragen, denen Studierende vom Archäologischen Institut Hamburg in einem einwöchigen Praxisseminar im Steinzeitdorf des Steinzeitparks Dithmarschen auf den Grund gingen.

Ziel dieses wissenschaftlichen Seminars war es, in verschiedenen Versuchsaufbauten mit unterschiedlichen Materialien und Herangehensweisen zu experimentieren und dabei herauszufinden, wie Gebrauchsgegenstände hergestellt wurden oder vorgeschichtliche Handwerke funktionierten.

Die gefärbten Stoffe werden zum Trocknen aufgehängt.

Stoffefärben, Flechten und Weben mit Pflanzenfasern wie Bast, Binsen oder anderen Gräsern, Herstellen steinzeitlicher Textilien, Bronzegießen, Bauen eines Steinzeitofens, Bau einer Knochenflöte – das waren einige der Projekte, bei denen die Steinzeitparkbesucher den Studierenden über die Schulter schauen und Fragen stellen konnten. Die im Originalmaßstab rekonstruierten Steinzeithäuser des Parks boten dabei erneut eine authentischen Kulisse.

Seit 20 Jahren besteht diese Form der Zusammenarbeit zwischen dem Archäologischen Institut der Uni Hamburg und dem Steinzeitpark Dithmarschen. Es ging im wahrsten Sinne des Wortes darum zu begreifen. „Dazu haben die Studierenden sich in Projekte aufgeteilt, jeder durfte sich für ein Material entscheiden und dann damit experimentieren“, erklärte Seminarleiterin ­Tosca Friedrich. Zuvor haben sich die Seminarteilnehmer in der Fachliteratur über die jeweiligen Materialien und Handwerke informiert und zu den Themen recherchiert.

Michael Lischke war das dritte Mal dabei und übte sich im Herstellen von Pfeilspitzen aus Flintstein.

Darüber hinaus dienten archäologische Funde aus ganz Europa der späten Jungsteinzeit und frühen Bronzezeit als Vorlage, zum Beispiel Textilfunde in Wetzikon-Robenhausen im Kanton Zürich oder ein bronzezeitliches Armband aus Rinderschweifhaaren im englischen Whitehorse Hill. Doch alle Theorie ist grau, „nur wenn man selbst die handwerklichen Fertigkeiten erlangt mit dem, was den Menschen seinerzeit zur Verfügung stand, Steinen, Stoffen, Knochen, oder andere Werkstücke anfassen und fühlen kann, trägt das zum besseren Verständnis bei und hilft, später im Beruf zum Beispiel bei Ausgrabungen, Funde besser zu beurteilen oder sie einzuordnen“, erklärte Michael Lischke, der bereits das dritte Mal an dieser experimentellen Woche teilnahm.

Dieses Jahr hatte er sich vorgenommen, Pfeilspitzen aus Flintstein herzustellen. „Es gibt verschiedene Abschlagtechniken, um aus einer großen Flintsteinknolle eine Klinge herauszuschlagen und sie dann mithilfe einer Geweihspitze in Form zu drücken, also die Ränder so zu bearbeiten, dass sie Spitze entsteht“, erklärte er. Fertigkeiten im Schlagen, Putzen und Retuschieren hülfen bei Ausgrabungen zu erkennen, ob es sich bei Flintsteinfunden um von Menschen bearbeitete Stücke handele oder ob sie abgeplatzt seien.

Mitunter werden die in der Woche gewonnenen Erkenntnisse in Bachelor- oder Masterarbeiten weiter vertieft und erforscht. Oder Ideen für die Zukunft entwickelt, zum Beispiel um nachhaltige Kleidung herzustellen. 

Antonia Kramer hat sich für das Bauen von Knochenflöten als Projekt entschieden.
Foto: Iris Jaeger
Mathilda Wirle hat aus Sauerampfer einen Sud hergestellt, mit dem sie Wolle und Leinen färben kann.
Foto: Iris Jaeger
Viktor Roschke knetet Ton für einen Ofen
Foto: Iris Jaeger
Vincent Settler verlegt Bodenplatten für den Ofen
Foto: Iris Jaeger
Melikae Fidan hat sich als Projekt das Flechten mit Binsen, Bast und Gräsern ausgesucht.
Foto: Iris Jaeger
Korbboden aus Gräsern in Spiralwulsttechnik
Foto: Iris Jaeger
Die steinzeitlichen Sandalen von Allensbach und Sipplingen dienten als Vorlage für diese Exemplare.
Foto: Iris Jaeger
Michael Lischke übte sich im Herstellen von Pfeilspitzen aus Flintstein.
Foto: Iris Jaeger
Prägen der Metallfolie
Fotos: Iris Jaeger


Mögliche Aufteilung des Strommarktes kritisiert

Vor einer Aufteilung des deutschen Strommarkts in unterschiedliche Preiszonen warnt der Deutsche Bauernverband (DBV) gemeinsam mit 14 anderen Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft. Eine Teilung der bislang bundesweit einheitlichen Stromgebotszone hätte Marktverwerfungen und den Verlust von Wettbewerbsfähigkeit zur Folge, heißt es in der Erwiderung der Spitzenverbände auf einen Gastbeitrag führender Energieökonomen in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), in dem die Wissenschaftler zu Reformen am deutschen Strommarkt aufgerufen hatten.

Gezeichnet wurde die Gegenrede unter anderem auch vom Bundesverband Erneuerbare Energien, dem Verband der Chemischen Industrie, dem Bundesverband der Deutschen Industrie und dem Verband der Automobilindustrie. Die Energieökonomen hatten in ihrem Gastbeitrag in der FAZ kritisiert, dass sich bislang alle Teilnehmer am deutschen Strommarkt unabhängig vom jeweiligen Standort an den gleichen Preissignalen orientierten, denn dadurch entstünden viele Unwuchten. Die Wissenschaftler plädieren daher für regionale Strompreiszonen in Deutschland, die das reale Verhältnis von Energieangebot und -nachfrage vor Ort abbilden.

Hinter dieser umstrittenen Forderung stehen zwölf Ökonomen, darunter die Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Prof. Ottmar Edenhofer sowie Energieökonom Prof. Lion Hirth von der Hertie School in Berlin.

Unsinnige Entscheidungen im Strommarkt

Eine Herausforderung im deutschen Strommarkt ist bekanntlich, dass viel Erneuerbarer Strom im Norden produziert wird, die industriellen Zentren mit hohem Strombedarf aber im Süden liegen. Gleichzeitig mangelt es an der für den Stromtransport notwendigen Netzinfrastruktur. In der Folge würden am Strommarkt Entscheidungen getroffen, „die in der Physik des Netzes nicht möglich und volkswirtschaftlich unsinnig sind“, heißt es in dem FAZ-Gastbeitrag der Wissenschaftler. Beispielsweise produzierten bei moderaten Strompreisen Windkraftanlagen im Norden viel Strom, obwohl er nicht in den Süden gelange, während gleichzeitig in Bayern Gaskraftwerke stillstünden. Diese Fehler im Stromsystem müssten dann kostenintensiv durch das sogenannte Redispatch „repariert“ werden, kritisieren die Ökonomen.

Das Argument der Forscher: Mit regionalen Preiszonen würde das Strommarktdesign deutlich effizienter werden. Die zu erwartenden Unterschiede in den Jahresdurchschnittspreisen seien dabei überschaubar: zwischen 5 und 20 € / MWh, und damit geringer, als die bereits heute bestehenden Differenzen der Verteilnetzentgelte. Laut den Energieökonomen könnten außerdem nur lokale Strompreise die Dynamik des Stromnetzes sinnvoll in Flexibilitätsanreize übersetzen. Die Wissenschaftler führen einen weiteren Grund an, der ihrer Meinung nach für eine Teilung der Stromgebotszone spricht: Dadurch würden Investitionen in Regionen mit viel Erneuerbarem Strom angekurbelt.

Der Strompreis als Standortvorteil

Wenig überzeugt von dieser Argumentation zeigten sich die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft. „Eine Gebotszonenteilung ließe gerade im industriestarken Süd- und Westdeutschland die Strompreise steigen“, geben sie in ihrer Erwiderung zu bedenken. Bereits heute seien die Strompreise in Deutschland im internationalen Vergleich ein Standortnachteil. Größere Neuinvestitionen würden daher bei lokal steigenden Preisen umso mehr außerhalb Deutschlands oder gar Europas getätigt werden. Es drohe ein „massiver Verlust an industrieller Wertschöpfung und guten Beschäftigungsverhältnissen“, warnen die Verbände.

Auch der DBV sorgt sich um die Planungssicherheit im Land, sollten die Vorschläge aus der Wissenschaft umgesetzt werden. „Die Idee der zwölf Ökonomen mag in der Theorie richtig sein, in der Realität lassen sich aber Produktionsstandorte von Industrieunternehmen nicht einfach mal eben so verlagern“, erklärte DBV-Energieexperte Johann Meierhöfer. Er verwies gleichzeitig auf die vielen landwirtschaftlichen Betriebe, die mit ihren Biogasanlagen, Solaranlagen und Windrädern das Rückgrat der Erneuerbaren Energien in Deutschland seien. Diese Investitionen seien im „Vertrauen darauf getätigt worden, dass die Rahmenbedingungen sich nicht abrupt ändern“, gibt Meierhöfer zu bedenken. Durch eine möglicherweise jahrelang andauernde Umgestaltung des Strommarktdesigns würde die Planungssicherheit in Gefahr gebracht werden.

Netzinfrastrukturausbau notwendig

Nach Ansicht der Wirtschaftsverbände sollten die Probleme im Strommarkt stattdessen durch einen schnellen Ausbau der Netzinfrastruktur, mehr Speicher, mehr Elektrolyseure sowie mehr Direktbelieferung gelöst werden. „Diese Lösungen sind komplexer, als einen Federstrich auf einer Landkarte zu ziehen, der unkalkulierbare volkswirtschaftliche Risiken in sich birgt, aber sie lösen die Herausforderungen grundsätzlich“, heißt es in der Erwiderung der Spitzenverbände in der FAZ.