Seit der Entschwefelung der Treibstoffe und Großfeuerungsanlagen ist der Schwefeleintrag über die Atmosphäre (saurer Regen) drastisch zurückgegangen. Den fehlenden Schwefel müssen Landwirte über Mineraldünger zuführen. Für Kulturen, die mit mineralischem Stickstoff gedüngt werden, steht eine breite Palette von schwefelhaltigen Stickstoffdüngern zur Verfügung. Wesentlich geringer ist das Angebot für Leguminosen, die keine Stickstoffzufuhr benötigen, sowie im ökologischen Landbau.
Bei der Frühjahrsanwendung kommen nur rasch wirksame Sulfatschwefeldünger infrage. Dieses Segment ist jetzt durch Düngegipse (Kalziumsulfate) erweitert worden, die sich in der Praxis bewährt haben. Düngegipse aus Naturherkünften (Naturgips) sind für den ökologischen Landbau zugelassen. Besonders interessant sind granulierte Produkte wie zum Beispiel GranuGips, da sie sich auch in geringen Mengen mit guter Streugenauigkeit ausbringen lassen. GranuGips ist ein reiner Anhydrit-Naturgips mit 20 % S und 28 % Ca, der lose oder im Big Bag bezogen werden kann. Der Schwefelbedarf beträgt auf Grünland, abhängig von der Gülledüngung, 20 bis 30 kg/ha, bei Kleegras 30 bis 50 kg/ha und steigt bei Luzerne, die keine Gülle erhält, auf über 50 kg/ ha an. Großkörnige Leguminosen (Soja, Erbsen, Ackerbohnen) benötigen ebenfalls 30 bis 50 kg/ ha Schwefel. Bei Schwefelmangel sinkt die Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien und die Bildung von hochwertigen schwefelhaltigen Aminosäuren wie Methionin und Cystein. Gips enthält den Schwefel als Kalziumsulfat, das je Liter Wasser in einer Menge von 2 g löslich ist. Für die Pflanzenernährung reicht das vollkommen aus und hat den Vorteil der geringen Auswaschungsgefährdung. Dies ist in mehreren Versuchen bestätigt worden. In einem Vergleichsversuch der Justus-Liebig-Universität Gießen auf einem Schwefelmangelstandort brachte das Kalziumsulfat zu Luzerne die gleichen Ertragssteigerungen wie das auswaschungsgefährdete Magnesiumsulfat.
Gips ist ein Neutralsalz und liefert nicht nur Schwefel in Form von pflanzenverfügbarem Sulfat, sondern gleichzeitig wasserlösliches Kalzium, das den pH-Wert des Bodens nicht beeinflusst. Dieses wasserlösliche Kalzium steht dem Boden sofort zur Verfügung und kann beispielsweise durch die Bildung von Kalk-Ton-Humuskomplexen zur Verbesserung der Bodenstruktur und zum Humusaufbau beitragen. Das Bodenleben, vor allem die Bakterien, benötigen für den Aufbau ihres Körpereiweißes ebenfalls den Schwefel, um aus der Zersetzung der organischen Substanz stabile Huminsäuren aufzubauen. Diese werden dann durch die flockende Wirkung des Kalziums in Mikroaggregaten vor schnellem Abbau geschützt. Für einen Humusaufbau im Boden sind neben organischer Masse und den Wurzelausscheidungen der Pflanzen noch ausreichende Mengen Stickstoff, Schwefel und Kalzium notwendig. Der Humus ist der einzige Schwefelspeicher im Boden. Gut geeignet ist Gips für Anmoor- und Moorböden, da er den pH-Wert nicht anhebt, den Humusabbau minimiert, aber den Aufwuchs ausreichend mit Kalzium versorgt.
Einfluss auf Fütterung
Für Milchkühe sind neben einem hohen Energie- und Eiweißgehalt harmonische Mineralstoffgehalte für Leistung, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit von großer Wichtigkeit. Ab der zweiten Geburt leidet die Hälfte der Kühe zu Laktationsbeginn unter Kalziummangel. Praxisbetriebe verwenden immer häufiger saure Salze, um den DCAB-Wert in der Trockensteherration und damit auch den pH-Wert im Blut der Kühle zu senken und den Organismus anzuregen sowie Kalzium aus den Knochen zu mobilisieren. Der DCAB-Wert ist die Differenz der starken Kationen Kali und Natrium zu den Anionen Chlorid und Schwefel und wird bei Futteranalysen auf Mineralstoffe ermittelt. Die immer noch weit verbreitete Empfehlung, zusätzlich eine kalziumarme Ration zu verfüttern, wurde durch eine neue amerikanische Studie eindrucksvoll widerlegt. Im Rahmen dieser Studie wurden an 78 Versuchstiere drei verschieden Rationen verfüttert:
Ration 1 ohne saure Salze und ohne Kalzium
Ration 2 mit sauren Salzen ohne Kalzium
Ration 3 mit sauren Salzen plus Kalzium
Die besten Ergebnisse lieferte die Gruppe, die die Ration 3 erhielt. Die Forscher betonen, dass die Ration mit sauren Salzen und 2% Kalzium nicht nur Milchfieber verhindern oder abmildern könne, sondern auch noch die Fruchtbarkeit verbessere. Das Blut der Tiere enthielt mehr Antioxidantien, sie hatten eine stärker ausgebildete Gebärmutterschleimhaut und weniger Gebärmutterentzündungen. Ihr Brunstzyklus setzte schneller ein.
Gute Effekte im Futterbau
Eine ähnlich günstige Wirkung ist von einer Gipsdüngung auf Grünland und im Futterbau zu erwarten. Um einen günstigen DCAB-Wert zu erreichen und Fruchtbarkeitsstörungen vorzubeugen, sollten in Milchviehrationen die Kaligehalte nicht höher als 15 g/ kg TS sein. In Grassilagen auf viehstarken Betrieben und sehr gut versorgten Böden werden aber K-Gehalte von 30 bis 40 g/ kg TS und DCAB-Werte von mehr als 400 gemessen. Mit Silomais ist in üblichen Rationen eine Reduzierung in die Nähe des Optimalwertes kaum mehr möglich, da er oft schon 15 g K/kg TS enthält. Das „Kalk-Kali-Gesetz“ von Ehrenberg besagt, dass hohe Kalziumgehalte im Boden die Kaliaufnahme behindern. Eine Gipsdüngung erhöht die Kalziumkonzentration in der Bodenlösung und mindert den Luxuskonsum der Pflanzen von Kali, das für die ungünstigen DCAB-Werte verantwortlich ist. Zugleich nimmt die Pflanze mehr vom Anion Sulfat auf. Das harmonisiert den DCAB-Wert weiter. In Praxisbetrieben werden durch Gipsdüngung höhere Kalziumgehalte, geringere Kaligehalte von 20 bis 25 g K/kg TS und DCAB-Werte von 200 bis 300 festgestellt. Um diesen Effekt zu erreichen, empfehlen sich aber je nach Ertragshöhe Schwefelgaben von 50 bis 100 kg S/ha im Jahr.
Fazit
Für eine gezielte Schwefel- und Kalziumdüngung sind granulierte Dünger aus Gips eine wertvolle Bereicherung der Düngerpalette. Sie ermöglichen durch eine hohe Streugenauigkeit eine optimale Pflanzenernährung, die die Fruchtbarkeit und Tiergesundheit günstig beeinflusst.