Die Einigung der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) ist mit großer Erleichterung aufgenommen worden. Sie plädiert für eine Steuerermäßigung auf Agrardiesel und eine Risikoausgleichsrücklage. Der Bericht bekräftigt den Ausstieg aus den EU-Direktzahlungen. Eine Anhebung der ermäßigten Umsatzsteuer auf tierische Produkte soll der Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung dienen.
Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Holger Hennies, begrüßte den erneuten Konsens zwischen Landwirtschaft und Umwelt. Wichtige Anliegen der Agrarbranche seien im neuen Papier enthalten. Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), erwartet spürbare politische Auswirkungen und lehnt Vorschläge ab, Zahlungen künftig von der „Bedürftigkeit“ abhängig zu machen. LandFrauenpräsidentin Petra Bentkämper hofft, dass die Empfehlungen der nächsten Bundesregierung als Richtschnur dienen.
Landjugend erwartet Taten statt Worte
Die Landjugendvorsitzende Theresa Schmidt sieht die Verständigung als wichtiges Signal an die Politik und fordert Taten statt Worte. Olaf Bandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), betont die Kooperationsbereitschaft von Agrar- und Umweltseite und ist überzeugt, dass es keinen Rückfall in alte Gräben geben werde. Prof. Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), sieht in der ZKL einen klaren Weg und fordert die Politik auf, die Maßnahmen konsequent umzusetzen. Michael Wagner, Präsident des Industrieverbands Agrar (IVA), bezeichnet die Empfehlungen als „riesigen Erfolg“ und hebt das Aktionsprogramm zur Förderung der Biodiversität hervor.
Bertram Fleischer, Generalsekretär des Zentralverbands Gartenbau (ZVG), lobt den Ansatz, den Pflanzenschutz zu stärken und Produktionsverlagerungen zu vermeiden, um den Selbstversorgungsgrad zu erhöhen.
Raiffeisenpräsident Franz-Josef Holzenkamp betont die Bedeutung einer gestärkten Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft, die nicht dem Natur- und Klimaschutz untergeordnet werden sollte. Er fordert die Einbindung der Wirtschaft in politische Entscheidungsprozesse und den Abbau von Regulierungen. Holzenkamp verwies auf den Stellenwert des Exports für die heimische Agrar- und Ernährungswirtschaft. Ferner müssten einheitliche Nachhaltigkeitskriterien in der EU gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten und Aufzeichnungspflichten möglichst bürokratiearm und digital gestaltet sein. Zufrieden ist der DRV-Präsident, dass eine nationale Anwendung von Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) zu staatlichen Vorgaben für Milchlieferbeziehungen keinen Eingang in den Text fand. Er sprach von „Satzungsautonomie der Genossenschaften“.
Umbau der Tierhaltung an oberster Stelle
Für Hans Foldenauer, Sprecher des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM), ist es notwendig, die Agrarmarktpolitik auf eine Anhebung des Preisniveaus auszurichten, um wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen. Xenia Brandt, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), fordert eine bessere Stellung der Bauern in der Wertschöpfungskette und eine verlässliche Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung. Tina Andres, Vorsitzende des Bundes ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), betont den notwendigen grundlegenden Umbau des Agrar- und Ernährungssystems. Die ZKL-Mitglieder fordern, dass Bürokratieabbau für die kommende Bundesregierung Priorität hat. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) lobte die ZKL als „wichtiges Forum des fairen Interessenausgleichs“. Er unterstrich die ZKL-Forderung, Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Resilienz bei der Transformation zu berücksichtigen. age
ZKL-Bericht ist Rückenwind für BMEL und Stoffstrombilanz
Den jüngsten Bericht der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) wertet die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), Silvia Bender (Grüne), als Rückenwind für den Kurs ihres Hauses. Darin hatten die Mitglieder eine praxisgerechte gesamtbetriebliche Nährstoffbilanzierung gefordert. Das BMEL hält laut Staatssekretärin Bender an der Nährstoffbilanz fest.
Bender ist überzeugt, dass dadurch Bürokratie abgebaut werden kann. Widersprüche in Rechtstexten müssten angegangen werden, damit Betriebe Regeln auch tatsächlich einhalten könnten. Für die Agrarstaatssekretärin leistet die Nährstoffbilanz, die im Rahmen der Düngegesetznovelle vorgesehen ist, einen Beitrag zum Bürokratieabbau.
Die Weiterentwicklung der Stoffstrombilanz komme der Forderung nach einfacheren Düngeregelungen entgegen. Zudem könne sie die Grundlage für mehr Verursachergerechtigkeit im Düngerecht bilden, sagte Bender in einem Agrarpolitischen Forum, das das AgrarBündnis am Montag in Berlin ausgerichtet hat. Der Bundesrat hatte der Novelle des Düngegesetzes bekanntlich nicht zugestimmt. Die Bundesregierung hatte daraufhin den Vermittlungsausschuss angerufen. Dieser tritt in der laufenden Legislaturperiode aber nicht mehr zusammen. age