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Feldtag am 10. September in Gnutz

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Wenn Drohnen über landwirtschaftliche Flächen fliegen, dann geht es meist um die effiziente Nutzung von Betriebsstoffen wie Düngern und Pflanzenschutzmitteln.

Moderne Flächenkartierungen ermöglichen die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln auf den Teilflächen, auf denen sie nicht benötigt werden.

Um diese und weitere technische Neuerungen im Pflanzenschutz geht es auf dem Feldtag mit Maschinenvorführung der Landwirtschaftskammer in Gnutz am Dienstag, 10. September. Viele bekannte Hersteller konnten für die Präsentation auf den Flächen in Gnutz gewonnen werden.

Die präzise Arbeit der Maschinen und die exakte Applikation können auf dem Feldtag aus nächster Nähe betrachtet werden. Die Hersteller modernster Pflanzenschutztechnik nutzen die Gelegenheit, ihre innovative Technik der Praxis zu präsentieren und zu erklären. Spezielle Dummys mit wassersensitivem Papier lassen eine nachträgliche Beurteilung der Applikationsmethoden zu. Fachlich werden Applikationsvorgang und die Ergebnisse durch die Landwirtschaftskammer vorbereitet und durch die Expertise der Fachhochschule Rendsburg erläutert.

Auch die Wirksamkeit der neuesten Spotspraytechniken auf dem Grünland wird zum Greifen nah präsentiert. Für das leibliches Wohl sorgt die Gnutzer Mühle mit ihrem Food-Truck.

Lassen Sie sich die Gelegenheit, Neues zu entdecken, nicht entgehen. Weitere Infos finden Sie hier.

Beteiligte Hersteller:
Herbert Dammann GmbH
Agrifac Machinery BV
Amazonen-Werke H. Dreyer SE & Co. KG
John Deere
Fendt
Horsch Maschinen GmbH
ecorobotix
Allgäu Automation GmbH
Rebo Landmaschinen GmbH
Rumex GmbH
agrotop GmbH
SAM-Dimension
Eichenhof
Agravis Technik BvL GmbH
Newtec
Landtechnisches Lohnunternehmen Scheel Sarlhusen
Raiffeisen Technik Westküste GmbH

Kurzer Draht und lange Leitungen

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Bestimmt hat schon jedes Mitglied im Bauernverband mit seiner Kreisgeschäftsstelle zu tun gehabt, und sicherlich ist ihm oder ihr dort bei dem Anliegen geholfen worden. Doch was umfasst eigentlich das gesamte Spektrum einer Kreisgeschäftsstelle, und wie sieht ihr Alltag aus? Das Bauernblatt hat sie besucht, heute: die Kreisgeschäftsstelle in Bad Segeberg.

Dass ein Bauer einen Blumenstrauß als Dankeschön für die erhaltene Hilfe bringt, kommt nicht oft vor, ist aber ein schönes Zeichen für den Wert der Arbeit einer Geschäftsstelle. Solches hat Landwirt Gerd Pingel aus Wiemersdorf getan (siehe unten). Dass in dem Gebäude im Zentrum von Bad Segeberg mit der Geschäftsstelle des Kreisbauernverbandes (KBV) auch die Steuerberatungsgesellschaft SHBB untergebracht ist (eine der größten ihrer Niederlassungen im Land), findet Pingel doppelt praktisch.

Westen, Osten, Süden

Der Kreis Segeberg weist unterschiedliche landwirtschaftliche Regionen auf: Im Westen leichte Böden mit vorwiegend Milchviehhaltung, im Osten schwere Böden mit Ackerbau und Schweinehaltung. Der Süden ist durch die Städte geprägt: Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und natürlich das nahe Hamburg. „Deutlich pferdelastiger, mit Flächen von 30 bis 60 Hektar“, beschreibt es Kreisgeschäftsführer Lennart Butz, „aber es gibt auch Ackerbetriebe mit bis zu 100 Hektar.“ Die Siedlungen wollen expandieren mit Wohn- und Gewerbegebieten, damit ist die Geschäftsstelle immer wieder beschäftigt.

Straßen, Strom und Kies

Und dann natürlich der Straßen- und Stromleitungsbau. „Wir sind hier in der Landesmitte wie auf einem Drehkreuz“, sagt Butz. Der Ausbau der B 404 zur A 21 ist auf Segeberger Gebiet beendet – mit allen Themen der Landabgabe und des Ausgleichs. Wann die A 20 fertig wird und ob, steht in den Sternen. „Das wird mein Rentenobjekt“, meint der heute 41-jährige Geschäftsführer.

Über die Problematik, dass die Stromtrasse NordOstLink vollständig als Erdkabel gebaut werden soll – mit massiven Auswirkungen auf den Boden –, darüber hat das Bauernblatt ausführlich berichtet (Ausgaben 27 und 30). Der NordOstLink ist in Planung, und der Bauernverband setzt darauf, die Politik dabei zum Umdenken zu bewegen. Die Nord-Süd-Achse entlang der A 7 ist abgeschlossen. Die Ostküstenleitung zwischen Henstedt-Ulzburg und Lübeck hingegen ist derzeit im Bau. Der größte Teil wird als Freileitung ausgeführt, aber es gibt zwei Teilstrecken von je 3 km als sogenannte Teilerdverkabelung. Die eine im Kisdorfer Wohld ist eine offene Bauleitung: „Graben legen, Kabel rein, Erde drauf“. Das Schutzgebiet bei Henstedt-Ulzburg wird hingegen komplett unterbohrt. Dazu wurde eigens der Bohrkopf „Pina“ angeschafft.

Das sind Dimensionen! „Damals bei der Ostküstenleitung schien es schon gewaltig, jetzt bei dem NordOstLink ist es drei Mal so groß“, sagt Butz. „Vereinzelt gibt es Anfragen von Landwirten, wenn Bodenverdichtung eingetreten ist oder Absprachen nicht eingehalten wurden.“ Beispiel: „Zur Erntezeit sollte eine Behelfsbrücke zur Querung stehen. Der Lohnunternehmer kommt, und keine Brücke ist da.“

Kiesabbau findet im Kreis Segeberg statt wie in kaum einem anderen. Das prägt den Kreis. „Alle zehn Jahre wird ein neues Gebiet erschlossen, dann werden die Verträge gemacht“, so Butz. Ist der Abbau beendet, wurde früher die Fläche an den Landwirt zurückgegeben, heute wird sie meist renaturiert. Das ist Teil des Flächenverlustes. „Es wird aber gut bezahlt“, räumt Butz ein.

Im Segeberger Forst lebt das erste nachgewiesene Wolfsrudel. „Das ist immer wieder Thema, aber kein beherrschendes. Im Wesentlichen ist es ein politisches Thema. Ziel ist ein aktives Wolfsmanagement.“

Ganz nah am Mitglied

Starke Unterstützung hat der Geschäftsführer durch seine beiden Assistentinnen Martina Köhn und Diana Thrams. Sie haben nicht nur Vorzimmer- und Verwaltungsaufgaben, sondern eigene Sachgebiete, die in manchen anderen Geschäftsstellen der Geschäftsführer bearbeitet.

Martina Köhn arbeitet seit 1996 in der Geschäftsstelle, damals noch in den Vorgängergebäuden. Von Anfang an bearbeitet sie den Sozialversicherungsbereich: Rentenanträge, Anmeldungen bei der Berufsgenossenschaft, Zuzahlungsbefreiungen in der Krankenversicherung, Sozialthemen bei Hofüberlassungen und Erbfällen. „Sozialversicherungsgesetze sind immer Momentaufnahmen, es ändert sich ständig“, weiß Köhn. Es ist sehr komplex geworden. Die Sozialversicherungen haben seit einiger Zeit ihre eigene Beratung eingestellt. „Wir haben dort Ansprechpartner, aber zur Beratung kommen die Landwirte zu uns“, sagt Martina Köhn. Nicht zuletzt weil sie die Mitglieder seit vielen Jahren kenne, sei ein starkes Vertrauensverhältnis gewachsen. „Sie müssen uns ja all ihre Daten aufdecken. Wir sind ganz nah am Mitglied.“

Die Sachgebiete von Diana Thrams sind Buchhaltung, Mitglieder- und Flächenverwaltung, Pachtverträge, Hofüberlassungen, die Meldungen bei Endo SH, Düngebedarfsermittlung, die mehr und mehr ein ganzjähriges Thema wird. Dazu kommt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, auch die Organisation von Demos wie am Jahresanfang. Thrams arbeitet seit 2020 in der Geschäftsstelle. „Bei uns kommen die Anrufe rein. Wir haben den kurzen Draht zu den Mitgliedern, aber manchmal sind wir auch Blitzableiter.“

Knifflige Hofübergabe gelöst

Gerd Pingel aus Wiemersdorf ist sehr froh über die Hilfe der Kreisgeschäftsstelle bei der Hofübergabe an seinen Sohn. Als Dank brachte er einen großen Blumenstrauß. 

Altbauer Gerd Pingel war so dankbar für die Hilfe der Kreisgeschäftsstelle Segeberg , dass er einen großen Blumenstrauß brachte. Der Anlass dafür war dieser: Familie Pingel kam im frühen Frühjahr 2024 zwecks Beratung und Gestaltung eines Hofüberlassungsvertrags in die Kreisgeschäftsstelle. Ziel war die Übergabe an den Sohn Timm, unter anderem auch damit der damals 33-Jährige die Junglandwirteprämie beantragen konnte. Parallel lief jedoch die Planung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage, die große erbschaftsteuerliche Probleme auslösen kann. Insbesondere darf die Erbschaft oder die Hofübergabe nicht erfolgen, bevor der Überlasser an der Betreibergesellschaft beteiligt wurde. Dies stand leider noch aus. Um dennoch die Hofübergabe im Frühjahr 2024 gewährleisten zu können, wurde kurzfristig in Zusammenarbeit mit dem Steuerberater zusätzlich ein Hofpachtvertrag gestaltet und geschlossen. Inzwischen sind die steuerlichen Probleme gelöst, und die eigentliche Hofüberlassung mit Eigentumsübergang auf den Sohn kann stattfinden. Lennart Butz

Ring frei für Shetlandponys und Fjordpferde

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Den Rahmen der Norla nutzten auch wieder die Shetlandponyvereinigung und die Interessengemeinschaft Fjordpferd. In verschiedenen Wettbewerben und Schaubildern wurden die Ponys präsentiert. Die Shettys hatten ihren Auftritt am Sonnabend, die Fjordpferde am Sonntag.

„Das war eine rundum gelungene Veranstaltung“, freute sich Heiner Ehlers. Der Züchter aus Bokhorst, Kreis Steinburg, organisierte zum vierten Mal den Shettytag auf der Norla. Die Veranstaltung ist bundesweit ausgeschrieben und tatsächlich kamen die Teilnehmer nicht nur aus Schleswig-Holstein, sondern auch aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und sogar Westfalen.

Eine der weit Angereisten ist Susanne Kohl aus Brüel in Mecklenburg-Vorpommern. Sie war nicht zum ersten Mal in Rendsburg. „Für die Shettys gibt es nicht so viele Veranstaltungen und hier ist es wirklich besonders schön“, sagte die Minishettyzüchterin. Die Anreise lohnte sich, denn ihre Stuten Dilarah und Dayari von den Alleegärten gewannen jeweils ihren Ring.

Für Kohl sind es nicht die ersten gelben Schleifen. Sie stellte auch schon eine Bundessiegerstute und einen Bundesreservesiegerhengst. Doch Kohl sind nicht nur Typ, Korrektheit im Fundament und Bewegung wichtig. Ihre Ponys haben auch einen „einwandfreien Charakter“. Ehrenamtlich lässt sie Kinder Zeit mit ihren Ponys verbringen. „Wir springen mit ihnen, gehen spazieren und kuscheln“, berichtete sie. Alles natürlich an der Hand.

Brav müssen sie sein

Ein einwandfreier Charakter wurde in diesem Jahr auch bei einer in Schleswig-Holstein neuen Prüfung abgefragt: der Sportponyprüfung für Kids, angelehnt an die britische Wettkampfkultur. „Hier präsentieren Kinder ihre Ponys erst an der Hand und dann unter dem Sattel“, erklärte Ehlers. Eine der Starterinnen war Luna Dau-Schmidt. „Ich muss mein Pony erst an der Hand im Schritt und im Trab vorführen und es dann aufstellen“, erklärte die Zehnjährige aus Stapel, Kreis Schleswig-Flensburg, aufgeregt. Danach sei dann noch ein Führzügelwettbewerb geplant. Insgesamt waren es in dieser Prüfung knapp 25 Teilnehmer. „Das wurde also sehr gut angenommen“, befand der Organisator.

Luna Dau-Schmidt aus Stapel, Kreis Schleswig-Flensburg, nahm an der neuen Sportponyprüfung für Kinder teil. Foto: akg

Mit allein 127 Nennungen für die Zuchtprüfungen gab es noch einen Rekord. Ehlers will an dem Shetlandponytag unbedingt festhalten, aber nur im Zweijahresrhythmus. Denn nächstes Jahr finden die Landestierschau und die Verbandsstutenschau des Pferdestammbuchs statt. Da will Ehlers „keine Konkurrenz machen“.

Am Sonntag waren die Fjordpferde mit ihren markanten Stehmähnen im Ring. Lieke Gottschalk stellte Klosterhofs Jade Baronesse vor. Foto: jae

Vielseitige Norweger

Die Fjordpferdefans müssen ebenfalls ein Jahr auf die nächste Veranstaltung bei der Norla warten. Und das werden sie, denn „die Stimmung war super und alle wollen wiederkommen und mehr Pferdemenschen mitbringen“, berichtete Inka Störmann-Thies am Abend. Die Zuchtbeauftragte der Interessengemeinschaft Fjordpferd hatte den Tag organisiert. „Wir wollten den Messebesuchern zeigen, wie vielseitig unsere Fjordpferde sind“, erklärte sie.

Daher gab es keine Sparte, die von den etwa 60 Aktiven und 19 Pferden nicht vorgeführt wurde: Reiten, Fahren, Bodenarbeit, Reiterspiele, Trailparcours und ein Führzügelwettbewerb wurden dem Publikum präsentiert. „Es waren viele Kinder dabei und die Pferde waren zum Teil mehrfach im Einsatz“, berichtete Störmann-Thies. Die Züchterin aus Flethsee, Kreis Steinburg, die auch im Rasseparlament der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) sitzt, resümierte zufrieden: „Ich denke, wir konnten die Vielseitigkeit und die Eignung als Familienallrounder sehr gut demonstrieren.“

Zur Norla kommt Störmann-Thies immer gerne. „Ich liebe das ländliche Publikum. Die haben Verständnis für die Tiere“, findet sie. Wenn dann ältere Landwirte vor den Pferden stehen und sagen: „So en harrn wi ok in Stall. Den hebbt wi to‘n Plögen hatt“, dann freut sie sich besonders.

Shetlandponyfohlen Norla 2024 Foto: akg
Gesamtsieger Endring Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Gesamtsieger EndringShetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Shetlandponys Norla 2024 Foto: akg
Shetlandponys Norla 2024 Fohlen in Action Foto: akg
Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Shetlandponys Norla 2024
Foto: Conny Stegert
Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt
Endring Partbred Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt


Herbstliche Pflanzzeit nutzen

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Wer lange Freude an Stauden haben möchte, kauft Arten und Sorten, die hinsichtlich ihrer Ansprüche an Licht und Boden zum geplanten Standort passen. Doch ob sich die Pflanzen von Anfang an gut entwickeln, hängt auch davon ab, in welchem Zustand sie nach Hause kommen. Daher lohnt sich ein sorgfältiger Blick auf oberirdische und unterirdische Pflanzenteile. Denn kräftige, gesunde Stauden wachsen zügig nach dem Auspflanzen an und erfreuen bereits im nächsten Jahr mit ihrem Blütenflor.

Beim Staudenkauf in einer guten Gärtnerei kann man weitgehend sicher sein, Qualitätsware zu erhalten. Ob es sich darum handelt, ist gar nicht so einfach zu erkennen. Schließlich sehen die Pflanzen je nach Jahreszeit ganz unterschiedlich in ihren Töpfen aus. Später im Herbst färben sich die Blätter gelb und braun ein und im Winter ist kaum etwas von der Pflanze zu erkennen. Im Frühjahr zeigt sich zaghaft das erste Grün, das sich bis zum Sommer in ein prachtvolles Blüten- und Blätterkleid verwandelt.

Mit etwas Geduld und der richtigen Standortwahl entstehen wunderschöne Staudenbeete. Foto: Karin Stern
Die Wurzeln sind in tadellosem Zustand, sollten aber auch nicht viel weiter aus dem Abzugsloch herausschauen. Foto: Karin Stern

Wichtig zu wissen: Nur gesunde, abgehärtete Pflanzen wachsen im Garten schnell an und entwickeln sich zügig weiter. Pflanzen und Topferde müssen frei von Krankheiten, Schädlingen, Unkräutern und Moosen sein. Alle oberirdischen Teile sollten der Jahreszeit entsprechend ausgebildet sein. Als wichtiges Qualitätsmerkmal gelten die Wurzeln. Zieht man den Ballen vorsichtig aus dem Topf, lässt sich mit einem Blick feststellen, ob er gleichmäßig durchwurzelt ist. Die Wurzelspitzen sollten hell sein, die Wurzeln ausreichend Platz im Topf finden. Ein paar Wurzelspitzen dürfen aber aus den Abzugslöchern am Topfboden herausschauen. Auch ein Blick auf das Etikett lohnt sich. Hier finden sich Angaben über Pflanzenart, Sortenname, Blühzeit, Wuchshöhe und Standortansprüche an Boden sowie Licht. Aus Samen herangezogene Stauden sind auf manchen Etiketten mit einem „S“ gekennzeichnet.

Gleichmäßig durchwurzelte Ballen sprechen für die Qualität dieser Funkien. Foto: Karin Stern

Ein weiteres Qualitätskriterium stellt die Topfgröße dar. In einen 7er-Topf (7 x 7 cm) gehören breit wachsende Polsterstauden wie Pfennigkraut, Mauerpfeffer und Katzenpfötchen sowie schwach wachsende Kleinstauden wie Grasnelke oder Hauswurz. Im 8er-Topf (8 x 8 cm) werden ebenfalls breit wachsende Polsterstauden (zum Beispiel Blaukissen, Polsterphlox) und niedrige, nicht polsterbildende Stauden (zum Beispiel Kissenaster, Ziest) sowie Farne, Gräser, Sumpf- und Wasserpflanzen angeboten. In den 9er-Topf (9 x 9 cm) gehören halbhohe bis hohe Stauden, Farne und Gräser wie Federborstengras, Prachtspiere oder Königsfarn sowie Seerosen für die Flachwasserzone. Der 11er-Topf ist ideal für hohe, austriebsfreudige Gräser wie Pampasgras, Chinaschilf und Seerosen für tieferen Wasserstand.

Bei diesen Größenangaben handelt es sich um die Mindestmaße. Manche Staudengärtner verwenden sogar als kleinste Größe den 9er-Topf. Das Ergebnis sind oft wüchsigere und größere Pflanzen. Die beste Pflanzenqualität nützt jedoch nur etwas, wenn die Staude an den richtigen Standort gepflanzt wird. Daher sollte beim Kauf unbedingt auf die erforderliche Bodenart und die Lage geachtet werden. Informationen darüber finden sich auf den bunten Plastiketiketten im Staudentopf.

Meist lohnt sich ein Blick auf die Rückseite der Staudenetiketten. Dort finden sich oft noch nützliche Pflegetipps. Foto: Karin Stern

Stauden aus Containern und Töpfen können nahezu ganzjährig gepflanzt werden. Ungeeignete Termine liegen im trocken-heißen Hochsommer und kurz vor einer Frostperiode – beides Bedingungen, die selbst robuste Pflanzen absterben lassen können. Viele Gärtner bevorzugen aus guten Gründen den September als Pflanztermin. Die sommerliche Hitze ist vorbei und bis zum Frost haben die Stauden noch genügend Zeit zum Einwurzeln. Im folgenden Frühjahr können die Neuzugänge im Staudenbeet sofort „durchstarten“. Einzig winterempfindliche Stauden wie die Herbstanemone und Ziergräser pflanzt man besser erst im Frühjahr von März bis April, je nach Witterung. Leider trocknen die Stauden in ihren Töpfen schnell aus. Daher wird der Topf vor dem Pflanzen in einen Wassereimer getaucht, bis keine Blasen mehr aufsteigen. Der feuchte Ballen lässt sich viel leichter entnehmen. Störende, aus den Abzugslöchern herausschauende Wurzeln schneidet man einfach mit einem scharfen Messer ab. Sehr dichte Wurzelballen werden im unteren Bereich etwas mit den Fingern geöffnet. Dies regt die Bildung neuer Wurzeln an. Es empfiehlt sich, den Boden rund um die Pflanzstelle in der Anfangszeit unkrautfrei zu halten und starkwüchsige Nachbarn etwas zu bremsen.

Viel der derzeit erhältlichen Stauden eignen sich auch für die Kübelbepflanzung. Foto: Karin Stern
Ein attraktives, herbstliches Staudenbeet mit Aster, Fetthenne, Sonnenhut und Bartblume. Foto: Karin Stern


Tipp: Pflanzenkauf kann ganz schön ins Geld gehen, vor allem wenn es sich um neue oder seltene Sorten aus Spezialgärtnereien handelt. Günstiger kommt man auf Pflanzenflohmärkten oder Tauschbörsen weg, die häufig im Frühjahr und Herbst von Privatinitiativen wie den Offenen Gärten angeboten werden. Auch in der eigenen Nachbarschaft ergibt sich so manche Tauschaktion. Einige Pflanzenhändler im Internet bieten bei Vorbestellung im Winter einen Rabatt von 10 bis 15 % auf den Kaufpreis. Die Lieferung erfolgt dennoch erst im Frühjahr. Auch im Gartenmarkt lohnt sich jetzt zum Saisonende das Ausschauhalten nach reduzierter Ware. Schnäppchen lassen sich hier nicht nur bei Stauden, sondern auch bei Blumenzwiebeln, Gehölzen und Keramik ergattern.

Farblich aufeinander abgestimmte Pflanzen werden gerne gemeinsam präsentiert. Foto: Karin Stern
Arrangieren Sie vor der Pflanzung die Töpfe an den gedachten Stelle. Änderungen lassen sich dann noch leicht umsetzen. Foto: Karin Stern


Exportwerte sinken, Einfuhren steigen

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Der Wert des deutschen Agrarexports ist im ersten Halbjahr 2024 gesunken, während die entsprechenden Einfuhren zulegten. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden mit der Ausfuhr von Agrarprodukten und Lebensmitteln einschließlich forstwirtschaftlicher Erzeugnisse, Tabakwaren und Getränke 48,06 Mrd. € erlöst; das waren 807 Mio. € oder 1,7 % weniger als in der ersten Jahreshälfte 2023. Dagegen nahm der Wert der Agrareinfuhren um 2,53 Mrd. € beziehungsweise 4,5 % auf 58,80 Mrd. € zu. Mithin erhöhte sich das Agraraußenhandelsdefizit um 45,2 % auf 10,74 Mrd. €.

Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 errechnet sich für die deutschen Agrarausfuhren allerdings noch ein Wertplus von 8,0 %. In der ersten Jahreshälfte 2023 waren die Exporte nämlich sehr kräftig gestiegen, und zwar um 4,4 Mrd. € oder fast 10 % auf damals 48,9 Mrd. €. Die Agrareinfuhren hatten seinerzeit bei 56,3 Mrd. € stagniert.

Einfuhren übertreffen Ausfuhren um das Vierfache

Den mit Abstand größten Posten im deutschen Agraraußenhandel bildet die Warengruppe „Nahrungsmittel und Futtermittel“. Hierfür wird im aktuellen Halbjahresvergleich ein Rückgang des Exportwertes um 1,2 % auf 37,04 Mrd. € ausgewiesen. Die betreffenden Importe nahmen um 0,8 % auf 32,88 Mrd. € ab. Mit Nahrungs- und Futtermitteln erzielte Deutschland von Januar bis Juni 2024 somit einen Ausfuhrüberschuss von 4,15 Mrd. €.

Ganz anders sieht dies bei der Rubrik „Erzeugnisse der Landwirtschaft und Jagd“ aus. Hier standen in den ersten sechs Monaten von 2024 Exporten im Wert von 5,49 Mrd. € Einfuhren für 19,44 Mrd. € gegenüber. Während auf der Aufuhrseite ein Minus von 3,8 % verzeichnet wurde, gab es bei den Importen ein sehr kräftiges Plus von 17,4 %.

Anti-Produktionspolitik zeigt Wirkung

Die German Export Association for Food and Agriproducts (Gefa) blickt besorgt auf die Halbjahreszahlen zum deutschen Agraraußenhandel. Aus Sicht der Gefa ist der Rückgang auch den „oftmals politisch gewünschten Produktionssenkungen“ zuzuschreiben.

„Die Wettbewerbssituation im Ausland und der Kampf um die Regalplätze in den Auslandsmärkten werden härter“, stellte Gefa-Sprecher Hartmut Kretschmer fest. Gleichzeitig werde die heimische Produktion mit ständig neuen und „oft nutzlosen bürokratischen“ Anforderungen belastet, statt endlich die dringend notwendige und regelmäßig angekündigte Bürokratiewende einzuleiten.

Verlagerung ins Ausland hilft der Umwelt nicht

„Die Verlagerung von Produktion und Wertschöpfung ins Ausland hilft weder dem deutschen Standort noch der Umwelt“, gab Gefa-Vizesprecher Jan-Bernd Stärk ergänzend zu bedenken. Die deutsche Politik müsse ihre Anstrengungen zur Stärkung der heimischen Lebensmittelproduktion deutlich erhöhen. Neben der Entbürokratisierung bedürfe es auch der Förderung des Exports von Agrarprodukten und Lebensmitteln. „Es ist nicht weiter hinnehmbar, dass sich der Agrargunststandort Deutschland aus seiner Verantwortung für eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln zurückzieht“, so Stärk.

Die Gefa mahnt einen schnelleren Abbau von Handelsrestriktionen sowie engagiertere Initiativen zur Öffnung von Auslandsmärkten an. Das betrifft ihr zufolge auf EU-Ebene den Abschluss von Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten und in Südostasien beziehungsweise im Fall Deutschlands zum Beispiel Veterinärzulassungen in wichtigen Drittlandmärkten. Zudem wird ein Abbau bürokratischer Hemmnisse bei aufwendigen Deklarationsforderungen sowie bei der Einhaltung von Ursprungsregelungen gefordert. age

Europäischer Milchsektor

im Visier

Chinesisches Antidumpingverfahren

China stellt Milchimporte aus der Europäischen Union auf den Prüfstand. Vergangene Woche kündigte das chinesische Handelsministerium ein Antidumpingverfahren gegen Milcherzeugnisse aus der EU an. Laut Angaben der Nachrichtenagentur AFP sind unter anderem Quark, Milch und Sahne sowie Käsesorten wie Blauschimmelkäse und Frischkäse betroffen. Wie Peking mitteilte, wurde die Untersuchung aufgrund eines Beschwerdeantrags aus der chinesischen Milchbranche eingeleitet. Bemängelt wird, dass die im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik gewährten Subventionen eine unfaire Marktverzerrung zuungunsten der chinesischen Erzeuger darstellen. Im Jahr 2023 exportierte die EU Milchprodukte im Wert von 1,76 Mrd. € nach China. Der Schritt erinnert an das Vorgehen Chinas gegen europäische Schweinefleischexporte. Im Juni hatte das Handelsministerium der Volksrepublik nach der Beschwerde eines Interessenverbandes der heimischen Schweinefleischindustrie ebenfalls ein Antidumpingverfahren eingeleitet. Beobachter gehen davon aus, dass beide Verfahren eine direkte Antwort auf die von der EU verhängten Ausgleichszölle gegen chinesische Elektroautos sind. Ein Sprecher der EU-Kommission erklärte, man sei sich sicher, dass die von Peking kritisierten Förderpraktiken dem Regelwerk der Welthandelsorganisation entsprächen. Ungeachtet dessen werde man die vorliegenden Informationen prüfen. Einen möglichen Zusammenhang mit den geplanten Antidumpingzöllen auf chinesische Elektroautos wollte der Sprecher nicht kommentieren. age

Körnererbsen – ein neuer Markt?

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Die Körnererbse ist als Leguminose mit ihrer Stickstoff bindenden Eigenschaft neben anderen Leguminosen sowohl für Futterbau- als auch für Ackerbaubetriebe keine Unbekannte. So hat sich die Anbaufläche von gut 70.000 ha im Jahr 2018 auf inzwischen 117.000 ha im Jahr 2023 kontinuierlich erhöht. Der Anbau ist sowohl in der Winterform wie auch als Sommerung möglich, wobei die Sommerform hier mit einem Anteil von 94 % deutlich im Fokus steht. Sie wird von Anfang März bis April gedrillt und ist dann in der Regel Anfang bis Mitte August druschreif. Der Ertrag liegt im sechsjährigen Durchschnitt bei 30,4 dt / ha. Sie kann zur Auflockerung der Fruchtfolge frühestens nach sechs, besser nach neun Jahren wieder auf derselben Fläche angebaut werden. Für Futterbaubetriebe sowohl im konventionellen als auch im Ökobereich kommt auch der Anbau als Gemenge infrage.

Bisher preislich eher uninteressant

Die Körnererbse hat einen Rohproteingehalt von 24 % und ist daher neben ihren ackerbaulichen Eigenschaften auch für Vieh haltende Betriebe ein geeigneter Proteinlieferant. So ist es auch nicht verwunderlich, dass gut zwei Drittel der Körnererbsenernte im Futtermittelbereich landen. Hiervon wiederum werden geschätzte 105.000 bis 110.000 t direkt von den Futterbaubetrieben verwertet. Ein weiterer Anteil – im vergangenen Jahr waren dies 139.500 t – wird über den Landhandel erfasst und im Rahmen der Mischfutterproduktion verarbeitet. Allerdings wird die Körnererbse nicht von jedem Landhandel erfasst und auch das aktuelle Erzeugerpreisniveau von durchschnittlich 24 € / dt lässt die Körnererbse im Vergleich zu anderen Marktfrüchten deutlich schlechter dastehen. Hier muss allerdings ihre Fähigkeit der Stickstoffspeicherung im Boden mit eingepreist werden.

Wachsender Markt für pflanzliche Proteine

Ungefähr 30 % der geernteten Körnererbsen werden für die Gewinnung von pflanzlichen Proteinen in der Humanernährung verwertet. Hier werden besonders im Bereich Proteindrinks und Fleischersatzprodukte steigende Umsätze vorhergesagt. Und genau auf diese Schiene springt nun auch die Nordzucker AG auf. Hier soll ein neues Werk in der Region Hannover für die Produktion von Proteinen aus Körnererbsen entstehen. Die Nordzucker AG hat dafür Anbauverträge mit Landwirten aus Niedersachsen, aber auch aus den umliegenden Bundesländern in einem Gesamtumfang von mehreren 10.000 t abgeschlossen. Der darin festgelegte Erzeugerpreis hat mit 42,80 €/dt ein deutlich höheres Niveau und aufgrund der nicht unerheblichen Menge auch das Potenzial, dem Preisgefüge der Körnererbsen deutliche bullische Impulse zu senden. Zum anderen ermöglicht es auch reinen Marktfruchtbetrieben, die Körnererbse zur Auflockerung in bestehende Fruchtfolgen zu integrieren, ohne anschließend vor einem Vermarktungsproblem zu stehen. Laut Nordzucker-Angaben sollen die Körnererbsen zu 100 % aus deutschem Anbau kommen. Diese Regionalität haben sich aber auch andere Mitbewerber, zum Beispiel endori, auf die Fahne geschrieben. Somit steigert der geplante Einstieg der Nordzucker AG in den Proteinmarkt auch den Wettbewerb in der entsprechenden Verarbeitungsebene. Auch dies könnte sich zugunsten der Erzeugerpreise auswirken. Auch für nächstes Jahr wird die Nordzucker AG wieder entsprechende Verträge anbieten. Es bleibt also spannend, wie sich dieser Markt entwickeln wird.

Die Fichten im Blick behalten

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Obwohl in den vergangenen Jahren das Klima, insbesondere die Niederschlagswerte, für den Wald besser war, zeigen sich an vielen Stellen noch Schäden in den Beständen. Offensichtlich sind die durch die Trockenjahre entstandenen Probleme doch noch nicht ganz überwunden.

Eine vom Käfer befallene abgestorbene Fichte

Hier ist der Prozess weiter fortgeschritten – die Rinde fällt nach dem Borkenkäferbefall ab.

Die Fichtenbestände sollten daher auch in diesem Jahr wieder gut auf einen Befall durch Borkenkäfer, vor allem Buchdrucker und Kupferstecher, beziehungsweise auf absterbende Bäume kontrolliert werden. Sofern die Kontrolle noch nicht erfolgt ist, sollte sie möglichst bald vorgenommen werden, um den Befall zu erkennen und die Ausbreitung möglichst schnell eingrenzen zu können.

Nur so kann eine Entwertung des Holzes vermieden werden. Wichtig ist es, die befallenen Fichten umgehend einzuschlagen und aus dem Waldbestand zu entfernen. Allein auf diese Art und Weise ist gewährleistet, dass sich der Borkenkäferbefall nicht auf die umliegenden Bestände ausweitet.

Auch unter den Sitkafichten finden sich zum Teil geschädigte Bäume.
Bei der genauen Betrachtung der Rinde sieht man die Einstiche der Borkenkäfer.

Auch bei der Sitkafichte zeigen sich ähnliche Bilder. Hier besteht zum Teil das zusätzliche Problem, das die Sitkafichten leichter von der Fichtenröhrenlaus, auch Sitkalaus genannt, befallen werden können. Das führt zu einer starken Entnadelung der Bäume und kann damit in der Folge zu deren Absterben führen. Durch die starke Entnadelung wird zudem die Gefahr des Borkenkäferbefalls erhöht.

Erfreulicherweise sieht der Holzmarkt bisher trotz der nachlassenden Baukonjunktur vergleichsweise gut aus. Daher bestehen aus schleswig-holsteinischer Sicht weiterhin gute Chancen, das Holz zu guten Konditionen zu vermarkten.

Alle anderen Baumarten sollten ebenfalls nicht aus den Augen gelassen und gewissenhaft kontrolliert werden. Auch in den Lärchenbeständen finden sich zum Teil absterbende beziehungsweise abgestorbene Bäume, die vermutlich durch die Trockenjahre geschädigt wurden. Die Käferproblematik ist in der Regel nicht so stark wie bei der Fichte, aber auch hier sollte zur Sicherheit kontrolliert werden.

Wenn Sauen Verletzungen haben

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Die Klauengesundheit von ­Sauen spielt auf den meisten ­Betrieben bisher eine geringe Rolle. Bei ­einer Betrachtung und dem anschließenden Vergleich bisheriger Studien wird jedoch deutlich, welche Bedeutung das Thema ­eigentlich hat. Immerhin weisen zwischen 80 bis 95 % der gehaltenen Sauen mindestens eine Klauenverletzung auf.

Dabei können Verletzungen von einer leichten Ballenerosion oder überwachsenen Klauen bis hin zu Afterklauenabrissen, Klauenrehen und tiefen Hornspalten auftreten. Hinzu können Infektionserkrankungen wie Panaritium kommen. All diese Erkrankungen schränken die Sauen in ihren Funktionskreisen und im artgerechten Verhalten ein.

Auswirkungen auf die Ferkelleistung

Wie stark diese Einschränkungen sind, hängt von der Zahl, Art und Schwere der Läsionen ab. Dabei führt nicht jede Klauenverletzung zu einer Lahmheit, die bei der Tierkontrolle zu erkennen ist. Tiere mit bestimmten Klauenverletzungen benötigen jedoch mehr Versuche zum Aufstehen, rutschen häufiger weg und haben verkürzte Steh- und Fresszeiten. Ebenso kann es zu einer Verdrängung vom Fressplatz, einer unzureichenden Futteraufnahme bei langen Laufwegen in Abrufstationen und einer eingeschränkten Wasseraufnahme kommen. Dies alles hat Auswirken auf die Ferkelleistung. So sind mögliche Folgen von überlangen oder verletzten Klauen eine erhöhte Zahl an Saugferkelverlusten, eine geringere Zahl abgesetzter Ferkel sowie ein verringertes Absetzgewicht. Neben den entstandenen Verlusten in der Abferkelung kann es auch zu höheren Umrauschraten oder zu verfrühten Abgängen der Sauen kommen. Ein Anstieg der Remontierungsrate und den damit verbundenen Remontierungskosten ist die Folge.

Einfluss der Bodengestaltung

Die Einflussfaktoren auf die Klauengesundheit sind genauso zahlreich wie die daraus resultierenden Verletzungen. Eine entscheidende Rolle spielt die Bodengestaltung. Grundsätzlich sollten alle Böden trittsicher, rutschfest und frei von Kanten oder Ausbrüchen sein. Neben einer geringen Spaltenbreite, die das weite Einsinken der Klauen verhindert und somit Kronsaum- und Wandhornläsionen vorbeugt, hat auch die Bodenhygiene einen starken Einfluss auf die Klauengesundheit. Bei verschmutzten, feuchten Böden wird Infektionserregern der Eintritt durch die aufgeweichte Haut erleichtert und die Übertragung durch Kot und Urin erhöht. Zudem sollte der Boden regelmäßig auf seinen Zustand überprüft werden. Hierbei ist sowohl auf entstandene Schäden, Kanten und Ausbrüche zu achten als auch darauf, ob die Oberfläche zu rau oder zu glatt geworden ist.

Ballenwucherungen treten sehr häufig auf.
Ein Hornriss kann bis auf die Lederhaut reichen.

Bei zu rauen Böden gibt es einen zu starken Hornabrieb und es entstehen Verletzungen im Sohlen- und Ballenbereich der Klaue. Im Gegensatz dazu kommt es bei zu glatten Böden zu einem deutlich geringeren Klauenabrieb, wodurch das Klauenhorn zu lang wächst und die sogenannten Stallklauen entstehen. Durch den veränderten Klauenwinkel kommt es sowohl zu einer starken Mehrbelastung des Ballenbereiches als auch zu einem Fesseltiefstand, welcher eine Belastungsrehe zur Folge haben kann. Außerdem rutschen die Tiere auf glatten Böden öfter aus und weisen dadurch Hautverletzungen im hinteren Drittel des Gesäuges auf.

Im Hinblick auf die Bodenbeschaffenheit konnte in den bisherigen Studien kein Unterschied zwischen Beton- und Kunststoffböden sowie planbefestigten und perforierten Böden festgestellt werden. Lediglich eine dicke Einstreu (Stroh oder Sägespäne) konnte die Klauengesundheit nachweislich verbessern. Mit Gummi beschichtete Böden zeigten unterschiedliche Auswirkungen auf die Klauengesundheit. Auffällig hierbei ist jedoch, dass Gummimatten im Liegebereich für eine Verminderung der Wandhornabschürfungen sorgten. Diese entstehen durch Ruderbewegungen der Sau im Liegen. Im Abferkelbereich wurde festgestellt, dass die Sauen auf Gusseisenrosten eine geringere Zahl an Klauenverletzungen aufweisen als Sauen, die auf Kunststoffböden standen.

Die Ergebnisse von Studien aus der Umstellungsphase zur Gruppenhaltung im Wartestall zeigten eindeutig, dass in der Gruppenhaltung mehr Klauenverletzungen auftreten. Die Gründe hierfür sind naheliegend, da sich die Tiere dabei deutlich mehr bewegen. Hieraus kann ein stärkerer Klauenabrieb resultieren. Außerdem kommt es bei Rangordnungskämpfen und Ausweichmanövern zu schnellen Richtungswechseln. Dabei werden die Hinterklauen extrem stark belastet, es entsteht eine stärkere Reibung und die Gefahr vom Hängenbleiben in Spalten oder an Stalleinrichtungen erhöht sich.

Mit Blick auf die kommenden Änderungen in der Sauenhaltung spielt die Klauengesundheit eine zunehmende Rolle. Durch die Gruppenhaltung im Deckzentrum kommt neben den Rangordnungskämpfen auch noch das Aufspringen in der Rausche belastend hinzu. Es empfiehlt sich daher im Gruppierungsbereich und dem Deckzentrum, einen trittsicheren, im Idealfall eingestreuten Boden zu haben sowie Rückzugsorte wie beispielsweise Liegekessel und ausreichend Beschäftigungsmaterial anzubieten.

Die Fütterung beachten

Für die Qualität des Klauenhornes ist die Fütterung entscheidend. Unter anderem hängt die Hornhärte von den schwefelhaltigen Aminosäuren Cystein und Methionin ab. Auch das wasserlösliche Vitamin Biotin kann vom Schwein nicht selbst synthetisiert werden und muss über Mineralfutter ergänzt werden. Bei einem Mangel nimmt die Hornqualität ab und es treten verstärkt Risse an der Klaue auf. Aus der Gruppe der Spurenelemente haben Zink, Kupfer und Mangan den größten Einfluss auf die Klauengesundheit. Bei ihnen ist jedoch nicht nur die ausreichende Versorgung, sondern auch die Bioverfügbarkeit ein entscheidender Faktor. Zudem ist auch die Fütterungstechnik wichtig. So sollte um die Fressbereiche, insbesondere bei Abrufstationen, ausreichend Platz sein, damit die Sauen einander ausweichen können. Ebenso können ein gutes Tier-Fressplatz-Verhältnis, die zusätzliche Gabe von Raufutter sowie ein Futterstart in der Nacht Ruhe hineinbringen.

Neben den haltungsbedingten Einflussfaktoren gibt es auch tierindividuelle Faktoren. Das Alter, die Wurfanzahl sowie die Genetik beeinflussen die Klauengesundheit. Jedoch muss man hierbei beachten, dass Tiere mit einer schlechten Klauengesundheit häufig schon früh aus der Herde ausscheiden, ohne dass die Gründe erfasst und dokumentiert werden. Es lohnt sich also schon bei der Jungsauenanlieferung oder -auswahl, einen genauen Blick auf die Klauen und das Fundament zu werfen.

Klauenbonitur und Klauenpflege

Um sich einen Überblick über die Klauengesundheit der Herde zu machen, empfiehlt es sich, in regelmäßigen Abständen eine Klauenbonitur durchzuführen. Dies bietet sich besonders nach dem Einstallen in Abferkelbereich an. Für die visuelle Bewertung gibt es verschiedene Einteilungen und Skalen, die häufig noch mit Beispielfotos versehen sind. Eine Dokumentation der festgestellten Klauenläsionen ist hierbei hilfreich.

Ein regelmäßiger Klauenschnitt als Pflegemaßnahme, wie es ihn im Rinderbereich gibt, spielte in der Schweinehaltung bis jetzt eine untergeordnete Rolle. Dabei kann eine rechtzeitige Klauenpflege Klaunverletzungen vorbeugen und sie teilweise beheben. Die einfachste Möglichkeit bietet das Kürzen der Afterklauen. Als Hilfestellung für die Länge gilt, dass die Afterklauen bis auf Höhe des Kronsaumes eingekürzt werden sollten. Das Kürzen wirkt sich positiv auf das Gangbild der Sau aus. Das senkrechte Kürzen der Klauenspitzen mit einer Astschere führt hingegen zu einer Verschlechterung des Gangbildes. Dies ist mit dem Verlust der natürlichen Klauenform zu begründen. Die Klaue wird dabei weder in der Höhe noch in der Form des Wandhornes angepasst, was die Balance stört. Die funktionelle Klauenpflege bringt den meisten Erfolg. Dabei wird eine gleichmäßige Lastverteilung angestrebt. Dafür werden die Klauen einander angepasst, die Sohlenflächen parallel zum Klauenbein ausgerichtet, die Ballen entlastet und ebenfalls die Afterklauen eingekürzt. Für die Klauenpflege gibt es auch im Schweinebereich mittlerweile verschiedene Klauenbehandlungsstände. Diese reichen von einfachen Kurbeln zum Anheben der Hinterbeine im Kastenstand bis hin zum vollhydraulischen Klauenpflegestand.

Bis jeder Betrieb routinemäßige Klauenpflege bei seinen Sauen durchführt, ist es noch ein langer Weg. Jedoch ist bereits die regelmäßige Bonitierung hilfreich, um einen Überblick über den Bestand zu haben. Auch das Kürzen der Afterklauen ist eine gut umzusetzende Möglichkeit.

Fläche um über neun Prozent ausgeweitet

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Der Pflanzkartoffelanbau in Schleswig-Holstein wird immer weiter ausgedehnt. Die Anbaufläche hat sich von 2.756 ha 2023 auf 3.011 ha in diesem Jahr vergrößert. Das bedeutet einen Anstieg von 255 ha oder 9,25 %. Auch deutschlandweit gab es einen Zuwachs des gesamten ­Kartoffelanbaus von 9 %.

In Schleswig-Holstein werden von 64 landwirtschaftlichen Betrieben insgesamt 153 verschiedene Pflanzkartoffelsorten vermehrt. 15 Vertriebsorganisationen (VO-Firmen) melden ihre Sorten bei der Landwirtschaftskammer an. 3.011 ha Vermehrungsfläche sind absoluter Rekord für dieses Bundesland. Die beliebtesten Sorten sind ,Colomba‘, ,Innovator‘, ,Zorba‘ und ,Annabelle‘.

Diesjährige Herausforderungen

Kein Jahr ist wie das andere. So gab es auch in dieser Saison wieder neue Herausforderungen. Noch nie gab es so einen langen Anmeldezeitraum. Grundsätzlich müssen die Vermehrungsflächen bis zum 15. Mai bei der Anerkennungsstelle angemeldet sein. Das klappte 2024 nur bei wenigen Betrieben. Die Anmeldungen zogen sich weit in den Juni und die letzten gingen tatsächlich erst Anfang Juli ein. Aufgrund der nassen Bedingungen bis ins späte Frühjahr hinein kamen viele Betriebe erst spät auf den Acker.

Die Feldbesichtigungssaison zog sich deswegen natürlich ebenfalls in die Länge und ist auch noch nicht ganz abgeschlossen. In Schleswig-Holstein wird überwiegend im Vorstufen- und Basisbereich vermehrt. Die Anforderungen sind im Vergleich zu Z-Pflanzgut höher. Die entsprechenden Feldbestandsprüfungen werden von Feldbesichtigern vorgenommen, die dazu jedes Vorhaben zwei- bis dreimal begutachten. Im Vergleich zum Vorjahr gab es in diesem Jahr mehr Aberkennungen, vor allem wegen Schwarzbeinigkeit. Das viele Wasser begünstigte die Ausbreitung von Bodenbakterien.

Pflanzkartoffeln aus Schleswig-Holstein sind in der ganzen Welt gefragt.

Krautfäule bereitete Probleme

Da das Kartoffelpflanzgut sehr knapp war, wurde auch Pflanzgut verwendet, das teilweise mit Viren belastet war. Trotz geringen Blattlausaufkommens wurden mehr viruskranke Pflanzen gefunden als im Vorjahr. Auch hier kam es zu Aberkennungen.

Ein weiteres Problem – besonders ausgeprägt auf den Ökobetrieben – war die Krautfäule (Phytophthora infestans). Aufgrund dessen brachen vor allem zum Ende der Saison einige Bestände zusammen. Da es sich um einen pilzlichen Erreger handelt, ist die Krankheit zwar nicht anerkennungsrelevant, erschwert allerdings das Ansprechen anderer Krankheiten.

Besonders der Bereich an der Westküste ist für den Kartoffelanbau sehr beliebt. Der fruchtbare Kleiboden und die gesunden Westwinde bieten hier beste Bedingungen. Aber auch im Osten breitet sich der Pflanzkartoffelanbau aus, sogar bis nach Fehmarn.

Derzeit ist die Sikkation in vollem Gange und die ersten Betriebe starten mit dem Roden der frühen Sorten. Durch das teilweise sehr späte Pflanzen verzögert sich auch die Ernte bei diesen Partien um ein bis zwei Wochen. Die Erträge und Qualitäten werden erst bei der Ernte sichtbar. Trotz guter Knollenansätze werden keine Höchsterträge erwartet. Vor allem die vorzeitige Abreife hindert die Knollen am Wachstum.

Die Untersuchungen für die Anerkennung laufen zeitnah nach der Ernte. Alle Partien werden in Laboren auf Viren und Bakterien untersucht. Nur wenn die Grenzwerte eingehalten wurden, kann es zur Anerkennung der Partie kommen. Der Großteil der Pflanzkartoffeln wird in Drittländer (Nicht-EU-Länder) exportiert. Die ersten Länder, wie zum Beispiel Ägypten und Vietnam, erwarten bereits Anfang Oktober einen Beginn der Lieferungen. Die Exportsaison endet erst wieder im Mai nächsten Jahres. Pflanzkartoffeln aus Schleswig-Holstein sind in der ganzen Welt gefragt.

Möglichkeiten und gängige Praxis

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Für die Entwicklung vom Kalb zur leistungsstarken Milchkuh oder zum guten Mast- oder Zuchtbullen ist eine optimale Aufzucht in der Kälberphase eine wichtige Voraussetzung. Nur ein gut versorgtes Kalb ist in der Lage, sein volles Leistungspotenzial zu entfalten. Es stellt hohe Ansprüche an die Fütterung, da insbesondere das Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist und sich der Verdauungstrakt noch voll entwickeln muss. Die Wahl des Tränkeverfahrens und der Kälbermilch ist daher entscheidend.

Die frühe und ausreichende Versorgung mit Kolostrum ist für jedes Kalb der erste wichtige Grundstein, um durch passive Immunisierung einen Schutz gegen Krankheitserreger aufzubauen. Ziel sollte es sein, in den ersten sechs Lebensstunden 4 l Kolostrum zu vertränken. Dabei ist auf eine gute Qualität zu achten. Die Qualität des Kolostrums kann über ein Refraktometer bewertet werden und gibt den Brixwert als Maßzahl aus. Je höher der Brixwert, desto besser ist die Kolostrumqualität. So soll er bestenfalls bei über 22 liegen. Das entspricht etwa einem Antikörpergehalt von 75 g/l Kolostrum.

Die Qual der Wahl bei der Kälbertränke

Bei der Kälbertränke gilt es verschiedene Punkte zu entscheiden:

Vollmilch oder Milchaustauscher?

Eimertränke oder Tränkeautomat?

Ad libitium oder restriktive Tränkemenge?

Ansäuern oder nicht?

Vollmilch oder Milchaustauscher?

Ob man sich für eine Vollmilchtränke oder einen Milchaustauscher entscheidet, hängt in der Regel von betriebsindividuellen Faktoren ab. So spielt beispielsweise das Milchkontingent eine entscheidende Rolle. Für den Vergleich der beiden Tränken müssen diese auf die gleiche Basis gebracht werden und anhand der Nährstoffgehalte verglichen werden. 1 kg Milchaustauscher entspricht in etwa 6 kg Vollmilch. Auch die personelle Verfügbarkeit und die Einstellung des Betriebes sind weitere Entscheidungspunkte.

Die Versorgung der Kälber mit Vollmilch bildet auf vielen Betrieben die Grundlage der Kälberaufzucht.

Vorteile einer Vollmilchtränke sind das sehr gut verdauliche Milcheiweiß, der hohe Energiegehalt und die hohe Energiedichte, die gute Zunahmen ermöglichen, in der Regel eine problemlose Verfügbarkeit und keine zusätzliche Organisation. Vollmilch ist die natürlichste und nahrhafteste Futterquelle. Im Durchschnitt hat sie 3,1 bis 3,5 % Eiweiß und zirka 4 % Fett. Die Zusammensetzung ist den Bedürfnissen des Kalbes angepasst. Es kann aber auch gelegentlich bei der Vollmilchtränke vorkommen, dass sie den Bedarf der Kälber nicht vollständig deckt und aufgewertet werden muss. Das ist möglich, wenn die Milch nicht genug Eiweiße oder Fett enthält. Des Weiteren können über die Vollmilch Krankheiten von der Kuh auf das Kalb übertragen werden. Teilweise sind die Vitamine und Spurenelemente nicht in ausreichender Menge enthalten und zu hohe Fettgehalte könnten zu Durchfall führen. Zudem ist es ein höherer betrieblicher Aufwand, für die Hygiene, Sicherheit und Konsistenz zu sorgen. Letztendlich ist die Entscheidung betriebsindividuell zu treffen.

Unterschiede bei Milchaustauschern

Unter den Milchaustauschern variiert die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, aber auch die Höhe der einzelnen Konzentrationen, insbesondere Magermilchpulver, Immunglobuline, Fett und Eiweiß. Diese bestimmen in Kombination mit der abgenommenen Menge auch den Preis eines Milchaustauschers.

Milchaustauscher eignen sich ebenso wie Vollmilch für eine Ad-libitum-Tränke. Wichtig ist es, auf einen hohen Anteil an Magermilchpulver zu achten. Die Vorteile von Milchaustauschern sind zum einen die in der Regel gleichbleibende Qualität und konstante Zusammensetzung, zum anderen werden Kontaminationen und Krankheitsübertragungen von der Kuh auf das Kalb verhindert. Die Tagesmengen-Konzentration kann dem Bedarf der Kälber angepasst werden. Insbesondere am Anfang der Tränkephase sind Milchaustauscher mit hohen Gehalten an pflanzlichen Proteinen weniger geeignet, da der Verdauungstrakt der Kälber diese noch nicht in vollem Maße umsetzen kann. Weiterhin können mindere Qualitäten eines Milchaustauschers zu einem Mangel beim Kalb und auch zu Durchfall führen.

Es ist auf eine an die Bedürfnisse des Kalbes entsprechend seiner aktuellen Lebensphase exakt angepasste und gleichbleibende Anmischung des Milchaustauschers zu achten. Wird Milchaustauscher eingesetzt, ist zu beachten, dass es bei Erkalten zur Entmischung kommen kann, weshalb dieser eher vorteilhaft für einen Tränkeautomaten oder eine restriktive Fütterung ist.

Ebenfalls muss bei der Entscheidung für oder gegen den Milchaustauscher berücksichtigt werden, dass dieser einer gewissen Organisation bedarf. So sollte man beachten, dass immer eine ausreichende Menge vorhanden ist, da es immer einmal zu Lieferverzögerungen kommen kann. Eine abrupte Umstellung auf ein anderes Tränkeverfahren hat nachteilige Auswirkungen auf die Kälber, wie Durchfälle, Erkrankungen, schlechtere Zunahmen, und bildet dadurch keine optimale Basis, das Leistungspotenzial voll zu entfalten.

Tränkeautomaten am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp bilden die täglichen Zunahmen und Tränkekurven zur Gesundheits- und Leistungskontrolle digital ab.
Die Versorgung sollte an die jeweilige Lebensphase und den entsprechenden Bedarf des Kalbes angepasst werden.

Tränkeautomat oder Nuckeleimer?

Nachdem man die Frage geklärt hat, ob Milchaustauscher oder Vollmilch verfüttert werden soll, gilt es, zwischen Nuckeleimer und Tränkeautomat zu entscheiden. Ob man einen deutlich teureren Tränkeautomaten wählt, ist eine betriebsindividuelle Entscheidung. Generell sollte ein Tränkeautomat für eine Arbeitsentlastung sorgen, da das täglich mehrmalige Befüllen und Reinigen der Nuckeleimer entfällt. Die Reinigung im Tränkeautomaten, den Zulieferungsschläuchen und dem Nuckel läuft mehrmals täglich automatisch. Wichtig ist die Nähe des Betriebes zu dem entsprechenden Servicetechniker für Wartungen, Störungen und Notfälle. Der Tränkeautomat muss täglich auf störungsfreie Funktion kontrolliert und ausreichend mit Milchaustauscher oder Vollmilch sowie Reinigungsmitteln befüllt werden.

Sofern mehrere Tränkeplätze verfügbar sind, kann ein Nachahmungseffekt beobachtet werden, durch den sich die Kälber selbstständig anlernen. Ansonsten bedarf es je nach Kalb mehr oder weniger Unterstützung beim Erlernen der Tränkeaufnahme aus dem Automaten. Unabhängig davon sollten die abgerufenen Mengen täglich kontrolliert werden und Kälber, die nicht oder zu wenig getrunken haben, an den Automaten erneut herangeführt werden. Die Mahlzeiten sind individuell in kleinen Portionen zuteilbar und lassen sich digital, zum Beispiel über individuelle Tränkekurven, nachverfolgen.

Bei Vollmilch im Automaten kommt Arbeit durch das Ansäuern, Reinigen und Befüllen der Vorratsbehälter dazu. Großer Vorteil eines Nuckeleimers und des Befüllens durch ein Milchtaxi sind die niedrigeren Kosten und die täglich mehrmalige Tierkontrolle, die während des Befüllens erledigt werden kann. Die Kontrolle und Dokumentation der Tränkemengen muss jedoch händisch erfolgen.

Ad libitum oder restriktiv?

Mittlerweile ist die gängige Praxis die Ad-libitum-Tränke. In der Vergangenheit war auch die restriktive Tränke vermehrt auf den Betrieben vertreten. Immer mehr Studien belegen aber die Vorteile der Ad-libitum-Tränke. Es hat sich bewährt, die Kälber in den ersten drei Wochen ad libitum zu versorgen und ab der vierten Lebenswoche restriktiv zu füttern. Es ist durch mehrere Studien bewiesen, dass eine Ad-libitum-Versorgung die Kälber vitaler und leistungsstärker macht als eine restriktive Tränke. Bei einer Ad-libitum-Tränke kommen die Kälber bestenfalls nicht in den Moment des Hungerns. Bei einer restriktiven Tränke trinken die hungrigen Kälber in kurzer Zeit eine große Menge, die im Labmagen nicht gut gerinnt. Es ist entscheidend, dass die Kälber nach Belieben trinken können. Am Tränkeautomaten oder am Nuckeleimer trinken die Kälber bei einer Ad-libitum-Tränke zwischen 1 und 1,5 l bis 2 l pro Besuch. Die Ad-libitum-Tränke entspricht außerdem dem natürlichen Verhalten von Kälbern. In der Natur nehmen sie bei ihren Müttern über den Tag verteilt beliebig viel Milch auf.

Sowohl Vollmilch als auch ein Milchaustauscher lässt sich für die Ad-libitum-Tränke verwenden. Wichtig bei diesem Verfahren ist die Hygiene im Eimer und Nuckel, um eine Keimbesiedlung und folglich eine mögliche Erkrankung der Kälber zu verhindern. Bei sehr niedrigen Temperaturen im Winter ist darauf zu achten, dass die Nuckel nicht einfrieren.

Ansäuern oder nicht?

Das Ansäuern der Milch auf einen pH-Wert von 5,5 verhindert insbesondere bei warmer Witterungslage die Vermehrung von Keimen und hält die Qualität bei einer Ad-libitum-Tränke den ganzen Tag relativ gleich. Niedriger sollte der pH-Wert jedoch nicht sein, weil damit die Akzeptanz der Kälber sinken und folglich die Tränkeaufnahme reduziert werden würde. Weiterhin kann eine Ansäuerung dazu führen, dass die Verdaulichkeit besser wird. Das Kaseinprotein muss für eine gute Verdauung im Labmagen gerinnen, was bei niedrigem pH-Wert geschieht. Die Entscheidung, ob eine Ansäuerung der Milch stattfinden soll, ist auch hier betriebsindividuell zu treffen.

Fazit

Eine gute und von hoher Qualität ausgezeichnete Milchfütterung ist entscheidend für die Entwicklung von vitalen, gesunden und leistungsstarken Kälbern. Die verschiedenen Tränkeverfahren unterliegen betriebsindividuellen Entscheidungen und Einstellungen. Jedes Verfahren bietet Vor- und Nachteile gleichermaßen, die sich durch ein richtiges Management und gegebenenfalls Aufwertungen und Anpassungen aufheben lassen.