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Pferdeklappe: Hilfe für Clippy Naseweis

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In der Pferdeklappe von Petra Teegen spielen sich täglich viele traurige, aber auch schöne, Hoffnung gebende Geschichten ab. In diesem Jahr ist besonders viel los: Allein im Januar kamen zwölf neue Pferde.

Die Stallungen der Pferdeklappe in Norderbrarup sind mehr als voll. „Wir haben Platz für 38 Pferde, momentan sind es 48“, berichtet die Gründerin und Leiterin der Pferdeklappe, Petra Teegen. Um alle versorgen zu können, hat sie bereits Schichtdienste eingeführt. Manche der Pferde stehen noch nicht zur Vermittlung. Sie sind entweder gerade in Behandlung oder bleiben für immer. Neun Tiere allerdings warten auf neue Besitzer.

In einer vierstündigen Operation wurden Oberkiefer und Nasenbein erst durchtrennt und anschließend gerade gerichtet und mit Platten und Schrauben fixiert. Foto: Hanseklinik

Unter denen, die noch in Behandlung sind, gibt es einen ganz besonderen Fall: den kleinen Clippy Naseweis. Der acht Monate alte Hannoveraner Hengst kam mit einer Missbildung auf die Welt, dem Wry-Nose-Syndrom. Dabei sind der Oberkiefer und das Nasenbein verdreht und die Zähne liegen nicht mehr aufeinander – das Gesicht sieht schief aus.

Betroffene Fohlen können in der Regel saugen, aber kein Gras oder Heu fressen. Durch die Drehung sind meist die Atemwege verkleinert und die Tiere bekommen schlecht Luft. „Der Tierarzt erklärte uns, dass es wie das Atmen durch einen Strohhalm sei“, berichtet Teegen. Daher werden die meisten betroffenen Fohlen direkt nach der Geburt eingeschläfert. Nicht so bei Clippy: Seine Züchter wollten ihn erst einmal etwas größer werden lassen, um ihn dann schlachten zu lassen.

Große Anteilnahme

Das bekam Petra Teegen mit, die in einem wochenlangen Hin und Her die Besitzer überredete, ihr das ansonsten kräftige und gesunde Fohlen zu überlassen. „Es ist unfassbar, wie viele Menschen helfen und Anteil nehmen“, sagt sie. Drei Personen haben den kleinen Hengst freigekauft, denn die Züchter wollten ihn nicht umsonst in die Rettung geben. Eine junge Frau hat ihn aufgenommen und ihm das Fohlen-ABC beigebracht. Auch die erfahrenen Chirurgen der Hanseklinik gehören dazu, und natürlich die Menschen, die gespendet haben, damit der Kleine operiert werden konnte.

Auf diesem CT-Bild ist der Zustand vor der Operation zu sehen. Durch die Fehlbildungen wäre Clippy nicht in der Lage gewesen, Gras oder Heu zu fressen. Foto: Hanseklinik

Nun verfolgen Tausende Menschen Clippys Schicksal online. Die kurzen Videos und Updates über das Fohlen bekommen zum Teil 12.000 Likes. Seit der Operation stehen seine Zähne übereinander und er kann besser atmen. Jetzt muss die Wunde gut verheilen, dann wird er vorübergehend entlassen. Doch die Implantate müssen nach etwa drei Monaten, wenn der Oberkiefer und das Nasenbein verheilt sind, wieder entfernt werden. „Für ihn haben wir eventuell schon ein neues Zuhause gefunden“, freut sich Teegen. Wichtig ist ihr, dass Clippy dort auch andere junge Pferde als Spielgefährten haben wird.

Späne zu Weihnachten

„Wir brauchen grundsätzlich immer jede Hilfe. Bei einem Fall wie Clippy natürlich noch dringender“, sagt Teegen. Daher kam im Dezember ein ganz besonderes Geschenk gerade zur richtigen Zeit: Das Hauptzollamt Kiel brachte 144 Späne­ballen in die Pferdeklappe. „Die stammten aus einer Schmuggelaktion und hatten einst die Aufgabe, 6,6 Millionen Zigaretten zu verstecken“, berichtet Teegen. Doch die Schmuggler wurden erwischt und die Zigaretten verbrannt. Die Späneballen sollten folgen, aber eine der Beamtinnen hatte die gute Idee, sie stattdessen in die Pferdeklappe zu bringen. Die Ballen reichten für einen Monat.

„Das so gesparte Geld brauchen wir dringend für unseren kleinen Clippy Naseweis“, berichtet Teegen, die gerade dabei ist, die nächsten vier Boxen fertigzustellen. Dringend braucht die Pferdeschützerin auch weitere Koppeln. Wenn sie um Mohrkirch herum 4,5 ha Land bekommt, kann sie das bei sich am Hof umtauschen.

Wahlversprechen und Wirklichkeit

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Anfang Februar sind die Weizenkurse zwar etwas gestiegen, eine durchgreifende Preiserholung hat jedoch bislang noch nicht stattgefunden. Viele Landwirte verfügen noch über Weizenbestände der alten Ernte und spekulieren auf einen Preisanstieg. Trotz der kleinen Weizenernte in Europa bleibt die Nachfrage am Weltmarkt verhalten. Wie erwartet haben Russland und die Ukraine ihre Exporte reduziert, die Preise für Ausfuhren aus der Schwarzmeerregion sind jedoch noch nicht gestiegen. Damit bleibt EU-Weizen vergleichsweise teuer. Weitere Unsicherheit bringt die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump.

Zölle schaden dem Handel

Den weltweiten Getreidehandel kann man als gut funktionierenden Markt bezeichnen. Trotz der Kriegshandlungen beliefert sogar die Ukraine wieder den Weltmarkt. Die von US-Präsident Trump angekündigten Handelszölle gegen Einfuhren in die USA drohen jetzt die globale Wirtschaftsentwicklung zu bremsen. Als Antwort könnte China als der größte Importeur von Agrarprodukten seine Nachfrage in den USA reduzieren. Diese freien Mengen, zum Beispiel von Getreide, würden dann am Weltmarkt für Angebots- und Preisdruck sorgen. Bislang hat China nur Gegenzölle auf andere Warenarten wie fossile Energie und Maschinen aus den USA erhoben. In den jetzt anlaufenden Verhandlungen könnten jedoch auch wieder die Agrarimporte Chinas zum Thema werden. Die angedrohten Einfuhrzölle der USA gegen Mexiko und Kanada wurden vorerst nicht umgesetzt. Beide Länder haben sich unter anderem verpflichtet, die Grenzen besser zu sichern. Zudem sieht selbst US-Präsident Trump die Gefahr, dass fehlende Importe die Inflation in den USA steigen lassen.

Früchte verderben

Ein wichtiges Wahlversprechen von Trump war, dass vor allem die Lebensmittelpreise sinken würden. Wenn jedoch weniger Obst und Gemüse aus Mexiko oder Getreide und Raps aus Kanada eingeführt werden, steigen die Kosten für Nahrungsmittel in den USA an. Dazu kommt, dass das rigorose Vorgehen gegen illegale Einwanderer in den USA bereits zu Problemen führt.

So werden in Kalifornien große Flächen mit reifem Obst und Zitrusfrüchten nicht geerntet, da die Arbeitskräfte fehlen. Die Kurse für Eier haben sich in den letzten Wochen in den USA verdoppelt. Zum Teil wird dies auf die Vogelgrippe zurückgeführt. Doch auch auf den Geflügelfarmen bleibt die Arbeit liegen. Die Beschäftigten fehlen, da sie befürchten, von den Behörden aufgegriffen und abgeschoben zu werden. Man kann davon ausgehen, dass die meisten US-Farmer Präsident Trump gewählt haben. Anscheinend haben sie dabei vergessen, dass 60 % der Beschäftigten auf den Höfen Migranten sind.

Mittlerweile ist auch die EU ins Fadenkreuz der US-Zollpolitik geraten. Die neuen Zölle für US-Importe von Stahl und Aluminium betreffen auch EU-Erzeugnisse. Die europäischen-Staatschefs haben sich bereits vorab abgesprochen, mit Gegenmaßnahmen zu antworten. Für die deutsche Wirtschaft sind die USA ein wichtiger Absatzmarkt. Einen möglichen Handelskrieg könne man nur durch harte Verhandlungen abwenden, so die Meinung. Mögliches Thema der Verhandlungen wäre auch, dass die EU keine genmanipulierten Pflanzenprodukte (GVO-Soja) oder hormonbehandeltes Rindfleisch aus den USA einführt.

In der Politik wie im Leben zeigt sich, dass es nur selten eine einfache Lösung für ein Problem gibt. Es gilt immer abzuwägen, welche Folgereaktionen eine politische Entscheidung hat.

Marktlage – für die Woche vom 10. bis 16.2.2025

Getreide: Das Auf und Ab der Terminkurse erschwerte die Preisfindung und beließ die Kassapreise vorerst auf erhöhtem Niveau.

Raps: Die Erhebung von US-Zöllen auf Ware aus Kanada schürte die Sorge, dass mehr kanadisches Canola auf den EU-Markt kommen könnte, was die Notierungen unter Druck setzte.

Futtermittel: Am Rapsschrotmarkt blieben große Schwankungen weiterhin aus, die schleppende Nachfrage konnte problemlos gedeckt werden.

Kartoffeln: Nach einigen Anpassungen blieben die Preise für Speise- und Verarbeitungskartoffeln weitgehend stabil.

Schlachtrinder: Das Angebot wurde über alle Kategorien als sehr knapp beschrieben.

Schlachtschweine/-sauen: Die Notierung blieb unverändert, aber bisherige Zuschläge wurden durch die Schlachtunternehmen abgesenkt, was einer Preisminderung gleichkam.

Ferkel: In den meisten Gebieten Deutschlands wurden die Ferkel zügig abgenommen.

Milch: Trotz saisonal steigender Mengen wurde über den Monatswechsel nach wie vor weniger Milch als ein Jahr zuvor erfasst.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Geschäfte wurden Anfang Februar weiterhin als sehr ruhig beschrieben.

Markttendenz – für die Woche vom 17. bis 23.2.2025

Getreide: Die seit Jahren sinkenden globalen Endbestände und die weiter unsicheren Ernteaussichten am Schwarzen Meer wirken preisstabilisierend.

Raps: Am Rapsmarkt bleiben die Umsätze überschaubar, der Fokus liegt auf der Abwicklung von Kontrakten.

Futtermittel: Am Mischfuttermittelmarkt dürfte es bei unveränderten Forderungen bleiben, weil Futtergetreide im Wesentlichen unverändert gehandelt wird.

Kartoffeln: Speisekartoffeln werden um 4 bis 5 €/dt teurer, weil zunehmend aus gekühlten Kisten geliefert wird.

Schlachtrinder: Sowohl Jungbullen als auch Schlachtkühe und Färsen sind begrenzt verfügbar und werden zu wieder deutlich höheren Preisen gehandelt.

Schlachtschweine/-sauen: Durch die ruhige Fleischnachfrage kommen die Geschäfte nicht richtig in Schwung.

Ferkel: Der Ferkelpreis dürfte sich trotz eines unveränderten Schlachtschweinepreises fester entwickeln.

Milch: Der Markt für Schnittkäse wird als rege beschrieben, der für abgepackte Butter als gut.

Schlachtlämmer/-schafe: Eine nennenswerte Belebung des Marktes wird auch in den kommenden Wochen nicht erwartet.

Wurzeln in Bad Segeberg

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Die Dr.-Silvius-Wodarz-Stiftung kürt 2025 die Roteiche zum Baum des Jahres. Diese Wahl erinnert an die Arbeit von Dr. Silvius Wodarz, einem Forstmann aus Schleswig-Holstein, der viele Jahre lang die Forstwirtschaftsschule in Bad Segeberg leitete. Er wollte den Menschen den Wald näherbringen und sagte: „Man muss die Bäume nicht neu erfinden, man muss sie nur neu entdecken.“

Seit 1989 wird jedes Jahr ein Baum des Jahres ausgewählt. Dieser Baum wird aufgrund aktueller forstpolitischer und waldbaulicher Herausforderungen ausgesucht. In den letzten Jahren gab es immer wieder Bäume, die eine wichtige Rolle im Klimawandel und der Walderhaltung spielen. Mit welchen Baumarten können wir die zahlreichen Ökosystemleistungen des Waldes auch für die zukünftigen Generationen im Klimawandel sicherstellen? 2025 fiel die Wahl auf die Roteiche (Quercus rubra). Die Wirtschaftsbaumart ist in der Lage, in vielerlei Hinsicht den Waldumbau im Wandel des Klimas zu unterstützen. Die Stiftung wählte sie, weil sie hilft, den Wald zukunftsfähig zu gestalten und die natürlichen Leistungen des Waldes für kommende Generationen zu sichern.

Willkommene Baumart im Klimawandel

Roteiche aus einem gut 100-jährigen Mischbestand


Die Roteiche steht für Vielfalt und Resilienz. Der dringend notwendige Waldumbau auf unterschiedlichen Standorten in Deutschland sollte mit einer Fülle an Baumarten, Waldstrukturen und waldbaulichen Methoden gelingen. Vielfalt im Wald ermöglicht es, die umfangreichen Ökosystemleistungen des Waldes auch für die Enkelgeneration aufrechtzuerhalten. Die Roteiche bietet vielfältige ökologische, aber auch wirtschaftliche Eigenschaften, die das betriebliche Risiko zu vermindern helfen. Die Roteiche ist trockentolerant, beansprucht geringe Standortgüten, ist im Wachstum unseren Eichen voraus und liefert wertvolles Rohholz. Sie verträgt sich gut mit anderen Baumarten und tritt häufig in Mischwäldern auf. Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, sagt über die Roteiche: „In Zeiten des Klimawandels gewinnt diese Baumart zunehmend an Bedeutung für die deutsche Forstwirtschaft. Ihre Fähigkeit, auch auf trockenen Standorten zu gedeihen und den sich ändernden klimatischen Bedingungen zu trotzen, macht sie zu einem wertvollen Bestandteil unserer Wälder.“

Ein Hauch von Indian Summer

Die Roteiche stammt ursprünglich aus Ostamerika. Seit mehr als 100 Jahren ist die Nothern Red Oak auch bei uns in Schleswig-Holstein beheimatet. Die älteste uns bekannte Roteiche steht allerdings in Sachsen im 1778 angelegten Schlosspark in Dessau. Ihr Alter wird auf 250 Jahre geschätzt. Das Höchstalter beläuft sich für die Roteiche auf 300 bis 500 Jahre.

Die Roteiche erhält ihren Namen aus der markanten Rotfärbung der gezackten und spitz gelappten Blätter im Herbst. Die Blattlänge reicht mit 25 cm an die eines Lineals heran. Ihre leuchtende Blattfärbung macht sie zu einem idealen Waldrandgestalter und prägendes Element des Erholungswaldes. Der bis zu 35 m hoch werden Laubbaum lässt die typische Eichenborke unserer heimischen Eichenarten, der Stiel- und Traubeneiche, vermissen. In der Jugend ist die Rinde glatt und grau. Im Alter verlaufen tiefe Rillen durch unregelmäßige Borkenplatten. Die Roteiche hat zwei Triebe, einen männlichen und einen weiblichen. Sie treibt Mitte April bis Mai aus. Ab einem Alter von 25 bis 50 Jahren beginnen die jungen Eichen Früchte zu tragen. Die Eicheln sind 3 cm lang. Die Kappen sind abgerundet und stehen in einem flachen Becher. Sie reifen nicht im Jahr des Austriebs, sondern erst im darauffolgenden August. Die Licht liebende Baumart bildet zunächst eine Pfahlwurzel aus, die sich später zu einer Herzwurzel verzweigt.

Liebt Licht und den gemischten Wald

Stärkster Baum in einem Forst auf dem Mittelrücken mit 94 cm Brusthöhendurchmesser Fotos (2): Rolf-Martin Niemöller

Die Roteiche ist in der modernen, zukunftsfähigen Forstwirtschaft eine willkommene Baumart. Das forstliche Interesse an der Roteiche erwachte bereits im 19. Jahrhundert. Ihr Einzug unter die Nutzbaumarten begann zunächst als Alleebaum. Sie ist unempfindlich gegenüber Streusalz und bereicherte öffentliche und private Parkanlagen durch bizarre Wuchsformen und ihre feurigen Blattfarben im Spätsommer. Seit 1880 begleitete die ebenfalls noch junge Forstwissenschaft gezielt Pflanzversuche mit der Roteiche. Es galt, die Roteiche im 19. Jahrhundert zu einem festen Bestandteil der forstlichen Praxis werden zu lassen. Die Forstwissenschaftler und Praktiker Karl Gayer sprachen sich bereits im frühen 20. Jahrhundert für den gemischten Wald aus. Sie sahen darin einen Organismus, der die vielfältigen Erwartungen der Gesellschaft am ehesten erfüllen könne. Die Roteiche passt gut in das damals schon visionäre waldbauliche Leitbild. Als Lichtbaumart liebt sie die Vergesellschaftung mit anderen Baumarten. Geeignete Mischbaumarten sind der Spitzahorn, die Winterlinde, die Vogelkirsche oder auch die Hainbuche. Infolge ihres tief reichenden Wurzelwerkes gilt sie als sturmfest. Sie gedeiht auf einer großen Standortamplitude und findet ihren Standort auf Kies- und Sandböden, aber auch auf nährstoffreichen Lehmen. Die Roteiche meidet Staunässe und sauerstoffarme, verdichtete Böden. Die Baumart verträgt keine Überflutung. Auf flachgründigen Rankern oder Rendzinen kommt sie ebenfalls nicht vor. Nur wenige Insektenarten finden ein Habitat in der Roteiche. Demgegenüber zeigen Roteichenbestände eine reichhaltige Pilzflora. Auf mageren Böden neigt das Falllaub zu Rohhumusauflagen. Daher ist es ratsam, die Baumart mit anderen Baumarten zu vergesellschaften. Auf mageren Böden kommt die Roteiche gut zurecht. Daher dient sie zur Renaturierung von Haldenstandorten. In sandigen Lagen vermag die Roteiche in Riegeln quer zur Hauptwindrichtung gepflanzt und vergesellschaftet mit der Kiefer sogar Waldbrände zu hemmen. Die Roteiche selbst hat sich Waldbränden angepasst: Nach einem Inferno treiben ruhende Knospen aus Stammfuß und Wurzelhals.

Lieferant von wertvollem Rohholz

Das Holz der Roteiche reicht annähernd an die Qualität unserer heimischen Eichenarten. Im Zuwachs ist sie den Heimatlern sogar überlegen. Da Thyllen das Kernholz nicht zusetzen, lässt es ungehindert Feuchtigkeit passieren. Daher finden sich zum Beispiel keine Weinfässer aus Roteiche. Der Kern ist rotbraun, das Splintholz grau. Das Holz dient ausschließlich dem Innenbereich. Möbel, Wandtäfelungen, Treppen oder Türen, Dielen oder Fußböden werden aus Roteiche gefertigt.

Eine Bereicherung für unseren Wald

Die Roteiche ist infolge ihrer großen Standortamplitude, ihrer Trockenresilienz und ihrer Ertragsfähigkeit eine geeignete Ergänzung unserer heimischen Baumarten. Sie dient dem Waldumbau im Klimawandel. In Mischwäldern findet sie auch mit maßvollem Anteil zunehmend in Schleswig-Holstein ihren Platz: ein Neuankömmling, den wir gern willkommen heißen. Es lohnt sich, über die Roteiche im Verbund mit anderen Baumarten nachzudenken.

Die Ukraine muss sich im Krieg über Wasser halten

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Im Osten hat Russland seit dem 24. Februar 2022 ein Fünftel der Ukraine besetzt und unter seine Verwaltung gebracht. Unter den Kriegsfolgen leidet das ganze Land. Das tägliche Leben funktioniert noch weitgehend, aber die wirtschaftlichen Folgen sind groß. Der Wachstumseinbruch um 29 % im ersten Kriegsjahr ist noch immer spürbar.

Die Kriegskosten haben im vorigen Jahr 58 % des Staatshaushaltes aufgefressen. Das waren alle Einnahmen, die die Ukraine etwa durch Steuern, Zölle oder andere Abgaben selbst erhoben hat, dazu zählen in einem hohen Maß auch Agrarexporte. Alle zivilen Ausgaben werden hingegen „auf Kosten ausländischer Finanzhilfe“ getätigt. Der Agrarexport ist für die Ukraine nach wie vor der Hauptdevisenbringer. Im Jahr 2024 erwirtschaftete das Land mit der Ausfuhr von Agrargütern und Lebensmitteln eine Gesamtsumme von 24,7 Mrd. US-$ (23,8 Mrd. €); das waren fast 60 % aller Deviseneinnahmen. Im Jahr 2021, also vor Ausbruch des Krieges, war zwar die Summe der Erträge aus Agrarexporten mit 27,7 Mrd. US-$ (26,7 Mrd. €) höher. Allerdings lag damals deren Anteil an den gesamten Exporterlösen nur bei 40,7 %. Das geht aus einem Bericht hervor, der jetzt vom Kiewer Landwirtschaftsministerium vorgelegt wurde.

Zu viele Agrarexporte gehen in die EU

Kritisch sieht das Ministerium den hohen Anteil der EU an den gesamten Agrar- und Lebensmittelexporten. Seit Beginn des Krieges habe dieser nicht mehr unter 50 % gelegen; 2024 waren es 52 %. Der Grund seien Probleme bei der Verschiffung über das Schwarze Meer, wodurch der Zugang zu den traditionellen Drittlandsmärkten deutlich erschwert worden sei.

Das Agrarressort gibt in seinem Bericht auch einen Ausblick auf die Produktion und die Exportmöglichkeiten für die wichtigsten Agrarprodukte im laufenden Wirtschaftsjahr 2024/25. Beim Weizen wird mit einem Gesamtaufkommen von 22,7  Mio.  t gerechnet, womit die Vorjahresmenge um 2 % übertroffen würde. Dennoch dürften die Weizenexporte nach Schätzung des Ministeriums die Vorjahresmenge mit rund 16,8 Mio. t um 10 % deutlich unterschreiten. Begründet wird dies mit dem erfolgten Abbau von Beständen aus früheren Ernten, da es mittlerweile gelungen sei, einen eigenen Exportseeweg über das Schwarze Meer einzurichten.

Rückläufige Agrarexporte werden erwartet

Erheblich geringer als im Vorjahr wird nach Schätzung des Agrarressorts auch die Ausfuhr von Sonnenblumenöl ausfallen. Das Exportvolumen wird mit 4,7 Mio. t angegeben, was im Vorjahresvergleich ein Minus von 26 % wäre. Hier wird als Grund ebenfalls eine geringe Produktion genannt, die das Vorjahresniveau um 24  % unterschreiten dürfte. Das Exportpotenzial von Sonnenblumensaat wird bei 11,2 Mio. t gesehen.

Im neuen Jahr droht Kiew eine Haushaltslücke von 12,8 Mrd. US-$, wie Berlin Economics für das Zentrum Liberale Moderne ausgerechnet hat. Die Ukraine brauche das Geld, um den Abwehrkampf gegen Russland fortzusetzen und sich auf den späteren Wiederaufbau vorzubereiten. Unklar ist, inwieweit die von Präsident Donald Trump verfügte Einstellung von US-Finanzhilfen das Kiewer Haushaltsloch vergrößert. Wie der Wiederaufbau bezahlt werden soll, ist auch offen. Die Weltbank hatte die Kriegsschäden vor einem Jahr auf knapp eine halbe Billion Dollar beziffert. age, mbw

Ukraine und Ägypten wollen Agrargeschäfte ausdehnen

Die Ukraine sucht den wirtschaftlichen Schulterschluss mit Ägypten. Die Möglichkeit eines Freihandelsabkommens zwischen beiden Ländern stand am Montag voriger Woche auf der Themenliste beim Kairo-Besuch einer ukrainischen Delegation unter Leitung von Landwirtschaftsminister Vitaliy Koval.

Gesprochen wurde über die Vereinfachung des Zahlungsverkehrs und die Beseitigung administrativer Hindernisse im Agrarhandel. Koval unterstrich die Rolle Ägyptens als Tor zu mehr als 1,3 Milliarden Verbrauchern in Afrika und der arabischen Welt. Ägypten sei schon heute einer der größten Importeure ukrainischer Agrarprodukte. Für die weitere Entwicklung der Zusammenarbeit sei es wichtig, Beschränkungen zu beseitigen, die Finanztransaktionen erschwerten.

Der ägyptischen Finanzminister Ahmed Kutschuk signalisierte Unterstützung für die Initiative der Ukraine. Zur Sprache kam auch die Notwendigkeit eines Doppelbesteuerungsabkommens zwischen beiden Ländern. Dies würde den gegenseitigen Handel nicht nur günstiger, sondern auch transparenter machen, hieß es.

Mitglied der Delegation war Serhij Tkachuk, Leiter des Staatlichen Dienstes für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz. Nach seinen Angaben will die Ukraine vorrangig Absatzwege für Milch, Eier, Fleisch- und Fischprodukte sowie Tiernahrung und Kleinvieh nach Ägypten frei machen. Zudem soll die Lieferliste für Obst und Gemüse erweitert werden. Im vergangenen Jahr wurden rund 3,33 Mio. t Mais, 2,88 Mio. t Weizen, 745.000 t Sojabohnen und 16.100 t Gerste nach Ägypten geliefert.

Bereits vor zwei Jahren haben die Ukraine und Ägypten darüber diskutiert, ihre Zusammenarbeit im Agrarsektor zu vertiefen. Damals hatte Kairo Interesse an der Einrichtung einer Logistikdrehscheibe für die Getreideversorgung bekundet. age

Der Markt kann nicht alles richten

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Das Verhältnis von Agrarwissenschaft und Politik hat sich entspannt. Darin sind sich der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE), Prof. Achim Spiller, und das ehemalige Gremiumsmitglied Prof. Stefan Tangermann einig. Beide erklären, dass Beiratsvorschläge heute schneller Eingang in die Politik fänden als in früheren Jahren.

Die Abkehr von der staatlichen Preispolitik führen die Agrarökonomen auch auf die Arbeit des Beirats zurück. Umwelt-, Klimaund Tierschutzziele könnten nicht allein über den Markt erreicht werden, sondern erforderten eine aktive Rolle des Staates. Vor übertriebenen Erwartungen an die Marktkräfte warnt der Agrarökonom und ehemalige Direktor bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Prof. Stefan Tangermann. „Man kann weder das Tierwohl noch die Auswaschung von Nitrat ins Grundwasser oder den Schutz der Biodiversität dem Markt überlassen“, sagte Tangermann in einem Interview mit Agra Europe zum 75-jährigen Bestehen des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz beim Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL).

Für Tangermann ist die Abkehr von staatlicher Preispolitik als Mittel zur Einkommensstützung das größte Verdienst des WBAE in den vergangenen Jahrzehnten. Dass sich die Agrarpolitik mittlerweile in diese Richtung bewegt habe, gehe jedoch nicht auf die deutschen Bundesregierungen zurück. Den Schwenk habe vielmehr die EU-Kommission vollzogen. Dem habe sich die deutsche Agrarpolitik angeschlossen, „anfangs schweren Herzens“.

Laut dem WBAE-Vorsitzenden Prof. Achim Spiller hat sich nichts an der damaligen Erkenntnis geändert, dass der Staat keine Einkommenspolitik über den Markt betreiben sollte. Inzwischen stehe man jedoch vor der Frage, wie die Transformation des Agrar- und Ernährungssystems in Richtung Nachhaltigkeit erreicht werden könne: „Wir haben es mit öffentlichen Gütern zu tun, die der Markt nicht hinreichend oder gar nicht bereitstellen kann.“ In Zeiten des Klimawandels, aber auch angesichts eines veränderten Mensch-Tier-Verhältnisses greife die Wissenschaft gesellschaftliche Herausforderungen auf, die eine aktive Politik benötigten, so Spiller.

Der Göttinger Agrarökonom rechtfertigt das Engagement von Wissenschaftlern in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). Anders als mittlerweile in Gesetzgebungsprozessen werde in solchen Stakeholder-Kommissionen ernsthaft miteinander um das beste Argument gerungen, um zu einem Konsens zu gelangen. Spiller: „In einer zunehmend polarisierten Gesellschaft kann der Wert eines solchen Dialogs kaum überschätzt werden.“ Tangermann stimmt dem zu. Ob Konsensrunden jedoch tatsächlich wirksam sein könnten, müsse sich erst erweisen.

Keine doppelten Nachweispflichten

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Die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) Silvia Bender (Grüne) machte sich am Dienstag auf der Fachmesse Biofach in Nürnberg für Bürokratieabbau in der Biolandwirtschaft stark. In der GAP sollten doppelte Nachweispflichten entfallen. Staatssekretärin Bender forderte einen kohärenten Rechtsrahmen auf europäischer Ebene. Durch die Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2025 seien bereits zahlreiche Vereinfachungen für den Bioanbau erreicht worden. Dennoch seien weitere Anstrengungen nötig, um den Grundsatz „Green by Concept“ umzusetzen – das Prinzip, wonach bereits durch die EUÖkoverordnung geprüfte Vorgaben nicht erneut in GAP-Anträgen nachgewiesen werden müssen.

Zudem sprach sich Bender erneut gegen eine Deregulierung der Neuen Züchtungstechniken (NZT) aus. Verbraucher und Händler, die Lebensmittel ohne Gentechnik bevorzugten, müssten diese Wahlfreiheit behalten. Sie forderte, dass die Kennzeichnungspflicht entlang der gesamten Wertschöpfungskette erhalten bleibt – „vom Saatgut bis in den Handel“ –, und warnte vor Patenten auf gentechnisch verändertes Saatgut.

Auch die Probleme ökologisch wirtschaftender Milchviehbetriebe aufgrund neuer Weidezugangsregelungen nehme das BMEL „sehr ernst“. Ihr Ministerium stehe hierzu im Austausch mit der neuen EU-Kommission, so Bender. „Lösungen für Härtefälle bei Bestandsbetrieben sind für uns zentral.“ age

Erfolgreich in die Vegetationsperiode starten

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Der vergangene Herbst stellte die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein vor anspruchsvolle Bedingungen. Auf einen milden September folgte ein nasses und kaltes Vegetationsende im November. Viele Felder standen unter Wasser oder wiesen nur eingeschränkte Befahrbarkeit auf. Der darauffolgende Winter war vergleichsweise feucht, jedoch vorerst ohne größere Frostperioden. Das neue Jahr begann mit starken Temperaturschwankungen. Neben vielen sehr gut entwickelten Wintergetreideflächen sind an etlichen anderen Standorten die Bestände bereits durch deutliche Entwicklungsrückstände gezeichnet. Landwirte sehen sich daher mit der Herausforderung konfrontiert, wie sie die bestehenden Bedingungen meistern und ihren Beständen einen erfolgreichen Start in die Vegetationsperiode ermöglichen können.

Grundsätzlich muss vor der ersten Düngemaßnahme die Düngebedarfsermittlung (DBE) nach Düngeverordnung (DÜV) für Stickstoff und Phosphat erfolgen, eine beispielhafte Berechnung ist in Tabelle 1 für Winterweizen, Wintergerste und Winterroggen zu sehen. Die sich aus diesen Berechnungen ergebenden Bedarfswerte sind als rechtsverbindliche Obergrenze zu betrachten und dürfen nicht überschritten werden. Sowohl aus umwelttechnischer als auch aus pflanzenphysiologischer Sicht sollte die effiziente Ausnutzung der Nährstoffe höchste Priorität haben. Angesichts der wieder steigenden Düngerpreise ist es besonders wichtig, die Nährstoffgaben so zu gestalten, dass sie von den Pflanzen möglichst vollständig genutzt werden können. Im Folgenden werden mögliche Strategien für eine bedarfsgerechte Düngung erläutert. Die immer im Vordergrund stehende DBE muss schriftlich dokumentiert und über einen Zeitraum von sieben Jahren aufbewahrt werden. Eine detaillierte Erläuterung der rechtlichen Grundlagen zur DBE wurde bereits in vorangegangenen Artikeln des Bauernblatts behandelt und kann auch auf der Webseite der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein nachgelesen werden unter https://t1p.de/natsu

Steigerung der Stickstoffeffizienz

Die optimale Nährstoffaufnahme und -umsetzung im Frühjahr hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zwar kann im Frühjahr in den Winterungen kaum noch Einfluss auf eine optimale Bodenstruktur genommen werden, dennoch ist es entscheidend, sich über günstige Vorfrüchte für die Folgekulturen im Klaren zu sein. Günstige Vorfrüchte bedeuten in der Regel ein besseres Nährstoffaneignungsvermögen des Bestandes und eine verbesserte Nachlieferung von Nährstoffen. Maßgeblich entscheidend für eine optimale Nährstoffverfügbarkeit ist der pH-Wert des Bodens. Abhängig vom pH-Wert variiert die Mobilität der Nährstoffe und damit einhergehend die Verfügbarkeit für die Pflanzen. Eine ausgewogene Grund- und Mikronährstoffversorgung kann nur gewährleistet werden, wenn der pH-Wert für den Standort im optimalen Bereich liegt. Besonderes Augenmerk sollte zudem auf die Schwefelversorgung gelegt werden. Sie ist entscheidend für die Stickstoffaufnahme und -umwandlung der Pflanze. Die Schwefelgabe sollte daher mit der ersten Stickstoffgabe im zeitigen Frühjahr nach Ende der Sperrfrist und zu Vegetationsbeginn erfolgen, um frühzeitig die Versorgung sicherzustellen. Insgesamt liegt für Wintergetreidebestände der Düngebedarf bei etwa 20 bis 30 kg S/ha. Die in flüssigen Wirtschaftsdüngern vorhandenen Schwefelmengen liegen organisch gebunden vor und müssen im Boden zunächst mineralisiert werden. Angesichts der niedrigen Bodentemperaturen sowie des aktuell vielerorts hohen Wassersättigungsgrades der Böden und der daraus resultierenden geringen Mineralisationsrate ist es daher ratsam, selbst in langjährig organisch gut versorgten Böden eine mineralische Schwefelgabe zu ergänzen.

Der richtige Zeitpunkt der Düngung

Die Düngestrategie sollte immer in Abhängigkeit von Witterung und Bestandesentwicklung festgelegt werden und nicht auf einer einheitlichen Lösung für alle Gegebenheiten basieren. Die optimale Bereitstellung von Nährstoffen erfordert ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl und Weitsicht. Aufgrund der zunehmenden Trockenperioden im späten Frühjahr und Frühsommer erweist sich eine späte Stickstoffgabe häufig als ineffizient, da keine ausreichende Nährstoffmobilität vorliegt. Eine zu hohe Stickstoffgabe in frühen Entwicklungsstadien kann hingegen zu Nährstoffverlusten führen, beispielsweise durch Verlagerung. Gleichzeitig muss berücksichtigt werden, dass gut entwickelte Bestände grundsätzlich nicht zu stark angedüngt werden sollten, da (zu) hohe Bestandesdichten die Krankheits- und Lageranfälligkeit deutlich erhöhen. Weiterhin kann ein zu üppiger Blattapparat entstehen, der unter Umständen in der Gesamtphotosyntheseleistung weniger effizient sein kann, insbesondere in Jahren mit nur durchschnittlicher Strahlung während der Kornfüllung. Auch potenzielle Wasserverluste durch erhöhte Transpiration sind zu berücksichtigen, wobei dieser Effekt in Schleswig-Holstein vergleichsweise gering ausfällt.

Die erste Düngegabe in Getreide mit flüssigem Wirtschaftsdünger wird idealerweise zum frühen Zeitpunkt und bodennah ausgebracht. Es muss aber mit Schwefel und bei schwächerer Bestandesentwicklung zusätzlich mit Stickstoff mineralisch gedüngt werden. Foto: Achim Seidel

Sinnvolle Düngestrategie wählen

Obwohl die Werte des Nitratmessdienstes zur betrieblichen und schlagbezogenen Berechnung des Düngebedarfs herangezogen werden können, empfiehlt es sich, eigene Bodenproben durchzuführen, um die Nährstoffversorgung der einzelnen Schläge präzise zu beurteilen. Nach der eingehenden Bestandesbeurteilung muss entschieden werden, ob schwache Bestände durch Düngung gefördert oder starke Bestände reduziert werden müssen. Unabhängig von dieser Entscheidung sollte die erste Stickstoffgabe stets in Kombination mit mineralischem Schwefel erfolgen. In Anbetracht der vorliegenden Smin-Werte sollten etwa 20 bis 30 kg S/ha in der ersten Gabe berücksichtigt werden. Bei stark entwickelten Beständen kann die erste Stickstoffgabe in eine 1a- und 1b-Gabe unterteilt werden. Für Wintergerste sollte die Stickstoffmenge in starken Beständen etwa 60 bis 70 kg N/ha betragen und bei schwächeren Beständen um zirka 20 bis 30 kg N/ha erhöht werden, um die Triebbildung positiv zu unterstützen. Die zweite Gabe kann in der Wintergerste durchaus bereits die Abschlussgabe darstellen. Zu diesem Zeitpunkt sollte die restliche Stickstoffmenge gemäß der Düngebedarfsermittlung ausgebracht werden.

Im Winterweizen sollte die Düngung ebenfalls abhängig von der Bestandesentwicklung erfolgen. In üppig entwickelten Beständen kann die erste Stickstoffgabe auf 60 bis 80 kg N/ha reduziert werden. Für weniger weit entwickelte Bestände ist eine erhöhte Düngung bis zu 100 kg N/ha ratsam, wobei auch hier eine Aufteilung in 1a- und 1b-Gabe sinnvoll sein kann. Besonders in Bezug auf die Proteingehalte sollte die Schwefeldüngung im Winterweizen nicht vernachlässigt werden, da sie einen wesentlichen Einfluss auf die Stickstoffumsetzung und somit auf die Proteinbildung hat. Auf humusarmen Ackerbaustandorten mit geringem Nachlieferungspotenzial sollte der Schwefelbedarf mit zirka 30 kg S/ha abgedeckt werden. Abhängig von der Ertragserwartung sollte die Schossergabe mit 60 bis 80 kg N/ha erfolgen. Eine starke Reduzierung dieser Gabe könnte negative Auswirkungen auf die Ährenausdifferenzierung haben und sollte daher vermieden werden. Die nach Düngebedarfsermittlung ermittelte restliche Stickstoffmenge kann in der dritten Gabe kurz vor dem Ährenschieben angepasst ausgebracht werden. Sollte Bodentrockenheit bevorstehen, sollte die Gabe vorgezogen werden. Eine Düngung während Trockenperioden ist aufgrund der eingeschränkten Nährstoffmobilität nicht zu empfehlen.

Für Winterroggen und Wintertriticale sollte die Düngung analog zur Wintergerste erfolgen. Da Roggen eine sehr frühe und hohe Stickstoffaufnahme zeigt, sollte die Startgabe besonders betont werden. Die zweite Teilgabe sollte gleich im Anschluss zu EC 30/31 dem Bestand zur Verfügung stehen. Der sich langsamer entwickelnde Triticale kann durchaus auch in einer Drei-Gaben-Strategie, ähnlich wie Winterweizen gedüngt werden. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass insbesondere an Standorten, die im späten Frühjahr von Trockenheit bedroht sind, eine Zwei-Gaben-Strategie ebenso gut funktioniert. Die Wahl der Strategie sollte entsprechend an den Standort und die vorherrschende Witterung angepasst werden. Der Fokus sollte bei Triticale vorrangig auf der Ertragsbildung und weniger auf der Proteinbildung liegen. In allen Kulturen empfiehlt es sich, eine Nullparzelle anzulegen, um die Wirksamkeit der Düngemaßnahme zu überprüfen und gegebenenfalls Erfahrungen für die Zukunft zu sammeln. Häufig wird das Nachlieferungsvermögen des Bodens unterschätzt. Zudem empfiehlt es sich, Düngefenster mit einer um 20 bis 30 % reduzierten Düngemenge anzulegen, um den optimalen Zeitpunkt für die Anschlussdüngung besser einschätzen zu können. Wenn sich die Pflanzen im Düngefenster gelb verfärben, ist der ideale Zeitpunkt gekommen, um den gesamten Bestand zu düngen, bevor ein Nährstoffmangel auftritt.

Organische Düngung besonders beachten

Angesichts der steigenden Preise für mineralische Düngemittel ist es sinnvoll, der organischen Düngung besondere Beachtung zu schenken. Für eine optimale Nährstoffnutzung sollte darauf geachtet werden, die Verluste während der Ausbringung auf ein Minimum zu reduzieren. Zum Zeitpunkt der Düngung sollte möglichst eine kühlfeuchte Witterung herrschen, um gasförmige Verluste zu minimieren, die bei höheren Temperaturen verstärkt auftreten können. Nach Ablauf der Sperrfrist sind daher frühe Düngetermine für die Gülleausbringung zu priorisieren, sofern die Befahrbarkeit gemäß Düngeverordnung gewährleistet ist. Eine streifenförmige Aufbringung ist zwingend vorgeschrieben. Frühere Ausbringungstermine haben meist ein geringeres Ammoniak-Verlustpotenzial und führen zudem zu einer besseren Ausnutzung des organisch gebundenen Stickstoffanteils. Da jedoch nur das enthaltene Ammonium für eine kurzfristige Wirkung eingeplant werden kann, sollte neben der mineralischen Schwefeldüngung gegebenenfalls auch mineralischer Stickstoff gedüngt werden.

Fazit

Viele Strategien für die effiziente N-Düngung sind möglich, müssen aber aus betrieblicher Sicht auch praktikabel sein und sich an die standortspezifischen Gegebenheiten anpassen. Die Gabenstrategie sollte optimal in bestehende Betriebsabläufe integriert werden. Dabei liegt die oberste Priorität auf einer hohen N-Effizienz, die sowohl die Umweltaspekte berücksichtigt als auch die Voraussetzung für ein hohes Ertragsniveau bei bestmöglicher Qualität darstellt. Darüber hinaus dürfen Aspekte wie eine gute Bodenstruktur, ausgeglichene pH-Werte und eine ausgewogene Ernährung mit Grund- und Mikronährstoffen nicht außer Acht gelassen werden, um den gedüngten Stickstoff gut nutzen zu können. Aktuelle Empfehlungen zur Grund- und Mikro­nährstoffdüngung sind den „Richtwerten für die Düngung“ der Landwirtschaftskammer SH zu entnehmen.

EU ist jetzt Nettoimporteur von Getreide

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Nun ist es amtlich, die Europäische Union hat in den ersten sieben Monaten von 2024/25 mehr Getreide aus Drittstaaten bezogen als an diese geliefert. Damit hat sich die EU im laufenden Wirtschaftsjahr zum Nettoimporteur von Getreide entwickelt.

Im Zeitraum vom 1. Juli 2024 bis 2. Februar 2025 wurde dem Weltmarkt mehr Getreide entzogen als an Drittstaaten geliefert wurde. Grund dürften im Wesentlichen die schwachen Ernten in Frankreich und Deutschland sein.

Laut Angaben der EU-Kommission wurden in der Berichtsperiode insgesamt Ausfuhrlizenzen für 18,74 Mio. t Getreide einschließlich Mehl und Malz in Getreidewert gezogen. Zeitgleich wurden Importlizenzen für 19,01 Mio. t ausgegeben. Der Nettoimport der EU belief sich mithin auf 275.000 t Getreide. Im Vergleichszeitraum von 2023/24 und 2022/23 war hingegen ein Exportüberschuss von 7,63 Mio. t beziehungsweise 1,77 Mio. t im Getreideaußenhandel erzielt worden.

Während die EU-Ausfuhrmenge der Lizenzstatistik zufolge im Vergleich zum Vorjahr um 9,70 Mio. t oder gut ein Drittel abnahm, verringerten sich die Einfuhren „nur“ um knapp 1,80 Mio. t beziehungsweise 8,6 %. Maßgeblich für den Rückgang der Getreidelieferungen in Drittstaaten war der schwächere Weizenexport. Gemäß Lizenzabruf ging dieser einschließlich Mehl in Rohstoffwert um 35,9 % auf 13,17 Mio. t zurück.

Die Gerstenausfuhren der Union verringerten sich in den ersten sieben Monaten der laufenden Kampagne gegenüber der Vorjahresperiode um 26,7 % auf 2,59 Mio. t. Relativ am stärksten nahmen bis zum 3. Februar zum Vorjahr die Maisverkäufe in Drittländer ab, und zwar um 55,6 % auf 1,10 Mio. t.

Auf der Einfuhrseite schlugen vor allem die geringeren Weizen- und Gerstenimporte zu Buche, die die Zunahme der Maisbezüge aus Drittstaaten überkompensierten. So wurden die EU-Einfuhren von Weizen einschließlich Mehl zur Vorjahresperiode um 19,1 % auf 6,27 Mio. t und die von Gerste um 44,7 % auf 770.000 t gedrosselt. Der Bezug von Drittlandsmais erhöhte sich dagegen um 4,5 % auf 11,92 Mio. t. age

WPA-Preise übergeben: Druck und Deftiges

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Im Rahmen des Weihnachtspreisausschreibens 2024 haben insgesamt 4.721 Einsendungen das Bauernblatt erreicht. Die regionalen Gewinner sind langjährige Teilnehmer der Weihnachtsaktion der landwirtschaftlichen Verlage und haben bei der jüngsten Ziehung Glück gehabt. Neben Büchern und Kalendern waren die regionalen Hauptpreise dieses Mal ein „Agrill“-Paket, ein Kärcher-Hochdruckreiniger und ein Werkstattkompressor der Firma Will & Sohn. Das Bauernblatt-Team wünscht den Gewinnern viel Freude mit den Preisen.

Die Gewinner des Grillpakets aus dem Weihnachtspreisausschreiben des Bauernblattes heißen Holger und Brigitte Dunker aus Moorhusen, Kreis Steinburg. Sönke Hauschild (r.) vom Bauernverband Schleswig-Holstein überreichte den glücklichen Gewinnern den Präsentkorb mit Getränken, Grillwurst, der „Agrill“-Schürze und einer besonderen Grillzange. Die Aktion „Agrill“ ist die neue Hof-Kampagne des Bauernverbandes, die unter dem Motto #gemeinsamgeniessen in gemütlicher Gesprächsatmosphäre auf die Höfe einlädt. Foto: Sandra Guthardt
Ein Hauptpreis des Weihnachtspreisausschreibens, ein Kärcher-Hochdruckreiniger HD-10/21-4 S Plus Farmer, fand kürzlich seinen Weg zu Dieter Cordes (r.) nach Ahrensburg, Kreis Stormarn. Jan-Peter Röhrs (li.) vom Kärcher-Center Schamp aus Reinfeld, das den Preis gestiftet hatte, übergab das Gerät. Cordes hat seinen Betrieb vor 36 Jahren selbst gegründet und aufgebaut, der die Schwerpunkte Solidarische Landwirtschaft, Direktvermarktung von Fleisch mit Mutterkuhhaltung sowie Lohnarbeiten vereint. In diesem Jahr wird er den Betrieb an seinen Sohn übergeben. Als langjähriger Abonnent nimmt Cordes regelmäßig am Weihnachtspreisausschreiben teil und hatte nun zum ersten Mal bei einem Gewinnspiel Erfolg. Foto: Maike Teegen

Blauzungenkrankheit: Tiere frühzeitig impfen lassen

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Vor dem Hintergrund des im vergangenen Jahr starken Infektionsgeschehens der Blauzungenkrankheit (BTV) weist das Kieler Landwirtschaftsministerium (MLLEV) erneut auf die Bedeutung der Impfung als effektives Mittel der Tierseuchenbekämpfung hin und sichert den tierhaltenden Betrieben weiterhin finanzielle Unterstützung für die Grundimmunisierung ihrer Tierbestände zu.

„Mit zunehmenden Temperaturen im Frühjahr beginnt auch wieder die Gnitzen-Saison – und damit steigt das Risiko einer Ansteckung mit der Blauzungenerkrankung erheblich“, mahnt Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU).

Der Impfzuschuss beträgt 1 € pro Schaf beziehungsweise Ziege und 2 € pro Rind. Die Bestandsimpfungen müssen bis zum 7. Juni abgeschlossen sein und in der HI-Tier-Datenbank dokumentiert werden. Gesonderte Anträge oder Belege werden laut Ministerium nicht benötigt.

Die Tierhalterinnen und Tierhalter erhalten den Zuschuss durch Verrechnung mit den Beiträgen zum Tierseuchenfonds, die zum nächsten Meldestichtag erhoben werden. Der festgesetzte BTV3-Impfzuschuss wird auf der Beitragsrechnung des Tierseuchenfonds ausgewiesen.

Hintergrund

Die Blauzungenkrankheit ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, die durch Gnitzen (kleine, blutsaugende Mücken) übertragen wird. Es erkranken vor allem Schafe und Rinder, aber auch Ziegen, Alpakas, Lamas und Wildwiederkäuer. Die Blauzungenkrankheit ist für den Menschen ungefährlich und der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten unbedenklich. BTV-3 trat im Herbst 2023 erstmals in Mitteleuropa auf.

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) schätzt das Risiko einer saisonalen Übertragung des Virus durch sogenannte Gnitzen im Zeitraum von Mai bis Oktober als besonders hoch ein. Tierhalterinnen und Tierhalter, die bei ihren Tieren Fieber, Fressunlust, gestörtes Allgemeinbefinden, gerötete Schleimhäute, Speichelfluss und Schwellungen von Kopf, Zunge und Lippen oder Entzündungen der Euter- oder Klauenhaut beobachten, sollen dies tierärztlich abklären lassen und ihr zuständiges Veterinäramt informieren.