EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hat am Mittwoch voriger Woche vom Vorsitzenden der Gruppe, Professor Peter Strohschneider, den Abschlussbericht des Strategischen Dialogs zur Zukunft der Landwirtschaft in der EU erhalten. Die Vorschläge im Bericht werden als Richtschnur für die Arbeit der EU-Kommission bei der Gestaltung der Vision für Landwirtschaft und Ernährung dienen, die in den ersten 100 Tagen der zweiten Amtszeit von der Leyens vorgelegt werden soll.
Der europäische Agrar- und Lebensmittelsektor ist von immenser Bedeutung, versorgt er doch 450 Millionen Menschen mit sicheren, gesunden und erschwinglichen Lebensmitteln. Mehr als 17 Millionen Menschen arbeiten in der EU-Landwirtschaft; das Durchschnittsalter von Landwirtinnen und Landwirten in der EU liegt bei 57 Jahren. Klimawandel und Extremwetter gefährden zunehmend die Produktivität. Der Bericht geht darauf ein, wie diese und weitere Herausforderungen in Zukunft bewältigt werden können. In dem Bericht des Dialogs wird betont, dass Lebensmittel und landwirtschaftliche Erzeugung entscheidend für die europäische Gesellschaft und Sicherheit seien und dass die Vielfalt der europäischen Lebensmittel und der europäischen Landwirtschaft eine große Stärke sei. Die Mitglieder des Strategischen Dialogs sind sich einig, dass sich die wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeit im Agrar- und Lebensmittelsektor gegenseitig verstärken können, insbesondere wenn sie durch kohärente politische Maßnahmen gestützt werden. Der Bericht spricht die Notwendigkeit an, den Dialog zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren fortzusetzen und das gegenseitige Vertrauen weiter zu stärken, um langfristige Lösungen für wettbewerbsfähige, resiliente und nachhaltige Agrar- und Lebensmittelsysteme in der EU zu finden. Eine der zentralen Empfehlungen des Dialogs ist die Schaffung einer neuen Plattform, die Akteurinnen und Akteure aus der gesamten Wertschöpfungskette, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft zusammenbringen soll, um Strategien für eine nachhaltigere und widerstandsfähigere Landwirtschaft zu entwickeln.
Fünf Säulen
Die im Bericht dargelegten Empfehlungen sind in fünf Säulen unterteilt:
● Zusammenarbeit für eine nachhaltige, widerstandsfähige und wettbewerbsfähige Zukunft: Dieser Teil zeigt auf, dass die GAP angesichts des laufenden Übergangs zu nachhaltigeren und wettbewerbsfähigeren Lebensmittelsystemen angepasst werden, die Position der Landwirtinnen und Landwirte in der Lebensmittelwertschöpfungskette gestärkt und der Zugang zu Finanzierungsquellen verbessert werden müssen. Zudem wird auf die Rolle des Handels und internationaler Standards eingegangen.
● Nachhaltige Agrar- und Lebensmittelsysteme: Die Empfehlungen im Rahmen dieser Säule betreffen die Unterstützung und Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Verfahren, auch in der Tierhaltung; so sollte ein stärkeres Augenmerk auf das Tierwohl gelegt werden und es den Verbraucherinnen und Verbrauchern ermöglicht werden, sich nachhaltig und ausgewogen zu ernähren.
● Förderung transformativer Resilienz: Angesichts zunehmender ökologischer, klimatischer, geopolitischer und wirtschaftlicher Risiken wird in dem Bericht betont, wie wichtig es ist, die Risikomanagementinstrumente und das Krisenmanagement zu stärken, landwirtschaftliche Flächen besser zu erhalten und zu bewirtschaften, eine wasserresistente Landwirtschaft zu fördern und innovative Pflanzenzuchtkonzepte zu entwickeln.
● Schaffung eines attraktiven und vielfältigen Sektors: Hier wird die Bedeutung des Generationswechsels und der Gleichstellung der Geschlechter sowie lebendiger ländlicher Gebiete und Agrar- und Lebensmittelsysteme dargelegt, einschließlich der Notwendigkeit, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schützen.
● Besserer Zugang zu und bessere Nutzung von Wissen und Innovation: In den Empfehlungen wird der Schluss gezogen, dass der Zugang zu Wissen und Kompetenzen erleichtert werden müsse und dass die Digitalisierung als Chance zu begreifen sei. Der Bericht des Strategischen Dialogs zur Zukunft der Landwirtschaft in der EU richtet sich an die Europäische Kommission, das Europäische Parlament, die 27 EU-Mitgliedstaaten sowie die relevanten Interessenträgerinnen und -träger. age, bb
Vier Kernfragen behandelt
Im Januar 2024 leitete EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Strategischen Dialog zur Zukunft der Landwirtschaft in der EU ein. 29 Interessenträger aus EU-Agrar- und Lebensmittelsektor, Zivilgesellschaft, ländlichem Raum und Wissenschaft nahmen daran teil. In diesem Rahmen sollten vier Fragen erörtert werden:
● Wie können wir unseren Landwirtinnen und Landwirten und den ländlichen Gemeinschaften, in denen sie leben, eine bessere Perspektive einschließlich eines angemessenen Lebensstandards bieten?
● Wie können wir die Landwirtschaft unter Respektierung der Grenzen unseres Planeten und seines Ökosystems unterstützen?
● Wie können wir die enormen Chancen, die uns Wissen und technologische Innovation bieten, besser nutzen?
● Wie können wir dafür sorgen, dass das europäische Lebensmittelsystem in einer vom Wettbewerb geprägten Welt eine erfolgreiche und prosperierende Zukunft vor sich hat? Es wurden verschiedene Arbeitsgruppen eingerichtet, um diese Aspekte zu beleuchten. Von Januar bis August 2024 fanden sieben Plenarsitzungen mit allen Mitgliedern des Strategischen Dialogs statt. age