Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, entdeckte Silke Zuba früh ihre Leidenschaft für Pferde. Mit 18 Jahren konnte sie ihren Vater überzeugen, sich gemeinsam eine Stute zu kaufen. Die damals begonnene Zucht besteht bis heute und wird inzwischen in der nächsten Generation betrieben.
Ihr erstes Pferd kaufte Silke Zuba, damals noch Gehrts, mit ihrem angesparten Konfirmationsgeld. „Leider reichte es nicht, aber mein Vater legte den Rest dazu“, erinnert sich die heute 62-Jährige. Klaus-Wilhelm Gehrts war ebenfalls auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen und kannte noch die Arbeit mit den Pferden auf dem Acker. Doch nun sollte es kein Arbeitspferd sein. Sie fanden eine tragende Holsteiner Stute mit hohem Vollblutanteil: Marotte von Sacramento Song xx-Korenbleem xx aus dem Stamm 18a2.
Sechs Wochen nach dem Kauf wurde das erste Fohlen von Calando I bei Familie Gehrts geboren. Kurz wurde überlegt, ob Silke Zuba nun auf Marotte reiten könnte, doch die Stute hatte eine Narbe an der Schulter. Vor allem aber nahm sie ihren Namen genau. „Sie war sehr eigen“, erinnert sich Zuba heute lachend. Das Reiten gab sie trotzdem nicht auf. „Witzigerweise war mein erfolgreichstes Pferd ein Hannoveraner“, berichtet sie. Sie habe viele L- und M-Springen gewonnen und sei auch in Klasse S platziert gewesen.
Doch vor allem begann damals eine schöne Züchtergeschichte, denn die Liebe zu Pferden sollte Vater und Tochter in den nächsten Jahren zusammenschweißen. Marotte wurde Linienbegründerin mehrerer Hengste und erfolgreicher Sportpferde. Sie bekam noch fünf weitere Fohlen. „Wir haben viermal Landgraf und einmal Caletto II eingesetzt“, erinnert sich Zuba. Für die Besamung fuhr man damals noch auf die Hengststationen, alles passierte im Natursprung. Doch die Stute ließ sich kaum anfassen. „Einmal sollten wir zur Nachbesamung, konnten sie aber nicht einfangen“, erzählt Zuba. Zum Glück war Marotte schon tragend.
Von den Fohlen behielten die Züchter Winnipeg und Zürich. Winnipeg brachte die gekörten Hengste Lasandos und Larson sowie mit Orchidee eine Staatsprämienstute und über ihre Tochter Fair Lady mit Littlefield und For Ever G zwei weitere gekörte Hengste. Fair Lady ist über ihre Tochter My Cash auch die Großmutter von Cheppetta, die unter Kevin Staut unter anderem den CSI5* Hermès Grand Prix in Paris gewann.
„Verrückte Stute“
Auch Zürich machte Zuba und ihren Vater glücklich. Aus einer Anpaarung mit Concerto II kam der in Holstein bekannte Calle Cool, der zweimal mit Nisse Lüneburg das Hamburger Spring-Derby gewann. Beide Male waren seine Züchter nicht anwesend. „Wenn wir in Hamburg zugeschaut haben, war er immer nicht so gut“, erinnert sich Zuba. Aber auch vor dem Fernseher seien die Siege spannend gewesen. „Man flippt schon aus“, gibt sie zu.
Eine Stute aus der Zürich verkauften die beiden nach Föhr: Perle von Carry. Aus einer Anpaarung mit Cassini I bekam sie die Tochter Ariane, die von Silkes Mann Günther Zuba zurückgekauft wurde. Genau wie eine ihrer Töchter von Casall ist sie noch in der Zucht bei Silke Zuba.
In den 1980er Jahren machte Silke Gehrts eine Ausbildung bei der Bank. Ein Arbeitskollege wusste, dass die Familie Holsteiner züchtete, und brachte sie mit einem Bekannten zusammen, der eine „verrückte Stute“, tragend von Corleone, verkaufen wollte. Vater und Tochter fuhren nach Eckernförde und man wurde sich schnell handelseinig. Die einzige Bedingung: Die Stute müsse sofort mitgenommen werden. „Am Ende war sie gar nicht so schlimm, aber die Pferde wurden durch das ganze Vollblut natürlich griffiger. Damit konnte nicht jeder umgehen“, sagt Zuba heute.
So zog 1986 Liberia von Sacramento Song xx-Heidgraf aus dem Stamm 2383 ein. Sie ist die Mutter der Staatsprämienstute Gitania von Capitol, die 2006 das erfolgreichste Holsteiner Pferd war. Gitania gewann mit Markus Ehning mehrere Große Preise und Weltcupspringen und machte Klaus-Wilhelm Gehrts 2005 zum Züchter des Jahres. Bevor sie im Sport Erfolge sammelte, wurde sie in der Zucht eingesetzt. Dabei hätte sie nach einem überragenden Stutentest mit einer 10,0 im Springen und einer 9,0 in der Rittigkeit leicht verkauft werden können. Doch vorher sollte sie den Züchtern eine Stute bringen.
Das erste Fohlen wurde ein Hengst: Lupo ging ebenfalls erfolgreich im internationalen Sport. Dann kam My Conny von Concerto II. Über sie wird bei Silke Zuba der Stamm 2383 weitergeführt. My Conny brachte unter anderem Velvet Brown von For Pleasure, die ebenfalls international erfolgreich war. Auch zwei weitere Töchter hat Zuba noch in ihrer Zucht.
Nächste Generation
Nach der Bankausbildung arbeitete sie eine Zeit lang in Fulda bei einer Brauerei, doch es zog sie zurück in den Norden. Mit 30 Jahren heiratete sie Günther Zuba. „Er hat von Anfang an gesagt, dass es in Ordnung sei mit den Pferden“, berichtet sie lachend. Günther Zuba habe früher sogar selbst im Sattel gesessen, vor allem aber habe er ein sehr gutes Auge für Tiere. Nur sollte der Stall nicht voll sein mit Pferden, die nichts einbrächten.
Seit Zuchtbeginn mit der Stute Marotte züchtete sie gemeinsam mit ihrem Vater unter seinem Namen, aber irgendwann wollte sie auch selbst genannt werden. „Wenn ich mich nach der Hochzeit mit meinem neuen Namen gemeldet habe, wusste niemand, wer ich bin“, erinnert sie sich. Deshalb wurde nach der Hochzeit für die gemeinsamen Pferde eine Zuchtgemeinschaft von Vater und Tochter gegründet.
Die ersten Jahre standen auch noch Stuten bei Gehrts in Zennhusen, Kreis Dithmarschen. Silke Zubas Bruder Timm Gehrts übernahm 2004 den Hof der Eltern und damit auch die Hälfte der Pferde aus dem Stamm 18a2. „Er züchtet noch, aber während er reduziert hat, haben wir es weiter ausgebaut“, erklärt Zuba. Nach der Hofübergabe zogen die Stuten von Silke und ihrem Vater nach Wesselburen. Seit etwa zehn Jahren läuft die gesamte Zucht unter Silke Zubas Namen. Ihr Vater wird in diesem Jahr 88 Jahre alt und kommt immer noch gern vorbei, um Anpaarungen zu besprechen oder die Fohlen zu begutachten.
Zu seiner großen Freude ist auch die nächste Generation voll mit eingestiegen. Silke und Günther Zuba haben zwei Söhne, die beide schon seit ihrer Kindheit züchten. „Mein Chef aus Fulda hatte eine Cassini-Stute, die farblich nicht in seinen Vierspänner passte. Die hat er den Kindern geschenkt, als sie zehn und 13 Jahre alt waren“, berichtet Zuba. Mit ihr begannen die Brüder zu züchten: „Wir haben die Kosten ausgelegt, dafür mussten die Jungs im Stall helfen.“ Die Stute bekam Hengstfohlen, die verkauft wurden. So hatten die Jungs im Herbst ein bisschen Geld und blieben bei der Sache. Als die Stute starb, schenkte ihr Opa ihnen eine andere, mit der sie weiterzüchteten.
Zehn Fohlen erwartet
Martin Zuba, der ältere der beiden, ließ sich konfirmieren. Doch Stefan, der jüngere, wollte statt der Konfirmationsfeier lieber ein Fohlen. Heute hat er zwei tragende Stuten im heimatlichen Stall, den inzwischen Martin Zuba übernommen hat. Er ist ebenfalls noch in der Zucht aktiv. Seine Stute Bonny ist tragend von Million Dollar. „Pferdeaffin sind sie beide. Auch ihre Freundinnen haben etwas für Pferde übrig“, freut sich Zuba. In diesem Jahr erwartet die Familie insgesamt zehn Fohlen. „Der Zauber hört nie auf“, sagt die Züchterin. Jedes Fohlen sei etwas Besonderes.
Damit sie nicht ständig aufstehen muss, hat sie Bildschirme in der Küche und im Schlafzimmer, auf denen die Abfohlboxen per Video überwacht werden. Im vergangenen Jahr kaufte Zuba noch einmal eine besondere Stute von der Stoeterij van de Helle in Belgien: Ustina van de Helle von Casello aus der Diamantina. „Da musste ich zwei Jahre betteln“, erzählt sie lachend. Diese Stute ist nun tragend von United Way. „Auf das Fohlen bin ich in diesem Jahr am neugierigsten“, gibt sie zu.
Züchterisch hat Zuba schon viel erreicht. Nun würde sie sich freuen, wenn der bei ihr geborene und nach Belgien verkaufte Casquetto van de Helle, der wiederum über Fair Lady auf Marotte zurückgeht, noch einmal im Fernsehen zu sehen wäre. Die Chancen stehen gut, denn der Zehnjährige läuft unter Kevin Jochems in Springen über 1,50 m.
Doch bei all dem Stolz, der Liebe und den tollen Fohlen leben die Zubas nicht von den Pferden. Die Landwirtschaft mit Ackerbau und Mutterkuhhaltung sowie die Kartoffeln bringen das Geld ein. Dennoch sind sie eine Pferdefamilie durch und durch.