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Am Tag der Wahl von Donald Trump zerlegte sich die Bundesregierung. Nach dem, wie wir nun wissen, eindeutigen Wahlsieg Trumps drohen weltweite Handelskriege, die auch und besonders die Landwirtschaft betreffen werden. Trump hat immer wieder angekündigt, Zölle auf alle Importe einzuführen oder sie zu erhöhen, um die lokale Produktion zu schützen beziehungsweise ausländische Firmen dazu zu bewegen, ihre Produktion in die USA zu verlegen. Allerdings ist die US-Landwirtschaft auf offene Exportmärkte angewiesen. Es ist möglich, dass wichtige Exportmärkte dauerhaft verloren gehen, da Handelspartner wie China im Gegenzug auf amerikanische Lieferungen Strafzölle erheben oder sich alternative Lieferanten suchen. So ist der Export von US-Sojabohnen nach China bereits jetzt drastisch eingebrochen, dagegen sind die brasilianischen Lieferungen nach China stark angestiegen. Auch ist China immer noch der zweitgrößte Importeur von amerikanischem Schweinefleisch und es ist klar, was China macht, wenn auf chinesische Lieferungen in die USA Zölle erhoben werden. Größter Abnehmer von amerikanischem Schweinefleisch ist übrigens Mexiko. In dieses südliche Nachbarland will Trump unmittelbar nach seinem Amtsantritt „Millionen von illegalen Einwanderern“ abschieben. Auch dieses Land könnte mit Strafzöllen reagieren und auf Brasilien als Lieferanten umsteigen. Übrigens ist speziell der US-amerikanische Agrarsektor auf die Arbeitskraft von Einwanderern angewiesen. Während seiner ersten Präsidentschaft hob Trump übrigens mehr als 100 Umweltschutzvorschriften aus der Präsidentschaft von Obama auf und konzentrierte sich auf die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität, ökologische Nachhaltigkeit war nachrangig.
Die EU in einer neuen Welt
Die Europäische Union und Deutschland sind hoffentlich auf die neue Amtszeit Donald Trumps vorbereitet. Denn nun wird es für Deutschland und Europa ungemütlich: Handelskriege, Strafzölle, „America First“ drohen. Die deutsche Agrarwirtschaft liefert in die USA jährlich Produkte im Wert von etwa 2 Mrd. €, die schon in der ersten Amtszeit Trumps Gegenstand von Strafzöllen waren. Klar ist, dass Trump damals wie heute völlig andere Prioritäten als die EU in der Außenpolitik setzt, was auch den Agrarsektor unmittelbar angeht. Deutschland und Europa brauchen Klarheit und entschlossenes Handeln, und das besser heute als morgen. Denn mit dem Showdown im Ampel-Streit sind die Herausforderungen der Welt nicht vom Tisch. Das alte Geschäftsmodell von billiger Energie aus Russland, uneingeschränktem Handel auch mit den Autokraten dieser Welt und vollumfänglichen, kostenlosen Sicherheitsgarantien durch die USA ist endgültig Vergangenheit, auch wenn sich dies Parteien wie die AfD nicht eingestehen wollen.
Berlin nimmt politische Auszeit
Trump akzeptiert nur starke Gesprächspartner. Die Europäische Union erfüllt derzeit dieses Kriterium nicht. Und Deutschland leistet sich eine politische Auszeit genau dann, wenn ein einiges und starkes Europa benötigt wird. Auch für die deutsche Landwirtschaft geht wieder wertvolle Zeit verloren. Denn agrarpolitische Vorhaben wie beispielsweise die neue Biogasstrategie, mit der Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne) im Sommer Anlagenbetreibern Hoffnung gemacht hatte, eine bessere Perspektive für ihre Anlagen zu erhalten, sollte im November zwischen Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium konkret besprochen werden. Dieses und andere agrarpolitische Vorhaben stehen nicht auf der Prioritätenliste des Bundeskanzlers.
Sicher ist, dass Deutschland und Europa Verantwortung für sich selbst übernehmen müssen. Und das bedeutet, die EU-Staaten, allen voran Deutschland und Frankreich, sollten in der Außen- und Verteidigungspolitik wieder zusammenrücken und gemeinsam in die Verteidigungsfähigkeit investieren. Oder sie versinken in der geopolitischen Bedeutungslosigkeit. Das alles wird sehr viel Geld kosten und Begehrlichkeiten wecken, insbesondere bei der großen Position des EU-Haushalts, dem Agrarbudget.
Die Herbst-Energieministerkonferenz in Brunsbüttel unter dem Vorsitz Schleswig-Holsteins endete am vorigen Freitag mit einem klaren Bekenntnis zum Ziel der Klimaneutralität und der Fortführung der Energiewende. Angesichts der politischen Entwicklungen global und auf Bundesebene verabschiedete die Konferenz eine Brunsbütteler Erklärung. Darin appellieren die Energieminister und Senatoren an die Bundesregierung und den Bundestag, für die Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland den Transformationsprozess hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft weiter entschieden zu verfolgen.
Die anstehenden Neuwahlen dürften nicht wichtige Entscheidungen in der Gesetzgebung aufhalten oder verzögern. Brüche sollen vermieden werden. Entscheidende Projekte der Energiewende sind dem Appell zufolge noch zügig voranzutreiben, um das Erreichen der Klimaziele nicht zu gefährden und Planungssicherheit für Wirtschaft und Industrie zu gewährleisten. Dazu zählt die Forderung nach Entlastungen bei den Netzentgelten, damit die Strompreise für Industrie und Verbraucher spürbar sinken und die Elektrifizierung voranschreiten kann. Zudem sollen das Kraftwerkssicherheitsgesetz noch verabschiedet werden und die geplanten Ausschreibungen starten. Auch die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes soll jetzt kommen, wozu auch ein wirksames Biomassepaket gehöre. Wichtige weitere Schritte sind die Umsetzung der Beschleunigungsgesetze für Erneuerbare Energien, Geothermie und Wasserstoff.
Tragfähiger Investitionsrahmen
Schleswig-Holsteins Energieminister Tobias Goldschmidt (Grüne), der die Konferenz im Rahmen des schleswig-holsteinischen Vorsitzes leitete und für die von den Grünen geführten Energieministerien sprach, erklärte: „Die Länder stehen geschlossen hinter der Energiewende. Die Brunsbütteler Beratungen waren von einer guten Kompromissbereitschaft getragen – über alle länder- und parteipolitischen Grenzen hinweg. Wir haben entscheidende Weichen gestellt, von einem tragfähigen Investitionsrahmen für den raschen Erneuerbare-Ausbau über den Stromnetzausbau bis hin zum Wasserstoffhochlauf. Wir unterstützen geschlossen den Vorschlag des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers, sehr kurzfristig Maßnahmen zur Senkung der Netzentgelte zu ergreifen.“ Den „Geist der Beratungen von Brunsbüttel“ wünscht sich Goldschmidt in den kommenden Monaten auch für Berlin. Dies würde Energiewende und Land voranbringen.
In der Brunsbütteler Erklärung appellieren die Energieminister und Senatoren, den Weg der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft konsequent weiterzuverfolgen. Foto: Mona Taube
Sachsen-Anhalts Energieminister Prof. Armin Willingmann erklärte für die SPD-geführten Energieministerien, von Brunsbüttel gehe das klare Signal an die Bundespolitik aus, „dass wir uns angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen keine politischen Spielchen leisten können“. Es müsse Neuwahlen geben und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe einen realistischen Zeitplan dafür skizziert. Die Energieministerinnen und -minister der Länder zeigten in der einstimmig beschlossenen Brunsbütteler Erklärung auf, welche wichtigen energiepolitischen Themen in den nächsten Monaten weiterbearbeitet werden müssten. „Wir brauchen spürbare Entlastungen bei den Energiepreisen, insbesondere den Stromnetzentgelten.“ Laut Willingmann gehe es vor allem darum, Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in Deutschland langfristig zu sichern. „Angesichts der anhaltenden Konjunkturflaute dürfen nicht auch noch Wachstumschancen vertan werden“, so der Minister. Weite Teile der Wirtschaft hätten sich auf den Weg der klimaneutralen Transformation gemacht; dies dürfe nicht ins Stocken geraten. „Der Ausbau Erneuerbarer Energien, der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft müssen zügig vorangetrieben werden. Hier gibt es auch eine klare Erwartungshaltung in der deutschen Industrie an die Politik.“
Wasserstofffähige Gaskraftwerke
Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) unterstrich: „Wir fordern den Bund auf, alles zu unternehmen, die Ausschreibungen für wasserstofffähige Gaskraftwerke im Rahmen der Kraftwerksstrategie zu beschleunigen. Die ersten Ausschreibungen müssen schon Anfang 2025 starten. Wir brauchen einen verlässlichen Zubau von 17 bis 21 Gigawatt Kraftwerkskapazität bis 2031.“ Keinesfalls dürfe eine Lücke in der Stromversorgung entstehen. Zeitnah brauche es jetzt die Umsetzung der angekündigten Biomassestrategie mit einem großen Biomassepaket. „Dazu gehört eine deutliche Erhöhung des Ausschreibungsvolumens für die Biomasseförderung auf mindestens 1.200 Megawatt pro Jahr“, so Aiwainger. In Deutschland sei Bioenergie mit 50 Terawattstunden Strom und 170 Terawattstunden Wärme ein stabiler und verlässlicher Baustein der Energieversorgung.
Wichtige Festlegungen aus den Beschlüssen der Energieministerkonferenz:
Die 17 Beschlüsse der Energieministerkonferenz widmen sich den auch in der Brunsbütteler Erklärung aufgerufenen Themen. Dabei stehen im Vordergrund: der weitere starke Zubau der Erneuerbaren Energien, der mindestens auf dem aktuellen Niveau gehalten werden soll, Regelungen, damit der Energiemarkt besser zu der volatilen Einspeisung von Wind und Sonne passt, und das Ziel, dass Grüne Energie auch in der Industrie und dem Wärme- und Verkehrssektor ankommt.
Damit die Erneuerbaren Energien weiter ausgebaut und Verzerrungen bei den Strompreisen vermieden werden können, soll der neue Förderrahmen für den Ausbau zügig entwickelt werden. Dabei sprechen sich die Länder dafür aus, dass die staatlich finanzierte EEG-Förderung grundsätzlich bestehen bleibt und weiterentwickelt wird. Dies soll sicherstellen, dass finanzielle Planungssicherheit für den weiteren Ausbau von Wind- und Solarenergie gegeben ist. Der Beschlussantrag von Schleswig-Holstein dazu wurde angenommen.
Zukunftsperspektive für Bioenergie
Zudem fordern die Länder eine klare Zukunftsperspektive für die Bioenergie. Das angekündigte Gesetzespaket soll zügig in die Umsetzung gebracht werden. Konkret geht es darum, die Ausschreibungsmengen für Biogasanlagen zu erhöhen, Anreize für Flexibilisierung zu setzen und den Anlagenbetreibern Planungssicherheit zu geben.
Stabilisierung der Netzentgelte
Steigende Stromkosten sind eine zunehmende Belastung für Verbraucher und Wirtschaft. Die Energieministerkonferenz spricht sich für einen Zuschuss aus dem Bundeshaushalt zur Stabilisierung der Netzentgelte aus.
Die Energieminister sprechen sich mit dem Ziel einer effizienteren und kostengünstigeren Energiewende zugleich für eine zunehmende Flexibilisierung aus: Sowohl die Industrie als auch größere Stromverbraucher wie E-Autos und Wärmepumpen sollen Anreize haben, den Strom in Zukunft flexibel immer dann abzunehmen, wenn viel Erneuerbare Energien vorhanden sind. Indem die Strompreise sich entsprechend dem Stromangebot dynamisch anpassen, soll dieses Verhalten gefördert und belohnt werden.
Die Energieminister stellen sich hinter das Kraftwerkssicherheitsgesetz des Bundes und den darin enthaltenen Kapazitätsmechanismus – damit zügig neue Kraftwerke gebaut werden, die dann laufen, wenn nicht genügend Erneuerbare im Netz sind.
Weizen ist weltweit das wichtigste Getreide – und verursacht hohe Umweltkosten. Grund hierfür ist die erforderliche Düngung mit Stickstoff. Forschende der Technischen Universität München (TUM) und des französischen Institut national de recherche pour l‘agriculture, l‘alimentation et l‘environnement (INRAE) haben nun berechnet, dass neue Weizensorten bei gleichbleibender Düngung bessere Ernten liefern.
Das richtige Maß in der Weizendüngung zu finden ist nicht immer leicht. Düngt man den Weizen mit wenig Stickstoff, braucht er diesen auf, bringt aber nicht die volle Ernteleistung. Düngt man ihn mit viel Stickstoff, ist die Ernte zwar gut, aber das Getreide verbraucht nicht den gesamten Dünger. Der überschüssige Stickstoff gelangt in die Umwelt und belastet Ökosysteme und das Klima. Zugleich ist Weizen unverzichtbar, um den wachsenden Welthunger zu stillen.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, haben Senthold Asseng, Professor für Digital Agriculture an der TUM, Pierre Martre (INRAE) und weitere Forscher deshalb neue, noch im Versuchsstadium befindliche Weizensorten untersucht. Das Team hat hierfür Daten von fünf Versuchsfeldern genutzt, die repräsentativ für globale Anbauregionen mit besonders hohen Erträgen sind. Diese wurden in ein Simulationsmodell eingespeist und gemäß verschiedenen Klimaszenarien berechnet. Hierfür haben die Forschenden aktuelle klimatische Bedingungen, eine Erderwärmung um 1 K und um 4,8 K gewählt. Die Ergebnisse zeigen, welchen Ernteertrag die getesteten Sorten bei unterschiedlich hohen Mengen zugeführten Stickstoffs leisten können.
Stickstoff besser nutzen
Die Forschenden konnten so herausfinden, dass die neuen Weizensorten unter aktuellen klimatischen Bedingungen 16 % mehr Ernteertrag erreichen als bisher eingesetzte, wenn sie in gleicher Menge gedüngt werden. Dass sie den ausgebrachten Stickstoff besser nutzen, also eine verbesserte Stickstoffeffizienz aufweisen, verringert ihren ökologischen Fußabdruck. Zugleich konnte das Team zeigen, dass der Stickstoffbedarf im Zuge der Erderwärmung generell steigen wird, wenn man das Erntepotenzial der Pflanzen voll ausschöpfen möchte. Doch auch dann nutzen die neuen Sorten den Stickstoff effizienter als die bisher eingesetzten.
Neue Weizensorten sind den aktuellen also in wichtigen Aspekten überlegen und können ein Baustein zur Ernährungssicherheit sein. Dennoch wird das Ringen um einen verantwortungsvollen Umgang mit Stickstoff ein Thema bleiben, und zwar nicht nur im Sinne des Klima- und Umweltschutzes. Die Forschenden weisen darauf hin, dass Stickstoff eine mitunter kostenintensive Ressource ist. Eine verstärkte Düngung mag somit für die Ernte das Beste sein, ist aber global nicht allen Produzentinnen und Produzenten möglich und schlägt sich auf die Geldbeutel der landwirtschaftlichen Betriebe sowie der Kundinnen und Kunden nieder.
Ernährungssicherheit systemisch denken
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler empfehlen dennoch, die im Modell getesteten Weizensorten nun in Zuchtprogrammen weiterzunutzen: „Mit verbesserter Züchtung können wir es schaffen, für die nächsten 20 bis 30 Jahre die Lücke an Nahrungsmitteln zu schließen. Allein mit neuen Sorten wird uns der Spagat aus weltweiter Ernährungssicherheit, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit aber nicht gelingen“, sagt Senthold Asseng. „Was wir brauchen, ist ein systemischer Ansatz, der neben agrarwissenschaftlichen Methoden wie moderner Züchtung auch Umweltaspekte, sozioökonomische Faktoren und die Rolle der Politik betrachtet.“
Zum 80. Todesjahr von Kaj Munk erinnert das Bauernblatt an ein fast vergessenes Ereignis deutsch-dänischer Geschichte. Der Pastor und Dichter aus Vedersø wurde am 4. Januar 1944 Opfer des ersten deutschen Vergeltungsmordes in Dänemark. Mit der Tötung des streitbaren Patrioten sollte der Widerstand im dänischen Volk gegen die Besatzung durch das Großdeutsche Reich eingeschüchtert werden.
In Dänemark gilt der christliche Märtyrer des politischen Widerstands als eine wichtige, aber auch umstrittene Persönlichkeit. Foto: Silke Bromm-Krieger
Es ist der 4. Januar 1944. Gegen 20 Uhr fährt ein silbergrauer Opel Kapitän auf den Pfarrhof. In ihm sitzen fünf Männer eines SS-Kommandos. Drei gehen zur Tür des Pfarrhauses und verlangen, den Hausherrn zu sprechen. „Kriminalpolizei. Ist Kaj Munk zu Hause?“ Sie fragen auf Dänisch, doch die Männer sind Deutsche. Ehefrau Lise weiß, ihr Mann ist im Schlafzimmer, geht aber hinauf in sein Arbeitszimmer. Die Männer folgen. Will sie Kaj Zeit zur Flucht verschaffen? Doch dieser kommt ihnen schon entgegen und wird verhaftet. Als er Lise, die mit fünf kleinen Kindern zurückbleibt, zum Abschied umarmt, sagt er: „Stol på Gud!“ (Vertraue auf Gott). Es ist etwa 20.15 Uhr, als die SS-Schergen mit ihm davonfahren.
Zwölf Stunden später, am 5. Januar 1944 um 8.15 Uhr, findet der Maurer Anton Seithen die Leiche von Kaj Munk in Hørbylunde Bakker bei Silkeborg. Zwei Schüsse in die linke Schläfe und einer durch den Hals haben ihn niedergestreckt. Der Terrorschlag war zuvor von Adolf Hitler und Heinrich Himmler angeordnet worden. Erst nach dem Krieg werden die Täter, soweit möglich, vor Gericht gestellt.
Wer war dieser Kaj Munk, der zur Stimme des Widerstands wurde? In Deutschland ist er weithin unbekannt. Aber seit drei Jahrzehnten beschäftigt sich Paul Gerhard Schoenborn aus Wuppertal mit ihm. „Ich bemühe mich, meinen Teil dazu beizutragen, dass man Kaj Munk auch im deutschen Sprachraum stärker wahrnimmt“, meint der mittlerweile 90-jährige evangelische Pastor im Ruhestand. So hat er eine Vielzahl von Publikationen über Munk und seine Werke im NordPark Verlag veröffentlicht. Aber der Reihe nach.
Kaj Munk wird am 13. Januar 1898 in Maribo auf Lolland geboren. Seine Eltern sterben früh. Deshalb adoptieren ihn mit fünf Jahren die Cousine seiner Mutter, Marie Munk, und ihr Mann Peter, die Kleinbauern in Opager bei Maribo sind. „Kaj war sehr begabt, intelligent und wissbegierig. Früh war erkennbar, wie gut er mit seiner Muttersprache, mit den Worten, mit dem Klang und dem Rhythmus von Reimen umgehen konnte“, erzählt Schoenborn und ergänzt, dass der Junge schon als Schüler eigene Kurzgeschichten, Choräle und Dramen schrieb. „Er spürte in sich eine doppelte Berufung, die zum Dichter und die zum Verkündiger des Wortes Gottes.“
Seine Eltern wollen, dass er Pastor wird. Sie ermöglichen ihm unter großen Opfern das Studium der Theologie in Kopenhagen, auch wenn Kaj zeitweilig überlegt, es abzubrechen, um Schriftsteller und Dichter zu werden. Doch er besteht das Examen und übernimmt ab 1924 bis zu seinem gewaltsamen Tod das Pfarramt in der 300-Seelen-Gemeinde Vedersø an der Nordseeküste Jütlands. Er wirkt unter Bauern, Fischern und Tagelöhnern und ist nebenbei schriftstellerisch tätig. Zunächst lebt er allein im Pastorat, bis er 1929 Elise Marie Jørgensen heiratet, eine Großbauerntochter aus dem Dorf, die er Lise nennt. Die beiden bekommen die Kinder Yrsa (1931), Helge (1933), Arne (1934), Inger Solvejg (1936) und Mogens (1938).
Kaj Munk predigte in der Vedersøer St. Sebastianskirche, in seinen Predigten fanden sich Anfang der 1940er Jahre auch Aufrufe zum Widerstand. Foto: Silke Bromm-Krieger
Während Munk seine Aufgaben als Pastor und Familienvater versieht, ist er weiterhin als Bühnenautor, Dichter, Kolumnist und Redner tätig. 1928 führt das Königliche Theater in Kopenhagen erstmals sein Bühnenstück über Herodes den Großen, „Ein Idealist“, auf. Dadurch wird er als Dramatiker bekannt. Vor allem zwei Schauspiele begründen seinen Ruhm. „Das Wort“ heißt das eine. Es spielt unter Bauern eines jütländischen Dorfes und handelt vom frühen Sterben und vom Glauben an das Wunder der Auferweckung. Ein Geschehen in seiner Gemeinde gab dafür den Anlass. Eine junge Bäuerin und ihr Kind starben im Kindbett, was Munk schwer erschütterte.
Das andere Theaterstück „Er sitzt am Schmelztiegel“ hat die Verfolgung der deutschen Juden in Hitlerdeutschland zum Thema. In Zeitungsartikeln kommentiert der Pastor außerdem die Entwicklung im nationalsozialistischen Nachbarland. Am 17. November 1938, eine Woche nach dem reichsweiten Pogrom in Deutschland, erscheint in der Tageszeitung „Jyllands Posten“ sein offener Brief an den italienischen Diktator Benito Mussolini (1883-1945). Darin forderte er ihn auf, Hitler von den Judenverfolgungen abzubringen. Munk artikuliert damit ebenfalls die Abscheu und das Entsetzen der Mehrzahl der Dänen gegenüber der Reichskristallnacht. Im Herbst 1943 widersetzen diese sich couragiert dem deutschen Versuch, das Land „judenrein“ zu machen und retten ihre jüdischen Mitbürger nahezu vollständig nach Schweden hinüber.
Kaj Munks öffentlicher Protest gegen die Besetzung Dänemarks am 9. April 1940 ist scharf. „Die Kollaboration vieler seiner Landsleute lehnte er ab. Er war davon überzeugt, dass die Dänen etwas tun müssten, um die Fremdherrschaft abzuschütteln, und das ging seiner Meinung nach nur durch Gewalt“, führt Schoenborn aus. Darum schreibt Munk das Schauspiel „Niels Ebbesen“. Dieser dänische Freiheitskämpfer verhinderte einst durch einen Aufstand, dass der deutsch-holsteinische Graf Gerhard III. ganz Jütland unterwarf.
Kaj Munk war ein glühender Christ, Patriot und radikal nationalkonservativer Däne. Foto: Kaj Munks Præstegård
Munk ist danach unermüdlich unterwegs, um aus seinem Manuskript zu lesen. Die Untergrundbewegung verbreitet den Text des Schauspiels in Tausenden von Exemplaren. Auch in Munks Predigten aus diesen Jahren finden sich Aufrufe zum Widerstand. „Dass er sich durch sein offenes Wort in Lebensgefahr brachte, war ihm wohl bewusst. Er liebte das Leben und suchte den Märtyrertod nicht, aber er wollte und konnte die Wahrheit nicht verschweigen“, taucht Schoenborn in das Denken Munks ein. Als der Pastor einige Tage vor Weihnachten 1943 von einem deutschen Leutnant heimlich die Nachricht erhält, dass die SS ihn liquidieren wolle, ist dies für ihn kein Grund zu fliehen. „Er hätte nach Schweden gehen können oder nach England, um von hier über die Rundfunkanstalt BBC den Widerstand fortzuführen, aber er meinte: ‚Ich bin kein Hund, der wegläuft, wenn man ihm den starken Knüppel zeigt‘. Seine Frau Lise trug diese Haltung mit“, weiß Schoenborn.
Nach dem Tod des Ehemanns und Vaters ziehen sie und die Kinder nach Hellerup, später nach Kopenhagen. 1976 kehrt die Witwe ins Pfarrhaus zurück und lebt dort, bis sie 1998 im Alter von 89 Jahren stirbt. Kaj Munks Præstegård ist mittlerweile ein Museum. Auf einer Dichterroute im parkähnlichen Garten kann man auf den Spuren der Munk-Gedichte wandern. Weitere Infos unter kajmunkspræstegård.dk und danskedigterruter.dk
Literatur:
Paul Gerhard Schoenborn: „Kaj Munk – Der politische Pfarrer und Dichter, den die SS erschoss“, NordPark Verlag, 11 €, ISBN: 9 78-3-94 39 40-85-5
Der Autor stellt den politischen Pfarrer und Dichter mit Beiträgen zur Person, zur politischen Einstellung und zum literarischen Schaffen vor.
Info
Mit dem Überfall der Wehrmacht auf Norwegen und Dänemark begann am 9. April 1940 die fast fünfjährige deutsche Besatzung der bis dahin neutralen Länder. Hauptsächliches strategisches Ziel der Invasion war die Sicherstellung der größtenteils über Norwegen erfolgenden Lieferungen von schwedischem Eisenerz und Stahlveredlungsmetallen für die deutsche Rüstungsindustrie.
Zur logistischen und militärischen Unterstützung der vornehmlich gegen Norwegen gerichteten Operation, aber auch zur Absicherung der deutschen Nordflanke gegen mögliche britische Angriffe befahl Hitler, Dänemark ebenfalls zu besetzen. Die Invasion kam für das Land unerwartet. Noch ein Jahr zuvor hatte es einen Nichtangriffspakt mit Deutschland geschlossen. Zwei Stunden nach Beginn des Überfalls kapitulierte die dänische Regierung. Sie rief die Bevölkerung zur friedlichen Hinnahme der deutschen Besatzung auf, die bis Kriegsende andauerte. 6.000 Menschen fanden in Dänemark aufgrund der Kriegsereignisse den Tod.
(Quelle: Wissenschaftliche Dienste, Deutscher Bundestag)
Das Pfarrhaus ist heute ein Museum. Im separaten Eingangsgebäude gibt es eine Sonderausstellung, einen Shop und das Lise-Café. Foto: Silke Bromm-KriegerLise Munk saß gerade mit Tochter Yrsa im Gartenzimmer, als die SS-Schergen durch die stets offenstehende Haustür hereintraten. Foto: Silke Bromm-KriegerDas Esszimmer der Familie Munk, das auch als Konfirmandenzimmer für den Unterricht diente Foto: Silke Bromm-KriegerDie Vedersøer St. Sebastiankirche . Hier wurde Kaj Munk an der Chorseite mit Frau Lise und Sohn Helge begraben. Foto: Silke Bromm-KriegerDer Fundort von Munks Leiche wurde sofort mit einem Holzkreuz markiert. Heute steht dort ein Granitkreuz, das Original kam ins Museum. Foto: Silke Bromm-KriegerUnter überwältigender Anteilnahme der Bevölkerung fand am 8. Januar 1944 die Beisetzung Munks in der St. Sebastiankirche in Verdersø statt. Foto: Kaj Munks PræstegårdGroße Tischrunde: Lise und Kaj Munk hatten fünf Kinder. Foto: Kaj Munks Præstegård
Das Weiterbildungsstipendium unterstützt junge, engagierte Talente, die nach der Berufsausbildung weitere Qualifikationen erreichen wollen.
Berufsabsolventen mit einer besseren Berufsabschlussprüfung als „gut“ werden von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein jedes Jahr im November aufgefordert, sich bis zum 15. Dezember für ein Stipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu bewerben. Außerdem ist eine Bewerbung möglich mit einer Platzierung unter den ersten drei in einem überregionalen beruflichen Leistungswettbewerb oder mit einem begründeten Vorschlag des Arbeitgebers. Die Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB) hilft mit insgesamt 8.700 € in maximal drei Jahren bei der Finanzierung von fachlichen und fachübergreifenden Weiterbildungsmaßnahmen. Dabei können die Stipendiaten die Lehrgänge selbst auswählen. Die wenigen Stipendiumsplätze zur Förderung junger Berufsabsolventen werden paritätisch entsprechend den Auszubildendenzahlen in den einzelnen Grünen Berufen vergeben – eine Bewerbung einzureichen ist es jedoch immer wert. Weitere Informationen finden sich unter:
Den Betrieb auf mehrere Beine stellen – damit beschäftigen sich viele Landwirte. Reinhard Beyer, sein Schwager Hauke Dittmer und dessen Sohn Ludwig in Johannisberg auf Fehmarn haben die Idee umgesetzt, aus eigenen Zuckerrüben Branntwein herzustellen.
„Er hat Rumfässer aus Südamerika verschifft“, vermutet Reinhard Beyer von seinem Vorfahren. Der Kapitän Mathias Beyer hatte ein Mädchen aus Puttgarden geheiratet, das ein Stückchen Land in die Ehe einbrachte, und damit 1849 die Hofstelle gegründet. Die Reetdachscheune, die vor ein paar Jahren erneuert wurde, hatte der Ahn aus einem abgewrackten Schiff zusammengezimmert.
Heute bewirtschaftet der Betrieb 120 ha eigene, dazu etwa 80 ha fremde Fläche und betreibt eine kleine Mutterkuhhaltung und einen Wohnmobilplatz – und neuerdings die Fehmarn Destillerie, zu der sich Reinhard Beyer, Ludwig und Hauke Dittmer zusammengetan haben. „Wir sind eine Großfamilie, wir wohnen alle hier und wollen uns für die Zukunft stabil aufstellen“, sagt Reinhard, der 2008 den Hof von seinem Vater übernommen hat.
So kamen die drei auf die Idee, Branntwein zu destillieren. Für Ludwig Dittmer, der als Chemiker gearbeitet hat, ist Destillieren ein Grundhandwerk. Sein Vater Hauke hat schon vorher Honigwein, Hagebutten- und Schlehenlikör für den Eigenbedarf hergestellt. 2022 gründeten sie die Fehmarn Destillerie GmbH.
Versuche mit der Rübe
Natürlich sollte das Destillat aus eigenen Produkten gewonnen werden. Infrage kommen da im großen Stil auf Fehmarn nur Ackerfrüchte – Weizen, Kartoffeln oder Rüben. Sie entschieden sich vorerst für Zuckerrüben. Zuckerrüben werden in Deutschland selten zu Spirituosen verarbeitet, und wenn, dann meist zu Industriealkohol. Schlechte Vorzeichen? „Die Leute haben uns abgeraten, mein Opa kannte Rübenschnaps aus dem Krieg, der soll furchtbar geschmeckt haben“, erzählt Hauke. Im Sommer 2023 konnten sie dann die ersten Flaschen verkaufen.
rööv klar und rööv fassgelagert.Fotos: Tonio Keller
Sie nannten ihre Marke Feldler mit der Produktbezeichnung „rööv“ (Rübe). Den Branntwein gibt es direkt aus der Destille und auf 38 Vol.-% Trinkstärke verdünnt als rööv klar oder zweieinhalb Jahre im Fass gereift. „Wir verwenden keine Zusatzstoffe und geben auch keinen Zucker zu“, betont Reinhard – bis zu 18 g/l wären sogar ohne Deklaration erlaubt. „Es ist ein ehrliches Produkt, nachhaltig und mit kurzen Wegen.“ Der Geschmack überzeugte auch die Prüfer der International Spirits Awards, die 2024 dem rööv klar die Goldmedaille verliehen. „Die Fachleute hatten nicht erwartet, dass der Geschmack bei dem reinen Destillat so gut ist. Wir haben mit unseren Versuchen gleich ins Schwarze getroffen“, freut sich Reinhard.
Bau der Schaudestille
Wer glaubt, dass jetzt alles geregelt ist, täuscht sich, denn jetzt wird erst die eigene Destille aufgebaut. Bisher nämlich haben die drei Männer zwar die Maische vorbereitet, die als Vorprodukt für den Geschmack und die Qualität entscheidend ist, und die Lagerung in Fässern organisiert. Das Destillieren selbst erfolgt aber noch in einer auswärtigen Anlage.
Ein Gerätehaus wird derzeit zum Destillierraum mit Verkostung ausgebaut, gefördert mit GAK-Mitteln.
Doch derzeit wird auf dem Hof ein bisheriger Geräteunterstand zum Destillierraum umgebaut. Dort können Besucher dann die Branntweine an einer Bar direkt neben einer Schaudestille mit 400-l-Brennblase verkosten. Die ist bei einem Hersteller am Bodensee bestellt und soll im Februar geliefert werden. Lustigerweise heißt die Firma Arnold Holstein.
„Am Bodensee gibt es zig Brennereien, hier nur sehr wenige“, erklärt Ludwig. „Aufgrund des Branntweinmonopols waren in Schleswig-Holstein bis 2017 nur Brände von Überschüssen bei Obstbauern erlaubt.“ Damit alles korrekt mit der Branntweinsteuer läuft, wird die Anlage verplombt, der Zoll kann jederzeit die abgegebene Alkoholmenge ablesen. 13,03 €/l reinem Alkohol beträgt die Steuer.
Philosophie der Fässer
Die Fasslagerung ist eine Philosophie für sich, da haben die drei mit Holzschnipseln experimentiert. Sie verwenden neue Eichenfässer, die nicht mit anderen Spirituosen wie Sherry vorbelegt sind, wie es oft üblich ist. Die Fässer werden von innen „getoasted“, also angebrannt. Das Holz vermittelt dann eine eigene Geschmacksnote und die typische braune Rum-Färbung.
In Zukunft können sich die drei auch die Destillierung anderer Feldfrüchte wie Weizen oder Kartoffeln vorstellen. „Wir wollten keine kleine Schnapsbrennerei im Keller, sondern eine Perspektive für die nächste Generation“, fasst es Reinhard Beyer zusammen. Sie werden also noch weiter experimentieren. Tonio Keller
Die „drei von der Destille“ (v. li.): Reinhard Beyer, Ludwig und Hauke Dittmer.
Anfang November stand wieder die alljährliche, beliebte Agrarexkursion auf der Tagesordnung vieler Landjugendlicher. In diesem Jahr startete sie bereits am späten Mittwochnachmittag, und mit guter Stimmung ging es in Kiel an Bord der Stena Line in Richtung Schweden.
Die rund 14-stündige Fährfahrt wurde mit einem Abendessen an Bord begonnen, bei dem die ersten netten Gespräche untereinander stattfanden und neue Kontakte geknüpft werden konnten.
Für den Donnerstagmorgen verabredeten sich einige Teilnehmer guter Dinge, um den Sonnenaufgang zu betrachten, doch leider war es viel zu neblig, als dass man etwas hätte sehen können. So ging es unverrichteter Dinge zurück ins Bett, ehe gegen 9 Uhr das Einlaufen in den Hafen begutachtet werden konnte. Wieder an Land, übernahm Busfahrer Aurel die weitere Beförderung der Gruppe.
Der erste Stopp sollte bei einem Landmaschinenhersteller in Väderstad sein. In Schweden ist es typisch, dass die Firmen nach den Ortsnamen benannt werden. Ein weiteres Beispiel hierfür ist Husqvarna, ein Hersteller von Forst- und Gartengeräten. Väderstad liegt etwa vier Stunden nördlich von Göteborg. Dort wurden wir von Lars Mundt in Empfang genommen, einem Mitarbeiter von Väderstad, der selbst Mitglied in der Landjugend Flintbek ist.
Vor der Besichtigung und Einführung in das Unternehmen ging es zu einer Bäckerei, in der die Gruppe eine typische schwedische Brotzeit serviert bekam. Diese bestand aus Schwarzbrot mit einer Creme aus Roter Bete sowie schmackhaften Fleischbällchen.
Im Unternehmen Väderstad begann alles 1962 mit einer Stahlegge, die in einer kleinen Werkstatt ursprünglich für den Eigenbedarf hergestellt wurde. Viele Nachbarn wollten diese Art Maschine auch ihr Eigen nennen, und aus dieser Idee heraus entstand das heutige Unternehmen, das sich im Lauf der Zeit fortwährend vergrößerte und als Spezialist für Maschinen zur Bodenbearbeitung bekannt ist. Deren großer Vorteil ist die Möglichkeit einer flachen Bearbeitung bei hoher Geschwindigkeit, die trotzdem sparsam im Dieselverbrauch ist.
Die Gruppe konnte bei einer Werksführung die Schweißroboteranlagen und die CrossCutter Disc anschauen, eine speziell geformte Scheibe für eine besonders flache Bearbeitung schwerer Böden. Die Landmaschinen waren jedoch nicht schon immer mit der markanten roten Farbe gezeichnet, in den Anfangsjahren waren sie grün. Im Nachbarort wurden zu dieser Zeit MB-Traktoren gefertigt, die ebenfalls grün gestrichen wurden, sodass diese Farbe besonders günstig für die Hersteller war. Nach dem Firmenverkauf an Volvo wurden die Maschinen jedoch rot, denn dann war diese Farbe günstiger.
Es wurden einige spannende Fakten und Unterschiede der Landwirtschaft in Schweden und Deutschland aufgezeigt. Zum Beispiel sind alle Eier in Schweden salmonellenfrei und damit sehr gefragt. Maschinen dürfen mit 4 m Arbeitsbreite auf den Straßen gefahren werden, und Schweden ist Vorreiter beim Verzicht auf Antibiotika. Insbesondere auf deren flächendeckenden Einsatz wird hier verzichtet.
Am darauffolgenden Morgen ging es zunächst zur Burg Vadstena, die auf eigene Faust erkundet werden konnte. Danach fuhren wir rund 3,5 Stunden weiter auf den Betrieb des schwedischen Bauernverbandspräsidenten Palle Borgström. Dort fand ein intensiver Austausch zu aktuellen Themen der Landwirtschaft statt. Auch hier wurden uns Unterschiede zur Landwirtschaft in Deutschland erklärt. Zum Beispiel gibt es in Schweden kein duales Ausbildungssystem, wie man es bei uns kennt, sondern es wird ein Themenbereich studiert, danach steigt man ins Unternehmen ein. Des Weiteren besitzt eigentlich jeder Landwirt in Schweden auch einige Hektar Wald.
Man merkte, dass das Land in einigen Punkten, etwa beim erwähnten Einsatz von Antibiotika, dem CO2-Fußabdruck oder den Haltungsstufen, durchaus Vorreiter ist. Hier kann die deutsche Landwirtschaft in vielen Dingen von den Schweden lernen. Ein besonders wichtiger Punkt ist zudem, dass die schwedischen Verbraucher viel Wert auf regionale Produkte legen und gern mehr Geld dafür ausgeben.
Am Sonnabend blieb noch etwas Zeit übrig, um sich in Göteborg und Umgebung umzuschauen, bevor es am späten Nachmittag wieder auf die Fähre ging.
Gruppenbild am Fähranleger in Schweden vor der Heimfahrt.
Humanistische Werte wie Gemeinsinn, Gemeinwohl oder Gemeinschaft sind grundlegend für eine funktionierende Gesellschaft und für unsere Demokratie. Wenn sie bei einem Großteil der Bevölkerung lebendig und verinnerlicht sind, können die Menschen auch mit äußeren Krisen besser umgehen. Wenn sie verloren gehen, leidet das Zusammenleben, und am Ende bricht die Gesellschaft auseinander.
Seit Langem geht ein Wertewandel in der Gesellschaft vor sich. Dogmatisch-religiöse Werte sind kaum mehr prägend. Hierarchien flachen ab. Die individuelle Freiheit schafft zuvor nie da gewesene Möglichkeiten. Aus despotischen oder toxischen Bindungen in Familie oder Beziehung kann man sich leichter lösen als früher. Individualismus hat moralische Zwänge weitgehend abgelöst. Zweifellos ein Fortschritt!
Doch das hat einen Preis: den zunehmenden Verlust auch von positiven Werten, die die Gesellschaft zusammenhalten. Werte können heute weitgehend frei gewählt werden, und wer destruktive wählt, wird von der Umgebung kaum oder erst sehr spät sanktioniert. Für manche existiert solch eine Umgebung gar nicht, andere wählen eine, die sie in der Destruktion bestärkt.
Es können zwei unterschiedliche Kreisläufe entstehen, die in der Skizze veranschaulicht sind. Im Zentrum stehen die oben genannten Werte. Diese geraten nun unter den Einfluss äußerer Krisen – verursacht durch Corona, Ukraine-Krieg, Klimawandel, um nur die aktuellsten zu nennen. Folgen dieser Krisen sind erzwungene Verluste von Wohlstand und Handlungsmöglichkeiten bis hin zu Existenznöten, gepaart mit öffentlichen Appellen zum Verzicht auf dies oder jenes.
Was geschieht, wenn humanistische Werte schwinden? Das soll der linke Kreis in der Skizze symbolisieren. Vereinzelung nimmt zu oder der Rückzug in eine Gruppe, die destruktive Werte teilt – eine Blase. Die Verantwortlichkeit wird abgegeben an Politiker oder andere Mächtige. Genährt wird dies durch tatsächliche Skandale sowie durch erfundene oder aufgebauschte Verleumdungen. Am Ende steht eine Demokratieverachtung, die humanistische Werte, sofern noch vorhanden, weiter schwächen muss. Ein Teufelskreis.
In einem entsprechenden „Engelskreis“ (rechts in der Skizze) würden die humanistischen Werte gestärkt. Durch positive Erfahrungen in Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft, Vereinen und ehrenamtlichem Engagement weiß man, dass diese Werte nicht Aufopferung und Selbstlosigkeit bedeuten, sondern auch Vorteile für einen selbst bieten: das Vertrauen, dass man bei Bedarf unterstützt wird. Die erlebte Erfahrung ist dabei entscheidend. Moralisches Predigen dagegen verpufft heute wirkungslos.
Dass man sich eingebunden weiß in eine Gemeinschaft, gibt ein beruhigendes Gefühl. Die Annahme der eigenen Verantwortung führt zu einer lösungsorientierten Haltung. Skandale werden nicht verschwiegen oder verharmlost, aber in ihrer Bedeutung eingeordnet. Hetze und Verleumdungen werden eher durchschaut und prallen ab. Dies alles stärkt die Demokratie. Gemeinsamer Spaß und Freude kommen dann von selbst.
Der berufliche Alltag von Elke Dwenger aus Hollingstedt spielt sich zwischen Schminkpalette, Perückenständern und vor großen Spiegeln ab. Sie ist Maskenbildnerin und angestellt beim Landestheater Schleswig-Holstein. Und in ihrer Freizeit ist die 62-Jährige LandFrau.
Mit Mitte 30 trat Elke Dwenger bei den LandFrauen ein und ist seit über 15 Jahren im Vorstand des OV Hollingstedt, derzeit als zweite Vorsitzende. Die Make-up-Artistin ist ein gutes Beispiel dafür, dass LandFrauenvereine so bunt und vielfältig sind wie das Leben selbst. „Es ist eine wilde Mischung aller Berufe, nicht nur Landwirtinnen, von Ärztinnen bis Pastorinnen ist alles dabei“, sagt sie.
Elke Dwenger ist in Hollingstedt zu Hause – und im Vorstand des dortigen LandFrauenvereins. Foto: privat
Wie kam sie dazu? „Über meine Kinder hatte ich Kontakt zu anderen jungen Frauen, die mich auf die interessanten Vorträge und Veranstaltungen bei den LandFrauen hingewiesen haben. Es sind tolle Freundschaften entstanden, und das Angebot der LandFrauen ist immer interessant geblieben.“
Ihre berufliche Karriere brachte Elke Dwenger bis zur Staatsoper in Hamburg. Mit der Ballett-Companie von John Neumeier war sie als Maskenbildnerin weltweit auf Tourneen und entdeckte Europa, war aber auch in Moskau oder ganz Japan. Angefangen hat ihr beruflicher Weg in Treia, wo sie zunächst eine Ausbildung zur Friseurin machte. „Das Arbeiten dort war eine gute Schule für das Theater, denn Wellen und Einschlagfrisuren waren auf dem Land bei den älteren Damen in Mode“, erinnert sie sich.
Haare zu formen, „Schnecken“ zu drehen, um lange Haare unter Perücken zu verbergen, und vor allem auch die Perücken selbst zu fertigen, ist Teil ihres Berufs als Maskenbildnerin. „Nur Visagisten kümmern sich allein ums Gesicht. Maskenbildner haben Perücken, Bärte und Haare genauso im Blick. Besonders bei den Perücken ist viel Vorarbeit erforderlich, denn wir knüpfen diese passend für den Kopf des jeweiligen Schauspielers selbst“, stellt Dwenger klar – die meisten aus Echthaar. Personen, die für ein Stück extrem verändert werden müssen, liebt sie besonders, zum Beispiel Märchenfiguren. Deshalb freut sie sich auf die kommenden Termine der Vorweihnachtszeit, auch wenn das anstrengend werden wird.
Es sind immer mehrere Maskenbildnerinnen im Einsatz. „In der Regel haben wir für vier bis fünf Schauspieler eine Stunde Zeit. Da kommt man schon ins Schwitzen“, schildert sie. „Dennoch ist es ganz wichtig, Ruhe auszustrahlen. Die Schauspieler sind ja auch nervös. Mit unserer Arbeit unterstützen wir sie in ihren Rollen.“
Viele denken, dass Elke Dwenger dann Feierabend hat, wenn der Vorhang sich öffnet. Da kann sie nur lachen: „Wir sind weiterhin im Dauereinsatz. Es gibt Outfitwechsel, neue Figuren mit neuen Frisuren, und es wird nachgeschminkt. Hinter der Bühne ist richtig was zu tun“, erklärt sie. Aber bei den Proben, da habe sie auch einmal selbst Gelegenheit, sich die Vorstellung anzusehen.
Aktuell ist Elke Dwenger nicht mehr regelmäßig, sondern nur noch für einzelne Stücke des Landestheaters im Einsatz. Ab November wird sie für die Weihnachtsgeschichte „Der Lebkuchenmann“ zu den unterschiedlichen Veranstaltungsorten durch Schleswig-Holstein fahren. Neben den festen Spielorten in Rendsburg, Schleswig und Flensburg wird das Stück auf Weihnachtsmärkten zum Beispiel in Heide, Husum, Niebüll und auf Sylt zu sehen sein.
Die Herbstaussaat der Winterkulturen und Gräserprüfungen an den Standorten der Landwirtschaftskammer sowie die Maisernte sind im Oktober abgeschlossen worden.
Hier ein Rückblick: Zum Start der neuen Versuchssaison 2024/25 konnte die Aussaat der Landessortenversuche, Wertprüfungen und weiteren Sortenleistungsprüfungen im Winterraps an allen Standorten von der Westküste über die Geest bis zur Ostküste auf den Versuchsflächen unter guten Bedingungen stattfinden. Zusätzlich zu den Sortenprüfungen wurden an den Standorten Schuby, Sönke-Nissen-Koog und Futterkamp Düngungsversuche angelegt, die sich unter anderem mit einer Herbstdüngung des Winterrapses (Versuchsstandort Futterkamp) oder beispielsweise mit der Wirkung von Biostimulantien auf Ertrag und Ölgehalt beschäftigen (Standort Schuby). Im Östlichen Hügelland wurden am Standort Futterkamp ein Frühsaatversuch und am Standort Loit ein Spätsaatversuch Winterraps angelegt.
Die Aussaat der Wintergerste fand ebenfalls unter akzeptablen Bedingungen statt. Neben den wiederkehrenden Sortenprüfungen (Landessortenversuche, Wertprüfungen, EU-Sortenversuche) im konventionellen sowie ökologischen Anbau wurden auch Versuche zur Herbstdüngung angelegt. Einen Versuch zur Saatgutbeizung, in dem elektronenbehandeltes Saatgut, eine Saatgutbeizung auf Basis von natürlichen Wirk- und Nährstoffen und eine Standardbeizung verglichen werden sollen, ist am Versuchsstandort Kastorf ausgesät. Ein Spätsaatversuch wurde in Kastorf angelegt und weitere Düngungsversuche zum Humusaufbau und zur Stickstoffbilanz auf dem Versuchsfeld in Futterkamp.
Die Aussaat des Winterweizens geriet zwischenzeitlich aufgrund der Witterung leicht ins Stocken, doch konnten alle Versuche wie geplant ausgesät werden. An allen Kammer-Versuchsstandorten stehen die mit dem Norddeutschen Kammerbund abgestimmten Sortimente der Landessortenversuche. Weiter wurden an ausgewählten Standorten Wertprüfungen, ein Bundessortenversuch und EU-Sortenversuche gedrillt. Hier findet sich neben dem konventionellen der ökologische Anbau am Standort Futterkamp wieder. Des Weiteren wurde am Standort Barlt ein Versuch zur Blattdüngung im Weizen angelegt. Weitere produktionstechnische Versuche im Winterweizen zur Düngung und beispielsweise zum optimalen Reihenabstand konnten erfolgreich ausgesät werden.
Aussaat am Standort Groß Offenseth-Aspern. Foto: Achim Seidel
Der Winterroggen steht in dieser Versuchssaison mit drei Landessortenversuchen konventionell (Schuby, Futterkamp, Groß Offenseth-Aspern) und einem Landessortenversuch ökologisch (Futterkamp) im Land. Wertprüfungen Winterroggen des Bundessortenamts finden sich an den Standorten Schuby und Groß Offenseth-Aspern. In Schuby werden in der nächsten Versuchssaison ein Sortenversuch zur Nutzungsrichtung Ganzpflanzensilage (GPS) und ein klassischer Stickstoffsteigerungsversuch bearbeitet. Ein identisches Versuchsprogramm wurde mit einer veränderten Standortverteilung für Wintertriticale ausgesät.
Im Bereich Futterbau wurden an den Standorten Schuby und Westerrönfeld Neuanlagen der Sortenprüfungen mit Welschem und Deutschem Weidelgras sowie Bastardweidelgras (nur Westerrönfeld) ausgesät. Am Standort Schuby wurden eine Wertprüfung der Futterleguminose Weißklee und ein Versuch mit dem Schwerpunkt Biostimulantien gesät.
Aussaat von Winterraps Versuchsstandort Barlt. Foto: Christoph Johannes Marten
Im Bereich des Pflanzenschutzes startete die Versuchssaison ebenfalls. Herbizid-, Insektizid- und Fungizidversuche sind bereits oder wurden zeitnah in nahezu allen Winterungen an allen Versuchsstandorten angelegt. Versuche zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung im Winterraps sind an der Westküste angelegt und am Standort Kastorf beschäftigt sich das Versuchswesen intensiv mit der Bekämpfung des Rapserdflohs.
Mit der erfolgreichen Herbstaussaat wurde der Grundstein für die neue Versuchssaison 2024/2025 an den Kammerversuchsstandorten gelegt.