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Den Start in die erste Laktation leichter gestalten

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Mit der ersten Kalbung endet das Leben als Jungrind und der Alltag einer Milchkuh beginnt. Diese Umstellung stellt für Färsen zuerst einmal eine enorme Belastung dar und die Umgewöhnung fordert Zeit. Auf der anderen Seite wird von dem Tier erwartet, hohe Milchleistungen zu erbringen. Verschiedene Managementanpassungen können dabei helfen, den Färsen den Einstieg in die Laktation zu erleichtern.

Färsen stehen in der Herde im Rang unter den älteren Kühen. Diese Rangfolgen führen dazu, dass die Altkühe die Färsen vom Fressplatz, von der Tränke oder vom Liegeplatz vertreiben, wenn sie selbst gerade diese Ressource nutzen wollen. Dadurch sinken Futter- und Wasseraufnahme der Färsen und auch Liegezeit und Wiederkaudauer nehmen ab. Dies hat direkt einen negativen Einfluss auf die Milchleistung der Tiere. Zusätzlich führen diese Störungen bei den Färsen zu anhaltendem Stress, was gesundheitliche Nachteile mit sich bringt. Stoffwechselstörungen und Euterentzündungen können dann eher auftreten.

Färsengruppen schaffen

Diese Gründe sprechen für eine Trennung der Herde in unterschiedliche Altersgruppen. Sind die Färsen unter sich, herrscht deutlich mehr Ruhe in den Gruppen und die Tiere sind entspannter.

Eine reine Färsengruppe kann zum Beispiel gut in einem älteren Stallbereich mit schmaleren Liegeboxenmaßen eingerichtet werden. Besonders große Liegeboxen würden bei einer solchen Gruppe stärker verschmutzt werden, sodass die Boxenmaße ohnehin angepasst werden müssten. Ist ein solches Stallabteil bereits vorhanden, kann es mit einer Färsengruppe sinnvoll genutzt werden, ohne dass größere Umbaumaßnahmen notwendig sind. Auch die Fütterung kann speziell an die Bedürfnisse der Erstlaktierenden angepasst werden. Da Färsen meist eine geringere Milchleistung und eine geringere Futteraufnahme aufweisen als Altkühe, kann dies bei der Rationsgestaltung berücksichtigt werden.

Eine weitere Möglichkeit ist es, die Färsen nur in der Frühlaktation von der Herde zu trennen, sollte die Gruppenaufteilung anders nicht möglich sein. Sind die Färsen bereits wieder mit dem zweiten Kalb tragend und die Milchleistung sinkt bereits, können sie auch in die Niederleistungsgruppe zu den tragenden Kühen integriert werden. Die Färsen sind nun bereits etwas stabiler und in einer Gruppe hochtragender Tiere herrscht zumeist mehr Ruhe. Die Integration, besonders von mehreren Tieren zeitgleich, läuft hier oft entspannter ab und es entstehen weniger negative Folgen bei den Färsen. 

Bereits im Abkalbebereich sollten Färsen unter sich sein. Auf diese Weise können sich die Tiere in aller Ruhe auf die Geburt und die anstehende Laktation vorbereiten.

Und bei kleinen Herden?

Für Betriebe mit kleinen Herden ist das natürlich nicht ohne Weiteres umsetzbar, jedoch machen schon kleine Maßnahmen spürbare Unterschiede. Eine Trennung von Mehrkalbskühen und Färsen im Abkalbestall lässt sich auf den meisten Betrieben mit geringem Aufwand umsetzen. Dies führt bei den Färsen zu verbesserten Kalbeverläufen, da sie weniger gestresst sind. Auch die Futteraufnahme nimmt zu, sodass der Start in die Laktation etwas geschmeidiger verläuft.

Grundsätzlich sollten Betriebe ohne Färsengruppen auf verschiedene Parameter achten, wenn Färsen in der Herde mitlaufen. Das Tier-Fressplatz- und das Tier-Liegeplatz-Verhältnis sollte in jedem Fall mindestens eins zu eins betragen. Auf diese Weise sind die Ressourcen nicht allzu stark umkämpft und die Färsen haben eine Chance, ausreichend Futter aufzunehmen und einen Liegeplatz zu finden. Zusätzlich sollte besonderer Wert auf die Mischqualität gelegt oder eine Kompakt-TMR gefüttert werden. Oft trauen sich die Färsen selbst bei ausreichend vielen Fressplätzen erst zum Futtertisch, nachdem die Altkühe gefressen haben. In diesem Fall sollte das Futter nicht von den anderen Kühen selektiert worden sein. Die Färsen sollten die Chance haben, eine ausgewogene Ration fressen zu können.

Färsen zusammen integrieren

Sinnvoll ist es auch, mehrere Färsen zeitgleich in die Herde zu integrieren, sollte sich keine Färsengruppe einrichten lassen. Auf diese Weise kennen sich zumindest bereits einige wenige Tiere untereinander, was den Stress etwas minimiert. Auch konzentrieren sich die Rangkämpfe nicht nur auf ein einziges Tier, sondern der Druck verteilt sich auf die neu integrierte Gruppe.

Oft wird eine Trennung der Färsen vom Rest der Herde aufgrund der geringen Färsenzahl nicht vorgenommen. Es macht jedoch schon einen Unterschied, wenn die Gruppe dann vielleicht nicht nur aus Erstlaktierenden, sondern auch aus Zweitkalbskühen besteht. Zwar zeigen auch diese ein dominanteres Verhalten den Färsen gegenüber, aber bei Weitem nicht so stark wie die Altkühe. Daher bringt auch diese Maßnahme Vorteile im Vergleich zu einer gemischten Gruppe.

Fazit

Nahezu jeder Betrieb hat verschiedene Möglichkeiten, den Färsen in Einstieg in das Leben als Milchkuh zu erleichtern. Ob nun eine Färsengruppe eingerichtet wird oder Maßnahmen zur entspannten Integration in die Milchviehherde ergriffen werden, hängt oft von individuellen Gegebenheiten ab. Sicher ist jedoch, dass diese Maßnahmen einen positiven Einfluss auf Leistung und Tiergesundheit haben.

Futterkamp erleben: Ein Besuch lohnt sich

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Alle zwei Jahre lädt Futterkamp zum Tag des offenen Hofes ein. Am 4. Mai ist es wieder so weit. Das Lehr- und Versuchszentrum der Kammer sieht sich als Botschafter zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern. Man will ins Gespräch kommen und die moderne konventionelle Landwirtschaft zeigen. Alle, die in Schleswig-Holstein Landwirtschaft lernen, kommen einmal im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung hierher. Warum sich ein Besuch darüber hinaus für Landwirte lohnt, weiß Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer (LKSH).

Frau Volquardsen, wie hat sich die Ausbildung im Bereich der landwirtschaftlichen Tierhaltung in den letzten Jahren verändert, und welche Rolle spielt das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp dabei?

Ute Volquardsen: In den letzten Jahren haben wir einen deutlichen Wandel in der Ausbildung erlebt. Der Fokus liegt nun stärker auf moderneren Technologien, aber auch Tierwohl. Das Lehr- und Versuchszentrum bietet den Auszubildenden die Möglichkeit, neueste Methoden der Tierhaltung kennenzulernen, was sie optimal auf die Herausforderungen der Branche vorbereitet. Die Erkenntnisse aus unseren Forschungsprojekten fließen direkt in die Ausbildung ein. Wir integrieren aktuelle Forschungsergebnisse in unsere Lehrpläne und bieten den Auszubildenden die Möglichkeit, an praktischen Projekten teilzunehmen, die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

Was können Sie uns über die aktuellen Investitionen in Tierwohl und Digitalisierung erzählen? Welche konkreten Maßnahmen wurden bereits umgesetzt und können in Futterkamp angesehen werden?

Wir haben in den letzten Jahren – und sind auch noch voll dabei – erheblich in moderne Stallanlagen und digitale Technologien investiert. Dazu gehören etwa Sensoren zur Überwachung des Tierverhaltens und automatisierte Fütterungssysteme. Diese Maßnahmen helfen nicht nur, das Tierwohl zu verbessern, sondern auch die Effizienz der Betriebe zu steigern.

Welche Technologien halten Sie für besonders vielversprechend für die Schweine- und Rinderhaltung?

Die Digitalisierung ist entscheidend für die Zukunft der Tierhaltung. Technologien wie Big Data und Künstliche Intelligenz ermöglichen es uns, präzisere Entscheidungen zu treffen und die Gesundheit der Tiere besser zu überwachen. Ich sehe besonders viel Potenzial in der Nutzung von Datenanalysen zur Optimierung von Fütterung und Zucht. Überall an den Ställen, die einsehbar sind, werden am 4. Mai Mitarbeiter Führungen machen und stehen für Fragen zur Verfügung.

Wie reagieren die Landwirte in Schleswig-Holstein auf die neuen Standards und Anforderungen im Bereich Tierwohl?

Wir Landwirte zeigen ein großes Interesse an den neuen Standards, aber es gibt auch Herausforderungen. Viele sind bereit, in Tierwohl zu investieren, benötigen jedoch Unterstützung, um die finanziellen und praktischen Hürden zu überwinden. Wir bieten mit dem Projekt „Netzwerk Fokus Tierwohl“ ein Fortbildungsnangebot an, um diesen Übergang zu erleichtern.

Welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren in der Tierhaltung?

Ich sehe eine Zukunft, in der Tierhaltung noch nachhaltiger und tierfreundlicher wird. Wir werden weiterhin in Forschung und Entwicklung investieren, um neue Methoden zu finden, die sowohl den Tieren als auch den Landwirten zugutekommen. Zudem wird der Verbraucher zunehmend Wert auf Transparenz und Nachhaltigkeit legen, was die Branche weiter vorantreiben wird.

Was möchten Sie unseren Besuchern in Bezug auf die Bedeutung der Landwirtschaft und Tierhaltung für unsere Gesellschaft mitgeben?

Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Sie ist nicht nur für die Nahrungsmittelproduktion verantwortlich, sondern auch für den Erhalt unserer Kulturlandschaft und die Förderung von Tierwohl. Ich lade alle ein, sich aktiv mit den Themen Landwirtschaft und Tierhaltung auseinanderzusetzen und die Arbeit der Landwirte wertzuschätzen. Und ganz nebenbei im Rahmen eines tollen Hoffestes mit plattdeutschem Gottesdienst und vielen Aktionen regionale Lebensmittel zu genießen.

Ertragsausfälle durch Weißstängeligkeit vermeiden

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Die Weißstängeligkeit im Raps, hervorgerufen durch den pilzlichen Erreger Sclerotinia sclerotiorum, tritt in allen Rapsanbaugebieten auf, besonders aber in geschützten Lagen mit hoher Luftfeuchtigkeit und auf küstennahen Standorten wie in Schleswig-Holstein. Das Schadausmaß variiert von Jahr zu Jahr aufgrund der hohen Witterungsabhängigkeit dieser Krankheit. Vor allem zur Rapsblüte besteht ein erhöhtes ­Schadpotenzial. Was bei der Bekämpfung der Weißstängeligkeit zu beachten ist, erläutert nachfolgender Artikel.

Der Befall der Rapsbestände mit dem Erreger der Weißstängeligkeit, Sclerotinia scleroti­orum, geht von den Überdauerungsorganen nahe der Bodenoberfläche aus, den sogenannten Sklerotien.

1: Aus Sklerotien (Dauerkörpern) keimende Apothezien (Fruchtkörper) des Pilzes Sclerotinia sclerotiorum, von denen aus die infektiösen Ascosporen ausgeschleudert werden. Stecknadelkopf (rot) als Größenvergleich. Foto: Susanne Hagen
2: Blütenblätter in Blatt- und Triebachseln bieten den Ascosporen einen günstigen Nährboden und zusätzlichen Feuchtigkeitsschutz für eine erfolgreiche Keimung und Infektion. Foto: Manja Landschreiber
3: Meist erst nach der Blüte fallen die weißlichen Stängel und Seitentriebe befallener Rapspflanzen im Bestand deutlich auf. Durch die Vermorschung sterben Pflanzenteile oberhalb der Befallsstelle ab.
Foto: Susanne Hagen
4: Weißlich verfärbter Stängel eines Rapshaupttriebes (Vermorschung) nach der Rapsblüte mit äußerlichem weißen, watteartigen Myzel des Pilzes Sclerotinia sclerotiorum. Triebe und Schoten oberhalb dieser Befallsstelle sterben vorzeitig ab. Foto: Manja Landschreiber
5: Schwarze Sklerotien (Dauerkörper) des Pilzes ­Sclerotinia sclerotiorum im Inneren eines befallenen Rapsstängels. Foto: Susanne Hagen

Biologie und Schadbild

Die Sklerotien keimen im Frühjahr bei ausreichender, kontinuierlicher Bodenfeuchte und -temperatur (8 bis 11 °C) und bilden hellbraune, trompetenförmige Apo­thezien (Fruchtkörper) aus (Bild 1), aus denen Ascosporen herausgeschleudert und durch Wind verbreitet werden. Trocknet die oberste Bodenschicht, in der die Sklerotien eingebettet sind, aus, können die ausgebildeten Apothezien vertrocknen. Das Infektionsrisiko sinkt somit bei anhaltenden trockenen Bedingungen deutlich. Die ausgeschleuderten Ascosporen können direkt im Bestand die Rapspflanzen infizieren oder mit dem Wind über größere Distanzen auf umliegende Bestände verbreitet werden und dort zu Infektionen führen. Die Sporulation fällt hierbei häufig mit der Rapsblüte zusammen. Während der Blüte sammeln sich in den Blatt- und Triebachseln abfallende Blütenblätter, die den Ascosporen einen günstigen Nährboden und zusätzlichen Feuchtigkeitsschutz für eine erfolgreiche Keimung und Infektion bieten (Bild 2). Daher finden an diesen Pflanzenteilen häufig die Infektionen statt. Der Befall breitet sich oft ausgehend von der Blatt- und Triebachseln über den Stängel bis in die Seitentriebe aus. Optimale Infektionsbedingungen sind eine lang anhaltende hohe Luftfeuchtigkeit (durch Niederschläge und Tau; Feuchtigkeitsschutz durch Blütenblätter) sowie Temperaturen von mehr als 15 °C.

Meist erst nach der Blüte werden die Symptome einer Sclerotinia-Infektion im Rapsbestand sichtbar. An Haupt- und Seitentrieben wird, häufig ausgehend von einer Infektion in den Blattachseln, eine bleiche (fahlgelbe bis weißliche), fast immer stängel- ­beziehungsweise triebumfassende Verfärbung sichtbar (Bild 3 und 4). Rinde und Mark sind an den Befallsstellen zerstört (Vermorschung). Das befallene Stängelinnere ist normalerweise hohl und mit einem weißen, watteartigen Myzel durchzogen, woraus sich die schwarzen, 0,5 bis 2 cm langen Sklerotien (Dauerkörper) des Pilzes im Stängelinneren entwickeln (Bild 5); unter feuchten Bedingungen zum Teil auch auf der Stängelaußenfläche. Oberhalb der Infektionsstelle werden Triebe und Schoten gelb, notreif und sterben im Vergleich zu gesunden Pflanzen vorzeitig ab, wodurch es zu Mindererträgen kommt. Die im Stängelinneren befindlichen Sklerotien gelangen mit der Ernte oder durch vorzeitiges Aufplatzen der Stängel auf den Boden und werden durch die Stoppelbearbeitung in den Boden befördert. Dort können die Sklerotien mehrere Jahre überdauern und unter optimalen Bedingungen auskeimen (Apothezienbildung).

Bekämpfung der Weißstängeligkeit

Im Mittel der Jahre konnten in Schleswig-Holstein durch die Bekämpfung der Weißstängeligkeit Mehrerträge erzielt werden. Dies ist vor allem auf Jahre mit einem stärkeren Sclerotinia-Befall zurückzuführen, wohingegen in befallsschwachen Jahren die Mehrerträge entsprechend geringer ausfielen beziehungsweise nicht vorhanden waren. Zu erwähnen ist noch, dass Ertragssteigerungen nicht nur auf die Bekämpfung der Weißstängeligkeit zurückzuführen sind, sondern auch auf physiologische Effekte und die Steigerung der Schotenstabilität durch die eingesetzten Fungizide.

Die Erfahrungen vergangener Jahre in Schleswig-Holstein und in anderen Bundesländern haben gezeigt, dass der optimale Behandlungstermin oft zum Zeitpunkt der Vollblüte (ES 65) vorliegt, das heißt wenn 50 % der Blüten des Haupttriebes geöffnet und bereits erste Blütenblätter zu Boden gefallen sind. Der Anwendungstermin sollte generell möglichst nah vor eine mögliche Sklerotinia-Infektion gelegt werden (siehe Infektionsbedingungen), da die zur Verfügung stehenden Fungizide vor allem protektiv wirken und keine beziehungsweise nur eine geringe kurative (heilende) Wirkung aufweisen. Eine Empfehlung für den Fungizideinsatz in die Vollblüte des Rapses zur Bekämpfung der Weißstängeligkeit (Produkte und Aufwandmengen) findet sich in der Abbildung. Eine intensive Beobachtung der aktuellen Wetterlage ist somit notwendig, um ein mögliches Infektionsereignis durch den Erreger Sclerotinia sclerotiorum zu identifizieren. Das Prognosemodell SkleroPro in ISIP (Informationssystem für die Integrierte Pflanzenproduktion) kann dabei als Unterstützung zur Entscheidungsfindung und optimalen Terminierung dienen.

Prognosemodell SkleroPro in ISIP

Das Prognosemodell SkleroPro steht auf isip.de in den Entscheidungshilfen kostenlos zur Verfügung. Es zeigt schlagspezifisch an, ob eine Blütenbehandlung gegen Sclerotinia sclerotiorum erforderlich ist und wann zu welchem Termin eine Behandlung bestmöglich erfolgen sollte. Für die Nutzung des Prognosemodells SkleroPro auf isip.de (https://t1p.de/ce7q0) ist die Erfassung des Entwicklungsstadiums 55 (Einzelblüten der Hauptinfloreszenz sichtbar geschlossen) notwendig. Anhand der aktuellen Witterung und der berechneten Pflanzenentwicklung werden dann das regionale Infektionsrisiko ermittelt und schlagspezifische Behandlungsempfehlungen während der Blüte prognostiziert. Auf der Eingabeseite in ISIP müssen schlagspezifische Informationen, wie der Termin des Knospenstadiums (ES 55) als Beginn der Berechnung, die Fruchtfolge beziehungsweise wann zuletzt eine sklerotiniaanfällige Kultur auf der Fläche stand, angegeben werden. Für ökonomische Berechnungen können dann noch die Ertragserwartung, der Rapspreis, die Pflanzenschutzmittelkosten und die Überfahrtskosten eingegeben werden. Mit diesem Modell können somit eigene Beobachtungen und Handlungsentscheidungen unterstützt werden.

Wichtige Aspekte für die Behandlung

Eine hohe Wasseraufwandmenge (über 300 l/ha) ist für eine gute Benetzung zwingend erforderlich. Die Fahrgeschwindigkeit sollte auf 4 bis 6 km/h begrenzt werden, um einerseits die Rapspflanzen bei der Durchfahrt zu schonen und andererseits bei einer Wasseraufwandmenge von mindestens 300 l/ ha ein mittelgroßes Tropfenspektrum zu erzeugen, womit eine bessere Durchdringung des Rapsbestandes gewährleistet werden kann. Dies ist besonders bei einer tiefen Seitenverzweigung wichtig, um die Triebachseln zu schützen, von denen vor allem die Infektionen ausgehen. Des Weiteren sollte die Applikation grundsätzlich in den Abendstunden nach dem täglichen Bienenflug erfolgen. Somit erfolgt kein direkter Kontakt aktiver Bienen mit dem Wirkstoff. Zusätzlich ist der Pollen abgesammelt. Behandlungen in den Abendstunden haben zudem den Vorteil, dass die Pflanzen elastischer sind (verminderter Turgordruck) und Durchfahrtsverluste daher deutlich geringer ausfallen.

Fazit

Starker Befall mit dem Erreger der Weißstängeligkeit, der erhebliche Ertragsminderungen im Raps hervorrufen kann, war in den vergangenen Jahren eher die Ausnahme. Der Erreger sollte aber keinesfalls unterschätzt werden. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der optimale Behandlungstermin oft zum Zeitpunkt der Vollblüte (ES 65) vorliegt. Der Anwendungstermin sollte generell möglichst nah vor eine mögliche Infektion gelegt werden, da die zur Verfügung stehenden Fungizide vor allem protektiv wirken und keine beziehungsweise nur eine geringe heilende Wirkung aufweisen. Das Prognosemodell SkleroPro in ISIP kann dabei als Unterstützung zur Entscheidungsfindung und optimalen Terminierung dienen.

Kein Spritzer auf die Haut

Lange Arbeitskleidung bildet das Fundament der persönlichen Schutzausrüstung beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln.

Wenn die Rede von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) bei Tätigkeiten mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) ist, richtet sich der Fokus meist auf dick beschichtete Kleidungsstücke wie Ärmelschürzen, Handschuhe oder Ähnliches. Folgt man aber der Richtlinie für die Anforderungen an die persönliche Schutzausrüstung im Pflanzenschutz des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz (BVL), so kommt auch der unter der eigentlichen Schutzausrüstung getragenen Arbeitskleidung eine Schutzfunktion zu.

Piktogramm zur Kennzeichnung von PSA mit Schutzwirkung gegen PSM

Da im Inneren von modernen Kabinen nach DIN EN 15695 in der Regel keine PSA beim Ausbringen getragen werden muss, besteht hohe Kontaminationsgefahr beispielsweise beim Ein- und Aussteigen in und aus Maschinen, mit denen Pflanzenschutzarbeiten durchgeführt wurden. Anhaftende Reste von PSM an Griffen, Tritten und sonstigen Teilen können hierbei abgestreift werden. Dasselbe gilt für Entstörungsarbeiten während des PSM-Einsatzes. Hierzu muss dann nämlich der Weg aus der Kabine bis zum Aufbewahrungsbehälter für die PSA an der ­Pflanzenschutzspritze in der Arbeitskleidung als einziger Schutzschicht zurückgelegt werden.

Auch bei Folgearbeiten wird in der Regel der Körper durch nichts anderes als die Arbeitskleidung geschützt. Generell vervollständigt sie die Schutzfunktion von PSA, die den Körper nur zu Teilen bedeckt, wie zum Beispiel Ärmelschürzen. Dass geeignete Arbeitskleidung von professionellen Anwendern getragen wird, ist auch eine Grundannahme im europäischen Zulassungsverfahren für PSM bei der Beurteilung, ob toxikologische Grenzwerte eingehalten werden.

Was ist „geeignete Arbeitskleidung“?

Dem BVL zufolge gibt es hier zwei zulässige Kategorien:

Nicht zertifizierte Arbeitskleidung aus langer Jacke und Hose oder Ähnlichem aus einem Mischgewebe aus Baumwolle und Polyester mit einem Mindestbestandteil von 65 % Polyester sowie mit einer Grammatur von mindestens 245 g/m².

Nach EN ISO 27065 zertifizierte Arbeitskleidung der Schutzstufen C1 oder C2.

Geeignete Kleidungsstücke der erstgenannten Kategorie auszuwählen, fällt schwer. Zwar muss die Zusammensetzung des Gewebes auf den Etiketten ausgewiesen werden, jedoch sind Angaben zur Grammatur darauf unüblich. Und selbst wenn man ein Kleidungsstück findet, das den genannten Spezifikationen entspricht, ist die Widerstandsfähigkeit gegen PSM in keiner Weise geprüft und damit nicht gewährleistet.

Da es sich hierbei weitestgehend um „normale“ Kleidung handelt, besteht auch die Gefahr, dass diese nach den Pflanzenschutzarbeiten nicht abgelegt wird. Somit können anhaftende PSM-Reste in andere Arbeitsbereiche oder gar in Wohnbereiche verschleppt werden.

Daher empfiehlt die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft, bei allen Tätigkeiten mit PSM ausschließlich zertifizierte Arbeitskleidung der Schutzstufen C1 oder C2 nach EN ISO 27065 zu tragen. Sie wird in einem genormten Verfahren auf ihre Schutzwirkung gegen verdünnte PSM geprüft. Die Stufe C2 bietet hierbei einen stärkeren Schutz als Stufe C1. Kleidungsstücke, die die Vorgaben erfüllen, werden mit dem Piktogramm „Erlenmeyerkolben mit Blatt“ gekennzeichnet.

Zertifizierte Arbeitskleidung mit Piktogramm „Erlenmeyerkolben mit Blatt“

Gefährdungsbeurteilung hilft

Obwohl die zertifizierte Arbeitskleidung eine gewisse Beständigkeit gegen PSM mitbringt, ist ihr Tragekomfort dadurch nicht beeinträchtigt. Sie trägt sich wie normale Kleidung und auch bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten nicht unangenehmer als andere lange Arbeitskleidung. Die Kennzeichnung dient auch als Erinnerung, die Kleidung nach den Pflanzenschutzarbeiten abzulegen und sie getrennt von anderen Stücken aufzubewahren und zu reinigen.

Wer keine geeignete Schutzausrüstung für die anstehenden Pflanzenschutzarbeiten parat hat, kann mit einer Gefährdungsbeurteilung die Gefährdungen und Belastungen in seinem Betrieb ermitteln und Maßnahmen treffen. Der Fachhandel bietet eine gute Auswahl an Produkten.

Ein neues Morgen

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Was gibt es nicht für Sprüche zum Thema Hoffnung: Sie stirbt zuletzt, sie hält zum Narren, sie steckt an, man soll sie nicht aufgeben. „Der Mensch heißt Mensch, weil er hofft und liebt, weil er mitfühlt und vergibt“, singt Herbert Grönemeyer.

Der Mensch hofft. Nicht nur beim Lotto oder beim HSV. Bei schweren Krankheiten spielen Wahrscheinlichkeiten keine Rolle, man hofft auf das Unwahrscheinliche. Und manchmal tritt es ein, ganz unverhofft. Die Hoffnung stirbt wohl tatsächlich zuletzt.

Das Seemannsgrab und manch ein tätowierter Arm zeigen die christlichen Symbole Kreuz, Herz und Anker – Glaube, Liebe Hoffnung. Der deutsch-koreanische Philosoph Byung-Chulo Han schrieb im Magazin „Der Spiegel“, diese drei seien miteinander verwandt und alle dem anderen zugewandt. Das bedeutet: Hoffnung hält sich selbst dort, wo für Optimismus kein Platz mehr ist. Während der Optimist auf die eigenen Möglichkeiten setzt, tritt Hoffnung dort an, wo nichts mehr möglich scheint.

Ostern ist ein Fest der Hoffnung. Kein Wunder, schließlich wird mit der Auferstehung Jesu Christi der Sieg über den Tod gefeiert. Für Christen ist es eine begründete Hoffnung auf ein neues Morgen.

Der erste Präsident der Bundesrepublik, Theodor Heuss, gebrauchte 1950 dieses Bild: „Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen.“ Die Philosophie des antiken Griechenlands hat erste Gedanken zur Demokratie entworfen. Rom verdanken wir das Rechtsstaatsprinzip und die bürgerlichen Rechte. Im Christentum ist jeder Mensch ein Ebenbild Gottes, also besitzt jeder Mensch die gleiche, unantastbare Würde.

All das prägte 1998 einen zukünftigen Bundespräsidenten: „Hoffnung wächst nicht aus Haben, sie wächst aus Sehnsucht nach Sein.“ Dieses Zitat stammt von Joachim Gauck, der den Satz 1988 auf dem Kirchentag in Rostock in der DDR formulierte. Kurz darauf wurde das Unwahrscheinliche wahr – die deutsche Wiedervereinigung, auf die nur noch wenige gehofft hatten.

Auch heute leben wir in Zeiten, die unserem Optimismus Grenzen setzen. Hoffnung auf einen Neuanfang prägte die Bundestagswahl. Im Moment macht das Reden über Politik eher schlechte Laune. Klar ist, dass die Suche nach dem richtigen Weg in einer Demokratie immer damit endet, dass keiner zufrieden ist. Das auszuhalten fällt schwer. Nun hat aber die Schlagzahl der Veränderungen nicht nur politisch angezogen. Der Ökonom Philip Pilkington sagte kürzlich in einem „Cicero“-Interview: „In den 1960er Jahren gab es noch einen gesellschaftlichen Common Sense darüber, dass Familie, Glauben, Strebsamkeit und Patriotismus ehrenwerte Ideale sind. Heute können wir uns nicht einmal darüber einigen, wie viele Geschlechter es gibt.“ Erstmals gibt es in Deutschland weniger Kirchenmitglieder als Konfessionslose.

Vieles verändert sich, vieles dauerhaft. Doch nicht ohne Grund hat Hoffnung die Farbe Grün. Das Frühlingserwachen erinnert uns daran, dass das Leben weitergeht. Das ist so oberflächlich, wie es wahr ist. Es schadet aber nicht, sich gerade zu Ostern auch einmal zu fragen, welche begründete Hoffnung – oder „Sehnsucht nach Sein“ – einen antreibt.

Licht.Gestalten in Molfsee

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Dorothea Mangelsen ist Dienstmädchen im Haus Schmielau in Dithmarschen. Von morgens um 5 Uhr bis abends 22 Uhr arbeitet sie hart und steht ihren Herrschaften auch nachts auf Abruf zur Verfügung. Einzige Abwechslung bietet der sonntägliche Kirchgang. Aber Dorothea hat einen Plan, wie sie dem harten, ländlichen Arbeitsleben im 19. Jahrhundert entfliehen will. Mit fiktiven Persönlichkeiten wie der des Dienstmädchens bietet das Freilichtmuseum Molfsee zum Start in die 60. Museumssaison ein neues, digitales Vermittlungsformat, das am Donnerstag vergangener Woche zur Eröffnung vorgestellt wurde.

Mit dem Projekt „Licht.Gestalten – Freilichtmuseum neu erzählt“ ist in elf Häuser ein neues, digitales Erzählformat eingezogen. Dabei richten sich lebensgroße fiktive Persönlichkeiten mittels Beamer und Bildschirm direkt an die Besucher, um aus ihrem Alltag seinerzeit zu berichten. Die in den Projektionen mitwirkenden Darsteller sind Schauspielerinnen und Schauspieler des schleswig-holsteinischen Landestheaters, die historisch kostümiert in Monologen und Dialogen einen Einblick in das Leben der damaligen Haus- und Hofbewohner geben, in deren Denken, Hoffen, Bangen, Freuen und Leiden.

Frisch gestrichen und mit neuem Wasserrad erstrahlt die Rüruper Wassermühle im neuen Glanz.
Foto: Iris Jaeger

Auf diese Weise erhalten die Besuchenden Einblicke in die damaligen Lebenswelten und werden Zeugen spannender Dialoge und Gedanken. „Damit werden jetzt die Geschichte, die Geschichten der viele Jahrhunderte alten Häuser im Gelände auf eine ganz neue, innovative Art erlebbar gemacht. Für mich stellt das eine hervorragende Brücke dar, die da zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschlagen wird“, zeigte sich Guido Wendt, Staatssekretär im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, begeistert von dem neuen Format. „Es geht dabei nicht nur um Wissensvermittlung, sondern um die Verbindung zwischen Menschen, Zeiten und Perspektiven. Genau das macht Museen relevant. Besonders in einer Zeit, in der wir uns immer die Frage stellen, wie wir Geschichte lebendig erhalten“, so Wendt.

Die Geschichten stimmten auch nachdenklich, „und genau das soll erreicht werden – man fühlt mit, man spricht darüber, und gleichzeitig wird damit auch ein Bezug zur Gegenwart hergestellt, indem die Besuchenden sich fragen, was das alles mit ihnen macht und was es mit ihrem aktuellen Leben zu tun hat. Die digitale Vermittlung übernimmt damit die Funktion des realen Erzählers. Und das ist gerade in heutiger Zeit wichtig“, so Wendt. Auch für Dr. Thorsten Sadowsky, den wissenschaftlichen Vorstand und leitenden Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, ist es von Bedeutung, historische Welten erfahrbar zu machen. „Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten eine massive Urbanisierung erlebt. Damit verbindet sich häufig eine Vorstellung vom ländlichen Leben, die im hohen Maße romantisch geprägt ist. Die ,gute alte Zeit‘, die die Mühsal, die Schwierigkeiten und Herausforderungen vergessen lässt“, so Sadowsky.

Ute Lemm, Thorsten Sadowsky und Kerstin Poehls (v. li.) hoben die gelungene Kooperation zwischen ­Landestheater und dem Museum hervor.
Foto: Iris Jaeger

Wer könne sich heute noch vorstellen, was es bedeute, in einem Haus mit offener Kochstelle ohne Schornstein zu leben? Dass der Rauch mit Absicht im Gebäude verbleiben sollte, um Ungeziefer fernzuhalten? Auch auf diese Weise erfahre man, wo man herkomme, wer man sei und wie sich Dinge, die für uns heute alltäglich seien, auf Basis von damals entwickelten.

Die Geschichte lebendig zu erhalten, dazu hat auch die enge Kooperation mit dem Landestheater unter Leitung der Generalintendantin Schleswig-Holsteinisches Landestheater und Sinfonieorchester, Dr. Ute Lemm, beigetragen. Mit Peter Schanz konnte ein erfahrener Theaterautor gewonnen werden, der sich vor Ort in die Geschichten der Häuser und Menschen eingefühlt und diese in den Drehbüchern für die Filmsequenzen lehrreich, aber unterhaltsam umgesetzt hat. „Sie werden merken, welche sprachliche Feinheit darin steckt, wie viele verschiedenen Ebenen dort inhaltlich gebündelt sind. Genau das hatten wir uns gewünscht“, erklärte Dr. Kerstin Poehls, Direktorin des Freilichtmuseums Molfsee. Die Projektionen unter der Projektleitung von Christina Sachs ermöglichten eine neue Form der Interaktion zwischen den Gebäuden und dem Publikum. Es sei an der Zeit, dem Erzählen historischer Geschichten eine neue, emotionale Ebene hinzuzufügen, so ­Poehls.

Das Projekt „Licht.Gestalten“ ist Teil der umfangreichen Sanierung und Instandhaltung der Gebäude und des Geländes des Freilichtmuseums, die kurz vor dem Abschluss stehen und für die das Land, der Bund und die EU Mittel in Höhe von 5,9 Mio. € zur Verfügung stellten. Und auch der Förderverein Schleswig-Holsteinisches Freilichtlichtmuseum trug finanziell zur Modernisierung der Inhaltsvermittlung bei. Für Kerstin Poehls eine wertvolle Unterstützung der Arbeit: „Es ist toll, diesen Wind unter den Flügeln zu haben.“

Haus Schmielau im Freilichtmuseum Molfsee, hier erfahren die Besuchenden, wie der Alltag des Dienstmädchens Dorothea Mangelsen (Christina Müller) aussieht und welche Pläne sie hat, um dem entbehrungsreichen Dasein dort zu entfliehen.
Foto: Iris Jaeger
Christian und Margarete (René Rollin und Karin Winkler) im Haus aus Großharrie sorgen auf dem Bildschirm für Unterhaltung beim Publikum
Foto: Iris Jaeger
Theaterautor und Drehbuchschreiber für die Licht.Gestalten Peter Schanz
Foto: Iris Jaeger
Feuerstelle im Haus Groß Harrie
Foto: Iris Jaeger
Christian und Margarete (René Rollin und Karin Winkler)
Foto: Iris Jaeger


Bundesrat fordert Wolfsmanagement

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Der Bundesrat fordert ein regional differenziertes Management des Wolfes in Deutschland. Dazu solle sich die Bundesregierung in Brüssel für eine schnelle Anpassung des Schutzstatus in der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie einsetzen, heißt es in einer Entschließung des Bundesrates vom Freitag voriger Woche, die von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern eingebracht worden war. Zudem müssten auf nationaler Ebene Voraussetzungen zur Einführung eines Bestandsmanagements geschaffen werden.

Daneben sieht der Bundesrat Nachbesserungsbedarf bei der nationalen Bewertung und Meldung des Erhaltungszustandes des Wolfes. Die Bundesregierung solle darauf hinwirken, dass dabei eine Methodik angewendet werde, die der realen Bestandsverbreitung und -entwicklung stärker als bisher Rechnung trage. Hierfür sei unter anderem der Erhaltungszustand im Bereich der sogenannten kontinentalen biogeografischen Region neu und differenziert zu reflektieren.

Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus (SPD) erneuerte in einer Reaktion auf den Beschluss seine Kritik, dass es auf Bundesebene bislang keine rechtssicheren Regelungen zum aktiven Wolfsmanagement gebe. Dabei müssten die Schäden, die der Wolf in der Nutztierhaltung verursache, auf ein tragbares Maß begrenzt werden.

Herdenschutz fördern

Ähnlich äußerte sich Brandenburgs Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD). Die berechtigten Interessen der Bevölkerung im ländlichen Raum und der Weidetierhalter müssten berücksichtigt und die durch den Wolf verursachten Schäden in den Weidetierbeständen nachhaltig verringert werden. Dazu müssten die Wolfsbestände reguliert werden. Aber auch der Herdenschutz werde künftig weiter nötig sein und gefördert werden müssen.

Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, sieht in dem Beschluss ein „deutliches Zeichen in Richtung künftiger Bundesregierung für einen notwendigen und konsequenten Einstieg in ein aktives Bestandsmanagement des Wolfes“. Die Anpassung des Schutzstatus in der FFH-Richtlinie und die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht in Deutschland seien längst überfällig. Die Weidetierhaltung dürfe nicht länger einer „weltfremden Wolfsromantik“ geopfert werden, so Krüsken.

Nicht schießen

Im Naturschutz wurde der Bundesratsbeschluss negativ bewertet. Es sei ein Trugschluss, dass man die Wolf-Weidetier-Konflikte mit der Flinte lösen könne, warnte etwa der World Wide Fund for Nature (WWF). Das wirksamste Mittel zur Verringerung von Nutztierrissen sei ein effektiver Herdenschutz. Der Deutsche Tierschutzbund warf den Betrieben vor, ihre Tiere „noch immer nicht oder nur unzureichend zu schützen“.

Die EU-Kommission hat bereits die Absenkung des Schutzstatus des Wolfs in der FFH-Richtlinie vorgeschlagen (siehe Ausgabe 11). Damit setzte sie den Beschluss des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention um, den Schutzstatus des Wolfs von „streng geschützt“ zu „geschützt“ zu ändern. Der Kommissionsvorschlag muss nun vom Europäischen Parlament und vom Rat angenommen werden. Für ein Bestandsmanagement müssen das Bundesnaturschutzgesetz und das Bundesjagdgesetz angepasst werden.

Warum der Hase die Ostereier bringt

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Rund ums Osterfest haben sich über die Jahrhunderte Symbole wie Osterei, Osterhase, Osterlamm oder Osterfeuer etabliert. Es waren der christliche Glaube und der Volks- und Aberglaube, die diese Osterbräuche hervorbrachten. Auch im bäuerlichen Leben spielten sie eine bedeutende Rolle.

Dabei verstand es das Christentum, schrittweise die vorchristlichen Anschauungen und Bräuche zu überformen und zu verändern. Scheinbar nahtlos gingen im Bereich des Osterbrauchtums die vorchristlichen Bräuche in die christlichen über. Darin mag gleichzeitig eine Erklärung für das Überleben so vieler heidnisch anmutender Bräuche liegen.

Das Osterei

„Schon in der Urchristenzeit galt das Ei als Symbol der Auferstehung. Wie ein Grab hält es Leben in sich verschlossen. Hier wird die Beziehung zur Auferstehung Christi deutlich“, informiert das Nachrichtenportal der katholischen Kirche Deutschlands. Das Ei stand ebenso als Zeichen der Fruchtbarkeit, der Wiedergeburt und des Lebens. Im osteuropäischen Volksglauben diente es zudem als Abwehrzauber. So sollte es, von Bauern in den Stall gelegt, Hexen vertreiben, die dort angeblich einfielen, um die Kuhmilch wegzutrinken.

Washi-Eier in einer japanischen Papier- und Lackiertechnik von Barbara Krebs
Foto: Silke Bromm-Krieger

Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti erklärt in seinem Buch „Das Brauchtum im Kirchenjahr“ (2009) ausführlich, was das Ei ansonsten mit Ostern zu tun hat. „Im Mittelalter galten Eier als ‚flüssiges Fleisch‘, und weil Fleisch in der Fastenzeit verboten war, erstreckte sich dieses Speiseverbot auch auf Eier und Eierspeisen. Das war deshalb bedauerlich, weil sich die Hühner ausgerechnet im Frühjahr als fleißige Eierleger betätigten“, erläutert er. Einen Teil der Eier konnte man damals jedoch als „Pachteier“ verwerten. Sie wurden zu Soleiern. Mit diesen Naturalien bezahlte man zu Ostern die fällige kleine Pacht für eine Wiese oder einen Acker. Als Produkt der bäuerlichen Wirtschaft waren Eier zudem als Abgabe für den Lehnsherren gefragt. Die in der Karwoche eingesammelten Eier wurden durch Kochen haltbar gemacht. Dann bemalte oder beklebte man sie und machte sie zu symbolischen Geschenken, eben zu Schenk- oder Ostereiern.

Seit dem 12. Jahrhundert gab es in der katholischen Kirche die „benedictio ovorum“ nach der Fastenzeit, eine Segnung der Eier, denen gesundheitsspendende Kräfte für den Menschen nachgesagt wurden. Mancher Bauer vergrub ein gesegnetes Ei oder zumindest dessen Schalen auf seinem Acker. Man hoffte, dass dadurch das Land mit in den Segen eingebunden wäre und eine reiche Ernte bescheren würde.

Wie in der Publikation „Ostereier“ (Wegweiser zur Völkerkunde, Heft 25, 1982) des Hamburgischen Museums für Völkerkunde erwähnt, wurde der Symbolkraft des Eis auch dadurch Ausdruck verliehen, dass Bauern ein Ei über ihren Äckern in die Luft warfen. Damit verbanden sie die Erwartung, dass das Korn so hoch wachsen möge, wie das Ei geflogen war. Zur Förderung des Viehnachwuchses hängten sie zudem im Stall Eierschalen oder Eier auf, die mancherorts später dem Vieh auf den Weg geworfen wurden, wenn es im Frühling wieder auf die Weide ging.

Das Verschenken von Eiern zu Ostern lässt sich für die ersten christlichen Jahrhunderte bereits in Armenien nachweisen. Das Färben von Ostereiern ist seit dem 13. Jahrhundert ein Brauch, der sich von Armenien über Russland und den Mittelmeerraum bis hin nach Mitteleuropa ausbreitete. Traditionelle Farbe dafür war seit jeher das Rot als Farbe des Lebens, der Freude und als Symbol für das Blut Jesu. Mittlerweile werden Eier in weiteren Farben bemalt, und es gibt teils historisch überlieferte Schmucktechniken zur Verzierung. Bei Kindern sind besonders Schokoladeneier beliebt. Sie werden am Ostermorgen vom Osterhasen für sie versteckt.

Der Osterhase

Warum neben dem Osterei gerade Meister Lampe zum bekannten Ostersymbol wurde? Dazu gibt es verschiedene Theorien. Eine besagt, dass er eigentlich ein missratenes Osterlamm war. Bäcker hätten anno dazumal ein Osterlamm formen wollen, das dann aber wie ein Hase aussah. In der griechischen Mythologie ist der Hase das Tier der Liebesgöttin Aphrodite. Er ist wie das Ei ein Zeichen für Leben und Fruchtbarkeit, ist er doch eines der ersten Tiere, das im Frühling zahlreichen Nachwuchs erwartet. In heidnischer Zeit galten die Hasen als Boten der germanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostara.

„Was hoppelt da im grünen Gras? Mein Kind, es ist der Osterhas‘. Flink versteckt er Ei um Ei, und auch für dich ist eins dabei.“ (Text von Unbekannt)
Foto: Silke Bromm-Krieger

Der Ostereier legende Osterhase wurde erstmals im 17. Jahrhundert als Geschichte von fantasievollen Eltern für die Kinder erwähnt. Zunächst war er nur am Oberrhein, im Elsass und in der Pfalz verbreitet. In anderen Regionen brachten noch der Fuchs, der Palmesel, der Hahn oder der Kuckuck die Eier. Es sollte Jahrhunderte dauern, bis der Osterhase ab dem 19. und 20. Jahrhundert deutschlandweit allgemeine Verbreitung fand. Als er obendrein als Figur in der Spielzeug- und Süßwarenindustrie Fuß fasste, war sein Siegeszug nicht mehr aufzuhalten.

Im christlichen Bereich galt der Hase als Symbol der Wandlung und Auferstehung. „Aber im mittelalterlichen Christentum galt er auch als zügelloses Tier, weshalb man im achten Jahrhundert den Genuss von Hasenfleisch verbot“, berichtet der Historiker Dr. Dieter Knauß (1941-2011) in einer Abhandlung zu Osterbräuchen. Außerdem nimmt er an, dass der Osterhase eher in der Stadt erfunden wurde als auf dem Land. Schließlich war es auf dem Lande viel schwieriger, sich vorzustellen, dass der Hase tatsächlich die Eier legt. Im Gegensatz zu einem Huhn, das als natürlicher Vorgang Eier produziert, legt der Osterhase, das heißt eigentlich ja der Mensch, sie gezielt an einem bestimmten Ort ab. Damit möchte man den Kindern eine spannende Suche ermöglichen und ihnen beim Finden Freude schenken.

Das Osterlamm

Das Osterlamm ist ein Symbol des Lebens.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Vom Glauben her ist das Osterlamm ein zentrales Symbol des Osterfestes. „Es erinnert einerseits an das Pascha-Lamm, das die Juden opferten, als sie Ägypten verließen und in das Gelobte Land zogen. Andererseits bezeichnet insbesondere der Evangelist Johannes Jesus als Pascha-Lamm, der sich für die Menschen aufgeopfert und dadurch die Versöhnung der Menschen mit Gott bewirkt hat“, erklärt Dieter Knauß. Mit dem Osterlamm feiern die Christen diese Erlösungstat. Die bis heute erhaltene Tradition, zu Ostern Lamm zu essen oder ein Osterlamm aus Kuchenteig zu backen, erinnert daran. Das Lamm mit seinem weißen Fell gilt als Symbol für die Unschuld und Reinheit wie auch für neues Leben und Wiederauferstehung.

Das Osterfeuer

Das Osterfeuer, das im deutschsprachigen Raum als christliches Osterfeuer seit dem 11. Jahrhundert bekannt ist, wird in der Osternacht entfacht und geweiht. An diesem Feuer wird die Osterkerze entzündet, die dann zum Gottesdienst in die dunkle Kirche getragen wird. Die Sitte, zu Ostern hohe Scheiterhaufen zu errichten und anzuzünden, hat sich bis in unser Jahrhundert nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch in Niedersachsen, dem nördlichen Rheinland, in Hamburg, im Alten Land, in den Niederlanden und bis nach Dänemark erhalten.

Zu Ostern lodern auch in Schleswig-Holstein Osterfeuer
Foto: Imago

Das Abbrennen der österlichen Feuer ist zu einer echten Gemeinschaftsfeier in den Dörfern geworden, so wie es damals das germanische Frühlingsfest war. Die damit verbundenen heidnischen Frühlingsfeuer wurden als Abbilder der Sonne verstanden, die von nun an wieder länger scheinen und Licht, Wärme und Leben bringen würde. „Da das Osterfeuer wie das Ei als Sinnbild des Lebens gesehen wurde, verbanden sich mit ihm manche magischen Handlungen, durch welche man die Leben und Fruchtbarkeit spendende Kraft des Feuers, aber auch seine Abwehrkräfte, zu nutzen hoffte“, heißt es in der Publikation „Ostereier“.

So kamen in der Landwirtschaft Reste des verbrannten Holzes zum Einsatz, denen man eine schützende Wirkung zuschrieb. Mit den brennenden Scheiten lief man über den Acker, weil man dachte, er würde dadurch fruchtbarer werden. Bauern vergruben Asche des Osterfeuers in ihren Feldern, um eine reiche Ernte zu bekommen und das Korn vor Blitz und Hagelschlag zu schützen.

Wichtigstes Kirchenfest

Ob Frühlingsbräuche oder Ostersymbole, beide weisen auf das älteste und wichtigste Fest der Christenheit hin: Ostern. Über 2,5 Milliarden Christen weltweit feiern die Auferstehung Jesu und den Sieg des Lebens über den Tod. Die Osterbotschaft will dazu ermutigen, als Gottes Kinder im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung zu leben.

Aktion gegen weibliche Altersarmut

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Frauen bekommen im Alter 27,1 % weniger Rente als Männer – deshalb setzen die bundesweiten LandFrauenverbände mit der neuen, groß angelegten Social-Media-Kampagne „Entscheide selbst!“ ein Zeichen gegen Altersarmut.

Viele Frauen kümmern sich ihr Leben lang um andere – doch wer kümmert sich um ihre finanzielle Absicherung im Alter?

Der Deutsche LandFrauenverband e. V. (dlv) und seine Mitgliedsverbände starten eine bundesweite Kampagne auf Facebook und Instagram, um Frauen für das Thema Altersvorsorge zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen, finanzielle Sicherheit im Ruhestand zu erreichen.

„Es ist alarmierend: Viele Frauen sind nicht ausreichend für das Alter abgesichert. Die Gründe sind vielfältig. Viele fühlen sich von den komplexen Möglichkeiten der Altersvorsorge überfordert und schieben das Thema vor sich her. Doch Abwarten verschärft das Risiko der Altersarmut“, betont Petra Bentkämper, Präsidentin des dlv. „Ich appelliere heutzutage an jede Frau: Verlassen Sie sich nicht auf die gesetzliche Rente. Kümmern Sie sich selbst und zügig um Ihre Altersvorsorge!“

Rechtzeitige Aufklärung ist das A und O.

Frauen sind im Alter häufiger von finanziellen Unsicherheiten betroffen als Männer. Gründe hierfür sind unter anderem längere Auszeiten für Kindererziehung, unbezahlte Pflegearbeit, häufigere Teilzeitbeschäftigungen und auch der Gender-Pay-Gap.

Diese Faktoren führen zu geringeren Rentenansprüchen und erhöhen das Risiko der Altersarmut. Es ist daher essenziell, dass Frauen sich frühzeitig und umfassend mit ihrer Altersvorsorge auseinandersetzen.

Die Kampagne des Deutschen LandFrauenverbands zielt darauf ab, Frauen über die Bedeutung der eigenen finanziellen Absicherung im Alter aufzuklären und ihnen praktische Informationen bei der Planung ihrer Altersvorsorge zu bieten. „Entscheide selbst“ läuft bis zum 30. April 2025 auf Facebook und Instagram.

Weitere Informationen zum Thema Altersvorsorge gibt es auf der Webseite des dlv: www.landfrauen.info

Landjugenden tragen Anliegen nach Berlin

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Motiviert und mit klaren Botschaften im Gepäck reiste eine Abordnung des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein Ende März in die Hauptstadt, um ihre Anliegen direkt in die Politik zu tragen. Anlass waren der Arbeitskreis Agrar sowie der Parlamentarische Abend des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), der nur zwei Tage nach der konstituierenden Bundestagssitzung stattfand.

Rund 40 junge Menschen aus dem ländlichen Raum beteiligten sich tagsüber an intensiven Diskussionen in Arbeitsgruppen. Im Zentrum standen aktuelle Herausforderungen in der Landwirtschaft, von Pflanzenschutz über unternehmerische Perspektiven bis hin zu gesellschaftlichen Fragen und der Zukunft des Weinbaus. Einen Schwerpunkt bildete das Thema Pflanzenschutz. Die Teilnehmenden kritisierten, dass praktikable Lösungen durch gesetzliche Vorgaben zunehmend eingeschränkt würden. Gleichzeitig nehme der Druck durch invasive Arten spürbar zu. Besonders aus Regionen mit empfindlichen Kulturen wurden Beispiele genannt, bei denen wirtschaftliche Schäden bereits Realität sind. Die Forderung: effektive, praxistaugliche Strategien, die nicht an bürokratischen Hürden scheitern.

Zukunftskommission und politische Brückenbauer

Ein weiteres Thema: die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). Auch wenn ihr Fortbestand im Koalitionsvertrag offenbleibt, war für die Landjugend klar: Die Inhalte und Ansätze der Kommission dürfen nicht in der Schublade verschwinden.

Ansätze gegen Rechtsextremismus, soziale Gerechtigkeit und die Zukunft der Rente waren Themen des Parlamentarischen Abends, der die Gelegenheit zum Austausch mit Abgeordneten und Ministeriumsvertretern bot. Foto: Tessa Nafziger

Für sie steht die ZKL sinnbildlich für einen Dialog auf Augenhöhe – über politische und gesellschaftliche Grenzen hinweg. Genau diese Offenheit, so die einhellige Meinung, brauche es, um tragfähige Brücken zwischen Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft zu bauen. Offene und bunte Kommunikation am runden Tisch – dafür stehe die Landjugend, so die Botschaft. Brücken zwischen unterschiedlichen Interessengruppen zu schlagen sei keine Ausnahme, sondern Bestandteil der täglichen Arbeit.

Jung, motiviert – und ausgebremst

Mit Blick auf das Unternehmertum junger Menschen im Agrarsektor zeigten die Diskussionen einen deutlichen Handlungsbedarf. Hohe bürokratische Hürden, unklare Zukunftsperspektiven und finanzielle Risiken machen Gründungen und Hofnachfolgen zu einer echten Herausforderung. Auch der erhöhte Mindestlohn stelle je nach Betriebsform eine zusätzliche Belastung dar. Die klare Botschaft an die Politik: Wer unternehmerisches Engagement junger Menschen fördern will, muss die Rahmenbedingungen dringend verbessern.

Weinbau in der Krise – kaum politisches Echo

Besonders emotional wurde es beim Thema Weinbau. Die wirtschaftliche Lage vieler Winzer gilt als alarmierend – geprägt von steigenden Kosten, Überproduktion und zurückgehendem Konsum. „30 Prozent der Betriebe stehen vor dem Aus“, sagte BDL-Vizepräsidentin Maike Delp, selbst Jungwinzerin. Mit einem engagierten Appell wandte sie sich an die Politik: „Wir können nicht auf die nächste Förderperiode warten. Wir brauchen jetzt konkrete Maßnahmen.“ Umso ernüchternder: Das Thema stieß beim abendlichen Austausch mit Bundestagsabgeordneten kaum auf Resonanz. Für Delp ein sinnbildlicher Moment: „Wenn niemand zuhört, spiegelt das die Krise nur noch deutlicher wider.“

Engagiert im Dialog – aber mit Luft nach oben

Der Parlamentarische Abend selbst bot jungen Menschen die Gelegenheit, mit Abgeordneten und Vertretern aus Ministerien ins Gespräch zu kommen. Dabei sprachen die Anwesenden auch über Ansätze gegen Rechtsextremismus, soziale Gerechtigkeit und die Zukunft der Rente. Bei letzterem Thema stand die Forderung, dass auch Abgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen sollten.

Trotz inhaltlich guter Gespräche blieb die politische Beteiligung aus Sicht vieler ausbaufähig. Dennoch wollen die Landjugendlichen dranbleiben. Die Vorsitzenden Theresa Schmidt und Lars Ruschmeyer kündigten an, den Dialog fortzusetzen: „Unsere Themen gehören auf die Agenda – nicht irgendwann, sondern jetzt.“