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FAO meldet leichten Anstieg der Weltagrarpreise

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Die Weltmarktpreise für wichtige landwirtschaftliche Erzeugnisse sind im Juni geringfügig gestiegen. Der monatlich von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) berechnete Gesamtpreisindex erreichte 128 Punkte; das waren 0,5 % mehr als im Mai und 5,8 % mehr als im Vorjahresmonat.

Höhere Preise für Milchprodukte, Fleisch und Pflanzenöle hätten im Juni Preisrückgänge bei Getreide und Zucker mehr als ausgeglichen, erklärte die FAO.

Am stärksten erhöhte sich laut FAO der Preisindex für Pflanzenöl, der noch im Mai um 3,7 % gesunken war. Nun legte er um 2,3 % zu, angetrieben durch nachfragebedingt gestiegene Preise für Palm-, Soja- und Rapsöl sowie höhere Sojabohnenpreise. Die Preise für Sonnenblumenöl gaben dagegen aufgrund verbesserter Produktionsaussichten in der Schwarzmeerregion nach.

Der FAO-Fleischpreisindex stieg im Juni um 2,1 % und erreichte damit ein neues Allzeithoch. Die Weltmarktpreise für Rinder-, Schweine- und Schaffleisch kletterten alle nach oben, während die Preise für Geflügelfleisch weiter fielen. Der FAO-Milchpreisindex lag im Juni um 0,5 % über dem Vorjahresmonat, wobei die Butterpreise wegen eines knappen Angebots in Ozeanien und der Europäischen Union sowie einer anhaltend starken Nachfrage in Asien ein neues Rekordhoch erreichten. Die Käsepreise stiegen den dritten Monat in Folge, während die Preise für Mager- und Vollmilchpulver aufgrund der gedämpften weltweiten Nachfrage und des reichlichen Angebots zurückgingen.

Zucker wurde im Juni im vierten Monat in Folge billiger. Der entsprechende FAO-Preisindex sank gegenüber Mai um 5,2 % und damit auf den niedrigsten Stand seit April 2021. Der Rückgang spiegelt der FAO zufolge die verbesserten Produktionsaussichten in Brasilien, Indien und Thailand wider, wo günstige Witterungsbedingungen und eine Ausweitung der Anpflanzungen zu einer höheren Produktion führen dürften.

Für Getreide meldet die FAO einen Rückgang ihres Preisindexes um 1,5 % gegenüber Mai. Ein Grund sind der Organisation zufolge drastische Preisabschläge für Mais, die auf ein reichhaltiges Angebot in Argentinien und Brasilien zurückgehen. Auch die Preise für Sorghum und Gerste waren rückläufig, ebenso die Reispreise. Nur der Weizenpreis hat laut FAO im Juni aufgrund von witterungsbedingten Bedenken in Teilen der EU, der Russischen Föderation und der USA zugelegt. age

Weltgetreideproduktion soll zunehmen

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Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erwartet für 2025/26 eine weltweite Getreideernte von 2,925 Mrd. t; das wären 2,3 % mehr als im Vorjahr und so viel wie niemals zuvor. Die am Freitag voriger Woche bekannt gegebene Aufwärtskorrektur ist auf verbesserte Prognosen für Weizen, Mais und Reis zurückzuführen.

Das vorhergesagte heiße und trockene Wetter in Teilen wichtiger Anbauregionen könne jedoch das Ertragspotenzial, insbesondere von Mais, beeinträchtigen.

Die weltweite Weizenproduktion 2025/26 veranschlagt die FAO jetzt auf 805,3 Mio. t. In Indien und Pakistan fielen die Erträge höher aus als zuvor erwartet, so die FAO. Auch die globale Maisproduktion werde steigen, getrieben von günstigen Bedingungen in Brasilien und einer größeren Anbaufläche in Indien als erwartet. Das gleiche die Rückgänge in der Ukraine und der Europäischen Union aus, die aus der Trockenheit und reduzierten Anbauflächen resultierten. Die weltweite Reisproduktion wird laut der FAO 2025/26 voraussichtlich einen Rekordwert von gemahlen 555,6 Mio. t erreichen, begünstigt durch verbesserte Aussichten in Indien, Bangladesch, Pakistan und Vietnam und trotz erwarteter Rückgänge im Irak und den USA.

Den weltweiten Getreideverbrauch 2025/26 schätzt die FAO auf 2,9 Mrd. t und damit um 0,8 % höher als im Vorjahr. Die Prognose zur Verwendung von Grobgetreide sei nach oben korrigiert worden, die Prognose für den Weizenverbrauch leicht nach unten.

Die weltweiten Getreidevorräte werden zum Ende der Saison 2025/26 der FAO zufolge voraussichtlich 889,1 Mio. t erreichen, was einem Anstieg von 2,2 % gegenüber dem Anfangsniveau entsprechen würde.

Das Verhältnis der weltweiten Getreidevorräte zum Verbrauch werde voraussichtlich auf 30,3 % steigen, was auf relativ komfortable Versorgungsaussichten hindeute.

Den weltweiten Getreidehandel 2025/26 beziffert die FAO auf voraussichtlich 486,9 Mio. t, mengenmäßig 1,2 % mehr als 2024/25.
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Ackerbohnen weiter auf hohem Niveau

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Die Anerkennung von Saat- und Pflanzgut ist eine von zahlreichen Aufgaben, die die Landwirtschaftskammer als hoheitliche Aufgabe für das Land Schleswig-Holstein wahrnimmt. Zu diesem vielschichtigen Aufgabenfeld gehört unter anderem die Feldbestandsprüfung der zur Anerkennung angemeldeten Vermehrungsbestände, denn nur Saatgut von erfolgreich geprüften Feldbeständen darf nach weiteren Prüfungen letztlich als anerkanntes Saatgut in den Verkehr gebracht und damit an die landwirtschaftlichen Betriebe verkauft werden.

Auch wenn die in unserem Bundesland angemeldeten Vermehrungsflächen nicht immer direkte Rückschlüsse auf die hiesige Anbaubedeutung von Fruchtarten und Sorten zulassen, können zumindest Tendenzen abgeleitet werden. Schließlich erfolgte die Anlage der Vermehrungsflächen beispielsweise für Wintergetreidearten bereits im Herbst des Vorjahres. So spiegeln die Vermehrungsflächen die Erwartungen an die Nachfrage nach Saatgut der an der Vermehrung beteiligten Züchtungs- und Landhandelsfirmen wider. Ob alle Beteiligten mit ihrer individuellen Einschätzung des Saatgutmarktes richtig lagen, wird die Nachfrage nach den verschiedenen Fruchtarten und Sorten dann zur kommenden Aussaat zeigen. Nach Aussagen des Handels treffen die Landwirte in Schleswig-Holstein ihre Anbauentscheidungen durchaus „spät“, sicherlich nicht zuletzt, weil vor dem Anbau von neuen Sorten häufig die Veröffentlichung der Ergebnisse aus den Landessortenversuchen abgewartet wird.

Anbaudiversifizierung bleibt bestehen

Bei der Betrachtung der diesjährigen in unserem Bundesland zur Anerkennung als Saatgut angemeldeten Vermehrungsflächen (siehe Tabelle 1) ist nach wie vor der Trend zu größerer Anbaudiversifizierung auf den landwirtschaftlichen Betrieben erkennbar. Machten vor einigen Jahren die beiden Fruchtarten Winterweizen und Wintergerste etwa 85 % der Getreidevermehrungsfläche aus, liegt dieser Anteil mittlerweile noch bei 65 %. In diesem Zuge wurden die Vermehrungs- und Anbauflächen von Sommerungen wie Hafer und Ackerbohne in den letzten Jahren deutlich ausgedehnt. Im dreijährigen Vergleich wird deutlich, dass die absolute Vermehrungsfläche in der Summe über alle Fruchtarten nur leicht gestiegen ist und es überwiegend Verschiebungen zwischen den verschiedenen Kulturen gibt. Letztlich zeigt sich im Vermehrungsumfang der Druck in der landwirtschaftlichen Praxis, durch eine größere Anbaudiversifizierung auf phytosanitäre Probleme in der Fruchtfolge sowie auf agrar- und umweltpolitische Vorgaben und Anreize zu reagieren. Die betriebswirtschaftlichen Vorteile mancher Kulturen aufgrund verbesserter Vermarktungsmöglichkeiten, die mittlerweile nicht mehr nur als Nischenmärkte zu bezeichnen sind, tun ihr Übriges. Speziell bei der Fruchtart Hafer, wie auch bei der Ackerbohne, zeigt sich ein stetiger Aufwärtstrend, der sich auch in den Anbauflächen der landwirtschaftlichen Praxis wiederfindet.

Getreidevermehrung bundesweit leicht ausgedehnt

Bundesweit sind die Vermehrungsflächen von Getreide nach den vorläufigen Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft der Anerkennungsstellen (www.ag-akst.de) leicht, um zirka 6 %, ausgedehnt worden, sodass sich die Vermehrungsfläche etwa auf dem Niveau des Erntejahres 2023 befindet. In Schleswig-Holstein ist der prozentuale Zuwachs beim Wintergetreide in etwa doppelt so hoch, dies dürfte aber eher den schlechten Aussaatbedingungen im Herbst 2023 und damit einhergehend der geringeren Vermehrungsfläche zur Ernte 2024 geschuldet sein. Mittlerweile wird in Deutschland auf einer Fläche von 92.000 ha Wintergetreide vermehrt, darunter auf 23.000 ha Wintergerste sowie auf 46.000 ha Winterweizen. Wie sich diese Flächen zukünftig entwickeln werden, ist schwer abzuschätzen, da sich speziell auf Standorten mit hohem Ungrasdruck der Verlust von wichtigen Wirkstoffen im Pflanzenschutz durchaus auf die Anbauentscheidungen und damit die Fruchtfolge auswirken kann. Insbesondere die Weizenvermehrungsfläche ist seit Jahren in Summe rückläufig, so wurde Mitte der 2000er Jahre allein in Schleswig-Holstein auf etwa 7.500 ha Winterweizen vermehrt. Die Gründe dafür sind im gesunkenen Anbauumfang dieser Kultur, zugleich aber auch im nach wie vor umfangreichen Nachbauanteil dieser Fruchtart zu finden. Außerdem spielte in jener Zeit der Saatgutexport, insbesondere nach Dänemark, eine größere Rolle als heute. Im Gegensatz dazu erreichen ehemalige Nischenkulturen wie Ackerbohne oder Hafer mittlerweile nennenswerte Flächenanteile, auch und gerade in der Saatgutvermehrung.

In Schleswig-Holstein dominiert die Vermehrungsfläche des Winterweizens im Vergleich zu allen anderen Fruchtarten nach wie vor, er ist aber, wie zuvor geschildert, längst nicht mehr so beherrschend wie vor 20 Jahren. Eine Vermehrungsfläche von gut 3.400 ha zur Ernte 2025 liegt in etwa auf dem Niveau des Erntejahres 2023. Ebenso wurde die Vermehrungsfläche der Wintergerste auf knapp 1.700 ha wieder leicht ausgedehnt, wobei wie seit Jahren eine Einschränkung der Aussagefähigkeit dieser Zahlen gilt. Der etwa 30%ige Anteil von Hybridsorten sowie deren Erbkomponenten spiegeln nicht zwingend deren Anbaubedeutung für unser Bundesland wider, da die Vermehrung auf ausgewählten Betrieben mit passender Isolationslage erfolgt. Während die Vermehrungsfläche von Winterroggen nahezu konstant geblieben ist, wurde die von Wintertriticale erheblich ausgedehnt. Winterroggenvermehrungen werden in Schleswig-Holstein nahezu ausschließlich von den Züchtungsunternehmen selbst angelegt, es handelt sich hierbei um Hybridvermehrungen und die Vermehrung von Vorstufensaatgut für den weiteren Vermehrungsaufbau. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei den Vermehrungen der Fruchtart Wintertriticale zum Großteil um Vermehrungen, die von Landhandelsfirmen für den regionalen Absatz vorgesehen sind. Grundsätzlich darf man davon ausgehen, dass, anders als in einigen zurückliegenden Jahren, die ursprünglich geplanten Vermehrungsflächen der Wintergetreidearten ausgesät worden sind. Die Bestellbedingungen waren im vergangenen Herbst landesweit überwiegend gut bis sehr gut.

Flughaferbesatz in Hafervermehrungen führt zur Aberkennung von Vermehrungen.

Gleiches gilt für die Sommergetreidearten, die zum Teil sehr früh bestellt werden konnten, weil die frühe Trockenheit für eine gute Befahrbarkeit der Flächen und sehr gute Bestellbedingungen sorgte. Die Fruchtart Hafer zeigt mittlerweile mehrjährig eine gestiegene Anbau- und damit einhergehend Vermehrungsfläche, da von den in Schleswig-Holstein ansässigen Haferverarbeitern umfangreich Ware aus regionalem Anbau nachgefragt wird. In diesem Zusammenhang wird bei der Feldbestandsprüfung mittlerweile das Auftreten von Flughafer zu einem nennenswerten Problem. Flughaferbesatz in Hafervermehrungen ist aufgrund der Kreuzungsmöglichkeit zwischen beiden Arten grundsätzlich nicht tolerierbar und führt somit regelmäßig zu Aberkennungen. Eine gute Feldhygiene, gerade in den Fruchtfolgegliedern, die eine Bekämpfung ermöglichen, ist unabdingbar, nicht nur in Vermehrungsbetrieben.

Ackerbohnen auf hohem Niveau

Auf hohem Niveau bewegt sich nach wie vor der Umfang der Vermehrungsflächen für Leguminosen, insbesondere Ackerbohnen, die in unserem Bundesland sehr klar dominieren. Dies liegt einerseits an den vorzüglichen Anbaubedingungen für die Ackerbohne, insbesondere auf den schwereren Standorten. Andererseits haben die beiden bundesweit führenden Züchtungsunternehmen ihren Sitz in Schleswig-Holstein und legen daher ihre Vorstufenvermehrungen in nennenswertem Umfang vor Ort an. Mittlerweile legen zusätzlich fast alle Landhandelsfirmen Leguminosenvermehrungen an, um auf eigene Ware zurückgreifen zu können. Dies betrifft auch Landhändler aus benachbarten Bundesländern. Mit einer Vermehrungsfläche von knapp 2.200 ha liegt die Ackerbohne auf dem dritten Platz der am häufigsten in Schleswig-Holstein vermehrten Fruchtarten – hinter den Kartoffeln und dem Winterweizen. Im Rahmen der Feldbestandsprüfung gibt es im kleineren Rahmen leider nach wie vor Aberkennungen wegen Unterschreitung des Mindestabstandes zu anderen Flächen mit Ackerbohnen. Offensichtlich ist manchen Betriebsleitern bei der Planung der Vermehrungsflächen nicht bekannt, dass es sich um einen Fremdbefruchter handelt und daher gesetzlich vorgeschriebene Mindestabstände einzuhalten sind. Zudem haben die Züchtungsunternehmen aus Gründen des Qualitätsmanagements häufig noch höhere Ansprüche, sodass dieser Aspekt auf jeden Fall zu berücksichtigen ist und gegebenenfalls die Vermehrungsplanung mit anderen Landwirten in der Gemarkung abgestimmt werden muss.

Die Vermehrungsfläche des Winterweizens wurde wieder leicht ausgedehnt.

Geringer Sortenwechsel beim Winterweizen

Allen Einschränkungen zum Trotz ist der Winterweizen, wie erwähnt, dennoch die bedeutendste und flächenstärkste Getreideart in der hiesigen Saatgutvermehrung. Im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands spielen E-Weizensorten mit einem Anteil von etwa 3 % nur eine untergeordnete Rolle. Den Anbau und somit die Vermehrung dominieren klar die Sorten in B-Qualität, die auf etwa 57 % der Fläche vermehrt werden, sowie die A-Weizensorten mit einem Anteil von 34 %. Ebenso wie der E-Weizen spielen Futterweizensorten (C-Qualität) mit einem Anteil von knapp 5 % derzeit ebenfalls eine untergeordnete Rolle.

Betrachten wir die Rangfolge der Winterweizensorten in Tabelle 2, so ist festzustellen, dass es auf den vorderen Plätzen nur zu einer geringfügig veränderten Reihenfolge gekommen ist. Vermehrungsstärkste Sorte ist zur kommenden Ernte wie seit einigen Jahren die EU-(B)-Sorte ‚Chevignon‘ mit einer Vermehrungsfläche von 371 ha, was einen Rückgang von 79 ha gegenüber dem Vorjahr bedeutet (2024: 450 ha). ‚Chevignon‘ ist auch bundesweit mit einer Vermehrungsfläche von über 3.600 ha deutlich führend, wenn auch mit deutlichem Rückgang in der Vermehrungsfläche. Auf dem zweiten Rang folgt mit ‚Knut‘ eine weitere B-Weizensorte mit einer Vermehrungsfläche von 347 ha, die ihre Vorjahresfläche bestätigt hat (+15 ha). Die im Vorjahr zweitplatzierte A-Weizensorte ‚KWS Donovan‘ belegt mit nunmehr 233 ha Platz drei, was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 115 ha bedeutet. Es folgt mit der Sorte ‚Spectral‘ wiederum eine B-Weizensorte mit einem Vermehrungsumfang von 223 ha (+75 ha) und mit ‚SU Fiete‘ ebenfalls eine B-Weizensorte, die ihr Vorjahresergebnis nahezu exakt gehalten hat (189 ha; +9 ha). Auf dem sechsten Platz rangiert mit der Sorte ‚KWS Keitum‘ die C-Weizensorte mit der größten Anbaubedeutung sowohl in Schleswig-Holstein als auch bundesweit. Eine Vermehrungsfläche von 129 ha bedeutet eine Ausdehnung von 75 ha. Bei den beiden folgenden Sorten ‚LG Initial‘ (118 ha; +12 ha) und ‚SU Magnetron‘ (110 ha; +20 ha) handelt es sich um Sorten in A-Qualität, deren Vermehrungsflächen gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant geblieben sind und nur leicht ausgedehnt wurden. Die weiteren Plätze werden in diesem Jahr nahezu gleichauf von den Sorten ‚Champion‘ (107 ha; +67 ha), ‚SU Tarroca‘ (106 ha; + 59 ha) und der im hiesigen Vermehrungsanbau neuen Sorte ‚KWS Friese‘ (104 ha) belegt. Alle weiteren in unserem Bundesland mit Vermehrungsflächen von unter 100 ha vermehrten Sorten können der Tabelle entnommen werden.

Die Wintergerste hat nach wie vor ihren festen Platz in vielen Fruchtfolgen.

Bei Wintergerste auch Hybridsorten

Zur kommenden Ernte werden in Schleswig-Holstein wieder Hybridsorten von Wintergerste und deren Erbkomponenten vermehrt. Deren Anteil an der Vermehrungsfläche beträgt etwa 25 %. Hierzu muss jedoch angemerkt werden, dass die Produktionsplanung der Hybridsorten seitens der betreffenden Züchterhäuser bundes- beziehungsweise europaweit erfolgt und der Vermehrungsanbau einer Sorte in unserem Bundesland nicht zwingend Rückschlüsse auf den regionalen Saatgutabsatz zulässt. Gleichwohl ist die Nachfrage nach Hybridsorten in den vergangenen Jahren nach Aussagen des Landhandels angestiegen.

Es führt bei der Wintergerste, wie im Vorjahr, die Sorte ‚Julia‘, die in unserem Bundesland auf insgesamt 372 ha vermehrt wird, nach 312 ha zur letztjährigen Ernte ist dies nochmals eine deutliche Ausdehnung in Höhe von 60 ha. Auch bundesweit liegt ‚Julia‘ mit über 5.000 ha Vermehrungsfläche mit großem Abstand vorn. Auf dem zweiten Platz liegt mit ‚Esprit‘, die auf 180 ha vermehrt wird, eine Sorte, die gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant geblieben ist (+4 ha). Es folgt mit der Sorte ‚SY Loona‘ eine Hybridsorte, die nunmehr auf einer Fläche von 114 ha in Schleswig-Holstein vermehrt wird. Dies ist eine Zunahme um 46 ha. Mit ‚Amaranta‘ rangiert auf Platz vier eine Sorte, deren Vermehrungsfläche von 91 ha ebenfalls nahezu konstant (−2 ha) geblieben ist. Auf den weiteren Plätzen liegen die Sorten ‚KWS Higgins‘ (88 ha; −60 ha), die Hybridsorte ‚SY Galileoo‘ (86 ha; +10 ha), ‚Avantasia‘ (81 ha; −52 ha) und die Hybridsorten ‚SY Dakoota‘ (77 ha; −20 ha) und ‚SY Zoomba‘ (67 ha; +26 ha). Alle weiteren in Schleswig-Holstein vermehrten Wintergerstensorten lassen sich Tabelle 3 entnehmen. Hier taucht auch nach einigen Jahren ohne Vermehrungsfläche in unserem Bundesland die Sorte ‚Lomerit‘ mit einer Vermehrungsfläche von 22 ha wieder auf. Trotz der Sortenzulassung im Jahr 2001 hat die Sorte nach wie vor eine gewisse Bedeutung in der Praxis.

Winterroggen und Triticale ausgedehnt

Die beiden Fruchtarten Winterroggen und Wintertriticale (Tabelle 4) zeigen vor allem für Triticale eine Ausdehnung der Vermehrungsflächen. Zu berücksichtigen ist, dass es sich, wie bereits erwähnt, bei den in Schleswig-Holstein vermehrten Roggensorten nahezu ausschließlich um züchtereigene Vermehrungen von Hybridsorten oder um Vorstufen- und Basissaatgut handelt, das für den Vermehrungsaufbau der jeweiligen Sorten produziert wird. Bundesweit führt in diesem Jahr die Populationssorte ‚Protector‘ mit knapp 2.000 ha Vermehrungsfläche die Rangliste an. Dies ist bemerkenswert, weil es sich hierbei um einen Grünschnittroggen handelt, der überwiegend für die Biomasseproduktion, aber auch für Begrünungszwecke eingesetzt wird.

Bei der Fruchtart Triticale liegt, wie im Vorjahr, die Sorte ‚Belcanto‘ (86 ha; +16 ha) an der Spitze. Knapp dahinter folgt ‚Lombardo‘ (82 ha; + 19 ha), die langjährig führende Sorte, die bundesweit immer noch mit großem Abstand auf dem ersten Rang liegt. Auf den weiteren Plätzen folgen ‚Lumaco‘ (72 ha; +24 ha), die erstmalig in Schleswig-Holstein vermehrte Sorte ‚Promiso‘ (46 ha) und ‚Bicross‘ (44 ha; +29 ha).

Grundsätzlich gilt für alle Fruchtarten und Sorten, dass sich Saatgut auch überregional beschaffen lässt. Der interessierte Kunde sollte also im Zweifelsfall seinen Handelspartner nach der Verfügbarkeit gewünschter Sorten fragen, rät die Landwirtschaftskammer.

In engen Getreidefruchtfolgen ist Fremdbesatz ein großes Problem.

Fazit

Die Saatgutvermehrungsflächen spiegeln überwiegend die Anbaubedeutung der verschiedenen Kulturen auf den landwirtschaftlichen Betrieben wider. Daher ist es folgerichtig, dass seit einigen Jahren die Vermehrungsflächen von zum Beispiel Hafer und Ackerbohnen ausgedehnt wurden, weil sich speziell diese beiden Fruchtarten einen festen Platz in den auf vielen Betrieben erweiterten Fruchtfolgen ergattert haben. Im Gegensatz dazu haben sich die Vermehrungsflächen von Wintergerste und Winterweizen auf einem erheblich niedrigeren Niveau stabilisiert, als man es vor 15 oder 20 Jahren für möglich gehalten hätte. Ob Züchter und Landhandelsfirmen mit ihren Einschätzungen zum Vermehrungsumfang von Fruchtarten und Sorten richtig gelegen haben, wird sich mit Vorliegen der Ergebnisse aus den Landessortenversuchen sowie den Praxisergebnissen, auch bezüglich der Vermarktung der Ernte, zeigen.

Faszinierende Einblicke in die Welt des Meeres

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Seine Unterwasserfotografien sind einzigartig, sein Werdegang ungewöhnlich – Henley Spiers ist ein vielfach preisgekrönter Unterwasserfotograf, seine Bilder waren im Stadtmuseum Schleswig bereits in Ausstellungen zum GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres zu sehen. Nun widmet ihm das Museum unter dem Titel „Life.Underwater“ eine eigene Ausstellung.

Das S-Fotoforum im Stadtmuseum Schleswig ist bekannt für einzigartige Fotoprojekte und -schauen. Über Jahrzehnte hat sich das Museum zur Hochburg der Fotografie entwickelt. Viele namhafte Naturfotografen waren mit ihren Arbeiten in Sonderausstellungen zu sehen. In einer Reihe mit ihnen zu stehen und eine eigene Ausstellung zu haben, sei für ihn eine Ehre und ein Privileg, sagte Henley Spiers, der vergangene Woche extra für die Ausstellungseröffnung aus England angereist war.

Unterwasserfotograf Henley Spiers
Foto: Henley Spiers

Jedes seiner Unterwasserbilder ist ein Unikat, atemberaubend schön, voller Ästethik und Respekt für die Tier- und Pflanzenwelt unter Wasser. Egal ob in warmen, tropischen Gefilden oder in kalten schottischen Gewässern – seine Fotos dokumentieren auf einzigartige Weise spannende Verhaltensweisen und Momentaufnahmen mit einer ganz eigenen künstlerischen Bildsprache.

Dabei begann sein beruflicher Werdegang völlig anders und hatte mit Fotografie so gar nichts zu tun. Er arbeitete in London als Marketing-Experte, fing jedoch schon im Alter von zwölf Jahren mit dem Tauchen an. Sein Leben änderte sich, als er mit 24 Jahren seinen Job kündigte, um professioneller Taucher zu werden. Eine durchaus kontroverse Entscheidung, die sich aber als die beste seines Lebens herausstellte. Und es ging dann ja noch weiter: Er arbeitete als Tauchlehrer unter anderem in Indonesien und auf den Philippinen. „Bis dahin hatte ich noch keinerlei Interesse an Fotografie“, erzählt der britisch-französische Fotograf.

Das änderte sich, als er eines Tages zu einer Kamera griff, um das, was er unter der Meeresoberfläche sah, festzuhalten und mit anderen zu teilen: „Denn es ist ein Unterschied, ob ich das, was ich sehe, beschreibe oder ob ich es zeige“, so Spiers. Somit entwickelte er eine neue Leidenschaft, die er zwei Jahre lang ausübte, bevor er eine noch verrücktere Idee hatte: „Ich beschloss, professioneller Unterwasserfotograf zu werden, wohl wissend, dass auch das eine kontroverse Entscheidung darstellte, die keinerlei Garantie aufs Geldverdienen in Aussicht stellte“, erzählt Spiers weiter.

Eine Gruppe von Riffmantas schwimmt in Formation bei der Jagd auf Plankton. Insgesamt verbrachte Henley Spiers vier Stunden mit den Tieren.
Foto: Henley Spiers

Letztlich war diese Entscheidung der Beginn einer beispiellosen Karriere als Unterwasserfotograf. Seine Bilder hielten Einzug in die renommiertesten Fotowettbewerbe weltweit, er schreibt und fotografiert für namhafte Magazine. Dabei arbeite er aber bei seinen Motiven nicht mit dem Anspruch, Preise zu erhalten. „Ich möchte, dass die Betrachter der Fotos inspiriert und berührt werden“, so Spiers. Er sei davon überzeugt, dass jeder instinktiv ein Gefühl dafür habe, was einem gefalle oder was man als schön empfinde. Ihm sei es wichtig, die Seele der Unterwassertiere einzufangen, die Schönheit der Unterwasserwelt zu zeigen.

Neben einer guten Ausrüstung brauche es dafür Geduld und das Wissen, wo sich welche Tiere im Meer aufhalten. Für ihn sei es normal, zwei bis drei Wochen an einem Ort zu sein, um dann täglich zwölf bis 14 Stunden auf den einen magischen Moment zu warten, den seine Kamera einfange. Oft seien auch Fehltage dabei, an denen nichts zu funktionieren scheine und kein einziges vernünftiges Foto entstehe.

Ruhig schwimmt ein Katzenhai über eine mit Seesternen bedeckte Muschelbank in der schottischen See. In diesem Bereich ist Fischfang verboten.
Foto: Henley Spiers

Um seinen Fotos einen künstlerischen Aspekt zu verleihen, arbeite er mit unterschiedlichen Einstellungen, Belichtungszeiten, Bewegungen der Kamera. Dadurch wirkten die Szenen echter und lebendiger. Jede Begegnung sei anders und einzigartig, jede Situation neu. Mitunter passierten auch Dinge, mit denen man gar nicht gerechnet habe, zum Beispiel wenn ein Wasservogel plötzlich neben einem ins Wasser stoße, um einen Fisch zu erbeuten. Da müsse man schnell reagieren, man bekomme keine zweite Chance.

Eine Besonderheit seiner Fotografien sei die Nähe zu den Tieren. „Unter Wasser zu fotografieren ist sehr speziell eben wegen des Wassers.“ Um die Details selbst kleinster Garnelen herauszuarbeiten, betrage der Abstand zu seinem Motiv oft nur 2 m oder sogar weniger. Selbst wenn er von Haien oder anderen Raubtieren umgeben sei, fühle er sich sicher. Oft werde er gar nicht beachtet. „Mir ist aber auch wichtig, dass die Menschen verstehen, dass die hier gezeigte Schönheit bedroht ist durch Zerstörung, Verschmutzung und Überfischung“, betont Spiers.

Die Ausstellung ist bis zum 14. September zu sehen. Weitere Informationen und Termine für Führungen unter ­stadtmuseum-schleswig.de

Einfluss des Nuckels auf die Trinkgeschwindigkeit

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Die Tränkephase nimmt großen Einfluss auf die Gesundheit und Leistungsbereitschaft des Kalbes und auf die des erwachsenen Tieres. Dabei dient die Tränke einerseits der Nährstoff- und Energieversorgung des Kalbes, andererseits aber auch der Befriedigung seines ureigenen Saugbedürfnisses. Letzteres ist ein instinktiver Trieb, der neben der Motivation zur Nahrungsaufnahme auch eine beruhigende und stressreduzierende Funktion besitzt.

Besonders junge Kälber zeigen bei unbefriedigtem Saugbedürfnis umgerichtetes Verhalten wie gegenseitiges Besaugen, das vor allem in der mutterlosen Aufzucht auftritt. Da neben Tränkemenge und Trinkgeschwindigkeit auch die Nuckelbeschaffenheit in der mutterlosen Aufzucht eine Rolle spielt, wurde in einer Studie der Einfluss verschiedener Nuckel auf das Trinkverhalten von Kälbern untersucht.

Die Untersuchung fand in einem Milchkuhbetrieb in Schleswig-Holstein (250 Kühe, 210 ha LN) statt. Der Kälberstall wurde im Jahr 2022 basierend auf dem Konzept des ConceptBarn der Firma Holm & Laue gebaut. Zentral im Stall befindet sich ein kleiner Raum, der von vier Kälberbuchten mit den Maßen von jeweils 7 x 12,5 m umgeben ist.

In jedem Abteil befanden sich im Versuchszeitraum etwa 15 weibliche Kälber mit einem maximal dreiwöchigen Altersunterschied. In diesen Stall werden die Kälber mit einem Alter von 21 Tagen gebracht. Die mit Stroh eingestreuten Buchten verfügen jeweils über eine eigene Hygienestation. In dem mittig gelegenen Raum befindet sich der Tränkeautomat Calf­Expert (Holm & Laue), der mit den vier Abrufstationen verbunden ist. Über diesen Automaten werden die Kälber mit einer Milchaustauschertränke versorgt. Mithilfe der zusätzlich verbauten Option QuadroFlex können Kälber an allen vier Abrufstationen gleichzeitig Milch aufnehmen. Dabei ermöglicht der Einsatz von Durchflusssensoren eine präzise Erfassung der tierindividuellen Milchaufnahmemenge und der Saufgeschwindigkeit.

Vor Versuchsbeginn wurde standardmäßig der PinkTeat-Nuckel mit einem Lochdurchmesser von 3 mm (Holm & Laue) verwendet.

Tränke und Versuchsvarianten

Die Kälber kamen mit einem Alter von 21 Tagen aus der Einzeliglu­haltung in die Gruppe und starteten dann mit einer Tagesmenge von 13 l. Ab dem 50. Tag wurden sie über drei Wochen kontinuierlich abgetränkt und waren am 81. Tag von der Milch abgesetzt.

Der verwendete Milchaustauscher enthielt einen Magermilchanteil von 50 %. Die maximale Tränkemenge pro Besuch war auf 4 l eingestellt. Neben der Milchtränke standen den Kälbern stets Wasser, eine Kraftfuttermischung und Stroh ad libitum zur Verfügung. Ab der zwölften Lebenswoche wurden darüber hinaus auch Gras- und Maissilage vorgelegt.

Ziel des Versuches war es, die Trinkgeschwindigkeit und das Verhalten der Kälber bei drei verschiedenen Nuckelvarianten zu ermitteln:

Gruppe 1: PinkTeat-Nuckel mit einer Lochgröße von 3 mm Durchmesser (siehe Foto, links), 19 Kälber. Er gewährleistet (Holm & Laue, 2024), gemessen am Tränkeautomaten, eine Durchflussgeschwindigkeit von 500 bis 700 ml/min.

Gruppe 2: Nuckel mit 2-mm-Durchmesser (siehe Foto, Mitte), 15 Kälber. Er bewirkt laut Holm & Laue Durchflussgeschwindigkeiten von 300 bis 500 ml/min.

Gruppe 3: Nuckel der Firma MilkBar (siehe Foto, rechts), 17 Kälber. Er ist kürzer, besitzt als Trinköffnung einen Kreuzschlitz und soll entsprechend Herstellerangaben durch eine spezielle Flusskontrolle zu einer größeren Speichelbildung und zu einer geringeren Saufgeschwindigkeit bei den Kälbern führen.

Die untersuchten Nuckelvarianten. Foto: Holger Kruse

Alle Nuckel bestanden aus Naturkautschuk.

Da die betriebsspezifischen Bedingungen keinen gleichzeitigen Test der drei Nuckelvarianten an vergleichbaren Kälbern ermöglichten, wurden die Versuchsvarianten in den Monaten April bis August 2024 nacheinander getestet. Über den gesamten Tränkezeitraum erfolgte eine tierindividuelle Erfassung der Daten zur Tänkeaufnahme und zum Tierverhalten.

Nachfolgend werden ausgewählte Ergebnisse dieser Studie vorgestellt. Dabei erfolgt weitestgehend der Vergleich zwischen den beiden Versuchsgruppen 1 (mit dem 3-mm-Nuckel) und 2 (mit dem 2-mm-Nuckel), weil bei den im Versuchszeitraum zuletzt untersuchten Kälbern der Gruppe 3 (mit dem MilkBar-Nuckel) betriebsbedingt eine veränderte Futterkurve mit einem früheren Beginn der Abtränkphase zur Anwendung kam. In jeder Versuchsgruppe wurden die ersten zwei Wochen am Tränkeautomat sowie die ersten zwei Wochen ab dem Start des Abtränkens ausgewertet.

Ergebnis Trinkgeschwindigkeit

Während der ersten zwei Wochen, in denen die Kälber in der Gruppe gehalten und mittels Tränkeautomat versorgt wurden, bewirkte der Nuckel mit dem 3-mm-Lochdurchmesser (Gruppe 1) eine deutlich höhere Trinkgeschwindigkeit der Kälber im Vergleich zu denen mit dem 2-mm-Nuckel (Abbildung 1).

Trotz signifikanter Unterschiede in der Tränkeaufnahme zwischen den einzelnen Kälbern in jeder der Versuchsgruppen wiesen die Kälber in der Gruppe 2 mit dem 2-mm-Nuckel eine gleichmäßigere Trinkgeschwindigkeit auf als in den beiden anderen Versuchsgruppen.

Da der Saugwiderstand bei dem 2-mm-Nuckel größer ist als bei dem 3-mm-Nuckel, wird der Nuckel stärker von dem Saugverhalten der Kälber beansprucht und verformt sich deshalb schneller. Daher wurde der 2-mm-Nuckel wegen einer Verformung (leicht zusammengedrückte Form) zweimal während der Tränkephase gewechselt.

Zu erwähnen ist darüber hinaus, dass die Trinkgeschwindigkeiten der Kälber der Gruppe 3 mit dem MilkBar-Nuckel im zeitlichen Verlauf deutlich anstiegen, bevor ein Nuckeltausch vorgenommen werden musste (Abbildung 2). Es zeigte sich, dass die Herstellerangaben bezüglich eines Wechsels des Nuckels unbedingt zu beachten sind, da ansonsten die Trinkgeschwindigkeiten signifikant zunehmen.

Im Abtränkzeitraum wurde bei den Kälbern der Gruppe 1 (3-mm-Nuckel) nochmals eine größere Trinkgeschwindigkeit festgestellt im Vergleich zum ersten Untersuchungszeitraum (die ersten beiden Wochen am Tränkeautomaten; siehe Abbildung 1), während die Kälber der Gruppe 2 (2-mm-Nuckel) eine ähnliche Trinkgeschwindigkeit aufwiesen wie zuvor. Auch jetzt war der Unterschied zwischen beiden Versuchsgruppen hochsignifikant (Abbildung 3).

Tränkedauer, -besuche und -menge

So verwundert es nicht, dass die Kälber der Gruppe 2 mehr Zeit mit der Tränkeaufnahme verbrachten (im Mittel 21,3 min pro Tag) als die der Gruppe 1 (im Mittel 16,33 min pro Tag).

In den ersten beiden Wochen am Tränkeautomaten (in Abbildung 4 als erster Untersuchungszeitraum dargestellt) zeigte sich ein großer und statistisch signifikanter Einfluss des Nuckels auf die Häufigkeit erfolgreicher Besuche (Besuche mit Tränkeaufnahme). Darüber hinaus gab es in der Gruppe 1 deutlich größere tierindividuelle Unterschiede, also eine größere Streuung zwischen den Kälbern, als in der Gruppe 2.

Im zweiten Untersuchungszeitraum, also in den ersten beiden Wochen der Abtränkphase, wurden dann erwartungsgemäß und in den Versuchsgruppen gleichermaßen weniger erfolgreiche Besuche am Tränkeautomaten registriert.

Die mittlere Tränkemenge je Besuch war sowohl im ersten als auch im zweiten Untersuchungszeitraum bei den Kälbern der Gruppe 1 mit durchschnittlich 2,86 l beziehungsweise 3,27 l etwas höher als bei denen der Gruppe 2 mit 2,69 l beziehungsweise 2,98 l.

Besuche ohne Anrecht und Abbruch

Der Lochdurchmesser des Nuckels hatte ebenfalls Auswirkungen auf diejenigen Besuche der Kälber an der Tränkestation, bei denen sie jedoch kein Tränkeanrecht hatten. So gab es bei den Kälbern der Gruppe 1 in den ersten beiden Wochen am Tränkeautomaten im Durchschnitt 2,9 Besuche je Tag ohne ein Tränkeanrecht, während die Kälber der Gruppe 2 nur 1,1 Besuche ohne Anrecht hatten. In den ersten beiden Wochen der Abtränkphase stieg erwartungsgemäß grundsätzlich die Anzahl der Besuche ohne Anrecht und es nahm auch die Streuung innerhalb jeder Gruppe zu.

Darüber hinaus zeigte sich ein signifikanter Einfluss des Nuckels auf die Anzahl vorzeitig beendeter Besuche am Tränkeautomaten. In beiden Untersuchungszeiträumen wiesen die Kälber der Gruppe 2 (2-mm-Nuckel) durchschnittlich 1 beziehungsweise 0,65 abgebrochene Tränkebesuche auf, während dieses Verhalten bei den Kälbern der beiden anderen Gruppen so gut wie nicht beobachtet wurde.

Erwähnenswert ist ebenfalls, dass die Gewöhnung der Kälber an das Trinken am Tränkeautomaten in der Gruppe 3 mit dem MilkBar-Nuckel deutlich länger dauerte und mehr Kälber dieser Gruppe in den ersten Tagen manuell zum Automaten hingeführt werden mussten als in den anderen beiden Versuchsgruppen. Ein im weiteren Verlauf dieses Versuches vollzogener Einsatz dieses MilkBar-Nuckels bereits in der Einzelhaltung (an den Tränkeeimern) verbesserte dann das Anlernverhalten dieser Kälber am Tränkeautomaten deutlich. Es ist also sinnvoll, bei der Verwendung eines MilkBar-Nuckels in der Gruppenhaltung bereits vorher die Kälber an diesen Nuckel zu gewöhnen.

Der MilkBar-Nuckel reduzierte, wie auch der 2-mm-Nuckel, die Trinkgeschwindigkeit der Kälber und deren Aktivität nach dem Saufen, musste aber häufig erneuert werden. Foto: Prof. Katrin Mahlkow-Nerge

Aktivität nach der Tränkeaufnahme

Die Kälber der Gruppe 1 (3-mm-Nuckel) zeigten in beiden Untersuchungszeiträumen deutlich stärkere Aktivitäten unmittelbar nach den Tränkebesuchen. Davon abgesehen ging in allen Versuchsgruppen die Aktivität der Kälber nach der Milchaufnahme im zweiten Untersuchungszeitraum, also mit Beginn der Abtränkphase, im Vergleich zu den ersten zwei Wochen am Automaten (erster Untersuchungszeitraum) zurück.

Im gesamten Untersuchungszeitraum war die mittlere tägliche Tränkemenge bei den Kälbern der Gruppe 2 (2-mm-Nuckel; 8,17 l pro Kalb und Tag) um 757 ml geringer als die der Gruppe 1 (3-mm-Nuckel; 8,92 l pro Kalb und Tag).

Wesentliches zusammengefasst

In der vorgestellten Studie zeigte sich, dass die Wahl des Nuckels die Trinkgeschwindigkeit und Besuchshäufigkeiten, die aufgenommene Tränkemenge je Besuch und die gesamte verzehrte Milchmenge beeinflusste sowie die Anzahl an Tränkeabbrüchen und die Aktivität nach der Tränkeaufnahme. Nuckel mit einem größeren Durchmesser (wie der 3-mm-Nuckel) können die Kälber dazu anregen, größere Mengen pro Besuch aufzunehmen. Auch zeigten in dieser Untersuchung die Kälber der Gruppe mit dem 3-mm-Nuckel im Anschluss an die Tränke deutlich mehr Aktivitäten.

Nuckel mit kleinerer Öffnung (wie der 2-mm-Nuckel) hingegen können die Aktivitäten der Kälber nach der Tränkeaufnahme reduzieren und so möglicherweise auch die Gefahr des gegenseitigen Besaugens verringern. Sie provozieren aber möglicherweise auch mehr Tränkeabbrüche, was mit der geringeren Durchflussrate und damit verbunden einem höheren Saugwiderstand für die Kälber zusammenhängen kann. Dies gilt es insbesondere bei zum Beispiel kleineren, schwächeren Kälbern zu beachten, vor allem wenn sie erkrankt sind.

Geringere Durchflussraten können bezüglich der Verdauung und des nichtnutritiven Saugens vorteilhaft sein, dennoch darf eine stets bedarfsdeckende Milchaufnahme nicht gefährdet werden. Foto: Prof. Katrin Mahlkow-Nerge

Darüber hinaus spielt das Alter der Kälber eine große Rolle, denn deren Tränkeverhalten in den ersten Lebenswochen unterscheidet sich von dem in den letzten Wochen der Tränke, wenn die Kälber größer und stärker sind, bereits abgetränkt werden und eine wesentlich höhere Festfutteraufnahme generieren.

Nicht zuletzt verdeutlicht diese Studie aber auch, dass das Trinkverhalten nicht nur mit der Durchflussgeschwindigkeit verbunden ist, sondern auch vom Charakter des jeweiligen Kalbes abhängt. Auffallend war, dass in der Kälbergruppe mit dem 3-mm-Nuckel neben der höchsten Trinkgeschwindigkeit auch deren größte Streuung zwischen den Tieren beobachtet wurde. In der Gruppe mit dem 2-mm-Nuckel war neben der geringsten Trinkgeschwindigkeit auch die Durchflussgeschwindigkeit über einen langen Zeitraum sehr konstant und die Varianz zwischen den einzelnen Kälbern gering.

Darüber hinaus fiel auf, dass die Kälber der MilkBar-Gruppe während des Saufens am ruhigsten in der Tränkestation standen und weniger Tränkeabbrüche als die der Gruppe mit dem 2-mm-Nuckel aufwiesen. Der MilkBar-Nuckel reduzierte ebenfalls die Trinkgeschwindigkeit und die Aktivität nach dem Saufen, muss jedoch häufig erneuert werden.

Fazit

Die vorgestellte Studie zeigt, dass der Nuckeltyp das Verhalten der Kälber und deren Trinkgeschwindigkeit wesentlich beeinflusst. Langsamere Durchflussraten können Vorteile hinsichtlich der Verdauung und des nichtnutritiven Saugens bieten. Jedoch darf der Saugwiderstand wiederum auch nicht zu hoch sein, um allzeit eine bedarfsdeckende Milchaufnahme sicherzustellen.

Zutritt für Hunde im Hofcafé oder Hofladen?

Viele Hundebesitzer möchten ­ihren Hund überall mit hinnehmen. Was ist in welchen Bereichen erlaubt und was ist sinnvoll? ­Wichtig zu wissen: Assistenzhunde dürfen nicht ausgeschlossen werden.

Für Hofcafés gibt es erst einmal keine gesetzliche Regelung, die Hunde grundsätzlich verbietet. Es gilt das Hausrecht. Der Betreiber kann entscheiden, ob Hunde generell Zutritt haben oder ob bestimmte Bereiche für die Vierbeiner freigegeben sind. Er kann auch Regeln für das Verhalten der Hunde aufstellen, zum Beispiel eine Leinenpflicht oder dass Hunde nicht auf Stühle oder Bänke dürfen. Küche, Vorrats- und Lagerräume sind tabu, ebenso Bereiche mit offenen Lebensmitteln, zum Beispiel Buffets oder Theken. Laut EU-Verordnung 852/2004 dürfen Haustiere keinen Zugang zu Bereichen haben, in denen Lebensmittel zubereitet, gelagert oder behandelt werden.

Assistenzhunde sind zumeist mit Kenndecke gekennzeichnet und dürfen auch in Hofläden.

Hunde willkommen oder lieber nicht?

In Deutschland gibt es laut Statista gut zehn Millionen Hunde. In jedem fünften Haushalt wohnen einer oder mehrere Hunde, eine recht große Zielgruppe, auf die ungern verzichtet wird. Jedoch gibt es auf der anderen Seite Gäste, die Angst vor Hunden haben, allergisch sind oder sich einfach gestört fühlen. Gerade in Bauernhofcafés wird jedoch von vielen durch das ländliche Ambiente erwartet, dass Hunde willkommen sind, sodass häufig Gäste mit Hund vor der Tür stehen. Im Sommer kann das gut geregelt werden, indem der Außenbereich für Hunde freigegeben ist. Aber bei Schlechtwetter sollte es auch eine gute Lösung geben. Klare Regeln sind da von Vorteil. Wenn der Gastraum groß genug ist, können Hundebesitzer im Randbereich oder an bestimmten Tischen platziert werden, sodass der Hund zum einen nicht im Weg liegt und zum anderen so wenig wie möglich stört. Auch Hundebesitzer freuen sich über etwas ruhigere Plätze. Ein besonderer Service könnten auch kleine Raumteiler sein (Höhe zirka 1 m), so werden Ruhezonen für die Hunde geschaffen, ohne den Raum im Ganzen zu unterteilen. Gerade wenn mehrere Hunde im Café sind, entspannt das die Lage. Und auch wenn Hunde willkommen geheißen werden, heißt es nicht, dass unerzogene Hunde geduldet werden müssen. Es braucht nur viel Fingerspitzengefühl, den Hundebesitzern dies mitzuteilen.

Grundsätzlich dürfen keine Hunde in den Hofladen. Wenn das Café abgeteilt ist, können Hunde dort mit an die Tische. Sie dürfen aber nicht an die Bedientheke oder in den Ladenbereich.

Assistenzhunde dürfen immer mit hinein

Gelegentlich wird der Zutritt in Lebensmittelgeschäften wie Hofläden aus hygienischen Gründen verweigert. Nach § 12e, Absatz 1 des Behindertengleichstellungsgesetzes darf Menschen mit Behinderung der Zutritt zu Anlagen und Einrichtungen, die typischerweise für den allgemeinen Publikumsverkehr zugänglich sind, nicht wegen Begleitung durch Assistenz- oder Blindenführhund verweigert werden. Hierzu zählen auch Hofläden. Die Hunde dürfen nicht mit Lebensmitteln in Berührung kommen und diese verunreinigen. Dies ist aber auch nicht zu erwarten, da Assistenzhunde besonders geschult und diszipliniert sind. Assistenzhunde im Dienst sind mit Kenndecke oder Führgeschirr gekennzeichnet. Es gibt eine zentrale Anerkennungsstelle für Assistenzhundeteams, die geprüften Teams erhalten eine Identifikationsnummer, Ausweiskarte und ein Kennzeichen für den Hund. Dies ist jedoch freiwillig. Zutritt für Assistenzhunde sollte überall selbstverständlich sein, wo Menschen in Straßenkleidung willkommen sind.

Assistenzhunde willkommen heißen – so geht’s

Assistenzhunden uneingeschränkt Zutritt gewähren

Hausordnung durch den Zusatz ergänzen „ausgenommen Assistenz­hunde“

Aufkleber „Assistenzhund willkommen“ anbringen – kostenlos unter www.pfotenpiloten.org/info bestellbar

Gäste aufklären

Mitarbeiter schulen

Fazit

Hunde sollten im Hofcafé willkommen geheißen werden, jedoch müssen Regeln aufgestellt werden, damit alle Gäste einen entspannten Aufenthalt haben. Assistenzhunde müssen geduldet werden, deswegen heißt man sie willkommen und zeigt dies auch nach außen. Ein abgewiesener Gast mit Assistenzhund kann in den Sozialen Netzwerken dem Betrieb sehr schaden, deswegen sollten auch die Mitarbeiter geschult werden.

KI-basiertes Controlling in der Grundfutterproduktion

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Das EIP-Projekt „Digitale Silage“ zur Einführung eines automatisierten und auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierten Controllingsystems für die Grundfutterproduktion nimmt Fahrt auf. Ziel ist es, die Effizienz im Silagemanagement durch die Reduzierung vermeidbarer Verluste signifikant zu steigern und somit die Ressourceneffizienz zu erhöhen.

Das Kernstück des Projekts ist ein neuartiges Sensorsystem, das auf dem Walzschlepper installiert wird. Es erfasst präzise Daten zu Überfahrtgeschwindigkeit, Schichtdicke und Volumen des Ernteguts. Diese Daten werden künftig mit den Informationen einer speziell entwickelten Waagen-Software verknüpft. Die in den letzten eineinhalb Jahren von der Silolytics GmbH entwickelte Software wurde in enger Abstimmung mit den Praxisbetrieben Hof Wiesengrund, Isarnho Farms, Schmidt und Haaren GbR auf deren Bedürfnisse zugeschnitten. Sie verhindert durch kamerabasierte Kennzeichenerkennung zuverlässig das Verpassen von Wiegungen und gewährleistet die Erfassung aller Gespanne. Dies garantiert nicht nur die lückenlose Rückverfolgbarkeit jeder Wiegung, sondern ermöglicht auch Personaleinsparung durch Automatisierung.

Die Verknüpfung der Daten des Walzschleppers (via RTK-Antennen und Lidar-Sensor) mit den Wiegedaten ermöglicht erstmalig die exakte Bestimmung der Verdichtung des Ernteguts während der Ernte. Dies ist entscheidend für die Optimierung des Silierprozesses und die Qualität des Futters. Die Grafik zeigt die Daten des ersten Schnitts. Die Dichte wird zunächst in Frischmasse angegeben und ergibt am Ende umgerechnet eine Verdichtung der Grassilage von 211 kg/m³ in Trockenmasse. Die Werte zu Beginn der Grafik sind auf fehlende Leerwiegungen zurückzuführen.

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Automatisierung ist die Integration eines Entnahmefahrzeugs. Ein Prototyp befindet sich bereits im Test. Künftig soll dieses Fahrzeug tagesaktuelle Übersichten über die Silagevorräte liefern und eine präzise Mengenplanung ermöglichen. Die automatisierte Erfassung von Futterreichweiten und Vorschub wird so zum Standard in den Projektbetrieben.

Die enge Zusammenarbeit mit den beteiligten Betrieben bringt die operationelle Gruppe „Digitale Silage“ der Einführung eines kompletten automatisierten Controllings der Grundfutterproduktion immer näher. Das vorgestellte System bietet die Möglichkeit, Echtzeitdaten für ein präzises Silagemanagement zu nutzen. Durch die sofortige Erkennung von Fehlentwicklungen können ungenutzte Potenziale in der Silagebereitung aufgedeckt und gehoben werden. Die Fachhochschule Kiel mit Prof. Katrin Mahlkow-Nerge wird die Höhe dieses Verbesserungspotenzials detailliert bewerten. Letztlich führt die Optimierung der Silageprozesse nicht nur zu einer signifikanten Steigerung der Ressourceneffizienz, sondern leistet auch einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit in der landwirtschaftlichen Praxis.

Das Projekt „Digitale Silage“ wird im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP Agri) Schleswig-Holstein durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (Eler) gefördert.

Stromsteuer: Entlastungen werden verstetigt

Es bleibt dabei: Die Koalition wird die bestehende Absenkung der Stromsteuer für Unternehmen des produzierenden Gewerbes sowie der Land- und Forstwirtschaft über das Jahr 2025 hinaus verstetigen. Das hat der Koalitionsausschuss von CDU/CSU und SPD in der vorigen Woche bekräftigt.

Neben stromintensiven Industriezweigen, die im internationalen Wettbewerb stünden, würden damit Mittelstand und Handwerk ab einem bestimmten Energieverbrauch entlastet, heißt es im Ergebnispapier der Koalitionsspitzen. Genannt werden Branchen wie die Nahrungsmittelherstellung, Bäckereien, Fleischereien, Energieversorger, Bau- und Handwerk sowie Wasserwirtschaft. Potenziell sollen davon mehr als 600.000 Unternehmen profitieren.

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) begrüßte den Beschluss. Die Absenkung der Stromsteuer über 2025 hinaus sei „richtig und wichtig“, erklärte Hauptgeschäftsführer Jörg Migende. Für die im DRV vertretenen Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft seien die Energiekosten ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Das gelte insbesondere für die Strompreise, da die jeweiligen Sparten der Betriebe überwiegend strombasierte Produktions- und Verarbeitungsverfahren nutzten.

Bedingungen für Entlastung

Die Stromsteuer beträgt regulär 2,05 ct/kWh. Gemäß Stromsteuergesetz wird für begünstigte Unternehmen eine Steuerentlastung in Höhe von 2 ct/kWh gewährt. Nach der Entlastung, die im Jahr nach dem Verbrauch beantragt werden muss, verbleibt der EU-Mindeststeuersatz von 0,05 ct/kWh. Eine Entlastung wird nur gewährt, wenn der Entlastungsbetrag 250 € pro Jahr überschreitet. Die Regelung ist bislang auf die Jahre 2024 und 2025 befristet. Ohne die geplante Verstetigung der Steuerentlastung bis auf den EU-Mindeststeuersatz würde die Steuerentlastung ab 2026 wieder regulär auf 0,513 ct/kwh zurückfallen. Die Steuerlast der Unternehmen würde dann knapp über 1,537 ct/kWh betragen.

Nicht einigen konnte sich der Koalitionsausschuss auf eine Senkung der Stromsteuer für die gesamte Wirtschaft sowie für die Verbraucher. Die solle kommen, „sobald hierfür finanzielle Spielräume bestehen“, so die Formulierung im Beschlusspapier. Das ist ein deutlicher Hinweis, dass die Koalitionspartner eine Gegenfinanzierung im Haushalt gegenwärtig nicht für machbar halten.

Den Zentralverband Gartenbau (ZVG) überzeugt die Argumentation nicht. Es sei eine Frage der politischen Prioritätensetzung, ob Privathaushalte sowie gewerbliche Betriebe zügig und nachhaltig entlastet würden – oder ob dies auf unbestimmte Zeit verschoben werde, erklärte die stellvertretende ZVG-Generalsekretärin Anette Weißenborn. Aus ihrer Sicht muss die Bundesregierung die Stromsteuer unverzüglich auf das europarechtlich mögliche Minimum zu senken. „Das wäre ein einfacher, wirksamer und sofort umsetzbarer Schritt zur Senkung der Strompreise und zur Stärkung der Wirtschaft“, so Weißenborn.

Versprechen nicht gehalten

Der Handelsverband Deutschland (HDE) warf der Bundesregierung vor, ein zentrales Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zu brechen. Damit beschädige sie das Vertrauen der Handelsunternehmen sowie der Verbraucher in die Politik. „Wenn nicht einmal ein zentrales Entlastungsversprechen aus dem Koalitionsvertrag eingelöst wird, sehe ich schwarz für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland“, so HDE-Präsident Alexander von Preen.

Goldschakal endgültig zur Entnahme freigegeben

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Schleswig hat am Donnerstag voriger Woche die Beschwerde einer anerkannten Umweltvereinigung gegen den Abschuss des Goldschakals auf der Insel Sylt zurückgewiesen. Damit ist der Abschuss wieder erlaubt.

Das Oberverwaltungsgericht hat damit einen Beschluss des Verwaltungsgerichts vom 19. Juni bestätigt, der ebenfalls zu diesem Ergebnis gekommen war. Die Umweltvereinigung hatte im Beschwerdeverfahren geltend gemacht, dass das Verwaltungsgericht nicht berücksichtigt habe, dass Sylt bisher keine goldschakalabweisenden (wolfsabweisenden) Schutzzäune aufgestellt habe. Außerdem habe sich das Verwaltungsgericht mit dem Verhaltensmerkmal des sogenannten Surplus-Killing nicht auseinandergesetzt und Alternativen wie den Einsatz von Betäubungsgewehren nicht ausreichend in Erwägung gezogen.

Dem ist der Senat nicht gefolgt. Das Verwaltungsgericht sei im Ergebnis zutreffend davon ausgegangen, dass die Voraussetzungen für den Abschuss des Goldschakals vorliegen. Das Bundesnaturschutzgesetz (§ 45 Absatz 7 Nummer 1) erlaubt dies unter anderem zur Abwendung ernster landwirtschaftlicher Schäden; einen solchen hat der Senat angenommen. Hierfür müsse eine Prognose angestellt werden. Diese erfolge typischerweise aufgrund der bereits erfolgten Risse, und zwar unabhängig davon, ob Herdenschutzmaßnahmen vorhanden gewesen seien oder nicht.

Keine Zweifel an Täterschaft

Auch mit dem Surplus-Killing habe sich das Verwaltungsgericht ausreichend befasst und festgestellt, dass es im Zeitraum vom 19. bis 21. Mai zu 76 Rissvorfällen an derselben Herde gekommen sei. Der Senat hatte im Eilverfahren auch keine Zweifel daran, dass die Rissvorfälle auf das Konto des Goldschakals gehen. In den Akten fänden sich entsprechende Videos und genetische Analysen. Der Befund zweier DNA-Proben laute „Goldschakal (Canis aureus)“. Eines Nachweises für jedes einzelne Schaf bedürfe es nach Auffassung des Senats nicht.

Alternativen nicht zumutbar

Schließlich sah das Gericht keine zumutbaren Alternativen zu einem Abschuss. Es sei nicht hinreichend wissenschaftlich gesichert, dass für Wölfe konzipierte Herdenschutzsysteme auch für Goldschakale im nötigen Umfang geeignet seien. Ein Fang (durch Narkotisierung) mit anschließender Umsiedlung sei nicht gleich geeignet zur Schadensabwehr. Narkosegewehre arbeiteten üblicherweise mit Druckluft und hätten eine effektive Reichweite von maximal 50 m, hingegen hätten Jagdbüchsen eine effektive Reichweite von bis zu 250 m. Daher müsste die Reichweite erheblich verkürzt werden, sodass eine Erfolg versprechende Bejagung des ohnehin schwer bejagbaren Goldschakals nicht sichergestellt wäre. Der Beschluss ist unanfechtbar.

Bäume pflanzen für mehr Klimaschutz

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Auf Instagram läuft derzeit eine Aktion der Landjugenden in Schleswig-Holstein, bei der Vereine und Gruppen nominiert werden, innerhalb von sieben Tagen drei Bäume pflanzen zu müssen. Geschieht dies nicht, muss die nominierte Gruppe die nominierende Gruppe zu einem Grillen einladen.

Die Aktion läuft aber nicht, um sich gegenseitig zum Essen einzuladen, sondern hat eine erns­te Bedeutung. Sie wurde nämlich unter dem Aspekt des Klimaschutzes ins Leben gerufen. Der Klimawandel wird zunehmend spürbar. Das Klima verändert sich, extreme Wetterereignisse nehmen zu und die Biodiversität schwindet zunehmend. Gerade Wälder spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel – sie speichern CO2, bieten Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten und verbessern die Luftqualität. Aber nicht nur Wälder, sondern auch allein stehende Bäume in Gärten, Parks und Knicks helfen schon der Umwelt.

In Schleswig-Holstein ist diese Challenge bereits in vielen Ortsgruppen und Kreislandjugendverbänden angenommen und durchgeführt worden, sodass zahlreiche Bäume und Sträucher für einen guten Zweck gepflanzt worden sind. Auch der Landesverband ist doppelt nominiert worden – einerseits vom Bund Badischer Landjugend sowie vom Kreislandjugendverband Rendsburg-Eckernförde.

Zahlreiche Bäume und Sträucher sind im Rahmen der Challenge bereits im Land gepflanzt worden. Foto: Sören Schatt

Der Landesvorstand hat sich am 22. Juni in Nortorf getroffen, um den ersten Baum bei Marlies Muxfeldt, erste Vorsitzende des Landjugendverbandes, anzupflanzen. Pünktlich um 17 Uhr waren alle vor Ort und es wurde begonnen das Loch auszuheben und den Pfahl, der dem Birnenbaum Halt geben soll, in die Erde zu treiben. Nachdem der Baum eingesetzt und ordentlich angedrückt worden war, wurde er noch mit Band befestigt, damit er bei stärkeren Böen nicht umknickt. Schließlich wurde er noch ordentlich gewässert.

Die Baumpflanzaktion hat der Vorstand genutzt, um im Anschluss den Grill anzufeuern und in lockerer Runde zu schnacken – ganz ohne Tagesordnung oder Sitzungsprotokoll.

Die beiden anderen Bäume wurden dann am Folgetag in Bramstedt bei Paul Weniger, dem zweiten stellvertretenden Vorsitzenden, in kleinerer Runde eingepflanzt. Auch hier wurde sorgfältig darauf geachtet, dass die Bäume gut eingesetzt und ausreichend gewässert wurden.

Die Ausführung der Aktion des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein wird dieser Tage auf Social Media in einem kreativen Beitrag veröffentlicht. Damit die Challenge aber weiterläuft, nominiert der Verband den Bauernverband Schleswig-Holstein, die Jungen LandFrauen und die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holsteins – und bittet außerdem alle bereits Nominierten, ein Update zu ihren gepflanzten Bäumen zu geben.

Der Landjugendverband ist gespannt, ob die Nominierten es ihrerseits schaffen, innerhalb der Frist von sieben Tagen die drei Bäume zu pflanzen. Andernfalls sind sie es dann, die den Vorstand des Landjugendverbandes zum Grillen einladen dürfen.