Mit der ersten Kalbung endet das Leben als Jungrind und der Alltag einer Milchkuh beginnt. Diese Umstellung stellt für Färsen zuerst einmal eine enorme Belastung dar und die Umgewöhnung fordert Zeit. Auf der anderen Seite wird von dem Tier erwartet, hohe Milchleistungen zu erbringen. Verschiedene Managementanpassungen können dabei helfen, den Färsen den Einstieg in die Laktation zu erleichtern.
Färsen stehen in der Herde im Rang unter den älteren Kühen. Diese Rangfolgen führen dazu, dass die Altkühe die Färsen vom Fressplatz, von der Tränke oder vom Liegeplatz vertreiben, wenn sie selbst gerade diese Ressource nutzen wollen. Dadurch sinken Futter- und Wasseraufnahme der Färsen und auch Liegezeit und Wiederkaudauer nehmen ab. Dies hat direkt einen negativen Einfluss auf die Milchleistung der Tiere. Zusätzlich führen diese Störungen bei den Färsen zu anhaltendem Stress, was gesundheitliche Nachteile mit sich bringt. Stoffwechselstörungen und Euterentzündungen können dann eher auftreten.
Färsengruppen schaffen
Diese Gründe sprechen für eine Trennung der Herde in unterschiedliche Altersgruppen. Sind die Färsen unter sich, herrscht deutlich mehr Ruhe in den Gruppen und die Tiere sind entspannter.
Eine reine Färsengruppe kann zum Beispiel gut in einem älteren Stallbereich mit schmaleren Liegeboxenmaßen eingerichtet werden. Besonders große Liegeboxen würden bei einer solchen Gruppe stärker verschmutzt werden, sodass die Boxenmaße ohnehin angepasst werden müssten. Ist ein solches Stallabteil bereits vorhanden, kann es mit einer Färsengruppe sinnvoll genutzt werden, ohne dass größere Umbaumaßnahmen notwendig sind. Auch die Fütterung kann speziell an die Bedürfnisse der Erstlaktierenden angepasst werden. Da Färsen meist eine geringere Milchleistung und eine geringere Futteraufnahme aufweisen als Altkühe, kann dies bei der Rationsgestaltung berücksichtigt werden.
Eine weitere Möglichkeit ist es, die Färsen nur in der Frühlaktation von der Herde zu trennen, sollte die Gruppenaufteilung anders nicht möglich sein. Sind die Färsen bereits wieder mit dem zweiten Kalb tragend und die Milchleistung sinkt bereits, können sie auch in die Niederleistungsgruppe zu den tragenden Kühen integriert werden. Die Färsen sind nun bereits etwas stabiler und in einer Gruppe hochtragender Tiere herrscht zumeist mehr Ruhe. Die Integration, besonders von mehreren Tieren zeitgleich, läuft hier oft entspannter ab und es entstehen weniger negative Folgen bei den Färsen. 
Und bei kleinen Herden?
Für Betriebe mit kleinen Herden ist das natürlich nicht ohne Weiteres umsetzbar, jedoch machen schon kleine Maßnahmen spürbare Unterschiede. Eine Trennung von Mehrkalbskühen und Färsen im Abkalbestall lässt sich auf den meisten Betrieben mit geringem Aufwand umsetzen. Dies führt bei den Färsen zu verbesserten Kalbeverläufen, da sie weniger gestresst sind. Auch die Futteraufnahme nimmt zu, sodass der Start in die Laktation etwas geschmeidiger verläuft.
Grundsätzlich sollten Betriebe ohne Färsengruppen auf verschiedene Parameter achten, wenn Färsen in der Herde mitlaufen. Das Tier-Fressplatz- und das Tier-Liegeplatz-Verhältnis sollte in jedem Fall mindestens eins zu eins betragen. Auf diese Weise sind die Ressourcen nicht allzu stark umkämpft und die Färsen haben eine Chance, ausreichend Futter aufzunehmen und einen Liegeplatz zu finden. Zusätzlich sollte besonderer Wert auf die Mischqualität gelegt oder eine Kompakt-TMR gefüttert werden. Oft trauen sich die Färsen selbst bei ausreichend vielen Fressplätzen erst zum Futtertisch, nachdem die Altkühe gefressen haben. In diesem Fall sollte das Futter nicht von den anderen Kühen selektiert worden sein. Die Färsen sollten die Chance haben, eine ausgewogene Ration fressen zu können.
Färsen zusammen integrieren
Sinnvoll ist es auch, mehrere Färsen zeitgleich in die Herde zu integrieren, sollte sich keine Färsengruppe einrichten lassen. Auf diese Weise kennen sich zumindest bereits einige wenige Tiere untereinander, was den Stress etwas minimiert. Auch konzentrieren sich die Rangkämpfe nicht nur auf ein einziges Tier, sondern der Druck verteilt sich auf die neu integrierte Gruppe.
Oft wird eine Trennung der Färsen vom Rest der Herde aufgrund der geringen Färsenzahl nicht vorgenommen. Es macht jedoch schon einen Unterschied, wenn die Gruppe dann vielleicht nicht nur aus Erstlaktierenden, sondern auch aus Zweitkalbskühen besteht. Zwar zeigen auch diese ein dominanteres Verhalten den Färsen gegenüber, aber bei Weitem nicht so stark wie die Altkühe. Daher bringt auch diese Maßnahme Vorteile im Vergleich zu einer gemischten Gruppe.
Fazit
Nahezu jeder Betrieb hat verschiedene Möglichkeiten, den Färsen in Einstieg in das Leben als Milchkuh zu erleichtern. Ob nun eine Färsengruppe eingerichtet wird oder Maßnahmen zur entspannten Integration in die Milchviehherde ergriffen werden, hängt oft von individuellen Gegebenheiten ab. Sicher ist jedoch, dass diese Maßnahmen einen positiven Einfluss auf Leistung und Tiergesundheit haben.