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Schwerpunkt Ferkelaufzucht

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Kürzlich fand die vierte Veranstaltung der Seminarreihe zur Magen-Darm-Gesundheit beim Schwein in Futterkamp statt. Die Seminarreihe, die im Rahmen der AG Schwein des Runden Tisches „Tierschutz in der Nutztierhaltung“ initiiert wurde, hatte zu ihrem vorletzten Termin für Berater den Schwerpunkt auf der Ferkelaufzucht. Sie wurde durch die Firma J. Stöfen gefördert.

Hendrik Bielfeldt, Landwirt aus Bünsdorf, stellte seinen Betrieb vor. Auf dem Betrieb von Katharina und Hendrik Bielfeldt werden 630 Sauen im Drei-Wochen-Rhythmus gehalten. Es gibt 4.450 Ferkelaufzuchtplätze mit eigener Jungsauenaufzucht und Mast für die Direktvermarktung „Glücksstück“ in Haltungsstufe 4. Der Betriebsleiter hat gute Erfahrung mit dem Langschwanz bei seinen Tieren gemacht. Er betont die hohe Zufriedenheit mit der eigenen Futterherstellung. Bei den Sauen werden gequetschter Hafer und Toxinbinder in der Futterration eingesetzt. Zur Beschäftigung und als Rohfaserquelle wird Haferstroh per Bodenfütterung den Tieren zur Verfügung gestellt.

Hendrik Bielfeldt stellte die These in den Raum: „Gesunder Sauendarm gleich gesunder Ferkeldarm?!“ Für ihn liegt auf der Hand, dass beides eng miteinander zusammenhängt. Das Absetzgewicht seiner Ferkel liegt bei zirka 7 bis 8 kg. Nach der Abferkelung wird darauf geachtet, dass jedes Ferkel eine Zitze an der Sau hat. In den ersten drei Tagen wird über die Nutrix von Weda Wasser angeboten. Ab dem dritten Tag wird Ferkelmilch mit einem Anteil von 10 % fermentierter Milch eingesetzt, das Ferment ist bis zum Absetzen Teil der Ration. Die Sauen verlassen zuerst den Abferkelstall, die Ferkel verbleiben noch bis zu zwei Tage dort. Im Anschluss werden sie sanft, ohne Stress in die Ferkelaufzucht umgetrieben. Der Landwirt betonte, dass die Stressvermeidung bei der Verladung ein wichtiger Punkt für die Magen- und Darmgesundheit sei.

In der Ferkelaufzucht werden den Ferkeln drei Wochen lang Wasser in Schalen, gequetschter Hafer sowie Wühltröge mit Stroh angeboten, um Rangkämpfe bei der Fütterung zu vermeiden und den Tieren eine Rohfaserquelle anzubieten, die sie nach Bedarf zu sich nehmen können. Außerdem können sie im Wühltrog dem natürlichen Wühlinstinkt nachgehen. Dadurch sind die Tiere deutlich ausgeglichener und entspannter. Der Landwirt betonte, dass ein gesunder Darm auch Langschwänze möglich mache.

Verdauungsphysiologische Aspekte

Tierärztin Dr. Maria Mester gab Einblicke in die Verdauungsphysiologie und Auswirkungen pathogener Veränderungen sowie die Auswirkung des Futters auf die Magen- und Darmgesundheit der Ferkel.

Wo entstehen pathogene Veränderungen? Um zu verstehen, wo die pathogenen Veränderungen beim Ferkel entstehen können, erörterte Dr. Mester die bakteriellen Infektionen des Magen-Darm-Trakts beim Schwein. Coli-Infektionen entstehen im vorderen Magen-Darm-Bereich, meist im Dünndarm, aber zum Teil auch schon im Magen. PIA (Lawsonien) tritt vor allem im hinteren Dünndarmabschnitt durch eine Veränderung und Schädigung der Darmschleimhaut auf. Dysenterie hingegen ist eine Erkrankung des Blinddarms sowie des Dickdarms und Clostridien sind eine Erkrankung aus dem Dickdarm heraus. Das Wissen darüber, wo der Ferkeldurchfall lokalisiert ist, ist entscheidend für Tierärzte und Berater, um dann mit geeigneten Maßnahmen gegenzusteuern. Mester betonte, dass nicht alle Durchfallprobleme damit behoben werden könnten, wenn mehr Rohfaser und ein gröberer Vermahlungsgrad des Futters angestrebt würden.

Ferkelaufzucht: Kritische Phasen

Bei der Magen- und Darm-Gesundheit spielt das optimale Futter eine zentrale Rolle. Die Futteraufnahme geht bei den abgesetzten Ferkeln in den ersten drei Tagen nach dem Absetzen oft deutlich zurück. Dadurch kommt es zu einer geringeren Enzymaktivität. Wenn die Futteraufnahme vom fünften bis siebten Tag nach dem Absetzen wieder zunimmt, kann dies zu Durchfall führen, weil die Enzyme dann erst wieder in Arbeit kommen müssen und deswegen die Nahrung zu dem Zeitpunkt nur teilweise verdaut wird. Gleichzeitig findet bei der plötzlich steigenden Futteraufnahme oft eine unzureichende Durchsäuerung des Nahrungsbreis statt. Dadurch sind die Nährstoffe für die Ferkel auch schlechter verdaulich. Je weniger durchsäuert die Nahrung für die Ferkel ist, desto höher ist die Gefahr von Schadkeimen, die ebenfalls zu Durchfallerkrankungen bei Ferkeln führen können. Allerdings nimmt die Magensäuerung der Ferkel erst mit dem Altern zu. Am Lebensanfang findet die Magensäuerung durch die aufgenommenen Milchsäurebakterien über die Sauenmilch statt. Durch die Milchsäurebakterien bleibt der pH-Wert niedrig und dadurch kommt es zu weniger aufsteigenden Schadkeimen und weniger Durchfallproblematik.

Ab dem fünften bis zwölften Tag nach Absetzen kann es zur Darmentzündung kommen, die meistens durch Coli-Bakterien verursacht wird. In dieser Phase haben die Ferkel eine niedrige Säurebindungskapazität (SBK). Das heißt, dass hochverdauliche Stoffe im Futter mit wenig SBK eingesetzt werden sollten, da die Ferkel schwer verdauliche Futtermittel durch zu wenig Magensäureproduktion nicht verwerten können.

Eine weitere kritische Phase für die Ferkel ist der zwölfte bis 17. Absetztag. In dieser Phase setzen sich die Ferkel mit vielen Infektionen auseinander. Dr. Mester beschrieb die Situation ähnlich der des Kindergartens, wo sich das Immunsystem erst aufbauen müsse. Deshalb benötigten die Ferkel Eiweiß im Futter. Eiweiß und insbesondere die Aminosäure Phenylalanin werden für die Abwehrfunktion des Immunsystems benötigt, vor allem wenn im Körper viele Entzündungsreaktionen ablaufen. Im Gegensatz dazu wird Lysin vorrangig für den Muskelaufbau – Fleischansatz – benötigt. Wenn der Rohfasergehalt nicht auf die Phase der Ferkel abgestimmt ist, kann es in der Praxis zum Auseinanderwachsen der Ferkel beziehungsweise zu Ferkeln mit spitzen Rücken kommen. Die Darmgesundheit der Ferkel ist durch die Rohfaser zwar oft besser, jedoch sind die Ferkel in kritischen Phasen mit der Infektabwehr beschäftigt und können das Futter für den Muskelaufbau nicht umsetzen.

Durchsäuerung des Magens

Im Magen herrscht durch den Salzsäuregehalt ein sehr niedriger pH-Wert. Damit der Magen sich aufgrund dessen nicht selbst verdaut, ist er mit einer schützenden Schleimhaut ausgestattet. Sie ist jedoch nicht überall gleich stark, so befindet sich am Mageneingang kaum schützende Magenschleimhaut. Dort sollte im Normalfall der pH-Wert über 5 liegen. Wenn das Futter zu fein vermahlen ist oder andere Ursachen einwirken und es zu keiner Magenschichtung kommt, kann der saure Magenbrei an den ungeschützten Mageneingang gelangen und dort zu Läsionen und im Fortlauf zu Magengeschwüren führen. Der pH-Wert im Futter sollte daher nicht unter 5 liegen. Eine Übersäuerung führt bei den Tieren außerdem zu Unwohlsein, Sodbrennen, Fundamentproblemen oder zur Metabolischen Azidose (Übersäuerung des Blutes).

Der Körper braucht einen stabilen pH-Wert, damit alle Körper- und Stoffwechselfunktionen optimal funktionieren. Zu Fundamentproblemen kann es bei Durchfall oder Übersäuerung kommen, weil der Körper versucht, den pH-Wert durch Kalzium aus den Knochen abzupuffern. Rohfasergaben führen zu einer erhöhten Speichelproduktion und damit zur Abgabe von Bicarbonat. Bicarbonat neutralisiert den pH-Wert.

Fazit

Hendrik Bielfeldt sieht in der Praxis, dass der Kupierverzicht durch einen gesunden Darm möglich wird. Dr. Maria Mester verwies auf viele verschiedene Ansatzpunkte für eine ausgewogene Magen- und Darm-Gesundheit. Bei einem guten Zusammenspiel von Management, Fütterung und Gesundheit hat der Langschwanz auch aus ihrer Sicht eine Chance in der Praxis.

Vermehrte Vergilbung seit Ende August zu sehen

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In der aktuellen Woche wurden die ersten Zuckerrüben aus Schleswig-Holstein in Uelzen ­angeliefert. Seit dem 10. September wird die Verarbeitung in der Zucker­fabrik langsam hochgefahren.

Die Bedingungen für eine Tiefenlockerung sind aktuell aufgrund der trockenen Witterung günstig. Ist eine Aussaat im Strohmulch geplant, kann diese Lockerung besonders auf lehmigen oder tonigen Böden bereits im Spätsommer oder Herbst durchgeführt werden. Diese Böden sind zu diesem Zeitpunkt in der Regel trockener als im Frühjahr vor der Aussaat. So können Verdichtungen aufgebrochen werden, und die Rüben können im kommenden Jahr ungehindert in die Tiefe wachsen.

In vielen Beständen sind derzeit Vergilbungserscheinungen zu beobachten, deren Ursachen sehr unterschiedlich sein können. Die viröse Vergilbung, verursacht durch Blattläuse, tritt in diesem Jahr wieder verstärkt auf. Erste Symptome zeigen sich meist an den Blattspitzen und breiten sich folgend auf die gesamte Pflanze aus. Charakteristisch für diese Krankheit ist das Auftreten in Nestern. Eine Eindämmung der Symptome ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Um jedoch einen Überblick über die in Schleswig-Holstein auftretenden Viren zu erhalten, wäre eine Analyse mittels Blattproben nach Rücksprache möglich. So kann zumindest dokumentiert werden, welche Viren aktuell in den Beständen detektierbar sind. Neben der virösen Vergilbung ist in diesem Jahr auch der Falsche Mehltau häufiger zu finden, insbesondere an der Ostküste. Die Symptome ähneln einer virösen Vergilbung, allerdings tritt diese Krankheit weniger nesterartig auf, und zusätzlich sind die Herzblätter teilweise nekrotisiert oder deformiert. Auch Nährstoffmangel kann zu Vergilbung führen. Von einer Düngung zu einem späten Zeitpunkt wird allerdings abgeraten. Extremfälle sollten mit dem Berater besprochen werden. Darüber hinaus kann sowohl zu viel als auch zu wenig Wasser zu Vergilbungen führen. Staunässe hemmt die Wurzelaktivität, während Trockenheit die Nährstoffaufnahme einschränkt. Nicht zuletzt sind auch Weichwanzeneinstiche als Ursache zu nennen. Typisch ist hier die Vergilbung der Blattspitzen, die durch die Saugtätigkeit der Insekten entsteht.

Ab dem 10. September ist die Bestellung von Saatgut über das CropConnect-Portal möglich. Wer noch Saatgutbedarf hat oder sich für alternative Beizungen interessiert, sollte sich zeitnah informieren.

Knick-Versprechen und volle Gänge

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Vier Tage voller Trubel um Tiere, Technik, Ernährung und Agrarpolitik sind am Sonntag zu Ende gegangen. Doch was bleibt von der Norla 2025? Ein neues Entlastungspaket, das es mit dem Neun-Punkte-Plan von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) aus dem vergangenen Jahr aufnehmen kann, hat die Landesregierung nicht präsentiert. Immerhin: Große Teile der 2024er Liste sind bereits abgearbeitet. Im Aufbau befindet sich noch die angekündigte Datensäule, um Dokumentationspflichten zu erleichtern. Ein solches System könnte einen bedeutenden Beitrag zum Bürokratieabbau leisten.

Ein Zeichen gegen zu komplizierte Regelungen setzte Günther in seiner Eröffnungsrede am Donnerstag. Die Vorverlegung der Frist für das seitliche Einkürzen von Knicks mit Start am 17. September, wie es per Verordnung festgelegt wurde, sei für ihn schwer nachvollziehbar. Er habe im vergangenen Jahr den 15. September versprochen. Wer bereits ab diesem Tag aufputze, könne sich der Rückendeckung des Ministerpräsidenten sicher sein. Diese Aussage kam natürlich gut an und führt bei Landwirten, die tatsächlich bereits am 15. September aufputzen, hoffentlich zumindest zu Sanktionsfreiheit. Besser wäre es, zügig die Verordnung anzupassen und Rechtssicherheit zu schaffen – auch mit Blick auf die kommenden Jahre.

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, begrüßte das Signal des Ministerpräsidenten, Politik pragmatischer zu gestalten. Auf dem Landesbauerntag stellte er jedoch deutlich weitreichendere Forderungen. In vier Themenfeldern mahnte er spürbare Fortschritte für die Bäuerinnen und Bauern an, und zwar spätestens bis Weihnachten. Lucht nannte die Wirtschaftsdüngerausbringung auf gefrorenen Böden, die Abschaffung des Dauergrünlanderhaltungsgesetzes, das Ermöglichen von Landtausch auf Moorstandorten und die Reduktion der Gänsepopulationen.

Insgesamt erhielt die Norla große politische Aufmerksamkeit. Vor Ort waren unter anderem Bundesaußenminister Dr. Johann Wadephul (CDU), Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) und einige Mitglieder der Kieler Landesregierung. Keine Zeit für die Norla hatte offenbar Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne). Dabei nahm der Bereich der Erneuerbaren Energien eine herausragende Rolle auf der Messe ein, was Grünen-Agrarsprecher Dirk Kock-Rohwer am Messestand seiner Partei unterstrich. Auch die ausstellenden Umweltorganisationen hätten sich sicher über einen Besuch „ihres“ Fachministers gefreut. So vertrat lediglich Finanzministerin Dr. Silke Schneider die Grünen des Kieler Kabinetts.

Aufgefallen ist zudem, dass zur Politikaktion der Landjugend neben FDP-Agrarsprecherin Anne Riecke ausschließlich CDU-Vertreter gekommen sind, trotz Einladungen an alle Parteien. Das ist schade, denn das Engagement des überparteilichen Verbandes hätte mehr Wertschätzung verdient.

Das Fazit der Norla 2025 fällt trotzdem positiv aus. Mit mehr als 70.000 Besuchern, einer starken Landestierschau und intensiven politischen Gesprächen hat sich die Norla – nach schwierigen Corona-Jahren – als Veranstaltungshighlight für die Menschen im ländlichen Raum wieder etabliert.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb


Bauern-Booster statt Behörden-Bremsklötze

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Die Teilung des Landwirtschafts- und Umweltministeriums der schwarz-grünen Koalition in Kiel sorgt für Konflikte. Das stellte Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), am Freitag vergangener Woche beim Landesbauerntag im neuen Schulungszentrum der Deula in Rendsburg klar: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Zweite Säule im Landwirtschaftsministerium angesiedelt worden wäre.“

Lucht hat den Eindruck, dass sich die Mehrheitsverhältnisse nach der Landtagswahl nicht in der aktuellen Umwelt- und Agrarpolitik widerspiegeln.

Kleinteiligkeit am Knick

Klaus-Peter Lucht

Aber es gebe auch Positives: Ein großer Teil des auf dem vorigen Landesbauerntag von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) angekündigten Neun-Punkte-Pakets sei umgesetzt. Er lobte zudem Günthers Ansage bei der Norla-Eröffnung, dass das seitliche Einkürzen von Knicks bereits ab den 15. September sanktionsfrei bleibe (gesetzliche Frist ist der 17. September). Der BVSH-Präsident betonte: „Ich finde es gut, wenn sich der Ministerpräsident so klar positioniert.“ Das zeige Führungsstärke. Es gehe schließlich darum, die Wirtschaft nach vorn zu bringen, damit der Sozialstaat funktioniere.

Lucht kritisierte die unnötige Kleinteiligkeit der Knickpflegeregelungen. Die Diskussion um die Haselmaus-Kulisse, die nach dem Willen des Umweltministeriums keine Projektvorhaben zulasse, habe für die Landwirte mehr mit Satire als mit ordentlicher Politik und vernünftigem Miteinander zu tun.

Mit Blick auf die immer massiveren Gänsefraßschäden forderte er die Möglichkeit des Eiersammelns auch durch betroffene Landwirte und nicht nur durch Jagdausübungsberechtigte. Die Verlängerung der Jagdzeiten bezeichnete Lucht als gut. Das allein werde das Grundproblem der riesigen Populationen aber nicht lösen. „Wir wollen nichts ausrotten“, stellte er klar. Aber es sei wichtig, die Populationen auf einem sinnvollen Niveau zu halten. Das Gleiche gelte für das Wolfsmanagement. „Wir müssen unsere Schafhalter schützen, die einen wichtigen Beitrag für den Küstenschutz und den Erhalt unserer Kulturlandschaft leisten“, unterstrich Lucht.

Wenig wertschätzend

Hinsichtlich der Zielvereinbarung Ostseeschutz müsse sich das Umweltministerium abgewöhnen, „uns immer hin und her zu schubsen“. Lucht forderte grundsätzlich einen wertschätzenden Umgang der Behörden mit den Landwirten.

Trotz eines regelmäßigen Austausches wünsche er sich auch eine bessere Zusammenarbeit mit der Stiftung Naturschutz. Das Landwirtschaftsministerium habe in einem Planspiel gezeigt, wie Flurbereinung funktionieren könne. „Die Stiftung muss sich bewegen, Flächentausch möglich machen und darf sich nicht hinter anderen Schutzzielen verstecken“, forderte der BVSH-Präsident. Die Stiftung sei kein Selbstzweck, sondern gehöre dem Land Schleswig-Holstein. Ihr Zweck sei das Wohl des Landes und des gesamten ländlichen Raums. Er forderte, den derzeitigen Umweltschutz auf Qualität und Verbesserungspotenzial zu prüfen, bevor immer neue Flächen unter Schutz gestellt würden.

Lucht erklärte, dass sich der Bauernverband weiterhin den 24 Thesen aus dem Dialogprozess zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein verpflichtet fühle. Auch die Politik müsse den darin aufgezeigten Weg unterstützen. Aufbauend auf den Neun-Punkte-Plan stellte er vier weitere Forderungen heraus:

die Wiedererlaubnis des Güllefahrens auf gefrorenen Böden mit Auftauprognose

die Abschaffung des Dauergrünland-Erhaltungsgesetzes aufgrund von Doppelregelungen

das Ermöglichen von Landtausch auf Moorstandorten

die Begrenzung der Gänsepopulation auf ein erträgliches Niveau

„PV gehört auf Dächer“

Werner Schwarz

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) stellte die Bedeutung der Bauern für die Versorgungssicherheit heraus, was auch sicherheitspolitisch relevant sei. Landwirtinnen und Landwirte benötigten jedoch Perspektiven. Das betreffe derzeit vor allem den Umbau der Tierhaltung, aber auch die künftige Gestaltung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP). Das GAP-Budget dürfe nicht zur Verfügungsmasse anderer Politiken werden. Der aktuelle Vorschlag der EU-Kommission bedeute hingegen faktisch eine Schwächung der Regionen. „Das ist nicht akzeptabel“, kritisierte Schwarz. Ländliche Räume dürften nicht abgehängt werden, weder politisch noch finanziell. Er betonte: „Die Stabilität der Ernährungs- und Agrarwirtschaft muss ein strategisches Ziel der EU bleiben.“

Hinsichtlich steigender Flächenknappheit forderte Schwarz Prioritätensetzung. Photovoltaikanlagen gehörten für ihn auf Dächer, Kohäsionsflächen oder bauliche Anlagen. Auch der Bürokratieabbau bleibe ein großes Thema. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat eine eigene Stabsstelle für Bürokratieabbau eingerichtet. „Das ist positiv, denn viele Probleme liegen in Berlin oder Brüssel“, erläuterte Schwarz. Die Landesregierung selbst habe einen Großteil der im vergangenen Jahr angekündigten Maßnahmen umgesetzt. Das Datenportal sei in Arbeit. Schwarz kündigte an, weiter zu prüfen, was auf Landesebene an Vereinfachungen möglich sei.

Er warb für die Teilnahme am Zukunftspreis Landwirtschaft seines Ministeriums, der mit 10.000 € dotiert ist. Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober. Zudem machte der Minister bekannt, dass Schleswig-Holstein im kommenden Jahr bei der 100. Grünen Woche wieder mit einer Fläche auf der Hauptstadtmesse vertreten sein wird.

Moral erstickt Diskussionen

Ludwig Hirschberg

Für BVSH-Vizepräsident Ludwig Hirschberg werden Maßnahmen, die die Landwirtschaft betreffen, zu oft mit Ordnungsrecht umgesetzt. Mitarbeiter von Umweltbehörden verstünden sich teilweise als Vertreter des Verwaltungsbereichs, so sein Eindruck. Fachthemen zu moralisieren sei jedoch populistisch. „Wir wollen miteinander reden und Lösungen finden“, so Hirschberg. Dafür seien Kompromisse erforderlich – von allen Seiten. 

Traditionell sorgte der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Alt Duvenstedt für musikalische Begleitung. Fotos: Ulrike Baer

Wow-Faktor Humusgehalt

Prof. Birgit Kleinschmit

Prof. Birgit Kleinschmit ist seit Februar Präsidentin des Thünen-Instituts. Als Hauptrednerin des Landesbauerntages sprach sie von der Bedeutung gesunder Böden für die Ernähungssicherheit und ihrer wichtigen Funktion als Kohlenstoffsenke. „Der Boden gewinnt angesichts des Klimawandels als Kohlenstoffspeicher eine immer größere Bedeutung“, betonte die Wissenschaftlerin. Gesunde Böden trügen aktiv zum Klimaschutz bei.

Andersherum wirke der Klimawandel auch auf die Böden. Kleinschmit zeigte die Ertragsentwicklung der vergangenen Jahre. Nach langen Zuwächsen sei auch in Schleswig-Holstein für Winterweizen und Winterraps eine Ertragsstagnation oder sogar eine Abnahme der Erträge zu verzeichnen. Die Ursachen dafür seien multifaktoriell. Eine Übernutzung oder Degradation der Böden sei in Deutschland aber eigentlich kein Thema, stellte sie klar.

Mit Blick auf die vom Bauernverband kritisierte EU-Bodenüberwachungsrichtlinie warb sie um Verständnis. Die Richtlinie lege einen Rahmen fest, der helfe, Böden systematisch zu analysieren. Es gehe nicht darum, einzelne landwirtschaftliche Betriebe zu überwachen, und es solle keine zusätzliche Bürokratie entstehen. Sie erklärte: „Die Informationen helfen uns, die richtigen Maßnahmen an den richtigen Stellen zu erreichen.“

Ein besonderes Interesse hat Kleinschmit am Humusgehalt. Sie unterstrich: „Das ist mein Wow-Faktor.“ Humusgehalte ergäben sich vor allem aus den natürlichen Voraussetzungen wie Bodenart, Bodentyp und Geologie. Kleinschmit erläuterte, dass Moore etwa zehnmal so viel Kohlenstoff enthielten wie Ackerböden. „Humus ist ein echtes Multitalent und wichtig für Fruchtbarkeit, Wasserhaltefähigkeit sowie Nährstoffverfügbarkeit.“ Ein Mehr an Humus schütze außerdem das Klima. Maßnahmen zum Humusaufbau seien daher mehr denn je gefragt. Dazu zählten beispielsweise durchgehende Vegetationsdecken oder im Ackerbau Zwischenfrüchte und vielfältige Fruchtfolgen.

Kleinschmit stellte in Rendsburg auch ihre Position zur Moorbewirtschaftung dar. Immerhin seien rund 10 % der Landesfläche in Schleswig-Holstein moorige oder anmoorige Böden. „Um Sackung zu verringen und Klimagasemissionen zu reduzieren, muss die Produktion extensiviert werden“, so die Thünen-Präsidentin. Wiedervernässung sei eine effiziente Maßnahme zum Klimaschutz. Das sei jedoch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sodass Landwirte einen Ausgleich für Nutzungsaufgaben und Produktivitätseinbußen benötigten. Ihr Fazit: „Wir können mit gesunden Böden die Ernährung sichern und das Klima schützen.“ 

„Kaufen Sie Ihrer Frau eine Immobilie“

Claudia Jürgensen

Claudia Jürgensen, Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, hob das breite Engagement der LandFrauen für den gesamten ländlichen Raum hervor. Sie lobte das Unternehmerinnennetzwerk des Bauernverbandes, das für Frauen eine tolle Einrichtung sei, um Unterstützung für die Verwirklichung eigener Ideen auf den Betrieben zu erhalten.

Jürgensen berichtete, dass die UN-Generalversammlung das Jahr 2026 zum Internationalen Jahr der Landwirtinnen ausgerufen hat. „Wir als Verband wollen vor diesem Hintergrund ein LandFrauenforum organisieren“, kündigte sie an. Im kommenden Jahr starte der LandFrauenverband außerdem ein Projekt zur Qualifizierung von Demokratielotsinnen.

Die LandFrauenpräsidentin forderte mehr Wertschätzung für die Leistung der Frauen. Sie erklärte: „Würde man die Care-Arbeit der Frauen entlohnen, käme man auf einen Wert von mehr als einer Billion Euro.“ Das passiere jedoch nicht, was problematisch für die Altersvorsorge vieler Frauen sei. In guten Wirtschaftsjahren müsse man hier gegensteuern. Jürgensens Vorschlag: „Kaufen Sie Ihrer Frau eine Immobilie, damit sie für ihr Alter abgesichert ist.“ Es lebe sich viel entspannter, wenn für alle gesorgt sei. 

Megathema Tierhaltung

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„Transparenz und Dialog – Öffentlichkeitsarbeit im Schweine­bereich“ lautete der Titel des öffentlichen Schweineforums im Rahmen der Norla. Zwei Influencerinnen berichteten, wie das im Zeitalter Sozialer Medien ­aussehen kann.

Als Megathema in den Sozialen Medien bezeichnete Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht die heimische Landwirtschaft. Seit 2012 sei der Verband online aktiv, um über die Arbeits- und Lebensweise der Betriebe mit der Gesellschaft ins Gespräch zu kommen.

Bauen ohne Wände

Für die Arbeitsgemeinschaft Schweinehaltung begrüßte Gunnar Schuldt die Gäste. Lange seien Ställe, wenn auch aus gutem Grund, geschlossen gehalten worden, berichtete er. Inzwischen fingen Betriebe im Rahmen der höheren Haltungsform an, „ohne Wände zu bauen“. Um Vorurteile zu beseitigen, müsse man sich allerdings auch mit der betrieblichen Öffentlichkeitsarbeit befassen: „Was wir machen, hat gute Gründe“, machte Schuldt Mut.

Innovationen in der Schweinehaltung bieten viel Potenzial für die Darstellung auf Social Media, meint Gunnar Schuldt. Fotos: sh

Jenna Chorus von der Marketingagentur agro-kontakt erklärte „Trends und Tools“. Die Nutzung der Sozialen Medien stärke nicht nur das Unternehmensimage, sondern diene auch der Verbraucherbindung und einer immer schwierigeren Mitarbeitergewinnung. Es gehe auch darum, Einfluss auf gesellschaftliche und politische Diskussionen im Sinne der Landwirtschaft zu nehmen. „Ein Kritiker weniger ist ein Verbraucher mehr“, formulierte Chorus.

Bereits 100 erreichte Menschen aus der Region bedeuteten einen echten Mehrwert. Der Medienkonsum betrage aktuell 390 min am Tag, 81 % der Bürger nutzten Social Media.

Nicht persönlich nehmen

Als Trend gilt nach Aussage der Expertin das Storytelling: „Menschen lieben authentische Einblicke in Hofgeschehen.“ Wichtig seien Transparenz und Wissensvermittlung: „Verbraucher wollen wissen, wie Landwirte produzieren.“ Kurzvideos und Reels erhöhen die Reichweite ebenso wie das Interagieren mit Followern durch Abstimmungen, Umfragen, Frage-und-Antwort-Systeme.

Als nützliche Instrumente nannte Chorus das Designprogramm Canva und das Videoverarbeitungsprogramm Cap-Cut. Im Umgang mit Kritikern empfiehlt sie: Ruhe bewahren, sachlich bleiben und nicht alles persönlich nehmen. Hasskommentare sollte man ignorieren oder löschen. Chorus erinnerte an die fachliche Kompetenz der Betriebe: „Sie sind der Profi in Ihrem Gebiet.“ Es gehe darum, mit ehrlicher Öffentlichkeitsarbeit die deutsche Schweinehaltung zu stärken.

Pauline Krämer ist Landwirtin mit 300 Sauen und 1.500 Ferkelaufzuchtplätzen aus Herford. Über Instagram teilt sie als pauline_kra ihren Beruf mit über 10.000 Followern. Die Sauen werden nicht kupiert, daran arbeitet sie auch bei den Masttieren. Sie fährt einen Dreiwochen-Rhythmus mit Wurfausgleich ohne Fixierung der Sau beim Abferkeln. Die Kastration erfolgt mit Isofluran, aufs Zähneschleifen verzichtet Krämer. Mit 28 kg kommen die Läufer mit eigenem Transporter zu drei Vertragsmästern. Krämer gibt Einblicke in Stall und Acker, dazu ins Landleben bis zum Stück Kuchen bei Oma auf dem Kaffeetisch. Die Rückmeldungen seien bisher fast nur positiv, Krämer gibt zu, dass sie sich noch sehr in der „Agrar-Blase“ befinde. Sie baue sich ein Netzwerk auf, der Austausch unter Berufskollegen sei wertvoll.

Selbstbewusstsein wächst

Sie sei auch selbstbewusster geworden, meint die Sauenhalterin. Wichtig für den Erfolg im Netz seien qualitativ ansprechende Beiträge, eine dosierte Häufigkeit der Posts. „Sich Zeit nehmen und authentisch bleiben“ sind weitere Tipps der Landwirtin aus Herford. Inzwischen erhalte sie Kooperationsanfragen von Unternehmen, die sie nur annehme, wenn sie „zum Hof oder zu mir passen“. Glaubwürdigkeit ist die Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu bleiben.

Klaus-Peter Lucht: Mit rechtlicher und kommunikativer Hilfe des Bauernverbandes lässt sich ein Shitstorm im Internet überstehen.

Die negativen Kommentare eines Gnadenhofs habe sie nicht gelöscht, sondern stattdessen den Kontakt gesucht und die Frage gestellt, wie man sich eine Landwirtschaft ohne Tierhaltung vorstelle. Nicht untypisch ist die Reaktion. „Es gibt bis heute keine Antwort“, berichtete die Influencerin.

Klaus-Peter Lucht berichtete darüber, wie der Bauernverband seine Mitglieder im Falle einer Eskalation im Netz und mit rechtlichem Rat begleite. „Es soll niemand Angst haben, sich öffentlich zu äußern“, ist sein Wunsch. Auch die Vertrauensperson Tierschutz in der Landwirtschaft, Dr. Uwe Scheper, könne helfen. 

Weniger Erneuerbare eingespeist

Im ersten Halbjahr 2025 wurde 5,9 % weniger Strom aus Erneuerbaren Energiequellen erzeugt als im Vergleichzeitraum 2024. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis), die am Montag vorgelegt wurden. Insgesamt wurden in Deutschland von Januar bis Juni 221 Mrd. kWh Strom produziert und in das Netz eingespeist und damit 0,3 % mehr als im ersten Halbjahr 2024.

Da es in Deutschland laut Destatis ungewöhnlich wenig windete, sank die Erzeugung von Strom aus Windkraft um 18,1 % auf 60,2 Mrd. kWh. Um 1,8 % nahm auch die Stromproduktion aus Biogas ab. Während in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres noch 14,2 Mrd. kWh Strom aus Biogas eingespeist wurden, waren es im ersten Halbjahr 2025 nur noch 13,9 Mrd. kWh. Dagegen nahm die Stromproduktion aus Photovoltaik deutlich zu: Insgesamt wurden 39,3 Mrd. kWh Solarenergie eingespeist, was einem Zuwachs um 27,9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Laut Destatis erklärt sich der Anstieg der Solarstromeinspeisung durch den Zubau neuer Anlagen sowie die ungewöhnlich vielen Sonnenstunden.

Unterm Strich sank der Anteil an Erneuerbaren Energiequellen am Strommix auf 57,8 % des inländischen produzierten Stroms. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 61,6 %. Entsprechend stieg die Erzeugung aus konventionellen Energieträgern um 10,1 % auf 93,2 Mrd. kWh an.

Insgesamt leicht gesunken ist der Importüberschuss. Laut Destatis stiegen im ersten Halbjahr 2025 die Stromimporte nach Deutschland um 0,8 % auf 37,8 Mrd. kWh, die Exporte umgekehrt um 6,5 % auf 29,5 Mrd. kWh. Der Importüberschuss schrumpfte dadurch von 9,8 auf 8,3 Mrd. kWh. Insgesamt verringerte sich die verfügbare Strommenge in Deutschland leicht um 0,4 % auf 229,2 Mrd. kWh.

Hier kann man Watt erleben

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Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag. Nationalparkwattführer Johann Peter Franzen ist ein Mann der ersten Stunde. Seit Jahrzehnten ist er an der Dithmarscher Nordseeküste mit Einheimischen, Gästen und Urlaubern unterwegs, um sie an die einzigartige Natur heranzuführen und wertvolles Wissen zu vermitteln.

„Hat es euch gefallen?“, fragt Johann Peter Franzen am Ende seiner Tour, und die Kinder rufen fröhlich: „Ja!“ Die Erwachsenen klatschen. „Nun sind wir vollgepumpt mit vielen Informationen. Wie schön!“, bemerkt Sabrina Dunkel aus Bad Segeberg. Mit ihren kleinen Töchtern Pauline und Gwendolin hat sie an diesem Sonntagmorgen an der öffentlichen Wattführung in Westerdeichstrich bei Büsum teilgenommen. „Jetzt weiß ich, warum man besser nicht allein ins Watt geht. Das kann gefährlich sein“, gibt sie zu bedenken.

Schnell kann das Wasser in einem Priel aufsteigen. Man sollte ihn deshalb sicherheitshalber nur mit einem Wattführer durchlaufen. Foto: Silke Bromm-Krieger

Ein Naturphänomen hat die 45-köpfige Gruppe nämlich gerade hautnah erleben können: die Springflut. Zweimal im Monat bei Neumond und Vollmond tritt sie auf, wenn Sonne, Mond und Erde auf einer Linie stehen und sich so ihre Anziehungskräfte addieren. Für Wattwanderer ist diese Konstellation tückisch. Die Priele, die die weiten Wattflächen durchziehen, laufen dann schneller und unvorhergesehener voll als sonst. Eben noch waren die Teilnehmenden auf dem Rückweg durch einen knöchelhoch mit Wasser gefüllten Priel gelaufen. Während sie barfuß wieder sicher den Deich erreichen und ihre Schuhe anziehen, fließt unaufhörlich Wasser nach. Bereits nach wenigen Minuten ist das Watt komplett überspült, der Wasserstand bedeutend höher.

Besonders freut er sich, dass er heute die Kinder glücklich machen konnte. Sie durften beispielsweise einen Wattwurm in den Händen halten und lernen, dass er Sand frisst und dabei die charakteristischen „Spaghettihaufen“ auf dem Boden hinterlässt. Sie wissen jetzt auch, was passiert, wenn ein hungriger Vogelschnabel sein Schwanzende erwischt. Der Wattwurm kann ihn 28-mal abstoßen und dadurch sein Leben retten. Spannend!

Auch Johann Peter Franzen schlüpft in seine Sandalen, genießt die frische Nordseeluft und lässt noch einmal den Blick über das faszinierende Wattenmeer streifen. „Jede meiner Führungen ist anders, die Natur ist anders, das Wetter ist anders, die Menschen sind anders. Das macht meine Arbeit so interessant“, resümiert er zufrieden.

Einmal um die ganze Welt

Urgestein Johann Peter Franzen fühlt sich eng mit seiner Heimat verbunden.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Seit knapp vier Jahrzehnten ist der 71-Jährige als Wattführer unterwegs. Wenn er alle Kilometer seiner Wanderungen zusammenzählt, ist er im Nationalpark schon einmal um die ganze Welt gelaufen, über 40.000 km. Mit rund 3.000 Interessierten pro Jahr geht er ins Watt. Doch sein Engagement reicht weit darüber hinaus. Er brachte die Ausbildung und Zertifizierung für Wattführer mit auf den Weg, war vor 27 Jahren Gründungsmitglied der Wattführergemeinschaft Dithmarscher Nordseeküste und ist ebenfalls beim schleswig-holsteinischen Fachverband „De Wattenlöpers“ aktiv.

1954 auf einem Bauernhof in Katingsiel auf Eiderstedt geboren, kam er 1979 nach Dithmarschen und fühlt sich seitdem in der Region fest verwurzelt. „Das hier ist meine Nordsee, meine Heimat. Wenn du dieses Virus einmal eingeatmet hast, lässt es dich nie wieder los“, meint er schmunzelnd. Deshalb sei es ihm ein Bedürfnis, seine Liebe zum Wattenmeer mit anderen Menschen zu teilen, ihnen einen der bedeutendsten und artenreichsten Lebensräume der Welt näherzubringen. „Bei unseren Führungen bieten meine Kollegen und ich Gelegenheit, die Geheimnisse des Watts zu entdecken, die Tier- und Pflanzenwelt kennenzulernen und die Bedeutung dieses Lebensraums für das globale Ökosystem zu verstehen“, bringt er es auf den Punkt.

Highlight jeder Führung ist das Betrachten eines Wattwurms, spannende Infos inklusive.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Gern schaut Franzen auf die Anfänge des Nationalparks zurück, auch wenn er einräumt, dass diese durchaus von Skepsis und Ablehnung der Anwohnenden begleitet gewesen seien. Wegen der vielfältigen Bedrohungen des Wattenmeers war die Ausweisung eines Schutzgebietes dringend erforderlich geworden. So verringerten Eindeichungen seine Fläche, Verschmutzungen durch Schad- und Nährstoffe nahmen zu. „Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde 1985 als dritter Nationalpark in Deutschland errichtet. Er ist der flächengrößte zwischen dem Nordkap und Sizilien. Im Norden grenzt er an Dänemark und reicht im Süden bis zur Mündung der Elbe. Er schützt auf einer Fläche von 4.380 Quadratkilometern Watt- und Meeresflächen, Strände und Salzwiesen, die sich weitestgehend ohne menschlichen Eingriff entwickeln sollen“, informiert er. Das Gebiet beherberge etwa 3.200 Tierarten. Zusätzlich lebten hier über 60 Fischarten und die Meeressäuger Seehund, Kegelrobbe und Schweinswal. Im Nationalpark rasteten zudem jährlich zehn bis zwölf Millionen Vögel. Um die 100.000 Brutpaare zögen jedes Jahr ihren Nachwuchs groß. „Damit ist das Wattenmeer das vogelreichste Gebiet in Mitteleuropa und Hotspot auf dem ostatlantischen Zugweg der Küstenvögel. Wegen dieser Einzigartigkeit und der großen ökologischen Bedeutung wurde es 2009 als Unesco-Weltnaturerbe ausgezeichnet“, so Franzen.

Gwendolin, Sabrina und Paulina Dunkel (v. li.) hatten viel Spaß bei der Wattführung.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Er hat beobachtet, dass in den vergangenen Jahrzehnten das Umweltbewusstsein der Menschen und das Wissen um die Wichtigkeit des Erhalts des Wattenmeers stetig gewachsen seien. Froh ist er, dass dafür mittlerweile Akteure aus Politik, Verwaltung, Naturschutzorganisationen, Tourismus und Fachverbänden im ständigen Austausch sind und gemeinsam etwas tun. „Wir haben insgesamt eine hohe Akzeptanz des Nationalparks erreicht, weil wir die Menschen in den Regionen mitgenommen und einbezogen haben. Die Hoheit liegt bei den Gemeinden“, stellt er heraus.

Nachhaltiger Tourismus

Was er „seinem“ Nationalpark zum Geburtstag wünscht? Da muss er nicht lange überlegen. „Dass wir den jetzigen Status erhalten, dass es uns gelingt, die Qualifikation der Wattführer im gewohnten Umfang fortzuführen, und dass das Wissen über die wechselvolle Entstehungsgeschichte des Nationalparks lebendig bleibt.“ Ein Streiflicht wirft er außerdem auf den Tourismus, den er für wichtig und förderungswürdig hält. Jährlich besuchen zwei Millionen Urlaubsgäste die schleswig-holsteinische Westküste, die zur Metropolregion Hamburg gehört. Hinzu kommen 13 Millionen Tagesausflügler. „Nachhaltig ausgerichtet, stärkt der Tourismus als Wirtschaftsfaktor und Wirtschaftskraft ganz Norddeutschland und trägt zum Erhalt der Natur bei“, ist er überzeugt.

Zum Abschluss erzählt er von den Wattführungen, die er und seine Kollegen in nächster Zeit noch vorhaben. „Kiekt geern mal bi uns vörbi“, lädt er die Bauernblatt-Leser ein. Auf Wunsch bietet Johann Peter Franzen seine Exkursionen „op Platt“ an. Weitere Infos und Termine gibt es unter watterleben.de oder zum-wattführer.de

Info

Unter dem Motto „Jung, wild, dynamisch“ – 40 Jahre Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“ gibt es noch bis Dezember ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, das die Naturschutzverbände, die Nationalpark-Watt- und Gästeführer, die Nationalpark-Partner und die Nationalparkverwaltung auf die Beine gestellt haben. Alle Termine und Angebote unter nationalpark-wattenmeer.de/sh/40jahre

Bei einem Deichspaziergang können Besucher runterkommen, durchatmen und die Landschaft genießen.
Foto: Silke Bromm-Krieger
Mit Passion und Erfahrung führt Johann Peter Franzen seine Gäste durchs Watt.
Foto: Silke Bromm-Krieger
Warnschild in Westerdeichstrich an der Badestelle Stinteck
Foto: Silke Bromm-Krieger
Ganzjährig werden im Nationalpark Wattführungen und Exkursionen angeboten.
Foto: Silke Bromm-Krieger
Die im Watt zahlreich zu findende Strandkrabbe ist eine wichtige Beute für Vögel und Fische.
Foto: Wattführergemeinschaft Dithmarscher Nordseeküste


Heidegarten abwechslungsreich planen

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Ob flächiger Heidegarten, kleines Heidegärtchen oder attraktiv bepflanzter Kübel – für die Heidelandschaft im Kleinformat findet sich immer noch ein Platz. Heidekrautgewächse erobern mit leuchtenden Blüten, Robustheit und geringem Pflegebedarf das Herz so manchen Gärtners. Kombiniert mit Ziergräsern, Wacholder, Kiefer und passenden Begleitpflanzen entstehen vielfältige Gartenbereiche, die dem Auge zu jeder Jahreszeit etwas bieten.

Wichtigster Bestandteil des Heidegartens ist außer der winterblühenden Schneeheide die sommerblühende Besenheide. Doch neben diesen Klassikern bietet der Handel einige weitere, sehr attraktive Heidearten an. Für einen möglichst langen Blühzeitraum lassen sich die verschiedenen Arten prima miteinander kombinieren. Von Januar bis in den Frühling hinein blühen Schneeheide (Erica carnea) und Englische Heide (Erica x darleyensis). Anschließend öffnen sich vom Sommer bis zum Herbst die Blüten von Grauheide (Erica cinera), Cornwall-Heide (Erica vagans), Glockenheide (Erica tetralix), Irischer Heide (Daboecia cantabrica) und Besenheide (Calluna vulgaris). Diese zeichnet sich zudem durch eine attraktive Laubfärbung aus.

Schneeheide und Buschwindröschen blühen um die Wette. Foto: Karin Stern
Glockenheide ,Alba Mollis‘ präsentiert reinweiße Blüten. Foto: Karin Stern
Die Irische Heide punktet mit langer Blütezeit und auffälligen Blütenglocken. Foto: Karin Stern
Reinweiße Blüte der Besenheide. Foto: Karin Stern


Bei der Kombination der verschiedenen Blütenfarben und Blühtermine darf nach Herzenslust gepuzzelt werden. Optisch reizvolle, flächige Pflanzungen zeigen verschiedene Arten und Sorten mit ihren unterschiedlichen Blütenfarben (Rosa, Weiß, Rot, Purpur, Violett) und dem teils hellgrünen, bronzefarbenen, silbrigen oder goldgelben Laub. Insbesondere die buntlaubigen Sorten sind auf sonnige Plätze angewiesen, um ihre volle Farbenpracht zu entfalten. Ab März, spätestens jedoch im April, sollte der Heidegarten zwei Drittel des Tages in der Sonne liegen. Im Halbschatten fällt die Blüte nur spärlich aus. Die Kombination aus verschiedenen Heidearten und ihren Sorten wird durch die Ergänzung mit Kleingehölzen, Gräsern und standortangepassten Stauden perfektioniert. Die Auswahl der Begleiter hängt von der Größe des Heidegartens ab. Einige Vorschläge finden sich in der untenstehenden Tabelle. Als Faustregel gilt: Je kleiner die Fläche, desto geringer der Anteil an Gehölzen und Stauden. Auf größeren Flächen sorgen integrierte Findlinge, Baumwurzeln oder Stammabschnitte zusätzlich für Struktur. Tipp: Schon 10 m2 genügen für mehrere Heidesorten, zwei kleine Koniferen und noch ein paar Zwerg-Rhododendren. Auch im Kübel macht sich Heide gut. An geschützten Standorten gedeihen empfindlichere Arten wie die Irische Heide, Grauheide oder Cornwall-Heide. In größeren Kübeln ergänzen eine Zwergkonifere oder ein Ziergras wie Blauschwingel ‚Eisvogel‘ (Festuca ovina) das Arrangement.

Unterschiedliche Blütenfarben und Blühzeiten sorgen für Abwechslung. Foto: Karin Stern
Jetzt im Herbst finden sich im Gartenmarkt viele passende Pflanzpartner für die Kübelgestaltung. Foto: Karin Stern

Heidegewächse benötigen einen sauren, leichten, durchlässigen und humosen Boden in sonniger Lage. Im Idealfall liegt der pH-Wert zwischen 4 und 5. Eine Bodenprobe gibt darüber Aufschluss. Liegen diese Verhältnisse nicht vor, müssen sie je nach Bodenart über die Zufuhr von organischem Material bis hin zum kompletten Austausch des vorhandenen Bodens geschaffen werden. Für Kübelpflanzen empfiehlt sich spezielles Substrat für Heidepflanzen oder Rhododendren. Mit Torfersatzstoffen wie Holzfasern oder Rindenkompost lässt sich der pH-Wert des Bodens absenken. Bei lehmhaltigen Böden ist zusätzlich Sand einzuarbeiten, da Heidegewächse keine Staunässe vertragen. Wer bereits über einen sandigen oder torfigen Boden im Garten verfügt, kann von Mitte September bis Ende Oktober sofort ans Pflanzen gehen. Der zweite Pflanztermin liegt von Ende April bis Anfang Mai. Tipp: Heidepflanzen immer etwas tiefer in die Erde setzen, als sie vorher gestanden haben. So finden sie schnell Halt und bilden dicht unter der Erdoberfläche neue Wurzeln.

Der Pflanzabstand ist von der Wuchsform und -stärke der Setzlinge abhängig, aber natürlich auch von Art und Sorte. Man rechnet bei stark wachsenden Pflanzen etwa sechs bis acht Exemplare pro Quadratmeter. Von schwach wachsenden Arten wird die doppelte Menge gepflanzt. Auch der Boden spielt eine Rolle. Auf magerem, nährstoffarmem Boden pflanzt man etwas dichter als auf nährstoffreichen Böden. Wenn der Standort stimmt, erweist sich der Heidegarten als recht pflegeleicht. Dennoch sollten die Pflanzen einmal jährlich geschnitten werden, um einen kompakten Wuchs und reiche Knospenbildung zu erzielen. Sommerblühende Heide schneidet man nach dem Winter zwischen Mitte März und April. Winter- und frühjahrsblühende Heide sollte direkt nach der Blüte zurückgeschnitten werden. Die Faustregel für den Schnitt: Je starkwüchsiger die Pflanze, desto mehr darf zurückgeschnitten werden.

Regelmäßiger Rückschnitt hält Heide kompakt und blühfreudig. Foto: Karin Stern

Bundeschampionate: Vier Sieger aus Schleswig-Holstein

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Für die Bundeschampionate in Warendorf qualifizieren sich nur die besten Pferde und Ponys in den Disziplinen Springen, Dressur, Reitpferde und Vielseitigkeitsprüfungen. Die Veranstaltung gilt als Wegweiser in den Spitzensport und ist ein wichtiger Treffpunkt für Züchter, Reiter und Pferdesportenthusiasten aus der ganzen Welt.

Auf dieses Turnier fiebern auch Reiter, Züchter und Pferdebesitzer aus Schleswig-Holstein hin. Von Dienstag bis Sonntag zogen sich die Prüfungen um Medaillen und Titel. Am Freitag gab es den ersten großen Sieger: Im Großen Preis vom Warendorf, dem Finale der achtjährigen Springpferde, kamen neun Paare ins Stechen. Mit dabei war auch der Holsteiner Hengst Keaton HV. Reiter Arne van Heel beschreibt den Hengst als „sensibel und vermögend“. Der achtjährige Braune aus dem Besitz des Holsteiner Verbands war das schnellste fehlerfreie Pferd und sicherte sich in einer Zeit von 39,44 s den Sieg.

„Keaton reite ich seit drei Monaten. Er war vorher im Beritt von Rolf-Göran Bengtsson, der ihn sehr, sehr gut ausgebildet hat. Ich darf ihn weiter reiten und das macht mit einem Pferd, das so viel Einstellung und Vermögen hat, besonders viel Spaß. Keaton ist sehr sensibel, er hat viel Charakter, er ist ein echter Holsteiner mit viel Vermögen“, beschrieb der Sieger den Kannan-Sohn aus einer Contendro-Mutter, gezüchtet von Rudolf Schmitt.

Sieger aus dem Norden

Der Holsteiner Hengst Mini Million aus der Zucht von Jörg Kröger aus Quickborn, Kreis Pinneberg, siegte bei den siebenjährigen Springpferden. Foto: Christian Beeck

Bei den siebenjährigen Springpferden verpasste der Holsteiner Schimmelhengst Dior von Diamant de Semilly-Corrado I knapp eine Medaille. In dem Springen der Klasse S** mit Stechen zeigte er unter seinem Reiter Laurens Houbens zwei fehlerfreie Runden. Der Hengst aus der Zucht von Friedrich Meyer aus Nottfeld, Kreis Schleswig-Flensburg, Vater von Janne Friederike Meyer-Zimmermann, war aber 0,5 s langsamer als der Drittplatzierte. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen wurde Dior mit der Auszeichnung „Youngster of the Year“ versehen. Insgesamt war diese Prüfung ein Erfolg für den Norden, denn Holstein stellte im Finale zehn Starter. Bei 35 qualifizierten Pferden war dies das größte Kontingent.

Auch bei den sechsjährigen Springpferden waren einige Holsteiner am Start. In den Qualifikationen machte vor allem Master of Paradise von Manchester van‘t Paradijs-Catoki von sich reden. Es gab zwei zweite Plätze für den Hengst aus der Zucht von Alina Hinzmann aus Ahrensburg, Kreis Stormarn. Im Finale hatte das Paar leider einen Hindernisfehler und kam auf Platz 15.

Besser lief es hier für den Holsteiner Hengst Mini Million aus der Zucht von Jörg Kröger aus Quickborn, Kreis Pinneberg. Der Sohn des Million Dollar aus einer Baloubet du Rouet-Mutter wurde von Pia-Luise Baur zum Sieg pilotiert. Der Reiterin kamen Freudentränen, als klar war, dass sie mit ihrer einwandfreien Runde im Stechen den Titel geholt hatte. „Er ist ein absoluter Schatz, total ausgeglichen, und gibt im Parcours immer alles“, beschrieb sie den Hengst und fügte hinzu: „Ich habe niemals damit gerechnet, bin überglücklich und sprachlos.“ Sie war als erste Starterin ins Stechen gegangen, doch niemand konnte ihr Ergebnis fehlerfrei unterbieten.

Das Gestüt Gut Schönweide in Grebin, Kreis Plön, stellte mit dem Hannoveraner Fuchshengst Sky den Sieger der siebenjährigen Dressurpferde. Foto: Stefan Lafrentz

Beeindruckte Richter

Im Finale der siebenjährigen Dressurpferde, einer Dressurpferdeprüfung der Klasse S, kam ein etwas anderes Richtverfahren zum Einsatz als in den übrigen Dressurfinals. Hier wurde eine Note für die Qualität der Grundgangarten, der Rittigkeit und des Gesamteindrucks vergeben und mit einer Note für die technische Ausführung addiert. Der Durchschnitt ergab die Endnote.

Drei Paare knackten die Marke von 80 %. Darunter war auch der neue Bundeschampion der siebenjährigen Dressurpferde, der bunte Hannoveraner Fuchshengst Sky. Er stammt aus der Zucht des hessischen Gestüts Neff und steht im Besitz des Gestüts Gut Schönweide in Grebin, Kreis Plön. In Warendorf überzeugte er mit einer technisch sauberen, von Harmonie geprägten Vorstellung.

„Was ist das bitte für ein Trab? Was ist das bitte für ein Galopp?“, zeigten sich die Richter beeindruckt und schwärmten: „So viel Dynamik, so viel Aktivität bei natürlichem Grundtrab und so viel Harmonie. Das ist wirklich ausgezeichnet. Der Galopp zeigte sich wie ein Metronom, aufwärts, gesetzt für die Pirouetten, tolle Serienwechsel. Die Skala der Ausbildung bis in die Versammlung wurde voll ausgeschöpft.“ Auch Skys Reiterin war begeistert: „Ich arbeite seit Februar auf Gut Schönweide und seitdem sind wir ein Team. Es macht mehr als Spaß. Das ist ein ganz besonderes Pferd“, strahlte Ann-Kathrin Lachemann.

Del Drago in Topform

Bei den fünfjährigen Springponys siegte der Holsteiner Ponyhengst Del Drago unter seiner Reiterin und Besitzerin Antonia Ercken. Foto: Christian Beeck

An die Spitze der fünfjährigen Springponys schaffte es der Holsteiner Ponyhengst Del Drago. Er setzte sich im Finale gegen 18 weitere Starter durch. Der Sohn von Dialo aus einer The Braes My Mobility-Mutter stammt aus der Zucht von Angelika Jahr von der Insel Sylt. Nach dem Sieg in der Finalqualifikation bestätigte der Fuchshengst unter seiner Reiterin und Besitzerin Antonia Ercken erneut seine Topform und zeigte eine Runde, die mit viel Lob der Richter belohnt wurde: „Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Pony Übersicht am Sprung hat, wirklich seinen Körper zu benutzen weiß und beweglich aus dem Rücken heraus die Hinterhand öffnet, mit schnellen Reflexen im Vorderbein.“

Antonia Ercken kennt Del Drago bereits seit einigen Jahren. „Ich habe ihn als Zweijährigen gekauft und auch selbst angeritten. Schon als Dreijähriger war er Siegerhengst und hat als Vierjähriger direkt seine erste Springpferdeprüfung gewonnen. Das hat natürlich schon früh hohe Erwartungen geweckt. Er hat viel Kraft am Sprung, ist sehr vorsichtig und hat die Stangen immer im Blick. Das ist ein Pony für den ganz großen Sport“, beschrieb ihn seine Reiterin. „Und auch im Umgang zu Hause ist er super. Ein richtiges Kinderpony.“

Silber und ein Ehrenpreis

Bei den sechsjährigen Springponys reichte es für die Schleswig-Holsteiner nicht für eine Medaille. Aber Nandoo N und Amy Carlotta Reinfandt erhielten den BMLEH-Tierschutzpreis, einen Sonderehrenpreis für besonders pferdegerechtes Reiten des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH).

Eine sehr enge Entscheidung sorgte für Spannung im Finale der vierjährigen Reitponyhengste, in dem viele Neunen und sogar eine Zehn gezogen wurden. Am Ende ging der Sieg nach Westfalen an Assenmachers Nachtschwärmer von FS Next Diamond. Dem Siegerhengst dicht auf den Fersen war Grenzhoehes Negretto von FS Numero Uno-Olivier K, vorgestellt von Linda Boller. Der Hengst stammt aus der Zucht und dem Besitz von Sabine Reimers-Mortensen aus Lutzhorn, Kreis Pinneberg. Im vergangenen Jahr war der dunkelbraune Vizebundeschampion bereits zweiter Reservesieger der Körung.

Er konnte seine Note als Qualifikationssieger halten (8,9) und bekam als Einziger der neun Finalisten die Note 10,0 für die Rittigkeit, außerdem jede Menge Applaus von den Zuschauerrängen. Dazu kam die 9,0 für den Galopp und sein Exterieur. „Ein sehr gut konstruierter Hengst mit ansprechender Oberlinie und guten Reitpferde-Points“, so die Richter.

Im Rahmen der Bundeschampionate fand auch eine Holsteiner Fohlenauktion statt. Preisspitze wurde eine Vollschwester des Olympia-Hengstes Uricas van de Kattevennen, The Kiss Way von Uriko-Cassini I. Sie wurde von Hartwig Schoof aus Hedwigenkoog, Kreis Dithmarschen, gezogen und ausgestellt und in einem Bieterduell für 70.000 € zugeschlagen. Im Schnitt legten die Kunden rund 16.550 € für die Fohlen und einen Straw von Cassini I an. Die Verkaufsquote lag bei 96 %.
fn/pm

The Kiss Way von Uriko-Cassini I erzielte mit 70.000 € den höchsten Preis bei der Holsteiner Fohlenauktion im Rahmen der Bundeschampionate. Foto: Janne Bugtrup

Silomais: Große Unterschiede in der Abreife zwischen den Standorten

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In diesem Jahr zeigt die erste Reifeprüfung vom 3. September große Unterschiede im Abreifezustand von Silomais auf den einzelnen Versuchsstandorten.

Die geprüften Maisbestände präsentieren sich gesund mit sattgrünen Blättern und Stängeln. Erste Prognosen zu Ernteterminen sowie Pflanzen- und Kolbenentwicklung können abgelesen werden. Bei ausreichender Wasserversorgung lassen die grünen Maispflanzen ein weites Erntefenster erwarten, im Moment laufen noch Korn- und Kolbenreife der Restpflanzenabreife voraus.

Sollte die Restpflanze jedoch bei ausbleibenden Niederschlägen äußerst zügig abreifen, kann kein großer Aufschub der Ernte erfolgen. Es gilt, die Maisbestände hinsichtlich der Abreife regelmäßig zu kontrollieren.

Die Tabelle zeigt große Abreifeunterschiede auf den geprüften Versuchsstandorten. So liegt beispielhaft der Versuchsstandort Scholderup (SL) in der Abreife noch sehr weit zurück, eine Unterscheidung der Reifezahlen ist auf dem Lehmboden noch nicht auszumachen. Der auf dem Geestrücken liegende Standort Hemdingen (PI) hingegen zeigt im Vergleich eine bereits weit fortgeschrittene Abreife der sehr groß gewachsenen Maispflanzen, obwohl die benötigte Temperatursumme von 1.500 °C fürs mittelfrühe Sortiment ab Aussaat bis jetzt bei 32 % Trockensub­stanzgehalt bei einer Basistemperatur von 6 °C noch nicht erreicht ist. Eine Wringprobe hat gezeigt, dass am angebrochenen Stängel beim Gegeneinanderdrehen der Bruchkanten noch Pflanzensaft tropfte, die Abreife der Restpflanze liegt um 20 %. Das vorerst anhaltende Sommerwetter bis zur nächsten wöchentlichen Probenahme lässt einen großen Reifefortschritt in der Gesamtpflanze erwarten, wenn Niederschläge bis dahin ausbleiben.

Quelle: LKSH

Bei den jährlich durchgeführten Abreifeuntersuchungen auf zehn Kammer-Versuchsstandorten in Schleswig-Holstein werden Maispflanzen der Reifegruppen früh und mittelfrüh für die Reifeprüfung geschnitten, gehäckselt, bei 105 °C für 40 Stunden im Trockenschrank getrocknet und gewogen. Im Süden werden dieses Jahr die Standorte Barkhorn (RD), Krumstedt (HEI), Hemdingen (PI) und Leezen (SE) beprobt, der Norden des Landes wird über die Standorte Schwesing (NF), Wallsbüll (SL), Schuby (SL), Dannewerk (SL), Holtsee (RD) und Scholderup (SL) abgebildet. Für die Reifeprüfung wurden auf jedem Versuchsstandort die Maissorten ,P 7647‘ (S 200/zirka K 200), ,RGT Exxon‘ (S 220/K 220), ,LG 32257‘ (S 230/K 240) und ,DKC 3418‘ (S 250/zirka K 250) angebaut.

Quelle: LKSH

Die diesjährigen Ausgangswerte der Reifeprüfung vom 3. September liegen nahe den aufgezeigten Vorjahren (Grafiken 1 und 2), wobei der Norden deutlich weiter zurückliegt. Der optimale Erntetermin ist erreicht, wenn der Trockensub­stanzgehalt der Silomaispflanzen 32 % erreicht hat. Bei anhaltender trockener und warmer Witterung schreitet die Abreife von Korn und Restpflanze zügig voran. Auch bei kühleren Witterungsbedingungen erfolgt die Kornabreife, die Restpflanzenabreife hingegen nimmt dann nur langsam zu. Ausgehend von den aktuell gemessenen Werten zur Abreife für Maisbestände mit gut ausgebildeten Kolben und gesunder, grüner Restpflanze lässt der Beginn der Silomaisernte im Süden nicht mehr allzu lange auf sich warten. Bereits deutlich vergilbende Bestände sollten rechtzeitig gehäckselt werden, eine Durchgrünung der Maispflanzen ist nicht mehr zu erwarten, da lokal aufgrund hoher Niederschlagsmengen während der Vegetation zum einen die benötigten Nährstoffe nicht mehr erreicht werden, zum anderen aufgrund von Verdichtungen zu wenig Sauerstoff im Boden vorliegt. Außerdem ist Wassermangel bei Beständen auf grundwasserfernen, leichten Sandstandorten schon jetzt zu erkennen, die Kolbenfüllung wird gestört. Bei äußerst stark von Trockenschäden gezeichneten Silomaisflächen mit massiven Blattverbräunungen der Restpflanzen bis in die oberen Pflanzenbereiche ist ebenfalls eine vorzeitige Ernte zu planen.

Quelle: LKSH

Die hier aufgeführten Ergebnisse der Reifeprüfung Silomais können lediglich der Orientierung dienen. Eine Prognose der Reifeentwicklung für die kommende Woche liefert das Modell Maisprog. Die Aussage dieses Modells verfolgt eine regionale Vorhersage der Maisabreife. Dabei bezieht sich das Prognosemodell auf das Erreichen angestrebter Gesamttrockenmassegehalte. Der in den Grafiken als gelber Punkt eingezeichnete Prognosewert zeigt bis zur nächsten Reifeprüfung einen wöchentlichen Zuwachs an Abreife der Gesamtpflanzen von 2,3 % im Norden und 2,2 % im Süden.