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Produktivität ist mehr als Tonnen und Festmeter

Mut zur Weiterentwicklung der heimischen Forstwirtschaft hat der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Hubertus Paetow, auf den DLG-Waldtagen in Lichtenau/Westfalen gemacht. Die aktuellen Herausforderungen wie die Klimawandelschäden und die gesellschaftlichen Erwartungen an den Wald verlangten neue Antworten, betonte Paetow. Bei der Produktivität gehe es heute nicht mehr nur um Tonnen oder Festmeter, sondern auch zum Beispiel um den Artenschutz und den Wasserrückhalt.

Um diese Ziele zu erreichen, hält Paetow eine neue Debattenkultur für notwendig, die Innovationen nicht reflexhaft ablehnt, sondern offen und faktenbasiert bewertet. Fortschritt dürfe nicht an ideologischen Grenzen scheitern, sondern müsse an Wirkung und Nutzen gemessen werden. Zielkonflikte müssten offen benannt und gemeinsam gelöst werden, so Paetow. In den zurückliegenden Jahren habe auch die Forstbranche enorme technologische Fortschritte gemacht. Heute trügen zum Beispiel sensorgestützte Maschinen dazu bei, Ressourcen gezielter einzusetzen, Risiken frühzeitig zu erkennen und Prozesse effizienter zu gestalten.

In Zukunft würden laut Paetow außerdem neue Bewertungs- und Anreizsysteme gebraucht. Ökologische Leistungen müssten messbar und marktfähig werden. Das könne durch neue Indikatoren, Zertifizierungen oder Anreizsysteme geschehen. Vorbild dafür könne der Emissionshandel sein. Nur so schaffe man die nötige wirtschaftliche Grundlage für eine multifunktionale, nachhaltige Forstwirtschaft. „Wenn wir bereit sind, neue Wege zu gehen, wenn wir Innovationen zulassen und wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, dann können wir die Forstwirtschaft nicht nur krisenfest, sondern auch zukunftsfähig machen“, zeigte sich Paetow überzeugt.

Für Staatssekretär Dr. Martin Berges vom nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministerium entscheidet sich die Zukunft des Waldes heute – durch kluge Strategien, moderne Technologien und gemeinsames Handeln von Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), Prof. Andreas Bitter, unterstrich die Bedeutung unter anderem von digitalen Lösungen und gezielten Kooperationen im Rahmen von forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen. Sie trügen dazu bei, die Wälder erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Erdmandelgras ist auch in Schleswig-Holstein angekommen

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In der Fachpresse wurde in diesem Jahr in einigen Artikeln auf die massive Ausbreitung des Erdmandelgrases in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hingewiesen. Weit weg? Leider nein, auch in Schleswig-Holstein kommt dieses Gras vor.

Damit die Verbreitung nicht unhändelbare Dimensionen annimmt, gilt es, die Augen offen zu halten und rechtzeitig zu handeln.

Das Erdmandelgras (Cyperus esculentus) ist eine invasive C4-Pflanze (wachstumsstark bei Wärme), die aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit, ihres massiven Vermehrungspotenzials und ihrer schwierigen Bekämpfbarkeit in der Lage ist, Flächen in ihrer Nutzung sehr stark einzuschränken. Besonders Sonderkulturen mit geringerem Herbizid-Portfolio, aber auch Ackerbaukulturen, die sehr lange lichtoffene Bestände vorweisen, wie Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben oder Ackerbohnen, sind gefährdet. Allerdings sind auch Flächen mit einem hohen Getreideanteil nicht von dieser Gefahr ausgenommen (Fahrgassen, dünne Bestände).

Clevere Kletterkünstler

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Um in die Höhe wachsen zu können, brauchen Bäume und große Sträucher nicht nur ausladende Wurzeln, die sie fest im Boden verankern, sondern auch ein stabiles, tragfähiges Gerüst: Stämme, Äste und Zweige, die verholzen und so die Grundlage für jährlich neues Triebwachstum bilden. Andere Pflanzen machen es sich im wahrsten Sinn des Wortes leichter. Sie beschweren sich nicht mit dem Aufbau einer gewichtigen Konstruktion, sondern nutzen vorhandene Strukturen – in der Natur meist mehr oder weniger kräftige Gehölze, im Garten auch Rankhilfen jeder Art –, um mit ihren langen, schlanken Triebe nach oben und zum Licht zu klettern.

Zwar werden solche Pflanzen unter dem Begriff „Kletterpflanzen“ zusammengefasst – wenn man genauer hinschaut, sind es aber ganz verschiedene Methoden und Strategien, die diese Pflanzen in die Lage versetzen, auch ohne eigenes tragendes Gerüst emporzuwachsen. Manche winden sich um einen dünnen Stamm oder eine Stange nach oben, andere bilden Ranken, anhand derer sie sich emporziehen. Wieder andere klettern mithilfe von Stacheln oder haben gar Haftwurzeln entwickelt, mit denen sie sich an Stämmen, aber auch (Fels-)Wänden verankern können.

Metamorphosen

Bei den Ranken der Zaunrübe handelt es sich um umgewandelte Blätter. Foto: Anke Brosius

Botanisch gesehen sind die verschiedenen Klettermethoden häufig durch die Umwandlung (Metamorphose) unterschiedlicher Pflanzenorgane zu Kletterhilfen bedingt. Viele Pflanzen klettern mithilfe von Blattranken – gänzlich oder teilweise zu Ranken umgewandelten Blättern. Während bei Gurke, Kürbis und Zaunrübe (Bryonia) ganze Blätter zu Ranken umgewandelt sind, sind es etwa bei Erbsen und Wicken oder auch bei der Glockenrebe (Cobaea scandens) nur einzelne Blättchen der Fiederblätter. Clematis und Kapuzinerkresse klettern anhand gekrümmter Blattstiele (Blattstielranker).

Der Wilde Wein hält sich mit Haftscheiben an Wänden fest. Foto: Anke Brosius

Bei anderen Pflanzen sind nicht die Blätter, sondern die Enden von Seitensprossen zu Ranken umgewandelt, beispielsweise bei der Weinrebe (Vitis) und der Passionsblume. Auch der Wilde Wein (Par­thenocissus) klettert mit Sprossranken. Zur Verankerung nutzt der Wilde Wein – besonders ausgeprägt bei den Kulturformen ‚Engelmannii‘ und ,Veitchii‘ – allerdings keine Umwickelung, sondern Haftscheiben, mit denen er sich an Mauern und Hauswänden festhalten kann.

Efeu klettert mit Hilfe von Haftwurzeln. Foto: Anke Brosius

Auch Wurzeln können zu Kletterorganen umgewandelt werden (Wurzelmetamorphosen). So klettert Efeu mithilfe von Haftwurzeln an Bäumen und Wänden empor und auch die Kletterhortensie verankert sich mit Haftwurzeln. Die Trompetenblume (Campsis radicans) erklimmt Mauern, Drahtgerüste und andere Rankhilfen überwiegend schlingend, bildet daneben aber ebenfalls Haftwurzeln aus. Die Vanille, die als Liane im tropischen Regenwald wächst, sowie einige andere Orchideenarten bilden Wurzelranken, um in luftiger Höhe an anderen Pflanzen Halt zu finden.

Schlingende oder windende Pflanzen ziehen sich nach oben, indem sie ihre Triebe kreisförmig um Stäbe, Stangen oder andere Pflanzen herumwinden. Hier sind die Internodien (Blattzwischenräume) so weit verlängert, dass die Triebe einen weiten Bewegungsspielraum haben. Die meisten Schlingpflanzen – beispielsweise Stangenbohnen, Kiwi, Schokoladenwein (Akebia) und Pfeifenwinde (Aristolochia) – sind linkswindend, sie winden sich immer entgegen dem Uhrzeigersinn. Es gibt aber auch ein paar rechtswindende wie Hopfen und Geißblatt. Die Schlingrichtung kann sich auch innerhalb einer Gattung unterscheiden: Während der Chinesische Blauregen (Wisteria sinensis) zu den Linkswindern gehört, ist der Japanische Blauregen (Wisteria floribunda) rechtswindend. Gar keine bevorzugte Richtung hat der Schlingknöterich (Fallopia aubertii), er gehört zu den „Alleswindern“.

Um den entsprechenden Halt zu finden, führen Schlingpflanzen wie Rankpflanzen kreisende Suchbewegungen aus, bis sie ein passendes, nicht zu glattes Objekt oder eine Pflanze berühren, um die herum sie sich winden oder woran sie sich (bei Ranken) durch Krümmung und Umwickeln festhalten können. Durch Einrollen der Ranke ähnlich wie bei einer Uhrfeder kann sich die Pflanze dann auch an weiter entfernte Rankhilfen heranziehen.

Bei der Gartenwicke sind einzelne Fiederblättchen in Ranken umgewandelt. Foto: Anke Brosius
Kapuzinerkresse krümmt die Blattstiele um die Rankhilfe. Foto: Anke Brosius
Bohnen wachsen immer gegen den Uhrzeigersinn. Foto: Anke Brosius


Schließlich gibt es noch die Spreizklimmer, die mithilfe ihrer Stacheln klettern beziehungsweise sich an der Stütze festhaken. Hierzu gehören neben Brombeeren vor allem Kletterrosen; besonders ausgeprägt ist diese Fähigkeit bei Ramblerrosen. Bei Stacheln handelt es sich (anders als bei Dornen) nicht eigentlich um eine Metamorphose, sondern um Auswüchse der Haut und des Rindengewebes. Zu den Spreizklimmern gehört auch der Jasmin, der allerdings keine Stacheln besitzt, sondern sich mit seinen sparrigen Trieben verhakelt. Das gilt ebenso für den Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) wie für den bei uns nicht winterharten Echten Jasmin (Jasminum officinale).

Kletterrosen benutzen ihre Stacheln zum Klettern. Foto: Anke Brosius
Jasmin verhakelt sich mit seinen Trieben an der Kletterhilfe. Foto: Anke Brosius


Angepasste Kletterhilfen

Manche Schling- und Kletterpflanzen bleiben krautig und beginnen jedes Jahr von Neuem ihren Aufstieg; andere verholzen und können damit noch ganz andere Höhen erreichen, soweit die gewählte Kletterhilfe das hergibt. Für die Gartenpraxis bedeutet dies, dass Klettergerüste, Pergolen oder auch Bäume, die etwa mit Rosen berankt werden, bei verholzenden Pflanzen stark genug sein müssen, um nicht unter der Last zusammenzubrechen. Starkwüchsige, verholzende Kletterer können mit den Jahren ein enormes Eigengewicht entwickeln, das man nicht unterschätzen sollte.

Bei allen Kletterpflanzen muss die Kletterhilfe an die jeweilige Art des Kletterns angepasst sein. Während windende Pflanzen eher dicke Stangen oder vertikal bis schräg gespannte Seile als Halt benötigen, bevorzugen Rankpflanzen gitterförmige Konstruktionen aus waagerechten und senkrechten Drähten, Schnüren oder Stäben. Dabei muss sowohl der Abstand der einzelnen „Maschen“ als auch die Dicke des Materials sich an der Stärke der Triebe und Ranken orientieren. So können Gurken, Kalebassen und Kürbisse von einem zu engen Rankgerüst regelrecht erdrosselt werden, während zartere Pflanzen wie Erbsen und Wicken oder der zierliche Ballonwein (Cardio­spermum) an einem Maschendrahtzaun guten Halt finden.

Pflanzen mit Haftwurzeln wiederum brauchen eine Fläche, auf der sie anhaften können. Das kann eine Schuppenwand, eine Mauer, ein breiter Lattenzaun oder auch ein Gerüst mit ausreichend breiten Pfosten sein. Allgemein sind sehr glatte Oberflächen als Kletterhilfe eher ungeeignet. Insbesondere Schlingpflanzen rutschen von glatten Stangen leicht ab, aber auch Rankpflanzen bevorzugen rauere Oberflächen.

Wo eine Kletterhilfe in die Höhe fehlt, lässt sich die Clematis auch waagerecht leiten. Foto: Anke Brosius

Grundsätzlich streben alle Kletterpflanzen zum Licht hin und somit nach oben. An großen Bäumen oder entsprechend hohen und stabilen Gerüsten an Hauswänden können stark wachsende Pflanzen wie Knöterich oder starkwüchsige Kletterrosen 10 m und mehr in die Höhe klettern. Fehlt eine geeignete Kletterhilfe in die Höhe, sind die Pflanzen notfalls aber auch bereit, ihr Wachstum in die Waagerechte umzuleiten. So lassen sich lange Zäune und Mauern begrünen und Pergolen überdecken.



Auch die Akebie ist linkswindend.Foto: Anke Brosius
Hopfen gehört zu den wenigen Rechtswindern. Foto: Anke Brosius
Das Gurkengerüst darf nicht zu engmaschig sein. Foto: Anke Brosius
Ein mit Drähten verbundener Lattenzaun bietet reichlich Halt für die Prachtwinde. Foto: Anke Brosius


74. Landesturnier in Bad Segeberg

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Darauf haben Reiter, Züchter und pferdebegeisterte Menschen in Schleswig-Holstein und Hamburg gewartet: das 74. Landesturnier in Bad Segeberg. Vier Tage lang wurde auf dem Landesturnierplatz feinster Reitsport geboten – von der leichten bis zur schwersten Klasse, in Parcours, Viereck und Gelände, für Profis und Amateure, für Jung und Alt.

Simon Heineke vom Stall Moorhof in Wedel, Kreis Pinneberg, kam richtig gut ins Turnier. Der Springreiter gewann am Donnerstag drei von fünf Prüfungen, darunter die erste Qualifikation der Großen Tour mit seiner Holsteiner Stute Call me Pretty. „Der Platz ist super in Schuss und es ist immer wieder schön, hier zu reiten“, sagte der 34-Jährige. Zwei Tage später sah es weiter gut für ihn aus: wieder ein Sieg in der Großen Tour mit Call me Pretty, nun mit Rolf-Göran Bengtsson und seinem Caillan auf den Fersen.

Rolf-Göran Bengtsson avancierte mit Caillan zum Landesmeister. Zum ersten Mal hatte er 2007 Gold gewonnen. Foto: RathmannVerlag

Am Sonntag stellte der Umlauf dann viele Reiter vor eine Herausforderung. „Viele erhielten an unterschiedlichen Stellen zwei oder auch gar nur einen Abwurf“, berichtete Matthias Karstens, Geschäftsführer des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein (PSH) und Mitorganisator des Turniers. Er hätte sich in dem Stechen über 1,50 m ein paar mehr Reiter gewünscht, denn es waren am Ende nur Bengtsson und Heineke.

Die allerdings machten es spannend. Der 63-jährige schwedische Olympiareiter Bengtsson aus Basten, Kreis Steinburg, und sein Holsteiner Caillan gingen am Ende als Sieger hervor. „Caillan hat über drei Runden Tolles geleistet. Insgesamt haben wir in Bad Segeberg super Bedingungen und es ist einfach ein sehr schönes Turnier“, befand der neue Landesmeister, der die Goldmedaille schon 2007 mit Quintero gewonnen hatte.

Silber gewann wie 2021 Simon Heineke, der für den Großen Preis seine Cascadello I-Tochter Cascadella gesattelt hatte. Bronze ging an Claas Christoph Gröpper und seinen Oldenburger Carlchen S. „Das war ein tolles Springen. Da muss ich unseren Parcoursbauern Dirk Langhoff, Horst Milahn und Stefan Schäfer ein Kompliment machen“, sagte Karstens.

Die Landesmeisterschaften der Damen im Parcours gewann Miriam Schneider und machte sich damit das schönste Geburtstagsgeschenk. In der finalen Springprüfung der Klasse S* mit Stechen blieb die 45-Jährige mit ihrer Holsteiner Schimmelstute Querida als Einzige fehlerfrei. Teike Friedrichsen und ihre Holsteiner Stute Kasanga VA flogen zu Silber, Laura Jane Hackbarth und ihr Holsteiner Wallach Clash CHB fuhren mit der Bronzemedaille im Gepäck nach Hause.

Perfekter Sieg für Justus Thomsen

Joost Sievers und sein Hannoveraner Condor gewannen den Titel im Springen der Jungen Reiter. Foto: RathmannVerlag

Die Jungen Reiter und U25-Damen starteten ebenfalls schon am Donnerstag ins Turnier. Anfangs waren Mathies Rüder und seine Holsteiner Stute Flora V auf Medaillenkurs, am Sonntag sah dann aber alles ganz anders aus. Joost Sievers vom Reit- und Fahrverein Husberg und Umgebung, Kreis Plön, gewann mit seinem Hannoveraner Condor den Titel. Der 19-Jährige war begeistert. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“, lachte Sievers, der gerade sein Abitur gemacht hat. „Das Landesturnier ist etwas ganz Besonderes für mich.“ Den 16-jährigen Condor reitet der Neffe von Richter, Züchter und Ausbilder Harm Sievers seit drei Jahren.

Zweite wurde Lotta Gellhorn mit dem Holsteiner Campino vor Tjade Carstensen mit dem Holsteiner Cosmo. Letzterer hatte lediglich 0,01 Fehler für Zeitüberschreitung. Ansonsten waren alle Medaillengewinner über das Turnier fehlerfrei geblieben. Rüder, der so gut ins Turnier gestartet war, hatte im Umlauf einen Fehler und qualifizierte sich damit nicht fürs Stechen.

Bei den Junioren siegten June Karlinder und die Oldenburgerin Botakara mit drei fehlerfreien Läufen. Foto: RathmannVerlag

Die Meisterschaftswertung der Junioren wurde in Klasse M** geritten und war zugleich als kleine Tour ausgeschrieben. Hier übernahm Vieca Sofie Bade mit ihrer bewährten Hannoveraner Stute Chades of Grey die Führung. Doch bis zur Siegerehrung passierte auch hier noch viel. Die zweite Wertung gewann June Karlinder vor Bade. In der Meisterschaftswertung sah es genauso aus.

Karlinder blieb mit der Oldenburgerin Botakara als Einzige in allen Umläufen fehlerfrei und holte sich so den Titel. Die Stute, die zuvor von Mario Stevens geritten wurde, ist seit Ende des vergangenen Jahres bei ihr. Die 13-jährige schwarzbraune Balou du Rouet-Tochter sei kein einfaches Pferd, erzählte die für den Landesverband Hamburg startende Juniorin, die aus dem Strahlen nicht mehr herauskam. Hinter Bade reihte sich Moritz von Hessen mit Con Tiki auf dem Bronzerang ein.

Bei den Children ließen sich der amtierende Mannschaftseuropameister Justus Thomsen und sein Holsteiner Clooney in drei Wertungen nichts zuschulden kommen und wurden mit blütenweißer Weste zum neuen Landesmeister gekürt. Silber verdiente sich Amy Carlotta Reinfandt mit ihrem zwölfjährigen Oldenburger Wallach Lydago. Das Paar hatte die dritte Wertung, eine Springprüfung der Klasse M* mit Stechen, gewonnen. Julie Czwalina wurde mit ihrem Holsteiner Costino Dritte. Die Tochter der Fehmaranerin Inga Czwalina, selbst schon Landesmeisterin, hatte am Ende 4,2 Punkte.

Mannschaftseuropameister Justus Thomsen siegte mit Clooney in der ersten Wertung der Children und wurde mit Colombo Dritter. Foto: RathmannVerlag

„Hoffen, dass alles funktioniert“

Spannend war es nicht nur auf dem Springplatz. Auch auf dem Dressurviereck und dem Pagelplatz wurde hart um die Medaillen geritten. Mit dem klaren Ziel, seinen Titel zu verteidigen, startete Felix Kneese aus Appen, Kreis Pinneberg, ins Turnier. Der Pferdewirtschaftsmeister gewann mit seinem Oldenburger Wallach Double Check den Auftakt. Außerdem sicherte er sich mit San Simeon OLD, dem Titelträger des vergangenen Jahres, den zweiten Platz. „Diese Reihenfolge überrascht mich selbst etwas“, lachte Kneese.

Nach dem Sieg im Deutschen Dressurderby in Hamburg gewann Anna-Lena Kracht mit ihrem Florinio nun auch die Landesmeisterschaften in der Dressur. Foto: Rathmann Verlag

An dritter Stelle rangierte die Lübeckerin Anna-Lena Kracht mit Florinio. Die Dressur-Derbysiegerin und amtierende Vize-Landesmeisterin hatte sich aber nur warm gemacht. Die zweite Wertung gewann sie vor Kneese mit San Simeon auf dem zweiten und mit Double Check auf dem dritten Platz. Ihren Florinio reitet sie seit elf Jahren. „Er war nicht immer so einfach, wie er jetzt tut“, lachte sie.

Rieke Hannah Konopka aus Hoffeld, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und Monini holten Gold in der Dressur der Children. Foto: RathmannVerlag

Krachts Devise für Sonntag war: „Entspannt losreiten, Spaß haben und hoffen, dass alles funktioniert!“ Und das klappte dann wirklich sehr gut, denn das Paar entschied auch das Finale für sich und holte damit den Landesmeistertitel. Kneese und San Simeon holten Silber und Martin Christensen schob sich mit Dolciario auf den dritten Platz. Der Däne startet für den Elbdörfer und Schenefelder Reitverein, Kreis Pinneberg.

Auch die Nachwuchsreiter im Dressursattel präsentierten sich in Meisterschaftsform. Rieke Hannah Konopka aus Hoffeld, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und Monini waren bei den Children die ganze Zeit vorn dabei und konnten sich am Ende über die Goldmedaille freuen. Aus der 13-jährigen Schülerin sprudelte es glücklich heraus: „Monini hat sich so toll entwickelt. Wir reiten erst seit ein paar Wochen wieder auf L-Niveau. Diese Medaille bedeutet mir sehr viel und ist mein bislang größter Erfolg.“ Silber erhielt die Siegerin der dritten Wertung, Charlotte Victoria Horz mit ihrer Hannoveraner Stute Fürstin. Die Bronzemedaille wurde Emma Westphalen mit ihrem Darius überreicht.

Goldenes Reitabzeichen für Lena Pögel

Marie Holftreter sicherte sich beim Landesturnier in Bad Segeberg ihr drittes Gold in Folge. Mit Amorio tanzte sie zu Gold bei den Jungen Reitern/U25. Foto: RathmannVerlag

Bei den Jungen Reitern siegte Marie Holtfreter mit Amorino. Für die 20-Jährige, die im fünften Semester Betriebswirtschaftslehre studiert, war es in Bad Segeberg die dritte Goldmedaille in Folge. „Die Stimmung hier ist immer super und ein Titelgewinn natürlich umso schöner, wenn Familie und Freunde dabei sind. Amorino bekommt jetzt eine Pause, geht erst einmal auf die Wiese und dann lassen wir es mit etwas Winterarbeit ganz entspannt angehen“, sagte die Landesmeisterin. Zweite wurde Lena Pögel, die einen Tag zuvor gerade ihr Goldenes Reitabzeichen bekommen hatte. Vielleicht konnte sie das über die missglückte Titelverteidigung trösten, denn sie hatte mit Bon Cruz M in den vergangenen beiden Jahren im Lager der Junioren gesiegt. Ihr folgte Leonie Ottmar mit Dandelion auf dem Bronzerang.

Carolin von Ludowig hatte bei den Junioren doppelten Grund zur Freude: Mit ihren Reiterkollegen vom Fehmarnschen Ringreiterverein gewann sie die Jugendstandarte im Landeswettkampf der Vereine. Außerdem tanzte sie mit ihrem bayerischen Wallach Divero nach dem vierten Platz in der M**-Kür zum Landesmeistertitel. Die 15-Jährige strahlte: „Es ist mein erstes Jahr bei den Junioren. Im vergangenen Jahr gab es für uns noch Gold bei den Children. Das ganze Wochenende macht mega Spaß.“ Die Silbermedaille ging an ­Césarine von Eicken mit Fürstenliebe und Bronze an Sophia Henriette David mit Valarina PS.

Mit der Mannschaft gewannen Carolin von Ludowig und ihr Divero die Jugendstandarte und im Viereck bei den Junioren. Foto: RathmannVerlag

Der Fehmarnsche Ringreiterverein gewann nicht nur den Abteilungswettkampf der Junioren, sondern auch den Landeswettkampf der Reit- und Fahrvereine Schleswig-Holsteins, und zwar zum dritten Mal in Folge. Die Abteilungen bieten immer die imposantesten Bilder des Landesturniers. Begeistert bejubelt von Fans, Vereins- und Familienmitgliedern präsentieren sich die Vereinsreiter drei Tage lang in Springen, Dressur und Reiterwettbewerb.

Die Reiter von der Sonneninsel Fehmarn gewannen unter anderem die Jugendstandarte im Abteilungswettkampf sowie den Wettkampf der Reit- und Fahrvereine. Foto: Rathmann Verlag

In diesem Jahr gingen 18 Mannschaften bei den Junioren an den Start und 22 Mannschaften bei den Reitern. „Das war wirklich ein toller Tag“, resümierte Matthias Karstens am Sonntagabend. Er war vor allem stolz, dass die Plätze trotz der starken Regenschauer super gehalten haben. „Der Springplatz war am Sonntag für die Pferde wie ein Trampolin“, lachte er.

Auch über die vielen Gäste freute sich der Turnierleiter, der über alle Tage Unterstützung von seinem Team des PSH-Büros hatte. „Ohne sie möchte ich das Turnier nicht verantworten und besonders auch nicht umsetzen können“. Am Montag wurde dann schnell aufgeräumt, denn auch das Landesponyturnier und die Landesmeisterschaften der Vielseitigkeitsreiter stehen in diesem Jahr noch an. pm

Volles Programm, tolle Gäste, super Stimmung

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Vier wunderbare Tage liegen hinter uns – die Norla 2025 war für die LandFrauen ein voller Erfolg! Bei perfektem Messewetter präsentierten wir ein abwechslungsreiches Programm für Groß und Klein.

Unser Stand war an allen Tagen sehr gut besucht und bot Gelegenheit, sich über die vielfältige Arbeit der LandFrauen zu informieren, ins Gespräch zu kommen und das Messeerlebnis in vollen Zügen zu genießen.

Besonderen Anklang fand unser großes Gewinnspiel, an dem mehr als 500 Besucherinnen und Besucher teilnahmen. Als Hauptgewinn lockt eine Übernachtung mit Abendessen im Hotel Birke für zwei Personen. Ein weiteres Highlight war der Stand von Kaja mit den exklusiven LandFrauenohrringen, die sich als echtes Must-have erwiesen. Auch unsere Fotobox sorgte für unvergessliche Erinnerungsfotos und wurde von den Gästen regelrecht gestürmt. Für leuchtende Augen bei kleinen und großen Messegästen sorgte außerdem unsere Glitzertattoo-Aktion, die nicht nur die Kinder, sondern auch viele Erwachsene begeisterte. Unsere Stillecke – ein echtes Alleinstellungsmerkmal auf der Messe – bot jungen Familien einen ruhigen Rückzugsort und wurde erneut mit viel Dankbarkeit angenommen.

Wir freuten uns zudem über hochrangige Gäste wie unter anderem den Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU), Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) und den Präsidenten des Bauernverbandes, Klaus-Peter Lucht.

Die Norla 2025 hat erneut gezeigt, wie lebendig, engagiert und vielfältig die LandFrauenarbeit ist. Schon jetzt freuen wir uns auf die Norla 2026 – mit neuen Ideen, spannenden Aktionen und hoffentlich wieder vielen bekannten und neuen Gesichtern!

Ein eingespieltes Team in bester Norla-Laune: Klaus-Peter Lucht (li.) und Claudia Jürgensen (r.)
Blickfang im LandFrauenpavillon: der Stand mit den schönen, kunterbunten Ohrringen von Kaja
Großzügiger Sponsor unseres tollen Gewinnspiels: das Hotel Birke aus Kiel
Die Damen vom Gärtnerhof Büge übertrafen sich beim Dekorieren unseres Pavillons in diesem Jahr aufs Neue.   
Klönschnack der Jungen LandFrauen Kathrin Rehders (li.) und Lena Haase (r.) mit der FDP-Abgeordneten Anne Riecke
3, 2, 1, los geht´s … Anette Störtenbecker (li.) und Ninette Lüneburg aus der Verbands-Geschäftsstelle zählen den Norla-Countdown herunter.
Agrarpolitischer Höhepunkt der Norla: Der Landesbauerntag des Bauernverbandes
Vier Tage in vollem Norla-Einsatz für die LandFrauen und perfekte Gastgeberin: Präsidentin Claudia Jürgensen (hinten in Weiß)
Unsere Vorstands-LandFrauen Petra Heide und Heidi Thamsen (li.) im Gespräch mit Landwirtschaftskammer-Präsidentin Ute Volquardsen (r.)
LandFrau Heidi Thamsen begrüßte eine Delegation des nordfriesischen Bauernverbandes im LandFrauenpavillon.


Vier starke Messetage bei der Landjugend

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Der Pavillon des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein auf dem Rendsburger Messegelände zog auch in diesem Jahr unzählige Besucher an vier sonnigen Norla-Tagen an.

Der Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein überreichte eine Spende von 3.869,13 € aus seinem Eimerverkauf an die Landjugend. Foto; jh
Die Vorsitzenden des Landjugendverbandes SH, Marlies Muxfeldt und Mirco Engelbrecht Foto: jh
Tierwohl wird auch bei der Landjugend großgeschrieben. Foto: jh
Besuch von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU, Mitte) beim Landjugendverband Foto: Thore Groth
Paul Weniger aus dem Landesvorstand beim Kinderschminken Foto: Thore Groth
Zur Politikaktion traten beim Spiel „Ruck Zuck“ Bauernverband, LandFrauenverband und Kreisjugendring … Foto: jh
… gegen Bundes- und Landespolitik von CDU und FDP an. Andere Parteien waren der Einladung nicht gefolgt. Foto: jh
Dr. Heiner Garg (Mitte), Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion, im Pavillon Foto: Thore Groth
Rundgang mit Besuch von Bischöfin Nora Steen (am Stehtisch) Foto: Sören Schatt
Andrang an der „Bauer sucht Frau“-Wand – erste Kontaktaufnahmen gab es bereits. Foto: Thore Groth
Angebot und Nachfrage waren bei der „Bauer sucht Frau“-Wand offenbar sehr ausgeprägt. Foto: jh


Eine unvergessliche Erfahrung

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Jedes Jahr steht für die Auszubildenden zum Fortswirt im dritten Lehrjahr ein ganz besonderes Projekt auf dem Programm: der „Schwedenaustausch“. Er wird gemeinsam von der Lehranstalt für Forstwirtschaft in Bad Segeberg und dem Naturbruk Gymnasium im schwedischen Svenljunga organisiert und durch das Erasmus-Programm der EU unterstützt.

Live aus der Kabine eines Forwarders – dies stand im Mittelpunkt des Austausches.

Der Gedanke dahinter: Deutsche und schwedische Schüler sollen die Kultur, Sprache und vor allem die Forstwirtschaft des jeweils anderen Landes kennenlernen. Da die Zahl der Plätze auf fünf begrenzt ist, durchlaufen die interessierten Auszubildenden ein Bewerbungsverfahren. Dabei zählen nicht nur schulische Leistungen – auch ein Motivationsschreiben, persönliche Eigenschaften sowie ein kleiner theoretischer Test fließen in die Auswahl ein.

Bereits lange vor der Reise beginnen die Vorbereitungen. Ein Höhepunkt ist der Besuch von Hans Ulrich, Lehrer am Naturbruk Gymnasium, der in Bad Segeberg die Arbeit an den Forwarder-Simulatoren der Landwirtschaftskammer erklärt. „Die Schüler lernen dort vor allem die Steuerung des Kranes. Bevor man auf eine echte Maschine steigt, sollte man die Bedienung so gut beherrschen, dass sie in Fleisch und Blut übergeht“, erklärt er.

Auch ein Sprachkurs gehört zur Vorbereitung: Ein Wochenende lang absolvierten die ausgewählten Teilnehmer Englisch- und Schwedischunterricht, denn die Projektsprache ist ausschließlich Englisch.

Schwedische Gäste vor Ort

Bevor die deutschen Schüler nach Schweden aufbrachen, besuchten fünf schwedische Schüler Bad Segeberg. Drei Wochen lang sammelten sie Eindrücke von der deutschen Forstwirtschaft – mit Exkursionen in den Harz, Besuchen in Sägewerken und praktischen Übungen mit den deutschen Mitschülern. „Die Unterschiede zwischen der deutschen und schwedischen Forstwirtschaft kennenzulernen, war sehr spannend. Es war eine wunderbare Zeit mit tollen Schülern und Lehrern“, berichtet Gabriel Johansson aus Schweden.

Dann war es so weit: Mit drei Bussen der Landwirtschaftskammer ging es für die deutschen Teilnehmer Richtung Svenljunga. Begonnen wurde mit einer einwöchigen Klassenfahrt, bei der der gesamte Jahrgang „Fowi22“ dabei war. Auf dem Programm standen Exkursionen zu Baumschulen, Sägewerken und Papierfabriken sowie der Austausch mit Harvester- und Forwarderfahrern. „Besonders beeindruckt hat mich, wie gut die Holzabfuhr in Schweden organisiert ist. Während der Forwarder das Holz poltert, wird es gleichzeitig vom Lkw verladen und direkt ins Sägewerk transportiert“, erzählt Auszubildender Jannik Paris.

Papierwerksbesichtigung
Foto: Ole Sommers

Auf nach Svenljunga

Auch die schwedische Natur kam nicht zu kurz – gemeinsame Wanderungen und abendliche Elch-Safaris rundeten das Programm ab. Danach kehrte der Jahrgang nach Bad Segeberg zurück. Nur die fünf Austauschschüler blieben weitere sechs Wochen in Schweden.

Praktische Inhalte erlernen

Die ersten vier Wochen verbrachten sie auf dem Schulgelände des Naturbruk Gymnasium. Die Schule entspricht in etwa einem deutschen Gymnasium, ist aber auf Forstwirtschaft spezialisiert. Neben allgemeinen Fächern wie Mathematik oder Englisch besuchen die Schüler ihre gewählte Fachrichtung, in der sie auch viele praktische Inhalte lernen.

Im Mittelpunkt des Austausches stand das Erlernen des Forwarder-Fahrens. Zunächst wurde am Simulator trainiert, bevor es in den Wald ging. Dort rückten die Schüler mehrere Wochen lang Holz und polterten es am Wegesrand. Insgesamt kamen dabei rund 200 fm Industrieholz zusammen.

Wanderung im Nationalpark
Fotos (2): Johannes Kofahl

Rundreise durch Schweden

Nach vier intensiven Wochen startete die zweite Etappe: eine zweiwöchige Rundreise durch Schweden. Auf Stationen in Tjälltorp, Stockholm und Falun standen zahlreiche Exkursionen, Führungen und Vorträge auf dem Programm – begleitet von Dr. Borris Welcker aus der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer. „Die Gespräche mit Forstunternehmern, dem Staatsforst, Umweltschützern, aber auch Stadtführern haben mir die schwedische Forstwirtschaft aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln gezeigt. Das war sehr bereichernd“, berichtet Teilnehmer Bo Dürr.

Neben dem fachlichen Austausch kam auch das Gemeinschaftsleben nicht zu kurz: Abwechselnd kochten die Schüler in Zweierteams, probierten interessante Gerichte aus und verbrachten viele Abende beim Kartenspielen. „Das hat die Gruppe noch enger zusammengeschweißt“, erinnert sich Dr. Borris Welcker.

Fazit

Foto von einem Fichtenbestand Foto: Bo Dürr

Nach insgesamt sieben Wochen hieß es schließlich Abschied nehmen. „Zusammen leben, lernen, essen und den Alltag teilen – das war eine besonders intensive Zeit. Natürlich freuen wir uns alle wieder auf zu Hause und auch auf die deutschen Mischwälder, aber die Erinnerungen bleiben unvergesslich“, berichtet Ole Sommers. Der Schwedenaustausch wird allen Beteiligten als lehrreiche, spannende und einmalige Erfahrung in Erinnerung bleiben – ein Projekt, das weit über die reine Ausbildung hinausgeht.

Spielraum für fallende Düngerpreise?

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Nach der Getreideernte und der Rapsaussaat werden derzeit die Getreideflächen bestellt. Die diesjährige Getreideernte war durch eine günstige Witterung und relativ hohe Erträge gekennzeichnet. Die Erlöse für Marktfrüchte sind aktuell jedoch desolat. Nur durch Vorkontrakte ließen sich in diesem Jahr höhere Kurse erzielen. Aktuell ist der Kurs für Futterweizen zum Teil unter 150 €/t gefallen. Solche Preise wurden zuletzt 2019 gezahlt. Um dies einzuordnen, muss man berücksichtigen, dass Harnstoff damals 300 €/t und Diesel 85 ct/l gekostet haben. Heute liegen Harnstoff bei über 500 €/t und Diesel bei 1,30 €/l (netto). Angesichts dieser Preis-Kosten-Situation ist die Stimmung der Ackerbaubetriebe hierzulande getrübt, zumal dies das dritte Jahr in Folge mit rückläufigen Erlösen ist.

Damit ist der Ackerbau aktuell nur auf guten Standorten bei hohen Erträgen und einem straffen Kostenmanagement lukrativ. Aktuell werden Getreideexporte aus Europa durch die günstige Konkurrenz der Schwarzmeerländer ausgebremst. Am Weltmarkt gibt es nur wenige Signale für eine Preiserholung, obwohl die weltweit hohen Erntemengen benötigt werden, um den steigenden Bedarf zu decken. Die großen Importeure, wie China, zeigen nur eine geringe Nachfrage.

Wenig Düngernachfrage

Aktuell versucht der Landhandel, Vorkontrakte für Stickstoffdünger für die kommende Saison zu verkaufen. Angesichts der Erlössituation ist die Nachfrage der Ackerbaubetriebe jedoch gering. Vonseiten der Düngemittelhändler gibt es immer wieder das Argument, dass durch die neuen EU-Sanktionen Lieferungen aus Russland in die EU nicht mehr möglich seien. Bislang haben sich die Forderungen für Stickstoffdünger wenig bewegt. Die hiesigen Düngemittelhersteller verweisen auf die aktuell ruhige Nachfrage und zögern, die Produktion zu steigern. Im Großhandel und bei der Industrie sind aktuell auch nur wenige Vorräte vorhanden. Vorerst wird somit wenig Bewegung im Düngemittelhandel erwartet.

Hoffnung auf US-Ware

Vor allem die hiesigen Landwirte setzen jetzt darauf, dass die fehlenden Importe aus Russland durch andere Lieferländer ersetzt werden. Die EU hatte vorab versprochen, die Einfuhren aus anderen Regionen zu erleichtern. Zuletzt waren mögliche Lieferungen aus den USA im Gespräch. Ob und wann diese erfolgen, war jedoch bis zuletzt unklar. Am Weltmarkt sind die Kurse wieder etwas unter Druck geraten, nachdem Indien eine größere Ausschreibung beendet hat. Die Weltmarktkurse in den USA und in Ägypten gaben wieder etwas nach. Der aktuelle Eurokurs ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen und sollte Importe erleichtern. Auch die hiesigen Erdgaspreise liegen etwas unter denen des Vorjahres. Zusammen mit der Kaufzurückhaltung der Landwirte spricht dies für weiter nachgebende Kurse für N-Dünger. Die hierzulande und weltweit knappen Lagerbestände könnten dagegen das aktuelle Preisniveau stützen. Ein weiterer Faktor, der die Düngemittelpreise auch mittelfristig hoch halten könnte, ist das CBAM-Programm (Carbon Border Adjustment Mechanism) der EU. Dieses sieht vor, dass auch Düngemittelproduzenten aus Nicht-EU-Staaten bei Importen in die Europäische Union ihre CO2-Emissionen offenlegen müssen. Ab 2026 wird darüber hinaus die Pflicht eingeführt, CO2-Zertifikate zu erwerben, um weiterhin exportieren zu dürfen.

Meiereien wollen eine Klimabilanzierung

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In Deutschland fordern viele Meiereien ihre Milcherzeuger zurzeit auf, eine Klimabilanzierung durchzuführen. In Dänemark soll eine Klimasteuer für die Milchviehhaltung eingeführt werden, Neuseeland hat die Pläne dafür gerade abgesagt. Fest steht: Das Thema Emissionen ist mittlerweile in der Milchviehhaltung angekommen. Für Milchviehhalter bedeutet das vor allen Dingen Verunsicherung darüber, ob und wie sie ihre Betriebe in Zukunft weiterentwickeln können und welche Auswirkungen Klimaschutzmaßnahmen auf ihr Produktionssystem haben.

Neben den wichtigsten Emissionsquellen werden Minderungsmaßnahmen und die damit verbundenen Änderungen der Produktionskosten dargestellt. Denn die zentrale Frage ist am Ende: Lohnt sich Klimaschutz womöglich für die Betriebe? Und wenn nicht: Welche Kosten müssten – im besten Fall – über die Wertschöpfungskette weitergegeben werden?

Die Höhe der Emissionen aus den verschiedenen Quellen ist sehr betriebsindividuell. Daher ergibt es Sinn, sie vor dem Hintergrund eines beispielhaften Betriebs zu betrachten. Im Folgenden ist dies ein Milchviehbetrieb mit 330 Holstein-Kühen aus den nordwestdeutschen Grünlandregionen: Der Betrieb bewirtschaftet rund 300 ha und liegt bei einer Milchleistung von 10.100 kg ECM (energiekorrigierte Milch) je Kuh und Jahr. Zurzeit liegen die Emissionen bei 1,03 kg CO2-Äq (Kohlendioxid-Äquivalent)/kg Milch beziehungsweise 10.414 kg CO2-Äq je Kuh und Jahr. Dabei sind Emissionen aus organischen Böden nicht berücksichtigt. Um für den Betrieb passende Minderungsmaßnahmen zu identifizieren, lohnt ein Blick in die Klimabilanz (Abbildung 1). Ausgehend von der Klimabilanz werden für den Beispielbetrieb Minderungsmaßnahmen identifiziert und die Kosten der Umsetzung und der Emissionsminderungspotentiale berechnet.

Abbildung 1 zeigt: Die Emissionen aus der Pansenverdauung, aus der Herstellung der Futtermittel und aus der Bestandsergänzung machen die größten Anteile an den Gesamtemissionen aus. An vierter Stelle folgt das Wirtschaftsdüngermanagement. Maßnahmen sollten so gewählt werden, dass sie in diesen vier Bereichen für Emissionsreduktion sorgen. Hier sitzen die größten Hebel zur Verringerung der Emissionen. Über zwei Wege lässt sich auf die Emissionen aus der Milchproduktion einwirken:

1. Optimierungen im betrieblichen Management können Emissionen reduzieren. Gut geführte Betriebe haben in der Regel in diesem Bereich schon an vielen Stellen optimiert. Daher sind die Stellschrauben nicht mehr riesig, aber oftmals noch nicht vollständig ausgereizt. Alternativ können über

2. Zusatzstoffe in der Fütterung oder Wirtschaftsdüngerlagerung die Emissionen beeinflusst werden. Daher wird im Weiteren zwischen technischen Maßnahmen und Management-Maßnahmen unterschieden.

Erstkalbealter senken

Die Bestandsergänzung und die Kälberaufzucht machen einen beträchtlichen Anteil der Gesamtemissionen aus (siehe Abbildung 1). Es lohnt, die Leistungsparameter Erstkalbealter und Remontierungsrate genauer zu betrachten. In welchem Umfang der Betrieb hier Emissionen einsparen kann, ist stark vom Leistungsniveau der Herde abhängig. Auf der Hand liegt: Weniger unproduktive Tiere verursachen auch geringere Emissionen. Aktuell liegt das Erstkalbealter auf dem 330-Kuh-Betrieb bei 25 Monaten. Das ist schon ein guter Wert. Unter optimalen Bedingungen lässt es sich noch um einen Monat auf 24 Monate reduzieren, so die Annahme. Wichtig: Gehen die Färsen zu früh (mit zu geringem Gewicht) in Produktion, verringert sich ihr Leistungsvermögen. Die Folge sind mehr Emissionen je Kilo Milch.

Nur mit einem optimalen Herdenmanagement ist diese Gratwanderung möglich, weshalb sich vor allem der Arbeitszeitbedarf erhöht. Zusätzlich wird die Ration der weiblichen Jungtiere mit mehr Kraftfutter aufgewertet, um schneller das betrieblich angestrebte Besamungsgewicht von rund 420 kg LM zu erreichen. Der Betrieb investiert außerdem in eine Wiegeeinrichtung, um gezielt nach Gewicht zu besamen. Die Gesamtkosten der Maßnahme liegen jährlich bei 13.100 € beziehungsweise 0,4 ct/kg Milch. Die Gesamtemissionen können dadurch lediglich um 1,4 % beziehungsweise 0,01 kg CO2-Äq/kg ECM gemindert werden. Es ergeben sich aufgrund des geringen Reduktionspotenzials hohe Minderungskosten von 272 €/t CO2-Äq.

Remontierungsrate verringern

Eine weitere Möglichkeit, die Anzahl der unproduktiven Tiere auf einem Betrieb zu reduzieren, ist es, die Remontierungsrate zu senken. Dadurch wird weniger Nachzucht benötigt und die Tiere bleiben länger produktiv im Bestand. Allerdings haben Färsen häufig ein höheres genetisches Potenzial als Altkühe, sodass eine freiwillige hohe Remontierungsrate für Betriebe ein besseres Ausnutzen des Züchtungsfortschritts bedeuten kann.

Im Status quo liegt die Remontierungsrate bei 35 %. Ziel ist es, sie auf 25 % zu senken, indem vor allem die unfreiwilligen Abgänge verringert werden. Der Betrieb investiert in ein Tierüberwachungssystem, bestehend aus Halsband-Sensoren und zugehöriger Soft- und Hardware, vor allem um auffällige Tiere frühzeitig zu finden. Für das älteste Drittel der Kühe werden höhere Tierarztkosten angenommen. Insgesamt kostet die Maßnahme 55.000 € jährlich. Je Kilogramm Milch bedeutet das Mehrkosten von 1,66 ct. Das Minderungspotenzial ist mit 6,9 % der Gesamtemissionen nicht unerheblich. Es ergeben sich aufgrund des hohen finanziellen Aufwands jedoch Minderungskosten von 232 €/t CO2-Äq. Durch die Maßnahmenumsetzung werden je Kilogramm ECM 0,07 kg CO2-Äq vermieden. Diese Maßnahme ist etwas günstiger als die Verringerung des Erstkalbealters.

Grundfutterqualität steigern

Betriebe können durch Optimierungen im Futter- und Herdenmanagement Emissionen einsparen. Eine optimale Grundfutter-Erzeugung, regelmäßige Rationsberechnungen und Beprobungen der Grundfutterstöcke stellen wichtige Stellschrauben der Emissionen aus der Wiederkäuer-Verdauung und aus der Herstellung der Futtermittel dar. Eine konkrete Maßnahme ist die Verbesserung der Grassilagequalität. Ziel der Maßnahme ist ein erhöhter Energiegehalt. Dafür investiert der Betrieb in die Grünland-Bestandsführung, führt Erhaltungskalkungen durch, walzt und sät alle Grünlandflächen im dreijährigen Rhythmus nach. Außerdem werden Futterproben in allen Grundfutter-Silos im Abstand von sechs Wochen genommen. Gleichzeitig nehmen wir an, dass der Betrieb wie bisher auf eine Milchleistung von 10.100 kg ECM setzt. Durch die hochwertigere Grassilage kann der Kraftfutter-Anteil der Ration leicht reduziert werden.

Die Maßnahme kostet den Betrieb pro Jahr 25.700 € für das zusätzliche Grünlandmanagement (145 €/ha Grünland), jedoch kann er Kraftfutter-Kosten in Höhe von 29.000 € einsparen. Insgesamt reduziert die Maßnahme für diesen Betrieb unter den getätigten Annahmen die Produktionskosten um 3.300 € beziehungsweise um 0,1 ct/kg ECM. Die Emissionen mindern sich nur um 1,2 % beziehungsweise um 0,01 kg CO2-Äq/kg ECM. Somit ergeben sich Minderungskosten von −80 €/t CO2-Äq. Wichtig ist hier das negative Vorzeichen der Minderungskosten: Die Maßnahme bringt dem Betrieb unter den getätigten Annahmen einen Gewinn von 80 € je eingespartem Kilogramm CO2-Äq. Besonders bei dieser Maßnahme muss unbedingt auf die starke Wetterabhängigkeit hingewiesen werden: Trotz optimalem Management kann unpassendes Wetter hohe Grundfutterqualitäten verhindern.

Die Ergebnisse der drei Management-Maßnahmen zeigen: In bereits optimierten Betrieben sind Emissionsminderungen aus einer weiteren Effizienzsteigerung heraus teuer und haben überwiegend geringe Minderungswirkung. Neben den Maßnahmen, die sich vor allem aus Änderungen im Betriebsmanagement ergeben, sind am Markt mittlerweile auch Produkte erhältlich, die zur Emissionsreduzierung unter anderem aus dem Wirtschaftsdüngermanagement und der Wiederkäuerverdauung führen. Der Einsatz dieser technischen Maßnahmen (Abbildung 3) in der Breite ist derzeit noch nicht zu beobachten.

Einsatz von Güllezusatzstoffen

Aufbereitungshilfsmittel auf Basis von Kalkstickstoff können in der Güllelagerung zur Minderung der Schaumbildung eingesetzt werden. In Abhängigkeit von der Außentemperatur lässt sich je nach Dosierung auch eine Minderung der Methanemissionen, der Lachgasemissionen und der Kohlendioxidemissionen beobachten. Derzeit laufen mehrere Studien zur Wirksamkeit der Hilfsstoffe. Um in der Praxis relevante Minderungswirkungen zu erreichen, werden in der Regel 2 kg Kalkstickstoff-Granulat je 1 m3 Rindergülle benötigt. Die Minderungswirkung nimmt im Zeitverlauf ab. In der Regel ist im Sommerhalbjahr nach drei Monaten eine Nachdosierung nötig, im Winterhalbjahr reicht eine einmalige Gabe aus. Der Vorteil von Güllezusatzstoffen liegt in der vergleichsweise einfachen Anwendung: Der Betrieb lagert typischerweise den Großteil der Gülle im Außenlager mit natürlicher Schwimmdecke. Das Aufbereitungshilfsmittel wird über ein Big Bag per Frontlader während des Aufrührens direkt in das Außenlager gegeben. Um das Granulat gleichmäßig im Lagerbehälter zu verteilen, muss das Außenlager etwas länger gerührt werden als üblich. Daher entstehen dem Betrieb neben den Kosten für das Kalkstickstoff-Granulat ein zusätzlicher Arbeitszeitbedarf und Maschinenaufwand. Pro Jahr ergeben sich Gesamtkosten von 16.600 € beziehungsweise 0,50 ct/kg Milch, bezogen auf die Gesamtmilchmenge des Betriebes. Die Maßnahme spart 6 % der Gesamtemissionen beziehungsweise 0,06 kg CO2-Äq/kg ECM. Die Minderungskosten liegen bei 80 €/t CO2-Äq.

Einsatz von Futtermittelzusatzstoffen

Wie in Abbildung 1 dargestellt, entsteht der größte Teil der Emissionen des Betriebs aus der Wiederkäuerverdauung. Durch Futtermittelzusatzstoffe können die Emissionen aus dem Pansen vermindert werden. Ein Beispiel hierfür ist der Futtermittelzusatzstoff 3-Nitro­oxypropanol (3-NOP). Der Wirkstoff wird als Teilkomponente des Mineralfutters der Ration beigefügt.

Eine Herausforderung ist, die Ration möglichst homogen zu mischen, um Selektion am Futtertisch zu vermeiden und eine ausreichende Aufnahme des Mineralfutters beziehungsweise des Wirkstoffes durch jedes Tier der Herde zu gewährleisten. Betriebe mit gutem Fütterungsmanagement können das leisten. Die Minderungswirkung ist abhängig von dem Struktur- und Rohfettgehalt und der Dosierung des 3-NOP in der Ration. Die Kosten der Maßnahme bestehen aus dem Preis für den Futtermittelzusatzstoff, Arbeitszeit und Beratungsleistung für notwendige Rationsanpassungen. Die Maßnahme erfordert eine regelmäßige Futteraufnahme. Die Tiere sollten spätestens nach sechs Stunden wieder Wirkstoff aufnehmen. Es empfiehlt sich, diese Maßnahme bei überwiegender Stallhaltung und bei Fütterung totaler Misch-Rationen (TMR) umzusetzen. Im Beispielbetrieb ergeben sich Gesamtkosten pro Jahr von 31.200 €. Die Kosten der Maßnahmen je Kilo Milch liegen bei 0,93 ct. Im Beispielbetrieb vermindern sich die Emissionen um 0,11 kg CO2- Äq/kg ECM beziehungsweise 10,6 % der Gesamtemissionen. Die Minderungskosten liegen bei 85 €/t CO2-Äq.

Fazit

Alle betrachteten Maßnahmen haben Vor- und Nachteile und lassen sich in ihrer Umsetzung kaum allgemeingültig auf andere Betriebe übertragen. Besonders die Kosten sind stark betriebsindividuell. Die Berechnung anhand des Beispielbetriebs zeigt: In bereits gut aufgestellten Betrieben sind Emissionseinsparungen über Effizienzsteigerungen oft teuer. In verglichen mit unserem Beispielbetrieb weniger optimierten Betrieben können über Management-Maßnahmen und Effizienzsteigerungen mit akzeptablem Kostenaufwand gewisse Emissionsminderungen realisiert ­werden.

Zur globalen Einordnung sei einmal ein Kostenvergleich zu 1 t Kohlendioxid-Äquivalent im europäischen Emissionshandel (EU ETS) gezogen. Dieser Referenzwert liegt derzeit bei 70 € (Stand Juli 2025). Die Minderungskosten der fünf Maßnahmen liegen – mit Ausnahme der Steigerung der Grundfutterqualität – über 70 €/t CO2-Äq. Von daher wäre es – zumindest in der Theorie – derzeit günstiger für die Betriebe, Emissionszertifikate zu kaufen als einige der zuvor genannten Maßnahmen umzusetzen.

Streben Stakeholder in der Milchproduktion eine Emissionsreduktion in relevantem Maßstab an, muss die Frage der Kostenübernahme von daher ehrlich diskutiert werden. Da die Emissionsminderung in der Urproduktion im Interesse aller Beteiligten der Wertschöpfungskette ist, braucht es dafür mindestens eine Branchenlösung, wenn nicht sogar eine gesamtgesellschaftliche Herangehensweise.

Meilensteine beim Maisanbau in Norddeutschland aus verfahrenstechnischer Sicht

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Die Frage, was wirkliche Meilensteine in der technischen Entwicklung sind, die das Themengebiet Mais umfasst, ist nicht so einfach zu beantworten. Aus diesem Grund soll hier zunächst der Fokus auf die gesellschaftlichen Ziele aus heutiger Sicht gelegt werden und dann die Bewertung von technischen Lösungsansätzen aus ihrer Notwendigkeit ­heraus erfolgen.

Mit einer Erntemenge in Höhe von zirka 1,15 Mrd. t im Jahr 2019 nimmt Mais den größten Anteil an der Weltgetreideproduktion ein. Die Verwertung ist vielfältig. Der größte Anteil des Maises (58 %) wird als Futtermittel eingesetzt. Mais ist somit das mengenmäßig bedeutendste Futtermittel weltweit. Weitere 16 % werden zu Ethanol verarbeitet und haben mit 60 % den größten Anteil an der Bioethanolproduktion zur Verwendung als Kraftstoff. Der Humanernährung dienen zirka 12 % des Maises. In Entwicklungsländern ist vor allem Weißmais noch heute ein wichtiges Grundnahrungsmittel und liefert in Subsahara-Afrika zirka ein Viertel der Kalorienzufuhr. Diese Angaben stammen aus Quellen der Welternährungsorganisation (FAO) und der OECD.

Geringhoff Horizon Star* III Razor im Körnermais in Süddeutschland, unten Arbeitsbild des Horizon Star* III Razor. Fotos: Ramm/Reckleben

Die landwirtschaftliche Motivation, qualitativ hochwertige Nahrungs- und Futtermittel zu erzeugen ist seit jeher eines der wichtigsten Themen. Die Notwendigkeit zur kontinuierlichen Abstimmung auf die sich bietenden Rahmenbedingungen ist ebenfalls von großer Bedeutung. Die kontinuierliche Anpassung an sich ändernde Umwelt- und Rahmenbedingungen bedeutet auch eine ressourcenschonende Bewirtschaftung. Dabei bietet die Technik das Werkzeug zur Umsetzung, jedoch werden die Anforderungen an diese Technik erst bei ihrer Nutzung durch den Landwirt völlig klar. Daher sollen hier drei Beispiele betrachtet werden.

Mais hat mit seiner hohen Biomasseproduktivität und damit seinem großen CO2-Bindungspotenzial zum einen als Futterpflanze (Silomais) und zum anderen als Stärkelieferant (Körnermais) eine große Bedeutung für die deutsche Landwirtschaft und die weiterverarbeitende Industrie.

Standraum und Nährstoffausnutzung

In der Literatur findet man verschiedene Ergebnisse zum Thema Reihenweite beim Mais. In erster Linie geht es um eine bestmögliche Standraumverteilung für die Einzelpflanze, um hohe Trockenmasseerträge zu erzielen, wie Abbildung 1 veranschaulicht. Die veränderten Standräume erfordern einen wirklichen Meilenstein in der Landtechnik – den reihenunabhängigen Erntevorsatz am Feldhäcksler. Daraus ergeben sich die folgenden neuen technischen Ansätze.

Je gleichmäßiger die Einzelpflanzenverteilung in der Fläche ist, desto gleichmäßiger ist die Raumzuteilung für die ­individuelle Kulturpflanze und damit die Lichtausnutzung, die Durchwurzelung und die Nährstoffausnutzung. Höhere Erträge bei engeren Saatreihenabständen konnten auf allen Standorten nachgewiesen werden. Es zeigten sich ebenfalls geringere Restnitratgehalte im Boden, was auf eine verbesserte Nährstoffausnutzung hinweist.

Feldhygiene und Stoppelmanagement

Steigende Erträge im Ackerbau erfordern angepasste Intensitäten in allen Bereichen – auch bei der Stoppelbearbeitung und Feldhygiene. Mit steigenden Erträgen nehmen auch die auf dem Feld belassenen Ernterückstände zu, die es schnell zu bearbeiten gilt. So können die Rotte gefördert und das Risiko von Infektionen der Folgefrucht deutlich reduziert werden. Eine intensive Produktion, eine große Feldhygiene und die Erosion stellen zunehmende Ansprüche an die Maisanbauer. Denn nachhaltig hohe Erträge sind die Zwänge für unsere Landwirte, die durch die Verknappung der Fläche umso größer werden.

In der Praxis zeigt sich folgendes Bild auf Betrieben, die langjährig Körnermais in der Fruchtfolge haben: Je nach Erntevorsatz wird so tief wie möglich geschnitten und dann in den klassischen Körnermaisregionen zusätzlich noch gemulcht, um die Auffaserung der Reststoppel zu erreichen und so eine schnelle Rotte zu begünstigen. Solche Beobachtungen werden mittlerweile auch im Silomaisanbau zum Alltag, da auch hier die Stoppelreste Fusarien und Maiszünsler begünstigen und bei intensiver Zerkleinerung diese Gefahr deutlich minimiert werden kann. Das einzige Problem sind durch die Erntefahrzeuge platt gefahrene Stoppeln, denn hier stoßen die Mulcher (Sichel und Schlegelmulcher) an ihre Grenzen.

Aufgefaserte Stoppeln bieten keinen Unterschlupf für die Maiszünslerlarven. Foto: Reckleben

Die Ergebnisse der von Sebastian Ramm et al. 2022 in Schleswig-Holstein bis Baden-Württemberg durchgeführten Versuche zeigen, dass das kombinierte Verfahren mit dem Horizon Star* III Razor unter guten Bedingungen mehr als 85 % aller Maisstoppeln bis zum Wurzelansatz auffasern kann. In Bereichen ohne Fahrspureinfluss lagen die in der Referenzvariante eingesetzten Schlegelmulcher gleichauf. Im Durchschnitt über die Wiederholungen und Standorte hinterließen beide Versuchsvarianten nicht mehr als 4 bis 11 % der Maisstoppeln mit einem intakten Internodium. Dort, wo die Reifen oder Bandlaufwerke des Mähdreschers die Stoppelreihen niederdrücken, zeigen sich hingegen erhebliche Unterschiede. 2019 blieben beispielsweise an einem niedersächsischen Versuchsstandort im Bereich der Mähdrescherfahrspur durchschnittlich 56,5 % der Maisstoppeln nach dem Mulchen (Schlegelmulcher, Front-Heck-Kombination) mit einem intakten Segment zurück. Die Stoppeln wurden beim Überfahren zu tief in den weichen, feuchten Boden gedrückt, sodass sie nachträglich durch die Schlegel nicht erfasst werden konnten. Die übrigen Stoppeln wurden deutlich verletzt, aber nur 11,5 % der Maisstoppeln waren vollständig aufgefasert.

Im Gegensatz zum Silomais, bei dem der Großteil der Pflanze mit der Ernte vom Feld abgefahren wird, ist der Körnermais mit Korn-Stroh-Verhältnissen von 1:1,3 eine Frucht, von der bei etwa 7 t Kornertrag rund 9 t Stroh auf dem Acker verbleiben. Der Anteil von Körnermais ist in ganz Deutschland, aber vor allem in Norddeutschland mit zunehmendem Anbauumfang in der Fruchtfolge vertreten. Besonders hier hat sich der 2019 auf der Agritechnica von der Neuheitenkommission prämierte Erntevorsatz aus Dreiwalzenpflücksystem und Unterflurhäcksler der Firma Geringhoff (Horizon Star* III Razor) etabliert, der von vielen Lohnunternehmern in Schleswig-Holstein eingesetzt wird. Die Vorzüge sind keine platt gefahrenen Stoppeln und damit auf mehr als 90 % der Fläche optimal zerkleinerte Erntereste und ein geringerer Energieaufwand je Hektar als bei vergleichbaren Erntesystemen mit Mulcher.

Die Ernte und das Stoppelmanagement bei Silo- und Körnermais sind zukünftig das A und O, denn nur so lassen sich besonders im Mais die Pflanzenschutzaufwendungen weiter reduzieren. Aus diesem Grund sollten zunehmend auch in den norddeutschen Regionen die Arbeiten direkt in den Ernteprozess beim Lohnunternehmen mit integriert werden. So können die Vorzüge von Schlagkraft und Termin optimal aufeinander abgestimmt ­werden.

Vorteile des Unterflurhäckslers am Körnermaisgebiss Horizon Star* III Razor: Alles ist fertig, bevor der Mähdrescher darüberfährt. Foto: Werkbild