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Dänemark fährt erneut schwache Getreideernte ein

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Die dänischen Landwirte können auch mit der diesjährigen Getreide- und Rapsernte nicht zufrieden sein. Das Getreideaufkommen belief sich laut Danmarks Statistics auf 7,6 Mio. t. Das waren zwar 6,5 % mehr als 2023, aber gut ein Fünftel weniger als 2022 und 16 % weniger als der langjährige Durchschnitt. Die Rapsernte erreichte nur 700.000 t, womit das Vorjahresniveau um 15 % verfehlt wurde.

Das schlechte Ergebnis ist überwiegend ertragsbedingt, denn die Getreidefläche lag mit 1,23 Mio. ha nur um knapp 6 % unter der des sehr guten Erntejahres 2022. Ursache waren übermäßige Niederschläge in diesem Frühjahr und Sommer. Besonders traf das den Winterweizen, dessen Ernte mit geschätzten 3,35 Mio. t noch um 230.000 t oder 6,5 % kleiner ausfiel als 2023 und um 782.000 t beziehungsweise 19 % unter dem Niveau von 2022 blieb.

An Sommergerste, dem zweitwichtigsten Getreide in Dänemark, wurden dieses Jahr 2,8 Mio. t gedroschen; das waren 592.000 t oder 27 % mehr als im Jahr 2023. Zum Ergebnis von 2022 fehlten aber 907.000 t beziehungsweise fast ein Viertel. Die Roggenernte erreichte 662.000 t, nach nur 616.000 t im Vorjahr und 700.000 t im Jahr 2022.

Sehr enttäuschend fiel für die dänischen Landwirte die Rapsernte aus. Sie belief sich nach der amtlichen Schätzung lediglich auf 700.000 t. Damit wurde das Vorjahresniveau bei unveränderter Fläche um 127.000 t oder gut 15 % unterboten. Im Jahr 2022 waren in dem nördlichen Nachbarland bei allerdings umfangreicherem Anbau annähernd 900.000 t Rapssaat erzeugt worden. Wie Danmarks Statistics außerdem berichtete, lag der Verkaufspreis für Getreide im zweiten Quartal 2024 um durchschnittlich 17 % unter dem Niveau des gleichen Vorjahreszeitraums. Insgesamt rund 16.800 Betriebe bauten zur Ernte 2024 Getreide an, davon etwa 9.900 Winterweizen und rund 13.900 Sommergerste.

In den kommenden Jahren wird der Getreideanbau in Dänemark weiter zurückgehen. Die Regierung will bis 2045 insgesamt 10 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Wald sowie Naturflächen umwandeln. Laut Regierung ist dies „die größte Veränderung der dänischen Landschaft seit über 100 Jahren“. Die Vereinbarung über die sogenannte „grüne Dreiteilung“ wurde am 18. November auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Getroffen wurde die Entscheidung von den Regierungsparteien sowie der SF, der Liberalen Allianz, der Konservativen Volkspartei und der Sozialliberalen Partei. Dies beinhaltet auch, dass die Stickstoffemissionen aus der Landwirtschaft um 13.780 t reduziert werden müssen. age

Weltgetreidebestand sinkt

auf Zehn-Jahres-Tief

Der Getreiderat rechnet für 2024/25 mit deutlichem Produktionsdefizit

Gemessen an der voraussichtlichen Produktion wird der globale Getreidemarkt auch 2024/25 unterversorgt sein, und das stärker als bislang erwartet. Der Internationale Getreiderat (IGC) senkte seine Vorhersage zur Weltgetreideernte um 4 Mio. t, hob zugleich aber den Verbrauch um diese Menge an.

Die globale Versorgung mit Getreide ohne Reis zeigt sich mit Blick auf das laufende Wirtschaftsjahr angespannter als bislang. Die Getreidebestände werden demnach bis zum Saisonende auf das niedrigste Niveau seit zehn Jahren sinken. Nach den jüngsten Zahlen des Internationalen Getreiderates wird der weltweite Verbrauch die Produktion insgesamt deutlich übertreffen.

Der IGC senkte seine Vorhersage zur Weltgetreideernte 2024/25 gegenüber dem Oktober-Bericht um 4 Mio. t auf 2,311 Mrd. t. Zugleich hob er die Verbrauchsprognose um dieselbe Menge auf 2,332 Mrd. t an. Demnach wäre ein stärkerer Rückgriff auf die Reserven notwendig.

Laut Getreiderat dürften die globalen Getreidebestände im Verlauf dieser Saison daher nicht nur um 12 Mio. t, wie zuvor erwartet, sondern um gut 20 Mio. t auf 576 Mio. t abnehmen. Das wäre die kleinste Menge seit zehn Jahren.

Im Wirtschaftsjahr 2014/15 waren bei einer damaligen Rekordernte von 2,045 Mrd. t Getreide aber „nur“ 2,009 Mrd. t verbraucht worden. Zu den Beständen hieß es seinerzeit, die Silos seien „so voll wie lange nicht mehr“. Inzwischen ist der Bedarf aber um gut 320 Mio. t oder 16 % gewachsen. age

Landwirtschaft bestimmt politische Agenda mit

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Der Kreisbauerntag in Pinneberg stand unter dem Motto „Zukunftsweisend und mutig“. Gastredner Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), betonte in seiner Rede, wie wichtig das Engagement der jungen Betriebsleiter und der Landjugend sei und dass er sich für deren volle Unterstützung durch das Ehrenamt des Verbandes einsetze.

Der Pinneberger Kreisvorstand Lars Kuhlmann machte am vorigen Mittwoch bei seiner Eröffnung vor 220 Gästen, im Nettwerk in Elmshorn, dem ehemaligen Telekom-Technikzentrum, direkt deutlich, dass es in der Landwirtschaft mehr denn je um die Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und Handel gehe. Und genau das werde umso schwieriger, wenn die Politik an der Lebenswirklichkeit der Landwirtschaft vorbeiregiere. Das zeige sich auch im Kreis Pinneberg, der urban geprägt ist, an vielen Stellen schmerzhaft für die Landwirte. Er nannte aber auch positive Beispiele für Austausch und Kooperationen zwischen Landwirten, Naturschutzverbänden und Jägerschaft, etwa in Initiativen zur Kitzrettung. Kuhlmann begrüßte den Neun-Punkte-Plan von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), der unter anderem Erleichterungen bei der Knickpflege, landwirtschaftlichem Baurecht oder Meldefristen anbiete.

Zeitfresser Bürokratie

Junglandwirt Mirco Engelbrecht aus Bokholt-Hanredder, der gerade zum Vorsitzenden der Landjugend Schleswig-Holstein gewählt wurde, sagte zu seinen Zukunftsplänen, dass er sein an der HöLa erworbenes Wissen für die Umsetzung Regenerativer Landwirtschaft einbringen wolle, aber überbordende Bürokratie fresse seine Zeit. Das sei wenig motivierend, nicht nur für junge Betriebsleiter, die durchstarten wollten. Der Junglandwirt beobachtet mit Skepsis den zunehmenden Flächenfraß, gerade auch durch Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen würden den Betrieben Wirtschaftsflächen entzogen. An Bauernpräsident Rukwied richtete er die Bitte: „Setzen Sie sich nach der Regierungsbildung dafür ein, dass es so nicht weitergehen kann.“ Bauernpräsident Rukwied sah die aktuelle agrarpolitische Lage differenziert. Die Entscheidung zum Tierschutzgesetz wertete er positiv, ebenso die neue Höfeordnung. Aber alles, was die Ampel-Koalition noch vorhatte, sehe er als obsolet bis zur Neuwahl und erwarte keine neuen Beschlüsse. Rückblickend auf das zu Ende gehende Jahr bestätigte er, dass der DBV an politischer Wahrnehmung gewonnen habe. Die Landwirtschaft habe gegenüber der Politik mit einer Stimme gesprochen und man sei gestärkt aus den Demonstrationen herausgegangen. Auch sei es gelungen, die politische Agenda in Brüssel zu ändern, der DBV habe in vielen Modifikationen, gerade bei den Glöz-Standards, seine Handschrift hinterlassen.

Forderungen zur Wahl

Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl stünden im Forderungskatalog des DBV die Themen Entbürokratisierung, Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit, Ausgestaltung der Tierhaltung, praxistaugliche Regelungen für Düngung und Pflanzenschutz ganz oben. Dem geplanten Mercosur-Handelsabkommen erteilte er in der jetzigen Form eine Absage. Er sprach sich für bilaterale Exporte aus, aber die Regeln müssten verhandelt werden. Dafür gebe es positive Signale aus Brüssel. BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht sprach über die Herausforderungen auf Landesebene und darüber, dass im laufenden Jahr Erfolge erzielt wurden. Er appellierte, sich weiter für die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft einzusetzen, und erinnerte an die ethische Verpflichtung, die Ernährung global mitzugestalten, gerade vor dem Hintergrund, auf einem Gunststandort zu wirtschaften. Lucht betonte die Bedeutung der Berufsvertretung, weil die Landwirtschaft Handlungsfelder brauche, die eine betriebliche Entwicklung zuließen. Thomas Schröder, Vizepräsident des Kreisbauernverbandes, richtete auch als Vorstandsmitglied der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) eine Bitte an Rukwied, sich für deren finanzielle Ausstattung einzusetzen. Die Anerkennung neuer Berufskrankheiten wie Parkinson sei ein Kostentreiber für die Berufsgenossenschaft, der alle betreffe. Schröder betonte in seinem Schlusswort, dass Zusammenhalt die Größe und Stärke des ländlichen Raums ausmachten. mbw

COP29: Minimalkonsens bei der Finanzierung

Die Klimakonferenz in Baku ist zu Ende. Statt um konkrete Klimaziele ging es in diesem Jahr vor allem um Geld für vom Klimawandel besonders betroffene Länder. Bis 2035 sollen jährlich 1,3  Bio. US-$, aber mindestens 300 Mrd. US-$ Klimafinanzierung in die Entwicklungsländer fließen.

Bei der gerade zu Ende gegangenen Weltklimakonferenz (COP29) in Baku spielten Landwirtschaft und Ernährung nur am Rande eine Rolle, am entsprechenden Thementag. Nach Verzögerungen hat sich die globale Staatengemeinschaft auf der COP29 doch noch auf ein Finanzierungsziel geeinigt. Bis 2035 sollen jährlich mindestens 300 Mrd.  US-$ Klimafinanzierung in die Entwicklungsländer fließen. Zudem soll die Summe bis dahin auf 1,3  Bio.  US-$ anwachsen. Das war der Minimalkonsens nach zwei Wochen intensiver Verhandlungen, der Sonntagnacht, am 24. November, mit zwei Tagen Verspätung erzielt wurde. Deutschland hat für die Klimafinanzierung bislang rund 6 Mrd. € pro Jahr versprochen. Wie viel es künftig nach dem neuen Beschluss sein wird, muss die künftige Bundesregierung entscheiden. Konkret berechenbare Verpflichtungen wurden Deutschland in Baku nicht auferlegt.

Wohin geht das Geld?

Der Fonds für Verluste und Schäden („Loss and Damage Fund“) wurde während der Konferenz um 85 Mio. auf rund 760 Mio. US-$ aufgestockt. Beiträge zu diesem Fonds, mit dem besonders betroffene Länder die Schäden durch den Klimawandel beseitigen sollen, sind freiwillig. Schwellenländer und die Golfstaaten gelten nach den Regularien von 1992 immer noch als Entwicklungsländer. Sie sind darum nicht zur Klimahilfe verpflichtet. Nun sollen sie regelmäßig die Höhe ihrer freiwilligen Zahlungen dokumentieren. Die vom Klimawandel oft besonders betroffenen Entwicklungsländer sollen zum Beispiel Anlagen für Wind- und Solarenergie und die dazugehörige Inftrastruktur aufbauen, um selbst von fossilen Brennstoffen unabhängiger zu werden. Die Länder müssen sich zudem auf Ereignisse wie Überschwemmungen, Taifune und Brände durch den Bau sturmsicherer Häuser und die Umsiedlung von Menschen in sichere Regionen vorbereiten. Am Dienstag, 19. November, fand der Thementag Landwirtschaft statt, dabei wurde die neue Initiative „Baku Harmoniya Climate Initiative for Farmers“ ins Leben gerufen. Sie soll als Plattform dienen, um unterschiedliche Initiativen und Partnerschaften zusammenzuführen und die Klimafinanzierung für Agrar- und Ernährungssysteme zu verbessern. Laut Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) fließen nur 3 bis 4  % der globalen Klimafinanzierung in diesen Bereich. „Die Art und Weise, wie Landwirtschaft betrieben wird und wie wir uns ernähren, spielt eine zentrale Rolle: Sie kann die Klimakrise verschärfen oder zu ihrer Lösung beitragen“, betonte die Parlamentarische Staatssekretärin im BMEL, Claudia Müller (Grüne), anlässlich des Thementages, zu dem sie eigens nach Baku gereist war. Baerbock sagt: Nicht genug Insgesamt hatte Deutschland sich mehr erhofft. Für Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist die Einigung „nicht genug“, auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zeigte sich enttäuscht: „Was wir hier erleben mussten, war der Abwehrkampf einer fossilen Welt, die nicht akzeptieren will, dass das Zeitalter der fossilen Energien zu Ende geht.“ „Das Baku-Finanzziel stellt das bestmögliche Abkommen dar, das wir erreichen konnten“, konstatierte hingegen der aserbaidschanische COP29-Präsident Mukhtar Babayev. Beteiligte sprachen von „Erleichterung“, dass die Verhandlung nicht gänzlich gescheitert seien. Der Klimaforscher Mojib Latif zog den Sinn der jährlichen UNKimakonferenzen grundsätzlich in Zweifel. „Wir haben 28 Konferenzen hinter uns und die Emissionen sind explodiert. Die COP ist ein Spektakel, das dem Klima bisher nichts gebracht hat“, sagte er der „Rheinischen Post“. Gut sei nur, dass dort die Entwicklungsländer gehört würden und Technologiemessen entstünden.

Kritik von Mojib Latif

Der Seniorprofessor am Kieler Geomar Zentrum nannte es absurd, wenn Klimakonferenzen in Staaten stattfänden, die von Öl oder Gas lebten. Diese Staaten blockierten den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, obwohl der dringend geboten sei. Besser als die jährlichen Mammutkonferenzen wäre es aus seiner Sicht, wenn die großen Verursacher klimaschädlicher Treibhausgase in kleineren Formaten verhandelten. China und die USA verursachten zusammen fast die Hälfte der globalen Emissionen, die G20-Staaten zusammen 80 %. Die nächste UN-Klimakonferenz (COP30) wird im November 2025 im brasilianischen Belém stattfinden. age, mbw

Beschlüsse der COP29

In Baku wurden neue Regeln für Kohlenstoffmärkte beschossen, den Handel mit Emissionszertifikaten. Emissionsminderungen können nun zwischen Staaten übertragen werden. So können zum Beispiel Aufforstungsprojekte in Entwicklungsländern gegen Bezahlung auf die deutschen Emissionsziele angerechnet werden. Bisher war dies bereits für Unternehmen möglich. Eine Bekräftigung der Beschlüsse der Vorgängerkonferenz von Dubai für eine Abkehr von fossilen Brennstoffen und eine Verdreifachung Erneuerbarer Energien bis 2030 kamen in Baku nicht zustande. Auch eine globale Bepreisung von CO2 hat es nicht ins Abschlussdokument geschafft. Angedeutet wird eine mögliche Besteuerung von Emissionsverursachern wie Öl- und Gaskonzernen sowie der Luft- und Schifffahrt. mbw

ZKL fordert Perspektiven für Junglandwirte

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Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) hat am Dienstag ihre Leitlinien für die künftige Agrarpolitik vorgelegt unter dem Titel „Zukunft Landwirtschaft. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe in schwierigen Zeiten“. Das Gremium betont die Notwendigkeit, Lösungen für eine nachhaltige Agrar- und Ernährungspolitik zu entwickeln.

Das Sprecherteam der ZKL, Prof. Dr. Regina Birner und Prof. Dr. Achim Spiller, spricht von einer Aufforderung an die Politik. „Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Resilienz der Agrar- und Ernährungssysteme sind gleichberechtigte Kernaufgaben für die künftige Agrar-, Umwelt- und Tierschutzpolitik. Die Mitglieder der Zukunftskommission Landwirtschaft zeigen, dass auch in schwierigen Zeiten mutige Lösungen im Konsens möglich sind“, so Birner.

Der Handlungsdruck steigt

Die Herausforderungen an die Agrar- und Ernährungssysteme sind in den vergangenen Jahren gewachsen, der Handlungsdruck ist weiter gestiegen und Landwirtinnen und Landwirte fordern Lösungen. Der gesamtgesellschaftliche Ansatz der ZKL sei ein ganzheitliches Paket, das an mehreren Stellschrauben ansetze, die künftig besser aufeinander abgestimmt werden müssten. Die ZKL sei davon überzeugt, dass sich Nachhaltigkeit auszahle – dauerhaft und für alle. Dafür brauche es aber jetzt konsequentes Handeln und zielgerichtetes Investieren. Die Mitglieder der ZKL forderten die Politik auf, klare Umsetzungsschritte zu beschreiben und den politischen Rahmen dafür zu setzen, betonten Birner und Spiller. Aus der besonderen Verantwortung für junge und künftige Generationen haben die Agrar- und Ernährungssysteme eine hervorgehobene strategische Bedeutung. Es geht um die Zukunftsperspektiven für junge Menschen im Agrar- und Ernährungssektor wie auch in ländlichen Räumen. Deswegen empfehle die ZKL, gerade junge Menschen aus Agrar- und Umweltorganisationen stärker in den Dialog einzubinden und deren Konsensbereitschaft für künftige Entwicklungspfade zu stärken, so die Vorsitzenden. Dr. Holger Hennies, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes und Mitglied der ZKL, zeigte sich erleichtert, dass – trotz erheblicher Kontroversen kurz vor dem Abschluss der ZKL – eine Einigung im Sinne der Landwirtschaft und der Umwelt gefunden worden sei: „Es liegt jetzt in den Händen der nächsten Bundesregierung, die Empfehlungen der ZKL aufzugreifen und aus den Ergebnissen Lösungen für eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft zu finden.“

Anreizsysteme sind nötig

Dabei hob er die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe besonders hervor, ebenso die Forderung nach Regulierungsabbau, die Kooperation als grundsätzliches Prinzip für Naturschutz, Anreizsysteme und Fördermaßnahmen anstelle pauschaler rechtlicher Vorgaben, einen Ausgleichsanspruch für Naturschutzauflagen oberhalb der Anforderungen der guten fachlichen Praxis, die deutliche Verschlankung der Düngeregelungen und Entlastungen für Betriebe in den Roten Gebieten. Zudem stellte er die Gemeinsame Agrarpolitik heraus, die im Sinne der Betriebe weiterzuentwickeln sei, sowie einen vollständigen Abbau der Konditionalität. Weitere Forderungen aus dem ZKL-Bericht (www.bmel.de) sind: einzelbetriebliches Risikomanagement durch Risikorücklage, Agrardieselbesteuerung auf europäischem Niveau, Perspektiven für Erneuerbare Kraftstoffe in der Landwirtschaft, Weiterentwicklung des Umbaus der Tierhaltung, einfachere Gestaltung von Bau- und Immissionsrecht und die stärkere Nutzung der von Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft gemeinsam entwickelten Standards, statt sie durch staatliches Handeln zu konterkarieren. age, pm, mbw

„Jetzt ins Handeln kommen“

Der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) war Mitglied der ZKL bis zu seiner Ernennung als Minister. In seiner Stellungnahme begrüßt er die Einigung sehr. „Der Bericht ist vor allem eine Aufforderung an die zukünftige Bundesregierung, endlich klare Umsetzungsschritte und einen politischen Rahmen für die drängendsten Handlungsfelder der Agrarpolitik festzuschreiben“, betonte Schwarz. Er betonte, Ziel müsse es sein, die besonderen wirtschaftlichen Herausforderungen der Betriebe, bezogen auf die Ernährungssicherung, die Klima- und Umweltziele, in Einklang zu bringen. „Es ist äußerst wichtig, dass wir jetzt ins Handeln kommen. Es braucht dringend Klarheit für die Zukunft unserer Betriebe.“ Der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister machte deutlich, dass ein angemessenes GAPBudget nötig sei, das die Agrarund Ernährungssysteme wettbewerbsfähig und resilient für die Zukunft aufstelle. Auch die Harmonisierung und Standardisierung von Nachhaltigkeitsbewertungssystemen inklusive eines betrieblichen Treibhausgas-Rechners seien wichtige Bausteine für den Dialog und das Verständnis mit der Gesellschaft. Zudem sei die Züchtung standort- und klimaangepasster Pflanzensorten von essenzieller Bedeutung. Schwarz teilt die Kritik am Umbau der Tierhaltung. Insbesondere das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz in seiner Ausgestaltung stehe der fortschrittlichen Entwicklung hin zu mehr Tierwohl entgegen. pm

Weiter steigende Milchpreise?

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Der monatliche Milchpreisvergleich im Bauernblatt zeigt es deutlich: Seit gut einem Jahr steigen die Auszahlungspreise in Schleswig-Holstein stetig an. Seit Mitte dieses Jahres hat sich die Entwicklung sogar etwas beschleunigt. Ursache dafür ist ein eingeschränktes Milchangebot, kombiniert mit niedrigen Milchinhaltstoffen und hohen Preisen für Milchprodukte. Die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit drosseln die Milchproduktion zusätzlich. Die Meiereien erzielen für Butter, Milchpulver und Käse aktuell hohe Preise. Durch eine erhöhte Käseproduktion steht weniger Sahne für die Butterherstellung zur Verfügung. Die Kurse für Industrierahm, den Rohstoff für die Butterproduktion, erreichten zuletzt Rekordwerte. In der Presse gab es bereits Bilder von leer geräumten Butterregalen im Lebensmittelhandel. Vereinzelt musste eine maximale Verkaufsmenge je Kunde festgelegt werden, damit die Weihnachtsbutter für alle reicht.

Milchanlieferung könnte wieder steigen

Entsprechend der saisonüblichen Entwicklung könnte die Milchproduktion Mitte November in Deutschland wieder steigen. Dennoch erwartet man, dass die Anlieferung weiter hinter den Vorjahreswerten zurückbleibt. Die hohen Erlöse haben die Milchproduktion bislang kaum erhöht. Die Milchviehbetriebe kämpfen weiter mit ungünstigen Rahmenbedingungen wie Arbeitskräftemangel und hohen Auflagen. Dazu kommt in vielen Betrieben die Umstellung auf Haltungsstufe 3. Vor allem in Süddeutschland führen die Diskussionen um die Anbindehaltung zur Aufgabe ganzer Bestände. Somit wird vorerst nicht mit einer raschen Erholung der Anlieferungsmengen gerechnet.

Dass bei den Milchgeldauszahlungspreisen noch Luft nach oben ist, zeigen auch die weiter steigenden Spotmilchpreise. In Deutschland legte das Bundesmittel laut Berechnungen des ife-Institutes um 0,3 ct auf 60,4 ct/kg zu. Auch in Italien und in den Niederlanden gab es weitere Aufschläge für die zwischen den Meiereien gehandelten Milchmengen.

Keine günstigen Importe

Hohe Milchpreise und teure Milchprodukte werden auch aus den europäischen Nachbarländern gemeldet. So liegen zum Beispiel die Butterpreise in Irland über dem hiesigen Niveau.

Somit besteht wenig Gefahr, dass günstige Importe die Kurse hierzulande unter Druck setzen. In Frankreich sind die Butternotierungen zwar etwas geringer, doch sind hier die Preise für Milchpulver und Käse vergleichsweise hoch. In Osteuropa ist die Nachfrage nach deutscher Ware zuletzt sogar weiter gestiegen. Hierzulande sind die Erlöse für Schnittkäse nicht so deutlich wie die Butterpreise gestiegen. Dennoch zeigt sich auch hier eine stabile Nachfrage, während die Lagerbestände Richtung Weihnachten weiter abnehmen.

Auch auf dem Weltmarkt ist noch nichts davon zu spüren, dass die hohen Produktpreise die Nachfrage bremsen. An der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade ist der Durchschnittspreis über alle Produkte zuletzt um 1,9 % gestiegen.

Im LEH läuft das Weihnachtsgeschäft mit Butter jetzt an. Angesichts leerer Lager haben die Abnehmer ihre Zurückhaltung aufgeben und gehen auf die hohen Preisforderungen ein. Auch wenn die Nachfrage- und Preisentwicklung nicht für alle Milchprodukte gleich verläuft, könnte das flotte Buttergeschäft die Milchgeldauszahlungspreise vorerst weiter steigen lassen.

Auf den Spuren der Tuchmacherei

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Das Spinnen, Weben und kunstvolle Fertigen von Tuch gehört zu den ältesten handwerklichen Fertigkeiten des Menschen. Im Museum Tuch + Technik in Neumünster kann man erfahren, wie dieses Handwerk entstand, welche Entwicklung es durchlief und wie heute noch auf den historischen Webstühlen des Museums gearbeitet wird. Ein Überblick.

Das Museum Tuch + Technik gibt es auf dem Neumünsteraner Kleinflecken seit dem Jahr 2007. Das moderne Gebäude ist durch einen gläsernen Gang mit dem Theater in der Stadthalle verbunden, um Synergieeffekte zu nutzen.
Foto: Lydia Bernhardt

Seit seiner Eröffnung im Jahr 2007 zieht das Museum Tuch + Technik in Neumünster mit der Dauerausstellung und zahlreichen Sonderveranstaltungen regelmäßig Tausende Besucher an. Denn hier kann man nicht nur auf den Spuren eines jahrtausendealten Handwerks wandeln, hier wird auch die Geschichte erzählt, wie die Schwalestadt zur berühmten Tuchmacherstadt wurde. „Unsere Aufgabe ist das Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln und Ausstellen“, erklärt Museumsleiterin Astrid Frevert. Was die Öffentlichkeit sieht, sind die Ausstellungen und Aktionen, während sich der größte Teil der Museumsarbeit hinter den Kulissen abspielt: das Sammeln und Erforschen sowie das Bewahren des kulturellen Erbes für künftige Generationen.

Diese wichtige Arbeit wird im Museum Tuch + Technik derzeit von sieben Festangestellten, einigen Honorarkräften und Aushilfen geleistet. „Wir sind zu wenige“, bedauert die Museumsleiterin, was nicht nur für sie viele Überstunden bedeutet. Das Museum wird zwar von der gemeinnützigen Stiftung Kunst und Kultur der Stadt Neumünster unterstützt, finanziert sich aber hauptsächlich durch Eintrittsgelder, den Förderverein und den Verkauf eigener Produkte im Museumsshop. „Die Produkte im Shop sind allerdings limitiert, da wir in erster Linie ein Schau- und kein Produktionsbetrieb sind“, so Astrid Frevert.

Im Museums-Shop: Kirsten Rolle präsentiert die in der Handweberei hergestellten Erzeugnisse, die gern als Geschenk gekauft werden. Foto: Lydia Bernhardt

Das Museum Tuch + Technik ist aus dem ehemaligen Textilmuseum in der Parkstraße hervorgegangen und wurde mehrfach zertifiziert, also für seine besonders hohe Qualität ausgezeichnet. Bei der Zertifizierung eines Museums werden alle Bereiche von der Öffentlichkeitsarbeit bis zum Lager unter die Lupe genommen. Dieser Prozess müsse alle paar Jahre wiederholt werden, so die Leiterin.

Dass das Museum Tuch + Technik auch im internationalen Vergleich höchsten Ansprüchen genügt und das Zertifikat zu Recht erhalten hat, erkennt man nicht nur an den großzügigen Museumsräumen mit Industriecharme und der gepflegten Dauerausstellung historischer Maschinen, sondern auch am attraktiven Ganzjahresangebot mit wechselnden Sonderthemen, Aktivprogrammen für Schulklassen und Kindergärten, Fortbildungen für Lehrkräfte, kreativen Workshops, Familien- und Gruppenführungen sowie verschiedenen kulturellen Veranstaltungen.

Nicht unerwähnt bleiben darf der alljährliche Webermarkt im Herbst, der einen festen Platz im Museumskalender einnimmt. Auf diesem Kunsthandwerkermarkt mit textilem Schwerpunkt bieten rund 30 Aussteller handgefertigte Kreationen aus Wolle, Baumwolle, Leinen und Seide sowie exklusive Accessoires zum Verkauf an. Ein fachkundiges Publikum trifft sich hier zum Fachsimpeln. Der wichtigste Rohstoff für Textilien war lange Zeit die Schafwolle. Beliebt ist bis heute das aus Nordafrika stammende Merinoschaf. Die genügsamen Tiere geben besonders viel Wolle und werden inzwischen in Neuseeland, Australien, Spanien und auch in Deutschland erfolgreich gezüchtet. Zweimal im Jahr werden sie geschoren. Die Unterwolle der Schulter-, Nacken- und Seitenhaare ist beim Merinoschaf reinweiß und sehr fein, was sie besonders angenehm macht.

Mechanischer Webstuhl, 1930er Jahre: Die Arbeit am beliebten blau-weißen Jacquardmuster aus Baumwolle mit knapp 2.500 Fäden wird den Besuchern von Jens Nehlsen an Samstagen vorgeführt. Das Muster wird hier noch mittels 300 Lochkarten vorgegeben.
Foto: Lydia Bernhardt

Um den Besuchern den Vorgang der Schafschur visuell näherzubringen, bietet das Museum Tuch + Technik seit Sommer 2024 Videoclips an, die per QR-Code abgerufen werden können. Aber wie ging es nach der Schafschur weiter? Wie wurde aus dem riesigen Haufen Wolle ein Faden, ein Tuch, wie eine Decke? Hierfür waren weitere wichtige Arbeitsschritte erforderlich. Erst nachdem die Wolle gereinigt, gekämmt und gefettet wurde, konnte das Garn gesponnen werden. Das heißt, dass Fasern aus der gekämmten Wolllocke gleichzeitig gezogen und so verdreht werden, dass ein Faden nach Wunschstärke entsteht. Danach ging es zum Webstuhl, der vorab mit mehreren Tausend Fäden bestückt werden musste.

Das Weben selbst war eine relativ monotone, wenn auch körperlich anstrengende und laute Tätigkeit, bei der der Weber die Kette (Längsfäden) mit den Schussfäden (Querfäden) in der vom Muster vorgegebenen Reihenfolge verwob. Nach dem Weben wurde der Stoff auf Fehler durchgesehen, gewalkt (frisch gewebtes Tuch aus Wolle ist hart) und bei Bedarf gefärbt. Wie das Spinnen mit Handspindeln und dem späteren Handspinnrad sowie Tretspinnrad funktioniert, wie manuell und industriell gewebt wurde und wie man heute noch an einem Handwebstuhl arbeitet, kann man im Museum Tuch + Technik während einer Führung erfahren. Diese wird jeden Sonntag um 14 Uhr für zirka eine Stunde kostenfrei angeboten.

Die „Spinning Jenny“ machte aus Wolle Fäden in verschiedenen Stärken und ersetzte seinerzeit vier Lohnspinnerinnen. Sie ist ein Museumsnachbau aus dem Jahr 1964. Später wurde sie von der sogenannten Spinning Mule ersetzt, die noch mehr Garn gleichzeitig spinnen konnte.
Foto: Lydia Bernhardt

Der frühe Weber musste die ganze Familie ernähren, das Weben war eine reine Männerdomäne. An der Produktion waren jedoch alle Familienmitglieder beteiligt, von den Kleinsten bis zu den Großeltern. „Die Kinder haben die Wolle mit der Hand gekratzt, die Frau hat sie auf Spulen gesponnen, der Mann hat gewebt und der Großvater hat die Garnhaspel aufgerollt“, erzählt Maschinenweber Jens Nehlsen, der sich seit elf Jahren im Museum engagiert, um den Besuchern bei Führungen die Geschichte der Weberei näherzubringen, Fragen zu beantworten und den einen oder anderen Webstuhl vorzuführen. Er selbst hat das Weberhandwerk von der Pike auf gelernt und viele Jahre in einer Textilfabrik gearbeitet. Auch sein Vater sei Weber gewesen, erzählt Nehlsen und ergänzt: „Als der englische Weber J. Hargreaves 1767 die erste Spinnmaschine, die ‚Spinning Jenny‘, erfand, wurden die Spinnerinnen arbeitslos. Die neuartige Spinnmaschine ersetzte nämlich vier Frauen.“

In den Textilfabriken arbeiteten ausschließlich Männer in drei Schichten. Die Fabrikhallen waren laut und stickig, die Arbeit körperlich anstrengend. „Heute ist das anders, denn die modernen Maschinen sind alle computergesteuert“, sagt Nehlsen. Das uralte Prinzip sei jedoch geblieben. Die Handwebmeisterin Kirsten Rolle leitet die Handweberei seit der Eröffnung des Museums im Jahr 2007 als Honorarkraft. Unterstützt wird sie von der Auszubildenden Tonja Timm, die nebenberuflich eine vierjährige Ausbildung zur Handweberin absolviert, und einigen Aushilfskräften. Kirsten Rolle beobachtet, dass sich die Menschen wieder vermehrt Handwebstühle kaufen und das Weben als Hobby wiederentdecken. „Meine Workshops werden in letzter Zeit immer stärker nachgefragt“, sagt Kirsten Rolle.

Meisterin ihres Fachs: Handweberin Kirsten Rolle am Trittwebstuhl. Sie leitet die Handweberei des Museums und gibt Volkshochschulkurse im Spinnen und Weben. Foto: Lydia Bernhardt

Nicht nur Frauen, sondern auch Männer nehmen an den Kursen teil, die sie in Kooperation mit der VHS Neumünster bis zu zehnmal im Jahr anbietet. Die Kurse „Spinnen und Weben“ richten sich an Anfänger und Fortgeschrittene. Vieles, was Kirsten Rolle und ihr Team in der Handweberei herstellen, Schals, Tücher, Schlüsselanhänger und Accessoires, wandert in den museumseigenen Shop, den Museumsladen. 

Weitere Informationen unter tuchundtechnik.de

Kosten und Nutzen von Agroforstsystemen

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Durch den Anbau von Agroforstsystemen können nachhaltige und regionale Wertschöpfungsketten etabliert werden. Im Verbundprojekt „DigAForst“ werden wirtschaftliche Vorteile durch neue Geschäftsmodelle herausgearbeitet. Dieses Projekt in Niedersachsen ist auch für Schleswig-Holstein interessant.

Mit den Anpassungen der Bundesregierung und der Länder im Sommer 2023 an den Ökoregelungen (ÖR) haben Landwirte einen zusätzlichen kleinen Anreiz bekommen, Agroforstsysteme (AFS) auf landwirtschaftlichen Flächen anzubauen. Nach der ÖR 3 beträgt die Prämie für die Etablierung von Gehölzstreifen auf Ackerland 200 €/ha. Dieser Anreiz ist allein nicht ausreichend, um sich aus wirtschaftlichen Gründen für den Anbau von AFS zu entscheiden. Nachfolgende ökonomische Aspekte sind für den eigenen Betrieb zu evaluieren:

die langfristige Kapitalbindung durch mehrjährige Gehölze

die Erweiterung des Produktportfolios

die pflanzenbaulichen Interaktionen zwischen Gehölzen und Marktfrüchten und

der Einstieg in das Geschäft am Kohlenstoffmarkt

Im Laufe der nächsten Jahre werden diese Aspekte im Rahmen des Verbundprojekts „DigAForst“ mit Unterstützung von Praxispartnern aus Industrie und Landwirtschaft untersucht.

Kurzfristige Planung im Marktfruchtbau

Im einjährigen Marktfruchtbau erfolgt die ökonomische Bewertung mit Verfahren aus der Leistungs-Kosten-Rechnung (LKR). Sie dient der kurzfristigen Produktionsplanung und unterstellt einen kontinuierlichen Zahlungsstrom mit durchschnittlichen Kosten und Leistungen. Innerhalb der TKR gibt es die Teilkostenrechnung (TKR) und die Vollkostenrechnung (VKR).

Bei der TKR wird zwischen variablen (zum Beispiel Diesel und Saatgut) und fixen Kosten (zum Beispiel Maschinen und Gebäude) unterschieden. In einem mehrstufigen Verfahren werden bei der TKR den Erlösen eines Produktes (zum Beispiel Winterraps) zunächst die variablen und anschießend die Erzeugnisfixkosten gegengerechnet, um nachfolgend den Deckungsbeitrag I beziehungsweise den Deckungsbeitrag II zu kalkulieren. Die allgemeineren Fixkosten eines Betriebszweigs (zum Beispiel Ackerbau) und des Unternehmens werden zwei oder mehreren Produkten zugewiesen. Hieraus ergeben sich der Deckungsbeitrag III und der kalkulatorische Gewinn.

Im Gegensatz zur TKR wird bei der VKR zwischen Einzel- (zum Beispiel Düngemittel) und Gemeinkosten (zum Beispiel Maschinen) unterschieden. Während die Einzelkosten direkt einem Produkt zugeordnet werden, erfolgt die Zuordnung der Gemeinkosten über ein Schlüsselsystem. Die VKR weist im Unterschied zur TKR produktspezifische Stückkosten und Stückgewinne aus.

Langfristige Kapitalbindung bei Gehölzen

Beim Gehölzanbau werden die hohen Etablierungs- und Pflegekosten im ersten und zweiten Jahr erst zeitverzögert durch die Leistungen in den Folgejahren ausgeglichen. Der zeitliche Unterschied zwischen Kosten und Leistungen kann bei Gehölzsystemen zu einer längeren Kapitalbindung führen als im Marktfruchtanbau.

Die längere Kapitalbindung bei Gehölzen ist der wesentliche Grund, warum sich die LKR als Bewertungstool nicht eignet und die Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung anzuwenden sind. Bei der Kapitalwertmethode werden alle künftigen Kosten und Leistungen mit einem Abzinsungssatz auf den Anfangszeitpunkt diskontiert. Bei der Annuitätenmethode erfolgt eine gleichmäßige Verteilung des Kapitalwertes über den Betrachtungszeitraum. Der interne Zinsfuß gibt die prozentuale Rendite der Investition an.

Erweiterung des Produktportfolios

Entsprechend der Portfoliotheorie sollte ein Anleger an der Börse nicht sein gesamtes Kapital in ein einziges Unternehmen investieren, sondern eine Diversifizierung über verschiedene Länder und Sektoren vornehmen. Bei der Planung von landwirtschaftlichen Betriebszweigen und Fruchtfolgen sollte ein ähnliches Prinzip gelten. Das Produktportfolio des Betriebs wird durch den Anbau von AFS um mindestens eine zusätzliche Kategorie (zum Beispiel Energieholz) erweitert. Sinken zum Beispiel die Preise für Körnermais und Winterraps, könnte der Preis für Agrarholz steigen und das landwirtschaftliche Einkommen stabilisieren (siehe Abbildung).

Wenn das Agrarholz nicht auf dem Markt verkauft wird, kann es in der eigenen Hackschnitzelheizung verfeuert werden. Je nach Wärmeleistung und Menge des verfügbaren Agrarholzes kann damit das Wohnhaus oder der Schweinestall beheizt werden. Teurere und zumeist fossile Brennstoffe können dadurch eingespart werden.

Pflanzenbauliche Interaktionen

Der Anbau eines gemischten Systems wie AFS ist aus wirtschaftlichen Gründen nur dann zu bevorzugen, wenn durch den kombinierten Anbau von Gehölzen und Marktfrüchten ein höherer Gewinn erzielt wird als durch den getrennten Anbau auf zwei Flächen. Der AFS-Anbau kann eine Reihe positiver Auswirkungen auf die Umwelt haben (zum Beispiel Humusanreicherung und erhöhte Artenvielfalt). Der wirtschaftliche Nutzen lässt sich nur schwer messen, wenn keine direkten Auswirkungen von Gehölzen auf die Ertragsbildung von Marktfrüchten bestehen.

Ertragssteigernde Effekte wie zum Beispiel Wind- und Erosionsschutz durch Gehölzstreifen auf Marktfrüchte sind tendenziell höher in der Mitte des Feldes. Demgegenüber können sich ertragsmindernde Effekte wie Wasser-, Nährstoff- und Lichtkonkurrenz stärker auf die Marktfrüchte entlang der Gehölzstreifen auswirken. Diese positiven und negativen Effekte sind nicht generalisierbar, sondern hängen wesentlich von einer Vielzahl von Parametern wie der gewählten Marktfrucht, der Exposition des Feldes oder der Flächengröße ab.

Einstieg in den Kohlenstoffmarkt

In den vergangenen Jahren sind der Begriff des Klimalandwirts und die damit einhergehen Verdienstmöglichkeiten zunehmend in die Diskussion gerückt. Zur Förderung des Bodenkohlenstoffs auf landwirtschaftlichen Flächen hat das Europäische Parlament im Frühjahr 2024 eine aktualisierte Verordnung verabschiedet, die für Landwirtschaft und Unternehmen einen freiwilligen Rahmen zur CO2-Zertifizierung bietet. In dieser Verordnung werden vier Kriterien definiert. Ausgewählte Maßnahmen zur Kohlenstoffbindung müssen

eindeutig quantifizierbar sein

eine Zusätzlichkeit gegenüber gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen ausweisen

eine langfristige CO2-Speicherung gewährleisten und

einen positiven ökologischen Nebeneffekt aufweisen

Seit einigen Jahren schaffen auf dem europäischen Markt unter anderem kleinere Start-ups (zum Beispiel Klim, CarboCert und Agreena) eine Verbundstruktur zwischen Landwirtschaft und Unternehmen und vermitteln Ausgleichszahlungen für die CO2-Bindung. Die Schwerpunkte der Vermittler variieren zwischen verschiedenen Maßnahmen, zum Beispiel reduzierter Bodenbearbeitung, ganzjähriger Bodenbedeckung, erweiterten Fruchtfolgen oder Anpassung im Düngemanagement. Zusätzlich zu den einzelnen Maßnahmen ist deren Prämienhöhe zu prüfen und auch, inwiefern Leistungen durch AFS-Anbau vergütet werden.

Fazit

Das Projekt „DigAForst“ steht in seiner Kurzform für „Digitalisierung von Gehölzen in Agroforstsystemen (AFS) für eine nachhaltige, regionale Verwertung landwirtschaftlicher Produkte in der Agrarintensivregion Nordwestniedersachsen“. Projektstart von „DigAForst“ war am 1. Juli 2024, und es endet im Juni 2027. Das Ziel des Projekts ist es, mit KI-basierter Technik Bewirtschaftungsmaßnahmen für eine optimale stoffliche und energetische Verwertung zu identifizieren, um regionale Wertschöpfungsketten zu stärken.

Geleitet wird das Projekt am Standort Vechta vom Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar). Weitere Partner sind die landwirtschaftlichen Betriebe Hof Schockemöhle (Lohne) und Hof Langsenkamp (Landkreis Osnabrück), das Start-up Nature Robots, die Holzmühle Westerkamp und die Hochschule Osnabrück.

Auf den Betrieben Schockemöhle und Langsenkamp werden neben schnell wachsenden Pappeln auch verschiedene Werthölzer gepflanzt. Die Vermessung der Gehölzbestände wird von Nature Robots mit KI- und Robotertechnik übernommen. Hierbei sollen der Landwirtschaft und der Holzindustrie der aktuelle Zustand der Gehölzstreifen aufgezeigt und optimale Erntezeitpunkte abgeleitet werden. Die Holzmühle Westerkamp wird die Pappelgehölze verwerten und die Eignung für innovative Holzprodukte prüfen. Die Hochschule Osnabrück nimmt während der Projektlaufzeit sowohl die ökonomische Bewertung als auch die Treibhausgasbilanzierung von AFS-Anbau und Holznutzung vor.

Finanziert wird das Projekt aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe.

Standardeinkommen ist neuer Beitragsmaßstab

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Ab 1. Januar 2025 löst das Standardeinkommen den korrigierten Flächenwert als Beitragsberechnungsgrundlage ab. Notwendig wurde die Umstellung durch die Grundsteuerreform. Für die Beitragsbemessung der in der Landwirtschaftlichen Krankenkasse (LKK) versicherten Unternehmerinnen und Unternehmer ist das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft maßgebend.

Nach dem Willen des Gesetzgebers ist dabei allerdings nicht auf den Einkommensteuerbescheid abzustellen, sondern auf das Einkommenspotenzial des Betriebes – bisher ermittelt nach dem „korrigierten Flächenwert“. Weil nach der Grundsteuerreform ab 1. Januar die dafür notwendigen Berechnungsfaktoren nicht mehr zur Verfügung stehen, musste ein neuer Beitragsmaßstab gefunden werden. Die Vertreterversammlung der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) beschloss, dass zukünftig das „Standardeinkommen“ der Beitragsberechnung zugrunde gelegt wird.

Was ist das Standardeinkommen?

Das Standardeinkommen basiert auf betriebswirtschaftlichen Daten, die das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) sowie das Thünen-Institut (TI) grundsätzlich in Anlehnung an die bekannten Standarddeckungsbeiträge jährlich zur Verfügung stellen. Betriebswirtschaftliche Daten des Zentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau (ZBG) werden berücksichtigt.

Insbesondere Betriebe mit Tierhaltung müssen sich auf geänderte Beiträge einstellen, da die Tiere bei der Ermittlung des Einkommenspotenzials bisher kaum berücksichtigt wurden.

Jeder im Kataster der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft erfassten Katasterart, einschließlich der nicht gewerblichen Tierhaltungen, wird im Ergebnis für alle Landkreise ein auf wissenschaftlicher Basis aus dem Durchschnitt der vorigen drei Wirtschaftsjahre (bei Forst zehn Jahre) ermittelter Standardeinkommenswert zugeordnet. Abzüge für betriebliche Aufwendungen, zum Beispiel Personalkosten und Abschreibungen, werden bei der Wertermittlung auf Landkreisebene berücksichtigt. Auch negative Einkommenswerte sind möglich.

Das maßgebliche Einkommen ergibt sich aus der Summe der nach Flächengröße und dem Durchschnittsbestand der Tiere berechneten Standardeinkommenswerte des jeweiligen Unternehmens. Ergebnis ist das Standardeinkommen. Hiernach erfolgt die Zuordnung zur Beitragsklasse (BKL).

Die Komponenten des neuen Beitragsmaßstabs werden jährlich aktualisiert. Dadurch kann, wie im bisherigen Beitragssystem, jede unterjährige Unternehmensveränderung zu einer Änderung der Beitragsklasseneinstufung führen.

Auswirkungen auf die Beiträge 2025

Der neue Beitragsmaßstab wird für viele Unternehmerinnen und Unternehmer Veränderungen in der Beitragsklassenzuordnung mit sich bringen. Insbesondere Betriebe mit Tierhaltungen müssen sich auf geänderte Beiträge einstellen, da die Tiere bei der Ermittlung des Einkommenspotenzials bisher kaum berücksichtigt wurden. Beitragssprünge lassen sich nicht vermeiden, werden aber durch größere Spannen zwischen den Beitragsklassen von 6.200 € statt bisher 6.000 € sowie durch eine dreijährige Übergangszeit bei einem Beitragsklassenwechsel abgefedert.

In der niedrigsten BKL 2 (negatives oder Standardeinkommen bis zu 6.200 €) und der höchsten BKL 20 (Standardeinkommen von mindestens 111.600,01 €) steigen die Mitgliederzahlen. Der Großteil der Mitglieder verteilt sich relativ gleichmäßig auf die BKL 3 bis BKL 19. Die Beitragsklassenzuordnung macht das unterschiedliche Einkommensgefüge in der Agrarlandschaft deutlich.

Neben dem neuen Beitragsmaßstab sind bei der Beitragsklassengestaltung wie in jedem Jahr die gesetzlichen und haushalterischen Vorgaben zu beachten. So zwingen allein steigende Leistungsausgaben im Jahr 2025 und abgeschmolzene Betriebsmittel dazu, das Beitragsvolumen und damit die Beiträge anzuheben.

Auch die gestiegenen Zusatzbeitragssätze in der allgemeinen Krankenversicherung, insbesondere die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze, wirken direkt auf die Beiträge der LKK. Denn der Beitrag der höchsten BKL 20 muss am Höchstbeitrag der allgemeinen Krankenversicherung ausgerichtet sein und darf diesen nur geringfügig unterschreiten. Alles in allem ist die Beitragsgestaltung der LKK im Vergleich zu den Beiträgen der allgemeinen Krankenversicherung aber weiterhin günstig. Nach Überzeugung der SVLFG-Selbstverwaltung führt der neue Beitragsmaßstab – trotz der teilweise erheblichen Veränderungen in der Beitragsklassenzuordnung – zu einer insgesamt größeren Beitragsgerechtigkeit.

Übergangsregelung für Bestandsfälle

Für Unternehmer, die über den Jahreswechsel 2024/25 versichert waren (Bestandsfälle), ist während einer Übergangszeit von drei Jahren eine gleitende Änderung zu den neuen Beiträgen vorgesehen. Das gilt sowohl bei höherer als auch bei niedrigerer Beitragseinstufung (nicht bei unveränderter BKL). Dafür werden auf Grundlage des am 1. Januar 2025 geltenden Beitrags bleibende Angleichungssätze gebildet. Die zum Jahresbeginn ermittelten Angleichungssätze bleiben während der Übergangszeit unverändert, auch wenn sich die in dieser Zeit ändern.
Weitere Informationen zu den Beiträgen in der LKK, insbesondere die neuen Beitragstabellen und die aktuelle Satzung, stehen auf der Internetseite der SVLFG unter www.svlfg.de

Fazit

Infolge des neuen Beitragsmaßstabes werden in Deutschland 41 % der Unternehmerinnen und Unternehmer niedriger eingestuft, 15 % bleiben in ihrer bisherigen Beitragsklasse und 44 % werden höher eingestuft.

Rekordpreise in Dätgen

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Die erfreuliche Entwicklung der jüngsten Auktionen der Rinder­zucht Schleswig-Holstein eG (RSH) wurde mit der Novemberauktion fortgesetzt. Die Nachfrage stieg gegenüber der Vorauktion nochmals an, und der Markt wurde vollständig geräumt.

Wieder konnte die Zuchtstätte Bähnke aus Klein Schlamin, Kreis Ostholstein, den Spitzenpreis für sich reklamieren. Die enorm entwickelte „Sancos PP“-Tochter war mit einem fantastischen Euter ausgestattet, und die hohe Einsatzleistung von 35 kg Milch führte zu einem spannenden Bieterduell. Dieses gewann schließlich ein Züchter aus dem Kreis Nordfriesland. Applaus brandete auf, als der Auktionator letztendlich bei 4.200 € zuschlagen konnte.

Insgesamt wurden die schwarzbunten Färsen zu einem neuen Rekordpreis von 2.910 € im Durchschnitt zugeschlagen, und alle Färsen fanden einen neuen Besitzer.

Positiv bereicherte eine Kreiskollektion aus Nordfriesland das Angebot, und hier stellte allein Ingwer Martin Carstensen aus Lütjenholm mit acht Färsen ein beeindruckendes Kontingent. Diese wurden schließlich zu einem Durchschnittspreis von 3.225 € im Ring verkauft. Insgesamt erlösten die Züchter aus Nordfriesland für ihr Kontingent 3.118 € im Schnitt.

Bullenangebot überzeugte

Das Bullenangebot konnte bereits bei der Körung überzeugen. Hier fiel der „Gladius“-Sohn „Dasso“ der Rinderzucht Kaack GbR aus Mözen, Kreis Segeberg, positiv auf. Der enorm entwickelte und mit einem sehr guten Fundament ausgestattete Bulle überzeugte mit hervorragenden Milchinhaltsstoffen bei Mutter und Großmutter. Im Pedigree stehen Eiweißgehalte von über 4,00 % Eiweiß, und auch die Fettanteile von beinahe 5,00 % überzeugten viele am Ring. Dies führte zu dem höchsten Preis bei den schwarzbunten Bullen in Höhe von 3.200 €. Die gekörten schwarzbunten Bullen fanden alle einen neuen Besitzer, und im Schnitt erlösten sie 2.480 €.

Das kleine rotbunte Bullenangebot konnte ebenfalls komplett abgesetzt werden, und zwar zu einem Durchschnittspreis von 1.900 €. Direkt der erste rotbunte Bulle im Ring war auch der teuerste. Stefan Voß aus Nehms, Kreis Segeberg, stellte mit dem hornlosen „Drone PP“-Sohn den Preissieger mit 2.000 €. Der kapitale Rotbuntbulle konnte auch mit einem starken Leistungspedigree überzeugen.

Alle rotbunten Färsen wurden im Ring zugeschlagen, und im Schnitt konnte ein Preis von 2.560 € realisiert werden. Die teuerste Färse kam aus der Kreiskollektion Nordfriesland. Ingwer Martin Carstensen aus Lütjenholm hatte „Cora“ im Angebot, eine „Red Impuls“-Tochter mit hoher Einsatzleistung und super Exterieur. Vor allem das breite und super platzierte Becken konnte begeistern. Ein Käufer aus Nordfriesland war bereit, hierfür 3.400 € anzulegen.

Viele gute Angler Färsen

Das große und qualitätsvolle Angebot der Angler Färsen wurde diesmal um eine Kollektion aus dem Betrieb von Christina-Johanna Paulsen-Schlüter aus Tolk, Kreis Schleswig-Flensburg, bereichert. Der Betrieb gibt die Milchviehhaltung auf, und so bestand das Angebot aus acht vielversprechenden Färsen. Die Betriebskollektion erlöste im Schnitt 2.719 € und lag damit oberhalb des Durchschnittspreises aller Angler Färsen. Die teuerste Färse stammte mit der „Wallace“-Tochter „Bökwatt“ aus dieser Betriebskollektion. Die kapitale und enorm entwickelte, dunkelrote Angler Färse konnte auch mit hohen Einsatzleistungen aufwarten, sodass der Hammer erst bei 2.900 € fiel. Im Schnitt erlösten alle Angler Färsen 2.680 €.

Die Rinderzucht Schleswig-Holstein eG hofft, dass nach diesem Auktionsverlauf das Angebot an Färsen bei der nächsten Auktion am 12. Dezember 2024 größer ausfallen wird. Die Nachfrage nach abgekalbten Färsen ist sehr groß und konnte auf dieser Auktion nicht befriedigt werden.

Was leistet die Spotspraytechnik heute schon?

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Der effiziente, aber auch nachhaltige Umgang mit Pflanzenschutzmitteln ist betriebswirtschaftlich wünschenswert, politisch gewollt, rechtlich erforderlich, weil von Vorteil für den Naturhaushalt. Technische Neuerungen versprechen große Einsparpotenziale durch Spotspraytechniken. Verschiedene Start-up-Unternehmen sind hierbei Vorreiter und haben praxistaugliche, für das Grünland geeignete Geräte entwickelt. Was sie leisten, wurde auf dem Feldtag mit Maschinenvorführung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im September in Gnutz vorgeführt. Der Artikel geht auf Details dazu ein.

Pflanzenschutzmittel sind kostspielige und in der Regel hochwirksame Betriebsmittel in der Landwirtschaft. Ihr Einsatz sollte aus verschiedenen Gründen nicht leichtfertig oder nach Schema F erfolgen. Auf die Forderung der Gesellschaft nach Einsparungen der ausgebrachten Gesamtmenge müssen gute fachliche Antworten gefunden werden. Eine willkürliche und restriktive Reduzierung der auszubringenden Mengen ist fachlich nicht vertretbar. Wie aber können Aufwandmengen je ­Hekt­ar reduziert und auch zukünftig gute pflanzenbauliche Ergebnisse erzielt werden?

Ein anschauliches positives Beispiel ist die wichtige Bekämpfung des Ampfers im Futterbau. Ampferarten, allen voran der Krause Ampfer, verursachen auf vielen Grünlandflächen Probleme durch schlechte Futterqualitäten und verringerte Futteraufnahme. Beim Weidegang werden die Ampferpflanzen aufgrund des Oxalsäuregehaltes selektiv stehen gelassen, was das Ampferauftreten auf diesen Flächen erhöht. Diesem Problem wird mit intensiver Handarbeit oder oft auch Flächenbehandlungen des Grünlandes mit günstigen, aber nicht immer gut wirksamen Pflanzenschutzmitteln begegnet. Jede flächige Herbizidmaßnahme kann zusätzlich auch die Kulturpflanzen schädigen und zu Wachstumsdepressionen führen.

Interessante Alternativen zur ganzflächigen Applikation im Grünland werden hier im Steckbrief unten vorgestellt. Allen drei innovativen Geräten gemein ist die sogenannte Online-Technologie. Das bedeutet, dass Kameratechnik auf dem Gerät verbaut ist und bei der Applikation Bilder generiert und ausgewertet werden. Die Kameras nehmen ein Stück vor den Düsen die Zielfläche auf und die dazugehörige Software wertet in Echtzeit aus. Ist eine Zielpflanze erkannt, werden auf genau diesem Teilstück die entsprechenden über der Zielpflanze liegenden Düsen aktiviert. Nur die Zielpflanze und ein minimaler Sicherheitspuffer um die Pflanze herum wird mit Pflanzenschutzmitteln benetzt.

Von herkömmlicher Pflanzenschutztechnik unterscheiden sich die drei Geräte durch den sehr engen Düsenabstand und den komprimierten Spritzkegel. Hierdurch kann auf sehr kleine Teilflächen bis hin zu Einzelpflanzen randscharf gespottet, also appliziert werden (siehe folgende Bildmontage).

Ampferfläche zum Zeitpunkt der Spotspraybehandlung: Die Präsentationsfläche in Gnutz mit zirka 40 % Ampfer-Deckungsgrad. Oben links ist die randscharfe Applikation, oben rechts eine gut entwickelte Rosette zu sehen, bei der eine gründliche Wirkung zu erwarten ist. Unten rechts ist die Pflanze zu klein und nimmt eventuell nicht genug Wirkstoff auf. Fotos: Dr. Wolfgang Pfeil (3), Rumex GmbH (1)

Da ganzflächige Herbizidbehandlungen des Grünlandes in Bayern gar nicht mehr zulässig sind, kommen von hier auch gleich zwei der erfolgreichen Neuentwicklungen zum Thema Teilflächen- beziehungsweise Einzelpflanzenbehandlung im Grünland. Das dritte Gerät ist sowohl im Grünland als auch in bestimmten Ackerbaukulturen einsetzbar und stammt aus der Schweiz.

Nach knapp zwei Tagen zeichnet die Pflanze deutlich. Eine Wiederbetretung ist nach sieben Tagen möglich. Foto: Dr. Wolfgang Pfeil

Moderne Geräte wie die hier vorgestellten ermöglichen den wirtschaftlichen Einsatz effizienterer, aber auch kostspieliger Mittel. Die Behandlung von Teilflächen bewirkt die gute Wirtschaftlichkeit. Denn die flächenbezogene Aufwandmenge (in l/ha) beträgt in etwa den Deckungsgrad der Zielpflanze plus 5 bis 10 %. Dies hängt auch von der Einstellung des Pufferbereiches der Geräte ab. In den Bildern ist die Präsentationsfläche vor den Behandlungen und nach den Behandlungen zu sehen. Auf den Demofahrten am Feldtag wurde sicherheitshalber nur Wasser appliziert. Im Nachgang hat der RumboJet 880 die gesamte Fläche mit der vollen Aufwandmenge Ranger gespottet. Hierbei konnten zirka 50 % im Vergleich zur flächigen Anwendung eingespart werden. Die Wirkung wird auf gut 95 % geschätzt, was an dem nicht optimalen Behandlungstermin gelegen haben kann.

Die Ampferpflanzen müssen eine gute und starke Rosette gebildet haben, um genug Wirkstoff aufnehmen zu können. Da dies in der Praxis nicht immer so ist, ist im nächsten Jahr auf jeden Fall eine Nachkontrolle nötig. Dann kann der verbliebene oder neu aufgelaufene Ampfer wieder gespottet werden. Wenn mit zirka 10 % Deckung gerechnet wird, beträgt das Einsparpotenzial bis zu 90 %.

Die hochpräzisen Geräte mit der Online-Technik an Bord haben ihren Preis und werden sich wohl in nächster Zeit nicht auf jedem Grünlandbetrieb finden lassen. Überbetriebliche Nutzung, beispielsweise über den Lohnunternehmer, sind jedoch nicht nur denkbar, sondern finden in Schleswig-Holstein mit gutem Erfolg statt. Aktuell wird die Technik hauptsächlich gegen Ampfer eingesetzt, obwohl auch andere Arten detektiert werden können. An der Detektion weiterer Arten wird gearbeitet.

Ampferfläche sechs Wochen nach der Spotspraybehandlung: Sechs Wochen nach der Applikation sind mehr als 95 % der Pflanzen vollständig abgestorben (siehe kleines Bild links). Sehr wenige Einzelpflanzen haben die Behandlung überstehen können. Fotos: Dr. Wolfgang Pfeil

Im Vorfeld des Feldtages in Gnutz wurde die Präsentationsfläche mit der Drohne kartiert. Mit der Drohne können Offline-Kartierungen erstellt werden, die dann über die Terminals auch auf herkömmliche Applikationstechnik übertragen werden können.

Auch herkömmliche Pflanzenschutztechnik in Kombination mit drohnengestützter Applikationskartierung, sogenannte Offline-Kartierung, kann bedeutende Einsparungspotenziale realisieren. Diese offline generierten Applikationskarten können sowohl im Grünland als auch im Ackerbau Anwendung finden. Im Grünland haben Applikationskartierungen, die ebenso bei den Online-Überfahrten gespeichert werden können, den immensen Vorteil, dass entstehende Fehlstellen bei der Nachsaat mit größeren Mengen und einer 100%igen Treffsicherheit effizient nachgesät werden können. Die Vor- und Nachteile der beiden möglichen Teilflächenapplikationssysteme, Online- und Offline-Technik, werden demnächst im Bauernblatt gegenübergestellt und diskutiert.

Mit der Drohne können Offline-Kartierungen erstellt werden, die dann über die Terminals auch auf herkömmliche Applikationstechnik übertragen werden können. Foto: Dr. Wolfgang Pfeil

Fazit

Wenn die Entwicklungen der Spotspraytechnik für das Grünland im aktuellen Tempo weitergehen, werden zukünftig flächige Applikationen auf Grünlandflächen wohl die Ausnahme sein, wenn überhaupt zulässig. Die Belastung von Nichtzielflächen und dem Naturhaushalt kann damit durch die technische Präzisierung der beschriebenen Maßnahmen, und damit auch eine beeindruckende Reduzierung der Aufwandmengen je Hektar, deutlich verringert werden. Mit einer einzigen Anwendung ist es jedoch nicht getan. Eine stetige Nachkontrolle und eventuelle Nachbehandlungen gehören zum guten Pflanzenbau dazu.

Speziell für die Ampferbekämpfung im Grünland können die vorgestellten Geräte jetzt schon eine wichtige Rolle spielen. Die Nachsaat kann zukünftig deutlich optimiert werden. Die Geräteauslastung und Wirtschaftlichkeit sind vor allem in der überbetrieblichen Nutzung und bei Lohnunternehmen zu sehen. Für den nachhaltigen Integrierten Pflanzenschutz ist die neue Technik ein wichtiger Baustein, der auch den Kulturpflanzen und damit Erträgen und Qualitäten zugutekommt.


Steckbrief

Geräte mit Spotspraytechnik für den Einsatz auf Grünlandflächen im Überblick

ARA von Ecorobotix
(Schweiz)

Maschinentyp: ARA-Präzisions-Spritze (Präzisions-Feldspritze)

Arbeitsbreite: bis 6 m einstellbar

Geräteanbau: Heckanbau plus Fronttank

Gerätegewicht: 1.200 kg (ohne Tank auf
eigenen Rollen)

Tankgewicht: 450/1.350 kg (leer/voll)

Düsenanzahl: 156

Kameraanzahl: 6

Detektion: KI-basierte Echtzeiterkennung

Geschwindigkeit max.: 7,2 km/h

Flächenleistung: bis zu 4 ha/h –
Nachtfahrten möglich

Besonderheit: Applikation findet unter Abschirmung statt – Beleuchtung ermöglicht störlichtarme Detektion. Zielpflanzenerkennung mithilfe von KI

RumboJet 880 von AllgäuAutomation
(Bayern)

Maschinentyp: RumboJet 880

Arbeitsbreite: 8,8 m

Geräteanbau: Heckanbau

Gerätegewicht: 1.250 kg/2.150 kg (leer/voll)

Düsenanzahl: 88

Kameraanzahl: 6

Detektion: Multispektralkamera

Geschwindigkeit max.: 10 km/h

Flächenleistung: bis zu 8,8 ha/h –
Nachtfahrten möglich

Besonderheit: Applikation findet unter Abschirmung statt – Beleuchtung ermöglicht störlichtarme Detektion.

RXF 600 von der Rumex GmbH (Bayern)

Maschinentyp: RXF 600

Arbeitsbreite: 6 m

Geräteanbau: Frontanbau

Gerätegewicht: 800 kg/1.000 kg (leer/voll)

Düsenanzahl: 90

Kameraanzahl: 3

Detektion: KI-basierte Echtzeiterkennung

Geschwindigkeit max.: 12 km/h

Flächenleistung: bis zu 7,2 ha/h

Besonderheit: Frontanbau des Applikationsgestänges zur besseren Prozessüberwachung, optionaler zusätzlicher Hecktank

Quelle: Dr. Wolfgang Pfeil, LKSH, auf Basis von Firmendaten; Fotos: Daniela Rixen, Rumex GmbH, Dr. Wolfgang Pfeil