Viele Betriebe stehen vor der Frage, welche Technik sie zur Ausbringung von Gülle und Gärrest im kommenden Frühjahr einsetzen wollen, denn ab 1. Februar wird es nicht mehr mit dem Breitverteiler gehen. Unter den Ausbringmethoden, die zukünftig auf Grünland zugelassen sind, ist das Einschlitzen der Gülle in den Boden die konsequenteste und aufwendigste, die jedoch auch die geringsten gasförmigen Verluste erwarten lässt. Was liegt da näher, als Praktiker zu befragen, die damit seit Jahren arbeiten?
Peter Lausen, bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Bereich Düngung tätig, sprach mit zwei Betriebsleitern, die gemeinsam ein Gerät zum Einschlitzen von Gülle auf Grünland angeschafft haben: Tobias Meyer und Thorsten Jandrey aus dem Östlichen Hügelland haben gemeinsam in eine verlustmindernde Ausbringtechnik investiert.
Was hat Sie dazu bewogen, sich diese Technik anzuschaffen?
Tobias Meyer: Es war ja absehbar, dass alle Betriebe die Gülle im nächsten Jahr nur noch bodennah oder eben durch Injektion auf die Grünlandflächen bringen dürfen. Da haben wir die Investition vorgezogen, um den Nutzen früher zu haben. Die jetzige Maschine ist ein Verveat-Hydro-Trike-Selbstfahrer mit einer Vredo-Schlitze. Mit dem Selbstfahrer wird auch die Gülle zu Mais ausgebracht und über eine Scheibenegge in einem Arbeitsgang eingearbeitet. Davor hatten wir einen Terra Gator 2204, der wurde im Jahr 2018 angeschafft. Da wir den recht günstig gebraucht kaufen konnten, fiel uns der Einstieg nicht so schwer. Wir haben beide Maschinen gebraucht gekauft und sind gut damit gefahren.
Foto: Jens Hartmann
Dennoch ist es eine hohe Investitionssumme. Sie haben beide Maschinen gemeinsam beschafft. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Maschinengemeinschaft gemacht?
Thorsten Jandrey: Schon unsere Väter haben zusammengearbeitet. Daher gibt es schon lange diese Maschinengemeinschaft. Die Betriebe passen gut zusammen, denn die Standorte sind nicht weit voneinander entfernt. Wir haben einen ähnlichen Tierbestand von etwa 300 Kühen mit Nachzucht. Daher passt auch das Kulturenspektrum gut zusammen.
Die Fruchtfolgen sind vielfältiger geworden. Da wird gelegentlich Getreide angebaut, aber auch dazu wird die Gülle mit gutem Erfolg im Bestand eingeschlitzt. Wir rechnen alle Kosten je zur Hälfte ab und haben den Eindruck, dass keiner übervorteilt wird. Klar sind da mal Kostenunterschiede enthalten, die sich aber oft auch wieder ausgleichen. Wir wollen das gar nicht auf den Cent genau abrechnen. Wenn jeder den Eindruck hat, dass es gerecht zugeht, passt es doch.
Es sind verschiedene Ausbringverfahren zugelassen, warum haben Sie sich für das Einschlitzen entschieden?
Meyer: Wir wollen den größten Nutzen aus der ausgebrachten Gülle ziehen und das effektivste Verfahren einsetzen. Daher haben wir uns die Versuchsergebnisse angesehen. Der höhere Nutzen bei der N-Ausnutzung ist da sehr deutlich geworden. Nun liegen die Flächen zwar nicht in der N-Kulisse, aber dennoch muss der Güllestickstoff gut wirken, damit wir mit der Mindestwirksamkeit im Düngeplan zurechtkommen.
Für die Entscheidung zur Gülleschlitze war nicht nur die bessere Stickstoffwirkung entscheidend, sondern auch die Vermeidung der Futterverschmutzung durch Güllereste, die über das Gras auf den Futtertisch kommen, hat uns überzeugt. Bei der Vorführung der Düngetechniken in Futterkamp haben wir die unterschiedliche Ablage gut sehen können. Während beim Schleppschlauch die Rindergülle in Streifen auf dem Gras lag, konnte durch das Einschlitzen die Gülle auf und in den Boden gelangen.
Und wir sehen es ja auch an unseren Grünlandflächen, die sind nach der Güllegabe immer noch grün und nicht schwarz wie bei der Breitverteilung. Es werden keine Blätter beschmutzt, und das Wachstum kann gleich weitergehen.
Durch das Einschlitzen wird der Boden ja auch geöffnet. Wie hat sich das auf die Grasnarbe ausgewirkt?
Meyer: Die Narbe wird geöffnet, schließt sich dann aber auch wieder, sodass es keine Eintrittspforte für Unkräuter oder Ungräser darstellt. Dennoch haben wir beobachtet, dass die Narbenöffnung dem Löwenzahn offenbar nutzt. Seit wir die Gülle einschlitzen, hat der Besatz etwas zugenommen. Die geöffnete Grasnarbe bietet aber auch die Chance, die Grasnarbe zu verbessern. Dazu wird Grassaat mit der Gülle in den Bodenschlitz gebracht. Der Ansatz ist gut, daher ist auch eine Vorrichtung zur Einmischung von Grassaat angebaut. Das haben wir auch probiert. Die Grassaat wird durch Vakuum eingesogen. Leider schäumt die Gülle dann stark auf, der Schaum macht Probleme bei der Befüllung. Das muss noch verbessert werden, sonst brauchen wir eine andere Lösung.
Wie beurteilen Sie die Flächenleistung und den Bodendruck, denn die Arbeitsbreite ist verglichen mit anderen Ausbringverfahren ja eher nicht so groß?
Jandrey: Die Arbeitsbreite ist auf 8,70 m begrenzt. Damit müssen wir zwar enger fahren als beispielsweise ein Schleppschlauchverteiler. Die Leistungsgrenze ist jedoch häufig auch durch die Pumpe oder den Verteiler gegeben. Daher können wir mit bis zu 12 km/h vergleichsweise schnell fahren. So kommen wir auf einen Durchsatz von 100 m³/h.
Durch das günstige Verhältnis des Behältervolumens von 14 m³ zur Arbeitsbreite müssen wir bei grünlandüblichen Ausbringmengen auf keinem Schlag bei halber Länge nachtanken. Aber wir könnten auch entgegenfahren, denn wir verwenden den alten Güllewagen mit 18 m³ und Feldbereifung sowie einen 25-m³-Dreiachser mit Dollyachse, der auch Feldbereifung hat. Wir benötigen auf den Zubringerfahrzeugen die Feldbereifung, da die Straßen so eng sind, dass wir nicht von der Straße aus überladen können, sondern dazu auf die Grünlandfläche fahren müssen. Der Verveat-Selbstfahrer ist ein Dreirad mit der Bereifung vorn 1000/50 R25 und hinten 1050/50 R 32. Daher wird in einer Überfahrt keine Fläche doppelt befahren, was für die Weiterleitung des Bodendrucks in tiefere Schichten ja wichtig ist.
Da der Gülleausbringer nicht zum Heranholen der Gülle genutzt wird und daher nur auf dem Feld arbeitet, können wir den Reifendruck auf 1,8 bar absenken und so belassen, um den Bodendruck zu reduzieren. Der Selbstfahrer wiegt 16 t, hinzu kommen das Gewicht des Vredo-Schlitzgerätes von 3 t sowie 14 t Gülle. Damit ist das Gefährt deutlich leichter als ein herkömmlicher Schlepper mit Güllewagen gleicher Größe und Schleppschlauchverteiler.
Es gibt einscheibige und doppelscheibige Schlitzgeräte, warum haben Sie sich für diese Variante entschieden, und wie sind Sie mit der Arbeitsweise zufrieden?
Meyer: Die Scheiben sind v-förmig gegeneinandergestellt. Dadurch wird die Grasnarbe sauber eingeschnitten, beiseitegeschoben und der Schlitz erzeugt. Durch diese Stellung schärfen sich die Scheiben selbstständig und dringen gut in den Boden ein. Man sagt, dass die Scheiben nach 500 ha/m Arbeitsbreite erneuert werden müssen. Außerdem haben wir uns für dieses Gerät entschieden, weil es gebraucht in gutem Zustand und in der Nähe verfügbar war. Die Scheiben sind nicht schwenkbar aufgehängt. Das ermöglich zwar keine enge Kurvenfahrt, ist für uns aber nicht so entscheidend, da die Schlagstruktur es gar nicht erfordert. In den moorigen Senken schiebt die Grasnarbe durch die Scheiben nicht auf. Das ist vielleicht der Fall, wenn die Narbe locker und trocken ist, was wir aber noch nicht beobachtet haben.
Wie beurteilen Sie die betriebswirtschaftliche Seite?
Meyer: Den Selbstfahrer haben wir gebraucht, aber totalüberholt gekauft und setzen ihn auf beiden Betrieben für die Gülleausbringung auf Grünland und im Getreide mit dem Schlitzgerät und zu Silomais mit der Scheibenegge ein. Dadurch ist eine hohe Auslastung gegeben. Gegenüber einem Einsatz durch Dritte oder gegenüber einer Einzelmechanisierung fahren wir mit der Maschinengemeinschaft deutlich günstiger.
Das Interview führte Peter Lausen, Landwirtschaftskammer SH