Der Sonderbericht des EU-Rechnungshofs zum Klimaschutz lässt aufhorchen: 40 % der EU-Projekte zur Anpassung an den Klimawandel zeigen kaum oder keine Wirkung. Bei einem Mittelvolumen in Höhe von mehr als 26 Mrd. € für entsprechende Maßnahmen im Zeitraum 2021 bis 2027 verpuffen also mindestens 10 Mrd. €. Das zeigt: Geld allein hilft nicht.
Oft aber nutzt Politik aufwachsende Budgets als Beleg für vermeintlich verbesserten Naturschutz. Ein Beispiel: Dass der Bund 2023 so viel Geld wie noch nie für den Erhalt von Ökosystemen in Entwicklungs- und Schwellenländern bereitgestellt hat (1,36 Mrd. €), nimmt Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zum Anlass, die Ampel-Regierung – also sich selbst – im Kampf gegen das weltweite Artenaussterben als einen verlässlichen Partner zu loben. Doch wie effizient wird das viele Geld tatsächlich eingesetzt?
In den Niederlanden sind bis 2016 mehr als 40 % der öffentlichen Mittel für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen in der Verwaltung versackt. Das war sowohl der Finanzbehörde als auch den Landwirten zu viel. Mit dem Modell der Agrarkooperationen, in denen Landwirte, Naturschützer und Wissenschaftler gemeinsam von „unten nach oben“ Maßnahmen entwickeln, hat dort zu einer deutlichen höheren Zielgenauigkeit geführt.
Klar ist: Wer Steuergeld ausgibt, hat Verantwortung, dass das Geld zielgerichtet eingesetzt wird. Dazu gehören die Überprüfung von Förderstrukturen und die Fähigkeit zur Anpassung – sofern Defizite zutage treten. Der EU-Rechnungshof bescheinigt in seinem Bericht auch der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) viel Luft nach oben. Beispielsweise werde der Klimaschutzbeitrag von Grünland aktuell nicht ausreichend gewürdigt.
Das Ringen der Mitgliedstaaten um die GAP-Reform gestaltet sich traditionell zäh. Dabei gibt es kluge Konzepte, die Agrarförderung zielsicherer zu machen: Neben dem niederländischen Kooperationsmodell sind dies beispielsweise die Gemeinwohlprämie des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege oder die an der Universität zu Kiel entwickelte erfolgsorientierte Agrarprämie. Allen drei ist gemein, dass sich Landwirtinnen und Landwirte besser einbringen und unternehmerische Entscheidungen treffen können. Das macht nicht nur Klima- und Naturschutz effizienter, sondern schafft Perspektiven.
Die fehlt aktuell vielen Betrieben, was das jüngste Agrarbarometer der Rentenbank belegt (siehe Seite 6). Die Investitionsbereitschaft verharrt auf niedrigem Niveau. Landwirte, die investieren wollen, planen häufig den Einstieg in oder den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen. Hemmnisse für die betriebliche Weiterentwicklung sind vor allem Agrarpolitik und Bürokratie.
Immerhin: Viele Politiker in Brüssel und Kiel haben die Notwendigkeit des Bürokratieabbaus verstanden. In Berlin tut man sich noch vergleichsweise schwer, aber erste Ansätze sind erkennbar. Hier gilt es dranzubleiben, denn weniger Bürokratielast auf den Höfen bietet Landwirtinnen und Landwirten Freiraum für die Betriebsentwicklung und dafür, sich im Klima- und Naturschutz zu engagieren. Wenn das noch den Einsatz öffentlicher Mittel verbessert, freut sich nicht zuletzt der EU-Rechnungshof.