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Op Platt ist man gleich vertraut

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Dies gleich vorweg: Es ist ein Dauerbrenner an der Westküste, und es wird immer schlimmer – das Gänseproblem. „Bei der Tierkontrolle auf der Weide sitzen die Gänse neben einem“, sagt Merle Pahl, Kreisgeschäftsführerin in Nordfriesland. „Es werden immer mehr. Bis Mai fressen sie im Dauergrünland alles weg, dann kann auf den Inseln und Halligen oft kein erster Schnitt gemacht werden, sondern erst im Juni oder Juli, wenn sie weggeflogen sind. Aber einige bleiben bereits ganzjährig und brüten hier.“ Auch Wintergetreide anzubauen sei zum Teil nur schwer möglich, es werde kahl gefressen. Es gibt den Vertragsnaturschutz für Gänse, da erhalten Landwirte unter Auflagen eine kleine Entschädigung.

Ochsenweg ade

Traditionell herrscht auf der Geest Rinderhaltung vor und in der Marsch Ackerbau. Früher wurden gerade dort die Ochsen gemästet, die von Dänemark kamen, bevor sie über die Elbe nach Süden getrieben wurden – Stichwort Ochsenweg. Ein wichtiger Bereich ist die Schafhaltung, vor allem zur Sicherung und Instandhaltung der Deiche für den Küstenschutz. „Es sind viele, manche Schafhalter haben über 1.000 Tiere.“ Der Wolf war zum Glück lange nicht da, „aber wenn er käme, wäre es ein großes Problem“ – Stichwort Selbstbedienungsbuffet.

Als Einkommensalternative zur Landwirtschaft bietet sich der Tourismus an, besonders an der Küste und auf den Inseln und Halligen. Erneuerbare Energien sind stark vertreten, vor allem Windkraft, aber auch Photovoltaik und ebenfalls Biogas, vorrangig auf der Geest.

Mitgliederstärkster Kreis

Das Team der Kreisgeschäftsstelle Nordfriesland in Bredstedt (v. li.), oben: Sina Heinrich, Geschäftsführerin Merle Pahl, Susanne Lassen; unten: Olaf Boysen, Heinke Clausen-Hansen, Hilke Petersen. Foto: Jan Dirks

Nordfriesland ist der flächenmäßig zweitgrößte Kreis knapp nach Rendsburg-Eckernförde und der mitgliederstärkste im Bauernverband Schleswig-Holstein – auch viele Kleinbauern sind hier Mitglieder. Bis zur Fusion des KBV Nordfriesland im Herbst 2022 war er geteilt in die KBV Südtondern und Husum-Eiderstedt. Bis 1973 war der zusätzlich in zwei KBV geteilt. Bis Anfang dieses Jahres führten die Geschäftsführer Armin Reiche (Südtondern) und Boris Fridriszik (Husum-Eiderstedt) gemeinsam den KBV Nordfriesland weiter, bis sie in Ruhestand gingen und Merle Pahl am 1. April die Geschäftsführung übernahm. Gut, dass sie ein großes Team zur Unterstützung hat: Sina Heinrich, Susanne Lassen, Olaf Boysen, Heinke Clausen-Hansen und Hilke Petersen. Sie führen nicht nur organisatorische Aufgaben aus, sondern auch fachliche wie etwa Steuerberatung, Dünge- oder Agrardieselanträge. Es ist vorgesehen, dass die neue Kreisgeschäftsführeranwärterin Gesa Rasmussen das Team verstärkt.

Inseln und Halligen

Eine Besonderheit im Kreis sind die Inseln und Halligen. Besonders auf Sylt, Föhr und Pellworm wird Landwirtschaft betrieben, auf Amrum gibt es nur einen Vollerwerbslandwirt.

Für die Landwirte dort gibt es regelmäßige Sprechstunden: in Oevenum auf Föhr und in Morsum auf Sylt, auf Pellworm, dazu auf dem Festland in Leck und in Garding auf Eiderstedt. „Vor allem auf Föhr und in Leck kommen viele“, sagt Kreisgeschäftsführerin Merle Pahl. Aber, so betont sie: „Die Landwirte sollten sich anmelden! Wenn keine Anmeldungen vorliegen, fällt der Sprechtag aus.“

Wi snackt Platt

Und eine weitere Besonderheit: Bei der Beratung wird viel Platt gesprochen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sofern nicht ohnehin muttersprachlich, können es gut verstehen. „Das ist wichtig für die Arbeit mit den Mitgliedern, so entsteht gleich eine Vertrautheit“, weiß Merle Pahl.

Friesisch allerdings kann sie nicht. „Das ist kurios, wenn auf Föhr ein Paar kommt und es spricht miteinander Friesisch und mit mir dann auf Plattdeutsch.“Tonio Keller

Sohn darf den Treckerführerschein mit 15 machen

Eigentlich dürfen junge Leute den Treckerführerschein erst ab dem Alter von 16 Jahren machen. Aber die Hilfe von Leif Marco auf dem Betrieb von Vater Kim Steensen im Ortsteil Trollebüll von Stedesand ist wichtig. Die 84 ha Grünland und 20 ha Acker liegen zum Teil weit auseinander, einige Flächen in Summe von 19 ha sind etwa 5 km vom Hof entfernt. Da muss der Trecker über öffentliche Straßen fahren. Das ist auch der Fall beim Holen und Bringen von Fahrzeugen der Maschinengemeinschaft, an dem Familie Steensen beteiligt ist, und zum Düngerlager.

„Es ist schwierig, geeignete qualifizierte Arbeitskräfte zu finden“, sagt Kim Steensen. „Sie werden oft spontan und bei Arbeitsspitzen gebraucht, oft auch am Wochenende. Mein Sohn kennt die Maschinen gut, und zwar von Kindesbeinen an, das ist bei Aushilfskräften nicht immer so.“

Die Erlaubnis zum Treckerführerschein mit 15 muss gut begründet werden. Kreisgeschäftsführerin Merle Pahl hat den Antrag formuliert und erklärt, dass der Kreisbauernverband das Anliegen unterstütze. Dazu musste dem Verkehrsamt eine ausführlichere Begründung vorgelegt werden. Die lieferte Merle Pahl anhand von Flächenkarten des Betriebes und Wegbeschreibungen nach, was letztlich Erfolg hatte.

„Ohne diese Hilfe hätte das nicht geklappt“, ist Kim Steensen überzeugt. Und was ihm besonders wichtig ist: „Leif Marco hat Bock auf Landwirtschaft. Wenn junge Leute eine Aufgabe haben, ist das gut für ihr Selbstbewusstsein.“

Energiewende frisst Land

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Dithmarschen ist wie viele Kreise zweigeteilt in Marsch und Geest mit mittlerweile intensiverem Futterbau auf der Geest und Ackerbau in der Marsch – dort mit verstärkter Tendenz zum ökologischen Landbau. Die starken Winde begünstigen eine Produktion mit wenig Pflanzenschutz, da sie den Zuflug von Insekten und Pilzen vermindern. Da Ökobetriebe meist von den Ökoverbänden betreut werden, fehlen sie dem Bauernverband. Landesweit und darüber hinaus berühmt ist der Dithmarscher Kohl, der im Herbst mit den Kohltagen gefeiert wird. Hier liegt das größte zusammenhängenden Anbaugebiet Europas, aber auch anderes Gemüse wächst hier gut und lange.

Landverlust

Als großes Problem für die Landwirtschaft sieht Kreisgeschäftsführer Hans-Jürgen Henßen den Landverlust, aktuell hauptsächlich verursacht durch die Energiewende: Leitungsbau für die Stromtrassen, Umspannwerke, das Batteriewerk NorthVolt bei Heide, PV-Anlagen. „Die Entschädigung für Flächen ist oft unbefriedigend, selbst wenn die Eigner später durch Windkraft oder PV Rendite erhalten“, sagt Henßen. Vor allem aber treibt der Flächenhunger die Preise für Kauf oder Pacht in die Höhe. „Bei dem, was Energieunternehmen bieten, kann der Bauer nicht mithalten. Auch wenn der Einzelne vielleicht Vorteile hat: Die Energiewende ist agrarstrukturfeindlich“, sagt Henßen. Die Aufgabe der Kreisgeschäftsstelle ist dabei, die Verträge zu prüfen. Da manchmal sowohl Flächeneigner wie Pächter Mitglieder sind, gilt es, einen Ausgleich der Interessen zu finden.

Wiedervernässung

Das Thema Wiedervernässung betrifft nicht nur den südlichen Kreis Schleswig-Flensburg, sondern gleichermaßen den Norden Dithmarschens entlang der Eider zwischen Kleve, Hollingstedt und Pahlen. Den dortigen Landwirten das weitere Wirtschaften zu ermöglichen, dieses Thema wird im Bauernblatt kontinuierlich begleitet. Hier nur so viel dazu: „Angesichts des Klimawandels muss jeder Kompromisse machen“, sagt Henßen deutlich in Richtung Stiftung Naturschutz.

Gänse und Wolf

Ansonsten gibt es wie überall an der Küste das zunehmende Gänseproblem. „Man muss sich das mal anschauen, wenn so ein Schwarm einfliegt und dann wieder weg. Da ist nichts mehr übrig!“ Der Wolf – Stichwort Deichschafe – war zum Glück länger nicht mehr da, aber die Angst bleibt.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Kreisgeschäftsstelle betreibt auch Öffentlichkeitsarbeit. So wurde bei WhatsApp eine AG Junge Landwirte eingerichtet, die erst langsam anläuft. Es gibt mindestens einmal im Jahr ein Treffen mit Lehrern im Kreis, immer wechselnd auf einem Betrieb. Sie bekommen Infomaterial und vor allem einen Ansprechpartner im Verband – „ein Gesicht“.

Den Mitgliedern zu helfen, insbesondere die Bürokratie zu bewältigen, das sieht Hans-Jürgen Henßen als Hauptaufgabe für die Kreisgeschäftsstelle. Zusätzlich bietet sie auch Rechtsberatung an. Die Mitarbeiterinnen Tanja Vollert und Telse Roloff übernehmen eigenständig Aufgaben. Sie organisieren den Büroalltag, planen Veranstaltungen und haben Fristen und Termine im Blick. „Sie sind immer ansprechbar und vor allem wichtig für die gute Laune“, lobt Henßen seine Mitarbeiterinnen.

Bürokratieflut

„Wir sind Verbindungsglied zwischen Landwirtschaft und Verwaltung und suchen Lösungen für die Probleme. Die Landwirte nehmen das gern in Anspruch – und immer mehr, denn die Bestimmungen werden immer komplizierter.“ Größere Betriebe stellten eigens Mitarbeiter ein, die sich nur um diese Angelegenheiten kümmern, was kleinere sich nicht leisten können.

Insbesondere gebe es in Dithmarschen viele Kontrollen, die er in manchen Fällen unverhältnismäßig findet. Da komme etwa zu einem Prämienabzug noch ein Bußgeld obendrauf. „Manche überlegen schon, gar keine Prämie mehr zu beantragen. Kontrolle ist okay, aber nicht Bevormundung“, sagt Henßen. Tonio Keller

Jährlicher Wechsel der Kartoffelfelder

Jochen Stamer aus dem Kaiserin-Auguste-Viktoria-Koog vor einem Kartoffelroder, in den die GbR investiert hat.

Jochen Stamer im Kaiserin-Auguste-Viktoria-Koog, Ortsteil von Friedrichskoog in Dithmarschen, ist Teil einer besonderen Gesellschaft: Neben seinem eigenen Ackerbau- und Schweinemastbetrieb hat er sich mit zwei Kollegen zusammengeschlossen zur WWS GbR – nach den Anfangsbuchstaben der Familiennamen von Torge Weerts, Sascha Wehtje und ihm selbst. Der einzige Zweck der GbR ist der Anbau und Vertrieb von Pflanzkartoffeln. Die drei begannen 2017 mit 30 ha, heute sind es 200 ha.

Da Kartoffeln in der Fruchtfolge nur höchstens alle vier Jahre auf derselben Fläche stehen dürfen und die GbR nur Kartoffeln anbaut, muss sie jedes Jahr neue Flächen pachten. Jeder Pachtvertrag wird neu geschlossen, die Flächen jedes Mal neu in die entsprechenden Anträge eingemessen. Auch wenn 80 % ihrer Verpächter reihum dieselben sind, zieht das eine Menge Formalien nach sich.

Da ist Jochen Stamer sehr dankbar für die Hilfe der Kreisgeschäftsstelle des Bauernverbandes. „Ich werde dort sehr gut beraten, gerade weil wir solche Spezialfälle haben“, sagt Stamer. „Ich sage Kreisgeschäftsführer Hans-Jürgen Henßen, wie es aussieht, und er sagt mir, was wir tun müssen, um auf der sicheren Seite zu sein.“

Bildungswoche 2024: Selbstverständlich demokratisch

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Wie in jedem Jahr stand Anfang Oktober die bundesweite Bildungswoche auf dem Pflichtprogramm der Landjugendverbände. Für Schleswig-Holstein reisten hierfür sowohl das Haupt- als auch das Ehrenamt zu verschiedenen Zeitpunkten nach Berlin, um an unterschiedlichen Programmpunkten teilzunehmen.

Die Bundesjugendreferenten reisten für ein erstes Kennenlernen und einen lockeren Austausch bereits am Dienstag, 8. Oktober, an und wurden herzlich von Sandra Schlee, der Referentin für Jugendpolitik und Bildung im Bund der Deutschen Landjugend (BDL), empfangen.

Werte vermitteln

Der Mittwochmorgen diente den Referenten der Verbände als Möglichkeit, sich im Zuge eines Koordinierungstreffens zu aktuellen Themen in der Verbandsarbeit auszutauschen. Wie erreichen Angebote die Jugendlichen auf dem Land? Wie kann dem Erstarken antidemokratischer Kräfte begegnet werden und wie sollte sich Landjugendarbeit angesichts dieser Herausforderungen ausrichten? Diese und viele weitere Fragen beschäftigten die Anwesenden in angeregten Diskussionen.

Einigkeit herrschte darüber, dass die eigene Arbeit mit den festgelegten Werten landjugendlichen Engagements stets im Fokus stehen sollte. Egal ob auf Orts-, Kreis-, oder Landesebene: Die Landjugend bietet vielfältige Möglichkeiten der Partizipation und setzt sich mit einem demokratischen Selbstverständnis für die Freizeitgestaltung der Landjugendlichen ein. Diese Ausrichtung steht ausgrenzenden, populistischen und antidemokratischen Entwicklungen klar entgegen!

Nachdem am Nachmittag auch die Geschäftsführer und Landesbildungsreferenten anreisten, hieß es für die erst neu besetzte Geschäftsstelle aus Schleswig-Holstein, mit anderen Verbänden und Vertretern ins Gespräch zu kommen und möglichst viele Informationen für die eigene Arbeit mitzunehmen.

Dialog und Schulungen

Der Donnerstag stand dann ganz im Zeichen von Fortbildungen und je nach gesetztem Schwerpunkt wurden die Hauptamtlichen in Fragen der Förderung, der Kommunikation, der Digitalisierung oder der Zusammenarbeit mit dem Ehrenamt geschult. Ein gemeinsames Essen am Abend mit allen anwesenden Ehren- und Hauptamtlichen sowie Teilen des BDL rundete den Tag ab.

Am Freitag trafen sich die Referenten und die Geschäftsführer wieder gesondert und debattierten über stellenspezifische Fragen. Die Bundesjugendreferenten stellten so etwa die Jahresplanungen für 2025 vor und präsentierten der Arbeitsgruppe zwei ausgewählte Projekte oder Seminarinhalte. Am Abend reisten mit Tajo Lass und Mirco Engelbrecht dann auch zwei Vertreter des schleswig-holsteinischen Landesvorstandes an und eine geführte Weinverkostung schuf einen geselligen Rahmen für den weiteren Dialog zu landjugendlichen Themen.

Eine Tanzgruppe aus Bayern sorgte beim Festakt für gute Unterhaltung. Fotos: BDL

Am Sonnabend fand mit dem Festakt schließlich der Abschluss für das Hauptamt statt. Gemeinsam mit den Landesvorständen der Landjugendverbände lauschte der gut gefüllte Saal zunächst der Begrüßung des BDL-Vorsitzenden Lars Ruschmeyer. Anlässlich des 75-jährigen Bestehens wurden die gemeinsame Zusammenarbeit und die Bedeutung aller Verbände für die ländlichen Räume hervorgehoben. Im Anschluss führte eine Tanzgruppe aus Bayern in traditioneller Tracht unter viel Applaus zwei Tanzstücke vor. Dadurch bekamen alle Anwesenden einen guten Eindruck bayerischer Volkstänze, was im späteren Verlauf sogar noch durch zwei weitere imposante Aufführungen ergänzt werden sollte.

Haushalt geplant

Doch vorher ging es wieder in den großen Saal, wo die Anwesenden dem Vortrag des Sozialwissenschaftlers Dr. Ralph Richter beiwohnten, der unter der Fragestellung „Wo stehen wir?“ Stellung zu aktuellen Zahlen, Herausforderungen, aber auch Chancen im ländlichen Raum bezog. Durch angeschlossene Fragen konnten immer wieder Bezüge zu landjugendspezifischen Themen hergestellt werden. Übergreifend war festzustellen, dass die Verbandsarbeit im ländlichen Raum trotz einzelner regionaler Probleme insgesamt keinen Rückgang verzeichnet und für viele noch immer ein willkommener Weg ist, die eigenen Interessen gebündelt zu vertreten.

Anschließend wurde ein gemeinsames Gruppenfoto geschossen und in einzelnen Gruppen ging es dann noch einmal in den Austausch. Nach dem Mittagessen verließen die Hauptamtlichen nach und nach die Veranstaltung und der inoffizielle Teil der Ehrenamtlichen setzte den Tag fort.

Den Abschluss der Bildungswoche machte der Bundesausschuss am Sonntagmorgen. Schwerpunkte des Treffens waren hierbei vor allem die Vergabe des Deutschen Landjugendtages 2026 sowie aus finanzieller Sicht der Abschluss des Haushaltes von 2023 sowie die Planungen für den Haushalt 2025; Letzterer wurde einstimmig angenommen.

Bereits zur Mittagszeit war die Sitzung abgeschlossen und auch das Ehrenamt des Landjugendverbandes trat den Heimweg nach Schleswig-Holstein an.

Die Ritter vom Westensee

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Der Naturpark Westensee – Obere Eider zeichnet sich durch seine besondere Schönheit aus. Diese Gegend mit den weiten Feldern, alten Laubwäldern und prächtigen Herrenhäusern weist eine eigentümliche Geschichte auf, die diese Gegend prägte.

Noch im 12. Jahrhundert war Schleswig-Holstein dreigeteilt. Nördlich der Eider herrschten die Wikinger und in Ostholstein die Wenden. Sie beanspruchten das ganze Land und fielen über die Nordsachsen, die Holsassen, also die im Holze Sitzenden, heute Holsteiner her. Nördlich von Norddorf, heute Nortorf, herrschten Angst und Schrecken. Der Ritter Marquard war Overbode, also Stammesführer. Er kam aus Faldera, dem südlichen Grenzland bei Neumünster, und schloss sich dem neuen Lehnsherren Adolf von Schauenburg an. Mit einer kleinen Schar von Reitern besiegte Marquard 1139 die Wenden in Plön. Für seine Verdienste erhielt er das Grenzland im Norden zu Lehen: die Westenseer Gegend.

Die Westenseer Ritter bauten ihre Turmhügelburgen auf den Höhen mitten im See, die Hohburg und die Lohburg. Diese Burgen nach Vorbild der Franken, französisch „château à motte“, wurden schlicht als Motten bezeichnet und waren Erdburgen mit einem hölzernen Turm. Ringsum herrschten Furcht und weite Waldeinsamkeit. Das Grenzland gehörte nämlich zum Isarnhoe, einem ausgedehnten Urwald zwischen Nord- und Ostsee. Hier trauten sich nur wenige Siedler hinein, denn angrenzend machten kriegerische Wikinger und Wenden die Gegend unsicher.

Die Turmhügelburg im Nienthal von Lütjenburg – sie ist die Rekonstruktion einer Burganlage aus Holstein. 
Foto: Museum Turmhügelburg

Die Westenseer Ritter waren angewiesen auf Einnahmen, denn Pferde und Ausrüstung mussten sie für den Kriegsdienst stellen. Es gab nur wenige Siedler, von denen sie Abgaben einfordern konnten. So verlangten sie umso höhere Zölle von den Lübecker Kaufleuten, die mit ihren Schiffen auf der Eider in Hohenhude und Flemhude anlandeten. Bald waren sie als Raubritter verschrien. Dies führte zu beträchtlichem Ärger. Es konnte nicht gut ausgehen, denn die Lübecker waren reich und mächtig geworden und hatten den Schauenburger Grafen auf ihrer Seite. So kam es 1348 zum Prozess in Lübeck, dem sich der Ritter Marquard stellen musste. Er sollte seine Schuld eingestehen, erklärte jedoch Urfehde. Des Nachts wurde er von den Lübeckern erschlagen. Dieser Mord musste die Lübecker schwer belasten. Ein Schiedsgericht unter Vorsitz des Lübecker Bischofs verklagte sie auf Sühne und eine gewaltige Geldzahlung an die Nachkommen Marquards. Davon hatte die Familie aber nicht lange etwas. Die Ritter fielen alle der Pest zum Opfer. Ihr Erbe traten die Ahlefeldts aus der Rendsburger Gegend an, die in die Familie einheirateten.

Herrenhaus Schierensee um 1850
Lithografie: F.A.Hornemann

Sie bauten zum Schutz vor feindlichen Übergriffen Wehrburgen aus Feldsteinen, Fachwerk und Lehmziegeln. Nachfolgend gründeten sie die Güter Westensee, Bossee, Klein Nordsee mit Hohenschulen, Marutendorf und Deutsch Nienhof. Die Ahlefeldts gaben 1499 ihre Lehen auf und verkauften sie an die Rantzaus, die im Dienste des dänischen Königs standen. 1524 gestand ihnen der König das volle Eigentum an den Lehen zu, die Grundherrschaft über die Siedler, die Gerichtsbarkeit und das Rodungsrecht. Sie wurden Amtmänner im Auftrage des Königs und blieben steuerfrei. In ihre Zeit fällt der Wandel von der Grundherrschaft zur Gutsherrschaft.

Gut Bossee
Foto: Imago

Mit dem Anwachsen der Bevölkerung und dem Anstieg der Preise lohnte die Landwirtschaft. Das Waldland wurde gerodet, Tonziegel zum Bau neuer Herrenhäuser gebrannt, Glasbrenner aus Hessen angeworben und mit Holzkohle Glas hergestellt. Mit den Holländern kam die Milchwirtschaft ins Land. Zwei Drittel des gerodeten Landes wurden Weiden. Die ersten Knicks grenzten die Weiden vom Ackerland ab. Große Scheunen wurden errichtet, um Futter für den Winter vorzuhalten. Die Wälder spielten aber nach wie vor eine große Rolle: für die Jagd zu Pferde, für die herbstliche Schweine- und Rindermast und für die Brennholzversorgung. Alle Bediensteten und Hufner hatten Anspruch auf Brenn- und Bauholz. Sie unterstanden als Leibeigene ihrem Gutsherrn, hatten alle Arbeiten auf dem Gut zu verrichten.

Daniel von Rantzau, königlicher Feldhauptmann, fiel im Krieg gegen Schweden. Bekannt ist sein Grab in der Westenseer Kirche mit der steinernen Figur, die schwedische Söldner im Dreißigjährigen Krieg zerschlugen. Nach einer gerichtlichen Teilung erbte Peter Rantzau 1575 den verbliebenen östlichen Teil und errichtete dort schließlich das Gut Schierensee. Die Eigentümer der Güter bewahrten die Schönheit der Gegend bis heute. Mit der Wiederherstellung der Gutshäuser erleben wir den Glanz der alten Zeit.

Klimaschutz: Zahlreiche Fördermaßnahmen verpuffen

In der Europäischen Union verpuffen etliche Fördermaßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ohne große Wirkung. Davor warnt der Europäische Rechnungshof (EuRH) in einem Sonderbericht. Häufigkeit und Schwere extremer Klimaereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen nähmen zu, ruft der EuGH darin in Erinnerung. Durch extreme Klimaereignisse seien in den vergangenen zehn Jahren wirtschaftliche Verluste von jährlich 26 Mrd. € entstanden.

Zwar flössen im laufenden Mehrjährigen Finanzrahmen zwischen 2021 und 2027 wiederum mindestens 26 Mrd. € in die Anpassung an den Klimawandel, und viele der geprüften Projekte verbesserten durchaus auch die Anpassungsfähigkeit der Betriebe. Aber immerhin 40 % aller Projekte brächten nur wenig oder gar keine Anpassungswirkung.

Die Anpassung an den Klimawandel wird in der EU bekanntlich bereichsübergreifend finanziert; das Geld stammt also aus mehreren EU-Fördertöpfen wie Landwirtschaft, Kohäsion oder Forschung. Das macht es nach Darstellung der Rechnungsprüfer schwierig, den Weg der Fördergelder in jedem Projekt exakt nachzuverfolgen. Bei der Nachverfolgung des Mittelabflusses gebe es ebenso Nachbesserungsbedarf wie bei der die Berichterstattung über geplante und durchgeführte Anpassungsmaßnahmen.

Gemischtes Bild zu Direktzahlungen

Wenn es um die Auswirkungen der Direktzahlungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) auf die Anpassung an den Klimawandel geht, hatte der EuRH in früheren Berichten ein gemischtes Bild gezeichnet. In dem nun vorgelegten Sonderbericht wird auf die durch die Direktzahlungen verbesserte Fähigkeit der Betriebe verwiesen, negativen Schocks infolge des Klimawandels standzuhalten. Allerdings könne die Abhängigkeit von Direktzahlungen umgekehrt dazu führen, dass unrentable Betriebe künstlich am Leben gehalten würden. Dies führe zu einer Verlangsamung des Strukturwandels. Genau diese strukturellen Anpassungen an den Klimawandel hält man beim Rechnungshof aber für erforderlich.

Auch die Zweite Säule der GAP hat der EuRH mit Blick auf die Anpassungsleistung ins Visier genommen. Zwar könne über die ländliche Entwicklung unter anderem ein Beitrag zur Effizienzsteigerung der Wassernutzung in der Landwirtschaft geleistet werden. Allerdings habe es Projekte gegeben, bei denen zur Deckung eines verstärkten Bewässerungsbedarfs ein potenziell höherer Gesamtwasserverbrauch in Kauf genommen worden sei. Auch seien im Risikogebiet eines Hochwasserschutzprojekts nach wie vor Genehmigungen für den Bau neuer Häuser erteilt worden. Gleichzeitig werde vielfach der Klimaschutzbeitrag von Grünlandflächen nicht ausreichend in der GAP-Förderpolitik gewürdigt.

Politische Untätigkeit hat ihren Preis

Die Rechnungsprüfer schlussfolgern, dass die in Teilen der EU-Politik herrschende Untätigkeit ihren Preis habe. So werde eine globale Erwärmung zwischen 1,5 °K und 3 °K über dem vorindustriellen Niveau – nach vorsichtiger Schätzung – zu weit höheren wirtschaftlichen Einbußen als bisher führen, nämlich von 42 Mrd. € bis 175 Mrd. € pro Jahr. Mehr wirkungsvolle und nachprüfbare Maßnahmen seien daher dringend geboten.

Deutlich erhöhte Butterpreise

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Die Preise für viele Nahrungsmittel im Lebensmittelhandel haben spürbar nachgegeben. So kosten zum Beispiel Mehl, Nudeln und Rapsöl 3 bis 9 % weniger als vor einem Jahr. Nicht zuletzt deswegen ist die Inflationsrate ­gesunken.

Der Verbraucherpreis für Butter ist dagegen um 40 % gestiegen. Aktuell werden im Discounter 2,39 € je 250-g-Päckchen verlangt. Dies fällt bei der Berechnung des Verbraucherpreisindex kaum ins Gewicht. Im Lebensmittelhandel ist Butter jedoch ein Eckpreisartikel. Die Verbraucher reagieren hier sehr sensibel auf Preisänderungen.

Die Preisaufschläge für diesen gefragten Artikel werden mit dem laufenden Strukturwandel in der Milchviehhaltung begründet. Die Zahl der Milchviehbetriebe und der Kühe ist europaweit rückläufig. Die Auswirkung der Blauzungenkrankheit haben die Milchleistung der Kühe zusätzlich verringert. Dadurch liegt die Milchproduktion in Deutschland unter der Vorjahresmenge. Dazu kommt, dass der Fettgehalt der Milch in diesem Jahr relativ niedrig war und erst im Herbst wieder gestiegen ist. Ein weiterer Grund für das knappe Butterangebot ist die aktuell hohe Nachfrage nach Käse. Da hier die Produktion erhöht wurde, steht weniger Milchfett für die Herstellung von Butter zur Verfügung.

Bis zum Jahresende sehen Marktbeobachter noch Spielraum für höhere Milchgeldauszahlungspreise für die Landwirte. Im weiteren Verlauf wird es wohl schwierig, nochmals höhere Preise für Milchprodukte durchzusetzen. Bereits jetzt drosseln die hohen Preisforderungen den Absatz im In- und Ausland.

Geld allein löst keine Naturschutzprobleme

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Der Sonderbericht des EU-Rechnungshofs zum Klimaschutz lässt aufhorchen: 40 % der EU-Projekte zur Anpassung an den Klimawandel zeigen kaum oder keine Wirkung. Bei einem Mittelvolumen in Höhe von mehr als 26 Mrd. € für entsprechende Maßnahmen im Zeitraum 2021 bis 2027 verpuffen also mindestens 10 Mrd. €. Das zeigt: Geld allein hilft nicht.

Oft aber nutzt Politik aufwachsende Budgets als Beleg für vermeintlich verbesserten Naturschutz. Ein Beispiel: Dass der Bund 2023 so viel Geld wie noch nie für den Erhalt von Ökosystemen in Entwicklungs- und Schwellenländern bereitgestellt hat (1,36 Mrd. €), nimmt Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zum Anlass, die Ampel-Regierung – also sich selbst – im Kampf gegen das weltweite Artenaussterben als einen verlässlichen Partner zu loben. Doch wie effizient wird das viele Geld tatsächlich eingesetzt?

In den Niederlanden sind bis 2016 mehr als 40 % der öffentlichen Mittel für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen in der Verwaltung versackt. Das war sowohl der Finanzbehörde als auch den Landwirten zu viel. Mit dem Modell der Agrarkooperationen, in denen Landwirte, Naturschützer und Wissenschaftler gemeinsam von „unten nach oben“ Maßnahmen entwickeln, hat dort zu einer deutlichen höheren Zielgenauigkeit geführt.

Klar ist: Wer Steuergeld ausgibt, hat Verantwortung, dass das Geld zielgerichtet eingesetzt wird. Dazu gehören die Überprüfung von Förderstrukturen und die Fähigkeit zur Anpassung – sofern Defizite zutage treten. Der EU-Rechnungshof bescheinigt in seinem Bericht auch der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) viel Luft nach oben. Beispielsweise werde der Klimaschutzbeitrag von Grünland aktuell nicht ausreichend gewürdigt.   

Das Ringen der Mitgliedstaaten um die GAP-Reform gestaltet sich traditionell zäh. Dabei gibt es kluge Konzepte, die Agrarförderung zielsicherer zu machen: Neben dem niederländischen Kooperationsmodell sind dies beispielsweise die Gemeinwohlprämie des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege oder die an der Universität zu Kiel entwickelte erfolgsorientierte Agrarprämie. Allen drei ist gemein, dass sich Landwirtinnen und Landwirte besser einbringen und unternehmerische Entscheidungen treffen können. Das macht nicht nur Klima- und Naturschutz effizienter, sondern schafft Perspektiven.

Die fehlt aktuell vielen Betrieben, was das jüngste Agrarbarometer der Rentenbank belegt (siehe Seite 6). Die Investitionsbereitschaft verharrt auf niedrigem Niveau. Landwirte, die investieren wollen, planen häufig den Einstieg in oder den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen. Hemmnisse für die betriebliche Weiterentwicklung sind vor allem Agrarpolitik und Bürokratie.

Immerhin: Viele Politiker in Brüssel und Kiel haben die Notwendigkeit des Bürokratieabbaus verstanden. In Berlin tut man sich noch vergleichsweise schwer, aber erste Ansätze sind erkennbar. Hier gilt es dranzubleiben, denn weniger Bürokratielast auf den Höfen bietet Landwirtinnen und Landwirten Freiraum für die Betriebsentwicklung und dafür, sich im Klima- und Naturschutz zu engagieren. Wenn das noch den Einsatz öffentlicher Mittel verbessert, freut sich nicht zuletzt der EU-Rechnungshof.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb

Nachteile für Erzeuger und Meiereien

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Eine Umsetzung der vom Bundeslandwirtschaftsministerium ­angestrebten Vorgaben für die Ausgestaltung von Milchlieferbeziehungen würde für Erzeuger und Meiereien Nachteile mit sich bringen. Das Ziel, die Landwirte in der Wertschöpfungskette zu stärken, würde nicht erreicht. Das geht aus einer Studie hervor, die das Kieler Institut für Ernährungswirtschaft (ife) gemeinsam mit dem Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel vorgelegt hat.

Den Studienergebnissen zufolge sind Festpreismodelle für die Milcherzeuger mit erheblichen Kostenrisiken verbunden. Eine Besserstellung am Markt wird nicht erreicht. Auf der Seite der Meiereien droht ein verstärkter Strukturwandel. Die Wissenschaftler sehen kein Marktversagen, das einen staatlichen Eingriff in die Vertragsbeziehungen rechtfertigt.

„Die Pläne zur nationalen Umsetzung des Artikels 148 der Gemeinsamen Marktorganisation müssen endgültig vom Tisch“, fordert der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Jörg Migende. Die Studie zeige eindeutig, dass die Anwendung von Artikel 148 die gesamte Wertschöpfungskette Milch und insbesondere auch die Erzeugerinnen und Erzeuger schwächen statt stärken würde, so Migende.

Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass Festpreisangebote, die auf Prognosen über die zukünftigen Milchpreise und nicht auf börsenbasierten Preisabsicherungsgeschäften beruhen, zwingend einen Preisabschlag gegenüber den erwarteten Milchpreisen notwendig machen. In einer Simulationsrechnung für das Jahr 2024 mit einem erwarteten Milchpreis von 42 ct/kg müsse den Wissenschaftlern zufolge aufgrund hoher Unsicherheit ein Risikoabschlag von 7 ct berücksichtigt werden.

Wird der erwartete Milchpreis später tatsächlich erzielt, wird der Betrag nach Ablauf der Festpreisperiode zwar nachgezahlt. „Laut unserer Analyse könnten diese Nachzahlungen in Deutschland insgesamt etwa 881 Millionen Euro betragen“, erklärte Prof. Torben Tiedemann von der FH Kiel. Zudem könnten auf die Milcherzeuger durch den Preisabschlag zusätzliche Zinskosten von rund 24 Mio. € zukommen. Der effektive Milchpreis würde also weiter sinken.

Preisabschläge erfolgen auch bei Festpreisangeboten auf der Basis von Termingeschäften. Wenn Festpreise für 80 % der Anlieferungsmenge angeboten werden sollen, liegen die Absicherungskosten für die Branche den Autoren zufolge im Mittel bei bis zu 100 Mio. €. Diese Kosten dürften sich in der Regel in geringeren Grundpreisen für die Rohmilch niederschlagen.

„Die Konsumentinnen und Konsumenten sind sehr preissensibel und akzeptieren Preisaufschläge nur in geringem Maß, selbst bei mehr Tierwohl“, erläuterte ife-Direktor Prof. Holger Thiele. Er erwartet daher, dass die höheren Kosten zu niedrigeren Grundpreisen für die Rohmilch führen. Nach Thieles Einschätzung könnte die Neuregelung einen Strukturwandel bei den Meiereien verstärken. Besonders kleinere und abgelegene Betriebe, die auf solidarische Genossenschaftsmodelle angewiesen seien, könnten durch individuelle Festpreise benachteiligt werden. „Auf Basis unserer bisherigen Ergebnisse plädieren wir dafür, von umfangreichen Verpflichtungen zu Festpreisverträgen mit festen Liefermengen Abstand zu nehmen und stattdessen marktorientierte Eigenlösungen im Risikomanagement zu fördern“, so Thiele. Seine Empfehlung an die Politik ist, auf bereits bewährte Preissicherungssysteme zurückzugreifen und diese finanziell zu unterstützen.

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) kritisierte die Studie. Die Argumentation der Professoren zeige, dass an einer kompletten Verlagerung des Marktrisikos auf die Milchviehhalter festgehalten werden solle. Die schleswig-holsteinische Milchbäuerin und BDM-Vorständin Ursula Trede fragt sich: „Will man uns hier vormachen, dass Preisabsicherungssysteme uns Bäuerinnen und Bauern nichts kosten?“ Nur bei einer Umsetzung des Artikels 148 müssten sich laut BDM die Marktbeteiligten gemeinsam mit der Marktentwicklung befassen, um keine wirtschaftlichen Fehler zu machen. age, pm

Kürbis hat jetzt Saison

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Aufgrund der nasskalten Witterung im Frühjahr konnten die gewünschten Erträge im Kürbis­anbau in Schleswig-Holstein ­teilweise nicht erreicht werden.

Dies war sortenbedingt und auch witterungsbedingt. Die kalte Witterung und ein Mangel an Sonnenstunden führten zu einer langen Entwicklungsdauer. Zudem gab es eine verstärkte Unkrautproblematik. Zu Erntebeginn im August führten die vorhandenen Sonnenstunden dagegen zu einer schnellen Abreife und damit zeitigen Ernte. Dadurch war die Lagerfähigkeit einiger Sorten teilweise verschlechtert. Gut war die Ernte bei den Zierkürbissen. Es war witterungsbedingt ein schwieriges Kürbis-Jahr, aber die Landwirte zeigen sich unter dem Strich zufrieden. Es wird von einer Ausweitung des Anbauumfangs gesprochen, endgültige Zahlen des Statistikamtes Nord dazu liegen aber noch nicht vor. Im sechsjährigen Mittel lag die Fläche bei 78,2 ha. Kürbisse wurden laut Statistikamt 2023 von 95 Betrieben mit einem Hektar-Ertrag von 183,8 dt / ha angebaut. Die gängigen Speisekürbissorten sind ,Hokkaido‘, ,Butternut‘ und ,Muskatkürbis‘. Ein neuer Trend könnte vielleicht der ,Crown Prince‘ mit seiner bläulichen Schale werden. Es wird dieses Jahr von etwas höheren Verbraucherpreisen berichtet. Speisekürbisse kosten im Schnitt 3 bis 4 € / kg oder 1,50 bis 5 €/Stck, je nach Größensortierung und Verkaufsumfang. Zierkürbisse bewegen sich bei 0,80 bis 2 €/kg oder 2 bis 8 € / Stck, je nach Größensortierung und Verkaufsumfang. Das Gros der regionalen Ware wird hierzulande direkt vermarktet. Kürbis ist nach wie vor eine Nischenkultur.

„Nach oben sind keine Grenzen gesetzt“

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Mit einem groß angelegten Projekt möchte die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die Reitschulen in Deutschland unterstützen. Ab Montag, 4. November, wird die Initiative „100 Schulpferde plus“ drei Jahre lang aktiv sein und wichtige Sponsorengelder bündeln. Das Herzstück des Projekts: die Bezuschussung der Anschaffung von Schulpferden.

Die Situation der deutschen Reitschulen ist angespannt: „Wenn nichts passiert, werden in wenigen Jahren etwa 20 bis 30 Prozent der Betriebe, die Schulpferde haben und Reitunterricht anbieten, schließen müssen“, ordnet Thomas Ungruhe, Leiter der FN-Abteilung Pferdesportentwicklung, ein. Allein während der Pandemie sei die Anzahl der Schulpferde in Deutschland um rund 10.000 geschrumpft. Ohne Schulpferde und Reitschulen findet der reiterliche Nachwuchs aber nicht den Einstieg in den Sport – es könnte also zu einem ernsthaften Nachwuchsproblem kommen.

Schon vor drei Jahren startete die Deutsche Reiterliche Vereinigung darum gemeinsam mit Partnerunternehmen eine Schulpferdeinitiative und bot in diesem Rahmen Schulpferdeturniere und Seminare für Ausbilder an. Nun wurde das Projekt „100 Schulpferde plus“ angekündigt. „Hier handelt es sich um ein großes Bundesprojekt, das alle Kräfte bündeln wird“, betont Ungruhe.

Das Konzept: Unterteilt in zehn Maßnahmenpakete werden innerhalb von drei Jahren mindestens 1.000 Sach- oder Sponsoringleistungen an deutsche Vereine mit Reitschulbetrieb ausgeschüttet. Zu den Leistungen zählen die Bezuschussung von mindestens 100 Schulpferden in Höhe von je 5.000 € bei der Anschaffung, aber auch Futter für Schulpferde, Einstreu, Krankenversicherungen für die Pferde, Reitschulbetriebsberatungen, Weiterbildungsseminare, Ausrüstungspakete und die Bezuschussung von Trainerausbildungen.

All diese Maßnahmen werden mithilfe von Sponsoren ermöglicht. Viele seien schon jetzt im Boot, berichtet Georg Ettwig, Leiter der Abteilung Marketing und Kommunikation der FN. „Auf Dauer ist es unser Wunsch, noch viel mehr Reitschulen zu fördern. Daher auch das ‚Plus‘ im Projekttitel: Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Die angepeilten 100 bezuschussten Schulpferde sollen nur der Anfang sein“, kündigt Ettwig an. Auch die FN beteiligt sich am Projekt: Sie gewährt für 100 Schulpferde pro Jahr kostenfreie Eintragungen als Turnierpferd und stellt kostenfreie Lehrbuchpakete bereit.

Am Projekt teilnehmen können Vereine mit Reitschulen, die Mitglied im Landespferdesportverband sind. Nach der Online-Bewerbung sind sie für die gesamte Projektdauer im sogenannten Lostopf. Alle drei Monate werden Maßnahmenpakete ausgeschüttet. Das Los entscheidet, welche Reitschulen von der Unterstützung profitieren. „So wollen wir faire Bedingungen für alle schaffen“, erläutert Ettwig. Die Reitschulen können aber schon bei der Anmeldung angeben, welche Maßnahmenpakete für sie überhaupt relevant wären.