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BMEL will Milchlieferbeziehungen regeln

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Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) verfolgt weiter sein Ziel, die Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Meiereien staatlich zu regeln. Am Dienstag hat das Ressort seinen Verordnungsentwurf der nationalen Anwendung von Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) in die Länder- und Verbändeanhörung gegeben. Danach sollen Meiereien künftig für ihre Rohmilchlieferungen zu schriftlichen Verträgen verpflichtet werden, die Bestimmungen unter anderem zu Preis und Menge enthalten. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir  (Grüne) begründete den Schritt damit, er wolle Planungssicherheit für Milchbauern schaffen. Er berief sich dabei auf eine Empfehlung der Zukunftskommission Landwirtschaft. Genossenschaften sollen allerdings von der Vertragspflicht ausgenommen sein, sofern ihre Lieferordnungen oder Satzungen Bestimmungen enthalten, die in ihrer Wirkung den Bestimmungen für verpflichtende Verträge ähnlich sind.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) haben den Vorstoß des Bundeslandwirtschaftsministeriums kritisiert. DBV-Vizepräsident Dr. Holger Hennies, zugleich Mitglied der ZKL, stellte klar, dass die ZKL die nationale Anwendung des Artikels 148 GMO „explizit ausgeschlossen“ habe. DBV-Milchpräsident Karsten Schmal warnte, dass eine Anwendung des 148ers die Milcherzeuger nicht stärken, sondern zu niedrigen Erzeugerpreisen führen würde. Auch nach einer Studie des Kieler Instituts für Ernährungswirtschaft sind Festpreismodelle für Milcherzeuger mit erheblichen Kostenrisiken verbunden. Eine Besserstellung am Markt werde nicht erreicht. Auf der Seite der Meiereien drohe ein verstärkter Strukturwandel. Die Forscher sehen kein Marktversagen, das einen staatlichen Eingriff in die Vertragsbeziehungen rechtfertigen würde.

Sozialpolitischer Ausschuss: LKK immer noch günstiger

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In der vergangenen Woche tagte in Rendsburg der sozialpolitische Ausschuss des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH). Unter dem Vorsitz von Thomas Schröder beschäftigte er sich zunächst mit den von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) angekündigten Beitragserhöhungen in der Kranken- und Unfallversicherung.

Zunächst stellte für die SVLFG Andreas Sandig die Entwicklung der Beiträge in der landwirtschaftlichen Krankenversicherung für das kommende Jahr 2025 dar. Dabei komme zum ersten Mal der neue Beitragsmaßstab zur Anwendung, den die Vertreterversammlung der SVLFG bereits im vergangenen Jahr beschlossen habe.

Teils erhebliche Änderungen

Künftig werde der Beitrag anhand von Standarddeckungsbeiträgen erhoben, aus denen sich Standardeinkommen ermitteln ließen. Dieser Maßstab, in dem nunmehr auch die Tierhaltung Berücksichtigung finde, verspreche eine gerechte Bewertung der Leistungsfähigkeit der Betriebe. Es könne dabei zu erheblichen Beitragsveränderungen kommen, was er anhand von verschiedenen Beispielbetrieben in Schleswig-Holstein darstellte. In zahlreichen Fällen komme es auch zu einem Wechsel innerhalb der 20 bestehenden Beitragsklassen, so Sandig. Da der Beitragsbedarf für das Jahr 2025 rund 950 Mio. € betrage, sei mit einer Anhebung der Beiträge in den Beitragstabellen von etwa 14,5 % zu rechnen. Nach intensiver Diskussion wurde vom Ausschuss die immer noch bestehende Vorzüglichkeit der eigenständigen landwirtschaftlichen Krankenversicherung  (LKK) gegenüber der allgemeinen Krankenversicherung bekräftigt. Infolge der erhöhten Beitragsbemessungsgrenze und des angekündigten durchschnittlichen Beitragssatzes 2025 von 17,1 % fällt dort ein Höchstbeitrag von 942,64 € an. Auf dieser Basis belaufe sich der Beitrag der Beitragsklasse 20 auf 87,8  % des Höchstbeitrages der allgemeinen Krankenversicherung, so der Vorsitzende.

Umgang mit Parkinson

Anschließend referierte Frank Wellhausen von der SVLFG über Anträge wegen einer durch Pestizide hervorgerufenen Parkinson-Erkrankung, die nach einer entsprechenden Empfehlung des ärztlichen Sachverständigenbeirates wie eine Berufskrankheit zu behandeln sei. Dies habe nach seiner Darstellung zu mehr als 8.000 Meldungen im Bundesgebiet geführt, von denen aktuell noch mehr als 3.000 in Bearbeitung beziehungsweise Prüfung seien. Eine konkrete Zahl von Leistungsempfängern könne daher derzeit noch nicht genannt werden. Deshalb seien vorsorglich Rückstellungen in Höhe von 100 Mio. € für die Umlage 2024 eingeplant worden. Hierdurch sei es bei den im vergangenen Sommer versandten Beitragsbescheiden zu deutlichen Erhöhungen gekommen.

Mehr tödliche Unfälle

Schließlich beschäftigte sich der Ausschuss mit dem Bereich der Prävention. Dabei wurde von Johannes Höper, ebenfalls von der SVLFG, ein Überblick über das Unfallgeschehen im Jahr 2023 gegeben. Nach seinen Angaben sei zwar die Zahl der meldepflichtigen Unfälle leicht rückläufig, während allerdings die Zahl der tödlich verlaufenden Unfälle sogar leicht ansteigend sei. Bei den für das Jahr 2023 gemeldeten Unfällen seien wiederum das Arbeiten mit Maschinen, Dacharbeiten und das Baumfällen als häufige Unfallursache zu nennen. Im Ausschuss wurde die Notwendigkeit der Präventionsarbeit wie schon in den vergangenen Jahren ausdrücklich hervorgehoben. Hans-Heinrich von Maydell, BVSH

Landwirt vermacht seinen Hof der SVLFG

Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) ist von einem ehemaligen Mitglied mit einer Spende in Millionenhöhe bedacht worden. Der 2017 verstorbene kinderlose Landwirt Johann Metzger aus dem bayerischen Merching hat der Sozialversicherung sein gesamtes Vermögen vermacht. In seinem Testament begründet Metzger seine Entscheidung mit Dankbarkeit und Wertschätzung für die Leistungen, mit denen ihn die SVLFG umsorgt habe. Zunächst hatte die Sozialversicherung geplant, mit dem Erlös aus dem Verkauf der Hofstelle und der Flächen Metzgers einen Spezialfonds einzurichten, aus dem Härtefälle unterstützt werden sollten. Aus rechtlichen Gründen konnte das Vorhaben nicht realisiert werden. Die Mittel sind stattdessen in den Haushalt der SVLFG geflossen. Der Gesamthaushalt der vier Zweige der Sozialversicherung liegt in diesem Jahr insgesamt bei rund 7,86 Mrd. €. Die SVLFG ehrt ihren Spender mit einer Baumpflanzung und einer Ehrentafel in der neuen Gartenanlage an einem ihrer Verwaltungsgebäude in Kassel. age

Umweltministerkonferenz – Meeres- und Hochwasserschutz gestärkt

Die Umweltministerkonferenz (UMK) unter Vorsitz von Rheinland-Pfalz ist am vergangenen Freitag im Ahrtal mit starken Forderungen insbesondere zum Hochwasserschutz zu Ende gegangen. Am Ort der verheerenden Hochwasserkatastrophe von 2021 forderten die Umweltminister den Bund auf, den Hochwasserschutz ins überragende öffentliche Interesse zu stellen.

Die UMK fordert unter anderem vom Bund, die Novelle des Hochwasserschutzgesetzes schnell zu verabschieden. Um die Maßnahmen finanzieren zu können, beschlossen die Minister zudem, dass eine Gemeinschaftsaufgabe Naturschutz, Klimaanpassung und Klimaschutz errichtet werden solle, über die nötige Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden könnten. Schleswig-Holstein als Co-Vorsitz werde dieses Thema gemeinsam mit dem Bund innerhalb der UMK weiter voranbringen. „Wir müssen einen Umgang mit der Realität der Klimakrise finden. Deiche zu verstärken, Flussauen zu renaturieren und Überflutungsflächen zu schaffen, lohnt sich mehrfach: Es rettet Menschenleben, schützt Sachwerte in Milliardenhöhe und lässt die Natur unserer Heimat wieder entstehen. Völlig klar ist: Nichthandeln wäre auf jeden Fall teurer“, sagte Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne).

Russische Schattenflotte Gefahr für die Ostsee

Ein weiteres Schwerpunktthema der Konferenz war der Meeresschutz. Hier ging es insbesondere um die russische Schattenflotte, die das Risiko einer verheerenden Ölkatastrophe aktuell stark erhöht. Um diese Gefahr einzugrenzen, nahm die UMK den von Schleswig-Holstein eingereichten Beschlussvorschlag an. Darin fordert die UMK, umfassende Versicherungspflichten für die Tanker durchzusetzen, damit die Bergung und Schadensbeseitigung auch im Ernstfall einer Havarie wirklich abgedeckt ist. Zu dem Beschluss gehört auch, eine Lotsenpflicht einzuführen und das Havariekommando zu stärken. „Seit dem völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die ohnehin geschwächte Ostsee ein Problem mehr: Russland unterläuft das Handelsembargo mit einer großen Schattenflotte aus alten und unterversicherten Tankern. Auf unseren Vorstoß hin fordern nun alle Umweltminister gemeinsam auf dieser Konferenz umfassende Versicherungs- und Lotsenpflichten und ein gestärktes Havariekommando, um die Gefahr einer Ölkatastrophe einzudämmen“, erklärte Goldschmidt.

EU-Wiederherstellungsverordnung umsetzen

Auch um die Wiederherstellung der Natur ging es der UMK: Die Umweltminister forderten eine schnelle Umsetzung der EU-Wiederherstellungsverordnung. Diese schreibt vor, bis 2050 alle geschädigten Ökosysteme in der EU wiederherzustellen und bis 2030 auf 20 % aller betroffenen Land- und Meeresflächen geeignete Maßnahmen zu ergreifen. In ihrem Beschluss bekennt sich die UMK zu den Zielen dieses Gesetzes, um die natürlichen Lebensräume, die biologische Vielfalt und damit die Lebensgrundlagen der Menschen zu erhalten. Um die Wiederherstellungsverordnung interdisziplinär umzusetzen, forderten die Länder vom Bund die Gründung einer BundLänder-Arbeitsgruppe. Hier sollten unter Federführung des Bundesumweltministeriums alle Gremien bei der Durchführung der Wiederherstellungsverordnung koordiniert werden. Außerdem forderten sie den Bund auf, sich auf EU-Ebene für die Einrichtung geeigneter Finanzierungsinstrumente für die Umsetzung einzusetzen. MEKUN

Wolf: Europarat stimmt Herabstufung zu

Der Europarat stimmte am Dienstag einer Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention zu. Mit dem veränderten Status „geschützt“ gelten weiter strenge Regeln, der Abschuss bestimmter auffällig gewordener Wölfe wäre künftig aber einfacher. Hintergrund sind die steigenden Wolfsbestände und zunehmende Nutztierrisse.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erklärte dazu: „Die Entscheidung des Europarates, den Schutzstatus des Wolfs anzupassen, begrüße ich ausdrücklich. Weidetierhaltung und Wolfsschutz können so besser in Einklang gebracht werden. Denn klar ist, mehr Wölfe können zu mehr Rissen von Schafen oder Ziegen auf der Weide führen. Das belastet unsere Weidetierhaltenden sehr.“ Mit dem angepassten Schutzstatus könne nun beides gelingen: die Zahl der Wölfe zu regulieren und sie zu schützen. Schließlich brauche es klare, fundierte Regeln für den Umgang mit auffälligen Wölfen, ohne den Artenschutz zu gefährden, so Özdemir. „Unsere Ziegen, Schafe und Rinder fühlen sich auf der Weide besonders wohl. Jedes Weidetier stärkt die Artenvielfalt und erhält wertvolle Kulturlandschaften. Mit klaren, rechtssicheren Regeln für den Umgang mit problematischen Wölfen kann die tragfähige Balance zwischen dem Schutz landwirtschaftlicher Existenzen und dem Naturschutz besser gelingen“, betonte der Minister.

Konflikte nehmen zu

Nach der Entscheidung des Europarates steht der rechtliche Prozess auf EU-Ebene noch aus. Weitere Arten sind von der Änderung des Schutzstatus nicht betroffen. Die Wolfsbestände in Europa sind in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen – von 11.200 Tieren im Jahr 2012 auf mehr als 20.300 im Jahr 2023. Parallel dazu häufen sich Konflikte mit der Landwirtschaft: Jährlich werden rund 65.500 Nutztiere, überwiegend Schafe und Ziegen, von Wölfen gerissen, zum Teil trotz der weiterhin wichtigen Schutzmaßnahmen wie Zäunen und Herdenschutzhunden. Angesichts dieser Entwicklung hat der Europarat einer Herabstufung des Wolfs von „streng geschützt“ auf „geschützt“ zugestimmt. Diese Änderung würde ein Bestandsmanagement auffälliger Wölfe erleichtern. Bevor dies in Deutschland umgesetzt werden kann, sind jedoch Änderungen im EURecht erforderlich. Ein entsprechender Vorschlag der EUKommission muss noch die Zustimmung der EU-Staaten und des Europaparlaments erhalten. Die Regierungsparteien hatten sich im Koalitionsvertrag verständigt, die Weidetierhaltung aus ökologischen, kulturellen und sozialen Gründen sowie zum Erhalt der Artenvielfalt und Kulturlandschaft zu erhalten. Im Vorwege bewertete die Umweltministerkonferenz in der vorigen Woche in Rheinland-Pfalz eine mögliche Übernahme des Wolfs aus dem Anhang II in Anhang III der Berner Konvention positiv.

Wolf breitet sich weiter aus

Dass sich der Wolf in Deutschland immer weiter ausbreitet, zeigen auch die Zahlen zum Monitoringjahr 2023/24, die jetzt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlicht wurden. Im Rahmen des Monitorings wurden in bestätigten Territorien insgesamt 1.601 Wolfsindividuen nachgewiesen; im Vorjahr waren es 1.339. Das entspricht einem Zuwachs von fast 20 %. Im Einzelnen wurden 535 ausgewachsene Tiere, 781 Welpen im ersten Lebensjahr sowie 162 Jährlinge im zweiten Lebensjahr erfasst. Bei 123 Individuen konnte keine eindeutige Zuordnung erfolgen. Laut Bericht gab es 2023/24 insgesamt 209 Wolfsrudel in Deutschland. Zudem wurden 46 Wolfspaare sowie 19 sesshafte Einzelwölfe bestätigt. Im Vorjahr waren 185 Rudel, 58 Paare und 22 sesshafte Einzelwölfe nachgewiesen worden. Nach Angaben des BfN zeigen die Daten der vergangenen beiden Monitoringjahre einen geringeren Anstieg der Anzahl an Wolfsterritorien als in den Jahren davor. Die meisten Wolfsrudel, nämlich 58, lebten im Monitoringjahr 2023/24 in Brandenburg, gefolgt von Niedersachsen mit 48 und Sachsen mit 37 Rudeln. Das Wolfsvorkommen in Deutschland konzentriert sich dem Bericht zufolge – wie in den Vorjahren – auf das Gebiet von Sachsen in nordwestlicher Richtung über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen. Auch in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen wurden Wolfsterritorien nachgewiesen. In Baden-Württemberg gab es 2023/24 den ersten Nachweis einer Rudelbildung.

Mehr tote Wölfe

Zugenommen hat im Berichtsjahr auch die Zahl aufgefundener toter Wölfe; deren Gesamtzahl belief sich auf 193, nach 159 im Vorjahr. Ein Großteil der Tiere, insgesamt 150, ist dabei durch Verkehrsunfälle gestorben. Bei elf Wölfen war die Todesursache natürlichen Ursprungs, und bei acht Tieren war die Todesursache nicht zu ermitteln. Insgesamt fünf Wölfe wurden im Rahmen von Managementmaßnahmen entnommen, und bei zwei Wölfen waren andere, vom Menschen verursachte Umstände für den Tod verantwortlich, beispielsweise das Verfangen in einem Weidenetz. Insgesamt 13 Wölfe wurden illegal getötet. Bei neun tot aufgefundenen Wölfen wurde illegaler Beschuss festgestellt, der aber nicht ursächlich tödlich war. Erstellt wurde der Monitoringbericht vom BfN zusammen mit der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf in Abstimmung mit den Bundesländern. Die Grundlage dafür bildeten Meldungen der Bundesländer, die dafür mehr als 40.000 Hin- und Nachweise auswerteten. Das Monitoringjahr 2023/24 erstreckte sich vom 1. Mai 2023 bis zum 30. April 2024. pm/age

Rufe nach strengerer Regulierung

Wachsende Wolfspopulation und veraltete Zahlen

Mit der gestiegenen Zahl der Wölfe in Deutschland werden auch die Rufe nach einer strengeren Regulierung der Population lauter. Alarm schlägt der Förderverein der Deutschen Schafhaltung. Dessen Vorsitzender Wendelin Schmücker wies darauf hin, dass die vorgelegten Wolfszahlen auf veralteten Daten basierten. So seien die Welpen aus diesem Jahr, deren Zahl auf über 1.000 geschätzt werde, nicht berücksichtigt worden. „Solche Schönrechnereien helfen niemandem und verzerren die Wirklichkeit“, monierte Schmücker. Mit mehr als 3.000 Wölfen  – inklusive der 2024er Welpen  – drohe die Situation völlig außer Kontrolle zu geraten. Auch die Schäden zeigten eine alarmierende Entwicklung, so der Vorsitzende. 5.727 Nutztiere seien im Monitoringjahr 2023 vermisst, verletzt oder getötet worden; im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Anstieg von fast 30 %.

Die Zahl der Übergriffe habe sich von 1.136 auf 1.268 erhöht. Für den jagdpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Jürgen Thies, sind die jetzt vorgelegten Bestandszahlen zum Wolf ein klarer Beleg dafür, dass die bisherigen Ansätze nicht ausreichten. Der Schutz von Weidetierhaltern und die Sicherung ihrer Existenzgrundlagen seien zentrale Aufgaben der Politik, erklärte Thies. Gleichzeitig müsse die Regulierung der Wolfspopulation so gestaltet werden, dass sie in Einklang mit den Prinzipien des Artenschutzes stehe. Kritik kommt auch vom Deutschen Jagdverband (DJV). Auch er monierte, dass auf Basis veralteter Zahlen eine verfehlte Wolfspolitik betrieben werde. Es fehle der komplette Wolfsnachwuchs aus dem Jahr 2024 und damit die aktuelle Anzahl der Rudel. „Die Menschen bekommen systematisch veraltete Zahlen aufgetischt. Das trägt wesentlich dazu bei, dass sie ihr Vertrauen in staatliches Handeln verlieren und vor allem im ländlichen Raum die Akzeptanz schwindet“, erklärte DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke.

Alles dem Schutzstatus einer Art unterzuordnen, die als Großraubtier an der Spitze der Nahrungspyramide stehe und bewiesen habe, dass sie in der hiesigen Kulturlandschaft gut zurechtkomme, gefährde zudem die Artenvielfalt, insbesondere bei den weidegebundenen Pflanzengesellschaften, so Dammann-Tamke. Offensichtlich hätten diese aber in den Umweltministerien keine Lobby. age

Landtechnik-Handel Doormann & Kopplin: In Schönberg geht eine Ära zu Ende

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Seit 105 Jahren ist die Firma Doormann & Kopplin im Kreis Plön und darüber hinaus bekannt für ihre Marken und den Service im Bereich Landtechnik. Nun hat Ulf Kopplin, der den Familienbetrieb seit 1995 allein verantwortlich führte, die Firma mit ihren drei Standorten in Schönberg, Lensahn und in Lanken-Elmenhorst an die Firma NewTec verkauft.

F ür den 59-Jährigen ist diese Entscheidung ein schwerer Schritt, hat er doch mit seinem Team den Betrieb zu dem gemacht, was er heute ist: ein gesundes Unternehmen, das stets die Zeichen der Zeit erkannt hat, mit Augenmaß gewachsen ist und seine Marken dem Bedarf anpasste. „Wir haben ein breites Produktportfolio, das unsere Kunden wollen“, sagte Kopplin.

Kapazitäten verdoppelt

Seit 1995 führt Kopplin den Familienbetrieb in dritter Generation, damals noch an einem Standort mitten in der Gemeinde Schönberg mit begrenzten Erweiterungsmöglichkeiten. „Als ich übernahm, ging es zunächst um die Neuausrichtung des Betriebes. Wir waren ein hungriges junges Team, konnten im Jahr 2000 den Weltmarktführer John Deere als unseren Partner gewinnen und am Standort in Lensahn 2001 neu bauen“, blickte Kopplin auf die Entwicklung der Firma zurück. „Das brachte einen solchen Aufschwung, dass wir auch mehr Platz am Standort Schönberg brauchten“, so der Betriebsleiter. Das gelang 2010 mit dem Kauf der Immobilie der ehemaligen Firma EEW im Gewerbegebiet. Dort wurde am 8. Juli 2011 der neue Betriebssitz eingeweiht. „Wir verdoppelten unsere Kapazitäten auf einen Schlag“, so Kopplin. Mit dem neuen Gartenfachmarkt war die Firma auch für private Kunden deutlich interessanter. 2014 kam der neue Standort in LankenElmenhorst hinzu. „Damit konnten wir unser Territorium in Richtung Mecklenburg ausweiten“, beschreibt Kopplin. Auch 2019 gab es noch einmal einen kräftigen Aufschwung durch die beiden Hersteller Krone und Weidemann. „Damit waren wir breit genug aufgestellt, dass es nicht so wehtat, wenn eine Säule mal kränkelte oder ein Lieferant mal wegbrechen würde“, so Kopplin rückblickend.

Familienrat tagt

Nun kam der Schlusspunkt für die traditionsreiche Firma. Dem Unternehmer waren die Emotionen anzumerken, als er seine Entscheidung für den Verkauf an einen der bedeutendsten Landtechnik-Konzerne bundesweit erläuterte. Der Konzern Agravis hatte Kopplin ein Angebot unterbreitet, um sich mit seiner Firma NewTec auf SchleswigHolstein ausdehnen zu können. Dieses Angebot, so räumte Kopplin ein, kam zwar eigentlich fünf bis zehn Jahre zu früh, doch es war Anlass für einen Familienrat über die Zukunft des Betriebes. „Dabei stellte sich heraus, dass mein ältester Sohn die Firma definitiv nicht übernehmen will“, erklärte Kopplin. Er habe lange darüber nachgedacht, was das Beste für die nächste Generation sei. Man müsse sich dabei der Realität stellen und eine Entscheidung treffen. Aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Lage – nicht nur in Deutschland – sei nicht klar, ob es ein solches Angebot auch in zehn Jahren noch geben werde. Seine oberste Priorität bei den Vertragsverhandlungen habe der Belegschaft gegolten. Kopplin beschrieb: „Es gab sehr viel Rückhalt und Verständnis für diesen Schritt, der jedem zugleich seinen Arbeitsplatz sichert.“ Alle knapp 90 Mitarbeitenden werden zu unveränderten Konditionen übernommen.

Neue Marke bei Traktoren

Auch für die Kunden werde sich kaum etwas ändern. „Es passte bei diesem Angebot einfach alles, auch das Produktportfolio der Firma NewTec. Die übernimmt unsere Produktpalette unverändert und ich kann auch versichern, dass sie unsere hohen Qualitätsansprüche im Service voll und ganz teilt“, berichtete Kopplin. Eine Ausnahme wird der Traktorenbereich sein. Die NewTec Nord Vertriebsgesellschaft für Agrartechnik mbH handelt mit New Holland, während Doormann & Kopplin mit dem Hersteller Massey Ferguson zusammengearbeiten hat. Ulf Kopplin bleibt noch für ein Jahr als Berater der Firma NewTec tätig. Zunächst müsse ohnehin das Jahr 2024 abgewickelt werden. Das brauche Zeit. Er schilderte: „Und dann ist nach den vielen bewegten Monaten ein wenig Ruhe angesagt.“ Auch die Familie stehe künftig mehr im Vordergrund, aber auch für die Jagd bleibe mehr Zeit. Sein Ehrenamt als Präsident des Bundesverbandes für Landbautechnik werde er noch bis 2027 fortführen. Danach will er das Amt an einen aktiven Landmaschinenhändler übergeben. Unterm Strich zeigte sich Kopplin zufrieden beim Blick auf sein Lebenswerk. Er erklärte: „In unserer Branche ging es nie steil bergab oder bergauf. Die wirtschaftlichen Ausschläge nach oben oder unten waren nie extrem. Unsere Branche ist verglichen mit anderen Branchen eher wie ein alter, beharrlicher Bulldog unterwegs. Nicht wie ein Ferrari.“ Aber er habe den Betrieb stetig entwickelt. Der jetzt eingeschlagene Weg sei der beste für die Zukunft des Betriebes und der Mitarbeitenden. Astrid Schmidt

Deutscher Bauernverband setzt im Naturschutz auf Kooperationen

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Der Deutsche Bauernverband (DBV) setzt hohe Erwartungen in kooperative Ansätze im Agrarumweltschutz. „Naturschutz-Kooperativen nach niederländischem Vorbild sind eine große Innovation für die Agrarumweltförderpolitik“, sagte der DBV-Umweltbeauftragte Eberhard Hartelt bei der Auftaktveranstaltung des Projekts zur modellhaften Erprobung solcher Ansätze in verschiedenen Agrarlandschaften Deutschlands („MoNaKo“) am Dienstag in Berlin. Hartelt traut dem Modell zu, zum „Gamechanger für die Artenvielfalt“ zu werden. Voraussetzungen seien Mut für neue Wege und Spielräume zur Ausgestaltung. Die gemeinsame Verantwortung von Naturschutz und Landwirtschaft für den Erhalt der Biodiversität betonte der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Jörg-Andreas Krüger. Beide Seiten arbeiteten zusammen an Lösungen. Projekte wie „MoNaKo“ machten deutlich, „wie weit wir auf diesem Weg schon gekommen sind.“

Überzeugt vom kooperativen Naturschutz zeigte sich auch die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Silvia Bender. Das von ihrem Haus unterstützte Vorhaben solle die Voraussetzungen schaffen, um mit Beginn der neuen EU-Förderperiode 2028 kooperative Ansätze flächendeckend im Bundesgebiet anbieten zu können. Beteiligt an dem Verbundprojekt sind die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt das Thünen-Institut. age

Rukwied: Nicht die Zeit für neue Proteste

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Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), hat neuerlichen Demonstrationen eine Absage erteilt. „Jetzt ist nicht die Zeit, wieder auf die Straße zu gehen“, sagte Rukwied auf der Mitgliederversammlung des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV) am Dienstag vergangener Woche in Fellbach.

Stattdessen werde es im anstehenden Bundestagswahlkampf darum gehen, berufsständische Positionen in die Politik zu tragen. „Gehen Sie auf die Politikerinnen und Politiker zu und bringen Sie sich ein“, so der LBV-Präsident an die Adresse der Delegierten. Rukwied bezeichnete eine steuerliche Belastung des Agrardiesels auf Höhe des europäischen Durchschnitts als eine Kernforderung des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Hier sei die nächste Bundesregierung ebenso gefordert wie beim Bürokratieabbau. Die bislang erzielten Fortschritte seien inakzeptabel und völlig unzureichend. Zudem bedürften die zuletzt vorgelegten Gesetzesvorhaben wie etwa die zur Novellierung des Tierschutzgesetzes einer grundlegenden Überarbeitung, sollten sie in der nächsten Legislaturperiode erneut aufgegriffen werden.

Agrarbudget stabil halten

Im Mittelpunkt der Aktivitäten auf EU-Ebene sieht Rukwied den Kampf um das künftige Agrarbudget. Eine Kürzung werde man nicht hinnehmen, betonte der DBV-Präsident. Stattdessen sei ein Aufwuchs notwendig, um Zukunft der Landwirtschaft zu sichern. Rukwied verwies auf die Folgen des Klimawandels, die die Betriebe immer stärker zu spüren bekämen. Er betonte den Stellenwert der Ernährungssicherheit als Grundlage für gesellschaftliche und politische Stabilität. Schließlich sei eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft unerlässlich, um ihre Position gegenüber anderen Weltregionen zu verbessern. Rukwied bekannte sich zu einer Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Er bekräftigte den DBV-Vorschlag, die klassischen Direktzahlungen mittelfristig – „innerhalb von fünf bis sieben Jahren“ – auslaufen zu lassen. Voraussetzung sei allerdings ein Verzicht auf die Konditionalitäten. Zu den Kernaufgaben einer einfacheren GAP zählt der Bauernpräsident neben einer Unterstützung der Betriebe im Wettbewerb und der Finanzierung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen eine wirksame Förderung von Junglandwirten. Besorgt zeigte sich Rukwied über die Einkommensentwicklung in der deutschen Landwirtschaft. Bis auf wenige Ausnahmen seien die Unternehmensergebnisse im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2023/24 deutlich gesunken. Dies gelte insbesondere für den Ackerbau. Stabilisiert habe sich inzwischen die Einkommenssituation der Milchviehbetriebe. Auch die Veredelungsbetriebe könnten nach einer langen Durststrecke durchatmen.

Sonderkulturen bedroht

Eindringlich verwies der Landesbauernpräsident auf die schwierige Situation der Obst- und Gemüsebaubetriebe: „Der Sonderkulturanbau steht am Scheideweg.“ Ein gesetzlicher Mindestlohn von 15 € würde die Branche massiv unter Druck setzen, warnte Rukwied. Existenzbedrohend für viele Betriebe sei die Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade. Rukwied sieht massive Folgen für den Zuckerrüben- und Kartoffelanbau in Teilen Baden-Württembergs. Kulturen wie Rhabarber, Rote Bete oder Rotkohl seien bedroht. „Wir brauchen wirksame Mittel für die Pflanzenschutzanwendung in den Kulturen oder bei der Saatgutbeizung“, forderte der Bauernpräsident in Richtung Politik. age

ZKL: Kein Zurück in die Gräben

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Die Einigung der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) ist mit großer Erleichterung aufgenommen worden. Sie plädiert für eine Steuerermäßigung auf Agrardiesel und eine Risikoausgleichsrücklage. Der Bericht bekräftigt den Ausstieg aus den EU-Direktzahlungen. Eine Anhebung der ermäßigten Umsatzsteuer auf tierische Produkte soll der Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung dienen.

Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Holger Hennies, begrüßte den erneuten Konsens zwischen Landwirtschaft und Umwelt. Wichtige Anliegen der Agrarbranche seien im neuen Papier enthalten. Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), erwartet spürbare politische Auswirkungen und lehnt Vorschläge ab, Zahlungen künftig von der „Bedürftigkeit“ abhängig zu machen. LandFrauenpräsidentin Petra Bentkämper hofft, dass die Empfehlungen der nächsten Bundesregierung als Richtschnur dienen.

Landjugend erwartet Taten statt Worte

Die Landjugendvorsitzende Theresa Schmidt sieht die Verständigung als wichtiges Signal an die Politik und fordert Taten statt Worte. Olaf Bandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), betont die Kooperationsbereitschaft von Agrar- und Umweltseite und ist überzeugt, dass es keinen Rückfall in alte Gräben geben werde. Prof. Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), sieht in der ZKL einen klaren Weg und fordert die Politik auf, die Maßnahmen konsequent umzusetzen. Michael Wagner, Präsident des Industrieverbands Agrar (IVA), bezeichnet die Empfehlungen als „riesigen Erfolg“ und hebt das Aktionsprogramm zur Förderung der Biodiversität hervor.

Bertram Fleischer, Generalsekretär des Zentralverbands Gartenbau (ZVG), lobt den Ansatz, den Pflanzenschutz zu stärken und Produktionsverlagerungen zu vermeiden, um den Selbstversorgungsgrad zu erhöhen.

Raiffeisenpräsident Franz-Josef Holzenkamp betont die Bedeutung einer gestärkten Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft, die nicht dem Natur- und Klimaschutz untergeordnet werden sollte. Er fordert die Einbindung der Wirtschaft in politische Entscheidungsprozesse und den Abbau von Regulierungen. Holzenkamp verwies auf den Stellenwert des Exports für die heimische Agrar- und Ernährungswirtschaft. Ferner müssten einheitliche Nachhaltigkeitskriterien in der EU gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten und Aufzeichnungspflichten möglichst bürokratiearm und digital gestaltet sein. Zufrieden ist der DRV-Präsident, dass eine nationale Anwendung von Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) zu staatlichen Vorgaben für Milchlieferbeziehungen keinen Eingang in den Text fand. Er sprach von „Satzungsautonomie der Genossenschaften“.

Umbau der Tierhaltung an oberster Stelle

Für Hans Foldenauer, Sprecher des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM), ist es notwendig, die Agrarmarktpolitik auf eine Anhebung des Preisniveaus auszurichten, um wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen. Xenia Brandt, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), fordert eine bessere Stellung der Bauern in der Wertschöpfungskette und eine verlässliche Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung. Tina Andres, Vorsitzende des Bundes ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), betont den notwendigen grundlegenden Umbau des Agrar- und Ernährungssystems. Die ZKL-Mitglieder fordern, dass Bürokratieabbau für die kommende Bundesregierung Priorität hat. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) lobte die ZKL als „wichtiges Forum des fairen Interessenausgleichs“. Er unterstrich die ZKL-Forderung, Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Resilienz bei der Transformation zu berücksichtigen. age

ZKL-Bericht ist Rückenwind für BMEL und Stoffstrombilanz

Den jüngsten Bericht der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) wertet die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), Silvia Bender (Grüne), als Rückenwind für den Kurs ihres Hauses. Darin hatten die Mitglieder eine praxisgerechte gesamtbetriebliche Nährstoffbilanzierung gefordert. Das BMEL hält laut Staatssekretärin Bender an der Nährstoffbilanz fest.

Bender ist überzeugt, dass dadurch Bürokratie abgebaut werden kann. Widersprüche in Rechtstexten müssten angegangen werden, damit Betriebe Regeln auch tatsächlich einhalten könnten. Für die Agrarstaatssekretärin leistet die Nährstoffbilanz, die im Rahmen der Düngegesetznovelle vorgesehen ist, einen Beitrag zum Bürokratieabbau.

Die Weiterentwicklung der Stoffstrombilanz komme der Forderung nach einfacheren Düngeregelungen entgegen. Zudem könne sie die Grundlage für mehr Verursachergerechtigkeit im Düngerecht bilden, sagte Bender in einem Agrarpolitischen Forum, das das AgrarBündnis am Montag in Berlin ausgerichtet hat. Der Bundesrat hatte der Novelle des Düngegesetzes bekanntlich nicht zugestimmt. Die Bundesregierung hatte daraufhin den Vermittlungsausschuss angerufen. Dieser tritt in der laufenden Legislaturperiode aber nicht mehr zusammen. age

EOAP schlägt GAP

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Die Erfolgsorientierte Agrarprämie (EOAP) ist ein Alternativmodell zum aktuellen Fördersystem der Gemeinsamen EU-Agrarpolitk (GAP). „Erfolgsorientiert steht dafür, dass man Ziele des Green Deal erreicht und damit auf der Seite der Gewinner steht“, erklärte Prof. Uwe Latacz-Lohmann am Freitag vergangener Woche bei der Vorstellung der Projektergebnisse in Kiel. Der Agrarökonom und seine Mitarbeitenden Dr. Marlene Noack und Florian Tietjens haben die EOAP entwickelt und mit Unterstützung des Bauernverbandes die Praxistauglichkeit des Systems bundesweit getestet.

Das Forscherteam stellte anhand einer Umfrage fest, dass EOAP regional unterschiedlich gut ankommt. Insgesamt erfahre sie aber eine höhere Akzeptanz als das bestehende GAP-Fördersystem. Latacz-Lohmann zeigte sich von diesem Ergebnis wenig überrascht: „Die aktuellen Förderungen kommen sich teilweise ins Gehege.“ Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen der Zweiten Säule bissen sich teilweise mit den Ökoregelungen der Ersten Säule. Es gebe komplizierte Kreuztabellen. „Wir haben einmal alles vom Tisch gewischt und neu gebaut“, schilderte der Agrarökonom. Die Maßnahmen der EOAP sind mit verschiedenen Prämienhöhen hinterlegt und orientieren sich an fünf Zielen des Green Deal:

● Reduktion der N-Düngung um 20 %
● Reduktions des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln  (PSM) um 50 %
● Reduktion der N-Verluste bei Wirtschaftsdüngern um 50 %
● Aufstockung der nichtproduktiven Fläche auf 10 %
● Erhöhung der Biodiversität Die Maßnahmen für jedes der fünf Ziele erhalten zusätzlich einen Faktor.

Und nur wenn eine gewisse Zielfläche (Schwellenwert) erreicht wird, gibt es für die jeweiligen Maßnahmen Geld. Eine Prämien-Höchstgrenze ist im Modell bislang nicht vorgesehen. Für eine Umsetzung in der Praxis empfiehlt Latacz-Lohmann aber eine Grenze von 120 % der Zielerreichung. Ökobetriebe seien voll integriert, damit es keine überlappenden Förderungen gebe. Der Wissenschaftler betonte: „Die EOAP ist besser als die GAP.“ Sie sei weniger komplex und hole den Landwirt als Unternehmer ab, weil dieser für Ergebnisse bezahlt werde. Der Ökonom stellte klar, dass vor allem intensiv wirtschaftende Betriebe bei einer Umsetzung der EOAP auf „den Boden des Ordnungsrechts“ fallen könnten, dann aber auch keine Konditionalität einhalten müssten. Weitere Vorteile des Systems seien die verbesserte Kommunikation in Richtung Gesellschaft und, dass die EOAP flexibel an sich ändernde Politikziele angepasst werden könne. Sie sei beispielsweise um das Ziel Bodenschutz erweiterbar.

GAP-Budget verteidigen

Für Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) leistet die EOAP einen wichtigen Beitrag zur Diskussion, wie die GAP ab 2028 aussehen soll. Es gehe um nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit der Branche. Andere Politikbereiche meldeten in Brüssel verstärkt Ansprüche an. „Wenn die Landwirtschaft ihre Beiträge für die Gesellschaft nicht verdeutlicht, steht die Agrarförderung auf dem Spiel“, mahnte Schwarz. Die EOAP zeige auf, wie die Landwirtschaft zu den GreenDeal-Zielen beitragen könne.

Pflugverzicht oft gewählt

Noack berichtete, dass deutschlandweit 140  Landwirte an den EOAP-Workshops und der Umfrage teilgenommen hätten. Drei Viertel der Betriebe hätten nach ihrer Maßnahmenwahl das erste Green-Deal-Ziel „20 % weniger N-Düngung“ erreicht. Aufgrund der weniger intensiven Wirtschaftsweise waren es im Süden tendenziell mehr Betriebe. Das Ziel „50 % weniger PSM“ haben laut Noack nur 28 % erreicht. Hier sei gegebenenfalls bei der Art der Maßnahmen nachzubessern. „Die Reduktion der N-Verluste um 50 %“ erreichten 46 % der Betriebe. Dieses Ziel werde m ehesten in viehdichten Regionen erreicht, zum Beispiel durch die Maßnahme „Gülleansäuerung“.

Ziel 4, „Aufstockung der nichtproduktiven Fläche auf 10 %“, sei von 36 % der Workshopteilnehmer erreicht worden. Das fünfte Ziel „Mehr Biodiversität“ erreichten rund zwei Drittel der Betriebe. Hier hätten die Landwirte im Süden aufgrund der jetzt schon starken Förderung in der Zweiten Säule vorn gelegen. Noack konstatierte, dass in intensiv bewirtschafteten Regionen grundsätzlich weniger Ziele erreicht worden seien. Nach ihren Angaben waren die am häufigsten gewählten Maßnahmen im Ackerbau „Pflugverzicht“ (75  %) und „Anbau großkörniger Leguminosen“ (48 %). Bei übergeordneten Maßnahmen wurde am häufigsten (zwei Drittel) der „Anbau von Winterzwischenfrüchten“ gewählt

Reicht das Geld?

Tietjens rechnete vor, dass die Workshop-Betriebe  –  einschließlich derer, die keine Ziele erreichen und somit aus dem Prämiensystem fallen – eine durchschnittliche Prämie in Höhe von 384 €/ha erhalten. Hochgerechnet auf Deutschland bräuchte man schätzungsweise rund 6,4 Mrd. €, was in etwa dem aktuellen GAP-Budget entspricht. Hinzu kämen allerdings beispielsweise eine Junglandwirteprämie und investive Förderungen in den Regionen. Der Süden würde nach Tietjens Angaben tendenziell mehr profitieren. Das sei jedoch auch heute schon der Fall aufgrund höherer Förderung durch länderspezifische Programme. In zwei laufenden Masterarbeiten werde aktuell überprüft, wie einkommenswirksam die EOAP ist und wie die Umsetzung auf der Verwaltungsebene aussehen könnte. rq

„Die Rübe gehört nach Schleswig-Holstein“

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Gut 120 interessierte Rübenanbauer waren kürzlich nach Albersdorf zur Mitgliederversammlung des ­Zuckerrübenanbauverbandes gekommen. So gut besucht sei die Versammlung lange nicht mehr gewesen, war zu hören, standen doch Wahlen im Vorstand an und ein Generationswechsel in der Anbauberatung der Nordzucker.

Die Anwesenden bekamen zunächst reichlich Fachinfos über die aktuelle Kampagne, Details zur Preisgestaltungen und einen Blick auf den internationalen Zuckermarkt im Zuge des weltpolitischen Geschehens. Informationen zur Mietenpflege gab es auch und dazu, wie im Fall drohenden Frostes zu verfahren sei, sowie zur Rübenreinigung. Bisher seien die Erntebedingungen gut, weil trocken. „Im Vorjahr hatten wir hier in der Region Ende November bis minus 13 Grad und es lagen rund zehn Zentimeter Schnee“, berichtete Georg Sander, Leiter der Agriabteilung der Nordzucker in Uelzen.

Der Vorstand des Rübenanbauverbandes, darunter, in der Mitgliederversammlung wiedergewählt, Eckhard Clausen und Dr. Andreas Schröder, hier mit Vorstandsmitglied Jochen Johannes Juister (v. li.). Ove Clausen fehlt auf dem Bild.

Durch die Mitgliederversammlung des Zuckerrübenanbauverbandes führte der bisherige und einstimmig wiedergewählte Vorsitzende Eckhard Clausen. Ebenfalls einstimmig in den Vorstand wiedergewählt wurde Dr. Andreas Schröder. „Wir arbeiten weiter für die Rübe“, betonte Clausen. Aktuell sei die Ertragsstabilität gegeben. „Wir stehen für diese Solidargemeinschaft und moderner Logistik offen gegenüber.“ Er bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung sowie dem Büro. Nach ausführlichen Fachinformationen der Nordzucker zu Witterung, Schaderregervorkommen, Anbaumethodik (siehe Artikel unten) wurde der langjährige Anbauberater der Nordzucker, Frank Jeche, mit abschließenden Standing Ovations nach 33 Jahren bei Nordzucker in den Ruhestand verabschiedet.

Gut besucht war die Mitgliederversammlung des Zuckerrübenanbauverbandes in Albersdorf. Fotos: Daniela Rixen

Georg Sander berichtete in der Laudatio über dessen Werdegang, wie Frank Jeche, nach seinem Studium in Rostock beschäftigt in einer großen LPG, dann nach der Grenzöffnung und der Begegnung mit der damaligen SH-Zucker-AG – heute Nordzucker – 1991 als Rübenanbauberater in Schleswig-Holstein anfing. Als frech, selbstbewusst, streitbar kenne man Frank Jeche, stets mit dem Ziel, den Rübenanbau in Schleswig-Holstein zu halten. Ein herber Schlag, den er selbst begleiten ­musste, war die Schließung der Zuckerfabrik in Schleswig. Neu war dann die Anbauberatung auch im Bereich Biogas­rüben. Stets bodenständig, sei er ein Pflanzenschutzfachmann. „Alles hat eben seine Zeit“, sagte Sander. Damals ging es um Strohmulch statt Pflugfurche, heute um den Transport der Rüben auf der Schiene, Resistenzen, Wirkstoffwechsel bis hin zum Vergilbungsvirus und Mittelwegfall. Frank Jeche schrieb regelmäßig über viele Jahre in der sogenannten Zuckerrübenecke im Bauernblatt. Am Schluss standen sein Dank für diese intensive Zeit und der Wunsch, seinem Nachfolger das gleiche Vertrauen entgegenzubringen.


Nicht bei Frost roden

90 Prozent der Rüben bereits geerntet – Verarbeitung läuft stabil

Das Werk in Uelzen ­arbeitet weiterhin stabil auf einem ­hohen Niveau. Die Verarbeitungsleistung liegt aktuell bei zirka 21.000 t Rüben pro Tag. Die hohe Verarbeitung liegt ­sowohl an der exzellenten ­Arbeit der Belegschaft im Werk als auch an der aktuell ­guten Qualität der angelieferten ­Zuckerrüben. Es bleibt zu hoffen, dass dies noch einige Zeit so bleibt und das Wetter ­weiterhin mitspielt.

Tjark Peter Paulsen ist der neue Anbauberater der Nordzucker in Schleswig-Holstein.
Foto: Georg Sander

Die Erträge in Schleswig-Holstein sind weiterhin auf einem den Umständen entsprechend erfreulichen Niveau. Der durchschnittliche Rübenertrag liegt bei zirka 77 t/ha und der Zuckergehalt bei knapp 17 % Polarisation. Ungefähr 90 % der Zuckerrüben sind mittlerweile geerntet. Abgesehen von den Flächen, die für die gezielte Spätrodung vorgesehen sind, sollten nun Anfang Dezember die letzten Flächen gerodet werden. Von einem Roden unmittelbar vor oder während eines Frostereignisses muss unbedingt abgesehen werden. Die Rüben sind dann nicht zur Wundheilung imstande und dadurch nicht lagerstabil. Eine gute Entblattung ist zwingend notwendig, damit möglichst wenig Blattmaterial in die Miete gelangt. Blätter in der Rübenmiete führen zu einem deutlichen Temperaturanstieg und damit dann zu einer Verschlechterung der Rübenqualität.

Am 27. November wurde Frank Jeche auf der Mitgliederversammlung des Zuckerrübenanbauverbandes Schleswig-Holstein offiziell verabschiedet (siehe Artikel oben). Die zweiwöchentliche Berichterstattung in der sogenannten Zuckerrübenecke im Fachteil des Bauernblattes wird fortgesetzt von Tjark Peter Paulsen. Der Autor ist Ansprechpartner in allen Angelegenheiten rund um den Anbau von Zuckerrüben in Schleswig-Holstein, Tel.: 0173-185 26 88 oder E-Mail: tjarkpeter.paulsen@nordzucker.com
Tjark Peter Paulsen, Nordzucker