Hoch motiviert, bestens vorbereitet und voller Tatendrang – so traten 25 Nachwuchslandwirte beim diesjährigen Landesentscheid des Berufswettbewerbs in Hemdingen im Kreis Pinneberg an. Auf dem von Kim Saß-Hauschildt geführten Milchviehbetrieb Westerkamp Holsteins sowie dem benachbarten Hof Piening wurde den jungen Talenten einiges abverlangt: Von der Tierbeurteilung über den sicheren Umgang mit schweren Maschinen bis hin zur Präsentation zukunftsweisender Themen der Landwirtschaft – es galt, Fachwissen, Geschick und Teamgeist unter Beweis zu stellen.
Doch nicht nur der Wettkampf stand im Fokus, sondern auch der Austausch und die Begeisterung für den Beruf. Am Ende wurden die besten Talente geehrt – mit einer Botschaft, die hängen bleibt: „Landjugend schockt einfach!“
Anspruchsvoller Start
Der Tag begann früh: Bereits um 7.45 Uhr wurden die Teilnehmenden auf dem Betrieb Westerkamp Holsteins offiziell begrüßt. Pünktlich um 8 Uhr startete die Theorieprüfung, die in zwei Teile gegliedert war: Allgemeinwissen sowie berufstheoretische Fragen. Während sich die jungen Landwirte mit Prüfungsbögen beschäftigten, versammelten sich die Richterinnen und Richter zu einer ersten Besprechung. Schon hier wurde deutlich: Der Wettbewerb ist nicht nur eine Gelegenheit, Wissen zu testen, sondern auch eine Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, bekannte Gesichter wiederzusehen, neue Kontakte zu knüpfen und wertvolle Erfahrungen für die berufliche Zukunft zu sammeln.
Praxisnahes Können
Nach der Theorieprüfung ging es für die Prüflinge an die praktischen Stationen. In insgesamt vier Prüfungsbereichen mussten sie ihre Fachkenntnisse und ihr praktisches Geschick unter Beweis stellen. Die Tierbeurteilung wurde auf den zwei Höfen nach Rindern und Schweinen aufgeteilt und hier galt es etwa, den Gesundheits- und Futterzustand der Tiere einzuschätzen. Gefragt waren außerdem Kenntnisse zum Body-Condition-Score (BCS) sowie zur Beurteilung nach züchterischen Kriterien. Unter den wachsamen Augen der Prüfer Malte Blöcker, Arne Meyn, Malte Steffens und Tessa Nafziger mussten die Teilnehmenden erklären, worauf es bei einer gesunden und leistungsfähigen Kuh ankommt, und sich Fragen zum Fütterungsmanagement stellen. Auch bei der Schweinebewertung ging es auf dem Hof Piening ins Detail: Gewicht, Zuchttauglichkeit und gesundheitliche Aspekte standen im Fokus.
Ebenfalls auf dem Betrieb der Familie Piening wurde eine detaillierte Bonitur durchgeführt. Die Prüflinge hatten die Aufgabe, einen Getreideschlag hinsichtlich Schädlings- und Krankheitsbefall zu beurteilen. Als angehende Landwirtin in der Prüfungssparte L1 gab Jule Tom Dieck zur Bestimmung der Getreideart einen klassischen Merkspruch zum Besten: „Weizen wimpert, Gerste greift, Roggen reicht nicht, Hafer hat nicht.“ Dieser helfe zuverlässig dabei, die Pflanzen anhand der Blattöhrchen sicher zu bestimmen. Es waren jedoch nicht nur Pflanzenkenntnisse gefragt, sondern auch Wissen über Bodenbeschaffenheit, Düngung und Pflanzenschutz.
Landwirtschaft ohne Maschinen und schweres Gerät ist nicht denkbar. Daher mussten die angehenden Landwirtinnen und Landwirte ihr Können im sicheren Umgang mit einem Gespann aus Traktor und Anhänger unter Beweis stellen. Zunächst stand eine Kontrolle auf Verkehrssicherheit an, dann galt es, einen weiteren Anhänger korrekt anzukoppeln – alles unter Zeitdruck und mit wechselnder Teamführung. Während laute Kommandos über den Hof hallten, achteten die Prüfer Jill Jensen und Matti Fleischer besonders auf präzises Arbeiten, ein sicheres Handling und eine gute Teamarbeit.
Vortrag vorbereitet
Neben dem praktischen Teil mussten die Prüflinge auch ihr Wissen zu einem im Vorwege vorbereiteten Thema unter Beweis stellen. In Zweiergruppen galt es, sich entweder mit den Möglichkeiten zur Steigerung der Attraktivität der Ausbildung in der Landwirtschaft in Zeiten von Personalmangel oder mit Möglichkeiten zur Diversifizierung eines landwirtschaftlichen Betriebs auseinanderzusetzen. Mikel Speetzen, selbst ehemaliger Teilnehmer, bewertete als einer der Prüfer die Vorträge. „Man lernt hier nicht nur viele interessante neue Menschen aus der Landwirtschaft kennen, es eröffnen sich im Austausch auch viele neue Perspektiven, die einem beruflich weiterhelfen“, betonte er.
Nach einem intensiven Vormittag war es Zeit für eine wohlverdiente Pause. Während die Teilnehmenden durchatmeten, übernahm Mirco Engelbrecht, Vorsitzender des Landjugendverbands Schleswig-Holstein, kurzerhand die Rolle des Grillmeisters. Gemeinsam mit den Helfern sorgte er für eine Stärkung – denn am Nachmittag standen noch weitere Prüfungen an.
Als zusätzliches Prüfungsmodul kam am Nachmittag eine neue Aufgabe hinzu: die Unterweisung am Kreiselzettwender. Die Prüflinge sollten eine fachgerechte Einführung für einen Auszubildenden im ersten Lehrjahr vorbereiten. Dabei mussten sie nicht nur technische Details erklären, sondern auch auf die besonderen Herausforderungen, wie den hohen Rohaschegehalt in der Silage, eingehen. Das spätere Gewinnerteam in der Sparte L2, Henning Schmidt und Jannik Lange, meisterte diese Aufgabe mit Bravour und hatte offenkundig viel Spaß an der Aufgabe.
Sieger geehrt
Während am Nachmittag die letzten Prüfungen liefen, wurden im Hintergrund bereits die Vorbereitungen für die Siegerehrung getroffen und die Ehrengäste trafen nach und nach ein, darunter Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU), Ute Volquardsen (Präsidentin der Landwirtschaftskammer), Sönke Holling, Lars Kuhlmann und Peer Jensen-Nissen vom Bauernverband sowie Lena Haase und Frauke Kaufmann von den LandFrauen.
Nach der offiziellen Begrüßung durch Marlies Muxfeldt, die erste Vorsitzende des Landjugendverbandes, wurden zunächst alle Nachwuchstalente für ihre Leistung gewürdigt. Auch Alina Zingelmann, die als Siegerin im Bereich Hauswirtschaft hervorging, wurde hervorgehoben. Mirco Engelbrecht resümierte wenig später einen anstrengenden, aber gelungenen Tag und schloss mit den passenden Worten: „Landjugend schockt einfach!“ Da sei es am Ende auch nicht so wichtig, welchen Platz man belege, der Lerneffekt sei trotzdem vorhanden und jeder profitiere von den neuen Kontakten und Lernfortschritten für seinen weiteren Weg.
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz dankte in seinem Grußwort allen Organisatoren und Helfern und hob hervor, dass alle Teilnehmenden nun schon die zweite Stufe des Wettbewerbes erreicht hätten und dass es eine Ehre sei, am Landesentscheid des Berufswettbewerbes teilzunehmen. Man sehe, dass alle mit Ehrgeiz und mit Begeisterung bei der Sache seien. Sönke Holling betonte wenig später, dass der Wettbewerb nicht nur ein Kräftemessen, sondern auch ein wichtiges Signal für den Beruf des Landwirts sei. „Das Ehrenamt ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft“, sagte er unter Applaus der Anwesenden.
Ute Volquardsen ließ es sich nicht nehmen, humorvoll auf ihren eigenen Werdegang einzugehen – denn auch sie war einst Kreissiegerin im Berufswettbewerb und berichtete, wie aufgeregt sie selbst damals war und wie ausbaufähig ihre Leistung im Vortrag deshalb gewesen sei. Doch gerade angesichts dieser Wettbewerbssituation ermutigte sie die Teilnehmenden, den Wettbewerb als Chance zu sehen, sich weiterzuentwickeln und auf den Ernst des Berufslebens vorzubereiten. Zuletzt dankte Ute Volquardsen herzlich der Früchtenicht-Stiftung für ihren Einsatz und die Investitionen in Bildungsangebote wie den Berufswettbewerb, die nur so umgesetzt werden könnten.
Bundesentscheid in NRW
Anschließend war es dann so weit und die besten Nachwuchslandwirte wurden feierlich ausgezeichnet. In der Sparte L1 setzte sich Matthias Nissen aus dem Kreis Schleswig-Flensburg durch und wurde verdienter Sieger. Auf Platz zwei folgte Nico Strauch aus dem Kreis Steinburg und auf dem geteilten dritten Platz Tilo Hoffmann und Michael Kulzer. In der Sparte L2 belegte das Team von Henning Schmidt und Jannik Lange den ersten Platz und ließ sich für die großartige Leistung gebührend feiern. Mit dieser Platzierung haben sich die Sieger für den Bundesentscheid auf Haus Düsse in Nordrhein-Westfalen qualifiziert.