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Hannoveraner Zuchtstutenprüfung, Stutenschau und Fohleneintragung

Der Hannoveraner Verein Schleswig-Holstein lud als Höhepunkt des Zuchtjahres wieder zu einem großen Schauwochenende nach Fehrenbötel, Kreis Segeberg, ein. Die Veranstaltung war ein ­voller Erfolg und auch vom Dach­verband gab es lobende Worte.

„Der Schauplatz in Fehrenbötel kann sich etablieren und steht einstmals größeren Plätzen hinsichtlich der Beschickung in nichts mehr nach. Das ist sicher auch ein Verdienst des Vorstandes des Pferdezuchtvereins Schleswig-Holstein, der mit gutem Service, freundlicher Aufnahme von Gästen und züchterfreundlichen Abläufen zu punkten weiß“, lobte Ulrich Hahne, Zuchtleiter des Hannoveraner Verbandes.

In Schleswig-Holstein sah man den Erfolg bei den Züchtern, die ihrem Verein auch in schwierigen Zeiten die Treue halten und mit der Rekordzahl von 29 Stuten zur diesjährigen kombinierten Schau kamen. Tolles Wetter und das einzigartige Ambiente der jahrhundertealten Eichen auf dem Hof Hellmold, der seit vielen Jahren Dreh- und Angelpunkt der Vereinsaktivitäten ist, machten diesen Schauplatz besonders. Das motivierte Team Hellmold um den Vereinsvorsitzenden Mirko Hellmold und seine Schwester, Geschäftsführerin Birgit Hellmold, sorgte für reibungslose, ruhige Abläufe.

Ring frei für die Stuten

An der Leistungsprüfung nahmen 22 Stuten teil, davon sieben im Springen und 15 in der Dressur. Sechs weitere Zwei- bis Vierjährige präsentierten sich in der Stutenschau. Gekrönt wurde die Schau durch die Vorstellung der Prämienstute Fleur von Franziskus mit ihren beiden Töchtern von Sky und Secret aus dem Züchterhaus Thomas und Maja Eichhorn aus Heilshoop, Kreis Stormarn (erster Preis). Alle vorgestellten Stuten wurden in das Zuchtbuch des Hannoveraner Verbandes neu aufgenommen.

Bei den Springstuten glänzte Pocahonca von Poker de Mariposa mit der Springgesamtnote 9,0. Zweite wurde One for Me von Opium JW van de Moerhoeve TN mit der Note 8,33 – ein Doppelerfolg für den Stall Bokhorst der Familie Wulf im Kreis Steinburg.

Bei den Dressurstuten dominierte Tainted Love von Total Mc Laren mit der Rittigkeitsgesamtnote 9,5. Sie stammt aus der Zucht von Sabine und Jan Fauerbach und ist im Besitz von Michael Schenk aus Niedersachsen. Zweite wurden Von Herzen SK von Vaderland und Bella D von Benicio, beide mit der Note 8,75. Als beste Schaustute wurde eine Fuchsstute von Revelation-Zoom aus dem Besitz der Sportpferdemakler JD aus Hamburg hervorgehoben. Insgesamt neun Stuten wurden mit 1a-Preisen und der Anwartschaft auf die Hannoveraner-Prämie ausgezeichnet.

Nachwuchs in Bestform

Für die abschließende Fohlenschau waren 20 Fohlen genannt. Im Klassement der dressurbetont gezogenen Hengstfohlen siegte ein kompakt und geschlossen, dabei halsbetont auftretender Fuchs von V-Power-Dinamic aus der Zucht und dem Besitz von Carolin Heyser aus Halstenbek, Kreis Pinneberg, der auch während der Ehrenrunde noch echte Kraftreserven demonstrierte. Der 1b-Preis ging an einen großlinigen Dunkelfuchs von Macchiato-Imposantos aus der Zucht der Wichers GbR aus Niedersachsen und dem Besitz von Karin Hendeß aus Harmsdorf, Kreis Ostholstein. Dritte wurde ein noch junges, sehr edles und ausgesprochen formschönes Fohlen von Bon Esprit aus der Zucht und dem Besitz von Laura Vanessa Schmidt aus Hamburg. Diese drei Fohlen bekamen eine Goldprämie des Hannoveraner Verbandes.

Bestes dressurbetontes Stutfohlen wurde eine Fuchstochter von Va Bene-Fürst Romancier aus der Zucht von Dr. Günter Becker aus Wentorf, Kreis Herzogtum Lauenburg. Foto: Dieter Uschtrin

Die Klasse der dressurbetonten Stutfohlen wurde angeführt von einer Fuchstochter von Va Bene-Fürst Romancier aus der Zucht von Dr. Günter Becker aus Wentorf, Kreis Herzogtum Lauenburg, das mit der Hannoveraner-Goldprämie ausgezeichnet wurde und eine Auktionszulassung erhielt. Groß angelegt, ausgesprochen typvoll und mit viel Energie, Takt und Raumgriff im Bewegungsablauf lag dieses Fohlen deutlich vorn. Der zweite Platz ging an die Zuchtgemeinschaft Schulz & Fiering aus Mecklenburg-Vorpommern für eine bestens entwickelte Tochter von Friedrich der Große-Lissaro van de Helle. Die Dunkelbraune steigerte sich im Endring noch einmal deutlich, und hätte es einen Sonderehrenpreis für das am besten herausgebrachte Fohlen gegeben, wäre er ihr zugefallen.

Vier Exemplare zeigten sich bei den springbetont gezogenen Fohlen. Hier hatte der passionierte Springpferdezüchter Rudolf Drünert aus Ahrensbök, Kreis Ostholstein, eine logistische und züchterische Meisterleistung vollbracht, indem er drei der vier ausgestellten Fohlen nach Fehrenbötel mitbrachte. Am Ende stand seine edle, wüchsige Tochter von Ermitage Kalone-Conthargos ganz vorn und wurde mit der Hannoveraner-Goldprämie ausgezeichnet. Platz zwei belegte ein kräftiger Fuchshengst von Diablue PS-Fort Planet aus der Zucht von Ansgar Rupp aus Bad Bramstedt, Kreis Segeberg, gefolgt von Nachkommen der Hengste Plot Blue und Dourkhan Hero Z aus dem Hause Drünert. pm

Salate für den Winter säen und pflanzen

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Um auch in der kalten Jahreszeit frisches Grün ernten zu können, werden ab Juli die Herbst- und Wintersalate gesät oder gepflanzt. In den vergangenen Jahren haben dabei neue Sorten von Friséesalat, Lollo Rosso und Eichenlaubsalat eine angenehme Abwechslung auf den Tisch gebracht.

Zu den unproblematischen Pflanzen gehören die Pflück- und Schnittsalate, die noch bis in den August hinein ausgesät werden, sobald Lücken in den Beeten entstehen. Neben „Amerikanischer Brauner“, „Gelber Eichblattsalat“ und „Australischer Gelber“ sorgen die rotbraunen „Lollo Rosso“, der krause Rosetten bildet, und „Roter Eichblattsalat“ für Farbe auf dem Tisch. Die Pflanzen sind immer feucht zu halten; nach fünf Wochen fängt bereits die Ernte an. Außer beim Lollo Rosso, der als ganze Rosette geerntet wird, pflückt man immer nur die äußersten Blätter ab; aus dem Inneren entwickeln die Pflücksalate dann wieder für viele weitere Ernten neue Blätter.

Bei den Winterendivien, die Anfang August gepflanzt werden, empfehlen sich die besonders fein und dicht gekrausten Friséesalate und die Neuzüchtung ,Jeti‘, die schnell und kräftig wächst und dichte, schwere Köpfe bildet, die sich selbst bleichen. Endivien werden in vorher mit etwas Kompost versehene Beete mit einem allseitigen Abstand von 30 cm gepflanzt und können nach dem Anwachsen mit verdünnter Pflanzenjauche gedüngt werden. Endivien sind vom Herbst bis zum Winteranfang zu ernten; selbst im Einschlag halten sie sich nach der Ernte vor den ersten strengeren Frösten noch lange.

Noch bis in den September hinein besteht die Möglichkeit, Feldsalat auszusäen, der dann, wenn er etwas geschützt wird, den ganzen Winter über zu ernten ist.

Für Salatliebhaber mit Hang zum Experimentieren bietet sich zudem die Überwinterung junger Kopfsalatpflanzen an. Bis spätestens Anfang August wird ausgesät und Ende September in Furchen, ausgefüllt mit reifem Kompost, gepflanzt. Als Mischkultur kann man im August bereits Frühlingszwiebeln aussäen, die später auf 5 bis 10 cm vereinzelt werden. Wenn sich die ersten Nachtfröste ankündigen, mulcht man die Salatpflanzen mit Laub dicht ein. Bei strengem Frost, erst recht wenn eine isolierende Schneedecke fehlt, deckt man noch zusätzlich mit Reisig oder Tannenzweigen ab. Mit diesem Schutz überwintern zumindest die stärksten Salatpflanzen und die Zwiebeln, und in wärmeren Lagen können dann bereits ab April ganz ohne Hilfe von Frühbeet, Folientunnel oder Gewächshaus die ersten dicken Salatköpfe und Zwiebeln geerntet werden.

Düngebedarfsermittlung erforderlich

Wird nach der Ernte einer früh räumenden ersten Hauptkultur – zum Beispiel Ganzpflanzen­silage (GPS) oder früh geerntetem Getreide – eine zweite Hauptkultur wie Feldfutter, etwa Ackergras, angebaut, ist eine schriftliche Düngebedarfsermittlung für Stickstoff (N) und ­Phosphat (P) verpflichtend ­durchzuführen.

Die Grundlage dieser Ermittlung bildet wie üblich der durchschnittliche Ertrag der vergangenen fünf Jahre.

Wird die zweite Hauptkultur nach dem 1. Juni des laufenden Anbaujahres etabliert, ist bei der Berechnung des Stickstoffbedarfs ein pauschaler Abschlag von 25 kg N/ha vorzunehmen. Dieser berücksichtigt die Nachlieferung von Stickstoff aus organischer Düngung des Vorjahres, dem aktuellen Nmin-Gehalt sowie dem Beitrag des Bodens aus der Humus­mineralisation.

Wichtig: Eine Düngung nach der letzten Ernte der zweiten Hauptkultur ist nicht zulässig. Die Regelung ist daher ausschließlich für Fälle, in denen die zweite Hauptkultur noch im selben Kalenderjahr geerntet wird. Erfolgt keine Ernte mehr im laufenden Jahr, greift stattdessen die bekannte Herbstregelung, wonach maximal 30 kg NH4-N beziehungsweise 60 kg Gesamtstickstoff je Hekt­ar aufgebracht werden dürfen. In der Ausgabe 29 wird zum Thema Herbstdüngung ausführlich informiert.

Aachen: Tjade Carstensen gewinnt U25-Springpokal

Auf dem berühmten Rasen der Aachener Soers ging das diesjährige Finale von Deutschlands U25-Springpokal über die Bühne und hatte alles, was ein großes Springen braucht: Nervenkitzel, starke Ritte und ganz viel Emotion. Am Ende strahlten drei Reiter aus dem hohen Norden vom Podium – die Holsteiner Familie hielt fest zusammen.

Der Sieg im Finale des U25-Springpokals, einer Prüfung über 1,50 m, ging an Tjade Carstensen aus Sollwitt, Kreis Nordfriesland, der sich mit seiner Stute Gasira im Stechen gegen vier starke Konkurrenten durchsetzen konnte. „Mit dem Sieg heute habe ich wirklich nicht gerechnet. Besonders nicht, als Johanna so schnell war. Ich war mir sicher, dass Hannes noch einen draufsetzt. Dass es dann doch gereicht hat – einfach Wahnsinn!“, freute sich der 20-Jährige nach dem Ritt.

Für ihn ist es ein ganz besonderer Moment: Vor zwei Jahren gewann seine Schwester Teike Carstensen das Finale von Deutschlands U25-Springpokal. Nun tritt er in ihre Fußstapfen: „Aachen ist der Traum eines jeden Reiters. Dass ich hier gewinne, wo ich eigentlich noch ein Jahr bei den Jungen Reitern habe, das hätte ich nie gedacht.“ Gasira und Tjade sind seit drei Jahren ein Team. „Sie hat unglaublich viel Kampfgeist, ist sehr von sich überzeugt, aber genau das macht sie im Parcours auch aus. Sie gibt immer alles für mich“, beschreibt er seine vierbeinige Partnerin.

Platz zwei ging an Hannes Ahlmann aus Reher, Kreis Steinburg, mit dem neunjährigen Hengst Coquetto. Das Paar hatte bereits das Einlaufspringen gewonnen. Auch im Finale blieben sie zweimal fehlerfrei. „Natürlich freue ich mich, hier platziert zu sein. Das ist Aachen! Aber das Stechen habe ich selbst ein bisschen verpennt und nicht den richtigen Rhythmus gefunden. Ich hoffe, ich kann im nächsten Jahr noch einmal angreifen“, sagte er nach dem Ritt.

Johanna Beckmann, ursprünglich ebenfalls aus Schleswig-Holstein und inzwischen in Niedersachsen zu Hause, zeigte mit ihrer erfahrenen Stute Emelie van de Mirania Stam die schnellste Runde im Stechen. Ein Abwurf kostete sie jedoch den Sieg. Am Ende wurde es Platz drei. „Ich bin superglücklich mit Emelie. Sie sprang fantastisch. Es war einfach ein tolles Gefühl, hier einzureiten“, sagte Johanna und fügte hinzu: „Ich habe viel gelernt und nehme ganz viel mit nach Hause. Dass wir U25-Reiter hier so im Mittelpunkt stehen dürfen, ist wirklich besonders.“

Tjade Carstensen brachte es auf den Punkt: „Wir Holsteiner halten einfach zusammen. Hannes und Johanna sind für mich wie Geschwister. Wir haben schon so viel miteinander erlebt. Diesen Zusammenhalt, den nimmt uns keiner.“ fn

Drei Parkanlagen und die Elbe immer im Blick

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Der Hamburger Hirschpark ist einer der ältesten Landschaftsgärten der Stadt und nicht nur durch seine eindrucksvollen Baumbestände, das alte reetgedeckte Witthüs und das Hirschgehege bekannt, sondern auch durch seinen hübschen Aussichtspunkt auf das geschäftige Treiben auf der Elbe. Letzteres gilt gleichermaßen für die nicht weit entfernten Parkanlagen von Baurs Park und Sven-Simon-Park, die ebenfalls mit eindrucksvoller Elbaussicht am steilen Geesthang der Elbe im Westen Hamburgs gelegen sind.

Die malerische, ursprünglich vierreihig angelegte Lindenallee, die auch heute noch eindrucksvoll den Hirschpark mit prägt, stammt bereits aus der Zeit um 1620, als auf der Fläche ein Landgut mit Park angelegt wurde. Sie existierte also bereits, als der Hamburger Kaufmann und Reeder Johann Cesar IV. Godef­froy im Jahr 1786 per Auktion den Landsitz erwarb und den zugehörigen Park im englischen Landschaftsstil entwickelte.

Die Lindenallee stammt bereits aus der Zeit um 1620. Foto: Hans-Dieter Reinke
Das ab 1789 erbaute Godeffroysche Landhaus wird heute von einer Ballettschule genutzt. Foto: Hans-Dieter Reinke
Im Zentrum des Französischen Gartens im Hirschpark steht seit 2012 ein neuer Brunnen. Foto: Hans-Dieter Reinke


Die damals Godeffroy’s Park benannte Anlage wurde im Laufe der Zeit vielfach umgestaltet und ergänzt. Der Enkel Johann Cesar VI. Godeffroy pflanzte beispielsweise Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Rhododendren aus England. Diese fanden am kargen Elbhang geeignete Bodenverhältnisse und gediehen prächtig. Sie prägen noch heute vor allem zur Blütezeit im Mai/Juni manche Parkbereiche. Den Auftrag zum Bau des Landhauses erteilte Godeffroy dem königlich dänischen Baumeister Christian Frederik Hansen. Das klassizistische Landhaus steht noch heute im Park und beherbergt seit 1972 eine Ballettschule.

1924 wurden Haus und Parkanlagen von der Gemeinde Blankenese erworben und ab 1927 machte die dann zuständige Stadt Altona sie zu dem bis heute öffentlich frei zugänglichen Hirschpark. Seit der Eingemeindung Altonas nach Hamburg im Jahre 1938 gehört der 24,5 ha große Park zum Stadtteil Nien­stedten im Bezirk Altona der Stadt Hamburg und ist ein eingetragenes Gartendenkmal.

Namensgebend für den Hirschpark ist der kleine Bestand an Dammhirschen in einem großen Gehege des Parks. Foto: Hans-Dieter Reinke

Bereits Johann Cesar IV. Godeffroy begann mit Aufforstungen der kargen, baumfreien Heidelandschaft am Elbhang westlich von Hamburg. Diese wurden von den Nachfolgern fortgesetzt. Den Waldbereich, der etwa 11 ha des Parks bedeckt, prägen heute zu 56 % Rotbuchen, 14 % Ahorne und 18 % Eichen. Bei den Aufforstungen spielte die Jagdleidenschaft der Godeffroys sicher eine Rolle, die auch zur frühzeitigen Anlage eines Wild- und Hirschgeheges führte. 1860 wurde das Hirschgatter angelegt, in dem heute noch Damhirsche umherlaufen; zu manchen Zeiten gab es auch Rentiere, Pfauen und Wasservögel in dem Gehege. Zwei Schaugärten im französischen Stil aus der Zeit um 1850 sind heute als sogenannter Französischer Garten vereinfacht bepflanzt und können seit dem Jahre 2012 wieder mit einem zentralen Brunnen aufwarten.

Eine der Hauptattraktionen des Hirschparks ist der 275 Jahre alte Bergahorn, der zu den bedeutendsten Bäumen Deutschlands gehört. Foto: Hans-Dieter Reinke
Eine der Hauptattraktionen des Hirschparks ist der 275 Jahre alte Bergahorn, der zu den bedeutendsten Bäumen Deutschlands gehört. Foto: Hans-Dieter Reinke
Das ehemalige Kavaliershaus, das heutige Witthüs, ist ein Café und Restaurant, in dem man gepflegt einkehren kann. Foto: Hans-Dieter Reinke


Vom Elbe-Aussichtspunkt sieht man auf den Fluss, das gegenüberliegende Ufer und den Leuchtturm Oberfeuer Blankenese. Foto: Hans-Dieter Reinke

Der Baumbestand aus alten Eichen, Eiben, Rotbuchen, Hainbuchen und Rosskastanien wurde aber frühzeitig und auch heute noch durch manche exotische Arten ergänzt wie Japanische Schirmtanne, Urweltmammutbaum, Magnolien, Tulpenbaum, Roteiche und Ginkgos. Besonders imposant ist der alte Bergahorn von 1750, der seit 2020 als Nationalerbe-Baum ausgezeichnet ist und damit zu den 100 eindrucksvollsten und bedeutendsten Bäumen Deutschlands gehört. Er weist mit seinen 275 Jahren einen Stammumfang von 5,5 m auf. Für eine kleine Rast empfiehlt sich das reetgedeckte ehemalige Kavaliershaus, das heutige Witthüs, mit seinem gepflegten ehemaligen Bauerngarten im Eingangsbereich. Es diente dem Schriftsteller und bekannten Orgelbauer Hans Henny Jahnn von 1950 bis zu seinem Tod im Jahre 1959 als Wohnsitz.

Besonderes Highlight eines Hirschpark-Besuches ist natürlich auch der Blick auf die Elbe. Der etwas versteckt am Geesthang liegende Aussichtspunkt bietet einen grandiosen Ausblick auf die träge dahin fließende Lebensader der Stadt Hamburg, aufs Mühlenberger Loch und bei gutem Wetter bis zu den Harburger Bergen. Das seit dem Jahr 2020 am Mühlenberger Jollenhafen in Nienstedten postierte auffällige rot-weiße Oberfeuer ist mit seiner Bauwerkshöhe von 62 m der vierthöchste Leuchtturm Deutschlands.

In der Landschaftsachse der Elbe von der Hamburger Innenstadt in Richtung Westen folgen am Elbhang nach dem Jenischpark, dem Römischen Garten und dem dargestellten Hirschpark weiter westlich Baurs Park und der Sven-Simon-Park, die ebenfalls am Steilufer der Elbe gelegen sind.

Baurs Park

Anfang des 19. Jahrhunderts kaufte der Altonaer Kaufmann und Reeder Georg Friedrich Baur sich von insgesamt elf Vorbesitzern am Elbhang in Blankenese etwa 15 ha Land zusammen und entwickelt es zu einem Landschaftspark. Hierzu beauftragte er den Architekten und Landschaftsgärtner Joseph Rammée. Der romantische Landschaftspark im englischen Stil mit seinen Serpentinenwegen, Aussichtspunkten und Blickachsen umfasste auch diverse Parkarchitekturen wie Tempel, Brücken, Waldhütten, Ruinen, einen ­Monopteros, einen chinesischen Pagodenturm und eine Grotte. Von all dem Gartenreichtum, der auf alten Gemälden und Ansichten zu bewundern ist, ist nichts geblieben außer dem Kanonenberg, der auch heute noch einen herrlichen Aussichtspunkt am Elbhang bietet. Dem Reeder Baur diente diese Anhöhe dazu, seine eigenen die Elbe befahrenden Schiffe mit Böllerschüssen zu grüßen. 1829 bis 1836 ließ Baur ein Landhaus im klassizistischen Stil erbauen, das 1923 in den Besitz des Reeders Leonhard Rudolf Müller überging, der das Gebäude nach seiner Tochter Katharinenhof benannte. Das seit 1940 unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde zeitweilig als Ortsamt Blankenese genutzt, gelangte in Privatbesitz und gehört heute der Baurs Park GbR, die das Gebäude renovieren und zu einem neuen Kulturort in Blankenese entwickeln möchten. Neben einer eindrucksvollen Hängebuche flankieren auch zwei Säuleneiben und eine Esskastanie den Katharinenhof.

Eine prächtige Hängebuche und Säuleneiben flankieren den Katharinenhof. Foto: Hans-Dieter Reinke
Vom Aussichtsplateau in Baurs Park hat man einen grandiosen Blick auf die Elbe. Foto: Hans-Dieter Reinke


Nach dem Tod Baurs im Jahr 1865 führten die Angehörigen die Besitzungen als Fideikommiss weiter. 1921 verkaufte Baurs Familie den Park, nachdem bereits einzelne Parzellen mit Villen bebaut worden waren. 1939 wurde die Stadt Hamburg Eigentümer von Baurs Park, der heute durch den alten Baumbestand, geschwungene Wege und eine große Hundelaufwiese sowie die Elbeaussichtspunkte geprägt ist. Steile Treppen führen auch hier hinab zur Elbe, wo an der Kastanienallee des Elbuferweges ein historisches gusseisernes Geländer auf die früheren Ausmaße von Baurs Park hinweist, der sich einstmals bis an die Elbe erstreckte.

Sven-Simon-Park

Ein noch weiter westlich gelegener Landschaftspark am Elbsteilufer mit Mischwald und Teichen aus den 1950er Jahren ist der Sven-Simon-Park. Er war als Privatpark bis 1982 im Besitz des Verlegers Axel Cäsar Springer, der ihn in Erinnerung an seinen Sohn Axel Springer junior als Sven-Simon-Park der Stadt Hamburg schenkte. Sven Simon war das Pseudonym des Sohnes von Axel Cäsar Springer. Der international bekannte Fotograf und Journalist beging 1980 Suizid. Der Park und auch eine Tafel im Sven-Simon-Park erinnern an Axel Springer junior. Ein weiterer schöner Aussichtspunkt auf die Elbe befindet sich am Landhaus Michaelsen, einer weißen Klinkervilla von 1923-25. Das Gebäude wurde für Hermann und Ite Michaelsen errichtet und gilt als Hauptwerk des Neuen Bauens in Hamburg. Es beherbergt heute das Puppenmuseum Falkenstein mit mehr als 500 Puppen, historischen Puppenstuben und Kunstausstellungen.



Rasenfreifläche und geschwungene Wege im Sven-Simon Park. Foto: Hans-Dieter Reinke
Vom Aussichtsplateu im Sven-Simon Park kann man weit über die Elbe blicken. Foto: Hans-Dieter Reinke
Im Landhaus Michaelsen befindet sich das Puppenmuseum Falkenstein der Sammlung Elke Dröscher. Foto: Hans-Dieter Reinke


Iran und die Stickstoffdünger

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Die Rohölkurse haben sich mit der fortlaufenden Eskalation im Nahen Osten seit Monatsbeginn stetig nach oben bewegt. Zum Anfang der letzten Woche erreichten sie ihren vorläufigen Höchststand mit knapp 78 ­US-$/ bbl für die US-Sorte West-Texas-Intermediate (WTI). Grund dafür war die Befürchtung, der Iran könnte im weiteren Verlauf des Krieges die vor der iranischen Küste gelegene Straße von Hormus sperren oder verminen. Durch diese Meerenge wird ein Großteil des Öls aus der Golfregion verschifft. Man erwartete also eine deutliche Ölverknappung. Der Eingriff der USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran zu Beginn der letzten Woche bereitete diesem Aufwärtstrend ein schlagartiges Ende. Die Rohölkurse stürzten innerhalb eines Tages um 10 ­US-$/ bbl ab, auch weil für die Märkte dies Thema mit dem US-Einsatz und der lediglich inszenierten Antwort des Irans erst einmal beendet war. An den Rohölmärkten richtete man die Aufmerksamkeit schnell wieder auf andere Dinge wie die bevorstehende Konferenz der Opec+ und die Zollverhandlungen zwischen den USA und China.

Gas fällt ebenfalls wieder

Direkt an den Rohölpreis gekoppelt ist auch der Gaspreis. Der bedeutendste Börsenkurs für den europäischen Gashandel ist der niederländische TTF-Erdgasfuture, der an der ICE-Endex in Amsterdam gehandelt wird. Dementsprechend wurde auch dieser Kurs vom Rohöl mit nach unten gezogen. Während beim Rohöl aber in dieser Woche eher eine Seitwärtsbewegung zu verzeichnen war, fiel der Gaspreis im Wochenverlauf weiter ab und erreichte schon fast den Jahrestiefstand von Ende April. Grund für den weiteren Kursabfall des Erdgases im Vergleich zum Rohöl ist auch die saisonbedingt geringere Nachfrage nach Erdgas in Europa.

Iran großer Düngemittelproduzent

Um wieder den Bogen zur Landwirtschaft zu spannen: Bei der Herstellung von Düngemitteln spielen die Gaspreise eine sehr große Rolle, da für die Produktion viel Energie in Form von Gas benötigt wird. Somit sind auch die Düngemittelpreise vom Nahost-Konflikt betroffen und wurden von den gestiegenen Öl- und Gaspreisen mit nach oben gerissen, wenn auch mit etwas Zeitverzug. Rein theoretisch müssten die Düngerpreise nun allerdings auch wieder einbrechen, wenn der Haupt-Kostenfaktor wieder deutlich günstiger zur Verfügung steht. Allerdings gibt es da noch weitere Einflussfaktoren. So ist kaum bekannt, dass der Iran global gesehen zu den Schwergewichten in der Düngemittelproduktion, besonders in der Harnstoffproduktion, gehört. Der Iran hat mit dem Beginn der israelischen Luftangriffe die meisten seiner Harnstoff- und Ammoniakproduktionsanlagen stillgelegt. Da Israel die Erdgaslieferungen an Ägypten beispielsweise ebenfalls reduziert hat, musste dieses Land die Düngerproduktion ebenfalls drosseln. Hier tritt also eine deutliche Verknappung auf den internationalen Stickstoff-Düngemittelmärkten ein, deren Ende noch nicht absehbar ist. Ein weiteres treibendes Argument für die Düngemittelpreise in der EU sind die ab Anfang Juli einsetzenden Einfuhrzölle für russische Ware. Allerdings ist auch die Nachfrage nach Stickstoffdüngern seit der vergangenen Woche deutlich eingebrochen. Viele Nachfrager agieren zunächst abwartend. Und zu guter Letzt hat auch die chinesische Regierung die Harnstoffexportmenge für dieses Jahr um mehr als die Hälfte zurückgenommen. Es stellt sich also die spannende Frage, ob die Marktmacht der Nachfrageseite, gekoppelt mit den niedrigeren Gaspreisen, ausreicht, die Düngerpreise wieder nach unten zu drücken, oder ob sich die Düngemittelproduzenten unter dem Deckmantel der internationalen Verknappung auf dem jetzigen Niveau festbeißen.

Marktlage – für die Woche vom 30.6. bis 6.7.2025

Getreide: Weizen schloss Ende der Vorwoche an der Euronext deutlich schwächer und gab die Gewinne der kurzen Krisen-Rallye komplett wieder ab.

Raps: Das zwischenzeitlich erreichte Preisniveau wurde von einigen Erzeugern zur Vermarktung genutzt.

Futtermittel: Angesichts der nachgebenden Futtergetreide- und der auf niedrigem Niveau liegenden Sojaschrotpreise haben einige Mischfutterhersteller ihre Forderungen reduziert.

Kartoffeln: Weil neben hiesigen Frühkartoffeln auch Lagerkartoffeln und Importe vom Mittelmeer auf den Markt drängten, sanken die Preise am Frühkartoffelmarkt unter das Vorjahresniveau.

Schlachtrinder: Mit Beginn des neuen Wirtschaftsjahres war der Schlachtrindermarkt etwas ausgeglichener, die Preise stabilisierten sich in allen Kategorien.

Schlachtschweine/-sauen: Die zur Vermarktung anstehenden Tiere passten in den meisten Regionen zur aktuellen Nachfrage der Schlachtbetriebe.

Ferkel: Gegenüber der Vorwoche waren die Geschäfte schwieriger, weil die Einstallbereitschaft der Mäster spürbar nachgelassen hatte.

Milch: Die Milchanlieferung in Deutschland nahm Mitte Juni marginal zu und setzte damit ihren saisonalen Rückgang kurzzeitig aus.

Schlachtlämmer/-schafe: Das An­gebot an frischen Lämmern nimmt weiter zu, wenn auch langsam.

Markttendenz – für die Woche vom 7. bis 13.7.2025

Getreide: In vielen Regionen ist die Getreideernte 2025 mit Wintergerste auf leichten Böden in vollem Gang, Erzeuger haben bisher deutlich weniger Getreide vertraglich gebunden als in den Vorjahren.

Raps: Der feste Euro und bessere Vegetationsbedingungen in der EU belasten die Rapskurse.

Futtermittel: Die rückläufige Preisentwicklung im Bereich der Sojaschrote führt zu Preisdruck bei Rapsschrot.

Kartoffeln: Das Frühkartoffelangebot übertrifft die Nachfrage der Verbraucher derzeit deutlich.

Schlachtrinder: Bei Schlachtkühen stehen sich Angebot und Nachfrage ausgeglichen gegenüber, die Stückzahlen haben geringfügig zugenommen, der Bedarf ist nach wie vor nur knapp zu decken.

Schlachtschweine/-sauen: Lebend- und Fleischmarkt entwickeln sich weiter auseinander, aber angebotene Schlachttiere laufen nach wie vor zügig ab.

Ferkel: Wegen der schleppenden Nachfrage wird kurzfristig mit einem moderaten Preisrückgang gerechnet.

Milch: Mit der Erholung der Preise für Verarbeitungsprodukte und Milch auf dem Spotmarkt dürfte es mit den Preisen auf Erzeugerebene weiter nach oben gehen.

Schlachtlämmer/-schafe: Kostengünstige Importe, insbesondere aus Großbritannien, belasten den Markt, deshalb kommt es zu moderaten Preisabschlägen.

„Käse trifft Wein“ am Kieler Bootshafen

Vom 11. bis zum 13. Juli treffen in Kiel erneut süddeutsche Winzer auf norddeutsche Käserinnen und Käser. Käsespezialitäten aus Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch werden nach Herzenslust mit den verschiedensten Weinen in Rot, Weiß oder Rosé kombiniert.

Am Gütezeichenstand präsentiert das schleswig-holsteinische Weingut Ingenhof zahlreiche heimische Weine. Als Neuzugang im Gütezeichen werden verschiedene Sorten der Trollebüller Eiscremerei vorgestellt. Für die Fans von Eiskugeln gibt es außerdem Eis der Meierei Geestfrisch. Verschiedenste Interaktionen und Informationen rund um die landwirtschaftliche Direktvermarktung bietet der „Gutes vom Hof“-Stand.

Kurswechsel ist mehr als Kuscheln

Das hat es schon lange nicht mehr gegeben: ein Bauerntag und zwei Minister, die sich verstehen. Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) und Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) sprachen beide am Donnerstag voriger Woche vor über 750 Delegierten und Gästen des Deutschen Bauernverbands. Dass ein Umweltminister auf dem Deutschen Bauerntag spricht, war bislang keine Selbstverständlichkeit. Jetzt hieß es schon im Vorfeld aus dem Bundesumweltministerium (BMUKN), für die Umweltpolitik sei die landwirtschaftliche Klientel ein wichtiger Ansprechpartner. Wie wichtig Alois Rainer die landwirtschaftliche Klientel nimmt, zeigte er mit einem regelrechten Geschenkepaket. Er kam gut vorbereitet, die Choreografie stimmte. Zwei Tage vor dem Bauerntag wurde der Veranstaltung Protestwind aus den Segeln genommen. Rainer und sein Haus haben rechtzeitig geliefert.

Die Landwirtschaftliche Unfallversicherung (SVLFG) wird höhere Zuschüsse erhalten, die einen Teil der höheren Beiträge wegen Anerkennung von Parkinson als Berufskrankheit kompensieren sollen. Die AgrardieselRückvergütung wird wiedereingeführt, die das Fass für die Bauern in der alten Koalition zum Überlaufen brachte und letztlich mit zu den Neuwahlen führte. Und per Kabinettsbeschluss wurde am Montag der Wegfall der Stoffstrombilanz beschlossen. Bauernpräsident Joachim Rukwied hatte tags zuvor in seiner Grundsatzrede eine klare Einordnung geben, wo die Landwirtschaft steht nach dreieinhalb Jahren Krieg in der Ukraine und in einer damit komplett veränderten geopolitischen Lage. Ernährungssicherheit steht wieder ganz oben im Fokus und Systemrelevanz bekommt eine neue Bedeutung. Das sollte sich auch bei den Haushaltsverhandlungen im Agrarbudget widerspiegeln und in den Arbeitsbedingungen, die nicht unwesentlich durch die Politik bestimmt werden. Darauf zahlte auch das Motto des Bauerntags ein: „Mehr Politikwechsel wagen“.

Alois Rainer hat bislang keine Geschenke verteilt – er hat geliefert, was der Koalitionsvertrag versprochen hat. Schnell sogar: Beim Deutschen Bauerntag war er erst 51 Tage im Amt. Die Delegierten fühlten sich ernst genommen, sowohl von ihm als auch vom Umweltminister (s. Seite 12). Rainer kennt die Sorgen kleiner und mittlerer Betriebe, spricht ihre Sprache, präsentiert sich bodenständig, nah an der Praxis.

Doch gerade diese Nähe brachte ihm bereits erste Kritik ein: zu viel Verständnis für die Agrarlobby, so der Tenor in der Publikumspresse. „Agrarminister schleimt sich beim Bauernverband ein“ schrieb die linksgerichtete Tageszeitung taz. Rainer darf nicht übersehen, dass er Teil einer Koalition ist, in der Landwirtschaft auch kritisch gesehen wird. Zwar hat sich Rainer als Teamplayer der Verbände präsentiert, doch das allein wird nicht reichen. Er muss auch den Rest der Gesellschaft mitnehmen und für zentrale Fragen wie die Finanzierung des Tierwohls oder die Tierhaltungskennzeichnung braucht er belastbare Mehrheiten. Auch beim Pflanzenschutz führt kein Weg am Koalitionspartner vorbei.

Rainers Start beim Bauerntag war überzeugend – doch die eigentlichen Bewährungsproben stehen erst bevor.

Bundesregierung im Verschiebungsmodus

Gut sieben Wochen nach ihrem Start hat die schwarz-rote Koalition ihre ersten beiden Agrargesetze durchs Ziel gebracht. Mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD hat der Bundestag am Donnerstag vergangener Woche das Erste Gesetz zur Änderung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes und das Erste Gesetz zur Änderung des GAP-Direktzahlungen-Gesetzes beschlossen

Mit der Anpassung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes wird die Frist für die Umsetzung der Kennzeichnung von frischem Schweinefleisch vom 1. August 2025 auf den 1.  März 2026 verschoben. In einer Entschließung nennen die Koalitionsfraktionen Einzelheiten zur notwendigen Überarbeitung des Gesetzes und legen ihre Pläne zur Ausweitung der Kennzeichnung dar, die bis zur Mitte der Legislaturperiode abgeschlossen sein soll (siehe Kasten). Das zweite Gesetz regelt die Umsetzung der Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP). Die noch von der Ampel beschlossene Einführung von zwei neuen Ökoregelungen für Weidehaltung in Milchbetrieben sowie für die Förderung von Biotopverbunden wird um ein Jahr auf den 1. Januar 2027 verschoben.

Kennzeichnung wichtig für Erzeuger und Verbraucher

„Wir starten jetzt mit dem Bürokratierückbau für die Land- und Ernährungswirtschaft“, erklärte der agrarpolitische Sprecher der SPDBundestagsfraktion, Johannes Steiniger. Zum einen öffne die Koalition ein Zeitfenster für eine praxistaugliche Überarbeitung des staatlichen Tierhaltungskennzeichens, um wichtige Themen wie das Downgrading und einen einheitlichen Vollzug anzugehen. Zum anderen könnten mit der Verschiebung des Inkrafttretens der zwei neuen Ökoregelungen erfolgreiche Programme in den Ländern zunächst weiterlaufen.

Für die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Franziska Kersten, und den zuständigen Berichterstatter Jens Behrens ist eine verlässliche und klare Tierhaltungskennzeichnung die Basis dafür, „dass Verbraucherinnen und Verbraucher bewusst auswählen und sich für mehr Tierwohl entscheiden können“. Mit den Beschlüssen mache die Koalition noch einmal deutlich, dass die Kennzeichnung komme und weiterentwickelt werde. „Alle Tierhalterinnen und Tierhalter wissen, dass sie sich mit ihren Haltungsformen entsprechend einordnen werden – zukünftig auch für weitere Nutztierarten“, stellen Kersten und Behrens fest.

Branche begrüßt Fristverschiebung

Das vom Bundestag beschlossene Erste Gesetz zur Änderung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes ist in der Branche auf Zuspruch gestoßen. Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV), die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) und der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) begrüßten im Nachgang unisono die damit einhergehende Verlängerung der Frist für die Umsetzung der Kennzeichnung von frischem Schweinefleisch. Gleichzeitig mahnten alle Verbände weitere Anpassungen am Gesetz an. Für die ISN ist entscheidend, „dass das Gesetz erst dann in den Einsatz kommt, wenn es auch praxistauglich ist“. Es sei wichtig, die gewonnene Zeit zu nutzen, um „Webfehler“ zu korrigieren, darin waren sich alle einig. Unter anderem drängen die Verbände auf eine bundesweit einheitliche Auslegung des Gesetzes, um zusätzlichen Bürokratieaufwand in den Betrieben zu vermeiden. age

Deutsche Standards auch für importierte Ferkel

Die Koalitionsfraktionen wollen den Geltungsbereich des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes bis zur Mitte der laufenden Legislaturperiode ausweiten. Geplant ist eine Einbeziehung der weiteren Tierarten, des gesamten Lebenszyklus der Tiere, ferner von verarbeiteten Produkten sowie der Außerhausverpflegung. Das geht aus einer Entschließung hervor, die Union und SPD mit der Änderung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes verabschiedet haben. So soll der Kriterienkatalog insbesondere für die Haltungsformen „Stall+Platz“ und „Frischluftstall“ mit Blick auf das Tierwohl klarer formuliert und bundeseinheitlich ausgestaltet werden.

Flexibilisiert werden soll die 20-%-Grenze, ab der die Kennzeichnung einer Beimischung aus anderen, tierwohlgerechteren Haltungsformen vorgeschrieben ist. Auf diese Weise soll das sogenannte Downgrading vereinfacht werden. Einbinden in die staatliche Haltungskennzeichnung will man die Datenbanken privater Siegelsysteme. Schließlich will man sicherstellen, dass die Regelungen einheitlich vollzogen werden. Dazu beitragen sollen Datenaustauschmöglichkeiten zwischen den Behörden.

Gelöst werden müsse dem Antrag zufolge das Problem, dass betäubungslos kastrierte ausländische Ferkel nach Deutschland eingeführt würden und hier anschließend in hohen Haltungsstufen gemästet werden könnten. Die Bundesregierung soll daher bei staatlichen Tierwohlprogrammen sicherstellen, „dass bei Tieren aus dem Ausland, die in Deutschland aufgezogen werden, zumindest die gesetzlichen deutschen Standards eingehalten werden müssen“. Schließlich soll sich die Bundesregierung auf europäischer Ebene dafür einsetzen, ein vergleichbares System zu etablieren, um eine Benachteiligung der heimischen Landwirtschaft auf dem europäischen Binnenmarkt zu vermeiden. age

Träge Demokratie als Stärke

In einer offenen Diskussion mit den Delegierten stellte Präsident Joachim Rukwied die Arbeit des Deutschen Bauernverbandes (DBV) zur Diskussion.

Andrea Rahn-Fahr aus Hessen fragte, welche Folgen der Strukturwandel für den Verband habe. Landvolk-Präsident Dr. Holger Hennies sieht im DBV einen „Zukunftsbauernverband“, der anhand eigener Analysen Lösungen anbiete. Das mache den Verband attraktiv fürs Ehrenamt.

Johannes Hahn von der Niedersächsischen Landjugend übte Kritik an der Jugend-Initiative Next Generation. Rukwied versuchte, die Wogen zu glätten. Es gehe um ein Netzwerk mit der Landjugend und jungen Unternehmern.

Der Emsländer Landwirt und Agrarblogger Bernhard Barkmann wollte wissen, wie man Landwirte, die dem Verband den Rücken gekehrt hätten, wieder „reinholen“ wolle. Der hessische Präsident Karsten Schmal erklärte, mit politischen Erfolgen zeige man, dass die gemeinsame Anstrengung lohne.

Siegfried Jäger, niederbayerischer Bezirkspräsident, beobachtet, dass die Bauernproteste zwar Geschlossenheit gezeigt hätten, aber keinen Mitgliederzuwachs im Verband. Der sächsische Präsident Torsten Krawczyk forderte: „Ladet den DBV ein, damit er sich erklärt.“

Karl Werring aus Sendenhorst ist Präsident der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Er forderte eine schlagkräftige Kampagne auf Bundesebene. DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken zufolge ist die Zeit des „großen Kommunikators, der alles erledigt“, vorbei. Er verwies auf die Initiativen zur Milch und zum Fleisch. Daneben sei Schwarmintelligenz gefragt, die aus vielen Initiativen der Landes- und Kreisverbände komme.

Antonius Tillmann, Kreisvorsitzender in Höxter, macht sich Sorgen um die Demokratie. Bezogen auf den Verband erklärte Krawczyk, dass sich eine gemeinsame Meinung aus der Vielfalt bilde, mache den Verband oft träge, sei aber gelebte Demokratie. Für Andreas Westermann, Kreisvorsitzender in Warendorf, beginnt der Zuständigkeitsbereich des Verbandes „am Ortsausgangsschild“. Der Verband sei die Stimme des ländlichen Raums. Rukwied sieht den DBV weiter als Unternehmerverband. Der DBV müsse zu den „Big Five der Verbände“ in Berlin zählen.

Sabine Firnhaber, Vizepräsidentin im Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern, lobte abschließend, der Verband habe sich in den vergangenen Jahren irrsinnig bewegt, was die Diskussionskultur betreffe. sh