Zum zweiten Mal fanden die Holsteiner Kör- und Auktionstage auf der Verbandsanlage in Elmshorn und nicht mehr in den Holstenhallen in Neumünster statt. Die 49 Hengste wurden vor voll besetzten Rängen in der ausverkauften, kleineren Halle präsentiert. Von den Anwärtern erhielten 20 ein positives Körurteil, fünf von ihnen wurden mit einer Prämie ausgezeichnet. Darunter war auch der Siegerhengst Conchezz, gezüchtet von Sören von Rönne aus Neuendeich, Kreis Pinneberg.
Die Holsteiner Junghengstkörung begann am Freitag auf der Trabrennbahn am Verbandsgelände in Elmshorn. „Auf dem Pflaster haben wir heute Morgen Licht und Schatten gesehen: viele richtig gute Pferde mit korrektem Fundament und sehr guten Bewegungen, aber auch ein paar mit Exterieurmängeln“, beschrieb Körkommissar und Olympiasieger Lars Nieberg aus Nordrhein-Westfalen seine Eindrücke von der Musterung auf hartem Boden.
Conchezz überzeugte
Am Nachmittag betraten die Hengste schließlich die Fritz-Thiedemann-Halle, um sich in der „Holsteiner Königsdisziplin“, dem Springen, zu präsentieren. Das routinierte Freispringteam um Alexandra Bitter begleitete die jungen Talente und bot ihnen die Gelegenheit, sich bestmöglich zu präsentieren. „Heute gab es ein erstes Herantasten für die Hengste, es wurden nicht zu viele Sprünge gemacht und moderate Höhen im Sinne des Horsemanships aufgebaut. Dabei ist uns positiv aufgefallen, dass viele Pferde sehr natürlich sprangen. Ein paar Hengste haben sich bereits für eine Prämie empfohlen, aber morgen werden wir noch einmal ganz genau hinschauen“, fasste Nieberg das erste Freispringen zusammen.
Foto: Malina Blunk/RathmannVerlag
Am Sonnabend ging es dann in die zweite Runde. Die Sprünge wurden auf 1,30 m erhöht und die Talente wurden hier erst richtig deutlich. Sowohl auf dem Pflaster als auch im Freispringen tat sich einer besonders hervor: der Schimmelhengst Conchezz. Szenenapplaus und wachsende Begeisterung begleiteten die Auftritte des Hengstes aus der Zucht von Sören von Rönne. Der frühere Olympiareiter und Mannschaftsweltmeister erinnert sich, dass der Sohn des Colestus aus einer Caretino-Silvester-Mutter schon als Fohlen etwas ganz Besonderes war. Er habe von Anfang an sehr viel Präsenz gehabt und sei ein klarer Hengstanwärter gewesen. Schon seine Mutter war als Vierjährige unter Charlotte von Rönne als Zweite im Landeschampionat in Elmshorn besonders aufgefallen. Der Vater Colestus war als internationaler Sieger im Stall Beerbaum über Jahre in der Weltspitze unterwegs.
„Mein Zuchtziel ist der Sportpferdemarkt“, macht von Rönne klar und fügt hinzu: „Dabei achtet man vorrangig auf andere Kriterien.“ Der Typ beispielsweise sei nicht so wichtig wie für eine Hengstkörung. Bei Conchezz sei aber alles zusammengekommen: Leistung, Exterieur und Bewegungsablauf stimmten einfach. „Dazu gehört auch Glück“, gibt von Rönne zu, der seit 45 Jahren Pferde züchtet.
Natürlich wolle man als Züchter am liebsten jedes Fohlen aufziehen, aber er müsse sein Geld damit verdienen. Da die Hengstaufzucht und -vorbereitung nicht sein Steckenpferd seien, habe er den Hengst nach der Fohleneintragung, die Conchezz als einer der Landesbesten verließ, an Manfred von Allwörden vom Grönwohldhof, Kreis Stormarn, verkauft.
Ein Pferd für den Sport
Dort wurde der Hengst gut versorgt. Denn ein so großes Pferd ist nicht einfach gut in Schuss zu bringen und muss sehr umsichtig für eine Körung vorbereitet werden. Das ist offensichtlich gelungen, denn der Hengst beeindruckte an beiden Tagen mit viel Abdruck am Sprung, seiner Sportlichkeit und auch mit seiner Ausgeglichenheit. „Mit Conchezz haben wir ein supermodernes Springpferd mit großen Partien, viel Vermögen, auffälliger Präsenz und schnellen Reflexen gesehen. Ein Holsteiner Springpferd für den Sport“, beschrieb Zuchtleiter Stephan Haarhoff den gefeierten Siegerhengst aus dem Stamm 6688 und fügte hinzu: „Er zeigte ein überragendes Springen an beiden Tagen. Ein würdiger Siegerhengst.“
Für Sören von Rönne war es der erste Siegerhengst, für Manfred von Allwörden nicht. Aber beiden war die Freude anzusehen. „Bei mir würde der Hengst noch auf der Weide stehen. Da würde mir jetzt keiner auf die Schulter klopfen und mir sagen, was für ein tolles Pferd ich gezüchtet habe“, lacht Sören von Rönne.
Zum Reservesieger des Jahrgangs ernannte die Körkommission, zu der neben Haarhoff und Nieberg auch Horst-Klaus Heleine, Christian Thoroe, Matthias Wittke und Jens Fredericson zählten, den Hengst Casotoki von Casolo-Catoki-Balou du Rouet. Der Schwarzbraune war ebenfalls ein Publikumsliebling und gehörte zu den besten Springern des gesamten Lots. „Mit Casotoki wurde uns ein perfekt herausgebrachter Hengst vorgestellt, der in herausragender Art und Weise den Hengsttyp verkörpert“, fasste Haarhoff zusammen. Der Hengst aus der Zucht und dem Besitz von Tjark Witt aus Friedrichskoog, Kreis Dithmarschen, stand nicht zum Verkauf. Witt hatte im vergangenen Jahr schon den Siegerhengst Corassini ausgestellt.
Spitze außergewöhnlich
Zum zweiten Reservesieger wurde Attention Please von Acodetto-Diego de Semilly-Calido aus der Zucht und dem Besitz des Hofs Thormählen aus Kollmar, Kreis Steinburg, gekürt. Der sympathische Hengst bestach mit Leichtfüßigkeit und viel Sportlichkeit. Er wird zukünftig auf der Hengststation Maas J. Hell in Klein Offenseth, Kreis Pinneberg, zu Hause sein, wo bereits sein Vater Acodetto sowie der Groß- und Urgroßvater beheimatet waren.
Zum Prämienlot zählte außerdem Zuckerblue von Zirocco Blue-Cascadello I aus dem Hause der Zuchtgemeinschaft Oldekop. Der Braune wurde ebenfalls von Tjark und Marten Witt ausgestellt. Des Weiteren durfte sich Rudolf Schmitt aus Wesselburener Deichhausen, Kreis Dithmarschen, freuen. Der von ihm gezüchtete Keaton II von Kannan-Contendro I-Ritual wurde von der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH ausgestellt und bekam ebenfalls eine Prämie.
„Der Jahrgang war in seiner Spitze außergewöhnlich. Beim Prämienlot kamen die Eigenschaften Typ, Bewegung und Springen überzeugend zusammen. Außerdem trabten in diesem Jahr viele Hengste überdurchschnittlich gut. Damit kommen wir in Holstein unserem Anspruch nach, Springpferde mit überdurchschnittlichen Grundgangarten zu züchten“, lautete das Fazit des Zuchtleiters zur diesjährigen Körung.
Hengste und Reitpferde
Nach der Körung in der Elmshorner Fritz-Thiedemann-Halle eröffnete der Siegerhengst Conchezz die Auktion der Hengste. Nach einem langen Bieterduell wurde er bei 200.000 € an Kunden aus China in der Halle zugeschlagen. Zweitteuerste Offerte wurde Dionex von Diamant de Operette-Casall. Der Hengst aus der Zucht und dem Besitz von Manfred von Allwörden war seinen neuen Besitzern aus Niedersachsen 170.250 € wert und wurde online zugeschlagen. Ihn hätten mit Sicherheit einige im Prämienlot gesehen. „Wir hätten uns aber mehr Natürlichkeit beim ersten Freispringen gewünscht“, sagte der Zuchtleiter in der Beurteilung.
Ein Sohn des Zuccero-Clarimo aus der Zucht von Jens Ritters aus Krumstedt, Kreis Dithmarschen, wurde für 50.000 € veräußert und bleibt in Deutschland. Der Durchschnittspreis der gekörten und nicht gekörten Hengste in der Auktion lag bei rund 40.400 €.
Bei der Reitpferdeauktion Christmas Edition avancierte Number One von Quibery-Clearway aus der Zucht von Hobe Magens aus Ottenbüttel, Kreis Steinburg, zur Preisspitze. Kunden aus Großbritannien war die Halbschwester der Weltmeisterin der jungen Vielseitigkeitspferde, Cute Girl, 45.000 € wert. Zwei weitere Pferde kosteten 40.000 € und mehr. Zum einen war das Malva von Del’Arko d’Henvet-Cash and Carry aus der Zucht von Karola Boley aus Lutzhorn, Kreis Pinneberg. Sie kostete 43.000 € und wurde genau wie Don Dior von Diarado-Zinedine aus der Zucht von Hans-Peter Petersen aus Tating, Kreis Nordfriesland, nach Italien zugeschlagen. Der für das Bundeschampionat qualifizierte Rappe kostete 40.000 €. Die acht verkauften Pferde der Kollektion kosteten im Schnitt rund 31.900 €. pm