Rund ums Osterfest haben sich über die Jahrhunderte Symbole wie Osterei, Osterhase, Osterlamm oder Osterfeuer etabliert. Es waren der christliche Glaube und der Volks- und Aberglaube, die diese Osterbräuche hervorbrachten. Auch im bäuerlichen Leben spielten sie eine bedeutende Rolle.
Dabei verstand es das Christentum, schrittweise die vorchristlichen Anschauungen und Bräuche zu überformen und zu verändern. Scheinbar nahtlos gingen im Bereich des Osterbrauchtums die vorchristlichen Bräuche in die christlichen über. Darin mag gleichzeitig eine Erklärung für das Überleben so vieler heidnisch anmutender Bräuche liegen.
Das Osterei
„Schon in der Urchristenzeit galt das Ei als Symbol der Auferstehung. Wie ein Grab hält es Leben in sich verschlossen. Hier wird die Beziehung zur Auferstehung Christi deutlich“, informiert das Nachrichtenportal der katholischen Kirche Deutschlands. Das Ei stand ebenso als Zeichen der Fruchtbarkeit, der Wiedergeburt und des Lebens. Im osteuropäischen Volksglauben diente es zudem als Abwehrzauber. So sollte es, von Bauern in den Stall gelegt, Hexen vertreiben, die dort angeblich einfielen, um die Kuhmilch wegzutrinken.
Foto: Silke Bromm-Krieger
Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti erklärt in seinem Buch „Das Brauchtum im Kirchenjahr“ (2009) ausführlich, was das Ei ansonsten mit Ostern zu tun hat. „Im Mittelalter galten Eier als ‚flüssiges Fleisch‘, und weil Fleisch in der Fastenzeit verboten war, erstreckte sich dieses Speiseverbot auch auf Eier und Eierspeisen. Das war deshalb bedauerlich, weil sich die Hühner ausgerechnet im Frühjahr als fleißige Eierleger betätigten“, erläutert er. Einen Teil der Eier konnte man damals jedoch als „Pachteier“ verwerten. Sie wurden zu Soleiern. Mit diesen Naturalien bezahlte man zu Ostern die fällige kleine Pacht für eine Wiese oder einen Acker. Als Produkt der bäuerlichen Wirtschaft waren Eier zudem als Abgabe für den Lehnsherren gefragt. Die in der Karwoche eingesammelten Eier wurden durch Kochen haltbar gemacht. Dann bemalte oder beklebte man sie und machte sie zu symbolischen Geschenken, eben zu Schenk- oder Ostereiern.
Seit dem 12. Jahrhundert gab es in der katholischen Kirche die „benedictio ovorum“ nach der Fastenzeit, eine Segnung der Eier, denen gesundheitsspendende Kräfte für den Menschen nachgesagt wurden. Mancher Bauer vergrub ein gesegnetes Ei oder zumindest dessen Schalen auf seinem Acker. Man hoffte, dass dadurch das Land mit in den Segen eingebunden wäre und eine reiche Ernte bescheren würde.
Wie in der Publikation „Ostereier“ (Wegweiser zur Völkerkunde, Heft 25, 1982) des Hamburgischen Museums für Völkerkunde erwähnt, wurde der Symbolkraft des Eis auch dadurch Ausdruck verliehen, dass Bauern ein Ei über ihren Äckern in die Luft warfen. Damit verbanden sie die Erwartung, dass das Korn so hoch wachsen möge, wie das Ei geflogen war. Zur Förderung des Viehnachwuchses hängten sie zudem im Stall Eierschalen oder Eier auf, die mancherorts später dem Vieh auf den Weg geworfen wurden, wenn es im Frühling wieder auf die Weide ging.
Das Verschenken von Eiern zu Ostern lässt sich für die ersten christlichen Jahrhunderte bereits in Armenien nachweisen. Das Färben von Ostereiern ist seit dem 13. Jahrhundert ein Brauch, der sich von Armenien über Russland und den Mittelmeerraum bis hin nach Mitteleuropa ausbreitete. Traditionelle Farbe dafür war seit jeher das Rot als Farbe des Lebens, der Freude und als Symbol für das Blut Jesu. Mittlerweile werden Eier in weiteren Farben bemalt, und es gibt teils historisch überlieferte Schmucktechniken zur Verzierung. Bei Kindern sind besonders Schokoladeneier beliebt. Sie werden am Ostermorgen vom Osterhasen für sie versteckt.
Der Osterhase
Warum neben dem Osterei gerade Meister Lampe zum bekannten Ostersymbol wurde? Dazu gibt es verschiedene Theorien. Eine besagt, dass er eigentlich ein missratenes Osterlamm war. Bäcker hätten anno dazumal ein Osterlamm formen wollen, das dann aber wie ein Hase aussah. In der griechischen Mythologie ist der Hase das Tier der Liebesgöttin Aphrodite. Er ist wie das Ei ein Zeichen für Leben und Fruchtbarkeit, ist er doch eines der ersten Tiere, das im Frühling zahlreichen Nachwuchs erwartet. In heidnischer Zeit galten die Hasen als Boten der germanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostara.
Foto: Silke Bromm-Krieger
Der Ostereier legende Osterhase wurde erstmals im 17. Jahrhundert als Geschichte von fantasievollen Eltern für die Kinder erwähnt. Zunächst war er nur am Oberrhein, im Elsass und in der Pfalz verbreitet. In anderen Regionen brachten noch der Fuchs, der Palmesel, der Hahn oder der Kuckuck die Eier. Es sollte Jahrhunderte dauern, bis der Osterhase ab dem 19. und 20. Jahrhundert deutschlandweit allgemeine Verbreitung fand. Als er obendrein als Figur in der Spielzeug- und Süßwarenindustrie Fuß fasste, war sein Siegeszug nicht mehr aufzuhalten.
Im christlichen Bereich galt der Hase als Symbol der Wandlung und Auferstehung. „Aber im mittelalterlichen Christentum galt er auch als zügelloses Tier, weshalb man im achten Jahrhundert den Genuss von Hasenfleisch verbot“, berichtet der Historiker Dr. Dieter Knauß (1941-2011) in einer Abhandlung zu Osterbräuchen. Außerdem nimmt er an, dass der Osterhase eher in der Stadt erfunden wurde als auf dem Land. Schließlich war es auf dem Lande viel schwieriger, sich vorzustellen, dass der Hase tatsächlich die Eier legt. Im Gegensatz zu einem Huhn, das als natürlicher Vorgang Eier produziert, legt der Osterhase, das heißt eigentlich ja der Mensch, sie gezielt an einem bestimmten Ort ab. Damit möchte man den Kindern eine spannende Suche ermöglichen und ihnen beim Finden Freude schenken.
Das Osterlamm
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Vom Glauben her ist das Osterlamm ein zentrales Symbol des Osterfestes. „Es erinnert einerseits an das Pascha-Lamm, das die Juden opferten, als sie Ägypten verließen und in das Gelobte Land zogen. Andererseits bezeichnet insbesondere der Evangelist Johannes Jesus als Pascha-Lamm, der sich für die Menschen aufgeopfert und dadurch die Versöhnung der Menschen mit Gott bewirkt hat“, erklärt Dieter Knauß. Mit dem Osterlamm feiern die Christen diese Erlösungstat. Die bis heute erhaltene Tradition, zu Ostern Lamm zu essen oder ein Osterlamm aus Kuchenteig zu backen, erinnert daran. Das Lamm mit seinem weißen Fell gilt als Symbol für die Unschuld und Reinheit wie auch für neues Leben und Wiederauferstehung.
Das Osterfeuer
Das Osterfeuer, das im deutschsprachigen Raum als christliches Osterfeuer seit dem 11. Jahrhundert bekannt ist, wird in der Osternacht entfacht und geweiht. An diesem Feuer wird die Osterkerze entzündet, die dann zum Gottesdienst in die dunkle Kirche getragen wird. Die Sitte, zu Ostern hohe Scheiterhaufen zu errichten und anzuzünden, hat sich bis in unser Jahrhundert nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch in Niedersachsen, dem nördlichen Rheinland, in Hamburg, im Alten Land, in den Niederlanden und bis nach Dänemark erhalten.
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Das Abbrennen der österlichen Feuer ist zu einer echten Gemeinschaftsfeier in den Dörfern geworden, so wie es damals das germanische Frühlingsfest war. Die damit verbundenen heidnischen Frühlingsfeuer wurden als Abbilder der Sonne verstanden, die von nun an wieder länger scheinen und Licht, Wärme und Leben bringen würde. „Da das Osterfeuer wie das Ei als Sinnbild des Lebens gesehen wurde, verbanden sich mit ihm manche magischen Handlungen, durch welche man die Leben und Fruchtbarkeit spendende Kraft des Feuers, aber auch seine Abwehrkräfte, zu nutzen hoffte“, heißt es in der Publikation „Ostereier“.
So kamen in der Landwirtschaft Reste des verbrannten Holzes zum Einsatz, denen man eine schützende Wirkung zuschrieb. Mit den brennenden Scheiten lief man über den Acker, weil man dachte, er würde dadurch fruchtbarer werden. Bauern vergruben Asche des Osterfeuers in ihren Feldern, um eine reiche Ernte zu bekommen und das Korn vor Blitz und Hagelschlag zu schützen.
Wichtigstes Kirchenfest
Ob Frühlingsbräuche oder Ostersymbole, beide weisen auf das älteste und wichtigste Fest der Christenheit hin: Ostern. Über 2,5 Milliarden Christen weltweit feiern die Auferstehung Jesu und den Sieg des Lebens über den Tod. Die Osterbotschaft will dazu ermutigen, als Gottes Kinder im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung zu leben.