Sobald keine starken Nachtfröste mehr angesagt und die Bestände nicht mehr reifbedeckt sind, kann mit der Grünlandpflege begonnen werden. Bis zum Schossen sollten alle dem Standort und der Narbe angepassten Maßnahmen durchgeführt sein.
Die Ergebnisse der Vollkostenauswertung der Rinderspezialberatungsringe in Schleswig-Holstein für das Wirtschaftsjahr 2022/23 zeigen, wie auch in den Jahren zuvor, einen deutlichen Unterschied in der Grundfutterleistung der 25 % besten und der 25 % weniger erfolgreichen Betriebe. So steigt die Grundfutterleistung von 2.990 kg (25 % weniger erfolgreiche Betriebe) über 3.498 kg (Durchschnitt aller Betriebe) auf 3.983 kg energiekorrigierter Milch (25 % beste Betriebe). Entsprechend gegenläufig verhalten sich die Grundfutterkosten. So liegen die Kosten für Grundfutter je Kilogramm energiekorrigierter Milch in den weniger erfolgreichen Betrieben um 2,8 ct höher als im Durchschnitt, wohingegen die besseren Betriebe um 2,5 ct geringere Kosten als der Durchschnitt zu verzeichnen haben. Diese Ergebnisse zeigen, wie groß das Potenzial für eine effiziente Grundfutterproduktion ist. In der Grünlandbewirtschaftung wird die Grundlage für eine erfolgreiche Ernte bereits im Frühjahr mit der Grünlandpflege geschaffen.
Grünlandpflege allgemein
Unmittelbar vor der Grünlandpflege sollte man sich immer einen Überblick über den Zustand der Bestände verschaffen. Die folgenden Punkte sind dabei die Schlüsselfaktoren für eine angepasste Bewirtschaftung:
• Gibt es auf Flächen Staunässe oder überflutete Bereiche?
• Sind die Flächen durch Frost hochgefroren?
• Sind viele Maulwurfshaufen vorhanden?
• Ist Schneeschimmel zu finden?
• Sind Gräser ausgewintert und abgestorben? Wie groß ist der Anteil?
• Wie viele Lücken sind im Bestand?
• Welche Anteile haben Unkräuter und Ungräser wie die Gemeine Rispe?
• Gibt es Trittschäden?
• Ist die Grünlandnarbe verfilzt?
Entsprechend dem Zustand der Flächen sind die Pflegemaßnahmen durchzuführen. Vor jeder Maßnahme muss die Befahrbarkeit der Flächen überprüft werden, um sowohl Bodenverdichtung als auch Narbenschädigungen zu vermeiden. Gleichzeitig müssen die Böden aber frostfrei sein. Darüber hinaus sind Striegel und Schleppen nur auf gut abgetrockneten Grasnarben einzusetzen. Wird der Reifendruck am Schlepper niedrig gehalten, erhält man die nötige Tragfähigkeit und Zugkraft bei möglichst geringer Spurtiefe.
Walzen, Schleppen, Striegeln
Die Gefahr des Hochfrierens tritt überwiegend auf Moor- und anmoorigen Standorten auf. Hier kann der Einsatz einer Glattwalze sinnvoll sein, um den Bodenschluss der Pflanzenwurzeln wieder zu gewährleisten. Ebenso kann die Verwendung einer Glattwalze dazu dienen, kleine Steine in den Boden einzudrücken, um eine ebene Bodenoberfläche zu erreichen. Wegen des Gewichts der Walze ist ein Einsatz jedoch immer gut abzuwägen, da bei ungeeigneten Bodenverhältnissen mehr Schaden als Nutzen entsteht. Eine Cambrige-, Crosskill- oder Prismenwalze erzielt nicht den gleichen Effekt, sorgt aber bei einer Nach- oder Übersaat für den nötigen Bodenschluss des Saatgutes. Zudem ist bei den zuletzt genannten Walzenarten eine bessere Anpassung an die Bodenoberfläche gegeben, sodass punktuelle Überverdichtungen vermieden werden.
Für die Einebnung und Verteilung von Maulwurfshaufen eignet sich die Schleppe besser als der Striegel. Hier muss eine Einebnungsschiene vorgelagert sein. Beide Geräte dienen auch der optimalen Verteilung von Gülle und Stallmist. Der Grünlandstriegel sollte jedoch die bevorzugte Maßnahme sein, wenn ein Durchlüften der Narbe und eine Anregung der Bestockung erzielt werden sollen. Zudem ist das Striegeln eine sinnvolle Maßnahme, um abgestorbene Pflanzen und flach wurzelnde Ungräser (Jährige und Gemeine Rispe) und -kräuter zu bekämpfen. Besonders die Gemeine Rispe hat das Potenzial, andere Grasarten und Klee zu unterdrücken und so durch ihren geringeren Futterwert den Ertrag des Bestandes zu reduzieren. Die Blätter der Gemeinen Rispe sind mit ihrer gelbgrünen Farbe heller als die meisten anderen Grasarten. Bei genauerem Betrachten sind die weiteren Erkennungsmerkmale eine glänzende Blattunterseite, Doppelrille auf der Blattoberseite („Skispur“), ein 1 cm langes, spitz zulaufendes Blatthäutchen, oberirdische Ausläufer, die Pflanze ist leicht ausreißbar und riecht muffig. Sie wächst niedrig und bildet einen dichten Filz. Da die Gemeine Rispe gut an feuchte Bedingungen angepasst ist, dürften ihr die hohen Niederschlagsmengen im vergangenen Jahr zugutegekommen sein. Auf stark befallenen Flächen empfiehlt sich ein zweimaliges Striegeln mit scharf eingestellten Zinken in diagonaler Richtung. Keinesfalls darf dabei eine Walze nachlaufen, da in diesem Fall die ausgerissenen Pflanzen der Gemeinen Rispe Bodenschluss erhalten und wieder anwachsen können. Fällt viel Pflanzenmaterial an, sollte sogar ein Entfernen der ausgerissenen Pflanzen in Betracht gezogen werden. Grundsätzlich eignen sich zur Bekämpfung der Gemeinen Rispe eher Trockenphasen im Spätsommer, da die Pflanzen dann ohnehin schon geschwächt sind. Im Frühjahr muss immer abgewogen werden, ob ein zu scharfes Striegeln die Narbe nicht zu sehr verletzt. Die entstehenden Lücken sollten in jedem Falle über eine Nachsaat mit wertvollen Grasarten oder Grünlandmischungen wieder geschlossen werden. Ein scharfes Striegeln bei einem starken Vorkommen der Quecke sollte unterlassen werden, da die Pflanze in der Lage ist, aus kleinsten Wurzelstücken erneut auszutreiben. In dem Fall kann ein scharfes Striegeln sogar die Verbreitung der Quecke begünstigen.
Mittlerweile ist es gängige Praxis, alle Pflegemaßnahmen inklusive Nachsaat mit Kombigeräten in einem Arbeitsgang auszuführen. Dabei erledigt eine vorgelagerte Planierschiene das Einebnen der Maulwurfshügel. In der anschließenden Striegeleinheit sind die Zinken in mehreren Reihen angeordnet. Sofern in der Striegelkombination auch ein Säaggregat montiert ist, ist in der Regel auch eine Walze angebaut, um den Erdkontakt des Saatgutes zu gewährleisten. Bei vielen Kombigeräten sind diese Walzen allerdings abbaubar, um bei einer Bekämpfung der Gemeinen Rispe ein Wiederandrücken der herausgerissenen Pflanzen zu vermeiden. Die Kombination mehrerer Geräte in einem reduziert die erforderlichen Überfahrten, ermöglicht einen geringeren Kraftstoffverbrauch und eine weniger intensive Belastung des Bodens.
Grundsätzlich muss die Grünlandpflege abgeschlossen sein, sobald die Gräser zu schossen beginnen.
Nachsaat im Blick haben
Sind durch das Ausstriegeln oder Auswinterung die Narben lückig geworden, sollte auf jeden Fall eine Nachsaat erfolgen. Bleibt diese Nachsaat aus, können unerwünschte Arten wie Gemeine Rispe, Hirtentäschel, Jakobskreuzkraut und vor allem der Stumpfblättrige Ampfer leicht in den Bestand einwandern und sich etablieren. Die Nachsaatmenge orientiert sich dabei an dem Anteil der Lücken. Für das Abschätzen der Lücken dient eine einfache Faustregel: Auf einer Fläche von 40 mal 40 cm entspricht eine Handfläche einem Lückenanteil von 15 %. Bei einem Lückenanteil von 5 bis 10 % sind 5 bis 8 kg/ha ausreichend. Betragen die Lückenanteile 10 bis 20 %, sind 10 bis 15 kg/ha nötig. Bei stark ausgewinterten Grünlandbeständen mit Lückenanteilen von 20 bis 30 % und mehr bringt die Durchsaat mit entsprechender Spezialtechnik (zum Beispiel Schlitztechnik von Vredo oder Köckerling) eine größere Nachsaatsicherheit und einen höheren Nachsaaterfolg, vor allem auf zu Trockenheit neigenden Standorten. Die Durchsaatmengen sind dann auf 15 bis 25 kg/ha zu bemessen. Für die Nachsaat eignen sich überwiegend Weidelgrassorten, da sie schnell auflaufen, sich im Jugendstadium rasch entwickeln und konkurrenzstark gegenüber anderen Pflanzen sind. Somit können sie Lücken schnell schließen. Doch auch Knaulgras auf sehr trockenen Standorten oder Wiesenschwingel auf feuchten, extensiv genutzten Standorten können eine gute Wahl sein. Es sollte bei der Auswahl auf mehrere Sorten je Art und Reifegruppe geachtet werden, um die Narbe gegenüber Stressfaktoren aus Witterung und Nutzung robuster zu erhalten. Eine übermäßige Düngung nach einer Nachsaat sollte vermieden werden, da die Altnarbe die Keimlinge ansonsten überwachsen und ersticken kann.
Nachsaaten, auch zu Vegetationsbeginn, sind immer mit Risiken verbunden. Ihr Erfolg beziehungsweise ihre Effizienz hängt letztlich vom weiteren Witterungsverlauf ab. Generell eignen sich Nachsaaten vor allem im Herbst, da hier in der Regel die Keimlinge eine bessere Wasserversorgung haben und die Altnarbe nicht so konkurrenzstark ist. Andererseits ist bei lückigen Beständen diese Maßnahme im zeitigen Frühjahr durchaus ratsam.
Eine regelmäßig (in die Grünlandpflege integrierte) Nachsaat geht mit einigen Vorteilen gegenüber einer Neueinsaat einher. So wird das Risiko eines Ertragsausfalls gegenüber einer Neuansaat minimiert, die Narbe schließt sich schnell wieder. Damit sind sowohl die Erosionsgefahr als auch die Nitratauswaschung erheblich reduziert. Da die Bodenstruktur bei der Nachsaat nicht zerstört wird, bleibt die Tragfähigkeit der Narbe erhalten. Die Kosten sind geringer durch weniger Saatgut und Maschineneinsatz. Eine Neuansaat kann einer Nachsaat überlegen sein, wenn die Zusammensetzung der Grasnarbe von unerwünschten Gräsern und Kräutern dominiert wird.
Für beide Varianten sollte bei der Sortenwahl auf empfohlene Sorten zurückgegriffen werden. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein gibt in Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftskammern Niedersachsen und Nordrhein-Westfahlen alle zwei Jahre ein Faltblatt mit den für den norddeutschen Raum empfohlenen Sorten heraus. Die in dreijährigen Landessortenversuchen geprüften Sorten bilden den Grundstein für eine an den Standort, die Nutzungsintensität und den Verwendungszweck angepasste, leistungsfähige Grünlandnarbe. Sie ist somit auch die Basis für das Potenzial eines Grünlandbestandes.
Der Flyer findet sich unter: https://t1p.de/jhsdc
Fazit
Eine regelmäßige, dem Bestand angepasste Grünlandpflege legt den Grundstein für einen guten Ertrag. Die wiederkehrende Nachsaat mit dem Standort und der Nutzung angepassten Arten beugt einer aufwendigen Grünlandsanierung oder gar Grünlanderneuerung vor.