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„Wir werden mit den Gänsen leben müssen“

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„Wenn ein Schwarm Nonnengänse von bis zu 30.000 Tieren sich auf eine Mähwiese niederlässt, dann kann man zuschauen, wie in kürzester Zeit vom erntefähigen Gras nur noch eine kurze Grasnarbe nachbleibt.“ So beschreibt Nico Hellerich die wirtschaftlichen Einbußen durch den Gänsefraß auf seinen Feldern in Wewelsfleth in der Nähe von Elbe und Stör.

In der „Gänsekulisse“ liegen 65 % von Hellerichs Land. Für dieses bekommt er wie für Flächen des Vertragsnaturschutzes einen zusätzlichen finanziellen Ausgleich vom Land Schleswig-Holstein. Seine geschätzten jährlichen Einbußen von etwa 15.000 € werden damit zum größten Teil ersetzt, aber zufrieden ist er dennoch nicht: „Was nützt mir das Geld? Ich möchte Landwirt sein und gesunde Lebensmittel erzeugen.“ Er ist im Grunde davon überzeugt, dass die Landwirtschaft nur mit der Natur zusammen funktionieren kann. „Wir müssen deshalb mit dem Tierschutz und mit dem Naturschutz im Dialog bleiben.“ Eigentlich gebe es viele Gemeinsamkeiten, und da müssten Kompromisse gefunden werden. „Eine Faust in der Tasche hilft uns nicht weiter.“

Dass die Gänseschwärme an der Unterelbe für betroffene Landwirte existenzbedrohend werden können, bestreiten inzwischen weder die Naturschutzverbände noch die Politik.

Bis zum Totalschaden

Angefangen hat das Massenproblem in den Elbmarschen nach Ansicht von Hellerich dadurch, dass in der Meldorfer Bucht keine Schafe mehr gehalten werden. „Die Gänse suchten Alternativen und fanden im Unterelbebereich junges Weidegras, das intensiv bewirtschaftet und dadurch kurz gehalten wird.“ Die Gänse sind Fluchttiere und sitzen nicht im langen Gras. Im Herbst sei der Schaden für Grünlandbetriebe ohnehin nicht so stark, da die Weidesaison beendet werde. Stärker betroffen seien die Ackerbaubetriebe: „Dort kann der Fraß zum Totalschaden führen, wenn die Wintersaat wie Raps abgefressen wird. Dann muss im Frühjahr neu angesät werden.“ Für Hellerich ist der Schaden im Frühjahr am größten. „Der erste wertvollste Schnitt des Grases im Mai bricht teilweise weg. Außerdem können durch den Kot Salmonellen in die Milch oder den Schlachtkörper gelangen.“

Die Nonnengänse überwintern etwa von Mitte Oktober bis Anfang Mai in den Elbmarschen. Die unter Artenschutz stehenden Wildvögel leben überwiegend in Schwärmen in einem Lebensraum mit einem Radius von etwa 6 km. Im Sommer ziehen sie nach Osten und brüten an der russischen Eismeerküste, aber inzwischen auch schon im näheren Ostseeraum. Die Nonnengans oder auch Weißwangengans lebt gerne in Schwärmen von bis zu 50.000 Tieren. Sie ist bei uns ein Wintergast und lebt in Küstennähe.

Die Aufnahme der Gänse ins Jagdrecht ist für Hellerich keine Lösung. „Das Erschießen ist bei der Masse gar nicht möglich und auch emotional belastend. Für mich wäre die entspannteste Lösung die Entnahme der Eier aus dem Gelege. Aber darauf haben wir keinen Zugriff.“

Ausgleichszahlungen

Der Betrieb von Nico Hellerich ist ein reiner Grünlandbetrieb mit 90 ha Fläche und 80 rotbunten Kühen in Weidehaltung. Daneben betreibt er die Vormast von 80 Rindern. Die meisten seiner Flächen in Elb- und Störnähe sind vom Gänsefraß betroffen. Auf dem Umweltportal des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein sind die Rastplätze für wandernde Vogelarten kartiert, für die es Ausgleichszahlungen gibt.

Unterstützt werden die Landwirte auch von ihrem Berufsverband. Ida Sieh, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Steinburg, hilft den Landwirten bei der Antragstellung: „Um Ausgleichszahlungen erhalten zu können, muss neben vielen anderen Bewirtschaftungseinschränkungen vor allem die ganzjährige Duldung von Gänsen, Enten und Schwänen erfolgen. Dann können wie beim Vertragsnaturschutz Hilfen von 300 Euro pro Hektar erfolgen.“ Trotzdem hat sie die Befürchtung, dass durch die hohen Auflagen zum Artenschutz immer mehr Landwirte die Lust an ihrem Beruf verlieren.

Nico Hellerich ist dennoch gerne Landwirt. Der 55-Jährige bewirtschaftet den Familienbetrieb seit 35 Jahren. „Es ist für mich eine riesengroße Spielwiese, die mir die Chance bietet, etwas für die Gesellschaft zu gestalten und verantwortlich mit der Natur und der Umwelt umzugehen.“ Aber auch er macht sich Sorgen um die Zukunft der Landwirtschaft in den Elbmarschen: „Im Gespräch mit benachbarten Berufskollegen höre ich häufiger, dass Betriebe bei der Hofübergabe oder bei Pachtende die Landwirtschaft aufgeben wollen. Brachflächen sind aber nicht mehr wirtschaftlich darstellbar.“ Seine Prognose: „Dann wird wohl die Stiftung Naturschutz die Flächen übernehmen müssen.“

„Masse ist nicht meins“

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Als Anerkennung für ihre beispielhafte und erfolgreiche Verbindung von Zucht und Sport wurde Marion Essing im Rahmen des 60. Trakehner Hengstmarkts in den Holstenhallen in Neumünster mit dem Titel der Trakehner-Züchterin des Jahres geehrt. Die gebürtige Westfälin kam vor 15 Jahren nach Schleswig-Holstein und bereichert nicht nur mit ihren Pferden das Land.

Die Trakehner Züchterin des Jahres, Marion Essing, nimmt die Auszeichnung aus der Hand des Vorsitzenden des Trakehner Verbandes entgegen. Foto: Sportfotos-Lafrentz.de

„Wir haben schon in Westfalen angefangen zu züchten, hatten dort aber nicht die Möglichkeit, unseren Betrieb zu erweitern“, berichtet Marion Essing. So fingen die Architektin und ihr Ehemann Norbert Essing an, deutschlandweit nach geeigneten Objekten zu suchen. Es sollte etwas mit mehr Platz sein, aber auch ein altes Gebäude. „Als Architektin hatte ich schon immer Spaß an alten Gebäuden und als uns das Gut ­Roest gezeigt wurde, haben wir uns sofort verliebt“, berichtet die Züchterin. Etwas westlich von Kappeln liegend ist es mit fast 800 Jahren eins der ältesten Güter in Angeln. Drei Jahre dauerte die Instandsetzung der damals stark sanierungsbedürftigen Gebäude. Nun ist es ein Kleinod unter den schleswig-holsteinischen Baudenkmälern.

Mit ihren zehn Pferden zogen die Essings dann ein. Auch die Stallungen waren aufwendig saniert worden und bieten seitdem viel Platz, Luft und Licht. Gemeinsam mit dem Umstand, dass auf dem Gestüt Gut Roest alle Pferde jeden Tag für mehrere Stunden nach draußen kommen, hat dies der Familie 2011 auch schon die Auszeichnung als Deutschlands bester Pferdebetrieb im Bereich Zucht und Aufzucht eingebracht. Vor zwei Jahren erhielt Marion Essing von der Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein außerdem den Ehrenpreis für Innovationen in der Tierhaltung.

„Im Sommer kommen alle Pferde auf die Weide. Im Winter haben wir Sandpaddocks mit Weidehütten und permanentem Heu- und Wasserangebot“, erzählt Essing. Außerdem habe sie ein sehr gutes Entwurmungsmanagement. Die Weiden würden von den Pferden abwechselnd mit Schafen genutzt. Diese nehmen Parasiten auf, die dem Pferd sonst schaden könnten. Außerdem beseitigen die kleinen Klauen der Schafe Trittschäden der Pferde in der Grasnarbe.

Projekte für mehr Artenvielfalt auf der Weide

Eine weitere Besonderheit auf dem Gestüt Gut Roest ist die Umstrukturierung der Grünflächen. „Wir haben überall Regiosaaten ausgebracht“, erklärt Essing. Nun wüchsen verschiedene Gräser und Kräuter auf den Weiden und böten Insekten, Vögeln und Kleintieren einen Lebensraum. Neben dem Wert für den Naturschutz sei die Weide- und Heuqualität für die Pferde dadurch viel besser. Die Flächen würden nicht gedüngt, da sonst viele der Pflanzen wieder eingehen würden. So hätten Essings zwar etwa 20 % weniger Ertrag, das könnten sie aber durch die Flächen ausgleichen. Der Gewinn an Qualität und der Beitrag zum Artenschutz sei ihnen das wert.

Ein weiteres Projekt für die Artenvielfalt, aber auch für die Pferde sei das Anlegen von Wasserflächen und Knicks. „Über die Jahre haben wir schon einige Tausend Meter Knick angelegt“, erzählt Marion Essing. Die Knicks böten nicht nur Hasen, Kaninchen und Fasanen einen Lebensraum, sondern dienten auch als natürliche Barriere zwischen Hengst- und Stutenkoppeln. Außerdem sei das Knabbern an den Ästen der Büsche eine sehr gute Erweiterung des Speiseplans ihrer Pferde.

„Wir haben eine ganz andere Artenvielfalt als noch vor ein paar Jahren“, freut sich Essing. Sie ist sich sicher, dass neben der Haltung mit viel Luft, Licht und Bewegung, ihrem innovativen Weidemanagement und dem Einsatz für die Artenvielfalt auch ihr Pferdemanagement zukunftsweisend ist.

Seit fast 20 Jahren wird alles digital aufgenommen. Jede Behandlung vom Tierarzt, jede Futterumstellung, alles wird dokumentiert. Das sei hilfreich, wenn ein Käufer mal eine Frage zum Pferd habe oder wenn zum Beispiel eine Lahmheit auftrete: „Ich kann immer gucken, ob an der Stelle schon mal etwas war.“ Auch für die Kostenübersicht lohne sich die digitale Dokumentation. „So kann ich genau sehen, was mich ein Pferd kostet. Das ist auch für meine Zucht ausschlaggebend“, erklärt Essing. Denn ihre Pferde sollen nicht nur sportlich, sondern vor allem auch gesund sein.

Viel Arbeit und ein wenig Züchterglück

„Ihre Pferde“, das sind Trakehner. „Ich finde diese Rasse besonders edel, leistungsbereit und intelligent. Ich mag einfach gerne mit diesen Pferden zusammenarbeiten“, so die Züchterin. Dabei habe sie züchterisch immer mal über den Tellerrand geschaut und ihre Stuten auch schon mit Oldenburger Hengsten angepaart. „Es waren tolle Fohlen, aber eben keine Trakehner“, berichtet sie lächelnd.

Dabei kam sie eher zufällig zu ihrem ersten Trakehner. „Als ich mit 30 Jahren mein Reitpferd verloren habe, gab es in der Nachbarschaft einen zweijährigen Hengst. In den hatte ich mich verliebt. Mein Mann hat ihn mir dann geschenkt“, erinnert sie sich. Der junge Hengst blieb nicht, denn aufgrund ihrer eigenen Schwangerschaften machte Essing eine Reitpause. Doch die Liebe zu den Trakehnern war für ­immer.

Inzwischen ist Marion Essing Züchterin von 36 Fohlen, von denen 90 % Championatsfohlen waren und 100 % altersgemäß im Sport sind – eine Topleistung, hinter der sich unendlich viel Arbeit, Planung und auch ein wenig Züchterglück verbergen. Vier Stuten wurden bei Marion Essing Elitestuten, sechs der bei ihr ausgebildeten Pferde sind bereits im Dressursport der schweren Klasse erfolgreich und die jüngeren Jahrgänge stehen altersgemäß in den Startlöchern.

Seit vielen Jahren arbeitet das Gestüt Gut Roest bei der Ausbildung und Turniervorstellung der Pferde mit Markus Waterhues vom Hof Norwegen in Mohrkirch, Kreis Schleswig-Flensburg, zusammen. Die aktuellen Stars sind die Stuten Pure Freude und Fabelstern, die beide im Gestüt Gut Roest zur Welt kamen und mit Markus und seiner Tochter Johanna Waterhues hocherfolgreich in schweren Dressurprüfungen sind. Beide Stuten haben bereits Nachzucht im Gestüt, denn auch züchterisch sind sie besonders wertvoll.

In diesem Jahr kam unter anderem ein Hengstfohlen aus der Pure Freude auf die Welt. Foto: privat

So ist Pure Freude unter anderem amtierende Landessiegerstute des Trakehner-Zuchtbezirks Schleswig-Holstein. Sie ist eine Tochter der Praise Me, eine Staatsprämien- und Prämienstute, die 2010 in Neumünster Jahressiegerstute wurde und mit dem Titel Elitestute geehrt wurde. Sie war eins der Herzenspferde von Marion Essing. „Sie hat uns die besten Fohlen geschenkt“, erzählt sie. Leider verstarb die Stute dieses Jahr an einer Kolik. Auch der Vater von Pure Freude hat eine besondere Geschichte. Shapiro entdeckte Essing auf dem Hengstmarkt, inzwischen ist er mit Markus Waterhues bis Grand Prix erfolgreich.

Mutterstuten müssen sich im Sport beweisen

Doch nicht nur die Hengste müssen sich im Hause Essing im Sport beweisen, auch die Mutterstuten stehen nicht nur auf der Koppel und bekommen Fohlen. „Sie müssen nicht in der schweren Klasse gehen, aber sie müssen ihre Rittigkeit und Gesundheit im Sport beweisen“, erklärt Marion Essing. Jeder Reiter wünsche sich ein rittiges und gesundes Pferd. Das finde man aber nicht heraus, wenn die Stuten nicht geritten würden. „Diese Erfahrung haben mir fast 20 Jahre Zucht und mehrere Generationen von Pferden gebracht“, erklärt sie.

Um nicht immer warten zu müssen, bis die Stuten ihre sportliche Karriere beendet haben, hat die Züchterin schon 2012 angefangen, mit Embryotransfer zu arbeiten. Damals verlor sie zwei Fohlen und kam erst einmal davon ab, doch vor zwei Jahren wagte sie den nächsten Versuch und alle drei Fohlen kamen gesund zur Welt. „Es waren die am besten bewerteten Fohlen, die wir je hatten. Das hat sich also doch gelohnt“, strahlt Essing.

Ihre Nachzucht behält sie am liebsten erst einmal selbst und bildet sie aus: „Ich will ja, dass sie sportlich gefördert werden. Wenn ich sie weggebe, weiß ich nicht, was aus ihnen wird.“ Daher gibt es pro Jahr auch nur etwa drei Fohlen auf dem Gestüt Gut Roest. „Masse ist nicht meins. Es geht um ausgesuchte Qualität“, erklärt die Züchterin des Jahres.

Sie selbst steigt auch gern in den Sattel, natürlich auf einem Trakehner. Bis zur Klasse M hat sie sich mit ihrer Stute inzwischen hochgearbeitet. Aufs Turnier will sie aber nicht: „Ich mache das nur für mich.“

Ein Zukunftsprojekt für ihre Zucht konnte Marion Essing auf dem Hengstmarkt erwerben. Mit einer guten Freundin ersteigerte sie einen Embryo, ein Vollgeschwister zum Siegerhengst. Wenn alles gut läuft, werden im kommenden Jahr also vier Fohlen das Glück haben, auf dem Gestüt Gut Roest zur Welt zu kommen.

Gut Roest ist mit seiner fast 800-jährigen Geschichte eins der ältesten Güter in Angeln. Foto: privat

Weiß wie Schnee oder bunt wie der Frühling

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Lenzrosen (Helleborus orientalis) und Christrosen (Helleborus niger) sind eng miteinander verwandt. Wer sich beide Arten oder Kreuzungen in den Garten holt, genießt von November bis Ende April attraktive Blüten. Die Grenzen der beiden Arten verschwinden durch neue Züchtungen immer mehr, dennoch zeigt sich rein äußerlich ein wichtiger Unterschied. Die Blüten der Christrosen stehen aufrecht, die der Lenzrosen hängen eher nach unten. Zudem wachsen Lenzrosen meist etwas höher, blühen etwas später und zeigen mit Gelb, Grün, Rot, Rosa, Weiß und mehrfarbigen Blüten ein breiteres Farbspektrum als die Christrose.

Die weißen Winterblüten der Christrosen gelten seit Jahrhunderten als Symbol der Hoffnung. Schließlich grenzt es an ein kleines Wunder, wenn sich die Blütenschalen rechtzeitig zu Weihnachten öffnen und tapfer dem Frost trotzen. Die Stauden fühlen sich an einem halbschattigen Standort auf kalkhaltigem, nährstoffreichem und durchlässigem Boden wohl. Tipp: Nicht unter Nadelbäume, Immergrüne oder in Gebäudeschatten pflanzen, das geht zulasten der Blüte. Ein Platz unter laubabwerfenden Bäumen und Sträuchern schützt im Sommer vor der prallen Mittagshitze.

Die Blüte der Christrose ist sehr filigran gebaut. Foto: Karin Stern

Je nach Standort, Sorte, Höhenlage und Witterung öffnen sich die Blüten auch schon mal im November. Die Hauptblütezeit dauert von Dezember bis März. Leider ist die Christrose anfällig für die von Pilzen verursachte Blattfleckenkrankheit, die manchmal auch als Schwarzfleckenkrankheit oder Schwarzfäule bezeichnet wird. Vorbeugend entfernen manche Gärtner das ältere Laub vor der Blüte. Diese kommt zudem so besser zur Geltung. Ansonsten beschränkt sich die Pflege auf eine organische Düngung im Februar/März und im Hochsommer. Besonders wirkungsvoll fällt der Auftritt der Christrose aus, wenn drei bis fünf Pflanzen in der Gruppe mit anderen Frühjahrsblühern kombiniert werden. Dafür empfehlen sich früh blühende Zwiebel- und Knollengewächse wie Schneeglöckchen (Galan­thus), Winterling (Eranthis hyemalis) und Vorfrühlings-Alpenveilchen (Cy­clamen coum). Dieses teilt mit der Christrose dieselben Standortansprüche. Hübsch wirken auch immergrüne Seggen (Carex) in der Nachbarschaft. Tipp: Grün-weiß gestreifte Sorten wie ‚Everest‘ (Carex oshimensis) passen perfekt zur weißen Blüte. Im Kübel kommt den Christrosen entweder eine Solistenrolle zu oder man gesellt ihnen winterharte Blattschmuckstauden wie Bastardschaumblüte (Heucherella) oder Zwerggehölze mit Beerenschmuck wie die Fruchtskimmie (Skimmia reevesiana) zur Seite. Die optimale Pflanzzeit liegt im September und Oktober. Wichtig: Regelmäßig dosiert gießen, Christrosen vertragen weder Trockenheit noch Staunässe.

Purpur-Nieswurz Helleborus purpurascens ist nicht wintergrün. Foto: Karin Stern

Wer von der klassisch-weißen Blütenfarbe abweichen möchte, pflanzt eine Hybrid-Züchtung der Orientalischen Nieswurz (Helleborus orientalis). Die auch unter der Bezeichnung Lenzrose bekannte Art findet in den vergangenen Jahren immer mehr Liebhaber. Ab Februar zeigen sich die nickenden, weit geöffneten Blütenglocken mit einem Durchmesser von etwa 7 cm. Die Farbpalette erstreckt sich von Weiß über Gelb und Rosa bis zu einem Pflaumenton, teils stark gesprenkelt, manchmal nur zart gepunktet. Die Lenzrose wird gerne zusammen mit den oben genannten Pflanzpartnern der Christrose kombiniert. Hübsch wirkt sie aber auch in Gemeinschaft mit Primeln (Primula), Lungenkraut (Pulmonaria) oder wintergrünen Gräsern wie der Schatten-Segge (Carex ­umbrosa).

Von der deutschen Bezeichnung Stinkende Nieswurz für Helleborus foetidus sollte man sich nicht abschrecken lassen. Deutlich ansprechender wirkt der Beiname Palmblatt-Schneerose. Der Geruch erinnert an zerriebene Holunderblätter und geht von den stark gefiederten Blättern aus. Der buschige, stammbildende Wuchs und die zahlreichen kleinen, grünen Blüten mit rotem Rand machen diese absolut winterharte Art zu einer attraktiven, immergrünen Solitärstaude. Mit ihrer Höhe von 30 bis 50 cm und der frühen Blüte von Februar bis April ist die Palmblatt-Schneerose eine Augenweide im noch winterlichen Garten. Als Pflanzpartner eignen sich Kissen-Primel (Primula vulgaris), das heimische Leberblümchen (Hepatica nobilis), Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus).

Helleborus-Pflanzen fühlen sich gänzlich ungestört am wohlsten und können an optimalen Standorten durchaus 25 Jahre alt werden. Die langlebigen und langsam wachsenden Stauden werden von Jahr zu Jahr schöner. Beim Jäten sollte man etwas umsichtig vorgehen, denn Wurzelverletzungen verübeln die Pflanzen ebenso wie Staunässe.

Quelle: Karin Stern

Grünkohlverkauf hat jetzt Hochsaison

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Frischen Grünkohl zählen zwei Drittel der Schleswig-Holsteiner zu ihrem Lieblingsgemüse im Winter. Neben den traditionellen Grünkohlrezepten mit Kassler und Schweinebacke können auch leckere Smoothies, Grünkohlchips oder Salate aus dem gesunden Gemüse zubereitet werden. Auch Microgreens gibt es im Handel zu kaufen.

Der heimische Grünkohlverkauf hat jetzt Hauptsaison in Schleswig-Holstein. Ein lecker zubereitetes Grünkohlessen hat für viele Schleswig-Holsteiner in der Winterzeit Tradition. Foto: Robert Bode

Dieses Jahr hat der Grünkohl unter dem trockenen Wetter gelitten. Dies hat den Schädlingsbefall begünstigt. Der zu erwartende Ertrag wird daher voraussichtlich unter dem Durchschnitt liegen, die Qualitäten sind aber trotzdem gut. Laut Statistikamt Nord wurden in Schleswig-Holstein 2021 auf 50,9 ha Grünkohl angebaut, rund die Hälfte davon wird im Bioanbau produziert. Somit hat sich die Anbaufläche im Vergleich zu 2020 (25 ha) verdoppelt. Die Erträge können von Jahr zu Jahr stark variieren, 2021 betrug die Erntemenge zirka 804 t. Genaue Ergebnisse für dieses Jahr werden vom Statistikamt Nord erst Anfang des kommenden Jahres vorliegen.

Grünkohl wird schleswig-holstein-weit angebaut und bleibt hierzulande weiterhin eine Nischenkultur. Zum größten Teil wird er direkt vermarktet – über Wochenmärkte, Hofläden sowie den regionalen Einzelhandel. Wie für viele andere Gemüsesorten auch, liegen die Preise für Grünkohl etwas über dem Vorjahresniveau bei 3 bis 6 €/kg Frischware.

Grünkohl hat jetzt Hochsaison. Frischer Grünkohl lässt sich daran erkennen, dass er knackige Blätter aufweist mit frischgrüner/violetter Farbe. Er hält sich ein paar Tage im Gemüsefach des Kühlschranks.

Gebremstes Wachstum am Biomarkt

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Bleibt die biologische Landwirtschaft eine Nische oder wird sie zum neuen Standard? Diese Frage wird von Erzeugern, Landwirten und Politikern seit Jahren diskutiert. Ökolandbau per Verordnung wird kaum funktionieren. Wenn jedoch die Nachfrage der Verbraucher sich in diese Richtung entwickelt, muss sich die Landwirtschaft anpassen. Derzeit kommen die Impulse oftmals vom Lebensmittelhandel. Viele Handelsketten wollen ihr Image und den Absatz verbessern, indem sie die Anforderungen an die Produktion erhöhen. Dies wird jedoch oftmals nur halbherzig umgesetzt. So haben günstige importierte Bioprodukte oftmals Vorrang vor der heimischen Ware.

Stagnation nach dem Ökoboom

Während der Corona-Zeit zeigte sich ein regelrechter Nachfrageschub am Biomarkt. Durch die geschlossenen Restaurants und Kantinen wurde mehr selbst eingekauft. Dabei wurde verstärkt zu heimischen Produkten und auch zu mehr Bioware gegriffen. Die Umsätze stiegen hier zweistellig an. Doch mittlerweile stockt der Absatz, während die Kosten für die Produktion deutlich gestiegen sind. Europaweit verändert die hohe Inflation das Einkaufsverhalten der Verbraucher. Oft reicht das Geld beim Einkauf gerade für die Grundnahrungsmittel. Günstige Angebote stehen im Vordergrund. Obwohl der Preisabstand zur Bioware gar nicht mehr so groß ist, wird diese weniger nachgefragt. In der Presse gab es Meldungen über Umsatzeinbußen von bis zu 50 %. Biomärkte und Handelsketten, die mit einem anhaltenden Nachfrageboom gerechnet und investiert haben, sind in Schwierigkeiten geraten. Mittlerweile klärt sich die Lage etwas auf. Die Umsätze sind zwar nicht mehr auf dem Stand der Corona-Zeit, sie sind jedoch nicht so stark eingebrochen wie oft behauptet. Bislang kosten Bioprodukte immer noch mehr. Vom Bioaufschlag kommt jedoch beim Erzeuger oftmals nicht mehr viel an. Die Erzeugerpreise liegen nicht selten auf dem konventionellen Niveau. Die Preise für zum Beispiel Biokartoffeln mussten in diesem Herbst bereits gesenkt werden, um den Absatz zu mobilisieren. Die Preise für Biomilch sind deutlich langsamer gestiegen als für konventionelle Milch. Die Biomilch-Bauern fordern aktuell einen Preisaufschlag von mindestens 15 ct, um die hohen Kosten zu decken. Dabei sind die Auszahlungspreise für ökologisch erzeugte Milch in Schleswig-Holstein derzeit noch am höchsten.

Bioproduktion stagniert

Der Anteil der biologischen Milchproduktion liegt derzeit noch bei 4 %. Der Anteil der Ökogetreideflächen ist mittlerweile auf über 6 % gestiegen. Trotz der Trockenheit ist die diesjährige Biogetreideernte in Deutschland so groß wie im Vorjahr ausgefallen. Die Nachfrage aus dem Lebensmittelbereich hat sich reduziert, während Futtergetreide weiterhin gesucht bleibt. Die Kurse für zum Beispiel Brotweizen sind im Frühjahr 2022 von etwa 430 € auf 550 €/t gestiegen und bis zum Jahresende auf zirka 520 €/t gesunken.

Auch der Anteil von Biorindfleisch ist mittlerweile auf 6 % gestiegen, während nur 0,7 % der Schweine in Biohaltung produziert werden. Die Kurse für Bioschweine blieben in den letzten Monaten konstant bei etwa 4,40 €/kg SG. Während der Lebensmitteleinzelhandel weiterhin die gleichen oder sogar etwas größere Mengen abnimmt als im Vorjahr, gehen die Käufe von Metzgereien und Naturkosthandel zurück. Das Angebot an Biofleischartikeln im LEH und in Discountern wird eher noch vergrößert. Die Kurse für Biojungbullen stiegen bis zum Frühjahr 2022 kontinuierlich an, gingen jedoch anschließend bis auf das Vorjahresniveau zurück. Mit 5,40 €/kg SG liegt der Kurs für den R3-Biojungbullen nur wenig über dem konventionellen Preis. Die Nachfrage nach Bioschlachtrindern ist im Süden besser als im Norden, wo zum Teil keine Preisaufschläge mehr für Biotiere gezahlt werden.

Derzeit liegt man noch weit entfernt von dem von der EU und der Bundesregierung erwünschten Bioanteil von 30 %. Die Zuwächse werden vorerst eher gering ausfallen. Durchhalten – so heißt aktuell die Parole für die Ökobetriebe.

Eiche und Besonderheiten sind gefragt

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Die Schleswig-Holsteinische Laubwert- und -stammholzsubmission findet, auch mit den Holzmengen des Landeswaldes, am Mittwoch, 22. Februar, (Gebotsabgabe) beziehungsweise Freitag, 24. Februar, (Ergebnisbekanntgabe) im ErlebnisWald Trappenkamp (Daldorf) statt. Zum gleichen Termin werden die Kreisforsten Lauenburg ihre Submission auf dem Lagerplatz in Lanken ausrichten. Die Holzagentur (Hoag) gibt jetzt die Konditionen bekannt.

Mit folgenden Daten können die Waldbesitzer planen:

Lagerplatz in Daldorf: „Alte Weide“ in Daldorf

Holzeinschlag: seit Ende Oktober

Holzanfuhr nach Absprache:

19. bis 23. Dezember 2022, ohne Anfuhrkontrolle

27. bis 30. Dezember 2022, ohne Anfuhrkontrolle

2. bis 7. Januar 2023, mit Anfuhrkontrolle

9. bis 14. Januar 2023, mit Anfuhrkontrolle

16. Januar 2023, mit Anfuhrkontrolle

Lieferungen von Teilmengen sind schon frühzeitig erwünscht.

Das Holz wird in Daldorf gegen gesonderte Gebühr durch Hoag-Mitarbeiter permanent schneefrei gehalten. Ab 17. Januar werden Lose eingeteilt. Die Taxierung der Hölzer (Lose) ist für die Kalenderwoche 5 geplant. Danach erhalten die Lieferantenforsten ihr Losverzeichnis. Das Öffnen der Gebote im Verwaltungsgebäude des ErlebnisWaldes Trappenkamp erfolgt schließlich am Dienstag, 22. Februar, ab 9 Uhr.

Am 24. Februar wird es spannend

Die Ergebnisbekanntgabe erfolgt durch Auslegen der geprüften Ergebnislisten und Interpretation der Daten im Verwaltungsgebäude des ErlebnisWaldes Trappenkamp am Freitag, 24. Februar, um 15 Uhr unter Beachtung der Corona-Auflagen. Im Anschluss werden die Käuferlisten erstellt (zirka 17 Uhr), und ab 25. Februar ist für die nicht bebotenen beziehungsweise nicht zugeschlagenen Lose ein Nachverkauf möglich.

Die Nutzungsgebühren für den Lagerplatz inklusive der Betreuung der Anlieferung, dem Kostenbeitrag für das von der Hoag durchgeführte Schneefegen sowie die Verkaufsgebühren können bei der Hoag per E-Mail unter info@hoag.de oder telefonisch unter 0 45 51-88 20 88 erfragt werden.

Zwischen dem 17. Januar und 16. März bleiben aus Sicherheitsgründen die mit Zahlenschloss gesicherten Schranken geschlossen. Käufern und Fuhrleuten wird nach Eingang der Zahlung die Zahlenkombination bekannt gegeben.

Welche Hölzer sollten angeliefert werden?

Eiche ist weiterhin sehr gefragt und erzielt gute bis sehr gute Preise. Insbesondere starkes und gutes Holz werde preisstabil nachgefragt (siehe auch Artikel zur Herbst-Submission, Seite 50). Sehr gute Aussichten bestehen für furnierhaltige Hölzer, für gutes B-Sägeholz mit anhängendem guten C und für starkes B/C-Holz der Stärkeklasse (Stkl.) 4b+ in Dielenqualität. Auch für mittelstarkes B/C-Holz der Stkl. 3b/4a in Dielenqualität sind die Aussichten sehr gut. Sehr ordentliche Aussichten bestehen für schwaches B-Holz der Stkl. 3a/3b. Immer wieder sehr gefragt sind Rosen-/Ast- beziehungsweise Wildeichen.

Esche wird nach aktueller Prognose bei dimensionsstarken Stämmen ab Stkl. 5+ einen sehr guten Letztjahrespreis erzielen. Für gerades, sehr gutes B-Sägeholz mit wenig anhängendem C bestehen ebenfalls gute Aussichten.

Hölzer anderer Holzarten sind bei ordentlicher Güte und Dimension sehr erwünscht. Auch Besonderheiten wie Riegelesche, Riegelahorn, Ulmen, Nussbaum, Maserhölzer, interessante Baumzwillen et cetera sollten immer angeboten werden. Diese Stämme haben oft schon die besten Erlöse bei der Wertholzsubmission gebracht. Buche, Erle und Spitzahorn hingegen sollten nicht geliefert werden.

Fazit

Die Hoag erwartet ähnlich gute Ergebnisse wie im Vorjahr. Eiche ist die erlösstärkste Holzart. Für Esche sind die Aussichten gut. Auch Besonderheiten sind gefragt. Von Buchen-, Erlen- und Spitzahornanlieferungen sollte abgesehen werden.

Eiche und Esche auf hohem Niveau stabil

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Ende November fand zum Saisonauftakt auf dem zentralen Wertholzlagerplatz in Daldorf eine Herbstsubmission der Schleswig-Holsteinischen Holzagentur (449,76 fm) und der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (116,10 fm) statt. Insgesamt wurde somit eine relativ kleine Menge von 565 fm wertvoller Hölzer aus Privatwäldern und aus den Landesforsten Schleswig-Holstein angeboten.

Diese in Deutschland erste Submission der Saison sollte zur Orientierung für Lieferanten und Kunden dienen. Aus diesem Grunde wurden im Schwerpunkt auch unsere Hauptbaumarten Eiche, Esche, Lärche und Douglasie präsentiert.

Der Schwerpunkt lag wieder auf der Eiche mit 379 fm (Privatwald 270 fm), Esche wurde mit 71 fm (Privatwald 65 fm), Douglasie mit 75 fm (nur Privatwald) und Lärche mit 23 fm (nur Privatwald) angeboten. Darüber hinaus gab es noch geringe Mengen anderer Hölzer wie Bergahorn, Ulme, Erle, Roteiche, Spätblühende Traubenkirsche, Japanischer Schnurbaum und Tanne.

Insgesamt beteiligten sich 19 Bieter aus ganz Deutschland und Dänemark. An 16 Käufer wurden Zuschläge erteilt. Verkauft und zugeschlagen wurden 94 % der angebotenen Holzmenge. Im Nachverkauf werden noch wenige Eichen- und Eschenlose an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht. Die Käufer kamen aus der Furnierindustrie und von Sägewerken. Zudem waren einige Holzhandelsunternehmen Kunden dieser Herbstsubmission.

Der Gesamtumsatz lag bei 345.000 €, der liefernde Privatwald konnte 221.550 € einfahren. Insgesamt zeigten sich unter Einbeziehung der angebotenen Qualitäten sehr stabile Preise für die angebotenen Holzarten.

Bei der Eiche stieg der zusammengefasste Durchschnittspreis gegenüber dem hohen Niveau der Februar-Submission 2022 nochmals um 4 % auf 813 €/fm (Februar 2022: 782 €/fm). Der Privatwald erzielte für seine Eichen durchschnittlich sehr gute 684 €/fm. In der Gesamtbetrachtung lag die erneute Steigerung für Eiche aber eher an den durchschnittlich besseren Qualitäten.

Das Höchstgebot

Das Höchstgebot bei der Eiche, die „Braut“ des Platzes, erzielte das Los aus dem Adeligen Kloster Preetz mit 2.876 €/fm. Dieser Stamm (7,6 m x 84 cm Mittendurchmesser (Mdm) = 4,21 fm) brachte 12.108 €. Der teuerste Einzelstamm, der „Bauer“ (15,1 m x 82 cm Mdm = 7,97 fm), kam aus der Försterei Bordesholm der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Mit einem Preis von 1.532 €/fm und einem Gesamterlös von insgesamt 12.216 € toppte dieser die „Klosterbraut“ nur knapp.

Esche und Douglasie

Bei der Esche wurde ein um 8 % höherer Durchschnittspreis von 297 €/fm zum Februar 2022 (273 €/ fm) realisiert. Das Höchstgebot für die Esche lag bei hervorragenden 485 €/fm.

Die angebotenen Douglasien erzielten einen erfreulichen Durchschnittserlös von rund 300 €/fm bei einem Höchstgebot von 337 €/fm. Die vergleichsweise etwas durchmesserschwächeren Lärchen lagen im Durchschnittspreis etwas darunter mit 277 €/fm, das Höchstgebot lag aber bei 350 €/fm.

Beachtliche Preise erzielten eine 88 cm starke Maser-Ulme mit 777 €/ fm aus der Herzoglich Oldenburgischen Forstverwaltung sowie eine Roteiche mit 579 €/fm aus dem südwestlichen Hamburger Randbereich.

Fazit

Der Waldbesitz in Schleswig-Holstein ist mit dem Ergebnis der Herbstsubmission insgesamt sehr zufrieden. Die Preise insbesondere für die mengenmäßig bedeutsamen Eichen und Eschen sind auf hohem Niveau stabil geblieben. Die Nachfrage nach wertvollen Eichen ist anhaltend hoch. Ein lebhafter Wettbewerb bei der Eiche zeigt sich vor allem im Bereich der hochwertigen Hölzer.

Damit die Erträge auch weiterhin stimmen

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Hohe Futtererträge und -qualitäten erfordern eine ausreichende Versorgung der Pflanzenbestände mit Phosphor (P), ­Kalium (K), Magnesium (Mg), ­Kalzium (Ca) und Schwefel (S). Für eine gute Phosphorverfügbarkeit sind niedrige pH-Werte zu vermeiden. Zu diesem Ergebnis kommt die Landesanstalt Sachsen-Anhalt nach Auswertung von Versuchsergebnissen.

Eine Schwefeldüngung ist ab einem Stickstoff (N)-S-Verhältnis von 15:1 notwendig. Magnesiummangel kann auf leichten Böden vorkommen, die meisten nordostdeutschen Grünlandstandorte sind mit Mg aber ausreichend versorgt. Niedermoorböden neigen zu Kaliummangel, während Phosphormangel auf mineralischen Böden häufig vorkommt. Mit Grünlanderträgen von 80 dt TM/ha werden zirka 24 kg P/ ha, 160 bis 190 kg K/ ha, 20 kg Mg/ha und 20 kg S/ha entzogen, die ergänzt werden müssen, wenn nicht zulasten der Bodenvorräte gewirtschaftet werden soll. Die Grunddüngung auf dem Grünland wird aber häufig als Einsparpotenzial gesehen, weil eine vernachlässigte Grunddüngung anders als eine unterlassene Stickstoffdüngung nicht sofort ertragswirksam ist.

Der Grünlandbestand ohne jegliche Düngung

Auf einem Alluvialstandort (Al- Standort) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt und auf einem Verwitterungsstandort (V-Standort) im Südharz wurden daher 1997 beziehungsweise 1998 Versuche zur Grünlanddüngung angelegt, auf dem Al-Standort auf wiesenschwingelbetontem Ansaatgrünland und auf dem V-Standort auf einer Wiesenfuchsschwanzwiese. Beide Standorte wurden mit einer mittleren Intensität (Drei- bis Vierschnittnutzung) bewirtschaftet. Die Düngung nach Entzug erfolgte nach dem gleitenden Mittel der Erträge der Vorjahre und einem Standardentzug von 3 g P/ kg TM und 20 g K/kg TM, aus denen sich die langjährigen Mittel der jährlichen Düngergaben in der Tabelle 1 ergeben.

In den Versuchen zur Grünlanddüngung mit Stickstoff lagen auf dem Alluvial- und dem Verwitterungsstandort die mit einer reduzierten Düngung von 75 bis 80 kg N/ha zum ersten Aufwuchs erreichten Trockenmasseerträge bei 71 bis 79 %, im Vergleich zu den Erträgen bei standorttypischen Stickstoffdüngergaben (siehe Tabelle 2).

Ohne Stickstoffdüngung hängen die Ertragseinbußen auf mineralischen Standorten vom Kleeanteil ab. Wird neben der Stickstoffdüngung auch die Phosphor- und Kaliumdüngung unterlassen, tragen Kleearten kaum noch zur Ertragsstabilisierung bei. Auf Niedermoor kann mit einer hohen Stickstoffnachlieferung von mindestens 80 kg N/ha und Jahr kalkuliert werden. Auf mineralischem Grünland sind das abhängig vom Humusgehalt der Böden jährlich 10 bis 30 kg N/ha.

In den Versuchen, in denen die Phosphor- beziehungsweise Kaliumdüngung, wie in der Tabelle 1 dargestellt, variiert wurde, führte eine unterlassene Phosphor- oder Kaliumdüngung zu einer Abnahme der Phosphor- beziehungsweise Kaliumbodengehalte. In abgeschwächter Form trifft das auch für eine unter dem Entzug liegende Phosphor- und Kaliumdüngung zu. In den Phosphordüngungsversuchen war eine Aufdüngung der Böden durch Düngezuschläge von 50 % über dem Entzug von 3 g P/ kg TS auf beiden mineralischen Standorten in den 25 Versuchsjahren nicht möglich. Ein Absinken in niedrige Phosphorversorgungsstufen sollte daher auf jeden Fall vermieden werden.

Durch Kaliumdüngungszuschläge von 30 % über den Entzug von 20 g K/kg TS erfolgte dagegen in beiden Versuchsorten eine Zunahme der Kaliumbodengehalte. Eine Phosphor- und Kaliumdüngung nach Entzug sowie Düngezuschläge verhinderten ein Absinken der Phosphor- und Kaliumbodengehalte in niedrigere Versorgungstufen. In den Versuchen schwankten die jährlichen Messwerte der Phosphor- und Kaliumbodengehalte in allen gedüngten Prüfgliedern zwischen den einzelnen Versuchsjahren stark, teilweise über die Gehaltsklassengrenzen.

Für die Bemessung der Phosphor- und Kaliumdüngergaben sollten daher neben den Bodengehalten die Mineralstoffgehalte in den Aufwüchsen hinzugezogen werden, die in den Betrieben zur Verfügung stehen, die in ihrem Gras beziehungsweise in ihren Grassilagen die Phosphor- und Kaliumgehalte von einem Labor untersuchen lassen.

Aus den langjährigen Untersuchungen der Mineralstoffgehalte in den Phosphor- und Kaliumdüngungsversuchen ließen sich für mineralische Standorte die in der Tabelle 3 dargestellten Phosphor- und Kaliumgehalte für den ersten Aufwuchs und für die Folgeaufwüchse abgrenzen, die bei einer Drei- bis Vierschnittnutzung für eine optimale Versorgung, für Phosphor- beziehungsweise Kaliummangel oder für eine Überversorgung sprechen.

Ertragswirksamer Phosphormangel lag in allen Aufwüchsen standortabhängig bei Phosphorgehalten unterhalb von 1,9 g P/ kg TM beziehungsweise von 2,7 g P/ kg TM und ertragswirksamer Kaliummangel bei Kaliumgehalten unterhalb von 13 g K/kg TM beziehungsweise von 15 g K/ kg TM vor. Phosphorgehalte oberhalb von 3,6 bis 4,1 g P/ kg TM und Kaliumgehalte oberhalb von 29 bis 31 g K/kg TM zeigen in grasbetonten Grünlandbeständen eine Überversorgung mit Phosphor und Kalium an.

Die Trockenmasseerträge zeigten in den 25-jährigen Phosphor- und Kaliumdüngungsversuchen zwischen den Düngungsstufen bisher lediglich in Einzeljahren Ertragsunterschiede. Düngezuschläge mit Phosphor und Kalium führten also nicht zu Mehrerträgen, sondern zu Luxuskonsum der Pflanzen bei Phosphor und besonders bei Kalium.

Die Düngung kann zeitweise ohne Ertragseinbußen bei Phosphor auf Düngegaben von 1,5 g P/ kg TM und bei Kalium auf 1,7 g K/ kg TM reduziert werden. Eine unterlassene Phosphor- und Kaliumdüngung führt dagegen kurzfristig oder erst nach einem längeren Zeitraum, abhängig vom Nachlieferungsvermögen der Böden, zu Mindererträgen (siehe Abbildung 1). In den Phosphordüngungsversuchen war das auf dem V-Standort ab dem zweiten Fünfjahreszeitraum und auf dem Al-Standort erst im fünften Fünfjahreszeitraum des Versuchs der Fall.

In den Kaliumdüngungsversuchen wurden ohne Kaliumdüngung auf beiden mineralischen Grünlandstandorten bereits ab dem zweiten Fünfjahreszeitraum signifikant niedrigere Erträge gemessen, verglichen mit einer am Entzug von 3 g P/ kg TM und 20 g K/ kg TM orientierten Düngung (siehe Abbildung 2). Die Phosphor- und Kaliumgehalte sanken in den Grasaufwüchsen dann auf die in der Tabelle 3 zusammengestellten Gehaltswerte, die ertragswirksamen Phosphor- und Kaliummangel anzeigen.

Für die Bemessung der Phosphor- und Kaliumdüngegaben sollten neben den Bodenanalysen die Ergebnisse von Gras- und Silageuntersuchungen stärker genutzt werden. Werden bei Drei- bis Vierschnittnutzung in den Silagen Gehalte von 2,2 bis 4,0 g P/kg TM und 21 bis 33 g K/kg TM gemessen, ist eine optimale Phosphor- und Kaliumversorgung gegeben.

Die Kaliumdüngung beeinflusst neben den Erträgen und der Zusammensetzung der Pflanzenbestände das Kationen-Anionen-Verhältnis im Grobfutter. Die Kationen-Anionen-Bilanz (Dietary Cation Anion Balance, DCAB) berechnet sich aus den Gehalten der Kationen Kalium und Natrium sowie der Anionen Schwefel und Chlorid in der Trockenmasse. Sie ist für die Fütterung von Milchkühen für die gesamte Laktation bedeutsam. Die DCAB mit den DCAB-relevanten Mengenelementen in g/kg TM wurde nach folgender Formel kalkuliert:

DCAB meq/kg TM = (43,5 * Na + 25,6 * K) – (28,5 * Cl + 62,3 * S)

Mit einer Gabe von 100 kg K/ha werden aber mit 60er Kali auch 95 kg Cl/ha zugeführt. Zur Klärung des Einflusses der Höhe der Kaliumdüngung wurden in den bereits beschriebenen Kaliumdüngungsversuchen, in denen die Kaliumdüngung mit K60 zum ersten Aufwuchs erfolgt, seit 2016 die DCAB-relevanten Mineralstoffgehalte im ersten Aufwuchs und in den Folgeaufwüchsen untersucht. Es zeigte sich, dass die DCAB in den Folgeaufwüchsen in der Regel niedriger ist als im ersten Aufwuchs. Auf dem V-Standort stieg die DCAB mit einer am Entzug oder über dem Entzug liegenden Kaliumdüngung an und bestätigt, dass niedrige Kaliumgehalte im Gras durch eine unterlassene oder suboptimale Kaliumversorgung zu niedrigen DCAB führen. Auf dem Al-Standort fiel die DCAB dagegen mit steigenden Kaliumdüngegaben, verursacht durch die hohen Chloridgehalte in den Grasaufwüchsen der gedüngten Versuchsvarianten.

Pflanzenbauliche Maßnahmen wie die Kaliumdüngung sind in erster Linie auf die Schaffung leistungsstarker Futterpflanzenbestände ausgerichtet, dennoch sollten die Auswirkungen von Kaliumdüngemaßnahmen auf die DCAB-relevanten Mineralstoffgehalte im Gras und in Grassilagen bekannt sein.

Fazit

Ohne N-Düngung sinken die Grünlanderträge in Abhängigkeit vom Kleeanteil im Pflanzenbestand. Wird neben der N-Düngung auch die Phosphor- und Kaliumdüngung unterlassen, ist mit niedrigen bis fehlenden Kleeanteilen zu rechnen, und der Klee trägt nicht mehr zur Ertragsstabilisierung bei. Eine am Entzug von 3 g P/kg TS und 20 g K/kg TS orientierte Phosphor- und Kaliumdüngung ist bei einer Drei- bis Vierschnittnutzung für die Ausschöpfung des standorttypischen Ertragspotenzials und für den Erhalt von futterbaulich wertvollen Grünlandbeständen ausreichend, und sie verhindert ein Absinken in eine niedrige Bodengehaltsklasse. Phosphor- und Kaliumdüngezuschläge sind nicht ertragswirksam und führen zu Luxuskonsum der Gräser von Kalium und in abgeschwächter Form auch Phosphor. Die Phosphordüngung kann zeitweise auf einen Entzug von 1,5 g P/ kg TM und die K-Düngung auf einen Entzug von 17 g K/kg TM ohne Ertragseinbußen reduziert werden. Die DCAB steigt in Abhängigkeit von den Kaliumgehalten im Aufwuchs. Die Verwendung von chloridhaltigen Kalidüngern kann standortabhängig trotz hoher Kaliumgehalte in den Aufwüchsen aufgrund gleichfalls hoher Chloridgehalte diesen Effekt aufheben oder zu einer Absenkung der DCAB bis in negative Bereiche führen.

„InnoRind“ – Innovationen für mehr Tierwohl

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Das Verbundvorhaben „Innovationsnetzwerk Rind – zukunftsfähige Rinderhaltung in Deutschland unter Berücksichtigung von Tierwohl, Umweltwirkungen und gesellschaftlicher Akzeptanz“ (Inno­Rind) will innovative Ansätze für eine zukunftsfähige Rinderhaltung in Deutschland entwickeln. In der vorigen Ausgabe wurde das bundesweite Projekt vorgestellt, hier wird seine Umsetzung im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp beschrieben.

InnoRind ist ein deutschlandweites Verbundprojekt, das 2021 gestartet ist. Es soll einen Beitrag dazu leisten, das Tierwohl in der deutschen Rinderhaltung zu verbessern und negative Umweltwirkungen zu reduzieren, parallel die arbeitswirtschaftliche Situation der landwirtschaftlichen Betriebe und die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger und Verbraucherinnen und Verbraucher einbeziehen. Die Lösungsansätze, die sich ergeben, sollen auch die Wirtschaftlichkeit der Betriebe berücksichtigen. Die beteiligten Versuchsbetriebe haben sich entsprechend ihren Gegebenheiten den unterschiedlichen Themengebieten zugeordnet und werden im Projekt eng vernetzt zusammenarbeiten. In jedem Teilprojekt werden spezifische Modifikationen untersucht, sodass die Ergebnisse am Ende der Projektzeit in die Beratung und Praxis landwirtschaftlicher Betriebe integriert werden können.

Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.

Was passiert in Futterkamp?

Im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp (LVZ) hat zum September eine neue Projektkraft für das Projekt InnoRind die Arbeit aufgenommen, welche sich um die interne Projektplanung, -durchführung und -auswertung kümmert. Futterkamp beschäftigt sich innerhalb des Gesamtprojektes mit Fragestellungen im Bereich der Kälber und Milchkühe. Für die Entwicklung von Verbesserungspotenzialen in der Rinderhaltung hat das LVZ in der ersten Förderphase Maßnahmen festgelegt, die explizit an den laufenden Betrieb und die vorherrschenden Gegebenheiten angepasst sind. In der aktuell laufenden zweiten Förderphase werden sämtliche Arbeiten für die Umgestaltung der Haltungsbedingungen vorangebracht, um im Anschluss mit der Forschungsarbeit beginnen zu können.

Für die Erprobung neuer Haltungsbedingungen sollen in Futterkamp sowohl kleine bauliche Änderungen im Bereich der Kälberhaltung vorgenommen werden als auch eine größere bauliche Veränderung im Abkalbebereich.

Frühe Gruppenhaltung der Kälber

Im Einzelnen wird im Bereich der Kälberhaltung zur Verbesserung des Tierwohls und zur Erhöhung der gesellschaftlichen Akzeptanz eine Haltung der Kälber in Gruppen von bis zu acht Tieren ab dem zweiten Lebenstag untersucht. Für die Beurteilung dieser Haltungsform werden Leistungen, Gesundheitsdaten und Stressparameter sowie das Verhalten während der Haltung und zum Zeitpunkt des Umstallens mit 14 Tagen in die weitere Gruppenhaltung erhoben. Eine Kontrollgruppe verbleibt in Einzelhaltung und wird auf dieselben Parameter getestet.

Einzel- oder Gruppenhaltung: Das Projekt InnoRind untersucht unter anderem die Einflüsse der frühen Gruppenhaltung auf die Entwicklung und das Sozialverhalten der Kälber.

Des Weiteren wird untersucht, inwiefern es Unterschiede zwischen den Kälbern gibt, die in einem Separee geboren wurden, zu denen, die in den herkömmlichen Abkalbeboxen geboren wurden. Vorangegangene Studien belegen, dass frühe Sozialisierungen einige Vorteile mit sich bringen. Dazu gehören eine Verbesserung des späteren Sozialverhaltens, mehr Spielverhalten, eine bessere Akzeptanz und einfachere Umstellung auf feste Nahrung durch den Nachahmungseffekt sowie weniger Stress beim Abtränken (Bolt, 2017; Bucková, 2019; Jensen, 2015). Etwaiges gegenseitiges Besaugen, negative gesundheitliche Effekte und ökonomische Aspekte haben sich in den Studien bei einem guten Management nicht ergeben.

Die Kälber werden nach der Biestmilchphase bereits in der frühen Gruppenhaltung über einen Tränkeautomaten ad libitum mit Vollmilch versorgt. Innerhalb der ersten Lebenswoche bekommen sie zusätzlich festes Futter angeboten. Dasselbe bekommen die Kälber in den Einzeliglus. Sie erhalten die Milch allerdings weiterhin über einen Nuckeleimer. In der weiteren Gruppenhaltung haben die Kälber fortlaufend bis zum 77. Lebenstag Zugang zum Tränkeautomaten und bekommen parallel eine TMR zur freien Verfügung.

Optimierte Aufzucht von Mastkälbern

Die männlichen Kälber werden nicht wie üblich nach 14 Tagen an den Mäster verkauft, sondern verbleiben über die gesamte Tränkephase am LVZ. Sie werden zufällig der Einzel- oder Gruppenhaltung zugeordnet. Anschließend werden auch sie in die weitere Gruppenhaltung umgestallt und aufgezogen. Zu dieser Untersuchung der optimierten Aufzucht hat sich das Lehr- und Versuchszentrum entschieden, da die Bullen bei dem jeweiligen Mäster innerhalb der ersten Wochen häufig Probleme mit behandlungsrelevanten Erkrankungen haben.

Dieser Versuch soll abbilden, ob die Aufzucht, die Haltung und ein optimales Management in der gesamten Tränkephase auf dem Geburtsbetrieb eine positive Auswirkung auf die Entwicklung der Bullen auf dem späteren Mastbetrieb haben und ob man die Häufigkeit von Erkrankungen signifikant reduzieren kann. Für die Erhebung der Leistungsdaten werden die Bullenkälber kontinuierlich über die gesamte Tränkephase und auch auf dem Mastbetrieb gewogen. Zusätzlich werden von ihnen Gesundheitsdaten erhoben.

Optimierter Abkalbebereich mit Separee

Wie es dem natürlichen Verhalten der Kühe entspricht, wird innerhalb dieses Teilprojektes untersucht, ob die Abkalbung in einem Separee eine Auswirkung auf den Kalbeverlauf und das Verhalten der Kühe und Kälber hat. Ziel ist es, mit den gewonnenen Erkenntnissen das natürliche Verhalten von Kühen positiv zu unterstützen und so das Tierwohl zu verbessern. In Futterkamp wird dazu im Bereich der Abkalbeboxen eine Umbaumaßnahme geplant. Die aktuellen Boxen sollen vergrößert und dementsprechend nach vorn gezogen werden. Die jeweiligen Boxen werden so gestaltet, dass die Kühe vorn im Bereich des Futtertisches einen Rückzugsbereich (Separee) für die Kalbung bekommen.

Insgesamt sollen zwei Boxen mit einem Separee ausgestattet werden, sodass sowohl eine Gruppe Kühe à vier Tiere als auch eine Gruppe Färsen à vier Tiere in einer Box mit Separee abkalben kann. Entsprechend wird die gleiche Anzahl an Tieren in zwei weiteren Boxen ohne Separee abkalben. Zur Identifizierung und Einordnung der Tiere werden diese mithilfe eines Kamerasystems beobachtet und der Kalbeverlauf aufgezeichnet sowie anschließend ausgewertet. Mit in die Untersuchungen fließen ebenfalls Informationen zur Gesundheit und Leistung der Kühe ein, unter anderem in der Folgelaktation, zur Tieraktivität und zu Indikatoren, die auf Stress hinweisen. Hierfür ist unter anderem eine Herzfrequenzmessung bei den Kühen in Planung.

Klimaführung und Hitzestress

Hitzestress hat bekanntermaßen negative Auswirkungen auf die Milchleistung und das Wohlergehen der Kühe. Aus diesem Grund werden auch im Bereich Klimaführung Untersuchungen am Lehr- und Versuchszentrum in oben genannten Bereichen laufen. Es wird beispielsweise im Abkalbebereich eine neue Belüftungsanlage installiert. Messtechnik zur Klimabeurteilung ist bereits vorhanden und soll intensiv genutzt und ausgewertet werden.

Maßnahmen im Hintergrund

Um quantifizieren zu können, wie praxistauglich die Versuche mit inbegriffenen nötigen Umbaumaßnahmen sind, wird zu Beginn der Versuche ein Status quo erhoben. In die ökonomische Bewertung fallen neben den Kosten die Erlöse und die Rentabilität der veränderten Haltungsbedingungen inklusive möglicher Auswirkungen auf Leistung, Arbeitsbedarf und Futterwirtschaft.

Fazit

Das Projekt InnoRind zur Verbesserung des Tierwohls ist in Futterkamp gestartet. Das LVZ beschäftigt sich innerhalb des Projektes mit Fragestellungen im Bereich der Abkalbungen und Kälberhaltung. Es soll zum einen untersucht werden, inwiefern sich eine Kalbung mit Separee positiv auf das Tierwohl auswirkt. Dafür werden Umbaumaßnahmen im Abkalbebereich anfallen. Zum anderen soll eine frühe Gruppenhaltung von Kälbern einige Vorteile zum Beispiel in der Sozialisierung und der Futteraufnahme mit sich bringen. Diese Haltungsform wird in Futterkamp ebenfalls detailliert untersucht. Innerhalb des Projektes geht es darum, Lösungsansätze für eine bessere Akzeptanz der Rinderhaltung in der Gesellschaft und eine Erhöhung des Tierwohls zu schaffen. Parallel sollen diese Untersuchungen ökonomisch wertvoll für die Praxis bleiben.

Die GAP-Reform bringt Veränderungen mit sich

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Die GAP-Reform bringt Veränderungen, auf die sich die Betriebe einstellen müssen. Anfangs stehen politisch gewünschte neue Regeln den Interessen der Landwirte gegenüber. Nach einem Prozess des Aushandelns der neuen Regeln beginnt die Phase der Umsetzung und Veränderung. Das Team der Prozessberaterinnen und -berater der Landwirtschaftskammer unterstützt die Veränderungsprozesse.

In der Prozessberatung stehen nicht die fachlichen Komponenten alleine im Fokus, vielmehr wird die Aufmerksamkeit auch darauf gelenkt, was die Veränderung mit den Menschen macht und wie diese für sich den Veränderungsprozess gut gestalten können. Jede Veränderung hat ihre eigene Dynamik und wird von den Betroffenen unterschiedlich empfunden. Jeder Mensch nimmt seine eigene Kompetenz, wie mit der Veränderung umzugehen ist, unterschiedlich wahr.

Veränderungen durchlaufen immer sieben Phasen (siehe Abbildung). Es gilt, neben den fachlichen Aspekten diese Phasen im Blick zu haben. Jeder Mensch ist unterschiedlich und empfindet unterschiedliche Hürden bei der Umsetzung zum Beispiel der neuen GAP-Regeln. Hier kann die Prozessberatung der Landwirtschaftskammer helfen, diese Hürden gut zu meistern. Ein Blick auf die einzelnen Phasen:

Phase 1: Die Ankündigung von neuen Regeln führt innerlich zu einem Schock.

Gewohnheiten, sich wiederholende Abläufe bedeuten Sicherheit. Diese empfindet der Mensch prinzipiell als gut. Was passiert also in der Schockphase? Ist diese verbunden mit einem Eingriff von außen (zum Beispiel durch neue, politisch gewollte gesellschaftliche Regelungen) in die eigene Tätigkeit und Verantwortung – zum Beispiel für eine gute Betriebsführung, die Sicherung des Einkommens und die Einhaltung von guten fachlichen Standards –, kann das als Übergriff empfunden werden. Bei dem einen führt dies zu Wut, bei dem anderen zu Trauer. Auch damit gilt es umzugehen. Generell wird die Phase so wahrgenommen, dass die eigene Kompetenz „herabfällt“.

Phase 2 ist gekennzeichnet von Ablehnung.

„So, wie die sich das vorstellen, das geht doch gar nicht!“, wäre eine Beschreibung für diese Phase. Auch hier spielen unbewusst Sicherheit und Gewohnheit eine Rolle. Man kann aber davon ausgehen, dass sich die anderen sehr wohl überlegt haben, warum Veränderungen wichtig und notwendig seien. Wenn ich still oder laut die Veränderung ablehne, gewinne ich Sicherheit und fühle mich kompetenter. Der Ungewissheit, ob ich unter den neuen Umständen den Betrieb auch zukünftig erfolgreich führen kann, wird etwas entgegengesetzt, nämlich Ablehnung („Das mache ich nicht.“). Gerade wenn auf dem Betrieb ein großer Druck herrscht, können Veränderungen zu einem Gefühl von Unsicherheit führen und als Reaktion zu Ablehnung. Man sollte sich an dieser Stelle über Folgendes bewusst werden:

Jeder soll für sich erkennen, dass erste Ablehnung normal und wichtig ist.
• Aber man erinnert sich auch, dass man im Leben schon so manche Schwierigkeit gemeistert hat, allein oder mit Hilfe anderer. Auch Veränderungen sind normal.
• Eine Verfestigung der Ablehnung kann zu Starrheit oder Sturheit führen. Es gibt wohl keinen Unternehmer, der dadurch erfolgreich war.
• Lebenslanges Lernen als Schlagwort bedeutet nicht nur, sich neue fachliche Erkenntnisse anzueignen, sondern auch die Persönlichkeit im Rahmen seines eigenen Lernprogramms weiterzuentwickeln. Auch dabei kann die Prozessberatung helfen.

Phase 3: Dann kommt die rationale Einsicht.

Schließlich ist man an dem Punkt, an dem eine Veränderung im Raum steht, zum Beispiel die Winterbegrünung, die bisher abgelehnt wird, in der aber auch eine rationale Einsicht entsteht, dass das ja auch sinnvoll sein könnte.

In dieser Phase sinkt die wahrgenommene eigene Kompetenz wieder, und das wird auch spürbar. „Wie soll ich das schaffen?“, wird eine innere, zweifelnde Stimme fragen. Jetzt streiten sich vielleicht drei innere Stimmen darum, wie es weitergehen soll. Die ablehnende Stimme sagt: „Ich mache weiter wie bisher!“ Die zweifelnde Stimme hält dagegen: „Das geht nicht gut, du kommst in Teufels Küche!“ Und die rationale Stimme sagt: „Die neue Regel ist doch ganz gut, da kannst du doch auch mitmachen.“ Wer setzt sich durch? Im Verlauf dieses innerlichen Aushandlungsprozesses sinkt die gefühlte Kompetenz, es zu schaffen, womöglich weiter.

Phase 4: Der entscheidende Punkt ist emotionale Akzeptanz.

Jetzt kommt man im Rahmen des Veränderungsprozesses zum entscheidenden Punkt: Kann man die Veränderung für sich emotional akzeptieren? Die Betonung liegt hier auf emotional. Fachlich-rational ist sie oft schon akzeptiert. Denn welche innere Stimme gewinnt, bestimmen unser Verhalten und unsere Entscheidungen in Bezug auf die notwendigen Veränderungen. Akzeptiere ich sie und fange an zu lernen, was notwendig ist, oder lehne ich sie ab? Je nachdem, wie man sich entscheidet, wird der Betrieb in fünf Jahren dastehen.

An dieser Stelle gilt es, Mut zu machen, die Veränderungen, die sich nicht vermeiden lassen, anzugehen. Dabei kann man sich folgende zwei Leitsätze bewusst vor Augen führen:

• Ein neues System, eine neue Regel (wenn sie dann gilt), hat immer Vorrang vor dem alten System, der alten Regel.
• Ein Gesamtsystem, eine Regel für alle, hat immer Vorrang vor der Einzelperson, der Regel des Einzelnen.

Betroffenen, die sich in Veränderungsprozessen befinden, wird geraten, sich nach der Trauer- oder Wutphase früh zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Warum? Weil es die Phase des Lernens verlängert, weil es innere Klarheit bringt (die inneren Stimmen werden still). Mit Herausforderungen abzuschließen, macht das Leben ruhiger.

Im Übergang von der emotionalen Akzeptanz zur Lernphase kann Beratung sehr hilfreich sein. Hat man sich entschlossen, die notwendige Veränderung anzunehmen, gibt es viele Fragen. Lernen heißt, Neues auszuprobieren und zu reflektieren: Was war gut, was nicht? Auch Fehler zu machen und daraus zu lernen gehört zum Veränderungsprozess.

Phase 5: Lernen und die Belohnung für die Mühe

Manchmal muss der Mensch über seinen eigenen Schatten springen und neue Dinge angehen. In der Lernphase gelingen die Dinge, wenn man sie richtig macht, und somit wird die eigene wahrgenommene Kompetenz wieder steigen. Zwei Winter mit Winterbegrünung, und es klappt. Was gibt es Besseres, was motiviert mehr, als das zu spüren? Das ist die Belohnung.

Es ist also auch wichtig, sich an dieser Stelle die beiden gangbaren Wege bewusst zu machen: Geht man den Weg der Ablehnung und stellt sich nicht auf Neues ein, kommt man aus dem inneren Kampf der Stimmen nicht heraus. Auch erlebt man das Gefühl gesteigerter Kompetenz nicht. Das fördert nicht unbedingt das eigene Selbstvertrauen.

Geht man dagegen den Weg und sagt Ja zur Veränderung, nimmt Kraft und Energie dafür auf, wird sich aller Voraussicht nach Erfolg einstellen. Wenn man es geschafft hat, wird ein Hochgefühl aufkommen und damit ein Preis, der auf lange Sicht sehr viel höher zu bewerten ist als die kurzfristige Sicherheit für ein bis zwei Jahre.

Phasen 6 und 7 bestimmen über den Erfolg.

Es kommen noch zwei Phasen, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Einmal die Phase der Erkenntnis (Phase 6). In dieser sind die veränderte Situation und die gute Handhabung zu spüren, man gewöhnt sich an neue Abläufe. Man gewinnt die Erkenntnis, mehr erreichen zu können als man sich je zugetraut hätte. Das Selbstvertrauen steigt, aber auch die Resilienz gegenüber Nackenschlägen (abrupten, plötzlichen Veränderungen).

Dem folgt die Phase der Integration (Phase 7), in der die neuen Abläufe und Verhaltensweisen zur Normalität und Gewohnheit geworden sind. Hier sind die eigene Kompetenz und damit auch der gefühlte Selbstwert höher als vor der Veränderung. Es stellt sich neue Sicherheit ein.

Unternehmer fordern vielfach mehr Wertschätzung und Respekt. Man könnte vielleicht behaupten, mit der erfolgreichen Bewältigung von Veränderungsprozessen gewähren Unternehmer sich selbst mehr eigene Wertschätzung und Respekt. Außenstehende sollten sich aber vor Augen führen, welch ungemeiner Kraftanstrengung solche Prozesse bedürfen. Gewohnheiten und Sicherheit aufzugeben ist schwer. Diese Leistung gilt es von außenstehender Seite entsprechend zu würdigen.