Der Hamburger Hirschpark ist einer der ältesten Landschaftsgärten der Stadt und nicht nur durch seine eindrucksvollen Baumbestände, das alte reetgedeckte Witthüs und das Hirschgehege bekannt, sondern auch durch seinen hübschen Aussichtspunkt auf das geschäftige Treiben auf der Elbe. Letzteres gilt gleichermaßen für die nicht weit entfernten Parkanlagen von Baurs Park und Sven-Simon-Park, die ebenfalls mit eindrucksvoller Elbaussicht am steilen Geesthang der Elbe im Westen Hamburgs gelegen sind.
Die malerische, ursprünglich vierreihig angelegte Lindenallee, die auch heute noch eindrucksvoll den Hirschpark mit prägt, stammt bereits aus der Zeit um 1620, als auf der Fläche ein Landgut mit Park angelegt wurde. Sie existierte also bereits, als der Hamburger Kaufmann und Reeder Johann Cesar IV. Godeffroy im Jahr 1786 per Auktion den Landsitz erwarb und den zugehörigen Park im englischen Landschaftsstil entwickelte.
Die damals Godeffroy’s Park benannte Anlage wurde im Laufe der Zeit vielfach umgestaltet und ergänzt. Der Enkel Johann Cesar VI. Godeffroy pflanzte beispielsweise Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Rhododendren aus England. Diese fanden am kargen Elbhang geeignete Bodenverhältnisse und gediehen prächtig. Sie prägen noch heute vor allem zur Blütezeit im Mai/Juni manche Parkbereiche. Den Auftrag zum Bau des Landhauses erteilte Godeffroy dem königlich dänischen Baumeister Christian Frederik Hansen. Das klassizistische Landhaus steht noch heute im Park und beherbergt seit 1972 eine Ballettschule.
1924 wurden Haus und Parkanlagen von der Gemeinde Blankenese erworben und ab 1927 machte die dann zuständige Stadt Altona sie zu dem bis heute öffentlich frei zugänglichen Hirschpark. Seit der Eingemeindung Altonas nach Hamburg im Jahre 1938 gehört der 24,5 ha große Park zum Stadtteil Nienstedten im Bezirk Altona der Stadt Hamburg und ist ein eingetragenes Gartendenkmal.
Bereits Johann Cesar IV. Godeffroy begann mit Aufforstungen der kargen, baumfreien Heidelandschaft am Elbhang westlich von Hamburg. Diese wurden von den Nachfolgern fortgesetzt. Den Waldbereich, der etwa 11 ha des Parks bedeckt, prägen heute zu 56 % Rotbuchen, 14 % Ahorne und 18 % Eichen. Bei den Aufforstungen spielte die Jagdleidenschaft der Godeffroys sicher eine Rolle, die auch zur frühzeitigen Anlage eines Wild- und Hirschgeheges führte. 1860 wurde das Hirschgatter angelegt, in dem heute noch Damhirsche umherlaufen; zu manchen Zeiten gab es auch Rentiere, Pfauen und Wasservögel in dem Gehege. Zwei Schaugärten im französischen Stil aus der Zeit um 1850 sind heute als sogenannter Französischer Garten vereinfacht bepflanzt und können seit dem Jahre 2012 wieder mit einem zentralen Brunnen aufwarten.
Der Baumbestand aus alten Eichen, Eiben, Rotbuchen, Hainbuchen und Rosskastanien wurde aber frühzeitig und auch heute noch durch manche exotische Arten ergänzt wie Japanische Schirmtanne, Urweltmammutbaum, Magnolien, Tulpenbaum, Roteiche und Ginkgos. Besonders imposant ist der alte Bergahorn von 1750, der seit 2020 als Nationalerbe-Baum ausgezeichnet ist und damit zu den 100 eindrucksvollsten und bedeutendsten Bäumen Deutschlands gehört. Er weist mit seinen 275 Jahren einen Stammumfang von 5,5 m auf. Für eine kleine Rast empfiehlt sich das reetgedeckte ehemalige Kavaliershaus, das heutige Witthüs, mit seinem gepflegten ehemaligen Bauerngarten im Eingangsbereich. Es diente dem Schriftsteller und bekannten Orgelbauer Hans Henny Jahnn von 1950 bis zu seinem Tod im Jahre 1959 als Wohnsitz.
Besonderes Highlight eines Hirschpark-Besuches ist natürlich auch der Blick auf die Elbe. Der etwas versteckt am Geesthang liegende Aussichtspunkt bietet einen grandiosen Ausblick auf die träge dahin fließende Lebensader der Stadt Hamburg, aufs Mühlenberger Loch und bei gutem Wetter bis zu den Harburger Bergen. Das seit dem Jahr 2020 am Mühlenberger Jollenhafen in Nienstedten postierte auffällige rot-weiße Oberfeuer ist mit seiner Bauwerkshöhe von 62 m der vierthöchste Leuchtturm Deutschlands.
In der Landschaftsachse der Elbe von der Hamburger Innenstadt in Richtung Westen folgen am Elbhang nach dem Jenischpark, dem Römischen Garten und dem dargestellten Hirschpark weiter westlich Baurs Park und der Sven-Simon-Park, die ebenfalls am Steilufer der Elbe gelegen sind.
Baurs Park
Anfang des 19. Jahrhunderts kaufte der Altonaer Kaufmann und Reeder Georg Friedrich Baur sich von insgesamt elf Vorbesitzern am Elbhang in Blankenese etwa 15 ha Land zusammen und entwickelt es zu einem Landschaftspark. Hierzu beauftragte er den Architekten und Landschaftsgärtner Joseph Rammée. Der romantische Landschaftspark im englischen Stil mit seinen Serpentinenwegen, Aussichtspunkten und Blickachsen umfasste auch diverse Parkarchitekturen wie Tempel, Brücken, Waldhütten, Ruinen, einen Monopteros, einen chinesischen Pagodenturm und eine Grotte. Von all dem Gartenreichtum, der auf alten Gemälden und Ansichten zu bewundern ist, ist nichts geblieben außer dem Kanonenberg, der auch heute noch einen herrlichen Aussichtspunkt am Elbhang bietet. Dem Reeder Baur diente diese Anhöhe dazu, seine eigenen die Elbe befahrenden Schiffe mit Böllerschüssen zu grüßen. 1829 bis 1836 ließ Baur ein Landhaus im klassizistischen Stil erbauen, das 1923 in den Besitz des Reeders Leonhard Rudolf Müller überging, der das Gebäude nach seiner Tochter Katharinenhof benannte. Das seit 1940 unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde zeitweilig als Ortsamt Blankenese genutzt, gelangte in Privatbesitz und gehört heute der Baurs Park GbR, die das Gebäude renovieren und zu einem neuen Kulturort in Blankenese entwickeln möchten. Neben einer eindrucksvollen Hängebuche flankieren auch zwei Säuleneiben und eine Esskastanie den Katharinenhof.
Nach dem Tod Baurs im Jahr 1865 führten die Angehörigen die Besitzungen als Fideikommiss weiter. 1921 verkaufte Baurs Familie den Park, nachdem bereits einzelne Parzellen mit Villen bebaut worden waren. 1939 wurde die Stadt Hamburg Eigentümer von Baurs Park, der heute durch den alten Baumbestand, geschwungene Wege und eine große Hundelaufwiese sowie die Elbeaussichtspunkte geprägt ist. Steile Treppen führen auch hier hinab zur Elbe, wo an der Kastanienallee des Elbuferweges ein historisches gusseisernes Geländer auf die früheren Ausmaße von Baurs Park hinweist, der sich einstmals bis an die Elbe erstreckte.
Sven-Simon-Park
Ein noch weiter westlich gelegener Landschaftspark am Elbsteilufer mit Mischwald und Teichen aus den 1950er Jahren ist der Sven-Simon-Park. Er war als Privatpark bis 1982 im Besitz des Verlegers Axel Cäsar Springer, der ihn in Erinnerung an seinen Sohn Axel Springer junior als Sven-Simon-Park der Stadt Hamburg schenkte. Sven Simon war das Pseudonym des Sohnes von Axel Cäsar Springer. Der international bekannte Fotograf und Journalist beging 1980 Suizid. Der Park und auch eine Tafel im Sven-Simon-Park erinnern an Axel Springer junior. Ein weiterer schöner Aussichtspunkt auf die Elbe befindet sich am Landhaus Michaelsen, einer weißen Klinkervilla von 1923-25. Das Gebäude wurde für Hermann und Ite Michaelsen errichtet und gilt als Hauptwerk des Neuen Bauens in Hamburg. Es beherbergt heute das Puppenmuseum Falkenstein mit mehr als 500 Puppen, historischen Puppenstuben und Kunstausstellungen.