Die Anforderungen an den landwirtschaftlichen Sektor hinsichtlich einer umweltverträglichen Wirtschaftsweise steigen erheblich. Durch damit einhergehende gesetzliche Vorgaben rückt eine streifenförmige und emissionsarme Gülleausbringtechnik immer mehr in den Fokus. Im Hinblick auf diese Thematik veranstaltete die Landwirtschaftskammer, unterstützt durch den Verein für Rinderspezialberatung (VRS) Dithmarschen, Ende Mai einen Feldtag auf den Grünlandflächen von Ernst-Hermann Reitz in Süderdorf, Kreis Dithmarschen. Dort wurden zehn neuere oder wenig bekannte Techniken zur Gülleausbringung im praktischen Betrieb gezeigt, die eine Verbesserung bestehender Verfahren darstellen oder insbesondere auch für eine Nachrüstung bestehender Güllewagen geeignet sind.
Hintergrund ist die Vorgabe der Düngeverordnung (DÜV 2020), wonach flüssige organische und flüssige organisch-mineralische Düngemittel, einschließlich flüssiger Wirtschaftsdünger, mit wesentlichem Gehalt an verfügbarem Stickstoff oder Ammoniumstickstoff auf Grünland, Dauergrünland oder mehrschnittigem Feldfutterbau seit dem 1. Februar dieses Jahres nur noch streifenförmig auf den Boden aufgebracht oder direkt in den Boden eingebracht werden dürfen.
Zudem rückt die Nährstoffeffizienz, vor allem in den Roten Gebieten mit reduzierter N-Düngung, immer mehr in den Vordergrund. Die Stickstoffausnutzung von flüssigen organischen Düngemitteln ist maßgeblich abhängig von den vorherrschenden Temperaturen, der Sonneneinstrahlung, der Bodenfeuchte und der Windgeschwindigkeit am Tag der Ausbringung. Daneben ist die Stickstoffausnutzung insbesondere von der Gülle selbst und der Ausbringungstechnik abhängig. Die Breitverteilung auf Grünland ist, abgesehen von wenigen Ausnahmen (siehe unten), seit dem 1. Februar 2025 verboten.
Was bei Nachrüstung der Technik bedenken?
Für die Nachrüstung ist zu bedenken, wie aufwendig der Anbau ist, ob die Tragfähigkeit des Wagens für das Mehrgewicht ausreicht, ob bei Leerfahrten hinreichender Druck auf dem Zugmaul bleibt und ob die Straßenverkehrszulassung hinsichtlich des Gesamtgewichts eingehalten wird. Auch der Leistungsbedarf kann stark ansteigen, da es in engen, langen Schlauchführungen mit Staubereichen bei dickflüssigen und langfaserigen Güllen leicht zu Verstopfungen kommen kann. Dann kann ein Cutter Abhilfe schaffen, der Ölleistungsbedarf dafür ist jedoch erheblich.
Ergänzend zur Ausbringung wurden auf dem Feldtag Ad-hoc-Gasmessungen durchgeführt, um das Ammoniak-Reduktionspotenzial einzelner Ausbringtechniken miteinander vergleichen zu können.
Streifenweise Ausbringung – Effizienz erhöhen
Die streifenförmige Ausbringung auf oder Einbringung in den Boden trägt gegenüber einer Breitverteilung durch die Reduktion von Ammoniakemissionen zu einer Verbesserung der N-Effizienz organischer Düngemittel bei. Gegenüber der Breitverteilung sind außerdem verbesserte Querverteilung der organischen Düngemittel und geringere Futterverschmutzung (je nach Wetterbedingung) zu erwarten.
Eine Ausnahme von der streifenförmigen Ausbringung auf oder Einbringung in den Boden auf Grünland, Dauergrünland oder mehrschnittigem Feldfutterbau kann seit dem 1. Februar 2025 beantragt werden für Wirtschaftsdünger mit weniger als 2 % TS (zum Beispiel Jauche), Feldblöcke unter 1 ha und Streuobstflächen mit Grünlandnutzung.
Zudem ist eine hohe N-Ausnutzung anzustreben, da die N-Mindestwirksamkeit im Jahr des Aufbringens für die Düngung ab 1. Februar 2025 auf Grünland für Rindergülle und Gärrest von 50 auf 60 % des Gesamtstickstoffgehaltes und für Schweinegülle von 60 auf 70 % angehoben wurde.
Die Umstellung der Wirtschaftsdüngerausbringung auf verlustmindernde Technik kann zu Einsparungen im Bereich der mineralischen N-Düngemittel führen beziehungsweise die im Rahmen der Düngebedarfsermittlung vorgegebene N-Mindestwirksamkeit überhaupt erst erreichen.
Welche Rolle spielt die Futterverschmutzung?
Auf dem Erntegut verbleibende Güllereste könnten bei Tieren erhebliche gesundheitliche Folgen durch Clostridien und coliforme Keime haben, auch der Silierprozess könne gestört werden, erläuterte Lars Seebrandt vom VRS Dithmarschen die Fütterungsseite im Rahmen des Feldtages. Tendenziell ist eine Futterverschmutzung durch den Einsatz von Schlitztechnik vollständig und mittels Schleppschuh nur teilweise vermeidbar sowie durch Schleppschlaucheinsatz bei hohen Beständen und anschließender Trockenheit nur wenig vermeidbar. Auch die Fließfähigkeit des jeweiligen Wirtschaftsdüngers spielt eine erhebliche Rolle für die Futterverschmutzung und N-Ausnutzung.
Foto: Peter Lausen
Verteilverfahren im Überblick:
Einfacher Eigenbau mit Schleppschlauch
Eine sehr preisgünstige Variante ist der Eigenbau einer Schmiede, den Siem Voß aus Dörpling vorstellte. Dazu werden drei Güllerohre (150 mm) zu 2 m Länge (Seiten hydraulisch einklappbar) mit Auslaufstutzen und Schläuchen (60 mm Weite) versehen. Dadurch wird ein sehr geringes zusätzliches Gewicht von 400 kg erforderlich, das Verteilbild zeigt jedoch uneinheitliche Streifenablage. Nachtropfen wird nicht verhindert. Durch einen hier eingebauten zweiten Schieber kann auch eine geringe Menge bei angemessener Fahrgeschwindigkeit ausgebracht werden. Voß wendet den Verteiler nur auf seinen moorigen (geringes Gewicht) und kleinen Flächen (wendig) an.
Tobroco mit Ablaufrinne
Die Ausbringung erfolgt hier über Elemente von 3 m Breite (werden hydraulisch aufgestellt) und Ablaufrinnen, die durch einen justierbaren Querverteiler je Element angestrahlt werden. Die Ablage der in der Mitte geöffneten Rinne ähnelt der eines Schleppschlauches, ist aber schmaler. Die Güllemenge je Streifen ist wegen des relativ engen Reihenabstands von 16 cm deutlich geringer. Hans Heinrich Holst aus Pahlen hat das Gerät sehr günstig gebraucht gekauft. Der holländische Verteiler wird heute nicht mehr hergestellt.
Schleppfix mit Kufen
Hauke Bornholdt hat den schweizerischen Trichterverteiler mit 9 m Arbeitsbreite zusammen mit Dirk Sievers, beide Tellingstedt, angeschafft, da er mit 680 kg relativ leicht ist und wegen der großen Durchgänge keinen Cutter benötigt. Die Gülle wird durch den Verteilerkegel auf die sternförmig abgehenden Rinnen verteilt, diese münden in federbelasteten Trichtern, die eine Kufe wie Schleppschuhe haben. Durch die Aufteilung der Trichter auf zwei Ausläufe ist auch hier ein geringer Streifenabstand von 15 cm möglich. Zäh fließendes Material wird auf den Ablaufrinnen weitergeschoben.
BHE Agrotec, Rohrverteiler
Diese Technik ist in Schleswig-Holstein wenig verbreitet. Der Rohrverteiler mit 12 m Arbeitsbreite war erst kurz vor der Vorführung bei Marten Boljen in Albersdorf eingetroffen. Durch großvolumige Schläuche wird die Gülle Rohrabschnitten von jeweils 1 m zugeführt und durch eine Schnecke zu den Ausläufen in den Rohren geschoben. Verstopfungen werden durch regelmäßigen kurzen Rückwärtslauf verhindert. Der Verfahrensansatz strebt durch möglichst große Auslaufbreite geringere Futterverschmutzungen an. In Schleswig-Holstein sind nur Streifenbreiten von 10 cm erlaubt, die maximal 30 % der Fläche bedecken. Wegen des regnerischen Wetters vor, während und nach der Ausbringung blieb auch in dem Teil mit hohem Grasbestand bei kaum einem Verfahren Gülle am Gras haften.
Mastec-Fallschlauch
Der Schleppschlauchverteiler wurde von Heiko Mohrdieck aus Wrist vorgestellt. Der Anbau des nur 530 kg schweren, 9,2 m breiten Verteilers kann schnell und einfach über die Montage am Mannloch erfolgen. Das Gestänge klappt hinter dem Fass zusammen. Die Schläuche werden hier, anders als bei Schleppschläuchen üblich, nicht über den Grund geschleppt, sondern dicht über dem Bestand geführt. Durch die spezielle Fallschlauchform wird ein schmaler, konzentrierter Strahl geformt, der auch bei hohem Gras ein gutes Eindringen in den Bestand zeigte.
Wienhoff-Schleppschuh
Der Wienhoff-Schleppschuh von Torben Timm aus Haale hat nur einen kleinen Haken als Kufe und ist wesentlich steiler gestellt. Damit wird höheres Gras eher gekämmt und weniger nach unten gedrückt als bei anderen Schleppschuhen, was zu weniger Futterverschmutzung führt. Die Ausläufe könnten schmaler gestaltet sein.
Vogelsang-Schleppschuh
Der Schleppschuh von Vogelsang wurde optimiert. Es wurde ein schmales Band abgelegt, was ein gutes Bild brachte. Das Fahrzeug von Klaus-Heinrich Peters aus Osterrade war interessant im Hinblick auf die Gülleausbringung auf Moor. Durch zwei Achsen nebeneinander auf ganzer Breite unter dem Güllefass, ein kleineres Fassvolumen von 11 m³, eine eher geringe Arbeitsbreite von 10,5 m und damit ein leichtes Gestänge (950 kg) und geringes Gesamtgewicht konnte der Bodendruck deutlich reduziert werden. Mit erhöhter Pumpenleistung ist so ein zügiges Fahren und besseres Durchkommen auf Moorböden gegeben.
Sloostsmid-Schlitze
Das Schlitzgerät von Mathis Block aus Osterrade arbeitet anders als andere einscheibige Schlitzen nicht mit schräg gestellten Scheiben. Durch die Scheiben wird hier nur der Grasbestand eingeschnitten. Erst das nachfolgende Schaar öffnet den Boden, aber vergleichsweise wenig. Die Elemente sind einzeln gefedert im Abstand von 22 cm aufgehängt und folgen damit gut Bodenunebenheiten und Kurven. Das Gerät ist relativ leichtzügig im Vergleich zu anderen Schlitzgeräten, wiegt bei 6 m Breite 1,4 t und kommt auch mit stärker ausgetriebenem Gras gut zurecht.
Separierte Gülle
Ernst-Hermann Reitz arbeitet mit einer fest eingebauten Separieranlage, auch um die Ausbringung zu verbessern. Nach der Applikation mit Schleppschuh war die separierte Gülle kaum noch erkennbar. Die auf der einen Hälfte des Gestänges angebrachten Duploverteiler haben den Streifenabstand und Güllestrom halbiert, wodurch ein noch besseres und schnelleres Vordringen der Gülle an die Wurzel und Ausnutzen des Güllestickstoffs erreicht wird.
Vogelsang-Gülleansäuerung
Das Verfahren der Gülleansäuerung bietet insbesondere für die emissionsarme Gülleausbringung in stehenden Beständen sowie auf Grünland großes Potenzial. Zurzeit wird dieses Potenzial der Technik auf mehreren Betrieben zusammen mit zwei Lohnunternehmen in Schleswig-Holstein im Rahmen des Modell- und Demonstrationsvorhabens „Säure+“ unter Praxisbedingungen getestet.
Durch die Ansäuerung wird der pH-Wert abgesenkt. Hierdurch ändert sich in der Gülle das Verhältnis von Ammoniak zu Ammonium zugunsten des Ammoniums. Es steht also mehr Stickstoff für die Pflanzenernährung zur Verfügung, während die gasförmigen Stickstoffverluste (Ammoniak) gemindert werden. Durch die Ansäuerung mit Schwefelsäure (H2SO4) ist eine zusätzliche Überfahrt mit schwefelhaltigen Düngemitteln, zum Beispiel SSA, nicht mehr erforderlich. Je Liter H2SO4 können 0,6 kg S angerechnet werden. Die erforderliche Säuremenge schwankt dabei je nach Wirtschaftsdüngerart (Rinder-/Schweinegülle oder Gärrest). Im Rahmen des Modell- und Demonstrationsvorhabens wird die Säuremenge für Rinder- und Schweinegülle auf 3 l/m³ und für Gärrest auf 5 l/ m3 beschränkt und dabei ein Ziel-pH-Wert von 6,4 angestrebt. Gründe hierfür sind zum einen die Kosten (die ersten Liter H2SO4 haben den größten Nutzen) und auch die Eingrenzung der ausgebrachten Schwefelmenge.
Inwiefern die Ansäuerung Erträge und Qualitäten des Ernteguts beeinflusst, wird im Rahmen des Modell- und Demonstrationsvorhabens erfasst. Erste Ergebnisse zeigen eine Tendenz, dass die Ansäuerung positiven Einfluss auf Ertrag und Qualität nehmen kann. Des Weiteren wird geprüft, inwiefern die Ansäuerung auch wirtschaftlich lohnenswert ist. Weitere Informationen zum Projekt sind hier zu finden: https://saeureplus.de/
Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 2821ABS420.
Ergebnis der Verlustmessungen
Mit einem bestimmten zeitlichen Abstand zur Applikation wurden alle Verfahren im Hinblick auf die jeweiligen gasförmigen N-Verluste von der DöhlerAgrar Unternehmensberatung gemessen. Dabei ist festzustellen, dass die N-Verluste in etwa in der Reihenfolge der vorgestellten Verfahren abnahmen. Damit bestätigte sich die Feststellung aus Versuchen, dass die N-Effizienz in dem Maße zunimmt, wie es gelingt, den Wirtschaftsdünger unter das Blätterdach auf oder besser noch in dem Boden zu platzieren. Obwohl es an dem Tag ideale Bedingungen für eine Gülleausbringung (nass und kalt) gab, konnte durch die Ansäuerung noch eine deutliche Verringerung gasförmiger N-Verluste erreicht werden.
Bei Interesse kann die PDF-Broschüre zur Vorführung, die weitere Details enthält, gern zugeschickt werden (Kontakt: plausen@lksh.de).
Fazit
Insgesamt konnten zehn unterschiedliche Ausbringtechniken zur streifenweisen Gülleausbringung auf Grünland präsentiert werden. Die Ad-hoc-Gasmessungen verdeutlichten hierbei, dass bodennahe oder injizierende Ausbringverfahren sowie die Ansäuerung die N-Effizienz steigern, indem Emissionen gemindert werden.
Neben den Vorteilen der bodennahen Gülleausbringung wurden auch technische Herausforderungen bei einer Nachrüstung des Güllewagens sowie Auswirkungen der einzelnen Ausbringtechniken auf die Futterverschmutzung gezeigt beziehungsweise diskutiert.