Gerade Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten, mit schwankenden Preisen und einem Zinsanstieg im Darlehensbereich, erfordern eine stabile Planung und Finanzierung in landwirtschaftlichen Unternehmen. Einer der Schlüssel hierzu liegt im Einsatz von Eigenkapital und Eigenleistungen. Der folgende Artikel beschreibt, was es zu beachten gilt.
Eigenkapital und Eigenleistungen reduzieren den Fremdkapitaleinsatz, was in der Regel zu günstigeren Konditionen und geringerer Kapitalbelastung führt. Zudem können Reserven für Unvorhergesehenes gebildet werden und so zur Stabilität des Betriebes beitragen.
Der Umgang mit volatilen Märkten ist für Landwirte eine bekannte Herausforderung und kann als Teil des Handwerks betrachtet werden. Allerdings werden die Preis- und Einkommensschwankungen deutlich verstärkt durch einen zu erwartenden Anstieg von Extremwetterlagen aufgrund des Klimawandels sowie durch Auswirkungen der Corona-Pandemie und durch Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. In einem solchen Umfeld eine angemessene Eigenkapitalausstattung zu bilden, ist schwierig und wurde oftmals nicht umgesetzt. In der Praxis zeigt die Erfahrung, dass diejenigen, die Eigenkapital gebildet und eingesetzt haben, stabiler durch Krisen kommen.
Investitionen gezielt planen
Bei einem niedrigen Zinsniveau, wie es in den vergangenen Jahren vorherrschend war, hatte fehlendes Eigenkapital kaum merkliche Auswirkungen auf die Ausgestaltung eines Kredits, da der maßgebliche Teil des Kapitaldienstes aus Tilgung bestand. Das ändert sich jetzt. Mit den steigenden Zinsen wird der Zinsanteil des Kapitaldienstes deutlich höher, und somit sind Vollfinanzierungen im Vergleich zur Niedrigzinsphase deutlich teurer. Mit einer angemessenen Ausstattung an Eigenkapital haben Landwirte ein Instrument an der Hand, aktiv auf die Finanzierungsstruktur und Konditionen ihrer Kredite einzuwirken und damit auch ihren Betrieb langfristig stabil aufzustellen. 
Investitionen sollten rechtzeitig geplant und vorbereitet werden. Die entsprechenden Planzahlen aus den Liquiditäts- und Rentabilitätsplänen erleichtern die Entscheidungen der Betriebsleitung, ob und wann Investitionen umgesetzt werden sollen. Die Entscheidung über eine Kreditvergabe kann seitens der Bank meist schneller erfolgen, wenn mögliche Entwicklungen des Betriebs nachvollziehbar dargestellt werden. Bei größeren Investitionen wird diese Planung sogar vorausgesetzt.
Eigenleistung eindeutig beziffern
Eine transparente Kommunikation sorgt nicht nur dafür, dass die Bank ein Projekt besser einschätzen kann. Sämtliche Kosten eines Investments anzugeben, hat oftmals auch direkten Einfluss auf die Ermittlung der Darlehenszinssätze. In der Praxis erlebt man häufig, dass nur die konkret benötigten Darlehensmittel angefragt werden. Eigenleistung ist für Landwirte oft selbstverständlich und wird entsprechend nicht erwähnt. Die Bank erkennt die Eigenleistung an, weil sie die Kosten eines Projekts verringern kann.
Die Auswirkungen, die die Eigenleistung von Landwirten haben kann, lassen sich leicht anhand des Beispiels eines Hallenbaus erkennen: Der Landwirt reicht das Angebot zum Neubau bei der Bank zur Finanzierung ein. Mögliche Abrissarbeiten für eine alte Halle oder die vorbereitenden Erdarbeiten beziffert er nicht, weil sie in Eigenregie erfolgen. Die Bank betrachtet aber das Gesamtprojekt und bewertet, was der Bau der Halle kosten würde, wenn die Gesamtleistung durch eine externe Firma erbracht wird. Die Eigenleistung wird bei Betrachtung des gesamten Projekts also als Einsatz von Eigenkapital angesehen.
Darlehenszinssatz beeinflussen
Darlehenszinssätze werden aus den wirtschaftlichen Verhältnissen (Bonität) und den Kreditsicherheiten ermittelt. Die Bonität wird über ein Rating errechnet, für das der Jahresabschluss und die Kontoführung der vorigen zwölf Monate die maßgeblichen Faktoren darstellen. Je besser die ermittelte Bonitätsnote, desto geringer ist die Ausfallwahrscheinlichkeit des Kunden aus Sicht der Bank. Dies führt zu einem günstigeren Zinssatz.
Für die Bestimmung der Kreditsicherheiten ist entscheidend, was die Bank gemäß ihren Vorgaben ansetzen darf. Die sogenannte Werthaltigkeit der Sicherheiten gibt an, welcher Erlös im Falle eines Verkaufs, auch in der mittel- oder langfristigen Zukunft, erzielt werden kann. Je höher der Anteil der werthaltigen Besicherung des Darlehens, desto positiver wirkt sich das auf den Kreditzins aus.
Aus der Kombination der Besicherung und der Bonitätsnote wird bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank nach klaren Vorgaben die Preisklasse ermittelt, aus der sich der individuelle Zinssatz für Kreditnehmer ergibt. Die Spannweite der Preisklassen umfasst die Preisklasse A (beste Kondition) bis Preisklasse I (siehe Tabelle).
Eine Beispielrechnung dazu:
Welchen Einfluss der Einsatz von Eigenkapital hat, wird hier anhand der Anschaffung eines neuen Traktors verdeutlicht.
Folgende Annahmen werden getroffen:
• Betrieb mit Bonitätsklasse 3 gemäß Landwirtschaftlicher Rentenbank
• Anschaffungskosten Traktor (netto): 150.000 €
• Sicherheitenansatz: 60 % des Netto-Anschaffungspreises = 90.000 €
• Traktor als einzige Sicherheit für den Kredit
• zehn Jahre Kreditlaufzeit mit entsprechender Zinsbindung
ohne den Einsatz von Eigenkapital:
Darlehensbetrag: 150.000 €
Sicherheiten: 90.000 €
es ergibt sich Besicherungsklasse 2 (Sicherheitenquote 40-70 %)
und damit Preisklasse D
Zinssatz: 5,3 %*
Zinskosten: 43.722,75 €*
mit Einsatz von 25.000 € Eigenkapital:
Darlehensbetrag: 125.000 €
Sicherheiten: 90.000 €
es ergibt sich Besicherungsklasse 1 (Sicherheitenquote > 70 %)
und damit Preisklasse B
Zinssatz: 4,5 %*
Zinskosten: 30.933,76 €*
* Stand 20. März 2023
Die Höhe der Sicherheit ist wertmäßig in beiden Beispielen gleich, aber im Verhältnis Darlehenssumme zur Besicherung steigt beim Einsatz des Eigenkapitals die Sicherheitenquote. Das Risiko für die Bank sinkt entsprechend durch den geringeren Fremdkapitalanteil, und entsprechend besser fällt die Besicherungsklasse aus.
Im Beispiel ergibt sich daraus ein Zinsvorteil von 0,8 Prozentpunkten oder ganz konkret eine Reduzierung der Zinskosten für die gesamte Kreditlaufzeit um insgesamt 12.788,99 €.
Das Vorhalten und der Einsatz von Eigenkapital sorgen aus Sicht der landwirtschaftlichen Betriebe für günstigere Konditionen bei der Finanzierung. Durch die Verringerung der Zinskosten werden unnötige Mehrausgaben vermieden. So lässt sich Kapital bilden, das an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden kann, um beispielsweise auf Unvorhergesehenes zu reagieren. Mit einem entsprechenden Vorgehen tragen Landwirte zur Stabilisierung ihrer Betriebe bei. Vor diesem Hintergrund ist es absolut sinnvoll, eine angemessene Eigenkapitalausstattung zu bilden.
Eigenkapital bilden und separat verwahren
Es ist empfehlenswert, für die Bildung von Eigenkapital eigene Konten einzurichten und auf das Verwahren auf dem laufenden Betriebskonto zu verzichten. So wird das Risiko verringert, dass Geld, welches eigentlich für den Aufbau einer Eigenkapitalausstattung vorgesehen ist, im laufenden Betrieb eingesetzt wird. Die allgemeine Zinssteigerung hat anlegerfreundliche Auswirkungen, sodass auch auf Tagesgeldkonten wieder Guthabenzinsen ausgezahlt werden.
Der regelmäßige Austausch mit dem Bankberater hilft, die richtige Anlagestrategie für die Eigenkapitalausstattung zu finden.
Fazit
Der Einsatz von Eigenkapital sorgt für günstigere Konditionen bei der Kreditvergabe. Eine transparente Kommunikation zur Gestaltung von Finanzierungsprojekten kann eine Eigenleistung aufzeigen, die dem Einsatz von Eigenkapital gleichwertig ist und damit auch zu günstigeren Finanzierungskonditionen führen kann. Die Vermeidung unnötiger Zinskosten durch das Einbringen von Eigenkapital in eine Finanzierung trägt zur Stabilisierung des landwirtschaftlichen Betriebs bei.