Start Blog Seite 200

Harmonie von Mensch, Tier und Technik

0

Melken kann doch nicht so schwer sein, mag sich der Laie denken. Beim Bundeswettbewerb Melken, der im zweijährigen Turnus an unterschiedlichen Standorten durchgeführt wird, werden drei Disziplinen bewertet. Wie jede andere Fertigkeit oder jedes andere Handwerk ist es eben nicht so einfach wie vermutet. Drei Auszubildende aus dem Norden verstehen eine Menge davon. Sie haben sich beim Landesentscheid im Lehr- und Versuchszentrum in Futterkamp (LVZ) dafür qualifiziert.

Diese drei Disziplinen gilt es beim Vorentscheid und dem Bundeswettbewerb zu bewältigen:

die praktische Melkarbeit in Anwendung unterschiedlicher Melksysteme

einen Test auf Eutergesundheit (Milchzelltest)

die theoretische Abfrage von Fachkenntnissen zur Milchproduktion

Ziel der Veranstaltung ist es, die überbetriebliche Ausbildung auf dem Gebiet des Melkens sowie die Verbraucherakzeptanz für die Qualitätsmilcherzeugung und das Image der Landwirtschaft zu fördern. Im Vordergrund stehen dabei Hygiene und Tierwohl beim Melken.

Für die besten Schleswig-Holsteiner geht es vom 23. bis 27. April in die Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle in Rheinland-Pfalz. Die vorderen drei Plätze belegen nach dem Wettbewerb in Futterkamp: Lena Wolter aus Sehlendorf, Sven Schramm aus Wanderup und Lia-Rieke Peters aus Nahe.

Wettbewerb zum 37. Mal

Um dem Melken als wesentlichem Arbeitsprozess mehr Bedeutung vor allem bei den Nachwuchskräften beizumessen, wurde bereits 1951 der DLG-Bundeswettbewerb Melken ins Leben gerufen und besteht nun schon seit über 60 Jahren im zweijährigen Turnus. Die Veranstaltung wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

Jeweils sechs Kühe mussten pro Teilnehmer im Doppel-12er Side-by-Side gemolken werden.

Praktisch bedeutet gutes Melken: Es muss das Zusammenspiel zwischen Mensch, Tier und Technik stimmen. Schon mit dem ersten ruhigen Kontakt zur Kuh, bei dem der aufgelegte Handrücken dem Tier signalisiert „Hallo, es geht los“, fängt es an. In der Ruhe liege generell beim Umgang mit Milchvieh die Kraft, so Futterkamps Herdenmanager Sönke Huuck, langjähriges Mitglied in der DLG-Fachkommission Bundeswettbewerb Melken. So sei etwa Herumbrüllen im Melkstand ein Unding. Schmerzen und Stress gelte es selbstverständlich zu vermeiden, dann fließe die Milch auch.

Dank der Vorbereitung durch die Mitarbeiter des LVZ haben die Kühe alles wunderbar verkraftet, so die Bilanz nach zwei Tagen Wettbewerb mit fremden Menschen im Melkstand.

Milch bringt 40 Prozent des ​Umsatzes

Die Abschlussfeier eröffnete LVZ-Leiter Claus-Peter Boyens. Er ging auf die Bedeutung und die Herausforderungen ein, vor denen die Milchviehhaltung aktuell steht. Auf der einen Seite seien da die zunehmenden gesetzlichen Vorgaben, Stichwort Endo-SH, sowie die gesellschaftlich berechtigten Forderungen im Bereich des Tierwohls. Auf der anderen Seite müsse die Milchviehhaltung aber auch arbeitswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich attraktiv bleiben, um jungen Menschen wie den Teilnehmern eine Perspektive zu bieten. Hier nannte er als Stichwort die massiven Schwankungen des Milchpreises.

Sönke Huuck erklärt die Regeln des Wettbewerbs.
Probemelken im Doppel-12er Side-by-Side. Beim eigentlichen Wettkampf sind keine Zuschauer und Fotos zugelassen.

Rund 40 % des Gesamtumsatzes des schleswig-holsteinischen landwirtschaftlichen Produktionswertes seien allein auf die Milchviehhaltung zurückzuführen, hob Boyens hervor. Die Landwirtschaft im Allgemeinen und die Milchviehhaltung im Speziellen seien somit der Motor für viele Arbeitsplätze im vor- oder nachgelagerten Bereich und damit ein wesentlicher Eckpfeiler für Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums. „Sie werden zukünftig – in welcher Funktion auch immer – ein Teil dieses Motors sein“, sprach er die Wettbewerbsteilnehmer an. „Ich würde mich daher freuen, wenn Sie jede Chance nutzen, den Menschen vor Ort Landwirtschaft und insbesondere die Tierhaltung näherzubringen und zu erklären. Es lohnt sich! Denn Tierhaltung ist nach wie vor etwas zum Erleben, zum Anfassen und zum Begreifen.“

Darum, Öffentlichkeitsarbeiter für die Betriebe zu sein, bat auch Alfred Stender, der bei der kleinen Feierstunde die Urkunden und Preise übergab. Der Landwirt und Vorsitzende des Vereins Ehemaliger und Förderer Futterkamp bemerkte: „Ihr stellt uns Landwirte mit einem hohen Wissen dar. Das ist wichtig, weil wir zu oft zu Unrecht in die Kritik geraten.“

Ein Wermutstropfen beim gelungenen Landesentscheid war, dass die Betriebe heute aufgrund der Arbeitsverdichtung größere Schwierigkeiten haben, ihre Auszubildenden mehrere Tage zu entbehren, und so sanken in der Vergangenheit die Teilnehmerzahlen. Eine Frage der Zukunft wird sicherlich auch sein, wie man im Wettbewerb mit dem Thema automatische Melksysteme umgeht.

Ein Drittel der Arbeitszeit fürs Melken

Siegerin Lena Wolter freut sich über die Urkunde und ein vom Verein Ehemaliger und Förderer Futterkamp gefülltes Spar„schwein“, hier überreicht von Alfred Stender.

Zwischen den Betrieben sind, so weiß es die Auswertung von Hannah Lehrke, Referentin für Rinderhaltung bei der Landwirtschaftskammer, deutliche Unterschiede zu finden. Die 25 % ökonomisch stärker optimierten Betriebe halten aktuell im Durchschnitt mehr Tiere (+57,1 Tiere), melken mehr Milch (+625 kg ECM) und erreichen mit 17.546 kg ECM eine deutlich höhere Leistung pro Hektar Hauptfutterfläche (+2.779 kg). Dabei wird der Unterschied, der sich bereits aus der Milchleistung der Betriebe ergibt, über die Jahre größer.

Das Melken spielt dabei, trotz hoch entwickelter Technik, mit einem Zeitaufwand von mehr als 30 % eine besondere Rolle in der Milcherzeugung. Der wesentliche Faktor für eine schnelle, hygienische und effiziente Melkarbeit ist, neben Technik und Arbeitsorganisation, der Mensch.

Ähnlich bewertet das die DLG als Ausrichter des Traditionswettbewerbes. „Die Melkroutine beeinflusst wesentlich die Tiergesundheit, die Milchqualität und letztlich die Wirtschaftlichkeit.“ Weiter heißt es: „Eine ausgereifte Melkroutine beinhaltet optimales Zeitmanagement und einen ruhigen Umgang mit den Tieren. Melkarbeit und übriges Stallmanagement sind eng verzahnt: Eine gut ausgeführte Boxenpflege hält die Euter sauber, bringt weniger Reinigungsaufwand mit sich und trägt wesentlich zur Melkhygiene bei. So wird ein großer Beitrag zum Wohlbefinden von Mensch und Tier geleistet.“

Fazit

Von der Organisation über die Kühe bis zu den Rahmenbedingungen hat alles gepasst. Der Wettbewerb in Futterkamp zum Bundesentscheid konnte reibungslos stattfinden. Das ist dem Team um Herdenmanager Sönke Huuck zu verdanken, das in den vergangenen Wochen viel Zeit in den Ablauf investiert hat. Mit Lena Wolter, Sven Schramm und Lia-Rieke Peters vertreten drei sympathische und engagierte junge Menschen das Land zwischen den Meeren beim Bundesentscheid. Die Veranstaltung in wenigen Tagen wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

Krankheiten in Wintergerste und Winterroggen

0

Die trockenen Aussaatbedingungen im Herbst sowie der milde Winter resultierten zum Frühjahrsbeginn in größtenteils gut entwickelten Beständen. Die Wintergerste präsentiert sich ­teilweise besonders üppig. Die dichten Bestände und fehlende Vegetationsruhe haben auch die Überwinterung von Pilzkrankheiten gefördert. Rostkrankheiten haben dabei die größte Bedeutung. Der Artikel beschreibt mögliche Bekämpfungsstrategien.

In der Wintergerste hatte Zwergrost in den vergangenen Jahren den höchsten Anteil am Krankheitsgeschehen. Bei frühzeitigem und stärkerem Auftreten sind in anfälligen Sorten sehr hohe Ertragsverluste möglich. Sporen können mit dem Wind weite Strecken zurücklegen. Strahlungsreiche Witterung und milde Temperaturen (von 15 bis 22 °C) sowie hohe Luftfeuchtigkeit, gepaart mit einzelnen Niederschlagsereignissen, sind für Infektion und Entwicklung förderlich. Allerdings kann Zwergrost auch unter kühlen Bedingungen (ab zirka 5 °C) wachsen und daher bereits zum Schossbeginn stärker auftreten.

Ähnliche Bedeutung und Voraussetzungen hat Braunrost im Winterroggen, wobei dieser im Unterschied zum Zwergrost einen höheren Temperaturanspruch hat (über 16 °C). Aus diesem Grund ist Braunrost im Roggen selten vor dem Fahnenblattstadium zu beobachten.

Rhynchosporium und Mehltau bei Feuchtigkeit

In beiden Getreidekulturen – Gerste und Roggen – treten Rhynchosporium-Blattflecken auf. Die Verbreitung im Bestand erfolgt über Regentropfen, weshalb stärkere Niederschläge und eine kühlfeuchte Witterung für die Pilzentwicklung förderlich sind. Die eher langsame Entwicklung kann mit dem schnellen Wachstum von Gerste und Roggen in der Schossphase aber oft kaum Schritt halten, weshalb auf den oberen Blattetagen stärkerer Befall selten auftritt, nur bei anfälligen Sorten.

Auch Echter Mehltau tritt, in spezialisierten Subtypen, sowohl in der Wintergerste als auch im Winterroggen auf. Milde und strahlungsarme Witterung sowie ein feuchtes Mikroklima sind für eine Entwicklung im Bestand günstig. In den vergangenen Jahren blieb der Befall auf überschaubarem Niveau. Auch werden mögliche Ertragsverluste häufig zu hoch eingeschätzt.

Ramularia-Gefahr schwer zu bestimmen

Insbesondere in den südöstlichen Landesteilen hat die Ramularia-Sprenkelkrankheit in der Wintergerste einen hohen Stellenwert erlangt. Vielfältige Infektionswege und viele ungeklärte Aspekte in der Epidemiologie erschweren die Einschätzung der Krankheitsgefahr. Für die Infektion der ertragsrelevanten Blattetagen F-1 und Fahnenblatt scheinen hauptsächlich windverbreitete Konidio­sporen verantwortlich zu sein, welche für eine erfolgreiche Infektion stärkere Niederschläge und längere Blattnässedauern benötigen. Krankheitssymptome treten nach erfolgreicher Infektion und Wachstum in der Pflanze erst bei starker Sonneneinstrahlung häufig ab Mitte der Milchreife auf.

Aktuell kaum Bedeutung in der Wintergerste hat die Netzfleckenkrankheit. Sowohl die aktuellen Anbau- und Witterungsbedingungen als auch das derzeitige Sortenspektrum scheinen eine höhere Relevanz zu verhindern.

In der Wintergerste sind zum Frühjahrbeginn häufig Netzflecken, Rhynchosporium, Zwergrost oder wie hier der Echte Mehltau zu beobachten. Die Bedeutung dieses Ausgangsbefalls ist für den Krankheitsverlauf ab der Schossphase gering. Hier sind die Witterung im April und Mai sowie die Sortenanfälligkeit entscheidend.

Sortenunterschiede in der Wintergerste

Hohe Toleranzunterschiede treten innerhalb der aktuell angebauten Sorten vor allem in der Wintergerste auf. Echter Mehltau, Rhynchosporium-Blattflecken oder die Netzfleckenkrankheit kommen derzeit oft überhaupt nur in sehr anfälligen Sorten vor. Auch gegenüber dem Zwergrost ist die Spanne der Befallsstärke zwischen den Sorten groß. Die angebaute Sorte determiniert in der Gerste damit häufig die notwendige Fungizidintensität. Lediglich bei der Ramularia-Sprenkelkrankheit sind die Sortenunterschiede bisher noch nicht eindeutig.

Große Resistenzprobleme in der Gerste

Die Ursache für Resistenzen gegenüber Fungiziden ist hauptsächlich in deren Anwendungshäufigkeit zu finden. Verschiedene resistente Mutationen der Netzfleckenkrankheit in der Wintergerste haben sich weiterverbreitet. Von den Carboxamid-Fungiziden sowie den Wirkstoffen Azoxystrobin und Fluoxastrobin aus der Gruppe der Strobilurine ist nur noch eine geringe Wirkung im Feld zu erwarten. Auch die Resistenzentwicklung gegenüber dem Azol-Fungizid Prothioconazol hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Allein mit dem Wirkstoff Pyraclostrobin aus der Fungizidgruppe der Strobilurine können derzeit Netzflecken noch gut kontrolliert werden.

Eine ähnlich schwierige Situation liegt gegenüber der Ramularia-Sprenkelkrankheit vor. Bei den Carboxamiden besteht ein hohes Resistenzniveau. Ein geringer Wirkungsbeitrag ist festzustellen. Die Wirksamkeit des Azol-Fungizides Prothioconazol hat ebenfalls deutlich abgenommen. Ein jährlicher Wechsel in der Abschlussbehandlung mit dem Azol-Fungizid Mefentrifluconazol ist daher sehr wichtig. Eine hinreichende Wirksamkeit der Azol-Fungizide wird jedoch nur in Kombination mit dem wenig resistenzgefährdeten Kontaktfungizid Folpan 500 SC erreicht.

Höchstens zwei Behandlungen notwendig

Langjährige Intensitätsversuche der Landwirtschaftskammer zeigen, dass in Wintergerste und Winterroggen zum Schutz der Blattmasse derzeit maximal zwei Fungizidbehandlungen nötig sind. In gesunden Sorten ist in der Schossphase sogar häufiger eine Behandlung verzichtbar.

Mit der Entfaltung der Blattetage F-2 (Übergang ES 31-32) wird ein Krankheitsbefall für die Ertragsbildung relevant. In der Wintergerste ist ab diesem Zeitpunkt also besonders auf den Zwergrost zu achten. Treten in anfälligen Sorten erste Sporenlager auf, sind Behandlungen mit tebuconazol- oder prothioconazolhaltigen Fungiziden ratsam. Sowohl in der Wintergerste als auch im Winterroggen sollten Symptome der Rhynchosporium-Blattflecken beachtet werden. Ein erster Befall kann zunächst toleriert werden. Kommt es jedoch bei bestehendem Befall zu anhaltend stärkeren Niederschlägen, sollte die Applikation eines prothioconazolhaltigen Präparates erfolgen.

Echter Mehltau ist in beiden Kulturen leicht zu kontrollieren. Außerdem hat geringer bis mittlerer Befall keine Auswirkungen auf den Ertrag. Bei stärkeren Symptomen sind Behandlungen der Produkte Pronto Plus oder Input Classic sinnvoll. In allen bisher genannten Fungizidempfehlungen sind 50 % der zulässigen Aufwandmengen ausreichend.

Konzentration auf die Abschlussbehandlung

Ab dem Fahnenblattstadium beginnt die empfindliche Phase der Ertragssicherung. Neben dem Zwergrost und den Rhynchosporium-Blattflecken werden in der Gerste dann auch die Ramularia-Sprenkelkrankheit und die Netzfleckenkrankheit relevant. Aufgrund möglicher Ertragsverluste und der schwierigen Abschätzung der Krankheitsgefahr ist eine protektive Absicherung der Ramularia-Sprenkelkrankheit ratsam.

Die Produkte Ascra Xpro (1,0 bis 1,2 l/ha), Elatus Era (0,8 bis 1,0 l/ ha) oder Revytrex (1,0 bis 1,2 l/ha) kontrollieren sowohl Zwergrost als Rhynchosporium-Blattflecken und in Kombination mit dem Kontaktfungizid Folpan 500 SC (1,0 bis 1,5 l/ha) auch die Ramularia-Sprenkelkrankheit sehr gut. In sehr anfälligen Sorten kann unter Zugabe des Produktes Comet (0,5 l/ha) auch eine Absicherung der Netzfleckenkrankheit empfehlenswert sein. Der ideale Anwendungszeitraum liegt dabei zwischen dem Grannenspitzen (ES 49) und der Mitte des Ährenschiebens (ES 55) bei der Wintergerste.

Im Winterroggen spielt ab dem Fahnenblattstadium Braunrost die entscheidende Rolle. Auch von Rhynchosporium-Blattflecken kann bei niederschlagsreicher Witterung und bestehendem Befall weiterhin Gefahr ausgehen. Bei ersten Sporenlagern von Braunrost oder Infektionsgefahr der Rhynchosporium-Blattflecken sind Behandlungen mit den Produkten Elatus Era (0,6 – 0,8 l/ha) oder mit etwas weniger starker Rostwirkung durch Ascra Xpro (1,2 l/ha) möglich.

Fazit

Ab dem Stadium 32 ist auf Krankheitsbefall in Gersten- und Roggenbeständen zu achten. Echter Mehltau und Rhynchosporium-Blattflecken treten in beiden Getreidearten auf, haben aber oft nur eine eingeschränkte Bedeutung. In der Schossphase der Wintergerste ist ein verstärktes Augenmerk auf den Zwergrost zu richten. Im Winterroggen spielt der Braunrost die wichtigste Rolle. Die höchste Krankheitsgefahr besteht in beiden Kulturen zwischen dem Fahnenblattstadium und dem Ende des Ährenschiebens. Aufgrund der starken Resistenzentwicklung ist ein Schutz vor Ramularia nur mithilfe des Kontaktfungizides Folpan 500 SC in Kombination mit Azol- oder Carboxamid-Azol-Fungiziden möglich.

Durch Treibhausgas-Quotenhandel profitieren

Unternehmen, die Otto- oder Dieselkraftstoff gewerbsmäßig in den Verkehr bringen, sind dazu verpflichtet, die Treibhausemmissionen durch die von ihnen in den Verkehr gebrachten Treibstoffe zu mindern. Können oder wollen sie dies nicht aus eigener Kraft, kann von anderen eingespartes Treibhausgas unter bestimmten Umständen an sie verkauft werden, und das zum Beispiel vom Besitzer eines Elektroautos.

Verkauft ein Mineralölunternehmen in Deutschland Diesel oder Benzin, greift gemäß § 37a Absatz 4 Bundesimmissionsschutzgesetz (BImschG) die Treibhausgasminderungs-Quote (THG-Quote). Diese ist gesetzlich festgeschrieben und beträgt für dieses Jahr 8 %. Bis 2030 steigt sie auf 25 % an. 2023 muss jedes Mineralölunternehmen somit 8 % des rechnerisch verursachten Treibhausgases aus den verkauften Diesel- und Benzinmengen einsparen. Erfolgt dies nicht, muss eine Ausgleichsabgabe für jedes zu viel in Umlauf gebrachte Kilogramm CO2 gezahlt werden.

Mindern können die Mineralölunternehmen die Treibhausgasemissionen durch den Verkauf von Biokraftstoffen und elektrischem Strom oder strombasierten Kraftstoffen im Straßenverkehr. Erreicht das Mineralölunternehmen diese Minderungsgrenze nicht selbst, kann es dieser Verpflichtung jedoch nachkommen, indem es bestehende THG-Quoten von Privatpersonen oder Unternehmen kauft. Dies geschieht nicht in direkter Verhandlung mit dem Mineralölunternehmen, sondern über Zwischenhändler, die THG-Prämien zahlen.

Wie erhält man THG-Quoten?

Theoretisch gibt es hier mehrere Möglichkeiten. Der häufigste Fall sind zurzeit THG-Prämienauszahlungen an Halter von reinen Elektrofahrzeugen. Denn seit 2022 gilt per Definition der Halter eines reinen Elektrofahrzeuges als Begünstigter und kann daher am THG-Quotenhandel teilnehmen. So kann ein Elektrofahrzeughalter zurzeit pro Jahr in etwa 300 € Prämienzahlung durch den THG-Quotenhandel erhalten. Die genaue Höhe variiert je nach Zwischenhändler und Fahrzeug.

Eine weitere Möglichkeit ist die Einspeisung von Biomethan in das Erdgasnetz. Biomethan entsteht durch Aufarbeitung von Biogas. Die wenigsten Erzeuger von Biogas bereiten jedoch ihr Gas zu Biomethan auf, sondern betreiben damit direkt ein Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung. Dies liegt daran, dass die Aufarbeitung zu Biomethan in Erdgasqualität aufwendig ist und sich deshalb zurzeit nur in Großanlagen lohnt. Nicht zu THG-Quoten führen der Betrieb klassischer Biogasanlagen und das Halten von Hybridautos.

Steuerliche Folgen aus dem Verkauf von THG-Quoten

Verkauft man nun selbst THG-Quoten an einen Zwischenhändler, kommt die Frage der Besteuerung auf. Wie mit dem Verkauf der THG-Quoten steuerlich umzugehen ist, kommt in erster Linie auf die Zuordnung der steuerlichen Sphäre an. Das Steuerrecht unterscheidet hier zwischen Betriebs- und Privatvermögenssphären.

Insbesondere im Rahmen der Besteuerung von Einnahmen aus THG-Quotenhandel durch Halter von Elektroautos hat das Bundesministerium für Finanzen im Mai 2022 Hinweise herausgegeben und diese mit Stand vom 28. Oktober 2022 weiter konkretisiert. Zudem hat das schleswig-holsteinische Finanzministerium am 11. Mai 2022 eine Kurzinformation zur umsatzsteuerlichen Behandlung bei THG-Quoten im Zusammenhang mit Elektroautos bekannt gegeben.

Demnach gilt Folgendes für betriebliche Elektrofahrzeuge: Rührt die THG-Quote zum Beispiel aus einem Kraftfahrzeug, welches dem betrieblichen Bereich zugeordnet ist, stellt die Einnahme sowohl im Rahmen der Gewinnermittlung für die Ertragsteuer als auch für die Umsatzsteuer eine steuerpflichtige Einnahme dar.

Im Rahmen der Umsatzsteuer bedeutet dies, dass 19 % Regelbesteuerung anzuwenden sind. Nicht aus den bisherigen Ausführungen der Finanzverwaltung ersichtlich, aber aus dem Gesetzeswortlaut erkennbar ist, dass die landwirtschaftliche Pauschalierung nach § 24 Umsatzsteuergesetz von der Besteuerung grundsätzlich keine Ausnahme machen wird. Das heißt: Sollte ein Elektrofahrzeug im Unternehmensvermögen eines pauschalierenden landwirtschaftlichen Betriebes sein, wird ein THG-Quotenverkauf trotzdem mit 19 % versteuert. Diese vereinnahmte Steuer muss dann an das Finanzamt abgeführt werden.

Beim Verkauf dieser THG-Quoten wird deshalb von den führenden Plattformen eine Unterscheidung zwischen Privatpersonen und Unternehmern gemacht.

Weiterhin stellt die Finanzverwaltung klar, dass die THG-Quoten nicht beim Ankauf des Fahrzeugs „mitgekauft“ wurden und deshalb keine teilweise Abspaltung der Anschaffungskosten auf das Wirtschaftsgut „THG-Quote“ zu erfolgen hat. Diese Rechtsauffassung folgt aus dem Gesichtspunkt der Umsatzsteuer, wird für die Einkommensteuer aber genauso gelten. Es ist also vielmehr davon auszugehen, dass der THG-Quote in der Regel keine eigenen Anschaffungskosten beigemessen werden können und die Einnahme damit vollumfänglich der Steuer unterliegt.

Steuerliche Behandlung privater Elektrofahrzeuge

Ein Verkauf von THG-Quoten, die aus dem Halten eines privaten Elektroautos entstehen, führt nicht zu einer Steuerpflicht. Denn nach dem Einkommensteuerrecht kann der Verkauf eines Wirtschaftsgutes aus dem Privatvermögen nur im Rahmen von § 23 EStG der Besteuerung unterliegen. Hierfür muss der Zeitraum zwischen Anschaffung und Veräußerung innerhalb einer bestimmten Frist erfolgen. Da die THG-Quote aber erst gar nicht angeschafft wird, treffen die Tatbestandsvoraussetzungen des Einkommensteuergesetzes nicht zu. Es erfolgt somit keine Besteuerung.

Nach dem Umsatzsteuergesetz kann auch keine Besteuerung erfolgen, weil der Verkauf der THG-Quote aus dem Privatvermögen für sich genommen nie eine nachhaltige Tätigkeit sein kann und somit nicht steuerbar ist.

Sonderfall Arbeitnehmergestellung: Stellt man dem Arbeitnehmer als Arbeitgeber ein Elektrofahrzeug als Dienstwagen zur Verfügung und ist man als Arbeitgeber regelmäßig der Halter des Fahrzeugs, so hat man daher auch das Recht, die THG-Quote zu veräußern. In diesem Fall greift die Regelung zum betrieblichen Fahrzeug. Die Folge: Die Einnahmen sind steuerpflichtig.

Diese Grundsätze können sinngemäß auch auf andere Bereiche wie die Biomethananlagen angewendet werden. In diesen Fällen ist aber ein privater Verkauf von THG-Quote nicht denkbar, sodass also nur die vollumfängliche Steuerpflicht der Einnahmen bestehen kann.

Fazit

Aufgrund der Neuregelung 2022 hat sich der Kreis der Begünstigten im THG-Quotenhandel auf Elektroautohalter erweitert. Und im Privatvermögen befindliche THG-Quoten unterliegen keiner Steuer. Betriebliche THG-Quoten sind dagegen in der Regel vollumfänglich steuerpflichtig.

Der erste Spargel ist gestochen worden!

Schleswig-Holstein kann sich über den ersten regionalen Spargel zu Ostern freuen. Der offizielle Spargelanstich der Landwirtschaftskammer und des Arbeitskreis Spargel fand am 4. April auf dem Betrieb von Andy Reimers in Padenstedt statt.

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, sagte: „Die Natur hat uns mal wieder bewiesen, was sie kann. Das Warten auf das regionale Gemüse hat ein Ende. Die Betriebe sind zuversichtlich und freuen sich auf die Saison. 44 Erzeuger sorgen dafür, dass es hier ab Hof, in Restaurants, am Straßenrand in den Verkaufswagen, auf dem Wochenmarkt und in den Geschäften die weißen leckeren Stangen gibt (manchmal auch grüne). Spargel ist eines der ersten heimischen Gemüse der Saison und noch dazu ein so besonderes Produkt, was es nur von April bis zum 24. Juni gibt. Nicht umsonst ist der Spargel also der König des Gemüses.“

Die Folien und Dämme konnten im Februar und März rechtzeitig vorbereitet werden und es gibt, dank der Folien erste nennenswerte Mengen zum Fest. „Ende des Monats und Anfang Mai werden die Mengen weiter steigen“, erklärt Ute Volquardsen.

Optimistischer Blick auf die Saison

Spargelbauer Andy Reimers blickt optimistisch auf die Saison: „Ich habe viele Stammkunden, da erfahre ich viel Wertschätzung und Verständnis.“Foto: Daniela Rixen

Die Spargelbauern hierzulande blicken optimistisch auf die bevorstehende Saison. Sie hoffen auf rege Nachfrage. Die Zahlen der Agrarinformationsgesellschaft (AMI) lassen darauf schließen, dass die Kaufzurückhaltung 2022 nicht an den Preisen (welche 2020 und 2021 ähnlich waren), sondern an der allgemeinen Verunsicherung gelegen hat.

Die beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 waren regelrechte Spargeljahre. Nachdem die Betriebe die Corona-bedingten Schwierigkeiten mit der Einreise ausländischer Arbeitskräfte nach und nach lösten, wurde festgestellt, dass in dieser Zeit regionale Produkte und insbesondere der Spargel als typisches Saisonprodukt stark an Wertschätzung gewonnen hat. „Daran wollen wir in dieser Saison anknüpfen“, betont Andreas Löding, Vorsitzender des Arbeitskreises Spargel, und meint weiter: „Die Spargelproduzenten mit ihren zahlreichen Saisonarbeitskräften vollbringen hier eine logistische Meisterleistung.“

Aus der Branche ist zu hören, dass ausreichend Saisonarbeitskräfte für die Spargelernte zur Verfügung stehen. Es bestehen oft langjährige Geschäftsbeziehungen und vertrauensvolle Verbindungen zwischen den Familien. Die Kräfte kommen aus Polen, Bulgarien, Rumänien und vereinzelt auch aus der Ukraine. Im Verkauf fehlt allerdings mitunter Personal. Die Betriebe haben aber verschiedene Optimierungsstrategien. Einige machen weniger Stände auf, einige verringern die Öffnungszeiten in ihren Hofläden und Ständen und andere werben noch kräftig um Personal für die Saison.

Frische Qualität und kurze Wege

Die Belieferung der Stände und Hofläden erfolgt bei den Betrieben der Spargelstraße kontinuierlich, sodass die Verbraucher sicher sein können, frischen Spargel zu erhalten, der vor Kurzem erst geerntet, aufbereitet und optimal gelagert wurde. Sie erhalten ein Produkt, welches mit hohen sozialen Standards und einem fairen Mindestlohn produziert wurde. Hierzulande produzierte Obst- und Gemüseprodukte haben einen deutlich geringeren CO2-Fuß-Abdruck – dank kurzer Transportwege.

Die Spargelbetriebe hier im Lande können für jeden Anlass und jeden Geldbeutel den richtigen Spargel anbieten, dafür sorgen verschiedene Sortierungen und Spargelsorten.

Das große Medieninteresse ist dem Status des Spargel als Königsgemüse angemessen. Fotos (2): Nora Wolfgramm

Selbstversorgungsgrad bei Spargel bei 84 %

Dank des hohen Selbstversorgungsgrads beim Spargel ist es im Vergleich zu anderen Gemüsearten möglich, sich rein aus heimischem Anbau zu versorgen, und die meisten Verbraucher tun dies auch, das zeigen Zahlen der AMI. Gegenüber der Spargelmenge aus Deutschland spielt Importware nur eine untergeordnete Rolle. Die Zahlen belegen, Verbraucher essen hierzulande am liebsten weißen Spargel und den am liebsten von Betrieben aus der eigenen Region. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt im Durchschnitt bei zirka 1,5 kg im Jahr, grüner Spargel bei rund 200 g pro Kopf im Jahr.

Knapp 476 ha werden hierzulande angebaut, davon rund 70 ha Junganlagen, das sind Zahlen von 2022. Es ist zu hören, dass die Anbaufläche bundesweit und auch landesweit 2023 eingeschränkt wurde, ebenso auch die Verfrühung. Amtliche Zahlen dazu werden aber erst 2024 vorliegen. Bisher blieb die Spargelanbaufläche insgesamt in Schleswig-Holstein relativ konstant – Schleswig-Holstein ist ein kleines Anbauland. Die Spargelvermarktung erfolgt bei den schleswig-holsteinischen Betrieben zu 90 % direkt. Etwa 2.000 t sind zu vermarkten in der Saison.

Spargelstraße Schleswig-Holstein

Die Broschüre „Spargelstraße Schleswig-Holstein“ ist ein praktischer Wegweiser zum Spargelbetrieb direkt in Ihrer Nähe. Informationen über Einkaufsmöglichkeiten von frischem Schleswig-Holsteiner Spargel direkt vom Erzeuger finden sich unter www.lksh.de unter „Landleben“, Stichwort „Einkaufen beim Erzeuger“

Kraft und Beweglichkeit erhöhen

Zahllose Bücher und Videos befassen sich mit dem Thema Ausbildung und Training von Pferden. Doch wie sieht es mit den Reitern aus? Gerade hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) drei Lehrfilme mit Fitness-Workouts veröffentlicht. Über die Hintergründe spricht Christina Fercher, Trainingswissenschaftlerin im Olympiastützpunkt Warendorf, im Interview.

Christina Fercher, wie ist es denn generell um die Reiterfitness bestellt?

Christina Fercher: Seit 2015 betreuen wir am Olympiastützpunkt in Warendorf die Reiter, vor allem die Nachwuchsreiter zwischen U18 und U25. Im Rahmen der Leistungsdiagnostik machen wir uns ein genaues Bild, testen wie kräftig und beweglich jemand ist, und erstellen individuelle Trainingsprogramme. Wir wünschen uns natürlich gesunde und leistungsfähige Athleten. Zunehmend müssen wir heute beobachten, dass auch schon bei jungen Leuten beispielsweise Haltungsschwächen auftreten. Unsere Reiter machen da leider keine Ausnahme. Das wirkt sich auch auf das Reiten aus, denn unser Körper ist das Sprachrohr, mit dem wir uns mit dem Pferd verständigen. Wenn jemand aufgrund von körperlichen Dysbalancen falsche Hilfen gibt – wie soll ein Pferd das denn verstehen und richtig machen? Man kennt das: Viele Reiter habe eine „Schokoladenseite“, auf der es besser klappt als auf der anderen. Wir müssen also nicht nur daran arbeiten, unser Pferd geradezurichten, sondern auch uns selbst.

Es geht also um Ausgleichstraining?

Ausgleichstraining ist eher präventiv und soll gezielt einer einseitigen Beanspruchung durch die Hauptsportart entgegenwirken. Reiter haben meistens eine starke Rückenmuskulatur und starke Adduktoren, also die Muskeln an der Oberschenkelinnenseite. Um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen, sollte man daher auch Bauchmuskulatur und die Abduktoren – also immer die Muskeln auf der anderen Seite – gezielt trainieren. Die FN-Fitness-Workouts, wie wir sie jetzt zusammengestellt haben, dienen vor allem dazu, über die Kraft und Beweglichkeit athletischer zu werden, um generell die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern und gesund zu bleiben.

Wer Pferde hat, weiß, wie zeitaufwendig das oft ist. Das wird oft auch als Grund genannt, warum keine Zeit für das eigene Training bleibt. Warum lohnt es sich dennoch?

Wir wissen, dass alle viel zu tun haben und die Zeit knapp ist. Um fitter zu werden, reichen jedoch auch schon kurze, aber regelmäßige Workouts. Dafür braucht es auch keine Geräte und man muss auch nicht unbedingt ins Fitnessstudio, wenn man dafür keine Zeit hat. Schon kleine, gezielte Übungen wirken sich positiv aus. Dazu gehört, sich die eigene Körperhaltung immer wieder bewusst zu machen, sich zu stabilisieren und bestimmte Muskeln gezielt anzuspannen und loszulassen. Je automatisierter solche Abläufe sind, desto leichter lassen sie sich auch im Sattel abrufen. Die Belohnung für den kleinen Aufwand ist nicht nur mehr Sicherheit. Als fitter Reiter kann ich mein sportliches Potenzial noch besser ausschöpfen und tue vor allem auch meinem Pferd etwas Gutes.

Wie verbreitet ist solches Athletiktraining denn schon im Pferdesport?

Generell hinkt der Pferdesport etwas hinterher, wenn es um sportwissenschaftliche Methoden geht, aber die seit einigen Jahren eingeführte Leistungsdiagnostik zeigt bereits Erfolge. Bestes Beispiel für eine fitte Reiterin ist Olympiasiegerin Julia Krajews­ki, die schon seit Jahren aktiv an sich arbeitet und den Nutzen auch schon vielen ihrer Nachwuchsreiter vermitteln konnte.


Fitness-Workouts für den sicheren Sitz

Die Trainingswissenschaftler Matthias Warnck und Christina Fercher vom Olympiastützpunkt in Warendorf haben Fitness-Workouts konzipiert. Sie eignen sich für alle Reiter, die an sich arbeiten und sich verbessern möchten. Zu finden sind die Videos unter: www.pferd-aktuell.de/reiterfitness

Nur ein trainierter Reiter mit einem guten Körperbewusstsein kann optimal auf sein Pferd einwirken und es in jeder Situation angemessen unterstützen. Foto: FN/Tina Keller

Kunstwerke in Mittelholstein

0

Im Zentrum Schleswig-Holsteins, in dem Ort Nortorf, befindet sich ein Landschaftspark, in dem im öffentlichen Außenraum Werke zeitgenössischer Künstler unterschiedlicher Stilrichtungen zu besichtigen sind. Neben diesem Skulpturenpark gibt es nicht weit entfernt in Warder den Steinpark mit Kunstwerken von Ben Siebenrock. Die Anlage kann im Zusammenhang mit Führungen besucht werden.

Die 5 m hohe Großskulptur „Lichtblick“ von Ben Siebenrock im Steinpark Warder Foto: Bernd Perlbach

Nortorf liegt in der Mitte Schleswig-Holsteins. Und das ist wörtlich zu nehmen, denn der vom Landesvermessungsamt exakt errechnete geografische Mittelpunkt des Landes befindet sich im Nortorfer Ortsteil Thienbüttel, an der Straße von Nortorf nach Brammer.

Die Idee und Entwicklung der 1953 bis 1956 als Stadtpark östlich des Zentrums angelegten Grünanlage geht auf den Nortorfer Gärtner Erwin Rumpf zurück, an den im Park eine kleine Sitzgruppe erinnert. An den damals noch weitgehend von Wiesen und Feldern umgebenen Park rückte im Laufe der Jahre die Bebauung immer näher heran, sodass man die Grünanlage heute als innerstädtische Parkanlage betrachten kann.

Seit 1987 mit der Aufstellung der ersten Skulpturen wird der Stadtpark auch als Skulpturenpark bezeichnet. Diese Parkbereicherung mit Kunstwerken geht auf die Initiative des Nortorfer Politikers und Kunstkenners Kurt Hamer zurück, dem die Idee hierzu während eines Urlaubs in Dänemark kam, als er Kunstmuseen besichtigte, die auch einen Skulpturenpark besaßen. Auf Rasenflächen und in Heckennischen wurden die Kunstwerke dänischer Künstlerinnen und Künstler präsentiert. „Da lag die Überlegung nahe: Könnte man nicht Werke schleswig-holsteinischer Bildhauerinnen und Bildhauer im Nortorfer Landschaftspark präsentieren?“, erinnerte sich Hamer. Es begann mit zunächst elf aufgestellten Skulpturen, heute sind es 22 von 21 Künstlern, die im Nortorfer Park gezeigt werden. Gelegentlich werden Exponate aus unterschiedlichen Gründen entfernt oder es werden auch neue Werke ergänzt.

Der Skulpturenpark Nortorf ist ein Landschaftspark mit ausgestellten Kunstwerken.

Die Skulpturen des Parks

Nahe dem westlichen Eingang des Skulpturenparks steht das Kunstwerk „Kopf“.

Aus Richtung der Nortorfer Innenstadt gelangt man über den Eingang Parkstraße in den Skulpturenpark, wo den Besucher sogleich die erste Skulptur anblickt: Der „Kopf“ des in Delmenhorst geborenen Künstlers Klaus Kützemeier zeigt in rotem glatt polierten Granit keine bestimmte Person, sondern einen idealisierten Kopf auf einem Sockel. Weitere figürliche Skulpturen im hinteren Teil des Parks sind beispielsweise „Stehende mit erhobenen Armen“ des Hamburger Bildhauers Hans Martin Ruwoldt, eine bronzene Frauen-Skulptur, die mit beiden Armen aufrecht ihr langes Haar hält, „Sitzende“ von Jutta Reichelt, eine torsoartige bronzene Frauenfigur mit üppigen, formalisierten und überzeichneten weiblichen Formen, oder „Weiblicher Torso“ von dem Hamburger Jörg Plickat mit einer sehr vereinfachten weiblichen Figur aus schwedischen Granit. Nur eine aus Eichenholz gefertigte, in die Luft ragende linke Hand zeigt „Griff“ von dem in Bokel lebenden Künstler Thomas Jaspert, wobei unklar bleibt, ob es eine Hilfe suchende, grüßende oder greifende Hand ist.

Der sitzende „Ikarus“ aus Aluminiumguss ist eine der bekanntesten Skulp­turen des Parks.

Auch Tiermotive sind vertreten. Neben dem „Sich leckenden Gepard“, ebenfalls von Ruwoldt, der damit als einziger Künstler mit zwei Werken im Skulpturenpark vertreten ist, einem aufrecht sitzenden, schlanken und eine gewisse Ruhe ausstrahlenden Raubtier, findet man den „Vogel“ von dem Flensburger Ulrich Beier, der einen sitzenden Vogel aus Bronze mit extrem vereinfachten Formen konstruiert hat.

Eines der auffälligsten und oft im Zusammenhang mit dem Skulpturenpark fotografierten Kunstwerke ist der „Ikarus“ des aus Uetersen stammenden Künstlers Hermann Stehr. Bei sonnigem Wetter glitzert und funkelt die aus Aluminiumguss gefertigte, sitzende, behelmte Figur bereits aus der Ferne. Etwas niedergeschlagen scheint der aus der griechischen Mythologie bekannte Ikarus mit dem zerbrochenen Flügel auf dem Schoß.

Eine ganze Reihe der Skulpturen ist aus Natursteinen oder bearbeiteten Steinblöcken gestaltet, wie die „Annäherung“ von Bernd-Dietrich Stolte, bei der ein Marmorpfeiler an einen Marmorblock angelehnt ist, die allerdings durch eine Metallkappe getrennt sind. „Großes Oberes Fragment“ von Tom Müller ist eine mächtige Gneisplatte mit spiegelnder Oberfläche auf der Unterseite, oder das „Wegkreuz“, der Husumer Künstlerin Anke Bunt, deren Gesteinsquader aus Anröchter Dolomit an einer Kreuzung im Skulpturenpark liegen und Kreuzwege des Lebens darstellen. Einen kleinen Bogen in der Landschaft zeigen die „Neun Kreissegmente“ aus Granit von Dieter Kosswig, während der tschechische Künstler Jan Koblassa „Fünf Arbeitstage“ mit seinen fünf in Reihe angeordneten Granitfindlingen zum Thema hat. Ursprünglich waren diese noch je mit einer Stahlantenne und einem kleinen, daran befestigten Steinstück ausgestattet. Wie die bekannten Menhire in der Bretagne stehen die aus schwedischem Diabas bestehenden, größer werdenden Steine, deren größte am Ende ein Tor bilden, auf der Rasenfläche in Nortorf. Mit Bezug auf die germanische Göttin des Totenreiches Hel nannte die Hamburgerin Susann Walke ihr Kunstwerk „Helweg“. Die „Lebenssäule“ aus Anröchter Dolomit des in Mölln geborenen Künstlers Ulrich Lindow zeigt mit ihren sieben Einkerbungen, die den sieben Wochentagen entsprechen, und weiteren Abnutzungen Lebensläufe der Menschen, aber auch generelle Abnutzungen und Vergänglichkeiten in der Zeit.

Der aus Stahl konstruierte abgeknickte „Halm“ des Kielers Uwe Gripp hat das Werden und Vergehen zum Thema und zeigt einen zerstörten Grashalm, der eigentlich das Sinnbild elastischer Stabilität ist. Weitere zu entdeckende Skulpturen sind die „Landschaft“ von Uwe Appold, „Viereck und Viereck“ von Hans-Dieter Schrader, die „Stele“ von Manfred Sihle-Wissel, die „Bodenskulptur“ von Hans Otto Lehnert und „Drei Bögen“ von Karl August Ohrt.

Die Bronzeskulptur „Phönix“ von dem aus Gnutz, wenige Kilometer von Nortorf, stammenden Heinrich Rohwedder stiftete Erwin Rumpf zu seinem 90. Geburtstag am 21. September 2006. Er war der eingangs erwähnte Gründer und Entwickler des Stadtparks in Nortorf. Der Phönix steht für die Auferstehung und die Verwandlung in eine neue Form. Rohwedder zeigt eine gedrungene, kompakte Mittelform mit zwei flügelartigen Ansätzen. Vielleicht stellt sie die gerade stattfindende Verwandlung in eine neue Form dar?



Idee und Bauausführung des Stadtparks in Nortorf gehen auf Erwin Rumpf zurück. Eine kleine Sitzgruppe erinnert an ihn.

Die meisten der in Nortorf präsentierten Exponate stammen aus den 1980er und -90er Jahren, einige aus den Jahrzehnten davor, wobei das älteste aus dem Jahre 1932 von Hans Martin Ruwoldt („Stehende mit erhobenen Armen“) ist. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort im Park wurden die Künstler in der Regel beteiligt, sodass man davon ausgehen kann, dass die Standplätze der Skulpturen wohlüberlegt sind. Hierbei spielen auch die Wegführungen und die flankierenden Beete sowie Baum- und Strauchgruppen eine Rolle. Neben den Rasenfreiflächen gibt es in dem 18.000 m² großen Park einige gesetzte Gehölzgruppen und Baumsolitäre von Eichen, Birken, Kiefern, Fichten, Platanen, Rosskastanien und Lärchen. Einige, wie Silberahorn, Rotblättriger Spitzahorn, Roteiche, Ginkgo, Blutbuche und andere stammen aus neuerer Zeit.

Im Westen schließt sich ein Waldareal an die Parkfreifläche mit den Skulpturen an, wo neben einem Teich, einem Spielplatz und Sportanlagen auch einige interessante Sträucher und Bäume wie Mahonie, Ilex, Spierstrauch, Pfaffenhüttchen, Erlen, Rotbuchen, Vogelkirschen, Fichten und Weißtannen den Weg säumen. Daran schließt sich die Niederung der Bellerbek an, durch die man bis zum Borgdorfer See wandern kann.

Der Steinpark Warder

Etwa 10 min Autofahrt von Nortorf in Richtung Norden entfernt befindet sich in dem Ort Warder nahe der Autobahn A 7 der Steinpark Warder. Hier lassen sich seit 2009 auf Gut Seehof am Wardersee Steinskulpturen des 2018 verstorbenen Künstlers Ben Siebenrock besichtigen. Aktuell ist das Areal, das sich auf dem Gelände der Kiesabbaufirma Glindemann befindet, für den Publikumsverkehr geschlossen. Zu einigen Terminen und nach Absprache für Gruppen werden allerdings öffentliche Führungen von der Künstlerin und langjährigen Begleiterin von Ben Siebenrock, Britta Hansen, im Steinpark Warder angeboten.

Am Rande des großen Kiesabbaugebietes liegt die sogenannte Open-Air-Galerie der Firma Glindemann, mit der Ben Siebenrock seit 1996 zusammengearbeitet hat. Hier solle gezeigt werden, so Lars Glindemann, der Sohn des Firmengründers, dass „aus den Abbauprodukten einer Kiesgrube nicht nur Beton und Straßen entstehen können, sondern auch Kunst“. Siebenrock beschäftigte sich seit 1985 mit Findlingen als Bildhauermaterial, das die Eiszeiten in Schleswig-Holstein in großer Menge quasi vor die Haustür transportiert haben.

Ein aufrecht sitzendes, friedliches Raubtier: „Sich leckender Gepard“

Fotos (7): Hans-Dieter Reinke
Die Skulptur „Phönix“ wurde von dem Entwickler des Parks, Erwin Rumpf, gestiftet.

In der parkähnlichen Grünanlage des Steinparks sind rund 30 teils monumentale Kunstwerke ausgestellt, so beispielsweise der 5,5 m hohe „Lichtblick“, der als Grundstein des Parks im Jahre 2008 gelten kann, verschiedene Skulpturen aus dem Themenblock mit Handabrücken, der Granitfindling „Balou“, der „Urfaust“ oder die „Turbowachteln“. Von Ben Siebenrock gibt es in Schleswig-Holstein insgesamt um die 30 weitere Kunstwerke, die im öffentlichen Raum gezeigt werden.

In Warder können natur- und landwirtschaftlich Interessierte nach dem Kunstgenus der Arche Warder, einem Schutzzentrum gefährdeter und seltener Haus- und Nutztierrassen, einen Besuch abstatten. Vom Angler Sattelschwein bis zum Zwergesel sind etwa 80 unterschiedliche Rassen zu bestaunen. Einkehren kann man im Restaurant Farmküche zu saisonalen und regionalen Spezialitäten.

In Nortorf können sich Musikfreunde im Deutschen Schallplattenmuseum mit der Geschichte der Schelllack- und Vinylscheiben befassen. Es befindet sich im Kesselhaus der ehemaligen Schallplattenfabrik Teldec. Das Schallplattenarchiv des NDR Hamburg und Kiel ist ebenfalls in dem Museum untergebracht. 

Umbau der Tierhaltung: Teileinigung steht, Finanzierung ist noch offenTitel

0

Die Ampel-Koalition hat sich nach monatelangen Verhandlungen in Teilen über den Umbau der Tierhaltung geeinigt. Die Verständigung umfasst die Tierhaltungskennzeichnung, die Änderung des Baurechts sowie das weitere Vorgehen beim Immissionsschutzrecht. Die Frage der Finanzierung ist allerdings immer noch nicht geklärt.

Bei der Haltungskennzeichnung entspricht der Kompromiss dem geänderten Gesetzentwurf, den das Bundeslandwirtschaftsministerium bereits zur Notifizierung nach Brüssel übermittelt hat und der in der Branche auf breite Ablehnung gestoßen ist.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) begrüßte das Einvernehmen. Er bot der Union an, in den anstehenden Gesetzgebungsverfahren mit der Koalition zusammenzuarbeiten. Der Umbau der Tierhaltung könne nur parteiübergreifend gelingen.

Dagegen ist es den Vertretern der Ampel-Koalition bei den geplanten baurechtlichen Neuregelungen offenbar gelungen, wesentliche Kritikpunkte am Regierungsentwurf zur Änderung des Baugesetzbuchs auszuräumen. Verkündet wurde die weitgehende Verständigung am vergangenen Freitag, 31. März von den stellvertretenden Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP, Dr. Matthias Miersch, Julia Verlinden und Carina Konrad. Offenbar hatten sich die agrarpolitischen Sprecher Susanne Mittag (SPD), Renate Künast (Grüne) und Dr. Gero Hocker (FDP) bei den Verhandlungen verhakt, dass die Stellvertreter übernommen haben. So ist durchgedrungen, dass sowohl SPD wie Grüne gegenüber der FDP Zugeständnisse gemacht haben. Zu den Ergebnissen zählt, sodass die Bestimmungen für die Haltungsstufe „Stall plus Platz“ gelockert wurden und 12,5 % mehr Platz vorsehen, anstelle von 20 % wie im ursprünglichen Entwurf.

Ersatzneubau an anderer Stelle möglich

Das Thema Bestandsverringerung sei ebenfalls vom Tisch, wenn ein Tierhalter eine höhere Tierhaltungsstufe erreichen wolle, hieß es zu der Vereinbarung im Baurecht. Man habe auch erreicht, dass ein Ersatzneubau an anderer Stelle ermöglicht werde, sodass Landwirte ihre Produktion ununterbrochen fortsetzen könnten, so die FDP. Bislang sollte ein Ersatzbau an gleicher Stelle wie der bestehende Stall errichtet werden müssen. Eine moderate Vergrößerung sowie die Schaffung eines Auslaufs sollen möglich sein.

Schließlich ist man übereingekommen, dass höhere Haltungsstufen zusätzlich im Baugesetzbuch privilegiert werden. „Wir reprivilegieren alle Ställe, die nicht ausreichend Fläche hatten und einen neuen Bebauungsplan bräuchten, wenn in dem Zuge Außenklimaställe gebaut werden, die den Tieren mehr Licht, Luft und Platz bieten, wenn sie einen Auslauf anbauen oder auf Bio umstellen“, erklärte dazu die baupolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Christina-Johanne Schröder. Die Baugesetzbuchnovelle beziehe sich auf das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz und werde entsprechend perspektivisch für immer mehr Tierarten gelten.

Über Immissionsschutz spricht die Sonder-AMK

Keine Einigung wurde offenbar über die von der FDP geforderte Verankerung einer Privilegierung im Bundesimmissionsschutzgesetz erzielt. Dem Vernehmen nach hat sich das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) in diesem Punkt nicht gegenüber dem Umweltressort durchsetzen können. Eine solche Regelung soll nun durch Beschlüsse bei der geplanten Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) und bei der Umweltministerkonferenz (UMK) in die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft) aufgenommen werden. Dadurch soll erreicht werden, dass ein Stall mit deutlich verringertem Bürokratie- und Genehmigungsaufwand umgebaut werden kann, wenn ein Betrieb sich in eine höhere Haltungskategorie eingruppieren lassen möchte und dafür ein Umbau erforderlich ist. In diesem Fall soll es auch zulässig sein, höhere als ursprünglich zulässige Immissionen zu verursachen, beispielsweise durch die Schaffung eines Auslaufs.

„Stall plus Platz“ mit weniger Platz

Bei der geplanten verbindlichen Tierhaltungskennzeichnung soll es nach wie vor keine Kennzeichnungspflicht für ausländische Ware geben. Zudem soll die Ferkelerzeugung zunächst nicht einbezogen werden. Wichtige Absatzwege für das Fleisch wie etwa die Gastronomie und die Fleischverarbeitung bleiben auch im überarbeiteten Gesetzentwurf außen vor. Vorgesehen ist, dass die Haltungsstufe „Auslauf/Freiland“ in „Auslauf/Weide“ umbenannt wird.

Geändert wurden die Kriterien in der Haltungsstufe „Stall plus Platz“. Statt 20 % mehr Platz sind nun 12,5 % vorgegeben. Zusätzlich wird in dieser Haltungsstufe die Bereitstellung von Raufutter vorgeschrieben.

Bei Mischpartien aus den ersten vier Haltungsstufen soll nun doch eine Herabstufung möglich sein. Weiterhin soll eine Mischpartie nur noch mit einer Hauptstufe gekennzeichnet werden, wenn mehr als 80 % aus einer Haltungsstufe kommen und der Rest aus den jeweils darüberliegenden Stufen. Einzelne Prozentangaben sollen nicht mehr gemacht werden müssen. Sind diese Bedingungen nicht gegeben, soll es bei der Anteilsangabe der einzelnen Stufen bleiben. An verschiedenen Stellen wurden Präzisierungen eingebracht, etwa bei den Dokumentationspflichten.

„Mit dem vorliegenden Tierhaltungskennzeichnungsgesetz gelingt der Koalition der Durchbruch für mehr Transparenz, fairen Wettbewerb und mehr Tierwohl“, erklärte SPD-Fraktionsvize Miersch. Die Tierhaltungskennzeichnung für Mastschweine sei „ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu mehr Tierwohl“. Jetzt komme es darauf an, für den Umbau der Tierhaltung eine verlässliche Finanzierung zu sichern.

Marktwirtschaftliche Weiterentwicklung

Die stellvertretende FDP-Fraktionschefin Konrad sieht in den Änderungen am Regierungsentwurf zum Tierhaltungskennzeichnungsgesetz „den Grundstein für die marktwirtschaftliche Weiterentwicklung der Tierhaltung“. Gleichzeitig schaffe man Transparenz für selbstbestimmte Kaufentscheidungen. Laut Konrad orientiert sich das Kennzeichen an schon bestehenden privatwirtschaftlichen Labeln.  „Die Agrar- und Umweltminister der Länder werden anhand dieses Rahmens verlässliche Wege aufzeigen, immissionsschutzrechtliche Erleichterungen auf den Weg zu bringen“, versicherte die FDP-Politikerin.

Für die Grünen nannte deren stellvertretende Fraktionsvorsitzende Verlinden die verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung „einen großen Erfolg und starken Anfang für die Ampel“. Perspektivisch werde dieser Fortschritt vollständige Transparenz bei den tierischen Erzeugnissen bieten. Die Kennzeichnung sei Teil einer Gesamtstrategie des Umbaus zu einer tier- und klimagerechten, zukunftsfähigen Tierhaltung.

„Wir stellen die Tierhaltung in Deutschland zukunftsfest auf und der dringend notwendige Umbau startet jetzt“, betonte Özdemir. Der Grünen-Politiker appellierte an die Opposition, sich in den Umbau der Tierhaltung einzubringen: „Höfe, Tiere und Klima brauchen jetzt Zusammenarbeit statt Parteipolitik.“ age

€  €  €

Völlig offen war in der Woche vor Ostern weiterhin, wann sich die Arbeitsgruppe der Ampel-Fraktionen auf die Finanzierung einigen wird. Medienberichten zufolge, soll sich die Arbeitsgruppe darin einig sein, dass keine Variante, die die Borchert-Kommission aufgezeigt hat, umsetzbar sei. Das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, die sogenannte Borchert-Kommission, hatte Zukunftsperspektiven für die Tierhaltung bis 2040 in Deutschland entwickelt und unter anderem eine Sonderabgabe, höhere Mehrwertsteuer oder Haushaltsmittel empfohlen, um die Finanzierung langfristig sicherzustellen.

Der Finanzbedarf wurde im Abschlussbericht 2020 auf 4 Mrd. € jährlich veranschlagt. Nach bisherigen Beschlüssen bekommt Agrarminister Özdemir bis 2026 rund 1 Mrd. € aus dem Bundeshaushalt, um den Umbau der Tierhaltung anzuschieben. Laut Özdemir soll das Geld für die ersten Jahre ausreichen.

Aus SPD-Kreisen verlautete, der geänderte Entwurf zum Tierhaltungskennzeichen solle am 19. April im Agrarausschuss behandelt werden. bb

Viele Landwirte haben zunehmend den Eindruck es interessiert keine Sau, was mit der Tierhaltung passiert.  Foto: agrar-press

Kritik von allen Seiten

Die seit Monaten andauernden und immer noch nur teilweise abgeschlossenen Verhandlungen innerhalb der Koalition haben in der Agrarbranche für großen Unmut und wachsende Zweifel am Umbau der Tierhaltung gesorgt.

DBV: Die Zeit drängt angesichts der Betriebsaufgaben

Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, sprach von einer großen Gefahr, „dass dieses zentrale Vorhaben der Ampel-Koalition im Agrarbereich scheitert“. „Ohne ein überzeugendes Gesamtkonzept werden sich die Betriebe nicht auf eine Neuausrichtung der Tierhaltung einlassen“, warnte er. Angesichts der steigenden Zahl von Betriebsaufgaben dränge die Zeit. Krüsken zeigte sich verärgert, dass der geänderte Entwurf zur neuerlichen Notifizierung der Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes nach Brüssel übermittelt wurde, ohne zuvor die Verbände erneut einzubeziehen.

ISN: Ignoranz gegenüber Einwänden der Verbände

Der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Dr. Torsten Staack, sprach von Ignoranz gegenüber den Einwänden von Verbänden und Ländern. Der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) monierte, dass die Verbände nur unzureichend in die Arbeit einbezogen würden. Für Verbandsgeschäftsführerin Dr. Nora Hammer ist nicht nachvollziehbar, dass die Haltungskennzeichnung weiterhin lediglich für 20 % des Fleisches gelten solle.

Tierschutzbund: Taktisches Spielfeld der Koalitionäre

Die Korrektur des Platzangebots Haltungsstufe „Stall plus Platz“ rief Tierschützer auf den Plan. Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, bezeichnete die Änderung als Skandal. Schon die 20 % seien wissenschaftlich nicht begründbar gewesen, und die 12,5 % seien es noch weniger. Aus seiner Sicht ist der Tierschutz zu einem taktischen Spielfeld der Koalitionäre geworden.

Provieh: Haltungskennzeichnung ist ungeeignet

Für Provieh ist die gesetzlich verpflichtende Haltungskennzeichnung in der geplanten Form als Orientierungsgrundlage beim Einkauf und als Anreiz für den Umbau von Tierhaltung „gänzlich ungeeignet“. Zwingend notwendig seien Anpassungen der Haltungsformen, Kriterien und Bezeichnungen. Das jetzt geplante, zusätzliche Platzangebot der Haltungsstufe „Stall plus Platz“ sei völlig unzureichend, die Haltungsform „Frischluftstall“ sei verschlechtert worden. Bislang wurde für jede Bucht eine geöffnete Stallseite gefordert, mit denen die Tiere einen echten Zugang zum Außenklima hätten, jetzt soll im Frischluftstall lediglich Außenklimaeinfluss im Stall herrschen.

Bundestagsernährungsausschusses: Sehr Ungerecht

Hermann Färber (CDU), Vorsitzender des Bundesernährungsausschusses, irritiert der Umgang mit den Empfehlungen der Borchert-Kommission, die auch von der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) mitgetragen wurden. Wenn der Gesetzgeber diese ablehne, müsse er einen „tragfähigen Gegenvorschlag“ vorlegen, der dem komplexen Thema und den vielen Stakeholdern gerecht werde. age

Gemüsewurst und Hafermilch sind gefragt

0

Der Markt für Fleisch- und Milchalternativen auf Pflanzenbasis wächst weiter stark. Im Jahr 2022 ist der Umsatz mit derartigen Produkten in Deutschland um 11 % auf 1,91 Mrd. € gewachsen, heißt es in einer vom Good Food Institute Europe veröffentlichten Untersuchung.

Der Umsatz mit Fleischersatzprodukten auf pflanzlicher Basis ist im Jahr 2022 auf rund 2 Mrd. € angestiegen, was 6 % des gesamten Marktes für vorverpacktes Fleisch entspricht. Das berichtet die Nichtregierungsorganisation (NGO) Good Food Institute Europe (GFI Europe), die Daten des Marktforschungsunternehmends ­NielsenIQ analysierte. Die analysierten Länder waren Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden und das Vereinigte Königreich. Der Bericht zeigt, dass der Absatz von Fleischersatzprodukten auf pflanzlicher Basis von 2020 bis 2022 um 21 % gestiegen ist, während der Absatz von konventionellem Fleisch im gleichen Zeitraum um 8 % zurückgegangen ist.

Der Wert der Verkäufe von Fleisch auf pflanzlicher Basis stieg im vergangenen Jahr um 3 %, das bedeutete eine Verlangsamung der Wachstumsrate nach einem starken Jahr 2021, als der Umsatz um 16 % auf 1,96 Mrd. € stieg.

Milchersatzprodukte sind weit entwickelte Kategorie

Dem Bericht zufolge sind Milchersatzprodukte auf pflanzlicher Basis die am weitesten entwickelte Kategorie, die jetzt 11 % des gesamten Milchmarkts ausmacht, wobei der Umsatz zwischen 2020 und 2022 um 19 % gewachsen ist – fast doppelt so stark wie bei herkömmlicher Milch – und im vergangenen Jahr 2,21 Mrd. € erreichte.

Während der Absatz pflanzlicher Milchersatzprodukte zwischen 2020 und 2022 um 20 % anstieg, ging der Absatz konventioneller Milch im gleichen Zeitraum um 9 % zurück. Diese Kategorie war weniger stark von der Inflation betroffen, da die Preise für pflanzliche Produkte im vergangenen Jahr um 1 % stiegen, während konventionelle Milch 17 % mehr kostete.

Der Umsatz mit pflanzlichen Käseersatzprodukten stieg zwischen 2020 und 2022 in den Ländern, in denen Daten verfügbar waren, um 102 % und erreichte eine Umsatzhöhe von 144 Mio. €. Während der Absatz von Käseersatz auf pflanzlicher Basis in diesem Zeitraum um 153 % anstieg, ging der Absatz von konventionellem Käse um 4 % zurück. Dies war eine weitere Kategorie, die weniger stark von der Inflation betroffen war, wobei die Preise für pflanzenbasierten Käse im vergangenen Jahr um 3 % zurückgingen, während herkömmlicher Käse 12 % mehr kostete.

Der Absatz von pflanzlichen Joghurt­ersatzprodukten stieg zwischen 2020 und 2022 um 16 %, während der Absatz von konventionellem Joghurt um 4 % zurückging. Der Durchschnittspreis für pflanzlichen Joghurt stieg um 2 %, während die Preise für konventionellen Joghurt im vergangenen Jahr um 10 % stiegen.

Nachfrage nach Ersatz für Meeresfrüchte wächst

Fisch und Meeresfrüchte auf pflanzlicher Basis gehören zu den am wenigsten entwickelten Bereichen im heimischen Lebensmittelhandel. Der Absatz von Meeresfrüchte-Ersatzprodukten auf pflanzlicher Basis stieg in diesem Zeitraum um über 300 %. Obwohl dies die am schnellsten wachsende Kategorie ist, bleibt sie mit einem Umsatz von nur 43 Mio. € im Jahr 2022 die am wenigsten entwickelte – aber der durchschnittliche Preis pro Einheit ist im vergangenen Jahr um 4 % gesunken.

Fortschritte gab es auch in Kategorien wie Sahnersatz auf pflanzlicher Basis, Eiscreme und Fertiggerichte – die Verkaufswerte stiegen von 2020 bis 2022 um 79 %.

„Dass der Markt wächst, liegt vor allem daran, dass Unternehmen mehr pflanzenbasierte Produkte entwickelt und auf den Markt gebracht haben“, so Carlotte Lucas von GFI Europe. Um dieses Wachstum aufrechtzuerhalten, brauche es aber weitere Innovationen, um pflanzliche Produkte zu entwickeln, die den Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher in Bezug auf Geschmack, Preis und Verfügbarkeit entsprechen.

Das Good Food Institute Europe ist eine internationale Nichtregierungsorganisation (NGO), die sich für den Aufbau eines nachhaltigen Lebensmittelsystems mit Alternativen zu Fleisch-, Ei-, Milch- und Meeresprodukten auf Pflanzenbasis oder aus Zellkulturen einsetzt. bb

Unterschiedliche Besteuerung in der EU

In Österreich ist pflanzliche Milch mit 20 % doppelt so hoch besteuert wie herkömmliche Milch. In sieben anderen EU-Ländern, darunter Frankreich, Irland und die Niederlande, werden Kuh- und Pflanzenmilch gleich hoch besteuert. In Italien ist der Unterschied am größten mit einem Steuersatz von 4 % auf Kuhmilch und 22 % auf Sojamilch, geht aus dem „ProVeg Plant Milk Report“ hervor. bb

App für den Sammelantrag 2023: Eigene Fotos statt Vor-Ort-Kontrolle

0

Die Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union sieht vor, dass Antragstellende für ihren Antrag von der Verwaltung unterstützt werden sollen, um den ­individuellen Antrag möglichst gut zur Auszahlung zu bringen. Laut Kieler Landwirtschaftministerium (MLLEV) ist das Ziel, die Antragstellenden rechtzeitig über Auffälligkeiten und Hinweise zum Antrag zu informieren, damit anschließend bis zum 30. September eines Jahres noch sanktionsfrei Änderungen vorgenommen werden können. Hierzu sind Nachweise zu bestimmten Vorgaben zu erbringen.

Um diese Nachweise erbringen zu können, ist in Schleswig-Holstein nun eine innovative Lösung eingeführt: die Verwendung der App „Profil SH“ zur Erstellung von sogenannten geotagged Fotos.

Fotos mit der App erstellen

Der Antragstellende erhält bei der Nutzung dieser App Aufträge von der Verwaltung, bestimmte Flächen oder Orte fotografisch zu dokumentieren. Diese Fotos dienen dann als Nachweis dafür, dass die Vorgaben der GAP erfüllt werden. Sollte der Antragstellende diese Aufträge nicht abarbeiten, muss die Verwaltung davon ausgehen, dass die Vorgaben nicht erfüllt sind. Dies kann zu Kürzungen und Sanktionen der Beihilfe führen.

Die Verwendung der App bietet viele Vorteile für den Antragstellenden. So ist die Erstellung von Fotos per App schneller und einfacher sowie freier planbar als das manuelle Ausfüllen von Formularen. Die Übertragung der Bilder an die Verwaltung erfolgt automatisch und fehlerfrei, was die Bearbeitung der Anträge beschleunigt. Zusätzlich werden Kontrollen vor Ort für diese Nachweise nicht mehr erforderlich. Damit entfällt das mitunter zeitaufwendige Begleiten einer Vor-Ort-Kontrolle.

Die Verwendung der App ist laut MLLEV eine moderne und effiziente Methode, um die Vorgaben der GAP zu erfüllen und um sicherzustellen, dass die Beihilfe nicht gekürzt oder sanktioniert wird.

Mit der App Profil SH können geotagged Fotos erstellt werden. Dies bedeutet, dass jedes Foto automatisch mit Informationen über den Aufnahmestandort und die Uhrzeit versehen wird. Dies ermöglicht es der Verwaltung, die Korrektheit der Angaben im Antrag zu überprüfen und eventuelle Fehler schneller zu erkennen. Sollten Fehler erkannt werden, dann bekommt der Antragstellende eine Mitteilung zu dieser Feststellung. Der Antrag kann durch diese Mitteilungen korrigiert oder angepasst werden, sodass eine Sanktionierung nicht mehr angerechnet wird.

Die App kann zeitlich flexibel eingesetzt und Fotos können von mehreren Flächen direkt nacheinander erstellt werden. So können beispielsweise bei einem Rundgang durch die Felder Fotos von den betroffenen Flächen aufgenommen und diese dann als Gesamtpaket an die Verwaltung übertragen werden. Es können sogar schon Bilder direkt beim Mähen oder Mulchen von Grünland oder Brachen erstellt werden. Grade die Fragen nach der landwirtschaftlichen Tätigkeit oder der Mindesttätigkeit werden tendenziell häufiger gestellt werden, sodass ein Vorhalten dieser Bilder vorteilhaft ist. Das spart Zeit und Anstrengungen und sichert den Antrag ab.

Bilder von Flächen

Sollte kein Smartphone vorhanden sein, sollte eine dritte Person beauftragt werden, regelmäßig die App zu öffnen und mögliche neue Aufträge abzurufen. Ob neue Aufträge vorliegen, kann über die Aktualisierung der Aufgaben geprüft werden. Grundsätzlich ist es auch möglich, dass sich mehrere Nutzer die Aufträge zu einem Antragstellenden aufrufen und Bilder zu einem Auftrag aufnehmen – diese Funktion wird erst zum Start der Auftragserteilung nutzbar sein. Sobald ein Auftrag als eingereicht gekennzeichnet ist, ist das Einreichen weiterer Bilder zu dem Auftrag nicht mehr möglich. Mit der App sollen auch Bilder ohne einen Auftrag erstellt werden, um beispielsweise die für die Öko-Regelung 5 geforderten Nachweise von Kennarten zu dokumentieren.

Bei der Aufnahme von Bildern ohne konkreten Auftrag sollte die aktive Abmeldung aus der App vermieden werden. Dies kann je nach installierter App-Version dazu führen, dass alle nicht eingereichten Bilder gelöscht werden. Bei der Abmeldung erscheint ein entsprechender Hinweis. Es empfiehlt sich, die App immer auf dem aktuellen Stand zu halten, beispielsweise durch die Nutzung von automatischen Updates in den jeweiligen Appstores. Gleiches gilt, falls das Endgerät defekt ist und durch ein anderes Gerät ersetzt werden muss. Die App selbst kann zwar wieder installiert werden, jedoch sind die bis dahin gesicherten, aber nicht eingereichten Bilder nicht wiederherstellbar. Bei der App werden die Bilder in einer gesicherten Umgebung gespeichert. Die Verwendung von Bildern aus der eigenen Galerie ist daher nicht möglich. Bei aktiv veränderten Bilddaten oder wenn auf dem Smartphone ein nicht originales Betriebssystem installiert wurde, wird es einen entsprechenden Hinweis an die Verwaltung geben. Unter Umständen werden dann die Nachweise nicht akzeptiert.

Für Android-Nutzer wird mindestens die Version 10 empfohlen. Das Apple-Gerät sollte mindestens die iOS-Version 15.3.1 (iOS 15.3.1) haben. Außerdem sollten mindestens 50 MB freier Speicher auf dem Smartphone vorhanden sein, zusätzlich ist Speicher für die erstellten Bilder vorzuhalten. 

App herunterladen

Die App kann im Google Play-Store für Android heruntergeladen werden und ist über folgenden Link zu finden: https://t1p.de/9ntx4

Nutzer von Apple-Geräten finden die App nicht über die Suchfunktion im App-Store, sondern unter: https://t1p.de/epqv6

Kurzanleitung zur Verwendung von Profil SH

1. Laden Sie die App „profil – sh“ aus dem App Store oder von Google Play herunter und installieren Sie diese auf Ihrem Gerät. Das Icon der App ist das weiße P auf grünem Grund. 

2. Stellen Sie sicher, dass Sie über WLAN mit dem Internet verbunden sind oder die mobile Datennutzung eingeschaltet ist. 

3. Öffnen Sie die App und drücken Sie den Button für die Aktualisierung . Geben Sie Ihre Anmeldedaten (BNRZD und PIN) auf der Anmeldeseite ein. Die Anmeldung mit BNRZD und PIN ist dieselbe, die beispielsweise zur Anmeldung in Profil Inet verwendet wird. 

4. Stellen Sie sicher, dass die GPS-Funktion Ihres Geräts aktiviert ist, damit die App Ihren aktuellen Standort erkennen kann. Andernfalls erscheint ein Hinweis. Ein Foto ohne GPS-Daten kann nicht aufgenommen werden und würde als Nachweis nicht anerkannt werden. 

5. Wählen Sie einen Auftrag zu einer Fläche aus. Bei mehreren Aufträgen hilft die Filterfunktion um den Auswahlbereich übersichtlich zu halten. 

6. Mit langem Drücken auf eine Fläche öffnet sich ein Dialog zur Navigation zu der Fläche. Dazu wird die Standard-Navigations-App genutzt. 

7. Öffnen Sie die Kamera-Funktion innerhalb der App, um ein Foto aufzunehmen. Dafür sollten Sie innerhalb der Fläche stehen. Sollten Sie ihre GPS-Funktion erst wenige Augenblicke zuvor aktiviert haben, kann die Ortung und Funktionalität weiterer Sensoren verbessert werden, wenn Sie eine „Acht“ (8) mit dem Gerät in die Luft zeichnen. 

8. Wenn Sie das Foto aufgenommen haben, wird es in der App-eigenen Galerie abgelegt. Das Foto ist nicht in der üblichen Galerie zu finden, in der andere Bilder liegen. 

9. In den Fotos werden automatisch die GPS-Daten des Ortes und weitere Daten hinterlegt (geotagged). 

10. Sie können Ihre geotagged Fotos in der Galerie der App aufrufen, zur Versendung als Nachweis zu einem Auftrag auswählen und anschließend einreichen. 

11. Versandte Bilder können nicht mehr gelöscht werden. 

Anmerkung: Je nach installierter App (Android oder iOS und teilweise je nach Gerät) können die Schritte und Funktionen etwas variieren. 

Hinweis: Mit dem aktiven Abmelden werden sämtliche erstellte Bilder gelöscht, die noch nicht eingereicht sind. 

Aufnehmen von Fotos mit der App Profil SH 

Um gute Ergebnisse zu erzielen, sollten die nachfolgenden Hinweise bei der Verwendung der App beachtet werden. 

1. Qualität der Fotos: Beinhaltet die Fragestellung an der Fläche die Erkennung von Pflanzen, so sollten Sie die Qualität des Fotos zunächst mit einer Erkennungssoftware testen. Z. B. mit der kostenlosen App Flora Incognita. Wird die Pflanze korrekt erkannt, so sollten Sie ein möglichst gleichwertiges Foto aufnehmen und mit der App Profil SH einreichen. 

2. Zeitpunkt wählen: Versuchen Sie, Pflanzen bei idealen Lichtbedingungen zu fotografieren, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Zudem sollten sich die Pflanzen in einem Stadium befinden, in dem sie leicht zu bestimmen sind (z. B. Blüte). 

3. Ausrüstung: Achten Sie bei der Nutzung der Smartphone-Kamera darauf, dass die Linse sauber ist und keine Schutzfolie mit eingeschlossenen Blasen auf der Kamera angebracht ist, um hochwertige Bilder zu erhalten. 

4. Vergrößerung einstellen: Stellen Sie sicher, dass Sie einen ausreichenden Zoom eingestellt haben, um die wichtigsten Merkmale der Pflanzen klar erkennen zu können. 

5. Passender Hintergrund: Die zu fotografierende Pflanze muss gut zu erkennen sein und sich klar vom Hintergrund abheben. 

6. Daten prüfen: Überprüfen Sie Ihre Daten sorgfältig, bevor Sie diese hochladen, um sicherzustellen, dass alle Informationen korrekt sind. 

Status zu Aufträgen. Screenshots: MLLEV


 


 

Navigation zur Fläche starten

Biostimulanzien: Hokuspokus war einmal

0

Ob Pflanzenextrakte, Mikroorganismen oder Amino- und Huminsäuren – die Anwendung von Biostimulanzien kann positiv auf das Pflanzenwachstum wirken. Über Potenziale und Grenzen dieser Produktklasse sprach Dr. Marina Mellenthin, Leiterin Technik bei Syngenta Agro, mit dem Bauernblatt.

Warum sind Biostimulanzien ein wichtiger Teil der Wachstumsstrategie von Syngenta?

In dem schwierigen Umfeld, in dem Landwirte jetzt produzieren müssen, sind Stimulanzien neu im Werkzeugkasten. Ziel ist es, die klimatischen und von den Böden her guten Voraussetzungen zur Nahrungsmittelproduktion weiter auszuschöpfen. In der Vergangenheit haben Pflanzenschutz und Düngung zu einem sehr hohen und auch sicheren Produktionsniveau beigetragen. Aber je enger diese Stellschrauben jetzt gedreht werden oder je mehr sie wegfallen, umso wichtiger wird es, nach neuen Möglichkeiten zu suchen. 

Wieso sind Biostimulanzien in Südeuropa schon länger am Markt etabliert?

Es geht dort vor allem um die Produktion von Obst und Gemüse. Das sind Lebensmittelprodukte mit hoher Wertschöpfung und bei denen die Qualität eine wichtige Rolle spielt. Hier können Biostimulanzien ihr Potenzial zeigen, wenn es um die Verbesserung der Qualität geht.

Unter welchen Bedingungen bietet sich der Einsatz von Biostimulanzien in Deutschland an?

Wir sehen großes Potenzial in der konventionellen, aber auch in der ökologischen Landwirtschaft. Viel wichtiger ist aber der regionale Ansatz. Je nach Region gibt es unterschiedliche Anforderungen. In den Roten Gebieten geht es um Nährstoffeffizienz. In Regionen wie der Magdeburger Börde werden eher Produkte zum Einsatz kommen, die die Toleranz gegenüber Trockenheit oder Hitze verbessern. Es ist absehbar, dass Trockenperioden aufgrund des Klimawandels häufiger und stärker auftreten. Landwirte werden sich daher mit diesen neuen Produkten beschäftigen.

Welche Empfehlung würden Sie einem schleswig-holsteinischen Ackerbauern geben, der überlegt, Biostimulanzien einzusetzen?

Standardempfehlungen wären hier nicht angebracht. Es kommt auf die Situation vor Ort an. Welche Kultur steht in dem Jahr auf dem Schlag? Und tritt dort wirklich starker abiotischer Stress auf? Das kann auch Kälte sein, die vielleicht das Auflaufen verzögert, zum Beispiel bei früh gedrilltem Mais. Mit unserem Produkt Megafol, das in Situationen von abiotischem Stress eingesetzt werden kann, sind Pflanzen dann eher dazu in der Lage, unbequeme Umweltbedingungen zu tolerieren. In Roten Gebieten ist es einfacher, eine Standardempfehlung zu geben. Dort bietet sich zum Beispiel der Einsatz von Nutribio N an. Die darin enthaltenen Mikroorganismen siedeln sich in und an den Pflanzen an und fixieren 30 bis 40 kg Stickstoff aus der Luft und machen ihn verfügbar.

Wie funktioniert die Applikation? 

Beim Nutribio N empfehlen wir eine Gabe von 50 g/ha, unabhängig von der Kultur. Die Mischbarkeit von Nutribio N ist ähnlich flexibel wie die von Megafol. Wir haben eine breite Produktpalette auf physikalisch-chemische Mischbarkeit getestet. Bei Mikroorganismen ist wichtig, dass sie die Mischung im Tank auch überleben. Bei Kombination mit Kupfer wäre ich beispielsweise vorsichtig. Kupfer ist toxisch und kann dazu führen, dass die Funktionsfähigkeit des Bakteriums in Nutribio N leidet.

Zu welchem Düngungszeitpunkt in Getreide wirkt Nutribio N am besten? 

Wir empfehlen einen Einsatz in den Stadien BBCH 21 bis 31. Da die enthaltenen Bakterien sehr kälteunempfindlich sind, kann man schon sehr zeitig applizieren. Wir führen aktuell auch Versuche mit Herbstanwendung durch und sind auf die Ergebnisse gespannt. Sollte der Landwirt die N-Düngung reduzieren wollen, macht eine Reduktion zur zweiten Gabe am meisten Sinn.

Zum Einsatz von Biostimulanzien besteht noch großer Forschungsbedarf. Wie ist der Stand?

Das Thema ist in Universitäten und Fachhochschulen angekommen. Wir bekommen eine ganze Reihe von Anfragen für Master- und Doktorarbeiten mit der Bitte um Unterstützung. Es gibt Interesse, die Wirkungsweisen einzelner Biostimulanzien zu prüfen und mit verschiedenen Methoden im Labor nachzuweisen. Grundlagenforschung ist wichtig, damit Empfehlungen so optimiert werden, dass sie sich zu einem zuverlässigeren Mehrwert entwickeln. Landwirte werden kein Geld in die Hand nehmen für ein Produkt, ohne zu wissen, ob es auch wirkt.

Worauf liegt der Forschungsfokus bei Syngenta?

Wir haben seit mehr als einem Jahrzehnt in diesem Bereich eine eigene Forschungsabteilung und befinden uns weiter im Aufbau. Vergangenes Jahr haben wir eine Plattform gegründet, in der wir uns global vernetzen mit Start-ups, Instituten und Universitäten. Es gibt viele kleine Firmen, die an Produkten arbeiten, von denen sie sich erhoffen, dass sie als Biostimulanzien im Markt einen Mehrwert bieten können. Diese Firmen suchen dann oft einen Partner, der im Markt etabliert ist, um dem Produkt auf die Beine zu helfen. Wir glauben, dass es bald kaum noch einen Markt geben wird, in dem diese Produktgruppe nicht ihren Platz gefunden hat.

Welche neuen Biostimulanzien können die Landwirte in nächster Zeit aus Ihrem Hause erwarten?

Jede Menge. Wir haben fast zu viele Wirkstoffe, sodass für uns die größte Herausforderung darin besteht, uns auf diejenigen zu fokussieren, die den größten Mehrwert für Landwirte bieten. Wenn ein Produkt in Spanien im Tomatenanbau große Marktanteile hält, heißt das noch lange nicht, dass wir dieses Produkt in Deutschland beispielsweise im Ackerbau einsetzten können. Es gilt daher, Schritt für Schritt die Produkte unter unseren Bedingungen zu testen, zu beschreiben und dann zu selektieren, mit welchen wir in welches Segment gehen können. Konkret ansprechen möchte ich das Produkt YieldON. Das ist für Schleswig-Holstein besonders interessant, weil wir es im Raps positionieren möchten. YieldON hat gezeigt, dass es beim Einsatz zur Rapsblüte sowohl den Rapsertrag als auch den Ölgehalt positiv beeinflussen kann. Wir planen die Markteinführung 2024. Wenn man noch ein bisschen weiter in die Zukunft schaut, wird es weitere Biostimulanzien geben, zum Beispiel im Bereich Bodengesundheit. Das ist ein spannendes Gebiet, auf dem Stimulanzien definitiv etwas leisten können.

Dr. Marina Mellenthin. Foto: rq