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Die Stimmung am Getreidemarkt bleibt vorerst gedrückt, da konkrete Anzeichen und Impulse für Exportgeschäfte ausblieben. Indien senkte die Importsteuer bisher nicht und auch China hielt sich mit dem Einkauf von Getreide zurück.
Zusätzlich sorgen Gerüchte über die Annullierung des neuen Schwarzmeer-Exportkorridors wegen möglicher Bedrohung durch russische Kampfflugzeuge für Unsicherheiten der Marktteilnehmer. Während das Analysehaus Barva Invest den Korridor seit zwei Tagen für blockiert erklärt, ficht das ukrainische Militär diese Berichte an. Das stützte die Weizenpreise zunächst, sodass zum Ende der Woche die Notierungen für den Frontmonat Dezember um 1,50 €/t höher ausfielen und einen Endstand von 233,50 €/t verzeichneten.
Laut der Getreidebörse in Buenos Aires hat die Maisaussaat in Argentinien 22 % der erwarteten Flächen erreicht. Die Maisbestände wurden für diese Woche deutlich besser bewertet und auch der Anteil der zu trockenen Böden sank von 49 auf 41 %.
Das Neugeschäft am hiesigen Getreidemarkt bleibt weitestgehend aus. Die Nachfrage nach Weizen ist weiterhin auf sehr niedrigem Niveau, teilweise sind die Mühlen bis in die ersten Monate des Folgejahres 2024 eingedeckt. Einige Partien im südlicheren Teil können in die Niederlande vermarktet werden. Die Preise bleiben aufgrund der unbelebten Marktsituation relativ stabil und es wird auch in der Tendenz mit einem gleichbleibenden Preisniveau gerechnet.
Sojaexporte hoch, Raps erholt
Das USDA meldete zum Wochenende einen weiteren Export von 110.000 t Sojabohnen an die Volksrepublik China, nachdem am Vortag bereits 126.000 Mio. t verkauft worden waren. Durch die Unterzeichnung des Rahmenabkommens mit China wurden umfangreiche Lieferungen getätigt. Gleichzeitig wurden Meldungen über Höchstwerte der Sojaschrotverkäufe veröffentlicht. Dabei waren die Philippinen das wichtigste Abnehmerland. Die Gesamtverkäufe von Sojaschrot liegen mit 5,5 Mio. t um 43 % über dem Vorjahresniveau. Durch die steigenden Palmölnotierungen in Malaysia profitiert auch das Sojaöl. Die US-Sojaölvorräte wurden von der National Oilseed Processors Association (OPA) auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren geschätzt. Dies unterstützt die Sojakurse an der CBoT.
Gute Aussichten auf Exporte in China
Chinas Meldung über eine um 4,8 % gesteigerte Schweinefleischproduktion von 12,7 Mio. t im dritten Quartal sorgt für gute Exportaussichten. Die Nachfrage der Ölmühlen richtet sich auf die Termine im Jahr 2024. Die Preise auf dem Kassamarkt folgen den schwächeren Börsenkursen. Die hiesigen Ölmühlen sind durch die Zufuhren von Rapssaat aus Skandinavien, dem Baltikum und der Ukraine gut versorgt.
An der Pariser Matif verloren die Notierungen für den Februar-Termin des Rapses deutlich an Boden und sanken unter die 430-€-Marke. Die Niederschläge in Südamerika, insbesondere in Brasilien, wirken dem Preisverfall etwas entgegen. Die Erntearbeiten werden herausgezögert und Käufer könnten sich wieder auf den Rapsmarkt richten.
Wie die Getreidemühlen sind auch die Ölmühlen bis in die ersten Monate 2024 eingedeckt. Die Nachfrage bleibt sehr schwach auf dem Vorwochenniveau. Somit sind die Preise weiterhin stabil und für die nächsten Wochen werden keine Veränderungen der Rapspreise erwartet.
Licht ins Dunkel um die oft falsch verwendeten Begriffe Kohlenstoffspeicher, Kohlenstoffsenke und Humusaufbau bringt eine neue Thünen-Studie. Demnach ist der Humusaufbau nicht gleichzusetzen mit einer Kohlenstoffspeicherung im Boden. „Viele Äcker in Europa verlieren derzeit Humus und somit Bodenkohlenstoff wegen des Klimawandels oder durch eine nicht nachhaltige Bewirtschaftung“, erklärte dazu Thünen-Wissenschaftler Prof. Axel Don, Erstautor der Studie.
Maßnahmen zum Humusaufbau verringern Don zufolge aber oft zunächst nur den Abbau des organischen Kohlenstoffs im Boden. Damit werde zwar dessen Verlust verlangsamt, was durchaus im Sinne des Klimaschutzes sei. Allerdings werde nicht automatisch eine negative Emissionsbilanz erreicht.
Indirekte Wirkungen berücksichtigen
Von einer „Kohlenstoffsenke“ oder „C-Sequestrierung“ könne erst dann gesprochen werden, wenn von der Fläche insgesamt weniger Treibhausgasemissionen ausgingen als durch den Humusaufbau gebunden würden, erläuterte der Wissenschaftler.
Dabei müsse berücksichtigt werden, ob durch die Humusaufbaumaßnahme nicht auch an anderer Stelle mehr Treibhausgasemissionen entstünden. Auch eine reduzierte Bodenbearbeitung könne zwar Humus generieren, doch das gehe oft mit vermehrten Lachgasemissionen einher, so Don. Da Lachgas ein hochpotentes Klimagas sei, könnten dann bereits kleine zusätzliche Mengen des Gases den Klimaschutzeffekt des Humusaufbaus ausgleichen oder gar überkompensieren.
Wissenschaft drückt sich oft ungenau aus
Laut Studie hat eine Analyse von mehr als 100 internationalen wissenschaftlichen Arbeiten ergeben, dass selbst in der Fachwelt die Begriffe oft ungenau verwendet würden. Ziel der Untersuchung war es daher, die Kommunikation zwischen den verschiedenen Interessenvertretungen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu verbessern. Um den Klimaschutzbeitrag durch Humusaufbau besser beurteilen zu können, sei eine präzise Ausdrucksweise notwendig, so Axel Don. Veröffentlicht wurde die Studie des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz in der Fachzeitschrift „Global Change Biology“. age
Guanidinoessigsäure (GAA) ist ein Futtermittelzusatzstoff, welcher eingesetzt wird, um die Leistung von Schweinen zu verbessern und den Futteraufwand zu reduzieren. Dieser Effekt beruht laut den verfügbaren Studien zum Thema auf einer Verbesserung der Verfügbarkeit von Arginin und Kreatin, was zu einer Förderung des anabolen Stoffwechsels, sprich des Muskelwachstums, führt. Um die Effekte eines GAA-Einsatzes in praktischen Rationen in der Ferkelaufzucht, vor allem vor dem Hintergrund einer Stickstoff (N)- reduzierten Fütterung zu prüfen, wurde in den Ställen des Versuchs- und Bildungszentrums Landwirtschaft (VBZL) Haus Düsse ein Fütterungsversuch durchgeführt. Die Ergebnisse im Folgenden.
Es wurden drei Fütterungsgruppen verglichen (Tabelle 1): Neben einer Kontrollgruppe (Positivkontrolle, PC), die Futter entsprechend den DLG-Vorgaben in Merkblatt 418 zur sehr stark N-/P-reduzierten Fütterung erhielt, wurde den beiden Versuchsgruppen, Negativkontrolle (NC) und Negativkontrolle (NC+), Versuchsfutter angeboten. Die Gruppen NC und NC+ erhielten identische Rationen wie die Kontrollgruppe, außer dass der Rohproteingehalt in der Ration um einen Prozentpunkt beziehungsweise 10 g/kg reduziert war. Die Phosphor- und Aminosäurenkonzentration (Lys, Met, Val, Thr und Trp) wurde in allen Versuchsgruppen konstant gehalten. Zusätzlich wurde in Versuchsgruppe NC+ GAA in Form von 900 g Creamino je 1 t Futter (Alzchem Trostberg GmbH, Trostberg) dosiert. Die Fütterung erfolgte zur Ad-libitum-Aufnahme zweiphasig (8 bis 15 kg und 15 bis 25 kg Lebendmasse (LM)). Alle Futtermischungen waren pelletiert.
Ration und Buchten
Die Rationen basierten auf den gleichen Komponenten. Die Rohproteinreduktion erfolgte durch den Austausch von Sojaextraktionsschrot gegen Getreide und Weizenkleie. In allen Rationen wurden Aminosäuren in Form von L-Lys-HCl, D-L-Met, L-Thr, L-Trp und L-Val ergänzt.
Je Fütterungsgruppe wurden sechs Buchten (= Wiederholungen) mit jeweils neun bis zehn Tieren je Bucht eingestallt. Die insgesamt gemischtgeschlechtlichen 178 Tiere wurden mit durchschnittlich 28 Tagen und 8 kg LM eingestallt. Um den Effekt eines Einsatzes des eingesetzten GAA-Produkts auf die Stickstoff (N)- und Phosphor (P)-Ausscheidungen der Tiere bewerten zu können, wurde aus der Nährstoffaufnahme über das Futter und dem Nährstoffansatz im Zuwachs die Nährstoffausscheidung errechnet. In Tabelle 2 sind analysierte Inhaltsstoffe der in der Ferkelaufzucht (FAZ) verwendeten Futtermischungen dargestellt.
In der Analyse zeigte sich, dass die geplante Konzentration von 900 g/t Creamino im FAZ II deutlich unterschritten wurde (764 mg Creamino je 1 kg Frischmasse). In der Gruppe NC+ FAZ I wurden 885 mg Creamino je 1 kg Frischmasse nachgewiesen. In Tabelle 3 sind die Leistungsergebnisse der FAZ I und II dargestellt. Während zu Versuchsbeginn und zum Ende der FAZ I alle Tiere eine einheitliche Lebendmasse von im Mittel 8,8 kg beziehungsweise 14,9 kg zeigten, lag am Ende der FAZ II die Lebendmasse von Tieren der NC+-Gruppe um 2 kg über dem Gewicht von Tieren der NC-Gruppe (25,33 kg versus 27,38 kg).
Bilanz Tageszunahmen
Entsprechend verhielten sich die Tageszunahmen: Sie lagen in der Gruppe NC+ über denen der Gruppe NC. Dies war in FAZ I und II sowie über die gesamte Dauer zu beobachten (FAZ I: +39 g am Tag; FAZ II: +55 g am Tag; gesamt: +50 g am Tag). Über den kompletten Versuchszeitraum unterschieden sich die Tageszunahmen der Tiere in der PC nicht von denen der Tiere in NC und NC+. Eine Reduktion der Rohproteinkonzentration um 10 g/ kg Futter unter die DLG-Vorgaben zur sehr stark NP-reduzierten Fütterung war demnach ohne eine Beeinträchtigung des Wachstums möglich.
Das VBZL Haus Düsse untersuchte Guanidinoessigsäure als Futtermittelzusatzstoff in der Ferkelaufzucht.
Der tägliche Futterverbrauch unterschied sich nicht zwischen den Fütterungsgruppen und lag im Mittel über die komplette Versuchsdauer bei 644 g am Tag. Der Futteraufwand war in FAZ I und über den gesamten Versuchszeitraum durch die Absenkung des Rohproteingehalts in der NC-Gruppe gegenüber der PC-Gruppe erhöht (FAZ I: +0,05 kg/kg; gesamt: +0,07 kg/kg). Die Zugabe von Guanidinoessigsäure führte zu einer Absenkung des Futteraufwands in der NC-Gruppe auf das Ausgangsniveau der PC-Tiere.
Die Futterkosten je Ferkel lagen im Versuchszeitraum (Ende 2022) aufgrund der sehr hohen Aminosäurenpreise in der proteinreduzierten Versuchsmischung über denen der Kontrollgruppe. Bei aktuellen Futterpreisen bringen die Reduktion der Rohproteinkonzentration und die Anpassung der Aminosäurenergänzung einen preislichen Vorteil. Nach Preisen Mitte 2023 lagen die Futterkosten je Ferkel in der PC-Gruppe bei 13,12 €, in der NC-Gruppe bei 12,73 € und in der NC+-Gruppe bei 14,12 €. Durch die höheren Endgewichte der Ferkel lag der Erlös je Ferkel in der NC+-Gruppe mit 92,85 € jedoch über dem der PC-Gruppe (91,94 €) und der NC-Gruppe (90,39 €), sodass der Überschuss über die Futterkosten je Ferkel mit 78,73 € in der NC+-Gruppe deutlich über der NC-Gruppe (77,66 €) und etwas unter der PC-Gruppe lag (78,83 €). Der höhere Futterpreis der NC+- gegenüber der NC-Gruppe konnte also durch die höhere biologische Leistung ausgeglichen werden.
Ergebnisse N- und P-Bilanz
Die Bilanzierung wird in der Tabelle 4 dargestellt. Alle berechneten Ausscheidungswerte liegen deutlich unter den von der DLG (Merkblatt 418, 2019) publizierten Werten. Dies ist auf den geringen Futteraufwand im aktuellen Versuch zurückzuführen. Anhand der aus dem Futterverbrauch errechneten N-Aufnahme und dem aus dem Zuwachs der Tiere errechneten N- und P-Ansatz wird deutlich, dass die Tiere in NC+ mehr Nährstoffe aufgenommen haben als Tiere der Gruppe NC, also mit identischer Fütterung ohne Zulage von GAA.
Durch den relativ geringen N-Ansatz bei gleichzeitig geringer N-Aufnahme von Tieren der NC-Gruppe lagen die berechneten N-Ausscheidungen von NC- und NC+-Tieren auf vergleichbarem Niveau (NC versus NC+: + 6,3 g N je Tier +0,8 g P je Tier). Gegenüber PC konnte in den Gruppen NC und NC+ die N-Ausscheidung um 12,8 % beziehungsweise 10,4 % gesenkt werden. Da sich die P-Konzentration im Futter zwischen den Behandlungen nicht unterschied, konnte keine Minderung der P-Ausscheidung festgestellt werden und die Werte lagen, bedingt durch die erhöhte Futteraufnahme, in NC+ um 7,7 % über den Werten von PC beziehungsweise 2,1 % über den Werten von NC.
Fazit
Die XP-Reduktion im Futter um einen Prozentpunkt gegenüber einer Fütterung entsprechend dem Verfahren „DLG-sehr stark N-/P-reduziert“ führte in der Ferkelaufzucht zu keiner Reduktion der Gewichtszunahme, aber einem gesteigerten Futteraufwand. Durch die Zulage von GAA zum XP-reduzierten Futter wurde die Gewichtszunahme bis zum Ende der Ferkelaufzucht gegenüber der Gruppe mit einer vergleichbaren Rohproteinkonzentration signifikant erhöht.
Der gestiegene Futteraufwand in der Gruppe mit reduzierter Rohproteinkonzentration ist vermutlich durch eine nicht ausreichende Aminosäurenversorgung begründet, um das volle Wachstumspotenzial auszuschöpfen. Eine Reduktion der XP-Konzentration in der FAZ auf das Niveau dieser Studie sollte daher mit der Zulage weiterer freier Aminosäuren, zum Beispiel Isoleucin, Histidin, begleitet werden. Um dies in der Praxis umzusetzen, sind weitere Untersuchungen notwendig. Die berechneten N-Ausscheidungen von NC- und NC+-Tieren konnten, bei einem immer noch vergleichbaren Leistungsniveau gegenüber der PC-Gruppe, gesenkt werden. Im Versuch wurde gezeigt, dass bei einer Absenkung des XP-Gehalts eine Zulage von GAA die Tageszunahmen und damit das Lebendgewicht von Ferkeln am Ende der FAZ sowie den Futteraufwand signifikant verbessern kann.
Dietrich Jänicke aus Glasow im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte nutzt seine jahrzehntelangen Erfahrungen im Haferanbau für die Beratung interessierter Landwirte. Dafür arbeitet er mit der Brüggen-Mühle in Lübeck zusammen.
Hafer zieht sich durch Dietrich Jänickes Leben. Schon als Kind, auf dem vom Vater bewirtschafteten Kirchengut nahe Güstrow aufwachsend, war er als Futterlieferant allgegenwärtig. Nach der Berufsausbildung mit Abitur und dem Studium der Landwirtschaft in Rostock begann der junge Diplom-Ingenieur 1985 als Produktionsleiter auf einer 3.500 ha großen LPG bei Demmin – und baute dort Hafer an, einfach weil er ihn kannte. Er war als Futter gut zu verkaufen, passte super in die Fruchtfolge und war gut für die Böden. Was wollte man mehr.
Dietrich Jänicke
Als dann die Mauer fiel und sein damaliger Schwiegervater anbot, sich mit 275 ha rückübertragenen Landes als Wiedereinrichter zu versuchen, war Jänicke sofort dabei. Bei der Übernahme im Winter 1990/91 waren einige der Flächen unbestellt. Was machte Jänicke? Genau! Er stellte Hafer darauf. „Saatgut, Know-how und die Kontakte zum Mischfutterwerk in Malchin hatte ich ja.“
Hier stand immer schon Hafer
Mit einem Angestellten und einer Saisonkraft hat er die Dietrich Jänicke Landwirtschaft durch gute und auch schwierige Zeiten gesteuert. Der Betrieb in Glasow, einem Ortsteil von Dargun, wuchs auf heute 408 ha, der Haferanteil nahm von damals 5 % auf heute zwischen 15 und 18 % zu. Wichtig war dem Landwirt immer eine breite Fruchtfolge, so finden sich neben dem Hafer 20 bis 25 % Raps, 20 bis 25 % Gerste, 25 bis 30 % Weizen, 8 bis 10 % Leguminosen und 2 % Zuckerrüben auf den Flächen.
Noch bevor es das Wort Diversität dafür gab, fand er Abwechslung auf den Feldern wichtig: „Ich hatte immer mal Berater da, die haben gesagt: ‚Du musst Raps-Weizen-Gerste machen, dann verdienst du auch Geld.‘ Das fand ich nicht richtig. Auch früher haben die Bauern hier bis zu 35 Prozent Hafer angebaut für ihre Tiere.“
Den Standort mit einer durchschnittlichen Ackerzahl von 42 (zwischen 28 und 62) nennt Jänicke einen Haferstandort: „Wir können hier 75 bis 80 Dezitonnen pro Hektar ernten, es waren auch schon mal 113.“ Was sind denn bitte Haferstandorte? „Du brauchst Wasser. Zu leicht und sandig dürfen sie nicht sein. Aber uns fehlte oft das Wasser in den vergangenen Jahren.“ Seit 2016 beobachtet er immer wieder Trockenheitsextreme, auch dieses Jahr sei ein „Verdrussjahr“ für den Hafer gewesen: „36 Dezitonnen pro Hektar mit viel Gründurchwuchs, bei den Erbsen war es ähnlich wenig. Das macht wirklich keinen Spaß.“
Zudem sei der Standort „steinreich“, fügt er augenzwinkernd an. Davon zeugen beachtliche Felsen, die das Betriebsgelände schmücken. Allerdings wussten das auch schon die Ahnen: Der Ortsname Glasow bedeutet im Slawischen „Ort auf steinigem Boden“.
Der hintere Teil des alten Schweinestalles ist heute eine Lagerhalle für 500 t Hafer mit Unterflurbelüftung geworden. Der vordere Teil wurde zum Sozialraum, wo auch Feldtage oder andere Veranstaltungen stattfinden können.
Aussaat nach Wetter, nicht nach Kalender
Im Anbau stehen bei Jänicke nicht Termine im Vordergrund, sondern die Ansprüche der Sorten. Hafer kommt so früh wie möglich in den Boden, aber eben erst dann, wenn die Bedingungen stimmen. „Durchschnittlich drillen wir am 15. März, aber wir haben auch schon Anfang Februar angefangen. Wenn der Boden befahrbar und oberflächlich trocken und auch die Witterung trocken ist, fahren wir los. Die Drille ist neben dem Mähdrescher die Schlüsselmaschine auf dem Hof.“Wichtig sei aber, ergänzt er noch, nicht zu früh am Tag zu beginnen: „Der Morgennebel muss weg und der Boden vor allem nach Zwischenfrüchten ausreichend abgetrocknet sein. Wir fahren meist erst so gegen Mittag los. Früher haben wir ‚Ivory’ angebaut, inzwischen ist es ‚Lion’.“
Hafer steht in der Regel nach Getreide, gefolgt von einer Zwischenfrucht – auch das macht er schon länger als es vorgeschrieben ist. Gedüngt werden 80 bis 100 kg N nach Düngebedarfsermittlung, dazu S und Mg vor der Saat, schnellstmöglich eingearbeitet. P und K düngt Jänicke im Herbst als Einzelkomponenten nach den Ergebnissen der Bodenuntersuchung. Mit der ausgefeilten Bestellung und Ernährung nach Bedarf bereitet er dem Bestand die bestmöglichen Voraussetzungen. Und doch wird er regelmäßig durch Frühjahrstrockenheiten zurückgeworfen.
Gedrillt wird so zeitig wie möglich, Priorität haben aber trockene Bodenverhältnisse, um die Frucht nicht in den Boden zu schmieren.Stickstoff gibt es vor der Saat, etwa 80 bis 100 kg. Die Gaben zu teilen lohnt sich wegen der häufigen Frühjahrstrockenheit nicht.
„Züchtung und Mühlen brauchen noch Zeit“
Vielleicht wäre ja Winterhafer eine Option, der zunehmenden Frühjahrstrockenheit zu entkommen? Jänicke wiegt den Kopf: „Es gibt noch keine klassischen Sorten dafür, allerdings einige, die sind durchaus geeignet. Man kann es ja probieren: mit einer Aussaat Anfang November, dann gehen die Bestände im Zwei- bis Dreiblattstadium in den Winter. Wenn dann alle Bedingungen stimmen und ein gewisser Schneeschutz da ist, kommen sie gut durch. Dann ist die Ertragsentwicklung deutlich besser, die Bestände sind wuchsfreudiger, die Erntezeit ist annähernd gleich.“
Allerdings gebe es da noch einige Probleme mit den Abnehmern, fährt er fort: „Die Schäleignung ist etwas anders, sagt die Mühle. Und das Korn ist dunkler. Das kommt natürlich beim Verbraucher nicht so gut an. Da ist noch einiges an Forschungsbedarf.“
Er persönlich, fügt er an, habe mit Winterhafer keine so guten Erfahrungen gemacht: „Wir haben hier regelmäßig im zeitigen Frühjahr Ostwindlagen mit tagelang minus 15 Grad Celsius ohne Schnee. Das schafft der Hafer nicht, ebensowenig die Winterformen von Ackerbohnen und Erbsen.“
Früher baute Jänicke ‚Ivory’ an, heute ist es ‚Lion’.
Hafermühle statt Vermehrung
In den ersten Jahren der Dietrich Jänicke Landwirtschaft erzeugte Jänicke allerdings noch gar keinen Hafer für die menschliche Ernährung. „Damals habe ich die Sommerkulturen als Vermehrung an diverse Züchterhäuser und den Handel abgegeben.“ Doch irgendwann war er vor allem beim Hafer unzufrieden mit der Wirtschaftlichkeit: „2016 hatte ich endgültig genug von den Erlösen für die Hafervermehrung. Im selben Jahr habe ich auf einem Feldtag jemanden von der Hafermühle Brüggen kennengelernt. Das ist einer der drei großen Haferverarbeiter Deutschlands mit Hauptsitz in Lübeck.“
Bei der Gelegenheit erfuhr er, dass trotz des seit Jahren steigenden Bedarfes (und Absatzes) nicht genug inländische Erzeugung stattfinde und viel importiert werde – unter anderem aus Nordamerika, Osteuropa und im Fall von Brüggen aus Skandinavien. Dabei suchen die Mühlen händeringend Ware aus Deutschland: „Die wollten dann nicht nur Hafer von mir, sondern auch Gerste für Müsli. Und so liefere ich seit 2017 zwischen 300 und 500 Tonnen Hafer und 500 bis 700 Tonnen Gerste nach Lübeck. Die Qualitätsvorgaben waren übrigens noch nie ein Problem.“
Beratung für den Haferanbau
Mit den Jahren wurde die Zusammenarbeit zwischen der Hafermühle und Landwirt Jänicke immer enger. Das sprach sich auch bei den Landwirten in Mecklenburg-Vorpommern herum, die ihn inzwischen zu allen Fragen rund um Hafer oder auch Leguminosen kontaktieren.
Und so beginnt derzeit gerade ein neues Kapitel im Arbeitsleben von Dietrich Jänicke. Den Betrieb hat er im Frühjahr verkauft, nach der vorigen Ernte im Sommer ist er noch mit einer halben Stelle als beratender Geschäftsführer tätig.Nebenbei wird er Anbauberater für Hafer und Leguminosen: „Die Leute rufen mich doch sowieso an. Warum soll ich das nicht gleich offiziell machen?“
Auch für die Brüggen-Mühle, die sehr gern den Haferanbau im Norden ankurbeln möchte, ist das ein Glücksfall. Jänicke hat im vergangenen Jahr schon gemeinsam mit Brüggen auf Feldtagen für den Haferanbau geworben. „Für viele“, hat er dabei erfahren, „ist die Vermarktung eine Hürde, weil der Handel nichts mit Hafer anfangen kann. Man muss also Direktverträge mit der Mühle abschließen, die Ware lagern können und die Lieferung durch eine Spedition organisieren. Und ja, es sind 180 Kilometer von hier bis Lübeck, aber das ist der Mühle bewusst und wird bei der Preisgestaltung berücksichtigt.“
Nun wird Jänicke also Botschafter – ganz ohne Wohnsitzwechsel. Er erhebt keinen Anspruch auf die für Botschafter übliche Anrede „Exzellenz“. Jänickes Exzellenz beruht auf seiner Fachkenntnis über eine immer noch unterschätzte Kultur und seiner Bewunderung für sie: „Ich will Werbung für den Hafer machen!“
Rückläufiger Anbau trotz steigender Nachfrage
Auch für dieses Jahr melden die im Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft zusammengeschlossenen deutschen Hafermühlen trotz stetig steigender Nachfrage einen rückläufigen Anbau. In einer Pressemeldung geben sie bekannt:
Hafer gilt durch sein gutes Nährstoffprofil und seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten als „heimisches Superfood“ – und seine Beliebtheit wächst und wächst. Währenddessen gehen die Anbauflächen für Hafer in Deutschland nach Steigerungen in den vergangenen Jahren wieder zurück. Für 2023 wurden deutschlandweit nun 141.400 ha gemeldet. Noch dramatischer sieht es bei der Erntemenge aus: Diese ist um fast 30 % auf 530.400 t gesunken.
Die Haferanbaufläche in Deutschland ist im zweiten Jahr in Folge im Vergleich zum Vorjahr um fast 12 % zurückgegangen – in allen Bundesländern außer in Baden-Württemberg, das als Einziges einen Flächenzuwachs von 8 % verzeichnet. Die deutlichsten Einbußen bei der Erntemenge im Vergleich zum Vorjahr melden Niedersachen und Schleswig-Holstein mit Rückgängen um 47,5 beziehungsweise 42,7 %. Die rückläufigen Zahlen in Deutschland spiegeln sich auch in der regionalen Beschaffungssituation wider.
In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie sich die Haferqualität insgesamt darstellt. Die ersten Muster und Schälversuche zeigen jedoch schon, dass auch die Haferqualität unter den widrigen Witterungsverhältnissen der vergangenen Monate gelitten hat.
Auch in anderen wichtigen Anbauländern sieht die Situation nicht gut aus: Finnland meldet eine um mindestens 14 % kleinere Anbaufläche als 2022. Ähnlich sieht es in Schweden aus, Kanada meldet 36 % weniger Aussaatfläche. Schwierige Witterungsverhältnisse und Erntebedingungen kommen hinzu. Es gibt in diesem Jahr in Europa und weltweit nicht genug mühlenfähigen Hafer.
Dagegen steht der wachsende Absatz: Allein im Jahr 2022 wurden 4,5 % mehr Haferflocken als im Vorjahr abgesetzt – auch Ergebnis zahlreicher Produktinnovationen. Dabei steigt die Verbrauchernachfrage nach regionalen Produkten.
Auch agronomisch spricht vieles für den Haferanbau wie der hohe Vorfruchtwert oder der geringe Bedarf an Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Hafer trägt zur Regeneration des Bodens bei, unterdrückt die Unkrautbildung und reduziert den Krankheitsdruck in der Fruchtfolge.
Landwirte, die in den Haferanbau einsteigen wollen, sollten sich vorab über Vermarktungsmöglichkeiten und Qualitätsanforderungen informieren. Die Mühlen zeigen sich bereit, für regionalen Hafer Preise zu zahlen, mit denen attraktive Deckungsbeiträge erwirtschaftet werden können.
Die H. & J. Brüggen KG, 1868 in Neumünster gegründet und seit 1886 mit Sitz in Lübeck, verarbeitet Hafer und andere Getreide seit 1894. An Standorten in Deutschland, Polen und Frankreich beschäftigt das Unternehmen über 2.000 Mitarbeiter und fertigt Frühstückszerealien für den europäischen und globalen Markt. In vierter Generation wird das Familienunternehmen von den persönlich haftenden Gesellschaftern Hanno Brüggen, Jochen Brüggen und Johannes Brüggen geführt. Produziert werden Eigenmarken für führende europäische und internationale Handelsketten in Premium-, Discount- oder Einstiegspreisqualität, sowohl konventionell als auch bio. Verträge für den Anbau von Hafer vereinbart die Mühle aktuell mit 25 Betrieben aus Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Rund 30.000 t, gut 25 % des Bedarfes, liefern somit deutsche Landwirtschaftsbetriebe nach Lübeck. Informationen unter Tel.: 0170-3 18 54 34 oder sven.saedler@brueggen.com
Um mit Landwirten aus der Region praxisnah über den Haferanbau und seine Potenziale und die Absatzmöglichkeiten zu diskutieren, lädt die Hafermühle Brüggen für Anfang November zum Haferforum Nord nach Lübeck ein.
Für die Routineuntersuchung von Milchproben hat sich seit vielen Jahren die Nutzung der Infrarotspektroskopie durchgesetzt. Diese Technik generiert Spektraldaten, mit denen die Inhaltsstoffe von vielen Milchproben in kurzer Zeit bestimmt werden können. Damit ist das Potenzial dieser Daten jedoch noch nicht ausgeschöpft.
Eine Vielzahl von Forschungsprojekten hat sich damit beschäftigt, weitere Informationen aus der Milchuntersuchung zu gewinnen. Erste Parameter sind bereits Bestandteil der Milchleistungsprüfung geworden. Der folgende Artikel erklärt, wie aus Spektraldaten Informationen werden, stellt die KetoMIR-Formel zur Abschätzung des Ketose-Risikos vor und präsentiert dazu Daten aus Schleswig-Holstein.
Bei der Milchuntersuchung mittels Infrarotspektroskopie werden Infrarotstrahlen des mittleren Infrarotwellenbereichs durch eine dünne Schicht Milch gesendet. Beim Durchdringen der Milch wird ein Teil dieser Infrarotstrahlen absorbiert, das heißt einige Wellenlängen werden aufgenommen. Ein Detektor misst die Intensität der Wellenlängen, die die Milch durchdringen konnten. Aus diesen Messwerten wird ein Absorptionsspektrum erzeugt und als sogenannte Spektraldaten vom Gerät zur Verfügung gestellt.
Spektraldaten sind von der Art und der Konzentration der in der Milch enthaltenen Stoffe abhängig. Daher können sie in Kombination mit einer Kalibrationsgleichung zur Bestimmung eines Milchinhaltsstoffs genutzt werden. Um eine Kalibrationsgleichung aufzustellen, werden von sehr vielen Milchproben sowohl die Spektraldaten als auch Referenzwerte benötigt. Letztere sind Werte, die mittels Standardmethode für den jeweiligen Parameter bestimmt werden (zum Beispiel im Labor chemisch bestimmte Fettgehalte) und den gesamt möglichen Messbereich abdecken. Neben der Bestimmung der Standardmilchinhaltsstoffe ist es mittlerweile möglich, auf Grundlage dieses Prinzips aus der Milchuntersuchung weitere Parameter zu ermitteln. Dazu gehört auch das Ketose-Risiko.
Was ist eine Ketose?
Die Ketose ist eine der bedeutendsten Stoffwechselerkrankungen in der Frühlaktation. Zu Beginn der Laktation steigt die Futteraufnahme nicht im selben Maße wie die Milchleistung. Die Kuh versucht ihr Energiedefizit mit der Einschmelzung von Körperfett auszugleichen, was eine Anhäufung von freien Fettsäuren im Blut mit sich bringt. Steht der Kuh nicht genug Glukose zur Verfügung, können die freien Fettsäuren nicht energetisch im Stoffwechsel genutzt werden, sodass sie zur Leber gelangen und dort unter anderem zu Ketonkörpern umgebaut werden. Die Ketonkörper sammeln sich im Blut, Harn und in der Milch an und verursachen die Erkrankung.
Bei einer Ketose wird zwischen einem klinischen und einem subklinischen Verlauf unterschieden. Eine klinische Ketose ist an Symptomen wie Milchleistungsabfall, einem hohen Milchfettgehalt, Fressunlust und Abmagerung zu erkennen. Ein erheblich größerer Anteil der Ketosen tritt jedoch subklinisch auf, das heißt ohne äußerlich sichtbare Symptome. Unentdeckte und damit nicht behandelte Ketosen können Folgeerkrankungen wie Leberschäden, Labmagenverlagerungen und Fruchtbarkeitsstörungen mit sich bringen. Damit führt eine Ketose in jedem Fall zu einer verminderten Tiergesundheit und wirtschaftlichen Einbußen, sodass die Prophylaxe und Früherkennung immer im Blick des Milchviehhalters stehen sollten.
Die Infrarotspektroskopie ist eine präzise, schnelle und kostengünstige Technik, um Milchproben zu untersuchen. Das CombiFoss-Gerät beim LKV Schleswig-Holstein schafft etwa 500 Proben pro Stunde.
Was ist KetoMIR?
Um den Milchviehhalter ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand bei der Erkennung einer Ketose zu unterstützen, wurde unter Federführung des Landeskontrollverbandes (LKV) Baden-Württemberg KetoMIR entwickelt – eine Formel, die das Risiko, an einer Ketose zu erkranken, in den ersten 120 Laktationstagen abschätzt. KetoMIR ist keine Kalibrationsgleichung, sondern eine Schätzformel, die Spektraldaten mit über Kalibrationsgleichungen geschätzten Parametern (zum Beispiel dem Fettgehalt) und weiteren Parametern (zum Beispiel der Laktationsnummer) kombiniert. Sie gibt einen Index aus, der im Wertebereich zwischen 0 und 1 liegt.
Zur einfachen und praxistauglichen Interpretation wurde dieser in drei Klassen eingeteilt. Die Ketose-Klassen 1, 2 und 3 stehen für ein geringes, mittleres und hohes Risiko der Kuh, an einer Ketose zu erkranken. Die Ketose-Klasse gibt einen Hinweis auf gefährdete oder erkrankte Kühe und ist daher nicht als alleiniges Kriterium der Diagnostik anzusehen.
Im Zuge der Milchleistungsprüfung, die für gewöhnlich alle vier Wochen stattfindet, ist es zudem nicht möglich, die Milch jeder Kuh in der risikoreichsten Phase zu untersuchen. Daher eignet sich die Ketose-Klasse besonders für Herdenauswertungen. Mithilfe der Anteile der Kühe in den Ketose-Klassen kann abgeschätzt werden, ob grundsätzlich ein hohes Ketose-Risiko in der Herde besteht und gegebenenfalls das Herdenmanagement auf mögliche Schwachstellen analysiert werden sollte.
Neben dem LKV Baden-Württemberg bieten der LKV Nordrhein-Westfalen, der LKV Schleswig-Holstein und die österreichischen LKV die Bestimmung der Ketose-Klasse als weitere Dienstleistung im Rahmen der Milchleistungsprüfung an.
Risikofaktoren einer Ketose
Die geschätzten Ketose-Klassen aus den Kontrolljahren 2020 bis 2022 des LKV Schleswig-Holstein wurden genutzt, um drei bekannte Risikofaktoren einer Ketose darzustellen. Die hier präsentierten Abbildungen basieren auf etwa 1,8 Millionen Beobachtungen von rund 360.000 Kühen der Rasse Deutsche Holsteins Schwarzbunt aus 2.397 Betrieben. Die durchschnittliche Milchleistung lag bei 35,1 kg mit 3,96 % Fett und 3,27 % Eiweiß.
Eine Ketose-Erkrankung wird zum einen vom Laktationsstadium beeinflusst. Abbildung 1 stellt die Anteile der Ketose-Klassen je Laktationswoche dar. Der höchste Anteil der Ketose-Klasse 2 und 3 ist in der ersten Laktationswoche zu finden. Daraufhin nehmen die Anteile ab, wobei der Anteil der Ketose-Klasse 1 bis zur 18. Laktationswoche zunimmt.
Zum anderen stellt die Laktationsnummer einen Risikofaktor dar. Mit steigender Laktationsnummer nimmt das Risiko zu, an einer Ketose zu erkranken. Ab der fünften Laktation beträgt der Anteil der Kühe mit Ketose-Klasse 2 und 3 über 50 % (Abbildung 2).
Des Weiteren ist bekannt, dass das Kalbedatum Einfluss haben kann, da sich durch Hitzestress in den Sommermonaten die Futteraufnahme zusätzlich reduziert. Die Daten zeigen, dass bei Kühen, die im zweiten Quartal des Jahres gekalbt haben, der höchste Anteil an Ketose-Klasse 2 und 3 geschätzt wurde.
Mit Daten anderer Rassen in Schleswig-Holstein zeigen sich ähnliche Ergebnisse, sodass diese drei Risikofaktoren übereinstimmend mit der Literatur auch für andere Rassen zutreffen.
Quelle: Dr. Viktoria BeckerQuelle: Dr. Viktoria BeckerQuelle: Dr. Viktoria Becker
Ketose-Klasse oder FEQ?
Der Fett-Eiweiß-Quotient (FEQ) ist ein bekannter Parameter, der bei einem Wert von über 1,5 auf eine Ketose hinweist. Für die Abbildung 3 wurde der FEQ in drei Klassen eingeteilt (Klasse 1: FEQ unter 1,0; Klasse 2: FEQ von 1,0 bis 1,5; Klasse 3: FEQ über 1,5) und deren Anteile in Abhängigkeit von der Ketose-Klasse abgebildet. Etwa 95 % der Kühe mit Ketose-Klasse 1 hatten einen FEQ kleiner oder gleich 1,5 und etwa 60 % der Kühe mit Ketose-Klasse 3 hatten einen FEQ von über 1,5. Damit zeigt sich ein Unterschied der beiden Parameter im Hinblick auf potenziell erkrankte Kühe.
Es gibt zwei Größen zur Beurteilung der Parameter. Die Spezifität gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Tier als gesund eingestuft wird, wenn es tatsächlich gesund ist. In der Literatur lassen sich für die Spezifität des FEQ Werte von 69 bis 71 % und für den KetoMIR-Index ein Wert von 84 % finden. Die Sensitivität gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass eine Erkrankung erkannt wird, wenn das Tier tatsächlich krank ist. Für die Sensitivität des FEQ werden Werte zwischen 58 und 66 % und für den KetoMIR-Index ein Wert von 72 % angegeben. Folglich zeigen sich beim KetoMIR-Index höhere Wahrscheinlichkeiten für die Erkennung von gesunden und kranken Kühen als beim FEQ.
Fazit
Spektraldaten, die bei der Milchuntersuchung generiert werden, können nicht nur zur Bestimmung der Milchinhaltsstoffe, sondern auch zum Gesundheitsmonitoring genutzt werden. Beispielhaft zeigt dies die Anwendung der KetoMIR-Formel zur Abschätzung des Ketose-Risikos in den ersten 120 Laktationstagen. Die damit ermittelte Ketose-Klasse bietet einen zusätzlichen Hinweis für die Erkennung einer Ketose, besonders im Hinblick auf die Erkennung eines erhöhten Ketose-Risikos in der Herde. In Zukunft könnten noch weitere Parameter Einzug in die Milchleistungsprüfung halten. Trotz der Möglichkeiten, die Spektraldaten zur Erkennung von Erkrankungen bieten, lässt sich der tägliche Blick auf die Kuh damit aber nicht ersetzen.
Am 19. November wird in Plön ein neuer Landesvorstand gewählt. Aber was bedeutet es eigentlich, in diesem Gremium zu arbeiten? Welche Aufgaben haben die Vorstandsmitglieder und was finden sie cool daran, Zeit und Energie in dieses Ehrenamt zu stecken? Das Bauerblatt sprach darüber mit Lena Sophie Hagge (22), Ergotherapeutin aus Friedrichsholm, und Tajo Lass (23), Gemeindearbeiter in Molfsee aus Böhnhusen. Die stellvertretende Landesvorsitzende und der erste Landesvorsitzender Lena und Tajo sprechen im Interview Klartext darüber, dass die Arbeit im Landesvorstand auch Zeit und Energie erfordert, aber sie kommen geradezu ins Schwärmen, wenn es darum geht, wie viel Spaß die Sache bringt und wie groß das Netzwerk ist, das sie heute haben.
„Junge Frauen, die sich heute bei uns engagieren, und auch jene im mittleren Alter so um die 40, möchten sich nicht für ein jahrelanges Engagement festlegen. Sie sind aber gern bereit, in Projekten mitzuarbeiten, aber über einen geschlossenen Zeitraum.“ So stellt Petra Bentkämper, Präsidentin der Deutschen LandFrauenbandes, eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie vor www.youtube.com/watch?v=4a856NWwhSY. Darin geht es unter anderem darum, wie sich weibliches Engagement in den ländlichen Regionen in Deutschland darstellt und verändert.
Das Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Offenseth-Sparrieshoop war das Ziel einer Fahrradtour des OV Nordende. Das Interesse an der Führung durch die Wildtierauffangstation war groß, 48 Teilnehmerinnen waren dabei.
Christian Erdmann, der die Station im Kreis Pinneberg 2012 zusammen mit seiner Ehefrau Katharina auf 2,6 ha aufgebaut hat, berichtete sehr interessant über die gemeinnützige Arbeit. Während der Führung betonte er, dass es das Ziel sei, möglichst alle Tiere nach erfolgreicher Rehabilitation wieder in die freie Natur zu entlassen. Das sei leider nicht in jedem Fall möglich, denn einige Tierarten dürften aus rechtlichen Gründen nicht wieder ausgewildert werden, so zum Beispiel Waschbären und Wildschweine. Neben einheimischen Tierarten kümmere sich die Station auch um exotische Tiere. „Je nach Kapazität nehmen wir aufgefundene und sichergestellte Schlangen, Schildkröten und andere Reptilien auf, aber auch viele exotische Vögel sind bei uns artgerecht untergebracht”, berichtete Erdmann. Die Arbeit der Station wird maßgeblich durch Spenden finanziert und mit sechs Angestellten sowie Saisonkräften und vielen freiwilligen Helfern bewältigt.
Die LandFrauen wollen die Arbeit der größten anerkannten Wildtierstation in Schleswig-Holstein unterstützen und überreichten neben einer Spende von 500 € auch Futter für die Tiere. Wer die Station ebenfalls unterstützen möchte oder Rat und Hilfe im Umgang mit Wildtieren sucht, findet Informationen unter www.wildtier-und-artenschutzzentrum.de
LandFrauen sind nicht aus Zucker. Auch wenn es in Strömen regnete, ließen sie sich von Christian Erdmann die Station zeigen und überreichten am Ende der Tour ihre Spende und Futter. Foto: Kerstin Wolff
Masterstudierende an der Universität Hamburg führen aktuell eine Studie zu den Auswirkungen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) auf die Lebenszufriedenheit und Arbeitssituation von Landwirten und landwirtschaftlich Beschäftigten durch.
Sie wollen damit eine Wissenslücke schließen und ein politisches Bewusstsein schaffen über potenziell problematische Auswirkungen der GAP auf Lebens- und Arbeitssituation in der Landwirtschaft.
Landwirtinnen und Landwirte sind also aufgerufen, an der Studie teilzunehmen und ihre Erfahrungen in die Untersuchung einfließen zu lassen. Dabei sind die Studierenden davon überzeugt, dass Landwirte und Beschäftigte in der Landwirtschaft am besten darüber Bescheid wissen, welchen Herausforderungen die Landwirtschaft unterliegt.
Die Befragung ist vollständig anonym. Die Bearbeitung des Fragebogens am Computer oder Smartphone wird keine Rückschlüsse auf die Person oder den Betrieb ermöglichen. Die Befragung dauert ungefähr 17 bis 20 min und ist bis Ende 2023 abrufbar.
Wer die Befragung lieber telefonisch durchführen möchte, kann dies auch tun. Dazu bitte eine E-Mail an agrarstudie-hamburg@gmx.de für eine Terminvereinbarung senden. Über diese E-Mail-Adresse werden auch weitere Fragen beantwortet.
Der aktuelle Bestand an Bioenergieanlagen in Deutschland reicht aus, um jährlich 13 Mio. t CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Dies ist das Ergebnis einer Potenzialanalyse, die vom Ingenieurbüro Seeger Engineering im Auftrag des Bundesverbandes Bioenergie (BBE) durchgeführt und vorige Woche veröffentlicht wurde.
„Die Studie berechnet erstmals das große Potenzial, das der bestehende Bioenergieanlagenpark zur Erzeugung negativer Emissionen hat“, betonte BBE-Geschäftsführer Gerolf Bücheler in Berlin. Die Bundesregierung müsse dies unbedingt in ihrer Biomassestrategie sowie der Langfriststrategie Negativemissionen berücksichtigen.
In der Kurzstudie wurde das theoretische CO2-Abscheidepotenzial von bestehenden Anlagen für feste, flüssige und gasförmige Biomasse betrachtet – konkret Holzheizkraftwerke ab 10 MW, Bioethanolproduktions- sowie Biogasanlagen. Die Analyse zeigt, dass nicht nur mit dem aktuellen Anlagenpark viel CO2 entnommen werden könnte. Mittel- bis langfristig sei zudem ein großes Ausbaupotenzial der CO2-Abscheidung insbesondere im Biogassektor vorhanden, heißt es in der Studie.
Würde das erschließbare Biomassepotenzial voll ausgeschöpft, könnten demnach sogar 30 Mio. t CO2 pro Jahr abgeschieden werden, was wiederum einen großen Teil der hierzulande unvermeidbaren Restemissionen kompensieren könnte, so der BBE. Da Deutschland bis 2045 klimaneutral sein will, muss dem Branchenverband zufolge auch die Bioenergie ausreichend mitbedacht werden. „Wir können uns bei der Klimaneutralität weder auf die natürliche CO2-Senke Wald allein verlassen noch auf rein technische Lösungen wie die direkte Abscheidung von CO2 aus der Umgebungsluft“, gab Bücheler zu bedenken.