Klima, Markt und Tiergesundheit: Dies sind drei wichtige Bausteine, auf die der Landwirt einmal mehr, einmal weniger Einfluss hat. Aber wie mit den verschiedenen Hürden umgehen? Anpassung, Entwicklung und Offenheit sind hier drei wesentliche Stichpunkte. In der Tierhaltung spielen oft viele Faktoren zusammen und beeinflussen sich gegenseitig, so auch in der Rindermast. Davon handelt der folgende Beitrag.
Tiergesundheit, politische Rahmenbedingungen, Ökonomie, Klimawandel und auch der Klimaschutz spielen alle eng zusammen und sind in gewisser Weise miteinander verknüpft.
Strukturen in Schleswig-Holstein
Betrachtet man die Verteilung auf Bundesebene, gemessen an den Großvieheinheiten (GV) je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF), sind Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Schwerpunktregionen, in denen die Rindermast und vor allem die Bullenmast eine große Rolle spielen. Aber auch in Schleswig-Holstein ist die Rindermast von Bedeutung. Schleswig-Holstein ist eine durch Rinderhaltung geprägte Region. Dazu gehören sowohl das Milchvieh als auch die Rindermasthaltung. Vor allem die Bullenmast ab Kalb als Fresser oder in der Mutterkuhhaltung ist bei uns zu finden. Masttiere werden sowohl in Stallungen als auch teilweise auf der Weide gehalten, sei es als Nebenbetriebszweig oder im Vollerwerb.
Im Bericht der Statistik Nord vom 10. Februar wird der Rinderbestand am 3. November 2024 in Schleswig-Holstein angegeben. Insgesamt wurden hier um die 880.000 Rinder gehalten. Davon waren etwa 99.000 Tiere von Fleischnutzungsrassen wie Limousin, Charolais und Galloway. Des Weiteren sind noch zirka 195.000 Tiere aus Doppelnutzungsrassen in Schleswig-Holstein erfasst. Dazu gehören Fleckvieh und Braunvieh, aber auch Tiere, die aus Milchrind und Fleischrind gekreuzt sind und ebenfalls in der Rindermast gern gesehen werden.
Markt und Auflagen bestimmen Ökonomie
Die Ökonomie spielt auch in dem Betriebszweig Mast eine wichtige Rolle. Hier ist nicht nur das Management der eigenen Faktoren entscheidend, sondern auch das Marktgeschehen ist ein großer Einflussfaktor, der über die Rentabilität des Betriebszweigs entscheidet.
Das Management der eigenen Faktoren ist jedoch maßgeblich, da der Landwirt hier am meisten Einfluss hat. Wie werden die Tiere gehalten, gefüttert und betreut? All diese Faktoren können beeinflusst werden. Manche benötigen mehr Aufwand und Strukturierung als andere. Man sollte sich bewusst machen, welches die Möglichkeiten oder Alternativen sind und was zum eigenen Betrieb passt. Hier kann oftmals eine Betriebszweigauswertung oder ein Blick von außen helfen, um Schwachstellen zu identifizieren und Lösungen zur Verbesserung zu finden.
Worauf jedoch nur wenig Einfluss genommen werden kann, ist das Marktgeschehen, sei es beim Kauf oder Verkauf von Tieren, Schlachtpreisen, Preisen für Futtermittel oder Energie. Natürlich ist das Beobachten der Märkte und des weltweiten Marktgeschehens sinnvoll, um für eventuelle Preisspitzen oder Durststrecken gewappnet zu sein.
Auch Tierseuchen und Exportstrukturen beeinflussen den Markt erheblich. Vor allem im Kälbermarkt ist die Blauzungenkrankheit deutlich bemerkbar. Aufgrund des begrenzten Angebots und einer zugleich stabilen Nachfrage nach Rindfleisch sind die Preise 2024 deutlich gestiegen und halten sich weiterhin auf einem hohen Niveau.
Tiergesundheit und Tierwohl
Hohe Tageszunahmen und somit eine effiziente Produktion sind eng mit der Tiergesundheit und dem Tierwohl verknüpft. Daher ist es essenziell, verschiedene Funktionsbereiche an die Haltungsansprüche von Mastbullen anzupassen und das Verhalten der Tiere zu kennen und zu verstehen.
Bei den Ansprüchen an den Liegebereich sollte berücksichtigt werden, dass Mastbullen pro Tag zwölf bis 15 Stunden in Perioden von 60 bis 90 min ruhen wollen. Das Wiederkauen im Liegen ist vor allem entscheidend, da sie hier am intensivsten wiederkauen und so das Futter effizient verwerten. Vor allem werden Wandplätze und weiche Liegeflächen zum Ruhen bevorzugt. Das Flächenangebot beeinflusst die Liegedauer und die Intensität ebenfalls. Es sollte daher genügend Platz vorhanden sein, damit die Tiere gleichzeitig liegen können.
Der Aktivitäts- und Fressbereich sollte ebenfalls genügend Platz für unterschiedliche Aktivitäten wie das Sozialverhalten oder ungestörtes Fressen bieten. Es sollte berücksichtigt werden, dass mit steigender Anzahl an Tieren in einer Gruppe bei gleicher Besatzdichte die zusammenhängende freie Fläche größer wird. Zusätzlich sollte berücksichtigt werden, dass genügend Fressplätze und Tränken vorhanden sind. Vor allem bei ein- bis zweimaliger Vorlage sollte ein Fressplatzverhältnis von eins zu eins vorhanden sein. Auch sollten mindestens zwei Tränken pro Bucht an zwei verschiedenen Orten angebracht werden, damit eine ausreichende Wasseraufnahme auch für rangniedrigere Tiere ebenfalls sichergestellt ist.
Fazit
• Verschiedenste Mastarten und Konzepte sind in Schleswig-Holstein vertreten, sei es die Mutterkuhhaltung oder die Rindermast im Stall oder auf der Weide.
• Das Management der Tiere, aber auch der Ressourcen ist wichtig, um langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
• Das Marktgeschehen kann wenig von den Landwirten selbst beeinflusst werden, sie können nur darauf reagieren und sich daran anpassen.
• Tiergesundheit und Tierwohl sind eng miteinander verknüpft. Nur Tiere, die gesund sind und in einer stressarmen Umgebung leben, können ihr gesamtes Potenzial ausschöpfen.
• Die Ansprüche des Tieres sollten einem bewusst sein und die Haltung sollte daran ausgerichtet werden.