Die Rapskurse an der Euronext in Paris unterliegen aktuell heftigen Schwankungen. So sind Kursschwankungen von 20 €/t innerhalb nur weniger Tage seit Anfang Mai keine Seltenheit. Im Laufe der vorigen Woche kletterten die Rapskurse für den Frontmonat August von gut 473 €/t auf ein Zwei-Monats-Hoch von über 490 €/t, nachdem sie in der Woche davor einen Kursrutsch in ähnlichem Ausmaß erlitten hatten. Der Grund dafür ist, dass der Rapsmarkt aktuell nicht nur starken politischen Einflüssen unterliegt, sondern dass die klassischen Einflussfaktoren wie der Canolamarkt in Kanada und der Palmölmarkt in Malaysia wieder mehr in den Vordergrund treten. Auch der Wettermarkt spielt erneut eine Rolle, nachdem die Ölsaatenmärkte wochenlang nahezu ausschließlich politisch hin und her getrieben wurden.
Canola stützt hiesigen Raps
In Kanada bewegen sich die Canolakurse auf einem Niveau, das es zuletzt im Herbst 2023 gegeben hat. Auch wenn die Kurse zum Ende des vorigen Monats stark gefallen sind, konnten sie seit Beginn des Junis wieder deutlich Boden gutmachen. Seit Anfang Mai bewegen sich die Canolakurse größtenteils über der Marke von 700 CAD/t. Beflügelt wurden die dortigen Kurse durch eine eher gefühlte Verknappung. So wird davon ausgegangen, dass die Anbaufläche deutlich kleiner ist, als von staatlicher Seite prognostiziert. Auch die dortigen Wettergeschehnisse unterstützen diese Annahme, denn es ist in vielen Teilen Westkanadas in der gerade laufenden Aussaat viel zu trocken, sodass die Hoffnungen auf eine gute kanadische Rapsernte dadurch etwas getrübt werden. Auch politische Einflüsse haben Canola deutlich gepusht. Das weitere Aufschieben der angedrohten Zölle auf kanadischen Raps hat den Rapsmarkt in eine Art Torschlusspanik versetzt, denn der kanadische Rapsmarkt ist zu einem sehr hohen Anteil abhängig von der Biodieselproduktion in den USA.
Pflanzenöle ziehen Raps mit
Auch der gesamte Pflanzenölkomplex hat wieder an Einfluss hinzugewonnen. So stiegen zum Ende der vorigen Woche sowohl die Palmölkurse in Malaysia, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau, als auch die Sojaölkurse in Chicago an und konnten dem Raps Rückenwind verschaffen. Die Pflanzenöle wiederum profitieren von den ebenfalls in der vorigen Woche deutlich angestiegenen Rohölkursen. Hier ist es vor allem die Opec+, die der von ihr beschlossenen Fördermengenausweitung nicht vollumfänglich nachkommt und für den Anstieg sorgt. Aber auch die Verhandlungen zwischen den USA und China über eine Beendigung des Zollstreits sorgen für eine Stimulierung der Rohölkurse.
Die Erzeugerpreise für Raps aus der neuen Ernte hierzulande bleiben von alledem relativ unbeeindruckt und folgen dieser Entwicklung an den Terminmärkten nur gering. Man kann schon beinahe eine Art Marktverdrossenheit erkennen. Das ewige Hin und Her in der amerikanischen Zollpolitik hat zu einer abwartenden Haltung oder gar zu einer regelrechten Unlust der Marktteilnehmer geführt, auf das Marktgeschehen zu reagieren. Der Kassamarkt ist aktuell ebenfalls sehr ruhig. Es ist kaum Raps verfügbar, die Nachfrage seitens der Ölmühlen ist aber aktuell auch sehr gering. Spannend bleibt nun die Frage, ob US-Präsident Donald Trump das kanadische Rapsöl weiterhin mit Strafzöllen verschont und noch fast wichtiger ist die Frage, wie sich die Biodiesel- beziehungsweise Bioethanolindustrie in den USA unter Trump in naher Zukunft entwickeln wird. Dies dürfte dann gegebenenfalls auch zu deutlichen Bewegungen in den hiesigen Erzeugerpreisen führen.