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Sorghumsilage als Option für die Milchkuhfütterung?

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Ein Schwerpunkt der öffentlichen Tagung des DMK-Ausschusses Futterkonservierung und Fütterung lag auf dem Thema Sorghum. In zwei Vorträgen wurden die Siliereigenschaften und Qualitäten sowie die Eignung für die Milchkuhfütterung vorgestellt und diskutiert.

Silvia Schmid stellte die Silier- und Fütterungsversuche mit Sorghum am Standort Aulendorf des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg vor. Foto: privat

Silvia Schmid vom Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) informierte zunächst über den Status quo. Weltweit ist Sorghum ein wichtiges Grundnahrungsmittel und zählt zu den fünf am weitesten verbreiteten Getreidesorten. In Deutschland ist es bisher eine Nischenkultur, laut Angaben des DMK betrug 2024 die Anbaufläche 11.500 ha. Je nach Einsatzzweck werden Energiesorten für die Biogasproduktion oder Silo- und Körnersorten angebaut. Bislang ist der Einsatz zur Rinderfütterung eher unüblich, unter anderem aufgrund der antinutritiven Inhaltsstoffe. Bei abiotischem Stress bilden die Pflanzen Blausäure, in der EU besteht ein Einsatz- und Verschneidungsverbot bei Gehalten über 50 mg/kg bei 88 % Trockenmasse (TM).

Aulendorfer Silierversuche in Labor und Praxis

Im Projekt „Diversifizierung des Silo- und Energiemaisanbaus“ wurde 2022 auf 5,8 ha eine Sorghum-Silosorte angebaut. Die Witterung am Standort Aulendorf war durch ausreichende Niederschläge gekennzeichnet (Juni bis September: 430 mm). Unter diesen Rahmenbedingungen waren die Erträge mit 100 dt TM/ha für Sorghum durchschnittlich, lagen aber deutlich unter denen des Silomaises (200 dt TM/ha). Sorghum und Silomais wurden mit identischer Erntetechnik ohne Siliermittelzusatz geerntet und in baugleiche Silokammern eingelagert. Parallel dazu wurde ein Laborsilierversuch in Weckgläsern angelegt, um die Siliereigenschaften und die Wirkung verschiedener Siliermittel (homo- und heterofermentative Milchsäurebakterien MSBho, MSBhe; chemisch) zu überprüfen.

Das Erntegut war in beiden Fällen als leicht silierbar einzustufen, wobei sich Sorghum durch einen geringeren TM- und Energiegehalt, aber höheren Gehalt an Rohprotein, Zucker und Neutral-Detergenzienfaser auszeichnet (Tabelle 1). Ein ähnliches Bild ergab sich auch für die Laborsilagen, unabhängig vom Siliermitteleinsatz. Die pH-Werte lagen durchweg auf einem sehr niedrigen Niveau (Tabelle 2), wobei die Sorghumsilagen deutlich höhere Milchsäuregehalte aufwiesen. Die Behandlung mit MSBhe resultierte in einer erhöhten Essigsäurebildung. Sehr hohe Ethanolgehalte, insbesondere bei Sorghum, wiesen auf massive Hefeaktivität hin, lediglich das chemische Siliermittel zeigte eine gewisse Wirksamkeit.

Die Praxissilagen wurden begleitend zum Fütterungsversuch ab September 2023 beprobt. Verdichtungsmessungen erfolgten an jeweils drei oberen und unteren Messpunkten (fünf Termine). In beiden Silos wurden im oberen Bereich geringere Verdichtungen festgestellt, die mit höheren Temperaturen, insbesondere im Bereich des Anschnitts, einhergingen (aerober Verderb). Struktur und Haptik der Sorghumsilage unterschieden sich von der Maissilage. Bei der Entnahme mit dem Futtermischwagen wirkte die Sorghum-Anschnittsfläche mechanisch instabiler, die Silagepartikel bröckelten stärker nach.

Sorghumsilage im Fütterungsversuch

Für den Fütterungsversuch wurde ein kontinuierliches Design mit 29 Fleckviehkühen in zwei Gruppen gewählt. Nach einer Angewöhnungszeit und Gleichfütterung (je zwei Wochen) startete die elfwöchige unterschiedliche Fütterung der Kontroll- sowie der Versuchsgruppe. Aufgrund des deutlich geringeren Energiegehaltes der Sorghumsilage wurde der Maisanteil in der Teilmischration (PMR) der Versuchsgruppe nur zu 70 % durch Sorghum ersetzt, was 5 kg TM je Tier und Tag entsprach und das Energiedefizit durch einen höheren Getreideschrotanteil ausgeglichen hat (Tabelle 3). Weiteres Konzentratfutter wurde am automatischen Melksystem nach Laktationstag zugeteilt, die Zuteilung war in beiden Gruppen identisch.

Die Futteraufnahme der Versuchsgruppe war mit 24,4 kg TM höher als in der Kontrollgruppe (22,5 kg TM), wodurch beide Gruppen eine ähnliche Grobfutteraufnahme erzielten. Die Milchleistung war über den gesamten Versuchsverlauf ebenfalls erhöht (32,7 kg mit Sorghum-PMR versus 30,0 kg) bei vergleichbarer Milchzusammensetzung. Die Grobfutterleistung war jedoch mit 10,4 kg ECM (fett- und eiweißkorrigierte Milch) deutlich niedriger als in der Kontrolle (14,7 kg ECM).

Die Untersuchung hat gezeigt, dass bei der Fütterung von zirka 5 kg TM Sorghumsilage pro Tag an Milchkühe grundsätzlich eine hohe Futteraufnahme und Milchleistung möglich sind, wenn der geringeren Energiekonzentration durch Erhöhung des Konzentratfutteranteils in der Ration begegnet wird. Eine vorherige Kenntnis der Blausäurekonzentration ist jedoch unabdingbar.

Mais und Sorghum wurden in baugleichen Silos eingelagert und während der Entnahmephase während des Fütterungsversuches an fünf Terminen beprobt. Die Verdichtung war in den oberen Bereichen zu gering, was zu höheren Temperaturen vor allem im Bereich des Anschnitts führte. Foto: Silvia Schmid

Erfahrungen aus Schleswig-Holstein

Auch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Thema Sorghum. Während in der Vergangenheit hauptsächlich TM-Gehalte und Erträge verschiedener Sorten oder des Gemengeanbaus im Fokus standen, kamen in den Jahren 2023 und 2024 auch Untersuchungen zur Verwertung dazu, da einige Sorten von den Züchtern speziell als Futtersorghum beworben werden. Um den Fragen zur Silierbarkeit der Ganzpflanzen, Silagequalität mit und ohne Siliermitteleinsatz sowie zu den Blausäuregehalten und damit zu möglichen Beschränkungen für die Fütterung nachzugehen, wurden im Labormaßstab Silierversuche mit reinem Sorghum beziehungsweise Mais-Sorghum-Gemenge durchgeführt.

Die Auswertung der Parzellenversuche am Standort Schuby ergab deutlich geringere TM-Erträge für Sorghum und auch der Mischanbau mit Mais konnte mit reinem Maisanbau nicht mithalten. Insbesondere im relativ feuchten, kühlen Jahr 2024 lagen die TM-Gehalte von Sorghum weit unter 30 %, wodurch bei der Silierung eine erhöhte Sickersaftbildung zu erwarten wäre.

Blausäuregehalt im Erntegut zu hoch

Im Jahr 2023 wurde nur eine Sorte auf den Blausäuregehalt hin untersucht, dieser lag mit 76 mg/kg bei 88 % TM zwar auf einem geringen absoluten Niveau, aber immer noch oberhalb des Grenzwertes der EU (50 mg/kg). Durch die Silierung konnte eine Abnahme verzeichnet werden, jedoch nicht unter den Grenzwert. Die Verringerung des Blausäuregehaltes bei der Silierung wird in der Literatur vielfach beschrieben, ursächlich hierfür ist der niedrige Siedepunkt von 26 °C. Bei höheren Temperaturen, die zumindest zu Beginn der Silierung zu verzeichnen sind, wird Blausäure flüchtig und entweicht. Im Jahr 2024 wurden alle angebauten Sorten auf Blausäure hin untersucht, erhöhte Konzentrationen von 57 bis zu 113 mg/kg bei 88 % TM fanden sich nur in Einzelfällen, insbesondere bei den Körnersorten. Da die Körner blausäurefrei sind, wäre das bei ausschließlicher Körnernutzung unproblematisch.

Für die Einschätzung der Wirksamkeit von Siliermitteln wurde in beiden Jahren die gleiche Sorghum-Sorte herangezogen (Sorghum 1), die entweder ohne (Kontrolle) oder mit einem biologischen Siliermittel (MSBho+he) in Weckgläsern einsiliert wurde. 2024 kam eine zweite Sorte (Sorghum 2) dazu, die sowohl solo als auch im Gemenge mit Mais ohne Zusätze siliert wurde.

Die frischen Sorghumganzpflanzen zeichneten sich, bedingt durch höhere Faseranteile und geringere Stärkegehalte, durch deutlich geringere Energiegehalte aus als das Gemenge (Abbildung). Allerdings lagen die Zuckergehalte teilweise auf einem sehr hohen Niveau, wodurch das Erntegut als leicht vergärbar einzustufen war. Das bestätigte sich auch in der schnellen und tiefen pH-Wert-Absenkung auf unter 4,2 bereits nach zwei Tagen.

Alkoholische Gärung bei Sorghum

Die Gärqualität zeichnete sich durch niedrige pH-Werte (unter 3,9), hohe Milchsäure-, Essigsäure- und Ethanolgehalte aus (Tabelle 5), Zucker war nahezu vollständig verbraucht. Die alkoholische Gärung der Hefen ist mit hohen Verlusten verbunden, was speziell bei der Variante Sorghum 2 sehr deutlich wird. Die heterofermentativen MSB im Siliermittel führten zu einer verstärkten Essigsäurebildung, wodurch die Hefen etwas gehemmt wurden. Gut verdichtete und länger gelagerte Silagen (90 Tage) blieben bei aerober Lagerung über zehn Tage kalt (Ausnahme Kontrolle Sorghum 1, 2023), bei suboptimalen Bedingungen erwärmten sich fast alle Silagen innerhalb von 1,3 bis 6,3 Tagen (Ausnahme Sorghum 1, 2024 mit MSBho+he). Die Mais-Sorghum-Silagen erwärmten sich zwei Tage eher als die Sorghumsilage.

Der Sorghum-Parzellenversuch in Schuby zur Ernte am 11. Oktober 2023 lässt die Unterschiede in Habitus und Ertrag zwischen Futter- (li.), Energie- (r.) und Körnersorten schon auf den ersten Blick erkennen. Foto: Dr. Susanne Ohl
Nach zwei Tagen Lagerdauer wurden die ersten Gläser des Labor-Silierversuches bereits geöffnet, um den pH-Wert zu messen. In allen Varianten fand eine sehr schnelle Ansäuerung statt. Foto: Dr. Susanne Ohl

Achtung: Betriebe zum Mitmachen gesucht!

Die Untersuchungen werden 2025 fortgesetzt, geplant sind auch Erhebungen zu Verdichtung und Blausäuregehalt unter Praxisbedingungen. Hierfür werden interessierte Betriebe gesucht, die entweder Sorghum solo oder im Gemenge mit Silomais anbauen (sohl@lksh.de).

Sorghum als Back-up für die Fütterung

In der anschließenden Diskussion wurde die Bedeutung von Sorghum für die Fütterung thematisiert. In Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern erreicht Sorghum unter jetzigen Klimabedingungen häufig nicht die Teigreife und sowohl die Erträge als auch die Energiegehalte sind deutlich geringer als bei Silomais. An extrem trockenen Standorten oder in Regionen mit großer Verbreitung des Maiswurzelbohrers ist Sorghum schon jetzt eine Grobfutteralternative oder Ergänzung zum Silomais. Je nachdem, wie sich der Klimawandel in den kommenden Jahren bemerkbar macht, könnte der Sorghumanbau, beispielweise auf einem Drittel der Maisflächen in dürregefährdeten Regionen, zur Risikominimierung beitragen. Vor der Verfütterung an Tiere ist aber unbedingt der Blausäuregehalt zu bestimmen. Eine gemeinsame Silierung mit Silomais trägt über den Verdünnungseffekt sicherlich zu einer Reduzierung bei.

Fazit

Sorghum eignet sich, sowohl solo als auch im Gemenge mit Mais, sehr gut für die Silierung, allerdings ist mit einer stärkeren Ethanolbildung zu rechnen. Hohe Faseranteile erschweren die Verdichtung, wodurch die Silagen anfälliger für aeroben Verderb sind. Der Einsatz von chemischen oder biologischen Siliermitteln auf Basis von MSBhe trägt zur Qualitätsverbesserung bei. Für die Fütterung sind der Blausäuregehalt zu berücksichtigen und der geringere Energiegehalt auszugleichen.

Teil 1 zur Öffentlichen Tagung des Deutschen Maiskomitees wurde in Bauernblatt Ausgabe 17/25 auf den Seiten 30 bis 32 veröffentlicht.

„Die Qualität unserer Beratung muss stimmen“

Michael Müller-Ruchholtz übernahm zum 1. Mai die Position des Generalsekretärs des Bauernverbandes Schleswig-Holstein von Stephan Gersteuer, der in den Ruhestand geht. Über seine bisherigen Tätigkeiten im Verband und die zukünftigen Herausforderungen für die Landwirtschaft im Norden sprach der 56-jährige frisch ernannte Generalsekretär mit dem Bauernblatt.

Wann sind Sie zum Bauernverband gekommen?

Ich habe am 1. Mai 2000 beim Bauernverband angefangen. Zuvor habe ich mein Studium und mein Referendariat in Hamburg absolviert. Mit meiner Frau bin ich damals nach der Geburt unserer ersten Tochter schnell übereingekommen, dass wir gern zurück nach Schleswig-Holstein wollten, weil wir gebürtige Kieler sind. Ich bin im Kieler Umland aufgewachsen. Daher stammen auch meine Bezugspunkte zur Landwirtschaft. Obwohl ich nicht direkt vom Hof komme, haben wir natürlich als Kinder auf den umliegenden Höfen gespielt, die Milch geholt und so weiter. Auf die Stellenanzeige des Verbandes bin ich dann etwas zufällig gestoßen.

Was für eine Stelle war ausgeschrieben?

Es wurde ein Jurist in der Rechtsabteilung gesucht und es war natürlich ein großer Zufall, zur rechten Zeit am rechten Platz zu sein, danach ist zehn Jahre lang kein Jurist mehr eingestellt worden.

Warum haben Sie sich für den Bauernverband entschieden?

Für mich ist das Spannende und bis heute Attraktive, dass es zum einen Juristerei ist und zum anderen die Verquickung mit der Politik. Dieser unmittelbare Einfluss oder zumindest der Versuch, auf Gesetzgebung und dann die Anwendung der Gesetze Einfluss zu nehmen, macht diese Tätigkeit für mich unheimlich reizvoll. Und innerhalb der Rechtsberatung befassen wir uns mit einer großen Bandbreite an Themen. Wir sind Generalisten. Mein Lieblingsbeispiel ist die Gründung einer GbR, also einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Dabei muss man viele unterschiedliche Rechtsbereiche mitdenken, zum Beispiel Gesellschaftsrecht, Sozialversicherungsrecht, Erbrecht, Steuerrecht, Prämienrecht und das Landpachtrecht. Wenn ich in nur einem dieser Rechtsbereiche etwas übersehe oder einen Fehler mache, kann das ganze Konstrukt zusammenbrechen. Dann die Übersicht zu behalten, ist eine schöne Herausforderung.

Welche Verantwortlichkeiten haben Sie übernommen, als Stephan Gersteuer 2010 zum Generalsekretär berufen wurde?

Ich bin stellvertretender Generalsekretär, Leiter der Rechtsabteilung und Leiter der Umweltabteilung geworden. 2016 wurde ich zusätzlich Co-Geschäftsführer der Bauernverband Dienste GmbH und der Bauernblatt GmbH. Die Leitung der Umweltabteilung habe ich im Jahr 2020 an Dr. Lennart Schmitt abgegeben, der mich jetzt neben Lisa Hansen-Flüh als weiterer Stellvertreter unterstützt.

Mit 25 Jahren Betriebszugehörigkeit, davon 15 Jahre als stellvertretender Generalsekretär, blicken Sie auf eine lange Zeit im Verband zurück. Was macht es für Sie nach wie vor spannend, für die Bauern aktiv zu sein?

Wir haben viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit langen Betriebszugehörigkeiten und das ist auch ein wesentliches Kapital bei uns. Denn in dem Geschäft, das wir betreiben, ist es sehr hilfreich, politische und auch rechtliche Entwicklungen über lange Zeiträume begleitet und beobachtet zu haben. Erfahrung ist in unserem Business ein echtes Pfund. Das Schöne an der Arbeit für die Landwirte ist deren Heterogenität. Es gibt eben nicht den einen Landwirt oder die eine Landwirtin. Die Betriebe im Land haben unterschiedliche Betriebsausrichtungen, Schwerpunkte und Herangehensweisen. Das ist die Herausforderung und die Freude der täglichen Arbeit.

Wo gibt es Gemeinsamkeiten?

Das, was alle Landwirtinnen und Landwirte eint, egal ob großer Betrieb, kleiner Betrieb, Haupterwerb oder Nebenerwerb, sind zentrale Fragen zum Eigentum im Sinne von Artikel 14 Grundgesetz. Das Besondere an der Landwirtschaft sind die Standortgebundenheit und die Unbeeinflussbarkeit der Natur. Landwirte können keine Fabrikhalle abreißen und dann ins Ausland gehen, sondern sie sind hier vor Ort gebunden. Bei allem, was wir tun, steht der Schutz des Eigentums im Mittelpunkt, um die Produktionsgrundlage unserer Betriebe zu schützen.

Wie ist die aktuelle Situation in Sachen Flächenkonkurrenz in Schleswig-Holstein?

Der Druck auf die Fläche nimmt immer weiter zu. Neben Infrastrukturvorhaben wie Höchst- und Hochspannungsleitungen, Straßen- und Schienenbau, Gewerbe- und Wohngebieten, Windkraftanlagen ist jetzt das Thema der Freiflächen-Photovoltaikanlagen und zunehmend auch der Batteriespeicher hinzugekommen. Dazu muss man sagen, dass unsere Betriebe in Schleswig-Holstein inzwischen überwiegend Pachtflächen nutzen, während die Eigentümer zunehmend landwirtschaftsfremd sind. Die Nähe zur Landwirtschaft hat aufseiten der Verpächter abgenommen, was dazu führt, dass häufig nur noch eine Optimierung der landwirtschaftlichen Fläche mit Fokus auf maximalen Ertrag passiert. Die Notwendigkeiten der Landwirtschaft mit ihrer Funktion der Ernährungssicherstellung geraten zunehmend in den Hintergrund.

Dr. Lennart Schmitt, Michael Müller-Ruchholtz und Lisa Hansen-Flüh (v. li.), Foto: jh

Die gesamte Branche klagt über hohe Bürokratielasten. Wie macht sich das in der Verbandsarbeit bemerkbar?

Die Beratungsintensität steigt, sowohl was die Zahl der Anfragen als auch was den damit zu betreibenden Aufwand betrifft. Das liegt fast immer an den steigenden gesetzlichen Vorgaben, die auch den Spielraum unserer Betriebsleiterrinnen und Betriebsleiter in der Unternehmensführung einengen. In den vergangenen Jahren sind dadurch mehr Beratungsfelder entstanden. Wir helfen immer intensiver bei den Sammelanträgen und seit drei Jahren haben wir zusätzlich das Thema Düngedokumentation auf der Agenda, um nur zwei Bereiche zu nennen, die eine unheimliche Arbeitsbelastung auf den Betrieben darstellen.

Was macht Ihnen Hoffnung, dass hier Erleichterungen eintreten?

Bürokratieabbau ist das zentrale Thema, für das wir weiterkämpfen. Erste kleine Erfolge haben wir schon erzielt, aber wir sollten uns nichts vormachen. Es wird nicht gelingen, massiv Vorschriften abzubauen. Meine Hoffnung liegt im Bereich Digitalisierung, vielleicht auch Künstliche Intelligenz. Auf dem Schlepper sind wir hier schon weiter als im Büro. Wir wollen unbedingt die einheitliche Datensäule haben, um mehrfache Meldungen zu verhindern beziehungsweise einzusparen. Vor allem eine Digitalisierung aufseiten der Verwaltung kann also Erleichterungen bringen. Dort ist im Moment der größte Hemmschuh.

Welche Strukturen im Verband wollen Sie stärken und was muss sich entwickeln?

Ich will dafür arbeiten, dass die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Ehren- und Hauptamt im Bauernverband weiterbesteht, und die erfolgreiche Arbeit von Stephan Gersteuer fortsetzen. Natürlich gibt das Ehrenamt die Linie vor und das Hauptamt führt aus. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Oft ist es aber auch ein Hand-in-Hand.

Welche Bedeutung hat der hohe Organisationsgrad im Verband?

Das spielt eine erhebliche Rolle, und zwar in zweierlei Hinsicht. Zum einen können wir in der Diskussion mit der Politik sagen, dass wir den ganz überwiegenden Teil der Landwirtinnen und Landwirte und deren Meinung vertreten. Zum Zweiten ist das ebenfalls hilfreich gegenüber der Verwaltung. Wir hatten eben schon das Stichwort Bürokratie und Verwaltungsverfahren und können anbieten, als Multiplikatoren zu agieren und im Rahmen unserer Beratung vielleicht auch der Verwaltung manchmal das Leben etwas einfacher zu machen.

Erwarten Sie neue Arbeitsfelder und wie wollen Sie den Verband für die Zukunft aufstellen?

Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir sehr gut aufgestellt, aber wir werden immer auf veränderte Herausforderungen und Rahmenbedingungen reagieren müssen. Zum Beispiel dadurch, dass viele Betriebe wachsen, kommen mehr Landwirte in die Arbeitgeberrolle. Hier haben wir mit der Einstellung einer Kollegin reagiert, die sich diesem Beratungsschwerpunkt widmet. Gerade auf großen Betrieben sind die Betriebsleiter überwiegend im Büro tätig und weniger in der Außenwirtschaft. Diese fragen oft mehr Beratungsleistungen ab. Aber es gibt auch Leiter kleiner Betriebe, die nicht so viel im Büro sein wollen und Beratungsleistungen einkaufen. Das Allerwichtigste ist, dass die Qualität unserer Beratungsleistung stimmt und sich unsere Mitglieder auf uns verlassen können.

Warum ist Ihnen um die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein nicht bange?

Da ist mir überhaupt nicht bange, weil wir Lebensmittel brauchen. Ernährungssicherung ist in den vergangenen Jahren – Gott sei Dank – endlich bei Politik und Gesellschaft wieder in den Fokus gerückt. Seit vielen Jahren fordern wir, dass dies auch ausdrücklich im Grundgesetz abgebildet wird. Die positive Aufmerksamkeit für die Landwirtschaft ist gestiegen und Schleswig-Holstein bleibt weiterhin ein Gunststandort, auch und besonders in Zeiten des Klimawandels.

Dr. Lennart Schmitt und Lisa Hansen-Flüh unterstützen Michael Müller-Ruchholtz

Dr. Lennart Schmitt, Foto: privat

Mit der Ernennung von ­Michael Müller-Ruchholtz zum Generalsekretär des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) übernimmt Dr. Lennart Schmitt die vakante Position als Justiziar im Verband. Schmitt leitet ab sofort neben der BVSH-Umweltabteilung, die er 2020 übernommen hat, auch die BVSH-Rechtsabteilung und unterstützt Müller-Ruchholtz als stellvertretender Generalsekretär. Der 39-jährige promovierte Jurist ist seit 2016 beim Bauernverband als Syndikusrechtsanwalt in der Rechtsabteilung tätig. Seit März 2025 gibt Schmitt sein Fachwissen zudem als Dozent für Agrarrecht II an der Fachhochschule Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft weiter. Schmitt stammt aus Bad Segeberg, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Lisa Hansen-Flüh, Foto: Ulrike Baer

Weiterhin als stellvertretende Generalsekretärin bleibt Lisa Hansen-Flüh für den Bauernverband tätig. Sie gehört seit September 2023 der Hauptgeschäftsführung an. Die 37-jährige Agrarwissenschaftlerin ist seit 2017 beim Bauernverband als Leiterin der Abteilung für Pflanzliche Erzeugung tätig und übernimmt ab sofort auch die Abteilung für Gemeinsame EU-Agrarpolitik und Agrarstruktur. Vor ihrer Verbandstätigkeit hat sie drei Jahre Berufserfahrung als Züchtungsassistentin bei der Norddeutschen Pflanzenzucht gesammelt. Hansen-Flüh stammt aus Brodersby-Goltoft und lebt in Kiel.

Lisa Hansen-Flüh und Dr. Lennart Schmitt bilden zudem gemeinsam mit Michael Müller-Ruchholtz die Geschäftsführung der Bauernblatt GmbH. 

Der lange Weg zur funktionierenden Vernetzung

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Die Digitalisierung bringt zahlreiche Möglichkeiten für die Milchviehhaltung. Täglich entstehen große Mengen an Daten – von der Milchleistung über Fruchtbarkeitswerte bis hin zur Tiergesundheit. Diese Informationen können Landwirten helfen, ihre Herden gezielt zu managen und Prozesse zu optimieren. Doch oft bleiben die Daten in isolierten Systemen gefangen, die nicht miteinander kommunizieren können. Die größte Herausforderung besteht somit darin, verschiedene Technologien und Systeme sinnvoll zu vernetzen, um eine ganzheitliche und effiziente Nutzung der Daten zu ermöglichen.

Neue Datendrehscheiben, energiesparende Funktechnologien wie LPWAN und spezialisierte Sensor- und Analysesysteme bringen frischen Schwung in die Milchviehhaltung. LPWAN ermöglicht es, dass Sensoren – etwa als Bolus oder am Halsband einer Kuh – auch über weite Entfernungen Daten senden, zum Beispiel von der Weide, und das ohne WLan oder Mobilfunk. Sie eröffnen vielfältige Möglichkeiten zur Vernetzung, stellen aber auch neue Anforderungen an die Integration der Systeme. Damit die Vielzahl an Datenquellen sinnvoll genutzt werden kann, ist ein standardisierter Datenaustausch unerlässlich. Nur so können tierindividuelle Sensorsysteme verlässliche Informationen liefern, die als fundierte Entscheidungsgrundlage für Betriebsleiter dienen.

Mangelnde Integration erschwert die Arbeit

In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele Systeme weiterhin isoliert arbeiten. Landwirte müssen deshalb häufig mehrere Anwendungen parallel nutzen – mit hohem Aufwand und dem Risiko von Doppelerfassungen. Hinzu kommt, dass bei der Integration unterschiedlicher Systeme nicht immer alle Informationen vollständig und verlustfrei übermittelt werden können. Je nach Datenstruktur und Umfang kann es zu Einschränkungen der Detailtiefe, Datenqualität oder Formatkompatibilität kommen. Ein vollständiger wechselseitiger Austausch aller Daten ist daher nicht in jedem Fall realisierbar, was die effiziente Nutzung vernetzter Technik zusätzlich erschwert.

Der etablierte Weg: ADIS-Dateien

Wenn direkte Schnittstellen zwischen Systemen fehlen, können Daten oft über sogenannte ADIS-Dateien (Agrar-Daten-Informations-System) übertragen werden. Dieses standardisierte Format wurde für den herstellerunabhängigen Datenaustausch in der Landwirtschaft entwickelt und ermöglicht es, Informationen wie Tierdaten, Milchmengen oder Gesundheitsparameter zwischen unterschiedlichen Programmen auszutauschen.

ADIS-Dateien kommen besonders dann zum Einsatz, wenn Systeme verschiedener Anbieter genutzt werden. Sie werden manuell exportiert und importiert, bieten aber eine flexible Lösung, um Daten dennoch strukturiert weiterzuverarbeiten – etwa zur Analyse, Beratung oder Dokumentation. Auch wenn dieser Weg mit etwas Mehraufwand verbunden ist, stellt er eine bewährte Übergangslösung dar, solange noch keine voll automatisierten Schnittstellen vorhanden sind.

Der Anfang ist gemacht

Die steigende Nachfrage nach vernetzten Lösungen erkennen auch die Hersteller: So bieten Melkroboterhersteller wie Lely, DeLaval und GEA inzwischen Schnittstellen zu gängigen Herdenmanagementsystemen wie DSP Agrosoft, Uniform Agri und DairyComp. Auch bei der Integration von Sensor- und Managementsystemen zeigt sich Fortschritt: Gesundheitsdaten des Pansensensors smaXtec können laut Hersteller problemlos in Programme wie DelPro (DeLaval), GEA DairyPlan, Lely Horizon, HerdePlus oder Uniform Agri eingebunden werden. Darüber hinaus ist auch eine Anbindung von smaXtec an die Programme der Landeskontrollverbände (LKV) möglich, wobei Tierstammdaten übertragen und Brunstmeldungen in den LKV-Herdenmanager (MLP-Online und MLP-Mobil) übernommen werden. Brunsten aus weiteren Systemen wie Heattime und Allflex können ebenfalls in die LKV-Programme eingebunden werden.

Seit 2023 steht zudem eine kostenlose Schnittstelle zwischen dem LKV und Lely in Schleswig-Holstein zur Verfügung. Diese direkte Datenübertragung ermöglicht eine einfache Datenübernahme der Bestandsdaten und ersetzt das bisher notwendige manuelle Senden von ADIS-Dateien im Rahmen der Milchleistungsprüfung, was den Arbeitsaufwand verringert und doppelte Erfassungen weitestgehend vermeidet.

Trotz einiger Erfolg versprechender Schnittstellen ist eine Weiterentwicklung für die Standardisierung von Datenwegen nötig, um Daten ohne Einschränkungen – etwa in Detailtiefe, Datenqualität oder Formatkompatibilität – zu übertragen. Dieser Fortschritt erfolgt über die iDDEN GmbH (International Dairy Data Exchange Network). Ziel dieses internationalen Netzwerks ist es, eine zentrale Datendrehscheibe zu schaffen, die den Arbeitsalltag in der Milchviehhaltung erleichtert. Seit 2020 arbeiten Organisationen der Milchleistungsprüfung sowie nationale Rechenzentren und Technikhersteller aus 13 Ländern daran, den Datenaustausch zwischen Landwirten, Systemen (zum Beispiel Melktechnik) und Institutionen zu standardisieren. Auch der LKV Schleswig-Holstein ist als Partner des Rinderdatenverbunds (RDV) in iDDEN eingebunden. Durch diese Zusammenarbeit wird eine nahtlose Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen ermöglicht. Die Bemühungen haben sich gelohnt: Der israelische Stalltechnikhersteller Afimilk tauscht über die iDDEN-Schnittstelle Brunstmeldungen und Tierstammdaten mit den Rechenzentren der LKV aus. Gleichzeitig treiben die großen Melktechnikhersteller die Systemvernetzung weiter voran: DeLaval kooperiert mit iDDEN, um den Datenaustausch zu vereinfachen. GEA ist ebenfalls an iDDEN beteiligt und bindet bereits zahlreiche Systeme über DairyPlan C21 ein. Die Weiterentwicklung des neuen Programms DairyNet sieht eine Anbindung an LKV und HIT vor. Lely pflegt bestehende Schnittstellen zu verschiedenen Herdenmanagementsystemen und plant perspektivisch ebenfalls eine Anbindung an iDDEN.

iDDEN – standardisierter Datenaustausch zwischen Technikherstellern, LKV und Rechenzentren im Milchsektor. Quelle: LKV SH

Unternehmen erkennen die Relevanz der Vernetzung

Nicht nur Landwirte profitieren von einer besseren Integration der Systeme – auch für Unternehmen wird die Digitalisierung zunehmend zu einem entscheidenden Faktor. Hersteller von Melk- und Fütterungstechnik, Sensorik und Managementsoftware erkennen die steigende Nachfrage nach vernetzten Lösungen und investieren verstärkt in standardisierte Schnittstellen. Ein durchdachtes Datenmanagement wird zunehmend zu einem wichtigen Verkaufsargument. Betriebe bevorzugen Systeme, die sich flexibel in ihre vorhandene Infrastruktur integrieren lassen und ihnen so eine höhere Planungssicherheit bieten.

Für Unternehmen bedeutet dies auch, dass sie durch eine bessere Vernetzung langfristige Kundenbeziehungen aufbauen können. Wer es den Landwirten ermöglicht, verschiedene Systeme reibungslos zu kombinieren, steigert nicht nur die Attraktivität seiner Produkte, sondern schafft auch Vertrauen in die Marke. In Zukunft werden sich daher jene Anbieter durchsetzen, die eine einfache und herstellerübergreifende Integration ihrer Systeme ermöglichen.

Fazit

Die effiziente Vernetzung von Daten und Technologien ist entscheidend für die Zukunft der Milchviehhaltung. Landwirte sollten beim Kauf neuer Systeme besonders auf die Kompatibilität mit bestehenden Technologien achten. Viele moderne Herdenmanagementsysteme bieten eine Vielzahl von Funktionen, jedoch nicht immer eine nahtlose Integration. Daher ist es wichtig, vor der Investition nachzufragen, wie gut sich das neue System mit vorhandenen Lösungen wie Melkrobotern oder Gesundheitsüberwachungssystemen verknüpfen lässt. Eine gute Kompatibilität erleichtert die Arbeit und ermöglicht eine bessere Nutzung der gesammelten Daten. Langfristig profitieren Landwirte von flexiblen, zukunftsfähigen Systemen, die ihre Effizienz und Produktivität steigern.

Hinweis: Die Aufzählung der Systeme und Anbieter stellt lediglich eine Auswahl dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

„Handwerken für Dummies“

Im Landjugend-Pavillon in Rendsburg hieß es am vergangenen Wochenende: Ärmel hochkrempeln und loslegen! Beim Seminar „Handwerken für Dummies“ konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer praktische Erfahrungen rund ums Heimwerken sammeln und dabei gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Verschönerung der eigenen Räumlichkeiten leisten.

Zu Beginn des Tages stellte sich die Gruppe gegenseitig vor und erhielt eine kurze Einführung in die geplanten Aufgabenbereiche. Schnell war klar: Hier geht es nicht um Theorie, sondern vor allem um tatkräftiges Anpacken. Nach einer kurzen Aufräumaktion im Pavillon, bei der letzte Materialien verstaut wurden, teilte sich die Gruppe in drei Teams auf: Wand, Tür und Abseite.

Nach einem zweifachen Anstrich ziert nun ein frisches Grün die Wände im Pavillon. Foto: ljv

Das Team Wand kümmerte sich dabei um die gründliche Vorbereitung der Flächen: Leisten wurden abgebaut, Steckdosen demontiert, Wände und Böden sorgfältig abgeklebt. Danach strich die Gruppe die Wandkanten in Weiß vor, um saubere Abschlüsse für die spätere Farbgestaltung zu ermöglichen.

Parallel dazu arbeitete das Team Tür: Die Eingangstür wurde ausgebaut, die beschädigten Bereiche links und rechts außen ausgebessert und der Eingangsbereich komplett neu gestrichen. Nach dem Schleifen erhielt die Tür außen einen frischen Anstrich und erstrahlte wieder in neuem Glanz.

Nach dem Ausbessern von Beschädigungen und dem Abschleifen erstrahlt die Tür in neuem Glanz. Foto: ljv

Das Team Abseite widmete sich der großen Abseite und stieß dabei auf interessante Funde. Neben längst vergessenen Gegenständen vom Deutschen Landjugendtag wurde auch ein wahrer Schatz an Leergut entdeckt, der nun die Kaffeekasse aufbessern kann. Nicht mehr benötigte Materialien wurden sortiert und zur Deponie gebracht.

Nach einem wohlverdienten Mittagessen ging es motiviert weiter und die vorbereitete Wand erhielt einen zweifachen Anstrich in frischem Grün, Steckdosen und Leisten wurden wieder montiert. Auch die restlichen Wände bekamen einen neuen weißen Anstrich, sodass der Raum am Ende einheitlich und freundlich wirkte. Dank der übrigen Farbe wurde zusätzlich die Küchenwand zum großen Raum hin aufgefrischt.

Zum Abschluss wurde die neu gestrichene Tür wieder eingebaut und auf ihre Passgenauigkeit überprüft. Nach einer gründlichen Reinigungsaktion stellten die Teilnehmenden alle Möbel zurück an ihren Platz. Pünktlich um 16 Uhr beendete die Gruppe ihren Einsatz – nicht ohne ein abschließendes Gruppenfoto zur Erinnerung an einen erfolgreichen, produktiven und vor allem lehrreichen Tag.

Mit viel Spaß, Teamgeist und praktischer Erfahrung ging ein rundum gelungenes Seminar zu Ende – und der Pavillon erstrahlt jetzt wieder im neuen Glanz!

Hauswirtschaft im Wandel

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Die Stimmung war bewegt, als über die bevorstehende Schließung der Fachschule für ländliche Hauswirtschaft in Hanerau-Hademarschen berichtet wurde. Monika Schorn, Abteilungsleiterin des Berufsbildungszentrums am Nord-Ostsee-Kanal (BBZ am NOK), erläuterte in der Sitzung des Facharbeitskreises Hauswirtschaft und Verbraucherpolitik am 19. Februar Entwicklung und Gründe für die Entscheidung des Kreistags.

Die 17 anwesenden Frauen waren mehrheitlich selbst Internatsschülerinnen und der Schule emotional stark verbunden. Zugleich zeigten sie Verständnis für den bundesweiten Rückgang der Ausbildungszahlen im Bereich Hauswirtschaft. Junge Menschen stehen heute vor einer Vielzahl an attraktiven Berufsalternativen, besonders weil die Hauswirtschaft oft mit langen, unflexiblen Arbeitszeiten und schlechter Bezahlung verbunden ist. Hinzu kommt nach wie vor ein geringes gesellschaftliches Ansehen des Berufs.

Dabei sind der Rückgang der Ausbildungszahlen und der damit einhergehende Fachkräftemangel ein herber Verlust – gerade im Hinblick auf den erforderlichen Wandel des Agrar- und Ernährungssystems. Das wurde auch in der anschließenden Kleingruppenarbeit deutlich.

Beim Brainstorming sammelten die Teilnehmerinnen Gedanken zur Bedeutung der Hauswirtschaft für den ländlichen Raum, teilweise unterstützt von Künstlicher Intelligenz (siehe Grafik). Sie zeigen deutlich: Auch gemeinschaftlich geführte Haushalte, etwa Bildungseinrichtungen, soziale Einrichtungen und Einrichtungen des Gesundheitswesens, können langfristig von den fachlichen Kompetenzen hauswirtschaftlicher Fachkräfte profitieren. Sie sind ein wichtiger Ansatzpunkt, damit sich mehr Menschen in Deutschland gesund und nachhaltig ernähren.

Die letzte Bundesregierung forderte bereits einen stärkeren Einsatz saisonaler und regionaler Produkte und weniger Verschwendung von Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung. Um diese Ziele in die Praxis umzusetzen, braucht es Wissen und Fertigkeiten, die qualifizierte HauswirtschafterInnen mitbringen. Der Deutsche Hauswirtschaftsrat fordert daher, die Hauswirtschaft politisch in sozialen Einrichtungen und Diensten fest zu verankern. Der Deutsche LandFrauenverband ist Mitglied im Deutschen Hauswirtschaftsrat, denn die Herausforderungen der Zeit zeigen: Hauswirtschaft ist mehr als ein Beruf. Sie ist Teil der Lösung für eine gesunde und nachhaltige Gesellschaft.

Endlich wieder schleswig-holsteinischer LandFrauentag!

Elena Uhlig Foto: Patrick Liste

Nach der Pause im vorigen Jahr, als Schleswig-Holstein Gastgeber des Deutschen LandFrauentages war, ist es 2025 endlich wieder so weit: Der schleswig-holsteinische LandFrauentag lädt alle Interessierten am 14. Juni ab 10 Uhr herzlich in die Hostenhallen nach Neumünster ein. Zu erwarten sind inspirierende Begegnungen, spannende Themen, starke Frauen und neue Impulse für das Leben auf dem Land. Stargast wird in diesem Jahr Schauspielerin Elena Uhlig sein.

Tickets und weitere Informationen rund um Programm, Ort und Anmeldung im Internet unter:
https://landfrauen-sh.de/veranstaltungen/landfrauentag

Fleischverzehr bleibt stabil

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Das Angebotssortiment im Lebensmitteleinzelhandel an Fleischersatzprodukten wird immer größer und die werbewirksame Inszenierung von vegetarischer oder gar veganer Ernährung nimmt zumindest bei der jüngeren Generation einen immer größeren Stellenwert ein. Auf der anderen Seite steht aber ein Fleischkonsum, der gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch seit 2022 nahezu konstant ist. So liegt der geschätzte Fleischverzehr für das laufende Kalenderjahr den neuesten Zahlen zufolge mit insgesamt 52,9 kg pro Kopf und Jahr lediglich um 0,3 kg unter dem Vorjahresverbrauch. Doch wie sieht die Entwicklung bei den einzelnen Fleischarten genau aus?

Schweinefleischkonsum nur noch minimal rückläufig

Entgegen vorherigen Prognosen geht der Verzehr von Schweinefleisch im laufenden Jahr nur noch um 0,2 kg auf 28,2 kg pro Kopf und Jahr zurück. Damit bleibt das Schweinefleisch mit einem Anteil von 52 % die beliebteste Fleischart der Deutschen. Im gleichen Verhältnis ist auch die Inlandsproduktion leicht zurückgegangen. Sie hält sich damit seit 2023 auch auf einem relativ stabilen Niveau, nachdem es in den Jahren davor deutlich stärkere Rückgänge gegeben hat. Die Ausfuhren sind demgegenüber in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um fast 3 % zurückgegangen. Dies ist aber hauptsächlich auf die Handelsbeschränkungen durch die Maul- und Klauenseuche zurückzuführen. Profitieren dürfte der Schweinefleischsektor durch die Fleischknappheit im Rinderbereich und das dort demzufolge sehr hohe Preisniveau.

Positiver Trend beim Geflügel hält an

Eine gegenläufige Bewegung gibt es seit 2022 beim Geflügelfleischkonsum. Hier wird auch im laufenden Jahr mit einem Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs um 0,2 kg auf 13,8 kg gerechnet. Dieser Trend lässt sich auch auf die EU und sogar auf den weltweiten Pro-Kopf-Verbrauch projizieren. Geflügelfleisch ist damit weltweit gesehen die am meisten produzierte Fleischart. In Deutschland steigt der Verbrauch aber stärker als die Produktion und somit ist der Selbstversorgungsgrad in diesem Bereich im Jahr 2024 von 102 auf 100 % gesunken. Zu dem mit Abstand größten Geflügelfleischproduzenten innerhalb der EU hat sich Polen entwickelt. Hier werden inzwischen jährlich 2,89 Mio. t von dieser Fleischart produziert. Im Vergleich dazu liegt Deutschland mit 1,57 Mio. t nach Spanien und Frankreich auf Platz vier.

Rindfleisch mit den deutlichsten Verlusten

Der Rindfleischsektor schneidet mit Verlusten von 0,4 kg im prognostizierten Pro-Kopf-Verbrauch am schlechtesten ab. Der Verbrauch wird in diesem Jahr demnach auf 8,9 kg abfallen. Dies ist zwar auch nur ein relativ geringer Rückgang, hier dürfte sich allerdings das aktuelle Preisniveau für Rindfleisch in den Schätzungen bereits bemerkbar gemacht haben. Viele Verbraucher können sich Rindfleisch einfach nicht mehr leisten und konsumieren es dadurch zwangsläufig weniger. Allerdings muss dazu ergänzt werden, dass die Zahl der geschlachteten Rinder aktuell stärker zurückgeht als der Verbrauch. Somit stehen trotz des hohen Preisniveaus gar nicht genug Schlachtrinder zur Verfügung, um den Bedarf zu decken.

Insgesamt kann die Landwirtschaft dem Trend zu einem bewussteren, reduzierten Fleischkonsum relativ gelassen entgegenblicken. Vielleicht bleibt dem Verbraucher angesichts deutlich sinkender Tierbestände und einer gleichbleibenden Verbrauchernachfrage auch gar nichts anderes übrig, als weniger Fleisch zu essen.

Hüterin der alten Riesen

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Julia Bohlens legte 2019 die Prüfung zur FFL-zertifizierten Baumkontrolleurin ab. Seitdem ist sie in der Region Hamburg und Umland im Einsatz, um Bäume auf deren Verkehrssicherheit und Gesundheit zu überprüfen.

Der historische Reinbeker Schlosspark im südlichen Schleswig-Holstein ist der ideale Ort, um in die Tätigkeit von Julia Bohlens einzutauchen. Hier gibt es viele teils jahrhundertealte Bäume. Rund 40 verschiedene Baumarten aus Europa, Asien und Nordamerika stehen in der mehrteiligen Anlage. Mit Rasenflächen umgibt sie auf drei Seiten das Renaissance-Schloss Reinbek. „Diese Bäume sind wohl die bestkontrollierten in der Umgebung“, sagt Bohlens schmunzelnd bei einem Rundgang. Schließlich fänden hier, durchgeführt durch das Hamburger Institut für Baumpflege (IfB), ständig Seminare und Prüfungen für zukünftige Baumkontrolleure statt.

Mit einem Gummihammer kann von der Baumkontrolleurin durch das Klangverhalten beim Abklopfen ein Schaden im Innern des Baumes abgeschätzt werden.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Auch Bohlens hat dort ihre FFL-Zertifizierung gemacht und bildet sich seitdem beim IfB weiter fort, um ihre fachlichen Kenntnisse zu vertiefen und auf dem neuesten Stand zu halten. Seit etlichen Jahren arbeitet die studierte Betriebswirtin im Reinbeker Baumpflegebetrieb ihres Mannes Axel in der Buchhaltung. „Als Anfragen nach Baumkontrollen bei uns immer mehr zunahmen, fragte mein Mann, ob ich Lust hätte, mich in diesen Bereich einzuarbeiten. 2019 machte ich meine Zertifizierung. Der Mix aus Büroarbeit und Draußensein in der Natur am Baum gefällt mir gut“, freut sie sich.

Ziel einer jeden Baumkontrolle sei es, potenzielle Gefahren durch Bäume zu identifizieren und zu minimieren. Dafür müssten sie gemäß geltenden Richtlinien zur Erfüllung der kommunalen Verkehrssicherungspflicht regelmäßig kontrolliert und die Ergebnisse dokumentiert werden. „Zum einen muss dies geschehen, um notwendige Pflegemaßnahmen daraus ableiten zu können, zum anderen um im Schadensfall einen Nachweis in der Hand zu halten, dass man Maßnahmen ergriffen hat, um andere Menschen oder Sachen vor möglichen Schäden zu schützen“, erklärt die Fachfrau. Diese Pflicht gelte für Kommunen und private Baum­eigentümer gleichermaßen.

Das IfB sei im Auftrag der Stadt Reinbek zudem gerade dabei, zum Schutz und Erhalt des städtischen Grüns eine umfassende Ersterfassung der Straßenbäume sowie der Bäume auf öffentlichen Grünflächen durchzuführen. „Ziel ist es, Baumgrunddaten zu erfassen und so die Grundlage für ein digitales städtisches Baumkataster zu schaffen. Es wird zukünftig als Planungsgrundlage sowie als Dokumentation für notwendige Pflege-, Untersuchungs- und Sicherungsmaßnahmen dienen“, informiert sie.

Aber nun erst einmal Schluss mit grauer Theorie. Vor einer schlank und hoch gewachsenen Stieleiche (Quercus robur), die zwischen dem nahen Mühlenteich und dem Schlossgebäude frei auf dem früheren „Gesellschaftsrasen“ steht, legen wir einen Stopp ein. An ihr möchte Bohlens beispielhaft demonstrieren, wie eine Baumkontrolle abläuft.

Diese zirka 175 Jahre alte Stieleiche ist Julia Bohlens Lieblingsbaum im Park.
Foto: Silke Bromm-Krieger

In einem Faltblatt des Vereins Freunde des Schlosses Reinbek gibt es Infos über diesen markanten Baumriesen. Er wurde um 1850 gepflanzt, ist also schon etwa 175 Jahre alt. An anderer Stelle findet sich der Hinweis, dass er eine stolze Höhe von zirka 27,5 m hat. Fehlt noch der Stammumfang. Bohlens greift in die Hosentasche und zieht ein Metermaß heraus. Sie legt es in 1 m Höhe um den Stamm und liest die Messung ab: „4,6 Meter.“ Die Stieleiche ist ein Naturdenkmal. Das erkennt man an dem fünfeckigen, gelben Symbolschild mit einer Schwarzen Waldohreule, das am Stamm angebracht ist. Als Naturdenkmal werden Bäume ausgewiesen, deren Schutz aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen erforderlich ist. Ebenso fallen Bäume darunter, die wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit schützenswert sind.

Bohlens geht um den Baum herum. Sie sieht sich Krone, Stamm, Stammfuß, Wurzelauflauf, Wurzelbereich und das Baumumfeld an. „Eine Baumkontrolle wird durch eine Inaugenscheinnahme vom Boden aus durchgeführt. Mit meinem Hintergrundwissen und einem gezielten Blick schaue ich mir dabei mögliche neuralgische Punkte und Auffälligkeiten an“, erläutert sie. Sie achte auf Risse oder Verfärbungen in der Rinde, abgestorbene Äste oder einen Holz zerstörenden Pilzbefall. Gelegentlich komme ein Gummihammer zum Einsatz. Er sei zum Aufspüren von Hohlräumen da. Bohlens holt ihn aus dem Rucksack und klopft damit an mehreren Stellen auf den Stamm. Am Ton, den sie dabei hört, kann sie erkennen, ob sich in seinem Innern eine Höhlung verbirgt, die ihn instabil machen könnte. Trotz einer festgestellten kleinen Höhlung ist alles okay. Sie weist auf eine Maser­knolle hin, eine Zellwucherung, und auf Flechten an den Ästen. „Die Eiche ist eine effektiv abschottende Baumart, die mit Wunden gut zurechtkommt. Insgesamt ist dieses schöne Exemplar vital und gut in Schuss“, resümiert sie. In der Praxis habe sich zur Beurteilung die Einteilung in fünf Vitalitätsstufen zwischen „gesund“ und „absterbend“ bewährt, um die künftige Entwicklung eines Baumes einzuschätzen. „Diese Eiche hat eine Vitalitätsstufe zwischen zwei und drei“, meint Bohlens, gibt aber zu bedenken, dass man sich einen Baum am besten zweimal jährlich anschauen sollte, unbelaubt wie an diesem Tag und noch einmal belaubt im Sommer. Dann könne man besser beurteilen, ob die Baumkrone dicht geschlossen und ohne Löcher sei. „Für die Dokumentation der Ergebnisse meiner Baumkontrolle mache ich mir vor Ort zunächst Notizen mit Stichpunkten. Im Büro übertrage ich meinen Kontrollbericht in ein Formblatt und bewerte darin die zu erwartende Verkehrssicherheit des Baumes“, bemerkt sie.

In einer Männerdomäne: Julia Bohlens ist eine von nur wenigen Frauen bundesweit, die die Tätigkeit der Baumkontrolleurin ausüben.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Während wir unseren Spaziergang fortsetzen, spricht die Naturschützerin darüber, dass besonders Altbäume eine wichtige, oft unterschätzte Rolle spielten. Sie täten so viel Gutes, seien Freunde des Menschen und wirkten positiv auf das Klimageschehen ein. „Sie sorgen für Abkühlung, Schatten, Luftreinheit und menschliches Wohlbefinden, sind Lebens- und Schutzraum für eine Vielzahl von Tieren, Sauerstoffspender, CO2-Speicher, dienen als Wasserrückhalt und bieten Sicht-, Lärm- und Windschutz“, zählt sie auf. Aber leider gebe es immer wieder Personen, die die positiven Eigenschaften vergäßen und nur die negativen betonten. „Der Baum mache Dreck, sprich Laub, er nehme das Licht weg oder er störe, höre ich manchmal als Begründung, ihn vorschnell fällen zu wollen.“ Teilweise könne man bei Schäden Maßnahmen wie den Einbau von Kronensicherungen ergreifen, um einen gesundheitlich angeschlagenen Baum zu retten und gleichzeitig Gefahren durch ihn abzuwenden.

Wir verweilen kurz an einer Winterlinde (Tilia cordata) aus Europa, die um 1850 gepflanzt wurde. An ihrem Stamm fällt eine tiefe, längliche Höhlung auf, in der sich bei näherer Betrachtung ein Pilzbefall entdecken lässt. Eine prächtige Douglasie (Pseudotsuga menziesii) aus dem westlichen Nordamerika, um 1865 gepflanzt, steht im östlichen Teil des Parks. Ihr starker Stamm ist komplett mit Efeu bewachsen, was ihrer Vitalität aber keinen Abbruch tut. Hinter dem Schloss gibt es eine Lindenallee, die sicher schon glücklichere Tage gesehen hat. So wurden die Kronen der Bäume vor langer Zeit gekappt, Gewebewucherungen sind zu erkennen, und auch die Entfernung von maroden Ästen hat sichtbare Spuren hinterlassen. Gärtner kümmern sich mit Sorgfalt um sie, denn seit 2013 steht der gesamte Schlosspark unter Denkmalschutz. Aufgrund seiner historischen, gartenkünstlerischen, städtebaulichen und die Kulturlandschaft prägenden Bedeutung wird er in Zusammenarbeit von der Stadt Reinbek und dem Kreis Stormarn mit Hingabe gepflegt und erhalten.

Für Julia Bohlens ist er mit seinem wertvollen Baumbestand nicht nur Lernstätte für die Baumkontrolle, sondern auch Erholungsspender und Kleinod. „Ich wünsche mir, dass alle Menschen Bäume als sinnvolle Lebewesen sehen, die es zu schützen und zu erhalten gilt. Eines sollten wir nicht vergessen: Der Mensch braucht die Natur, die Natur den Menschen nicht.“

Verluste von Kohlenstoff nehmen weiter zu

Der im Oberboden gebundene Kohlenstoff ist auf 23 bis 44 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der EU und im Vereinigten Königreich nicht mehr stabil gespeichert. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission (GFS). Betroffen sind demnach Flächen in einem Umfang von 43 bis 83 Mio. ha, vor allem in kühlen und feuchten Regionen. Als „nicht gefährdet“ werden zwischen 26 und 50 Mio. ha eingestuft. Diese landwirtschaftlichen Nutzflächen haben der Studie zufolge noch hinreichend Potenzial, zusätzlichen Kohlenstoff zu speichern.

Die vergleichsweise unpräzise Flächenangabe ergibt sich zum einen aus dem vergleichsweise großen Zeitraum von 2009 bis 2018, über den hinweg die Daten analysiert worden sind. Auch ist der organische Kohlenstoff auf höchst unterschiedliche Art und Weise gebunden. Analysiert wurden der im Boden gespeicherte organische Kohlenstoff (SOC) sowie seine partikulären (POC) und mineralischen (MAOC) Bestandteile. Allgemein feststellen lässt sich der Studie zufolge, dass innerhalb der betrachteten Zeitreihe der im Boden gespeicherte Kohlenstoff mindestens tendenziell abnimmt.

Abschließend kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass für die meisten landwirtschaftlichen Böden in der EU zusätzliche Schutzmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der Speicherfähigkeit von Kohlenstoff notwendig seien. Empfohlen werden nachhaltigere Bewirtschaftungsweisen, zum Beispiel Deckfruchtanbau, verbesserte Fruchtfolgen, reduzierte Bodenbearbeitung, tief wurzelnde Pflanzen und Agroforstwirtschaft. Neben nicht nachhaltigen Bewirtschaftungsformen hat laut der Kommissionsstudie auch der Klimawandel den Verlust an organischem Kohlenstoff im Boden verstärkt.

Eine weitere Studie geht für den Zeitraum 2009 bis 2018 von einem relativen SOC-Verlust von 0,75 % in den europäischen landwirtschaftlichen Böden aus. Die GFS beklagt nun, dass „trotz der Einführung sowohl obligatorischer als auch freiwilliger Regelungen“ bei der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013 diese Kohlenstoffverluste nicht verhindert werden konnten.

Debatte um Methanlecks in Biogasanlagen

Laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sollen aus Biogasanlagen und Kläranlagen in Deutschland große Mengen Methan entweichen. Dies hätten Messungen des Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) der DUH ergeben, teilte die Organisation mit. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch sprach in diesem Zusammenhang von einer „klimapolitischen Katastrophe“. Da Methan zudem eine Vorläufersubstanz für bodennahes Ozon sei, würden zusätzlich die menschliche Gesundheit und die landwirtschaftliche Ernte ­gefährdet.

Wie die DUH weiter mitteilte, konnte vor allem in Regionen mit intensiver Tierhaltung und zahlreichen undichten Biogasanlagen eine erhöhte Methan-Hintergrundkonzentration nachgewiesen werden – beispielweise im Landkreis Cloppenburg. Moderne und gut gewartete Anlagen hätten das Problem mit den Methanlecks dagegen nicht, betonte die DUH. Messungen im Berliner Umland, Brandenburg und Niedersachsen hätten dies eindeutig gezeigt.

„Wir fordern von der zukünftigen Bundesregierung effektive Sofortmaßnahmen zur Eindämmung dieser unsichtbaren Emissionen, klare Zuständigkeiten und mehr Kontrollen“, sagte Resch. Vor allem müsse die EU-Methanverordnung zügig in nationales Recht umgesetzt und dabei über die EU-Vorgaben hinausgegangen werden. Auch Biogas- und Kläranlagen müssten berücksichtigt werden.

Widerspruch erhielt die Organisation derweil vom Fachverband Biogas (FvB). Mit Verweis auf eine „extrem unklare Datengrundlage weist der Fachverband Biogas die Anschuldigungen der DUH entschieden zurück“, teilte der Verband mit. Da die erhöhten Hintergrundkonzentrationen in Regionen mit intensiver Tierhaltung gemessen wurden, liege die Vermutung nahe, „dass die vorgenommenen Messungen keine klaren Emissionsquellen auf den Anlagen zuordnen können“.

Wiederum teilt der FvB die Einschätzung der DUH, dass Methanlecks durch konsequente Wartung nahezu vollständig vermieden werden könnten. Nicht zuletzt aus rein monetären Gründen sei dies aber ohnehin im Interesse der Anlagenbetreiber: Bei dem entweichenden Methan handele es sich schließlich um wertvolles Biogas.

Zudem gebe es bereits zahlreiche Regularien zum Thema Methan, die von den Betreibern umzusetzen seien, darunter die Bundes-Immissionsschutz-Verordnung über mittelgroße Verbrennungsmotoranlagen sowie die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft). „Die Feststellung einer grundsätzlich erhöhten Methanemission an älteren Biogasanlagen ist daher nicht nachvollziehbar“, so der Verband.

Die ersten heimischen Erdbeeren aus geschütztem Anbau sind reif

Nach zwei nassen Jahren wartet dieses Frühjahr mit Trockenheit auf. Die Böden sind gut befahrbar, Pflegemaßnahmen konnten zügig erledigt werden und die Wurzeln der Königsfrucht Erdbeere stand trocken und konnten sich gut entwickeln.

Der sonnige März hat die Temperaturen unter den Verfrühungssystemen in die Höhe schnellen lassen, sodass trotz der kalten Nächte vom 13. bis 20. März mit bodennahen Nachtfrösten jetzt Anfang Mai die ersten Erdbeeren in den begehbaren Folientunneln reif sind.

Präsidentin Ute Volquardsen sagt: „Durch den hellen März und April haben wir nicht nur früh unsere beliebten Erdbeeren in der Ernte, sondern die viele Sonne hat auch dazu geführt, dass die Pflanzen ein stabiles Laubwerk ausbilden konnten. Das stabile Laub kann dann auch viel Zucker bilden, die beste Voraussetzung für süße Früchte also.“

Lang gezogene Ernte erwartet

Nun wünschen sich die Erdbeerproduzenten sonnenreiche Tage mit kühlen Nächten und selbstverständlich keine Spätfröste mehr. Dann kann bei gutem Verzehrwetter eine ideale Qualität produziert werden. Ab und zu braucht es natürlich auch einen Schluck Regen für die Pflanzen, aber in der Regel haben alle Landwirte für die Erdbeeren Bewässerungsmöglichkeiten auf ihren Feldern. In trockenen Jahren müssen die Erdbeerproduzenten zwar mehr Aufwand betreiben, die Felder zu bewässern, die pflanzenbaulichen Vorteile überwiegen allerdings. Zur Bewässerung werden heute überwiegend die wassersparenden Tropfleitungen direkt unter die Pflanze gelegt, sodass die Erdbeeren angepasst und wassersparend versorgt werden können.

Wenn es doch noch einmal frieren sollten, werden die Früchte mit einer Vliesauflage vor den Frösten geschützt und die Ernte kann weiterlaufen.

Durch die sehr guten Verfrühungseffekte erwartet die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein eine lang gezogene Erdbeerernte. Die nicht verfrühten Erdbeeren beginnen erst Ende April mit der Blüte und kommen dann im Juni in die Reife.

Im Herbst vergangenen Jahres haben die Erdbeeren eine ausreichende Anzahl Blüten gebildet. Daher wird mit guten Erträgen in Schleswig-Holstein gerechnet. Aber natürlich bleibt immer noch ein Risiko, denn Landwirte sind stets abhängig vom Wetter und da kann noch einiges passieren im Laufe der Saison. Erdbeeren werden in Schleswig-Holstein auf einer Fläche von insgesamt zirka 800 ha angebaut, davon stehen im Freiland rund 500 ha. Auf 70 ha werden Erdbeeren in hohen, begehbaren Schutzabdeckungen (Folientunnel) angebaut. Während im vergangenen Jahr etliche Blüten durch die Fröste im April erfroren sind, konnten in diesem Jahr alle sehr frühen Blüten vor den Spätfrösten geschützt ­werden.

Kurze Wege durch Direktvermarktung

Der Vorteil der schleswig-holsteinischen Anbauer ist die Marktnähe: Kurze Transportwege ermöglichen besonders geschmacksstarke Sorten und vor allem ein spätes Pflücken reifer Früchte. Die Erdbeerproduktion in Importländern wie beispielsweise Spanien und Griechenland verbraucht weit mehr Wasser als hierzulande. Der Selbstversorgungsgrad, der Anteil an in Deutschland produzierten und verzehrten Erdbeeren, liegt bei rund 60 %. Die Empfehlung der Landwirtschaftskammer ist, Erdbeeren direkt vor der Haustür beim Erzeuger zu kaufen. In Hofläden oder Verkaufsständen an verbrauchernahen Standorten bieten sie die Früchte pflückfrisch an. Direktvermarkter in Schleswig-Holstein finden sich hier.