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Duell der Discounter – ein fallendes Messer für die Landwirtschaft

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Im Lebensmittelhandel und im Discountgeschäft herrscht eine strenge Hackordnung. Die beiden Umsatzriesen sind Aldi (Nord und Süd) und Lidl, die Unternehmen der Familien Albrecht und Schwarz. Es klingt paradox und nicht nach Wirtschaftslogik, aber gerade dort, wo besonders günstig verkauft wird, werden häufig die größten Vermögen aufgebaut. Das Geschäftsmodell der reichsten Familienunternehmen Deutschlands, die ihr Vermögen im Lebensmittelhandel gemacht haben, basiert auf einem radikalen Prinzip, nämlich dem des Sparens. Seit Jahrzehnten führt Aldi im Image-Ranking um die Preisführerschaft und nimmt die Lidl-Offensive jetzt als Frontalangriff und zieht nach.

Handelsexperten bestätigen Aldi nach wie vor in Deutschland das beste Preisimage und zudem, dass Lidl natürlich versucht anzugreifen. In ihrer Einordnung spricht die Verbraucherzentrale allerdings von einem „Tropfen auf den heißen Stein“ und dass die Reduzierung in der Summe für die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht mehr als 2 bis 3  % betrage. Man müsse wissen, dass in den vergangenen vier Jahren die Preise um deutlich über 30 % gestiegen seien. Diese kleine Preisrunde dazwischen werde also eher nicht dafür sorgen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich entlastet würden.

Noch ist der Preiskampf auf der Erzeugerstufe nicht zu spüren. Die aktuellen Rabattaktionen sind aber vor allem deshalb kritisch, weil dabei auch Grundnahrungsmittel wie Milchprodukte, Fleisch und Wurst dauerhaft im Preis gesenkt werden. Dies könnte den Druck auf die Erzeuger erhöhen. Und das genau zu einer Zeit, in der die Erzeugerpreise zumindest im Rindfleischbereich endlich ein gutes Niveau erreicht haben und die Milchpreise sich stabilisieren. Hier wird gegen den Markt agiert. Hatten nicht gerade die Discounter sich starkgemacht für die Einführung höherer Haltungsstufen und für Klimaschutz? Und wurde nicht immer wieder beteuert, dass Mehrleistung auch an der Kasse bezahlt werde? So wird auch mit der Wertschätzung der Verbraucherinnen und Verbraucher gespielt.

Das Imageduell, das die Discounter gerade durch einen beispiellosen Preiswettbewerb führen, ist wie ein fallendes Messer – und die Landwirtschaft greift hinein. Je länger der Preiskampf tobt, desto tiefer werden die Wunden.

„Vorkaufsrecht zu starr“

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Die Flurbereinigung gewinnt wieder an Bedeutung, gerade dort, wo verschiedenste Interessen auf die gleiche Fläche treffen. Ein Planspiel sollte helfen.

Die Niederungsstrategie 2100 wird in der Eider-Treene-Sorge-Region langfristig zu höheren Wasserständen führen. Um Nutzungskonflikte zu lösen, brauche es die Flurbereinigung, erklärte Timo Neumann vom Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung (LLnL) am Freitag voriger Woche im Erfder Stapelholmhus. Dieses Instrument ordne Eigentums- und Nutzungsverhältnisse mittels Teilnehmergemeinschaften neu und stelle vor allem eine wertgleiche Abfindung aller Beteiligten sicher.

Um neue Landnutzungskonzepte zu entwickeln, hat das Landesamt gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium erstmals ein Planspiel durchgeführt. Darin wurde eine rund 500 ha große fiktive Region der Eider-TreeneSorge-Niederung betrachtet, in der ein Flurbereinigungsverfahren durchgeführt wurde. Das Ziel des Spiels stellte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) in Erfde heraus: „Nur wenn Landwirtschaft, Naturschutz, Wasserwirtschaft und Kommunen gemeinsam an Lösungen arbeiten, können tragfähige Ergebnisse erzielt werden.“

Aus den Erfahrungen des Planspiels richteten der Teilnehmer Handlungsempfehlungen an den Minister: So sollte die Flurbereinigung das zentrale Instrument zur Umsetzung der Niederungsstrategie werden. Dazu seien die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen zwingend anzupassen, fasste Neumann zusammen. Darüber hinaus brauche es eine klare politische Zielsetzung für die Region, um Gemeinsamkeiten zwischen den Nutzungsinteressen zu erschließen. Unerlässlich für den Erfolg eines Verfahrens sei die Bereitstellung von Tauschflächen. Jan-Hinrich Seebrandt, Oberdeichgraf des Treeneverbandes, berichtete über den großen Unmut in der Region, weil die Pläne zur Niederungsstrategie anfangs nicht offen genug kommuniziert worden seien. Dies habe sich zum Positiven geändert.

Landwirt und „Planspieler“ Stefan Hollmer aus Stapel bestätigte, dass die Wiedervernässung die Landwirte umtreibe. Er berichtet aber auch: „Wir fahren schon seit 2021 höhere Wasserstände. Wir tragen das Ziel mit, trotz Einbußen auf den Flächen.“ So würden die Grasnarben leiden, es müsse öfters nachgesät werden, „aber wir wollen unseren Beitrag an CO2-Einsparungen leisten“. Hollmer hofft auch auf eine Verlangsamung der Sackungen. Kritik übte der Landwirt an der Stiftung Naturschutz, die viele Flächen kaufe – „nicht immer zu ortsüblichen Preisen“. Der Landwirt, dessen Sohn betrieblich in den Startlöchern steht, machte klar: „Wir brauchen Flächen für Milchwirtschaft.“ In Stapel gebe es 33 % Stiftungsflächen, „das ist genug“.

Stefan Hollmer sieht Vorteile: Die Flurbereinigung schaffe klar ausgewiesene Bereiche für Landwirtschaft, Natur- und Klimaschutz. Er bemängelte aber auch: „Es fehlen Tauschflächen.“ Minister Schwarz stimmte dem Praktiker zu: Ein staatlicher Bodenfonds sei grundlegend für den Erfolg einer Flurbereinigung; diese Aufgabe könne auch die Landgesellschaft Schleswig-Holstein wahrnehmen. Angesprochen auf den Parteitagsbeschluss der CDU im Oktober vorigen Jahres in Neumünster, der die Abschaffung der Vorkaufsregelung im Landesnaturschutzgesetz fordert, erklärte der Minister dem Bauernblatt gegenüber: „Wir regieren in einer Koalition, da sind von beiden Seiten Kompromisse gefordert. Deshalb trete ich dafür ein, dass die Vorkaufsregelung im Landesnaturschutzgesetz weniger starr gehandhabt wird, damit die Niederungsstrategie schnell und zur Zufriedenheit aller umgesetzt werden kann.“

Neumann ergänzte, die Umsetzung müsse auf jeden Fall rechtlich sauber erfolgen. Hollmer schlug pragmatisch vor: „Dann müssen wir daran arbeiten, dass es möglich wird. Recht kann geändert werden.“ Man sei in der Region auf die Landwirtschaft angewiesen und diese stehe in Flächenkonkurrenz zu Schutzgebieten und der Wiedervernässung. sh

Angemerkt: Knackpunkt flexible Flächenverfügbarkeit

Die Niederungsstrategie 2100 des Landes ist eine große Herausforderung für die betroffenen Regionen. Wem es bis jetzt noch nicht klar war, der wurde durch das Planspiel zur Flurbereinigung in der Eider-Treene-Sorge-Region endgültig eines Besseren belehrt: Der Knackpunkt für eine erfolgreiche Umsetzung der Niederungsstrategie liegt in der möglichst flexiblen Flächenverfügbarkeit – auch und gerade von geschützten Flächen. Es ist schon schwer, Landwirte zum Flächentausch zu bewegen. Die Flurbereinigung ist dafür eines von mehreren gut geeigneten Instrumenten. Wenn sich aber das Umweltministerium und der Naturschutz insgesamt auch in Zukunft weiter auf den absoluten Schutzstatus der Flächen vor allem der Stiftung Naturschutz berufen, wird es nahezu unmöglich, die Niederungsstrategie, die ja im Eigentlichen eine Klimastrategie ist, mit Leben zu füllen. Der Bauernverband Schleswig-Holstein  (BVSH) fordert seit Langem eine Ermöglichung des Flächentausches im Rahmen von lokalen Niederungsbeiräten. Gleichzeitg bedarf es der Anpassung des Landesnaturschutzgesetzes, gerade auch beim Vorkaufsrecht für den Naturschutz. Wenn die Politik den Klimaschutz ernst nimmt, muss sie genau hier ansetzen. Klaus-Peter Lucht, Präsident Bauernverband Schleswig-Holstein

Digitale Patinnen und Gewalthilfe

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Lebendig, inspirierend und mitreißend – so war der LandFrauentag in den Neumünsteraner Holstenhallen, der in diesem Jahr mit tatkräftiger Unterstützung des KreisLandFrauenverbandes Ostholstein organisiert wurde. Auch das Bauernblatt war mit dabei.

Der LandFrauentag zog am Sonnabend erneut Hunderte Frauen aus dem ganzen Land in die Holstenhallen nach Neumünster. Auf dem Markt der Möglichkeiten präsentierten rund 30 regionale Anbieterinnen ihre kreativen Erzeugnisse und Projekte. Für gute Laune sorgte das Bühnenprogramm mit unterhaltsamen Talkrunden und Musik der Horst & Hoof Band. Es war ein abwechslungsreicher Tag des Austauschs, des Kennenlernens in der Gesellschaft starker (Land-)Frauen, Vertretern aus Wirtschaft und Politik, Vereinen und Verbänden. Der Tag endete mit einer großen Tombola mit vielen Gewinnen wie Reisen, Schmuck und Leckereien.

Absicherung für Frauen

In ihrer Begrüßungsrede betonte die Präsidentin des LandFrauenverbandes, dass dieser Tag kein Tag der Forderung sei, sondern des Dankes. Sie dankte dem „guten Miteinander in den Netzwerken“, den Ortsvereinen, den Sponsoren und natürlich den LandFrauen selbst. Denn ohne diese würde auf den landwirtschaftlichen Betrieben und im ländlichen Raum nichts funktionieren. In zunehmend schwierigen Zeiten brauche es daher nicht nur familiäre, sondern auch mehr finanzielle Absicherung für Frauen im Agrarbereich, sagte sie. In diesem Zusammenhang verwies die Präsidentin auf die bereits im Jahr 1995 erfolgreich eingeführte Bäuerinnenrente sowie auf weitere wichtige Themen, die durch den LandFrauenverband initiiert wurden, um Frauen durch Qualifikation eine noch größere gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Die digitale Teilhabe vor allem älterer LandFrauen wird durch das Projekt „Digitale Patin“, das 2019 in Kooperation mit dem Breitband-Kompetenzzentrum Schleswig-Holstein ins Leben gerufen wurde, weiter ausgebaut. Das Projekt widmet sich der Ausbildung von Frauen als Multiplikatorinnen im Umgang mit modernen elektronischen Medien.

Anfang 2025 stimmte der Bundesrat schließlich dem sogenannten Gewalthilfegesetz zu, wofür sich der LandFrauenverband bereits seit Langem eingesetzt hatte. Demnach steht gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern laut diesem Gesetz jetzt kostenlose Hilfe zu. Das Motto des LandFrauenverbandes heißt deshalb auch in Zukunft: Empowerment der LandFrauen in allen Lebensbereichen der Gesellschaft.

Alltag und Anspruch

Zum elften Mal stand der aus Radio und Fernsehen bekannte Moderator Jan Malte Andresen auf der Bühne des LandFrauentags, einer der wenigen Männer an diesem Tag. „Irgendetwas muss ich ja richtig machen“, konstatierte er lachend. Mit viel Humor und geistreichen Repliken führte er gekonnt durch das mehrstündige Bühnenprogramm. Als prominenten Gast begrüßte er die Schauspielerin und Buchautorin Elena Uhlig. Sie war als Kommissarin Nina Metz in der Fernsehserie „Mit Herz und Handschellen“ zu sehen und spielte in der Rosemunde-Pilcher-Verfilmung „Sternschnuppen im August“ mit.

Inzwischen hat sie sich auch als Influencerin mit typischen Themen von Frauen im mittleren Alter wie Wechseljahren, Gewichtsproblemen und Selbstliebe einen Namen gemacht und freut sich über 423.000 Follower auf Instagram. 2016 kam ihr Buch „Mein Gewicht und ich – eine Liebesgeschichte in großen Portionen“ auf die Spiegel-Bestsellerliste. Die Mutter von vier Kindern plauderte mit Jan Malte Andresen unter anderem über ihr buntes Leben zwischen Alltag und Anspruch. Sie sprach darüber, dass sich Mütter auch heute noch Fragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefallen lassen müssten, während man Väter nie danach frage. Zudem arbeiteten viele Frauen halbtags, um ihren Familien gerecht werden zu können, während dies von Männern nicht erwartet werde. An das Publikum gewandt, fragte sie: „Oder kennt ihr einen Mann, der halbtags arbeitet?” Eine eindeutige Antwort bekam sie nicht, aber viele Kopfschüttler.

Ein Highlight kreativer Ideen

Markt der Möglichkeiten

Pamela Müller (r.) mit ihren Statementbags aus Chunky-Wolle

Wie in den Jahren zuvor präsentierten sich die LandFrauen mit vielen kreativen Ideen auf dem Markt der Möglichkeiten. Die bemerkenswert kreative Angebotsvielfalt der Ausstellerinnen reichte von Keramiken, Brot, Käse, Honig, Kerzen und Ölen aus eigener Herstellung über Pflegeprodukte, Schmuck, Dekoration, Kleidung und verschiedene Informationsstände bis hin zu Ölporträts auf Bestellung. Auch das Bauernblatt war mit einer Auswahl an Büchern mit dabei. Ein echtes Highlight waren die Stricktaschen aus sogenannter Chunky-Wolle von Pamela Müller. Mit den extravaganten Designs ihrer Taschen zog die Stockelsdorferin viele neugierige Handtaschenliebhaberinnen an ihren Stand.

Die Gäste waren von der Musik der Horst & Hoof Band begeistert.
Präsidentin Claudia Jürgensen inspirierte mit starken Worten.
Sophie von Saurma malt Öl-Porträts.
Natürlich: schöne Sommerblumensträuße
Musikalisch: kurze Pause für die Instrumente
Eingespieltes Team: Claudia Jürgensen und Jan Malte Andresen
Hochwertige Keramik präsentierte Lexa Deinhardt (lx studio).
Buttermilch vom Hamfelder Hof zum Probieren
Elena Uhlig (r.) freut sich über ihr Geschenk von Claudia Jürgensen.
Gewonnen: Jan Malte Andresen übergibt Reisegutscheine


Baumfällung muss kein Todesurteil sein

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Wird ein Baum gefällt, ist das normalerweise ein Todesurteil. Doch es gibt Ausnahmen – Laubbaumarten, die es fertigbringen, aus dem Baumstumpf wieder auszutreiben. Diese Fähigkeit wurde früher und wird noch heute genutzt.

Bei einer Fällung wird der Baum oberhalb der im Boden befindlichen Wurzel abgesägt. Im Normalfall stirbt der Baum dann ab und der verbleibende Baumstumpf, auch Stubben, Stuken oder Stock genannt, wird allmählich zersetzt. Es gibt jedoch Bäume, die aus dem Stock wieder austreiben. Dieses Stockausschlagvermögen ist bei vielen Straucharten verbreitet. Das Auf-den-Stock-Setzen nutzt man beispielsweise, um verkahlte Hecken mit dem Neuaustrieb wieder in Form zu bringen.

Zu den laubtragenden Strauch- und Baumarten, die als Stockausschlag wieder austreiben, zählen beispielsweise Haselnuss, Buche, Linde, Weide und Hainbuche. Das Wissen darüber prägte bis zum ausgehenden Mittelalter die damals ausgeübte Wirtschaftsweise des sogenannten Niederwaldes. In der Niederwaldwirtschaft wurden die Austriebe etwa alle zehn bis 20 Jahre wieder auf den Stock gesetzt.

Wirtschaften im Niederwald

In einer Zeit, in der keine technischen Geräte wie Motorsägen und Schlepper zur Verfügung standen, boten die geernteten Stämme eine gute Brennholzgröße. Auch Material für Flechtwerk konnte aus dem Stockausschlag gewonnen werden, beispielsweise Weidenruten. Eine wichtige Nutzungsform jener Zeit war zudem die Köhlerei.

Bei der Niederwaldwirtschaft handelte es sich also um eine Art antiker Kurzumtriebsplantage. Auch heutzutage dient diese Bewirtschaftungsform vorwiegend der Energieholzproduktion.

Moderne Kurzumtriebsplantage

Allerdings werden die Bäume dazu in der Regel außerhalb des Waldes auf einer Ackerfläche in Plantagenform angepflanzt. Man nutzt schnell wachsende Baumarten wie Pappeln und Weiden, erntet den Stockausschlag in einem mehrjährigen Turnus und verarbeitet das Holz meist zu Hackschnitzeln.

Eine weitere Form der historischen Bewirtschaftung ist der Mittelwald. Davon spricht man, wenn bei der Ernte der Stockausschläge einzelne Stämme von gewünschten Baumarten als Kernwüchse stehen gelassen werden.

Nutzholz aus dem Mittelwald

Diese durchwachsenden Stämme bildeten dann ein Oberholz, aus dem sich Bauholz gewinnen ließ. An manchen alten Waldstandorten sind noch Reste dieser durchgewachsenen Stockausschlagswälder zu erkennen. Oftmals sind mehrere Stämmlinge im Kreis zu sehen, die zum Teil sehr unterschiedlich gewachsen sind – aber alle Stämme stammen aus einem alten Stuken, sind also genetisch identisch.

Beide Wirtschaftsformen wurden schließlich von der heutigen Hochwaldwirtschaft abgelöst, die auf reine Stammholzproduktion setzt.

Ein interessantes Phänomen ist bisweilen bei Nadelhölzern zu beobachten, die eigentlich nicht über ein derartiges Stockausschlagvermögen verfügen, wie hier für einige Laubbaumarten beschrieben: So sind an alten Baumstuken in Fichtenforsten bisweilen massive Überwallungen zu sehen, die teils so stark gewachsen sind, dass sich die Wülste in der Mitte treffen und eine geschlossene Kuppe bilden.

Wundersame Wundheilung

Während ein lebender Baum eine Verletzung durch die Ausbildung von Wundgewebe (Kallus) zu verschließen versucht, kann von einem abgeschnittenen Baum theoretisch kein Kallus mehr gebildet werden. Dass dies mitunter dennoch geschieht, dafür kommen zwei Erklärungen in Betracht:

Der Stuken wurde über Wurzelverwachsungen mit benachbarten Bäumen und/oder Mykorrhi­zapilzverbindungen weiter mit Nährstoffen versorgt. Eine andere Erklärung könnte sein, dass die damals noch lebenden Baumwurzeln Reservestoffe mobilisiert haben, um die Wunde zu überwallen. In gut wüchsigen Nadelholzbeständen, vornehmlich Fichte und Douglasie, ist das Bild von teilweise überwallten Stubben in Form eines Überwallungsringes öfter anzutreffen. Eine komplett gelungene Überwallung ist dagegen eher selten.

Rekordkurse am Rindermarkt

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„Wir fahren mit leeren Lkw durchs Land“, so beschreibt ein Viehhändler die aktuelle Situation im Handel mit Schlachtrindern und Kälbern. Obwohl schon mehrmals ein Ende des Anstiegs der Notierungen prophezeit wurde, sind die Kurse für Kälber und Schlachtrinder weiter gestiegen. Die Gründe für das knappe Angebot sind vielfältig. Gerade auf den Rinder haltenden Betrieben zeigt sich ein starker Strukturwandel. Mangels Nachfolger wird die Rinderhaltung oft eingestellt. Dazu kommen die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit. Dadurch hat sich nicht nur die Milchleistung reduziert, es werden auch auffallend wenig Kälber geboren. Ein weiterer Grund ist, dass eine erhöhte Zwischenkalbezeit die Kälberzahlen verringert. Im Schlachtrinderhandel hat sich aktuell die Situation nochmals verschärft, da viele Betriebe Schlachtvieh bis zum Wechsel des Wirtschaftsjahres am 1. Juli zurückhalten.

Unterschiedliche Preisaufschläge

Die aktuellen Kurse für männ­liche und weibliche Schlachtrinder liegen durchweg um 2 €/kg über dem Niveau der Vorjahreswoche. Damit werden neue Dimensionen erreicht. Für P-Kühe werden zum Beispiel 5,40 €/kg gezahlt. Dies ist ein Preis, der vor Jahresfrist nicht einmal für R-Jungbullen geboten wurde. In einigen Regionen werden sogar Preise gezahlt, die über den vereinbarten Preisempfehlungen liegen. Vor allem in Süddeutschland sind Schlachtkühe sehr knapp und teuer. Besonders die Aufschläge für die Haltungsstufen fallen sehr unterschiedlich aus. Die Nachfrage nach Rindfleisch im LEH leidet unter dem hohen Preisniveau. Dies betrifft vor allem den Absatz der hochwertigen Teilstücke vom Rind, während die günstigen Artikel immer noch Absatz finden. Obwohl die Schlachtbetriebe über eine geringe Handelsspanne klagen, herrscht ein regelrechter Preiskampf um das knappe Lebendviehangebot. Auch EU-weit wird von einem geringen Rinderangebot und ungewöhnlich hohen Preisen berichtet. Die Importe aus den Nachbarländern sind deutlich zurückgegangen und können die knappe Angebotslage hierzulande nicht ändern. Die hiesigen Schlachtunternehmen beobachten die aktuelle Lage mit Sorge und warnen vor einem Heißlaufen des Marktes. Ihrer Ansicht nach kann sich der Handel schnell wieder drehen, zum Beispiel wenn nach dem 1. Juli das Angebot wieder zunimmt und der Fleischabsatz durch den Beginn der Ferienzeit zurückgeht.

Angebot bleibt klein

Die Anzahl der Milchkühe ist bundesweit über Jahrzehnte gesunken. In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Zahl bundesweit um eine Million auf 3,6 Millionen im November 2024 verringert. In Schleswig-Holstein gab es zu diesem Zeitpunkt noch 324.000 Milchkühe. Dies ist ein Rückgang um 5 % gegenüber der Vorjahreszählung. Durch das knappe Milchkuh-Angebot sind auch die Preise für Nutzkälber deutlich heraufgesetzt worden. So werden für schwarzbunte Bullenkälber zum Teil über 400 € geboten. Belgische Kreuzungskälber liegen im Kurs mittlerweile jenseits der 800 €. Bei solchen Preisen für Einstalltiere werden viele Mastbetriebe nervös und reduzieren die Nachfrage. Somit ist fraglich, ob die Kurse noch viel Luft nach oben haben. Insgesamt geht man auch weiterhin von einem knappen Rinderangebot aus. Der rückläufige Milchkuhbestand deckelt das gesamte Rinderaufkommen. Neue Investitionen werden durch hohe Baukosten und Auflagen gebremst. Vielfach wird eher in Arbeitserleichterung wie Melkroboter oder Fütterungstechnik investiert als in neue Ställe. Daher ist aktuell kaum zu erwarten, dass das hohe Preisniveau mittelfristig eine Ausweitung der Rindfleischproduktion bewirkt.

Klassik trifft Kulinarik

Die Kombination aus musikalischem und kulinarischem Hochgenuss wird zum festen Bestandteil des Schleswig­Holstein-Musik-Festivals (SHMF).

Schon beim Frühsommer-Empfang der Landesregierung zum SHMF in der Landesvertretung in Berlin erfreuten sich die gut 900 Besucher am kulinarischen Angebot der Gütezeichen-Stände, bevor das Auftaktkonzert mit Katharine Merling und Ferdinand von Seebach begann. Im Rahmen des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals werden von Anfang Juli bis Anfang September rund 200 Konzerte und fünf Musikfeste auf dem Lande an über 100 verschiedenen Spielstätten zu erleben sein. Als besonderes Highlight besuchten bereits über 30.000 Gäste die SHMF-Konzerte von Sting und den Fantastischen Vier auf dem Kieler Nordmarksportfeld.

Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht, SHMF-Intendant Dr. Christian Kuhnt, Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und Christoph Hellinge von der Landkäserei Holtsee (v. li.) tauschten sich anlässlich des SHMF-Empfanges in der Landesvertretung aus. Foto: Sandra van Hoorn

Auch bei der JazzBaltica am letzten Juni-Wochenende wird heimische Kulinarik zu erleben sein. Auf Initiative von Staatssekretärin Anne Benett-Sturies hatte sich im letzten Jahr erstmals das Direktvermarkterportal Gutes vom Hof.SH im Timmendorfer Kurpark präsentiert. In diesem Jahr wird die Präsenz weiter ausgebaut und um zahlreiche regionale Spezialitäten erweitert. Angeboten werden zum Beispiel Produkte der Trollebüller Eiscremerei, der KäseStraße Schleswig-Holstein, von Rieckens Landmilch, dem Wein- und Obstgut Ingenhof sowie vielen weiteren lokalen Direktvermarktern. Dazu gibt es verschiedene Mitmachaktionen rund um heimische Produkte. Schon im Vorfeld gilt: Mitmachen und gewinnen! Karten für ausgewählte Konzerte werden auf den Social-Media-Kanälen von Gutes vom Hof.SH verlost.

Digitaler Fortschritt und politische Überregulierung

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Der Kreisbauerntag der Kreisbauernverbände Flensburg und Schleswig fand am Dienstag auf dem Hof der Familie Feldhaus in Sörup statt. Malte Jacobsen, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Flensburg, forderte von der Politik mehr Eigenverantwortung, Innovation und Planungssicherheit, um die Wettbewerbsfähigkeit in der Landwirtschaft zu sichern.

Die Landwirtschaft in Deutschland ist ein verkannter Leistungsträger. Während andere Wirtschaftsbereiche noch über Digitalisierung und Effizienzsteigerung sprechen, hat die Agrarbranche längst geliefert. In den vergangenen 20 Jahren stieg die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem um beeindruckende 92 % – deutlich mehr als die 51 % der Gesamtwirtschaft. „Ein Landwirt versorgt heute rechnerisch 147 Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln – das ganze Jahr über“, betonte Malte Jacobsen in seiner Rede auf dem Kreisbauerntag. Die Zahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft hat sich in den letzten 30 Jahren nahezu halbiert – auf heute rund 572.000. Dennoch tragen die Landwirte mit ihrer Standortbindung und ihrem Engagement wesentlich zu lebendigen Dörfern und stabilen Regionen bei.

Jacobsen sieht wachsenden gesellschaftlichen und politischen Druck: „Wir haben das Gefühl, nur noch für die Landschaftspflege da zu sein und für Umweltprobleme verantwortlich gemacht zu werden.“ Das zeige die Diskussion um Vernässungsmaßnahmen, die Duldung von Wildtierschäden sowie freiwillige Stilllegungen von Flächen, oft ohne klare Zieldefinition oder Verhältnismäßigkeit. Hinzu kämen bürokratische Regelungen und Einschränkungen wie die Stoffstrombilanz, die Erklärung zur Düngemittelverwendung oder die Unmöglichkeit, auf gefrorenem Boden zu düngen. Jacobsen fordert einen echten Neuanfang: „Wir brauchen wieder mehr Vertrauen in das Verantwortungsbewusstsein der Landwirte. Ein Minimum an akzeptiertem Restrisiko muss erlaubt sein, sonst ersticken wir an Regelungen, die Investitionen verhindern“, so Jacobsen.

Prof. Dr. Yves Reckleben und M.  Sc.  Jan-Henrik Ferdinand von der Fachhochschule Kiel zeigten in ihrem Vortrag „Bereit für die KI-Revolution? – Praxis, Lehre und Forschung auf dem Prüfstand“, dass Künstliche Intelligenz (KI) längst keine Zukunftsvision mehr ist, denn sie verändert bereits heute alle Ebenen der Landwirtschaft. Sie zeigten, wie KI fotorealistische Bilder und Deepfake-Videos erzeugt, selbst Programme schreibt und Sensordaten in Echtzeit auswertet, und warnten zugleich vor manipulierten „Deep Data“, die Entscheidungsgrundlagen untergraben könnten. Die Referenten forderten klare Haftungs- und Prüfmechanismen in der Praxis, die Vermittlung von Prompt- und Datenethik-Kompetenzen in der Lehre sowie transparente Prüfverfahren in der Forschung, um Landwirte, Studierende und Wissenschaft fit für eine zunehmend datengetriebene Agrarwirtschaft zu machen.

Ein Fazit war, der Umgang mit KI könne entscheiden, wer im Wettbewerb erfolgreich sei. Es gelte, Kompetenzen aufzubauen, Datenqualität systematisch zu prüfen und die ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu gestalten und ständig zu kontrollieren. Fest steht für die Wissenschaftler, dass KI die Landwirtschaft tiefgreifend verändern wird – nicht irgendwann, sondern jetzt. Ihre Empfehlung an die Landwirte lautete, sich mit KI zu beschäftigen und die Tools in ersten Schritten zu testen.

Datensicherheit hat auch für Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, oberste Priorität. Er forderte: „Wenn Behörden über unsere Daten verfügen, müssen wir alles nachvollziehen können.“ Er betonte, dass viele Förderprogramme in ihrer Ausgestaltung zu kleinteilig und praxisfern seien und den wirtschaftlichen Aufwand der Betriebe nicht angemessen vergüten. „Wir brauchen praxisnahe Lösungen und eine faire Bezahlung für unsere Leistungen“, so Lucht. Im Gegenzug zum Einsatz emissionsarmer Ausbringungstechniken erwartet er, dass Landwirte den Düngebedarf auf Grünlandflächen in Zukunft wieder stärker durch Wirtschaftsdünger decken könnten, indem die betriebliche N-Obergrenze auf 230 kg N/ha angehoben werde. Einschränkungen in Schutzgebieten sollten dabei nicht pauschal, sondern differenziert und standortbezogen geregelt werden. mbw

EU-Parlament warnt vor Reform-Hektik

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Die EU-Kommission soll beim Tempo der kurzfristig erwarteten Gesetzesvorschläge einen Gang zurückzuschalten. In einem Brief an die Kommissare für Kohäsionspolitik, Landwirtschaft und Haushalt, Raffaele Fitto, Christophe Hansen und Piotr Serafin, warnt die Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses des Europaparlaments, Veronika Vrecionová, im Namen der Agrarsprecher der Fraktionen vor einer Überlastung der interinstitutionellen Arbeitsfähigkeit.

Allem voran wird der Plan kritisiert, die Gesetzesvorschläge zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2027 zeitgleich mit der laut offizieller Kommissionsagenda am 16. und 23. Juli geplanten Präsentation des nächsten Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) vorzulegen. In dem Schreiben wird daran erinnert, dass der Landwirtschaftsausschuss aktuell noch am Initiativbericht des Parlaments zur nächsten EU-Agrarreform arbeite. „Dieser Beitrag liefert der Kommission einen wertvollen Hinweis auf die politische Richtung und die Prioritäten, die sich im Gesetzgebungsprozess voraussichtlich herauskristallisieren werden“, so Vrecionová. Gefordert wird, dass diese Überlegungen abgeschlossen und gebührend berücksichtigt werden, bevor neue Legislativvorschläge zur GAP formell auf den Weg gebracht werden. Darüber hinaus wird auf die bisher üblichen Verfahrensweisen verwiesen. Demnach werden zunächst die MFR-Vorschläge und dann mit mindestens einigen Monaten Abstand die GAP-Gesetzesentwürfe präsentiert. Diese Reihenfolge habe bisher dazu beigetragen, sowohl Kohärenz als auch Rechenschaftspflicht zu gewährleisten.

Hinzu kommt aus Sicht des Ausschusses, dass aktuell bereits intensiv an offenen Legislativvorhaben gearbeitet werde. Als Beispiele werden die Reform der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) sowie das GAP-Vereinfachungspaket genannt. Auch aus diesen Gründen würde aus Sicht der Abgeordneten die Arbeit an einer umfassenden GAP-Reform sowohl die institutionellen Kapazitäten als auch die der Beteiligten überfordern.

Zudem wird befürchtet, dass ein zu schnelles Abarbeiten die rechtliche Qualität und die interne Kohärenz der Vorschläge gefährden könnte. Die Agrarpolitiker weisen auf die vorangegangene GAP-Reform hin, „die eine längere Vorlaufzeit hatte“. Bereits hier habe es wegen technischer Unzulänglichkeiten Kritik gegeben. „Ein angemessener Zeitplan würde helfen, solche Probleme diesmal zu vermeiden“, heißt es in dem Brief. Die Parlamentarier sind ebenfalls der Meinung, dass ein umfassender Konsultationsprozess mit den Mitgliedstaaten, Landwirten und Interessenvertretern für die Legitimität und den Erfolg der künftigen Reform von hoher Bedeutung ist. Die Vorlage von Vorschlägen ohne ausreichende Zeit für Dialog und Feedback werten sie als verpasste Gelegenheit, eine breite Unterstützung für die nächste Generation der Agrarpolitik aufzubauen. age

Parkinson als Berufskrankheit

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Die SVLFG hat erste ParkinsonFälle als Berufskrankheit anerkannt. Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, verweist auf Zweifel am Zusammenhang mit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Die Kosten müssten durch höhere Bundesmittel für die Berufsgenossenschaft kompensiert werden.

Der DBV warnt erneut vor den finanziellen Lasten, die für landwirtschaftliche Betriebe aus der neuen Berufskrankheit „Parkinsonsyndrom durch Pestizide“ resultieren könnten. Krüsken bekräftigte gegenüber Medien die Forderung, dass die Kosten gesamtgesellschaftlich getragen werden müssten, und zwar über höhere Bundesmittel für die Landwirtschaftliche Unfallversicherung (LUV). Zumindest müssten der Unfallversicherung die Mittel zugutekommen, die durch die Anerkennung von Parkinson als Berufskrankheit künftig bei der Landwirtschaftlichen Krankenkasse eingespart würden.

Krüsken reagiert mit seiner Forderung darauf, dass die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) inzwischen in 15 Fällen Parkinsondiagnosen als Berufskrankheit anerkannt hat. Laut Krüsken sei die Ursache „Pflanzenschutzmittel“ nach wie vor umstritten. Tatsächlich ist ein ursächlicher Zusammenhang lediglich bei zwei schon lange verbotenen Wirkstoffen zweifelsfrei belegt. Die bisher bekannten Erkrankungshäufigkeiten von Landwirten unterschieden sich nicht von anderen Berufsoder Bevölkerungsgruppen, so der DBV-Generalsekretär. Vor diesem Hintergrund dürften die jetzt beitragszahlenden Unternehmen in der LUV nicht allein für diese Lasten herangezogen werden

Insgesamt hatte die Sozialversicherung gut 8.000 Versicherte in der Krankenkasse angeschrieben, bei denen Anhaltspunkte für eine Parkinsondiagnose vorliegen. Rund 3.000 Fälle wurden abgelehnt, weil die Betroffenen das wünschten oder vorgelegte Fragebögen nicht beantwortet wurden. Auf etwa 2.000 beläuft sich die Zahl der Fälle, in denen sich die geforderte Diagnose „primäres Parkinson“ nicht bestätigte. Gemeint ist damit die Krankheit im engeren Sinne mit den klassischen Symptomen wie Bewegungsstörungen und Zittern der Hände. Derzeit verbleiben rund 2.600 Fälle, die geprüft werden. age

Die Renten steigen

Die Renten der Landwirtschaftlichen Alterskasse und Berufsgenossenschaft steigen bundesweit zum 1. Juli im Zuge der Rentenanpassung um 3,74 %. Der allgemeine Rentenwert in der Alterssicherung der Landwirte (AdL) sowie der Anpassungsfaktor für die vom Jahresarbeitsverdienst abhängigen Renten der Unfallversicherung verändern sich entsprechend dem Vomhundertsatz, um den sich die Renten der Deutschen Rentenversicherung erhöhen. Der allgemeine Rentenwert steigt von 18,15 auf 18,83 €. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau informiert alle Rentenbezieher schriftlich über die jeweilige Höhe ihrer Rentenanpassung. Der Versand erfolgt bis Ende Juni 2025. SVLFG

Digitaler Aufbruch der SVLFG

App, Patientenakte und Online-Postfach sollen für Struktur sorgen

Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) wird in Kommunikation und Verwaltung digital. In Kassel erwartet man, mit der digitalen Transformation den Anteil der Verwaltungskosten an den Gesamtausgaben zu reduzieren, insbesondere weil die Zahl der Beschäftigten altersbedingt zurückgehen werde.

Mit der elektronischen Patientenakte (ePA), einer App der landwirtschaftlichen Krankenkasse, stehen den Versicherten ihre Gesundheitsdaten stets online zur Verfügung. Das Versichertenportal mit elektronischem Postfach mache Schluss mit der Zettelwirtschaft, heißt es bei der SVLFG. Alle Ein- und Ausgänge befänden sich damit an einem Ort und seien jederzeit griffbereit. Bislang hätten sich 65.000 Versicherte bundesweit für die Nutzung speziell des Versichertenportals „meine SVLFG“ mit elektronischem Postfach entschieden.

In dem Portal können die Versicherten auf Daten und Dokumente einfach und sicher zugreifen. Grundlage für die digitalen Aktivitäten ist ein Beschluss des Vorstands der in Kassel ansässigen Sozialversicherung, bis 2030 den Aufbruch in die digitale Transformation zu schaffen. Das bedeutet, neue Wege zu gehen in der digitalen Kommunikation mit den Versicherten, mit Partnern der SVLFG sowie mit Leistungserbringern wie etwa Hausärzten. Bei alledem spiele eine zentrale Rolle, das Vertrauen vor allem in die Sicherheit der elektronischen Kommunikation zu gewährleisten. Wie andere Behörden und Organisationen sieht sich die SVLFG Herausforderungen durch die Altersstruktur ihrer Beschäftigten und den Fachkräftemangel gegenüber. Hinzu kommt, dass die junge Generation der Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter in der Grünen Branche einen modernen Sozialversicherungsträger erwartet. Die SVLFG betont, auch künftig stehe gerade älteren und nicht digitalaffinen Versicherten weiterhin das enge Netz der Beratungsstellen vor Ort zur Verfügung. Insgesamt hält sich die Nutzung der digitalen Angebote bislang in Grenzen. Die Auswirkungen auf die Verwaltungskosten der Sozialversicherung sind noch begrenzt. age

Mehr Ausschreibungsvolumen als oberstes Ziel

Zum 9. Biogas-Branchentreff zog es am Donnerstag vergangener Woche laut Veranstaltern knapp 500 Besucher an den Grünen Kamp nach Rendsburg. In der Landmaschinenhalle der Deula bildeten Fachforen rund um Biogas und Wärmewende, eine Ausstellung mit mehr als 70 teilnehmenden Unternehmen und die Möglichkeit zum Netzwerken den Rahmen des etablierten Zusammenkommens.

Als einen „Parforceritt auf der Rasierklinge“ bezeichnete Martin Laß, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) und Geschäftsführer der Bioenergie Gettorf, die zurückliegenden Jahre der Biogasbranche, vor allem mit Blick auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz. „Wir sind immer den Herausforderungen ausgesetzt, nicht zu wissen, wie es in zwei Jahren weitergeht“, sagte Laß und verbreitete dennoch Optimismus. Unternehmer und Betreiber in Schleswig-Holstein seien motiviert und stünden bereit, weiter nach vorn zu gehen.

Der Sektor sitze auf dem „Goldschatz der Branche“, nämlich der regelbaren Erneuerbaren Energie, und übernehme Versorgungssicherheit. Das Potenzial an Flexibilitätsprojekten in Schleswig-Holstein schätzt Laß aus dem Bioenergiepaket heraus auf mehr als 500 MW. Bioenergie müsse auch in der Kraftwerksstrategie des Bundes Berücksichtigung finden. Zudem brauche es Finanzierbarkeit, Netzzugänge und deutlich mehr Ausschreibungsvolumen: „Das EU-Genehmigungsthema, dass die Ausschreibung ab diesem Herbst freigegeben wird, ist unser absolut prioritäres Ziel“, erklärte Laß.

Märkte nur so gut wie ihre Regulatorik

Von Energiewende-Staatssekretär Joschka Knuth (Grüne) gab es das klare politische Signal, die Geschäftsmodelle der Bioenergie in Schleswig-Holstein und in Deutschland zu stärken und zu erhalten. Jeder Markt sei nur so gut wie die Regulatorik, die ihn beeinflusse. So sei der Punkt einer CO2-Bepreisung deshalb so zentral, weil er dafür sorge, dass Sonne, Wind und Bioenergie als „Energieträger der Zukunft ihre Marktvorteile endlich legitim ausspielen können“ und damit zu „marktbeherrschenden Akteuren“ würden, erklärte Knuth. Mit der Bioenergie stehe heute ein Energieträger zur Verfügung, der Flexibilitätsleistung bereitstellen  könne. Wenn aber über neue Milliardeninvestitionen für Gaskraftwerke in Deutschland gesprochen werde, während die Potenziale der Bioenergie als Erneuerbare Energiequelle „noch nicht ansatzweise ausgeschöpft“ seien, ärgere ihn das massiv, so der Staatssekretär.

Die rund 100 Plätze im Vortragsraum waren während der Fachforen durchweg besetzt. Foto: jh

Bei der Ausgestaltung eines nächsten EEG oder einer Post-EEG-Lösung müssten Vergütungssicherheit und Akteursvielfalt weiterhin gewährleistet sein, damit diese auch künftig Teil des Energiemarktes blieben. Dies sei ein entscheidender Faktor, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Land zu halten, und „das Rückgrat dafür, dass wir Energiewende als Gemeinschaftsprojekt verstehen“, so Knuth. Wenn ländlicher Raum, Bürger und Unternehmen nicht mehr davon profitierten, „wird es kein Erfolgsprojekt sein“.

Bioenergie in der Wahrnehmung unterschätzt

„Eine der großen Stärken von Biogasanlagen, nämlich die planbare Verfügbarkeit, wird im Stromsystem in der allgemeinen Wahrnehmung noch immer deutlich unterschätzt“, sagte auch Steffen Bandelow, Geschäftsführer der Netzwirtschaft Schleswig-Holstein Netz AG. Für die allermeisten Menschen komme der Strom vor allem aus der Steckdose. Das Pfund der besseren Planbarkeit, wann welche Leistung erzeugt werde, erfahre in Bezug auf die Versorungssicherheit zu wenig Wertschätzung. Zum Netzausbau schilderte Bandelow, man habe bereits 13.000 MW Anschlussleistung im Land in die Netze genommen. „Hätten wir uns vor 20 Jahren über diese Zahl unterhalten, hätte sicher niemand unterschrieben, dass wir sie heute am Netz haben“, erklärte er und stellte die Anstrengungen beim Netzausbau im Land heraus. Bandelow versteht, dass sich manch einer mehr Geschwindigkeit wünsche, „aber zaubern können wir nicht“, so der Jurist.

Mehr als 70 Unternehmen stellten ihre Dienstleistungen in der Landmaschinenhalle der Deula aus. Foto: jh

Dass die Bioenergie klug eingesetzt werden und weiterhin fester Bestandteil des Energiemixes bleiben müsse, betonte auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer. Mit Blick auf die Pläne der Bundesregierung zur Kraftwerksstrategie verwies die Abgeordnete darauf, dass darin die Zahl von „bis zu“ 20 GW genannt werde. Es müssten jedoch so viele Gaskraftwerke wie möglich vermieden werden, so Scheer.

Die Vorträge des Biogas-Branchentreffs sind teilweise im Internet abrufbar unter t1p.de/q20yx

Der 10. Biogas-Branchentreff wird am 28. Mai 2026 in Rendsburg stattfinden.