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Schafs- und Ziegenkäsesaison eröffnet

Die diesjährige Saison für Schafs- und Ziegenkäse eröffnete die KäseStraße Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer auf dem Milchschafhof Solterbeck in Ow­schlag. Käserinnen und Käser aus ganz Schleswig-Holstein waren gekommen, um gemeinsam ihre Spezialitäten aus der Milch kleiner Wiederkäuer zu präsentieren.

Jedes Jahr wird die Schaf- und Ziegenkäsesaison auf einem anderen Betrieb eröffnet. „In diesem Jahr sind wir auf einem besonders traditionsreichen Betrieb“, betonte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer. „Bis ins Jahr 1599 reicht die Geschichtsschreibung der Familie Solterbeck hier in Owschlag zurück.“

In den vergangenen 425 Jahren hat sich viel getan auf dem kleinen Betrieb mitten in Schleswig-Holstein. Kaum ein Produktionszweig, den es hier noch nicht gegeben hat. So wurde der Betrieb noch im letzten Jahrhundert mit Milchvieh bewirtschaftet. Nach dem Generationswechsel entschied sich Hans-Peter Solterbeck, der Vater des heutigen Betriebsleiters Malte Solterbeck, für die Erzeugung von Schweinen nach Neuland-Kriterien. In der Konsequenz setzte die Familie bereits Ende der 1990er Jahre auf eigene Verarbeitung und Direktvermarktung, um mit der größeren Wertschöpfung die besondere Produktion zu finanzieren. Als Malte Solterbeck die Übernahme des elterlichen Betriebes plante, war ihm klar, dass er ein neues Konzept verwirklichen wollte. Und so kamen 50 Milchschafe auf den Betrieb. Die Entscheidung für die Schafsmilchproduktion war auch Resultat der veränderten Verbrauchernachfrage. Damit der hohe Anteil eigener Verarbeitung an den Hoferzeugnissen erhalten bleiben konnte, bauten Vater und Sohn gemeinsam den Schweinestall um und errichteten Melkstand und Meierei. Der Betrieb wurde zeitgleich auf Bioproduktion umgestellt, der Eintritt in den Bioland-Verband folgte.

Vor der Weidesaison stehen die Ostfriesischen Milchschafe mit ihrem Nachwuchs im offenen Laufstall.
Malte Solterbeck erklärt Präsidentin Ute Volquardsen die Besonderheiten von Bioland-Weichkäse aus Schafsmilch beim Käsen.

Heute ist die Schafherde auf 150 Tiere gewachsen. Täglich werden etwa 200 l Schafmilch gemolken und anschließend zu den verschiedensten Spezialitäten verarbeitet. Das Futter für die Tiere wird auf den betriebseigenen 50 ha erzeugt. In der Vermarktung setzen die Solterbecks auf eine gute Partnerschaft mit dem lokalen Lebensmitteleinzelhandel sowie mit regionalen Bioläden. Die weiteren Mengen werden über Fachhändler vertrieben. Es gilt, jährlich über 6.000 kg Schafsmilchprodukte zu vermarkten. Sowohl Wochenmarkt-Beschicker als auch Gastronomie-Lieferanten vertreiben die Bioland-Schafsmilchprodukte aus Ow­schlag. Neben Schnittkäse, Weichkäse und Frischkäse stellt Solterbeck auch Joghurt aus Schafsmilch her.

Als Mitglied der KäseStraße Schleswig-Holstein ist der Betrieb Teil der gemeinsamen Aktivitäten von knapp 25 handwerklichen Käsemanufakturen. Etwa die Hälfte der Betriebe wirtschaftet gemäß den Biorichtlinien. Im Vordergrund stehen für die Käserinnen und Käser neben der gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit damals wie heute Handwerkskunst, Verbundenheit mit der Region und Liebe zu ihrem Tun. „Uns liegt die Kommunikation mit den Verbrauchern besonders am Herzen. Wir merken, dass das Interesse an handwerklich erzeugten Lebensmitteln stetig gestiegen ist. Viele Verbraucher suchen das Gespräch mit uns – und wir erklären gern, wie die Milch unserer Tiere zu Käse wird“, sagte Cindy Jahnke, Vorsitzende des Vereins.

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen betonte: „Hochwertige regionale Lebensmittel sind bei den Schleswig-Holsteinern und auch Touristen nach wie vor hoch im Ansehen. Mit dem Gütezeichen Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein geben wir heimischen Produkten ein klares Erkennungsmerkmal für Verbraucherinnen und Verbraucher.“

Die Schachblume blüht in der Natur auf Nasswiesen

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Es ist ein heutzutage seltenes Erlebnis, in der Natur im Mai die Schachblumen zu Tausenden auf Feuchtwiesen blühen zu sehen. Vielen von uns wird diese Pracht unbekannt bleiben, da die Pflanzen vom Aussterben bedroht sind.

Um auf ihre Gefährdung und besonders die ihres Lebensraumes, der grundwasserfeuchten Nasswiesen im Überschwemmungsgebiet der Flussauen und Flachmoore, hinzuweisen, wurde die Schachblume bereits von der Stiftung Natur und Pflanzen zur Blume des Jahres gewählt.

In Deutschland findet man sie nur noch an Elbe, Weser und Main, am Rhein ist sie bereits ausgestorben. Wer diese Zwiebelblumen in der Natur entdeckt, sollte stets nach der Devise handeln: „Anschauen immer – abpflücken nie“. Das Ausgraben der Pflanzen ist gesetzlich verboten und das Pflücken der Blüten wenig sinnvoll, da sie sich nicht einmal einen Tag in der Vase halten.

Verständlich ist der Wunsch, die Schachblume, die in Norddeutschland auch Kiebitz- oder Schachbrettblume heißt, im eigenen Garten bewundern zu wollen. Dem steht nichts im Wege, da die Zwiebeln dieses Frühlingsblühers im Gartenhandel erhältlich sind. Sie sehen wie kleine Kaiserkronen aus und „stinken“ auch so. Die Schachbrettblume gehört zu den Liliengewächsen und ist eine nahe Verwandte der Kaiserkrone.

Die Zwiebeln werden zu Trupps von gut zehn Stück im Frühherbst in einer Tiefe von 6 bis 10 cm ausgelegt. Am besten entwickeln sich die Schachblumen, wenn sie jahrelang ungestört an ein und derselben Stelle wachsen, ohne durch Umpflanzen gestört zu werden.

Zeitig im Frühling erscheinen graugrüne, lineare Blätter und ein erst liegender Blütenstiel, an dem sich später die nickenden Blüten entwickeln. Die bei uns wild wachsende Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) hat hell- und dunkelpurpurrot besonders auf der Innenseite schachbrettartig gewürfelte Blüten. Wer diese Art anpflanzen möchte, kann natürlich auch, in begrenztem Umfang versteht sich, in der Natur oder im Nachbargarten Samen sammeln, die am besten gleich ausgesät werden. Bevor die ersten Keimlinge zu sehen sind, dauert es aber meistens über ein Jahr, da die Schachblumen zum Keimen keine hohen Temperaturen lieben und meist erst im Februar/März des nächsten Jahres auflaufen. Die Jungpflanzen sind immer gut feucht zu halten, aber nicht zu vernässen; nach drei bis vier Jahren zeigen sich dann die ersten blühfähigen Exemplare.

Entscheidet man sich zum Kauf von Zwiebeln, stehen etliche Gartensorten zur Verfügung, wie ,Alba‘ und ,Aphrodite‘ (weiß), ,Pomona‘ (weiß-violett), ,Poseidon‘ (purpurrosa), ,Saturnus‘ (rötlichviolett), ,Charon‘ (dunkelpurpurn) und ,Artemis‘ (schwärzlichpurpurn).

Besonders gut kommen Schachbrettblumen vor Rabatten und in Steingärten zur Geltung und vermehren sich, wenn ihnen der Standort zusagt, durch Nebenzwiebeln. Eine Kultur gelingt am besten in durchlässigen, mittelschweren Böden an einem sonnigen bis halbschattigen, geschützten Standort.

Wie alle Liliengewächse ist auch die Schachbrettblume giftig. Die Zwiebel sowie die Blüte enthalten das giftige Alkaloid Fritillin. Kinder sollten deshalb nicht mit den Blüten spielen.

Brunkhorst wieder an der Spitze

Im Reitstall Klövensteen in Schenefeld, Kreis Pinneberg, wurde wieder Dressur unter freiem Himmel zelebriert. Das Schenefelder Frühjahrsevent bot insgesamt 16 Prüfungen von der Dressurpferdeprüfung Klasse A über die Bundeschampionatsqualifikation für Ponys bis hin zum Grand Prix und Grand Prix Special – also die ganze Bandbreite der Pferdeausbildung. Das lockte Reiterinnen und Reiter aus ganz Norddeutschland und etliche Besucher an.

Feuerfunke OLD ist sieben Jahre alt und war bereits Finalist bei den Bundeschampionaten in Warendorf sowie bei den Weltmeisterschaften der Jungen Dressurpferde. Der aufmerksame Fuchswallach hat mit Vater Franziskus und Großvater Foundation zudem eine ziemlich prominente Ahnengalerie – beide sind hochdekorierte Sporthengste. Feuerfunke bescherte seinem Ausbilder und Besitzer Mathis Goerens den Sieg in der S*-Dressurpferdeprüfung.

Der Luxemburger mit Wohnsitz in Niedersachsen steuert Schenefelds Dressurturniere seit fast neun Jahren an. „Das ist immer wieder gut hier“, sagt er. Den fuchsfarbenen Feuerfunke erwarb Goerens als zweijährigen Nachkommen von Ingrid Klimkes Hengst Franziskus. Nächstes Ziel: „Gern wieder zum Bundeschampionat.” Denn erstmals wird es in diesem Jahr auch für die siebenjährigen Dressurpferde ein Bundeschampionat geben. In Schenefeld konnten sich auch die fünf- und sechsjährigen Dressurpferde für die Bundeschampionate in Warendorf qualifizieren, wenn sie Noten über 8,0 erreichten.

Felix Kneese aus Appen, Kreis Pinneberg, gewann mit dem Oldenburger Wannabe souverän die S***-Dressur. Der Norddeutsche Berufsreiterchampion erreichte 927 Punkte. Neun Paare steuerten die klassische Prüfung an und diese Zahl verdeutlicht, dass das Turnierkonzept gut ankommt: „Das ist alles vollkommen in Ordnung”, stellt Veranstalter Jürgen Böckmann fest. Insbesondere die Resonanz auf die Serieninitiativen Nordic GP Dressage Trophy, Ayodele Amateur Cup und die neue Young Horses Dressage Trophy hätten den Initiatoren signalisiert, dass Format und Umfang der Prüfungen zum richtigen Zeitpunkt gekommen seien.

Den Auftakt der Nordic GP Dressage Trophy gewann Juliane Brunkhorst, die im vergangenen Jahr Siegerin der gesamten Serie war und für den gastgebenden Elbdörfer und Schenefelder Reiterverein startet. Mit dem braunen Holsteiner Aperol von Ampere gewann die 41-jährige Niedersächsin den Grand Prix de Dressage und holte sich mit 73,43 % auch den Sieg im Grand Prix Special. „Aperol ist ein unglaublich liebes und vorsichtiges Pferd”, sagt Juliane Brunkhorst über den Wallach. „Ich glaube, der hat noch niemals was falsch gemacht, weder im Umgang noch in der Prüfung. Er ist recht sensibel, braucht seine Bezugspersonen und er mag auch nicht so gern andere Pferde auf dem Abreiteplatz.” All das zieht die Dressurausbilderin ins Kalkül. „Das ist ja unser Job, in die Pferde hineinzuhören und herauszufinden, was ihnen zusagt, ob irgendetwas zu viel ist oder nicht. Aperol ist ein schüchterner Typ. Je besser er das Turniergeschehen kennenlernt, umso besser kann das Selbstvertrauen wachsen.” Mit Con Cento erreichte Brunkhorst auch Platz zwei im Grand Prix und Platz drei im Grand Prix Special. pm

En starke Fru – Maria Amalia Fehrs

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„Rebellinen – Porträts bedeutender Frauen“. So heet en Utstellen, de jüst in’t Kreismuseum Prinzeßhoff in Itzhoe (Kreis Steenborg) löppt. Dor kriegt de Lüüd en Barg to weten över Fruens ut ganz verscheden Rebeden: ut Kunst un Politik, Geschäfts- un Schrieversfruens. Un nich allens is beter in düsse Tieden, so as güstern mööt Fruens ok vundaag noch strieden, dat se jüst so veel verdeent as Mannslüüd.

Een vun düsse starken Fruens weer Maria Amalia Rehquate, se leev vun 1834-1899, keem ut en Öllernhuus, wo op en gode Utbillen achtgeven woor. Se kunn Engelsch un Franzöösch, kunn Klaveer spelen, blots en Mann harr se noch nich afkregen. So grünn se mit 30 Johren en Deernsschool in Itzhoe, geev Ünnerricht för „högere Döchter“, as man do seggen dee. Ehr leeg dat an’t Hart, dat nich blots de jungen Mannslüüd klook in’t Leven ringahn schullen.

En Fru, de ganz alleen en School vörstünn un allens regeln kunn, dat weer in de Tiet noch nich vörsehn. As de School mehr Schölerinnen kreeg, stell se en Kolleeg in. Sien Naam weer Johann Hinrich Fehrs. Un wo de Geschicht nu wiedergeiht, dat kriegt wi to weten bi en histoorsche Stadtföhren dör Itzhoe. Dor köönt wi nu mal toluustern:

Maria Amalia Fehrs – in’t würkliche Leven heet se Marianne Ehlers – löppt mit ehr Tohörers dörch de Straten un vertellt op Platt ut de Tieden vun vör hunnert Johr, as se mit den groten plattdüütschen Dichtersmann un Itzhoer Schoolmeister Johann Hinrich Fehrs verheiraadt weer. Wo seeg dat domals ut in de Kreisstadt un wat köönt wi vundaag noch to sehn kriegen? De olen Tieden warrt lebennig, wenn een de Stadtföhrerin in ehr Kleedaasch to sehn kriggt.

„Mien Naam is Fehrs, Maria Amalia Fehrs, fröher Rehquate. Boren un opwussen bün ik as Dochter vun den Paster in Bredenbarg.“ So stellt sik Fru Fehrs vör, wenn se ehr Tohörers begröten deit. Antrocken is se mit en langen swarten Rock un en rosasieden Bluus. De smucke bunte Hoot hett Blomen an de Siet un is meist so groot as en Wagenrad. Will se wat vertellen, denn böört se den witten Spitzen-Sünnenschirm in de Hööchd.

Veel gifft dat to vertellen över de Tiet, as Maria Amalia tosamen mit ehren Mann Johann Hinrich Fehrs in Itzhoe leev. Se weer en düchtige un kloke Fru, man as de beiden heiraadt harrn, kreeg he dat Leid vun de School – un se de söven Kinner. „Vundaag“, seggt de Stadtföhrerin, „wöör ik mi dat nich gefallen laten. Man ik weer ja en Fru in mien Tiet.“ Dat köönt de Lüüd, de ehr nipp tohören doot, goot verstahn.

Middewiel maakt sik Maria Amalia op den Weg vun dat Raathuus dörch de Niestadt. Denn un wenn höllt se an un seggt mitünner: „Hier bün ik mit mien Mann ok immer geern langslopen!“ Un se wiest woll op en schöne ole Huus, dat ok domals al an de Steed stünn. Un bi den Wienhannel harrn se un ehr Mann jümmers den Lübecker Rootspon kööft. De Lüüd seht de Stadt op eenmal mit ganz anner Ogen, dat is meist, as harr de Klock sik hunnert Johr torüchdreiht. De Grupp löppt dörch den Klosterhoff achter de St. Laurentii-Kark, hen na das Huus Nummer 5. „Schaad“, vertellt Maria Amalia, „hier harr ik ok ­geern noch en poor schöne Johren mit mien Mann tobröcht, man leider weer ik ja al storven.“ Smuustern un Lachen bi de Lüüd …

Denn geiht dat wieder dörch de ­Footgängerzoon hen na den Prinzeßhoff. Hier in’t Museum gifft dat noch en Barg to hören, över de Scholen in den Kreis Steenborg, över Johann Hinrich Fehrs un sien Familie – un överto över den groten Dichtersmann Fehrs, de in en Reeg to stellen is mit Klaus Groth un Fritz Reuter.

An’t Enn gifft dat denn noch en Proov vun Fehrs sien Gedichten. „Hans Kasper un Trina“ höört dorto, man besünners dat schöne Gedicht „Oktober“, wo he dat Leven as en Sommerdroom beschrifft. De Stadtföhrerin Maria Amalia Fehrs nimmt ehren Sünnenschirm un lett ehr Tohörers wedder rutgahn in de moderne Tiet – man för een, twee Stünnen weren se all merrn in dat Itzhoe vun dat 19. Johrhunnert. Hier in den Prinzeßhoff hebbt in ole Tieden würklich mal Prinzessinnen wahnt. Een dorvun weer Prinzessin Juliane zu Hessen-Kassel, se weer vun 1810 bet 1860 Äbtissin in‘n Prinzeßhoff un legg domals den Grundsteen för dat eerste Itzhoer Krankenhuus. Ok en starke Fru!

De „Rebellinnen“ kann een sik noch ankieken, de Utstellen löppt noch bet to den 23. Juni. En bunte Vördragsprogramm gifft dat ok dorto. Kiekt man mal ünner ­kreismuseum-prinzesshof.de



Landwirtschaft im Kleinformat

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Bollingstedt – in der Gemeinde im Kreis Schleswig-Flensburg entsteht nicht nur der größte ­Batteriespeicher im Norden, einen Tag lang war es auch wieder Treffpunkt für Liebhaber und Sammler von Modelltraktoren und -baumaschinen.

Zum dritten Mal fand die internationale Modelltraktoren- und Baumaschinenmesse Mo-Trac mit Ausstellern aus Deutschland, Dänemark und Holland statt. Erneut stellte dafür die Firma Hand Landmaschinen in ­Bollgingstedt ihre Hallen und das Gelände zur Verfügung. Sehr zum Dank und zur Freude von Initiator und Messebegründer Roman Molt, der zusammen mit seiner Familie und seinem Team für leuchtende Augen bei kleinen und großen Traktoren- und Maschinenliebhabern sorgte.

Er selbst ist seit Kindertagen von Modelltraktoren begeistert und vom Sammelfieber infiziert: „Meine private Sammlung umfasst so um die 4.800 Modelle. Dafür muss man schon eine ziemlich große Schraube locker haben“, sagt er über sich selbst. Tochter und Mitorganisatorin Rena Kemski nickt bestätigend, steht voll und ganz hinter der Sammelleidenschaft ihres Vaters. Sie selbst hat ein ­Faible für pinkfarbene Traktormodelle, von denen es aber nicht so viele gibt, somit ist ihre Sammlung überschaubar. Und auch Roman Molts Ehefrau Gaby unterstützt ihren Mann. „Sonst würde es auch nicht funktionieren, wenn nicht die ganze Familie dahinterstünde“, so Molt, der sich mit seiner eigenen Modelltraktoren- und Baumaschinenmesse 2019 einen Traum erfüllte.

Initiator und Organisator Roman Molt (Mitte) mit Ehefrau Gaby (li.) und Tochter Rena Kemski (r.) 

Er selbst sammelt nicht nur Modelle, sondern ist seit weit mehr als 15 Jahren mit Modelltraktoren auf Messen auch im Ausland unterwegs – und Ansprechpartner für alle möglichen Traktormodelle in jeglicher Form und Größe. Doch nicht nur die mit rund 1.200 Besuchern gute Resonanz auf die Veranstaltung ließ ihn am vergangenen Sonntag strahlen: „Ich habe hier tatsächlich selbst ein Modell gefunden, nach dem ich jahrelang gesucht hatte“, erzählt er freudestrahlend und zeigt stolz den Neuzugang in seiner Sammlung: einen GAMA Deutz Intrac mit Flächensprüher. „Von dem Deutz gibt es viele Modelle, aber der Flächensprüher, das ist das Besondere“, so Molt.

Trino Klingenberg und sein „Messemodell“, Claas Xerion 2500

Detailverliebte Landwirtschaft im Maßstab 1:87, das ist die Welt von Trino Klingenberg aus Alt Duvenstedt. Für die Mo-Trac kreierte er mit dem Claas Xerion 2500 ein eigenes Modell, das erst auf der Messe feierlich enthüllt wurde. Die Tage zuvor war es auf seiner Facebook-Seite nur verhüllt zu sehen. „Damit wollte ich auch auf die Messe neugierig machen“, so Klingenberg. Mit seinen detailgetreuen ­Dioramen kann er seine Leidenschaft für Landwirtschaft im Kleinformat ausleben und auch mal ein Claas-Modell umbenennen, was im echten Leben nicht möglich wäre. Und so wurde aus einem Claas ­Trion 750 ein Claas Trino 750. Und auch für Michael Speit aus Holtsee ist die Pinzette das wichtigste Werkzeug, wenn er seine Modelle erschafft wie das Diorama mit einem landwirtschaftlichen Betrieb aus den 1980er Jahren, „als die ersten Hofläden eröffnet wurden und Ferien auf dem Bauernhof immer beliebter wurden“, erzählt er und verweist in seinem Modell auf winzige, liebevolle Details. „Die Kühe hier habe ich alle selbst rot- und schwarzbunt angemalt“, erzählt er stolz und gibt zu, dass es auch nicht ganz unanstrengend gewesen sei. Liebhaber ferngesteuerter Technik kamen ebenfalls auf ihre Kosten bei der Mo-Trac, besonders bei Kindern ist das Steuern der kleinen Maschinen beliebt.

Eine Bauernhof-Szene aus den 1980er Jahren von Michael Speit mit Ferien auf dem Bauernhof und Hofladen
Auch die dritte Ausgabe der Mo-Trac lockte zahlreiche Besucher an.
Die Firma Hand Landmaschinen in Bollingstedt stellte wieder ihre Hallen zur Verfügung.
Modelle in allen Formen und Farben suchten neue Besitzer.
Auch ferngesteuerte Modelle konnten bewundert und bedient werden.
Für die Messe baute Trino Klingenberg ein eigenes Modell, das er auf der Mo-Trac feierlich enthüllte.
Für Messebetreiber Roman Molt war dieses Modell wie ein Sechser im Lotto.
Maschinen-Träume im Maßstab 1:32
Die fernsteuerbaren Fahrzeuge kamen besonders bei den Kindern gut an.
Die Angebote werden in Augenschein genommen.
Modellauswahl


Vom Kunstschmied zum Buchautor

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Eigentlich ist Heiko Voss Kunstschmied. Vor allem in seinem langjährigen Wirkungsraum Probstei stehen seine Skulpturen an vielen Orten, wie in etwa in Laboe, in Schönberg, am Schönberger Strand. Doch seine zweite große Leidenschaft galt schon immer der Natur und der widmet er sich nun mit allen Sinnen.

Seine Begeisterung gibt er mittlerweile weiter an seine Mitmenschen. In seinem Buch mit dem Titel „Artenvielfalt im naturbelassenen Garten“ lässt er seine Mitmenschen teilhaben an den ganz kleinen Dingen in der Natur. Mit Geduld und einer ganz einfachen Kamera sowie mit einem authentischen bis heiteren Erzählstil lässt er die Zeitgenossen entdecken, was sie zumeist in der Hektik des Alltags übersehen. Er hält natürliche Momente mit der Kamera fest und lässt die Lesenden so die Umwelt mit anderen Augen entdecken. Was auf den ersten Blick ganz unscheinbar wirkt, erhält durch den Fokus von Heiko Voss ganz ungeahnte Dimensionen. Voss zeigt in seinem Erstlingswerk mit über 200 Fotografien, was sich mit bloßem Auge entdecken lässt, wenn man die Natur einfach lässt. Sein Motto: „Wenig eingreifen, große Vielfalt“.

Dieses Buch fand ein Jahr nach Erscheinen nun auch große Beachtung in der Fachwelt. Es folgten Interviews, Anfragen von Schulen – und eine Einladung zur Leipziger Buchmesse. Dort erhielt der 61-Jährige nun den renommierten Buchpreis der Deutschen Gartenbaugesellschaft. Veröffentlicht wurde der Titel im Springer-Verlag Berlin.

Das Kuratorium Buchpreis der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft hatte sich für das Buch von Heiko Voss unter anderem aufgrund des „innovativen Ansatzes“ und der „umfassenden Entdeckungsreise in die Welt der Gartenvielfalt“ entschieden. Für Heiko Voss eine tolle Überraschung, wie er dem Bauernblatt sagte. Denn immerhin hatten 58 Titel aus 22 Verlagen zur Auswahl gestanden. „Dieses Buch inspiriert dazu, im eigenen Garten Lebensräume für die Tierwelt zu schaffen und die Schönheit der Natur ohne übermäßige Eingriffe zu genießen. Ein außergewöhnlicher Einblick, der die Freude am naturnahen Gärtnern weckt“, heißt es in der Rezension der Fachjury.

Der seltene Ölkäfer wird im nächsten Buch von Heiko Voß näher beleuchtet.

Für den Schönberger Kunstschmied, der heute in Mecklenburg-Vorpommern lebt, eine unerwartete Beachtung seiner Arbeit. Die setzt er nun hoch motiviert fort. „Es ist für mich eine tolle Bestätigung, damit hätte ich nicht gerechnet“, sagte er. Beeindruckt hätten ihn auch die vielen Gespräche und Begegnungen unter anderem auf der Buchmesse. Sein Erfolg gebe ihm recht, sich vom Kunstschmiede-Handwerk hin zu einer ganz anderen Kunstform zu wenden: dem Entdecken, Wiedergeben und Darstellen der Natur, wie sie sich heute in einem zumeist hektischen Alltag nur den wenigsten Menschen zeigt. In seinem naturbelassenen Garten hat er die großen und kleinen Wunderwerke der Natur mit seiner Kamera festgehalten. Das Häuten einer Raupe, den Beutezug einer Spinne auf einem Brombeerblatt, die geschickte Tarnung des großen Heupferdes und das fürstliche Mahl einer Ringelnatter, die sich einen Frosch schmecken lässt. Voss lenkt aber die Aufmerksamkeit auch auf die Pflanzen, die von Mutter Natur mit besonderen Fähigkeiten oder einer besonderen Farbe und Form ausgestattet sind, wie die Fruchtstempel, die einen dichten Wald bilden. Voss lässt nichts aus: Spinnen, Käfer, Parasiten, Raupen, Falter und viele ansonsten oft als Schädlinge eingestuften Lebenwesen stehen bei ihm im Fokus. Mit der Kamera eingefangen, zeigt Voss auch, wie Libellen aus dem Wasser steigen und was sich nachts so unter dem Kirschbaum abspielt. „Dafür verwende ich eine Wildkamera“, erklärte Voss.

Vieles, was er auf über 200 Fotografien zeigt, sei in fünf und mehr Jahren entstanden, ganz langsam zu dem geworden, was sich heute einem wachsamen Auge darbietet. Voss nimmt den Leser und die Leserin mit auf eine Entdeckungsreise durch die Natur. Dabei sieht der aufmerksame Betrachter die kleinen Vorgänge, die Heiko Voss mit seinem sicheren Blick sichtbar macht. Doch Leser und Leserinnen dieses von Biologen auf Fachlichkeit geprüften Buches müssen nicht etwa lange, wissenschaftliche Texte befürchten. Die eindrucksvollen Bilder werden von Heiko Voss in kurzweiligen, manchmal zum Schmunzeln anregenden Sätzen begleitet. „Ich schreibe so, wie mir der Schnabel gewachsen ist“, sagte er. Das Buch, so kündigte er an, sei erst der Anfang. Ein zweites soll folgen. Doch damit nicht genug: Er hält mittlerweile Vorträge an Schulen, will auch Lehrmaterial für Schulen herausbringen. Denn er brennt für das Thema und will mitreißen, wenn es darum geht, die Artenvielfalt zu erhalten. 

Protest- oder Schicksalswahl?

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Die europäischen Bürger wählen am 9. Juni ein neues Europäisches Parlament. Mit dieser Wahl gehen viele Hoffnungen einher, wie dieses Parlament die Zukunft Europas gestalten könnte. Nicht alle dieser Hoffnungen sind berechtigt, denn vieles, was die Parteien in ihren Wahlprogrammen versprechen, liegt gar nicht in der Macht des Europaparlaments.

So schreibt die AfD etwa in ihrem Wahlprogramm: „Die AfD lehnt ein generelles Tempolimit auf Bundesautobahnen strikt ab.“ Auch die AfD-Forderung nach einer Wiedereinführung der deutschen Wehrpflicht werden die europäischen Abgeordneten mangels Kompetenz in diesem Bereich kaum erfüllen können. Dass die Parteien mit außereuropäischen Themen Wahlkampf machen, ist indes kein Alleinstellungsmerkmal der AfD. Auch die Forderung der Grünen nach Tempo-30-Zonen in bevölkerten Innenstädten dürfte eher eine Aufgabe der Kommunen als der Europäischen Union sein.

Eine Frage der Zuständigkeiten

Doch auch viele Themen, die offensichtlich europäisch sind, werden sich durch die bevorstehenden Wahlen kaum beeinflussen lassen. So liegt etwa die Frage einer möglichen Erweiterung der EU schwerpunktmäßig beim Rat der EU und nicht beim Parlament. Auf die Zusammensetzung des Rates haben die bevorstehenden Wahlen keinen Einfluss. Obwohl viele Wahlkampfforderungen außerhalb der Entscheidungskompetenz des Europaparlaments liegen, ist dieses gleichwohl zu wichtig, als dass seine Zusammensetzung ein Opfer der Unzufriedenheit mit den Bundes- und Landesregierungen werden sollte. Es lohnt sich, genau hinzuschauen, welche umsetzbaren Alternativen die Parteien auf europäischer Ebene tatsächlich anbieten.

Was macht das Europäische Parlament?

Das Europäische Parlament ist Teil der europäischen Gesetzgebung. Das heißt, die 720 Abgeordneten dürfen beim Erlass von Richtlinien und Verordnungen mitentscheiden. Während EU-Verordnungen unmittelbar gegenüber Bürgern, Unternehmern und auch Land- und Forstwirten wirken, müssen EU-Richtlinien erst noch vom Bundestag und gegebenenfalls Bundesrat umgesetzt werden. Diese haben regelmäßig einen weiten Spielraum, wie sie die groben Zielvorgaben der EU im Detail regeln möchten. Der berechtigte Frust über eine ausufernde Bürokratie richtet sich oft zu Unrecht gegen die EU. Denn erstaunlicherweise gelingt es anderen Mitgliedstaaten, EU-Richtlinien mit deutlich weniger Bürokratie in nationales Recht umzusetzen.

Dr. Moritz von Rochow Foto: privat

Wenn die Bürger im Juni das Europäische Parlament neu wählen, wählen sie nur einen Teil des Unionsgesetzgebers: Ähnlich wie in Deutschland, wo viele Gesetze durch zwei Kammern, nämlich Bundestag und Bundesrat, zu beschließen sind, müssen auch EU-Rechtsakte in der Regel von beiden „Kammern“ beschlossen werden, dem Parlament und dem Rat der EU. Auf die Zusammensetzung des Rates haben die Bürger nur indirekt Einfluss, denn hier sitzen die jeweiligen Fachminister der Mitgliedstaaten. Es gibt also nicht nur einen Rat, sondern viele, zum Beispiel einen Rat für Landwirtschaft und Fischerei, in dem sich die Landwirtschaftsminister aller Mitgliedstaaten treffen. Im Rat für Umwelt wiederum beraten alle Umweltminister.

Über die Zusammensetzung des Rates entscheiden die Deutschen nicht bereits bei der diesjährigen Europawahl, sondern erst bei der nächsten Bundestagswahl, wenn der Bundestag eine Regierung wählt, deren Minister das Land dann im Rat vertreten. Oft nutzen die Minister ihre Ratsmitgliedschaft, um dort unpopuläre Entscheidungen zu treffen, die sie dann gegenüber dem Bürger der EU in die Schuhe schieben können. Insbesondere in Großbritannien führte dieses Schwarzer-Peter-Spiel zu einer antieuropäischen Grundstimmung und schließlich zum Brexit.

Die Rolle der EU-Kommission

Eine wichtige Funktion des Europäischen Parlaments besteht in der Wahl des Kommissionspräsidenten, der wiederum die übrigen Kommissionsmitglieder benennt. Die Kommission ist von den EU-Institutionen am ehesten mit einer Regierung zu vergleichen. Sie bereitet Gesetzesinitiativen vor, verwaltet das Kartell- und Wettbewerbsrecht inklusive Beihilfen und kann Mitgliedstaaten vor dem EuGH verklagen, wenn diese Unionsrecht nicht ausreichend in nationales Recht umsetzen.

Erstmals haben vor den vorigen Europawahlen die Parteien Spitzenkandidaten für das Amt des Kommissionspräsidenten benannt. Obwohl die EVP mit ihrem Kandidaten Manfred Weber (CSU) die meisten Stimmen erhielt, wurde es dann doch Dr. Ursula von der Leyen (CDU): Die Benennung eines Spitzenkandidaten ist unverbindlich und hat allenfalls eine symbolische Bedeutung.

Ist das Parlament demokratisch?

Dem EU-Parlament wird von manchen ein Demokratiedefizit vorgeworfen. So schreibt etwa die AfD in ihrem Wahlprogramm: „Die EU ist undemokratisch, da das Europäische Parlament nicht nach dem urdemokratischen Prinzip des gleichen Stimmgewichts für jeden Wähler gewählt wird.“ Als Konsequenz fordert die AfD: „Das undemokratisch gewählte EU-Parlament wollen wir abschaffen.“

Grundsatz gleicher Bürger und gleicher Staaten

Was ist dran an diesem Vorwurf? Tatsächlich musste die EU einen Kompromiss eingehen zwischen dem demokratischen Grundsatz gleicher Bürger und dem völkerrechtlichen Grundsatz gleicher Staaten. Denn in internationalen Organisationen des Völkerrechts, wie der UNO, haben kleine Staaten wie Luxemburg und Nauru das gleiche Stimmrecht wie Indien oder Brasilien. Von ihren völkerrechtlichen Wurzeln und der undemokratischen Staatengleichheit hat sich die EU ein Stück weit entfernt im Interesse von mehr Bürgergleichheit und Demokratie.

Die perfekt demokratische Variante europaweit zu 100 % gleicher Bürger hätte jedoch das Parlament auf eine gigantische Größe aufgebläht und ihm jegliche Handlungsfähigkeit genommen. Daraufhin entschied man sich für den Kompromiss degressiver Proportionalität. Hiernach entsendet Deutschland mit 96 Abgeordneten zwar deutlich mehr als Malta, Zypern oder Luxemburg mit jeweils sechs Abgeordneten, aber immer noch nicht so viele, wie es seiner großen Bevölkerung entspräche.

Im Endeffekt hat Deutschland trotz der 166-fachen Einwohnerzahl im Parlament nur 16-mal so viel Einfluss wie Malta. Nach dem Wunsch der AfD soll dieses 16-fache Stimmgewicht auf das klassische völkerrechtliche Maß von „one state – one vote“ geschrumpft werden. Die Forderung der AfD würde Deutschlands Gewicht in Europa also nicht stärken, sondern – im Gegenteil – bedeutend schwächen, auf die Größe Maltas.

Beschlussfassung mit qualifizierter Mehrheit

Unabhängig davon, dass die Abschaffung eines Parlaments noch nie zu mehr Demokratie beigetragen hat, ist aber auch die isolierte Betrachtung des Parlaments zur Argumentation eines vermeintlichen Demokratiedefizits verfehlt: Am ordentlichen Gesetzgebungsverfahren nimmt nämlich neben dem Parlament auch der Rat teil – also das Gremium der europäischen Fachminister. Hier gilt zur Beschlussfassung das Prinzip einer qualifizierten Mehrheit. Dies bedeutet, dass Entscheidungen nur dann wirksam sind, wenn die Befürworter einer Maßnahme mindestens 65 % der Bevölkerung repräsentieren. Dieses Gewicht bringen große Mitgliedstaaten wie Deutschland, Frankreich und Italien natürlich viel schneller auf die Waage als die kleinen.

Ist die EU reformbedürftig?

Dass das EU-Parlament nicht so undemokratisch ist, wie teilweise behauptet wird, bedeutet nicht, dass bestimmte Reformen nicht sinnvoll sein können. Statt der Abschaffung des Parlaments böte sich zum Beispiel an, dem Parlament ein Gesetzesinitiativrecht einzuräumen, denn derzeit kommen Gesetzgebungsinitiativen ausschließlich aus der Kommission. Diese und andere grundlegende Reformideen bedürfen aber einer Anpassung der Europäischen Verträge. Eine solche Anpassung ist möglich. Immerhin ist der derzeit gültige Vertrag von Lissabon seit 2009 inzwischen länger in Kraft als jeder seiner Vorgänger.

Grundlegende Vertragsänderungen – oder gar ein neuer EU-Vertrag – erfordern aber die Zustimmung aller Mitgliedstaaten und in manchen Mitgliedstaaten sogar eine Volksbefragung. Das Parlament hat hier nur begrenzte Einflussmöglichkeiten. Konkret hat es die Möglichkeit, Änderungsentwürfe vorzuschlagen und im weiteren Verlauf hierzu Stellung zu nehmen. Beschlossen werden diese Änderungen von den Mitgliedstaaten – einstimmig.

Einstimmigkeitsprinzip nicht selten hinderlich

An dem in vielen Fällen geltenden Einstimmigkeitsprinzip entzündet sich Kritik von der anderen Seite. Während die einen das Gefühl haben, die EU regiere zu viel in die Belange ihrer Mitgliedstaaten hinein, stören sich andere daran, dass überfällige Entscheidungen dadurch blockiert werden, dass Einzelstaaten wie etwa Ungarn aufgrund des Einstimmigkeitsprinzips gegen viele Zukunftsprojekte ein Veto einlegen können.

Während im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren eine qualifizierte Mehrheit von Rat und Parlament erforderlich ist, bedürfen wesentliche und ganz grundlegende Entscheidungen nämlich der einstimmigen Zustimmung aller Mitgliedstaaten, wie zum Beispiel über die Sanktionen gegen Russland. Die Einstimmigkeit erwies sich auch bei der Rettung des Euro und der Sanktionierung von recht­staatlichen Defiziten in Polen und Ungarn als hinderlich. Während eine solche Einstimmigkeit also einerseits ein schnelles Handeln der EU oft behindert, führt sie aber andererseits dazu, dass die Kerninteressen der Mitgliedstaaten und deren Bevölkerung gewahrt werden.

Die Fortsetzung folgt in der kommenden Ausgabe. Der Autor ist Vertreter der Professur für Öffentliches Recht an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Fachanwalt für Verwaltungsrecht.

Niedersachsen führt Akzeptanzabgabe ein

Menschen in niedersächsischen Kommunen profitieren künftig von jedem neuen Windkraftrad und jeder Freiflächensolar-Anlage. Der Landtag in Hannover hat vorige Woche das niedersächsische Windgesetz verabschiedet, mit dem erstmals Abgaben für Anlagenbetreiber eingeführt werden.

So werden die Betreiber verpflichtet, für jede neue Windkraft- oder jede Freiflächen-Photovoltaik (PV)-Anlage eine „Akzeptanzabgabe“ von 0,2 ct/kWh an die jeweilige Gemeinde zu zahlen. Damit fallen laut Angaben des niedersächsischen Umweltressorts rund 30.000 € im Jahr für jedes neue Windrad an. Zusätzlich zur Abgabe an die Gemeinden müssen die Betreiber mit im Schnitt weiteren 0,1 ct/kWh die Menschen im Umfeld von 2,5 km der Anlage profitieren lassen. „Diese direkte Beteiligung der Menschen vor Ort ist neu und bundesweit einzigartig“, betonte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). So kommen laut seinem Ressort pro Windkraftanlage noch 15.000 € für die Menschen vor Ort dazu.

Steigerung der Akzeptanz

Die Kommunen können die Einnahmen aus der „Akzeptanzabgabe“ frei verwenden und müssen die Bevölkerung einmal im Jahr darüber informieren, wofür sie das Geld verwendet haben. „Es soll und muss immer der Steigerung der Akzeptanz der Erneuerbaren Energien dienen“, stellte der Grünen-Politiker klar.

Erstattung durch Netzbetreiber

Die Betreiber können sich die Abgaben für Anlagen, die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert werden, durch den Netzbetreiber erstatten lassen. Zudem hat das Bundesland Niedersachsen mit dem Gesetz die Standorte für die Windenergie auf mindestens 2,2 % der Landesfläche verdoppelt.

Ein Stern, der nicht schnuppe ist

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Erstmals dürfen am 9. Juni auch 16- und 17-Jährige an einer Europawahl teilnehmen. Um zu einer hohen Wahlbeteiligung gerade bei jungen Leuten aufzurufen, stellten Ministerpräsident Daniel Günther und Europaminister Werner Schwarz (beide CDU) vergangenen Montag eine Kampagne der Landesregierung am Regionalen Berufsbildungszentrum (RBZ) Wirtschaft sowie vor Verbänden in Kiel vor.

Bei ihnen muss man keine Sorge wegen Europamüdigkeit haben: Von Minister Schwarz gefragt, ob sie die Europawahl für wichtig hielten, reckten fast alle der 80 jungen Leute die Daumen hoch. Auch die Mahnung des Ministerpräsidenten, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit sei und Beteiligung von allen brauche, rannte offene Türen ein.

Fast alle der jungen Leute bekannten per Handzeichen: Die Europawahl ist wichtig für sie!

Das zeigten auch die Fragen der Schüler: Sie drehten sich hauptsächlich um den Schutz unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. So befürchtete eine Schülerin einen Rechtsruck im EU-Parlament. Ein anderer fragte nach Auswegen bei Blockadehaltung einzelner EU-Staaten. Die digitale Souveränität, also dass wir Herr unserer eigenen Daten bleiben, war einer jungen Frau ein Anliegen, und ein Schüler fragte, ob eine Ausstattung Europas mit ABC-Waffen denkbar sei.

Biologischen und chemischen Waffen gab Schwarz eine klare Absage, ein Atomwaffeneinsatz müsste in der Nato geregelt werden, und dies nur als Abschreckung mit einer hohen Einsatzschwelle. Einen wirksamen Datenschutz könne man nur auf europäischer Ebene erreichen, erklärte Günther, und zum Thema Blockadehaltung: „Wir müssen ertragen, dass Abstimmungen länger dauern als in einer Diktatur, aber das ist der Preis.“ Gleichwohl sehe er Möglichkeiten, Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, etwa durch Einführung einer qualifizierten Mehrheit statt Einstimmigkeit.

„Manche Parteien sagen offen, dass sie die EU ablehnen“, so Günther, „dann wären wir im Sicherheitsbereich und wirtschaftlich auf uns gestellt.“ Und gegen einen Rechtsruck sei das beste Mittel, demokratisch zu wählen. So sei auch diese Veranstaltung nicht parteipolitisch zu verstehen.

Die Kampagne der Landesregierung zur Europawahl hat zwei Phasen. Die erste, die bereits begonnen hat, nutzt die digitalen Medien für kurze Videospots. Dort spricht eine Mutter über Lebensmittelqualität, eine Studentin wirbt für das Austauschprogramm Erasmus und ein Wehrführer berichtet von deutsch-dänischer Zusammenarbeit in der Grenzregion.

In der zweiten Phase, der „Challenge“, die am Montag, 13. Mai, beginnt, wird aufgerufen, mit dem gelben Europastern ein Bild zu posten und andere Nutzer zu animieren, Gleiches zu tun.

Am selben Montag stellte Europaminister Schwarz die EU-Wahlkampagne seines Hauses Vertretern von Verbänden und Organisationen vor, die er als Multiplikatoren aufrief. „Die Europawahl ist kein Selbstläufer“, mahnte er, „jede Stimme zählt.“ Mit der Kampagne möchte er eine Wahlbeteiligung von mindestens 75 % erreichen. Diese Ansage richtete er betont an die Jungwähler und die Organisationen, in denen sie vertreten sind, wie die Landjugend und den Landesjugendring.

Schwarz machte deutlich, dass gerade Schleswig-Holstein von einer starken EU und den politischen Entscheidungen profitiere, denn zahlreiche EU-Mittel flössen auch in den Norden. Es sei eine gesellschaftliche Aufgabe, die Wahl zu unterstützen und so für Frieden und Freiheit in Europa einzutreten. Stellvertretend stellte er das unternehmerische Engagement eines bundesweiten Medienunternehmens dar, das auch in Kiel kostenfrei Außenwerbungsflächen für Informationen zur EU-Wahl zur Verfügung stelle.

Am Montag, 13. Mai, startet die besagte Social-Media-Kampagne des Europaministeriums, an der sich alle Bürgerinnen und Bürger beteiligen können und Wähler durch Posten von persönlichen Wahlaufrufen oder Weiterleiten von Links zur Wahl teilnehmen sollen. „Zu dieser Challenge rufe ich auf“, sagte Schwarz.

Die Schüler im RBZ sind sich offensichtlich der Wichtigkeit der Wahl bewusst. „Ihr habe gute Fragen vorbereitet“, sagte eine Lehrerin zu ihnen im Gehen.

Ministerpräsident Daniel Günther (li.) und Europaminister Werner Schwarz riefen zur Wahlbeteiligung auf.

Ertragsausfälle durch Weißstängeligkeit verhindern

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Die Rapsbestände im Land haben sich in diesem Jahr sehr heterogen entwickelt. Neben einzelnen guten Beständen stehen die Mehrzahl der Bestände schlecht da. Die starken Niederschläge im Winter und der Befall mit den Larven des Rapserdflohes haben für die nicht zufriedenstellende Entwicklung des Rapses gesorgt. Die Rapsblütenbehandlung gegen Weißstängeligkeit, Sclerotinia sclerotiorum, ist auch in den schwachen Beständen angebracht. Was hierbei zu beachten ist, erläutert folgender Artikel.

Die Weißstängeligkeit, früher auch Rapskrebs genannt, hat über 300 Wirtspflanzenarten und kommt überwiegend an dikotylen Pflanzen vor.

Biologie des Erregers Sclerotinia sclerotiorum

Der Befall geht von den Überdauerungsorganen im Boden aus, den sogenannten Sklerotien. Diese keimen bei kühler und feuchter Witterung optimal und bilden hellbraune, trompetenförmige Apothezien aus (siehe Bild 1), aus denen zwischen April und Juni Ascosporen herausgeschleudert werden. Bei höheren Temperaturen keimen die Apothezien schneller und können frühe Infektionen auslösen.

Bild 1: Sklerotium mit ausgekeimten Apothezien

Herrschen niedrigere Temperaturen um die 10 °C, werden die Apothezien langsamer gebildet. Daher kann bei niedrigeren Temperaturen mit späteren Infektionen gerechnet werden. Trocknet die oberste Bodenschicht, in der die Sklerotien eingebettet sind, aus, können die ausbildeten Apothezien vertrocknen. Das Infektionsrisiko sinkt so bei trockenen Bedingungen deutlich. In diesem Jahr sind die Rapsbestände in der Entwicklung deutlich früher. Einzelne Sklerotien haben schon Anfang April Apothezien ausgebildet.

Die ausgeschleuderten Ascosporen können direkt im Bestand Infektionen setzen oder mit dem Wind über weitere Distanzen auf umliegende Bestände verbreitet werden und dort für Infektionen sorgen. Weil die Ascosporen für ihre Keimung Feuchtigkeit benötigen, finden die Infektionen häufig in den Achseln von Verzweigungen und Blättern statt. An diese Stellen gefallene Blütenblätter begünstigen die Infektionen. Herrscht zur Zeit des Ascosporenfluges anhaltender Regen, werden Infektionen meist nicht gesetzt, da die Ascosporen durch den Regen vom Raps abgewaschen werden.

Bild 2: Sklerotien im Rapsstängel zur Ernte

Schadbild und Bekämpfung

Das Hauptsymptom ist der Befall des Stängels. Ausgehend von der Infektion in den Blattachseln bildet sich eine weißliche, stängelumfassende Ausbleichung. Oberhalb der Infektionsstelle werden Triebe und Schoten gelb, notreif und sterben vorzeitig ab. Das Stängelinnere ist hohl und mit weißem, weichem Myzel gefüllt, woraus sich später die schwarzen, 0,5 bis 2 cm langen Sklerotien entwickeln (siehe Bild 2).

Ein weiterer Infektionsweg ist die Wurzelinfektion durch direkten Kontakt der Pflanze mit auskeimenden Sklerotien im Herbst oder zeitigen Frühjahr. In diesem Fall befinden sich die Sklerotien auch in den Wurzeln (Abbildung 1).

Da die Vorhersage einer Infektion mit Weißstängeligkeit sehr schwierig ist und der Ertragsverlust bei starkem Befall sehr hoch sein kann, hat sich die Rapsblütenbehandlung in den typischen Rapsanbauregionen etabliert. Im Mittel der Jahre konnte die Vollblütenbehandlung Mehrerträge erzielen. Die Ertragssteigerung ist dabei nicht nur auf die fungizide Wirkung zurückzuführen, sondern auch auf physiologische Effekte und die Steigerung der Schotenstabilität.

Applikationstechnik optimieren

Bei der Applikation der Pflanzenschutzmittel in Entwicklungsstadium 65, in dem 50 % der Blüten am Haupttrieb geöffnet sind und bereits erste Blütenblätter zu Boden fallen, können nicht unerhebliche Schäden in den Fahrgassen entstehen. Diese lassen sich durch ein paar kleine Optimierungen an der Pflanzenschutzspritze auf ein Minimum reduzieren:

1. Die Fahrgeschwindigkeit sollte auf 4 bis 6 km/h begrenzt werden, einerseits, um die Rapspflanzen zu schonen, und andererseits, um bei einer Wasseraufwandmenge von mindestens 300 l/ha ein mittelgroßes Tropfenspektrum zu erzeugen. Dieses kann im Vergleich mit einem feinen Tropfenspektrum besser in den Rapsbestand eindringen.

2. Die Behandlung sollte möglichst in die Nachmittags- und Abendstunden verlegt werden, da die Pflanzen zu dieser Tageszeit deutlich elastischer sind.

3. Soll die Blütenbehandlung mit betriebseigenen Schleppern und Pflanzenschutzspritzen durchgeführt werden, sollten alle Anbauteile am Schlepper, die nicht für den Betrieb der Pflanzenschutzspritze nötig sind, vor der Maßnahme demontiert werden. Dazu zählen Zugpendel, Unterlenker oder andere Anbaupunkte. Durch die Demontage wird oft die Bodenfreiheit des Schleppers gesteigert, und es sind weniger Punkte vorhanden, an denen sich Rapspflanzen verklemmen können.

4. Wenn möglich sollte in der Fronthydraulik des Schleppers ein Blech in einem Winkel von zirka 45° montiert werden, welches die Rapspflanzen besser unter dem Schlepper hindurchgleiten lässt. Wenn dann noch unter dem Schlepper eine stabile Plane montiert wird, welche natürlich nicht in Kontakt mit heißen Motorteilen kommen darf, werden die Verluste auf ein Minimum reduziert. Einer zweiten Durchfahrt zu einem späteren Zeitpunkt für eine getrennte Applikation von Fungiziden und Insektiziden steht mit dieser optimierten Technik dann auch nichts mehr im Wege.

Ist die betriebseigene Technik nicht optimal, kann auch darüber nachgedacht werden, die Blütenbehandlung mit einer selbstfahrenden Pflanzenschutzspritze durchführen zulassen. In der Regel verfügen diese über eine deutlich größere Bodenfreiheit als Standardschlepper, und der Unterbodenschutz dieser Geräte ist in der Regel serienmäßig glatt und daher sehr kulturschonend.

Steht auf dem Betrieb kein Selbstfahrer zur Verfügung und soll für die Blütenbehandlung ein Lohnunternehmen mit entsprechender Technik engagiert werden, kann mit der betriebseigenen Technik die fertig gemischte Spritzbrühe zum Rapsfeld gebracht und dort vor Ort in den Selbstfahrer umgepumpt werden. Durch die Reduzierung der Stand- und Füllzeiten können so die Kosten gering gehalten werden.

Fazit

Die Vorhersage von Weißstängeligkeit gestaltet sich aufgrund der kniffligen Biologie des Erregers sehr schwierig. Da zum Zeitpunkt der Behandlung nicht abgeschätzt werden kann, wie stark sich die Infektion ausbreitet, muss die Vollblütenbehandlung standardmäßig erfolgen. Herrscht zum Zeitpunkt der Vollblüte trockenes Wetter, sollte die Behandlung nicht zu früh erfolgen. Um Pflanzenschäden in den Fahrgassen bei der Überfahrt möglichst gering zu halten, sollten Technik und Schlepper entsprechend optimiert werden.

Die Rapsblütenbehandlung gegen Weißstängeligkeit steht an. Fotos: Björn Both