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Weizenkurse tauchen ab

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Der Mai-Kontrakt für Weizen an der Matif steht seit Wochen unter Druck. Am 2. Mai lag der Kurs mit 201,75 €/t nur knapp über der Marke von 200 €/t und hat damit seit Anfang April 23 €/t verloren. Der Kursverlust wurde zunächst verursacht durch die neuen Einfuhr-Zölle und den Handelsstreit, den die US-Regierung entfacht hat. Zuletzt rückte jedoch der Wettermarkt in den Mittelpunkt der Marktanalysen. Auf der Nordhalbkugel sorgten Regenfälle in vielen Regionen für eine Verbesserung der Vegetationsbedingungen. Damit steigen die Ertragsprognosen für Getreide. In China soll es dagegen weiterhin zu trocken sein. In den USA stehen die Kurse für Weizen und Körnermais unter Druck. Neben den Regenfällen sorgt dort der Handelskonflikt für Preisabschläge. Die US-Regierung berichtete von positiven Gesprächen mit China. Peking widerspricht dieser Aussage. Damit schwindet die Hoffnung auf eine rasche Lösung. Gebremst wird die Talfahrt der US-Kurse nur durch den schwachen Dollar. So wurden Verkäufe von Körnermais Richtung Spanien, Taiwan und Südkorea gemeldet.

Günstiger Preis sorgt für Nachfrage

Viele Marktbeteiligte hoffen, dass das erreichte Preisniveau die Nachfrage auf dem Weltmarkt nach EU-Getreide wieder erhöht, da auch der Eurokurs wieder etwas gefallen ist. Die westeuropäischen Weizenpreise sind mittlerweile auf dem Niveau der Kurse, die im Schwarzmeerraum aufgerufen werden. Frankreich soll bereits in der Vorwoche 120.000 t Weizen nach Ägypten verkauft haben. Dennoch bleiben die französischen Weizenexporte deutlich hinter den Vorjahreszahlen zurück. Auch das Wetter bleibt weiterhin ein Thema. Trotz der jüngsten Regenfälle bleibt es in vielen Regionen Nordeuropas weiterhin zu trocken. Aus der Schwarzmeerregion gab es in der Vorwoche Meldungen über Nachtfröste. Die Hoffnungen auf ein Ende des Krieges in der Ukraine bleiben ebenfalls unerfüllt. In der vorigen Woche kam es zu einem Angriff auf einen russischen Schwarzmeerhafen, bei dem auch ein Getreideterminal getroffen wurde. An den Terminbörsen könnten die mittlerweile deutlich reduzierten Kurse einige Anleger zum Kauf animieren. Wenn dann noch der Wettermarkt für entsprechende Schlagzeilen sorgt, ist eine rasche Preiserholung möglich – so die Hoffnung einiger Marktbeteiligter.

Rapskurse mit großen Schwankungen

An der Matif ist zum Monatsbeginn der Mai-Termin ausgelaufen. Dies sorgte bereits im Vorfeld für starke Preisschwankungen. Allein durch den Wechsel des Frontmonats von Mai auf August verlor der Kurs 80 €/t und fiel bis auf 460 €/t. Zum Wochenbeginn zeigt sich eine leichte Preiserholung auf 470 €/t. Dennoch sind auch die Gebote für die neue Ernte reduziert worden. Die schwachen Rohölkurse drücken ebenfalls auf die Rapskurse. Stützend wirken die relativ stabilen US-Sojapreise. Im Sojahandel setzt man auf die angesetzten Gespräche mit China. Auch die EU-Kommission plant, den Import von US-Soja deutlich zu erhöhen, um der US-Regierung entgegenzukommen. Fraglich bleibt nur, wie solch eine Vereinbarung praktisch umgesetzt werden soll. Werden die EU-Importeure verpflichtet, mehr US-Soja zu kaufen? Sind am Ende die Tierhalter in der EU durch höhere Futtermittelpreise die Leidtragenden dieser Vereinbarung? China will sich dagegen unabhängiger von importierten Futtermitteln machen. Unter anderem soll der Sojaschrotanteil im Mischfutter reduziert werden.

Erfolgreicher Tag des offenen Hofes am 4. Mai in Futterkamp

Im Lehr- und ­Versuchszentrum der Landwirtschaftskammer (LKSH) in Futterkamp ­wurde ­erneut Landwirtschaft zum ­Erleben ermöglicht. Am 4. Mai gab es ­einen umfassenden und spannenden ­Einblick in die praktische Arbeit der Landwirtschaft, insbesondere aber in die Tier­haltung und den Ackerbau.

Seit dem Event vor zwei Jahren hat sich einiges getan. Seitdem werden die Rinder- und Schweineställe im Sinne des Tierwohls und der Effizienz umgebaut und tolle Projekte etabliert. Alle Fragen rund um die moderne Landwirtschaft beantworteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesem Tag den Verbraucherinnen und Verbrauchern und aktiven Bäuerinnen und Bauern.

Blick und Gang durch die Ställe waren möglich und gewollt. Denn viele Menschen haben eine Meinung zur Landwirtschaft, doch immer weniger kennen sie wirklich. Dabei haben alle – egal ob Fleischesser, Vegetarier oder Veganer – täglich auf dem Teller oder beim Spaziergang durch unsere Kulturlandschaft unmittelbar damit zu tun.

Präsidentin Volquardsen eröffnet, im Hintergrund Pastorin Anja Haustein. Foto: Isa-Maria Kuhn

„Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen. Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Sie ist nicht nur für die Nahrungsmittelproduktion verantwortlich, sondern auch für den Erhalt unserer Kulturlandschaft und die Förderung von Tierwohl. Ich lade alle ein, sich aktiv mit den Themen Landwirtschaft und Tierhaltung auseinanderzusetzen und die Arbeit der Landwirte wertzuschätzen, dazu ganz nebenbei im Rahmen eines tollen Hoffestes viele Aktionen und regionale Lebensmittel zu genießen“, sagte Ute Volquardsen. Sie ist die Präsidentin der LKSH und hat die Großveranstaltung eröffnet. Auch Fachpublikum kam zum Gut in Blekendorf im Kreis Plön, weil es viel zu erfahren gab. „Die Digitalisierung ist entscheidend für die Zukunft der Tierhaltung. Technologien wie Big Data und Künstliche Intelligenz ermöglichen es uns, präzisere Entscheidungen zu treffen und die Gesundheit der Tiere zu überwachen und zu erhalten. Ich sehe besonders viel Potenzial in der Nutzung von Datenanalysen zur Optimierung von Fütterung und Zucht. Überall an den Ställen, die einsehbar sind, haben die Mitarbeiter Führungen angeboten und standen für Fragen zur Verfügung. Landwirte zeigen generell ein großes Interesse an den neuen Standards, aber es gibt auch Herausforderungen. Viele sind bereit, in Tierwohl zu investieren, benötigen jedoch Unterstützung, um die finanziellen und praktischen Hürden zu überwinden. Wir bieten mit dem Projekt ,Netzwerk Fokus Tierwohl‘ (gefördert von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) und unserer übrigen Arbeit ein Fortbildungsangebot an, um diesen Übergang zu erleichtern“, so ­Volquardsen.

Am Tag des offenen Hofes im LVZ wurden die Ställe und Hallen also für jeden geöffnet und es konnten die Felder mit ihren vielfältigen landwirtschaftlichen Kulturen erkundet werden. Es durfte gespielt, gefeiert und es durften heimische Lebensmittel genossen werden. Vor allem für Kinder und Menschen ohne Bezug zur Landwirtschaft war es ein besonderes Erlebnis, dass sie Schweine, Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen und sogar Strauße aus nächster Nähe bestaunen konnten.

Bereits zum zweiten Mal war Rewe wieder als starker Partner aus dem Lebensmitteleinzelhandel beim Tag des offenen Hofes auf Futterkamp vertreten. Auf dem Lindenplatz präsentierte das Unternehmen eine kulinarische Reise durch die Region: 15 regionale Lieferantinnen und Lieferanten luden zum Probieren ein und freuten sich, mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern in den Austausch zu gehen und über ihre Produkte zu informieren. Viele der angebotenen Artikel sind mit dem Gütezeichen „Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein“ (GQSH) ausgezeichnet. Regional ging es auch beim Rewe Food Truck zu, der heimische Leckereien der Eigenmarke Rewe Regional anbot. Mehr zur Rewe-Lokalpartnerschaft erfuhren Interessierte am Rewe-Treffpunkt Kaufleute am Lindenplatz. Das Unternehmen sorgte für guten Appetit und Unterhaltung mit Treckern und einer Fotobox.

In Zeiten hoher Inflation kostete der Hoftag weiterhin keinen Eintritt und das Parken war ebenfalls frei. Die LKSH freut sich, wenn das Fachpublikum und die Verbraucher Informationen und gute Erlebnisse mit nach Hause nehmen konnten. 

LKSH-Präsidentin Ute Volquardsen (li.), Landwirtschafts-Staatssekretärin Anne Benett-Sturies und BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht beim offiziellen Part auf dem Lindenplatz. Fotos: Isa-Maria Kuhn
Großes Interesse an der Schweinehaltung
Kälberhaltung fasziniert.
Besichtigung im neuen Deck- und Wartestall
Das Bullenreiten beim Gütezeichen kam super an.
Ohne die zahlreichen Helfer wie die Freiwillige Feuerwehr geht nichts.
Claus-Peter Boyens, Leiter des LVZ, mit Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht (r.)
LKSH-Getreideexperte Achim Seidel (in Grün) bei einer der beliebten Feldfahrten
In der Reithalle gab es den ganzen Tag ein wunderbares Schauprogramm.
Rewe war Partner und versorgte alle gut.
Schaubild mit Schleswigern
Tolle Torten der LandFrauen


Trainingscamps zum Boys‘ Day

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Am 3. April bot der ­bundesweite Girls‘ und Boys‘ Day wieder die Möglichkeit der beruflichen Orientierung abseits von Rollenklischees. Auch vier Ortsvereine beteiligten sich mit Aktionen für die Hauswirtschaft.

Zum dritten Mal organisierten der LandFrauenverein Nordstrand und der LandFrauenverein Hattstedt den Boys‘ Day in der Herrendeichschule Nordstrand.

Die Jungen haben Wäsche sortiert und gebügelt, Schulfenster geputzt, Knöpfe angenäht und Betten bezogen. Hierbei wurden sie von Elke Baumbach und Anke Nissen unterstützt. Einige Jungs waren schon zum zweiten Mal dabei. Sie freuten sich besonders auf das Essen. Während der eine noch nie ein Bügeleisen in der Hand hatte, konnte ein anderer perfekt das Bett beziehen. Beim Knöpfeannähen brauchten einige Jungen etwas Hilfe und andere haben gleich drei Knöpfe angenäht. In der Schulküche wurde mit Sandra Tischer, Birthe Albertsen, Ingrid Moseler und Sabine Schwarz ein gesundes, schmackhaftes Mittagessen zubereitet. Es gab einen Frucht- und Gemüse-Smoothie. Für die Kartoffelsuppe wurde ordentlich geschnippelt. Zum Nachtisch gab es eine Mandarinen-Quarkspeise. Ein gemeinsames Essen an schön gedeckten Tischen und die Zertifikatsübergabe schlossen den Vormittag ab. Anke Nissen

Sie freuen sich auf selbst gemachte Pizza: die LandFrauen Anne Martin (li.) und Monika Slotta (r.) vom OV Berkenthin und drei junge „Küchenbullen“. Foto: LandFrauenverein Berkenthin u. U.

Der Boys‘ Day wurde von den LandFrauen Berkenthin und Umgebung unter Leitung von Anne Martin wieder erfolgreich an der Grund- und Gemeinschaftsschule Stecknitz in Berkenthin durchgeführt. In diesem Jahr war es entspannt: Sieben Frauen hatten nur fünf Jungen zu betreuen. Davon waren zwei „Wiederholungstäter“, die am liebsten im nächsten Jahr wieder dabei wären, aber leider steht dem der Schulwechsel entgegen. Bevor es an die gemeinsame Arbeit ging, wurden die zu beachtenden Hygieneregeln durchgesprochen und umgesetzt. Dann rotierten die kleinen „Küchenbullen“ durch die unterschiedlichen Arbeitsstationen. Es wurden Brötchenteig angesetzt, Pizzateig geknetet, Pizzasoße gekocht, Pizzabelag geschnippelt und Nachspeise zubereitet. Zwischendurch wurden Fenster geputzt, Geschirr abgewaschen und aufgeräumt sowie der Tisch gedeckt und sehr schön dekoriert (!). Zur Erfrischung zwischendurch gab es Zitronenwasser und als Pausensnack selbst gebackene Quarkbrötchen mit Frischkäse und hausgemachter Marmelade. Nach dem gemeinsamen Essen, das sich auch einige Lehrkräfte schmecken ließen, überreichte Anne Martin die Zertifikate an die erfolgreichen Absolventen. Alle Beteiligten haben sichtbar einen schönen, produktiven und lehrreichen Vormittag miteinander verbracht und waren hochzufrieden mit den Ergebnissen. Wertschätzend kalkuliert wurde die Verpflegung von den Jungen mit 10 bis 15 € pro Person. Tatsächlich waren es 4,45 €. Angelika von Keiser

LandFrau Frauke Siemen vom OV Kappeln erklärt den Jungs den Umgang mit Nadel und Faden. Foto: Svenja Priewe

Auch wir von den Kappelner LandFrauen waren an diesem Tag aktiv dabei und haben mit der 7. Klasse der Gemeinschaftsschule in Kappeln beim Girls‘ und Boys‘ Day mitgemacht. So konnten zehn Jungen im Trainingscamp zeigen, wie sie mit Nadel und Faden umgingen und dabei einen Knopf annähten, das Hemd für die Feier am Abend bügelten, sich mit Hygieneregeln auseinandersetzten, ein Dreigänge-Menü zubereiteten (gemischter Salat mit Zitronen-Sahnedressing – Gemüsesuppe – Mandarinen-Quarkspeise mit Schokoraspeln) und die Kalkulation dafür machten. Gekocht wurde nicht nur für sie selbst, sondern insgesamt für 28 Personen, denn auch die Mädchen sollten bei dem Mittagessen dabei sein. Vorher hatten diese die Freiwillige Feuerwehr Kappeln besucht und durften da hinter die Kulissen schauen und auch selbst aktiv dabei sein. Nach dem gemeinsamen Essen wurde dann noch kurz geschätzt, wie viel wohl das Dreigänge-Menü pro Person gekostet hatte. So gab es Summen zwischen 3,80 € und 22 € – am Ende waren es 2,68 € pro Person! Wir möchten uns noch einmal bei den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Stadt Kappeln und auch bei den Lehrkräften der Gemeinschaftsschule Kappeln für die Zusammenarbeit bedanken. Svenja Priewe

Den Stickstoff für die Folgefrucht halten

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Der Zwischenfruchtanbau ist ein wichtiges Element in Fruchtfolgen, mit vielseitigen Auswirkungen auf das Anbausystem. Vor dem Winter leisten sie einen erheblichen Beitrag zum Grundwasserschutz, weil sie Stickstoff aufnehmen und nur geringe Rest-Nmin-Gehalte im Boden zurücklassen. Die Herausforderung ist es, dass dieser in der Pflanzen- und Wurzelmasse gebundene Stickstoff der Folgefrucht zu Zeiten des größten Bedarfes wieder zur Verfügung steht.

Ein Patentrezept zum Zwischenfruchtanbau gibt es nicht, zu vielfältig sind die Standortbedingungen, Zwischenfruchtarten, Aussaatverfahren und letzten Endes auch die Witterungsbedingungen nach der Ernte der Hauptfrucht. Auf leichten, auswaschungsgefährdeten Standorten gibt es keine Argumente, die gegen den Zwischenfruchtanbau sprechen.

Auf schweren Böden steht der Zwischenfruchtanbau jedoch in Konkurrenz zum Strohmulchverfahren. Auf nachlieferungsstarken und wenig auswaschungsgefährdeten Böden ist in der Vergangenheit besonders in trockenen Jahren eine Vorzüglichkeit des Strohmulches hinsichtlich der Ertragsleistung der Folgefrucht Zuckerrüben zu verzeichnen gewesen. Anders als auf leichten Standorten liegen die Frühjahrs-Nmin-Werte, die in der Düngebedarfsermittlung (DBE) zum Abzug gebracht werden, auf diesen Standorten nach Strohmulch häufig höher als nach Zwischenfrucht. Das hat geringere erforderliche N-Düngermengen bei gleichem oder oft auch höherem Ertragsniveau zur Folge.

Zwischenfruchtanbau mit Umbruch

Nach dem nassen Winter 2023/24 jedoch lagen die Nmin-Werte im März nach Strohmulch auch auf den besseren Böden zum Teil unter denen bei Zwischenfrüchten, was auf eine Stickstoffverlagerung in tiefere Schichten schließen lässt. Um dem von vornherein vorzubeugen, empfiehlt sich somit auch auf den schweren Böden der Zwischenfruchtanbau mit entsprechendem Umbruch. Es stellt sich die Frage, wie der Zwischenfruchtanbau gestaltet werden kann, damit keine negativen Auswirkungen auf die Ertragsleistung der Folgefrucht auftreten.

Dieser Problematik widmet sich die Landwirtschaftskammer Niedersachsen seit mehreren Jahren und nunmehr im zweiten Versuchsjahr auch in einer Exaktversuchsserie. An drei Standorten wurde eine Mischung aus 70 % Ölrettich und 30 % Sommerwicke mit einer Saatstärke von 60 kg/ha mit verschiedenen Verfahren und sich daraus ergebenden Terminen ausgebracht.

Zwei Umbruchvarianten getestet

Über Winter erfolgte an zwei Terminen ein Umbruch der Varianten durch Mulchen und – wo die Bodenbedingungen es zuließen – Grubbern, eine weitere Variante blieb ohne Bearbeitung bis zur Zuckerrübenaussaat stehen. Im November erfolgten eine Nmin-Beprobung sowie die Ermittlung des Aufwuchses (Trockenmasseertrag und Stickstoffaufnahme), eine weitere Nmin-Beprobung gab es im März. Letztere Probe gibt den Wert an, der bei der DBE in Abzug zu bringen ist. In der Folge werden Zuckerrüben angebaut, die nur eine geringe mineralische Startdüngung (in Koldingen keine) erhalten. So kann jede Variante ihre N-Nachlieferung aus dem Boden und die Auswirkung auf die Ertragsergebnisse der Zuckerrüben unter Beweis stellen.

Zwischenfrüchte konkurrieren mit Stroh

Obwohl die Standorte ähnlich bonitiert sind, ergeben sich erhebliche Unterschiede im Aufwuchs der Zwischenfrüchte und in den Nmin-Werten. Verbleibt Stroh auf der Fläche, konkurrieren die Zwischenfrüchte mit den Bakterien, die das Stroh abbauen, um den Stickstoff. So konnten die Zwischenfrüchte am Standort Koldingen, wo das Stroh abgefahren wurde, die höchste N-Aufnahme erzielen. Durch das zusätzliche Befahren der Fläche zeigte sich allerdings auch ein sehr ungleichmäßiger Aufgang in der Überwurfsaatvariante (vor der Getreideernte mit Drohne). Auch in der Direktsaatvariante waren diese Spuren lange sichtbar. Erst in der klassischen Aussaat nach Bodenbearbeitung wuchs ein einheitlicher Bestand (am Standort Koldingen war bei diesem Saattermin der Ölrettich bestandsbildend). Eine Folge aus dem lückigen Aufgang einerseits und der langen Wachstumszeit andererseits waren sehr kräftige Pflanzen mit großen Rettichen. Aufgrund dieses Erscheinungsbildes wurden in Koldingen die Varianten Drohnen- und Direktsaat, die erst zur Saat umgebrochen werden sollten, bereits im Januar gemulcht. Im Vergleich zu anderen Zwischenfruchtarten weist Ölrettich ein schlechtes Abfrierverhalten auf. Auch nach der Frostphase im Februar war der Ölrettich in Höckelheim und Koldingen nicht vollständig abgefroren. In Barum war zu beobachten, dass die spät gesäte Variante nicht so gut abgestorben war wie die früh gedrillten. Um den Ölrettichbestand vor der Aussaat der Hauptfrucht sicher zu beseitigen, kann der vorgezogene Umbruch gut genutzt werden. Der Einsatz eines Totalherbizids kann dann häufig unterbleiben.

Eine weitere Besonderheit am Standort Koldingen war ein sehr hoher Nmin-Wert vor Winter in der Senf-Spätsaatvariante. Offensichtlich war der Senf nicht in der Lage, dem Boden den Stickstoff in dem Maß zu entnehmen, wie es die vorher gesäten Varianten konnten. In der Folge ist auch der März-Nmin-Wert dieser Variante hoch. Unter feuchteren Witterungsbedingungen als im vergangenen Winter hätte in dieser Variante eine Auswaschungsgefahr für den Stickstoff bestanden.

Ölrettich-Wicke-Mischung mit einem Samenanteil von 30 % Wicke. Das entspricht einem Gewichtsanteil von 69 %.

Aussaatzeitpunkt bestimmte Aufwuchs

Aus den Tabellen 2 bis 4 lassen sich folgende Aussagen ableiten:

Je früher die Zwischenfrucht ausgesät wurde, desto höher sind der Zwischenfruchtaufwuchs und die daraus folgende N-Aufnahme.

Ein Umbruch im November führte innerhalb einer Zwischenfruchtvariante zu den höchsten Nmin-Werten, am Standort Barum erzielte der Umbruch im Januar ähnliche Werte. Zu beachten ist die Verteilung des Stickstoffs auf die Bodenschichten. Am Standort Barum ist der Stickstoff nach Novemberumbruch auf die Schichten 0 bis 30 cm und 30 bis 60 cm sehr gleichmäßig verteilt, nach Januarumbruch findet sich der größte Anteil in der obersten Bodenschicht. Nach Novemberumbruch kann es bereits zu einer Verlagerung des Stickstoffs in die unteren Schichten gekommen sein.

In der Strohmulchvariante lag im März der größte Anteil des Stickstoffs an allen Standorten in der Schicht 60 bis 90 cm vor. Bei hohen Niederschlagsmengen besteht jedoch die Gefahr der Auswaschung. Andererseits kann dieser Stickstoff von den Zuckerrüben gerade in trockenen Jahren gut genutzt werden.

Ohne vorgezogenen Umbruch sind die Nmin-Werte am niedrigsten, der Hauptanteil liegt in der obersten Bodenschicht.

In diesem Jahr stehen an allen drei Standorten Zuckerrüben, die im Herbst mit Ertragserfassung beerntet werden. Die Aussaat in Höckelheim erfolgte am 25. März und die Aussaat in Koldingen am 27. März. Am Standort Barum sind die Zuckerrüben bereits am 20. März gedrillt worden. In Barum ist der Versuch fester Bestandteil des niedersächsischen Zuckerrübentages, der am 4. Juni 2025 stattfindet. Zu dem Termin liegen dann auch die Nmin-Werte aus dem Mai vor und es wird mit Spannung erwartet, ob den Rüben anzusehen sein wird, auf welcher Zwischenfruchtvariante sie wachsen. Die Ergebnisse sind naturgemäß jahres- und witterungsbedingt unterschiedlich. Daher wird die Versuchsserie fortgeführt, um die Varianten herauszufinden, die im Mittel der Jahre auf den Standorten am besten abschneiden.

Wicke eignet sich für Rote Gebiete

Als Versuchszwischenfrucht wurde eine Ölrettich-Wicke-Mischung mit 29,5 % Samenanteil Wicke ausgewählt (Aussaatstärke 60 kg/ha), die sich in den Versuchen der vergangenen Jahre und in der Praxis für den Anbau in Roten Gebieten bewährt hat. Sie ist zudem für Kartoffelfruchtfolgen geeignet und für Zuckerrübenfruchtfolgen empfehlenswert. 29,5 % Samenanteil Wicke entsprechen je nach Tausendkorngewicht (TKG) zirka 67 % Gewichtsanteil. Eine Düngung der Zwischenfruchtmischung erfolgte in den Versuchen nicht. Nach den Vorgaben der Düngeverordnung (DÜV) dürfen Zwischenfrüchte außerhalb Roter Gebiete mit 60 kg Gesamt-N/ha beziehungsweise 30 kg Ammonium-N/ ha gedüngt werden. In Schleswig-Holstein trifft das auf Zwischenfruchtmischungen mit einem Leguminosenanteil unter 50 Gewichts% zu. Reine Leguminosenzwischenfruchtbestände oder Mischungen mit 50 oder mehr Gewichts% Leguminosenanteil dürfen nicht gedüngt werden.

Bevor die Entscheidung zum Umbruch der Zwischenfrüchte getroffen wird, ist der rechtliche Rahmen zu prüfen. Eine Übersicht gibt die Abbildung der Standzeiten der Zwischenfrüchte. Besonders außerhalb Roter Gebiete auf schweren Böden und bei geplanter früher Sommerung liegen keine Einschränkungen im Rahmen von Glöz 6 vor. Dienen die Zwischenfrüchte zum Erreichen der Vorgaben von Glöz 7, dürfen sie nach dem 1. Januar eines Jahres beseitigt werden.

Große Vielseitigkeit der Zwischenfrüchte

Neben dem Beitrag zum Wasserschutz dienen Zwischenfrüchte dem Erosionsschutz, der Unkrautunterdrückung, dem Humuserhalt und vielen weiteren Aspekten. Mit dem richtigen Management des Bestandes kann Einfluss auf den Stickstoffhaushalt und die Stickstoffdynamik des Bodens genommen werden. Die Nachlieferung von weiterem Stickstoff aus der Zwischenfrucht, der sich nicht im Frühjahrs-Nmin findet, muss aus pflanzenbaulicher Sicht unbedingt bei der Düngeplanung berücksichtigt werden. Das Verfahren der Spät-Nmin-Methode mit einer moderaten Andüngung und der Prüfung des Nmin-Wertes im Mai ist ein gutes Hilfsmittel bei der Festlegung der endgültigen N-Versorgung am Beispiel von Zuckerrüben.

Weitere Informationen zum niedersächsischen Zuckerrübentag
am 4. Juni: https://www.lwk-niedersachsen.de/lwk/vera/10429_Zuckerruebentag_2025

Zwischenfruchtversuch am Standort Koldingen am 26. Februar 2025 nach Frostphase: vorn Direktsaat, gemulcht, dahinter klassische Saat, Mulch, Senf, späte Saat, klassische Saat, Direktsaat, Drohne

Neues Handbuch zum Zwischenfruchtanbau erhältlich: Der informative Praxisratgeber „Zwischenfruchtanbau“ wurde in Zusammenarbeit der Landwirtschaftskammern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sowie des Kuratoriums für Technik und Bauwesen (KTBL) erarbeitet. Das kleine Handbuch kann für eine Schutzgebühr in Höhe von 5 € zuzüglich Mehrwertsteuer und Porto bestellt werden. Das bildreiche Praxishandbuch widmet sich auf 124 Seiten allen Aspekten des Anbaus von Zwischenfrüchten, sowohl zur Futternutzung als auch zur Gründüngung, von der Artenwahl über Saatverfahren, Düngung, Pflanzenschutz, Fruchtfolgeeignung, Wasseranspruch bis zur Arbeitswirtschaft. Die gängigsten Zwischenfruchtarten werden in Steckbriefen beschrieben. Bestelladresse: zwischenfrucht@lksh.de


Spät-Frühjahrs-Nmin-Methode in Zuckerrüben

Um das für das jeweilige Anbaujahr optimale N-Angebot möglichst genau zu treffen, wird in Versuchen in Niedersachsen seit einigen Jahren das Verfahren der Spät-Frühjahrs-Nmin-Beprobung überprüft. Hierbei werden die Zuckerrüben zur Aussaat niedrig angedüngt (120 kg N/ha – Nmin). Im Mai zum Sechsblattstadium, spätestens aber um den 25. Mai wird eine weitere Nmin-Probe (0 bis 90 cm) gezogen, deren Ergebnis über eine eventuelle Nachdüngung entscheidet:

Andüngung Zuckerrüben auf 120 kg N/ha – Nmin

Durch eine späte Nmin-Analyse im Mai (Vier- bis Sechsblattstadium, spätestens 25. Mai, 0 bis 90 cm) kann überprüft werden, ob das N-Angebot noch ausreichend ist:

– Nmin/Mai über 160 kg N/ha: keine Nachdüngung nötig

– Nmin/Mai unter 160 kg N/ha: Nachdüngung empfehlenswert

– Nachdüngebedarf Mai = 160 kg N/ha – aktuell gemessener Mai-Nmin-Wert

Liegt auf leichten Standorten der Nmin-Wert im März bei 20 kg N/ha, so werden immerhin 100 kg N/ha angedüngt. In den Versuchen 2024 wurde diese Variante auf dem leichten Versuchsstandort aufgrund des Mai-Nmin-Wertes von 260 kg N/ha nicht weiter aufgedüngt. Das Ertragsergebnis unterschied sich nicht signifikant von dem der nach Bedarfswert gedüngten Variante, die insgesamt 170 kg N/ha mineralisch erhielt. Auf einem schweren Versuchsstandort mit einem Nmin-Wert im März von 90 kg N/ha betrug die Andüngung 30 kg N/ha. Die Bedarfswertvariante erhielt 100 kg N/ha mineralisch. Hier betrug der Spät-Nmin-Wert 190 kg N/ha, weshalb auch hier nicht nachgedüngt wurde. Auch hier unterschieden sich die Ertragsergebnisse nicht signifikant. Auch in den Vorjahren wurden mit dieser Methode gute Ergebnisse erzielt.


Schnell gelesen

Nmin-Werte nach Zwischenfrüchten hängen von Standort, Aussaattermin, Aussaatverfahren, Bestandesführung (Umbruch) und der verwendeten Zwischenfrucht ab.

Ein Umbruch bereits im November führt auf den Standorten in diesem Versuch innerhalb einer Zwischenfruchtvariante zu den höchsten Nmin-Werten im Frühjahr.

Nur eine eigene Nmin-Probe bringt Kenntnis über die Stickstoffsituation auf dem jeweiligen Schlag.

Durch Anpassungen der Vorgaben in der GAP dürfen Zwischenfrüchte in vielen Situationen bereits vor Jahreswechsel beziehungsweise kurz nach dem Jahreswechsel beseitigt werden.

in Roten Gebieten kein Umbruch vor dem 16. Januar


Milchviehhaltung im Zeichen der Digitalisierung

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Am 10. April fand im LVZ Futterkamp das Smart-Dairy-Farming-Symposium des Projektes „RindforNet_SH“ in Kooperation mit der Bau- und Energielehrschau der Landwirtschaftskammer statt.

Interessierte aus der Landwirtschaft, Wissenschaft sowie Vertreter verschiedener Firmen im landwirtschaftlichen Sektor kamen zusammen, um sich über die neuesten Entwicklungen in der Milchviehhaltung zu informieren und auszutauschen.

Die Veranstaltung begann mit einem einführenden Vortrag von Dr. Thore Wilder, Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel, der das Projekt „RindforNet_SH“ vorstellte. Er erläuterte die Ziele des Projekts und stellte die verschiedenen Versuchsbetriebe sowie die dazugehörigen Arbeitspakete vor. Ein zentraler Aspekt war die umfangreiche Datenerhebung in den vergangenen Jahren. In der anschließenden Diskussion betonte Dr. Anita Seidel, Leiterin des Projekts, eine Besonderheit, die dort auch zum Tragen kommt: Schleswig-Holstein bietet eine besonders hohe Vielfalt an Versuchsbetrieben. Diese Vielfalt sei einzigartig und ermögliche praxisnahe Erkenntnisse für eine zukunftsfähige Milchviehhaltung.

PD. Dr. Ralf Loges erklärt die Funktionsweise des NIR-Sensors.
Foto: Annkathrin Meenken-Sievers

Der zweite Vortrag des ­Tages wurde von PD. Dr. Ralf Loges, ebenfalls CAU Kiel, gehalten. Unter dem Titel „Das Potenzial von Weide für Milchvieh optimal ausnutzen“ präsentierte er die Vorteile der Weidehaltung sowohl aus ökologischer als auch ökonomischer Sicht. Das Fazit seines Vortrags war eindeutig: Weide wieder nutzen! Loges erklärte, dass die Weidehaltung nicht nur das Wohlbefinden der Kühe fördere, sondern auch positive Auswirkungen auf die Biodiversität habe. Zudem gebe es aus betriebswirtschaftlicher Sicht klare Vorteile, da durch die Weidenutzung Futterkosten gesenkt und die Gesundheit der Tiere gefördert werden könnten. Dabei sei es wichtig, eine klare Zielsetzung zu definieren und sich für ein entsprechendes System zu entscheiden – etwa Rotations- oder Kurzrasenweide. Besonders entscheidend sei der rechtzeitige Weidestart zu Beginn der Vegetationsperiode.

Dr. Friederike Fenger vom Thünen-Institut gab einen Einblick in die Klimabilanzierung von Milchviehbetrieben. Die Digitalisierung stelle dabei eine große Herausforderung dar, da zunehmend komplexe Datenströme generiert würden, die für eine effektive Klimabilanzierung verarbeitet werden müssten. Fenger erläuterte, wie digitale Tools und präzise Datenerhebung es ermöglichen, den CO2-Fußabdruck von Milchviehbetrieben einfacher zu analysieren, und welche Maßnahmen zur Reduktion beitragen können.

Priska Krug stellt den Rising Plate Meter auf der Weide vor. Foto: Isa-Maria Kuhn

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Ulrike Peschel, Ökoring SH, die smarte Lösungen zur Eutergesundheit vorstellte. Sie erklärte, wie moderne Technologien helfen können, die Gesundheit der Kühe zu überwachen und Frühindikatoren für mögliche Erkrankungen zu erkennen, bevor diese für die Tiere und den Betrieb problematisch werden. So könnten frühzeitig Maßnahmen eingeleitet werden, die zum Betrieb und zur Herde passten. Für einen langfristigen Erfolg seien eine strukturierte Umsetzung der Maßnahmen sowie eine regelmäßige Überprüfung ihrer Wirksamkeit erforderlich.

Zum Programm zählten auch praxisorientierte Präsentationen, die den direkten Bezug zur Landwirtschaft herstellten. Ralf Loges demonstrierte die Funktionsweise eines mobilen NIR-Sensors zur Nährstoffuntersuchung von Futterproben. Anhand verschiedener Mais- und Grassilageproben erklärte er die Anwendungsmöglichkeiten und Einsatzgebiete.
Den praktischen Teil der Veranstaltung rundete Priska Krug mit einer Präsentation des Rising Plate Meter ab. In einer anschaulichen Demonstration zeigte sie, wie dieses Gerät ermöglicht, den Aufwuchs zu messen und so den Futterertrag von Weideflächen abzu­schätzen.

Fazit

Das Symposium bot einen umfassenden Einblick in die Projektarbeit von „RindforNet_SH“ und somit unweigerlich in die Zukunft der Milchviehhaltung, in der Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Tierwohl zentrale Rollen spielen.


Termin

Der nächste reguläre Baulehrschau-Termin im LVZ Futterkamp, diesmal in Kooperation mit der Ceravis AG, ist am 12. Juni ab 9 Uhr. Eine Teilnahme ist nach Anmeldung ­möglich.


Ein Leben wie in einem orientalischen Märchen

Ein schlichtes Foto, auf dem ein Bekannter einen Bussard auf der Schulter trägt, löste bei Dirk Harders eine Leidenschaft für Greifvögel aus. Die währt nun schon 50 Jahre. Nach den Hausaufgaben gab es für den Schüler kein Halten mehr, der Hund kam an die Leine – und schon ging es hinaus in die Natur. „Ich muss in den Wald, suche Brutplätze“, rief er Freunden zu, die mit ihm in die Disco wollten, um Mädchen kennenzulernen. „Waldläufer“ nannten sie ihn fortan.

Der heute 63-Jährige widmet sein ganzes Leben den Greifvögeln. Er machte für sie Öffentlichkeitsarbeit in Kitas und Schulen, über Jahre auch im Schloss Glücksburg und im Westküstenpark St. Peter-Ording. Über Facebook erfuhren Scheichs in Katar vor vier Jahren von dem in Oldersbek (Nordfriesland) lebenden Greifvogelzüchter und -trainer, denn ein Falke aus seiner Zucht hatte dort einen Wettflug über 400 m gewonnen. Sie waren so beeindruckt von dem Tier, dass sie ihm anboten, in einem in der arabischen Welt hoch angesehenen Zuchtzentrum in Doha am Persischen Golf zu arbeiten.

Krönung des Lebenswerks

Ein Jahr ist er dort nun schon tätig. „Mir kommt alles vor wie ein orientalisches Märchen“, erzählt Harders anlässlich eines Kurzurlaubs in Nordfriesland. Er empfindet es als die Krönung seines Lebenswerkes. „So wie in meiner Heimat Hunde an der Leine geführt werden, sehe ich dort Kataris mit einem Falken auf der Hand – überall.“ Rund um Doha gebe es 23 Falken-Kliniken, ein weiterer Beleg für den Stellenwert, den dort die Vögel in der Gesellschaft besitzen. Sie dienen Repräsentationszwecken oder als Geschenk an Freunde, verkauft werden sie nie.

Dirk Harders mitten in der Wüste Katars bei zeitweise über 50 °C

Alltag im Falcon Center in Doha: Dirk Harders betritt frühmorgens die Flure mit den Kammern, in denen die Falken leben. Er ahmt die Rufe der Vögel nach, die sie sofort erwidern. Für jeden nimmt er sich viel Zeit, vermittelt ihnen Gelassenheit. „Der einzige Weg der Kommunikation geht über das Futter“, betont Dirk Harders.

Mit einer Pinzette bietet er ihnen kleine Portionen an, als wären es Jungvögel. „Das zeigt den weiblichen Tieren: Das ist ein toller Jäger, es lohnt sich, mit ihm Nachwuchs zu bekommen.“ Oberstes Ziel sei, jeglichen Stress zu vermeiden. Ansonsten komme es nicht zur Reifung von Eizellen. Und beim männlichen Tier stocke die Samenproduktion. „Um noch mehr Ruhe hineinzubringen, nehme ich zu manchen auch einen Kaffee und ein Buch mit – alles in der Hoffnung, dass sie eines Tages anfangen, Eier zu legen.“ Da passt die Anekdote von „Lady5“: Das Wanderfalken-Weibchen nimmt kein Futter mehr an, alle fürchten, sie wolle nicht mehr leben. Weil Papiere fehlen, weiß keiner, wie alt sie ist. Vielleicht 18? Dirk Harders betritt das erste Mal ihre Kammer: „Sie guckt mich an, ich sie – da haben wir beide gemerkt, dass es klappen wird.“ Schnell kann er sie aufpäppeln und bald hat sie das erste Ei in ihrem Leben gelegt. Später finden sich doch noch Unterlagen, sie war sechs Jahre alt.

Greifvögel genießen in etlichen europäischen Ländern, vor allem aber in mehreren arabischen Ländern Kultstatus. Sie symbolisieren Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit. So gilt der Wanderfalke mit mehr als 300 km/h als das schnellste Tier der Welt. Dirk Harders war bei Jagdmessen dabei und erlebte die Begeisterung für die Qualitäten der einzelnen Tiere – ähnlich wie es in seiner Heimat bei Züchtertreffen für Pferde zugeht. Eine zentrale Rolle in Dirk Harders‘ Leben spielt sein Sakerfalke Dana. Mit ihr begann er vor einem Vierteljahrhundert selbst zu züchten.

Bis heute begeistert das von Dana an ihre Nachkommen weitergegebene Erbmaterial die Falkner in der ganzen Welt. Sie kennen die Zuchtlinien und können sie zurückverfolgen bis in Harders’ nordfriesisches Dorf. Er beschreibt sein Erfolgsrezept: Alles sei eine Frage der Grundeinstellung zum Vogel und der persönlichen Fähigkeiten seines Trainers. Von Vorteil sei es, ein guter Ornithologe mit dem Spezialgebiet „Greifvögel“ zu sein. Die sich daraus entwickelnde Faszination sei ein wichtiger Baustein. Verantwortungsbewusstsein, Geduld, Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl seien zwingend notwendige Eigenschaften. „Man muss lernen, die Dinge aus der Sicht seines Greifvogels zu sehen, um seine Reaktionen verstehen zu können – und nur wer eine gute Hand für die Tiere hat, wird außergewöhnliche Ergebnisse erzielen können.“

So weit die Theorie. Umso größer war daher die Bestürzung, als Dana 1999 von einem Ausflug in freier Wildbahn nicht mehr heimkehrte. Für eine aktive Suche blieben ihm 125 Stunden Zeit, danach würde der an ihr angebrachte Sender den Betrieb einstellen und es wäre kein Signal mehr zu empfangen. Harders fuhr 5.000 km durch Schleswig-Holstein – keine Spur von Dana.

Nach elf Monaten in freier Natur gelang es Dirk Harders, seinen Sakerfalken Dana auf dem Dach des ehemaligen Polizeipräsidiums in Hamburg einzufangen. Mit ihr begann die Zeit als Falkenzüchter.

Erst elf Monate später tauchte sie wieder auf, ließ sich auf dem ehemaligen Polizeipräsidium in Hamburg nieder – und wurde von Dirk Harders eingefangen. Was die gesamte Fachwelt damals nicht glauben konnte: Dana wog nach der Zeit nur 8 g weniger, und nur 36 Stunden nach dem Einfangen setzte sie sich daheim in Oldersbek in der Küche des Hauses seelenruhig auf den Handschuh und nahm das ihr angebotene Futter an. „Ich führe das auf die hohe Intelligenz der Sakerfalken zurück, sie vergessen nicht, wo es ihnen gut gegangen ist.“ Entsprechend war auch das Medienecho. So veröffentlichte der Deutsche Falkenorden ihre Geschichte, wodurch Dana europaweit bekannt wurde. Experten sollen sich die Augen gerieben haben, weil sie so etwas noch nie gehört hatten. Alle gingen davon aus, dass das Tier im Laufe der Monate hätte verwildert sein müssen.

Dirk Harders ist fest davon überzeugt, dass er durch die Berichte über Dana auch in den Sozialen Medien den Job in Doha bekommen hat. Die Manager dort ließen sich die Story immer wieder einmal erzählen. Eher beiläufig bemerkt er noch, dass ihm bereits damals aus der arabischen Welt eine feste Anstellung angeboten worden sei. „Ich habe abgelehnt, wollte erst noch mehr Erfahrungen sammeln.“ Heute arbeitet er in der Zuchtsaison bis zu 16 Stunden bei Temperaturrekorden von 56 °C. Gelegentlich muss er auch nachts raus, da gibt es kein Pardon. Das Zuchtzentrum wurde einst von der Königsfamilie gebaut, gilt als eines der besten auf der Arabischen Halbinsel. Das Gebäude ist 10 m hoch, die Rundflughalle hat einen Durchmesser von 100 m. Inzwischen ist in Saudi-Arabien ein neues Zentrum gebaut worden, 300 m lang und voll klimatisiert.

Arbeit und Jagd mit Greifvögeln

Die Arbeit mit Greifvögeln beschreibt Thilo Henckell. Er ist Vorsitzender des Falkenorden-Landesverbands Schleswig-Holstein/Hamburg. Henckell erinnert daran, dass der Wanderfalke durch das Insektizid DDT in den 1970er Jahren fast ausgestorben war. Die Bestände erholten sich erst nach dem Verbot des Mittels. Bis heute kümmere sich eine großartige Gemeinschaft von Falknern und Ornithologen um die Vögel. Auch in den europäische Nachbarländern bemüht man sich erfolgreich um die Wiederansiedlung von waldbrütenden Wanderfalken, die völlig ausgestorben waren. Rund 1.200 dieser wunderbaren Greifvögel wurden beispielsweise nur in Deutschland von Falknern in Wäldern ausgewildert. All das sei ohne das Wissen aus der Falknerei nicht möglich gewesen. Heute gibt es wieder zirka 80 Paare der Baumbrüter und zirka 1.800 Brutpaare deutschlandweit. Henckell selbst betreibt im Norden von Hamburg eine Auffangstation, in der verletzte Greifvögel und Eulen gepflegt und fit für die Auswilderung gemacht werden. Die Falknerei, im engeren Sinn die Beizjagd, nennt Thilo Henckell „Jagd mit Greifvögeln auf frei lebendes Wild“. Er betont, dass die Tiere dabei ihrem eigenen Instinkt folgen, und zitiert den Tierfilmer Horst Stern: „Falknerei ist die Kunst, ein wildes Wesen an sich zu binden, indem man ihm immer wieder die Freiheit schenkt.“ Da man ihn ohnehin zu nichts zwingen kann, heißt es in der Falkner-Szene: „Der Vogel geht mit uns zur Jagd – und nicht umgekehrt.“



Bei einer Jagdmesse geht es um Schönheit und Schnelligkeit.
Fotos: privat
Keine Flugschau, sondern Öffentlichkeitsarbeit für Greifvögel, wie hier 2001 im Westküstenpark
in St. Peter-Ording.
Foto: privat
Vertrauen schaffen erfordert Zeit, Faszination und hohe Qualitäten als Tiertrainer.
Foto: privat
Falkner Dirk Harders, Nordfriesland, Katar, Doha, Wüste, Dana, Falken, Zucht
Fotos: Privat
Nach ein paar Monaten sollte Dirk Harders von Kollegen dann auch mal landestypisch gekleidet
werden.
Foto: privat


Prüfungen der Fischereiauszubildenden

Teil eins der Prüfung zum Fischer auf dem Meer ist geschafft.

An der Landesberufsschule für Küsten- und Kleine Hochseefischerei stellten sich die Fischeranwärter Ende März dem ersten Teil der Abschlussprüfungen für dieses traditionelle Handwerk.

Wie navigiere ich meinen Kutter über das Meer? Wie pflege ich meine Maschine und Ausrüstung an Bord? Welche Fanggeräte werden benötigt und wie werden sie gebaut? Wie können die Bestände des Meeres nachhaltig bewirtschaftet werden? Einige von vielen Fragen, die sich den Anwärtern stellten.

Umso erfreulicher waren die guten Leistungen am Prüfungsende. Daneben legten neun angehende Fischer die Zwischenprüfung ab und beendeten damit die halbe Seereise ihrer Ausbildung. Ab August starten sie nun in das letzte Ausbildungsjahr.

Zwischenprüfung (v. li.): Wilhelm Schwenn, Lucai Botha, Jago Taddäus ­Hennemuth, Nicolai Juilfs-Röhling, Yannik Barniek, Ben Brendel, Askjell Schmittner, Nick Henke, Ole Ronnebeck Foto: Gabriele Witt

Die Landwirtschaftskammer und die Kollegen der Fischereischule gratulieren allen Absolventen zum Erreichten.

Im Sommer wird sich die Abschlussklasse dem zweiten Teil der Prüfung stellen müssen, um die Berufsbezeichnung „Fischwirt Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei“ zu führen. Dafür viel Erfolg! Mehr zur Ausbildung Fischwirt/-in findet sich hier.

Osterfeuer begeistert rund 4.000 Gäste

Eines der größten Osterfeuer der Region wurde am 12. April in Looft gefeiert. Ab 20 Uhr strömten rund 4.000 Gäste auf das Veranstaltungsgelände, wo die Landjugend Steinburger Geest gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Helfern ein beeindruckendes Fest auf die Beine gestellt hatte – mit großem Feuer, ausgelassener Partystimmung im Zelt und gelungener Organisation.

Bereits seit Januar hatte der zwölfköpfige Vorstand der Landjugend das Event vorbereitet. Am Abend selbst waren rund 120 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus der Landjugend im Einsatz – ob am Bierwagen, Haupttresen, als Ordner, beim Busch- und Brennholzfahren, als Parkplatzwächter, Getränkeschlepper in der Nacht oder im Festausschuss.

Erfahrungen als Ausrichter

Etwa 120 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer waren rund um das Osterfeuer im Einsatz. Foto: Laura Partey

Für Sicherheit und medizinische Versorgung sorgten die Sicherheitskräfte der Firma Höllmer Security sowie zehn ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des DRK Itzehoe. Begleitet wurde das Geschehen zudem von zwölf Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Looft, die jederzeit einsatzbereit waren. Auch Polizei und Ordnungsamt aus Schenefeld zeigten in der Nacht Präsenz, um im Bedarfsfall schnell eingreifen zu können. Veranstaltungen dieser Größenordnung bringen eine Vielzahl behördlicher Auflagen mit sich – dank ihrer Erfahrung als bewährte Ausrichterin konnte die Landjugend Steinburger Geest diese Anforderungen routiniert in die Planungen integrieren.

Der trockene Frühling mit geringen Niederschlägen hatte zur Folge, dass das Brennmaterial besonders trocken war. So war das Feuer bereits gegen 23 Uhr niedergebrannt – der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch. Im Festzelt ging die Party weiter, das DJ-Team 365 heizte ordentlich ein und erfüllte Musikwünsche, die vorab über Social Media eingereicht werden konnten. Bis etwa 4.30 Uhr wurde ausgelassen gefeiert.

Der Abbau begann direkt im Anschluss – gegen 10 Uhr am nächsten Morgen war das Gelände bereits wieder aufgeräumt und alle Beteiligten konnten erschöpft ins Bett fallen.

Voller Einsatz aus der Region

Um die 4.000 Gäste strömten am Ostersonnabend auf das Veranstaltungsgelände. Foto: Laura Partey

Ein großer Dank geht an alle Landwirte aus dem Umkreis, die mit Treckern, Maschinen, Buschmaterial und Flächen zur erfolgreichen Durchführung beigetragen haben. Eine Veranstaltung dieser Größenordnung funktioniert nur, wenn viele Hände mit anpacken und das klappte auch in diesem Jahr wieder hervorragend. Dank gebührt ebenso allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, ob aus der Landjugend oder nicht. Sie haben mit ihrem Engagement dafür gesorgt, dass das Osterfeuer in Looft auch 2025 wieder ein voller Erfolg wurde.

Vierkämpfer in Achern, Baden-Württemberg

Der Vierkampf aus Dressur, Springen, Laufen und Schwimmen zählt zu den ältesten Bundesveranstaltungen im Jugendpferdesport. In diesem Jahr fanden die Deutschen Meisterschaften und der Bundesnachwuchsvierkampf in Achern statt. Aus Schleswig-Holstein hatten sich zehn Kinder mit 26 Erwachsenen auf den weiten Weg gemacht.

„Schon in der Vorbereitung haben die Kinder und ihre Eltern toll mitgezogen“, berichtet Dörte Kühl. Sie ist Vorstandsmitglied des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein (PSH) und dort auch verantwortlich für die Jugendleitung. Gemeinsam mit den Landesjugendsprechern Pia Harder und Jeppe Behr sowie dem Landesjugendwart Cedric Hinrichs kümmert sie sich schon seit vielen Jahren um den Vierkampf. „Wir sind ein Megateam“, macht sie klar. In Zukunft wird Jeppe Behr nicht mehr als Jugendsprecher dabei sein, da er aufgrund seines Alters nicht mehr zur Wiederwahl antritt, aber Janne Mühlenberg wird für ihn übernehmen. Sie hat die Gruppe auch schon nach Achern begleitet.

„Das war alles sehr stimmig, und die Kinder waren super vorbereitet“, berichtet Kühl. Denn die Vierkämpfer waren nicht nur beim Stützpunkttraining und -turnier, sondern trafen sich dank der guten Planung der Jugendsprecherin seit Februar etwa alle zwei Wochen zum Schwimmen, Laufen oder Abteilungsreiten. Zusätzlich gab es erstmalig ein Teambuilding-Wochenende.

Etwas traurig war Kühl über die geringe Anzahl an startenden Vierkämpfern in Klasse A bei den Landesmeisterschaften im vergangenen Jahr. Sie hoffe auf eine Besserung im kommenden Jahr, da das Starterfeld im Nachwuchsbereich erstaunlich umfangreich gewesen sei. Beim Bundeswettkampf hingegen sei das Starterfeld mit 15 Mannschaften so groß gewesen wie noch nie. Dennoch hätten wohl auch die anderen Verbände Mühe gehabt, Teilnehmer zu finden. Deshalb gab es eine Änderung bei den Regeln: Ältere und in höheren Leistungsklassen reitende Kinder waren in diesem Jahr ebenfalls zugelassen.

Mit zwei Pferden und fünf Ponys machten sich die Nordlichter auf den Weg nach Baden-Württemberg. In der ersten Disziplin, dem Schwimmen, lief es erst einmal nicht so gut. „Zwei unserer Starter hatten Fehlstarts in ihrer Gruppe“, erklärt Kühl. Für das Reiten wurden den Schleswig-Holsteinern die Pferde aus Thüringen zugelost, die es ihnen in der Dressur nicht leicht machten. Kühl war aber mit den Leistungen sehr zufrieden. So ging die beste Dressurnote an Antonia Glißmann vom Reit- und Fahrverein am Bilsbek, Kreis Pinneberg. Auch im Springen hätten alle abgeliefert. Niemand hatte eine Note unter 7,0 – auch die Ponyreiter nicht.

„Wir sind mit großen Zielen hingefahren“, gibt Dörte Kühl zu. Die Truppe sei auch gut genug gewesen, um auf dem Treppchen zu stehen. Doch manchmal gehöre auch ein bisschen Glück dazu. Am Ende kamen die Bundesnachwuchsvierkämpfer mit ihren Ponys auf den siebten Platz. Die Mannschaft bei der Deutschen Meisterschaft erreichte den sechsten Platz.

Kühl freute sich vor allem über den Zusammenhalt. So hätten auch die „weltbesten Ersatzreiter“ voll mitgezogen und das Team unterstützt, wo sie nur konnten. „Und die Fangemeinde aus dem Land zwischen den Meeren ist eh die beste“, findet sie. Mit blau-weiß-roten Perücken wurde für ordentlich Wirbel gesorgt. „Achern war nett. Nur das Wetter war zu Hause besser“, resümiert Kühl.

Die Weichen für den weiteren Ausbau

Die Landesregierung hat in der vergangenen Woche den zweiten Entwurf eines neuen Landesentwicklungsplans (LEP) Windenergie beschlossen. Der Entwurf ist ab sofort im Internet einsehbar. Die Öffentlichkeit kann ab dem 21. Mai zu dem Entwurf Stellung nehmen. Das Beteiligungsverfahren läuft bis zum 21. Juli.

„Der LEP Windenergie legt die Regeln fest, anhand derer wir die Windenergienutzung vorantreiben wollen. Er ist die entscheidende Grundlage für den weiteren konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien und für unser Ziel, etwa drei Prozent der Landesfläche für eine Windenergienutzung bereitzustellen. Der LEP Windenergie ist also ein zentraler Baustein für die Energiewende in Schleswig-Holstein. Mit dem zweiten Planentwurf berücksichtigen wir viele Verbesserungsvorschläge und Änderungswünsche aus der Öffentlichkeitsbeteiligung“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU).

„Anpassungen nicht auf Kosten des Naturschutzes“

Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) erklärte: „Windenergie aus Norddeutschland ist kostengünstig und ein großes Pfund für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes, aber auch für den Schutz des Klimas. Mir ist wichtig, dass der Schutz von Tieren und Pflanzen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht unter die Räder kommt, denn auch die Artenvielfalt ist natürliche Lebensgrundlage für uns Menschen. Deshalb ist es gut und richtig, dass die Anpassungen der natur- und artenschutzfachlichen Ziele und Grundsätze der Raumordnung nicht auf Kosten des Naturschutzes gehen, sondern eher redaktioneller Art sind. So bleiben die Hauptachsen des überregionalen Vogelzugs weiterhin frei von Windkraftanlagen. Dasselbe gilt für die Wiesenvogelbrutgebiete, das Seeadlerdichtezentrum sowie die Umgebungsbereiche der Brutplätze windkraftsensibler Großvögel. Der Landesentwicklungsplan Wind ist damit weiterhin ein sehr guter und tragfähiger Kompromiss, um die Belange des Natur- und Artenschutzes und des Windkraftausbaus in Einklang halten und den Windfrieden in unserem Land auf ein breites Fundament zu stellen.“

Der erste Entwurf des LEP Windenergie war 2024 in ein öffentliches Beteiligungsverfahren gegeben worden. Nach Auswertung der rund 1.800 abgegebenen Stellungnahmen hat die Landesregierung entschieden, dass ein zweiter Planentwurf erforderlich ist. Darin wurden einige Regelungen noch einmal verändert oder Abgrenzungen angepasst.

Mit dem LEP Windenergie setzt das Land geänderte Anforderungen des Bundesrechts um. 35 Ziele und 34 Grundsätze der Raumordnung bestimmen, wo und in welcher Form zukünftig das Land und die Gemeinden Windenergiegebiete ausweisen dürfen. Der LEP Windenergie legt aber noch keine Vorranggebiete fest. Dies ist Aufgabe der Regionalpläne Windenergie, deren erste Entwürfe Mitte des Jahres veröffentlicht werden sollen.

Ein wesentlicher Grundgedanke des zweiten Planentwurfes ist die Streichung von Zielen der Raumordnung (ZdRO), die bereits in anderen Regelwerken normiert oder faktisch ausgeschlossen sind. Dazu zählen zum Beispiel militärische Bereiche, Binnenwasserstraßen, Wälder, Gewässerschutzstreifen und Wasserschutzgebiete. Für den tatsächlichen Schutz dieser Belange ändert sich nichts, der Plan wird aber vereinfacht.

Künftig verbindliche Teilflächenziele

Zur Zielerreichung sollen nun verbindlich regionale Teilflächenziele für die drei Planungsräume festgelegt werden und nicht mehr nur ein Gesamtflächenziel für das Land. So kann verhindert werden, dass im Falle der Zielverfehlung eines Regionalplans die im Bundesrecht als Rechtsfolge vorgesehene ungesteuerte Privilegierung der Windenergie auch in den anderen Planungsräumen eintritt.

Die Abgrenzung einer Reihe von Schutzbelangen, zum Beispiel der Wiesenvogelbrutgebiete, wird angepasst. Auf die Darstellung geplanter Verkehrsinfrastruktur in der Plankarte wird zukünftig verzichtet, um der Dynamik sich ändernder Sachverhalte Rechnung zu tragen. Die Kriterien zum Schutz der Brutplätze windkraftsensibler Großvögel (Seeadler, Weiß- und Schwarzstorch, Rotmilan) werden an die Anforderungen beziehungsweise die Logik des Bundesnaturschutzgesetzes angepasst.

Änderungen erhöhen Rechtssicherheit

Der Umweltbericht zum Planentwurf, der die voraussichtlichen Auswirkungen auf die Schutzgüter Mensch, Natur, Kultur und Sachgüter beschreibt, wurde ebenfalls aktualisiert. Sütterlin-Waack: „Die von uns auf Basis der Stellungnahmen vorgenommenen Änderungen erhöhen die Rechtssicherheit des vorliegenden Plans. Für die vielen wichtigen und guten Hinweise im Rahmen des ersten Beteiligungsverfahrens bin ich dankbar.“

Der Entwurf des LEP Windenergie (formal: Teilfortschreibung „Windenergie an Land“ des Landesentwicklungsplans Schleswig-Holstein – Fortschreibung 2021 – Änderung Kapitel 4.5.1 (Zweiter Entwurf April 2025)) ist im Anhörungsportal BOB SH unter der Adresse www.schleswig-holstein.de/windenergiebeteiligung einsehbar.

Die Möglichkeit zu einer Stellungnahme soll nach der Bekanntmachung im Amtsblatt ab dem 21. Mai freigeschaltet werden und mit Ablauf des 21. Juli enden.

Für weitere Erläuterungen wird auch auf ein Hintergrundpapier verwiesen, das unter www.schles​wig-holstein.de/windenergie zur Verfügung steht. Dort sind auch Karten und Geodaten zur aktuellen Potenzialfläche veröffentlicht.