In Ottenbüttel liegt der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Magens. Das Ehepaar Hobe und Jessica Magens bewirtschaftet den Hof mit Unterstützung seiner Kinder und des Altenteilers Gerd Magens. Besonders im Fokus steht die Zucht leistungsstarker Holsteiner Springpferde für den internationalen Turniereinsatz.
„In den 1970er Jahren kaufte mein Schwiegervater Gerd Magens den landwirtschaftlichen Betrieb in Ottenbüttel“, so Züchterin Jessica Magens. „Mit seiner ersten Stute Bühne ritt er erfolgreich Springturniere bis zur schweren Klasse. Später begann er mit der braunen Stute zu züchten und begründete den Stutenstamm 8769.“
Hobe Magens, heute Betriebsleiter, und Jessica Magens übernahmen 2003 den Hof. Neben der erfolgreichen Pferdezucht zählen auch die Ausbildung von Pferd und Reiter, Pensionspferde- und Milchkuhhaltung, Bullenmast und Ackerbau zum Betrieb. Jessica absolvierte ursprünglich eine Ausbildung zur Physiotherapeutin, sattelte später jedoch zur Pferdewirtin um. Inzwischen ist sie Pferdewirtschaftsmeisterin und bildet auf dem Hof selbst aus. „Wir beschäftigen meist zwei Auszubildende, die uns bei der Versorgung und Ausbildung der Pferde unterstützen“, ergänzt sie.
Der Betrieb züchtet überwiegend Springpferde, aber auch einige erfolgreiche Vielseitigkeitspferde stammen vom Hof Magens. „Der Vielseitigkeitssport hat sich verändert. Es ist immer mehr Springvermögen gefragt, und so wächst auch unter den Vielseitigkeitsreitern das Interesse an Holsteiner Pferden“, berichtet die Züchterin.
Nachfolge gesichert
„Mein Schwiegervater ist jetzt 85 Jahre alt und unterstützt uns immer noch täglich. Er melkt jeden Tag die Kühe und übernimmt zusammen mit unserer Tierärztin fast die gesamte Besamung“, erzählt Jessica Magens und ergänzt: „Da ich im vergangenen Jahr einen Hofbesamungslehrgang gemacht habe, besame ich auch manchmal, um die Tierärztin zu entlasten. Welche Stute mit welchem Hengst besamt wird, entscheiden wir meistens gemeinsam.“
Auch die folgende Generation ist schon in den Familienbetrieb eingebunden: „Unser ältester Sohn Lukas hat die höhere Landbauschule abgeschlossen und arbeitet nach einem Auslandsaufenthalt in Kanada schon aktiv im Betrieb mit. Er ist für die Milchviehhaltung und den Ackerbau verantwortlich. Später wird er den Hof übernehmen“, sagt die Züchterin und fügt hinzu: „Unsere Tochter Lena studiert Sportwissenschaften in Hamburg, unterstützt mich aber nebenbei beim Reiten der Ausbildungspferde und stellt sie auf Turnieren vor. Unser Jüngster Hannes macht derzeit eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau. Aber auch er interessiert sich für Pferde und voltigiert im Pferdesportverein Breitenburg.“
Auf dem Hof wurden optimale Trainingsbedingungen für die Ausbildung von Pferd und Reiter geschaffen. „Wir haben zum Beispiel eine knapp 90 Meter lange Reithalle, die auch regelmäßig vom Voltigierverein Breitenburg genutzt wird“, berichtet Jessica Magens.
Bewegung und frische Luft
Während die Pensionspferde direkt am Hof untergebracht sind, stehen die Zuchtpferde, Rinder und Milchkühe etwa 500 m entfernt. Die Zuchtstuten verbringen den Sommer auf der Weide. In der übrigen Zeit stehen ihnen große Gruppenlaufboxen zur Verfügung. „Zum Abfohlen werden die Stuten in kameraüberwachte Abfohlboxen am Hof geholt. Sobald die Fohlen kräftig genug sind, gehen sie mit ihren Müttern auf die Sommerweide“, so die Züchterin.
Die Jungpferde werden ebenfalls in Gruppenlaufboxen gehalten – jeweils nach Alter und Geschlecht getrennt. Weitere Weideflächen befinden sich in der Marsch. Während der Anreitphase stehen die Pferde in Gruppen- oder Einzelboxen und erhalten täglichen Auslauf, wie alle Pferde des Betriebs. „Bewegung und frische Luft bei jedem Wetter sind für eine gesunde Aufzucht entscheidend“, betont sie.
Pro Jahr werden zwölf bis 15 Stuten gedeckt. Verkauft wird der Nachwuchs in der Regel erst nach dem Anreiten im Alter ab vier Jahren. Die meisten Hengste werden zweijährig kastriert, nur besonders vielversprechende Pferde dürfen Hengst bleiben.
Jessica Magens berichtet, dass keine Bedeckung von dreijährigen Stuten vorgenommen werde: „Wir züchten nur mit Pferden, von deren Reitpferdeeigenschaften, Springqualität und Gesundheit wir überzeugt sind und die sich auf dem Turnier bewährt haben. Ein gutes Beispiel ist unsere Stute Espanola von Cachas-Quick Star, die bereits als Siebenjährige S-Springen gewann. Wir nahmen sie achtjährig in die Zucht. Seitdem hat sie jedes Jahr ein Fohlen geboren. Heute ist Espanola zwölf Jahre alt.“
Internationale Erfolge
Der auf Hof Magens gepflegte Stutenstamm 8769 steht für leistungsbereite Pferde mit internationalen Erfolgen. „Obwohl der Stamm erst seit den 1970er Jahren besteht und zahlenmäßig keine allzu große Population aufweist, brachte er schon mehr als 45 Springpferde hervor, die international auf 1,60-Meter-Niveau erfolgreich waren“, erzählt Jessica Magens. So gewann Nobless M, Enkelin der Stammstute Bühne, 2008 bei den Olympischen Sommerspielen in Hongkong Teambronze für die Schweiz. Der Fuchswallach Castiel ist aktuell mit dem Schweizer Nachwuchstalent Bryan Balsiger über 1,55 m erfolgreich.
Zusätzlich zum Stamm 8769 wird auf dem Hof auch erfolgreich mit dem Stamm 308 gezüchtet. Unter anderem erlangte die Stute Cute Girl 2021 in Frankreich mit dem Australier Kevin McNab den Weltmeistertitel der siebenjährigen Vielseitigkeitspferde. Die Kanadierin Erynn Ballard reitet Ginger Ask, eine Stute von Casall-Levisto, zurzeit sehr erfolgreich in den USA in S****-Springen.
Auch mehrere gekörte Hengste stammen vom Hof Magens, zum Beispiel Lamont (Siegerhengst in Neumünster 2005), Camarque (Reservesieger in Redefin) und Quibery (Deckhengst beim Holsteiner Verband, Landeschampion 2016 der fünfjährigen Springpferde in Elmshorn). Tochter Lena stellt ausschließlich selbst gezogene Pferde auf Turnieren vor. „Mit der Stute Crema nahm sie an den Deutschen Meisterschaften der Children teil. Diese Stute haben wir inzwischen in die Zucht genommen. Zurzeit reitet Lena zwei Pferde, mit denen sie auf S**-Niveau erfolgreich ist.“
Trotz der vielen Erfolge ist der Alltag als Züchter herausfordernd. „Die Kosten steigen stetig, sei es für Tierarzt, Löhne, Ausbildung oder Turnierteilnahmen“, erklärt Jessica Magens. „Wir haben das Glück, als Familie zusammenzuarbeiten – das macht vieles leichter. Außerdem sind Pferdezucht und Landwirtschaft unsere Leidenschaft.“