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Feldtage zu effizienter Wirtschaftsdüngerausbringung

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An zwei Feldtagen in Sarlhusen und Futterkamp informierten sich rund 60 Interessierte zu den Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) und konnten mehr über Gülleansäuerung während der Ausbringung sowie den Einsatz von NIR-Sensoren erfahren. Die MuD „Säure+“ und „NIRS“ befassen sich mit der effizienten Nährstoffausnutzung in Wirtschaftsdüngern.

Das MuD „Säure+“ wird von der Landwirtschaftskammer (LKSH) betreut und beschäftigt sich mit der Gülleansäuerung während der Ausbringung in wachsende Bestände. Die Ansäuerung erfolgt über das SyreN-System und wird derzeit an sieben Standorten in Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit den Lohnunternehmen Brockmann GmbH & Co. KG und Blunk GmbH im Praxiseinsatz erprobt. Durch die Gülleansäuerung können Ammoniakemissionen eingespart sowie die N-Ausnutzung gesteigert werden.

Emissionsmessungen direkt nach der Ausbringung in Futterkamp Foto: Michael Bustorff

Der Einsatz von NIR-Sensoren zur Quantifizierung der Nährstoffgehalte in flüssigen Wirtschaftsdüngern wird derzeit im Rahmen des MuD „NIRS” vom FuE-Zentrum der FH Kiel GmbH erprobt. Die NIRS-Technik wird momentan von mehreren Lohnunternehmern eingesetzt, darunter Brockmann GmbH & Co. KG und Blunk GmbH, um die Praxistauglichkeit der Sensoren zu überprüfen. NIR-Sensoren ermöglichen eine kontinuierliche Analyse von Gülle und Gärresten während der Ausbringung und können so bei einer bedarfsgerechten Düngung unterstützen. Mithilfe der Technik können Nährstoffe gezielter eingesetzt und Verluste reduziert werden.

Nachdem eine theoretische Einführung in die Themen Gülleansäuerung und NIRS stattgefunden hatte, konnten die Besucherinnen und Besucher die Techniken vor Ort besichtigen und in den Austausch mit Lohnunternehmern sowie teilnehmenden Betrieben und den Projektleitern treten. So konnten spannende Themen, zum Beispiel die Kosten der Techniken, genaue Funktionsweise sowie die Umsetzung in der Praxis und erste Erkenntnisse aus den laufenden Projekten, diskutiert werden. Ergänzend wurden Ad-hoc-NH3-Emissionsmessungen durchgeführt, um das Reduktionspotenzial der Gülleansäuerung zu veranschaulichen. Die Emissionsmessungen zeigten, dass gegenüber nicht angesäuerter Gülle die NH3-Emissionen um bis zu 79 % durch die Gülleansäuerung reduziert werden konnten.

Ziel ist es, den Landwirten durch Feldtage dieser Art Werkzeuge für eine effizientere Wirtschaftsdüngerausbringung näherzubringen. Aus den in beiden Projekten gesammelten Erfahrungen sollen zudem Handlungsempfehlungen für die Praxis herausgearbeitet werden. Mehr dazu im Artikel von Lea Steffensen – Nährstoffmanagement für die Ostsee, Teil 6 – in der Bauernblatt-Ausgabe 34/2025.
Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 2821ABS420.

In Sarlhusen konnten aufgrund der nassen Witterung und einer eingeschränkten Befahrbarkeit Emissionsmessungen nur beispielhaft durchgeführt werden, da keine Ausbringung möglich war. Foto: Ann-Kathrin Stephan

28. Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg

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Für zwei Tage wurde der Landesturnierplatz in Bad Segeberg wieder in ein kunterbuntes Paradies für Pferdefreunde und Familien verwandelt. Sie feierten den Breitensport mit all seinen Facetten: vom Islandpferd bis zum Gespannfahrer und Voltigierer, von Western- und Barockreitern bis zu den rasanten Mounted Games. Mehr als 80 Wettbewerbe auf elf Plätzen waren ausgeschrieben.

Ein vielseitiges Prüfungsangebot, die unmittelbare Nähe zum Pferd und eine harmonische, entspannte Atmosphäre zeichneten die größte Breitensportveranstaltung Norddeutschlands in diesem Jahr aus. Diverse Prüfungen standen auf dem Programm, von Geschicklichkeitswettbewerben und Gelassenheitsprüfungen über Führzügelwettbewerbe, Fahrprüfungen und Horse Agility bis Hobby Horsing, Mounted Games und Bodenarbeit.

Zum Programm gehörten Prüfungen für alle Altersklassen und Niveaus. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag

„Hier auf dem Pferdefest des Nordens geht es nicht um den klassischen Turniersport, bei dem der Leistungsgedanke im Vordergrund steht, sondern vielmehr darum, Erfahrungen zu sammeln, ein tolles Wochenende mit dem Pferd zu verbringen, und um das Erlebnis an sich“, erklärte Miriam Engel-Zinßius, Referentin für Breitensport, Vereine und Betriebe beim Pferde­sportverband Schleswig-Holstein (PSH).

„Es ist immer wieder aufs Neue ein buntes und abwechslungsreiches Wochenende. Hier herrscht ein nettes Miteinander und der Spaß steht im Vordergrund“, berichtete eine Teilnehmerin, die seit mehr als 20 Jahren zum Landesbreitensportturnier kommt. Bereits am Freitagabend reiste sie mit ihren vier Welsh Ponys an und baute mobile Paddocks auf, damit die Vierbeiner in Ruhe auf dem großen Veranstaltungsgelände ankommen konnten: „Hier gibt es jede Menge zu sehen, und mir ist wichtig, dass auch meine Pferde ein ebenso schönes Wochenende haben wie ich.“

Nancy John und Manolo vom Probsteier Reitverein Schönberg, Kreis Plön, holten sich mehrere Schleifen und einen Sieg. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag

Zum Abschluss des Turniers resümierte Engel-Zinßius: „Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches Wochenende mit hervorragendem Wetter zurück. Die zahlreichen Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten, und auch alle Teilnehmer zeigten sich durchweg zufrieden. Besonders erfreulich war die positive Resonanz der Vereine und Betriebe, die in diesem Jahr erstmals beim Pferdefest des Nordens vertreten waren.“ Sie lobte die enge Zusammenarbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer: „Die Prüfungen und Wettbewerbe werden eigenständig durchgeführt. Der PSH unterstützt in Planung und Organisation. Das Ehrenamt arbeitet hier wirklich Hand in Hand.“

Hobby Horsing wird immer beliebter. Neun Wettbewerbe waren ausgeschrieben, darunter auch Springen. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag

Im Hobby Horsing wurde unter neuer Leitung zum ersten Mal ein Geschicklichkeitswettbewerb angeboten. Die Mounted-Games-Reiter präsentierten mit der neuen Einsteigerklasse ein spannendes Prüfungsformat. Auch die Working Equitation war wieder ein beliebter Programmpunkt. In der Prüfung „Das alte Pferd“ durften ausschließlich Pferde ab 20 Jahren eine Kür zeigen.

Im nächsten Jahr richtet der PSH das Bundespferdefestival aus, das aufgrund einer Termindoppelung mit den Weltreiterspielen in Aachen am 8. und 9. August 2026 in Bad Segeberg stattfinden wird.
pm

Auch die Westernreiter waren in Bad Segeberg wieder mit einigen Prüfungen dabei. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Voltigieren wurde wieder in verschiedenen Disziplinen ausgetragen: einzeln, in Gruppen, mit und ohne Kostüm. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Das Pferdestammbuch Schleswig-Holstein/Hamburg war mit einem Fohlenchampionat und einem Jungzüchterwettbewerb vertreten. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Beim Landesbreitensportturnier gibt es viel zu sehen und ganz viel Pferdeliebe. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag


Schützende Decke für den Gartenboden

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Wer seinen Boden mit Mulch abdeckt, kommt in den Genuss vieler Vorteile. Neben der Ästhetik geht es vor allem um den praktische Nutzen. Die schützende Bodenabdeckung verbessert die Bodenqualität und wirkt sich damit positiv auf das Pflanzenwachstum aus. Der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens ist dank der verminderten Verdunstung höher als ohne Mulchschicht.

Auch der Aufwand für Hacken und Jäten ist deutlich geringer als auf nackter Erdoberfläche. Doch stellt sich immer wieder die Frage, welches Material sich am besten eignet. Hier findet sich eine Auflistung der verschiedenen Materialien mit ihren Vor- und Nachteilen.

Rasenschnitt: Das feine, leichte Material eignet sich sehr gut zum Mulchen auf allen Flächen, besonders im Gemüse- und Beerengarten, aber auch auf Baumscheiben. Das Gras wird in lockeren, dünnen Schichten ausgebreitet. Bei Bedarf streut man einfach eine neue Schicht nach. Insbesondere bis Anfang Juli zersetzt sich der Rasenschnitt recht zügig und ist nach zehn bis 14 Tagen meist zu erneuern. Das wenige Unkraut, das seinen Weg durch den Mulch findet, ist leicht zu entfernen. Vorsicht: Zu dicke Schichten können je nach Witterung faulen und damit die Sauerstoffzufuhr des Bodens hemmen. Sich zersetzender Rasenschnitt führt dem Boden wertvollen Humus zu.

Zersetzt sich der Rasenschnitt, breitet man einfach nach dem nächsten Mähen eine weitere Schicht aus. Foto: Karin Stern
Unter Gehölzen empfiehlt sich die Verwendung von Rindenmulch.
Foto: Karin Stern

Rindenmulch: Sehr gutes Material für Rabatten, Wege, unter Zierbüschen und auf Baumscheiben. Beim Kauf von Sackware besser auf eine grobe, länger haltbare Körnung achten. Feine Körnungen zersetzen sich schneller und müssen teils nach einem Jahr schon wieder erneuert werden. Im Baustoffhandel oder beim Landschaftsgärtner kann man auch lose Ware bekommen. Tipp: Preise mit Sackware aus dem Baumarkt vergleichen! Wichtig zu wissen: Rindenmulch entzieht beim Zersetzen dem Boden Stickstoff. Damit die Pflanzen keinen Mangel leiden, bei Bedarf eine Extraportion Stickstoff als Ausgleich geben.

Rindenmulch eignet sich sehr gut als Wegbelag. Foto: Karin Stern

Rindenhumus, Rindenkompost: Dabei handelt es sich um kompostierte Nadelholzrinde. Sie ist besonders für Pflanzen gut verträglich, die eher sauren Boden lieben (Rhododendron, Azaleen, Heidelbeeren). Rindenkompost bindet nicht so viel Stickstoff wie Rindenmulch, muss aber schneller ersetzt werden.

Pinienrinde: Pinienrinde ist an ihrer rotbraunen Färbung erkennbar. Sie zersetzt sich langsamer als Rindenmulch und verbreitet in den ersten Tagen im Gegensatz zu diesem keinen säuerlichen Geruch. Die Rinde sieht sehr dekorativ aus, ist allerdings deutlich teurer als gewöhnlicher Rindenmulch. Teilweise auch in anderen Farben erhältlich

Sägemehl und Hobelspäne: Beides bekommt man meist kostenlos und die Unkrautunterdrückung ist zufriedenstellend. Allerdings sieht das Material durch die helle Farbe unnatürlich aus und fliegt in trockenem Zustand bei windigem Wetter quer durch eigenen Garten und auch gern in den des Nachbarn.

Laub: Da es nur im Herbst anfällt, eignet es sich gut zur Abdeckung von Staudenrabatten und zum Verteilen unter Zierbüschen, Beerenobst oder auf Baumscheiben.

Heu: Aufgrund der Vielzahlt enthaltener Unkrautsamen ungeeignet, auch wenn es von der Struktur her optimal wäre und in vielen Betrieben zur Verfügung steht.

Stroh ist das perfekte Mulchmaterial für Erdbeeren. Die Früchte bleiben sauber und Unkraut hat keine Chance. Foto: Karin Stern

Stroh: Für Staudenrabatten aus optischen Gründen eher ungeeignet. Sehr gut im Gemüsegarten unter Zucchini, Gurken und Erdbeeren zum Sauberhalten der Früchte einsetzbar. Weizen- und Gerstenstroh verrottet allerdings schlecht. Wer die Reste im Herbst nicht untergräbt, muss die Halme im Frühjahr mühsam abrechen.

Unkrautvlies: Ein sehr gutes Material für Stauden- und Gehölzrabatten sowie unter Wegbelägen. Empfehlenswert ist die Verwendung bei einer Neuanlage oder beim „Großputz“ mit Staudenteilung und -neupflanzung. Flächig aufgelegt, werden die Pflanzen und Blumenzwiebeln anschließend durch eingeschnittene Schlitze in den Boden gesetzt. Das Vlies unterdrückt Unkraut, ist atmungsaktiv und lässt Wasser sowie Nährstoffe in den Boden gelangen. Wird abgepackt oder als Rollenware mit verschiedenen Breiten angeboten. Die Stärke hängt von der Beanspruchung ab (Zierbeet oder unter Wegbelag). Klarer Nachteil: Da Unkrautvlies meist aus Kunstfasern besteht, kann dadurch Mikroplastik in den Boden gelangen.

Sinnvolle Verwertung der Rhabarberblätter als Bodenabdeckung im Tomatenbeet. Foto: Karin Stern

Frische Gartenabfälle: Sie eignen sich sehr gut zum Mulchen im Gemüsegarten, wenn ausreichende Mengen anfallen, zum Beispiel Außenblätter von Kohl. Auch Brennnesseln und Beinwell eignen sich vor dem Samenansatz (!). Sie verrotten auf dem Boden und reichern diesen mit Humus an.

Im Baumarkt bekommt man Zierkies zur Bodenabdeckung in verschiedenen Farben und Sortierungen. Foto: Karin Stern

Kies oder Splitt: Passen gut an trockene Standorte wie Steingärten oder ins Kräuterbeet. Das Material speichert Wärme, lässt Wasser und Luft an den Boden und muss nicht ständig erneuert werden. Allerdings vermischen sich Kies oder Splitt im Laufe der Zeit mit der oberen Bodenschicht und unterdrücken nur bedingt Unkraut. An Böschungen rutscht das Material leicht ab.

Blähton speichert die Sonnenwärme und sorgt für ein mediterranes Klima im Kräuterbeet. Foto: Karin Stern
Kies passt gut als Mulchmaterial in Beete mit trockenheitsverträglichen Pflanzen. Foto: Karin Stern


Wohlfühloase für Genießer-Schweine

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Wie sieht Schweinehaltung aus, wenn Platz, Transparenz und ­regionale Kreisläufe im Vordergrund stehen? Eine innovative Genossenschaft in Mittelsachsen zeigt, was möglich ist.

Wie kommt man auf die Idee, einen Außenklimastall mit Auslauf zu bauen, in dem die Schweine extra viel Platz und Luft haben, im Stroh toben können und mit regionalem Futter inklusive Leinsamenextraktionsschrot gefüttert werden? Und noch dazu der Bau eines eigenen Schlachthofs direkt neben dem Stall? „Ganz einfach“, sagt Jan Gumpert, Vorstandsvorsitzender der Genießergenossenschaft Sachsen in Königshain. So wie das Schweine-Business und die Bezahlung laufe, wolle er nicht weitermachen, hat er 2020 beschlossen. Er informierte sich was Verbraucher wollen und nachfragen. So kam er auf die Idee, eine wie er sagt „Stalloase“ zu bauen, in der die Tiere ihr Leben genießen. Verbraucher können das regional erzeugte Fleisch mit einem Plus an Omega-3-Fettsäuren genießen und würden damit eine gute Tierhaltung unterstützen.

An den Metallschienen läuft der Strohroboter. 

Gründung einer Genossenschaft

Jan Gumpert ist ein groß gewachsener Mann, der häufig ein Lächeln auf den Lippen trägt. Der studierte Landwirt sammelte viel Erfahrung im Leiten und Weiterentwickeln von Genossenschaften. Im Jahr 2000 kam er zur Agraset-­Agrargenossenschaft Naundorf, dem Partnerbetrieb der kürzlich gegründeten Genießergenossenschaft. Zu Agraset gehören neben rund 5.000 ha Ackerbau, 1.000 Milchkühen auch 560 Zuchtsauen und 6.000 Schweinemastplätze.

Zusammen mit seinen langjährigen Mitarbeiterinnen Stephanie Friebel und Ute Nebelung sowie dem Vorstand der Volksbank Mittweida, Leonhard Zintl, entwickelte Jan Gumpert die Idee, die Genießergenossenschaft zu gründen. 2020/21 sehen sie sich viele Ställe an, stellen ihr Konzept bei der Volksbank Mittweida vor und versuchen potenzielle Genossenschaftsmitglieder für das Vorhaben zu gewinnen. Im Mai 2020 gründen sie die Genießergenossenschaft zusammen mit mehreren Landwirten, dem Genossenschaftsverband und der örtlichen Volksbank.

Gefunden haben Jan Gumpert und sein Team die Genossen über das Bekanntmachen bei Veranstaltungen und über Medienberichte. Viele Mitglieder seien bereits lange im Netzwerk der Agraset. Die meisten von ihnen sind Städter und leben in Sachsen. „Die können sich ja schließlich kein Schwein auf dem Balkon halten“, erklärt Jan Gumpert und lacht. „Deshalb haben sie sich uns als Bauern des Vertrauens gesucht. Wir dürfen ihre Schweine halten und erhalten dafür auch Wertschätzung.“ Mittlerweile gibt es rund 450 Anteilseigner. Die Genießergenossen erhalten ihre Dividende in Form von Wurst und/oder Geld.

Jan Gumpert ist maßgeblich für die Geschicke der Genießergenossenschaft verantwortlich.
Auf der Besucherplattform gibt Ute Nebelung Interessierten einen Stalleinblick.
Das Flatdeck bietet Platz für 440 Tiere, die hier bis zum 56. Lebenstag bleiben.
Der Auslauf ist überdacht, damit die Schweine vor einem Sonnenbrand geschützt werden.

Tierwohlstall aus Holzelementen

Eineinhalb Baujahre dauerte es, bis aus dem Traum Wirklichkeit wurde. Im August 2023 erfolgte die Einstallung der ersten 700 Mastläufer, die der Betrieb von der 2 km entfernten Agraset erwirbt. Um das Weihnachtsgeschäft mitnehmen zu können, werden die Tiere mit einem Gewicht von 8 bis 50 kg eingestallt. Insgesamt ist der Stall für bis zu 1.760 Tiere ausgelegt.

Der 165 m x 36 m große Stall wurde nach eigenen Vorstellungen und in Abstimmung mit Experten des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie geplant. Beim Betreten fällt sofort der 10 m hohe und 4 m breite First auf. In Kombination mit dem verbauten Holz erinnert das Dach an eine Reithalle. Er sei ein nachhaltiger Holzwurm, sagt Gumpert. „Holz ist nun mal der einzige Baustoff, in dem Kohlenstoffdioxid gespeichert wird“. Deshalb wurde viel Holz verbaut.

Der Stall gliedert sich in drei Teile. Im Flatdeck für Tiere im Alter von 28 bis 56 Lebenstagen finden bis zu 440 Schweine Platz. Der Mittelmastbereich ist jeweils für bis zu 165 Tiere ausgelegt. In einem Endmastabteil werden bis zu 80 Tiere 27 Wochen alt.

Alle Buchten sind mit Stroh eingestreut. Tiere der Mittelmast und Endmast haben jederzeit die Möglichkeit, in den überdachten Auslauf zu wechseln. Dort befindet sich auch eine bis zu 5 cm tiefe Suhle. Im Durchschnitt steht jedem Schwein mindestens 2 m² Platz zu. Die Anlage entspricht der Haltungsform 4. „Aber das interessiert hier niemanden“, sagt Gumpert. „Den Haltungsform-Zirkus müssen wir nicht mitmachen.“

Fazit

In Sachsen hat eine neu gegründete Genossenschaft einen Tierwohlstall gebaut. Der Betrieb kombiniert Tierwohl, Nachhaltigkeit und Transparenz, ohne auf das Bio-Siegel zu setzen. Mit eigenem Schlachthaus wird das Fleisch direkt an Verbraucher vermarktet.

Lesen Sie hier Teil 2: https://www.bauernblatt.com/wohlfuehloase-fuer-geniesser-schweine-2/


Genießergenossenschaft Sachsen eG

09306 Königshain-Wiederau

Betriebszweige: Schweinemast nach höchsten Tierwohlstandards und mit eigener Schlachtung, Ackerbau

Landwirtschaftliche Nutzfläche: 221 ha

Angebaute Kulturen: Weizen, Gerste, Öllein, Mais, Hafer, ­Kartoffeln, Grasvermehrung

Arbeitskräfte: 3 AK

Schweinemast (vergleichbar Haltungsstufe 4)

Anzahl Plätze: 1.760

Genetik: Mutter: Dänische Landrasse x Dänische Edelschwein,

Vater: Duroc

Ringelschwanz

Masttagszunahmen: 750 g

Verluste: 2 %

Umtriebe: 1,7 pro Jahr (Mastdauer ca. 200 Tage)

Mastendgewicht: 150 bis 160 kg

Vermarktung: direkt an Endverbraucher (Genießergenossen, Hofläden, Gastronomie, Onlineshop)


Schwierige Erntebedingungen in Schleswig-Holstein

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Die diesjährige ­(Getreide)ernte in Schleswig-Holstein wird durch anhaltende ­Regenfälle massiv erschwert. Die Böden sind vielerorts zu weich für den Einsatz schwerer Maschinen, was zu Verzögerungen und zusätzlichen Kosten führt. Feuchtes Getreide muss nach der Ernte aufwendig getrocknet werden, um lagerfähig zu sein. Sollte man längere Stoppellängen, um die Ernte zu erleichtern, rausnehmen?

Die anzustrebende Feuchte für eine qualitative Lagerung ist bei 15 % erreicht (und beim Raps bei 9 %), die Kosten dafür steigen mit dem Wassergehalt des Ernteguts. Bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 20 % liegen die Trocknungskosten bei etwa 48,30 €/t (nach Berechnungen des RKL, Rendsburg), was gegenüber optimalen Bedingungen Mehrkosten von bis zu 37 €/t bedeutet – denn es sind je Trocknungsdurchgang maximal 4 % Feuchtereduktion möglich, und das bedeutet bei 20 % Erntefeuchte und angestrebten 14,5 bis 15 % Lagerfeuchte mindestens zwei Trocknungsdurchgänge.

Diese schwierigen Bedingungen erfordern eine gute Mähdreschereinstellung genauso wie eine sorgsame Planung der Erntelogistik (Einlagerung, Trocknung und Belüftung). Besonders die TS-Gehalte, aber auch die Inhaltsstoffe (Protein, Öl, Stärke) sind für die weitere Verarbeitung interessant und bilden die Basis. Eigene Untersuchungen auf Praxisbetrieben in Schleswig-Holstein zur Güte der Qualität der eingesetzten NIRS-Sensoren und der damit eingesetzten Kalibrationsmodelle zeigen deutlich, dass die Technik stabil funktioniert und die Betriebe mit den erzeugten Ergebnissen gut arbeiten sowie die Erntepartien gezielt an die Qualitätsanforderungen angepasst lagern.

Bodenbearbeitung unter nassen Bedingungen

Die Arbeitserledigungskosten für die Bodenbearbeitung steigen bei nassen Böden deutlich an. Dafür sind unter anderem ein höherer Dieselverbrauch durch schlechtere Traktion (Schlupf und Spurtiefen als Indikatoren), mehr Reparatur- und Wartungsaufwand an den Maschinen oder längere Arbeitszeitfenster für die Stoppelbearbeitung, Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung durch häufige witterungsbedingte Unterbrechungen verantwortlich.

Laut Modellrechnungen aus der Praxis können die Mehrkosten bei nasser Bodenbearbeitung bis zu 25 bis 40 €/ha betragen. Bei besonders schweren Böden oder intensiver Nutzung können diese Werte sogar noch höher liegen. Hinzu kommen mögliche Folgekosten durch Bodenverdichtung, deren Beseitigung (zum Beispiel durch Tiefenlockerung) weitere 20 bis 50 €/ha Folgekosten verursacht.

Verlustmessschale mit Rapsstroh und Körnern

Risikominderung und wirtschaftlicher Druck

Neben den höheren Trocknungskosten und der erschwerten Bodenbearbeitung kommen höhere Maschinenkosten, längere Arbeitszeiten und mögliche Qualitätseinbußen hinzu. Viele Landwirte stehen vor der Entscheidung, ob sie die Ernte unter schwierigen Bedingungen einfahren oder auf eine Wetterbesserung hoffen – mit dem Risiko weiterer Verluste.

Eine weitere Option bietet der Hochschnitt: Der Mähdrescher ist in erster Linie für die Körnerernte gedacht, das Stroh aber belastet ihn sehr. Doch ganz so einfach wird es nicht. Viele gegensätzliche Gesichtspunkte sind zu bedenken.

Vorteile des Hochschnitts im Überblick

Der Mähdrescher hat beim Hochschnitt weniger an dem sperrigen Stroh zu verarbeiten, der Durchsatz steigt, die Schüttlerverluste sinken. Der untere Teil des Halms hat mit zum Beispiel 5 mm einen größeren Durchmesser als oben mit 3,5 mm und weist eine höhere Feuchtigkeit auf. Dieses zähe Material bleibt also auf der Fläche, Beanspruchung und Verschleiß der Maschine werden zurückgehen. Die hohe Feuchtigkeit in unteren Bereich, gegebenenfalls ergänzt von Unkraut, tritt nicht beim Druschvorgang auf das Korn über.

Das spart Trocknungskosten. Doch scheint es übertrieben, wenn man von 4 % höherer Kornfeuchte liest. Danach wären 18 % im Korntank nur 14 % auf dem Halm.

Insgesamt bedeutet das: Der Mähdrescher

kann mehr schaffen

kann früher den Tag beginnen und später aufhören

benötigt weniger Diesel

Und worin bestehen die Nachteile?

Statt des Mähdreschers werden nun die langen Stoppeln in einem gesonderten Arbeitsgang geschlegelt. Die Stoppel- und Bodenbearbeitung kann unter günstigen Bedingungen auch mit langen Halmen fertig werden. Das Keimen der Ausfallkörner und später der Feldaufgang in der Mulchsaat scheinen unsicher.

Wie ist all das im Einzelnen zu sehen?

Zunächst stellt sich die Frage, wie hoch die Stoppeln sein können, wie hoch die niedrigsten Ähren stehen. Die Abbildung deutet für den aufrechtstehenden Bestand darauf, dass nur die Hälfte des Strohs anfällt.

Aber herabhängende Ähren (Wintergerste) reduzieren die Höhe schnell um 10 bis 20 cm. Eine sorgfältige Aussaat und Bestandsführung fördern den gleichmäßigen Wuchs. Kurzwüchsige Sorten oder stark eingekürzte Bestände reduzieren ebenfalls die Effekte des hohen Schnitts. Auf keinen Fall darf man Ährenverluste hinnehmen: 5 Ähren/m² entsprechen etwa 1 % des Ertrags, also 1 dt/ha. Der Fahrer muss also sehr aufmerksam das Schneidwerk unterhalb der Ähren führen, und das bei einer möglichen Geschwindigkeit von 8 bis 12 km/h. Dann sollte er von anderen Aufgaben weitgehend entlastet sein – die automatische Lenkung wäre sinnvoll. Bisher gibt es keinen Sensor, der die Ähren erkennt und die Schneidwerkshöhe steuert. Die bisherige Tiefenführung reicht ohnehin nur bis etwa 30 cm, also nicht bis zum möglichen Hochschnitt.

Ergebnisse zur Stoppelhöhe

Der geringere Strohdurchsatz mindert die Antriebsleistung der gesamten Maschine und darunter vor allem die für den Häcksler. Dazu hat die Fachhochschule zusammen mit dem Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik Messungen durchgeführt. Auf Fehmarn hat Dr. Hans-Heinrich Voßhenrich gemeinsam mit der DLG den Dieselverbrauch des Mähdreschers und die Antriebsleistung des Häckslers gemessen. Die Stoppelhöhe wurde in Stufen von 10 cm bis auf soeben möglichen 40 cm gesteigert, die Geschwindigkeit blieb konstant.

Der erste Schritt, die Stoppelhöhe von 10 auf 20 cm zu steigern, brachte mit 20 kW am Häcksler den höchsten Effekt. Die letzte Stufe bringt nur einen geringen Vorteil, der angesichts des Risikos, dass Ähren verloren gehen, nicht lohnt.

Ähnlich liegt die Tendenz beim Dieselverbrauch. Dieser geht von 29 auf 19 l/ha zurück, mit der gleichen Maschine unter sehr trockenen Bedingungen von 20 auf 14 l/ha. Außerdem zeigte sich ein deutlicher Einfluss der Sorte. Also ist hier mit einer Einsparung von 6 bis 10 l/ha zu rechnen – die aber von einem zusätzlichen Schlegel-Arbeitsgang mit etwa 8 l/ha kompensiert werden könnte. Andererseits kann dieser Arbeitsgang außerhalb der Mähdruschzeit durchgeführt werden. Der um 25 % geringere Verbrauch entspricht der geringeren Auslastung des Motors. Also könnte der Mähdrescher schneller fahren und mehr Fläche schaffen.

Der Effekt der Geschwindigkeit wurde mit dem Mähdrescher erfasst. Der Fahrer hat engagiert die Geschwindigkeit und vor allem die Schnitthöhe in dem nicht gleichmäßigen Bestand angepasst. Die Streuung der Messwerte veranschaulichen die wechselnden Bedingungen: mal hingen Ähren weit herunter, mal trat nesterweise Lager auf, bei dem der Fahrer das gesamte Schneidwerk absenken musste. Obwohl nur etwa die Hälfte der Strohmasse durch die Maschine ging, stiegen Geschwindigkeit und Korndurchsatz (siehe Tabelle 2) wegen der Bedingungen nur um ein Drittel.

Der Leistungsbedarf für den Häcksler ging um 14 % zurück, die Maschine war angesichts der heterogenen Verhältnisse nicht voll ausgelastet. Insgesamt kann man 30 % mehr schaffen, ohne dass die Druschverluste steigen, also sind die guten Stunden besser zu nutzen und Trocknungskosten zu sparen. Diese Vorzüge lassen sich mit etwa 10 bis 5 €/ha bewerten. Der Dieselverbrauch geht angesichts der gesteigerten Leistung um 3 l/ ha also 3 €/ha zurück.

Folgen für Boden und Aussaat?

Derzeit wird mit verschiedenen Geräten experimentiert, wie man mit den langen Stoppeln fertig werden kann. Im ersten Arbeitsgang sollen die Stoppeln nicht völlig gelöst werden und zu einem Teil mit Erde bedeckt werden. Bei günstiger Witterung gelingt das. Die spätere, tiefe Bearbeitung muss dem Saatkorn genügend Erde anbieten, zu viel Stroh stört die kapillare Wasserversorgung dagegen. In ersten Erfahrungen bereiten 20 cm keine Probleme, Strohlängen von 30 cm verlangen aber eine tiefe Bearbeitung. Das lange Stroh liegt obenauf und bildet eine Bedeckung von 30 %. Die Messungen zum Feldaufgang überraschten angesichts der geringen Einbuße durch die große Strohmasse. Das mag dazu verleiten, auch einen Arbeitsgang wegzulassen: also dem langen Stoppeln den Schutz vor Verdunstung und die Keimbedingungen für Unkraut zu überlassen. Doch ein solcher Optimismus wird allzu schnell von Ernüchterung abgelöst, wenn die Witterungsverhältnisse weniger günstig sind.

Fazit

Der Hochschnitt mit dem Standardschneidwerk bietet die Chance, den Mähdrescher rationeller einzusetzen. Dazu muss der einzelne Praktiker eigene Erfahrungen sammeln. Vor allem sieht er sich neuen Aufgaben gegenüber, mit den langen Stoppeln fertig zu werden – nachdem er gerade froh geworden war mit niedrigem Schnitt und kurz gehäckseltem Stroh.

Frisches Gras vom Feld direkt zur Kuh

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Autonom Gras mähen und es ­direkt in den Stall bringen und verfüttern – das verspricht ein neuer Roboter. Auf einem Milchviehbetrieb im Kreis Leer ist er erstmals in Deutschland im Einsatz. Wie das funktioniert, ­erklärt der folgende Beitrag.

Nach und nach füllen sich die Plätze am Futtertisch. Noch vor wenigen Minuten standen hier nur einzelne Kühe, während die anderen wiederkauend in den Liegeboxen lagen. Jetzt streckt eine Kuh nach der anderen den Kopf durch das Fressgitter und blickt erwartungsvoll in Richtung des großen schwarzen Fahrzeugs, das sich langsam über den Futtertisch bewegt und frisches Gras ablädt. Sobald aufgetischt ist, versenken die Kühe eine nach der anderen die Nasen im saftigen Grün und beginnen zu fressen.

Mähen und füttern

Dies alles geschieht auf dem Betrieb Dickebohm im ostfriesischen Leer. Dieser nutzt seit Oktober 2024 als erster Testbetrieb in Deutschland den Roboter Exos - laut Hersteller Lely die erste vollautomatische Lösung, die mehrmals täglich frisches Gras erntet und im Stall verfüttert.

Vorgestellt hat das Unternehmen den Roboter schon 2020. In den Niederlanden sind bereits 20 Modelle auf Praxisbetrieben im Einsatz. Mittlerweile ist der Exos aber laut Lely auch in Deutschland bereit für den Vertrieb, sodass auch hier zeitnah weitere dazukommen sollen. Der erste Eindruck von Betriebsleiter Vinzenz Dickebohm ist positiv. „Das System war in kürzester Zeit startbereit und die Kühe haben es von Anfang an gut angenommen“, schildert er. Im vergangenen Herbst war der Roboter nur noch 50 Tage im Einsatz, hat in dieser Zeit aber rund 234.000 kg Frischgras geerntet. In diesem Jahr verzögerte sich der Beginn durch einen massiven Gänsebefall, doch seit Ende April ist der Exos auf den Flächen unterwegs. Bis zum jetzigen Besuch, Ende Mai, hatte er in 31 Tagen 130.000 kg Frischgras vorgelegt bei mittlerweile neun Ladungen von je etwa 1.000 kg pro Tag.

Fingerspitzengefühl nötig

„Wir haben langsam angefangen mit drei Touren am Tag und haben das nach und nach gesteigert, sodass pro Woche ein bis zwei Touren dazukamen. Inzwischen sind es acht bis neun Touren am Tag“, erklärt Vinzenz Dickebohm. Die größte Schwierigkeit sei das Management der Flächen: „Erst mussten wir wegen der Gänse später anfangen, dann war das Gras schon älter, nun wird das Gras weniger – da muss man erst einmal ausprobieren, was funktioniert, und das nötige Fingerspitzengefühl entwickeln.“ Wichtig sei, regelmäßig über die Flächen zu laufen, um Masse und Qualität des Aufwuchses zu begutachten und entsprechend zu reagieren.

Das Füttern funktioniert wie bei einem klassische Mischwagen mit einem Querförderband, das in beide Richtungen ausdosiert.

Der Betrieb Dickebohm

Vinzenz Dickebohm leitet den Betrieb mit seinem Vater. Zum Betrieb gehören rund 300 Milchkühe und 270 ha Fläche, davon 180 ha Grünland. Die Kälber und die weibliche Nachzucht sind auf zwei weiteren Betriebsstellen untergebracht. Das Melken übernehmen fünf Roboter. Seit Mai 2023 ist zudem die Fütterung automatisiert mit zwei automatischen Mischwagen.

Dieses System füttert nun im Wechsel mit dem Exos und legt neben dem Frischgras weiterhin eine Silageration vor. Die beiden Systeme kommunizieren über ein gemeinsames Datennetzwerk. Die Futterroboter messen beim Futteranschieben die Futterhöhe und stellen sicher, dass durch wechselnde Frischgras- und Silagevorlage immer genug Futter auf dem Futtertisch liegt. Die Ration besteht laut Vinzenz Dickebohm aus Gras, Mais, Soja, Raps, Maismehl und im Winter zusätzlich Getreide. Alle 14 Tage werden Futterproben genommen und etwa einmal die Woche wird die Ration angepasst.

Erkennbar ist dem jungen Landwirt zufolge bereits, dass sich durch die Frischgrasfütterung Kraftfutter einsparen lässt. Außerdem sei die Milchleistung gestiegen und die Fett- und Eiweißgehalte hätten sich verbessert. Die Herdenleistung liege mittlerweile bei rund 11.000 l bei 3,4 % Eiweiß und 4,1 % Fett.

Zudem sei die Grasnarbe durch das häufigere Mähen schon dichter geworden. Obwohl die Böden des Betriebes gerade bei Nässe schwer befahrbar seien, hinterlasse der Exos keine Spuren auf den Flächen. Laut Hersteller wurde er gezielt für weiche, empfindliche Böden entwickelt, um eine möglichst lange Vegetationsperiode nutzen zu können. Neben einem geringen Leergewicht von 3.400 kg sollen dazu vier einzeln angesteuerte Radmotoren beitragen.

Kunststoffleisten befördern das Gras vom Messerbalken nach oben und in den Tank.

Ernten, füttern und laden

Geschnitten wird das Gras mit einem 2 m breiten Doppelmesserbalken. Danach heben Kunststoffleisten es vom Messerbalken ab und befördern es nach oben, wo es in den dahinterliegenden Tank fällt. Über ein Band am Boden wird das Gras nach hinten befördert, sodass es locker liegen und nicht zusammengepresst werden soll. Der Tank fasst maximal 1.400 kg und die Maschine transportiert im Schnitt 1.000 kg Gras pro Fahrt. Sie erkennt, wenn der Tank voll ist, und fährt dann zurück zum Stall. Zum Abladen auf dem Futtertisch dienen zwei Walzen und ein Querförderband.

Nach dem Füttern fährt die vollelektrische Maschine zur Ladestation. Der Energieverbrauch liegt laut Hersteller bei 4 bis 5 kWh pro 1.000 kg Gras. Der Ladevorgang dauere 10 bis 30 min und eine Ladung reiche für 1,5 bis 2 h Fahrzeit. Benötigt werde ein 230 V/3×16A-Stromanschluss. Während des Ladens kann auch Flüssigdünger geladen werden, den der Exos über ein Düngergestänge hinter dem Messerbalken beim Mähen ausbringt. Ein 200-l-Düngertank soll die Ausbringung von bis zu 50 kg/ha Stickstoff ermöglichen. Diese Funktion testet Vinzenz Dickebohm erst ab diesem Jahr. Die gesamte Gülle im Betrieb wird separiert und die Feststoffe werden abgegeben. Die Flächen, die der Exos befährt, wurden Anfang des Jahres einmal mit Gülle gedüngt und sollen nun nur noch vom Roboter gedüngt werden.

Milchviehhalter Vinzenz Dickebohm

Navigation und Sicherheit

Der Exos erntet auf dem Betrieb Dickebohm auf einer Fläche von 60 ha arrondiert am Stall. Der Betrieb wurde mittels GPS eingemessen und es wurden Gräben und Hindernisse eingetragen sowie Grenzen, die die Maschine nicht überfahren darf. Auch Felder wurden eingeteilt und Vorgewende eingeplant. Der Weg über das Betriebsgelände ist festgelegt, aber sonst hat der Roboter keine festen Routen und berechnet seine Wege selbstständig. Per App teilt Vinzenz Dickebohm ihm ein Feld zu, woraufhin der Roboter dorthin fährt. Nach der Ernte nimmt er den kürzesten Weg zurück zum Stall, ohne dabei über ungemähtes Gras zu fahren. Bei der nächsten Tour mäht er da weiter, wo er zuvor aufgehört hat.

Im Freien navigiert der Roboter GPS-gesteuert, in Gebäuden mittels Ultraschallsensoren und Odometrie. Zur Hinderniserkennung dienen ein Rundum-Auffahrschutz sowie Stereokameras vorne und hinten. Erkennen sie Personen, Tiere oder Gegenstände im Fahrbereich, stoppt der Roboter, bis die Weiterfahrt händisch ausgelöst wird.

Vogelnester und andere Bereiche, die beim Mähen umfahren werden sollen, können per GPS-Koordinaten in der App markiert werden. Für andere Tiere geht Lely bei dem System von einem geringen Risiko aus, da in schmalen Streifen gemäht wird und sich die Maschine mit nur 3 km/h fortbewegt. Für die Ablage von Rehkitzen seien die Flächen zudem wenig attraktiv, da das Gras niedrig gehalten wird. Außerhalb vom Feld bewegt sich der Roboter mit einer Geschwindigkeit von maximal 1,2 m/s. Bevor er in den Stall fährt, kommuniziert er mit den anderen Futterrobotern und stellt sicher, dass der Stall frei ist.

Vorteile von Frischgras

Das Hauptargument für die Frischgrasfütterung sind die im Vergleich zu Silage oft höheren Gehalte an Energie und Eiweiß und die geringeren Verluste vom Feld bis zum Futtertisch. Lely verspricht daher auch einen positiven Einfluss des Systems auf den CO2-Fußabdruck der Betriebe: Sie könnten die Effizienz ihres Raufuttereinsatzes steigern und den Einsatz von zugekauften Futterkomponenten für die Energie- und Eiweißversorgung reduzieren. Der Wegfall von Futterwerbung und -transport und eine Ertragssteigerung durch das häufigere Mähen könnten die Nachhaltigkeit weiter steigern.

„Frischgrasfütterung ist in deutschen Milchviehbetrieben nur selten, aber ich fand das Konzept schon immer interessant“, erklärt Vinzenz Dickebohm. „Frischgras ist einfach ein gesundes Naturprodukt.“ Weidegang sei für den Betrieb wegen der Tierzahl und der Flächenbeschaffenheit nie eine Option gewesen. Das Frischgras in den Stall zu bringen, betrachtet der Landwirt aber als attraktive Alternative. So könne man die Vorteile der Frischgrasfütterung nutzen und gleichzeitig durch den Verzicht auf Futterwerbung und Silieren sowohl Kosten als auch Arbeitszeit einsparen. 

Fazit

Ein Roboter erntet, transportiert und füttert autonom Frischgras. Zusätzlich kann er beim Mähen Flüssigdünger ausbringen. Seit Herbst 2024 ist das erste System dieser Art auf einem Milchviehbetrieb in Leer im Einsatz.


Betriebliche Voraussetzungen

Laut Lely sind in der Regel keine betrieblichen Anpassungen nötig, um den Exos einzusetzen. Mit den Maßen von 3,50 m Höhe, 7 m Länge und 2,8 m Breite sowie einem Wendekreis von 6,3 m könne er im Grunde überall fahren, wo Traktoren fahren.

Allerdings kann das System nur in Kombination mit dem Fütterungssystem Vector oder dem Futteranschieberoboter Juno Max eingesetzt werden. Diese Systeme schieben das Futter nach, messen dabei die Futterhöhe und kommunizieren über ein gemeinsames Datennetzwerk mit dem Exos. Der Juno Max ist noch nicht am Markt, soll aber in Kombination mit dem Exos vermietet werden. Zudem braucht das System 4G auf der gesamten Fläche.

Laut Lely sind die Zielgruppe Betriebe ab einer Größe von 150 bis 400 Kühen mit 35 bis 40 ha Fläche direkt um den Betrieb. Zu öffentlichen Straßen müssen 5 m Abstand eingehalten werden. Die Preisempfehlung liege bei etwa 250.000 € plus 5.000 € Installationskosten. Dazu kommen die jährliche Wartung und Servicekosten.


Dienstleistungen für effizientere Waldbewirtschaftung

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Die moderne Forstwirtschaft steht vor vielfältigen Herausforderungen: Klimawandel, Schädlingsdruck, Naturschutzanforderungen, Verkehrssicherung und wirtschaftlicher Druck treffen auf immer knapper werdende Personalressourcen. Umso wichtiger ist es, effizient zu arbeiten und sich moderner Technologien zu bedienen. Drohnen bieten dabei ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten – von der Vitalitätskontrolle von einzelnen Waldbeständen bis zur Luftbilddokumentation ganzer Wälder.

Um Waldbesitzer und Bewirtschafter bei diesen Aufgaben gezielt zu unterstützen, hat sich die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer eine Drohne mit hochauflösender Kamera und zusätzlicher Wärmebildtechnik angeschafft. Damit können ab sofort Dienstleistungen für Waldbesitzende angeboten werden – schnell, kostengünstig und praxisnah.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Schadbaumerkennung bei der Borkenkäfersuche

Die Einsatzmöglichkeiten der Drohne sind vielfältig und reichen vom Waldschutz über die Verkehrssicherung bis in den Bereich Naturschutz. Im Bereich des Waldschutzes lassen sich frühzeitig Schäden durch Borkenkäfer oder Kupferstecher erkennen. Auch Vitalitätsprobleme, wie zum Beispiel durch Trockenheit, Schadinsekten an Laubbäumen wie etwa im Zusammenhang mit der Buchen- oder Eichen-Komplex-Krankheit, können erfasst werden. Einzelbaum- oder Bestandsaufnahmen ermöglichen auch im Zuge der Verkehrssicherung eine detaillierte Zustandserfassung.

Die GPS-Daten der Drohne können im Anschluss auch in Kartenprogrammen eingepflegt werden, um weitere Maßnahmen veranlassen zu können (zum Beispiel Unternehmereinsatz). Somit ist eine digitale Dokumentation möglich.

Auch im Naturschutz eröffnet die Technik neue Möglichkeiten: etwa bei der Gelegesuche oder Bruterfolgskontrolle geschützter Vogelarten wie Schwarzstorch oder Rotmilan. Die Erfassung von Artenbeständen in sensiblen Lebensräumen erfolgt dabei in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden. Darüber hinaus können mit der Drohne Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dokumentiert, Ökokonten kontrolliert oder Biotopstrukturen erfasst werden.

Was noch möglich ist

Für die Planung und Bewertung forstlicher Maßnahmen liefert die Drohne aktuelle Luftbilder, unterstützt bei der Vermessung von Flächen, Rückegassen oder Pflanzkulturen und ermöglicht die schnelle, wiederkehrende Beobachtung von Waldentwicklung.

Aufgrund des hohen Aufkommens der im Zuge des Waldumbaus entstandenen/entstehenden Kulturflächen ist eine Befliegung zur Lokalisierung von Wild in großen gezäunten Kulturen mithilfe der Wärmebildkamera effizient umzusetzen. Man spart sich dadurch das aufwendige Ablaufen der Zauntrassen und eine häufigere Kontrolle ist umsetzbar.

Zaunkontrolle/Erkennen von Wild in Kulturflächen Fotos: Felix Wolfgramm

Besonders wertvoll ist die Drohne bei der Befliegung schwer erreichbarer Flächen wie Moore, Feldgehölze oder unzugänglicher Schadflächen. Sie erlaubt eine schnelle, aktuelle Übersicht nach Sturmereignissen oder anderen Schadenslagen – ohne das direkte Betreten potenziell gefährlicher Bereiche.

Ob Borkenkäfermonitoring, Zaunkontrolle, Wildschadenerfassung oder die Dokumentation schwer zugänglicher Flächen: Der Blick von oben durch den Einsatz von Drohnen spart Zeit und liefert präzise Daten für die Planung und Umsetzung forstlicher Maßnahmen.

Bei Bedarf an einer der Einsatzmöglichkeiten gerne die Forstabteilung mit dem zuständigen Bezirksförster kontaktieren unter https://www.lksh.de/forst/zustaendige-bezirksfoerster

Fazit

Die Drohne eröffnet Waldbesitzenden einen kostengünstigen Zugang zu moderner Technologie. Sie ersetzt nicht den forstlichen Sachverstand, bietet aber entscheidende Vorteile in der schnellen Erfassung von Waldzustand, Kulturentwicklung und Schadereignissen.

Vorwärts leben, aus gestern lernen

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Im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Wohltemperiert. Für klimagerechte Architektur“ lud der Arbeitskreis LandFrauenArchiv Molfsee erneut zu einem besonderen Erzählnachmittag ins Freilichtmuseum ein.

Unter dem Motto „Kühlen und Heizen auf dem Land“ erinnerten sich vier Frauen an frühere Zeiten – musikalisch begleitet von einem folkloristischen Duo aus Violine und Akkordeon. Schutz vor der sommerlichen Hitze bot das historische Pfarrhaus aus Grube, in dem sich interessierte Besucherinnen und Besucher versammelten.

Gerda Lohse nahm das Publikum mit ins 18. Jahrhundert und berichtete anschaulich vom Leben der Gutsherren und Leibeigenen. Im Mittelpunkt stand der historische Eiskeller in Jersbek – ein trocken aufgesetzter Trichter, geschützt durch ein Reetdach und die umliegende Bepflanzung. Dank dieser Bauweise herrschten im Vorraum konstant etwa 3 °C – ideale Bedingungen für die Milchverarbeitung. Im Winter wurde das Eis durch das Bergen großer Schollen wieder aufgefüllt – eine Aufgabe, die den Bauern des Gutsherrn oblag. Anneliese Rohwedder erzählte lebendig von ihrer Kindheit in einer Zeit vor Öl- und Gasheizung. Das Sammeln und Verarbeiten von Knickholz waren mühsam und körperlich anstrengend. Doch da es keine Alternativen gab und „für alle doof“ war, wurde sich nicht beschwert – und an das Gemeinschaftsgefühl erinnert sich die LandFrau aus Aukrug noch heute gern.

Speisen zur Versorgung auf dem Feld wurden zum Beispiel durch Wasserbäder, eingebettet in Heu warmgehalten.

In den 1950er-Jahren wurde Luhnstedt, der Heimatort von Ursula Bose, als sogenanntes Elektroversuchsdorf ausgewählt. Um den Energiebedarf auf dem Land besser einschätzen zu können, hielten damals zahlreiche elektrische Geräte Einzug in den Ort: Waschmaschinen, Kochplatten, Heißwasserspeicher – und auch eine gemeinschaftlich genutzte Gefrieranlage, das sogenannte Ishus. Mit dieser technischen Neuerung begann eine neue Ära der Hauswirtschaft und Alltagsorganisation.

Das Ishus rief bei Marga Trede lebhafte Kindheitserinnerungen wach. In ihrem Heimatort war die Gefrieranlage ein genossenschaftliches Projekt mit rund 40 Eigentümern. Die neue Technik brachte auch Herausforderungen mit sich: gummiartiger Blumenkohl und zähes Fleisch erforderten hauswirtschaftliche Lernprozesse. Und die Nutzung war nicht billig: 540 DM pro Jahr je Zelle, gelegentliche Verluste durch unachtsamen Umgang oder gestohlene Vorräte inbegriffen.

Mit den Berichten der LandFrauen wurde deutlich, wie sehr sich der Alltag im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat und wie anpassungsfähig Menschen als Gesellschaft sind. Der Pioniergeist, die klugen technischen Einfälle und der gemeinschaftliche Zusammenhalt können heute wertvolle Inspiration für die Transformation zu klimagerechteren Lebensmodellen der Zukunft bieten. Insgesamt waren sich Erzählende und Zuhörende einig, dass Erinnerungen an vergangene Zeiten nicht nur ein lebendiger Blick zurück sind, sondern auch ein ermutigender Ausblick darauf, was wir gemeinsam aus der Geschichte für eine nachhaltige Zukunft lernen können. Und so soll auch 2026 wieder ein Erinnerungsnachmittag im Freilichtmuseum Molfsee stattfinden.


Zukunft ländlicher Räume in Gefahr

Geplante Umstrukturierung im EU-Haushalt träfe ländliche Regionen bis ins Mark

Petra Bentkämper Foto: Lucas Adrian

Der Vorschlag der Europäischen Kommission zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) 2028–2034 gefährdet nach Ansicht des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv) massiv die Entwicklung ländlicher Regionen in Deutschland und Europa. Besonders kritisch bewertet dlv-Präsidentin Petra Bentkämper die geplante Neuordnung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) – insbesondere der sogenannten zweiten Säule, die bislang gezielt Mittel für ländliche Entwicklung bereitstellte. Statt einer klaren und zweckgebundenen Förderung ländlicher Räume soll ein großer europäischer Fonds für wirtschaftliche, territoriale, soziale, ländliche und maritime Entwicklung entstehen. Damit wächst der Verteilungskampf um knappe Mittel – zulasten ländlicher Regionen. „Die gezielte Förderung ländlicher Regionen droht so in einem undurchsichtigen Gesamtfonds unterzugehen. Im Konkurrenzkampf verschiedener Politikfelder würden sie Gefahr laufen übersehen zu werden“, warnt Petra Bentkämper. „Diese Umstrukturierung träfe ländliche Regionen bis ins Mark.“ Besondere Sorge bereitet dem dlv auch der Plan, sämtliche EU-Fonds künftig in einem nationalen Strategieplan zu bündeln. Die Verantwortung für die Mittelvergabe würde damit größtenteils an die Mitgliedstaaten übergehen. Eine solche Renationalisierung europäischer Förderpolitik unterläge dann eher nationalpolitischen Kursen als langfristige und verlässliche Strukturen zu begünstigen. Zwar wird mit dem neuen Ansatz mehr Flexibilität für die Mitgliedstaaten versprochen, aber er führt auch zu einer stärkeren Zentralisierung der Verteilung der Mittel. „Die versprochene Flexibilität käme wahrscheinlich nicht den Regionen zugute“, so Bentkämper weiter. „Die regionalen Akteurinnen und Akteure, die am besten wissen, was vor Ort gebraucht wird, würden an Einfluss zu verlieren.“ Der Deutsche LandFrauenverband ruft deshalb die Bundesregierung dazu auf, sich auf EU-Ebene unmissverständlich für die Zukunft der ländlichen Räume einzusetzen. „Die Lage ist brisant. Die Bundesregierung muss Anwältin der ländlichen Räume sein und in Brüssel entschieden für deren Belange eintreten“, appelliert Bentkämper. Pressestelle dlv

Wöchentlich grüßt das Murmeltier

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Die Lage auf den europäischen Schlachtschweinemärkten hat sich zuletzt nicht verändert. In Mittel- und Nordeuropa gleichen sich Angebot- und Nachfrage auf niedrigem Niveau aus. Die Preise treten auf der Stelle. In Spanien und Frankreich setzt sich unterdessen die Abwärtsbewegung der Schlachtschweinepreise fort, in Italien deren Bergfahrt.

Hierzulande legte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) ihren Leitpreis vergangene Woche Mittwoch in der fünften Woche in Folge bei 1,95 €/kg Schlachtgewicht (SG) fest. Laut der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) stehen die angelieferten geringen Stückzahlen ausgeglichen der aktuell verhaltenen Nachfrage gegenüber. Kurzfristig werde noch keine Änderung dieser Situation erwartet.

Mit dem baldigen Ferienende in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen könnten sich aber leicht belebende Effekte ergeben. Zudem näherten sich die Betriebsferien in etlichen Schlachtunternehmen dem Ende. Entsprechend müssten dort die leeren Lager zum Start in die Produktion aufgefüllt werden. Auch der österreichische Verband landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten (VLV) legte seine Notierung abermals bei 1,92 €/kg SG fest. Angebot und Nachfrage lägen weiterhin auf demselben Niveau. Und trotz der bevorstehenden Feiertagswoche, in der in Österreich am Freitag Mariä Himmelfahrt begangen wird, sei das Angebot zuletzt vollständig disponiert worden.

Die belgische Danis-Gruppe zahlt in der 32. Kalenderwoche 1,340 €/kg Lebendgewicht (LG) und damit ebenso viel wie in der Vorwoche. Danish Crown (DC) fixierte den Preis für die 33. Kalenderwoche weiter bei umgerechnet 1,80 €/ kg SG. Der Markt für die meisten Frischwaren sei stabil, erläuterte DC. Aber die Exporte in Drittstaaten brächten aufgrund sinkender Wechselkurse nicht mehr so viel ein wie zu Beginn des Jahres.

Am Marché du Porc Français nahm die Talfahrt des Schlachtschweinepreises unterdessen Geschwindigkeit auf. Er wurde am vergangenen Donnerstag bei 1,831 €/kg SG und damit 3,7 ct niedriger festgelegt als eine Woche zuvor, als er um 2,4 ct gesunken war. In Spanien gaben die Notierungen zum dritten Mal hintereinander nach. So werden zum Beispiel an der Agrarbörse von ­Bellpuig zwischen Barcelona und Saragossa in dieser Woche 1,758 €/kg LG ausgezahlt; das sind 2 ct weniger als in der Vorwoche. In Italien gingen die Schlachtschweinepreise derweil erneut nach oben. Für frei vermarktete Schlachtschweine mit einem Gewicht von 144 bis 152 kg einigte man sich am Donnerstag auf 1,877 €/kg LG, nach 1,839 €/kg LG in der Vorwoche. Vertragsschweine derselben Kategorie verteuerten sich ebenfalls um 3,8 ct auf nun 2,013 €/kg LG.

Auf europäischer Ebene gab der Durchschnittspreis nochmals geringfügig nach. In der Woche zum 3. August wurden Schlachtschweine der Handelsklasse E im Mittel der meldenden Mitgliedstaaten nach Angaben der EU-Kommission für 202,24 €/100 kg SG gehandelt; das waren 0,4 % weniger als in der Woche zuvor. Das Vorjahresniveau wurde um 5,1 % verfehlt. Der mit 2,4 % größte Preisabschlag wurde aus Dänemark gemeldet, gefolgt von Spanien mit 1 %. In Belgien verringerte sich der Preis um 0,7 %, in Österreich um 0,6 % und in Deutschland um 0,2 %, während er zum Beispiel in Ungarn konstant blieb. Im Nachbarland Slowakei wurde der mit 3,5 % größte Preisaufschlag verzeichnet. age

Sojabohnen –

Futureskurs rutscht unter zehn Dollar

Die Sojabohnenkurse an der Leitbörse in Chicago (CBoT) haben in den vergangenen sieben Wochen deutlich nachgegeben. Der meistgehandelte Bohnenfuture mit Fälligkeit im November 2025 rutschte Ende Juli unter die 10-$-Marke und wurde vergangene Woche Donnerstag für nur noch 312 €/t gehandelt; das waren 8 % weniger als das Zwischenhoch vom 20. Juni. Damit bewegt sich der Kurs nun an der unteren Begrenzungslinie des mittelfristigen Abwärtstrends.

Foto: Agrar-Press

Für „bärische“ Stimmung an der Terminbörse für Sojabohnen sorgten zuletzt optimistische Prognosen für die brasilianische Ernte. So bezifferte Analysten des Finanzdienstleisters StoneX das betreffende Aufkommen in der Vermarktungssaison 2025/26 auf einen Rekord von voraussichtlich 178,2 Mio. t; mit dieser Menge würde das Vorjahresergebnis um 5,6 % übertroffen. Als Begründung werden Ertragszuwächse und die Ausweitung der Anbaufläche um 2 % angeführt. ­Etwas vorsichtiger als StoneX zeigte sich das brasilianische Analystenhaus Celeres mit einer Erntevoraussage von 177,2 Mio. t, was im Vorjahresvergleich aber immer noch einem Zuwachs um 2 % entsprechen würde. Zudem taxierten die Fachleute Brasiliens Bohnenexporte für 2025/26 auf 110 Mio. t, nach lediglich 106 Mio. t im Vorjahr. Brasilien ist der weltweit größte Soja­produzent und -exporteur.

Beide Ernteprognosen für das südamerikanische Land liegen über den vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) zuletzt erwarteten Mengen. Die Washingtoner Fachleute hatten das brasilianische Soja­aufkommen zuletzt bei lediglich 175 Mio. t gesehen. Allerdings wurden die brasilianischen Bohnenexporte 2025/26 sogar auf 112 Mio. t taxiert.

Die jüngsten Wettervorhersagen für wichtige Sojaanbaugebiete in den USA fielen zuletzt günstig aus. Das USDA stufte den Zustand der Sojakulturen im eigenen Land auf 69 % der Flächen als „gut“ bis „hervorragend“ ein. Diese Bonitierung liegt in etwa auf dem Niveau der Vorwoche und des Vorjahres. Die USA sind nach Brasilien der weltweit zweitgrößte Bohnenerzeuger und Exporteur. Für Unsicherheit am Sojamarkt sorgten zuletzt allerdings erneute Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump gegenüber China, dem wichtigsten Exportkunden. age

Elektronenbehandlung oder Beizpräparate?

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Grundsätzlich hat der Schutz vor Krankheiten, welche den Keimling oder die junge Getreidepflanze schädigen können, eine herausragende Bedeutung. Hierbei bilden Saatguthygiene und Beizverfahren des Saatgutes die wesentlichen Faktoren. Diese sind dafür verantwortlich, dass in der Praxis ertragsrelevante Schäden nur selten auftreten. Das Krankheitsspektrum unterscheidet sich innerhalb der Getreidekulturen, weshalb auch die Vorzüglichkeit einzelner Präparate sowie der Elektronenbehandlung variieren. Die höchste Bedeutung aus dem Bereich der samenbürtigen Krankheiten geht von der Gruppe der Brandpilze aus.

Dabei ist der Gerstenflugbrand auf Praxisflächen der Wintergerste insgesamt am häufigsten zu beobachten. Des Weiteren tritt der Flugbrand auch im Weizen als spezialisierter Weizenflugbrand auf. Der Sporenflug (windbürtig) erfolgt während der Blüte des Getreides, wobei die Spore in die Blüte gelangt. Der Flugbrand infiziert das junge Korn in der Kornbildungsphase und verbleibt als Pilzmycel innerhalb des Saatkorns. Dies ist eine Besonderheit und macht eine Kontrolle mithilfe von Beizverfahren besonders anspruchsvoll. Symptome treten nach der Aussaat und in der gesamten vegetativen Entwicklung nicht auf. Erst mit dem Ährenschieben wird der Befall sichtbar und schwarze, Brandbutten besetzte Ähren treten zu Tage.

Die bodenbürtige Typhula-Fäule hat in der Wintergerste eine höhere Bedeutung. Rotbraune Sklerotien überdauern im Boden und infizieren die Gerstenpflanzen. Langanhaltend feuchte Witterung im Herbst/Winter und dichte Bestände fördern die Entwicklung. Hier schützen die Präparate Vibrance Trio oder Rubin Plus.
Im Roggen geht vom Stängelbrand die höchste Gefahr aus. Die Ähren bleiben oftmals völlig leer. Stattdessen treten schwarze Brandsporenlager streifenförmig auf Blättern und Halmen auf. Die Elektronenbehandlung ist hier, wie bei allen anderen außen am Saatkorn haftenden Krankheiten, eine wirksame Alternative.

Weitere wichtige Vertreter sind der Steinbrand in Weizen, Triticale und Dinkel sowie der Roggenstängelbrand im Roggen und der Triticale. Im Unterschied zum Flugbrand erfolgt keine windbürtige Verbreitung, sondern die Sporen kommen erst bei der Ernte mit gesunden Körnern in Kontakt und haften als Spore außen am Saatkorn. Auch die Symptome unterscheiden sich, wobei sie immer erst zum Ährenschieben zu Tage treten. Beim Roggenstängelbrand bleibt die Ähre häufig komplett aus und die Sporenlager bilden sich an den Blattscheiden. Eine zunächst nahezu intakte Ähre zeigt sich bei Steinbrandbefall. Hier sind die Brandbutten im Korn innerhalb einer anfangs intakten Kornhülle zu finden. Außerdem entsteht ein starker Geruch, der eine Vermarktung auch als Konsum- oder Futterware besonders schwierig macht.

Weitere am Korn haftende Pilzkrankheiten bilden die Streifenkrankheit speziell in der Gerste sowie Fusarium-Arten und Schneeschimmel als Mycel in allen Getreidearten. Die beiden letztgenannten Krankheiten schädigen vor allem in der Keimphase des Saatkorns. Die Streifenkrankheit bildet Sporenlager auf den Blättern, die durch streifenförmige Nekrosen begleitet werden. Die Entwicklung der Ähre bleibt oft aus. Die Sporen verbreiten sich mit dem Wind und überdauern am gesunden Saatkorn.

Bodenbürtige Krankheiten im Blick?

Schneeschimmel und Fusarium-Arten können sowohl am Saatkorn als auch von Stoppelresten aus als Mycel auf die junge Getreidepflanze übergehen. Im zweiten Fall treten die Schäden später auf. Symptome des Schneeschimmels werden dann nach langer Schneebedeckung durch rotgefärbte, in der weiteren Folge absterbende Pflanzen sichtbar. Die Typhulla-Fäule hat speziell in der Wintergerste eine hohe Bedeutung. Befall tritt in sehr dichten Beständen unter langanhaltender Feuchtigkeit im Spätherbst und Winter auf. Dabei infizieren im Boden überdauernde rotbraune Sklerotien die jungen Gerstenpflanzen. Diese werden auf abgestorbenen Pflanzen sichtbar.

Schwarzbeinigkeit besonders bei Weizen

Unter feuchter und warmer Witterung im Herbst/Winter steigt die Gefahr von Schwarzbeinigkeit. Der Winterweizen ist besonders anfällig. Auch zwischen Sorten gibt es Unterschiede in der Anfälligkeit. Ausgehend von Stoppelresten kommt es zur Infektion von Wurzel und Halmbasis. Zur Milchreife werden vermorschte, schwarze Wurzeln sowie Weißährigkeit sichtbar. Auf leichteren Böden und insbesondere zuvor befallenen Flächen ist die Gefahr erhöht.

Alternativen zur chemischen Beizung

Die größte Bedeutung aller nicht-chemischen Verfahren hat die Elektronenbehandlung. Das Saatkorn wird dabei mit niederenergetischen Elektronen beschossen, welche Sporen und Pilzmycel am Korn sowie in der Samenschale abtöten aber den Keimling nicht beeinträchtigen. Damit können Steinbrand, Roggenstängelbrand, die Streifenkrankheit sowie samenbürtiger Befall von Schneeschimmel und Fusarium-Arten sehr gut kontrolliert werden. Weiterer Vorteil ist der im Vergleich schnellere Keimungsprozess nach einer Elektronenbehandlung sowie keine Einschränkungen durch Anwendungsbestimmungen. Eine Erfassung des Flugbrandes sowie bodenbürtiger Erreger ist demgegenüber nicht möglich. Dieser Umstand ist besonders in der Wintergerste problematisch, da dort der Flugbrand sowie die Typhula-Fäule eine hohe Bedeutung haben. Auch Spätsaaten sind für die Elek­tronenbehandlung tendenziell weniger geeignet, da die Gefahren durch bodenbürtigen Schneeschimmel sowie Fusarium-Arten steigen. Weitere Alternativen stellen die Bakterienpräparate Cedomon und Cerall sowie das aus Pflanzenmehlen bestehende Produkt Tillecur dar. Tillecur zeigte in Versuchen gegen Steinbrand eine gute Wirksamkeit. Insgesamt fehlt es den Produkten jedoch an Wirkungsbreite und Wirkungsstärke.

Eingeschränkte Auswahl an Präparaten

Die Anzahl der verfügbaren fungiziden Präparate ist derzeit stark begrenzt. Außerdem gibt der Handel in der Regel auch das Beizpräparat für eine bestimmte Kultur beziehungsweise Sorte vor. Insgesamt decken die Präparate Vibrance Trio sowie Rubin Plus (Vista) das Krankheitsspektrum am weitesten ab. Aufgrund der sehr guten Wirkung gegen Flugbrand und der Indikation auf Thypulla-Fäule sollte eines dieser Präparate unbedingt in der Wintergerste zum Einsatz kommen. In den weiteren Wintergetreidekulturen sind alternativ auch die Produkte Landor CT oder Seedron möglich. Speziell zur Befallsminderung der Schwarzbeinigkeit ist der Wirkstoff Silthiofam (Latitude, Latitude XL, Latifam) als zusätzliche Beize möglich. Dies ist auf zuvor beschriebenen Risikoflächen sinnvoll.

Eine Zusatzbeize gegen Blattkrankheiten stellt das Präparat Systiva dar. Hier ist das Carboxamid Fluxapyroxad in einer hohen Aufwandmenge enthalten. In Versuchen zeigte es in der Wintergerste bis zum Entwicklungsstadium 32 eine gute Wirksamkeit gegen Rhynchosporium-Blattflecken. In Rhynchosporium anfälligen Sorten in der Wintergerste kann diese Beize bei frühzeitig starkem Befallsdruck daher sinnvoll sein. Weiterhin ist mit dem Produkt ,Signal 300 ES´ im Winterweizen, der Wintergerste sowie als Notfallzulassung aktuell auch im Winterroggen auch eine insektizide Beize speziell gegen Drahtwurm und Getreidebrachfliege zugelassen.

Anwendungsbestimmungen beachten

Für die biologischen Präparate sowie die Elektronenbehandlung liegen keine Anwendungsbeschränkungen vor. Die maximale Aussaatstärke chemisch gebeizter Saat ist in Abhängigkeit von Präparat und Kultur limitiert. Dies hat vor allem im Winterroggen und der Wintertriticale praktische Auswirkungen, da die Aussaatstärke dort bei fast allen Produkten auf 160 kg/ha begrenzt ist. Speziell beim Produkt ,Signal 300 ES´ ist eine Wind-Auflagen (NH 681) zu beachten, welche eine Aussaat bei Windgeschwindigkeiten über 5 m/s verbietet.

Zusätzlich gibt es allgemeine Auflagen für den Anwender chemisch gebeizten Saatgutes. Diese Auflagen (NH677, NH678, NH679, NH680) geben vor, dass kein gebeiztes Saatgut an der Bodenoberfläche verbleiben oder in Gewässer gelangen darf.

Fazit

Mit dem Saatkorn übertragene und bodenbürtige Krankheiten haben weiterhin eine sehr hohe Bedeutung, insbesondere Brandpilze. Hier stellt sich vereinfacht die Frage, ob chemische Präparate oder die Elektronenbehandlung als Saatgutbeize in Frage kommen. In der Gerste ist aufgrund erhöhter Gefahr gegenüber Flugbrand und der bodenbürtigen Typhula-Fäule eine Behandlung mit den Produkten Vibrance Trio oder Rubin Plus ratsam. Auch in Spätsaaten in den weiteren Getreidekulturen ist durch chemische Präparate ein höherer Schutz gegen Schneeschimmel und Fusarium-Arten gegeben. Liegen Risikofaktoren der Schwarzbeinigkeit besonders im Winterweizen vor, sollte hier ein Silthiofam-haltiges Präparat zur Auswahl kommen. In allen anderen Fällen ist die Elektronenbeize eine sinnvolle Alternative. Diese punktet mit einer einfacheren Handhabung sowie einer schnelleren Keimung des Saatgutes.