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Wird der Strom im Süden teurer?

Die seit Jahren andauernde Debatte um eine mögliche Teilung der bislang einheitlichen deutschen Stromgebotszone geht in die nächste Runde. Denn in dem in der Vorwoche vorgelegten „EU Bidding Zone Review“ (BZR) hat sich der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (Entso-E) für eine solche Aufteilung in insgesamt fünf Preiszonen ausgesprochen. Folge wäre, dass der Strom zwar im Süden etwas teurer, dafür im Norden aber günstiger würde. Insgesamt könnten zudem durch das dann effizientere Marktdesign pro Jahr 339 Mio. € an Kosten eingespart werden, haben die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) ausgerechnet.

Entsprechend kontrovers wurde der Bericht aufgenommen: Scharfe Kritik kam aus Bayern, Lob dagegen aus Schleswig-Holstein. Aber auch der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) und die Bundesnetzagentur (BnetzA) sehen die BZR-Empfehlungen äußerst skeptisch.

Eine Teilung der Stromgebotszonen empfehlen schon seit Langem Energieökonomen wie etwa die Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm. Die Fürsprecher argumentieren, dass dadurch das Marktdesign deutlich effizienter werden könnte. Hintergrund ist, dass im Norden sehr viel Erneuerbarer Strom produziert wird, die großen industriellen Abnehmer dagegen vor allem im Süden der Republik angesiedelt sind. Gleichzeitig fehlt es aber an den notwendigen Übertragungsnetzen, um den Strom von Nord nach Süd zu transportieren.

Daraus entstehende Fehlanreize im Stromsystem treiben teils absurde Blüten: Wenn etwa die Stromproduktion im Norden und die Nachfrage im Süden sehr hoch sind, müssen an der Küste Windkraftparks abgeregelt und dafür teure Gaskraftwerke im Süden hochgefahren werden. Zugleich gelten im Süden die gleichen, vergleichsweise niedrigen Stromkosten wie im Norden.

Pump- oder Batteriespeicherbetreiber in Bayern bekommen dann das gleiche Preissignal wie Abnehmer in Schleswig-Holstein, obwohl der günstige „Nordstrom“ bei ihnen gar nicht ankommt, aber sie speichern dennoch Strom ein und verschärfen damit das Problem weiter. In der Folge müssen Netzbetreiber regelmäßig durch manuelle Eingriffe diese Fehler „reparieren“. Dieser Redispatch verursacht Milliardenkosten und wird an die Verbraucher weitergegeben.

Bayern und Schleswig-Holstein uneinig

Laut BZR würden bei einer Teilung der Stromzonen die Strompreise in Bayern bei einer Teilung in fünf Zonen um etwa 0,13 ct/kWh steigen – die Großhandelspreise in Schleswig-Holstein dagegen um 0,8 ct/kWh sinken. Noch nicht berücksichtigt sind dabei allerdings die durch den geringer werdenden Redispatch-Bedarf bundesweit sinkenden Netzentgelte. Wie der Energieökonom Prof. Lion Hirth erklärte, sei durchaus denkbar, dass dadurch auch im Süden für die Verbraucher der Strompreis unterm Strich sinke.

Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) begrüßte erwartungsgemäß die Empfehlungen des BZR „ausdrücklich“. Grüner Wasserstoff für ganz Deutschland könnte bei sinkenden Großhandelspreisen in Schleswig-Holstein entsprechend günstiger erzeugt werden. Die im Süden dann um 0,13 ct/kWh steigenden Strompreise seien wahrlich kein Anlass, eine Deindustrialisierung herbeizureden. Zu Befürchtungen, dass der Erneuerbare-Zubau im Noden zum Erliegen komme, bestehe angesichts der etwas niedrigeren Strompreise kein Anlass. „Ich fordere die neue Bundesregierung auf, Marktwirtschaft nicht nur in Sonntagsreden zu predigen, sondern auch zu machen“, sagte der Grünen-Politiker.

Anders blickt Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) auf den Sachverhalt. „Die Idee einer Aufspaltung ist nicht nur teuer, sie ist auch ein Angriff auf den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt“, warnte er. Unterstützung für seine Position kann Aiwanger wohl von der kommenden Bundesregierung erwarten. „Der Koalitionsvertrag spricht eine deutliche Sprache: Deutschland soll eine einheitliche Strompreiszone bleiben“, sagte der Politiker der Freien Wähler. Dies dürfe nicht infrage gestellt werden.

Auch BEE und BNetzA warnen

Kritisch äußerte sich auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Seine Behörde rät dazu, „wegen der hohen Marktliquidität und Planungssicherheit für Verbraucher und Einspeiser, Wirtschaft und Industrie bei einer einheitlichen Gebotszone zu bleiben“. Stattdessen müsse vor allem der Netzausbau vorangetrieben werden.

Ähnlich sieht dies die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), Dr. Simone Peter. „Eine Teilung mag theoretisch funktionieren, hält aber dem Praxis-Check nicht stand“, sagte Peter. Sie bezeichnete die Debatte als „Geist, der besser in der Flasche bleibt“. Denn auch sie rechne mit negativen Folgen für die Preisentwicklung, Investitionen und den Ausbau der Erneuerbaren Energien. „Potenziellen geringen Vorteilen in einigen Bereichen des Kurzfristmarkts stehen deutliche Nachteile im gesamten Langfristmarkt gegenüber”, so die BEE-Präsidentin.

Ob die Teilung der Stromgebotszone tatsächlich kommt, hängt letztlich auch an der EU-Kommission. Diese könnte am Ende Berlin zu dem eigentlich ungewollten Schritt zwingen. Denn laut Brüsseler Regularien müssen EU-Mitgliedstaaten mindestens 70 % der grenzüberschreitenden Leitungen für die Übertragung in Nachbarländer zur Verfügung stellen können. Deutschland verfehlt dieses Ziel allerdings seit Jahren.

Minister Goldschmidt in Groß Rheide

Anfang Mai war Tobias Goldschmidt (Grüne), Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein, zu Besuch auf dem Betrieb der Lübcker GbR in Groß Rheide.

Die Arbeitsgruppe der Rinderspezialberatung (AG RSB) aus Schleswig-Holstein hat im Austausch mit dem Minister verschiedene Themen angesprochen, die nicht nur auf dem Betrieb der Lübcker GbR eine Rolle spielen, sondern auch aktuell in der Milchviehwirtschaft Anklang finden. Zuerst wurden dem Minister von Annika Stange und Annine Voss von der Agrarberatung Mitte die Grundlagen der Fütterung nahegebracht. Die einzelnen Komponenten, die in der Milchviehhaltung genutzt werden, und die kuhgerechte Rationsgestaltung wurden hier aufgegriffen. Auch der besondere Aspekt, dass Wiederkäuer und somit auch Kühe Grünland produktiv verwerten und umwandeln können, zum Beispiel zu Milch und Fleisch, wurde dem Minister verdeutlicht.

Im Anschluss sprach Jörn Siemann, Vorsitzender der AG RSB vom Verein für Rinderspezialberatung (VRS) Segeberg, das Thema Düngebedarfsermittlung an. Hier kamen zur Sprache die doppelte Buchführung und die Düngung in Roten Gebieten. Der Betrieb der Lübcker GbR hatte zur Anschauung seinen Güllewagen bereitgestellt und berichtete aus eigener Erfahrung, wie diese Themen den Betrieb betreffen.

Das Thema Bauförderung und Flächenkonkurrenz stand ebenfalls auf der Agenda. Sebastian Krupp vom VRS Nordfriesland lieferte dem Minister hierzu Zahlen, Daten und Fakten vom Betrieb. Auch die Betriebsleiter der Lübcker GbR hoben hier noch einmal deutlich hervor, welche Investitionssummen beim Bau von Siloanlagen und anderen landwirtschaftlichen Gebäuden wie dem neu gebauten Kuhstall entstehen. Solche Investitionen trotz der Unsicherheiten in der Zukunft zu tätigen, hinterließ bei Minister Goldschmidt sichtlich Eindruck.

Die bodennahe Nährstoffausbringung mit dem Güllewagen ist mittlerweile mit viel Technik und Know-how verbunden, so auch auf dem Betrieb der Lübcker GbR. Foto: Josephine Hahn

Bothkamp: Mit Pferd und Wagen durch die Natur

Hinnerk Soll von der Fahrergemeinschaft Schleswig-Holstein/Hamburg, Region Eiderland, hatte Gespannfahrer aus dem ganzen Land nach Bothkamp, Kreis Plön, auf den Hof Siek zu einer Ausfahrt eingeladen. Bei herrlichem Frühlingswetter – gelb der Raps, blau der Himmel und grün die Felder – gingen 22 Gespanne mit ihren Fahrern auf die ausgeschilderte Strecke durch das Barkauer Land.

Ermöglicht wurde die Ausfahrt durch die Bereitstellung und Genehmigung der Feld-, Wald- und Landwege der Gutsverwaltung Hof Siek. Hinnerk Soll, der im nahen Nettelau wohnt, sprach der Familie Friedrich von Bülow seinen herzlichen Dank aus.

Hans-Helmut Lucht, Richter aus Laboe und Leiter des Fahrertages, ergänzte: „Die Fahrer, die sich diszipliniert an die bestehenden Gesetze und Regeln halten und Rücksicht nehmen gegenüber anderen Erholungsuchenden, beeinträchtigen weder die Landschaft noch andere Erholungsuchende. Sie sind vielmehr mit ihren Gespannen eine Bereicherung der Landschaft. Wir werben für Sympathien im Pferdesport, wir möchten keine Gegner.“

Für die etwa 15 km lange Strecke gab es keine Zeitbegrenzung. Nicht Tempo, sondern Genuss an der Natur war die Vorgabe. Nach der Ausfahrt konnten die Teilnehmer einen Trainingsparcours im Kegelfahren für Turniereinsteiger mit sieben Hindernissen durchfahren.

Das Fahrerlager auf dem Hofgelände mit den vielen Ponys und Pferden rief Erinnerungen an frühere Zeiten wach, als noch Pferdegespanne viele Arbeiten auf den Höfen und Gütern erledigten. Gut gelungen war auch die Beköstigung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der „Klöndiele“.

„Ich komme gern wieder. Das ist hier eine herrliche und abwechslungsreiche Landschaft mit dem wunderbaren Blick auf den Bothkamper See“, sagte Ines Tietjen aus Fischbeck, Kreis Stormarn. Sie war beeindruckt von dem Ambiente auf dem Hof Siek mit den Scheunen, dem alten Kuhstall, dem Pferdestall und der Remise, die einem Torhaus gleicht. Auch Anne Trojan, die gewerblich mit dem Planwagen, gezogen von zwei Kaltblütern, die Gäste durch den Erlebniswald Trappenkamp fährt, freute sich: „Ich bin heute das erste Mal einen Parcours gefahren – hat toll geklappt. Ich komme gern wieder.“ pm

Mobiler Garten im Kleinformat

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Attraktiv gestaltete Pflanzgefäße bringen überall dort frisches Grün und hübsche Blüten hin, wo ein leeres Plätzchen etwas Farbe vertragen könnte. Mobile Gärten im Kleinformat sind frei beweglich, denn dafür werden die unterschiedlichsten Gefäße verwendet. Dies eröffnet eine vielfältige und variable Gestaltung exponierter Bereiche wie Terrasse, Hauseingang oder Hof.

Wenn Bäume und Sträucher noch unbelaubt sind, sorgt das frische Grün von Garten-Bonsais für ein optisches Highlight. Der Handel bietet mit immergrünen und kälteunempfindlichen Arten wie Kiefer, Wacholder, Stechpalme, Fichte und Buchsbaum für jeden Geschmack und Geldbeutel das Richtige. Günstige Bonsais sind bereits für etwa 30 € zu haben, ältere Exemplare liegen bei 50 bis 100 €. Raritäten und sehr alte Bonsais kosten deutlich mehr. Im Sommer sorgen verschiedene Laubfarben für Abwechslung: Ahorn, Buche, Apfelbaum, Lärche, Feuerdorn und Ginkgo zählen zum gängigen Sortiment. Neben dem Outdoor-Bonsai als Hauptdarsteller fällt dem ausgewählten Pflanzgefäß eine wichtige Rolle zu.

Immergrüne Outdoor-Bonsais bringen Farbe in die laublose Zeit. Foto: Karin Stern

Mobile Gärten im eigentlichen Wortsinn lassen sich auch mit Kletterpflanzen anlegen. Handwerklich Geschickte versehen hölzerne Pflanzkübel mit Rollen und Rankgitter – so schnell ist der fahrbare Sichtschutz fertig. Für die Bepflanzung eignen sich ein- und mehrjährige Arten. Einjährige Kletterpflanzen benötigen im Frühjahr jedoch einige Wochen, bis sie ihre volle Schönheit entfalten. Mit vorgezogenen Exemplaren aus dem Gartenmarkt geht es deutlich schneller. Rechtzeitig zum optischen Höhepunkt rollt man sie an die gewünschte Stelle. Auch mehrjährige Kletterpflanzen eignen sich für die Kübelkultur. Da sie in der kalten Jahreszeit meist nicht besonders ansehnlich wirken, verbringen sie den Winter am besten etwas aus dem Blickfeld geschoben.

Der mobile Wassergarten für den Sommer ist sehr pflegeleicht. Foto: Karin Stern
Scheunenfunde wie alte Zuber oder Fässer eignen sich prima als kleine Teiche. Foto: Karin Stern

Im Frühsommer entfaltet der Miniteich im Kübel seinen optischen Reiz. Als Gefäß eignen sich für diesen Zweck Scheunenfunde wie die Zinkwanne, ein halbes Fass oder der alte Waschzuber. Ungefüllt lassen sie sich recht einfach an den Wunschort transportieren. Vor dem Befüllen sollten die Gefäße jedoch auf Dichtheit geprüft werden. Lassen sich undichte Stellen nicht beseitigen, kann man das Gefäß mit Teichfolie ausschlagen. Gartenmärkte bieten von Mai bis August ein breites Sortiment an Wasserpflanzen. Schon zwei oder drei Exemplare in einem formschönen Gefäß entfalten eine erstaunliche Wirkung. Tipp: Für diese Miniteiche Schwimmpflanzen verwenden. Sie benötigen kein Sub­strat und werden einfach ins Wasser gegeben. Als geeignete Kandidaten für den mobilen Wassergarten empfehlen sich Froschbiss, Krebsschere, Feenmoos, Schwimmfarn, Wasserhyazinthe und die Muschelblume. Den Winter verbringen die Pflanzen im Wassereimer an einem hellen und kühlen Ort.

Mobile Alpenlandschaft in einer Zinkwanne. Foto: Karin Stern
Mit Sukkulenten lassen sich auffällige transportable Hingucker gestalten. Foto: Karin Stern

Dank ihrer Anpassungsfähigkeit eignen sich viele alpine Gewächse für einen mobilen Garten. Zahlreiche Blattfomen und Blütenfarben erlauben die attraktiv wirkende Bepflanzung von Zinkwannen oder -gefäßen. Derart gestaltet, verwandeln sie sich in Miniatur-Alpenlandschaften. Tipp: Die Farbe von Kies und halb ins Substrat gesteckten Steinen passend zum Farbton des Gefäßes wählen. Alpine Pflanzen bevorzugen ein mageres, durchlässiges Substrat. Gut geeignet ist Kakteenerde oder eine Mischung aus Blumenerde, Sand und Splitt. Wichtig sind Wasserabzugslöcher am Boden des Gefäßes und eine Drainageschicht aus Kies zwischen Topfboden und Sub­strat. Für die Bepflanzung empfehlen sich niedrige Fetthenne-Arten (Sedum) wie Mauerpfeffer, Gold-Fetthenne, Tripmadam oder Teppich-Sedum. Auch unter den vielen Steinbrecharten (Saxifraga) finden sich trockenheitsverträgliche Vertreter wie der kleinblättrige Becher-Steinbrech und der eher moosartig wachsende Moos-Steinbrech. Sie punkten in einer Miniatur-Alpenlandschaft nicht nur mit reizvollem Blattschmuck, sondern präsentieren auch aparte Blüten. Einen reichen Flor tragen auch Alpenbalsam (Erinus alpinus), Grasnelke (Armeria maritima) und Katzenpfötchen (Antennaria dioica).

Für exponierte Stellen bietet sich eine saisonale Wechselbepflanzung an. Traubenhyazinthen und Hornveilchen erfreuen mit ihrer Blühdauer. Foto: Karin Stern

Wer noch mehr Auswahl sucht, schaut sich unter den verschiedenen Hauswurz-Arten (Sempervivum) um. Viele dieser Blatt- und Blütenschönheiten fügen sich perfekt in jede Sukkulenten-Nachbarschaft ein. Mit ihren filigranen Formen und dem unglaublichen Farbreichtum von Grünschattierungen über Silber- und Purpurfarben bis hin zu zweifarbigen Varianten bringt die Hauswurz auch außerhalb der Blütezeit viel Farbe ins Spiel. Sie ist besonders anpassungsfähig, verträgt Hitze und Trockenheit klaglos und gibt sich zudem mit sehr wenig Substrat zufrieden. Tipp: Sempervivum-Arten eignen sich perfekt für das Bepflanzen alter Ziegel. Flach auf den Boden oder eine Mauerkrone gelegt, aber auch auf Baumstümpfen, Treppenstufen oder zu Füßen von Kübelpflanzen drapiert ergibt sich so ein zauberhafter Blickfang. Als Substrat auf einem solchen Ziegel genügt normale Gartenerde.

Alte Tonziegeln eignen sich prima zum Begrünen mit Hauswurz. Foto: Karin Stern
Die Rodgersie fühlt sich in der schattigen Hofecke sehr wohl.
Foto: Karin Stern
Hier wurden die Kübel so dicht arrangiert, dass der Eindruck einer blühenden Rabatte entsteht. Foto: Karin Stern


Hoher Überschuss bei Geflügel

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Aus der Europäischen Union ist im vergangenen Jahr praktisch die gleiche Menge an Schweinefleisch exportiert worden wie 2023. Laut einer von der EU-Kommission vorgelegten Übersicht wurden 4,264 Mio. t davon ausgeführt; das waren 16.000 t oder 0,4 % mehr als im Jahr zuvor. 2022 waren allerdings noch gut 5,3 Mio. t und in den Jahren 2021 und 2020 jeweils deutlich mehr als 6 Mio. t Schweinefleisch in Drittländer vermarktet worden.

Erneut mit deutlichem Abstand größter Abnehmer war 2024 China, das seine Bezüge allerdings um 3,1 % auf 1,12 Mio. t drosselte. Im Jahr 2020 hatte die damals stark unter der Afrikanischen Schweinepest (ASP) leidende Volksrepublik die Rekordmenge von 3,34 Mio. t Schweinefleisch aus der EU importiert. Auch der Schweinefleischexport in das Vereinigte Königreich verringerte sich im Berichtsjahr, allerdings nur um 0,7 % auf 895.700 t. Zum drittwichtigsten Absatzmarkt entwickelten sich die Philippinen, die den Einkauf gegenüber 2023 um 26,1 % auf 366.500 t steigerten. Nach Japan gingen mit knapp 354.800 t 0,4 % weniger EU-Schweinefleisch als 2023.

Ungeachtet der in einzelnen Mitgliedsländern grassierenden Vogelgrippe ist hingegen der Export von Geflügelfleisch aus der Europäischen Union im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Den Angaben der EU-Kommission zufolge wurden davon insgesamt 2,15 Mio. t ausgeführt; das waren 9,4 % mehr als im Jahr zuvor und 5,0 % mehr als 2022. Zugenommen haben 2024 auch die Geflügelfleischimporte der EU, allerdings nur um 0,8 % auf knapp 902.500 t. Mithin erhöhte sich die Nettoexportmenge um 16,6 % auf 1,24 Mio. t.

Mit Abstand wichtigster Abnehmer unter den Drittstaaten war das Vereinigte Königreich, das seine Bezüge um 3,5 % auf 747.200 t steigerte. Nach Ghana wurden 154.500 t an EU-Geflügelfleisch geliefert; was ebenfalls ein Plus von 3,5 % bedeutete. Relativ stärker nahmen die Ausfuhren in den Kongo und nach Vietnam zu, nämlich um 8,7 % auf 109.800 t beziehungsweise um 27,4 % auf etwa 69.100 t. Die Liefermenge in Richtung Saudi-Arabien blieb mit rund 67.000 t stabil. age

Schweinefleisch trotzt dem Trend

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Deutschlands Fleischexport ist zum Auftakt dieses Jahres etwas schwächer ausgefallen als Anfang 2024. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden in den ersten beiden Monaten insgesamt rund 432.100 t Fleisch (ohne Lebend­tiere) ausgeführt; das waren 1,9 % weniger als im Januar und Februar vorigen Jahres.

Die Fleischeinfuhr nahm ebenfalls ab, wobei das Minus mit 0,3 % auf 349.800 t sehr moderat ausfiel. Während aber der Fleischexport wertmäßig um 2,1 % auf 1,21 Mrd. € abnahm, erhöhte sich der Wert der Fleischeinfuhren um 9,7 % auf 1,35 Mrd. €.

Entgegen dem negativen Gesamttrend nahm der Export von frischem, gekühltem und gefrorenem Schweinefleisch im Berichtszeitraum leicht zu, und zwar um 0,3 % auf rund 213.500 t. Die Auslandsvermarktung von frischem, gekühltem und gefrorenem Rindfleisch verringerte sich dagegen um 3,4 % auf knapp 38.200 t. Noch deutlicher fiel der Rückgang mit 6,7 % auf rund 65.200 t beim Geflügelfleisch einschließlich der betreffenden Schlachtnebenerzeugnisse aus.

Ebenfalls stark abgenommen hat die Einfuhr von Schweinefleisch. An frischer, gekühlter und gefrorener Ware wurden davon in der Berichtsperiode aus dem Ausland 106.900 t bezogen und damit 11,3 % weniger als in derselben Zeit von 2024. Der Import von frischem, gekühltem und gefrorenem Rindfleisch nahm hingegen um 7,9 % auf gut 56.800 t zu. An Geflügelfleisch einschließlich Schlachtnebenerzeugnissen wurden fast 135.800 t eingeführt und damit 20,2 % mehr als im Januar und Februar des Vorjahres. age

Fleisch-Esslust

Der bekennende Vegetarier Cem Özdemir (Grüne) war noch nicht aus dem Amt, da sorgte das Thema Fleisch für Schlagzeilen. Hatte doch der designierte Agrarminister Alois Rainer (CSU) im „Bild“-Interview erste Aussagen gemacht: Mit ihm werde es keine höheren Steuern auf Fleisch geben. Fleischpreise mache nicht der Minister, sondern der Markt. Zu einer ausgewogenen Ernährung in Kindergärten und Schulen gehöre auch Fleisch.

Wird ein Metzger Minister, löst das Reflexe aus. Die erste grüne Landwirtschaftsministerin, Renate Künast, kritisierte sofort „ideologische Äußerungen über billiges Fleisch und dass der Markt alles regeln würde“. Dabei ist der Markt das Gegenteil von Ideologie, was sie sicher weiß. Und Rainer hatte sich nur gegen eine zusätzliche Fleischsteuern ausgesprochen, eine Idee Cem Özdemirs.

Als Satire muss man die Kritik Anton Hofreiters (Grüne) an „Kulturkampf-Tönen im Bereich der Ernährung“ werten. Sein Buch „Fleischfabrik Deutschland“ von 2016 zeigt, dass er den Kulturkampf beherrscht. Seinem erstaunlich toleranten Credo „Ich glaube, es ist klug und richtig, das den Menschen selbst zu überlassen, was sie essen wollen“, wird Rainer sicher zustimmen.

Fleischkritiker fahren derzeit auf, was geht: illegale „Stallbesuche“, eine kritische Greenpeace-Studie. Supermärkte dürften Kunden mit Werbung für Billigfleisch nicht zum Überkonsum verführen, sondern müssten stattdessen gesunde, ökologisch erzeugte Produkte anbieten. Wer sich in den gut gefüllten Regalen umsieht, wird bemerken, dass es das längst gibt. Laut Greenpeace essen die Menschen zu viel tierische Produkte, Zucker, Fett. Dies verursache Umwelt- und Gesundheitskosten. Abgesehen von einer wissenschaftlich nicht haltbaren Schwarz-Weiß-Malerei weiß Greenpeace natürlich, dass Deutschland in der EU beim Fleischverzehr nur dann an erster Stelle steht, wenn man von hinten zählt. Ebenso, dass sich aus der Wirtschaft heraus in den vergangenen Jahren unheimlich viel getan hat, sei es die Initiative Tierwohl, die Bemühungen zur CSRD, das Haltungsform-Label.

Sönke Hauschild, Foto: bb

Politisch haben die Deutschen entschieden, am Markt ebenso. Erstmals seit Jahren wird mehr Fleisch konsumiert. Die Fleisch-Esslust steigt gerade bei jungen Konsumenten. Schweinefleisch bleibt an der Spitze, der Verzehr von Geflügel nimmt zu. Die Branche probt mit der Initiative Fleisch und dem Slogan „Iss, was Dir schmeckt“ einen gemeinsamen Auftritt zur rechten Zeit. Nach Jahren des Abschwungs gibt es in der Metzgerbranche sowohl im handwerklichen Bereich als auch im Verkauf einen deutlichen Zulauf an Azubis. Das Metzger-Bild wandelt sich. Der Fleisch-Sommelier ist im Kommen und ändert die Wahrnehmung des Berufs.

Die jahrelange Überdosis an Katastrophenwarnungen in Bezug auf Klima, Umwelt, Artenvielfalt und Gesundheit finden immer weniger Widerhall. Studien gibt es für jedes Argument. Doch das Problem der Kritiker ist, dass Fleisch einfach schmeckt.

Es besteht mit dem neuen Minister die Chance, die Tierhaltungsdiskussion in Zukunft sachlicher anzugehen. Es liegt an allen Beteiligten, diese Chance zu nutzen. Auf dem Kirchentag in Hannover meinte Agrarblogger Bernhard Barkmann: „Die Bratwurst gehört immer noch in die Mitte der Gesellschaft“. Schön wäre es, wenn in Zukunft wieder der Genuss durch ein gutes Produkt im Vordergrund stände.

Schnittreife in Reichweite

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Nach zunächst verhaltenen Zunahmen steigen allmählich die Trockenmasse(TM)-Erträge, auch die Rohfaser(XF)-Gehalte der Bestände nehmen kontinuierlich zu. Die ersten Landwirte nutzten die zuletzt guten Bedingungen und ernteten bereits frühreife, energiereiche Ackergrasbestände.

Die TM-Erträge der beprobten Aufwüchse blieben trotz guter Wachstumsbedingungen und stetiger Zunahmen zum Zeitpunkt der Beprobung am 30. April insgesamt auf einem noch eher niedrigen Niveau (Dauergrünland: durchschnittlich 19,2 dt TM/ha, Ackergras: durchschnittlich 25,0 dt TM/ha). Zum kommenden Wochenende werden Ertragszunahmen von durchschnittlich 119 kg TM/ha pro Tag erwartet.

Regionale Unterschiede

Die Energiegehalte der beprobten Dauergrünlandbestände lagen zwischen 7,5 MJ NEL kg/ TM im südlichen Hügelland und 7,1 MJ NEL kg/TM in der südlichen Marsch. Das beprobte Ackergras erreichte Energiewerte von 6,9 MJ NEL kg/TM in der Marsch Nord (am niedrigsten) und die höchsten Werte mit 7,6 MJ NEL kg/TM im nördlichen Hügelland. Weiterhin zeigt sich, dass die Bestände im Süden des Landes grundsätzlich weiter entwickelt sind als die Bestände in den nördlichen Regionen. Eine mögliche Ursache hierfür sind regionale Unterschiede mit niedrigeren Temperaturen in den nördlichen Landesteilen.

Auch Ackergrasbestände können von einem gewissen Anteil an Kräutern und Klee profitieren. Die Ernte hat auf den ersten Flächen begonnen.
Foto: Lena Itjen

Die Ernte rückt näher

Die Rohfasergehalte der Bestände nähern sich mit großen Schritten der Schnittreife. Bei Zunahmen von bis zu 0,4 % XF pro Tag werden die ersten Aufwüchse die angestrebten 23 % XF voraussichtlich in der kommenden Woche erreichen. Mit zunehmendem Reifegrad der Bestände rückt neben dem Rohfasergehalt insbesondere die Silierfähigkeit in den Fokus. Ein zentraler Faktor ist hierbei der Zuckergehalt, da Zucker den Milchsäurebakterien als Energiequelle dient und somit eine schnelle und stabile Ansäuerung fördert.

Zusätzlich sollten aufgrund der in diesem Jahr verzögerten Bestandsentwicklung die aktuell hohen Rohproteingehalte – durchschnittlich 19,4 % in der TM bei Ackergras und 20,6 % in der TM beim Dauergrünland – beachtet werden. Die damit einhergehenden hohen Eiweißgehalte wirken während der Gärung puffernd. Dies verlangsamt den pH-Wert-Abfall und erhöht das Risiko einer möglichen Fehlgärung.

Detailliertere Hinweise zur Optimierung der Silierung sind in dem gesonderten Textteil am Ende dieser Mitteilung zu finden.

Weitergehende Informationen und Analysedaten sowie die Prognosen zum 11. Mai sind unter gruenlandportal-sh.de und in der kostenlosen Grünlandapp „Grünlandportal SH“ zu finden.


Das richtige Siliermittel für die Grasernte

Vor dem ersten Schnitt sind die Temperaturen insbesondere nachts häufig noch sehr niedrig, während tagsüber bei sonnigem Wetter eine hohe UV-Einstrahlung gegeben ist. Das beeinflusst den natürlichen Besatz mit Milchsäurebakterien, den wichtigsten Akteuren der Silierung, negativ, denn diese Bakterien mögen weder Kälte noch zu viel UV-Licht. Die Konsequenz: sicherheishalber Siliermittel einsetzen!

Die Anzahl und die Vielfalt der am Markt verfügbaren biologischen und chemischen Siliermittel ist unüberschaubar groß. Damit sich Anwender sicher sein können, dass es sich bei den in Prospekten dargestellten Qualitätsverbesserungen durch den Einsatz der Mittel nicht um Zufallsbefunde handelt, hilft die Orientierung am DLG-Qualitätssiegel. Damit sind nur solche Siliermittel ausgezeichnet, die in mehreren Versuchen bei unabhängigen Versuchsanstellern ihre Wirksamkeit nachgewiesen haben.

Die Siliermittel unterscheiden sich in ihrer Wirkungsweise. In die Wirkungsrichtung (WR) 1 fallen Siliermittel zur Vermeidung von Fehlgärungen wie Buttersäurebildung, deren Einsatz insbesondere bei schwer silierbaren Futterpflanzen, schlechten Anwelkbedingungen oder Schmutzeintrag während der Ernte ratsam ist.

Siliermittel der WR 2 verbessern die aerobe Stabilität und tragen damit zur Vermeidung von Nacherwärmung bei. Diese sind bei guten Anwelkbedingungen besonders für zuckerreiche, sauber geerntete Grasbestände empfehlenswert, wie sie aufgrund der lang anhaltenden sonnigen Witterungslage der vergangenen Wochen zu erwarten sind. Auch bei einem geringen Vorschub bei der Entnahme (unter 2,5 m pro Woche) erweisen sich die Siliermittel der WR 2 als vorteilhaft.

Da nicht jedes Mittel für jede Situation passt, ist eine Entscheidungshilfe unter https://­siliermittel.dlg.org/ zu finden. Die Herstellerangaben zur Dosierung und Siloreifezeit sind unbedingt einzuhalten. Wenn die Mindestsilierdauer nicht eingehalten werden kann, bietet sich der Einsatz von speziellen Siliermitteln für die frühzeitige Siloöffnung an. Dr. Susanne Ohl, Landwirtschaftskammer SH


Vom Milchviehbetrieb zur Produktion von Pflanzenkohle

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ heißt es im Volksmund. Die Bedeutung: Man muss sich auch einmal etwas trauen, denn oftmals führen die mutigen Entscheidungen zum Erfolg. Genau diesen Weg schlugen zwei Brüder aus Dithmarschen ein – mit Erfolg.

Mathis und Steffen Block sind ein gutes Team. Davon konnten sich die Mitglieder des Fachausschusses Einkommensalternativen auf dem Betrieb in Osterrade, Kreis Dithmarschen, in jeder Hinsicht informieren. Die Brüder boten einen umfangreichen Einblick in ihre Geschäftsidee, die sie gemeinsam in die Tat umsetzten.

Der Fachausschuss Einkommensalternativen besuchte den Betrieb von Mathis Block in Osterrade, v. li.: Enno Karstens, Leiter Abt. Bildung und Beratung der LKSH, Astrid Petersen, 2. Vorsitzende, Inken Engelbrecht, Eike Brandt, Silke Stammer, Mathis Block, Geschäftsführer Block Bio Innovationen, Steffen Block, Geschäftsführer Block Bio Innovationen, Iris Petersen, Ute Bielfeldt, Vorsitzende, Annette Blöcker, Heidi Thamsen, Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer SH.

Bereits 2016 hätten sie die vielfältigen Möglichkeiten für die Landwirtschaft erkannt, erzählte Steffen Block. Pflanzenkohle werde durch die pyrolytische Verkohlung von pflanzlicher Biomasse hergestellt (der Begriff „Pyrolyse“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „Feuerauflösung“). Davon gab es auf dem Hof mehr als genug, nämlich zum Beispiel Knickholz, das jedes Jahr beim Rückschnitt anfällt. Zu der Zeit arbeitete Steffen Block allerdings noch in Vollzeit im Bereich Sportmarketing: „Wir haben uns trotzdem peu à peu an das Thema herangewagt, bis schließlich die Entscheidung, es zu machen, eine logische Konsequenz war.“ Damals war eine Investition von 1,8 Mio. € notwendig, heute seien im Schnitt 1,4 bis 1,5 Mio. € erforderlich.

Mathis Block zeigt Annette Blöcker, wie die Anlage zur Herstellung von Pflanzenkohle gesteuert wird.

Pflanzenkohle als Kuhfutter

Mit jedem Kilo Pflanzenkohle werden der Atmosphäre bis zu 3,1 kg CO2 entzogen und dauerhaft gebunden. Bei diesem Prozess entstehe darüber hinaus Wärme, mit der über ein lokales Netz der Hof und weitere umliegende Häuser versorgt würden: eine Win-win-Situation sozusagen. Für Mathis Block, der von seinem Vater einen klassischen Milchviehbetrieb übernommen hatte, ist zudem noch ein weiterer Aspekt bedeutsam: Seiner Ansicht nach werden Kühe, insbesondere auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, heutzutage immer mehr in Watte gepackt: „Ein Landwirt in Deutschland benötigt im Durchschnitt 56 Kühe, um monatlich auf dieselbe Milchmenge wie ein Kollege aus Irland mit 49 Tieren zu kommen.“ Das Thema Tiergesundheit habe ihn daher sehr beschäftigt, zumal seine Kühe oft mit Clostridien infiziert gewesen seien.

Seitdem er die Kühe mit der selbst produzierten Pflanzenkohle zusätzlich füttere, habe sich der Gesundheitszustand der Tiere deutlich verbessert. Derzeit produzieren und verkaufen die Brüder die EBC-AgroBio-zertifizierte Pflanzenkohle in großen Plastiksäcken, aber sie planen eine kleinere Variante für Privatpersonen, die zum Beispiel einen Garten haben.

Digitalisierung ist Thema Nummer eins

Im Anschluss an den Hofbesuch informierte der Leiter Abteilung Bildung und Beratung der Landwirtschaftskammer, Enno Karstens, die Teilnehmerinnen über aktuelle Projekte und Entwicklungen im Bereich Einkommensalternativen. Ein wichtiges Projekt sei das geplante Buchungsportal für Veranstaltungen. Ein entsprechendes Ausschreibungsverfahren laufe bereits. Ferner sei das Thema Digitalisierung derzeit in vielen Bereichen vorrangig, denn schließlich müsse auch die Landwirtschaftskammer weiterhin Prozesse optimieren.

Für Kammerpräsidentin Ute Volquardsen ist darüber hinaus in diesem Zusammenhang die Künstliche Intelligenz (KI) bedeutsam: „Dieses Thema liegt mir besonders am Herzen. Wir wollen auf jeden Fall vermehrt damit arbeiten, um zukunftsfähig zu bleiben.“


Pflanzenkohle:

verbessert die Bodenstruktur

speichert Wasser und Nährstoffe effizient

fördert den Humusaufbau

reduziert den Düngemittelbedarf

mindert die Bildung von Ammoniak und Lachgas in Ställen

wirkt als Toxinbinder in der Fütterung

Mit jedem Kilo Pflanzenkohle werden bis zu 3,1 kg CO2 der Atmosphäre entzogen und dauerhaft gebunden.


Fazit

Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe in Schleswig-Holstein entwickeln Ideen und Projekte, die zukunftsweisend sind. Neben den klassischen Betriebszweigen wie Ackerbau und Milchviehhaltung haben sich zum Beispiel die Bereiche „Urlaub auf dem Bauernhof“, „Direktvermarktung und Bauernhofcafés“, „Bauernhofpädagogikkurse“ und Lehrgänge zum Thema „Greencare“ etabliert. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein unterstützt die Akteure mit Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie individueller Beratung.

Aktuelles aus der forstlichen Bildung

Anfang März besuchten fünf junge Schweden die Lehranstalt für Forstwirtschaft, um mehr über die Forstwirtschaft in Deutschland und die praktische Laubholzernte zu erfahren. Drei Wochen haben sie mit den Forstwirtauszubildenden gemeinsam gearbeitet, im Internat gelebt und an verschiedenen Exkursionen zu den Besonderheiten der deutschen Forstwirtschaft teilgenommen. Neben neuem Wissen und Erfahrungen sind natürlich auch neue Freundschaften entstanden.

Die Lehranstalt für Forstwirtschaft pflegt mit ihren Forstwirtauszubildenden seit Anfang der 2000er Jahre einen regelmäßigen jährlichen Austausch mit schwedischen Forstschulen. In den zurückliegenden Jahren hatten üblicherweise je fünf Auszubildende aus Bad Segeberg die Chance, an einem Maschinenführerlehrgang in Schweden teilzunehmen und im Rahmen des Austausches zudem Land und Leute näher kennenzulernen. Für die Auszubildenden ist es eine besondere Möglichkeit, die angesichts der begrenzten Teilnehmerzahl nicht allen zur Verfügung steht. Aktuell erfolgt der Austausch mit der Naturbruksskolan in Svenljunga.

Seit 2018 nutzt auch die Partnerschule in Svenljunga die Möglichkeit, junge Menschen nach Deutschland zu einem Austausch zu schicken. Im ersten Jahr noch auf eigene Kosten, hat sich der Besuch aus Schweden auch finanziell durch die Erasmus-Förderung etabliert. Mit Ausnahme der Pandemiejahre (2021 und 2022) sind in jedem Jahr zwischen drei und sechs junge Schweden nach Bad Segeberg gereist.

Ankunft in Schleswig-Holstein

Anfang März war es dann wieder so weit, dass vier junge Männer und eine junge Frau aus Schweden in Bad Segeberg ankamen. Begleitet wurden sie von zwei Lehrenden aus ihrer Schule, die jedoch nach zwei Tagen wieder die Rückreise antraten. Somit waren die Gäste auf sich allein gestellt. Wie sich jedoch zeigte, hat sich schnell ein inniger Kontakt mit dem dritten Ausbildungsjahr an der Lehranstalt entwickelt. Trotz sprachlicher Schwierigkeiten vor allem auf Seite der deutschen Auszubildenden hat man schnell Wege der Verständigung gefunden.

Begonnen hat der diesjährige Austausch mit einer kurzen Einführung in die Landwirtschaftskammer und ihre Forstabteilung und deren Aufgaben sowie einer gemeinsamen Stadtrallye in Bad Segeberg gemeinsam mit den deutschen Auszubildenden. Die Gruppen waren dabei jeweils gemischt, sodass beide Seiten an ihren englischen Sprachkenntnissen feilen konnten.

Einblick in die deutsche Forstwirtschaft

Der nächste Tag war geprägt von einem vertieften Einblick in die deutsche Forstwirtschaft am Beispiel eines größeren privaten Forstbetriebes. Hier wurden die grundsätzlichen Unterschiede am deutlichsten. Während man in Schweden eher auf die Gesamtmasse des Rohstoffes Holz schaut, steht in der deutschen Forstwirtschaft der Wertzuwachs des einzelnen (eher wertvollen) Holzstamms im Zentrum. Und so investieren deutsche Forstbetriebe, auf den ersten Blick schwer verständlich für die Schweden, viel Liebe und Zeit in die Entwicklung qualitativ hochwertiger Einzelbäume und Stämme.

Den Abschluss des Tages bildete ein Besuch auf dem Submissionsplatz in Daldorf, wo auch die Zuschlagspreise für das dort liegende Stammholz mitgeteilt wurden. Angesichts von Preisen von über 10.000 € für einzelne Stämme wurde die Zielsetzung dieser anderen, auf den Einzelstamm ausgerichteten Forstwirtschaft hier noch einmal deutlich. Und so ist davon auszugehen, dass der eine oder andere Festmeterpreis den Schweden noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Besuch im Laubholzsägewerk

Blick über die Köpfe der Schweden auf die Blockbandsäge im Laubholzsägewerk Fotos: Dr. Jörg Hittenbeck

Als nächster Programmpunkt stand der Besuch eines Laubholzsägewerks an. Wie es der Zufall manchmal will, wurde gerade zum Zeitpunkt des Sägewerksbesuchs das erste Holz vom Wertholzlagerplatz aus Dalldorf angeliefert. So konnten die jungen Gäste direkt beobachten, wie aus einem Langholzstamm mit einigem Manipulationsaufwand langsam Schnittholz für Bodenbeläge entstand. Einzelne Holzmerkmale (oder auch Fehler) bekommen dabei eine besondere Bedeutung für die spätere Sortierung des Schnittholzes in verschiedene Qualitätskategorien. Das besuchte Sägewerk trocknet zudem einen Teil des Holzes in den eigenen Lagerhallen beziehungsweise Trockenräumen, sodass die späteren Kunden die Ware direkt nach der Auslieferung verarbeiten können. Auf dem ersten Stück des Rückweges nach Bad Segeberg machte die Exkursionsgruppe noch halt in der Zentrale der Landwirtschaftskammer, um sich über die weiteren Aufgaben der Kammer zu informieren und in der Deula zu Mittag zu essen. In der Zentrale wurden Fotos gemeinsam mit den schwedischen Gästen gemacht und direkt auf dem Instagram-Account der Landwirtschaftskammer gepostet (siehe dazu auch Foto in dieser Ausgabe, Kammer kompakt, S. 33).

Besuch in der Kammerzentrale

Den Abschluss des Exkursions­tages bildete der Besuch bei einem Harvester. Diese skandinavische Standardtechnik wird schon seit Jahrzehnten auch in Deutschland für die Holzernte eingesetzt. In diesem Fall handelte es sich jedoch um einen speziell für die Starkholzernte unter deutschen Bedingungen aufgerüsteten Harvester. Neben einem deutlich stärkeren Kran kommt auch ein Aggregat zum Einsatz, das mit größeren Stammdurchmessern zurechtkommt. Das Bild der Maschine mit den schwedischen Gästen verdeutlicht die Größe des Harvesteraggregats. So konnten die schwedischen Gäste die aus der Heimat bekannte Technik mit Sonderausstattung im Einsatz sehen.

Käferkalamitäten im Harz

Eine Besonderheit, auf die die Schweden für ihre eigene Forstwirtschaft gern verzichten können, sind die Käferkalamitäten in der Fichte der zurückliegenden Jahre. Das machte ein Besuch im Harz sehr deutlich. Insbesondere infolge der Trockenjahre 2018 bis 2020 und der daran anschließenden Massenvermehrung von Borkenkäfern präsentierte sich den schwedischen Gästen ein nahezu apokalyptisches Bild des Harzes: abgestorbene Bäume und Kahlflächen, so weit das Auge reichte. Angesichts der Tatsache, dass die Fichte die Hauptbaumart in den Wäldern um Svenljunga ist, und des auch dort offenkundigen Klimawandels waren die Gäste etwas bestürzt. Zurück in Bad Segeberg haben sie dann auch die Zeit genutzt, sich mit dem Waldschutzexperten der Forstabteilung gemeinsam Gedanken für den schwedischen Wald zu machen. Sollte es in einigen Jahren, hoffentlich Jahrzehnten, so weit sein, dass Ähnliches auf die schwedischen Wälder zukommt, sind jedenfalls diese fünf jungen Menschen bereits vorbereitet und haben Ideen, wie der Prozess zumindest verlangsamt werden kann.

Praktische Arbeit und Abschied

Wenn der Eindruck entsteht, die schwedischen Gäste hätten überwiegend nur geschaut und seien nicht selber aktiv geworden, so täuscht das. Zwei Wochen ihres Deutschlandaufenthaltes haben die Schweden gemeinsam mit den Auszubildenden der Lehranstalt in den Wäldern rund um Bad Segeberg bei gemeinsamer Arbeit verbracht. Für alle stand eine Woche mit dem Schwerpunkt (Laub-)Starkholzernte mit verschiedenen Techniken und Hilfswerkzeugen auf dem Programm sowie eine weitere Woche mit verschiedenen forstlichen Arbeiten, sozusagen ein Best-of der praktischen Forstwirtschaft.

Dabei sind neue Freundschaften entstanden und so fiel der Abschied allen schwer. Die Zeit bis zum Wiedersehen war nicht lang, der Gegenbesuch aus Deutschland startete am Ostermontag bereits mit der Klassenfahrt und setzt sich mit fünf ausgewählten Auszubildenden bis Ende Mai fort. Der deutsch-schwedische Austausch in der Forstwirtschaft ist zum Erfolg geworden, der die Menschen verbindet.