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„Algorithmus ist eine Bitch“

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Das Smartphone und die Nutzung digitaler Medien sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Auch wenn es nach einer aktuellen Mitteilung des Statistischen Bundesamts im vergangenen Jahr gut 5 % (entspricht rund 3,1 Millionen Menschen) unter den 16- bis 74-Jährigen gab, die noch nie online waren: Die meisten nutzen ihr Handy für den Online-Einkauf, für Terminabsprachen und als Kommunikationsmittel, um sich zu informieren oder über Social Media zu netzwerken. Oder betreiben damit ihr Business, um als Influencer, Blogger oder Podcaster Geld mit Instagram & Co. zu verdienen.

Wie aber wirken die digitalen Welten auf das künstlerische Schaffen und wie beeinflusst Kunst wiederum die Sozialen Medien? Mit der Initiative und Ausstellung „Insta me, Baby“ lädt Ingrid Roosen-Trinks, Sammlerin und Gründerin des Vereins „Kunst für Angeln“, Menschen aller Generationen dazu ein, ihre Kreativität in Bezug auf die digitale Welt und Soziale Medien zu erforschen sowie den Dialog in einem grenz- und generationenübergreifenden Kontext zu eröffnen.

Ingrid Roosen-Trinks mit Künstler Stephen Craig

Zusammen mit der Kunstschule Sønderjylland im dänischen Sønderburg finden im Rahmen der Ausstellung verschiedene Veranstaltungen und Workshops statt, die sich unter anderem mit der Frage beschäftigen, wie Kunst heute ästhetisch gestaltet sein muss, um auf Instagram zu funktionieren. Dazu erforschen Teilnehmende in Zusammenarbeit mit deutschen und dänischen Künstlerinnen und Künstlern in zwei Workshops, einer auf dänischer, einer auf schleswig-holsteinischer Seite, die Wirkung von Kunst in Sozialen Netzwerken wie beispielsweise Instagram.

Start und Eröffnung war am vergangenen Sonntag mit einem Open House auf dem Wittkielhof in Wittkiel bei Kappeln, wo auch die Ausstellung mit kreativen Ergebnissen aus den Workshops bis zur Finissage am 5. Mai besichtigt werden kann. Auch für Kunstschaffende und Kreative sind Internet und die Sozialen Medien als Plattformen zu einem unverzichtbaren Werkzeug geworden, um Ausstellungen zu bewerben oder ihre Sichtbarkeit zu steigern. „Instagram bietet der jungen Kreativszene die Möglichkeit, ihre Werke außerhalb traditioneller Galerien bekannt zu machen“, erklärte Ingrid Roosen-Trinks dem Publikum bei einer Talkrunde im Rahmen der Ausstellungseröffnung.

Das Bild von Gerd G. M. Brockmann trifft das Thema der Ausstellung.

Doch inwiefern beeinflussen Instagram & Co. die künstlerische Arbeit? „Ich sehe das ambivalent. Es ist Fluch und Segen zugleich“, meinte dazu die Künstlerin Chili Seitz. Natürlich könne man seine Arbeiten schnell publik machen, „aber die Tiefe einer Arbeit ist durch schnelles Scrollen nicht erfahrbar, die Tiefe eines Kunstwerkes ist für Instagram nicht erreichbar. Das sieht man in dieser Ausstellung: Wenn man direkt vor den Arbeiten steht, den Pinselstrich oder die Farbkombination sieht, dann gibt es einem etwas zurück. Das ist in echt viel besser erlebbar als in den Sozialen Medien“, so Seitz.

Für sie sei Instagram wie eine News-Funktion auf einer Webseite, bei der man schnell in Kommunikation treten, Kontakt halten und sich über Aktuelles informieren könne. Aber natürlich falle auch sie der Versuchung anheim, nach einem Post nachzuschauen, wie viele Likes sie erhalten habe.

Die jüngere Generation arbeite mit dem Medium anders und so, dass sie es für sich nutzen könne. „Das gilt aber nicht für jede Kunst und egal, wie viel man von seinen Arbeiten hochlädt: Der Algorithmus ist eine Bitch, er entscheidet letztlich, was im Netz zu sehen ist und was nicht“, so Seitz.

Künstlerin Chili Seitz vor einer ihrer Arbeiten

Für Künstler-Autodidakt Henrik Becker dient Instagram ebenfalls als eine gute Möglichkeit, schnell viele Leute zu erreichen und Veranstaltungen zu bewerben. Ihm gefalle aber auch der Ansatz, dass Kunst am schönsten ist, wenn man davorsteht. Und doch sei die Versuchung groß, sich schnell über Instagramm oder andere Netzwerke Bestätigung in Form von Likes zu holen, obwohl man wisse, dass man sich auf diese Weise nicht mit anderen vergleichen sollte und es als Belohnungssystem nicht tauge.

„Das ist das Neue an diesen Medien, man erhält schnell direkt Response. Das kann ein Suchtfaktor sein, denn kurzfristige Konsequenzen steuern unser Verhalten“, so Dr. med. Frank Helmig, Chefarzt und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an den Ameos Kliniken in Preetz und Kiel bei der Talkrunde. Wie bei allen Verhaltenssüchten sei die flexible Kontrolle das Ziel, also positive Aspekte von digitalen Medien zeitlich begrenzt gezielt zu nutzen, gleichzeitig aber auch Erholungsphasen ohne Onlinezugang einzubauen. „Somit können die Sozialen Medien ein positives Begleitmedium für Kunstschaffende sein, Instagram als Lockmittel, Einladung und Neugierigmacher“, fasste Ingrid Roosen-Trinks zusammen.

Henrik Becker (r.) mit Besuchern vor seiner Ausstellungswand

Und auch die Besucherinnen und Besucher sowie die Teilnehmenden an den Veranstaltungen sind dazu eingeladen, kritisch über den Einfluss der digitalen Welt auf die Kunst und das soziale Miteinander nachzudenken. Geführte Rundgänge durch die Ausstellung sind gratis per Anmeldung unter visit@kunstfuerangeln.de möglich.

Weitere Informationen unter ­kunstfuerangeln.de

Gesprächsrunde zum Thema Einfluss von Sozialen Medien im Alltag und auf die Arbeit von Kunstschaffenden mit Initiatorin und Sammlerin Ingrid Roosen-Trinks, den Künstlern Chili Seitz, Thomas Luna und Henrik Becker sowie Dr. med. Frank Helmig, Chefarzt und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an den Ameos Kliniken in Preetz und Kiel, Dr. Hauke Staats, Chefarzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie „Villa Paletti“ in Flensburg.
Fotos: Iris Jaeger
Moving Sculpture Art by Chili Seitz – entstanden bei einem Workshop in der Kunstschule Sonderburg
Großformatiges Werk von der Künstlerin Nejla Yilmaztürk
„Die Bande“ von Nele Engler
Ebenfalls von Nele Engler
Martin Askholm „Monkey Business“
Werk von Sofie Bird Møller
„Cumulus Cloud“ von Martin Askholm


Absolute oder relative Bedürfnisse bedienen?

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Landwirtschaft ist lebenswichtig: ohne Nahrungsmittel kein Leben. Doch kann sich die Landwirtschaft immer weniger von diesem Existenzrecht kaufen. Seit 1950 stieg der Nettostundenverdienst eines Industriearbeiters um das 24-Fache an, die Brotpreise nur um den Faktor zwölf. Wären die Weizenpreise nur mit der Inflationsrate gestiegen, würden Ackerbauern für einen Doppelzentner 95 € erlösen. Der Erzeugeranteil an den Verbraucherausgaben für Brot liegt nur noch bei 5 %. Ähnlich sieht es für andere Lebensmittel aus.

Den Differenzbetrag begründen Hersteller und Händler mit dem Zusatznutzen: Zubereitung, Einkaufserlebnis, Geschmack, Regionalität, CO2-Fußabdruck, Bio, Tierwohl, Veganismus, Nahrungsergänzung und so weiter. Während die Urproduktion sich auf das absolute Bedürfnis des Menschen konzentriert – Motto: „Gegessen wird immer!“ –, gehen die nachfolgenden Stufen auf das relative Bedürfnis ein – „Darf‘s noch ‘was sein?“. Mit Erfolg, denn der Geldwert unserer Lebensmittel bemisst sich an Merkmalen, die nicht lebenswichtig, aber in einer Wohlstandsgesellschaft dennoch begehrenswert sind.

Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow hielt sich mehrere Wochen bei Blackfoot-Indianern auf. Das beeinflusste die nach ihm benannte Bedürfnispyramide, die menschliche Ansprüche rangiert. Maslow schuf fünf Kategorien: Grundbedürfnisse, Sicherheit, soziale Bedürfnisse, Individualbedürfnisse, Selbstverwirklichung. Ernährung ordnet sich ganz unten ein, neben Atmung, Wasser, Schlaf und Fortpflanzung. Das ist ehrenwert, aber immer weniger ertragreich. Maslow nimmt eine weitere Unterteilung in Mangelbedürfnisse (Stufen 1 bis 3) und Wachstumsbedürfnisse vor. Nur solange ein Bedürfnis nicht befriedigt ist, beeinflusst es unser Handeln. Das ist ein Grund für die geringe Wertschätzung der Agrarerzeugnisse: Mehr als satt geht nicht. Allein Wachstumsbedürfnisse werden nie voll befriedigt.

Lässt sich daraus ein Mehrwert erzeugen? Es lässt! So positioniert sich der Veganismus auf der obersten Stufe der Pyramide, und manch einer blickt von dort auf die Landwirte herab. Doch gibt es viele Erzeugnisse, die auf Individualität und Selbstverwirklichung abzielen. „Ich will so bleiben, wie ich bin: Du darfst“ war ein Slogan aus den 1970er Jahren für fett- und zuckerreduzierte Nahrungsmittel mit fetten Margen. „Du bist, was du isst“, erklärte Gesundheitspsychologin Gudrun Sproesser auf der Biofach 2012. Die Motive sind unterschiedlich und reichen vom Wunsch nach mehr Umweltschutz bis zur Selbstdarstellung.

Ganz oben thront das Ich. Wer diese Stufe bedienen will, muss sich fragen: Was hat das Ich davon, dass es mich gibt? Doch Vorsicht: Das Geschäft mit dem Ich kann nach hinten losgehen! Light-Produkte können dick machen. Vegane Produkte sind hochverarbeitet. Bio ist teuer. Solidarische Landwirtschaft macht Arbeit. Und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten fällt manch einer die Stufen auch wieder hinab.

Auch mit relativen Bedürfnissen lässt sich in einer Wohlstandsgesellschaft Geld verdienen, nicht nur mit absoluten. Das kann das Strohschwein sein, das klimaneutrale Ei, Käse mit Blütenrand, heimisches Soja. Es sind, dem Individualismus der Kunden entsprechend, viele Nischen. Wir sollten sie alle füllen. Aber: Die relative Wertschöpfung kann die absolute wohl ergänzen, sie wird sie nicht ersetzen.

Nahrung für Körper und Seele

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Dieses Jahr wird der April in ganz Deutschland zum „Agrill“. Der Kampagnenmonat der Bauern soll Menschen am Grill zusammenbringen und einen lockeren Austausch ermöglichen. Der Kreisbauernverband (KBV) Pinneberg hat sich mit der Elmshorner Tafel zusammengetan und dort am Dienstag dieser Woche ein gemeinsames Grillfest mit den Tafel-Nutzern und -Mitarbeitenden gefeiert. „Wir wollen niemanden auslassen“, betont Christof Kirst (r.) vom KBV Pinneberg. „Wir wünschen, dass vor allem Bedürftige die Freude an dieser Aktion teilen.“ Der KBV hat 500 € an die Tafel gespendet und der örtliche Rewe-Markt gut 250
Würste für die Aktion gestiftet. „Was führt die Menschen mehr zusammen als das gemeinsame Grillen?“, bekräftigt Tafel-Chef Matthias Kühl (li.). „Das ist nicht nur Nahrung für den Körper, sondern auch für die Seele.“ Video der Aktion unter https://youtu.be/a_cAJYPyoR4

Mit Petersilie & Co. gesund und fit bleiben

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77 % der Erkrankungen in Industrieländern rühren vom Lebensstil her und sind für 86 % aller Todesfälle verantwortlich. 59 % der Erwachsenen in Europa sind übergewichtig oder adipös, bei Kindern sind es etwa 28 %. Seit 2020 ist Adipositas als chronische Krankheit in Deutschland anerkannt. Dr. Silja Schäfer ist durch die Ernährungs-Docs im NDR bekannt und führt mit drei weiteren Ärztinnen eine Schwerpunktpraxis für Diabetes und Ernährung in Kiel-Suchsdorf. Jetzt war sie bei den Kieler LandFrauen zu Gast.

Das viszerale Fett – Fett zwischen den Organen im Bauch – ist besonders gefährlich, denn es produziert Stoffe, die krebserregend und entzündungstreibend sind, sowie das Sättigungshormon Leptin. Wird davon zu viel produziert, gerät unser Sättigungsgefühl in eine Unwucht.

Ernährungs-Doc Silja Schäfer (unten li.) mit ihrem Team. Foto: Claudia Timmermann

Adipositas entsteht durch zu hohen Kalorien-, insbesondere Zuckerkonsum. In der Folge wird zu wenig Insulin produziert und damit Diabetes mellitus Typ II hervorgerufen. Jeder zehnte Mensch in Deutschland ist davon betroffen, sagt eine Studie des Bundesministeriums für Ernährung. Schäfer wies beispielhaft auf die Gefahren der Energydrinks hin, die besonders bei jungen Menschen beliebt sind. Eine 200-ml-Dose enthält 28 g Zucker, die WHO empfiehlt, nicht mehr als 25 g „freien Zucker“ pro Tag zu sich zu nehmen.

Anhand von Regenbogenfarben wurde die gesunde tägliche Auswahl an Lebensmitteln erläutert: rote Linsen und Himbeeren, orangefarbener Kürbis, gelbe Paprika, grüner Broccoli, Petersilie und sämtliche Kräuter, blauer Hering, violette Blaubeeren, Rote Bete und Brombeeren. Heimisches, regionales Gemüse und Obst bietet, was wir an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen, sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, selbst Proteinen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren brauchen.

Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin D ist lauf Schäfer in unseren Breiten von Oktober bis Ostern sinnvoll. Ebenso sollten wir auf viele Omega-3-Fettsäuren achten, indem wir mit Rapsöl zubereiten und Lein-, Hanföl oder Chiasamen und Walnüsse zu uns nehmen.

Anhand von drei Beispielen wurde deutlich, dass jeder Mensch Gewicht nur reduzieren kann, wenn ein ausgesprochener Wille dahintersteht. Die vielgepriesene Abnehmspritze Ozempic helfe auf keinen Fall, so Schäfer. Eine gute Möglichkeit zum Abnehmen, aber auch grundsätzlich ein guter Baustein zur gesunden Ernährung sei das Intervallfasten. Dabei wird innerhalb von acht Stunden etwas zu sich genommen, in 16 Stunden nichts. Bereits nach zwölf Stunden werden entartete Zellen im Körper abgebaut. Der Stoffwechsel fährt herunter, ein normales Hungergefühl stellt sich ein. Eine Alternative ist, fünf Tage normal zu essen und zwei Tage zu fasten, dabei ist immer viel Wasser zu trinken.

Schäfer favorisiert besonders die „Planetary Health Diet“, eine Diät, die sich neben gesunder Ernährung auch um unseren Planeten kümmert. Hier werden 50 % Obst und Gemüse, davon ein Viertel Hülsenfrüchte und Nüsse, knapp 20 % Vollkornprodukte und 6 % Fleisch, Fisch oder Eier empfohlen. Fünf Portionen Obst oder Gemüse sollten es pro Tag sein, nur einmal pro Woche helles, einmal dunkles Fleisch, Wurst gar nicht.

Besonders liegen Schäfer die Kinder und Jugendlichen am Herzen. Im Juni veranstaltet sie ein Online-Seminar für Schulen, und es gibt ein kostenfreies Programm für Kinder: „Fit for Future“.

Die EU gibt ein Gefühl der Sicherheit

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Anlässlich der im Juni anstehenden Europawahl hat der Agrarausschuss der Landjugend Schleswig-Holstein Politiker ins Detlev-Struve-Haus in Rendsburg eingeladen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

In einer kleinen Runde und auf Augenhöhe wurde ein Dialog mit Rixa Kleinschmidt (CDU), Lars Kuhlmann (CDU, Listenplatz drei für Europa), Dirk Kock-Rohwer (Grüne) und Oliver Kumbartzky (FDP) geführt. In erster Linie sollten natürlich einige Themen im Agrarbereich behandelt werden, die sich das Agrarausschusssprecherteam im Vorwege überlegt hatte. Es gab aber auch die Gelegenheit, eigene Fragen rund um das Thema Politik zu stellen.

Eingangs wurde darüber gesprochen, warum gerade diese Wahl so wichtig für junge Menschen ist und wie die einzelnen Parteien junge Wähler motivieren wollen. Ein Multiplikator sind Veranstaltungen wie diese und Thementage in Schulen. Dort treten die demokratischen Parteien gemeinsam auf, werben dafür, zur Wahl zu gehen, und beantworten Fragen. Auch von den Schülern werde diese Art der Veranstaltung als sehr hilfreich angesehen. Vor allem vermittele ihnen die EU gerade in den vergangenen Jahren, in denen Kriege auf der Welt immer wieder und wieder aufflammen, eine gewisse Sicherheit.

Die Politiker äußerten alle eine große Sorge vor der immer weiter fortschreitenden Künstlichen Intelligenz (KI) – einerseits in vielerlei Hinsicht sehr hilfreich, nützlich und notwendig, anderseits könnte es durch sie verstärkt zu Fake News während des Wahlkampfes kommen. Daher ergeht ein Appell an alle, Fakten zu checken und angebliche Neuigkeiten auch einmal kritisch zu hinterfragen.

Eine weitere Frage, die den Junglandwirten unter den Nägeln brannte: Wie kann die heimische Landwirtschaft gestärkt werden? Dirk Kock-Rohwer von den Grünen setzt dabei auf mehr Bioproduktion, weniger Menge und höhere Gewinne auf dem Biomarkt. Generell waren sich alle einig, mehr auf regionale und saisonale Produkte zu setzen und dies bereits in Schulfächern wie Verbraucherbildung zu vermitteln. Es könne definitiv nicht der richtige Weg sein, günstigere Produkte mit geringeren Standards aus dem Ausland zu beziehen und diese den heimischen Produkten vorzuziehen.

Sehr oft fiel das Stichwort Bürokratieabbau. Da wurde durch den Agrarausschuss direkt genau nachgefragt: Wie soll der Bürokratieabbau laut den Politikern denn aussehen? Wie kann Bürokratieabbau funktionieren – Abbau durch Digitalisierung, KI nutzen, um Kontrollen selbst durchzuführen, Mehrfacheingaben vermeiden, alles über ein System laufen lassen oder verknüpfen können?

Ein Thema, zu dem der Arbeitskreis Agrar im Bund der Deutschen Landjugend bereits ein Positionspapier ausgearbeitet hat, ist die Grüne Gentechnik. Die meisten der Politiker sehen darin große Chancen für die Landwirtschaft und treiben diese gern weiter voran. Es besteht mehr Verständnis für diese Thematik, als es früher der Fall war. Dirk Kock-Rohwer positionierte sich auch hierzu kritisch im Gegensatz zu seinen Kollegen: Risiken sind seiner Meinung nach noch nicht final erforscht.

Durch diesen Abend konnten junge, interessierte Landjugendliche mit und ohne landwirtschaftlichen Hintergrund einen Eindruck von der Europapolitik und besonders dem Agrarbereich auf EU-Ebene erhalten. Jetzt bleibt uns vom Agrarausschuss der Landjugend Schleswig-Holstein nur noch eins zu sagen. Wir appellieren an alle, aber ganz besonders an alle jungen Menschen im ländlichen Raum: Geht am 9. Juni zur Wahl und setzt euer Kreuz! Jede Stimme zählt und kann unsere Zukunft mitgestalten.

Der Agrarausschuss mit den Politikern Lars Kuhlmann und Oliver Kumbartzky (hinten 2. und 3. v. li.), Dirk Kock-Rohwer (hinten r.), Rixa Kleinschmitt (Mitte li.) 

„Zeigen, dass wir Lösungsanbieter sind“

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Die Zukunft bauen – das wollen die ZukunftsBauer! Jörn Frahm aus Wrohm, Kreis Dithmarschen, engagiert sich in diesem Projekt des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Was er damit verbindet, schildert er im Gespräch mit dem Bauernblatt.

„Wir Landwirte sollten keine Angst haben, uns positiv darzustellen und auch so aufzutreten“, sagt Jörn Frahm. „Wir sollten zeigen, dass wir Lösungsanbieter sind.“ Und dazu sei es wichtig, „nicht nur in unserem Dunstkreis zu diskutieren, denn dazu neigt man ja. Der Freundeskreis, das sind meist Berufskollegen, und man spricht über dasselbe.“ Unter seinen Bekannten sei die Mischung etwa halbe-halbe, und auch von den Nichtlandwirten unter ihnen seien die allermeisten mal in seinem Stall gewesen. „Wenn man da spricht, dann ist das Feedback positiv.“

Jörn Frahm ist 36 Jahre alt und hat den Familienbetrieb in Wrohm im Kreis Dithmarschen 2019 übernommen, Vater und Bruder haben einen Betrieb bei Kropp, Kreis Schleswig-Flensburg. Frahm hält 1.200 Schweinemastplätze und bewirtschaftet 180 ha, davon 140 ha Ackerland. Da probiert er viel mit Zwischenfrüchten aus, setzt im Mais Strip-Till-Verfahren ein und verzichtet auf mineralischen Unterfußdünger. Im Winter sind 100 % der Fläche begrünt.

Dazu kommen 40 ha Grünland, das ausschließlich in der Biogasanlage verwertet wird. Die umfasst drei Gärbehälter mit Gasspeichern und einem Blockheizkraftwerk (BHKW), das rund 500 kW liefert – Wärme für Haus und Maststall sowie für eine Autolackererei und eine Kfz-Werkstatt im Dorf.

Das plant Frahm auszubauen. „Wir könnten das Dorf Wrohm mit seinen gut 700 Einwohnern überwiegend mit Energie versorgen“, sagt er. Am rund 1 km entfernten alten Hofstandort im Dorf würde er zwei weitere BHKW mit Warmwasserspeicher installieren und eine Gasleitung dorthin legen.

„Die Gemeinde ist positiv gestimmt“, sagt er. „Sie ist vom Gesetzgeber gefordert, eine kommunale Wärmeplanung zu entwickeln. Da kommt ihnen meine Idee entgegen.“ Da zeigt es sich, das Modell des Bauern als Lösungsanbieter!

„Es kommt eben darauf an, wie man mit den Menschen umgeht und dass man Rücksicht nimmt auf ihre Belange. Man muss über die Probleme reden. Auch in einem Dorf wie Wrohm sind nicht mehr alle Bauernnachfahren.“ Dazu gehöre auch, bei der Maisernte nicht nachts durchs Dorf oder Gülle am Sonntag zu fahren. Und sogar bei den Behörden helfe es, miteinander zu reden, „meistens jedenfalls“.

In seiner Haltung ist Frahm ebenfalls zukunftsorientiert. Die Schweine erhalten ausschließlich selbst produziertes Futter und in Körben Heu und Stroh zur Beschäftigung. Einen Teil lässt er unkupiert, als Versuch. Wenn es sich bewährt, könnte er es auf alle Tiere ausdehnen. Über eine stärkere Umstellung mit neuen Förderprogrammen denkt er nach. Das Fleisch vermarktet er in der Initiative Tierwohl (ITW) in Haltungsstufe 2 im Rewe-Programm „Regionalfleisch SH“, geschlachtet in Kellinghusen, sowie bei einem Schlachter mit Laden in Tetenhusen, den er einmal wöchentlich beliefert. Die Ferkel bekommt er aus Schleswig-Holstein. „Regional hat Zukunft“, ist Frahm überzeugt.

Mit dem Konzept ZukunftsBauer hat er sich eingehend beschäftigt, an einem Treffen der Arbeitsgruppe teilgenommen inklusive der Vorstellung der zugrunde liegenden Studie durch den Betreuer Hans-Heinrich Berghorn vom DBV. „Erst schien es mir noch recht abstrakt, aber danach konnte ich mir etwas darunter vorstellen“, sagt er. ZukunftsBauer – das ist für ihn jeder, der seinen Betrieb weiterentwickelt, anstatt nur selbst davon zu leben: „Eine Generation weiter denken!“

Die besteht bei ihm derzeit in den beiden Töchtern, sieben und elf Jahre alt. Das ist natürlich zu früh, um ernsthaft über den Beruf nachzudenken, „aber sie sollen die Möglichkeit dazu haben“. Oder, wenn sie es später nicht wollen, auch ein anderer Nachfolger.

Die Mastschweine bekommen nur hofeigenes Futter sowie in Körben Heu und Stroh zur Beschäftigung.

Endlich wieder draußen!

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Seit etwa zwölf Jahren ist der Weideaustrieb auf dem Hof Fuhlreit bei Kropp im südöstlichen Kreis Schleswig-Flensburg ein immer größer werdendes Event. Am vorigen Sonnabend war es wieder so weit. 68 Milchkühe durften zum ersten Mal auf die Weide. Mit dabei etwa 500 Menschen, darunter viele junge Familien, die das Spektakel bei herrlichstem Sonnenschein genossen.

Nach langen Monaten im Stall war bei den Vierbeinern erst einmal Toben und Kräftemessen angesagt. Nach einer guten halben Stunde drehten die vorwiegend rotbunten Kühe den Besuchern ihre Rückseiten zu und beschäftigten sich mit der Nahrungsaufnahme. Der Besucherstrom bewegte sich nun in Richtung Hofladen und Eisstand, wo an diesem Vormittag Schlangestehen angesagt war.

Am Anfang ist Kräftemessen angesagt.
Hauke (li.) und Arne Sierk

Der von Hauke und Arne Sierk geführte Betrieb bewirtschaftet 126 ha, beschäftigt 27 Mitarbeiter inklusive Familienmitgliedern und hält 90 Milchkühe. 720.000 kg Milch werden hier jedes Jahr produziert. Der männliche Nachwuchs wird aufgezogen, sodass auch viel Fleisch anfällt.

Am 1. Januar 2010 stieg Familie Sierk in die Selbstvermarktung ein. Zwei Drittel seiner Produkte, zu denen seit 2020 auch Eier und Hühnerfleisch gehören, vermarktet der Betrieb inzwischen selbst. „Dieser Anteil ist ständig gewachsen“, so Hauke Sierk. Etwa 80 % der selbst vermarkteten Produkte werden Privatkunden an die Haustür geliefert. „Die meisten unserer Kunden leben im Dreieck Schleswig-Rendsburg-Eckernförde“, so Hauke Sierk. 1.600 Kunden werden pro Woche beliefert. Etwa 10 % der Produkte gehen an die Gastronomie, und die restlichen 10 % werden im Hofladen verkauft.

Die Gäste des Weideaustriebes sind mehrheitlich Kunden. Es kommen aber immer auch neue Leute dazu. Der eine oder die andere bestellt dann schon mal das Probepaket und wird später Kunde.

In Kürze geht es auch für die derzeit noch im Stall verbliebenen Kühe und das Jungvieh auf die Weide, ganz ohne Öffentlichkeit. Insgesamt stehen dem Betrieb 28 ha Weide zur Verfügung, davon 16 ha Hauptweiden. Auf die restlichen 12 ha kommen die Rinder erst nach dem ersten Schnitt. Das Problem in diesem Jahr ist, dass die Weiden eigentlich noch zu nass für den Weidebetrieb sind. „Aber das Gras ist inzwischen so groß, dass wir nicht länger warten konnten“, so Hauke Sierk.

Rückweg von der Weide zu Hofladen und Eisstand

Reifeprüfung Grünland

Zur Bestimmung eines geeigneten ersten Schnitttermins ­veröffentlicht die Landwirtschaftskammer im Rahmen der Reifeprüfung Grünland ab sofort wieder wöchentlich Ertrags- und Qualitätsdaten von verschiedenen Dauergrünland- und ­Ackergrasbeständen aus unterschiedlichen Regionen Schleswig-Holsteins.

Die Reifeprüfung beginnt mit der ersten Mitteilung und endet, sobald die voraussichtliche Schnittreife der Bestände mit einem Rohfasergehalt (XF) von 23 % in der Trockenmasse (TM) prognostiziert werden kann.

Zusätzlich zu den wöchentlichen Mitteilungen werden stets zeitnah zur Beprobung umfangreiche Analysedaten der einzelnen Standorte über das Grünlandportal der Landwirtschaftskammer veröffentlicht. Dieses ist entweder online verfügbar oder kann über die Smartphone-App „Grünlandportal SH“ abgerufen werden, welche in allen gängigen Appstores kostenfrei verfügbar ist.

Vielfältige Bestände werden beprobt

Beprobt werden in diesem Jahr sieben Ackergras- und 16 Dauergrünlandbestände, die in sechs Regionen (siehe Karte) unterteilt werden. Alle Bestände erhielten eine praxisübliche Frühjahrsdüngung, doch während die Ackergrasbestände grundsätzlich durch Ansaatmischungen mit Deutschem Weidelgras oder Welschem Weidelgras als Bestandsbildner geprägt sind, sind die beprobten Dauergrünlandbestände in ihrer Vielfalt stärker durch natürliche Standortgegebenheiten, das allgemeine Grünlandmanagement und die Nutzungsintensität charakterisiert.

Detaillierte Informationen über die standortspezifische botanische Zusammensetzung der Bestände, die einzelnen Standortdaten mit Boden- und Bestandeseigenschaften sowie genauere Informationen zur Frühjahrsdüngung können ebenfalls über das Gründlandportal eingesehen werden.

Erste Ergebnisse für das Ackergras

In der vergangenen Woche wurden zunächst die Ackergrasbestände beprobt. Diese sind aufgrund ihrer Bestandeszusammensetzung in ihrer Entwicklung im Vergleich zu den Beständen des Dauergrünlandes schon etwas weiter fortgeschritten, auch wenn sich die Pflanzen grundsätzlich noch in einem frühen phänologischen Stadium befinden. Die durchschnittlichen Analysedaten der Beprobung vom 11. April sowie die Prognosen zum aktuellen Wochenende sind in der Übersicht 2 zu finden. Dargestellt werden hier ausgewählte Qualitätsparameter, die für die spätere Fütterung relevant sind.

Passend zum Entwicklungs- und Wachstumsstadium der Pflanzen waren die Trockenmasseerträge in der vergangenen Woche mit einem durchschnittlichen Ertrag von 13,3 TM dt/ha bereits auf einem im Vergleich zum Vorjahr höheren Niveau. Die hohen Rohproteingehalte (XP) sowie hohe Verdaulichkeitswerte (Elos) deuten auf noch junge, qualitativ hochwertige Bestände hin. Steigende Temperaturen und die konstant feuchte Witterung sorgten dafür, dass sich die Rohfasergehalte der Ackergrasbestände mit mindestens 18,2 % im nördlichen Hügelland und maximal 21,8 % im südlichen Hügelland bereits in Richtung Schnittreife bewegen. Auch die Prognosedaten für die kommende Woche bestätigen diese Entwicklung (siehe Übersicht 2).

Nach der ersten Beprobung der Ackergrasbestände startete diese Woche ebenfalls die Beprobung der Dauergrünlandbestände. Erste Analyseergebnisse, inklusive der Prognosen, sind ab Anfang kommender Woche im Grünlandportal verfügbar. 

Vertrauen zwischen Mensch und Tier

Mehr als 300 Besucher schauten sich die Pferdeshow an, die von der Pferdegilde Dannau und Umgebung von 1866 in der Helmstorfer Reithalle inszeniert wurde.

Simone Schnoor, zweite Vorsitzende der Pferdegilde, begrüßte die Besucherinnen und Besucher und übergab dann die Moderation an Sandra Keck, Schauspielerin des Hamburger Ohnsorg-Theaters. Sie führte humorvoll, unterhaltsam und fachkundig durch das Abendprogramm, mal auf Plattdeutsch und dann wieder auf Hochdeutsch.

Die Show begann mit dem Rassering, in dem 19 Pferderassen vom Shetlandpony über den Friesen bis hin zum imposanten Shire Horse vorgestellt wurden. Dann folgten zwölf Schaubilder, in denen Reiter und Pferde demonstrierten, was Mensch und Tier gemeinsam zu leisten vermögen: Bei den Westernreitern und bei „Horse and Dog“ ging es sportlich zu. In den Bereichen Zirkuslektionen und Freiarbeit waren Konzentration und Disziplin gefragt. Zirkuslektionen für Pferde bedeuten Spiel, Spaß und Abwechslung für Reiter und Pferd. Bei der Freiarbeit lernen die Pferde, auf den Menschen zu achten und seine Hilfen zu verstehen.

In einer mit Musik untermalten Quadrille wurde den Zuschauern eine Art des Formationsreitens präsentiert. Romantisch wurde es, als eine Formation im Dunkeln geritten wurde, bei der die Pferde mit Lichterketten geschmückt waren. Wie immer standen auch bei dieser Pferdeshow hinter der Leichtigkeit der Darbietungen sehr viel Arbeit, Fleiß, Disziplin und vollkommenes Vertrauen zwischen Mensch und Tier.

Kurzlebige Stauden von unverzichtbarer Schönheit

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Auch weniger langlebige Schönheiten unter den Stauden haben einen Platz im Beet verdient. Viele der nicht sonderlich ausdauernden Arten eignen sich prima als Lückenfüller oder Platzhalter für Nachbarpflanzen, die noch nicht ihre volle Ausbreitung erreicht haben. Auch wenn ihnen schnell die Puste ausgeht, gleichen sie ihre geringe Lebenserwartung mit reichlicher Selbstaussaat aus. Damit bleiben sie meist über viele Jahre erhalten.

Die Lebensdauer einer Staude hängt nicht nur an den individuellen Pflanzeneigenschaften, sondern ist auch von äußeren Faktoren abhängig. Dazu gehören neben Bodenbeschaffenheit, Standorteignung und Nährstoffversorgung auch die klimatischen Bedingungen. Kurzlebige Arten wie Schleierkraut (Gypsophila), Prachtkerze (Gaura lindheimerii), Duftnessel (Agastache rugosa) oder das Spanische Gänseblümchen (Erigeron karvinskianus) lassen sich meist nicht durch Teilung verjüngen. Hier bleibt tatsächlich nur der Weg über die (Selbst-)Aussaat, die Stecklingsvermehrung oder den Neukauf im Frühjahr.

Schleierkraut überzeugt mit locker-leichten Blütenwolken. Foto: Karin Stern
Die unzähligen Einzelblüten der Prachtkerze öffnen sich nach und nach. Foto: Karin Stern
Die Wirkung des Spanischen Gänseblümchens in Treppenfugen ist spektakulär. Foto: Karin Stern
Einjähriger Fuchsschwanz und Duftnessel sind hübsche Pflanzpartner. Foto: Karin Stern


Neben den bereits genannten Arten zählen auch der Violette Schöterich ‚Bowles Mauve‘ (Erysimum linifolium) und die Blauminze (Nepeta prattii) zu den kurzlebigen Stauden, die mit überwältigender Schönheit beeindrucken. Schöterich ‚Bowles Mauve‘ ist eine Hybridform des ausdauernden Goldlacks. Die kompakt und buschig-aufrecht wachsende Sorte aus England eignet sich für Beet und Kübel gleichermaßen. In Töpfen mit mindestens 3 l Erdvolumen ist ‚Bowles Mauve‘ mit den graugrünen Blättern und der langen Blütezeit ein toller Blickfang. Bereits im April, an sehr geschützten Standorten sogar früher, öffnen sich an bis zu 70 cm langen Stielen unzählige lilaviolette Blüten. Sie erhalten viel Besuch von Bienen und Schmetterlingen. Die Blütezeit kann sich bis in den Spätherbst hineinziehen, wenn verblühte Triebe regelmäßig herausgeschnitten werden. Tipp: Nach der Hauptblüte die Pflanzen etwa um ein Drittel zurückschneiden, mit Blühpflanzendünger versorgen und ausreichend feucht halten. Ausgepflanzt erhält diese Goldlack-Variante einen Platz in der Sonne auf durchlässigem, trocken-magerem und kalkhaltigem Boden.

Goldlack ,Bowles Mauve‘ blüht überschwänglich neben der Blauminze. Foto: Karin Stern

Die Blauminze, manchmal auch als China-Drachenkopf angeboten, kommt auf jedem normalen Gartenboden in sonniger Lage gut klar. Er sollte jedoch nicht zu nährstoffreich, dafür aber sehr durchlässig sein. Von Juni bis Juli zeigen sich die leuchtend blauen, leicht duftenden Blüten an 60 bis 90 cm langen Blütenstielen. Bienen und Schwebfliegen werden davon magisch angezogen. Der buschig-lockere, horstartige Wuchs erinnert an die Verwandtschaft mit anderen Katzenminze-Arten. Ebenso sorgt ein rechtzeitiger Rückschnitt nach der Hauptblüte für eine herbstliche Nachblüte.

Werfen wir nun noch einen Blick auf die eingangs erwähnten Stauden. Das Schleierkraut bereichert den ganzen Sommer über mit luftig-leichten Blütenwolken jede Staudenpflanzung. Wichtig ist ein kalkhaltiger, magerer und durchlässiger Boden. Ansonsten kommt es im Winter schnell zu Wurzelfäulnis. Hübsche Begleiter sind andere trockenheitsliebende Stauden wie Lavendel, Salbei, Kugeldisteln, Bart-Iris und Heiligenkraut. Schleierkraut in der Nachbarschaft verleiht jeder Pflanzung Transparenz und Leichtigkeit. Hybride ‚Rosenschleier‘ beeindruckt mit rosafarbenen, gefüllten Kugelblütchen. Hybride ‚Compact Plena‘ ist das weiß blühende Pendant dazu. Beide wachsen etwa 30 cm hoch. Mit etwas Glück gelingt die Teilung, wenn man darauf achtet, ein scharfes Messer zu verwenden und an jedem Teilstück einige Wurzeln und Triebe zu belassen.

Die dichten Matten des Spanischen Gänseblümchens sind von unzähligen Blüten überzogen. Foto: Karin Stern

Das Spanische Gänseblümchen ‚Blütenmeer‘ erfreut als Dauerblüher von Juni bis Oktober in Mauerritzen und Steinfugen. Hier bildet es dichte Matten, die mit einer Vielzahl von gänseblümchenartigen Blüten überzogen sind. ‚Blütenmeer‘ übersteht aufgrund seiner Herkunft aus Mexiko und Südamerika nur wirklich milde Winter. Eine Teilung der kurzlebigen Staude lohnt sich also nicht, ist aber auch nicht notwendig. Sie samt reichlich aus und sorgt so selbst für Nachwuchs. Sollte der zur Plage werden, entfernt man Verblühtes rechtzeitig. Tipp: Die Staude sieht toll aus als Unterpflanzung von Hochstämmchen im Kübel und in den Fugen von Treppen.

Der grazile Wuchs des Patagonischen Eisenkrauts verbindet die straff aufrechten Blütenkolben im Hintergrund mit dem überhängenden Federborstengras. Foto: Karin Stern

Drei weitere kurzlebige Stauden erfreuen sich mittlerweile großer Beliebtheit. Die Prachtkerze ist eine verholzende Halbstaude mit langen Blütenstielen. Hier zeigen sich die Einzelblüten in Weiß, Rosa oder Fliederfarben. Sie öffnen sich nacheinander. So entsteht der Eindruck einer sehr langen Blütezeit, die vom Frühjahr bis zum ersten Frost andauert. Leider ist die Prachtkerze nicht zuverlässig winterhart. Gefällt es ihr am Standort (sonnig, windgeschützt, durchlässiger und trockener Boden), erhält sie sich über die Selbstaussaat, ohne dabei lästig zu werden. Möglich ist auch die Vermehrung über Stecklinge. Das Patagonische Eisenkraut steht bei Hummeln hoch im Kurs. Im Beet sorgt die Staude mit ihrem grazilen, architektonischen Wuchs und den violetten Blüten für Aufsehen. Auch die Duftnessel wird von Hummeln, Wildbienen und Schmetterlingen gern angeflogen. Am optimalen Standort in sonniger Lage mit trocken-sandigem Boden ist die Duftnessel nicht ganz so kurzlebig. Ältere Pflanzen fallen meist der winterlichen Bodennässe zum Opfer.