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Unterschiedliche Entwicklung

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Die Entwicklung der Milchgeldauszahlungspreise zeigt in Schleswig-Holstein ein unterschiedliches Bild. Im Mittel haben sich die Basispreise um 0,45 ct/kg Milch auf 41,93 ct/kg erhöht. Die Spanne der Änderungen reicht von minus 4,5 bis plus 4,0 ct/ kg. Dabei ist zu berücksichtigen, dass im Dezember zum Teil noch Nachzahlungen erfolgt sind. Im Januar 2023 lag der durchschnittliche Auszahlungspreis noch bei 54,99 ct/ kg. Erstmals werden im Milchpreisvergleich für Schleswig-Holstein auch Zuschläge und Kosten berücksichtigt. Bei einer Jahresliefermenge von 1 Mio. kg reicht die Spanne der ermittelten möglichen Auszahlungspreise von 41,10 bis 44,79 ct/kg (4,2 % Fett; 3,4 % Eiweiß).

Bundesweit zeigen sich überwiegend stabile bis leicht höhere Auszahlungspreise. Die ermittelten Basispreise in Ostdeutschland stiegen im Mittel um 0,5 ct/kg an und erreichten im Mittel 41,25 ct/ kg. In Westdeutschland reduzierte eine Meierei den Kurs um 1,44 ct/kg. Ansonsten gab es Preisaufschläge zwischen 1 und 3,03 ct/kg. In Süddeutschland gab es meist unveränderte Kurse im Bereich zwischen 42,46 und 44,00 ct/kg. Eine uneinheitliche Entwicklung zeigt sich auch bei der Entwicklung der Spotmilchpreise. In Süddeutschland gab die Notierung für die zwischen den Meiereien gehandelten Milchmenge um 0,5 ct auf 40 ct/kg nach. In Norddeutschland erhöht sich der Kurs um 1 ct auf 40,5 ct/ kg. In den Niederlanden blieb der Kurs unverändert bei 42,50 ct/ kg.

EU-weit und auch in Deutschland setzt sich der saisonübliche Anstieg der Milchanlieferung fort. Die zuletzt vorliegenden Daten zeigten für die erste Februarwoche einen Anstieg zu Vorwoche von 1,2 %. Dennoch bleibt dieser Wert um 1,2 % unter dem Vorjahr. Infolge der neuen Abschlüsse am Buttermarkt Anfang Februar war Rahm zuletzt wieder gesucht. Im Zuge dessen zogen auch die Preise an. An den Märkten für Magermilchkonzentrat und flüssige Magermilch kam es in der Berichtswoche zu einem größeren Angebot. Da mehr Milch entrahmt wurde, stieg auch das Eiweißangebot an.

Die Nachfrage nach abgepackter Butter hat sich, nach der üblichen Beruhigung zu Jahresbeginn, seit Anfang Februar wieder normalisiert. Für die kommenden Wochen rechnen die Hersteller im Zuge des nahenden Ostergeschäfts mit einer Steigerung der Absätze. Für ein 250-g-Päckchen deutsche Markenbutter zahlten die Verbraucher im Lebensmitteleinzelhandel in der 7. Kalenderwoche nach wie vor 1,69 €. Am Markt für Blockbutter wird von einer belebten Nachfrage berichtet. An der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig entwickelten sich die Kurse für Butter Anfang Februar nochmals fester. Im Februar stieg der Wert von 5.150 auf 5.600 €/t. Die EEX-Kurse für Magermilchpulver konnten ihren Jahreshöchststand von Anfang Februar nicht behaupten und gaben bis Anfang dieser Woche wieder auf 2.475 €/t nach. Die Käsenachfrage zeigt sich saisonbedingt ruhig. Auch die Inflation bremst die Nachfrage nach teuren Käseprodukten. Die Preise tendierten, bei nach wie vor niedrigen Lagerbeständen, stabil bis schwächer. Es wurde von Impulsen im Neugeschäft mit Drittländern berichtet, während der Absatz in andere EU-Länder ruhig verläuft.

Wie bereits im Januar, so zeigte sich auch Anfang Februar im Mittel ein Anstieg der Notierungen an der neuseeländischen Börse Global Dairy Trade. Der Index über alle Milchprodukte stieg um 4,2 %. Gefragt waren vor allem Vollmilch-, Magermilchpulver und Butter. Grund für die aktuell gestiegenen Preise sind positive Entwicklungen auf dem Weltmilchmarkt. Die Nachfrage, insbesondere aus dem Nahen Osten und Südostasien, ist zuletzt gestiegen. Nach Aussagen neuseeländischer Marktexperten könnte jedoch langfristig die geopolitische Instabilität zu Unterbrechungen der Lieferketten in wichtige Abnehmerländer auf dem Milchmarkt führen.

Rinder aktuell: In der Milchproduktion Arbeitszeit einsparen, Teil 1

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Grundlage für die Optimierung der Milchproduktion sind eine ständige Erfassung, Analyse und Bewertung der Produktionskenn­zahlen, die Anwendung und bessere Auslastung von Automatisie­rungs­möglichkeiten sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Tierge­sundheit und des Tierwohls. Produktionskosten sind neben Futterkosten unter anderem die Kosten für Strom, Diesel und Personalkosten. In dieser Folge werden insbesondere die Faktoren Gebäude und Technik betrachtet.

Die Erzeugerpreise für Milch sind nach einer deutlichen Steigerung in den Jahren 2021 und 2022 im Jahr 2023 wieder gesunken. Milchexperten rechnen für 2024 mit einem ähnlichen Milchpreis wie 2023. Wer auch in Zukunft noch Milch produzieren möchte, muss eine weitere Optimierung der Produktion und damit der Produktionskosten vornehmen.

Neben der Schaffung von Kuhkomfort und Melkerkomfort gewinnen Arbeitszeit sparende Techniken und Technologien an Bedeutung, da die Arbeitsproduktivität in vielen Milchviehbetrieben noch zu niedrig und damit der Anteil der Arbeitserledigungskosten an den Gesamtkosten zu hoch ist. Welche Reserven hier noch vorhanden sind, zeigen die großen Unterschiede im Arbeitszeitaufwand in den Betrieben von 35 bis 80 Arbeitskraftstunden (AKh) je Kuh und Jahr. In der Tabelle 1 sind Zielwerte für die Arbeitswirtschaft in der Milchproduktion aufgezeigt.

Eine weitere äußerst wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Milchproduktion sind ein Topmanagement sowie hoch qualifizierte und hoch motivierte Arbeitskräfte in den Ställen. Verantwortungsbewusstsein lässt sich am besten erreichen, wenn die Mitarbeiter, aber auch der Tierarzt über die Betriebskonzepte durch das Management eindeutig informiert und materielle und moralische Stimuli gezielt angewendet werden.

Melken macht über 40 Prozent der Zeit aus

Ein Schwerpunkt der Erhöhung der Arbeitsproduktivität in der Milchviehhaltung ist zurzeit, aber auch zukünftig die Milchgewinnung. Durchschnittlich beanspruchen das Melken und die Vor- und Nachbereitung des Melkstandes 40 bis 45 % des Arbeitszeitaufwandes. In sehr gut gemanagten Betrieben und bei Anwendung moderner Produktionsverfahren werden von über 30 AKh Gesamtarbeitszeitaufwand je Kuh und Jahr (Füttern, Entmisten, Melken und Treiben, Kälber, Jungrinder, Tierbetreuung, Dokumentation, Leitung) zirka 15 bis 16 AKh für die Milchgewinnung aufgewendet. Das Jahresarbeitsmaß beträgt mindestens 60 Kühe je Arbeitskraft (AK), die Personalkosten für die Milchproduktion einschließlich Jungviehaufzucht liegen bei über 7 ct/l.

Nachtreibeeinrichtungen des Vorwartehofes mit gleichzeitigem Kotabschieben sind sehr vorteilhaft.

Die meisten Betriebe erreichen diese Leistungen aber nicht. Obwohl sie zunehmend über modernste Melktechnik verfügen, liegen die Arbeitsleistungen oft deutlich unter den von den Melkanlagenherstellern angegebenen Richtwerten. So können mit einem 2 x 12-Fischgräten- oder Side-by-Side-Melkstand durchaus 80 bis 90 Kühe je Arbeitskraftstunde (unmittelbares Melken) erreicht werden. In der Praxis liegt in vielen Betrieben die Arbeitsleistung in Melkständen (zu klein dimensioniert) aber noch bei 50 Kühen pro Stunde.

Eine ähnliche Situation zeigt sich beim Einsatz des Melkkarussells. Obwohl hier der Aufwand für Tierwechsel sowie die Wegezeiten für den Melker minimal sind, erreichen viele Betriebe nicht die möglichen 80 bis 100 Kühe je Arbeitskraftstunde und liegen teilweise unter den in der Praxis in Fischgräten- beziehungsweise Side-by-Side-Melk­ständen erreichten Arbeitsleistungen. Dies ist insbesondere bedenklich, da die Investitions-, aber auch die laufenden Kosten je Melkplatz beim Karussell höher liegen als beim Side-by-Side- oder Fischgrätenmelkstand.

Wie kann Aufwand reduziert werden?

Tabelle 2 zeigt Möglichkeiten zur Reduzierung des Arbeitszeitaufwandes. Zunächst die Treibarbeiten: In einigen Betrieben wird Melkpersonal auch für das Heranholen der Kühe aus dem Stallbereich eingesetzt. Das Treiben der Kühe aus den Stallabteilen in den Vorwartehof ist eine nicht unmittelbar zur Milchgewinnung gehörende Arbeit und drückt bei Einsatz von Melkpersonal dessen Arbeitsleistung. Natürlich hängt dies von den betrieblichen Besonderheiten ab. Ist nur ein Melker vorhanden, wird er aus ökonomischen Gründen auch das Treiben übernehmen und damit einen Kompromiss hinsichtlich der Arbeitsleistung für die Milchgewinnung machen.

Wie hoch der Verlust an Arbeitsleistung ist, hängt von der baulichen Gestaltung und Zuordnung von Liegeboxen, Laufgängen, Vorwartehof (auch dessen Kapazität), Melkstand und der Geschicklichkeit des Treibers ab. Um Arbeitszeit für das Treiben der Kühe zum Melken zu sparen, sind genügend breite (über 3 m) und tritt- sowie rutschfeste Laufgänge einzurichten.

Auf glatten Betonflächen oder schadhaften und glatten Spaltenbodenelementen fühlen sich die Tiere nicht sicher und bewegen sich dadurch langsamer. Wird trotzdem konsequent (oftmals hektisch und lautstark) nachgetrieben, wird der Gang zum Melkstand für die Tiere zu erheblichem Stress mit negativen Auswirkungen auf Melkdauer, Milchmenge und Milchzellgehalt.

Wichtig ist, dass auch der Vorwartehof rutschfest gestaltet ist. Eine ausreichende Größe (1,5 bis 2 m2) führt zu einem stressarmen Aufenthalt während der Wartezeit. Außerdem sollte schon im Interesse einer hohen Milchleistung die Wartezeit auf das unbedingt notwendige Maß reduziert werden. Der Vorwartehof sollte zum Melkstand hin ansteigen, da sich die Kühe bergauf zügiger bewegen und so die Treibzeit reduziert wird. Für den Vorwartehof gilt genauso wie für den Stall: Er sollte gut belüftet sein und eine möglichst optimale Temperatur aufweisen, um Temperaturstress zu vermeiden.

Der Einsatz automatischer Treibhilfen kann Arbeitszeit reduzieren, rentiert sich aber nur in größeren Kuhbeständen. Werden zum Beispiel 6 AKh pro Kuh und Jahr für das manuelle Treiben angesetzt, so ergibt sich bei 18 € Personalkosten eine jährliche Einsparung von 108 € pro Kuh.

Im zweiten Teil geht es um Einsparpotenziale beim Melkvorgang. Teil 2, Die Faktoren Mensch und Tier, finden Sie hier.

Tönnies schlägt Halbjahrespreis vor

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In der Politik gebe es niemanden, der umsetzbare Lösungsansätze für die Schweinehalter aufzeige, konstatierte Heinrich Dierkes, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), am Dienstag (20. Februar) in Osnabrück. Er folgerte: „Wir müssen uns selbst etwas überlegen.“ Daher lud er im Rahmen der ISN-Mitgliederversammlung die führenden Schlachtunternehmen zur Diskussion über die Zukunft der Schweinehaltung in Deutschland ein.

Dierkes betonte: „Wenn Landwirte investieren sollen, brauchen sie eine gewissen Abnahme- und Preissicherheit, schwarz auf weiß.“ Man müsse sich daher auch Gedanken zu neuen Vertrags- und Preisbildungsstrukturen machen. Kritisch kommentierte er die kurzfristige Absage des Vion-Vertreters. „Keine Kommunikation ist auch eine Kommunikation“, so Dierkes. Leider bleibe der Weg des niederländisch-deutschen Schlachtunternehmens „im Nebel“.

Hohe Preisvolatilität

Klare Worte fand hingegen der geschäftsführende Gesellschafter der Tönnies-Unternehmensgruppe, Clemens Tönnies. Mit Blick auf die steigenden Haltungsanforderungen und Kosten mahnte er: „Wenn wir Fleisch nur noch für Reiche machen, habe ich Sorge um den gesellschaftlichen Frieden.“ Die Nutztierhaltung in Deutschland müsse wirtschaftlich attraktiv und gesellschaftlich akzeptabel sein. Er warnte: „Die Verbraucher kaufen preisbewusst. Wir dürfen die Preisschraube nicht überdrehen.“ Die Bewerbung heimischer Ware über „4 oder 5 x D“ bezeichnete er als Überlebensgarantie.

Die neu eingeführte staatliche Haltungskennzeichnung bewertet Tönnies kritisch: „Hoffentlich kommen nicht noch weitere Haltungsstufen dazu.“ Der entstehende Bürokratieaufbau sei irrwitzig. Obwohl es bereits eine Haltungskennzeichnung gebe, werde nun eine neue Behörde aufgebaut. „Wer diese Rechnung bestellt, muss sie dann auch bezahlen“, forderte Tönnies in Richtung des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Mehr Planungssicherheit für Schweinehalter könnten aus Tönnies‘ Sicht verlässlichere Preise bieten. Sein Vorschlag: „Warum machen wir nicht einen Halbjahrespreis, orientiert an der VEZG?“ Er plädierte dafür, sich an einen Tisch zu setzen und zu versuchen, einen sicheren Preis für eine längerfristige Planung hinzubekommen. „2,10 Euro für ein Jahr sind besser als 2,50 Euro für eine Woche“, argumentierte er.

Sein Unternehmen habe zuletzt extrem an Kostenstrukturen gearbeitet, zum Beispiel durch Investitionen in automatisierte Abläufe. So habe man die Kosten in den Griff bekommen. Natürlich mache die Vion-Schließung in Emstek ein bisschen den Weg frei. Aber man brauche auch Wettbewerb.

Wegen zukünftiger Taxonomie-Anforderungen brauchten sich deutsche Schweinehalter nach Angaben von Tönnies keine Sorgen zu machen. Die Marktbeteiligten würden sich ein gutes, einfaches System überlegen.

Gewinnerthema CO2

Westfleisch-Vorstandsmitglied Michael Schulze Kalthoff zählt sich und sein Unternehmen zum „Team Zuversicht“. Man müsse die Chancen der Konsolidierung gemeinsam nutzen. Der Export bleibe ein Motor, insbesondere für das sogenannte fünfte Viertel, also Teile, die sich hierzulande nicht oder nur schwer vermarkten lassen. Trotz der Afrikanischen Schweinepest gebe es auch Märkte, die sich öffneten.

Den Markt für Tierwohl hält Schulze Kalthoff für begrenzt. „Ich sehe auch in Zukunft die breite Masse in Haltungsform 2“, prognostizierte er. Die Initiative Tierwohl sei das beste Tierwohl-System aller Zeiten. Die Branche habe es damit geschafft, Geld vom „Point of Sale“ in die gesamte Wertschöpfungskette hineinzubringen.

An Bedeutung gewinnen wird laut Schulze Kalthoff der CO2-Fußabdruck von Fleischprodukten. Er gibt dabei zu bedenken: „ Je höher die Haltungsform, desto höher ist auch der CO2-Fußabdruck.“ Für die Deutsche Fleischproduktion mit ihren günstigen Standortbedingungen sei die CO2-Bilanz auf jeden Fall ein Gewinnerthema.

Schweinebranche zwischen Frust und Zuversicht

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Die ökonomische Situation für Schweine haltende Betriebe hat sich nach den Krisenjahren 2019 bis 2022 deutlich verbessert. Trotzdem ist das Wirtschaftsklima schlecht. Viele Schweinehalter beabsichtigen auszusteigen. Hauptgründe sind immer mehr Bürokratie sowie fehlende Planungssicherheit und Perspektiven. Im Rahmen der Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) am Dienstag (20. Februar) in Osnabrück berichteten ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes und ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack zur aktuellen Lage und stellten Forderungen an die Politik.

Die Schweinehaltung in Deutschland hat in den vergangenen Krisenjahren eine Ausstiegswelle erlebt. Allein in den vergangenen drei Jahren sei die Schweine­erzeugung um ein Fünftel abgebaut worden, berichtete die ISN. Inzwischen habe sich die ökonomische Situation der Betriebe wieder verbessert. Die Preise für Ferkel und Mastschweine bewegten sich seit dem vergangenen Jahr auf sehr hohem Niveau. Die Preisaussichten seien angesichts der Rückgänge in der Erzeugung in Deutschland und in ganz Europa gut.

Große Kostensteigerungen

Laut ISN ist die Investitionsbereitschaft in die Schweinehaltung äußerst gering. Gründe dafür seien steigende Bürokratie, fehlende Planungssicherheit und die stetig neuen und wechselnden Anforderungen. Diese Gründe führten weiter zum Ausstieg der Betriebe und spiegelten sich auch in den Bauernprotesten der vergangenen Monate wider. Dierkes erklärte: „Auf fast jeden von uns Schweinehaltern kommen hierzulande durch neue Auflagen zusätzliche Kosten von einer oder mehreren Millionen Euro zu.“ Am Ende müssten die Erzeugerpreise daher um mindestens ein Viertel steigen.

Heinrich Dierkes

In dem von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) vorgeschlagenen Tierwohl-Cent sieht er aktuell kein geeignetes Instrument, um mehr Geld auf die Höfe zu holen. Dierkes kritisierte: „Teilvorschläge, wie sie Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mit der Abgabe auf Fleisch und Fleischprodukte ins Spiel gebracht hat, bringen uns nicht weiter.“ Erst wenn klar geregelt sei, wie das Geld dann auch sicher bei den Schweinehaltern ankomme und nicht im Bundeshaushalt verdampfe, könne ein Schuh daraus werden.

Der ISN-Vorsitzende forderte einen Stopp neuer Rechtsvorgaben, bis die schon beschlossenen Vorgaben fristgerecht umgesetzt seien. Die Fraktionsspitzen müssten zudem beweisen, dass sie es mit dem Lösen der Stallumbaubremse ernst meinten. Dierkes stellte klar: „Nur ein Betrieb, der wirtschaftlich auf beiden Beinen steht, hat die Kraft, zukünftige Herausforderungen und Veränderungen zu stemmen.“

„Berliner Stückwerk“

„Selbst die Rekorderlöse für Mastschweine und Ferkel werden durch steigende Kosten mehr als aufgefressen“, schilderte Staack. Insbesondere die in den kommenden Jahren anstehenden Vorgaben durch Tierhaltungs- und Emissionsauflagen sowie durch den Umbau auf höhere Haltungsstufen machten den Schweinehaltern große Sorgen. Die sähen sich so einem unfairen Wettbewerb gegenüber ihren europäischen Berufskollegen ausgesetzt.

Dr. Torsten Staack

Die Tierhalter brauchten jetzt Klarheit, wie sie ihre Betriebe aufstellen sollten. „Sie können nicht morgen ihre Ställe abdichten, um die Abluft zu filtern, und die gleichen Ställe übermorgen für das Tierwohl wieder öffnen“, unterstrich der Geschäftsführer.

Auch die staatliche Haltungskennzeichnung für Fleisch stelle die ganze Kette vor große Herausforderungen, besonders in der Logistik und der Vermarktung. Staack bezeichnete die Umsetzung als „Berliner Stückwerk“. So wüssten beispielsweise weder die verantwortlichen Bundesländer noch die Wirtschaft, wohin die Tierhalter ihre Haltungsstufen melden müssten und wie die Kontrollen erfolgen sollten. Dabei müssten die Meldungen von den Schweinemästern spätestens zum 1. August abgegeben werden.

Effizienz vermarkten

ISN-Vorstandsmitglied Thomas Asmussen aus Gelting, Kreis Schleswig-Flensburg, sieht insbesondere die heimische Ferkelerzeugung gefährdet. Nach den in Deutschland geltenden Stallbauvorgaben müsse ein Sauenplatz mittlerweile mit rund 10.000 € gerechnet werden. Solch hohe Investitionen seien trotz der aktuellen Preisrallye nur mit Förderung zu realisieren.

Thomas Asmussen ist Mitglied im Vorstand der ISN.

Grundsätzlich sieht er Schleswig-Holstein weiterhin als Gunststandort für die Schweineproduktion an. Asmussen erklärte im Gespräch mit dem Bauernblatt: „Wir haben in den vergangenen Jahren viel in Energieeffizienz investiert.“ Der größte Hebel für Effizienzsteigerungen sei aber die Futterverwertung. Mit Blick auf die Forderungen nach mehr Tierwohl stellte er aber klar, dass die Effizienz der Futterverwertung von Schweinen durch Außenklimareize sinke.

Klar ist für Asmussen, dass die Bedeutung von Effizienz und Nachhaltigkeit bei der Vermarktung wächst. Auch dafür sei es wichtig, eine Branchenkommunikation aufzubauen. „Zehn Jahre ist der Konsum von Fleisch verteufelt worden“, überspitzte er. „Dass der Konsum von Fleisch zu einer gesunden Ernährung dazugehört und dass wir Fleisch effizient und mit hohen Tierwohlstandards erzeugen können, müssen wir der Bevölkerung wieder näherbringen“, betonte der Schweinehalter. 

Drohendes Aus für Wärmenetze im Norden

An die 900 Biogasanlagen produzieren in Schleswig-Holstein Erneuerbaren Strom – viele von ihnen beliefern Nah- oder Fernwärmenetze. Gebaut worden ist ein Großteil der Anlagen zwischen 2005 und 2012. Für sie läuft die 20-jährige EEG-Förderung bald aus, ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb ist damit gefährdet. Durch die 2021 eingeführte Südquote werden die Anlagen im Norden zudem in den Ausschreibungen benachteiligt. So ergeht es aktuell auch der Biogas Andresen GmbH in Sprakebüll, Kreis Nordfriesland, die über eine Genossenschaft 60 Haushalte im Ortskern mit Erneuerbarer Wärme versorgt.

Die Gemeinde zwischen Leck und Schafflund gilt als Vorzeigedorf der Energiewende. Als eine der Ersten bekommt sie dafür nun gravierende Schwierigkeiten. „Es stößt uns auf, wenn bestehende, laufende Systeme torpediert werden, obwohl die Regierung gefordert hat, möglichst bald auf Erneuerbare Energien umzustellen“, erklärte Bürgermeister Jürgen Hansen vorige Woche in einem Pressegespräch. So steht auch der 2005 in Betrieb genommenen Biogasanlage (BGA) von Geschäftsführer Christian Andresen das Ende der EEG-Vergütung bald bevor. „Aktuell wissen wir nicht, wie es weitergeht“, sagt Andresen. Die Ausschreibungen der Bundesnetzagentur geben die Möglichkeit, die Vergütung um zehn Jahre zu verlängern: „Wir haben zweimal versucht, daran teilzunehmen. Obwohl wir in beiden Ausschreibungen im Preiskorridor lagen, haben wir durch die Südquote keinen Zuschlag bekommen.“ Hätte Andresen den Preis noch niedriger angesetzt, sei der Betrieb der BGA nicht mehr wirtschaftlich möglich.

Teuer erkauftes Anlagensterben

Für die anstehende Runde sieht der Geschäftsführer die Gefahr, dass die Mengen der zuletzt dreifach überzeichneten Ausschreibung nicht erhöht und die Preise nicht angehoben werden. „Wir fordern, dass die Südquote beendet wird und die Ausschreibungsmengen für Biogasanlagen, gerade mit einem Wärmenetz, erhöht werden. Sonst haben wir in Schleswig-Holstein ein Biogasanlagensterben, das teuer durch zusätzliche Gaskraftwerke erkauft werden muss.“ Volkswirtschaftlich ergebe dies keinen Sinn, so Andresen. „Die Kommunen sollen sich auf den Weg machen und einen Wärmeplan aufstellen. Hier ist alles fertig und wir stehen vor einem Dilemma.“ Sein Unternehmen bereite sich darauf vor, auch die nächsten zehn Jahre mit der BGA Erneuerbare Wärme zu produzieren: „Wir werden uns mit der weiteren Flexibilisierung der Anlage auseinandersetzen, um auch andere Wärmequellen mit einzusetzen. Wir haben einige Windenergie- und Solaranlagen, die dafür infrage kommen. Dafür wird es in den nächsten Jahren Technologien geben, die dann sinnvoll dieses Wärmenetz ergänzen können.“ Das volkswirtschaftliche Potenzial sei so hoch, dass „da etwas kommen muss“, ist Andresen überzeugt und hofft, dass es bis dahin nicht zu spät ist.

Marcus Hrach, Christian Andresen, Jürgen Hansen und Karl-Richard Nissen (v. li.) Foto: jh

Karl-Richard Nissen war 29 Jahre Bürgermeister in Sprakebüll und hat die Entwicklung der Erneuerbaren in der Gemeinde mitbegleitet. „Wir sind gerade im elften Jahr im Betrieb und müssen uns schon wieder Gedanken machen, wo wir die Wärme herbekommen“, erklärt Nissen. Innerorts heize niemand mehr mit Heizöl, die Anlagen seien alle entfernt worden. „Wenn wir mit höheren Kosten beim Biogas rechnen müssen oder weil wir neue Investitionen in eine Wärmequelle vornehmen, wäre das das Schlechteste, was uns passieren kann.“ Man habe bereits einen Termin mit einem Ingenieurbüro vereinbart, um auszuloten, wie im Fall eines Verzichts auf die Wärme aus Biogas verfahren werden könne.

Für Marcus Hrach, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH), ist die Gemeinde Sprakebüll kein Einzelfall: „Zwischen 2005 und 2010 gab es einen erheblichen Anlagenzubau. Viele haben Wärmenetze angeschlossen. Die kommen jetzt alle in diese Situation.“ Die Anlagen stellten einen erheblichen Faktor der Erneuerbaren Wärmeversorgung im Land dar. „Wir befürchten, dass in Norddeutschland ein Sterben von Biogasanlagen und Biogas-Wärmenetzen bevorsteht, das dringend verhindert werden muss.“

Eine Lösung sieht Hrach in erhöhten Ausschreibungsmengen: „Es muss gewährleistet sein, dass Wärmenetzbetreiber eine Weiterbetriebsperspektive zu einem vernünftigen Preis bekommen. Bei einer dreifachen Überzeichnung ist das nicht mehr gegegeben.“ Folge man der aktuellen Ausschreibungslogik des EEG, würde die Biogasleistung in fünf Jahren bundesweit um die Hälfte reduziert und wäre in zwölf Jahren praktisch nicht mehr existent, so der LEE SH.

Ländlichem Raum droht Problematik ab 2025

Anreiz könne ein neues Ausschreibungssegment für Biogasanlagen mit Wärmenetzanschluss darstellen. Steuere die Bundesregierung jetzt nicht dagegen, komme es ab 2025 zu Problemen bei der Regenerativen Wärmeversorgung im ländlichen Raum. „Ein Sterben Erneuerbarer Wärmenetze kann nicht im Interesse der Politik sein“, so Hrach. Mit der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung sollen wasserstofffähige Gaskraftwerke in einem Volumen von 10 GW zentralisiert errichtet werden. Bis 2028 soll ein „technologieoffener Kapazitätsmechanismus“ stehen. Dieser müsse laut LEE SH auch Bioenergie berücksichtigen.

Hiesige Anlagen könnten die Flexibilitätsanforderungen der Kraftwerksstrategie erfüllen, doch müssten sie auch die Möglichkeit haben, in den Ausschreibungen berücksichtigt zu werden. Nach Schätzungen des LEE SH könnte die Leistung von Biogasanlagen bundesweit auf 12 GW verdoppelt werden. Allein die in Schleswig-Holstein installierte Biogasanlagen-Leistung von rund 500 MW könne vervierfacht werden. Für die dann laufenden Speicherkraftwerke seien keine zusätzlichen Substratmengen notwendig, um die angefragte flexible Leistung sicherzustellen.

Ein Abend, der Mut macht

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Es war ein Abend, an dem die Mitglieder des Agrarausschusses viele Fragen loswerden konnten, aber vor allem ein Abend, der Mut machte, sich weiterhin zu engagieren und den eigenen Betrieb weiter voranzubringen. Zu Gast waren beim Agrarausschuss am vergangenen Montag der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, und seine Stellvertreter Dietrich Pritschau und Ludwig Hirschberg.

Wie geht es mit der Landwirtschaft in Deutschland in Zukunft weiter? Diese Frage stellen sich heutzutage viele Landwirte. Doch kaum jemand liefert darauf wirklich eine Antwort. Aus der Politik gibt es dazu kaum eine wegweisende Richtung, sondern eher mehr Gesetze und Bürokratie. Und da von der Politik nicht so wirklich etwas kommt, prescht der Handel auf eigene Faust mit seinen Ideen vor. Doch wer fragt eigentlich die Landwirte, was sie wollen? Die meisten möchten einfach ihrer Arbeit nachgehen und sich nicht mit immer neuen Vorgaben auseinandersetzen müssen.

Damit sie das tun können, gibt es den Bauernverband als Interessenvertretung der Landwirtschaft. Er setzt sich für die Anliegen der Bauern in der Politik ein und beschäftigt sich stetig mit den neuen Gesetzesentwürfen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene. Gerade junge Landwirte fühlen sich von der Flut an Bürokratie und neuen Gesetzen überrollt und sind oft verunsichert, ob sie beispielsweise den Betrieb der Eltern überhaupt übernehmen und in die nächste Generation führen möchten. Dabei ist es doch eigentlich die Jugend, die mit ihren neuen Ideen die Betriebe nach vorn bringen und fit für die Zukunft machen möchte.

In Gruppen wurde mit den drei Vertretern des Bauernverbandes reihum jeweils 20 min über die aktuellen Themen in den Spezialbereichen Milch, Ackerbau und Schweine diskutiert. Abschließend wurden noch einige Themen in großer Runde besprochen. So konnte einiges voneinander gelernt werden, etwa, welches das beste Kommunikationsformat ist, um die jüngere Generation zu erreichen. Das Wichtigste aber war, dass die Gespräche Mut machten, das Engagement weiterzuführen und sich für den Berufsstand starkzumachen; ganz gleich ob beim Bauernverband, bei der Landjugend oder bei anderen Organisationen.

Die Mitglieder des Agrarausschusses nahmen zudem mit, dass die Zukunft der Landwirtschaft zwar weiterhin ungewiss sei, die Gesprächspartner konnten aber das Gefühl vermitteln, dass sich der Bauernverband für seine Landwirte einsetze und dass es mit der Landwirtschaft in Deutschland weitergehen werde. Laura 

Diskussionsrunde mit Vizepräsident Ludwig Hirschberg
Im Gespräch mit dem Bauernpräsidenten Klaus-Peter Lucht (M.)

Schlachtschweinekurse im Aufwind

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Die Schlachtschweinekurse ziehen seit Mitte Februar wieder an. Trotz der ruhigen Schweinefleischnachfrage zu dieser Zeit reicht das Angebot an lebenden Schweinen nicht für den Bedarf der Schlachtbetriebe aus. Nicht nur hierzulande, auch europaweit wird von knappen Stückzahlen im Schweinehandel berichtet. Von dieser Marktentwicklung profitieren auch die Notierungen für Ferkel und Schlachtsauen.

Am 7. Februar erhöhte sich der Vereinigungspreis für Schlachtschweine von 2,00 auf 2,10 €/IP. Eine Woche später stieg die Notierung nochmals um 5 ct auf 2,15 €/IP. Damit nähert sich der Schweinepreis der Vorjahreslinie. Dagegen war der Schweinepreis im Februar 2022 mit 1,25 €/IP nur etwas mehr als halb so hoch.

Dänemark hinkt hinterher

Der erhöhte Schweinepreis in Deutschland sorgt auch in den europäischen Nachbarländern für Preisaufschläge. Dennoch notieren die Kurse meist noch unter dem Niveau in Deutschland. Zum Wochenbeginn lag man in Österreich und in Spanien mit jeweils 2,28 €/ kg SG über dem hiesigen Niveau. In den Niederlanden (2,07 €/ kg SG), Frankreich (1,98 €/ kg SG), Belgien (1,89 €/kg SG) und Polen (2,10 €/ kg) lagen die Notierungen noch unter den hiesigen Preisen. Im Vergleich dazu fällt der dänische Schweinepreis mit 1,76 €/kg SG hinter die übrigen Notierungen zurück. Auch in den Nachbarländern spricht man von geringen Angebotsmengen, die die Preisentwicklung steuern. Gleichzeitig bleibt der Fleischhandel schwierig. Die Verkaufspreise können nicht mit der Entwicklung im Einkauf mithalten. Interessant ist, dass spanische Exporteure aktuell eher den Fleischabsatz in Deutschland als den in China beobachten.

Deutlicher Strukturbruch

Die Schweinehaltung ist in Deutschland auf dem Rückzug. Auch die auskömmlichen Erzeugerpreise im vorigen Jahr haben diese Entwicklung kaum gebremst. Innerhalb von fünf Jahren ist die Zahl der Schweine haltenden Betriebe bundesweit um ein Drittel zurückgegangen. Wichtig ist, dass sich auch die Anzahl der gehaltenen Schweine um den gleichen Prozentsatz verringert hat wie die Zahl der Betriebe. Besonders drastisch fällt das Minus bei den Sauen und Mastschweinen in Schleswig-Holstein sowie in Ost- und Süddeutschland aus mit einem Rückgang bis 35 %. In den Veredlungshochburgen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind die Tierzahlen hingegen etwas weniger stark gesunken als die Zahl der Betriebe. Es ist zu befürchten, dass sich der Bestandsabbau fortsetzt. Bereits in diesem Jahr müssen die Betriebsleiter Konzepte für die zukünftige Haltung von Zuchtsauen vorlegen. Es fehlen jedoch klare Vorgaben aus der Politik. Für höhere Haltungsstufen kann erst investiert werden, wenn langfristig der Absatz zu rentablen Preisen gewährleistet ist.

Der Strukturwandel trifft auch die Schlachthofbranche. So wird die Vion Food Group ihren Schlachtbetrieb in Perleberg verkaufen und schließt den Standort Emsteck in Niedersachsen. Dies war bislang einer der größten Schlachtbetriebe in Nordwestdeutschland, der jedoch nur noch zum Teil ausgelastet war. Um weitere hohe Verluste zu vermeiden, ist er bereits Mitte Februar geschlossen worden, statt wie vorher geplant erst Ende März.

Überleben am Rand der Erde

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Die Nenzen sind Nomaden und betreiben auf der russischen Jamal-Halbinsel im Nordwesten Sibiriens mobile Weidewirtschaft mit Rentieren. Mit im Gepäck: deutsche Wertarbeit.

Die Anreise zu den Rentierhaltern im Nordwesten Sibiriens ist ein Abenteuer für sich. Drei Tage lang dauert die Reise mit der Eisenbahn von St. Petersburg, das letzte Stück auf der nie vollendeten Polarkreiseisenbahn bis Labytnangi. Dort umsteigen in einen alten russischen Militärtruck für die Eisstraße, die über die 14 m tief zugefrorene Flussmündung der Ob in die Stadt Salechard führt. Weiter mit einem Geländewagen Richtung Norden, die letzten 20 km sind nur noch mit dem Schneemobil befahrbar.

Leben im Zelt

Die Nenzen sind Rentierhalter, sie leben abgeschieden in der Tundra. Als Nomaden bleiben sie nie lange an einem Platz und sind daher sehr schwer zu finden. Wer sie besuchen möchte, braucht einen Guide. Aleksei Iwanowitsch ist einer, er führt ein Reisebüro in Salechard. Nenzen heißt übersetzt „Menschen“ und Jamal bedeutet „Rand der Erde“, so erklärt er.

Nach der langen Anreise durch die menschenleere Landschaft ist es in der Tat, als käme man am Rand der Erde an. Irgendwo im Nirgendwo steht ein Tschum, das traditionelle Zelt der Nenzen. Hier lebt Familie Taybarey: Vater Jacov (50), Mutter Tatjana (55), die Söhne Anatole (30) und Micael (26) sowie Tochter Mariane (24). Das Zelt besteht aus einem Holzgerüst und ist mit Rentierfellen belegt, es steht auf einer leichten Erhöhung im umgebenden Flachland. Das hat seine Gründe. Die Tundra ist im Sommer ein Meer von Sümpfen und Mooren. Die Winter sind lang und kalt, die Sommer kurz und kühl. –63 °C sei die niedrigste Temperatur, die er einmal erlebt habe, erzählt Reiseführer Aleksei. Bloß rund drei Monate währt die Vegetationsperiode, der Permafrostboden taut nur in den warmen Monaten und nur an der Oberfläche auf. Hier wächst nicht viel: einige Bäume, Zwergsträucher, Flechten, Moose, Pilze, Gräser und Kräuter.

300 Kilometer auf Achse

Rentiere fühlen sich nur in der Herde wohl.

Landwirtschaft ist in dieser Gegend nicht möglich, die Nenzen leben von der Rentierhaltung. Es „Haltung“ zu nennen, ist jedoch etwas irreführend, denn die Tiere sind nicht eingezäunt, sondern die ganze Zeit in der freien Natur unterwegs. Sobald sie nichts mehr zu fressen finden, wird weitergezogen. Familie Taybarey ist im Jahr rund 300 km auf Achse, dabei zieht sie mehrmals um, je nach Wetterlage und Futterangebot. Bei anderen Familien können es 700 bis 1.000 km Strecke sein, die sie zurücklegen. Sie folgen in der Regel einem historischen Muster. Die Nomaden kennen die Wanderrouten und die Weidenutzung ihrer Nachbarn und arbeiten zusammen, um das Weideland flexibel zu nutzen. Gab es 1980 noch 363.000 Rentiere auf der Jamal-Halbinsel, sind es inzwischen rund 600.000. Es ist die weltweit größte Rentierzucht, die noch traditionell betrieben wird.

Familie Taybarey besitzt rund 350 Rentiere. Jeden Tag fahren die Männer mit dem Motorschlitten hinaus in den Wald und schauen nach ihren Tieren. Die Weideflächen sind russisches Staatsland, ein Pachtgeld für die Beweidung muss nicht bezahlt werden.

Die Nenzen leben seit Jahrhunderten auf der Jamal-Halbinsel. Sie sind mit ihrer kleinen und kräftigen Statur und ihrer Lebensweise den arktischen Verhältnissen angepasst. Erst seit in der Region Erdgas und Öl gefunden wurden – einige der größten Erdgasvorkommen der Erde, 90 % aller russischen Gasvorräte –, sind seit 1970 Hunderttausende Menschen zugewandert, und es stellen heute Russen die Bevölkerungsmehrheit. Von hier wurde bis zum Angriff Russlands auf die Ukraine und den verhängten Sanktionen Erdgas über die Jamal-Pipeline nach Europa geliefert. Es waren Jobs und bessere Verdienstmöglichkeiten, die Menschen in diesen Teil Sibiriens lockten. „Freiwillig kommt hier keiner her“, meint Aleksei lachend, der 2002 – damals noch für den Rettungsdienst arbeitend – ebenfalls von Moskau zuzog.

Export nach Deutschland

Im Herbst wählen die Tierhalter aus, welche Tiere geschlachtet werden. Ein ausgewachsenes Rentier erreicht ein Gewicht von bis zu 300 kg, die Männchen meist sehr viel schwerer als die Weibchen. Familie Taybarey tut sich dann mit anderen Rentierhaltern in der unmittelbaren Umgebung zusammen, und gemeinsam treiben sie das Schlachtvieh als Herde zum nächsten Schlachthaus. Das letzte Mal waren es 400 Tiere. Auch am Ortsrand von Salechard gibt es mehrere Schlachthäuser mit Fleischverarbeitung, wo Rentierfleisch in Dosen gefüllt und zu Wurst verarbeitet wird. In der 50.000-Einwohner-Stadt gibt es auch zwei Metzgereien, die sich auf Rentierprodukte spezialisiert haben. Dort kostet 1 kg Frischfleisch rund 350 Rbl, umgerechnet 3,60 €. Genauso viel wie „ab Tschum“, ärgert sich Aleksei, der bei Familie Taybarey seinen Jahresvorrat einkaufen wird. „Für Russen ist Rentierfleisch eine Spezialität“, erzählt er. Von Salechard werden Rentierfleischprodukte in die russischen Großstädte und ins Ausland verkauft. Vor den Sanktionen waren Deutschland, Frankreich und vor allem Finnland große Abnehmer.

Rohes Rentierfleisch

Rund zehn Rentiere schlachtet Familie Taybarey für den Eigenverbrauch selbst. Um den Tschum stehen mehrere Holzschlitten. Sie dienen als „Schränke“, jeder mit einer Rentierhaut bedeckt. Auf einen sind die Kleider gepackt, auf einen anderen Lebensmittel, und ein weiterer dient als Kühlschrank. Hier ist das Rentierfleisch gelagert – aufgrund des Dauerfrostes bleibt auch das im Freien gelagerte Fleisch gefroren. In dieser Gegend kann bis Ende Mai Schnee liegen.

Mutter Tatjana und Tochter Mariane zerkleinern Rentierfleisch mit einer Säge. Ein Kühlschrank ist nicht nötig.

Nachmittags sitzen Mutter und Tochter vor dem Zelt im Schnee und teilen mit einer Säge gefrorenes Rentierfleisch in Stücke. Einer der Hunde schaut erwartungsvoll zu. Um Rentierfleisch zart zu bekommen, müsse es acht Stunden gekocht werden, verrät Tatjana. Doch am liebsten isst die Familie das Rentierfleisch roh. Mit der Hand stippen sie die einzelnen Fleischstücke in Salz. Dazu gibt es Graubrot, das sie in warmes, flüssiges Rentierfett tauchen, angereichert mit Speckstücken, natürlich ebenfalls vom Ren. Sohn Anatole zeigt mit den Fingern 3 cm an, so dick ist die Fettschicht eines Rentiers. Wegen der arktischen Kälte legen sie vor allem im Winter sehr viel Fett zu.

Deutsche Wertarbeit

Dreimal am Tag gibt es Essen, es ist sehr fett- und kalorienreich und hält warm. Ab und zu steht auch ein Krautsalat auf dem Tisch, angemacht mit Gewürzgurken, die aus einer kantinengroßen Konservendose mit deutscher Aufschrift kommen.

Im Winter spielt sich das Leben der fünfköpfigen Familie im fensterlosen Zelt ab. In der Mitte steht ein Holzofen. Wenn dort nicht für Mensch oder Hund gekocht wird, stehen große Töpfe darauf, in denen Schnee schmilzt zu Wasser zum Kochen, Trinken und für die Körperpflege. Es sind gleichförmige Tage. Die Frauen heizen den Ofen, hacken Holz, holen Schnee mit einem Plastikschlitten, flicken Mützen, Jacken, Hosen und Stiefel aus Rentierhäuten. Die Männer schauen nach den Tieren, reparieren das Zelt, machen Holz im Wald oder fahren mit dem Motorschlitten einkaufen. Dann bringen sie säckeweise Zucker, Salz, Mehl, Sonnenblumenöl, Reis und Brot mit.

Vater Jacov und seine beiden Söhne Anatole und Micael (v. li.) schwören auf deutsche Wertarbeit.

Sobald es etwas „wärmer“ ist, ein paar Grad über dem Gefrierpunkt, zieht es die Männer nach draußen. Dann sitzen sie in ihrenRentierfellhosen im Schnee und bauen aus Lärchenholz zwei Schlitten. Die müssen noch fertig werden, bevor sie weiterziehen. Solch ein Schlitten könne bis zu 30 Jahre halten, sagen sie. Manchmal fertigen sie auch welche für ihre Kollegen, die nicht das Glück haben, so viele Bäume auf ihrem Weideland zu haben. Einen Schlitten können sie für 20.000 Rbl, umgerechnet 205 € verkaufen.

Seit zehn Jahren arbeiteten sie mit einer Stihl-Kettensäge „made in Germany“, erzählen die Männer stolz. Was hat sie nicht alles schon zurechtgesägt: die Fußbodenbretter im Tschum, die Baumstämme im Wald und das Feuerholz, die Pfähle für das Zeltgerüst und sogar ihre Skibretter. 365 Tage im Jahr ist die Säge im Einsatz, bei jedem Wetter, bei Schnee oder Frost. „Die Menschen in der Tundra schwören auf deutsche Wertarbeit“, übersetzt Aleksei.

Handy-Daddeln auch hier

Die beiden Söhne Micael und Anatole werden einmal mit der Rentierzucht weitermachen, erzählen sie, sie bauen sich gerade eine eigene Herde auf. Am Tisch unterhalten sie sich mit dem Vater über das Wetter und die Tiere. Dass es Krieg mit der Ukraine gibt, haben sie mitbekommen, doch sie hören keine Nachrichten, sie interessierten sich nur für „Tundra-Informationen”, so Micael.

Sobald sie fertig gegessen haben, verschanzen sich die jungen Männer hinter ihren Handys. Ihre Schwester räumt erst noch den Tisch ab, bevor sie ihr Smartphone auspackt, bis die Mutter wieder zur Arbeit ruft. Dann setzt sie sich zu ihr auf den Boden, flickt und stickt und zwirbelt Fäden aus Rentiersehnen. Ihre Aufgabe ist es auch, abends den Tschum für die Nacht herzurichten. Dafür werden Tücher von den Wänden heruntergerollt und zu Schlafabteile verschnürt. Geschlafen wird auf Rentierfellen, darauf kommen dicke Bettdecken.

Aufbruch

In ein paar Tagen wird Familie Taybarey weiterziehen. Die Tiere finden immer weniger zu fressen. Rentiere ernähren sich von Sträuchern, Gräsern, Flechten, Moosen oder Pilzen, je nach Jahreszeit und Verfügbarkeit. Ein paar Kilometer weiter ist die Schneedecke aufgebrochen und hat einen Teppich an Zwergwacholdersträuchern zum Vorschein gebracht. Jetzt heißt es, das Zelt abbauen, alle Habseligkeiten auf Schlitten packen, Rentiere mit den Motorschlitten aus dem Wald treiben und jene mit Lasso einfangen, die vor die Schlitten gespannt werden sollen. Wenn die sich später mit den Schlitten in Bewegung setzen, dann folgt auch der Rest der Herde. Petra Jacob

Familie Taybarey lebt in einem Tschum, das Zelt besteht aus einem Holzgerüst und Rentierfellen.

„Landjugend ist tolerant, weltoffen und demokratisch“

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Der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) verurteilt und bedauert zutiefst den fremdenfeindlichen Vorfall vom 8. Februar im Rahmen des Faschingsumzugs in Landsberg durch Mitglieder einer teilnehmenden Landjugendgruppe. „Wir bitten um Entschuldigung bei allen Menschen mit Migrationshintergrund, den Veranstaltenden und den Bürgerinnen und Bürgern von Landsberg, die durch den Vorfall verunglimpft oder zu Schaden gekommen sind“, so Jan Hägerling, Bundesvorsitzender des BDL.

„Landjugend ist tolerant, weltoffen, antirassistisch und demokratisch“, so Hägerling. Der BDL hat gemeinsam mit seinen Landesverbänden in der Vergangenheit mehrere wissenschaftliche Studien zu Rechtsextremismus in ländlichen Räumen durchgeführt und die Ergebnisse daraus umgesetzt. „Allen, die meinen, in der Landjugend einen Ort für braunes Gedankengut und fremdenfeindliche Umtriebe finden zu können, erteilen wir eine deutliche und klare Absage“, so Hägerling. „Wir sind traditionsverbunden und halten an unseren Werten fest, und die sind weder im Ernst noch im Spaß vereinbar mit braunem Gedankengut, Rassismus und der Missachtung der Würde unserer Mitmenschen.“pm

Stimmen aus Schleswig-Holstein


Ich war erschrocken, als ich von den extrem rechten Äußerungen in Zusammenhang mit der Laju gehört habe. Ich finde es wichtig vom BDL, sofort zu zeigen, dass das nicht unser Statement ist, und sehr gut, dass auch alle Landesverbände deutlich machen, dass die Laju für Zusammenhalt aller Menschen auf dem Land steht und nicht für Diskriminierung und Ausgrenzung. Bei uns ist Platz für alle, aber kein Platz für Extremismus.

Tajo Lass, erster Vorsitzender der Laju SH


Dass der BDL sofort Stellung bezieht, sich klar von den menschenfeindlichen Äußerungen distanziert und deutlich macht, wofür wir stehen, ist ein wichtiges Zeichen in der aktuellen Zeit. Die Landjugend muss Vorbild für junge Menschen sein. Alle Lajus in Schleswig-Holstein sollen wissen: Wenn bei uns etwas Ähnliches passiert wie in Landsberg, kann sich jeder und jede sofort an Tajo oder mich wenden. Wir lassen niemanden allein.

Lena Hagge, erste Vorsitzende der Laju SH

Genussabend und Gespräche an Grünkohl

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Ob norddeutsch oder nordafrikanisch, beim Grünkohl kamen Besucher der aktuellen „Heimaten“-Ausstellung im Freilichtmuseum Molfsee mit Mitgliedern des Vereins Über den Tellerrand Hamburg e. V. ins Gespräch. Dabei mischten (und rührten) die LandFrauen kräftig mit. Als Kooperationspartner des Museums erfüllten sie die Idee, gemeinsam zu kochen, mit Leben.

Die Idee ging auf, bei Snacks und Gesprächen über die verschiedenen Zubereitungsarten des Grünkohls auch über die Frage nachzudenken, ob und inwiefern Heimat sinnlich erfahrbar ist. Das war gemeinsames Anliegen der drei Veranstalter. Der Verein Über den Tellerrand hat bereits gute Erfahrungen mit diesem Format, denn er beschäftigt sich damit, auch durch Kochevents Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenzubringen und durch das gemeinsame Tun einen Austausch anzuregen.

Moderiert von Janina Kriszio, die den Abend vonseiten des Museums begleitete, wurden zunächst die größtenteils schon fertigen Grünkohlgerichte der LandFrauen vorgestellt. Die Mitglieder des Arbeitskreises Molfsee, zumeist ehemalige Präsidentinnen und Kreisvorsitzende, hatten auf traditionelle Gerichte aus Schleswig-Holstein zurückgegriffen, wie Grünkohlsuppe, oder auf Grünkohl, wie er am zweiten Tag gegessen wird: mit hineingestampften Kartoffeln und Spiegeleiern. Damit das Gericht nicht zu trocken ist, gibt es noch eine pikante Senfsoße dazu. Für viele in der Vorstellung gewöhnungsbedürftig, doch beim Probieren ein tolles Erlebnis. Das kernige Grünkohl-Gratin war dann schon nicht mehr so traditionell, aber nicht weniger schmackhaft, und Grünkohl-Chips und Grünkohl-Pesto zeigten, dass Grünkohl auch modern sein kann.

Die Vertreter von Über den Tellerrand hatten Zutaten für eine Grünkohlpfanne mitgebracht, die in Nordafrika beliebt sind. Beim gemeinsamen Zubereiten kamen die Teilnehmenden rege ins Gespräch und alle probieren sich begeistert durch die Grünkohlvielfalt.

Nach einem kurzen Abstecher in die „Heimaten“-Ausstellung und dem gemeinsamen Abwaschen und Aufräumen waren sich alle Besucher einig: Es war ein gelungener Abend, an dem das Zubereiten und der Austausch über den Grünkohl unterschiedlichste Menschen zusammengebracht haben. Und die Frage, ob Heimat sinnlich erfahrbar sei, wurde mit einem klaren Ja beantwortet.

Mi in Nordafrika beliebten Zutaten zubereitet: Grünkohlpfanne mit weißen Bohnen

Grünkohlpfanne mit weißen Bohnen

Zutaten

20 g getrocknete Tomaten

1 Zwiebel

200 g Grünkohl

3 Zehen Knoblauch

2 EL Olivenöl

1 TL Salz

350 g gekochte weiße Bohnen

½ TL schwarzer Pfeffer

½ TL Chiliflocken

für die Tahin-Soße:

50 g Tahin

50 ml Tomateneinweichwasser

1/2 Zitrone, Saft ausgepresst

Salz bei Bedarf

für die Hirse:

120 g Hirse und ¾ TL Salz

Zubereitung

1. Getrocknete Tomaten mit 100 ml kochendem Wasser übergießen und 10 min ziehen lassen.

2. Hirse in 350 ml Wasser aufkochen, 5 min kochen, mit Salz würzen, vom Herd nehmen und 10 min quellen lassen.

3. Zwiebeln in feine Streifen schneiden, Stiele des Grünkohls in etwa 2 cm lange Stücke schneiden, das Grün grob hacken. Tomaten abgießen, das Einweichwasser auffangen. Tomaten in feine Streifen schneiden, Knoblauch fein hacken.

4. Öl in eine heiße Pfanne geben, Zwiebeln 2 min anschwitzen. Mit ½ TL Salz würzen, Tomaten und Knoblauch dazugeben und weitere 2 min braten. Nach und nach Grünkohl unterheben, zusammenfallen lassen und 5-7 min schmoren.

5. Für die Soße Tahin mit der Hälfte des Tomaten-Einweichwassers und Zitronensaft mit dem Schneebesen glatt rühren.

6. Bohnen zum Grünkohl geben, mit dem restlichen Einweichwasser ablöschen, mit Pfeffer und Chili würzen, kurz aufkochen und auf Hirse servieren.Yvonne Harms/Über den Tellerrand Hamburg

Für die Grünkohlpfanne wurden die Zutaten wie getrocknete Tomaten von den Teilnehmenden vorbereitet.
Yvonne Harms (li.) vom Verein Über den Tellerrand, neben ihr Janina Kriszio vom Freilichtmuseum Molfsee

Fotos: Dr. Judith Bühlmeier/lfv
Der Verein Über den Tellerrand hatte die Zutaten für ein besonderes Gericht mit Grünkohl mitgebracht, hier Marcus Reinke.