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Die Not muss groß, die Fantasie schön sein

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„Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“, zitierte Propst Dr. Daniel Havemann das Evangelium. „Nach vorn schauen!“ – die Botschaft ruft nach Veränderung. Doch was, wenn die Transformation selbst in der Krise steckt? Dies war Thema der Begegnung „Dorf und Kirche“, die zum 57. Mal von den Kreisbauernverbänden (KBV) Stormarn und Segeberg und dem Kirchenkreis Plön-Segeberg in Reinfeld veranstaltet wurde.

„Landwirtschaft und Kirche stehen aus verschiedenen Gründen gleichermaßen unter Veränderungsdruck“, führte Jens Timmermann-Ann, Vorsitzender des KBV Stormarn, ins Thema ein. Dietrich Pritschau, Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein (BVSH) und Schweinehalter in Westerrade, führte ganz konkret aus, was es für ihn bedeutet, „nach vorn zu schauen“: den Umbau seines Sauenstalls vom Kastenstand zur Gruppenhaltung und zu Mastplätzen in Frischluftställen – eine Investition von 2 bis 2,5 Mio. € in gegenwärtig unsicheren Zeiten. Die Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung werde er damit deutlich vor dem gesetzlich vorgeschriebenen Termin einhalten.

Landwirt Dietrich Pritschau

Entwicklung zum Besseren

Zuvor aber hielt Pritschau Rückschau auf die Transformationen, denen die Landwirtschaft in den vergangenen 70 Jahren unterworfen war. Vom Alleskönner wurde der Bauer zum Spezialisten. Die Effizienz wurde unglaublich gesteigert dank Fortschritten in Forschung und Ausbildung. „Wachstum war der Schmierstoff“ – heute nicht mehr ein allgültiges Dogma. Das Tierwohl wurde maßgeblich verbessert – Meilensteine dabei: die Initiative Tierwohl, die Empfehlungen der Borchert-Kommission, die Thesen der Zukunftskommission Landwirtschaft: „Alles Veränderungen zum Besseren“, findet Pritschau. Die Schattenseiten: Das Ordnungsrecht sei immer mehr verschärft worden, die Arbeitsbelastung gestiegen. Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges belasten die Landwirtschaft.

Derweil habe sich die Gesellschaft verändert. Der Fleischverzehr sei zurückgegangen und in Deutschland mit auf dem niedrigsten Stand in Europa. Der Tierbestand betrage nur gut die Hälfte von 1900, die Schweine seien aber nicht schwerer als damals. Der Zenit der Intensivierung sei überschritten. Dünger- und Pflanzenschutzeinsatz seien seit Jahren zurückgefahren worden.

All dem müssten sich die Landwirte stellen und wollten dies auch: Allerdings steckten die dafür nötigen politischen Prozesse im Stau, wären im Nichtstun geendet, resümierte der Vizepräsident.

Design statt Desaster

Pastor Redlef Neubert-Stegemann

Redlef Neubert-Stegemann, Pastor im Ruhestand und bis 2016 Leiter der Institutionsberatung der Nordkirche, brachte eine Analyse von Transformationen zu Gehör: Wie können wir uns verändern und dabei wir selbst bleiben?

Soziale Verbände sind Organismen, verhalten sich wie Lebewesen, die sich selbst erhalten wollen und sich zugleich kontinuierlich an eine sich verändernde Umwelt anpassen müssen. Wichtig sei, einen Transformationsprozess zu gestalten, anstatt sich äußeren Gegebenheiten auszuliefern: Transformation „by design“ (durch Gestaltung) statt „by desaster“ (durch Katastrophe). Zum Gelingen dessen führte Neubert-Stegemann einige Eckpunkte an: Teamplay in der Gruppe, ein förderliches Umfeld und: „Die Not muss groß genug sein, die Fantasien schön genug, die gemeinsamen Erfahrungen erfreulich genug.“

Die gute Leitung

Besondere Bedeutung im Transformationsprozess maß der Referent einer „guten Leitung“ zu. Sie müsse bittere Realitäten aussprechen können, dabei manchmal „selbst Katastrophe sein“, die Gruppe beobachten, nicht anordnen, sondern selbst machen lassen, Aktivitäten würdigen und alle im Diskurs halten, zugleich Reichweite und Grenzen der Machbarkeit im Blick behalten und dadurch Enttäuschungen vorbeugen. Es seien Mut und Handlungsbereitschaft erforderlich, aber nicht unbedingt gute Laune. „Transformation hat auch mit Abschied und Verlust zu tun, in dem Prozess gibt es immer eine gewisse Traurigkeit. Die sollte man zulassen.“

In der Diskussion warf Dr. Christian Schröder, Landwirt auf Gut Hohenholz, ein, dass es nicht allen Landwirten gelungen sei, „transformation by design“ zu vollziehen. Er fragte Pritschau, ob er sich angesichts einer vegetarischen/veganen Welle nicht Sorgen mache. Ökologische Landwirtschaft könne nicht alle Probleme lösen, ebenso wenig sei konventionelle Landwirtschaft unfähig, sie zu lösen.

Pastor Wolfgang Stahnke betonte, dass Biodiversitätsverlust und Klimawandel gewichtige Probleme seien. Tierbestände müssten geringer werden: „Wir können nicht so weitermachen.“

Im Schlusswort zitierte Carsten Piehl, stellvertretender Vorsitzender des KBV Segeberg, passend zum Thema einen aktuellen Filmtitel: „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?“

Gut 50 Landwirte, Pastoren und Interessierte waren gekommen.

Rundköpfiger Apfelbaumbohrer

Die Landwirtschaftskammer konnte die Fäll- und Rode­arbeiten zur Bekämpfung des Rundköpfigen Apfelbaum­bohrers planmäßig beenden.

Die weiteren Schritte sind jetzt, die Nachpflanzungsmaßnahmen für Anwohner und Landwirte zu planen. Diese müssen öffentlich ausgeschrieben werden. Nach der Auftragsvergabe werden die Pflanzungen dann umgesetzt. Der Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer wird weiterhin ein intensives Monitoring an den bekannten Wirtspflanzen des Schädlings fortführen, besonders in dem abgegrenzten Gebiet sowie auch auf der gesamten Insel Fehmarn. Dies gilt in den nächsten fünf Jahren. Das Vorgehen verläuft dabei in enger Abstimmung mit dem Landwirtschaftsministerium.

Produktionstechnik Mais – kurz vor der Aussaat

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Neben ordentlicher Flächenvorbereitung und guten Saatbettbedingungen zur Aussaat bilden Sortenwahl, Saattermin und standortangepasste Pflanzenzahl pro Quadratmeter die ­Basis für eine erfolgreiche Silomaisernte. In diesem Jahr sind zusätzlich die Anforderungen GAP 2023 mit dreijährigem Kulturenwechsel auf den Ackerflächen zu beachten, siehe Text unten.

Für die Vorbereitungen der Ackerflächen zur Maisaussaat ist es ratsam, die Böden gut abtrocknen zu lassen. Boden- und Strukturschäden können somit bei Gülle- und Gärrestausbringung mit anschließender Bodenbearbeitung vermieden werden.

Dem Bodenabtrag durch Winderosion oder der Verschlämmung durch Starkniederschläge zur und nach der Aussaat kann entgegengewirkt werden, wenn das Saatbett nicht zu fein hergerichtet wird. Liegen gute Durchlüftung, Wasserführung, Erwärmung und keine Verdichtungen im Boden vor, sind optimale Voraussetzungen zur Aussaat, Keimung und zum Auflaufen des Maises geschaffen.

Aussaatstärke nicht gleich Bestandesdichte

Auch wenn zur Maisaussaat optimale Saatbett- und Witterungsbedingungen vorliegen, ist nicht mit 100%igem Feldaufgang zu rechnen. In Abhängigkeit von der Keimfähigkeit ist ein Aufschlag zur Aussaatstärke notwendig. Nicht immer ist die Keimfähigkeit des Saatguts auf den Etiketten am Saatgutsack aufgeführt, die Mindestanforderung für zertifiziertes Maissaatgut liegt bei 90 % Keimfähigkeit. Also sollte ein Saatgutzuschlag von mindestens 5 % immer gegeben werden. Werden schwierige Bedingungen für den Feldaufgang erwartet oder liegt die Keimfähigkeit des Saatgutes bei unter 95 %, sind Zuschläge von 10 bis 15 % anzusetzen. Jedoch können Mängel in der Triebkraft oder mangelhafte Saatbettbereitung mit den genannten Saatgutzuschlägen nicht bereinigt werden.

Standort und Sortentyp entscheidend

Für die Entscheidung über die standortangepasste Pflanzenzahl/m2 sind langjährige Erfahrungen zu Erwärmung des Bodens am Standort im Frühjahr und Niederschlagsmenge während der Vegetation von Vorteil. Letztlich ist eine optimale Bestandesdichte immer nur ein Kompromiss zwischen dem Ertragsrisiko in Trockenjahren und dem Erlangen von optimalen Erträgen und Qualitäten bei guter Wasserversorgung. Je dichter die Pflanzen stehen, desto weniger Wasser steht der einzelnen Pflanze zur Verfügung und desto eher ist mit Trockenstresssymptomen zu rechnen. Während des Streckungswachstums führt Trockenstress zu einem gestauchten Längenwachstum. Fehlt das Wasser zur Maisblüte, sind Ertragseinbußen nicht ausgeschlossen. Hält der Trockenstress nach der Blüte an, werden befruchtete Kornanlagen und im weiteren Verlauf das Einzelkorngewicht reduziert.

Langjährige Versuche zur Bestandesdichte mit sieben, neun, elf und 13 Pflanzen/m² (70.000 bis 130.000 Pflanzen/ha) zeigen, dass mit zunehmender Bestandesdichte die Maispflanzen ins Längenwachstum gehen können, die Stängel oftmals dünner sind und der Kolbenansatz höher ist. Das Risiko der Lagerneigung wächst mit höheren Bestandesdichten, da die Stabilität der Bestände nachlässt. Tabelle 1 zeigt, dass die gemittelten Ertragszuwächse nicht mit den höheren Pflanzenzahlen ansteigen. Auch Einbußen in der Qualität sind auszumachen.

Bei der Maisaussaat sollte die anzustrebende Pflanzenzahl auch auf den Sortentyp abgestimmt werden. Je massenwüchsiger die anzubauende Maissorte und je schlechter die Wasserversorgung der Böden, desto niedriger ist die anzustrebende Pflanzenzahl bei der Maisaussaat zu wählen. Als massenwüchsige Sorten sind überwiegend mittelfrühe Silomaissorten mit Siloreifezahlen S 230 bis S 250 einzustufen. Auf besseren Böden mit guter Wasserversorgung werden mit Blick auf Trockenzeiten nicht mehr als zehn Pflanzen/m² empfohlen. Bei schlechter Wasserversorgung mit langjährig häufiger beobachteten Trockenschäden im Mais liegt die Empfehlung bei sieben bis maximal acht Pflanzen/m². Auf den letztgenannten Standorten ist das Risiko einer unzureichenden Ernte bei sehr dichten Beständen besonders hoch.

Den Saattermin optimal wählen

Auf dem Versuchsstandort Schuby (SL) werden seit 2014 Versuche zum „optimalen“ Aussaattermin des Silomaises von der Landwirtschaftskammer durchgeführt. Die Aussaat wird ein bis zwei Wochen um den optimalen Termin (letzte April-, erste Maitage) vorgezogen beziehungsweise nach hinten verschoben. Auf die jeweiligen Bestellbedingungen der Jahre wurde im April/Mai in Abhängigkeit von Boden- und Witterungsbedingungen flexibel reagiert. Um den Einfluss des Aussaattermins aufzuzeigen, erfolgte die Ernte jeweils am selben Tag.

Bei einer späteren Aussaat im Mai ist die Zeit zwischen Aussaat und Feldaufgang in der Regel verringert, dem Mais können durch das spätere Auflaufen dabei wichtige Tage für die Entwicklung verloren gehen. Mais ist eine Kurztagspflanze. Das heißt, das Pflanzenwachstum wird über die Tageslänge gesteuert. Generatives Wachstum beginnt, wenn eine bestimmte Tageslänge unterschritten, beziehungsweise eine bestimmte Nachtlänge überschritten wird. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Blüte mit anschließender Kolbenfüllung. Um die Bedingungen des Kurztages zu erfüllen, ist es wichtig, Mais nicht zu spät zu säen.

Je nach vorherrschender Witterung nach der Aussaat variiert der Zeitraum zum Auflaufen von zwei bis vier Wochen zwischen den Saatterminen. Im vergangenen Jahr lief der Mais innerhalb von neun bis 16 Tagen je nach Aussaattermin auf, 2021 hingegen wurden 15 bis 30 Tage bis zum Feldaufgang benötigt.

Bei guten Witterungsbedingungen während der Vegetation schrumpft der Blühtermin zwischen frühem und spätem Aussaattermin meistens auf maximal zehn Tage zusammen. 2022 hingegen lagen 18 Blühtage zwischen erstem und letztem Aussaattermin, trockene und heiße Witterung hat die Blüte des letzten Aussaattermins deutlich verzögert. Die Blüte des optimalen Termins lag im Jahr 2021 lediglich vier Tage hinter dem frühen Saattermin.

Ein angepasster Erntetermin hat die Vorteile, dass Maissilagen mit ausgereifter Stärke und hohen Energiegehalten produziert werden können sowie höchste Erträge erreicht werden. Die Bildung von Sickersaft kann vermieden, eine optimale Verdichtung der Maissilage kann erzielt und Silierverluste können verringert werden.

Zu frühe wie auch zu späte Saaten haben in den Versuchsjahren 2014 bis 2017 und 2019 bis 2022 im Mittel zu Ertragsverlusten geführt (siehe Tabelle 2). Die Stärkegehalte können in Einzeljahren sehr unterschiedlich auf den Aussaattermin reagieren, erreichen jedoch im Mittel der Jahre beim frühen Aussaattermin und bei hohen Abreifeergebnissen wie erwartet auch hohe Werte. Gerade in Jahren mit langen Feldaufgangszeiten ist eine gute Jugendentwicklung des Maises wichtig für die entsprechende Ertragsleistung. Bei einer noch späteren Aussaat als in diesem Versuch angestrebt sind dünnere Stängel mit oftmals höherem Kolbenansatz und niedrigen Kolbenanteilen keine Seltenheit.

Saattiefe an Boden und Wetter anpassen

Bodengegebenheiten und Wetterbedingungen geben die Saattiefe vor. Je feuchter und wärmer der Boden, desto flacher kann der Mais gelegt werden. Als mittlere Aussaattiefe werden 5 cm angenommen. Erwärmt sich der Boden schwer, kann 1 cm flacher gedrillt werden, ist der Boden sehr leicht, kann das Saatkorn 1 cm tiefer abgelegt werden. Liegt zum Auflaufen des Maises dauerhaft eine günstige und warme Witterung bei guten und warmen Bodenbedingungen vor, kann das Saatkorn ebenfalls flacher abgelegt werden. Wichtig ist, dass die Ablage in den feuchten Bodenhorizont erfolgt. Ergebnisse aus Schuby (SL) zur Saattiefe von 4 bis 6 cm aus den vergangenen zwei Jahren zeigen lediglich, dass sich der Feldaufgang pro Zentimeter tieferer Ablage um einen Tag verzögert.

Erntetermin auf Saattermin abstimmen

Sehr hohe Silomaisqualitäten können erzielt werden, wenn der Erntezeitpunkt an den Saattermin angepasst wird, wie Tabelle 3 zeigt. Dreijährige Ergebnisse zeigen, dass ein spät gewählter Erntetermin wie erwartet zu Steigerungen in der Abreife und im Stärkegehalt führt. Ein Einfluss auf Ertrag, Energiegehalt, Rohfasergehalt und enzymlösliche organische Substanz (EloS) ist mit einem späteren, noch angepassten Erntetermin nicht zu erkennen. Zur Silierung von Mais ist ein Trockensubstanzgehalt von 32 bis 35 % anzustreben. Ein angepasster Erntetermin hat den Vorteil, dass Maissilagen mit ausgereifter Stärke und hohen Energiegehalten produziert, dabei höchste Erträge erreicht und die Bildung von Sickersaft vermieden werden. Es können eine optimale Verdichtung der Maissilage erzielt und Silierverluste verringert werden.

Silomais als Haupt- oder Zweitfrucht anbauen?

Auf Standorten mit ausreichendem Wasserangebot kann Silomais als Zweitfrucht angebaut werden. Dreijährige Versuchsergebnisse vom Versuchsstandort Schuby (SL) zu Mais als Hauptfrucht und nach Ackergras als Zweitfrucht zeigen Unterschiede bei rein ertraglicher Betrachtung (siehe Tabelle 4). Zwischen den Aussaatterminen lagen etwa vier Wochen, wobei keine Vornutzung des Ackerlandes bei Silomais als Hauptfrucht gegeben war.

Als Zweitfrucht wurde Silomais nach der Ackergrasernte gesät. Es zeigte sich, dass mit der Zweitfrucht Silomais im Mittel der letzten drei Versuchsjahre die Silomaisreife fast erreicht wurde. Auch wurden noch stabile Erträge eingefahren. In den Versuchen wurde eine frühe Maissorte mit Siloreife von zirka 200 und Körnerreife von zirka 180 gewählt.

Auf Standorten mit ausreichendem Wasserangebot kann Silomais als Zweitfrucht angebaut werden.

Die Sortenwahl ist neben den sich einstellenden Witterungsbedingungen entscheidend für den Zweitfruchtanbau, um maximal zu profitieren. Das gilt auch für das Ackergras. Hier fiel die Wahl auf die Grasmischung A1, Welsches Weidelgras mit überjähriger Nutzung. Allerdings sollte eine ökonomische Bewertung vor dem Zweitfruchtanbau von Mais nicht außer Acht gelassen werden.


Leistungen von Maisgemengen/Maismischkulturen

GAP 2023 mit Blick auf 2024

Futterbaubetriebe mit einem hohen Flächenanteil an Mais haben bei der Umsetzung der GAP 2023 die Möglichkeit, Maisgemenge (Maismischkulturen) als Hauptkultur anzubauen, um die Anforderungen des Fruchtwechsels zu erfüllen. Es ist zu beachten, dass der dreijährige Kulturenwechsel auf den Ackerflächen mit dem Antrag für Agrarförderung 2024 seine Gültigkeit bekommt und die Anbaujahre 2022 und 2023 als Basis gelten.

Maisgemenge (Maismischkulturen) können als Hauptkultur angebaut werden, um die Anforderungen des Fruchtwechsels der GAP 2023 zu erfüllen. Foto: Dr. Elke Grimme

Hat man bereits jetzt das Anbaujahr 2024 im Blick, ist wichtig zu wissen, dass

alle drei Jahre auf einer Fläche eine andere Kultur angebaut werden muss,

als Hauptkulturen sowohl Mais als auch Maisgemenge (Maismischkulturen) zählen; Silo- und Körnermais hingegen gelten nur als eine Kultur,

auf 33 % der Flächen im Folgejahr Mais nach Mais angebaut werden darf,

auf 33 % der Flächen die Möglichkeit des Fruchtwechsels (Mais nach Mais) besteht, wenn vom 14. Oktober des Vorjahres bis zum 15. Februar des Antragjahres Untersaaten als Begrünung oder Zwischenfrüchte angebaut werden,

auf insgesamt 66 % der Flächen Mais nach Mais angebaut werden darf, wenn auf 33 % eine Begrünung stattfindet (Untersaat oder Zwischenfrucht bis 14. Oktober ausgesät wird).

Als Maisgemenge zählen zum Beispiel Mais/Stangenbohnen oder Mais/Sorghum und auch Mais/Sonnenblumen. Beim Anbau ist darauf zu achten, dass beim Feldaufgang mindestens 25 % des Mischungspartners im Feld stehen.

Zweijährige Ergebnisse zu Silomais im Vergleich zu Maisgemenge (70/30) auf dem Versuchsstandort Schuby (SL) der Landwirtschaftskammer zeigen, dass die Erträge der Maismischkulturen nicht mit reinem Silomais mithalten können (Tabelle 5), auch wenn die Pflanzenzahl/m² beim Maisgemenge erhöht wird. Im aufgezeigten Versuch wurden neun Pflanzen Silomais/m² als Standard gewählt. Silomais wie auch Maisgemenge wurden sowohl nur im Vorauflauf als auch im Vor- und Nachauflauf mit Herbiziden behandelt.

Dr. Elke Grimme, Landwirtschaftskammer SH

Keine Angst vor den Zahlen!

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Sonntag, früh am Morgen, Parkplatz leer, jeder könnte denken, die Menschen schliefen noch. Aber nicht die interessierten Kassenwarte und Kassenwartinnen der Landjugend! Sie kamen von überall aus Schleswig-Holstein nach Rendsburg angereist und starteten voller Vorfreude und Wissbegier in den Tag.

In den Landjugendgruppen werden einmal jährlich bei den Jahreshauptversammlungen auch neue Kassenwarte und Kassenwartinnen in die Vorstände gewählt. Neu gewählt – und nun? Viele von ihnen hatten sich daraufhin beim Landjugendverband zum Seminar für Kassenführung angemeldet.

In Kleingruppen wurde an Beispielen die richtige Kassenführung geübt.

Mit der Vorstellung der eigenen Person und der Frage „Welche Landjugendveranstaltung muss man unbedingt mitgemacht haben?“ wurde gestartet. Es folgte ein Vortragspart über Vereinsrecht und Steuern, unterschiedliche Vereinsformen und darüber, welche Rechte und Pflichten es gibt.

Mit Erfahrung konnte Hanna Kühl, die ehemalige erste Vorsitzende des Landesverbandes, über die Kassenführung berichten. Gespannt waren alle auf Tipps und Tricks für eine gute Kassenführung und die verschiedenen Möglichkeiten.

Um das erlangte Wissen abzufragen und zu festigen, fand anschließend eine simulierte Kassenprüfung statt. Eine Barkasse und ein Girokonto mussten auf Vollständigkeit und Richtigkeit geprüft werden. So konnten Kassenwarte und Kassenwartinnen auch einmal einen Blick auf die andere Seite werfen – auf die der Kassenprüfer und -prüferinnen.

Medizintechnik runderneuert

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Am Ortsausgang der Gemeinde Seth im Kreis Segeberg befindet sich seit 2004 die Firma MiE – medical imaging electronics. Schon 1.000 Mal daran vorbeigefahren, doch was macht die Firma eigentlich? Dieser Frage gingen die LandFrauen aus Stuvenborn und Umgebung auf den Grund.

Zu einer Werksbesichtigung trafen sich 30 Teilnehmerinnen und erfuhren, dass hier ausgediente oder defekte CT-Geräte, Gammakamerasysteme und PET-Scanner namhafter Hersteller recycelt werden. Die Geräte werden komplett auseinandergenommen, jedes Bauteil gereinigt, auf Funktionsfähigkeit überprüft und neu zusammengesetzt. Modernste Soft- und Hardwaretechniken werden eingebaut. Jedes Gerät wird in der eigenen Lackiererei frisch lackiert und kalibriert. Nicht nur in der Human-, sondern auch in der Tiermedizin kommen die nuklearmedizinischen Großgeräte zum Einsatz. Weltweit werden die „Runderneuerten“ unter der MiE-Eigenmarke verkauft.

Nachhaltigkeit wird großgeschrieben bei MiE: Es gibt eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach – sie produziert jährlich rund 100 MWh. Das Verpackungsmaterial der Firma wird wiederverwendet: Eine eigene Tischlerei stellt die maßgeschneiderten Transportkisten her. 65 Mitarbeiter, darunter 15 Servicetechniker, die bundesweit im Einsatz sind, beschäftigt das Unternehmen in Seth.

Gut eine Stunde dauerte der informative Rundgang. Mit einem Korb voller „Nervennahrung“ bedankten sich die LandFrauen bei den Mitarbeitenden.

„Moor muss nass“ – das ist zu einfach!

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Eine Bitte um zahlreiches Erscheinen war nicht nötig für die Winterversammlung der Kreisbauernverbände (KBV) Dithmarschen und Schleswig in Pahlen: Der Saal im „Pahlazzo“ war brechend voll, einige hörten vom Vorraum aus zu. Kein Wunder: Das Thema Niederungsstrategie betrifft alle in der Region Eider-Treene-Sorge – und erfüllt auch viele mit Sorge.

„Einsparung von CO2 ist uns nicht egal, wir machen mit, und wir haben schon Wasserstände angehoben“, erklärte Klaus-Peter Dau, Vorsitzender des KBV Schleswig, aber: „Wir haben uns festgelegt, hier weiter Landwirtschaft zu betreiben, und dafür brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen.“

Weniger Wasser – mehr CO2

Dr. Arne Poyda vom MEKUN

Zunächst erklärte Dr. Arne Poyda von der Abteilung Wasserwirtschaft im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) die „Strategie für die Zukunft der Niederungen bis 2100“. Moorvernässung führe nachweislich zur Emissionsreduktion von CO2. Durch Vernässung würden zudem Geländehöhenverluste minimiert, doch würden mit Vernässungsmaßnahmen zwangsläufig Nutzungsumstellungen oder gar Nutzungsaufgaben einhergehen.

Poyda betonte, dass kein fertiges Maßnahmenpaket vorgelegt, sondern die Strategie gemeinsam mit den Betroffenen vor Ort im Laufe dieses Jahres entwickelt werde. Eine federführende Rolle sprach er dabei den Wasser- und Bodenverbänden zu, zumal es einen erheblichen Sanierungsstau bei den in die Jahre gekommenen wasserwirtschaftlichen Anlagen gebe, die durch einen zu erwartenden Meeresspiegelanstieg mit zusätzlichen Herausforderungen zu rechnen hätten.

Die Niederungsstrategie setze Eckpunkte und Rahmenbedingungen, sagte Poyda, mit konkreten Umsetzungen sei erst etwa ab 2030 zu rechnen. Schon bald sollen jedoch Förderrichtlinien für Projekte des Klimaschutzes, der Emissionsverringerung und der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur herausgegeben werden.

Moorschutz unvermeidbar

Dr. Lennart Schmitt vom BVSH

Dr. Lennart Schmitt sprach für den Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH), wo er die Umweltabteilung leitet. „Am Thema Moorschutz führt kein Weg vorbei“, machte er deutlich. Es bestehe ein hoher sachlicher und gesellschaftlicher Druck, Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung zu treffen, und Moorvernässung sei davon eine, die schnell zu realisieren und kostenmäßig überschaubar sei. Allerdings ziehe sie tiefgreifende Auswirkungen auf die Landwirtschaft nach sich, vor allem wegen ihrer hohen Flächenbetroffenheit: In Schleswig-Holstein liegen 130.000 ha Nieder- und Hochmoore im Bereich der Niederungsstrategie. Die Landwirtschaft tue gut daran, sich in den Prozess einzubringen, sonst würden irgendwann Maßnahmen ohne ihr Zutun kommen. „Wir müssen die Zeit nutzen, gute Konzepte zu entwickeln!“

Eckpfeiler des Prozesses

Schmitt benannte aus Verbandssicht Eckpfeiler für diesen Prozess: Nachhaltigkeitsleistungen der Bauern honorieren; Freiwilligkeit der Maßnahmen; Wertschöpfung im ländlichen Raum und Einkommensalternativen; Planungssicherheit für die Betriebe; ein wissenschaftlich-fachliches Fundament der Maßnahmen.

„Paludi“ sieht Schmitt bis auf Weiteres nicht als Lösung, den Fokus legte er auf Photovoltaik auf Moorflächen und nachwachsende Rohstoffe. Besonders hob er hervor, Tausch von wiedervernässten gegen bewirtschaftbare Flächen zu ermöglichen (auch vonseiten der Stiftung Naturschutz, die dies bisher ablehne) sowie die Bildung von Niederungsbeiräten durch Akteure vor Ort.

Aus dem Publikum wurden verschiedene Bedenken gegen eine Vernässung geäußert: Verrottung würde Methan freisetzen – ein vier mal schädlicheres Klimagas; Überschwemmung von Zufahrts- und Rettungswegen; Absterben von geschützten Pflanzen im Moor; Überflutung bei Sturmflut („Wir müssen das Wasser auch rauskriegen“).  –„Es fehlt mir die Folgenabschätzung“, erklärte eine Landwirtin.

Genau darum gehe es bei der Entwicklung der Niederungsstrategie, zeigten sich Poyda und Schmitt einig: dass all diese wichtigen Fragen gründlich und mit Bezug auf die jeweils örtlichen Verhältnisse untersucht würden. Poyda: „Es ist ein Prozess, da kann man nicht alles vorwegnehmen.“ Schmitt: „Es geht nicht allein um höhere Wasserstände. Einfach den Hahn aufdrehen – das funktioniert nicht. Wasserwirtschaft ist ein hochkomplexes System.“

Die Stimmung im Publikum brachte der Amtsdirektor des Amtes Eider, Jan Christian Büddig, nach mehr als zweieinhalb Stunden dennoch auf diesen Punkt: „Besorgniserregend!“

Der Saal im „Pahlazzo“ war geraammelt voll.  Fotos: Tonio Keller

Deutsche Meisterschaften der Landesverbände in Braunschweig

Mit drei starken Reitern hat sich der Landesverband Weser-Ems in Braunschweig erstmals den Titel „Deutscher Meister der Landesverbände“ gesichert. Die Reiter aus Mecklenburg-Vorpommern kamen auf den zweiten Platz und das Team aus Schleswig-Holstein erkämpfte sich einen sehr guten Bronzerang. Mannschaftsführer Harm Sievers war mehr als zufrieden.

Beim Turnier Veolia Classico im niedersächsischen Braunschweig traten 13 Landesverbände gegeneinander an, Hannover als Gastgeber durfte sogar zwei Equipen mitbringen. Die Deutsche Meisterschaft der Landesverbände führte über zwei Runden. Schon nach dem ersten Umlauf am späten Sonnabend galt das Team aus Weser-Ems als haushoher Favorit, denn mit Patrick Stühlmeyer, Philip Rüping und Tobias Meyer gingen nicht nur international erfahrene Reiter an den Start, sie waren auch mit sehr guten Pferden beritten. Alle drei Paare meisterten die erste Runde der Mannschaftsmeisterschaft als einziges Team ohne Fehler. Im entscheidenden zweiten Umlauf einen Tag später patzte nur Meyer einmal, sodass die Mannschaft mit vier Fehlerpunkten souverän Deutscher Meister der Landesverbände wurde.

Der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern konnte seinen zweiten Platz nach der ersten Runde verteidigen. Nach Platz drei im ersten Umlauf war der Landesverband Bayern vom Pech verfolgt und rutschte auf den siebten Rang ab. Dafür rückte Schleswig-Holstein von Platz sieben auf den Bronzerang vor. „Der Anfang war ein bisschen holperig“, erklärte Mannschaftsführer Harm Sievers aus Tasdorf, Kreis Plön, und fügte hinzu: „Aber dann haben sie richtig gekämpft.“

Zum Team gehörten Peter Jakob Thomsen aus Lindewitt, Kreis Schleswig-Flensburg, mit dem Holsteiner Clooney, Christin Schulz aus Havekost, Kreis Herzogtum Lauenburg, mit der Holsteinerin Nascari sowie Vielseitigkeitsreiter Claas Hermann Romeike aus Fockbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde, der den Hannoveraner Crazy Friend gesattelt hatte. Nach zehn Fehlerpunkten im ersten Umlauf blieben Thomsen, Schulz und Romeike konzentriert und lieferten im zweiten Umlauf drei Nullrunden ab. Das bedeutete in der Endabrechnung Bronze für den Landesverband Schleswig-Holstein. Romeike kam außerdem auf den dritten Platz in der Gesamtwertung. „Diese Leistung war gewaltig“, freute sich Sievers.

Als Turnierveranstalter ist Sievers immer wieder angetan von dem Braunschweiger Turnier: „Es ist eine gewaltige Veranstaltung. Bei der Siegerehrung hat ein Chor mit 40 Teilnehmern die Nationalhymne gesungen. Das war Gänsehaut pur.“ Für „seine“ Reiter freue ihn der Erfolg, schließlich seien sie alle noch nie in einer solchen Arena geritten: „Umso mehr ist ihnen der dritte Platz anzurechnen.“
fn

Traditionelle Kräuter für Küche und Auge

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Die klassischen Kräuter alter Bauerngärten sind auch heute noch unentbehrlich. Schnittlauch, Petersilie, Dill, Ringelblume & Co. bereichern nicht nur optisch die Beete, sie würzen auch aromatisch unsere Speisen. Kräuter wie Kerbel, Dill, Bronzefenchel und Kapuzinerkresse füllen Lücken im Gemüsebeet oder sehen zwischen Stauden und Sommerblumen gepflanzt toll aus.

Für dekorative Beeteinfassungen empfehlen sich Schnittlauch, Ysop und Eberraute. Wuchernde Pfefferminze ist dagegen im Topf an einem halbschattigen Platz besser aufgehoben. Auch frostempfindliche Kräuter wie Rosmarin oder Majoran lassen sich als Topfpflanzen im Herbst schnell an ein helles Kellerfenster räumen.

Kerbel und Petersilie zählen zu den Arten, die alljährlich neu ausgesät werden. Bei Kerbel empfiehlt sich die satzweise Aussaat ab März zunächst auf der Fensterbank, später dann im Freiland. Die Ernte erfolgt fortlaufend bis zum Erscheinen der Blüte. Kerbel findet Verwendung in Kerbelsuppe oder passt zu Fisch, Möhren und Salat. Tipp: Unbedingt frisch gepflückt verwenden, das Aroma verfliegt schnell. Im Beet leidet Petersilie manchmal unter der Blattfleckenkrankheit. Der verursachende Pilz kann jahrelang im Boden überdauern. Wer damit schon Probleme hatte, zieht Petersilie besser im Topf oder einem kleinen Balkonkasten. Experimentierfreudige säen kraus- und glattblättrige Sorten aus. Letztere gelten als aromatischer. ‚Gigante d‘Italia‘ würzt kräftig mit ihren glatten Blättern und zarten Stängeln, ‚Mooskrause 2‘ ist unverzichtbar bei der Dekoration von Speisen. Wichtig: Petersilie stets ausreichend feucht halten.

Auf feuchtem Boden fühlt sich Petersilie auch im Staudenbeet wohl. Foto: Karin Stern
Ringelblumen und Borretsch säen sich selbst aus, wenn die Samenstände ausreifen dürfen. Foto: Karin Stern

Die Ringelblume darf nicht fehlen, wenn es um einjährige Klassiker aus dem Kräutergarten geht. Die leuchtenden Blüten erfreuen das Auge, die Wurzeln bekämpfen Nematoden, die frischen Blütenblätter dekorieren oder färben Speisen und die getrockneten Blütenblätter verwendet man in Tees und Salben. Für Nachwuchs sorgen Ringelblumen über die Selbstaussaat. Die hohen, kräftigen Stängel des Dills werden im Sommer von großen, gelben Blütendolden gekrönt. Die Samen verfeinern eingelegte Gurken und Essig. Für den Frischverzehr sät man Dill regelmäßig satzweise in humosen und nicht zu trockenen Boden. Die frischen Blätter schmecken gut in (Gurken-)Salat oder zu Fisch und in Marinaden. Sortentipp: ‚Elefant‘ ist sehr blattreich und geht spät in die Blüte. Das ebenfalls einjährige Bohnenkraut wird im Mai zwischen Busch- und Stangenbohnen ausgesät. Dort verscheucht es so manche Blattlaus. Für die Ernte nimmt man laufend frische Triebe und Blätter nach Bedarf.

Schnittlauch, Zitronenmelisse und Pimpinelle treiben nach dem Winter neu aus. Sie zählen zu den ausdauernden, winterharten Kräutern. Bereits im Klostergarten hochgeschätzt war die Zitronenmelisse, deren Blätter heute zum Dekorieren von Süßspeisen oder als Teekraut verwendet werden. Sie geben auch Kräuterbutter, Soßen, Salaten und Fischgerichten ein leichtes Zitronenaroma. Die Pflanze braucht einen nährstoffreichen, feuchten Boden. Wer die Stängel immer bodennah abpflückt, regt die Bildung junger Triebe an. Mit seinen dichten, weißen Blütenbällen ist Schnittlauch ‚Elbe‘ ein Blickfang der besonderen Art. Wer lieber beim klassischen Blütenton bleiben möchte, ist mit Purpur-Schnittlauch ‚Forescate‘ gut beraten. Die Grenze zwischen Zierlauch und Würzkraut verläuft bei dieser starkwüchsigen Sorte fließend. Die Pflanze wächst bis zu 35 cm hoch und bildet üppige, rosafarbene Blütenbälle. Als Beeteinfassung wirkt diese Sorte sensationell. Ausreichende Bodenfeuchtigkeit und gute Nährstoffversorgung verbessern den Ertrag. Auch das Ausbrechen der Blütenstängel kommt der Blattentwicklung zugute. Ältere Bestände lassen sich im Frühjahr oder Herbst durch Teilung vermehren und verjüngen. Eher selten in unseren Gärten anzutreffen ist die Pimpinelle. Die Pflanze bildet schon zeitig im Frühjahr zierliche, gefiederte Blätter, die ein frisches, gurkenähnliches Aroma aufweisen. Von Mai bis Juni öffnen sich kugelige, rote Blütenstände an langen Stielen. Das Ausbrechen der Blütenstängel regt die Pflanze zum Austreiben frischer Blätter an.

Die jungen Blätter der Pimpinelle schmecken gut in Salat, Kräuterquark und Mayonnaise. Immer nur frisch verwenden, nicht mitgaren. Foto: Karin Stern
Bis zur Blüte erscheinen an der Zitronenmelisse laufend neue Triebe. Foto: Karin Stern


Verlockende Düfte umgeben die Kunden an den Kräutertischen im Gartenmarkt. Besonders Minze, Thymian, Salbei und Basilikum bieten eine sehr breite Sortenpalette mit ganz unterschiedlichen Aromen, Herkünften, Blattfarben und -formen. Schnell sind drei, vier oder gar fünf Töpfe in den Einkaufswagen gestellt. Das ist auch gut so, wenn man die Standortwünsche der Pflanzen erfüllen und Zeit für die Pflege aufbringen kann. Oder wenn die neue Minze die Sammlung der übrigen acht Sorten endlich komplettiert. Ansonsten gilt: Weniger ist mehr. Denn nur gut gepflegte, gesunde Kräuter gefallen dem Auge und bereichern die Küche.

„Dampfer, Deiche, Dramen“

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Wie vielfältig und variantenreich Drucke sein können, zeigt aktuell das Museum Kunst der Westküste in Alkersum auf Föhr. Vergangenes Wochenende eröffnete dort die Ausstellung „Dampfer, Deiche, Dramen“. Erstmals präsentiert das Museum Werke aus der grafischen Sammlung, ergänzt um zeitgenössische Kunst

Mit Arbeiten von Max Liebermann, Emil Nolde, Edvard Munch, Max Kahlke, Alexander Eckener oder auch Otto Müller liegt der Schwerpunkt auf dem Zeitraum zwischen 1890 und 1930. Die Druckgrafik als individuelles künstlerisches Ausdrucksmittel wurde wiederentdeckt. Sie diente den Künstlern als Ausgangsbasis für ihr malerisches Schaffen und umgekehrt, und sie bot den Künstlern ein breites Spektrum an Motiven und Techniken. Egal ob Ätzverfahren wie bei Aquatinta, Flachdruckverfahren wie bei der Lithografie, mit der Kaltnadel gekratzte und geritzte Motive auf Metallplatten bei Radierungen oder Holzschnitt, „die Vielfalt, die diese zeichnerische Technik schafft, und deren druckgrafische Umsetzung sind so variantenreich und reizvoll für das Auge. Es ist kein leichtes Metier, und doch wird die Fantasie des Betrachters durch Auslassung ungeheuer angeregt“, erklärt Museumsleiterin Prof. Ulrike Wolff-Thomsen bei einem Rundgang durch die Ausstellung. „Bei den Drucken ist grafisch nicht alles durchgearbeitet, sodass die Betrachter dazu inspiriert werden, die Bilder zu vervollkommnen.“

Mit der von der wissenschaftlichen Ausstellungskoordinatorin und Kuratorin, Dr. Pia Littmann, getroffenen Auswahl von rund 80 Werken aus der 273 Arbeiten umfassenden Sammlung werden alle grafischen Techniken durchgespielt. Und es zeigt sich, dass sich ebenso wie in der Malerei die Wahrnehmung von Meer und Küste in der Druckgrafik wandelte: Naturerleben, Stimmungen und Atmosphäre eingefangen in feinsten Linien und nuancenreichen Schattierungen oder aber in groben, derben Kerbungen und Schnitzen.

Lithografie von Max Liebermann

Oft fantasievoll überzeichnet, stellten die Künstler seinerzeit die Natur entweder als Paradies, verlorenen Garten Eden oder als einen gewaltvoll-mystischen Ort dar. Spannend wurde es, als dann auch noch Farbe ins Spiel kam. „Max Liebermann war in Deutschland einer der Ersten, der in den 1890er Jahren anfing, sich systematisch mit der Druckgrafik auseinanderzusetzen“, erläutert Dr. Pia Littmann.

Er fertigte Radierungen und Lithografien an, die thematisch eng gebunden an seine Malereien und Zeichnungen bleiben und doch keine Reproduktionen der Motive darstellen. Er hatte Spaß dabei, unterschiedliche Radiertechniken auszuprobieren. Das Druckverfahren bot ihm die Möglichkeit, seine Werke zu vervielfachen und seine Bildwelten weit zu verbreiten, um damit ein größeres Publikum zu erreichen. „Die Druckgrafik ist somit für ihn ein demokratisches Medium“, so Littmann. Ein Aspekt, der auch bei Emil Nolde und Edvard Munch eine große Rolle spielt.

Die Künstler nutzten das Mittel der Druckgrafik auch, um Erlebtes und Eindrücke zu verarbeiten. Bei Munch ist es die unerfüllte Liebe, bei Max Kahlke der Schrecken des Ersten Weltkrieges. Oder sie erzählen so Geschichten, wie Alexander Eckener. Er hat Theodor Storms „Der Schimmelreiter“ in 59 Kaltnadelradierungen dargestellt, wovon in der Ausstellung 18 zu sehen sind: Deiche und Drama.

Emil Nolde fing die Atmosphäre des Hamburger Hafens ein. 

Gewaltige Dampfer und die Atmosphäre des Hamburger Hafens mit Kränen, Dalben, Seglern, Frachtern, Dampf, Nebel und den Landungsbrücken sind in großformatigen Radierungen von Emil Nolde zu sehen, der sich 1910 einen Schlagabtausch mit Max Liebermann lieferte und sich etwas später auf St. Pauli in Hamburg einquartierte und die Hafenkulissen in den Grafiken einfing.

Mit dem Norweger Are Andreassen, der Dänin Marie-Louise Exner und der Freiburgerin Henrieke Strecker treten drei aktuelle, zeitgenössiche Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten in den Dialog zu den damaligen Darstellungen. Andreassen thematisiert in seinem farbigen Holzschnittzyklus „Røst“ die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Fischerei für Norwegen, anglehnt an die Geschichte des Untergangs dreier venezianischer Handelsschiffe 1432, deren Überlebende an der nordnorwegischen Insel Røst strandeten, dort von den Fischern aufgenommen wurden und Stockfisch in Italien als Exportschlager populär machten. Marie-Louise Exner hingegen braucht nur wenige feine Striche oder Punkte, um die Strukturen zum Beispiel von Wiesen, Gras, Dünen oder Schwärme von Staren einzufangen.

Zeitgenössische Druckgrafik von Are Andreassen

Einen ganz eigenen Weg geht Henrieke Strecker, die im vergangenen Oktober auf Einladung des Museums als Artist in Residence auf Föhr weilte. Sie ist nicht an Reproduktionen interessiert, weshalb sie sich für die Monotypie als grafische Technik entschied. Anstatt Druckplatten irreversibel zu verändern, werden ihre Unterlagen bemalt und bezeichnet, sodass immer nur ein einziger Abzug entsteht, „wie eine einzigartige Berührung“, so Strecker. Ihre Motive sind nicht gegenständlich, sondern Abdrücke ihrer inneren Landschaften, die erst im Laufe des Zeichenprozesses entstehen. Sie nutzt Naturmaterialien wie zum Beispiel Fischgräten als Pinsel und Zeichenwerkzeug, die sie, wenn sie fertig ist, wieder an die Natur zurückgibt.

„Dampfer, Deiche, Dramen“ ist bis zum 18. Juni zu sehen. Informationen zu den weiteren Ausstellungen, zu Veranstaltungen und Workshops gibt es unter mkdw.de

Museumsdirektorin Prof. Ulrike Wolff-Thomsen erläutert die Bilderserie „Alpha und Omega“ von Edvard Munch.
Fotos: Iris Jaeger
Alpha und Omega 
Holzschnitt von Max Kahlke
Der Schimmelreiter von Alexander Eckener
Eine Auswahl an Schimmelreiter-Grafiken von Alexander Eckener
Mondschein I von Edvard Munch
Druckgrafik von Otto Müller
Monotypie von Henrieke Strecker
Fotos: Iris Jaeger
Zeitgenössische Druckgrafik von Marie-Louise Exner


Kleine Mutmacher auf Samtpfötchen

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Seit Oktober 2020 gibt es im Kieler Tierheim Uhlenkrog das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“. An jedem Montagnachmittag sind dort Mädchen und Jungen im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren willkommen, die ihre Lesefähigkeit verbessern wollen.

Schon Tage vorher hat Mika sich ganz doll auf diesen Moment gefreut. Mit einem Sitzkissen und einem Buch unter dem Arm betritt der Neunjährige an diesem Montag um 15 Uhr das Katzenhaus. Er hat seinen Vorleseausweis dabei, denn für jeden Besuch erhält er einen Pfötchenstempel. Genau 20-mal kann er kommen, dann rücken andere leseschwache Kinder von der Warteliste nach. „Ich habe dir heute die zuckersüßen Yuki und Milky zum Vorlesen ausgesucht, weil sie ein so schönes, weiches Fell haben“, begrüßt Projektleiterin Dagmar Joppich den Jungen und stempelt den Ausweis ab.

Dagmar Joppich leitet das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“ und freut sich mit Teilnehmer Mika über seine tollen Lesefortschritte.

Die 67-Jährige ist eine von über 350 ehrenamtlichen Tierheim-Mitarbeiterinnen und organisiert mit viel Herzblut und drei weiteren Kolleginnen die Vorlesestunden. Natürlich hat sich Mika zuvor die Hände gewaschen, jetzt streift er schnell ein Paar Einwegschuhe über und los geht’s! Er öffnet vorsichtig die Tür zu „Susannes Katzenstübchen“, in dem Yuki und Milky bis zur Vermittlung ein vorübergehendes Zuhause gefunden haben, und schlüpft hindurch.

Nun ist er mit den beiden allein. Dagmar Joppich und seine Mutter behalten ihn nur aus der Entfernung im Auge. Mika soll sich ohne Druck und Stress, völlig unbeobachtet und frei fühlen. Er setzt sich mit seinem Kissen auf den Boden. Die Samtpfötchen nehmen ihn sofort wahr und umschleichen ihn neugierig. Der Viertklässler sagt leise Hallo und hält ihnen eine offene Hand hin. Sie schnuppern daran, stupsen sie leicht an, reiben ihr Köpfchen an seinem Arm – und schon bricht das Eis. Behutsam wagt Mika ein erstes Streicheln und strahlt dabei glücklich über beide Ohren. Kätzchen und Kind genießen die zarte Annäherung sichtlich. Berührend! Mika schlägt nun seine mitgebrachte Lieblingslektüre „Verschollen im Berschmudadreieck“ auf Seite zehn auf. Er beginnt, konzentriert, entspannt, im eigenen Tempo, immer flüssiger und sicherer zu lesen: „Sally bellte fröhlich und leckte ihm über die Wange. Sie wusste, dass sie ein neues Zuhause gefunden hatte …“

Vor über einem Jahr wäre das noch undenkbar gewesen, denn es wurde bei ihm eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) festgestellt. Vor der Klasse etwas vorzulesen, war ihm unangenehm. Oft quälte er sich von Wort zu Wort. Unter diesen Umständen war es nicht einfach, ihn fürs Lesen zu begeistern. Doch da bekanntlich Übung den Meister macht, hatte seine Mutter die zündende Idee. „Über eine Arbeitskollegin erfuhr ich, dass es das Vorleseprojekt gibt. Ich dachte gleich, dass es etwas für meinen Sohn ist, und meldete ihn an“, erzählt sie. Seit Januar 2022 komme er, außer in den Schulferien, vierzehntäglich ins Katzenhaus, um wechselnden Stubentigern vorzulesen.

Win-win-Situation: Mika kann lesen üben, das Katzentraumpaar Yuki und Milky kann seiner Stimme lauschen und entspannen.

Das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“ stammt ursprünglich aus den USA. Dort fanden Wissenschaftler heraus, dass es Fellnasen mögen, wenn man ihnen vorliest. Sie profitieren von dem rhythmischen Klang der Stimme, die laut Studien beruhigend auf sie wirke. Sie können dabei herrlich entspannen. Die Scheuen wagen sich sogar ein bisschen aus der Deckung, die Zutraulichen genießen die zugewandte Stimmung, die obendrein auch für die vorlesenden Kinder heilsam ist. „Ich mag das sehr, wenn ich den Katzen eine kleine Freude bereiten kann“, bestätigt Mika.

„Unser Projekt läuft, mit coronabedingten Lockdowns, seit knapp zweieinhalb Jahren. Es ist großartig zu sehen, wie gut den Kindern und Katzen das Vorlesen tut“, bekräftigt Dagmar Joppich. Besonders beeindrucke sie das Einfühlungsvermögen der zurzeit zwölf Vorlesekinder. „Sie respektieren die Eigenart jeder Samtpfote, und dafür bedanken diese sich mit dem allergrößten Vertrauen“, stellt sie heraus. Die Mädchen und Jungen könnten aber nicht nur das Lesen üben, sondern gleichzeitig viel über Katzen, Tierschutz und Tiere im Allgemeinen lernen. „Aus ihnen werden später ganz bestimmt tolle Tierhalter und Tierschützer“, ist sie überzeugt.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt komme hinzu. Bei Fundkatzen, die im Tierheim landeten, sei häufig nicht bekannt, ob sie „kinderkompatibel“ sind. „In solchen Fällen versuchen wir, Vorlesekinder und die betreffenden Katzen zusammenzubringen, wenn seitens der Tierpfleger vermutet wird, dass es klappen könnte. Und ja, bis jetzt hat es immer geklappt“, beobachtete die Projektleiterin. Dass die Vermittlungschancen der kleinen tierischen Kreaturen erheblich stiegen, wenn man genau wisse, dass sie Kinder mögen, verstehe sich von selbst.

Mika ist mittlerweile auf Seite elf seiner Geschichte rund um den Helden Paluten angekommen. Yuki und Milky haben sich währenddessen ausgiebig geputzt und es sich in seiner Nähe bequem gemacht. Sie sind ein geduldiges Publikum, dösen gemütlich und tiefenentspannt vor sich hin. Für eine Weile liegt Katzendame Yuki dicht an den jungen Vorleser geschmiegt da und lauscht andächtig. Sie beehrt ihn sogar liebevoll mit einem Nasenkuss. Milky klettert auf ein Regal und schnuppert von hier oben an seinem Haar. Die Zeit vergeht wie im Flug. Bald ist es 15.30 Uhr. Die 30 min Lesezeit, die jedem Kind zur Verfügung stehen, neigen sich dem Ende zu. Die zwei Kätzchen wollen ihren Vorlesekumpel aber noch nicht gehen lassen. Spontan legen sie mit ihm ein paar fröhlich-unbeschwerte Spielminuten ein. Mika ist begeistert. „Mama, das sind jetzt meine neuen Lieblingskatzen!“, ruft er beim Verlassen des Katzenstübchens. Er fand es schön, dass er die Gelegenheit hatte, einmal einen längeren Text am Stück zu lesen und zu üben. „In der Schule sind wir immer nur reihum mit zwei Sätzen dran.“

Seit er zu den kuscheligen Vierbeinern gehe, habe er sich im Unterricht erheblich verbessert. „In der Klasse mussten wir mal etwas vorlesen. Da hab‘ ich gemerkt, dass ich nicht mehr so aufgeregt bin. Ich konnte lauter und genauer lesen“, sagt der Schüler stolz. Mutter Nicole sieht ebenfalls erstaunliche Fortschritte bei seinen Lesefähigkeiten: „Mika hat jetzt nur noch eine Rechtschreib- und keine Leseschwäche mehr.“ Sie habe zudem festgestellt, dass er nach den Tierheimbesuchen besonders ausgeglichen und zufrieden sei.

Zum Schluss möchte Mika kurz zu Bastet, die einen Raum weiter residiert, um zu schauen, ob es ihr gut geht. Auch ihr hat er neulich schon vorgelesen. Insgeheim hätte er gern selbst eine Katze, aber „da ich in einer Stadtwohnung ohne Garten lebe, geht das leider nicht“. Dagmar Joppich ist dankbar und froh über die wertvollen Erfahrungen, die ihre Lesekinder mit den Tieren machen können. „Hautnah darf ich miterleben, wie sehr sie mit jedem Treffen an Selbstvertrauen, Selbstsicherheit und Sozialkompetenz dazugewinnen. Das finde ich klasse und es lohnt jeden Einsatz.“ Mika wirft Yuki und Milky einen letzten Blick zu und meint beim Abschied: „Das hat mir heute total Spaß gemacht. Ich freu‘ mich schon aufs nächste Mal.“