Start Blog Seite 113

Spätfröste und Extremwetter zeigen Wirkung

0

Die deutschen Obstbaubetriebe erwarten auch in diesem Sommer eine nur unterdurchschnittliche Kirschenernte. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, gehen die Betriebe von einer Gesamterntemenge an Süß- und Sauerkirschen von 41.100 t aus. Demnach würde die Kirschenernte um 2,3 % besser ausfallen als im Vorjahr mit 40.200 t, aber um 13,2 % schlechter als der Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2023 von 47.300 t.

Die bundesweite Süßkirschenernte wird 2024 mit schätzungsweise 33.800 t aber nur um 0,9 % unter dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre liegen. Verglichen mit der weniger guten Ernte 2023 wären das 4,4 % mehr.

In nahezu allen Bundesländern liegen die Erwartungen Destatis zufolge deutlich unter dem Niveau der vergangenen Jahre. Durch Spätfröste während der Blütezeit und das regenreiche Frühjahr sei es teilweise zu erheblichen Schäden in den Obstanlagen bis hin zu Totalausfällen gekommen, so die Wiesbadener Statistiker.

An Sauerkirschen dürfte nach den ersten Schätzungen das niedrigste Aufkommen der vergangenen zehn Jahre verzeichnet werden. Maßgeblich dafür ist einerseits die starke Einschränkung des Anbaus. Andererseits wirkten dieses Jahr ungünstige Witterungsbedingungen, Spätfrost und regional auftretende Extremwetterereignisse negativ auf den Ertrag. Mit voraussichtlich 7.300 t wird das schon magere Ergebnis von 2023 um 6,2 % verfehlt. Im Vergleich mit den im langjährigen Mittel geernteten 13.300 t wird die diesjährige Sauerkirschenproduktion um 44,8 % kleiner ausfallen.

Mehr Kirschen im Südwesten

In Baden-Württemberg, dem bedeutendsten Bundesland für den Anbau von Süßkirschen, sind die Ernteerwartungen laut Destatis indes positiv. Nach der ersten Schätzung dürften im Südwesten dieses Jahr auf einer Anbaufläche von 2.600 ha insgesamt 21.400 t Süßkirschen und damit 55,7 % mehr als 2023 gepflückt werden. Die Obstbaubetriebe in Niedersachsen erwarten dagegen von 500 ha Anbaufläche mit 3.400 t eine um ein Drittel geringere Erntemenge als im Vorjahr. Rheinland-Pfalz folgt mit voraussichtlich 2.800 t von 700 ha auf dem dritten Platz. Insgesamt werden in Deutschland auf 5.700 ha Süßkirschen angebaut.

Totalausfall in Sachsen

Der Anbau von Sauerkirschen erfolgt bundesweit auf nur noch 1.500 ha, womit er um 700 ha oder 29,3 % kleiner ausfällt als 2014. Das Bundesland mit der größten Sauerkirschenfläche ist Rheinland-Pfalz mit 460 ha, gefolgt von Sachsen mit 330 ha und Baden-Württemberg mit 240 ha. Wie bei den Süßkirschen zeichnen sich auch bei den Sauerkirschen regional unterschiedliche Entwicklungen ab. Für Baden-Württemberg wird eine Ernte von 4.300 t erwartet; das wäre fast das Fünffache der Menge von 2023. Dagegen soll das Aufkommen in Rheinland-Pfalz mit 1.400 t um 32,7 % kleiner ausfallen. Für Sachsen wird bei den Sauerkirschen nahezu ein Totalausfall erwartet, denn die Ernte soll gegenüber dem Vorjahr um 98,1 % auf ganze 33 t abnehmen.

Verbrauch rückläufig

Nicht nur die hiesige Kirschenproduktion hat im längerfristigen Vergleich abgenommen, auch der Verbrauch, und zwar zuletzt vier Jahre in Folge. Laut jüngsten Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) verbrauchten die Bundesbürger im Vermarktungsjahr 2022/23 im Mittel 1,7 kg an frischen und verarbeiteten Kirschen. Vier Jahre zuvor war es noch 1 kg mehr gewesen.

Insgesamt beziffert die BLE den Kirschenverbrauch der Deutschen für das Kalenderjahr 2023 auf 144.000 t und für 2022 auf 182.000 t. Darin enthalten sind auch Konserven, Gefrierobst und Säfte. Als Grund für den Rückgang werden die höheren Verkaufspreise aufgrund der gestiegenen Produktionskosten genannt. Während die Süßkirschen im Jahr 2023 zu fast 70 % als Tafelobst verbraucht wurden, gingen 89 % der in Deutschland geernteten Sauerkirschen in die Verarbeitung.

Den überwiegenden Teil seines Kirschenverbrauchs deckt Deutschland über Importe. Die meisten frischen Süßkirschen stammten dabei 2023 nach vorläufigen Angaben mit 19.862 t aus der Türkei, gefolgt von Griechenland mit 5.892 t, Spanien mit 5.605 t und den Niederlanden mit 5.035 t. Hauptlieferland für verarbeitete Kirschen war im vorigen Jahr mit großem Abstand Ungarn mit 26.797 t. age

Nachwuchs auf den Weiden

Die Züchter haben lange darauf gewartet: Endlich ist der Pferdenachwuchs da und tobt über die norddeutschen Weiden.

In der Arche Warder, Kreis Rendsburg-Eckernförde, werden auch Schleswiger Kaltblüter gezüchtet. In diesem Jahr kam dort der kleine Tomte Tummetott zur Welt. Foto: Arche Warder
Der kleine Borghorsts Gentleman ist ein Connemara Hengstfohlen aus der Zucht von Anja Bornhöft-Lejon. Wie sein Name sagt, stammt er aus Borghorst, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Foto: privat
In Quickborn kam eine Holsteiner Stute von For Carsten zur Welt. Ihre stolze Züchterin Sarah Frobieter gab ihr den Namen Soete Finesse. Foto: privat
Der Kastanienhof in Bargfeld-Stegen, Kreis Stormarn, ist das Zuhause von Joana Grafs Oldenburger Hengstfohlen von San Escobar Old. Foto: privat
Das Islandpferdefohlen Eilíf vom Holtdorftal wurde im Mai auf dem Gestüt Holtdorftal in Bargstedt, Kreis Rendsburg-Eckernförde, bei Christin Stark-Bettaque geboren. Foto: privat
Andrea Brandt aus Nortorf, Kreis Steinburg, ist Züchterin des Fjordfohlens Fjordgårds Juna. Foto: Lilly Brandt
Kasseburg, Kreis Herzogtum Lauenburg, ist das Zuhause von Leiri von Flachslande. Der Isländer stammt aus der Zucht von Franziska Siehl. Foto: privat
Auch bei Tessa Matthießen in Hohenesch, Kreis Steinburg, kam mit New Rocket ein Deutsches Reitpony zur Welt. Foto: Victoria Weihs
Schon im Februar wurde die Spanierin Avellana aus der Zucht von Christin Gnutzmann in Boksee, Kreis Plön, geboren. Foto: Susanne Petzke
Söl’rings Tami ist ein Pinto aus der Zucht von Heidi Schurek aus Wanderup, Kreis Schleswig-Flensburg. Foto: privat
Kai-Udo Thies vom Gestüt Herrenhof in Hüttblek, Kreis Segeberg, ist Züchter von Minishetlandponys. Foto: Brigitte Schulz-Huether
In Tasdorf, Kreis Plön, züchtet Sven Voigt Schleswiger Kaltblüter. Seine Thea aus Isar brachte ein prachtvolles Fohlen zur Welt. Foto: E & K Fotografie
Weidebusch‘s Coco Chanel ist ein New Forest Stutfohlen der Züchtergemeinschaft Wiethüchter aus Pronstorf, Kreis Segeberg. Ihre Mutter Hillbilly Candyfloss stammt direkt aus England. Foto: Tako Bannas


Celina Deutschmann von der Blue Lake Ranch Offendorf, Kreis Ostholstein, ist Züchterin des Quarter Horse Fohlens Rain. Foto: Leevke Draack
Thaddäus vom Fresenhof aus der Zucht von Madlen Rathkamp ist ein Schleswiger Kaltblut und lebt in Herrenkoog, Kreis Nordfriesland. Foto: privat
Im Mai kam bei Bianka Gehlert in Boksee, Kreis Plön, das Fjordpferdstütchen Bella zu Welt. Foto: privat
Sanssouci, ein Holsteiner Stutfohlen von Fidano, kam in Schiphorst, Kreis Herzogtum Lauenburg, zur Welt. Sie stammt aus der Zucht von Carola Häger-Hoffmann. Foto: privat
Das Palomino Stutfohlen White Toffee ist ein Deutsches Reitpony aus der Zucht von Ann-Kathrin Hansen und steht im Reitstall Starnberg in Tornesch, Kreis Pinneberg. Foto: privat
Die Züchtergemeinschaft Reinhard Brockhoff und Sabine Hoffmann konnte sich in diesem Jahr über Nachwuchs aus der Nugga frá Bjørnhøj von Spuni vom Heesberg freuen. Das Islandfohlen steht in Langwedel, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Foto: Sabine Hoffmann
Edition’s La Isla Bonita aus der Zucht von Bianca Jessen ist ein Deutsches Reitpony aus Schönhagen, Kreis Schleswig-Flensburg. Foto: privat
Anfang Juni kam in Boksee, Kreis Plön, die kleine La Vie zur Welt. Sie stammt aus der Zucht von Carmen Ritchie. Foto: privat
Bei Familie Schulz aus Ehndorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, kommen jedes Jahr mehrere Islandpferdefohlen zur Welt. Eins davon hat Bassi frá Efri-Fitjum zum Vater und Maísol vom Schlossberg zur Mutter. Foto: Daniel Schulz
Don‘t call me Chilli VS von Chilli Willi ist ein Deutsches Reitpony aus der Zucht von Vivian-Nadine Subke aus Westerrade, Kreis Segeberg. Foto: privat
Silver Silk ist eine Holsteiner Stute von Bavilon Berlin aus der Zucht von Trela Pawel aus Stoltenberg-Jabek, Kreis Plön. Foto: Nele Jäger
Jan Wüstenberg aus Bokhorst, Kreis Steinburg, ist Züchter dieses Islandpferdefohlens. Foto: Berit Thiessen
Die Welsh Cob Stute Ponyland Philippa brachte ein Stutfohlen von MBS Rossini zur Welt: die kleine Ponyland Pheline aus Norddeich, Kreis Dithmarschen. Foto: Pia Wieczorek


Emissionsmindernde Ausbringtechnik im Praxiseinsatz

0

Gülleansäuerung während der Ausbringung – wie funktioniert das in der Praxis? Hierüber konnten sich Interessierte auf zwei Feldtagen in Futterkamp (Kreis Plön) und Sarlhusen (Kreis Steinburg) Anfang Juni informieren.

Im Fokus stand das Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) „Säure+“, das auf acht Praxisbetrieben in Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit den Lohnunternehmen Blunk GmbH und Brockmann GmbH & Co. KG die Ansäuerungstechnik SyreN erprobt. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat die Regionalkoordination des MuD für Schleswig-Holstein. Sieben weitere Bundesländer sind ebenfalls Teil des MuD.

Nach einer theoretischen Einführung in die Funktionsweise der Gülleansäuerung konnten die Besucher die Technik gemeinsam mit den anwesenden Lohnunternehmern besichtigen und Fragen stellen, unter anderem zum praktischen Umgang oder den zusätzlichen Kosten, die durch die Säureapplikation entstehen.

In den Diskussionen konnten die bisher gesammelten Praxiserfahrungen der Lohnunternehmer gut dargestellt werden. So konnten zum Beispiel Vorbehalte gegenüber der Sicherheit im Umgang mit der Schwefelsäure abgebaut werden, da umfangreich die einzuhaltenden Sicherheitsvorkehrungen erklärt wurden. Beide Lohnunternehmen berichteten, dass sie noch keine nennenswerten Probleme im Zusammenhang mit dem Ansäuerungssystem hatten.

Niclas Brockmann, Brockmann GmbH & Co. KG, erläutert das SyreN-System. Foto: Peter Lausen
Doppelwandiger IBC-Container mit Schwefelsäure sowie das ADR-Sicherheitskit in der Fronteinheit des SyreN-Systems. Foto: Daniel Viain

Im Anschluss folgte eine Livevorführung der Ausbringtechnik, sodass die visuellen Unterschiede durch die Ansäuerung (Aufschäumen der Gülle) direkt betrachtet werden konnten. Auch bundesländerübergreifende Versuchsergebnisse aus dem ersten Jahr des MuD wurden vorgestellt.

Helmut Döhler von der Döhler­Agrar Unternehmensberatung führte Ad-hoc-NH3-Gasmessungen durch, um das Einsparpotenzial von Ammoniakemissionen durch die Ansäuerung zu verdeutlichen. Döhler warb mit dem Slogan „Wir machen Emissionen sichtbar“. Es wurde mit einem eigens entwickelten Ammoniak-Messsystem gezeigt, wie die Emissionen trotz günstiger Ausbringbedingungen (teilweise bedeckter Himmel, niedrige Temperaturen) durch eine Ansäuerung gesenkt werden konnten. So konnten Ammoniak-Emissionsminderungen von bis zu 80 % durch die Gülleansäuerung erzielt werden.

Interessierte konnten sich direkt mit dem Lohnunternehmen Blunk GmbH über das SyreN-System austauschen. Foto: Daniel Viain
Erkennen von optischen Unterschieden zwischen angesäuerter (schäumt auf, hellere Färbung) und nicht angesäuerter Gülle. Foto: Daniel Viain

Auch der Effekt der Sonneneinstrahlung auf die Emissionen wurde an einem der beiden Feldtage demonstriert. So stieg der gemessene Ammoniakverlust 30 min nach Ausbringung durch Sonneneinstrahlung in der nicht angesäuerten Variante um rund 60 % an. In der angesäuerten Variante waren sowohl direkt nach der Ausbringung als auch 30 min nach der Ausbringung keine Ammoniakemissionen messbar.

Dass die Gülleansäuerung dazu beiträgt, Ammoniakemissionen zu senken, wurde durch die Ad-hoc-Gasmessungen verdeutlicht. Trotzdem, so Döhler, bleibe eine direkte Einarbeitung der Gülle die wirksamste Methode, um Emissionen zu vermeiden. Für die Ausbringung in wachsende Bestände bietet die Ansäuerung durch die Minderung von gasförmigen Stickstoffverlusten über das SyreN-System jedoch eine gute Möglichkeit, mehr Stickstoff für die Pflanzen verfügbar zu machen, und zeigt demnach auch das Potenzial, einen wirklichen Beitrag zur Erreichung der Ammoniakreduktionsziele gemäß NEC-Richtlinie zu leisten.

Ad-hoc-Gasmessungen durch die DöhlerAgrar Unternehmensberatung. Foto: Daniel Viain

Auch über alle im Projekt beteiligten Bundesländer hinweg konnten im ersten Versuchsjahr 2023 die Emissionen insgesamt bei einer pH-Wert-Reduktion der ausgebrachten Wirtschaftsdünger auf 6,4 um 60 bis 75 % gesenkt werden.

Rückblickend auf das Jahr 2023 lässt sich sagen, dass dieses erste Versuchsjahr sich schwierig gestaltete: Durch das nasse und kalte Frühjahr war ein Andüngen der Weizenbestände zum Teil erst sehr spät möglich. Die danach folgende Trockenheit hatte zur Folge, dass auf vielen Standorten die Wasserverfügbarkeit zum limitierenden Faktor wurde und nicht die N-Verfügbarkeit. Des Weiteren erschwerten hohe Niederschlagsmengen zur Abreife die Ernte. Auch die Grünlandstandorte hatten 2023 mit Trockenstress zu kämpfen. Es lässt sich somit sagen, dass weitere Versuchsjahre unerlässlich sind, um aussagekräftige Ergebnisse für die Praxis zu erhalten.

Fazit

Am Ende der Projektlaufzeit des Modell- und Demonstrationsvorhabens (MuD) „Säure+“ sollen Handlungsempfehlungen für Landwirtinnen und Landwirte abgeleitet werden können, unter welchen Bedingungen eine Ansäuerung sinnvoll ist beziehungsweise in welchen Situationen auch nicht. Eine Rolle spielen hierbei mehrere Faktoren. So müssen der zusätzliche Schwefeldüngungseffekt durch die Anwendung von Schwefelsäure und der durch das emissionssenkende Verfahren zusätzlich bereitgestellte pflanzenverfügbare Stickstoff berücksichtigt werden. Hinzu kommt der positive Effekt auf die Absenkung der Ammoniakemissionen. Inwiefern die Ansäuerungstechnik auch aus ökonomischen Gesichtspunkten zum Betriebserfolg beitragen kann, wird im Laufe des Projektes bundeslandübergreifend ermittelt.

Die SIM-Karte für den Schlepper

Eine SIM-Karte wird schnell in ­Zusammenhang mit dem Mobil­telefon gebracht. Dabei ­kommen viele Schlepper mittlerweile auch nicht mehr ohne SIM-­Karte aus, da für eine präzise Spurführung häufig über Mobilfunk ein RTK-Korrektursignal­ ­empfangen ­werden muss. Doch muss es hierfür genauso wie beim Handy auch eine SIM-Karte mit monatlichen Vertragskosten von über 20 € sein?

Insbesondere auf gedrillten Flächen ist ersichtlich, wie viele Betriebe oder Lohnunternehmen schon lange auf Spurführung und Lenksysteme am Schlepper setzen (siehe folgendes Foto). Häufig wird dann von GPS gesprochen. Dabei ist GPS nur eines von weltweit mehreren Globalen Navigations-Satelliten-Systemen (GNSS). GPS hat sich ähnlich wie beispielsweise „Tempo“ für das Papiertaschentuch in der Gesellschaft zum Synonym der GNSS entwickelt. Es gibt nämlich neben dem amerikanischen (GPS) auch ein europäisches (Galileo), ein russisches (Glonass) und ein chinesisches (Beidou) Satellitensystem. Die Systeme bestehen aus mehreren Satelliten im Orbit.

Um bei der Aussaat Überlappungen zu vermeiden, wird höchste Präzision bei der Positionsbestimmung benötigt.

Wie funktioniert die Positionsbestimmung?

Um eine Positionsbestimmung mit dem Schlepper auf dem Feld oder auch dem Handy im Straßenverkehr zu ermöglichen, wird ein Satellitenempfang zu mindestens vier beziehungsweise bei GPS sechs der Satelliten des GNSS benötigt. Dabei wird die Position durch eine sogenannte Laufzeitmessung bestimmt – die Zeit, die das Signal vom Empfänger (Lenksystem am Schlepper oder Handy) zum Satelliten und wieder zurück benötigt. Dadurch, dass die Laufzeit zu mehreren Satelliten gemessen wird, deren Positionen bekannt sind, kann auf die Position des Schleppers beziehungsweise des Handys auf der Erde geschlossen werden.

Problematisch ist hierbei nur, dass die Zeitmessung nanosekundengenau sein muss, um eine Positionsbestimmung auf wenige Meter zu erreichen. Durch verschiedene Störfaktoren, insbesondere aufgrund der atmosphärischen Schichten, die das Satellitensignal durchdringt, wird die Laufzeit jedoch verfälscht. Dadurch ist die Standortgenauigkeit beim Handy beispielsweise immer nur auf wenige Meter genau möglich. In der Landwirtschaft, insbesondere zur Aussaat, ist jedoch eine Genauigkeit im Zentimeterbereich vonnöten, damit das Lenksystem einen tatsächlichen Mehrwert ausspielt. Hierfür muss das Satellitensignal mithilfe von Korrektursignalen berichtigt werden.

Was verbirgt sich hinter RTK?

GNSS-Korrektursignale können sowohl satellitenbasiert als auch über Mobilfunk bereitgestellt werden. Satellitenbasierte Korrektursignale sind etwa die von John Deere angebotenen StarFire-I-, StarFire-II- und StarFire-III-Signale. Hierüber kann eine Genauigkeit von 10 bis 15 cm (SF I) bis zu 3 cm (SF III) erreicht werden. Die Korrektur erfolgt über geostationäre Satelliten, die sich aufgrund ihrer Geschwindigkeit im Idealfall stets über demselben Punkt auf der Erdoberfläche befinden. Diese Signale sind flächendeckend verfügbar, können jedoch beispielsweise an Waldrändern abgeschirmt werden.

Das gängigste Korrektursignal ist RTK (Real Time Kinematic). Hierfür wird ein Netz an Referenzstationen genutzt, die am Boden fest installiert sind. Dadurch liegen für jede Referenzstation exakte Koordinaten vor. Aufgrund der stets unveränderten Position können die Fehler in der Laufzeitmessung der Satellitenortung berechnet werden. Die Position des Schleppers wird somit zunächst über Satellitenempfang bestimmt.

Zeitgleich wird über Mobilfunk eine Verbindung zum RTK-Netzwerk der Referenzstationen aufgebaut. Hierüber wird eine Position des Schleppers innerhalb des Netzwerks bestimmt, worüber das GNSS-Signal korrigiert werden kann. Aufgrund dessen wird mit RTK eine Genauigkeit von 2,5 cm erreicht.

Um RTK nutzen zu können, wird jedoch eine Mobilfunkverbindung zur Datenübertragung ins Netzwerk der Referenzstationen benötigt. Folglich hängt die Genauigkeit der Spurführung mit RTK vom Mobilfunkempfang ab. In Gebieten, die nur sehr weitmaschig mit Mobilfunkmasten ausgestattet sind, könnte der Empfang für die exakte Spurführung nicht ausreichen.

In Schleswig-Holstein steht das Sapos-Korrektursignal des Landesamts für Vermessung und Geoinformation mittlerweile kostenfrei zur Verfügung. Somit fallen für die Nutzung des RTK-Signals keine weiteren Kosten an. Es wird lediglich eine SIM-Karte mit einem Mobilfunkvertrag für den Schlepper benötigt.

Mit der kostenfreien SIM-Karte von Netzclub wird bei vollem Mobilfunkempfang die Spurführung auf eine Genauigkeit von 2,5 cm korrigiert.

Welchen Mobilfunkvertrag für den Schlepper?

In Deutschland gibt es vier Mobilfunknetze: das D1-Netz von Telekom, das D2-Netz von Vodafone, das O2-Netz von Telefónica und das 1&1-Netz von 1&1. Folglich ist es egal, welcher Mobilfunkanbieter genutzt wird, die Datenübertragung läuft stets über eines der vier Mobilfunknetze.

Die Mobilfunkverträge am Markt unterscheiden sich im genutzten Mobilfunknetz, dem Datenvolumen, der Datengeschwindigkeit und selbstverständlich im Preis. Die Tabelle zeigt beispielhaft, wie stark sich Mobilfunkverträge mit wenig Datenvolumen zwischen verschiedenen Anbietern sowohl in der Leistung als auch im Preis unterscheiden. Doch wie viel Datenvolumen und welche Datengeschwindigkeit werden für den Schlepper benötigt, um RTK zu nutzen?

Unnötige Vertragskosten sparen

Selbst die Mobilfunkverträge mit dem geringsten Datenvolumen können bedeutsame Kosten im Monat hervorrufen – erst recht, wenn mehrere Schlepper auf dem Betrieb mit RTK fahren und eine SIM-Karte benötigen. Bei vielen Anbietern besteht auch die Möglichkeit, eine MultiCard zu nutzen. Dann laufen auf einer Telefonnummer mehrere SIM-Karten. Bei der Telekom kostet dies beispielsweise 19,95 € pro SIM-Karte. Doch wie groß muss das Datenvolumen überhaupt sein, und wird eine Geschwindigkeit von mehr als 300 MBit/s wirklich benötigt?

Tatsächlich ruft das Sapos-Signal etwa 2 MB/h ab. Folglich sind Datengeschwindigkeiten von mehreren 100 MBit/s gar nicht nötig. Die RTK-Nutzung ist selbst mit gedrosselter Datengeschwindigkeit von 64 kBit/s möglich, die sich häufig nach aufgebrauchtem Datenvolumen einstellt.

Kostenloser Vertrag mit Netzclub

Netzclub ist deutschlandweit der einzige Mobilfunkanbieter, der eine kostenlose SIM-Karte mit freiem Datenvolumen von 200 MB anbietet. 200 MB wäre für jedes private Handy wohl eindeutig zu wenig, ist für einen Schlepper aber allemal ausreichend, insbesondere da nach aufgebrauchtem Datenvolumen die Datengeschwindigkeit lediglich auf 64 KBit/s gedrosselt wird – genügend für RTK.

Der SIM-Karten-Slot befindet sich bei Fendt in der Dachluke am Navigationscontroller, in dem das Funkmodem verbaut ist.

Unter https://www.netzclub.net können kostenlos ein Account angelegt und eine SIM-Karte bestellt werden. Nach wenigen Werktagen ist die SIM-Karte postalisch zugestellt und kann in einem Videotermin rund um die Uhr mithilfe des Personalausweises verifiziert und aktiviert werden. Anschließend muss die SIM-Karte nur noch im SIM-Karten-Slot des Satellitenempfängers auf dem Schlepper eingesetzt werden (siehe Foto links), und die präzise Arbeit kann beginnen.

Netzclub finanziert sich über Werbeeinnahmen. Die Werbung wird entweder per SMS, MMS oder per E-Mail zugestellt. Laut Netzclub können bis zu 30 Werbebotschaften im Monat verschickt werden. Der Vorteil bei der Nutzung über den Schlepper ist jedoch, dass die Werbung über SMS und MMS nicht dargestellt werden kann. Somit erreichten uns im Rahmen unseres Testzeitraums lediglich etwa zwei Werbeanzeigen innerhalb von vier Monaten per E-Mail.

Fazit

Für eine präzise Spurführung mit RTK benötigt der Schlepper eine SIM-Karte. Dabei sind die Leistungen der gängigen Mobilfunkverträge für die Nutzung völlig überzogen und führen zu vermeidbaren monatlich laufenden Kosten von mehr als 20 € je Schlepper. Netzclub bietet eine kostenlose SIM-Karte mit freiem Datenvolumen an.

Dieses Jahr noch kostenloses Angebot nutzen

0

Die Umsetzung der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) stellt viele Sauen haltende Betriebe nach wie vor vor eine große Herausforderung. Ein Großteil der Betriebe in Schleswig-Holstein hat ein Betriebskonzept für den Umbau des Deckzentrums vorgelegt. Doch die Planungen für den Umbau und den großen Schritt im Bereich der Abferkelung müssen weitergehen.

Um die Betriebe in diesem Entwicklungsprozess zu unterstützen, hat das Land Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) und der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein (SSB) die Perspektivberatung 2040 ins Leben gerufen. Das Projekt läuft noch bis Ende 2024. Das Land fördert das ganze Projekt mit insgesamt 450.000 €.

Ziel der Perspektivberatung 2040, die sich ausschließlich an Sauenhalter richtet, ist es, individuelle Konzepte für die Zukunftssicherung des Betriebes zu entwickeln. Im Fokus stehen dabei die gestiegenen Anforderungen an das Tierwohl und die Berücksichtigung von Umweltwirkungen.

Die Beratung ist in zwei Module gegliedert, die aufeinander aufbauend oder auch einzeln gebucht werden können. Pro Modul sind 13 Beratungsstunden inklusive Vor- und Nachbereitung durch den Berater oder die Beraterin vorgesehen.

In Modul I als Basis erfolgt zunächst die ganzheitliche Betrachtung des Betriebes in der Istsituation. Zu den betriebsindividuellen Gegebenheiten gehören unter anderen die räumliche Lage, die betriebswirtschaftliche Situation, die Bausubstanz der Gebäude und vorhandene Genehmigungen. Auch die familiäre Situation und die Motivation des Betriebsleiters und seines potenziellen Nachfolgers/seiner Nachfolgerin sind Bestandteile dieser ersten Erfassung. So werden zusammen mit dem Betrieb seine individuellen Entwicklungschancen abgewogen.

Zur Abschätzung der betrieblichen Möglichkeiten können in Modul I ebenfalls Beratungskräfte der Landesvereinigung Ökologischer Landbau und sozioökonomische Berater und Beraterinnen der LKSH hinzugezogen werden.

Modul II kann aufbauend auf Modul I oder auch als einzelnes Modul gebucht werden. Darin erfolgt der Einstieg in die bauliche Beratung. Betriebsindividuelle Umbau- oder Neubaulösungen werden unter den gesteigerten Anforderungen an Tierwohl und Umweltwirkung betrachtet. Dabei werden auch die bestehenden Stallungen berücksichtigt, erste Skizzen und Lagepläne werden erstellt. Es erfolgt außerdem ein Ausblick auf die weiteren Arbeitsschritte und die Erarbeitung eines Zeitplanes für den Betrieb.

Die Perspektivberatung ist als Anstoßberatung konzipiert. Es werden zusammen mit den Betrieben individuelle Konzepte für eine zukunftsfähige Ausgestaltung erarbeitet. Die detaillierte Bauplanung ist nicht Gegenstand der Beratungsförderung, die Module sollen aber bestmöglich auf die sich anschließende detaillierte Planungsphase vorbereiten.

Das Land Schleswig-Holstein fördert beide Beratungsmodule bis Ende des Jahres 2024 zu 100 %, sodass die Beratung kostenfrei für die Sauen haltenden Betriebe angeboten werden kann. Man sollte also noch in diesem Jahr die Chance der Perspektivberatung nutzen.

Interessierte Betriebe können sich an Karin Müller, SSB (kmueller@­ssbsh.de, Tel.: 0 46 42-9 78 99 72) und Ina Stellwag, LKSH (istellwag@lksh.de, Tel.: 0 43 81-90 09 27) wenden.

Auftrag statt Befehl!

0

In den meisten Streitkräften ist die Befehlstaktik das oberste Prinzip, in der Bundeswehr die Auftragstaktik. Was ist der Unterschied? Kurz gesagt beschreibt der Befehl den Weg zum Ziel. Der Auftrag benennt das Ziel und gibt Freiheiten bei der Wahl des Weges. Die Auftragstaktik übergibt den Handelnden im Feld Verantwortung für den Erfolg und basiert auf dem Prinzip der Inneren Führung, das die Soldaten zum eigenständigen Denken auffordert. Das setzt Kompetenz voraus. Die Grundsätze von Befehl und Gehorsam bleiben natürlich erhalten. Die Bundeswehr ist kein Debattierklub.

In weiten Teilen der Politik und teils auch in der Verwaltung hat die Befehlstaktik heute Priorität, und sie zieht eine immer engere Führung von Wirtschaft und Gesellschaft nach sich. Unter der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hat Brüssel etwa 100 Umweltgesetze verabschiedet, also fast zwei pro Monat. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne)
fährt mit seiner Novelle des Tierschutzgesetzes die Tierhaltung an die Wand, mit dem Zukunftsprogramm Pflanzenschutz den Ackerbau. In Schleswig-Holstein treibt der Maßnahmenplan zur Antibiotikareduzierung Blüten. Dokumentation und Kontrolle erscheinen inzwischen wichtiger als die Arbeit selbst.

Wir fahren im abgesicherten Modus. Beim PC funktionieren in diesem Modus nur noch grundlegende Funktionen. In unserer Wirtschaft funktioniert immer weniger. Große Unternehmen wandern aus. Kleine gehen nicht pleite, sie hören nur auf zu produzieren.

Das Schlimmste ist: Die Politik meint es gut. Sie ist der festen Überzeugung, dass sie dem Bürger hilft, wenn sie ihn möglichst eng führt. Denn so macht er ja weniger falsch. Man kann in dieser engen Führung aber auch ein Demokratiedefizit sehen. Der Autor Harald Martenstein fasst die Lage in harte Worte: „Der Zwilling des autoritären Staates ist der Staat als Alleskümmerer, ein Moloch, der meint, für jedes Detail und winzigste Ungerechtigkeiten zuständig zu sein, und dabei vor Bäumen den Wald nicht mehr sieht. So einem Staat sehen wir gerade bei seiner Entstehung zu.“

Wir haben ein Problem: Eine zu enge Führung der Wirtschaft verhindert echten Aufbruch. „Breit fahren, schmal denken“ – mit diesem Motto walzt der politische Panzer nicht nur die Wirtschaft platt. Dem britischen Historiker Niall Ferguson zufolge gab es mehrere Gründe, warum Europa ab 1450 Großreiche wie China überholte: eine freie Wissenschaft, medizinische Erfolge und das christliche Arbeitsethos, der harte Konkurrenzkampf. Eine politische Befehlstaktik gehörte nicht dazu. Die gab es damals im kaiserlichen China.

Politik ist selten „im Feld“ tätig. Die überhebliche Ansicht, man wisse es am grünen Tisch besser als im Grünen, ist falsch. Es wird Zeit, dass die Politik zur Auftragstaktik zurückehrt, auf die Innere Führung der Beteiligten vertraut und Verantwortung abgibt an die, die die Schlacht um die Zukunft Europas schlagen. Das Erkennen des Problems ist auch hier der erste Schritt zu seiner Lösung.

Drei Schleswig-Holsteinerinnen auf der großen Bühne

0

Auf dem Deutschen LandFrauentag 2024 gehörten drei Schleswig-Holsteinerinnen zu den LandFrauen, die auf die große Bühne in der Wunderino-Arena gebeten wurden. Vor 5.000 Teilnehmenden nahm die ehemalige Präsidentin des LandFrauenverbandes SH, Ulrike Röhr, mit der Goldenen Biene die höchste Anerkennung des dlv entgegen. Die besondere Auszeichnung symbolisiert persönlichen Einsatz für Staat und Gesellschaft sowie einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn.

Geehrt wurden auch LandFrauen, die sich mit innovativen Ideen im ländlichen Raum erfolgreich selbstständig gemacht haben. Darunter auch Sina Steensen aus Stedesand/Trollebüll , die als Unternehmerin des Jahres 2024 ausgezeichnet wurde. Sie sei mutig in die Direktvermarktung eingestiegen – und das mit Erfolg, hieß es in der Laudatio. Die Trollebüller Eiscremerei wurde erst im März 2023 eröffnet und vertreibt heute bereits an Hofläden, den Einzelhandel, Automaten und Gastronomiebetriebe. Einen Film über sie gibt es unter https://t1p.de/uivsl dlv

dlv-Präsidentin Petra Bentkämper gratuliert Ingrid Sattler. Foto: Reiner Freese/x21/dlv

Dritte im Bunde ist Ingrid Sattler. Sie war mehr als 20 Jahre Mitglied im Vorstand des LandFrauenverbands Friedrichstadt und zwölf Jahre als Vorsitzende tätig. Für ihr vielfältiges soziales Engagement wurde sie als LandFrau des Jahres 2024 ausgezeichnet.

Die Künstlerin mit der Kamera

0

Saskia Boelsums ist verliebt – in die Landschaften und das Licht ihrer Heimat, der Niederlande. „Nirgendwo anders gibt es dieses ganz besondere Licht und diese Wolken“, sagt sie. Das alles versucht die Künstlerin in ihren Werken einzufangen. „Liebe zur Landschaft“ lautet dann auch passenderweise der Titel ihrer Ausstellung im Stadtmuseum Schleswig, die bis zum 15. September in der Ausstellungshalle zu sehen ist.

Mächtige Wolkengebilde über Wattenmeer, Dünen oder Landschaften, Lichterglanz auf Meereswogen, Rinder im Morgendunst, filigran herausgearbeitete Pflanzen und Bäume, Bilder voller Kontraste und Farben, die an niederländische und flämische Landschaftsmaler des 17. bis 19. Jahrhunderts erinnern, wie Jacob Van Ruisdael, Meindert Hobbema, Willem Maris oder auch Vincent van Gogh – das ist die Handschrift von Saskia Boelsums.

Foto: Saskia Boelsums

Die malerische Landschaftsfotografie ist ihre Art, sich auszudrücken, ihre Empfindungen und Gefühle für den einen Moment in der Umgebung in bearbeitete Pixel zu wandeln und Stimmungen zu erschaffen, deren Bandbreite von mystisch, tiefgründig über malerisch überwältigend bis bunt und heiter reichen. Momentaufnahmen, in deren Vordergrund ihre persönliche Wahrnehmung und Interpretation einer Landschaft stehen. Ihre Leinwand sind ihre Fotografien, die sie mit der Kamera macht und die sie dann als Raw-Files in ihrem Studio künstlerisch nachbearbeitet – Pixel für Pixel, wochen-, manchmal monatelang. „Wenn mir die Farbe oder der Kontrast zum Beispiel von Grashalmen nicht gefällt, dann zeichne ich sie einzeln nach“, sagt sie. Dafür nutzt sie die einfachen Werkzeuge von ­Photoshop, wie den Stift. „Aber ich verwende keine Filter“, so ­Boelsums.

„Liebe zur Landschaft“ heißt die Ausstellung im Stadtmuseum Schleswig mit Werken von Saskia Boelsums
Foto: Iris Jaeger

Sie selbst bezeichnet sich nicht als Fotografin, sondern nennt sich „einen bildenden Künstler mit einer Kamera“. Ihre Liebe zu Wolken und Wetterphänomenen begann bereits in der Kindheit. Als sie vier Jahre alt war, zog die Familie erst in den Iran, dann nach Curaçao. Im Iran lebte sie am Rand einer Wüste. Boelsums kann sich noch gut daran erinnern, wie sie mit ihrem Vater einen aufziehenden Sandsturm beobachtete. Ihre Leidendschaft für die niederländische Landschaft begann nach dem Studium mit dem Umzug von der Stadt aufs Land. Umgeben von der Natur wuchs in ihr der Wunsch, ihre Gefühle künstlerisch auszudrücken.
Die faszinierende Schönheit eines Granatapfels brachte sie zum Entschluss, die Technik des Fotografierens zu lernen und sie gab sich dafür vier Jahre Zeit. Boelsums begann, alles in ihrer Umgebung zu fotografieren, um dazuzulernen, vor allem Obst, „das wir im Anschluss gegessen haben, das war eine sehr gesunde Zeit“, bemerkt ihr Mann Peter Veen. Dann musste er für eine Serie von Porträts herhalten, um auch diese Technik zu lernen, „und wir sind immer noch zusammen“, bemerken beide lachend. Mit dem Besuch der Insel Texel begann ihre Landschaftsfotografie: „Da kam alles zusammen, was ich liebte“, so die Künstlerin.

Sie postete ihre Bilder auf Instagram und war zunächst enttäuscht davon, dass Instragram alle ihre Fotos in Quadrate umwandelte. „Das war schrecklich. Ich hatte so lange daran gearbeitet und dann dieses Format. Aber dann entschied ich mich, dass es ein interessantes Format sein könnte“, erzählt Boelsums. Und nun sind alle ihre Bilder quadratisch und dieses Format ihr Markenzeichen. Selbst ihre Visitenkarte ist ein Quadrat. Und hat sie selbst ein Vorbild? „So gefragt: Ich bin beeindruckt von der Technik Rembrandts.“ Weitere Informationen und Bilder unter stadtmuseum-schleswig.de und unter saskiaboelsums.nl 

Saskia Boelsums „Liebe zur Landschaft“
Bilder: Saskia Boelsums
Saskia Boelsums „Liebe zur Landschaft“
Bilder: Saskia Boelsums
Saskia Boelsums „Liebe zur Landschaft“
Bilder: Saskia Boelsums
Saskia Boelsums „Liebe zur Landschaft“
Bilder: Saskia Boelsums


5.000 LandFrauen feiern in Kiel

0

Es war ein kurzweiliger Deutscher LandFrauentag mit Gästen, die den LandFrauen höchste Anerkennung zollten, eine Festveranstaltung zum 75-jährigen Bestehen des Verbandes, zu dem das Frauenquartett mit Theater und Schlagern durch die Jahrzehnte führte, und ein Tag in der Kieler Wunderino-Arena, der neben allen aktuellen politischen Themen auch leichtfüßig und heiter daherkam. Auch der Hauptgast, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, trug dazu mit seiner Rede bei.

Mit tosendem Applaus begrüßt, bekundete er seine hohe Wertschätzung für den größten ländlichen Frauenverband. „Ihr Engagement ist lebensnah. Es nimmt alle mit. Es hilft im ganzen Land, ganz konkret, jeden Tag. Mit anderen Worten: Ihre Arbeit ist – nein, Sie sind unverzichtbar. Wir können gar nicht genug wertschätzen, wie sehr Sie sich um unser Gemeinwesen verdient machen.“ Mit Ausführungen zu Themen wie Unternehmerinnen, hauswirtschaftlichem Wissen, dem Aufbau regionaler Infrastruktur beispielsweise durch eine selbst verwaltete Kita und der damit verbundenen Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sprach er hautnah über das, was LandFrauen tagtäglich leisten. Ebenso legte er einen Fokus auf die noch immer herrschende Ungleichbehandlung sowie die existenzielle Abhängigkeit vieler Frauen und sprach auch über schlechte Gesundheitsversorgung, Armut und häusliche Gewalt gegen Frauen. Themen, die den Deutschen LandFrauenverband schon lange politisch begleiten.

In seiner Rede betonte der Bundespräsident aber auch die Bedeutung von Frauennetzwerken und deren Möglichkeiten, das demokratische Miteinander vor Ort in den ländlichen Räumen zu stärken. Als besondere Stärke zeichne die LandFrauenarbeit die „Infrastruktur des Miteinanders“ aus.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) würdigte in seiner Rede die LandFrauen als wichtige, starke und mitgestaltende Kraft im ländlichen Raum: „Sie leben und lehren ein Miteinander in Ihren Gemeinden. Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist Ihnen ein großes Anliegen, und Sie treten ein gegen Intoleranz und Menschenfeindlichkeit. Darüber hinaus zeigen Sie der Politik unermüdlich, wo Sie Bedarfe und Potenziale im ländlichen Raum sehen, und geben ihm eine starke Stimme.“

Dr. Ulf Kämpfer (SPD) als gastgebender Oberbürgermeister der Stadt Kiel hob die Beständigkeit der LandFrauen als positiv für ländliche Räume hervor: „Wir brauchen starke Städte und Dörfer. Die LandFrauen gehen mit dem Kompass in die Zukunft und weil es die LandFrauen gibt, ist mir auch um den ländlichen Raum nicht bange.“

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) setzte einen Fokus auf die Gleichstellung in der Landwirtschaft: „Trotz ihres großen Einsatzes in den Betrieben und für die Gesellschaft sind wir leider noch weit davon entfernt, dass Frauen in der Landwirtschaft mit Männern gleichgestellt sind. Es ist noch ein weiter Weg zu gehen, bevor die Gleichstellung auf den Höfen Wirklichkeit wird – dies zeigt auch die Landfrauenstudie. Um hier voranzukommen, brauchen wir positive Vorbilder, zum Beispiel die Unternehmerinnen des Jahres.“

Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) gratulierte den deutschen LandFrauen in ihrer Rede: „Seit 75 Jahren packen Sie an: für sich, für einander, für gerechte Chancen für die Frauen, für die Demokratie. Und zwar dort, wo es besonders auf Eigeninitiative und Engagement ankommt – bei Ihnen zu Hause im ländlichen Raum.“

Petra Bentkämper, Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes, legte zunächst einen Fokus auf das Motto des Tages und richtet das Wort an die eigenen Reihen: „Auf Kurs in die Zukunft heißt, auch mal den Kurs zu korrigieren – Hindernisse hinter sich zu lassen, es zuzulassen, dass eine neue Kapitänin, neue Crewmitglieder mit frischem Wind und geballter Motivation neue Wege erkunden.“ Darüber hinaus hob sie die Unabhängigkeit ihres Verbandes hervor: „Wir sind seit Gründung ein eigenständiger Verband, der für alle Frauen in ländlichen Räumen die Stimme erhebt. Diese Unabhängigkeit ist unsere Stärke.“

In der Talkrunde nahmen die Talkgäste Megatrends in den Blick. Schwerpunkte lagen auf der jungen Generation und deren Bedürfnissen, den Vor- und Nachteilen Künstlicher Intelligenz sowie auf dem Perspektivwechsel, das Miteinander der Generationen in den Blick zu nehmen, statt den demografischen Wandel als stete Gefahr zu sehen.

Gänsehaut-Feeling gab es auch zum Abschluss des Tages in der Wunderino-Arena. Claudia Jürgensen, Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, dankte den Gästen und vor allem den 5.000 LandFrauen für den „unglaublich frohen Tag“. Dann zog sie mit einem gefühlvollen Vortrag der „Liebeserklärung an den Norden“ von Poetry-Slammerin Mona Harry die Arena in ihren Bann und kündigte schließlich den nächsten Deutsche LandFrauentag an. Der findet am 30. Juni 2026 in Essen statt. dlv

Frank-Walter

Steinmeier
Bundespräsident Steinmeier kam gut gelaunt nach Kiel.
„Dein Theater“ blickte mit Schlager und Performance auf 75 Jahre LandFrauen.
Würdigung für die einstige Bundespräsidentin aus SH, Erika Lenz

Gute Chance für Malte und Matti

0

Unter dem Motto „Gemeinsam stark – Für die Landwirtschaft“ lud der Deutsche Bauernverband zum diesjährigen Deutschen Bauerntag in Cottbus ein. Matti Fleischer, zweiter stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes der Laju Schleswig-Holstein, und Agrarausschusssprecher Malte Blöcker war zum ersten Mal bei diesem großen Treffen der Landwirte und Landwirtinnen dabei. Zusammen mit zwei Teilnehmern des TOP-Kurses sicherten sie der schleswig-holsteinischen Delegation den dritten Platz beim Junglandwirte-Gerd des Bundes der deutschen Landjugend.

Mit dem guten Sakko im Gepäck reisten Malte und Matti mit dem Bauernverband Schleswig-Holstein in die an der Spree gelegene Universitätsstadt im Süden Brandenburgs. Zur Delegation gehörten Vertreter aus dem Landesverband und den Kreisverbänden sowie die beiden Absolventen des diesjährigen TOP-Kurses der Andreas-Hermes-Akademie, Wiebke Frank und Johannes Krainbring.

Nach der Ankunft auf dem Messegelände in Cottbus gab es eine regionale Suppe und dabei gleich die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern auszutauschen. Anschließend eröffnete der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, die Mitgliederversammlung. Es war für die Lajus spannend, seine Grundsatzrede live mitzuerleben. Diese baute auf den ereignisreichen vergangenen Wochen auf. Rukwied nannte die bisher erzielten Erfolge wie den Erhalt der Kfz-Steuer-Befreiung, der nur durch den gemeinsamen Protest habe erzielt werden können. Dabei lobte er, dass alle protestierenden Landwirte sehr lautstark, aber friedlich ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hätten. Dieses Momentum müsse man nutzen, um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, indem nun endlich der Bürokratieabbau eingeleitet werde und sich die Bauern wieder mehr der eigentlichen Arbeit auf den Betrieben widmen könnten.

Bei der anschließenden Wahl des Präsidiums erlebten die Lajus eine besonders große Geschlossenheit der Delegierten. Alle neu gewählten Kandidaten erhielten Zustimmungswerte über 80 %. Anschließend teilte sich die Versammlung zum Austausch in drei Foren zu den Themen „Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Biodiversität – Neue Auflagen oder Geschäftsmodelle“, „Zukunftsbauer – Stand & Chance Zukunftsbild der Landwirtschaft“ sowie „Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen – Bürokratie abbauen“.

Auf dem Weg zurück zur Unterkunft liefen die Lajus durch die sehr schöne Altstadt von Cottbus. Dabei fielen ihnen die zweisprachigen Straßenschilder auf. Neben den deutschen stehen die sorbischen Straßennamen, denn Cottbus liegt in der Niederlausitz und gehört zum Gebiet, in dem die Sorben als anerkannte Minderheit leben.

Auf der Abendveranstaltung, bei der Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu Gast war, wurde für die Neulinge von der Laju deutlich, wie wichtig der enge Kontakt zu Politik ist, damit die Belange der deutschen Landwirtschaft politisches Gehör finden.

Am zweiten Tag der Mitgliederversammlung wurde viel geschwiegen, sowohl während als auch nach der Grundsatzrede des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir (Grüne, siehe auch Ausgabe 27). Danach gelang es Vince Ebert, Diplom-Physiker und Kabarettist, die Stimmung wieder etwas aufzulockern.

Für die Landjugend war es etwas Besonderes, vom schleswig-holsteinischen Bauernverband zur Teilnahme am deutschen Bauerntag eingeladen worden zu sein. Das war eine gute Chance, Einblicke auf Bundesebene in den Agrarsektor zu bekommen. Dass das nicht in allen Landesverbänden üblich ist, zeigte sich bei der Verleihung des „Junglandwirt:innen-Gerds“. Immerhin sieben Landesbauernverbände waren ganz ohne junge Leute nach Cottbus gereist. „Wenn die junge Generation so wichtig ist, wie Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied es während seiner Grundsatzrede betont hat, braucht es diesen Pokal eigentlich nicht. Aber da ist noch Luft nach oben – innerhalb der agrarischen Interessenvertretungen, aber auch bei Veranstaltungen wie dem Deutschen Bauerntag“, betonte der Bundesvorsitzende der deutschen Landjugend, Lars Ruschmeyer, bei der Preisverleihung. Die Laju Schleswig-Holstein freut sich umso mehr, dass sich die Delegation aus dem Land zwischen den Meeren den dritten Platz sicherte, denn der schleswig-holsteinische Bauernverband war mit einer Delegation angereist, die zu 20 % aus landwirtschaftlichem Nachwuchs bestand. Vielleicht ein Ansporn, es in zwei Jahren sogar auf den ersten Platz zu schaffen. Mitarbeit: Matti Fleischer