Für die jährliche Sommerexkursion des Agrarausschusses des Landjugendverbands war diesmal der Gemüsehandel Hagge in Neuenkirchen im Kreis Dithmarschen Anlaufpunkt. Fast 40 Personen folgten dem Aufruf zur Besichtigung, teilweise mit annähernd 180 km Anfahrtsweg.
Peter Hagge stellt die einzelnen Betriebszweige vor, zu denen neben dem Gemüsehandel die Landwirtschaft mit Mastfärsen, das Logistikunternehmen mit sechs Lkw sowie ein Unternehmen zum Haltbarmachen von Kohl gehören. Insgesamt gliedert sich der vielseitige Betrieb in sieben einzelne Unternehmen mit jeweiligem Betriebsleiter, zu denen in der Hauptsaison 110 Mitarbeiter gehören. Im Winter oder wenn nicht gerade Saison ist, sind 30 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt. Der Kern besteht aus einem jungen, dynamischen Team, das in jede Sparte Einblick hat und wo jeder jeden in seinen Aufgaben vertreten kann. Die Vermarktung geschieht jeweils zu einem Drittel direkt über regionale Wochenmärkte in der Umgebung, über den Lebensmitteleinzelhandel und über den Export in 18 Länder, wobei die meisten in der EU liegen.
Die Flächenstruktur des Betriebes umfasst rund 330 ha Gemüse, darunter vor allem Kohlgewächse wie Blumenkohl, Spitzkohl, Rot- und Weißkohl, und erstreckt sich von Büsum bis Lunden. Das entspricht einer Entfernung von bis zu 30 km. Rund um Büsum werden zudem einige Hektar Biokohl angebaut und weitestgehend vor Ort direkt vermarktet. Betriebsleiter Peter Hagge machte deutlich, dass sich die Herstellungskosten, worunter auch die Erntekosten fallen, inzwischen annähernd verdoppelt haben und damit bei rund 6.200 € / ha liegen. Diese Werte waren vor fünf bis zehn Jahren undenkbar.
Die Vermarktung ist das Tagesgeschäft und muss gut geplant sein. So kann es vorkommen, dass der Grünkohl an einem Tag für 1,80 € den Hof verlässt und am darauffolgenden für 22 € (!). Schwankungen von 100 % seien ganz normal, extreme Schwankungen von 400 % aber auch bei Weitem keine Seltenheit mehr.
Ein großer Vorteil des Gemüsehandels Hagge ist die Verfügbarkeit von Kohlgemüse über das gesamte Jahr hinweg. Damit ist er gerade für die Gastronomie ein idealer Ansprechpartner und könnte seinen Mitbewerbern überlegen sein. Dies gelingt aber nur durch sechs Betriebsstätten mit Kühlräumen. Ware, die über einen längeren Zeitraum eingelagert werden soll, wird auf 0,3 bis 0,2 °C heruntergekühlt. Hierbei ist Fingerspitzengefühl gefragt, da das Gemüse sehr leicht erfrieren kann. Eingelagert wird jedoch erst ab dem 10. September, vorher kann man sicher sein, das ausschließlich frische Ware in den Verkauf geht, die am Vortag geerntet wurde.
Bei der Ernte ist Handarbeit gefragt – jeder Handgriff muss exakt sitzen, und das Gemüse ab Feld muss perfekt sein. Die Saisonarbeitskräfte werden von einem Vorarbeiter in ihre Arbeit eingewiesen. Bis zu 80 % der Arbeitskräfte waren bereits in den vergangenen Jahren als Helfende auf dem Betrieb, ein geringer Teil wechselt in jedem Jahr und muss neu eingearbeitet werden. Von November bis Juni läuft die Kohlputzmaschine, denn nur Lagerware wird geputzt. Dabei sind mindestens drei Personen an der Maschine beschäftigt.
Bestellungen gehen auf dem Betrieb bis 14 Uhr ein und müssen am nächsten Morgen in den Versand oder in die Auslieferung gehen. Daher ist das eigene Logistikunternehmen wichtig, um die Kunden zur vollen Zufriedenheit versorgen und auf Wünsche und kurzfristige Bestellungen eingehen zu können.
Im Lebensmitteleinzelhandel sei eine Zahlungsfrist von 90 Tagen Standard, erklärte Hagge. Er müsse mit seinen Produkten und den unterschiedlichen Pfandkisten immer in Vorleistung gehen, was bei einer Pfandgebühr von 3,96 € pro Kiste und einer zusätzlichen Nutzungsgebühr ganz schön zu Buche schlägt.
Eine Besonderheit, die der Brokkoli mit sich bringt, ist, dass dieser nur mit Folie versehen in den Verkauf beim LEH gehen darf. Die entsprechende Maschine musste für rund 120.000 € angeschafft werden. Allerdings ist der Brokkoli auf den Tellern im Land gern gesehen, und daher war diese Anschaffung wichtig und richtig.
Im Anschluss an die Betriebsbesichtigung kam man bei einem Hotdog vom Grill ins Gespräch.
Laura Stolley