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Zu nass für bessere Erträge

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Die Wintergerste sorgte in weiten Teilen des Landes für einen mäßigen Start in die diesjährige Ernte. Das hat der Deutsche Bauernverband (DBV) am vorigen Freitag in seinem erstem Erntebericht festgestellt.

Nach der anhaltenden Nässe in ganz Deutschland im Frühjahr und im Frühsommer waren die Befürchtungen groß, dass die Qualitäten leiden würden. Dies scheint sich zu bestätigen. Insbesondere Schmachtkorn sowie niedrige Hekt­olitergewichte wirkten sich qualitäts- und ertragsmindernd aus, heißt es in der bundesweiten Betrachtung. Auch der Pilzbefall sei in diesem Jahr außergewöhnlich hoch und schmälere die Qualitäten.

In den meisten Bundesländern läuft die Wintergerstenernte noch, da sie aufgrund der wiederkehrenden Niederschläge immer wieder unterbrochen werden muss. Das vorläufige Ertragsniveau liegt nach den Umfragen des Verbandes mit 7 t/ha deutlich unter dem des vorigen Jahres (7,4 t/ha). Die Gesamterntemenge dürfte sich damit in diesem Jahr auf nur zirka 9,2 Mio. t belaufen (2023: 9,5 Mio. t).

Ausgehend von dem bisher dürftigen Ergebnis der Gerste und den ersten Druschergebnissen in den anderen Fruchtarten ist zu erwarten, dass die für dieses Jahr prognostizierten 42 Mio. t Getreide deutlich unterschritten werden. Bei den anderen Druschfruchtarten sind bisher nur wenige Flächen geerntet worden.

Auch für den Raps liegen derzeit noch keine aussagekräftigen Zahlen vor. Die kommende Aussaat dürfte jedoch von der erfreulichen Entwicklung auf den Märkten positiv beeinflusst werden. Seit Jahresstart hat sich die Preisschere zwischen den Vorkontraktpreisen für Raps und Brotweizen merklich vergrößert. Gleichzeitig zeigt sich beim Thema Rapserdfloh ein kleiner Silberstreif am Horizont. Für Regionen mit Starkbefall wurden im Jahr 2023 erstmals Notfallzulassungen zweier neuer Insektizide erteilt, erste Erfahrungen in Deutschland belegen eine gute Wirksamkeit.

Der DBV-Erntebericht basiert auf Meldungen aus den 18 Landesbauernverbänden über die tatsächlich geernteten Flächen und erzielten Erträge sowie auf aktuellen Ertragsschätzungen. Der zweite DBV-Erntebericht folgt am 29. Juli. 

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) ist mittlerweile auch pessimistischer und hatte bereits am Mittwoch zuvor in seiner fünften Erntemeldung die laufende Getreide- und Rapsernte in Deutschland nach unten korrigiert, ebenfalls aufgrund der enttäuschenden bisherigen Druschergebnisse. Der DRV veranschlagte die deutsche Getreideernte 2024 demnach auf 41,48 Mio. t; das wären 1,14 Mio. t weniger als 2023. Im Juni war der DRV noch von 42,02 Mio. t ausgegangen.

Die Wintergerstenerzeugung schätzt der DRV jetzt auf 9,01 Mio. t und damit um 567.000 t oder 6 % niedriger als im Vorjahr. Im Juni war er noch von 9,31 Mio. t Wintergerste ausgegangen.

Für Raps senkte der DRV seine Ernteerwartung gegenüber der Juni-Prognose um 82.000 t auf 3,81 Mio. t. Im Vergleich zu 2023 sind das 422.500 t Rapssaat oder 10 % weniger. Die aktuelle DRV-Schätzung für den Winterweizen lautet 19,48 Mio. t, womit das Vorjahresniveau um 1,67 Mio. t oder 8 % verfehlt würde. Die Juni-Vorhersage hatte mit 19,62 Mio. t etwas höher als die jetzige gelegen.

Deutlich höherer EU-Nettoexport von Getreide 2023/24

Die Europäische Union hat im Wirtschaftsjahr 2023/24 etwas weniger Getreide exportiert als im Vorjahr, netto betrachtet aber deutlich mehr. Laut Angaben der Brüsseler Kommission beliefen sich die Getreideausfuhren der 27 Mitgliedsländer in Drittstaaten gemäß den vom 1. Juli 2023 bis zum 30. Juni 2024 gezogenen Lizenzen auf 45,68 Mio. t; das waren etwa 1,1 Mio t oder 2,3 % weniger als 2022/23. Kräftig gingen die Getreideimporte zurück, und zwar um 6,55 Mio. t oder 16,2 % auf 33,86 Mio. t. Demnach steigerte die EU ihren Nettoexport von Getreide um 5,46 Mio. t auf 11,82 Mio. t. In der Saison 2021/22 war dieser mit 24,27 Mio. t außergewöhnlich hoch ausgefallen. Berücksichtigt sind bei den Zahlen auch die Mehl- und Malzausfuhren beziehungsweise -importe in Getreidewert.

Maßgeblich für die zuletzt wieder deutlich größere Nettoexportmenge war die Entwicklung der Maiseinfuhren, die um 7,08 Mio. t beziehungsweise 26,8 % auf 19,37 Mio. t zurückgefahren wurden. Der Weichweizenbezug aus Drittländern, der 2022/23 um 6,70 Mio. t oder 260 % zugenommen hatte, blieb auf dem hohen Niveau. Mit 9,36 Mio. t wurde die Vorjahresmenge hier um 0,9 % übertroffen. Der Hartweizenimport legte erneut relativ kräftig zu, und zwar um 30,1 % auf 2,50 Mio. t.

Auch der Export von Hartweizen erhöhte sich relativ gesehen deutlich, nämlich um 12,5 % auf fast 836.000 t. Dagegen verringerten sich die Ausfuhren des Weichweizens als wichtigstes Produkt im EU-Getreideaußenhandel um 1,9 % auf 31 Mio. t. Einschließlich der Mehlausfuhren nahm der Weizenexport insgesamt gegenüber 2022/23 um 1,7 % auf 32,46 Mio. t ab.

In beiden Richtungen geschrumpft ist 2023/24 der Gerstenaußenhandel der EU. Während der Export mit 5,88 Mio. t um 11,7 % kleiner ausfiel als im Vorjahr, wurden die Importe um 5,8 % auf 1,91 Mio. t reduziert. An Mais führten die 27 Mitgliedsländer insgesamt 3,95 Mio. t aus; das waren 7,4 % weniger als in der Kampagne zuvor. Auch die Malzexporte reichten nicht an die Vorjahresmenge heran; mit 3,21 Mio. t wurde diese hier um 4,1 % verfehlt. age

Nutzen und Verwerten von Paludi-Biomasse

Können die Ernte und der Absatz von Paludi-Biomasse aus wiedervernässten Niederungen den Landwirten entlang der Westküste eine Alternative zur Milchviehhaltung bieten? Diese Fragestellung rückte das Kompetenzzentrum Klimaeffiziente Landwirtschaft des Kieler Landwirtschaftsministeriums in den Mittelpunkt einer Vortragsveranstaltung in Erfde, Kreis Schleswig-Flensburg. Das Thema im Rahmen der Reihe „Zukunft der Landwirtschaft in den Niederungen – Erhalt und Schaffung neuer landwirtschaftlicher Werte“ lockte gut ein Dutzend Interessierte in der vorigen Woche ins Stapelholm Huus im Erfder Ortsteil Bargen.

Zum Einstieg skizzierte Charlotte Leineweber vom Kompetenzzentrum die klimapolitischen Hintergründe für die Suche nach alternativen Nutzungsmöglichkeiten in den Niederungen. Steigende Temperaturen mit dem Trend zu trockenen Böden in den Sommermonaten sowie ein kontinuierlicher Anstieg des Meeresspiegels träfen auf überdurchschnittlich hohe Treibhausgasemissionen – auch wegen der hohen Rinderdichte in der Region. Eine Erhöhung der Wasserstände könnte die THG-Emissionen mindern und „im besten Falle“ für eine erneute Speicherung des Kohlenstoffs sorgen, sagte Leineweber. Bis zu 3 Mio. t werden als Einsparpotenzial in der sogenannten Betroffenheitskulisse entlang der Westküste gesehen.

Dr. Ralf Pecenka Foto: Sven Tietgen

Als eine Alternative zur Rinderhaltung ist die Nutzung von Paludi-Biomasse im Gespräch. Einen Ausflug in die vielfältigen Möglichkeiten der Verwertung von Paludi-Pflanzen unternahm anschließend Dr. Ralf Pecenka. Der promovierte Maschinenbauingenieur vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam entwickelt seit mehreren Jahren Verfahren zu einer industriellen Verarbeitung des Erntematerials. Die Aufgabe, die mit Partnerunternehmen und Landwirten angegangen wird, ist herausfordernd: Die Biomasse ist immer eine Mischung aus einer Reihe von Pflanzen wie Schilf, Binsen, Rohrglanzgras oder Seggen, die je nach Flächenbedingungen immer verschieden ausfällt. Die Akteure müssen Feuchtigkeitsgrade der wild wachsenden Pflanzen ebenso berücksichtigen wie Aspekte der Lagerfähigkeit, Konfektionierung, Rohstoffqualität, Mengen oder Transportfähigkeiten.

Mit selbst und weiterentwickelten Maschinen, unter anderem sogenannten Extrudern, hat das Team um Pecenka erste Erfahrungen im Zerkleinern, Verdichten, Mischen oder Pressen gemacht. Als Verwertungsoptionen kristallisieren sich bisher Torfersatzstoffe, Faserwerkstoffplatten oder auch Einstreupellets heraus. „Ein großer Markt könnte sich im Bereich der Wärmeerzeugung und Biogasgewinnung entwickeln“, erklärte Ralf Pecenka. So hätten Untersuchungen ergeben, dass Mischungen aus 30 % stark aufbereiteter Seggen, 10 % Maismasse und 60 % Rindergülle in den Fermentern funktionierten.

Christoph Storm Foto: Sven Tietgen

Zudem wurden erfolgreich einige Papiere hergestellt, die aus einer Mischung von Reycyclingpapier mit 30 % Paludi-Faserstoff bestehen. Der Papiermarkt in Deutschland ist groß: 2019 wurden 23 Mio. t umgesetzt, 59 % davon für Verpackungsmaterial. „Eine Million Tonnen davon sind Primärzellstoff aus Nadelhölzern in Deutschland. Da geht was für Paludi“, so der Verfahrenstechniker. Er berichtete zudem von einem niederländischen Unternehmen, das Paludi-Material erfolgreich für die Einblasdämmung verwendet. Ein künftiger Markt könnte sich für biomassebasierte Flugkraftstoffe entwickeln: „Bereits jetzt werden dem Flugbenzin zwei bis drei Prozent Biosprit beigefügt.“

Die regionale Verwertung von Paludi-Biomasse in Schleswig-Holstein hat sich das Unternehmen Schierbecker in Felde, Kreis Rendsburg-Eckernförde, auf die Fahnen geschrieben. Das Team um Christoph Storm betreibt einen Landhandel für Regenerative Landwirtschaft und agiert als Händler für Nachwachsende Rohstoffe. „Wir suchen nach regionalen Lösungen, um fossile Rohstoffe zu reduzieren. Das ist eine große Herausforderung, weil fossile Stoffe sehr günstig zu haben sind“, erläuterte Storm. Zudem sind an aufzubauenden Lieferketten viele Akteure beteiligt, da stellt sich die Frage, wer das Risiko trägt.

Aus Moorpflanzen könnte zukünftig auch Verpackungsmaterial entstehen. Foto: Sven Tietgen

So versucht der Felder Landhandel, das Pferd von hinten aufzuzäumen: Schierbecker arbeitet mit der Klimafarm der Stiftung Naturschutz zusammen, die in der Eider-Treene-Sorge-Niederung 400 ha Moorgrünland vernässt und bewirtschaftet. Mit der Firma re-natur, die Dachbegrünungslösungen anbietet, wurden aus Moopflanzen-Mahdgut Platten als Unterlage für die Dachbegrünung entwickelt. Große Abnehmer für Paludi-Material sieht Storm derzeit aber nicht. Angesichts eher überschaubarer Mengen findet er das auch logisch. Die Akteure verrichten Pionierarbeit, das bei vielen auf Interesse stößt. Storm: „Vielleicht findet sich eine Anwendung, wo es toll passt, und dann ist die Frage: Wer kommt zuerst aus der Deckung und investiert in die Produktentwicklung?“

Jakobskreuzkraut an Gleisen und Dämmen kann gemeldet werden

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Das Jakobskreuzkraut (JKK) ist in diesem Jahr in größerem Ausmaß in Schleswig-Holstein zu finden, unter anderem an Bahngleisen und -dämmen. Die Deutsche Bahn AG hat jetzt Bekämpfungsmaßnahmen angekündigt. Vorkommen können den Kreisgeschäftsstellen gemeldet werden.

Das von Juni bis September hellgelb blühende Jakobskreuzkraut wächst im Straßenbegleitgrün und auf extensiv geführten Weiden, aber auch auf Stilllegungsflächen und entlang von Bahngleisen. Was Spaziergänger als schön blühende Pflanze wahrnehmen, kann für Pferde, Rinder und Schafe lebensbedrohlich werden. Aufgrund seiner Giftigkeit in allen Pflanzenteilen birgt JKK die Gefahr, bei der Verfütterung von Heu- und Silageschnitten akute Vergiftungen, aber auch schleichende Leberschäden zu verursachen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Giften auf Grünland vorkommender Arten werden die Pyrrolizidinalkaloide des JKK im Konservierungsprozess nicht abgebaut. Sie bleiben auch in der Silage und im Heu noch wirksam.

Die Pflanze besiedelt Stellen, an denen wenig Konkurrenz durch andere Pflanzen herrscht. Eine Bekämpfung durch unterschiedliche Mähtechniken, Ausstechen, Hitzebehandlung oder den Blutbären als Antagonisten führt nicht immer zum gewünschten Erfolg. Durch ordentliche und rechtzeitige Weideführung (Düngung, Mulchen von überständigem Bewuchs, Nachsaat, Pflanzenschutzmitteleinsatz et cetera) wird mittelfristig für einen dichten Grasbestand gesorgt, sodass sich JKK erst gar nicht etablieren kann. Jedoch ist die Durchführung etwa von Pflanzenschutzmaßnahmen (PSM) nicht auf allen Flächen zulässig. Im Allgemeinen davon ausgenommen sind unter anderem Flächen des Naturschutzes, der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, des Vertragsnaturschutzes und innerhalb von FFH- oder Natura-2000-Gebieten.

Sollte eine JKK-Bekämpfung auf diesen Flächen beabsichtigt sein, ist eine Nachfrage vorab bei den entsprechenden Institutionen (Stiftung Naturschutz, Landgesellschaft, Landesamt) sinnvoll, eventuell besteht Genehmigungspflicht. Die Ausnahmemöglichkeiten reichen von einer Vorverlegung des Mulch- oder Mahdtermins bis zum Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln auf der betroffenen Fläche. Es handelt sich jedoch je nach Betroffenheit immer um Einzelfallentscheidungen der Institutionen. Die Stiftung Naturschutz hält ihre Pächter bei sensiblen Nachbarflächen zur Durchführung einer (Mulch-)Mahd (30 bis 50 m breiter Pufferstreifen) entlang der Grundstücksgrenze an. Von dieser Verpflichtung kann nur in besonderen, gut begründeten Einzelfällen abgewichen werden.

Der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) ist seit einigen Jahren auch mit der Deutschen Bahn AG in Kontakt. In Schleswig-Holstein gibt es einige JKK-Hotspot-Regionen entlang der Bahnschienen. Aufgrund von Windverwirbelungen durch vorbeifahrende Züge verbreiten sich die Samen entlang der Bahnschienen, werden aber auch weit auf die landwirtschaftlichen Flächen getragen. Der BVSH hat die Deutsche Bahn AG in diesem Jahr zu Bekämpfungsmaßnahmen auf Sylt aufgerufen. Die Deutsche Bahn AG ist bereit, dies im kommenden Jahr auf betroffenen Flächen entlang der Bahngleise auch in anderen Gebieten zu wiederholen. Die Maßnahmen kommen zum Beispiel dort zum Tragen, wo vermehrtes Vorkommen von JKK anliegende Futtermittelgewinnungsflächen durch erhöhten Samendruck gefährdet.

Größere Vorkommen von JKK auf dem Gelände der Deutschen Bahn AG können ab sofort bis Ende des Jahres den Kreisbauernverbänden gemeldet werden. Hierfür sind eine detaillierte Beschreibung der Strecken (Abschnitt, Richtung, Bahnkilometer von-bis) sowie ein oder mehrere deutliche Fotos dieser Stellen per E-Mail an die Kreisgeschäftsstellen zu senden. Die Meldungen werden zur rechtzeitigen Planung im Januar an die DB Fahrwegdienste GmbH weitergeleitet. In Absprache und in Abhängigkeit von der Betroffenheit findet dann 2025 eine JKK-Bekämpfung entlang der entsprechenden Bahnstrecke statt. Der BVSH weist ausdrücklich darauf hin, dass das Betreten von Bahn- beziehungsweise Gleisanlagen auch zur JKK-Bekämpfung verboten ist und eine Geldbuße oder strafrechtliche Verfolgung nach sich ziehen kann.

Politiker wollen Erdkabelpläne überprüfen

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Der geplante Bau des NordOstLink, einer Erdkabelleitung zur Weiterleitung von Strom aus Offshore-Windparks von ­Heide bis nahe Schwerin, hat massive Auswirkungen auf die Landwirtschaft (Bericht in Ausgabe 27, Seite 19). Dazu fand nun ein Ortstermin auf dem Feld von Landwirt Eric Hamdorf in Wakendorf I, Kreis Segeberg, statt. Den ­Politikern wurden die massiven ­Auswirkungen auf die Landwirtschaft vor Augen geführt. Diese versprachen Unterstützung und Überprüfung der aktuellen ­Planungen.

Der Bau des NordOstLink umfasst eine Trasse von 165 km Länge, die eine Arbeitsbreite von 60 bis 110 m erfordert. Um die konkreten Auswirkungen zu verdeutlichen, luden die Kreisbauernverbände (KBV) Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg Politiker zu einem Ortstermin ein. Zu dem Treffen kamen Mitglieder der FDP, der CDU und der Grünen.

Durch die offene Bauweise des NordOstLink wird die Ertragsfähigkeit der landwirtschaftlichen Böden langfristig geschädigt. Laut Lennart Butz, Geschäftsführer des KBV Segeberg, werde der Boden „einmal auf links gedreht“. Auf der Fläche von Eric Hamfeld sind vier Kabelgräben geplant, sodass die Arbeitsbreite 92 m betragen wird. Parallel wird auf dem betroffenen Feld eine Freileitung für die Ostküstenleitung errichtet. Insgesamt wird eine landwirtschaftliche Fläche von bis zu 1.500 ha in Anspruch genommen.

Die Trassenbreite von 92 m wurde mittels Flatterband veranschaulicht.

Um die Auswirkungen des Erdkabels zu verdeutlichen, wurde die Trassenbreite abgesteckt, wie dem unteren Bild zu entnehmen ist. Zudem wurde ein Bodenprofil ausgehoben, an dessen Beispiel Landwirte die Bedeutung des Bodens und der Bodenschichten für die Ertragsfähigkeit erläuterten.

Laut dem Geschäftsführer der KBV Stormarn und Herzogtum Lauenburg, Peter Koll, betragen die Längen der Kabelstücke maximal 1,2 bis 1,3 km. An Verbindungsstellen werden unterirdische Muffen­stationen eingebracht, die mit Beton eingefasst sind. Dies ist ein zusätzlicher großer und sehr langfristiger Eingriff in den Boden. Vor allem in diesen Bereichen seien die Versickerung des Wassers sowie eine tiefe Durchwurzelung des Bodens nicht möglich. Teilweise schnitten die Erdkabel quer durch ein Feld, weshalb dieses nicht mehr kostendeckend bewirtschaftbar sei.

Koll und Butz zufolge können die Kabel aufgrund ihres Durchmessers nicht einfach am Rand eines Feldes verlegt werden. Die Lebensdauer von Erdkabeln wird auf 40 Jahre geschätzt, wodurch verhältnismäßig zeitnah wieder in den Boden eingegriffen werden müsse. Freileitungen hingegen haben eine Lebenserwartung von 80 Jahren.

Außerdem seien die Kosten für ein Erdkabel deutlich höher als für eine Freileitung, ebenfalls seien die Reparatur und Wartung aufwendiger. Klaas Röhr, ein betroffener Landwirt aus Reinfeld, Kreis Stormarn, erklärte: „Der Bau einer Erdleitung kostet drei bis fünf Mal so viel wie der Bau einer Freileitung.“ Am Ende trägt die Kosten der Verbraucher. BVSH-Vizepräsident Dietrich Pritschau äußerte die Befürchtung, dass der Strom zukünftig nicht mehr zu bezahlen sei. Dies liege nicht an den Erzeugungs-, sondern an den Transportkosten.

Würde nun auf eine Freileitung umgeschwenkt, müsste die Trasse neu geplant werden. Dies würde nach Aussagen der ausführenden Firma TenneT zirka zwei Jahre mehr dauern, doch wies Butz daraufhin, dass der Bau einer Freileitung deutlich schneller umzusetzen sei. Außerdem könnten nach Aussage von Koll bestehende Masten genutzt werden, sodass zusätzliche Kosten und Eingriffe gespart würden.

Auch das Verfahren durch das neue Netzausbaubeschleunigungsgesetz geht den Landwirten viel zu schnell. Erst vor einem Dreivierteljahr sei die Trasse des Erdkabels veröffentlicht worden, sagt Koll. Erst dann hätten die KBV von der Planung erfahren. Vor knapp zwei Wochen haben die Stromnetzbetreiber TenneT und 50Hertz den Antrag auf Planfeststellung gestellt. Zwar können Einwände zum Trassenverlauf vorgebracht werden, die grundsätzliche Bauweise werde jedoch nicht diskutiert.

Die Vertreter der Politik räumten ein, dass die einzigen Gründe für ein Erdkabel die Akzeptanz der Gesellschaft und die Optik seien, wobei sie bezweifelten, ob diese Argumente ausreichten, eine Erdkabelverlegung zu rechtfertigen. Die Vertreter der drei politischen Parteien konnten die vorgebrachten Argumente nachvollziehen und stimmten zu, dass das Bundesbedarfsgesetz überdacht werden sollte. Sie sicherten zu, sich gemeinsam für die Änderung des Gesetzes einzusetzen. Butz zog den Schluss: „Das ist eine rein politische Entscheidung.“ 

Blick in eine digitale und automatisierte Baukunst

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Wer dieser Tage am Landeshaus in Kiel vorbeifuhr, wird es bereits entdeckt haben – ein kuppelartiges Gebilde auf drei Betonstützen. Bei diesem Hexastone-Pavillon handelt es sich um einen von zwei Forschungspavillons der Technischen Hochschule Lübeck, die zur aktuellen Ausstellung im Landeshaus gehören und als robotische Baukultur einen Blick in die Zukunft der Baukunst bieten.

Und diese Zukunft könnte beim Bauen zunehmend durch digitale und automatisierte Prozesse bestimmt sein. Die Ausstellung mit Arbeiten, 3-D-Modellen und Entwurfsplänen Studierender der Fachgruppe coDE (Computational Methods in Design and Engineering) und mit Lehr- und Forschungsprojekten Studierender des RoboLabs (eines von mehreren Laboren im Bereich Bauwesen der Technischen Hochschule (TH) Lübeck) bieten einen Einblick in digitale Prozessketten, die helfen sollen, hohe Baukosten und intensiven Ressourcenverbrauch zu reduzieren.

Vor dem Landeshaus in Kiel wirbt der Hexastone-Pavillon der TH Lübeck für die Ausstellung im Gebäude.

„Die Zukunft des Bauwesens ist von großer Bedeutung für uns alle. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sehen sich hier großen Herausforderungen gegenübergestellt: Wohnraummangel, dramatisch gestiegenen Baukosten, Materialknappheit, Fachkräftemangel, Umweltschäden oder Klimawandel. Drängende Aufgaben, die so rasch wie möglich gelöst werden müssen“, betonte Prof. Utz Schliesky, Direktor des Landtages in Kiel, bei der Eröffnung der Ausstellung Anfang Juli.

Digitalisierung und Automatisierung seien dabei die Schlüsselbegriffe für die Zukunft des Bauens. Die Studierenden der Fächer Architektur und Bauingenieurwesen der TH Lübeck erforschen und entwickeln neuartige Konzepte für ressourcenschonende, nachhaltige Konstruktionssysteme, deren digitale Konzepte mithilfe computerbasierter Werkzeuge und Roboter in großformatige Prototypen umgesetzt werden. Wie die beiden Pavillons, die das Ergebnis komplett digitaler Prozesse sind. „

Die Hoffnung ist groß, dass die Robotik uns hilft, diese Themen der Zeit zu bewältigen“, meinte auch Erk Westermann-Lammers, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IBSH), die zusammen mit dem Landtag die Ausstellung in der gemeinsamen Reihe „Kulturland Schleswig-Holstein“ präsentiert.

Mit Digitalisierung und Automatisierung tue sich ein erhebliches Kosteneinsparpotenzial auf und „wir sind gut beraten, dieses Potenzial zu heben“, so Westermann-Lammers. Doch sollten Menschen weiterhin die Regeln der Künstlichen Intelligenz (KI) definieren, mahnte Prof. Tobias Wallisser von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. KI kenne keine Ästhetik, also sei es wichtig, technische Innovation immer mit menschlicher Vorstellung und einer Zielstellung zu unterlegen.

In ihrer Masterarbeit hat Anna Prell das Konzept des Biopolymer-Pavillons weitergedacht und schlägt vor, Wohngebäude mit 3-D-gedruckten Dachkonstruktionen aufzustocken.
Foto: Iris Jaeger

Beim Biopolymer-Pavillon bestand das Ziel in den Schwerpunkten Kreislaufwirtschaft und digitale Prozessketten. Erdölbasierte Kunststoffe wurden in dem Projekt durch 100 % recycelfähiges, biologisch abbaubares Material ersetzt. Die einzelnen Segmente sind modular in Konstruktionssystemen einsetzbar, die alle möglichen Geometrien abbilden.

Weitergedacht, ließen sich Gebäude aus den 1960er bis 1980er Jahren mit diesem 3-D-gedruckten System um weitere Wohneinheiten aufstocken. Im Hexastone-Pavillon kam der 3-D-Betondruck ins Spiel. Gedruckt wurden 102 Steine, die in einem selbsttragenden, druckbasierten Konstruktionssystem zusammengesetzt ein Gewölbe bilden. Die Ausstellung ist bis zum 15. September im Landeshaus zu sehen. Weitere Informationen und Ansichten unter th-luebeck.de/hochschule/fach​bereiche/bauwesen/labore/robolab

Der Parcel-Pavillon ist ein Beispiel für digitales Bauen, dessen Grundlage gebrauchte Wellpappe bildet.
Foto: Iris Jaeger
Ein weiteres Beispiel für Digitales Bauen – Modell Lux natura
Freigeformtes Tragwerk
Foto: Iris Jaeger
Das Tragsystem des Origami-Pavillons besteht aus 3-D gedruckten Sternen
Foto: Iris Jaeger
Detailansicht auf die Steine des Hexastone-Pavillons
Foto: Iris Jaeger


Preise, Analysen und Prognosen

Im Bereich Marktanalyse und Marktberichterstattung bei der Landwirtschaftskammer werden alle Daten der landwirtschaftlichen Märkte erfasst und aufbereitet.

Dabei geht es nicht nur um die Getreide-, Ölsaaten- und Futtermittelmärkte, sondern auch die Schlachtviehdaten und -preise von Rindern, Schweinen und Schafen werden hier verarbeitet. Der Milchmarkt findet ebenso Eingang in die Berichterstattung wie der Kartoffel- und der Eiermarkt.

Veröffentlicht werden all diese Daten und Berichte jede Woche aufs Neue auf den Marktseiten im Bauernblatt. Ein reger Austausch findet sowohl mit den Marktstellen der anderen Bundesländer als auch mit der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) statt. Die AMI ist eine bundesweit tätige Marktberichtsstelle.

Das Marktteam der Landwirtschaftskammer ist nun wieder komplett. Seit Anfang Juli ist Björn Wiencken neu mit dabei. Er ist studierter Landwirt und bewirtschaftete noch bis vor Kurzem einen Milchviehbetrieb. Nun bildet er zusammen mit dem Marktreferenten Karsten Hoeck das neue Marktteam. Ergänzt wird das Team auch weiterhin von Claus ­Hoeck, der die beiden als „Back-up“ und als Springer tatkräftig unterstützt.

Das Marktteam ist erreichbar unter:

Karsten Hoeck, E-Mail: khoeck@lksh.de, Tel.: 0 43 31-94 53-222

Björn Wiencken, E-Mail: bwiencken@lksh.de, Tel:. 0 43 31-94 53-226

Claus Hoeck, E-Mail: choeck@lksh.de

„Wir vermitteln jetzt Software statt Pflüge“

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Nils Thun führt einen Ackerbaubetrieb mit Schweinehaltung in Tappendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und engagiert sich als Vorsitzender im Maschinenring Mittelholstein. Anfang Juni wählten die Delegierten des Bundesverbandes der Maschinenringe (BMR) den 34-Jährigen in das Präsidentenamt. Über seine neue Position und die Weiterentwicklung der Maschinenringe sprach er mit dem Bauernblatt.

Was ist Ihre Motivation, sich als Präsident im BMR zu engagieren und welche Voraussetzungen mussten Sie für die Wahl mitbringen?

Um Präsident zu werden, muss man Mitglied in einem Maschinenring sein. Diese Voraussetzung habe ich erfüllt, als ich den Betrieb meiner Eltern übernommen habe und dadurch auch die Mitgliedschaft im Maschinenring Mittelholstein. Vor sechs Jahren wurde ich zum ersten Vorsitzenden gewählt, vorher war ich stellvertretender Vorsitzender. In dieser Funktion durfte ich jedes Jahr zum Tag der Maschinenringe mitfahren. Das ist eine Bundestagung, die zwei bis drei Tage dauert. Die Bundestagung war für mich immer schon spannend, weil man mitbekommen hat, womit sich der Bundesverband beschäftigt, mit welchen übergeordneten Themen, und natürlich auch welche Leistungen er ausarbeitet, die dann später wieder an die vielen Geschäftsstellen im Land weitergegeben werden. Man erfährt zudem, wie vielfältig die Maschinenringe in Deutschland sind.

Was sind in Schleswig-Holstein die Schwerpunkte der Arbeit und was sind die Unterschiede zu anderen Bundesländern?

Die Unterschiede ergeben sich natürlich mit der Größe und Struktur der Mitgliedsbetriebe in den Bundesländern. Das klassische Geschäft der Vermietung und der überbetrieblichen Auslastung der Maschinen war schon immer ein wichtiges Segment in Schleswig-Holstein. Die Betriebshilfe ist ein weiteres wichtiges Tätigkeitsfeld. Im Winterdienst hingegen sind wir in Schleswig-Holstein fast gar nicht unterwegs. Das ist eher im südlichen Raum eine relevante Einnahmequelle für die Mitglieder. Ein relativ neues Feld ist der Bereich der Erneuerbaren Energien. Wir nennen unsere Marke LandEnergie. Dabei geht es zum einen um den Stromeinkauf, aber jüngst auch deutlich verstärkt um die Stromvermarktung.

Wie arbeiten Maschinenringe und Lohnunternehmer zusammen? Gibt es Konkurrenz?

Als Konkurrenz habe ich das nie kennengelernt. Aber es gibt schon Regionen in Deutschland, in denen es auch anders sein kann. Schließlich ist jeder Maschinenring mit seiner Geschäftsstelle für sich eigenständig. Es gibt prinzipiell keine Vorgabe von oben, was der Maschinenring zu tun hat. Konkurrenz mit Lohnunternehmern in Schleswig-Holstein kenne ich aber überhaupt nicht. Im Gegenteil, man ergänzt sich. Im Maschinenring Mittelholstein haben wir auch keine eigenen Maschinen. Wir versuchen stattdessen zu vermitteln, also die Maschinen von Mitgliedsbetrieben den anderen Mitgliedern im Sinne einer optimierten Auslastung zur Verfügung zu stellen.

Der BMR hat die Initiative „Zukunftsmacher“ ins Leben gerufen. Warum?

Maschinenringe überlegen ständig, wie sie einen Mehrwert schaffen können, um gute Argumente für eine Mitgliedschaft zu liefern. Dabei ist es mittlerweile weniger der Pflug, den wir vermitteln, sondern Software. Wir entwickeln und vertreiben zum Beispiel die MeinAcker-App. Mit deren Hilfe können Mitglieder kooperativ zusammenarbeiten. Die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, bedeutet für uns „Zukunft machen“.

Welche Bedeutung hat die Betriebshilfe in Schleswig-Holstein und welchen Einfluss hat der Strukturwandel?

Die Betriebshilfe ist nach wie vor wichtig. Auf jeden Fall aber sind die Anforderungen an Betriebshelfer enorm gestiegen, weil die Betriebe immer moderner und spezialisierter werden. Über Lehrgänge und Fortbildungen versuchen wir, unsere Betriebshelfer im Maschinenring Mittelholstein up to date zu halten. Es geht beispielsweise darum, unterschiedliche Melkroboter zu programmieren oder zu steuern. Genauso versuchen wir, bei den Landmaschinenhändlern und Werkstätten Fahrerschulungen für neue Schlepper und Geräte zu organisieren. Herausfordernd ist, dass die Betriebshelfer durch ihre hohe Qualifikation mehr verdienen wollen und sollen. Hier sind jedoch die von der landwirtschaftlichen Sozialversicherung (SVLFG) vorgegebenen Vergütungssätze einzuhalten.

Gibt es noch ausreichend viele Betriebshelfer?

Ja, aber wir müssen die Entwicklung genau beobachten, insbesondere mit Blick auf die Lohnentwicklung. Da Betriebshelfer zeitlich sehr flexibel sein müssen, arbeiten wir im Maschinenring Mittelholstein ausschließlich mit hauptamtlichen Kräften. Die Anstellung als Betriebshelfer im Nebenerwerb haben wir aufgegeben.

Auf der BMR-Bundesversammlung wurde ein Weltverband der Maschinenringe gegründet. Was ist das Ziel?

Hinter dem Weltverband steckt der gleiche Grundgedanke wie beim Bundesverband. Die Länder können sich dadurch besser vernetzen. Als klares Ziel haben wir uns außerdem gesetzt, die Ernährungssicherheit weiter zu steigern. Hunger zu bekämpfen klappt weltweit am einfachsten, wenn man den Leuten vor Ort erklärt, wie sie sich selbst ernähren können. In den Weltverband sind neben den europäischen vorrangig nordafrikanische Länder eingetreten. Aber das Netzwerk kann ja noch wachsen. 

Info

Nils Thun folgt dem langjährigen BMR-Präsidenten Leonhard Ost im Amt. Der 70-Jährige stand dem Bundesverband in den vergangenen 15 Jahren vor und schlug seinen 34-jährigen Nachfolger am 4. Juni bei der BMR-Mitgliederversammlung im bayerischen Neuburg an der Donau selbst vor. Bei der Wahl entfielen 100 % der Stimmen aller Landesvorsitzenden auf Thun. 

Frauengeschichten aus fünf Jahrhunderten

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„Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau und vor allem eine eigenständige Frau, die dann auch ihren Weg ging.“ Dieser Aussage gingen die LandFrauen des OV Kaltenhof-Osdorf auf einer neu konzipierten Stadtführung in Eckernförde nach.

Stadtführerin Gundel Kotzorek hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Stadtgeschichte anhand von Frauengeschichten lebendig werden zu lassen. Sie fragt sich, weshalb erfolgreichen Frauen in Eckernförde – anders als Männern – kein Denkmal gesetzt worden ist. Die Führung begann in der Altstadt Eckernfördes und endete in Borby auf dem Petersberg. Das Tragen passender Kopfbedeckungen erheiterte, und das Zeigen vieler Fotos stellte eine tolle Verbindung zur früheren Zeit her.

Die Teilnehmerinnen erfuhren, dass im 17. Jahrhundert zu den Opfern von Hexenverfolgungen meist Frauen gehörten, die krank, alt und etwas vermögend waren. Die eifrigsten Hexenjäger waren die Gutsherren. Mit Ende des Dreißigjährigen Krieges hörten die Hexenverfolgungen in Eckernförde auf, vermutlich hatten die Bürger und Bürgerinnen genug von den Gräueltaten.

Die Gruppe vor dem Otte-Speicher aus dem 18. Jahrhundert.

Die Frauen bekamen in vorherigen Jahrhunderten viele Kinder, von denen nur wenige das Erwachsenenalter erreichten. Eine dieser Frauen war die Ehefrau des erfolgreichen Kaufmanns Christian Otte, die Pastorentochter Elsabe Otte, deren Initialen der Kaufmann aus Dankbarkeit auf dem Otte-Speicher von 1723 in der Langebrückstraße anbringen ließ.

Eckernförder Frauen führten als Geschäftsfrauen im 19. und 20. Jahrhundert ganz selbstverständlich und ohne viel Aufhebens die Familienbetriebe weiter, wenn Männer oder Brüder zur Geschäftsführung nicht mehr in der Lage waren, sei es wegen Krankheit, Tod oder Kriegsdienst. Dazu gehörte auch Dora Baasch aus der gleichnamigen Künstlerfamilie, die eine Ausbildung zur Fotografengehilfin absolvierte, da der Vater früh starb. Margarete Winterberg kam nach ihrer Flucht aus Tilsit 1946 nach Eckernförde und wurde eine große Förderin des kulturellen Lebens in und um Eckernförde.

Interessant waren auch die Geschichten über die „Opsteek­fruuns“ in Eckernförde, die unter harten Bedingungen in den zahlreichen Fischräuchereien im 19. und 20. Jahrhundert die Sprotten auf eiserne Spieße, die „Spitts“, aufziehen mussten. Geräuchert wurde in „Altonaer Öfen“ durch Räucherer, die durch Handauflegen an der Ofentür den Räuchervorgang abschätzten.

Gundel Kotzorek mit historischer Badekappe.  Fotos: Marlies Sommer

Mit einer historischen Badekappe ausgestattet, erzählte die Ortskundige von den Anfängen des Badelebens im heutigen Stadtteil Borby, der erst 1934 eingemeindet wurde. 100 Jahre eher als Eckernförde lockte Borby die Schönen und die Reichen an. Auch das deutsche Kaiserpaar war hier zu Gast. Der Kaiserin Auguste Viktoria war sogar ein mit Seide ausgeschlagener Waggon in der Kleinbahn reserviert, mit dem sie ihre Schwester in Grasholz besuchte.

Wenn Piraten den Boden unter den Füßen verlieren

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Die diesjährige Floßrallye der LJG Steinburger Geest an der Bekau war mit zehn teilnehmenden Flößen wieder ein voller Erfolg. Wettertechnisch hatten wir wirklich Glück, aufgrund des Windes mussten wir allerdings Start und Ziel tauschen: Gestartet wurde in Huje, das Ziel war in Eversdorf.

Prämiert für das beste Kostüm: das Piratenteam „Die Seestecher“.

An der ersten Station musste als Aufgabe mithilfe von Schwämmen, Handschuhen oder Lappen innerhalb von 2 min Wasser aus der Bekau in einen Eimer befördert werden. Dann zogen die Flöße erstmals gegen 11 Uhr los in Richtung Ziel. Auf der Strecke wartete die zweite Station: Apfeltauchen. Ein altbekanntes Spiel, wobei am Ende durch drei Fragen noch extra Punkte erlangt werden konnten. Gegen 14.30 Uhr kam das erste Floß samt Teilnehmern am Ziel an.

Der Wettbewerb war hier aber noch nicht beendet. Wieder mit festem Boden unter den Füßen, durften sich jeweils drei Teilnehmer aus dem Team beim Big-Pack-Hüpfen beweisen. Das erwies sich als gar nicht so einfach, vor allem wenn die Koordination durch ein oder zwei Getränke schon eingeschränkt war. Dennoch schafften es am Ende alle Gruppen – angefangen bei 21 s bis hin zu 3 min.

Sieger der Floßrallye: „Die Gummibärenbande“. Fotos: Kim Marit Breiholz
Das Team „Malle für alle“ unterwegs auf der Bekau.

Als schließlich alle Flöße heil im Ziel angekommen waren und den Anker geworfen hatten, kamen wir zur Siegerehrung. Der Preis für das beste Kostüm ging an die Piraten. Schon ganz am Anfang fielen sie durch ihre Kleidung und ihr großes Segel am Floß auf.

Jedes Team hat die Stationen gut gemeistert, und es gab maximal einen Punkt Unterschied zwischen den Gewinnern. Das hat die Berechnung der Sieger nicht leicht gemacht. Dennoch schaffte es Team „Gummibärenbande“ verdient auf Platz eins. Der zweite Platz wurde vom Team „Stammtisch“ erkämpft, wobei es durch eine gute Zeit beim Big-Pack-Hüpfen aufgeholt hatte. Der dritte Platz ging an Hof Eicke – mit viel Köpfchen und Verstand ebenso wohlverdient.

Entwicklung der Maisbestände 2024

Für die diesjährige Maisaussaat in Schleswig-Holstein mussten eine angepasste Witterung und die Befahrbarkeit der Ackerflächen abgewartet werden.

Der April fiel laut Deutschem Wetterdienst ziemlich ins Wasser. Der zum Monatswechsel April / Mai früh gesäte Mais ist innerhalb von 14 Tagen aufgelaufen und bei Wärme und Sonnenschein zunächst zügig und gleichmäßig weitergewachsen, sodass Pflanzenausfälle durch Fritfliegenbefall gering waren. Je später die Aussaat nach der Monatsmitte Mai stattfand, desto schwerer kamen die Maispflanzen in Gang. Die in der letzten Maiwoche einsetzenden Niederschläge fielen noch über den Juni hinweg, der Feldaufgang spät gedrillter Ackerflächen war häufiger verzettelt. Die anhaltenden niedrigen Temperaturen und der wenige Sonnenschein im Juni verhinderten ein zügiges Wachstum später Bestände. Pflanzenschäden durch Fritfliegen nahmen zu, da ein schnelles Durchwachsen in der kritischen Phase bis zum Vierblattstadium selten gegeben war. Das Risiko von Schäden durch Vogelfraß war aufgrund des verhaltenen Wuchses der jungen Maispflanzen deutlich erhöht. Den passenden Zeitpunkt für den Pflanzenschutz zu finden, war vielerorts eine Herausforderung. Die anhaltenden Niederschläge zeigten deutliche Strukturschäden der Ackerflächen auf, betroffene Maispflanzen reagierten zeitweise mit Vergilbungen, stellten das Wachstum ein oder fielen aus. Nicht ordentlich ausgebrachte Unterfußdüngung konnte deutlich im Feld beobachtet werden, der Pflanzenwuchs betroffener Saatreihen war verhaltener. Anfang Juli war zu beobachten, dass sich früh gedrillter Mais nicht von den Widrigkeiten des Wetters im Juni hat aufhalten lassen. Spät gesäter Mais hingegen kam trotz des Hochsommerwetters Ende Juni nicht ordentlich in Gang, Wachstumsdepressionen wurden deutlich sichtbar. In der ersten Julihälfte kam es mancherorts aufgrund von Starkregenereignissen zu Hagelschäden am Mais, zerrissene und zerschlagene Blätter waren zu beobachten.

Mais als C4-Pflanze kann viel Biomasse aufbauen, wenn ausreichende Strahlung und hohe Temperaturen vorherrschen. Diese vegetative Entwicklung läuft beim Mais überwiegend in der Langtagsphase ab. Die überwiegend grauen Tage führten dazu, dass früh gedrillter Mais bei leicht gedrungenem Wuchs und somit verhaltener Pflanzenlänge zeitgemäß ab Mitte Juli das Fahnenblatt schob und sich die ersten Fahnen zeigten. Bei kürzer werdenden Tagen wechseln die Maispflanzen in die generative Phase, sprich Maisblüte und Kolbenfüllung. Die Bedingungen zur anstehenden Maisblüte sind für die früheren Saaten gut. Spät im Mai gedrillte Maisbestände wie auch Zweitfruchtmais nach Ackergras und Grünroggen erfahren hoffentlich am dritten Juliwochenende bei sonnigem und heißem Hochsommerwetter einen deutlichen Wachstumsschub.