Q-Fieber, Queensland-Fieber oder Ziegengrippe ist eine meldepflichtige bakterielle Erkrankung durch den Erreger Coxiella burnetii. Die Erkrankung tritt vor allem bei Rindern, Ziegen, Schafen und Neuweltkameliden auf. Eine Impfung gegen den zoonotischen Erreger ist möglich und kann Aborte, Fruchtbarkeitsstörungen und dauerhaft immungeschwächte Tiere verhindern.
„Q-Fieber ist eine der am häufigsten unterdiagnostizierten Erkrankungen in Milchviehbetrieben“, ist Dr. Christina Hirsch, Ceva Tiergesundheit GmbH, überzeugt. Auf einer Veranstaltung hat die Rinderpraktikerin jüngste Erkenntnisse zur Verbreitung der Zoonose vorgestellt. Q-Fieber komme, so Hirsch, nahezu weltweit vor.
Untersuchungen auf Antikörper in Tankmilchproben von rund 4.000 deutschen Betrieben zwischen 2015 und Juni 2023 hätten bei 72 % einen positiven Antikörpernachweis gezeigt, so Hirsch. Jüngste Untersuchungen von 3 % aller österreichischen Betriebe haben bei 70 % Antikörper und somit Hinweise auf Q-Fieberinfektionen ergeben. Erreger-DNA, sogenannte Antigene, in der Tankmilch haben Tierärzte in einer noch unveröffentlichten Studie in 65 Betrieben zwischen September 2020 und März 2022 bei 40 % der Betriebe gefunden. Betriebsleiter sind bei der Diagnostik zurückhaltend, weil ein positiver Antigennachweis meldepflichtig ist. Die Veterinärbehörden können im Einzelfall Maßnahmen anordnen.
Das Bakterium Coxiella burnetii (C. burnetii) ist sehr umweltstabil und überlebt auch in Trockenheit rund zwei Jahre. Es ist bis 60 °C thermostabil. Die Übertragung erfolgt vor allem über kontaminierte Stäube. Neben Milch, Blut, Kot und Harn enthalten die Plazenta, Fruchtwasser und Vaginalschleim die höchsten Erregerkonzentrationen mit bis zu 109 Bakterien pro Gramm Plazenta. Eingetrocknete Einstreu mit infiziertem Fruchtwasser ist hochinfektiös. Auch die Triebwege von infizierten Weidetieren sind potenzielle Infektionsquellen für Tiere und Menschen.
Für das Jahr 2020 sind beim Robert-Koch-Institut lediglich 55 Q-Fieber-Fälle bei Menschen dokumentiert. Das Friedrich-Loeffler-Institut dokumentierte für das gleiche Jahr 159 Fälle bei Rindern, eine Infektion bei Schafen und zwei bei Ziegen. Die Ergebnisse der jüngsten Studien lassen eine viel höhere Dunkelziffer annehmen.
Übertragung durch Staub
Für Berufsgruppen mit engem Tierkontakt ist der Kontakt mit kontaminierten Stäuben, der infektiösen Plazenta, Fruchtwasser, Vaginalschleim und den Neugeborenen infizierter Tiere relevant. Die Tierärztin zitierte eine Studie aus dem Jahr 2017 zur Quantifizierung des Berufsrisikos bei intensivem Tierkontakt. Untersucht wurden 250 Blutproben von Schäfern, Rinderhaltern, Rindertierärzten, Tierschutzkontrolleuren und Gynäkologen zwischen 2009 und 2016. 70 % der Schäfer, Rinderhalter und Rindertierärzte wiesen Antikörper auf, Tierschutzkontrolleure immerhin noch 41 %.
Die direkte Übertragung erfolgt meist bei der Geburtshilfe. Das Risiko, sich über Rohmilch oder Rohmilchkäse zu infizieren, ist laut Robert-Koch-Institut gering. Zu einer Vektor-Übertragung kann es durch Zeckenkot und -blut beim Scheren von Schafen und durch Haustiere wie Hunde, Katzen, Schweine, Vögel und andere Spezies auf Wildtiere, Wiederkäuer und umgekehrt kommen. Infektiöser Staub an verschmutzter Kleidung ist der Weg, auf dem der Q-Fiebererreger durch Besucher, Berater, Tierarzt oder Klauenpfleger in den Betrieb gelangen können.
Beim Menschen verläuft eine Q-Fieber-Infektion zu rund 50 % symptomlos. Im akuten Fall kommt es zu grippeähnlichen Symptomen, seltener zu einer Hirnhaut- oder Herzbeutelentzündung. Ansteckungen während der Schwangerschaft können zum Abort führen. Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts kann es bei 40 % der Betroffenen nach einer akuten Q-Fieberinfektion zum sogenannten Q-Fieber-Müdigkeitssyndrom kommen. Hirsch verglich die chronifizierte Form, die auch ein geschwächtes Immunsystem zur Folge habe, mit den jüngsten Erfahrungen von Long Covid. Für Hausärzte und Spezialisten in der Humanmedizin ist Q-Fieber oft nicht präsent.
Achtung bei Lungenentzündung
Hat C. burnetii eine Herde infiziert, kommt es bei Ziegen und Schafen in 90 % der Fälle zu Aborten. Zahlreiche Tot- und Frühgeburten und lebensschwache Lämmer können zum Totalausfall führen. „Durch den Bestand ziehen regelrechte Abortstürme“, berichtet Dr. Christina Hirsch aus ihrer Praxiserfahrung. Im Rinderbetrieb stehen Reproduktionsstörungen wie Nachgeburtsverhalten, Metritis und Fruchtbarkeitsstörungen im Vordergrund. Aborte und lebensschwache Kälber treten auch hier gehäuft auf. Im Zusammenhang mit Q-Fieber seien vermehrte Zwillingsgeburten beobachtet worden, so Hirsch. „Wenn ein Betrieb häufiger Kälber mit Saugschwäche hat, sollte man dringend an Q-Fieber denken“, mahnt sie.
Häufig erkrankten die Tiere nicht schwer, schieden aber dennoch Erreger aus. Q-Fieber schwächt das gesamte Immunsystem der Tiere, und so beobachten Tierhalter häufig einen unspezifischen Verlauf oder Reaktionsketten mit ganz verschiedenen Symptomen. „Oft sind Symptome wie ein Rückgang der Milchleistung, erhöhte Zellzahlen oder das vermehrte Auftreten von Mortellaro nur schwer von Ursachen im Management abzugrenzen“, so Hirsch. „Wenn jedoch vermehrt Kühe an Lungenentzündung erkranken, muss man Q-Fieber in Betracht ziehen“, mahnte sie.
Zirkuliert C. burnetii in einer Milchviehherde, sind rund 10 % der Kühe Dauerausscheiderinnen. „Diese Tiere, häufig die besten Kühe in der Herde, haben eine chronische Infektion ohne sichtbare gesundheitliche Probleme“, erklärt die Tierärztin. Als Erregerpools steckten sie naive Tiere jedoch regelmäßig an. Ohne nachhaltiges Sanierungskonzept liefen in solchen Betrieben alle drei bis vier Jahre Wellen mit einer großen Zahl von Aborten durch den Bestand.
Folgen von Q-Fieber in der Rinderherde:
• Schwächung des Immunsystems
• schlechte Fruchtbarkeitsleistung
• erhöhter Arbeits- und Behandlungsaufwand
• erhöhter Antibiotikaeinsatz
• finanzielle Verluste
Bei Verdacht gibt eine Tankmilchprobe mittels Elisa-Test auf Antikörper Aufschluss. Nach einem positiven Befund sichert ein PCR-Test das Ergebnis ab. Fällt dieser erste PCR-Test negativ aus, rät die Expertin wegen der unregelmäßigen Erregerausscheidung zu zwei weiteren Tests im Abstand von drei bis vier Wochen.
Immungeschwächte Herden
Bei einer akuten Q-Fieber-Infektion rät die Tierärztin zu einer antibiotischen Behandlung stark betroffener Tiere durch den Bestandstierarzt und einem anschließenden Sanierungskonzept mit einer Q-Fieber-Impfung. Dauerausscheiderinnen sollten den Betrieb bald verlassen. Bei ihnen führe die Impfung lediglich zu einer Verringerung der Erregerausscheidung.
Ein Impfstoff gegen Q-Fieber ist für Rinder, Ziegen und Schafe zugelassen. Nach einer zweimaligen Impfung im Abstand von drei Wochen zur Grundimmunisierung ist eine Auffrischung nach neun Monaten notwendig. Die Impfung sollten alle Tiere ab einem Alter von drei Monaten erhalten. Die Tierärztin rät, diese möglichst in der kühleren Jahreszeit zu verabreichen und ausreichend Abstand zu anderen Impfungen einzuhalten. Die Tiere reagierten durchaus ein bis zwei Tage lang mit Temperaturerhöhung und einem leichten Rückgang der Milchleistung. Auch seien Reaktionen an der Einstichstelle zu beobachten. Das zeige, dass das Immunsystem sich mit der Impfung intensiv auseinandersetze, so die Veterinärin.
Erste Effekte der Impfung seien drei bis sechs Monate nach dem Sanierungsstart sichtbar. Ab dem zweiten und dritten Jahr könnten Impfbetriebe einen deutlichen Rückgang der Fruchtbarkeitsprobleme beobachten und Dauerausscheiderinnen zunehmend durch die normale Remontierung merzen. Dann werden auch die finanziellen Vorteile einer Impfung deutlich sichtbar.
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