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Schweinehaltung am stärksten abgebaut

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In Deutschland gab es zum Stichtag 3. März 2023 noch 161.700 landwirtschaftliche Betriebe mit Viehhaltung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) Ende März mitteilte, ist laut den endgültigen Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung die Zahl der Tierhalter gegenüber der vorherigen Erhebung im Jahr 2020 um rund 7.100 Betriebe oder 4 % gesunken.

Von den insgesamt 255.000 landwirtschaftlichen Betrieben hatten damit noch 63 % Vieh auf dem Hof. Am verbreitetsten war die Rinderhaltung; im Frühjahr 2023 gab es hierzulande 100.700 Betriebe mit 10,9 Millionen Rindern. Im Vergleich zum vorherigen Termin hat die Zahl der Halter innerhalb von drei Jahren um 7 % und beim Tierbestand um 4 % abgenommen. Die durchschnittliche Größe einer Rinderhaltung stieg dabei von 104 auf 108 Tiere pro Betrieb.

Besonders häufig haben im Betrachtungszeitraum Milchvieherzeuger ihre Produktion eingestellt; deren Zahl sank um 14 % auf 46.600 Betriebe. Weil der Milchkuhbestand nur um 4 % auf 3,8 Millionen Stück rückläufig war, wuchs die Durchschnittherde von 72 auf 81 Tiere. Mit einem Anteil von 26 % an der gesamten Rinderherde wurden die meisten Rinder in Bayern gehalten, gefolgt von Niedersachsen mit 22 %.

Die stärksten Einbußen im Betrachtungszeitraum verzeichnete den Statistikern zufolge die Schweinehaltung. Von 2020 bis 2023 ging die Zahl der Schweine haltenden Betriebe um 4.300 oder 13 % auf 27.600 zurück. Der Schweinebestand verringerte sich um 15 % auf 22,4 Millionen Stück. Im Gegensatz zu den Rindern bedeutet dies, dass der Durchschnittsbestand pro Betrieb von 826 auf 810 Tiere abnahm. Die meisten Schweine wurden in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gehalten; deren Anteil am gesamten deutschen Schweinebestand lag zusammen bei 62 %.

Beim Geflügel eignen sich laut Destatis die Tierbestände wegen kurzer Produktionszyklen und Schwankungen nur eingeschränkt für die Darstellung von Entwicklungen im Zeitverlauf. Besser dafür geeignet ist die Zahl der Haltungsplätze, die bei Legehennen von 2020 bis 2023 um 5 % auf 63,3 Millionen zulegte. Gleichzeitig ging aber die Zahl der Hennenhalter um ein Zehntel auf 42.400 Betriebe zurück. Bei Puten sanken sowohl der Tierbestand um 14 % als auch die Zahl der Halter um 11 %. age

Ufop: Einfuhrbedarf deutlich erhöht

Deutsche Rapssaatimporte

Deutschland hat in der ersten Hälfte der Vermarktungssaison 2023/24 spürbar mehr Raps im Ausland bezogen als im Vorjahreszeitraum. Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop) taxierte die betreffende Menge für den Zeitraum Juli bis Dezember 2023 mit Verweis auf aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) auf 3,48 Mio. t Raps, nach nur 2,58 Mio. t in der Vorjahresperiode.

Deutschland ist im EU-Ländervergleich der größte Nettoimporteur von Raps. Für das gesamte Jahr gesehen beläuft sich die Einfuhrmenge auf durchschnittlich 5,6 Mio. t. Foto: Landpixel

Das mit Abstand größte Volumen lieferte die Ukraine mit 995.600 t; das waren 476.100 t mehr als im Vorjahr. Dagegen gingen die Bezüge aus Australien nach der dort flächenbedingt kleineren Ernte um 164.600 t auf 165.800 t Raps zurück.

Die Rapslieferungen aus anderen EU-Ländern geben die Wiesbadener Statistiker für das erste Halbjahr 2023/24 mit insgesamt etwa 2,2 Mio. t an. Der Großteil davon wurde mit 696.600 t aus Rumänien importiert, was einem Plus von 482.600 t entsprach. An zweiter und dritter Stelle der EU-Lieferländer rangierten Polen mit 523.200 t Raps und Frankreich mit 303.900 t, was einem Zuwachs um 284.900 t beziehungsweise einem Minus von 105.600 t entsprach. Aus dem bisher traditionellen Lieferland Kanada kamen erstmals seit fünf Jahren keine nennenswerten Mengen.

Unterdessen waren die deutschen Rapsausfuhren in der ersten Hälfte des laufenden Wirtschaftsjahres im Vergleich zur Vorjahresperiode auf niedrigem Niveau deutlich rückläufig, und zwar um 9.300 t auf 30.300 t. age

Rindfleischmarkt im Umbruch

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Unter den Rinderhaltern herrscht erhebliche Verunsicherung. Nach deutlichen Ansagen der Schlachtunternehmen befürchten so manches Vermarktungsunternehmen wie auch viele Bullenmäster, dass ihnen zukünftig der normale QS-Bulle nicht mehr oder mit Preisabschlägen abgenommen wird.

Der Druck des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) auf die Rinderschlachtunternehmen zur Lieferung von Rindfleisch aus der Haltungsstufe 3 (HF 3) nimmt deutlich zu. Bei den Schlachtkühen ist dies noch nicht ganz so deutlich zu spüren, weil die Anerkennung vieler Milchviehbetriebe durch die Meiereien hin zu QM++, zumindest in verschiedenen Regionen Deutschlands, zu einem deutlichen Anstieg der Lieferung von Schlachtkühen der Haltungsform 3 geführt hat.

Der Markt ist mit Verarbeitungsware aus der HF 3 offenbar besser versorgt. Da wird zwar weiterhin gesucht, aber nicht mit der Vehemenz wie nach Jungbullen. Beim Rindfleisch in der Frischvermarktung an der Theke macht der LEH jetzt richtig Druck. Aldi will schon nach Ostern bei den Eigenmarken hier nur noch Rindfleisch der Haltungsstufe 3 anbieten, Lidl will in Kürze folgen. Auch Edeka erweitert das Programm mit Rasting.

Wenn die Marktführer den Taktstock schwingen

Es ließen sich weitere nennen, es reicht aber schon: Wenn die Marktführer den Taktstock schwingen, müssen oder werden die anderen folgen. In Sachen Qualitätsfleischprogramme für Jungbullen ist im Nordwesten die Westfleisch SCE vorgeprescht. Sie hat verschiedene Programme initiiert. Am schnellsten ging dies noch mit den Strohbetrieben, die im Hinblick auf die gewährte öffentliche Förderung ohnehin die Besatzdichte abstocken mussten, um die Förderung zu erhalten. Entsprechend mussten hier auch keine hohen Preisaufschläge bezahlt werden, um solche Bullen in die Programme zu bringen.

Dieser erste, relativ geräuschlose Angang hat vielleicht sowohl Schlachtunternehmen als auch den LEH zu der Annahme veranlasst, dass der Rest der Bullenmäster schon noch folgen werde. Betriebe, die Anforderung der Haltungsform 3 ohnehin erfüllen, gibt es aber im Nordwesten sowie in Bayern regional nur zwischen 10 und 20 %. Der Anteil wächst zwar stetig, aber für die meisten konventionellen Bullenmastbetriebe bedeutet die Umstellung, dass ein bis zwei Jungbullen weniger in der Bucht gehalten werden können, was bekanntlich erst nach Neuein­stallung in die Bucht am besten passt. Und dann kommen die Umbauten – mit je nach Betrieb sehr unterschiedlichen Kosten.

Wenn aber allein zwei Jungbullen aus der Bucht genommen werden müssen, wäre im Grunde ein finanzieller Zuschlag von zirka 40 ct/ kg Schlachtgewicht zum Ausgleich der Kosten erforderlich. Zurzeit liegen die Zuschläge aber nur bei 20 bis 25 ct/kg.

Auditierung ohne Vertrag möglich

Was vielen Jungbullenmästern missfällt, ist der Umstand, dass die bisherigen Auditierungen für Haltungsform 3 automatisch zu einem Liefervertrag führen. Schlachtbetriebe signalisieren jetzt, dass sie auch Haltungsform-3-Bullen aus Betrieben ohne Vermarktungsvertrag übernehmen. Der Jungbullenmäster muss dann aber sein Audit selbst bezahlen. Das sollte jedoch kein Hemmnis sein.

Haltungsform 3 auch bei Färsen

Färsen der Handelsklasse R3 werden häufig wie Jungbullen bezahlt. Kurzbratstücke sind unter Kennern sehr begehrt. Aktuell zeichnet sich ab, dass auch im Sektor Färsenmast zunehmend die Haltungsform 3 gefragt wird. Bei den oft extensiveren Haltungsformen in der Färsenaufzucht dürfte eine HF-3-Auditierung oftmals leichter sein. Dies spricht dafür, die Prämien ohne großen Aufwand mitzunehmen, zumal der Preisaufschlag ähnlich hoch ist wie in der Jungbullenmast.

Lohnt die Umstellung?

Neben hoch spezialisierten, großen Bullenmastbetrieben, vor allen Dingen im Westmünsterland und im Emsland, findet Bullenmast oft in kleineren landwirtschaftlichen Betrieben in älteren Ställen im Nebenerwerb statt. Ökonomisch macht es wenig Sinn, die Bestandsdichte herunterzufahren und bei hohen Baukosten noch zu investieren. In diesen Betrieben wird sich die Umstellung auf Haltungsform 3 nicht mehr rechnen.

Nicht unerheblich ist die Anzahl von Betrieben, in denen die Bullenmast aktuell in durchaus unterschiedlichen Haltungsformen stattfindet. Da finden sich konventionelle Bullenmastställe, oft noch aus den 1980er und -90er Jahren, neben umgebauten Tieflaufställen und ehemaligen Milchviehställen. Da muss man seriös durchkalkulieren, ob bei gewünschter Fortsetzung dieses Betriebszweiges die relativ geringen Umstellungskosten in einigen Teilbereichen größere Investitionen im letzten Stallbereich nicht doch zum guten Teil mitfinanzieren. Hier ist eine betriebsindividuelle gute Beratung erforderlich.

Haltungsform 3 beim Neubau unabdingbar

In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind vielfach neue Bullenmastställe in der Planung. Hier sollen Treibmistställe auf Stroh mit einer Biogasanlage kombiniert werden. Angeblich liegen allein für das Westmünsterland über 40 Bauanträge zur Genehmigung vor. Ob die im Hinblick auf die rasant steigenden Baukosten noch alle realisiert werden, sei einmal dahingestellt. Sicher ist aber: Wer für die Zukunft baut, kommt an der Haltungsform 3 nicht vorbei.

Der Standard-QS-Jungbulle

Auch in Zukunft wird der normale QS-Bulle der Haltungsform 1 weiter zu vermarkten sein. Aber es könnte schwieriger werden, denn seine edlen Teilstücke werden nicht mehr vollständig über die großen Konzerne des LEH abfließen. Das Verarbeitungsfleisch wie die Vorderviertel werden wohl auf längere Zeit nicht in Vermarktungswege mit Haltungsform 3 abfließen. Auch der Lebendexport von Rindern mit guten Schlachtkörpereigenschaften in Nachbarländer wie die Niederlande könnte eine größere Bedeutung bei der Vermarktung von QS-Standardtieren haben.

Fazit

Der LEH drängt für Rinder massiv auf die Umstellung auf Haltungsform 3 beim Frischfleisch für die Theke. Wenn er das Standard-QS-Fleisch gar nicht mehr anbietet, erübrigt sich auch die Frage, ob der Kunde nicht doch lieber das preiswerte kauft. Bei der Initiative Tierwohl – Schwein erlebt man ja bereits die Umstellung. Zuweilen ist normales QS-Fleisch auch nicht mehr zu bekommen. Ob der Konsument doch mit etwas größerer Kaufzurückhaltung reagiert, wird man dann sehen. Aber nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der Tierschutzorganisationen auf den LEH, in Sachen Tierwohl voranzukommen. Dann werden, zum Teil auch bewusst, niedrigere Umsatzzahlen in gewissen Produktbereichen in Kauf genommen.


Kommentar: Werden Haltungsform 1 + 2 ausgelistet?

Vor drei Jahren kündigten LEH-Größen an, in Zukunft nur noch Fleisch aus den Haltungsformen (HF) 3 und höher anzubieten. In breit angelegten Marketingkampagnen zeigte man sich entschlossen, ab dem Jahr 2030 bei allen Fleischarten (Rind, Schwein und Geflügel) die HF 1 + 2 (Initiative Tierwohl) nicht mehr im Sortiment führen zu wollen. Ob die deutschen Erzeuger diese hochgesteckten Ziele in einem so kurzen Zeitraum erreichen würden, wurde nicht geprüft. Nun ist jedem klar, dass man bezüglich der Änderung der Haltungsverfahren nicht alle Nutztierarten über einen Kamm scheren kann.

Man muss genauer hinsehen: In der Milchviehhaltung ist in den Grünlandregionen die Weidehaltung bei einem vergleichsweise geringen Mehraufwand durchaus möglich. Meiereien honorieren dies häufig mit einem Weidemilchpreisaufschlag. Die Altkühe von der Weide entsprechen dann der Haltungsform 3 und werden in der Regel mit einem Preisaufschlag von 15 ct/kg Schlachtgewicht (SG) vergütet.

Bei den Jungbullen ist das schon komplizierter und kostenaufwendiger. Die Umstellung auf HF 3 können längst nicht alle Betriebe umsetzen. Nimmt man die Strohbetriebe heraus, liegt das Potenzial schnell umzustellender konventioneller Betriebe bei 10 bis 20 %. Und wenn es nicht flott genug geht – das Beispiel Rewe Nord zeigt es –, wird französische Ware gekauft und intensiv beworben.

In der ­Geflügelfleischerzeugung kann man die Luisianaställe – zum Beispiel bei der Pute – in HF 3 als eine Haltung mit Außenklimareizen definieren, wenngleich die seuchenhygienischen Risiken für die Tiere zunehmen. In jedem Fall steigen die Produktionskosten in einer auf Kostenminimierung ausgelegten EU-Fleischwirtschaft deutlich an. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Weißfleischerzeugung würde in der EU-27 stark abnehmen. Marktanteile werden verloren gehen.

Im Schweinefleischsektor sprechen gleich mehrere Fakten dafür, dass die vom LEH gesteckten Ziele völlig unrealistisch sind. Der Marktanteil der HF 3 + 4 liegt augenblicklich bei maximal 3 %. Selbst wenn die Schweinehalter haltungskonform auf HF 3 + 4 umbauen wollen, scheitern sie aufgrund der Genehmigungspraxis und finanzieller Gründe. Ob und wie viel der Verbraucher am Ende von dem deutlich höherpreisigen Fleisch kaufen wird, ist fraglich.

Der LEH muss erkennen, dass man die Nutztierhaltung nicht mit der Brechstange auf alternative Haltungssystem umstellen kann. Es gibt gute Gründe, warum Generationen von Landwirten landwirtschaftlichen Nutztiere in Ställen untergebracht haben, die im Hinblick auf Tierkomfort und Tiergesundheit immer besser geworden sind. Schließlich darf der gesundheitliche Verbraucherschutz bei der Lebensmittelerzeugung nicht aus dem Auge verloren werden. Dort bestehen Zielkonflikte, die der LEH offensichtlich nicht hinreichend durchdacht hat.

Dr. Frank Greshake, Dr. Albert Hortmann-Scholten
, VEZG


Pflanzkartoffeln aus Schleswig-Holstein für die ganze Welt

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Schleswig-Holstein ist bekannt für seine Pflanzkartoffelproduktion. Vor allem die Westküste wird aufgrund der Gesundlage für die Kartoffelvermehrung genutzt. Schädlinge, die zum Beispiel Viren übertragen können, treten hier wegen des Westwindes nur im geringen Maße auf. In diesem Jahr gab es aber auch hier einen Anstieg der Viruswerte.

Schleswig-Holstein ist seit vergangenem Jahr das Bundesland mit der zweitgrößten Vermehrungsfläche von Pflanzkartoffeln (2.756 ha). Auf Platz eins steht Niedersachsen mit 6.505 ha und auf Platz drei Mecklenburg-Vorpommern mit 2.584 ha. Der Kartoffelanbau nahm im ganzen Bundesgebiet ab. Schleswig-Holstein ist eines der wenigen Länder, das eine Zunahme der Fläche verzeichnen konnte. Vor allem hohe Stufen, also Kategorien im Vorstufen- und Basisbereich, werden hier angebaut. Diese haben besonders hohe Anforderungen an die Pflanzengesundheit.

Die Anerkennungsstelle und die ehrenamtlich Besichtigenden führen während der Vegetation zwei bis drei Feldbesichtigungen durch. Hierbei wird auf Fehlstellen, Sortenreinheit und Krankheiten wie Schwarzbeinigkeit und Viren geachtet. Die vorige Feldbesichtigungssaison war so gut wie noch nie. Insgesamt wurden nur zwei Partien aberkannt (0,07 %) und nur sechs Partien abgestuft (0,7 %).

Nach der Ernte wird die Beschaffenheitsprüfung durchgeführt. Im Labor werden die Proben mittels Elisa oder qPCR auf bis zu sechs Viren (Roller, Y, A, M, X, S) untersucht. Nach der Beschaffenheitsprüfung gab es eine Aberkennungsrate von 3,5 % und Abstufungen von 11,8 %. 2022 gab es nur 1,5 % Aberkennungen und 9,2 % Abstufungen und 2021 sogar noch weniger mit 0,8 % Aberkennungen und 4,5 % Abstufungen.

Vor allem der Frühjahrsflug der Blattläuse ist für die Kartoffelpflanzen besonders kritisch. Die Kartoffeln beginnen gerade zu wachsen, und das helle Grün ist für die Blattläuse besonders attraktiv. Durch die milden Winter überleben viele Blattläuse. Diese begannen 2023 besonders früh zu fliegen. Die Läuse verursachen dann Primärinfektionen, die meist erst im darauffolgenden Jahr zu sehen sind. Aus den guten Werten der Feldbesichtigung und den relativ schlechten Ergebnissen der Beschaffenheitsprüfung lässt sich schließen, dass es 2023 zu vielen Primärinfektionen gekommen ist.

In Schleswig-Holstein spielt hauptsächlich das Y-Virus eine Rolle. Es kann zu starken Mosaiksymptomen kommen. Viruskranke Pflanzen können zu großen Ertragseinbußen führen. Das Virus wird an die Tochterknollen weitergegeben und kann im nächsten Jahr zu großen Schäden führen. Um die Verbreitung innerhalb der Fläche zu unterbinden, müssen kranke Pflanzen frühzeitig von dem Schlag entfernt werden.

Der Großteil der Pflanzkartoffel aus Schleswig-Holstein wird exportiert, vor allem in Drittländer (Nicht-EU-Länder). Die guten Kartoffelqualitäten sind in der ganzen Welt gefragt. Hauptexportländer sind Ägypten, Marokko und Vietnam, die schon im Herbst ihre Ware erhalten.

Das Pflanzen steht bereits wieder vor der Tür. Um gesunde Pflanzkartoffeln produzieren zu können, ist gesundes Ausgangspflanzgut elementar wichtig. Während der Vegetation sollten der Blattlausflug und das Selektieren von kranken Pflanzen immer im Blick behalten werden. Die Landwirtschaftskammer ist zuständig für die Pflanzkartoffelanerkennung. Es ist eine hoheitliche Aufgabe. Weitere Informationen dazu erteilt die Autorin.

Viruskranke Pflanzen müssen früh selektiert werden.
Foto: Melanie Hahn

Wie entwickelt sich der Milchpreis?

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Es gibt keine Möglichkeit, den zukünftigen Verlauf der Preisentwicklung für landwirtschaftliche Produkte vorherzusagen. Marktbeobachter versuchen, aus der aktuellen Faktenlage einen möglichen Trend einzuschätzen. Gerade beim Milchpreis gibt es verschiedene Prognosemodelle, denn der Milchpreis ist für viele Betriebe entscheidend für den Erfolg in diesem arbeits- und kostenintensiven Betriebszweig.

In Schleswig-Holstein zeigten die Auszahlungspreise seit Mitte des vergangenen Jahres eine leicht ansteigende Entwicklung. Einige Parameter deuten darauf hin, dass diese Preiserholung vorerst unterbrochen wird. Der vom ife-Institut errechnet Rohstoffwert der Milch – ein aus den wirklichen Verkaufspreisen von Butter und Magermilchpulver ermittelter theoretischer Milchpreis – gab im Februar um 0,5 auf 42,2 ct/kg Milch nach. Im Dezember lag dieser Kurs noch bei 43,7 ct/kg. Auch die Börsenmilchwerte, die sich aus den Terminmarktnotierungen für Butter und Magermilchpulver an der EEX-Börse in Leipzig ableiten, gehen ab April ebenfalls weiter zurück, was keinen schnellen Anstieg der Milchpreise in den nächsten Monaten erwarten lässt. Der Trend der Preise für die zwischen den Meiereien gehandelter Spotmilch zeigte zuletzt deutlich nach unten. Anfang März lag der Kurs für Norddeutschland hier noch bei 41,50 und ist bis Ende März auf 33,50 ct/kg Milch gefallen. Auch am Weltmarkt fallen die Preise. Bei der letzten Global-Dairy-Trade-Auktion in Neuseeland am 19. März sind die Preise im Mittel um 2,8 % gesunken. Analysten begründen diesen Preisrückgang mit der rückläufigen Nachfrage am Weltmarkt, vor allem aus China. Dabei ist die Milchproduktion rückläufig. Die fünf größten Exportländer melden ein geringeres Angebot. Die weltweite Nachfrage nach Milchprodukten ist jedoch uneinheitlich und die weitere Tendenz ungewiss.

Vor allem die hiesige Tierhaltung ist auf der Suche nach verlässlichen Perspektiven. Die hohen Anforderungen der Politik und der Verbraucher führen zu hohen Kosten für den Umbau der Haltungsformen. Kein Milchbauer weiß heute, was er in einem halben Jahr für seine Milch erlöst. Um mehr Gewissheit über die künftigen Preise zu schaffen, will die Politik klare Lieferverträge zwischen Meiereien und Landwirten vorschreiben. Der Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) soll entsprechend geändert werden. Die Gegner dieser Gesetzesänderung befürchten die Neuauflage einer Art Milchquote, da die Lieferverträge auch klare Mengenvorgaben setzen. Derzeit wird diskutiert, ob eine Absicherung der Erzeugerpreise auch über Terminmärkte funktionieren könnte. Zudem werden verschiedene Fest- oder Mindestpreismodelle genannt. Etliche Milchbauern befürchten viel Bürokratie, ohne dass sich die Erlöse wesentlich bessern. Marktexperten sind eher gegen staatliche Eingriffe in den Handel. Sie vertrauen auf das Unternehmertum und die Selbstregulierung durch Angebot und Nachfrage. Wer liquide ist und das nötige Fachwissen hat, kann selbst einen Teil der Produktion über Kontrakte an der Terminbörse absichern. Auch können Meiereien dies für die Lieferanten übernehmen und Kontraktpreise anbieten, ähnlich wie beim Vorverkauf von Getreide oder Raps. Durch solche Maßnahmen können stabilere Preise erzielt werden. Das Risiko nimmt ab, garantiert höhere Preise hat dies jedoch nicht zur Folge.

Gesund ist, was guttut

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Licht und Wärme sind der wichtigste Kraftstoff für Pflanzen und Tiere. Jetzt im Sommerhalbjahr gibt die Natur Vollgas. Auch die Menschen verbringen wieder mehr Zeit draußen – sei es bei der Arbeit auf den Feldern, der Gartenpflege oder dem geselligen Miteinander.

Das Miteinander steht auch im Zentrum der bundesweiten „Agrill“-Kampagne, die vom Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) ausgeht. „Agrill“ ist ein Wortspiel aus „April“ und „Grill“. Bäuerinnen und Bauern laden dabei Verbraucher ein, bei Grillwurst, -käse und -gemüse über landwirtschaftliche Themen zu diskutieren. So sollen „Gesprächsgräben“ in entspannter Lagerfeueratmosphäre überwunden werden. Gut so, denn das Gegenüber anzuhören ist wichtig, auch wenn Meinungen weit auseinanderliegen. Schon der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maiziére (CDU) erklärte als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2023 analoge Lagerfeuer als „notwendig für die Gemeinschaft“.

Klar ist: Essen bedeutet Emotion. Der Aufschrei der Agrarbranche war laut, nachdem die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) kürzlich ihre Empfehlungen aktualisiert hat. Laut DGE sollen wir unseren Fleischkonsum um die Hälfte reduzieren und insgesamt weniger tierische Produkte verzehren, um nicht nur unsere Gesundheit, sondern zusätzlich das Klima zu schonen. Wer gerne Wurst und Käse isst, fühlt sich dadurch schnell mit dem moralischen Zeigefinger ermahnt.

Und ja, für öffentliche Einrichtungen sind die DGE-Empfehlungen auch eine Richtschnur. Aber für alle anderen bleiben sie eben „nur“ Empfehlungen. Und beim Essen geht es nicht nur darum, seinen Körper optimal mit Nährstoffen zu versorgen, sondern um Genuss, denn gesund ist, was guttut.

Nahrungsaufnahme ist ohnehin individuell: Mir selbst wurde kürzlich ein Vitamin-B12-Mangel bescheinigt – mit der ärztlichen Empfehlung, mehr tierische Produkte zu verzehren. Aber auch ohne DGE-konträre Diagnose: Kein Verbraucher mag Essensvorschriften. Initiativen wie „Veggieday“ oder „Veganuary“ – ein Wortspiel mit „Januar“ – schließen große Teile der Bevölkerung aus. Sie können zwar dazu dienen, zu informieren und neugierig auf neue Produktgruppen zu machen. Aber wenn Ernährungskampagnen ausgrenzen oder vor den Kopf stoßen, schädigt das den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Verbraucher sollten vielmehr befähigt werden, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Verständliche und sachliche Information zu Lebensmitteln, zum Beispiel zu Herkunft, Tierwohl oder Inhaltsstoffen, sind dafür hilfreich. Politik sollte hier die passenden Rahmenbedingungen und Systeme schaffen. Denn nur wer gut informiert ist, kann auch gut diskutieren. Besonders jetzt im Aktionsmonat „Agrill“.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb

Eine Pause von zu Hause und Abenteuer erleben

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Die Inhaftierung eines Elternteils ist ein Ereignis, das das Leben der betroffenen Familien massiv verändert. Besonders für die Kinder kann die Situation sehr schwierig sein. Seit 2018 erhalten sie in Schleswig-Holstein Unterstützung durch das Projekt „Wellenbrechen“, das von der Straffälligenhilfe der stadt.mission.mensch gGmbh in Kiel mit Förderung des Landesministeriums für Justiz und Gesundheit ins Leben gerufen wurde.

Ein Nachmittag auf Hof Stoltenberg in Schönkirchen, Kreis Plön. Aylin* nimmt im Reitstall einen Kamm aus dem Korb und geht zu Pony Daisy. Das Mädchen begrüßt es, streicht leicht über seinen Hals und setzt dann zaghaft den ersten Strich an der Mähne des Tieres an. Daisy hält mucksmäuschenstill. Aylins Gesichtszüge entspannen sich, während sie immer wieder vorsichtig mit dem Kamm durch die Mähne fährt. Reitpädagogin Andrea Block-Stoltenberg ist an ihrer Seite und ermutigt sie, es einmal mit kräftigeren Strichen zu versuchen. Aylin traut sich und lächelt zufrieden.

Die Elfjährige und ihre Geschwister Mehmet* (8) und Leyla* (6) (* Namen geändert) machen gerade eine herausfordernde Zeit durch. Seit einigen Monaten ist ihre Mutter in Haft, etwa eineinhalb Jahre wird sie noch in einer Justizvollzugsanstalt bleiben, bis sie zur Familie zurückkehren kann. Währenddessen ist der Stiefvater der Kinder allein für sie da. Seit September vorigen Jahres begleitet Sozialpädagogin Laura Rahlf die Familie. Sie weiß, was Kinder durchmachen, wenn ihr Leben durch die Inhaftierung von Mutter oder Vater durcheinandergebracht wird. Auch wenn sie nicht schuld an den Straftaten ihrer Eltern sind, leiden sie doch unter den Konsequenzen. „Oft haben sie das Gefühl, von einer Welle an Veränderungen, Ängsten und Fragen überrollt zu werden. Sie sind meist sehr verunsichert. Nicht selten kommt es bei ihnen zu psychischen Problemen und Konflikten mit Freunden oder in der Schule“, so die Projektmitarbeiterin. Da sei es wichtig, dass die Kinder jemanden an ihrer Seite hätten, mit dem sie über Fragen, Befürchtungen, Probleme und Bedürfnisse sprechen könnten, der sie stärke und ihnen helfe, damit umzugehen. Verständnis und Sicherheit seien das, was sie brauchten.

Hier kommt das Projekt „Wellenbrechen“ ins Spiel, das verschiedene Beratungs- und Unterstützungsangebote für Kinder und Familien von Inhaftierten bereithält. Neben den Angeboten für Erwachsene, nimmt das Projekt mit pädagogischen Angeboten die Kinder in den Blick. So kam es, dass Laura Rahlf mit Reitpädagogin Andrea Block-Stoltenberg und dem von ihr initiierten Förderverein Landerleben Kontakt aufnahm.

Selbstvertrauen stärken

Der Förderverein ermöglicht Kindern aus prekären Verhältnissen heilsame Natur- und Tiererlebnisse, unabhängig von Herkunft und Geldbeutel der Eltern (das Bäuerinnenblatt berichtete). Die Idee: den psychisch belasteten Geschwistern regelmäßig einen unbeschwerten Nachmittag auf dem Reiterhof zu schenken und dabei ihre Sozialkompetenz und das Selbstvertrauen zu stärken. Hierfür sagte der Förderverein seine finanzielle Unterstützung zu. Für den Selbstbehalt sprang das Projekt ein. So konnte das Angebot für die Familie kostenfrei bleiben.

Der Umgang mit Daisy tut Aylin sichtlich gut. Reitpädagogin Andrea Block-Stoltenberg unterstützt sie im Umgang mit dem New-Forest-Pony.

Zum zweiten Mal hat Laura Rahlf heute die Geschwister von zu Hause abgeholt. Sie begleitet sie bei ihrem monatlich stattfindenden Hofausflug und bringt sie anschließend wieder heim. „In den Osterferien werden alle von uns begleiteten Kinder einen ganzen Tag mit vielen Aktionen auf Hof Stoltenberg verbringen und spielerisch auf dem Rücken der Pferde eindrucksvolle Momente erleben“, kündigt sie an. Auch wenn die Beratungsstelle des Projekts ihren Sitz in Kiel hat, agieren die Mitarbeitenden landesweit. Sie besuchen die Kinder und Familien zu Hause, an einem neutralen Ort, oder diese kommen direkt in die Beratungsstelle. Alle Angebote basieren auf Freiwilligkeit und die Gespräche sind vertraulich. „Eine Zusammenarbeit mit weiteren Stellen oder Ämtern geschieht nur, wenn die Familien dies wünschen. Aktuell betreuen meine zwei Kollegen und ich 36 Kinder und 20 Familien“, informiert Laura Rahlf. Bei Bedarf begleiteten die Fachkräfte die Kinder ebenfalls zu Besuchen ins Gefängnis und unterstützten den Kontakt zum inhaftierten Elternteil. „Manchmal ist es ja so, dass die Eltern getrennt oder geschieden sind und dass ein Elternteil deshalb die Kinder nicht selbst dorthin begleiten will.“

Entspannte Ferienfreizeiten

Außerdem bietet das Projekt kostenlose Freizeiten an. Hier treffen sich Kinder und Jugendliche, die alle von der Inhaftierung eines Elternteils oder Angehörigen betroffen sind. In lockerer ­Atmosphäre können sie sich kennenlernen und untereinander austauschen. In diesem Jahr wird es im Sommer zum Surfen nach Sylt, in ein Ferienhaus nach Dänemark oder in ein Abenteuercamp nach Radbruch gehen.

„Es ist immer toll zu sehen, wie die Kinder diese Pause von zu Hause in einem Kreis von anderen Kindern genießen, die in einer ähnlichen Situation sind. Hier müssen sie sich nicht verstellen, etwas verheimlichen oder sich schämen“, betont sie. Ebenfalls falle es ihnen während einer Freizeit leichter, sich den pädagogischen Mitarbeitenden zu öffnen und ihnen etwas anzuvertrauen, das ihnen vielleicht schon länger auf der Seele liege. „Wir nehmen uns bewusst viel Zeit, auf die Ferienkinder und ihre Emotionen einzugehen. Sie freuen sich, wenn sie einmal ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen.“

Pony Daisy unterstützt die Kinder darin, ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse besser wahrzunehmen. Es vermittelt ihnen ein Gefühl von Wärme, Nähe, Kraft und Stärke.

Aylin, Mehmet und Leyla sind mittlerweile mit Mähne- und Schweifkämmen, Fellbürsten und Hufauskratzen fertig. Jetzt wollen sie mit Daisy auf dem Hofgelände einen Spazierritt unternehmen. Nacheinander dürfen sie entweder ein Stück auf dem Pony reiten, vorweggehen und die Richtung vorgeben oder das Pony an der Leine führen.

Leyla steigt als Erste aufs Pony. Die Reitpädagogin führt sie zu einem Apfelbaum und gibt ihr eine kleine Aufgabe. „Möchtest du für die Kaninchen zum Knabbern ein paar Äste vom Baum holen?“, fragt sie. Leyla nickt noch etwas schüchtern, hält aber schon wenig später stolz einige Äste in der Hand. Sie hat die Aufgabe gemeistert und es sogar geschafft, dabei ihr Gleichgewicht auf dem Ponyrücken zu halten. „Das hast du gut gemacht!“, lobt Andrea Block-Stoltenberg und Leyla strahlt. Laura Rahlf macht ein Foto der Aktion, das sie später den Eltern zeigen wird.

Neues digitales Angebot

Sie berichtet von einem neuen, kostenfreien digitalen Angebot für Kinder und Jugendliche im Alter von etwa zehn bis 18 Jahren, das seit Herbst 2023 zum Projekt „Wellenbrechen“ gehört: einer Online-Beratung und einem Chat.

Laura Rahlf (li.) und Daniel Nicol bieten mit Franziska Brandt (beim Fototermin nicht da) seit Herbst 2023 auf der Wellenbrechen-Webseite einen Chat und eine Online-Beratung an.

Auf der Webseite wellenbrechen-sh.de finden die Heranwachsenden Infos und Antworten zu häufig gestellten Fragen rund um das Thema Inhaftierung: Wie kann ich Kontakt zu Papa oder Mama halten? Wie läuft ein Besuch im Gefängnis ab? Wie sieht dort ein Tag aus? Immer am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, jeweils von 15 bis 17 Uhr, können sie mit den Mitarbeitenden live chatten. „Und zwar anonym. Sie brauchen keinen Namen anzugeben. Sind wir nicht im Chat, können sie sich über die Webseite anonym registrieren und Fragen stellen. Wir antworten innerhalb von 24 Stunden“, versichert Laura Rahlf.

Auf Hof Stoltenberg geht es für die Kinder nun in die Reithalle. Jetzt schlägt die Stunde für Mehmet, der tatkräftig beim Aufbauen eines Parcours hilft und sich danach auf Daisy schwingt. Er traut sich, einen Moment mit einem Tuch vor dem Gesicht zu reiten, geführt von seinen Geschwistern. Zum Abschluss erhält Daisy für ihre geduldige Mitarbeit jeweils eine Mohrrübe von den Kindern.

Mehmet traut sich, einen Moment mit einem Tuch vor dem Gesicht zu reiten, geführt von seinen Geschwistern.

Als Mehmet zunächst etwas ängstlich ist, nicht wagt, dafür näher an das Ponymaul heranzutreten, legt Aylin schützend ihren Arm um seine Schultern und hilft ihm. Nachdem die Kaninchen des Hofes mit Ästen und frischen Kohlblättern versorgt sind, lassen der Junge und die beiden Mädchen den Nachmittag unbeschwert beim Toben und Versteckspielen auf der riesigen Strohburg ausklingen. Andrea Block-Stoltenberg und Laura Rahlf können in fröhliche, völlig entspannte Kindergesichter schauen. Zum Abschied fragt Mehmet: „Dürfen wir in drei Tagen wiederkommen? Es war so schön hier.“

Weitere Informationen im Internet unter ­wellenbrechen-sh.de, ­stadtmission-mensch.de und ­foerderverein-landerleben.de

Nein zu Rechtspopulismus, Nein zu Gewalt

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„Radikal höflich – Umgang mit Rechtspopulismus“ und „Nein zu Gewalt“ gegen Frauen waren die Themen beim Parlamentarischen Abend und beim Arbeitskreis „Jugend macht Politik“ im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin. Schleswig-Holsteiner Lajus waren dabei.

In Arbeitsgruppen hatten wir uns auf die Themen Strukturentwicklung im Ehrenamt, Tierwohl, „Hand in Hand für Europa“, „Demokratie feiern – Landjugend ist bunt“ und „Land und Wirtschaften zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ vorbereitet. Auf dem Parlamentarischen Abend tauchten wir mit Politikern wie Susanne Hüttner-Anton aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium oder dem FDP-Bundestagsabgeordneten Martin Gassner-Herz in Diskussionsrunden in einen engen Austausch ein.

, Julien Reese Im Bundestag verfolgten die Lajus eine Plenumsdiskussion.

Nach einem langen informativen Abend hieß es für einige von uns schon wieder, die Heimreise anzutreten, für den Rest ging es mit dem Arbeitskreis „Jugend macht Politik“ (Jumpo) weiter. Zu Beginn sahen wir uns im Bundestag eine Plenumsdiskussion an. Zu Fuß ging es zurück ins Haus der Land- und Ernährungswissenschaft. Hier ging es zunächst um das Thema „Radikal höflich – Umgang mit Rechtspopulismus“. Was verstehen wir eigentlich unter Rechtspopulismus? Ab wann ist etwas rechtsextremistisch? Wir gingen auf unsere eigenen Erfahrungen und Erlebnisse ein und sprachen darüber, wie man bestimmte Vorfälle vermeiden oder eindämmen kann. In diesem Workshop sind wir alle sehr gewachsen und deutlich sicherer im Umgang mit Rechtspopulismus geworden.

Sonnabendmorgen stiegen wir in das Thema „Gewalt gegen Frauen“ ein. Ab wann ist etwas eigentlich Gewalt? Wie kann sich Gewalt äußern? Wirkt sich Gewalt im häuslichen Umfeld nur auf die Mutter aus oder ebenfalls auf die im Haushalt lebenden Kinder?

Viele Fragen in viel zu wenig Zeit! Zu Mittag mussten wir leider den Workshop beenden, da viele von uns eine sehr lange Heimreise vor sich hatten. Dennoch sind wir auch in diesem Bereich sicherer geworden und haben anhand unserer eigenen Erfahrungen einen einfacheren Umgang mit diesem Thema gewonnen. 

Die Schleswig-Holsteiner mit dem Bundesvorsitzenden Jan Hägerling (r.), v. li.: Christoph Stange, Svenja Carstensen, Malte Blöcker, Lena-Sophie Hagge, Lisa Tödter.

Der Blick ins All ist wunderschön

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Auf dem Dach der Klaus-Groth-Schule in Tornesch steht seit 2010 eine Sternwarte. Hier kann man die Sonne, den Mond, Planeten, Sterne, Galaxien und weitere Himmelskörper beobachten. Die Pinneberger LandFrauen besichtigten die Sternwarte und hörten einen Vortrag zum Thema „Besonderheiten des Sonnensystems“.

Annette Sieggrön und Jens Hartmann vom Verein Regionale Volks- und Schulsternwarte (RVST) zeigten durch das Spiegelteleskop Celestron 14 mit 500-facher Vergrößerung einige Planeten am Himmel. Uranus, Jupiter und Mond waren an diesem Abend gut zu sehen. Auf dem Mond erkannte man große Krater. Der größte hat einen Durchmesser von 2.240 km und ist mehr als 8 km tief.

Vor 4,5 Milliarden Jahren kollidierte die Erde mit dem marsgroßen Himmelskörper Theia. Aus einem Gemisch aus Materie von Theia und der Urerde entstand unser Mond. Die Erde war am Anfang nur eine heiße Kugel aus geschmolzenem Gestein, umgeben von heißen, ätzenden und giftigen Gasen. Für die weitere Entwicklung und unser Leben war Wasser nötig. Wissenschaftler vermuten, dass das Wasser von Kometen stammt, die mit der Erde kollidiert sind.

Heike Scharf blickt durch das Teleskop.

Wenn der Nachthimmel klar und ohne Wolken ist, können in der Sternwarte auch die Kugelsterne M13, M15 und M35 beobachtet werden. Der Sternenhaufen M13 befindet sich 25.000 Lichtjahre entfernt im Sternbild Herkules.

Gesteinsbrocken aus dem Weltall, die den Weg durch die Atmosphäre schaffen und auf der Erde einschlagen, nennt man Meteoriten. Asteroiden sind große kosmische Körper, die beim Einschlag Krater hinterlassen. Ungefähr ein- bis zweimal innerhalb einer Million Jahre wird die Erde von einem großen Asteroiden getroffen. Vor 65 Millionen Jahren ging ein Asteroid mit zirka 14 km Durchmesser vor dem heutigen Mexiko nieder und riss einen Krater von 180 km Durchmesser. 75 % aller lebenden Tier- und Pflanzenarten gingen verloren, unter anderem auch die Dinosaurier. Heute lässt es sich nicht mehr ermitteln, ob der Einschlag des Asteroiden oder die daraufhin folgenden Vulkanausbrüche für die Verdunkelung der Sonne verantwortlich waren.

Heike Scharf, Hobbyastronom Bodo Hübner und Anke Ruckert (v. li.). Fotos (2): Marlies Martin

Der größte Krater der Erde ist der Vredefort-Krater. Ein Asteroid ging vor 2 bis 3,4 Milliarden Jahren in Südafrika nieder und hat einen Krater von 300 km Durchmesser gebildet. Vor ungefähr 1,85 Millionen Jahren entstand bei einem Einschlag in Kanada das Sudbury-Becken. Ein 10 km großer Asteroid schleuderte Material 800 km weit aus dem Einschlagkrater.

Auch unsere Kontinente sahen einst anders aus. Es gab zunächst eine Fläche namens Pangäa, die von einem einzigen Meer umgeben war. Vor ungefähr 200 Millionen Jahren zerfiel dieser Urkontinent durch plattentektonische Vorgänge in zwei Teile, in einen nördlichen, Laurasia, und einen südlichen, Gondwana. Später zerfielen diese wiederum in noch kleinere Stücke, unsere heutigen Kontinente. Auch aktuell verändert sich unsere Erde. Alle Kontinente sind in Bewegung und verschieben sich jedes Jahr um einige Zentimeter.

An jedem ersten Donnerstag im Monat lädt der RVST zu den Tornescher Astronächten mit Himmelsbeobachtungen, Vorträgen und Filmen ein. Nichtvereinsmitglieder sind willkommen. 

Ganz nah an den Touristen dran

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Die Zukunft bauen – das wollen die ZukunftsBauer! Oke Martinen in Süddorf auf der Insel Amrum engagiert sich in diesem Projekt des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Was für ihn dabei im Fokus steht, schildert er im Gespräch mit dem Bauernblatt.

Salami, Krustenbraten, Gulasch, Hacksoße von den eigenen Rindern und Schweinen, dazu Eier – der Platz im Hofladen ist minimal, aber dort gibt es die leckersten Produkte. Direktvermarktung ist ein wichtiges der Standbein des Betriebs von Familie Martinen in Süddorf. Vergangenes Jahr wurden 48 Rinder geschlachtet, ein Teil geht an die Gastronomie. Mehrere Kühlräume für Fleisch stehen im Stall. „Bis jetzt verarbeitet es ein Schlachter, aber nächstes Jahr wollen wir das selbst machen – die komplette Veredelung bis zum fertigen Gericht“, sagt Oke Martinen. Dann soll auch ein Foodtruck losfahren, den er bauen lässt, zu verschiedenen Plätzen auf der Insel. Aus dem Wagen soll es dann auch warme Gerichte geben – und Pommes aus eigenen Kartoffeln.

Mutter Birgit präsentiert einen schönen Schweinekrustenbraten.

Amrum – ein Feriengebiet reinsten Wassers! Da bietet sich nicht nur Direktvermarktung an, da kommt es in der Saison praktisch täglich zu Kontakt mit Touristen und damit auch zu Gesprächen über Landwirtschaft. „Sie sehen die Kühe auf der Weide, das kommt gut an. Sie sehen, wie es wirklich läuft in der Landwirtschaft.“

Früher hat er auch Schülern von seiner Arbeit erzählt – auf Amrum gibt es vier Schullandheime, „da kann man jede Woche was machen“. Im Moment hat er keine Zeit dazu, da er eine Pension in Norddorf für Festmieter umbaut: Wohnraum schaffen für Einheimische ist auch ein Thema auf den Inseln, die unter „Versyltung“ leiden, wie es neuerdings heißt. Wie gesagt, die Vermittlung an Schulklassen will er wieder aufnehmen, sobald er Kapazität hat. „Es ist erstaunlich, wie wenig Ahnung die Lehrer von Landwirtschaft haben. Den Kindern kann man es leicht vermitteln, aber die Lehrer müssen es auch wissen!“

Zum Beispiel, dass er seit Jahren nicht mehr pflügt. „Wir nehmen Kompost und Grünschnitt an, bauen damit Humus auf. Das macht den Boden widerstandsfähiger gegen Trockenheit“ – ein Zukunftsthema angesichts des Klimawandels, denn Bewässerung fällt auf der Insel aus. Dafür macht Starkregen Probleme. Über den Meeresspiegelanstieg macht er sich nicht so sehr Sorgen. „Wir liegen 15 Meter hoch, das dauert.“ Amrum, Sylt und Föhr haben, anders als die Halligen, einen Geestkern.

Ein weiteres Thema, über das er reden muss, ist der Gänsefraß: „Voll die Katastrophe! Die Dänen vergrämen die Gans, das drückt sie hier ‘runter, seitdem ist es doller geworden.“ Getreide hat er deshalb auf ein Minimum reduziert. Er hat es mit Winterhafer probiert, ein Jahr ging es super, dann nicht mehr. „Sie fressen zwar nicht die Saat, aber die Körner.“

Er scheut sich nicht, dazu auch mal Ministerpräsident Daniel Günther anzurufen, wie er überhaupt viel Öffentlichkeitsarbeit macht. Der NDR hat in der Serie „Nordstory“ schon mehrfach über seinen Betrieb berichtet, etwa dass das Umweltministerium keine Entschädigung für Gänsefraß zahlt, aber auch über „nette Themen“, als sie die seltenen Leicoma-Schweine anschafften: „Robust, agil und für die Haltung im Freien sehr geeignet, der intramuskuläre Fettanteil hoch, das Fleisch marmoriert.“ Oder über die Blühwiese, die er mit der Landjugendgrupppe anlegte, die er selbst mal gegründet hat.

Zum Konzept ZukunftsBauer meint Oke bescheiden, dass die Landwirtschaft in Deutschland ohnehin zukunftsträchtig sei. „Aber es werden uns noch neue Probleme bevorstehen. Da ist es gut, wenn man voneinander Lösungen hört, anstatt sich nur allein Gedanken zu machen.“ 

Oke Martinen ist der letzte Vollerwerbslandwirt auf der Insel Amrum.

BLE fördert weitere drei Jahre Veranstaltungen für Tierhalter

Seit 2020 hat sich das von der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Projekt „Netzwerk Fokus Tierwohl“ zum Ziel gesetzt, Wissen zu Tierwohlthemen an die Praxis zu vermitteln. Der Schwerpunkt lag bislang auf den Nutztierarten Rind, Schwein und Geflügel. In der neuen Förderperiode (2024 bis 2026) wird das Angebot um die kleinen Wiederkäuer, Pferde und Neuweltkameliden, also Lamas und Alpakas, erweitert.

„Um Tierhalter in Deutschland nachhaltig zu stärken und sie dabei zu unterstützen, Tier- und Umweltschutz, Qualität bei der Produktion sowie Marktorientierung zu priorisieren, wurde das bundesweite Netzwerk Fokus Tierwohl gegründet“, so heißt es auf der Homepage des Netzwerkfokus Tierwohl. Es wurden tierartspezifische Geschäftsstellen gebildet, welche wissenschaftliche Daten, neueste Erkenntnisse aus der Forschung und Praxis bündeln und in Zusammenarbeit mit den Verbundpartnern aufbereiten.

Der Transfer in die Praxis gelingt durch die sogenannten Tierwohlmultiplikatoren in den verschiedenen Bundesländern. Konkret bedeutete das in den letzten drei Jahren, dass vielfältige Veranstaltungen mit dem übergeordneten Thema Tierwohl durchgeführt worden sind. In Schleswig-Holstein waren das beispielsweise kostenlose Seminare und Schulungen zur Nottötung beim Schwein, Low-Stress-Stockmanship für Rinderhalter oder zum Herdenschutz im Geflügelbereich.

Mit der Förderung des Projektes durch die Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft für weitere drei Jahre werden nun zusätzlich auch die Tierarten Pferd, kleine Wiederkäuer und Neuweltkameliden behandelt. Weitere Schwerpunkte liegen in der Förderung der Biodiversität, Klimaschutz, Wechselwirkung mit Emissionen, Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit in Verbindung mit Tierwohl.

Für 2024 sind unter anderem Seminare zur praktischen Geburtshilfe beim Rind, Großtierrettung, Erste Hilfe an Schwein und Pferd sowie Lehrgänge zur Klauenpflege in Planung.

Seit Beginn des Jahres können wieder neue Impulsbetriebe in das Netzwerk Fokus Tierwohl aufgenommen werden. Die Impulsbetriebe sind landwirtschaftliche Betriebe, die bereits besonders innovative und tierwohlgerechte Konzepte verfolgen und bereit sind, ihre Erfahrungen mit Berufskollegen zu teilen und in die Öffentlichkeit zu tragen. Mehrmals im Jahr finden Netzwerktreffen für die verschiedenen Tierarten statt, die zu Austausch und Weiterbildung genutzt werden.

Sowohl Betriebe mit Interesse an der Teilnahme am Projekt als Impulsbetrieb als auch alle anderen Interessierten mit Fragen und Anregungen, beispielsweise zu möglichen Veranstaltungen, können sich an Hannah Straky, Tierwohlmultiplikatorin bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, wenden. Sie ist erreichbar unter ­hstraky@lksh.de oder telefonisch unter 0 43 81-90 09 47.