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Milchpreisvergleich KW 20

Preisgipfel im April – und jetzt?
Von Caroline Hertell, LK-Markt
Foto Pixabay

Am globalen Milchmarkt wandelt sich die Preisstimmung, davon ist in Deutschland zunächst wenig zu merken. Im Rückblick auf den Monat April dominieren leuchtend grüne Vorzeichen. Die Milchauszahlungspreise der hiesigen Molkereien lagen im Schnitt um 3 ct höher als im März. Die Mehrzahl der gemeldeten Grundpreise lag oberhalb der Marke von 50 ct/kg. Insgesamt ergibt sich ein Monatsdurchschnitt von 50,03 ct/kg ECM.

Das Milchaufkommen liegt weiterhin unterhalb der Vorjahreslinie. In KW 17 betrug der Rückstand 2,5 %. Die Saisonspitze könnte bereits erreicht sein. Nicht nur in Deutschland, sondern ebenso in europäischen Nachbarländern und auch in der global wichtigen Erzeugerregion Ozeanien können die Mengen des Vorjahreszeitpunktes nicht erreicht werden. Australien liegt um 3,2 % zurück, Neuseeland um 4,0 %. Das Argument der Knappheit dominiert weiterhin den Markt für Milchprodukte. Entsprechend hoch liegen preislich die Verwertungsmöglichkeiten. Der Kieler Rohstoffwert Milch ab Hof wurde im April auf einen Rekordwert von 67,5 ct/kg angehoben. Der Fettwert stieg um 4,3 ct auf 32,3 ct/ kg und der Nichtfettwert um 2,3 ct auf 36,8 ct/kg. Gegenüber April 2021 hat sich dieser Indikator um 86 % erhöht. In den Niederlanden werden zurzeit 52,50 ct/kg am Spotmarkt aufgerufen, im April waren es bis zu 57,5 ct/ kg. Am italienischen Spotmarkt sind derzeit 52,8 ct/kg notiert, im Vorjahresmonat waren es rund 30 ct weniger.

Das Preisniveau von Milchprodukten lag im April deutlich über dem Vormonat März. Im Großhandel wie auf Laden­ebene kam es im April zu erneuten Preissteigerungen. Zwar haben sich die Pulverpreise in den vergangenen Wochen schwächer entwickelt, diese Tendenz färbt jedoch nicht auf frische Produkte ab. Butter und Käse gehen nach wie vor sehr gut in den Markt, die Nachfrage hält den steigenden Preisen stand. Das gilt besonders für den Absatz an Endverbraucher. An der Kemptener Börse wird Päckchenbutter in der Spitze mit 7,90 €/kg notiert, das ist ein neuer Höchststand. Dass es an der GDT in Neuseeland zuletzt zu einem starken Minus bei Butter kam, setzt sich hier nicht durch. Einerseits ist das generelle Angebot an Milchfett anhaltend beeinträchtigt durch das unterdurchschnittliche Milch­aufkommen in Westeuropa. Andererseits macht sich bemerkbar, dass die Knappheit am Pflanzenölmarkt die Produktion von Margarine hemmt und verteuert. Die Spargelsaison sorgt für zusätzlichen Bedarf an Butter. Industrielle Verarbeiter verhalten sich aufgrund der Höchstpreise hingegen abwartend. Auch Käse wird weiter rege nachgefragt und tendiert preislich fest. Die amtliche Notierung für Schnittkäse in Hannover liegt bei 4,90 bis 5,30 €/ kg für Blockware. Allgäuer Emmentaler liegt in Kempten bei 6,50 bis 7,30 €/ kg. Die wegfallenden Corona-Beschränkungen beleben insbesondere die Gastronomie. Und auch touristisch starke Regionen in Europa stocken die Vorräte für die Sommersaison auf, was den deutschen Export ankurbelt – dies bei insgesamt knappem Angebot und bereits reduzierten Lagerbeständen.

Am Pulvermarkt tendieren die Kurse uneinheitlich. Grundsätzlich ist das weltweite Angebot anhaltend knapp und auch Rohstoffe, Energie und Fracht bleiben teuer. Doch eine schwächere Nachfrage am Weltmarkt hat die Pulverpreise zur Umkehr gebracht. Es scheint, als sei der Preisgipfel im April erreicht worden. Das bekräftigt der Preissturz an der GDT Anfang Mai mit Verlusten von mehr als 6 % im Pulverbereich. Vor allem die Nachfrage aus Drittländern hat seit Ostern nachgelassen. Käufer aus dem asiatischen Raum mit Schwerpunkt in China kämpfen mit Corona-Ausbrüchen im Land, entsprechende Lockdowns senken die Bedarfe an Magermilchpulver. In Europa hingegen ist von bestehender Nachfrage für die zweite Jahreshälfte die Rede. Teilweise dienen die Käufe bei weiter sehr hohen Preisen der Vorratshaltung, um dann möglichen Lieferengpässen vorzubeugen. Die Aussicht auf eine Steigerung der Milchproduktion ist unter jetzigen Bedingungen kaum denkbar. 

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