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Zuckerpreise auf Zwölfjahreshoch

Marktkommentar
Von Claus Hoeck, LK-Markt

Im September 2023 stieg der Preis für Weißzucker am Terminmarkt in London auf über 740 US-$/t, mehr als 40 % Preisanstieg gegenüber dem Vorjahresmonat. Auslöser hierfür sind Produktionsprobleme in den größten Zuckerexportländern. Zuletzt gab es Spekulationen, dass Indien im Oktober 2023 Exportbeschränkungen für seine Zuckerexporte ankündigen wird, um die nationale Versorgung nicht zu gefährden. Der geringer als üblich ausfallende Monsunregen (–20 %) beeinflusst die Rohrzuckerproduktion negativ. Indien erlaubte den Fabriken schon in der laufenden Saison bis zum 30. September 23 nur, 6,1 Mio. t Zucker zu exportieren, nach 11,1 Mio. t Export in der Vorsaison.

Rückgang der weltweiten Zuckerproduktion

Aber auch für die anderen großen Exporteure Brasilien (–4 Mio. t, Trockenheit) und Thailand (–1,5 Mio. t, Trockenheit) werden Rückgänge prognostiziert. Für Brasilien wird erwartet, dass angesichts der hohen und weiter steigenden Rohölpreise mehr Zuckerrohr in die dortige Ethanolproduktion wandert, sodass das Exportpotenzial dieses weltweit größten Zuckerproduzenten noch weiter sinkt.

Die internationale Zuckerorganisation ISO prognostizierte am 10. August, dass die weltweite Produktion im Jahr 2023/24 im Jahresvergleich um –1,2 % auf 174,8 Mio. t sinken werde. Bei einem weltweiten Konsum von 177 Mio. t ergibt sich ein Defizit von 2,2 Mio. t, was weiter preistreibend wirkt.

Zuckermarkt innerhalb der EU

Für die europäischen Zuckerrübenbauern sind dies gute Nachrichten, denn der Preis für Zuckerrüben hängt stark vom Zuckerpreis ab. Allerdings ist der Zuckerpreis innerhalb der EU maßgeblich. Dieser wird von der EU erfasst und von der DG AGRI veröffentlicht. Für Mitte 2023 wurde ein Durchschnittspreis von 817 €/t ermittelt, das sind +364 € oder +79 % gegenüber Juni 2022.

Nach den guten Preisen für Zuckerrüben in der Saison 2022/23 sollten diese für die aktuelle Situation noch besser ausfallen. Die Zuckerrüben-Anbauer können höhere Rübenpreise dringend gebrauchen, denn ihre Produktionskosten steigen ebenfalls deutlich.

Ab 2006 wurde die Zuckermarktordnung der EU grundlegend reformiert. Der Interventionspreis für Zucker wurde in mehreren Jahren von 631,9 €/t auf 335,2 €/t gesenkt, genau wie der davon abgeleitete Zuckerrübenpreis von 46,72 €/t auf 26,29 €/t. 2017 wurden diese Garantiepreise und die Produktionsquoten endgültig abgeschafft. Es folgte in der EU eine Phase absoluter Tiefpreise 2018 und 2019, als der Zuckerpreis nur knapp über 300 €/t (mit entsprechend katastrophalen Rübenpreisen) lag. Damals stiegen viele Landwirte aus dem Rübenanbau aus.

Nun stellt sich die Situation deutlich besser dar: Die Zuckerindustrie meldet gute Geschäfte und Gewinne, auch die Rübenpreise für die Landwirte sollten sich deutlich verbessern. In den Zeiten der Zuckermarktordnung war bei einem Zuckerpreis von 631,9 €/t ein Rübenpreis von 46,72 €/t möglich. Nun sind alle Marktbeteiligtem gespannt, wie der Rübenpreis bei einem Zuckerpreis von über 800 €/t sein wird.

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