Die Winterfeuchte ausnutzen und der Frühsommertrockenheit trotzen können: Warum nicht auch mit der Lupine? In Frankreich ist das schon etablierte Praxis, in Deutschland noch Zukunftsmusik. Landwirt Heiko Brüggen aus Groß Kummerfeld nahe Neumünster hat es ausprobiert.
„Durch die höheren Erträge der Winterlupine wird sie in Frankreich vermehrt und bevorzugt angebaut“, sagt Cécile Afi, Mitarbeiterin der französischen Firma Terrena. Insgesamt werden in Frankreich lediglich auf 6.000 ha Lupinen angebaut; in Deutschland sind es mit über 30.000 ha mehr als fünfmal so viel. Heiko Brüggen, Landwirt mit LeguNet-Demobetrieb in Schleswig-Holstein, will es wissen. Auf knapp 2 ha hat er 2024/25 Winterlupinen der Sorte ,Magnus‘ angebaut, etwa die Hälfte im Gemenge mit Triticale. Neugierig gemacht haben ihn die Versprechungen aus Frankreich: vier bis fünf Etagen, um 5 bis 10 dt höhere Erträge und gute Qualitäten. Nur der Krankheitsdruck kann durch die längere Vegetationszeit höher sein. Ein weiterer Knackpunkt: Die Frosttoleranz liegt laut Züchterangaben bei etwa –10 °C. Ähnlich wie bei den Ackerbohnen ist die Saatstärke von Winterlupinen mit 25 K./m² nur etwa halb so hoch wie bei der Sommerung, da sich die Lupine im Frühjahr bestockt. Dementsprechend ist die Unkrautunterdrückung gerade im Herbst und über den Winter mangelhaft. Empfohlen wird daher oft, die Winterlupine im Gemenge mit Triticale anzubauen.
Heiko Brüggen bewirtschaftet einen konventionellen Betrieb in Groß Kummerfeld. „Der Name ist Programm“, so erklärt Brüggen den Boden des Standorts, der teilweise nur bis zu 20 Bodenpunkte aufweist. Seit vier Jahren baut er Lupinen an, die er an seine Rinder verfüttert, nun zum ersten Mal neben der Weißen Sommerlupine auch die Winterlupine. Er erklärt: „Ich möchte verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, um meinen Betrieb zukunftsfähig aufzustellen. Durch die geringe Wasserhaltekapazität des Bodens kommen viele andere Leguminosen nicht infrage. Auch die Lupine wird bei uns im Frühsommer beregnet. Für die Rinderfütterung eignen sich die Lupinen gut – perspektivisch würden wir auch gern Lupinen in die Humanernährung vermarkten.“
Die Aussaat der Winterlupine erfolgte bei Brüggen am 20. September 2024 mit 30 K./m². Die Lupinen liefen gut auf und gingen im Rosettenstadium in den Winter. Mitte Februar kam es zu einem Kälteeinbruch – die –10 °C wurden unterschritten. Die niedrigen Temperaturen nahmen die Lupinen augenscheinlich stark mit und führten zum Absterben der äußeren Blätter und Triebe. Sie kamen merklich geschwächt aus dem Winter und wuchsen nur langsam weiter. Die Bodenbedeckung war gering und die Vorauflaufbehandlung mit einem Herbizid schon mehrere Monate her. Kamille und Melde überwuchsen die Lupine in Reinsaat schnell. Etwas anders sah es in der Variante mit Triticale aus. Hier wurde das Unkraut durch den Triticale unterdrückt – die Lupine allerdings gleich mit.
Anfang Mai fingen die knöchelhohen Lupinen an zu blühen. Erst im Juni gab es durch den Niederschlag einen erneuten Wachstumsschub und die Lupinen bildeten eine weitere Etage mit neuer Blüte.
Nun verwirklichten sich an einzelnen Pflanzen die Versprechungen aus Frankreich. Durch die geringe Saatstärke hatten die Lupinen viel Platz, und einzelne Lupinen haben tatsächlich vier bis fünf Etagen mit bis zu 40 Hülsen gebildet, im Kontrast zu den Sommerlupinen: Diese waren zum gleichen Zeitpunkt brusthoch und wüchsig, ließen aber beim Hülsenansatz Wünsche offen.
„Nach der kläglichen Entwicklung im Frühjahr und dem hohen Unkrautdruck waren wir positiv überrascht von der Winterlupine in Reinsaat“, sagt Brüggen. Problem: Der niedrige Hülsenansatz und das viele Unkraut erschweren die Abreife und die Ernte. Die geringe Bestandsdichte kann zudem nicht durch den Hülsenansatz kompensiert werden. Die wenigen Prachtexemplare, wie auf dem folgenden, mittleren Foto, repräsentieren zudem nicht den extrem heterogenen Bestand (siehe Foto Einzelpflanzen). Ursächlich für die großen Unterschiede scheint augenscheinlich die Wasserversorgung zu sein. So ist beispielsweise der vom Knick beschattete Bereich wüchsiger, die Lupinen im Gemenge ähneln allesamt eher dem Wuchstyp auf dem folgenden, mittleren Foto unten. Während die Abreife Ende Juli in der Winterlupine schon deutlich voranschritt und die ersten Pflanzen anfingen zu rascheln, stand die Sommerlupine zum selben Zeitpunkt noch im grünen Laub.
Die Ernte der Winterlupine erfolgte Mitte/Ende August, zirka zwei Wochen vor der Sommerlupine. Mit 17 dt/ha war der Ertrag der Winterlupine ernüchternd. Der hohe Unkrautdruck und die niedrige Bestandsdichte werden viel Ertrag gekostet haben. Auch die Sommerlupine war mit 20 bis 25 dt/ ha nicht herausragend. Hier gab es einen gegenteiligen Effekt: Der regenreiche Juni und die höhere Saatstärke trieben die Pflanzen in die Höhe. Die Lupine scheint mehr in die Masse- als in die Ertragsbildung investiert zu haben.
Und das Fazit aus dieser besonderen Demoanlage? „Ein Jahr ist kein Jahr“, so Heiko Brüggen. Das Saatgut für die Sommerlupine ist bestellt, die Winterlupinen bereits in der Erde. Nur auf das Gemenge mit Triticale verzichtet Brüggen in diesem Jahr. Auch der Unkrautschutz muss angepasst werden, denkbar wäre beispielsweise ein Striegeleinsatz im Frühjahr.




