Im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Wohltemperiert. Für klimagerechte Architektur“ lud der Arbeitskreis LandFrauenArchiv Molfsee erneut zu einem besonderen Erzählnachmittag ins Freilichtmuseum ein.
Unter dem Motto „Kühlen und Heizen auf dem Land“ erinnerten sich vier Frauen an frühere Zeiten – musikalisch begleitet von einem folkloristischen Duo aus Violine und Akkordeon. Schutz vor der sommerlichen Hitze bot das historische Pfarrhaus aus Grube, in dem sich interessierte Besucherinnen und Besucher versammelten.
Gerda Lohse nahm das Publikum mit ins 18. Jahrhundert und berichtete anschaulich vom Leben der Gutsherren und Leibeigenen. Im Mittelpunkt stand der historische Eiskeller in Jersbek – ein trocken aufgesetzter Trichter, geschützt durch ein Reetdach und die umliegende Bepflanzung. Dank dieser Bauweise herrschten im Vorraum konstant etwa 3 °C – ideale Bedingungen für die Milchverarbeitung. Im Winter wurde das Eis durch das Bergen großer Schollen wieder aufgefüllt – eine Aufgabe, die den Bauern des Gutsherrn oblag. Anneliese Rohwedder erzählte lebendig von ihrer Kindheit in einer Zeit vor Öl- und Gasheizung. Das Sammeln und Verarbeiten von Knickholz waren mühsam und körperlich anstrengend. Doch da es keine Alternativen gab und „für alle doof“ war, wurde sich nicht beschwert – und an das Gemeinschaftsgefühl erinnert sich die LandFrau aus Aukrug noch heute gern.
In den 1950er-Jahren wurde Luhnstedt, der Heimatort von Ursula Bose, als sogenanntes Elektroversuchsdorf ausgewählt. Um den Energiebedarf auf dem Land besser einschätzen zu können, hielten damals zahlreiche elektrische Geräte Einzug in den Ort: Waschmaschinen, Kochplatten, Heißwasserspeicher – und auch eine gemeinschaftlich genutzte Gefrieranlage, das sogenannte Ishus. Mit dieser technischen Neuerung begann eine neue Ära der Hauswirtschaft und Alltagsorganisation.
Das Ishus rief bei Marga Trede lebhafte Kindheitserinnerungen wach. In ihrem Heimatort war die Gefrieranlage ein genossenschaftliches Projekt mit rund 40 Eigentümern. Die neue Technik brachte auch Herausforderungen mit sich: gummiartiger Blumenkohl und zähes Fleisch erforderten hauswirtschaftliche Lernprozesse. Und die Nutzung war nicht billig: 540 DM pro Jahr je Zelle, gelegentliche Verluste durch unachtsamen Umgang oder gestohlene Vorräte inbegriffen.
Mit den Berichten der LandFrauen wurde deutlich, wie sehr sich der Alltag im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat und wie anpassungsfähig Menschen als Gesellschaft sind. Der Pioniergeist, die klugen technischen Einfälle und der gemeinschaftliche Zusammenhalt können heute wertvolle Inspiration für die Transformation zu klimagerechteren Lebensmodellen der Zukunft bieten. Insgesamt waren sich Erzählende und Zuhörende einig, dass Erinnerungen an vergangene Zeiten nicht nur ein lebendiger Blick zurück sind, sondern auch ein ermutigender Ausblick darauf, was wir gemeinsam aus der Geschichte für eine nachhaltige Zukunft lernen können. Und so soll auch 2026 wieder ein Erinnerungsnachmittag im Freilichtmuseum Molfsee stattfinden.
Zukunft ländlicher Räume in Gefahr
Geplante Umstrukturierung im EU-Haushalt träfe ländliche Regionen bis ins Mark
Der Vorschlag der Europäischen Kommission zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) 2028–2034 gefährdet nach Ansicht des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv) massiv die Entwicklung ländlicher Regionen in Deutschland und Europa. Besonders kritisch bewertet dlv-Präsidentin Petra Bentkämper die geplante Neuordnung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) – insbesondere der sogenannten zweiten Säule, die bislang gezielt Mittel für ländliche Entwicklung bereitstellte. Statt einer klaren und zweckgebundenen Förderung ländlicher Räume soll ein großer europäischer Fonds für wirtschaftliche, territoriale, soziale, ländliche und maritime Entwicklung entstehen. Damit wächst der Verteilungskampf um knappe Mittel – zulasten ländlicher Regionen. „Die gezielte Förderung ländlicher Regionen droht so in einem undurchsichtigen Gesamtfonds unterzugehen. Im Konkurrenzkampf verschiedener Politikfelder würden sie Gefahr laufen übersehen zu werden“, warnt Petra Bentkämper. „Diese Umstrukturierung träfe ländliche Regionen bis ins Mark.“ Besondere Sorge bereitet dem dlv auch der Plan, sämtliche EU-Fonds künftig in einem nationalen Strategieplan zu bündeln. Die Verantwortung für die Mittelvergabe würde damit größtenteils an die Mitgliedstaaten übergehen. Eine solche Renationalisierung europäischer Förderpolitik unterläge dann eher nationalpolitischen Kursen als langfristige und verlässliche Strukturen zu begünstigen. Zwar wird mit dem neuen Ansatz mehr Flexibilität für die Mitgliedstaaten versprochen, aber er führt auch zu einer stärkeren Zentralisierung der Verteilung der Mittel. „Die versprochene Flexibilität käme wahrscheinlich nicht den Regionen zugute“, so Bentkämper weiter. „Die regionalen Akteurinnen und Akteure, die am besten wissen, was vor Ort gebraucht wird, würden an Einfluss zu verlieren.“ Der Deutsche LandFrauenverband ruft deshalb die Bundesregierung dazu auf, sich auf EU-Ebene unmissverständlich für die Zukunft der ländlichen Räume einzusetzen. „Die Lage ist brisant. Die Bundesregierung muss Anwältin der ländlichen Räume sein und in Brüssel entschieden für deren Belange eintreten“, appelliert Bentkämper. Pressestelle dlv