Durchschnittspreise von 1.000 € und ein fast geräumter Markt – so etwas sieht man nicht alle Tage. Vom 20. bis 23. August verwandelten sich die Husumer Messehallen erneut in das Zentrum der norddeutschen Schafzucht. Rund 530 Böcke und Schafe verschiedener Rassen standen im Katalog. Züchter, Käufer sowie Schaf-Fans aus ganz Deutschland verfolgten die Versteigerungen und Prämierungen.
Die Auktionen boten jedoch mehr als reines Kaufen und Verkaufen: Alte Bekannte trafen auf neue Gesichter, unterschiedliche Dialekte mischten sich, und selbst Besucher ohne direkten Bezug zur Schafhaltung spürten die besondere Atmosphäre in den Hallen. Begleitet von Presse, Funk und Fernsehen warteten die Auktionen mit hochwertigen Tieren, ereignisreichen Prämierungen und packenden Bietergefechten auf. Die Spannung war groß, besonders in Hinblick auf das vergangene Jahr, in dem die Blauzungenkrankheit erhebliche Verluste verursachte und die Zahl der zur Auktion aufgetriebenen Böcke durch den Generationenwechsel bei den Texelzüchtern rückläufig war. Es blieb abzuwarten, welche Böcke sich als Rassesieger oder Fleischsieger durchsetzen und wie sich die Preise entwickeln würden.
Auftakt mit Suffolk, Blaukopf und Swifter
Der Auftakt mit den Rassen Suffolk, Blaukopf und Swifter bot mit würdigen Siegern, hohen Geboten und spannenden Momenten im Auktionsring alles, was einen erfolgreichen ersten Auktionstag ausmacht. Von den 184 im Katalog verzeichneten Tieren wurden 22 nicht aufgetrieben.
Bei den Blauköpfen stellte allein Jens Kohrs aus Poppenbüll fünf Jährlingsböcke vor. Den Rassesieg sowie den WDL-Sieg (Wirtschaftsvereinigung Deutsches Lammfleisch) errang der Bock mit der Katalognummer (Kat.-Nr.) 3, der bei der anschließenden Versteigerung 950 € erzielte. Der teuerste Bock dieser Gruppe – ein 1D-prämierter Vertreter (Kat.-Nr. 5) – wechselte für 1.000 € den Besitzer und wird künftig in Niedersachsen zum Einsatz kommen. Alle Tiere dieser Rasse konnten im Schnitt für 730 € verkauft werden.
Auch bei den Swiftern war die Zahl der Tiere überschaubar. Arne Petersen trieb fünf Böcke auf, darunter den Rassesieger, einen Jährlingsbock mit der Kat.-Nr. 7, sowie den Reservesieger, einen Lammbock mit der Kat.-Nr. 10. Beide Tiere fanden jeweils für 650 € ein neues Zuhause.
Suffolk: Starke Konkurrenz, hohe Gebote
Die stärkste Rasse mit 152 Böcken und Schafen bildeten an diesem Tag die Suffolks. Die Prämierungskommission, bestehend aus Alf-Thomas Feddersen, Gernand von Massow und Hans Erhard Luhn, stand vor einer besonders anspruchsvollen Aufgabe, denn die hohe Qualität der Tiere machte die Entscheidung alles andere als einfach. Hinzu kam, dass sich sowohl die Jury als auch das Publikum zunächst an die neuen Prämierungsregeln gewöhnen mussten, bevor die Böcke bewertet und verglichen werden konnten. Nur Böcke mit einer Mindestbewertung von W/B/E 6/8/7 durften in den Prämierungsring. Zwar sorgten die Änderungen für Gespräche und erforderten ein Umdenken, doch die Größe der Bockgruppen blieb weitgehend unverändert. Auch im Katalog fielen die Neuerungen auf. Viele Käufer mussten sich mit der Zeichenerklärung vertraut machen, bevor sie ihre Auswahl treffen konnten.
Bei den Jährlingsböcken sicherte sich Kai Fischer aus Sommerland gleich zwei Titel, den Rassesieger (Kat.-Nr. 49) und den WDL-Sieger (Kat.-Nr. 64). Beide Tiere waren auch bei den Käufern sehr beliebt und wurden bei 1.550 € beziehungsweise 2.000 € zugeschlagen.
Den Höchstpreis des Tages erzielte jedoch der Reservesieger (Kat.-Nr. 106), ein besonders langer und kräftiger Lammbock von Lennart Hochheim, bei dem sich die Gebote bis auf 2.100 € hochschraubten.
Bei der Verleihung der Ehrenpreise wurde der Landesverbandsvorsitzende Karl-Henning Hinz tatkräftig von der Nordfriesischen Lammkönigin Emma Ingwersen unterstützt. Die feierliche Eröffnung der Auktion übernahm der Kreispräsident Nordfrieslands, Frank Zahel. Auktionator Alf-Thomas Feddersen führte routiniert durch die Auktion, sodass am Ende 156 Tiere auf die Reise geschickt werden konnten. Ein Durchschnittspreis von 716 € und strahlende Züchter beendeten den ersten Tag.
Tag der bunten Rassevielfalt
Am zweiten Tag wurde es in der grauen Stadt am Meer ganz schön bunt. 139 Tiere aus elf Rassen forderte die Jury, Hans Michow Schröder, Hardy Marienfeld und Karl-Henning Hinz, die gut zu tun hatte, die Besten aus der Vielzahl der Tiere herauszufiltern.
Bei den 68 aufgetriebenen Weißköpfen fanden sich alle Siegertiere in den Jährlingsbockgruppen. Der Reservesieger (Kat.-Nr. 19) aus der Zucht von Hauke Reimers erzielte 900 €. Die Zuchtstätte Niss-Bernhardt Stien aus Westerhever stellte zwei Highlights. Die Kat.-Nr. 9 holte den Rassetitel und wechselte für 1.050 € den Besitzer. Kat.-Nr. 4, ein stattlicher 142-kg-Bock, wurde zum WDL-Sieger gekürt und ging für 2.500 € an den Höchstbietenden. Dieses Trio verschaffte den Weißköpfen Aufmerksamkeit, auch wenn die Gesamtbilanz etwas durchwachsen war. Bei den Schwarzköpfen sorgten vier Jährlingsböcke aus der Zucht von Michael Dohrn für Aufsehen – keine Selbstverständlichkeit, denn Schleswig-Holstein gilt nicht als typisches Zuchtgebiet. Umso bemerkenswerter war der Rassesieger und Fleischsieger (Kat.-Nr. 81), der für 1.400 € nach Hessen ging.
Die Charollais-Züchter trieben imposante Tiere auf, die sowohl optisch als auch preislich für Furore sorgten. Alle 38 Charollais stießen auf große Nachfrage und wurden zu einem Durchschnittspreis von 1.017 € verkauft. Der Rassesieger (Kat.-Nr. 84), ein Jährlingsbock von Jörg Langhein, fand für 1.500 € einen neuen Besitzer in Baden-Württemberg. Der Reservesieger (Kat.-Nr. 110), ein Lammbock aus der Zucht von Andreas Pirdzuhn, kam für 1.000 € unter den Hammer. Spitzenreiter jedoch war der 2023 geborene Bock (Kat.-Nr. 82) aus der Zucht von Lisa Marie Mittelfeld, vorgestellt von Andreas Pirdzuhn, der als WDL-Fleischsieger nun Bayerisch lernen muss. Mit 2.550 € war er der teuerste Bock des Tages und der gesamten Auktion. Mit diesen Ergebnissen setzten die Charollais ein deutliches Ausrufezeichen, was den Züchtern am Abend sicherlich Anlass zum Feiern gab. Ebenfalls einen Grund zu feiern hatte Jens Heidmann, der seine beiden Berrichon-du-Cher-Böcke gut verkaufen konnte. Rassesieger wurde ein Lammbock (Kat.-Nr. 121), der für 700 € einen Käufer fand. Der Border-Leicester-Bock von Jürgen Schlüter sorgte mit seinem ungewöhnlichen Aussehen wieder für Aufsehen und wurde für 500 € zugeschlagen.
Enttäuschend verlief der Tag für die Dorper. Philip Carstensen hatte sieben Lammböcke aufgetrieben, von denen nur einer für 350 € einen Käufer fand. Die Zwartbles dagegen konnten punkten. Jennifer Haalck stellte fünf Tiere vor, von denen der Rassesieger, der einjährige Bock mit Kat.-Nr. 131, für 500 € zugeschlagen wurde. Der Reservesieger, ein Lammbock (Kat.-Nr. 132), soll seiner neuen Besitzerin viel Erfolg in der Zucht bringen.
Ergebnisse der Landschafrassen
Auch die Landschafe brauchten sich nicht zu verstecken. Bei den Bentheimer Landschafen wechselten alle drei vorgestellten Tiere den Besitzer. Der Altbock (Kat.-Nr. 137) aus der Zucht von Andrea Michelson wurde Rassesieger, während der teuerste Jährlingsbock (Kat.-Nr. 138) mit 450 € aus der Zucht von Hauke Reimers stammt und künftig in Wipperfürth zum Einsatz kommt.
Starke Konkurrenz gab es bei den Coburger Fuchsschafen. Drei Züchter brachten sieben Tiere in den Ring. Den Sieg holte sich der Altbock (Kat.-Nr. 139) von Alexandra Zuchovskis, knapp vor dem einjährigen Bock (Kat.-Nr. 148) aus der Zucht von Pepe Fritz Petersen. Den höchsten Verkaufspreis erzielte der Jährlingsbock (Kat.-Nr. 140) aus der Zucht von Frauke Wechselberg mit 450 €, der zuvor mit einem 1B-Preis ausgezeichnet wurde. Bis auf einen Lammbock wurden alle Tiere verkauft, der Mittelwert betrug 383 €.
Die drei Jährlingsböcke der Rasse Scottish Blackface von Johanna Bergeest wussten ebenfalls zu gefallen, allen voran der Rassesieger (Kat.-Nr. 153), der für 350 € zugeschlagen wurde und künftig in Cuxhaven steht. Der Skuddenbock aus der Zucht von Heide Voeltz und Norbert Westphal fand leider keinen Käufer, durfte aber immerhin einen Ausflug an die Westküste genießen.
Obwohl der Tag bei den Weißköpfen mit Höhen und Tiefen verbunden war, überwog am Ende die Zufriedenheit. Insgesamt wechselten 116 Tiere den Besitzer, im Mittel erzielten sie 705 € über alle Rassen hinweg, ein starkes Ergebnis für diesen Tag voller Vielfalt.
Erster Texel-Tag: Klein, aber oho
Der dritte Tag der Husumer Bockauktionen stand ganz im Zeichen der Texel. Seit die Rasse Ende der 1960er Jahre in Deutschland eingeführt wurde, hat sie sich zur größten Rasse in Schleswig-Holstein entwickelt und ist aus vielen Schäfereien nicht mehr wegzudenken.
In diesem Jahr jedoch zeigte sich ein wachsendes Problem. Altgediente Züchter hören auf, und der Nachwuchs ist nicht in ausreichender Zahl vorhanden. Deshalb standen am ersten Texel-Tag nur 73 Tiere aus Dithmarschen, Rendsburg-Eckernförde, Husum und Südtondern im Katalog. Als erste Konsequenz werden daher die Texeltage ab 2026 zusammengelegt.
Unter dem Motto „Klein, aber fein“ wurden die Böcke auf höchstem Niveau vorgestellt, sodass die Prämierungskommission, Martin Luhn, Simon Lossau und Jörg Langhein, sich beeindruckt zeigte und große Freude beim Richten hatte.
Die Ergebnisse ließen die Nachwuchssorgen etwas abklingen, denn der „Jungzüchter“ Oke Bährs trat mit einer sehr guten Kollektion von Böcken an und sicherte sich mit dem älteren Lammbock (Kat.-Nr. 36) den Rassesieg. Der Preis von 1.250 € war schon toll für den Züchter, aber für seinen 1B-prämierten Bock (Kat.-Nr. 44) erhielt er den Spitzenpreis des Tages von 1.750 €. Diese Preise sind nicht nur Anerkennung, sondern hoffentlich auch Anreiz für andere Nachwuchszüchter.
Zum Reservesieger machte die Kommission den korrekt gebauten Jährlingsbock (Kat.-Nr. 6) aus der Zucht von Niels Löbkens, der für 1.150 € verkauft wurde und dem Käufer sicherlich wertvolle Dienste leisten wird. Der WDL-Sieger, ein Jährlingsbock (Kat.-Nr. 8) aus der Zucht der Gebrüder Hinz, überzeugte ebenfalls. Ein kleiner Schönheitsmakel – ein schwarzer Fleck – verhinderte die Zuchtzulassung, doch für den Käufer aus Brambach spielte dies keine Rolle, 1.150 € waren ihm der Bock allemal wert.
Die Auktion übertraf schließlich alle Erwartungen: Kein Bock blieb zurück, und der Durchschnittspreis von 953 € verdeutlicht die Spitzenklasse der Tiere sowie die anhaltende Nachfrage nach Texeln. Auktionator Alf-Thomas Feddersen kam dabei ordentlich ins Schwitzen. Nicht nur die hohen Preise, sondern auch die vielen Gebote forderten ihren Tribut, und seine Stimme war gegen Ende des Tages hörbar angeschlagen. Ein erfolgreicher Tag, der den Züchtern Zuversicht für die Zukunft der Texelzucht in Schleswig-Holstein gibt.
Zweiter Texel-Tag: Hochspannung zum Finale
Zum großen Finale der Husumer Bockauktionen standen die Texel aus Eiderstedt und dem übrigen Schleswig-Holstein im Rampenlicht. Von 116 im Katalog geführten Tieren, wurden 109 aufgetrieben. Für die Prämierungskommission, Ingo Penn, Angelus Brandt und Gernand von Massow, war die Auswahl der Sieger keine einfache Aufgabe, da sich die Böcke in Bestform zeigten. Dabei gelang der Zucht Martin und Hans-Erhard Luhn ein seltenes Kunststück, denn sie erhielt sowohl die Auszeichnung für den Rasse- als auch den Reservesieger.
Den Rassesieg sicherte sich der Lammbock mit Kat.-Nr. 76, der sich vor seinem älteren Stallkollegen, dem Jährlingsbock mit Kat.-Nr. 13, durchsetzte. Zum Fleischsieger wählte Carl Olchewski, Schlachterei Burmeister, als Vertreter für die WDL den Bock (Kat.-Nr. 49) aus der Zucht von Kai Fischer. Alle drei Böcke zeigten die typischen Merkmale der Texel und überzeugten so Jury und Käufer gleichermaßen. Der Rassesieger wechselte für 1.350 € den Besitzer, der WDL-Sieger erzielte 1.300 €, der Reservesieger holte mit 2.250 € den höchsten Tagespreis. Die Gebote flogen nur so durch die Halle, sodass am Ende des Tages alle aufgetriebenen Tiere einen Käufer für durchschnittlich 931 € fanden.
Qualität, Vielfalt und Treffpunkt der Branche
Vier Tage lang verwandelten sich die Husumer Messehallen in die Bühne der norddeutschen Schafzucht. Von den ursprünglich 527 im Katalog aufgeführten Tieren wurden 56 nicht aufgetrieben, sodass insgesamt 471 Böcke und Schafe unter den Hammer kamen. Verkauft wurden 442 Tiere – ein beachtliches Ergebnis, das die hohe Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Tieren unterstreicht. Der Durchschnittspreis lag bei 799 €, während der teuerste Bock, ein Charollais, mit 2.550 € einen klaren Höhepunkt setzte.
Bei den Preisverleihungen gab es große Anerkennung für die Züchter. Die Rassesieger erhielten Ehrenpreise des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein sowie Medaillen und Kammerplaketten der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Die Reservesieger wurden mit einem Glaspokal des Landesverbandes geehrt. Die Züchter der Fleischsieger erhielten eine Urkunde der Wirtschaftsvereinigung Deutsches Lammfleisch (WDL) und die Käufer dieser Tiere durften sich über Ankaufsgutscheine über 100 € freuen.
Die Husumer Bockauktionen bleiben ein unverzichtbares Highlight für Züchter und Käufer. Sie bietet Züchtern die Möglichkeit, ihre besten Tiere zu präsentieren, und Käufern, geprüfte und leistungsstarke Böcke zu erwerben. Für die Zukunft wird es wichtig sein, eine ausgewogene Auswahl zu bieten, sowohl teure Spitzenböcke als auch Tiere, die für kleinere Bestände erschwinglich sind. Nur so bleibt der Markt für alle Teilnehmer attraktiv.