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Schweinemarkt vor weiterem Preisanstieg?

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Die Preisentwicklung im hiesigen Schlachtschweinehandel nimmt Fahrt auf. Während bislang von eher schwierigen Fleischgeschäften und reduzierten Schlachtzahlen die Rede war, haben die Schlachtereien in der vorigen Woche ihre Zurückhaltung aufgeben. Nach neun Wochen mit einem unveränderten Vereinigungspreis von 2,00 €/IP erhöhte sich der Basispreis am 1. Februar um deutliche 8 ct auf 2,08 €/IP. Dass die Kurse in ähnlich großen Schritten weiter anziehen könnten, zeigt ein Preissprung von 16 ct auf 2,32 €/ kg SG an der ISN-Schweinebörse für frei gehandelte Schweine am 3. Februar. Viele Erzeuger haben die Anmeldungen und die Liefermengen reduziert und warten weitere Preisaufschläge ab. Damit verringert sich das ohnehin schon knappe Angebot. Seit dem Jahresbeginn liegen die Schlachtmengen deutschlandweit fast 9 % unter dem Aufkommen im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Sauenschlachtungen bleibt sogar um ganze 27 % hinter den Vorjahreszahlen zurück.

Schweinemast wieder in der Gewinnzone

Damit könnte in diesem Frühjahr eine kostendeckende Schweinemast möglich sein. Viel wichtiger ist jedoch, dass sich auch die Ferkelerzeugung wieder lohnt. Diese hat drei katastrophale Jahre hinter sich. Auch EU-weit sind Ferkel aktuell sehr gefragt. Die Ferkelimporte aus Dänemark gehen aktuell zurück. Der Sauenbestand hat sich dort um 10 % reduziert. Die Ferkel sind im Inland gefragt. Zudem zeigt sich eine sehr rege Nachfrage nach dänischen Ferkeln aus Polen. Auch die Ferkellieferungen aus den Niederlanden nach Deutschland werden weniger. Holländische Ferkel gehen oft Richtung Spanien. Dort sorgt eine Ferkelkrankheit aktuell für hohe Verluste. In Schleswig-Holstein sind die Ferkelnotierungen seit dem Jahresbeginn deutlich gestiegen, auch als die Schweinekurse noch unverändert geblieben sind. Der Abstand zur überregionalen Nord-West-Ferkelnotierung hat sich weiter vergrößert. Durch die jüngste Erhöhung erreicht der Schweinepreis hierzulande fast den Höchstpreis des vergangenen Jahres, der im September mit 2,10 € markiert wurde. Die jüngste Preissteigerung wird vor allem durch das knappe Lebendangebot gestützt. Die Schweinefleischnachfrage geht in Deutschland tendenziell weiter zurück. Problematisch ist, dass der Verbraucher hauptsächlich die Edelteile vom Schwein nachfragt. Zum Teil müssen diese schon aus dem Ausland eingeführt werden. Der Absatz der Nebenartikel ist dagegen schwierig geworden, vor allem seit China diese Ware nicht mehr abnimmt. Im Gegensatz zu anderen Jahren sind die Kühlhausbestände an Schweinefleisch zu dieser Jahreszeit nicht sehr hoch. Die Schlachtereien und der Großhandel haben sich aufgrund der Energiekosten mit den Einlagerungen zurückgehalten. Da man davon ausgeht, dass das Angebot vorerst nicht ansteigt und die Einkaufsmöglichkeiten nicht günstiger werden, hat eine rege Nachfrage nach lebenden Schweinen eingesetzt. Auch im Fleischhandel hat sich ein Verkäufermarkt gebildet. Ware wird nur mit Preisaufschlägen abgegeben.

EU-weit weniger Schweine

Nach einer Schätzung der Brüsseler Kommission wird die EU-Schweineproduktion in diesem Jahr um 4 % hinter den Vorjahreszahlen zurückbleiben. Dies könnte die Erzeugerpreise auch in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres stabilisieren. Nicht nur in Deutschland und in Dänemark, sondern auch in Spanien wird mit abnehmenden Stückzahlen gerechnet. Die zuvor kräftig ausgebaute Erzeugung in Spanien soll 2023 um rund 4 % sinken; im gleichen Bereich liegt Belgien mit einem Minus von 3,8 %. Unterdurchschnittlich wird der Rückgang der Schweineproduktion in Frankreich mit 1,2 % eingeschätzt. Für die Niederlande wird nur ein Minus von 0,3 % vorausgesagt.

Trotz der erhöhten Erzeugerpreise sorgen die hohen Betriebsmittelkosten weiter für Probleme in der Schweinehaltung. Die reduzierten Preise für Futtergetreide haben die Mischfutterpreise nur wenig gesenkt. Sojaschrot bleibt bislang sehr teuer. Die reduzierten Schweinebestände hatten bislang wenig Einfluss auf die Forderungen für Futtermittel.

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