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Schmuck für einen langen Blütensommer

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Mit ihrer langen Blühdauer und der Eignung für sonnige Standorte führt an Rispenhortensien eigentlich kein Weg vorbei. Dank einer mittlerweile breiten Sortenvielfalt gibt es als Zugabe interessante Farbverläufe obenauf.

Hydrangea paniculata, die Rispenhortensie, stammt aus Ostasien und fühlt sich in unserem Klima ausgesprochen wohl. Im Laufe der Jahre wächst das Blütengehölz etwa 1 bis 3,5 m hoch und präsentiert dabei eine sortenabhängige straff aufrechte bis leicht überhängende Wuchsform. Dabei macht das Gehölz als Solitär eine ebenso gute Figur wie als Hintergrundpflanze oder in einer Blütenhecke. Ihre Vielseitigkeit zeigt die Rispenhortensie auch darin, dass sie sich ausgezeichnet im Kübel kultivieren lässt. Während der Blütezeit an exponierter Stelle drapiert, ergibt sich ein großartiger Blickfang. Die Blütenrispen zeigen sich in hellgrün, cremefarben bis weiß, rosa oder rot je nach Sorte und Jahreszeit. Auch deren Aufbau ist sortenabhängig. Die Rispen sind entweder locker aufgebaut oder dicht mit Blüten besetzt. Als Nachzügler in der Hortensienfamilie öffnen sich die beeindruckenden Blüten mitten im Hochsommer. Die Blütenstände sind ausgezeichnete Trockenblumen. Floristen verwenden sie gerne, da die Farbe auch während des Trocknungsvorgangs erhalten bleibt.

Klein bleibende Züchtungen wie ,Bobo‘ eignen sich für Beet und Kübel gleichermaßen. Foto: Karin Stern
Geschickt platziert, fällt die imposante Rispenhortensie über Wochen hinweg ins Auge. Foto: Karin Stern

Die Rispenhortensie fühlt sich auf fast jedem Boden wohl. Wichtig ist eine humose, nicht zu trockene Beschaffenheit. Einmal eingewachsen, kommt sie an sonnigen, weniger optimalen Standorten gut zurecht. Damit zeigt sich die Rispenhortensie flexibler in ihren Ansprüchen als die klassische Bauernhortensie (Hydrangea macrophylla), die eher halbschattige Lagen bevorzugt. Rispenhortensien vertragen auch etwas mehr Trockenheit als andere Hortensienarten. Dennoch achten Sie während der Blüte auf eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit. Als Faustregel gilt, dass die Pflanze umso durstiger ist, je üppiger sie blüht. Und selbst in der kalten Jahreszeit wirken die Blütenstände immer noch charmant. Lassen Sie daher Abgeblühtes gerne stehen und nehmen Sie den notwendigen Rückschnitt im Spätwinter vor. Rispenhortensien blühen am neuen Holz. Daher schneidet man einfach die letztjährigen Triebe zurück. Im Prinzip verträgt diese Hortensienart auch einen stärkeren Rückschnitt. Wer eine hohe Sorte als Sichtschutz pflanzt, beschränkt sich mit dem Rückschnitt auf das Entfernen alter Blütenstände und frostgeschädigter Zweige. Bei der Verwendung als niedrige Blütenhecke oder Hintergrundpflanzung sorgt ein stärkerer Rückschnitt sämtlicher Zweige für einen regen Neuaustrieb und somit viele Blütenrispen. Zudem hält ein solcher Schnitt die Pflanze kompakt. Die Zweige im unteren Bereich werden etwas dicker und verleihen den schweren Blütenästen mehr Stabilität.

Der breitbuschige Wuchs erlaubt die vielfältige Verwendung. Foto: Karin Stern
Diese Rispenhortensie mit ihren fast kugeligen Blütenständen fühlt sich zwischen Weg und Hauswand sehr wohl. Foto: Karin Stern

Doch nicht nur der richtige Schnitt bildet die Basis für eine üppige Blüte, auch die Düngung spielt eine wichtige Rolle. Besonders empfehlenswert sind spezielle Langzeitdünger für Hortensien. Arbeiten Sie diesen nach Packungsanweisung im Mai oberflächlich in den Boden ein. Er eignet sich auch für die Versorgung der Kübelpflanzen. Manche Gärtner bevorzugen dafür jedoch einen Flüssigdünger, der im zweiwöchigen Abstand von April bis August ins Gießwasser gegeben wird. Doch die Rispenhortensie überzeugt nicht nur mit ihrer attraktiven Blüte, sie zeigt sich zudem sehr robust gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Treten doch einmal gelbe Blätter mit grünen Adern auf, leidet die Pflanze unter Eisenmangel, der sogenannten Chlorose. Mit einem eisenbetonten Dünger verschwindet die Erscheinung wieder. Zudem ist die Rispenhortensie im Vergleich zu den anderen Hortensienarten recht frosthart und kommt ohne Winterschutz aus. Kübelpflanzen überwintern frostfrei und hell bei etwa 3 bis 5 °C.

Sorten mit locker aufgebauten Blütenrispen sind besonders für Insekten interessant. Foto: Karin Stern

Die vielen Neuzüchtungen in den vergangenen Jahren machen die Auswahl für den Garten nicht leichter. Orientierung bietet der Arbeitskreis Bundesgehölzsichtung, der verschiedene Sorten begutachtet hat. Die Kriterien der Bewertung sind auf www.gehoelz​sichtung.de nachzulesen.

Nachfolgende Sorten wurden als „Premiumgehölze“ ausgezeichnet:

‚Candlelight‘: straff aufrecht, 90 cm hoch, kegelförmige Rispe im Farbverlauf von grünlich über cremefarben bis rosarot im Abblühen

‚Early Sensation‘: aufrechter Wuchs, 110 cm hoch, breit kegelförmige, cremefarbene Blüte, im Abblühen karminrot

‚Wims Red‘: locker aufrechter Wuchs, 125 cm hoch, breit kegelförmige, cremefarbene Blüte, im Abblühen rosa

‚Magical Flame‘: lockerer Wuchs, 90 cm hoch, lockerer, kegelförmiger Blütenstand, cremefarben, im Abblühen rosarot

‚Phantom‘: buschiger bis straff aufrechter Wuchs, 115 cm hoch, großer und breiter kegelförmiger Blütenstand, Farbverlauf von grünlich über cremefarben bis rosa im Verblühen

‚Kyushu‘: aufrechter, dichter Wuchs, 135 cm hoch, sehr großer, lockerer Blütenstand, cremeweiß

‚Limelight‘: breitbuschig bis straff aufrechter Wuchs, 140 cm hoch, fast runder Blütenstand, Farbverlauf von grünlich über weiß und cremeweiß bis rosarot im Abblühen

‚Pinky Winky‘: kompakter Wuchs, 110 cm hoch, schmal kegelförmige Rispen im Farbverlauf von grünlich über cremeweiß bis rosarot mit weißen Blütenspitzen

‚Magical Fire‘: aufrechter bis leicht überhängender Wuchs, 90 cm hoch, kegelförmiger, lockerer Blütenstand, cremeweiß, im Abblühen leuchtend rosa

‚Magical Candle‘: breitbuschiger bis straff aufrechter Wuchs, 135 cm hoch, fast kugeliger Blütenstand, Farbverlauf von grünlich über weiß bis cremeweiß, im Abblühen rötlich.

Die Blüte von ,Wims Red‘ erscheint Anfang Juli zunächst in Weiß. Im Abblühen färbt sie sich Rosa und später Bordeauxrot. Foto: Karin Stern
,Limelight‘ bildet eine üppige Blüte und ist sehr frosthart. Foto: Karin Stern


Artenschutz auf Pferdeweiden

Hohe Besatzdichten, kaputte Grasnarben, überlastete Böden – Pferdehaltung hat bei Naturschützern nicht gerade den besten Ruf. Dabei können Pferdeweiden dem Artenschutz sogar dienen, wenn das Management stimmt.

Wie es gelingen kann, den Artenschutz auf der Pferdeweide zu fördern, und wie das Pferd sogar davon profitieren kann, das erläuterten die Referentinnen und Referenten beim Onlinevortrag „Artenreiches Grünland in der Pferdehaltung“. Ins Leben gerufen wurde die Veranstaltung von der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland (VFD), der Koordinierungsstelle Hessen des Deutschen Verbands für Landschaftspflege (DVL) und den Landschaftspflegeverbänden Rheingau-Taunus und Main-Kinzig-Kreis. „Die Landschaftspflegeverbände sehen viel Potenzial in der Zusammenarbeit mit pferdehaltenden Betrieben“, bekräftigte Dietmar Simmering vom DVL, der durch den Abend führte. Das Thema bewege sich allerdings im Spannungsfeld zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunalpolitik.

„Der Naturschutz sieht nicht gern Pferde auf seinen Flächen, daran sollten wir arbeiten“, befand Detlev Finke von der DVL-Koordinierungsstelle Schleswig-Holstein. Hier laufen schon seit 2015 mehrere Projekte zur Pflege und Entwicklung artenreichen Pferdegrünlands. Wie Finke deutlich machte, ist in vielen Bundesländern der Rückgang von naturschutzfachlich relevantem Grünland dramatisch. In Schleswig-Holstein liege ihr Anteil am gesamten Dauergrünland bei 5 %.

Mitte des vergangenen Jahrhunderts habe es im Grünland mehr als 400 Pflanzenarten gegeben. Davon seien in Schleswig-Holstein nur noch zehn bis 15 Arten übrig. Sehr viele Flächen seien zu artenarmen Weidelgras/Klee-Mähweiden geworden. Darunter litten auch viele Tierarten, allen voran die Insekten. Deren Biomasse sei selbst in Schutzgebieten um 75 % zurückgegangen, so der Experte. Im Osten und Süden Deutschlands seien die Zahlen etwas besser, aber dennoch unzureichend bis schlecht. Reine Strategien zum Erhalt des artenreichen Grünlands würden nicht mehr ausreichen: „Wir müssen wieder artenreiches Grünland anlegen, sonst geht uns die genetische Vielfalt verloren“, so der Appell des Agraringenieurs.

Pferdehaltung und Naturschutz

Für viele Pferdehalter sei die Weide mehr Last als Lust, berichtete Finke. Mit der Aufnahme von Gras werden verschiedene negative Auswirkungen auf die Pferdegesundheit in Verbindung gebracht, zum Beispiel Übergewicht, Hufrehe und andere Stoffwechselstörungen. Dabei ist Gras die natürlichste Futtergrundlage für Pferde. Die gleichmäßige, langsame Aufnahme von strukturreichen Halmen wirkt sich positiv auf die Verdauung aus.

Hier kommen die Vorteile des artenreichen Grünlands zum Tragen, denn auf Rinderhaltung optimiertes Grünland ist für Pferde in der Tat problematisch: Die Hochleistungsgräser sind zu fruktanreich, die enthaltenen stickstoffbindenden Leguminosen zu eiweißreich. Zudem wird dieses Grünland meist früh genutzt, sodass der Rohfasergehalt gering ist.

Das Pferd als ehemaliges Steppentier sei an nährstoffarmen Standorten am besten aufgehoben, betonte der Referent. Optimales Pferdegrünland enthält vor allem kohlenhydratarme Gräser, viele Kräuter, wenig Leguminosen und einen hohen Rohfaseranteil. „Das alles sind Charakteristika, wie sie auch im Naturschutz erwartet werden“, so Finke. Das richtige Management und ausreichende Flächen vorausgesetzt, sei die Entwicklung artenreicher Flächen mit Pferden also möglich und komme sowohl dem Grünland als auch dem Pferd zugute.

In Deutschland würden Pferde bereits seit Jahren erfolgreich in der Biotoppflege eingesetzt. Gerade im artenreichen Dauergrünland werde zurzeit knapp die Hälfte der Flächen als Wiese, Mähweide oder Weide für Pferde genutzt. Pferde verwerten auch ältere Aufwüchse und hartblättrige Süß- und Sauergräser gut. Das trifft vor allem auf die Robustrassen zu. Die im Naturschutz häufig gewünschten späteren Nutzungstermine entsprechen auch den Empfehlungen für die Pferdeweide und für Pferdeheu.

Dabei hängt die Eignung der Fläche als Pferdeweide von den eingesetzten Pferderassen ab: Nordpferderassen wie die meisten Ponys kommen am besten mit mageren Standorten wie Sandheiden oder Feuchtgrünland zurecht. Dagegen können sportlich genutzte Großpferde vor allem auf mäßig nährstoffreichen Standorten eingesetzt werden, dem sogenannten mesophilen Grünland. Sie drohen auf mageren Standorten unterversorgt zu sein.

Herausforderung Giftpflanzen

Allerdings warnte Finke: „Wenn wir artenreiches Grünland haben, haben wir auch Ertragsverluste.“ Gegenüber Hochleistungsgrünland sei mit 15 bis 20 % Ertragsrückgängen zu rechen. Das könnten sich nur Betriebe leisten, die in der Fläche nicht zu knapp bemessen seien. Der landwirtschaftliche Futterwert sinke ebenfalls, allerdings nicht im gleichen Maße wie der Ertrag. Für leichtfuttrige Pferde könne der gesunkene Futterwert sogar positiv sein. Demgegenüber stünden eine hohe Nutzungselastizität und ein hoher diätetischer Wert des Futters.

Auf Naturschutzflächen gedeihen oft auch Giftpflanzen wie das Jakobskreuzkraut. Sie müssen frühzeitig ausgestochen oder mit der Wurzel ausgerissen werden. Foto: Imago

Es gibt jedoch auch Probleme. Zum einen gedeihen auf Naturschutzflächen oft unerwünschte Giftpflanzen wie die Herbstzeitlose, das Jakobskreuzkraut oder der Sumpfschachtelhalm. Hier gilt es, frühzeitig einzelne aufkommende Pflanzen auszustechen oder mit der Wurzel auszureißen, da das frühe Ausmähen im Naturschutz oft nicht erwünscht ist. Zwar meiden Pferde Giftpflanzen auf der Weide, sofern ihnen genügend anderes Futter zur Verfügung steht. Ist die Weide aber zu stark abgegrast, sollte man sich darauf nicht verlassen. Zudem verlieren gerade diese drei genannten Arten auch im Heu nicht ihre Giftigkeit, werden im getrockneten Zustand aber eher gefressen.

Zum anderen ist Pferdehaltung besonders in Ballungsgebieten häufig von hohen Besatzdichten und geringem Flächenangebot geprägt. Daraus entstehen Schwierigkeiten wie ein kurzes Abweiden der Grasnarbe, starke Trittschäden durch das hohe Bewegungsbedürfnis der Tiere und verkotete Geilstellen. Durch eine angepasste Besatzstärke und gutes Weidemanagement könne man diese Schäden weitestgehend vermeiden, so Finke.

Aus naturschutzfachlicher Sicht wird für naturnahe Weidelandschaften eine ganzjährige Beweidung gefordert. Gerade benachteiligte Weidelandschaften, zum Beispiel in Feuchtgebieten, profitieren von der ganzjährigen, gleichmäßigen Nutzung: Vor allem in aufwuchsarmen Phasen wird auch überständiges Gras gefressen oder Bäume und Büsche geschält. Der Kot wird gleichmäßig und regelmäßig auf der Fläche verteilt. Das zieht Insekten an, die wiederum attraktive Beute für Vögel sind. Besonders vorteilhaft sind gemeinsame Weideprojekte mit Pferden und Wiederkäuern, weil deren Fraßverhalten sehr unterschiedlich ist.

Kompromisse finden

Warum die Ganzjahresbeweidung nicht nur für den Naturschutz, sondern auch für das Pferd ideale Bedingungen bietet, erklärte Prof. Konstanze Krüger-Farrouj von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen in Baden-Württemberg: Es fänden keine abrupten Futterwechsel statt, wie es bei Heufütterung im Winter und Weidegang im Sommer der Fall sei. So werde das empfindliche Verdauungssystem geschont. Zudem werde der Bewegungsbedarf des Pferdes in dieser Haltungsform am besten gestillt. Probleme bereite bei Weidehaltung allerdings häufig der geforderte Witterungsschutz. Schutzhütten müssten genehmigt werden, angrenzende Wälder seien in der Regel nicht zur Beweidung zugelassen. Nur wenn die Gemeinde die Nutzung genehmige, dürfe ein Wald als Witterungsschutz integriert werden.

Gras ist die natürlichste Futtergrundlage für Pferde. Auf Rinderhaltung optimiertes Grünland kann aber Probleme verursachen. Foto: Imago

Die Realität sieht in den meisten Gegenden Deutschlands anders aus: Viele Pferdebetriebe müssen mit wenig Fläche auskommen, auf der viele Pferde gehalten werden, damit das Unterfangen wirtschaftlich betrieben werden kann. „Die Boxenhaltung ist immer noch die bevorzugte Haltungsform. Davon müssen wir wegkommen, wenn wir Pferde pferdegerecht halten und ein artenreiches Grünland haben wollen“, so die Professorin. Pferden in Boxen oder in Kleingruppen stünden häufig auch kleine Koppeln zur Verfügung, die dann dauerhaft belastet seien. Zudem hätten sie einen stärkeren Bewegungsdrang als Pferde in Offenstall- oder Weidehaltung und verursachten dadurch mehr Trittschäden.

Um die Weiden möglichst verträglich für den Naturschutz, aber auch für Pferd und Mensch zu bewirtschaften, müssen Kompromisse gefunden werden. Bewährt habe sich die Haltung von Großgruppen auf Umtriebsweiden. So könnten schützenswerte Pflanzen erhalten werden. Allerdings leide die Biodiversität durch den Umtrieb, da biologische Ketten unterbrochen würden. Bei sehr großen Gruppen gebe es immer einen stark belasteten Bereich um den Eingang zur Weide, berichtete Krüger. Der sei jedoch unter Umständen zu vernachlässigen, wenn dafür die Gesamtweide schonend beweidet werden könne.

Besonders zu empfehlen sei der Expertin zufolge der Aktivstall, denn durch den ganzjährigen Auslauf in einem befestigten Bereich seien die Pferde ausgeglichener und hätten auf der Weide selbst weniger Bewegungsdrang. Der Zugang zur Weide kann mittels Computersteuerung gut kontrolliert und für verschiedene Pferdetypen unterschiedlich gehandhabt werden. Nach Medikamentengaben kann die Weide geschlossen bleiben, sodass keine Rückstände in den Boden gelangen.

Artenvielfalt wiederherstellen

Für die Rückentwicklung von Flächen zu artenreichem Grünland gibt es zwei Optionen: die Ansaat mit Regiosaatgut und die Verwendung von Mahdgut. Bei der ersten Variante wird gebietseigenes Saatgut aus Wildsammlungen in Fachbetrieben vermehrt und kann dann erworben werden. Das Saatgut wird von den Anbauverbänden RegioZert und VWW-Regiosaaten zertifiziert und ist nach Ursprungsgebieten eingeteilt. Teilweise gibt es Fördermöglichkeiten, um die relativ hohen Kosten auszugleichen. Diese belaufen sich auf mindestens 600 bis 800 €/ha.

Viele Gräser- und Kräuterarten sind allerdings nicht zertifizierbar und im Regiosaatgut nicht vorhanden. Für hochwertige Naturschutzflächen wird daher eher auf die Mahdgutsaat zurückgegriffen. Dabei wird ein bestehendes artenreiches Grünland geerntet und direkt auf die Maßnahmenfläche ausgebracht. Aus dem Mahdgut keimen dann vielfältige Samen aus.

Wichtig bei der Ansaat von artenreichem Saatgut: Die Grasnarbe muss aufgefräst werden, damit die junge Saat an den Boden gelangt und die Konkurrenzkraft der Altnarbe gebrochen wird. Der Erfahrung nach laufen 65 bis 70 % der gesäten Arten auf. „Nach drei bis fünf Jahren kann man so eine Wiese von einem historischen artenreichen Grünland fast nicht mehr unterscheiden“, sagt Detlev Finke. Wichtig für Landwirte: Nach der Ökoregelung fünf (ÖR 5) der Gemeinsamen Agrarpolitik können einige dieser Arten besonders gefördert werden.

Steigende Nachfrage in Asien außer China

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Die Schweinehalter in der Europäischen Union haben im Zeitraum Januar bis April 2024 mehr Tiere und diese mit einem höheren Gewicht als in der Vorjahresperiode an die Schlacht­unternehmen geliefert. Laut
aktuellen Angaben des Statistikamtes der Europäischen Union (Eurostat) nahmen die Schweineschlachtungen bezogen auf die Tierzahl um 2 % und mit Blick auf das Schlachtgewicht (SG) um 3,7 % zu.

Gerechnet in Schlachtgewicht wuchs das Aufkommen in Polen Eurostat zufolge besonders kräftig, nämlich um fast 11 %. Höher fiel das relative Plus nur in Ungarn und Bulgarien mit jeweils rund 13 % aus. Auch in den großen Produktionsländern wuchs die Schweinefleischerzeugung spürbar, so in Deutschland um 2,9 % und in Spanien um 2,8 %. Dänemark und die Niederlande meldeten ebenfalls eine Zunahme von annähernd 3 %. In Frankreich und Italien erhöhte sich das Aufkommen um jeweils gut 3 %, in Belgien sogar um mehr als 5 %.

Rückläufig, allerdings zum Teil äußerst stark, war die Produktion im ersten Jahresdrittel nur in kleineren EU-Mitgliedsländern, so in Litauen, Lettland, der Slowakei und Slowenien, sowie außerdem in Griechenland. Das Minus reichte dabei gemäß den Eurostat-Zahlen von knapp 2 % in Lettland bis zu gut 18 % in Griechenland und sogar mehr als einem Fünftel in Litauen.

China noch größter Abnehmer

Wie Eurostat zudem berichtete, ging es mit dem Schweinefleischexport der EU weiter nach unten. In den Monaten Januar bis April 2024 wurden 1,43 Mio. t ausgeführt; das waren 5 % weniger als im ersten Jahresdrittel 2023. Wichtigster Abnehmer war weiterhin China, obgleich die Volksrepublik ihre Bezüge um 17,5 % auf rund 358.600 t drosselte. Seit Jahren ist der chinesische Import von EU-Schweinefleisch rückläufig: Erreichte dieser 2020 die Rekordmenge von 3,34 Mio. t, waren es im vorigen Jahr „nur“ noch 1,16 Mio. t.

Und nun droht der EU eine Importbeschränkung, denn Peking hat ein Anti-Dumping-Verfahren gegen europäische Schweinefleischlieferanten eröffnet. Die chinesischen Behörden begründen dies mit Beschwerden aus der eigenen Schweinefleischbranche. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass der Schritt eine Reaktion auf die von der EU-Kommission angedrohten Ausgleichszölle auf chinesische Elektroautos ist.

Auch die Schweinefleischlieferungen der EU in das Vereinigte Königreich (UK) nahmen zuletzt ab, jedoch lediglich um 1,1 % auf 285.500 t. Japan als drittgrößter Auslandsmarkt für EU-Schweinefleisch schränkte die Importmenge ebenfalls ein, und zwar gleich um 11,9 % auf gut 130.500 t.

Philippinen und Vietnam kaufen mehr

Dagegen kauften andere asiatische Länder deutlich mehr Schweinefleisch in der EU. Die Lieferungen auf die Philippinen erhöhten sich um 16,3 % auf 121.500 t, die nach Südkorea um 16,9 % auf 103.800 t und die nach Vietnam sogar um 70,8 % auf fast 51.100 t. Auch die USA steigerten ihre Bezüge kräftig, nämlich um 35,9 % auf etwa 42.400 t. Australien schränkte den Import von EU-Schweinefleisch indes um 14,9 % ein auf 32.700 t.

Die EU importierte im Berichtszeitraum ihrerseits rund 53.700 t Schweinefleisch; das waren 1,1 % mehr als von Januar bis April 2023. Die größte Menge kam aus dem Vereinigten Königreich, nämlich 34.500 t. Aus Chile wurden gut 7.800 t bezogen, aus der Schweiz knapp 6.400 t. age

Europäische Union steigert Rindfleischexport

Die Europäische Union hat in den ersten vier Monaten dieses Jahres deutlich mehr Rindfleisch exportiert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Laut Angaben der Brüsseler Kommission wurden 344.959 t einschließlich Lebend­rindern in Schlachtgewicht ausgeführt; das waren 14,5 % mehr als im ersten Jahresdrittel 2023. Die Erlöse legten um 12,6 % auf 1,64 Mrd. € zu. Wichtigster Drittlandsmarkt für EU-Rindfleisch ist das Vereinigte Königreich, das im Berichtszeitraum 115.855 t abnahm und damit ein Drittel der gesamten Exportmenge. Im Vergleich zur Vorjahresperiode bedeutete das aber ein Minus von 5 %. Dagegen stockte die Türkei ihre Bezüge kräftig auf, nämlich um 72,2 % auf 39.198 t. Während Israel die Rindfleischeinfuhr aus der EU um 15,4 % auf 15.793 t drosselte, steigerte Bosnien-Herzogowina selbige um ein Viertel auf 15.521 t. Nach Ghana lieferten die EU-Exporteure 12.090 t Rindfleisch, womit die Vorjahresmenge um 9,5 % übertroffen wurde. Auffallend ist der kräftige Anstieg der Ausfuhren nach Algerien und in den Libanon; diese verzeichneten jeweils mehr als eine Verdopplung auf 11.471 t beziehungsweise 10.461 t.

Die Rindfleischeinfuhren der EU gingen hingegen zurück. Importiert wurden von Januar bis April insgesamt 119.450 t und damit 2,3 % weniger als in den ersten vier Monaten 2023. Die Importausgaben verringerten sich um 1,4 % auf 797 Mio. €. Die Rindfleischbezüge aus dem Vereinigten Königreich wurden um 2,3 % auf 35.064 t zurückgefahren, die aus Brasilien um deutliche 12,9 % auf 28.834 t. Dagegen legten die Einfuhren aus Argentinien leicht zu, nämlich um 1,9 % auf 21.904 t.age

Europa zum Anfassen

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„Was habe ich persönlich von der EU?“ So oder ähnlich lautete eine im Vorfeld der Europawahl im Juni in den Medien diskutierte Frage. Aus der großen Zahl möglicher Antworten soll im Folgenden ein konkretes Beispiel herausgestellt werden: Das EU-Bildungs-Förderprogramm Erasmus+ unterstützt und ermöglicht Bildungsabschnitte im Ausland. Die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) nutzt diese Möglichkeiten seit fast zwei Jahrzehnten.

Mittlerweile ist die ganze LKSH als Bildungsanbieter für Erasmus+-Projekte akkreditiert. Das heißt, dass Lernende und Lehrende aller Grünen Berufe unseres Bundeslandes, soweit eine Verbindung zur Landwirtschaftskammer besteht, Projekte für einen Ausbildungsabschnitt im Ausland entwickeln und mit Unterstützung aus EU-Geldern durchführen können.

Jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt, im Fall von Mobilitätsprojekten also zum Beispiel mit einer Idee, einem Wunsch, etwas im Ausland kennenzulernen, oder einer Bekanntschaft mit Bildungskollegen eines anderen Landes. Auf dieser Grundlage kann dann Schritt für Schritt ein Projekt, eine Partnerschaft oder ein intensiver, beidseitiger Austausch von Menschen und Wissen entstehen.

Langjährige Forstschulpartnerschaft

So entstand vor über 20 Jahren auch der Kontakt der Lehranstalt für Forstwirtschaft (LAF) mit einer Forstschule in Schweden. Mit der Naturbruksskolan Svenljunga aus der Provinz Westergötland besteht nun schon viele Jahre eine intensive und freundschaftliche Partnerschaft mit vielen Facetten.

Es wurde in der Vergangenheit in einem Forschungsprojekt zum digitalen Lernen zusammengearbeitet, neun Gruppen von Forstwirt-Auszubildenden aus Bad Segeberg waren im Laufe der Jahre für mehrere Wochen zum Unterricht in Schweden, mehrere Gruppen schwedischer Schüler waren schon in Schleswig-Holstein zu Gast und regelmäßig nahmen auch Lehrkräfte beider Schulen an den Mobilitätsprojekten teil. Auch dies wird als „Job-Shadowing“ gefördert.

Seit der Anschaffung eines Forstmaschinen-Simulators für die LAF Bad Segeberg spielt auch der Wissenstransfer zur Lehre mit diesem hochmodernen Schulungsgerät eine große Rolle. Neben Expertenbesuchen aus Schweden war ein Arbeitslehrer der LAF im März zu einer einwöchigen Intensivschulung in Svenljunga. Warum sollten nicht auch andere Grüne Berufe von ähnlichen Lehr- und Lernaustauschen profitieren?

Auszubildende in Schweden

Seit Anfang Juni sind die fünf diesjährigen Austausch-Forstazubis wieder in Deutschland. Sie haben in den vorangegangenen sieben Wochen seit Mitte April an der Naturbruksskolan in Svenljunga und auf kürzeren und längeren Exkursionen in Schweden eine Vielzahl neuer Eindrücke gesammelt und sehr viel Neues gelernt, was in Deutschland in dieser Form nicht zu finden ist. Pflanzenanzucht, Waldbau, Pflege- und Durchforstungsformen der Skandinavier unterscheiden sich teilweise wesentlich vom Vorgehen in Deutschland. Insbesondere aber die Ernte im Kahlschlagsverfahren ist in Deutschland meist nur noch nach großen Waldschäden zu finden.

Die Arbeit mit forstlichen Großmaschinen wird an schwedischen Forst­schulen als Basiskompetenz unterrichtet.

Die Herausforderung liegt nun darin, deutsche und schwedische Verhältnisse miteinander zu vergleichen und zu erkennen, welche Unterschiede warum auftreten. Dies wurde von den angehenden Forstwirten der LAF gut gemeistert. Natürlich gilt Ähnliches auch in den vielen anderen Lebensbereichen, in die die deutsche Gruppe Einblick gewonnen hat, von der urwüchsigen, beeindruckenden Natur des Nordens über das „Vildmarksliv“ mit Lagerfeuer, Angeln und mehr bis zu kulturellen Aspekten in Stockholm oder Göteborg.

Ein Kernbereich des Austausches war natürlich wieder der praktische Lehrgang mit forstlichen Großmaschinen, vor allem dem Kurzholzrückezug (Forwarder). Dieser aufwendige Lehrgang ist besonders wertvoll, da entsprechende Maschinen für den realen Lehrbetrieb in Schleswig-Holstein nicht zur Verfügung stehen. Dies bedeutet aber auch einen erheblichen zusätzlichen Kostenaufwand. Durch eine großzügige Unterstützung der Hermann-und-
Lydia-Früchtenicht-Stiftung war es möglich, die Eigenbeteiligung der Auszubildenden für die Lehrgangskosten erneut auf einem Niveau zu halten, das jeder Teilnehmer problemlos stemmen konnte.

Beachtliches Netzwerk aufgebaut

Auslandsprojekte führen zu fachlichem Mehrwert, aber auch zu persönlichem Gewinn. Die vielen Kontakte, die durch die Erasmus+-Mobilität der LAF bereits zustande gekommen sind, bilden mittlerweile ein beachtliches Netzwerk. Das gilt für die Lehrkräfte untereinander, aber auch für die ehemaligen Auszubildenden oder die Organisatoren mit ihren vielen externen Ansprechpartnern von der Papierfabrik bis zur Nationalparkverwaltung.

„Ja, ich kenne da vielleicht jemanden …“ ist ein unglaublich wichtiger Satz im Leben, und dank der EU-Bildungsförderung kann er deutlich häufiger ausgesprochen werden. Jeder, der schon einmal ein Erasmus-Bildungsprojekt mitgemacht hat, weiß genau, was die EU für ihn tut.

Ergebnisse der Landessortenversuche Wintergerste

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Die Wintergerste wurde zur Ernte 2024 laut Statistikamt Nord auf etwa demselben Flächenumfang von rund 73.400 ha (+3 %) wie im Vorjahr angebaut. Während vor zwei Jahren noch hohe Preise auch für die Wintergerste am Markt zu erzielen waren, ist die momentane Lage bei Preisen um 150 €/t ungünstig. Während nach erster Ertragsprognose von einer leicht überdurchschnittlichen Ernte ausgegangen wird, haben die Erträge in den Landessortenversuchen (LSV) unterhalb der Erwartungen gelegen. Wie die einzelnen Sorten sich präsentiert haben, ist im folgenden Artikel beschrieben.

Die Aussaatbedingungen im vergangenen Jahr waren nach einer schwierigen und nassen Ernte des Winterweizens für die Wintergerste weitestgehend normal, nachdem eine trockene Phase im September die Böden hatte abtrocknen lassen. Für Saaten ab Oktober eröffnete sich jedoch regenbedingt zumeist erst wieder in der Monatsmitte ein kurzes akzeptables Zeitfenster. Durch milde Witterung mit weiterhin großen Niederschlagsmengen entwickelten sich die meisten Bestände, die sich im Herbst bereits gut entwickelt hatten, auch über Winter weiter. Vereinzelt litten Flächen unter der Staunässe.

Durch starken Blattlauszuflug mussten in manchen Regionen insbesondere früher gedrillte Bestände im Herbst mit Insektiziden behandelt werden. Hier bestand die Herausforderung häufig darin, die richtige Terminierung zu finden, da der Zuflug sich über einen längeren Zeitraum erstreckte. Entsprechend sind teilweise Gerstenflächen mit nicht resistenten Sorten stark durch das Gerstengelbverzwergungsvirus geschädigt worden. Durch Nässe im Frühling war das Wurzelwerk insgesamt schwach entwickelt, jedoch waren die Pflanzen überwiegend gut bestockt. Deutlich in Erscheinung ist in diesem Jahr wieder Rhynchosporium getreten, aber auch Netzflecken gab es, überwiegend in den Hybridsorten. Zur Kornfüllung hin trat deutlich Zwergrost auf, und in der Abreife konnte in vielen Beständen, auch in der Praxis, Ramularia beobachtet werden.

Während Mitte Juli im Süden von Schleswig-Holstein die Ernte der Wintergerste teilweise abgeschlossen war, konnte in den nördlichen Landesteilen witterungsbedingt erst begonnen werden. In den Versuchen wie auch in der Praxis traten daher Lager und besonders Halmknicken auf und erschwerten die Ernte.

Witterungsbedingt musste die Gerstenernte oftmals in den kurzen Zeitfenstern bis spät in den Abend erfolgen.

Aufbau und Standorte der Landessortenversuche

Die Landessortenversuche werden für Wintergerste in allen Naturräumen angelegt. Für die Marsch gewertet werden konnte lediglich der Standort Sönke-Nissen-Koog. In der mehrjährigen Verrechnung kommen zur Schleswig-Holsteinischen Marsch auch Standorte aus Niedersachsen hinzu. Weiterhin werden grundsätzlich für alle Naturräume auch angrenzende Naturräume anteilig und gewichtet mit in die Auswertung einbezogen, um ein belastbares und robustes Ergebnis zu erlangen. Für die Geest konnte in diesem Jahr nur der Standort Schuby Ergebnisse bereitstellen. Im Östlichen Hügelland konnten wie in den Vorjahren die Standorte Kastorf, Futterkamp und Loit in die Wertung einbezogen werden.

Grundsätzlich sind die Versuche wie gehabt in Form einer zweistufigen Prüfung aufgebaut, wobei in der Stufe 2 (zur Ertragsauswertung herangezogen) der Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz ortsüblich-intensiv stattfindet und dafür in der Stufe 1 (zur Beurteilung von Standfestigkeit und Krankheitsanfälligkeit) kein Fungizid eingesetzt und Wachstumsregler deutlich reduziert wird.

Erträge der LSV niedriger

Die Erträge der Wintergersten-LSV konnten in diesem Jahr nicht an das hohe Niveau der Vorjahre anknüpfen. Trotz überwiegend gut bestockter Bestände und ohne Stress durch Trockenheit oder Hitze, auch nicht während der Abreife, konnten in Futterkamp 103 dt/ ha, in Kastorf 105,3 dt/ha und in Loit 110,7 dt/ha geerntet werden (Tabelle 3). Auch am Standort Schuby blieb trotz optisch sehr zufriedenstellender Parzellen das Ertragsniveau mit 65,4 dt/ ha hinter den Erwartungen zurück (Tabelle 2). Im Sönke-Nissen-Koog lag der Ertrag im Mittel bei 87,2 dt/ha (Tabelle 1).

Auffällig ist in diesem Jahr die hohe Differenz in den Erträgen zwischen den beiden Behandlungsstufen, was zum einen auf einen sehr hohen Krankheitsdruck schließen lässt, und andererseits sind Vorernteverluste durch fehlende Strohstabilität nicht auszuschließen.

Qualität zufriedenstellend

Als wichtigstes Qualitätskriterium zur Bewertung von Wintergerste dient im Handel das Hektolitergewicht. Während aus der Praxis teils Meldungen von kritischen Werten kamen, lagen die Hektolitergewichte in den Versuchen bis auf wenige Ausnahmen auf einem sehr hohen und zufriedenstellenden Niveau im Mittel der Sorten je Standort zwischen 67,1 und 69,8 kg/hl (Tabelle 4). Insgesamt schwächere Werte, aber immer noch deutlich über 63 kg/hl und damit volle Vermarktungsfähigkeit erreichten die Sorte ‚SU Hetti‘, ebenso wie die Sorten ‚Avantasia‘ und ‚Julia‘, die in diesem Merkmal eine entsprechende Einstufung aufweisen.

Der Landessortenversuch präsentierte sich im Juni sehr gut und ließ zu diesem Zeitpunkt ein höheres Ertragsniveau erwarten.

Was sind die Gründe, woran lag es?

Die wesentliche Frage ist nun, auch aus Praktikersicht, wo die Gründe für die nicht zufriedenstellenden Erträge liegen. Wie eingangs beschrieben, hat die nasse Periode nach Aussaat bis zur Ernte (mit einer kurzen Ausnahme im Mai) über einen langen Zeitraum wenig Sauerstoff an die Wurzeln kommen lassen, wodurch insgesamt das Wurzelsystem nicht stark ausgebildet werden musste, aber auch nicht konnte.

Hinsichtlich der Wasserversorgung war das in diesem Jahr kein Problem. Jedoch ist nicht auszuschließen, dass die Nährstoffverfügbarkeit in den intensiver durchwurzelten Bodenschichten niedriger war. Dies gilt in erster Linie für alle verlagerungsgefährdeten Nährstoffe, aber neben Stickstoff (N) insbesondere auch für Schwefel (S). Hier ist nicht auszuschließen, dass ein latenter S-Mangel einen Mangel an N nach sich gezogen hat.

Zudem kann ein S-Mangel neben einer reduzierten Biomasse auch die Fertilität beeinflussen und damit die Kornzahl reduzieren. Bei weitestgehend normalen Bestandesdichten und normalen Tausendkornmassen (im Mittel der Versuche zwischen 49 und 56 g/1.000 K., Schmachtkorn konnte nicht beobachtet werden) lag teilweise die Kornzahl je Ähre im Vergleich zu Vorjahren geringfügig niedriger.

Für Stress in den Beständen hat neben dem Zuviel an Wasser in der feuchten Witterung auch der starke Krankheitsdruck gesorgt. Wo in der Praxis auch noch Druck durch das Gerstengelbverzwergungs- oder das Gerstengelbmosaikvirus Typ 2 auftrat, wurden die genannten Probleme verschärft. Auch ein Mangel an Strahlung während der Kornfüllung wird diskutiert, dies wird allerdings im Vergleich zu heißen oder zumindest phasenweise heißen und trockenen Vorjahren durch eine „kühlebedingt“ lang gestreckte Kornfüllungsphase wieder relativiert. Die Gründe für das erreichte Ertragsniveau dürften demnach vielschichtig und von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich zum Tragen gekommen sein.

Für den Anbau empfohlene Sorten

In den Anbau sollen nach wie vor Sorten genommen werden, die sich mehrjährig mit guter Leistung gezeigt haben oder mit denen im Betrieb bereits gute Erfahrung gemacht wurden und die entsprechend gut eingeschätzt werden können. Die für die jeweiligen Naturräume empfohlenen Sorten sind in den Tabellen 5 bis 7 dargestellt. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Sortenempfehlung nur geringfügig geändert.

In den Versuchen konnte eine gute Kornqualität mit hohen Hektolitergewichten ermittelt werden.

Zu den leistungsstärksten Sorten gehören nach wie vor ‚Esprit‘ und ‚Julia‘ – Letztere hat aufgrund ihrer positiven Eigenschaften bundesweit und auch in Schleswig-Holstein in allen Regionen eine hohe Anbaubedeutung und fällt lediglich mit ihrem tendenziell schwächeren Hektolitergewicht leicht negativ auf. Im Vergleich zu ‚Julia‘ hat ‚Avantasia‘ ein ebenso hohes Ertragspotenzial, aber auch eine deutlich höhere Krankheitsanfälligkeit, was im Anbau berücksichtigt werden sollte. Eine auslaufende Empfehlung erhält die Sorte ‚SU Midnight‘, die insbesondere wegen ihrer in den vergangenen Jahren immer deutlicheren Anfälligkeit für Rhynchosporium abfiel.

Im Östlichen Hügelland, dem Naturraum mit der größten Wintergerstenfläche, sind weiterhin die Sorten ‚SU Jule‘ und ‚Teuto‘ empfohlen, die beide länger sind, aber über die vergangenen Jahre stabile Erträge gezeigt haben. Neu aufgenommen in die Empfehlung im Östlichen Hügelland ist ‚RGT Mela‘, die als lange Sorte zwar auch potenziell lagergefährdeter ist, sich aber ansonsten ausgeglichen in ihren Eigenschaften und mit einem guten Ertragsniveau gezeigt hat.

Aus der Gruppe der Hybridsorten, die in diesem Jahr wieder deutlich ihr Potenzial bewiesen haben, ist in allen Naturräumen ‚Galileoo‘ als Sorte mit hohem Ertragspotenzial empfohlen, ebenso wie die ertraglich knapp ebenbürtige ‚Dakoo­ta‘, die durch frühere Reife, bessere Agronomie und höheres Hektolitergewicht punkten kann.

Auch neu in allen Regionen empfohlen ist ‚Loona‘, die durch ein sehr hohes Ertragsniveau auffiel und dabei in Agronomie, Blattgesundheit und Kornqualität bessere Ergebnisse zeigte. Bei dieser Sorte ist jedoch zu beachten, dass sie ein sehr hohes Bestockungsvermögen besitzt, weshalb sie in der Praxis gegenüber den anderen Hybriden nochmals leicht in der Saatstärke reduziert werden sollte. In der Regel sollte die Saatstärke zwischen 160 und 200 K./m2 liegen, abhängig von Standort, Saatbedingungen und Sätechnik. Speziell in der Marsch geprüft wurde zudem die Sorte ‚Jettoo‘, die wieder gute Ertragsergebnisse zeigte.

Im Falle eines Risikos von bodenbürtigen Viren und bei früheren Saatterminen mit entsprechendem Gelbverzwergungsvirusdruck scheint ‚KWS Delis‘, die früher, kurz und standfest ist und ein gutes Ertragsniveau zeigte, eine Sorte zu sein, die sich für einen Probeanbau eignet.

Fazit

Wegen einer aktuell ungünstigen Preissituation bei gleichzeitig hohen Kosten im Ackerbau scheint Wintergerste auf den ersten Blick weniger attraktiv als in den Vorjahren. Dennoch war sie zumindest in den vergangenen Jahren ertraglich stabil und ist aufgrund des früheren Saatzeitpunktes im Herbst und der früheren Ernte eine unverzichtbare Kultur. Es kommt nun darauf an, mit vertretbarem Kostenaufwand die Bestandesführung realisieren zu können. Dabei spielt neben der nicht beeinflussbaren Jahreswitterung die Sortenwahl eine tragende Rolle.

Ergebnisse der Landessortenversuche Ökowintergerste

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Um bereits mit der Sortenwahl von Ökowintergerste einen wichtigen Baustein im Anbau wählen zu können, lohnt ein Blick in die Auswertung der Landessortenversuche (LSV) der Landwirtschaftskammer, die im ­Folgenden dargestellt ist.

Die Wintergerste nimmt im Ökolandbau eine wichtige Stellung in Ackerbaufruchtfolgen ein. Als Winterung hat sie den Vorteil gegenüber Sommerungen, dass eine höhere Ertragssicherheit erreicht wird und sie durch eine starke Jugendentwicklung in der Lage ist, eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber Beikräutern zu entwickeln. Gleichzeitig kann nach einer frühen Ernte durchaus der Anbau von Futterfrüchten, die noch im Herbst genutzt werden sollen, in Erwägung gezogen werden.

Rückblickend hielt das Anbaujahr viele Herausforderungen bereit. Bereits mit der nassen Ernte im vergangenen Jahr musste die Praxis mit viel Durchwuchs und Spätverunkrautung umgehen, während es aber im August und September trockene Phasen gab, die für mechanische Maßnahmen Einsatzzeitpunkte ermöglichten.

Auf sehr schweren, tiefer liegenden Standorten mit hoher Niederschlagssumme verliefen dennoch die Grundbodenbearbeitung und die Saatbettbereitung nicht immer optimal aufgrund feuchter Böden und der vorangegangen Ernte unter feuchten Bedingungen. Insgesamt konnte aber die Wintergerste überwiegend im September noch gut bestellt werden, während spätere Saattermine anderer Kulturen oftmals nässebedingt nicht mehr oder sehr ungünstig realisierbar waren.

Die Entwicklung der Wintergerste vor Winter war ausreichend, bedingt durch eine hohe Wärmesumme. Zudem konnte eine weitere Bestockung nach dem kurzen Wintereinbruch Anfang Dezember ab Jahreswechsel beobachtet werden. Durch die großen Niederschlagsmengen über Winter und im Frühjahr konnte allerdings auch keine gute Wurzelentwicklung stattfinden. Zudem waren einige Bestände in der Praxis durch das von Blattläusen übertragene Gerstengelbverzwergungsvirus betroffen. Ebenso niederschlagsbedingt lagen im Frühjahr die Nmin– und Smin-Werte landesweit auf einem niedrigen Niveau. Trockenstress trat in der folgenden Entwicklung nicht auf, da bis zur Ernte ein mehr als ausreichendes Wasserangebot bestand.

Der Krankheitsdruck lag jedoch auf einem deutlich höheren Niveau als in den Vorjahren. Insbesondere ein frühes und starkes Auftreten von Rhynchosporium kostete Blattfläche und teilweise Triebe. Netzflecken traten auf und der ab Mitte Mai teilweise stark vorhandene Zwergrost begleitete von Beginn der Kornfüllung an die Bestände und reduzierte die Blattfläche.

Die Landessortenversuche der Ökowintergerste werden in Schleswig-Holstein in Lundsgaard in Kooperation mit der Pflanzenzüchtung P.H. Petersen im Norden und am Standort Futterkamp angelegt. Bedingt durch Nässe und damit verbundene Wuchsdepression wurde in Lundsgaard der Landessortenversuch dieses Jahr abgebrochen. In Futterkamp konnte der Versuch aber normal geführt und beerntet werden (siehe Tabelle 1).

Ergebnisse im Landessortenversuch

Der Ertrag des Landessortenversuches Ökowintergerste am Standort Futterkamp lag mit 32,6 dt/ha im Mittel über die Bezugssorten sehr niedrig, wobei es sehr deutliche Sortenunterschiede gab (siehe Tabelle 2). Die Grenzdifferenz von 9 % relativ liegt dabei noch im akzeptablen Rahmen. Gleichzeitig sind die ermittelten Qualitäten insgesamt auf einem akzeptablen Niveau (siehe Tabelle 3).

Die Ursachen für das niedrige Ertragsniveau sind vermutlich vielschichtig. Zum einen hätte vermutlich eine mineralische Schwefeldüngung eine bessere N-Ausnutzung gebracht. Gleichzeitig ist bei einer ausreichenden Bestandesdichte eine geringe Tausendkornmasse (TKM) mit geringer Kornzahl je Ähre erreicht worden. Das kann zum einen an einer schlechten Befruchtung liegen, zum anderen an dem sortenbedingt hohen Krankheitsdruck (Netzflecken und vor allem Zwergrost, siehe Tabelle 4), der in der Kornfüllung klar negative Auswirkungen hatte. Zudem ist bedingt durch starkes Halmknicken nicht auszuschließen, dass (Vor-)Ernteverluste aufgetreten sind.

Für den Anbau empfohlene Sorten

‚KWS Exquis‘ hat in den Versuchen mittlerweile mehrjährig überdurchschnittliche Erträge gebracht, ist dabei gesund und hat eine gute Standfestigkeit und Strohstabilität. Mit ihrer zusätzlichen Resistenz gegenüber dem blattlausübertragenen Gerstengelbverzwergungsvirus ist diese Sorte sehr geeignet für den Ökoanbau.

‚KWS Flemming‘ hat mehrjährig gute Erträge in den Versuchen gezeigt und zeichnet sich durch eine gute Gesundheit mit guter Kornqualität und positiven agronomischen Eigenschaften aus. Sie gehört damit zu den Favoriten in der Sortenwahl.

‚Julia‘ lag in Futterkamp zwar ertraglich leicht unterhalb des Durchschnittes, ist aber mit einer Resistenz gegenüber dem Gelbmosaikvirus Typ II (ohne Resistenz gegen das Milde Gerstenmosaikvirus) ausgestattet, früher reif und hat sehr günstige agronomische Eigenschaften. Aufgrund der früheren Reife ist das Halmknicken im Versuch stärker ausgeprägt. Wie auch im konventionellen Anbau ist sie eine voll empfehlenswerte Sorte.

‚Normandy‘ ist als zweizeilige Gerstensorte im nun zweiten Versuchsjahr sehr positiv aufgefallen und kann durch hohe Kornqualität, guten Ertrag und gute agronomische Eigenschaften punkten. Sie sollte daher in der Sortenwahl Berücksichtigung finden. Da zweizeilige Sorten mit um rund 10 % erhöhter Saatstärke gedrillt werden sollten und dabei stärker als mehrzeilige Sorten bestocken, eignet sie sich gut auch hinsichtlich der Unkrautunterdrückung.

Mehrjährig geprüft ohne Anbauempfehlung

‚Esprit‘ ist im ökologischen Anbau aufgrund ihrer höheren Anfälligkeit in Jahren mit höherem Zwergrostdruck im Nachteil gegenüber gesünderen Sorten. Dennoch hat sie ein sehr hohes Ertragspotenzial mit akzeptabler Qualität in Jahren mit geringerem Krankheitsdruck.

‚Melia‘ ist als lange Sorte hinsichtlich ihrer hohen Konkurrenzkraft positiv zu bewerten, hat dabei aber in Standfestigkeit und Strohstabilität deutliche Schwächen. In Futterkamp hat sie den höchsten Befall mit Zwergrost gezeigt. Auch ertraglich ist sie bislang nicht konkurrenzfähig.

Am 3. Mai zeigte der noch zögernd, aber insgesamt zufriedenstellend und gleichmäßig entwickelte Landessortenversuch Ökowintergerste sich so. Foto: Achim Seidel

‚SU Midnight‘ bietet beim Auftreten von bodenbürtigen Gelbmosaikviren des Typs II einen sicheren Schutz mit hohem Ertragspotenzial, aber in den vorigen beiden Anbaujahren hat sie durch ihre hohe Anfälligkeit für Rhynchosporium früh Triebe verloren, was sowohl bei der Bestandesdeckung als auch hinsichtlich des Ertragspotenzials negativ zu bewerten ist.

Junge Sorten in der Prüfung

Mit mittlerem Ertrag, aber sehr guter Qualität zeigte sich ‚Adalina‘. ,Integral‘ ist mit hohem Ertrag, früherer Reife und guter Strohstabilität positiv aufgefallen und besitzt zudem eine Resistenz gegenüber dem Gerstengelbverzwergungsvirus, was die Sorte für den Ökoanbau attraktiv macht. Auch interessant hinsichtlich Ertrag und Qualität ist die zweizeilige Sorte ‚KWS Donau‘, die zudem eine Eignung als Winterbraugerste aufweist (Erfüllung der Qualitätskriterien vorausgesetzt). Bislang nicht zufriedenstellende Ergebnisse hat die Sorte ‚Lioba‘ in Ertrag und Hektolitergewicht erreicht. ‚RGT Mela‘ und ‚Winnie‘ sind beide relativ langstrohige Sorten, haben gute Erträge im ersten Jahr gezeigt und fallen nicht negativ auf.

Anbau von Hybridgersten im Ökolandbau

Grundsätzlich sind Hybridsorten hinsichtlich ihrer hohen und stabilen Ertragsleistung bekannt, die sie aufgrund ihrer hohen Umweltstabilität auch unter extensiveren Anbaubedingungen erreichen. Daher wurden über nun drei Jahre Hybridgersten mitgeprüft, die alle überdurchschnittliche Ertragsleistungen zeigten.

Für den Ökoanbau empfiehlt sich in erster Linie die Sorte ‚Dakoota‘, die früher reif ist und bei gutem Hektolitergewicht eine sehr gute Standfestigkeit und gute Strohstabilität beweist. Sie entspricht in ihrem Profil damit der Weiterentwicklung der Sorte ‚Toreroo‘, die derzeit am Markt ausläuft.

Neuer, mit einem hohen Ertragsniveau, sehr hohem Bestockungsvermögen, guter Qualität und guter Blattgesundheit, ist die Sorte ‚Loona‘, die bei zu hoher Bestandesdichte aber zu Lager neigen kann. Hinsichtlich der Saatstärke hat sich gezeigt, dass die Hybriden auch mit Saatstärken von 250 kf. K./m2 einen ausreichenden Bestand etablieren und ein überdurchschnittliches Ertragsniveau erreichen. Bei sehr guten Saatbedingungen mit idealer Technik sind auch geringere Saatstärken möglich (niedrigere Saatgutkosten), jedoch muss der Beikrautdruck im Auge behalten werden.

Fazit

Das Anbaujahr war schwierig, und die Erträge in den Ökogerstenversuchen haben enttäuscht. Zur Sortenwahl sollten daher mehrjährige Ergebnisse herangezogen und die Eigenschaften der Sorten genau im Blick behalten werden, da im Ökolandbau sortenbedingte Probleme kaum zu korrigieren sind. Grundsätzlich sollte im Anbau aber der Grundnährstoffversorgung Augenmerk geschenkt werden, ebenso wie der Schwefelversorgung, um die knappe Ressource Stickstoff optimal nutzen zu können.

Mutterkühe ökologisch halten

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Warum lohnt es sich, ­Mutterkühe ökologisch zu halten? Und wie läuft eine Betriebsumstellung ab? Antworten auf diese Fragen gibt der folgende Beitrag.

Die Mehrheit der Betriebe, die im vergangenen Jahr die Umstellungsberatung durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Anspruch genommen haben, sind schwerpunktmäßig Mutterkuhbetriebe. 2023 wurden in Niedersachsen in ökologischen Betrieben und in Betrieben in Umstellung 1.700 Mutterkühe mehr gehalten als noch im Vorjahr (siehe Tabelle).

Voraussetzungen für die Umstellung

Gerade bei Mutterkuhbetrieben sind es oft kleinere Änderungen, die eine Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung ermöglichen. Mutterkühe werden in der Regel auch in konventioneller Haltung im Sommer ganztägig auf der Weide gehalten und im Winter aufgestallt. Daher kommt die konventionelle Mutterkuhhaltung bezogen auf die Haltungsbedingungen den Vorgaben der Verordnung (EU) 2018/848 über die ökologische/biologische Produktion schon sehr nahe.

Sie sieht vor, dass die Rinder Weidegang haben, wann immer es die Umstände gestatten (EU (VO) 2018/848 Anhang II Teil II 1.7.5). Es gilt also das Prinzip der Weidemaximierung, und die Tiere müssen in der Vegetationsperiode so viel Zeit wie möglich auf der Weide verbringen. Diese muss stets den Grünlandcharakter aufrechterhalten. Das bedeutet, es wächst entsprechendes Grundfutter auf, das die Tiere aufnehmen können.

Im Winter ist es möglich, die Tiere aufzustallen – auch ohne Auslauf. Die Stallvorgaben der Verordnung (EU) 2018/848 und der dazugehörigen Durchführungsverordnungen müssen eingehalten werden. Die Mindeststallfläche richtet sich nach dem Lebendgewicht der Tiere und muss während der Winteraufstallung zu jedem Zeitpunkt eingehalten werden.

Eine Mutterkuh, die 700 kg wiegt, benötigt mindestens 7 m² Stallfläche. Außerdem braucht jedes Tier eine eingestreute Liegefläche, und der Anteil von Spaltenboden darf maximal 50 % des erforderlichen Platzangebots betragen. Je nach Stallsystem weichen die Empfehlungen des Platzangebotes von den Mindestanforderungen der EU-Öko-Verordnung ab.

Die Fütterung der Tiere muss grundfutterbasiert erfolgen, was bei Mutterkühen ohnehin der Fall ist. Das Futter kommt in der Regel zum Großteil vom eigenen Betrieb. Zukauffuttermittel müssen in biologischer Qualität eingekauft werden.

Änderung der Produktionstechnik

Die Anzahl der Tiere, die maximal im ökologischen Betrieb gehalten werden können, bezieht sich auf die Fläche, die dem Betrieb zur Verfügung steht (flächengebundene Tierhaltung). Hintergrund ist, dass maximal so viel organische Düngemittel erzeugt werden, wie im Biobetrieb auch ausgebracht werden dürfen.

Alle Produktionsmittel, die zugekauft werden, müssen der Verordnung (EU) 2018/848 entsprechen und für den ökologischen Landbau zugelassen sein.

Auch der Tierzukauf muss primär über Biotiere erfolgen. Eine Ausnahmegenehmigung für den Zukauf konventioneller Zuchttiere können Landwirte nur dann beantragen, wenn keine biologischen Tiere verfügbar sind.

Mineralische Stickstoffdünger dürfen bei ökologischer Bewirtschaftung nicht mehr verwendet werden.

Nachsaaten müssen mit ökologisch zertifiziertem Saatgut erfolgen.

Je nachdem wie der Betrieb zuvor gewirtschaftet hat, können sich große oder kleine Änderungen im Betrieb und im betrieblichen Ablauf ergeben. Doch viele Betriebe halten die Vorgaben des ökologischen Landbaus bereits ein, ohne es zu wissen oder sich zertifizieren zu lassen.

Eine ausführliche Umstellungsberatung, bei der neben den produktionstechnischen auch förderrechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte geprüft werden, wird aus Mitteln der Rentenbank gefördert und von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein kostenlos angeboten. Ansprechpartner ist Björn Ortmanns, erreichbar unter Tel.: 0 43 31-94 53-327, E-Mail:­ bortmanns@lksh.de


Mutterkuhhaltung in Schleswig-Holstein

Auch in Schleswig-Holstein haben in den vergangenen Jahren viele Mutterkuhhalter den Schritt in die ökologische Bewirtschaftung vollzogen. Das Land Schleswig-Holstein unterstützt die Betriebe mit einer Flächenprämie in Höhe von 473 €/ha Dauergrünland im ersten und zweiten Jahr der Umstellung, in den Folgejahren in Höhe von 260 €/ha. Bei Flächen der Stiftung Naturschutz oder Flächen mit Kompensations- oder Ökokonto-Auflagen wird dieser Betrag um 60 €/ha gekürzt. Es erfolgt gegebenenfalls eine Verrechnung mit anderen Extensivierungsmaßnahmen wie Vertragsnaturschutz oder bestimmten Ökoregelungen. Eine Broschüre mit Informationen zur Umstellung auf Ökolandbau stellt die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein zum Download zur Verfügung: https://t1p.de/9earn

Björn Ortmanns
, Landwirtschaftskammer SH


Regen- und Brauchwasser nutzen

Eine weltweit immer knapper werdende Ressource ist Wasser. Um Trinkwasser zu sparen, können verstärkt Regen- und Brauchwasser genutzt werden. Die Umweltbelastungen der Tierhaltung und Lebensmittelproduktion zu verringern und möglichst ressourcenschonend zu arbeiten, ist die großen Herausforderung in Zeiten des Klimawandels. Welche Systeme braucht man dafür und wofür ist Regenwasser nutzbar? Mehr dazu im folgenden Beitrag.

Die Schweinehaltung benötigt viel Wasser. ln 1 kg Schweinefleisch stecken im globalen Durchschnitt knapp 6.000 l Wasser. Das ist der sogenannte Wasserfußabdruck von Schweinefleisch. Er umfasst das Tränk- und Reinigungswasser sowie den Wasserverbrauch für den Anbau des Futters.

In der Landwirtschaft gibt es grundsätzlich zwei Wasserquellen: blaues und grünes Wasser. Blaues Wasser stammt aus Flüssen und Seen oder aus dem Grundwasser. Es wird zur Bewässerung einzelner Kulturen und zum Tränken der Tiere genutzt. Grünes Wasser umfasst natürliche Niederschläge wie Regen oder Schnee. Im Gegensatz zum blauen Wasser wird das grüne Wasser nicht dem natürlichen Wasserkreislauf entnommen. Deshalb ist ein hoher Anteil an grünem Wasser gut für die Wasserbilanz eines Lebensmittels. Blaues Wasser wirkt sich hier eher ungünstig aus.

Mit durchschnittlich 700 bis 800 l/m2 Niederschlag fällt in Deutschland für die Produktion von Lebensmitteln fast überall ausreichend Regen. Bisher gibt es in Deutschland keinen flächendeckenden Wassermangel, doch im Zuge des Klimawandels entwickelt sich die Wasserverfügbarkeit regional unterschiedlich. ln einigen Regionen gab es bereits lokale oder regionale Engpässe. Weitere trockene Sommer und wenig Niederschlag im Winter würden die Wasserverfügbarkeit weiter verschlechtern. Auf der anderen Seite nehmen Starkregenereignisse zu. Es bietet sich daher an, das grüne Wasser aufzufangen und zu speichern, um es zu nutzen. Das entlastet die Trinkwasserversorgung in normalen Zeiten, aber vor allem auch in Trockenperioden.

Grünes Wasser in Zisterne auffangen

In Schweine haltenden Betrieben bieten die großen Dachflächen auf Scheunen, Lagerhallen und Ställen ideale Möglichkeiten, das Regenwasser aufzufangen. Es wird in großen Behältern, sogenannten Zisternen, gesammelt. Zisternen bestehen aus Kunststoff oder Beton und sind häufig im Boden eingelassen, um Licht und Wärme fernzuhalten. Aufgrund der Dunkelheit und der niedrigen Temperatur können sich keine Algen oder Mikroorganismen bilden. Filter im Zulauf reinigen das Regenwasser und ermöglichen eine problemlose Lagerung. Der Speicherbedarf muss für jeden Betrieb individuell berechnet werden. Wer die Größe des Regenspeichers ermitteln möchte, kann ein Online-Rechenprogramm nutzen, zum Beispiel unter https://regenwasseragentur.berlin/zisternen­groesse-berechnen/

Regenwasser kann in speziellen Zisternen unterschiedlicher Größe gespeichert werden.

Ist der Speicher voll, muss das Regenwasser entweder in das kommunale Abwassersystem eingespeist werden (meist kosten- und genehmigungspflichtig) oder besser noch in der unmittelbaren Umgebung versickern können. Diese Sickermulde hat als Bemessungsgrundlage die gesamte Dachfläche, auch wenn ein Regenspeicher vorhanden ist. Im ungünstigsten Fall, zum Beispiel bei Starkregen, muss bei gefülltem Speicher das überschüssige Wasser vollständig abgeleitet werden, da es sonst zu Überschwemmungen kommen kann.

Wofür kann man Regenwasser nutzen?

Die europäische Norm DIN EN 16941 regelt die Nutzung von Regenwasser. Regenwasser ist kalkfrei und kann überall dort eingesetzt werden, wo keine Trinkwasserqualität erforderlich ist. ln der Schweinehaltung wird es beispielsweise zur Reinigung der Ställe, zur Sprühkühlung oder Wasserverneblung bei Hitze eingesetzt, aber auch für die Reinigung von Feldspritzen, von Sozialräumen, die Toilettenspülung und die Bewässerung der Stallbepflanzung.

Erfahrungsgemäß kann etwa die Hälfte des Trinkwasserbedarfs durch Regenwasser ersetzt werden. Als Trink- und Tränkwasser ist Regenwasser jedoch nicht geeignet. Das Umweltbundesamt (UBA) schreibt auf seiner Homepage: „Auch wenn die hygienische Qualität von Regenwasser oft die Anforderungen an Badegewässer einhalten kann, ist sie nicht mit der von Trinkwasser vergleichbar.” Das Waschen von Stallkleidung und anderer Wäsche ist mit Regenwasser jedoch möglich. Ein weiterer Pluspunkt: Wegen der geringeren Wasserhärte benötigt man weniger Waschmittel.

Das UBA empfiehlt immungeschwächten Personen, in eine Wasseraufbereitungstechnik zu investieren. „Zwar werden beim Wäschewaschen mit Regenwasser durch Temperatur und Waschmittel gesundheitsgefährdende Keime in der Regel abgetötet. Beim anschließenden Spülen mit kaltem Wasser ist dies jedoch nicht sichergestellt, sodass Keime in die Wäsche übertragen werden können. Dieses Risiko kann nur durch eine geeignete Aufbereitung des Wassers oder durch anschließendes Bügeln der Wäsche ausgeschlossen werden.“

Regenwasser hat keine Trinkwasserqualität, kann aber für Reinigungszwecke verwendet werden. 

Brauchwasser als graues Wasser deklariert

ln der europäischen DIN EN 16941 ist auch die Verwendung von Grauwasser geregelt. Brauchwasser oder Grauwasser ist das Wasser, das aus Duschen, Badewannen und Handwaschbecken abfließt. Auch Wasser aus Waschmaschinen und Küchenspülen kann nach entsprechender Aufbereitung dazugehören. Es handelt sich also um leicht verschmutztes Wasser, das erst nach einer Reinigung wieder verwendet werden kann.

Brauchwasser kann ebenso wie Regenwasser für Bereiche genutzt werden, in denen keine Trinkwasserqualität erforderlich ist.

Laut Euronorm darf behandeltes Grauwasser für Toilettenspülungen und Gartenbewässerung sowie die Reinigung von Wäsche und Gegenständen genutzt werden. Die Verwendung als Trinkwasser, zur Körperhygiene sowie die direkte Nutzung ohne Aufbereitung sind verboten.

Der Einbau von Grauwassernutzungsanlagen ist laut Trinkwasserverordnung (TrinkwV) meldepflichtig, und der Betrieb muss dem zuständigen Gesundheitsamt schriftlich angezeigt werden. Das Wasser aus Dusche, Badewanne und Handwaschbecken wird in einer Grauwassernutzungsanlage gesammelt. ln einem zweistufigen Verfahren wird dieses zuerst biologisch gereinigt und anschließend durch Membranfiltration von den restlichen Schmutzpartikeln befreit. Sind die gesetzlichen Hürden genommen, bieten die Sammlung, Aufbereitung und damit Wiederverwendung von Grauwasser ein großes Einsparpotenzial von kostbarem Trinkwasser.

Wirtschaftlichkeit von Regen- und Brauchwasser

Regen- und Brauchwassernutzung ist Stand der Technik und in ganz Deutschland verfügbar. Allgemeingültige Aussagen zur Wirtschaftlichkeit sind jedoch schwierig, da jede Lösung betriebsindividuell zu betrachten ist. Generell lässt sich aber sagen: Bis zu 50 % der Trink- und Abwasserkosten können im Einfamilienhaus durch Regen- und Grauwassernutzung eingespart werden. Bei gewerblichen und öffentlichen Anlagen sind Einsparungen von über 90 % möglich.

Diese Einsparungen betreffen sowohl die Abwasser- als auch die Trinkwassermenge und deren Kosten. Je weniger Abwasser vom Betriebsgelände in die öffentliche Kanalisation gelangt, desto geringer sind die Gebühren für die energieintensive Abwasserreinigung. Jeder Kubikmeter Regenwasser, der für Reinigung und Bewässerung genutzt wird, ersetzt 1 m3 Trinkwasser, der so nicht den natürlichen Vorräten entnommen, aufbereitet und zu den Entnahmestellen der Kunden gepumpt werden muss. Langfristig spart das Geld und schont die wichtige Ressource Grundwasser.

Die Amortisationszeiten für private Regen- oder Brauchwassernutzungsanlagen liegen zwi­ schen zehn und 20 Jahren. Größere Anlagen in öffentlichen Gebäuden erreichen diese oft schon nach zehn Jahren, in der Industrie nach fünf Jahren, sodass für die Landwirtschaft von ähnlichen Amortisationszeiten ausgegangen werden kann. Generell hängt die Amortisationszeit von regionalen Faktoren wie Wasser- und Abwasserpreisen, eventuellen Förderungen und Abwassergebühren ab. Doch die Wirtschaftlichkeit ist hier nur ein Aspekt. Ebenso wichtig bei der Bewertung der Regenwassernutzung ist der ökologische Nutzen im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.

Grundstein der Bodenfruchtbarkeit

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Die optimale Einstellung des Boden-pH-Wertes ist wesentliches Instrument der Bodenfruchtbarkeit und legt die Grundlage für eine hohe Nährstoffeffizienz. Aufgrund von ablaufenden Versauerungsprozessen sowie Kalkverlusten über Auswaschung in den zurückliegenden regenreichen Monaten, der Düngung mit kalkzehrenden Mineraldüngern sowie des Entzuges mit dem Erntegut empfiehlt sich eine regelmäßige Überprüfung des Boden-pH-Wertes anhand von Bodenanalysen.

Die Überprüfung sollte anhand von Standardbodenuntersuchungen sowohl auf dem Acker- als auch auf dem Grünland erfolgen. Für Ackerböden ist ein höherer pH-Wert anzustreben als für Grünland. Die Messung des pH-Wertes erfolgt im Labor im Rahmen der Bodenuntersuchung gemäß der Methode des Verbands deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLufa) in einer Kalziumchlorid-Lösung. Der Kalkbedarf, abgeleitet über den gemessenen pH-Wert des Bodens, hängt maßgeblich von der Bodenart und insbesondere dessen Ton- und Humusgehalt ab.

Durch den Einsatz von kohlensaurem Kalk sowie Branntkalk konnten positive Auswirkungen auf verschiedene Bodenparameter, wie zum Beispiel eine verbesserte Wasser- und Luftführung, sowie eine Verbesserung der strukturellen und biomechanischen Eigenschaften auf schweren Böden der Marsch in gemeinsamen Versuchen der Landwirtschaftskammer und CAU-Kiel nachgewiesen werden.

Höherer und niedrigerer Ziel-pH-Wert

Es gilt zu beachten, dass mit steigendem Tongehalt ein höherer Ziel-pH-Wert besteht, während mit steigendem Humusgehalt niedrigere pH-Werte das Optimum abbilden. Um den Ziel-pH-Wert sicher zu erreichen und damit zu hohe oder zu geringe pH-Werte zu vermeiden, ist zur exakten Bestimmung der vorliegenden Bodenart unbedingt eine Schlämm­analyse auf die Sand-, Schluff- und Tonanteile vorzunehmen. Die Fingerprobe des Labors ist nur ein Hinweis und keine Bestimmung.

Im Bereich leichter Böden liegen die Bodenarten sehr dicht beieinander. Bereits geringe Abweichungen des Tongehaltes können eine andere Bodenart und damit andere Optima nachweisen. Den Bereich von 5 bis 17 % Tonanteil teilen sich die drei Bodenarten des lehmigen Sandes (Sl2, Sl3 und Sl4). Die durch die Schlämmanalyse bestimmte Bodenart kann auch für Analysen in den Folgejahren übernommen werden.

Die Ableitung des Kalkbedarfs (CaO) anhand der Bodenanalyse und entsprechend der Bodenart, dem pH-Wert und dem Tongehalt erfolgt auf Basis der Gehaltsklassen A bis E (Tabelle). Anzustreben ist stets die Gehaltsklasse C, die eine optimale Kalkversorgung definiert. Zur Absicherung der optimalen Versorgung ist auch in Stufe C eine Kalkdüngung notwendig (Erhaltungskalkung). In den Klassen A und B ist die Kalkversorgung der Böden vergleichsweise niedrig, sodass zur Durchführung der Gesundungskalkung höhere Kalkmengen notwendig sind (siehe Tabelle). Die höchste Klasse E weist keinen Kalkbedarf auf.

Die Wirkung der in der Praxis eingesetzten Kalkdünger ist sehr verschieden. Die Bodenart und der Zweck der Kalkung sind entscheidend für die Wahl des Kalkdüngers. In den Versorgungsstufen A und B ist das Aufkalken das Ziel, bei dem eine zügige Kalkwirkung anzustreben ist. Auch bei Böden mit hohen Ziel-pH-Werten ist eine hohe Reaktivität für eine schnelle Anhebung des pH-Wertes gewünscht.

Warum sollte man kalken?

Es sind vier Wirkungsweisen des Kalkes zu unterscheiden:

Die chemische Wirkung des Kalkes beruht auf dem Zusammenhang zwischen dem pH-Wert des Bodens und der Verfügbarkeit der Nährstoffe. Während Phosphat und Bor im schwach sauren bis neutralen Bereich (pH 6 bis 7) am besten verfügbar sind, nimmt die Löslichkeit der Spurenelemente (außer Molybdän) mit steigendem pH-Wert ab.

Die physikalische Wirkung beruht darauf, dass der Kalk Brücken zwischen den Tonteilchen bildet, es bilden sich stabile Bodenkrümel. Diese strukturverbessernde Wirkung ist besonders wichtig auf schweren Böden. Der Luft-, Wasser- und Wärmehaushalt des Bodens verbessert sich. Die Tragfähigkeit des Bodens erhöht sich. Dies ist heute besonders wichtig im Zusammenhang mit höherem Bodendruck durch immer schwerere Maschinen.

Neben dieser indirekten Wirkung durch die Bodengare werden auch Bodenlebewesen direkt durch einen optimalen pH-Wert begünstigt. Damit hat der pH-Wert einen Einfluss auf wichtige Abbau- und Umbauprozesse im Boden, Zersetzung der Erntereste, Aufbau stabiler Humusformen und somit Verbesserung der Nährstoff-Austauschkapazität

Je nach Kalkart werden dem Boden die Nährstoffe Kalzium, Magnesium, gegebenenfalls Phosphat, Schwefel sowie Spurnährstoffe zugeführt.

Eine gute Verfügbarkeit der Haupt- und Spurnährstoffe ist nur gewährleistet, wenn auch der pH-Wert im Boden im Optimum liegt. Die Ziel-pH-Werte steigen mit höheren Tongehalten des Bodens an. Hier gewinnt die strukturverbessernde Wirkung des Kalkes an Bedeutung. Jedoch gibt es damit auch eine zunehmende Immobilisierung der Spurenelemente Eisen, Mangan, Kupfer und Zink. Am stärksten ist dieser Zusammenhang beim Nährstoff Mangan festzustellen. Dies sollte bei der Spurenährstoffdüngung berücksichtigt werden.

Eine regelmäßige Überprüfung des Boden-pH-Wertes anhand von Standardbodenuntersuchungen gemäß VDLufa-­Methode in einer Kalziumchlorid-Lösung ist zu empfehlen.

Kalkwahl und Ausbringmenge

Die Kalkwirkung der in der Praxis am gängigsten eingesetzten Kalkdünger ist dabei unterschiedlich. Bei einer Aufkalkung sowie bei Böden mit hohem Ziel-pH-Wert wird eine schnelle Kalkwirkung angestrebt, um den gewünschten optimalen Zustand zügig zu erreichen. Zu diesem Zweck sind Branntkalke oder Mischkalke mit Branntkalkanteil, aber auch Coccolithenkalke (zum Beispiel Faxekalk) sehr gut geeignet, da im Vergleich zum kohlensauren Kalk (CaCO3) beim Einsatz von Branntkalk (CaO) sehr schnell eine Erhöhung des pH-Wertes erreicht wird.

Für leichte Böden und zur Erhaltungskalkung in der Versorgungsstufe C sind vor allem kohlensaure Kalke mit einer langsameren, länger anhaltenden Kalkwirkung besser geeignet. Eine zu schnelle Umsetzung würde sonst leicht zu einer Überschreitung des Ziel-pH-Wertes und damit zur Nährstofffestlegung (beispielsweise von Phosphat, Mangan) führen. Hier sind dolomitische Kalke, mit größeren Anteilen von Magnesiumcarbonat, geeignet, insbesondere dann, wenn es um die Erhaltungskalkung geht.

Auch die zusätzliche Magnesiumzufuhr ist positiv zu bewerten. Für schwere, tonreiche Böden sind die hochreaktiven Kreidekalke besser geeignet. Sie zeigen besonders bei einer Gesundungskalkung eine sehr gute Wirkung. Die Wahl des Kalkdüngemittels wird auch dadurch bestimmt, welche weiteren Nährstoffe, beispielsweise Magnesium, benötigt werden.

Die in der Bodenanalyse ausgewiesene CaO-Bedarfsmenge darf nicht mit der notwendigen Produktmenge des Kalkdüngers verwechselt werden, da die im Markt befindlichen Kalkdünger meist nicht zu 100 % CaO enthalten. Zudem ist oftmals der Neutralisationswert in % CaO für das Produkt angegeben, um auch weitere pH-Wert-wirksame Bestandteile wie beispielsweise Magnesiumoxid (MgO) mit zu berücksichtigen. Zudem liegen die meisten Kalkdüngemittel in Form von CaCO3 vor. Daher sind die in CaO angegebenen Bedarfsmengen mit dem Faktor 1,78 zu multiplizieren, um den Bedarf eines in CaCO3-Form angegebenen Kalkdüngemittels zu berechnen.

Das Düngeplanungsprogramm der Landwirtschaftskammer gibt hier Hilfestellung, da diese Angaben bereits berücksichtigt werden. Dennoch kann anhand des produktspezifischen Neutralisationswertes die benötigte Produktmenge auch manuell errechnet werden:

Kalkbedarf (dt CaO/ha) / CaO-Anteil-Neutralisationswert (t CaO/t Produkt) = Produktmenge (dt/ha).

Soll zum Beispiel ein Kalkbedarf von 10 dt CaO/ha gedeckt werden und der Neutralisationswert des eingesetzten Kalkes beträgt 50 % CaO, muss eine Gesamtproduktmenge von 20 dt/ha ausgebracht werden.

Mit besonderem Blick auf die Gesundungskalkung in den Gehaltsklassen A und B sollten maximale Kalkgaben für die gesamte Krume nicht überschritten werden. Dies sind bei leichten Böden (S, hS) 30 dt CaO/ha, bei mittleren Böden (lehmiger Sand l´S, lS, ĪS) 60 dt CaO/ ha und bei schweren Böden (sL, L) 80 dt CaO/ha. Der in den Richtwerten angegebene Kalkbedarf bezieht sich auf einen Zeitraum von drei Jahren. Überschreitet der angegebene Kalkbedarf die Maximalgabe, dann sollte die Kalkung aufgeteilt werden.

Weitere Düngeempfehlungen und Mengen sind den „Richtwerten für die Düngung 2024“ der Landwirtschaftskammer zu entnehmen. Die Kalkung kann grundsätzlich zu jeder Jahreszeit erfolgen. Da eine gute Vermischung und die Bodenstruktur schonende Ausbringung anzustreben ist, bietet sich die Ausbringung vor der Aussaat in Herbst oder Frühjahr an.

Fazit

Die Bodenfruchtbarkeit legt den Grundstein für das Ertragspotenzial eines Standortes. Um ebendiese zu fördern, lohnt sich ein Blick auf den pH-Wert und eine darauf ausgelegte Kalkdüngeplanung auf Basis der „Richtwerte für die Düngung 2024“, denn die Haupt- und Spurennährstoffe liegen in Abhängigkeit von der Bodenart zu einem spezifischen pH-Wert in pflanzenverfügbarer Form vor und können bei einem ungünstigen pH-Wert in einen Mangelzustand geraten.

Empfehlungen zum Herbizideinsatz im Winterraps 2024, Teil 1

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Schon deutlich vor dem Ernte­termin des Winterrapses wurde in diesem Jahr das zum Teil große Unkrautpotenzial auf einigen ­Flächen sichtbar. Kamille, Kornblume, Klatschmohn, Rauken und Disteln überragten einige Bestände. Vorherige Lücken, vor allem durch den Befall mit Rapserdfloh verursacht, wurden von diesen dominanten Arten genutzt. Der Artikel gibt Hinweise zur Herbizidstrategie.

Rückblickend auf die vergangenen Jahre hat sich die Strategie der Unkrautbekämpfung – von ehemals ausschließlich Bodenherbiziden in hohen Aufwandmengen – verändert, da einerseits das Portfolio der Nachauflaufherbizide größer geworden ist, aber andererseits auch, weil zusätzliche Einflussfaktoren wie Schädlingsbefall oder Witterung verstärkt an Bedeutung gewonnen haben. Somit sind für den Einsatz der Bodenherbizide und deren Intensität neben dem eigentlichen Unkraut- und Ungrasspektrum auch noch zusätzliche Aspekte relevant:

Wie gelingt eine erfolgreiche Etablierung des Rapses bei möglicher Trockenheit in der kritischen Jugendphase?

Wie stark sind der frühe Zuflug des Rapserdflohs und der damit verbundene Reifungsfraß?

Muss eventuell aufgrund der vorherigen Punkte der Raps umgebrochen werden?

Unter diesen drei Gesichtspunkten rücken die Nachauflaufherbizide stärker in den Vordergrund – mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass man auf einige Unkrautarten situativer reagieren kann, vorausgesetzt, dass das Wirkungsspektrum der Nachauflauf-Herbizide dies ermöglicht. Aber Vorsicht, nicht immer ist ein Verzicht auf Bodenwirkstoffe wie Metazachlor und/oder Clomazone ratsam! Ausschlusskriterien sind beispielsweise das Auftreten von Ackerfuchsschwanz und/oder Wegrauke.

Hier die richtige Entscheidung zu treffen, setzt einerseits Flächen-, zum anderen auch Unkrautkenntnis voraus. Die Wirkstoffe haben zum Teil ein gut abgegrenztes Wirkungsspektrum, sodass damit ein zielgenauer Einsatz möglich ist. Zusätzlich können mitunter erhebliche Herbizidkosten für nicht notwendige „Komplettlösungen“ eingespart werden. Allgemein gilt: Der Einsatz der Wirkstoffe sollte sich an den Problemunkräutern beziehungsweise Ungräsern orientieren, alles andere sind Mitnahmeeffekte. Stellvertretend werden vier Szenarien vorgestellt.

So ein massiver Besatz mit Wegrauke erschwert die Ernte ungemein.
Die Kornblume zeichnet nach dem Herbizideinsatz, die Ochsenzunge kann nur noch aufwendig mit 2,0 l/ha Stomp Aqua in der Vegetationsruhe bekämpft werden. Im Vorauflauf hätten 0,6 l/ha gereicht.
Solch starker Besatz mit Storchschnabel ist ein Fall für den Belkar Power Pack (Splitting-Anwendung erforderlich). 
Auch größere Pflanzen werden erfasst.

Szenarien mit vier Unkräutern

Ackerfuchsschwanz: Im Zuge ansteigender Resistenzentwicklung gegen blattaktive FOP und DIM kommt man am Bodenwirkstoff Metazachlor nicht vorbei. Der Einsatz beispielsweise von Fuego oder Fuego Top (+ Quinmerac gegen Klettenlabkraut, Kerbel und Gefleckten Schierling) erfordert aber ein gewisses Fingerspitzengefühl. Nachfolgende Niederschläge sichern den erforderlichen Wirkungsgrad gegen Ackerfuchsschwanz und auch Kamille-Arten. Starkregen dagegen führt zu Stress bei den Rapspflanzen, der besonders in Jahren mit hohem Rapserdflohdruck durchaus einmal kritisch werden kann. Die Rapsbestände werden kurzzeitig in ihrer Entwicklung gehemmt und können dann dem Blattfraß des Rapserdflohs nicht davonwachsen. Hier befindet man sich in einer Zwickmühle, denn ein hoher Wirkungsgrad gegen Ackerfuchsschwanz ist nahezu Pflicht, damit der Druck auf die stark resistenzgefährdeten Blattherbizide Focus Ultra und Select 240 EC nicht zu groß wird. Wo diese beiden Herbizide schon nicht mehr wirken, ist der Einsatz von Metazachlor umso bedeutender, um überhaupt den Kerb-Flo-Termin in der Vegetationsruhe zu erreichen.

Wegrauke: Wer schon einmal Raps mit durchgegangener Rauke dreschen musste, wird diese Erfahrung so schnell nicht vergessen. Sikkation ist nicht mehr erlaubt, und somit hat die Bekämpfung der Rauke-Arten eine noch viel größere Bedeutung. Die sicherste Möglichkeit gegen die Wegrauke garantiert der Wirkstoff Clomazone (zusätzlich werden zum Beispiel Klettenlabkraut und Vogelmiere erfasst, absolute Schwäche sind Kamille-Arten). Allerdings lässt sich der Wirkstoff aufgrund spezieller Clomazone-Auflagen (Übersicht 1 und 2) nicht überall problemlos einsetzen. In diesen Fällen ist eine Nachauflaufbehandlung mit Fox notwendig. Ein Splitting im frühen Stadium zeigt höhere Wirkungsgrade (ab Vierblattstadium des Rapses 0,3 l/ha, gefolgt im ES 16 mit 0,5 bis 0,7 l/ha) als die Einmalbehandlung. Eine Kombination mit Runway erreicht Zusatzleistungen gegen Kornblume, Kamille und Klatschmohn. Jahresbedingt schwierig zu handhaben sind die Bedingungen, die auch einmal einen Einsatz unmöglich machen. Mit Ausnahme von Runway und Effigo sind mit Fox keine anderen Mischungspartner möglich. Zusätzlich müssen zum Zeitpunkt der Behandlung die Rapsblätter absolut trocken sein, da es sonst zu Blattflecken, den typischen Fox-Sprenkeln, kommen kann. Zwischen der Herbizidmaßnahme und dem Einsatz eines Wachstumsreglers, Insektizids oder Gräserherbizids sollten (fünf bis) sieben Tage liegen, da sich die Wachsschicht des Rapses erst wiederaufbauen muss. In einem regenreichen Herbst oder täglich taunassen Beständen kommt man da sehr schnell an seine Grenzen. Alternativ den sehr breit wirkenden Belkar Power Pack einzusetzen, ist aufgrund der ausschließlich unterdrückenden Wirkung nur bei einem geringen Wegrauken-Besatz eine Option.

Ochsenzunge beziehungsweise Ackerkrummhals kam früher vorzugsweise auf sehr leichten Standorten vor, aber inzwischen hat die Pflanze sich auf sämtlichen Standorten mit intensivem Rapsanbau etabliert. Ihr Auftreten sollte man kennen, denn sie kann wirksam nur mit dem Wirkstoff Pendime­thalin im Stomp Aqua (weitere Stärke ist Klatschmohn) bekämpft werden. Die Bekämpfung ist am einfachsten im Vorauflauf mit 0,5 bis 0,7 l/ha Stomp Aqua als Mischpartner zu Metazachlor oder Clomazone möglich und damit um ein Vielfaches wirkungssicherer und preislich deutlich attraktiver als die Nachauflaufvariante mit 2,0 l/ ha Stomp Aqua in der Vegetationsruhe. Allein den Begriff Vegetationsruhe zu definieren, war in der Vergangenheit bei den wärmeren Wintern schwierig genug, und bis dahin haben die Ochsenzunge-/Krummhals-Pflanzen eine beachtliche Größe erreicht, sodass kein Spielraum für eine Reduzierung der Aufwandmenge gegeben ist. Beide möglichen Termine, Vorauflauf sowie Vegetationsruhe, sollten unbedingt eingehalten werden, da sonst Verträglichkeitsprobleme für die Kultur drohen. Der Einsatz des Belkar Power Packs hat in der Vergangenheit zu schwankenden Ergebnissen geführt.

Storchschnabel-Arten konnten in der Vergangenheit nur im Vorauflauf mit dem Bodenwirkstoff Dimethenamid-P, enthalten in Butisan Gold und Butisan Kombi, oder Napropamid, zum Beispiel Colzor Trio und andere, bekämpft werden. Mit der Einführung des Produkts Belkar (Wirkstoff Halauxifen-Methyl, Synonym Arylex) hat sich eine sehr gute Alternative im Nachauflauf aufgetan. Auch größere Storchschnabel-Pflanzen werden meist sicher erfasst. Aber Achtung, erfolgt kein Einsatz von Metazachlor im Vorauflauf, muss Belkar zwingend in Kombination mit Synero (Wirkstoff Aminopyralid = Runway VA) als Belkar Power Pack appliziert werden, denn Belkar solo hat eine ausgesprochene Kamille-Schwäche. In Kombination mit Synero werden Unkräuter wie Kamille, Kornblume, Klatschmohn, Hundskerbel, Klettenlabkraut und Hirtentäschel weitestgehend bekämpft. Als Bekämpfungslücke bleiben sämtliche Ungräser wie Ackerfuchsschwanz und Einjährige Rispe und so weiter.

Mögliche Spritzstrategien

Je nach Unkrautspektrum ergeben sich viele mögliche Spritzstrategien, nachfolgend werden einige vorgestellt:

• Breite Mischverunkrautung mit Wegrauke, aber ohne Ackerfuchsschwanz und Einjährige Rispe:

Basiswirkstoff Clomazone gegen Wegrauke, dann im Nachauflauf Belkar Power Pack

0,25 bis 0,3 l/ha Clomazone 360 CS im VA

0,25 l/ha + 0,25 l/ha Belkar Power Pack (Belkar + Synero) ab ES 12

Wegrauke, Hirtentäschel, Kamille, Storchschnabel-Arten, Klettenlabkraut, Kornblume, Klatschmohn, Ackerstiefmütterchen

Tipp: zwingend Synero dazu, da Clomazone und Belkar eine Kamille-Schwäche haben

• Breite Mischverunkrautung mit Wegrauke und Ackerfuchsschwanz, Einjähriger Rispe

-> Basiswirkstoffe Clomazone gegen Wegrauke und Metazachlor gegen Ackerfuchsschwanz und Rispe

1,0 l/ha Fuego + 0,25 bis 0,3 l/ha Clomazone 360 CS im VA

-> Wegrauke, Hirtentäschel/Ackerhellerkraut, Kamille, Klettenlabkraut; Lücke: Klatschmohn, Storchschnabel-Arten, Ackerstiefmütterchen, Ochsenzunge/Ackerkrummhals, Hundskerbel, (Kornblume: Nebenwirkung durch Clomazone, oft nicht ausreichend)

-> Tipp: bei stärkerem Klettenlabkraut-Druck und/oder Geflecktem Schierling sollte anstelle von Fuego alternativ Fuego Top (zusätzlich Wirkstoff Quinmerac) zum Einsatz kommen; gute Zusatzwirkung gegen Hundskerbel

Möglichkeiten, um Lücken zu schließen:

+ 0,2 l/ha Runway VA -> Kornblume, Klatschmohn; Lücke: bei Ochsenzunge/Ackerkrummhals sowie Storchschnabel-Arten und/oder

+ 0,5 bis 0,7 l/ha Stomp Aqua -> + Ochsenzunge/Ackerkrummhals, Klatschmohn oder

ab ES 12 0,25 l/ha Belkar  Storchschnabel-Arten (Hundskerbel, Klatschmohn)

2,0 bis 2,5 l/ha Butisan Kombi + 0,2 l/ha Clomazone 360 CS im VA

-> Wegrauke, Hirtentäschel, Ackerhellerkraut, Kamille, Storchschnabel-Arten, Klettenlabkraut; Lücke: Kornblume, Stiefmütterchen, Ochsenzunge/Krummhals, Hundskerbel

-> Die aufgrund der Abstandauflagen clomazonefreien Ränder/Bereiche müssen gegen Wegrauke mit Fox nachgearbeitet werden (Belkar hat nur eine unterdrückende Wirkung).

• Wegraukenfreie Standorte, aber mit Ackerfuchsschwanz

Vorauflauf (VA)

2,0 bis 2,5 l/ha Butisan Gold -> Kamille, Storchschnabel-Arten, Klettenlabkraut (normaler Besatz); Lücken: Wegrauke, Kornblume, Ackerstiefmütterchen, Ochsenzunge/Ackerkrummhals

1,5 l/ha Fuego Top + 0,2 l/ha Runway VA -> Kamille, moderater Besatz Klatschmohn, Kornblume, Ackerstiefmütterchen, Klettenlabkraut nicht immer ausreichend; Lücke: Wegrauke, ­Storchschnabel-Arten

1,5 l/ha Fuego Top + 0,5-0,7 l/ha Stomp Aqua (Kombination muss im VA fallen) -> Kamille, Ochsenzunge/Krummhals, Klatschmohn, Teilwirkung Ackerstiefmütterchen, Klettenlabkraut nicht immer ausreichend); Lücke: Wegrauke, Kornblume, Storchschnabel-Arten

-> bei Bedarf Nachlage: Splitting-Nachlage mit Fox 0,3 und 0,7 l/ha -> Wegrauke, Ackerstiefmütterchen, (Ochsenzunge/Ackerkrummhals), bei frühem Einsatz gute Teilwirkung auf Storchschnabel-Arten und/oder Runway VA 0,2 l/ha -> Kornblume, Ackerstiefmütterchen

-> 0,2 l/ha Runway ebenfalls möglich, dann aber NG 349 beachten!
(inklusive Synergismus von Fox und Runway)

• Breite Mischverunkrautung ohne Wegrauke und stärkeren Druck von Ochsenzunge/Ackerkrummhals und Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, Weidelgräser, Einjährige Rispe

ES 12: Belkar Power: 0,25 l/ha Belkar + 0,25 l/ha Synero

ES 16: 0,25 l/ha Belkar

Der Vorteil dieser bodenherbizidfreien letzten hier gezeigten Variante liegt darin, dass der Herbizideinsatz erst erfolgt, wenn der Raps sich etabliert hat. Besonders bei schwierigen Auflaufbedingungen (Trockenheit, Verschlämmung/Verkrustung der Bodenoberfläche nach Starkregen oder früher Rapserdflohzuflug) erfolgt kein zusätzlicher Stress durch Bodenwirkstoffe. Eventuell doch notwendige Rapsumbrüche wären unkomplizierter. Allerdings ist diese Variante keine Option auf Flächen mit Ackerfuchsschwanz-Besatz, besonders vor dem Hintergrund, dass vielerorts die blattaktiven Herbizide Focus Ultra und Select 240 EC beziehungsweise VextaDim resistenzbedingt schwächeln. Die Ackerfuchsschwanz-Pflanzen hätten zum optimalen Kerb-Flo-Termin eine Größe und Wurzeltiefe erreicht, dass dann auch Kerb Flo an seine Grenzen kommt.

Des Weiteren müssen die Einsatzbedingungen von Belkar beachtet werden. Nicht jede Kombination ist möglich (Übersicht 3).

Eine Übersicht über die zugelassenen Herbizide mit den dazugehörigen Auflagen und Erläuterungen findet sich auf den Seiten 7 bis 12 auf unser Homepage unter dem Link: https://t1p.de/zzr2y

Bekämpfung von Ausfallgetreide

Je nach Bodenbearbeitung, Gräserdruck und jahresbedingtem Auflaufverhalten sind ein bis zwei Anwendungen gegen Ausfallgetreide notwendig. Durch die Vor­auflaufbehandlung mit den Bodenwirkstoffen Metazachlor beziehungsweise Metazachlor + Dimethenamid-P werden einige frühzeitig auflaufende Ungräser zum Teil erfasst, Ausfallgetreide allerdings kaum.

Herrschen vor der Rapsbestellung sehr trockene Bedingungen, läuft im Vorwege wenig Ausfallgetreide auf. Dies geschieht dann meist zu einem frühen Zeitpunkt in der Kultur, sodass dann ein früher Einsatz eines FOP-Herbizids (zum Beispiel Agil S, Targa Super) notwendig wird, da sonst der Raps sehr schnell unterdrückt würde. Die Applikationen sollten erfolgen, wenn das Ausfallgetreide ein bis drei Blätter hat.

Wurde im Vorauflauf mit Clomazone gearbeitet, muss das Durchgrünen des Ausfallgetreides abgewartet werden. Für die Ausfallgetreidebekämpfung steht eine Vielzahl von Produkten aus der Gruppe der FOP zur Verfügung. Eine weitere notwendige, zweite Behandlung kann dann oft mit einem Wachstumsregler und/oder Insektizideinsatz gegen Rapserdfloh kombiniert werden. Die Wachstumsregler wirken dabei zusätzlich oft wie Additive und verbessern die Wirkstoffaufnahme. Gelistete Zusatzstoffe bringen nur bei Soloanwendungen einiger Graminizide Wirkungsverbesserungen. Bei geringem Gräserdruck ist eine spätere Einmalanwendung ausreichend.

Wegrauke und Ackerfuchsschwanz zählen zu den Problempflanzen im Raps.
Die Ausfallgerste ist hier schon eine enorme Konkurrenz zum auflaufenden Raps. Eine frühe Behandlung ist zwingend erforderlich.
Hirtentäschel und Babarakraut – beides Kreuzblütler, aber nur das Hirtentäschelkraut ist einfach zu bekämpfen.